Personen:
-Thomas. Ein erfolgreicher Manager in einer Spitzenposition; ungefähr 30-38 Jahre alt.
-Andrew. Ein Eindringling, der einst eine Geschäftsidee vorschlagen wollte und nicht angehört wurde; ungefähr selben Alters wie Thomas.
-Karl. Geschäftspartner und väterlicher Freund von Thomas; ungefähr 50 Jahre alt.
Karl kann zur Not auch lediglich stimmlich, über Telefon zu hören sein.
Orte:
Auf dem Sims bzw. einer Ballustrade eines Bürohauses; möglicherweise ein sehr alter Bau. Es ist eine jener Ballustraden, die sich einmal um das ganze Haus erstrecken. Ca. 60-100 cm breit, unterhalb der Fensterhöhe des Stockwerkes gelegen, in dem unsere Geschichte angesiedelt ist. Sprich: von den Fenstern des besagten Stockwerkes bequem zu erreichen, allerdings in luftiger Höhe. Bürozimmer von Thomas.
Black. Man hört das Summen eines alten Filmprojektors.
Licht. Mit dem Licht hört das Summen auf.
Man sieht eine Häuserfassade. Das Fenster eines hohen Stockwerkes; z.B. eines 5. Stockes. Das Fenster ist geschlossen. Man hört die Geräusche eines Kampfes, einer Rangelei.
Black. Das Summen des Filmprojektors fängt wieder an.
Licht. Zwei Menschen stehen außer Atem auf dem Fenstersims unterhalb des nun geöffneten Fenster. Der eine (Thomas) ist von dem anderen (Andrew) gerade vor dem Herunterfallen gerettet worden.
Black. Das Summen des Filmprojektors fängt wieder an.
Licht. Wieder unsere beiden Protagonisten. Immer noch außer Atem. Thomas steht weiter weg vom Fenster. Andrew vor dem Fenster.
Andrew: Jetzt hab ich Sie genau da, wo ich Sie hinhaben wollte.
Thomas: Was soll das?
Andrew: Andrew hatte Thomas während der Rangelei aus dem Fenster geworfen, wollte ihn aber nur auf dem Sims vor dem Fenster haben und nicht das Stockwerk herunterwerfen; noch nicht.
Thomas: Das ist doch krank!
Andrew: Vorsichtig. Sonst werfe ich mich das Stockwerk hinunter.
Thomas: Tun Sie sich keinen Zwang an!
{A. schaut T. fragend an}
Thomas: Na ja los! Wenn es das ist, was Sie wollten? Springen Sie! Ich frage mich nur, wieso Sie mich dafür auf diesen verdammten Sims nötigen mussten.
Na nun machen Sie schon. Ich habe nicht ewig für Sie Zeit.
Andrew: Und wenn man bei der Leiche Fotos findet?
Thomas: Mein Gott! Was für Fotos?
Andrew: Von Herrn Thomas Schleuning bei seiner ... wie soll ich mich ausdrücken?...heimlichen Intimpflege?
{A. guckt T. an}
Adieu!
{er lässt sich fallen, T. kann ihn gerade noch an den Armen fassen und ihn wieder in die Senkrechte befördern}
Sie sehen, ich meine es ernst.
Wenn Sie sich dumm verhalten geht einer von uns hops, das verspreche ich Ihnen. Wer ist mir egal. Sehen Sie das ein.
Thomas: Ja, das sehe ich ein.
Andrew: Okay, setzen Sie sich.
Thomas: Wie bitte?
Andrew: {wieder erregt} Machen Sie es sich gemütlich und erregen Sie mein Gemüt nicht!
Thomas: {sich auf den Sims hinsetzend} Verdammt, ist das hoch! - Gestatten Sie eine Frage? Ganz unverfänglich?
Andrew: Bitte!
Thomas: Diese Fotos haben Sie wirklich in der Tasche?
Andrew: Sie glauben mir nicht?
Thomas: Doch.
{Schweigen}
Andrew: Sie fragen sich, was ich von Ihnen will? Was das ganze Theater soll? Eine Attacke. Ich schmeiße Sie aus dem Fenster. Rette Sie vor dem Herunterstürzen.
{a parts} Das habe ich gemacht.
Thomas: {umgehend; bestätigend} Das haben Sie gemacht.
Andrew: Stürze mich dann beinahe hinunter. Woraufhin Sie mich gerettet haben.
{a parts} Ich wäre beinahe gestorben.
Thomas: {umgehend; bestätigend} Ja. Ja. Das war knapp.
Andrew: Ganz schön spektakulär, was? {etwas amüsiert} Damit haben Sie natürlich nicht gerechnet?!
Thomas: {imitiert, ebenfalls amüsiert zu sein} Nein, das habe ich in der Tat nicht.
Andrew: Wobei ich eine Kleinigkeit nicht genau wiedergegeben habe bei meiner Kurzschilderung dieses..., wie soll ich es nennen?,...Acts?
