Erfahrungsbericht einer leidgeprüften Frau
Wie er mich am schnellsten nicht kriegt!
von Tinda Lavoh
Galgenhumor ... Genau das war es, was mich dazu bewogen hat, dieses Buch zu schreiben. Es ergeht an alle Ladys da draußen, die meinen Schmerz, mein Fremdschämen für die Gesellschaft, den Muskelkater vom Lachen, aber leider auch die Tränen des Ärgers nachvollziehen können. Ja, dieses Buch ist für euch und für all jene, die gewisses Fehlverhalten im heutigen Onlinedating besser verstehen und sich gegen drohende Fallen wappnen wollen.
Vorweg muss ich sagen: Es gibt ihn! Den einen, aber nicht den perfekten oder richtigen Mann, sondern jenen, der denselben Knall hat wie man selbst, man sich daher unverschämt gut ergänzt und das Talent des Verrücktseins gemeinsam noch perfektionieren kann. Also an die drei Prozent der Männer da draußen, die es wagen, diese Zeilen zu lesen – und ganz klar, weiter traut ihr oder bemüht ihr euch nicht, denn es könnte anstrengend werden :p – ihr seid großartig und für euch lohnt es sich, den Dating-Wahnsinn im Internet durchzuhalten.
Zu den Inhalten: Gleich zu Beginn: Ja, viele Themen triefen vor Sarkasmus, Zynismus und Übertriebenheit. Ja, das ist bewusst so gewählt und dient auf keinen Fall dazu, Personen, Einstellungen, Tatsachen etc. in ein respektloses Licht zu rücken, beleidigend zu werden oder zu verletzen. Dies ist keineswegs meine Intention. All jene, die dennoch einen schwachen Magen haben, sensibel sind oder sich persönlich angegriffen fühlen könnten: Bitte lest ab hier lieber nicht weiter. Es wäre schade, es dann in einer schlechten Bewertung enden zu lassen, denn das Werk ist mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu betrachten und nicht alles ist so ernst zu nehmen. Es werden bewusst Klischees breitgetreten, Dinge überzeichnet betrachtet, um mehr Humor darin zu verstreuen, daher kann und werde ich mich nicht dafür entschuldigen. In diesen Beispielen werden keine Personen direkt angegriffen oder namentlich genannt. Sollte sich allerdings jemand dennoch angesprochen fühlen oder sich wiedererkennen: Du bist es NICHT ;).
Zu meiner Wenigkeit: Ich bin eine klassische „Zu-Frau“, nämlich zu direkt, zu intelligent, zu anstrengend, zu frech, zu quirlig, zu attraktiv, zu stur, zu temperamentvoll, zu ehrlich, zu abenteuerlustig, zu anspruchsvoll, zu erfolgreich, zu wählerisch, zu sportlich, zu stark, zu durchgeknallt ... also eine absolut unmögliche Mischung, die „Mann“ einfach nicht sucht und noch weniger braucht. Schon gar nicht als strikte Nichtraucherin im Naturmaß von 1,78m. Als Emoji würde ich nun die zuckenden Schultern und das Smiley mit der Sonnenbrille wählen. Vielleicht gibt es ja Schwestern im Geiste, die das hier lesen und genau verstehen, was ich meine. Also an alle Frauen, die mit einfachen Strickmustern im Leben und pragmatischem Geplänkel nicht lange Vergnügen finden, denn dieses Buch wird euch amüsieren. Aber seid gewarnt, es sind bittere Erfahrungswerte enthalten. Ihr müsst also stark sein, wenn ihr mich dabei begleitet, wie ich über Monate dem großen „T“-, „L“-, „B“-, „FB D“- und „P“- Phänomen beigewohnt habe und Dinge erleben musste, nach denen ich nie gefragt habe. Ich darf euch versichern, diesen Pfad des Leidens gab es sowohl in den kostenfreien Dating-Varianten als auch in den teuren, als exklusiv und hochwertig verkauften, Plattformen. Und damit die wenigen Männer, die noch hiergeblieben sind (nicht) mit den Augen rollen – natürlich leidet ihr ebenso und habt es mit der heutigen Frauenwelt nicht unbedingt leicht. Jede Medaille hat eine Kehrseite und der gesellschaftliche Verfall im Hinblick auf Onlinedating hat euch ebenfalls erreicht und fest im Griff, aber ... Als ich zuletzt auf den Klappentext gespäht habe, stand da noch „aus Sicht einer Frau“ drauf.
