Cover

Die Straßen waren von einer unendlichen Stille durchflutet. Das einzige Geräusch was ich hören konnte war das feine Prasseln des Regens auf meinen Regenschirm. Meine Finger froren. Ich wechselte ein paar mal die Hand, mit der ich den Schirm festhielt und ging weiter. Ich weiß nicht mehr genau, wieso ich an einem solchen Tag einen Spaziergang machte. Aber irgendetwas war es, das mich dazu trieb. Also tat ich es. Ich bereute fürchterlich, dass ich mir keine Jacke angezogen hatte. Es schien von Schritt zu Schritt kälter zu werden. Dann, nach einer Weile, hielt ich an einer kleinen Gasse an. Hier konnte ich mich unterstellen. Für's Erste. Ich schloss meinen Regenschirm und legte ihn beiseite. Dann setzte ich mich auf den einigermaßen trockenen Asphalt. Die Gasse war ziemlich eng und dunkel, weshalb ich einiges nicht wirklich erkennen konnte. Doch war ich mir sicher, in der Ecke etwas Merkwürdiges erkannt zu haben. Ich kroch auf allen Vieren nach vorn, setzte mich, als ich zirka einen Meter von dem Ding entfernt war, wieder auf den Boden. Ich traute mich nicht es zu berühren. Es war verhüllt mit Decken, so viel konnte ich erkennen, und höchstens doppelt so groß wie ich. Langsam streckte ich meine Hand danach aus, berührte es vorsichtig. Es machte keine Anstalten sich zu bewegen, also drehte ich es ein wenig zur Seite. Ich schrak auf, als ich erkannte, dass es ein Mensch war. Ein Junge. Ungefähr so alt wie ich, oder ein Jahr älter. Er schien bewusstlos zu sein. Ich berührte sein Gesicht, zog meine Hand weg, als er seine Nase rümpfte. Langsam öffneten sich seine Augen, er blinzelte mich an und erschrak ein wenig, schrie aber nicht. Dann setzte er sich langsam auf, rieb sich den Kopf. Er war schmutzig, seine Haare waren dunkelbraun und etwas filzig. An seine Augen werde ich mich immer erinnern können. Kristallblau, von weitem könnte man sogar meinen, sie wären fast weiß. Er sagte nichts, schaute lediglich zu Boden. Dann erhob ich meine Stimme. „Mein Name ist Julie.“ Er schwieg immer noch. Ich versuchte seine Schulter zu berühren, doch er stieß meine Hand zur Seite und richtete sich auf. „Bitte, bleib doch.“, sagte ich sanft. Er schaute auf mich nieder. „Mein Name ist Jack.“, stellte er sich fast unhörbar vor. Ich lächelte ihm entgegen. „Schön dich kennen zu lernen, Jack.“ Er rieb sich seine Augen und ging an mir vorbei. „Jack!“ Ich rief ihm nach und stand auf, lief ihm hinterher und griff nach seiner Schulter. Er drehte sich zu mir um und schaute mich mit einem wütenden, fast unheimlichen Blick an. „Du weißt nicht wer ich bin. Wieso also bist du so nett zu mir?“ Ich griff nach meinem Regenschirm. „Du siehst aus, als würdest du Hilfe brauchen, Jack.“, flüsterte ich. Er ging einen Schritt zurück. Ich öffnete meinen Regenschirm und hielt ihn über seinen Kopf, sodass er nicht nass werden konnte. „Ich werde dir helfen.“ „Danke, Julie.“

Impressum

Texte: Coverbild von dannyst @deviantart. Bearbeitung des Coverbildes von mir.
Tag der Veröffentlichung: 26.04.2011

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