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Vermeidung von Wirtschaftskriminalität in
Unternehmen durch effizientes
Korruptionscontrolling
Dr. rer. oec. Frank Mirko Kisch

2.3.4 Zusammenhang und Aufgabenverteilung zwischen strategischem und operativem Controlling

Die strategischen und operativen Aufgaben kann das gesamte Controlling nur unter der Voraussetzung verwirklichen, dass die Aufgaben der Planung, Kontrolle, Informationsversorgung und Koordination gleichzeitig und ineinander greifend Beachtung finden.

Sowohl auf der strategischen als auch auf der operativen Ebene des Controllings umfasst das Aufgabengebiet insbesondere den Aufbau und die Durchführung der strategischen und operativen Planung und deren Überwachung, aus der dann i. d. R. Informationen für die Unternehmensführung generiert werden.

Die elementaren Unterschiede der obliegenden Aufgabenfelder unter Anwendung verschiedener Instrumente und Methoden liegen in der grundsätzlichen Zielausrichtung, in dem jeweiligen Zeitraum und in dem Aspekt, dass sich das strategische Controlling gegenüber der operativen Variante verstärkt an grundsätzlichen Faktoren orientiert. Dazu gehört z. B. die Bereitstellung von Informationen über die Auswahl, den Freigabezeitpunkt oder auch den Abbruch von geplanten Vorhaben bzw. Projekten bereitzustellen. Die operative Ebene zielt darauf ab, bestehende Probleme mit Hilfe eines Soll-Ist-Vergleiches aufzudecken. Die Informationen beruhen i. d. R. auf vergangenen Erkenntnissen, und stellen demzufolge eine Feedback-Ausrichtung dar. Bei dieser Feedback-Orientierung muss es immer erst zu Abweichungen kommen, bevor Vorschläge des Controllings unterbreitet werden. Vor diesem Hintergrund befasst sich das operative Controlling mit der Planung und Analyse der aktuellen Vorgänge innerhalb eines laufenden Projekts im Wirtschaftsunternehmen. Dabei werden durch die vom strategischen Controlling in der Vergangenheit vorgeschlagenen und i. d. R. vereinbarten langfristigen Entscheidungen die Möglichkeiten von operativen Aktivitäten und Ziele eingeschränkt. Die strategische Ebene diagnostiziert die Wirkung verschiedener Strategien auf einen geplanten Zielzustand, bei dem es sich im Regelfall „(…) um die langfristige Planungsextrapolation handelt, d. h. es wird eine Feedforward-Analyse vorgenommen.“ Der Gedanke bei der Feedforward-Orientierung liegt darin, dass bereits das Auftreten von Störfaktoren direkt zu korrigierenden Maßnahmen führt, so dass es während der Praktizierung bestimmter Aktivitäten zu keinen unerwünschten Abweichungen kommt, weil innerhalb des Controllings bestimmte Frühwarnindikatoren bestehen und eingesetzt werden.

Für das Generieren von Informationsquellen zur Früherkennung von in der Zukunft liegenden potenziellen Schwierigkeiten stehen dem strategischen Bereich Instrumente zur Verfügung, durch die es bei der Identifizierung und Beseitigung dieser nach den Ausführungen von Mayer (1992) unterstützt wird.
Bei dem strategischen Aspekt ist der Eintritt geplanter Ereignisse vor dem Hintergrund der sich zügig ändernden Umfeldbedingungen unsicher. Eine grundsätzliche Differenz der beiden Ebenen liegt in ihrem temporären Wirkungsbereich. Strategisches Controlling gelangt erst jenseits des Zeithorizonts zum Vorschein, das operative Projektcontrolling greift demgegenüber nur bis zu diesem Zeithorizont. Operatives Controlling dient der Identifizierung und der Beseitigung von aktuellen Problemen (…) und der Transformation „(…) der strategischen Planung in die operative Planung und dem Soll-Ist-Vergleich,“ das bedeutet insgesamt der aktive Beitrag zur erfolgreichen Steuerung unternehmerischer Aktivitäten.

Die in den vorangegangenen Abschnitten skizzierten Inhalte zielen auf das Controllingverständnis im klassischen Sinne ab. Die Formulierungen in der Einführung und Problemstellung dieser Arbeit deuten bereits an, dass es in Wirtschaftsunternehmen zunehmend zu unerlaubten Handlungen von Mitarbeitern aller Ebenen kommt. Um entschieden gegenüber unerlaubten Handlungen oder Bestechung vorzugehen, bzw. um derartiges Verhalten einzudämmen ist ein Korruptionscontrolling erforderlich, dessen zu erfüllenden Aufgaben und das elementare Grundverständnis auf der in Kapitel 2 der Arbeit erarbeiteten Controllingverständnis aufbaut und in Kapitel 4 präsentiert wird.

Im nächsten Grundlagenkapitel 3 soll ein grundsätzliches Verständnis des Begriffs Korruption herausgearbeitet werden.


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Tag der Veröffentlichung: 08.11.2010

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