Und was habt ihr davon, liebe Ladys? Neben all dem Sarkasmus und bitteren Humor werdet ihr auch tolle Tipps für euch rauspicken können. Zum Beispiel, wie ihr Fakes erkennt, die richtigen Fragen stellt, um dem anderen auf die Schliche zu kommen, herauszufinden, worauf er tatsächlich aus ist, wie ihr eure Grenzen auslotet, die Privatsphäre schützt und euch weniger auf der Nase rumtanzen lasst. Es sind also viele Beispiele und Geschichten aus dem wahren Leben enthalten und ich möchte all die Weisheiten und Dummheiten daraus anstandslos mit euch teilen.
Ladys, vergesst bitte nie euren Wert. Keine eurer Erwartungen ist zu hoch, bleibt euch selbst treu und lasst euch niemals verunsichern auf eurem Weg. Ihr seid perfekt, so wie ihr seid. Fühlt euch gedrückt.
Eure Tinda Lavoh ;)
Vorweg: Das ist eine der gefährlichsten Fragen überhaupt. Wenn ein Mann dir – vor allem relativ zu Beginn eures Chat-Verlaufes – diese spezielle Frage stellt, sollten bei dir alle Alarmglocken anschlagen, aber darüber später mehr. In diesem Kapitel wollen wir uns eher damit beschäftigen, was du – ja DU – tatsächlich suchst. Dementsprechend solltest du nämlich dein Profil in der Dating-App beziehungsweise -Plattform ausrichten und dich beim Schreiben auch nach einem gewissen Leitfaden bewegen. Geht es dir um etwas Spaß? Ein paar heiße Sixpacks für zwischendurch, Gesellschaft für einsame Stunden, also etwas Unkompliziertes? Oder steht von deiner Seite aus vielmehr der Austausch von Fantasien oder erotischen Gesprächen, egal ob schriftlicher Natur, via Videocall oder am Telefon im Vordergrund? Immerhin macht die aktuelle Covidlage (sofern dich diese in dem Moment, wo du das liest, noch juckt) erfinderisch und manchmal ist Sextexting und cheaky, flirty Talk schon das Höchste der Gefühle, das man sich leisten kann. Oder aber könnte es sein, dass du deinem Singleleben einfach mal ein Ende setzen willst, um den Nächten wieder eng umschlungen und mit breitem Grinsen entgegenzusehen und ein regelmäßiges Sexualleben mit nur einem Partner anzustreben? Sei ganz ehrlich zu dir selbst! Wie lange ist die letzte Partnerschaft her? Bist du schon offen/bereit dafür? Willst du deine Freiheit/Unabhängigkeit beziehungsweise Einsamkeit/Tristesse wirklich eintauschen? (Nicht, dass es dies nicht auch IN einer Beziehung geben könnte ...) Sorry, aber das ist immer Ansichtssache und ich für meinen Teil gebe offen zu: Ich bin absolut singleuntaugliches Material und funktioniere mehr in diesem Zustand, als dass ich ihn zu einhundert Prozent genießen könnte. So viel dazu, damit ihr wisst, woher gewisse vorgefertigte Meinungen herrühren. Wobei ich keine oben aufgezählte Variante verurteile. Sie haben alle ihre Berechtigung und sind für mich nachvollziehbar.
Aber zurück zur Frage: Was suchst du hier? Wenn du nur auf Spaß aus bist, solltest du in den Grundeinstellungen der Dating-App betonen, dass es etwas Lockeres sein soll und es wäre auch empfehlenswert in deinem Profiltext wäre empfehlenswert herauslesen zu können, dass du noch keinen (neuen) Kinderwagen schieben willst. Die Fotos dürfen dafür freizügiger sein, allerdings nicht vulgär, wobei du dennoch damit rechnen musst, dass du regelmäßig mit Dickpics beworfen wirst. Das wird dir nicht erspart bleiben, so wie auch den Ladys nicht, die etwas Seriöses suchen. Früher waren es Rosen, jetzt sind es ... na ja, lassen wir das. So viele „glatzerte Exoten“ wie ich erhalten habe, da könnte ich wirklich schon mit der Idee liebäugeln, einen sarkastischen Bildband rauszubringen. Aber mal sehen, wie ihr dieses Werk in euren Händen findet, dann verwöhne beziehungsweise verderbe ich auch gerne eure Augen damit. Was jetzt nicht ist, kann ja noch werden.
Gehörst du allerdings zu jener Fraktion, die keine realen Treffen anstrebt, sondern lieber die Finger oder Worte zum Einsatz bringen will, dann reicht eigentlich ein singuläres Foto. Ob du dafür auf der Dating-App verifiziert bist oder das Bild womöglich nicht ganz so real ist, wird einen Mann, der auf dasselbe wie du aus ist, nicht sonderlich interessieren. Glaube mir, da gibt es viele.
Für all jene, die beim Wort „verifiziert“ hängen geblieben sind: Hierbei handelt es sich um eine elektronische Überprüfung, um festzustellen, ob du tatsächlich die Person auf dem Profilfoto bist. Dafür musst du den Vorgaben des Betreibers für eine Verifizierung Folge leisten und ein aktuelles Selfie mit einem vorgegebenen Code direkt erstellen. Dieses Foto wird anschließend überprüft, mit deinem hochgeladenen verglichen, und sofern du nicht zu oft den Photoshop-Pinsel gezückt hast, erhältst du im Anschluss ein blaues Häkchen neben deinem Profil. Mehr Infos zu diesem sehr wichtigen Faktum bekommt ihr noch im Laufe des Buches.
Zuletzt für die Romantikerinnen unter euch, nämlich jenen, die durch die täglichen Routinen und das aussterbende Sozialleben kaum noch auf neue Leute stoßen und Onlinedating als letzte Chance sehen, um nicht mit zwanzig Katzen und drei Hunden mit Ende achtzig Selbstgespräche führen zu müssen. Es sei euch gesagt: Keine Sorge, das sind nur eure schrecklichsten Fantasien und Ängste, die euch begleiten, denn in Wahrheit nerven euch eure besten Freundinnen dann immer noch regelmäßig.
Zurück zum Thema. Ihr müsst mit allen Mitteln versuchen, im Profiltext gleich Nägel mit Köpfen zu machen. Ihr wählt in den Einstellungen etwas Ernstes aus oder eventuell „Schauen, was passiert“, denn seien wir mal ehrlich, man springt nicht vom Singledasein in eine Beziehung wie bei einem Brettspiel. So etwas gehört penibel geprüft, muss sich entwickeln und zudem muss erst überlegt werden, ob man mit allen Marotten des Gegenübers leben kann und will. Daher ist Freundschaft plus zum Einstieg in Ordnung ... Moment, rollst du gerade mit den Augen? Ja, ja, ich weiß, aber man muss den Männern auch einmal klarmachen, dass eine Freundschaft plus nicht bedeutet, sich alle vierzehn Tage freitags um 18:00 Uhr mit „Was geht?“ zu melden und sich dann ein „Ausziehen-Sex-Anziehen-Gehen“ zu erhoffen. An alle Männer: zu eurem Verständnis: DAS ist eine Sexbeziehung oder Affäre, KEINE Freundschaft plus. Freundschaft plus bedeutet einen regelmäßigen, ehrlichen und respektvollen Umgang, gemeinsame Aktivitäten neben dem horizontalen Mambo, also Ausflüge, Kino, Sport, Ausgehen, zusammen kochen, essen, Filmabende etc. und dabei aber Drama, Erwartungen und Besitzansprüche auszuklammern. Dass dieses Konstrukt sehr fragil ist und nach wenigen Monaten entweder kippt, weil die Luft raus ist oder einer der beiden Gefühle entwickelt, ist ein anderes Thema. Mitunter wird letztendlich auch etwas Festes daraus. Allerdings versucht die liebe Männerwelt den Modus Freundschaft plus gezielt regelmäßig falsch zu deuten, und es muss daher leider unsere Erziehungsmaßnahme sein, sie eines Besseren zu belehren. Andernfalls wird es zur Beziehung minus. Ihr wisst, was ich meine.
Da wäre auch noch die Möglichkeit, sich durch Beantwortung von vorgefertigten Fragen der Dating-App besser zu beschreiben. Diese Option ist eine gute Chance, das richtige „Objekt“ deiner Begierde auf dich aufmerksam zu machen und potenzielle Gemeinsamkeiten anzupreisen. Ich kann dies dann empfehlen, wenn ihr auf niveauvolle Gespräche und eine längere Beziehung aus seid. So gebt ihr nämlich einer gewissen Randgruppe die Möglichkeit, Bezug auf eure Interessen oder Statements zu nehmen. Jemand, der auf schnelles Vergnügen aus ist, bleibt meist nur an den Fotos hängen und wird den Chat bestimmt nicht auf deren Basis starten.
Was ich euch allen mit auf den Weg geben möchte: Bitte seht euch euren Profiltext an. Widersprüche wie „Ist denn hier keiner mehr für die alten Werte zu haben? Also eine ernste, seriöse Beziehung bis ins hohe Alter?“ und gleichzeitig ein freizügiges Foto mit verruchtem Gesichtsausdruck zu posten, wäre etwas ungeschickt. Ich meine ja nur ;). Checkt den Text im Hinblick auf Tipp- oder Rechtschreibfehler, da das eher peinlich ist. Wer im Glashaus sitzt, sollte bekanntlich nicht mit Steinen werfen, also postet Fotos, auf denen man euch vom Profil her lächelnd sieht, ein Ganzkörperfoto, vielleicht eines beim Sport oder bei einem eurer Hobbys. Es wäre von Vorteil, wenn ein bis zwei Bilder dabei wären, die natürlich wirken. Was Coolness betrifft: Lasst Fotos, auf denen ihr immer wieder Sonnenbrillen tragt oder lässig an einem Bier beziehungsweise einer Zigarette zieht, bitte aus. So etwas lässt euch nicht unbedingt wie den besten Fang dastehen. Und nur dann könnt ihr von eurem Gegenüber erwarten, es euch gleichzutun. Also denkt darüber nach.
Womöglich willst du nun ein Praxisbeispiel von mir lesen. Mit den Wochen habe ich meinen Profiltext nach und nach erweitert, in der Hoffnung, viele unerwünschte Kandidaten würden mir gleich von Beginn an erspart bleiben. Wie oft das tatsächlich funktioniert hat, werde ich nur mit rollenden Augen kommentieren.
Ich war so frech und unverschämt, dem Leser in meinem Profiltext meine Größe, den Nichtraucherstatus und meine Ernährungslinie via Emojis näherzubringen und dann aufzulisten, was sie bei mir eindeutig vergessen können und wer nicht erwünscht ist. Nämlich ONS (One-Night-Stands), Sextexting, Fernbeziehungen, Bildchenjäger, Dickpicsender, Trophäenjäger, Fakes und Männer, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Und für all jene, die jetzt aufschreien, wie diskriminierend und migrationsfeindlich das ist: Ich stamme selbst aus einem kulturellen Mix, meine Eltern konnten sich die ersten Monate über nur mit Händen und Füßen verständigen – Hey! Spar dir das freche Grinsen, so war es nicht gemeint! – und ja, ich habe die Erfahrung gemacht, dass sprachliche Barrieren zu vielen Missverständnissen und unnötigen Diskussionen führen. Ich habe daher für mich beschlossen – ich gebe es schonungslos offen zu –, dass mir das zu mühsam und anstrengend ist. Und Punkt.
Meine Fotos? Hier war ich bemüht, einerseits ein wenig von meinen Leidenschaften preiszugeben, mitunter casual gekleidet und andererseits auch sexy zu sein, um Männer bewusst
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Tinda Lavoh
Bildmaterialien: Tinda Lavoh, Giulia Campobello, Francesca Ingrassia
Cover: Tinda Lavoh, Casandra Krammer - www.casandrakrammer.de
Lektorat: Daniela Jungmeyer
Korrektorat: Daniela Jungmeyer
Satz: Tinda Lavoh
Tag der Veröffentlichung: 03.07.2021
ISBN: 978-3-7487-9602-2
Alle Rechte vorbehalten