{er schaut T. fragend an, ob er mit dem Begriff einverstanden ist, dieser nickt zustimmend, A. ist darüber erfreut}
Ich stürzte beinahe hinunter. Ihnen war es egal, ob ein Menschenleben verloren geht. Ich brachte Ihre heimliche Geliebte ins Spiel und mein Leben begann für Sie schlagartig an Wert zu gewinnen. Und daraufhin retteten Sie mich. Das heißt, nicht mein Leben gewann an Wert, sondern, Sie hatten ein plötzliches Interesse an meinem Fortleben aus persönlichen Gründen. Wieso?
Thomas: Hören Sie. Ich möchte nicht, dass Sie da hinunter springen, egal ob Sie die Fotos in der Tasche haben oder nicht. Es tut mir leid, dass ich Sie eben hätte springen lassen. Ihr Leben besitzt einen Wert für mich. Das hatte ich anfangs nur
nicht kapiert. Jetzt aber weiß ich, ich kann nicht einfach einen Menschen ein Haus runterspringen lassen. Ich hielt mich für weniger...
Andrew: ...empfindsam?...
Thomas: Ja. Sagen wir empfindsam. Nur, tun Sie das bitte nicht wieder.
Andrew: {gerührt} Ist das auch die Wahrheit?
Thomas: Ja.
Andrew: Das heißt meine Aktion hat einen Wert, weil sie eine Änderung in Ihrem Leben bewirkt hat?
Thomas: Ja.
{Schweigen}
Thomas: Darf ich Sie was fragen.
Andrew: Ja.
Thomas: Wollen wir nicht wieder reingehen?
Andrew: Nein.
Thomas: Gut. Darf ich Sie hier draußen etwas fragen?
Andrew: Ja.
Thomas: Was haben Sie mit ... {hat Schwierigkeiten den Namen auszusprechen, guckt dabei zu Andrew, als wenn er hofft, dass dieser ihm den Namen vorsagt}
Andrew: ...Ja?!...
Thomas: ...Susanne... zu tun?
{schaut sich vergewissernd zu Andrew}
Ich wollte niemanden verletzten.
Andrew: {für sich} Sehr schön! Ich sehe, Sie haben begriffen.
{als Antwort zu Thomas} Nichts.
Thomas: Aber es liegt Ihnen am Herzen, dass ich meine Liebesaffäre beende.
Andrew: Ganz wie Sie wollen. Ihre Affäre Interessiert mich nicht. Sie fangen an mich zu langweilen.
Thomas: Nein. Nein. Es ist nur so... ich weiß, ähm... ich wüsste gerne, was Sie bezwecken, falls Sie etwas bezwecken.
{Schweigen}
Andrew: Ich habe Sie in den vergangenen Monaten drei mal angerufen, um Ihnen eine Idee vorzustellen. Sie hatten niemals Zeit.
Thomas: Die hätte ich im Prinzip auch jetzt nicht.
Andrew: {steht auf} Nicht gut! Nicht gut! Nicht gut! Nicht gut!
{Andrew schreit solange bis Thomas das dritte mal „beruhigen Sie sich“ schreit}
Thomas: Okay. Beruhigen Sie sich! Beruhigen Sie sich! BERUHIGEN SIE SICH!
{Schweigen}
Andrew: Sie Schwanzlutscher.
Thomas: Ich habe Zeit für Sie.
Andrew: Sie verfluchter Schwanzlutscher!
Thomas: Ich habe Zeit für Sie.
Andrew: Sie verfluchter abgefuckter Schwanzlutscher!
Thomas: Ich Habe Zeit für Sie.
Andrew: Sie verfluchter abgefuckter Gelegenheitsschwanzlutscher.
Thomas: MEIN GOTT ES REICHT. ICH LASSE MICH NICHT LÄNGER BELEIDIGEN SIE PSYCHOPATH. SIE WRACK. SPRINGEN SIE! NA LOS SPRINGEN SIE DOCH! OB MIT ODER OHNE BILDER! VERSCHWINDEN SIE VON DER BILDFLÄCHE SIE NULL! ES IST ALS HÄTTE ES SIE NIE GEGEBEN! SIE DENKEN SIE WERDEN WICHTIG, WENN SIE EINEN MANN IN EINER POSITION BEDROHEN! SIE KRANKE HIRNLOSE SAU! SIE SIND NICHTS WERT! AUF IHR LEBEN WIRD GESCHISSEN! ICH SCHEIßE AUF IHR LEBEN! DIE GANZE WELT SCHEIßT AUF IHR BESCHISSENES LEBEN!
Andrew: Geht es Ihnen jetzt besser?
Andrew fragt sich, ob das lediglich ein emotionaler Ausbruch war oder ob das die Wahrheit ist, von dem, was Thomas über Andrew wirklich denkt?
Thomas: Okay, was wollen Sie? Reden Sie kurz und ohne Umschweife. Was ich für Sie tun kann, werde ich für Sie tun, aber ohne Spielchen. Also!
Andrew: Sie wundern sich, dass ich manchmal in der dritten Person rede. Wie eine Erzähler-Figur. Sie halten, das für seltsam, vielleicht auch für krank, und deswegen gehen Sie darauf nicht ein, überspringen es, als hätte ich diese Parts in der dritten Person nicht gesagt. Schon am Anfang unseres Gespräches sprach ich einmal in der dritten Person über mich selbst. Sie erinnern sich?
Thomas: Ja. Ich erinnere mich.
Andrew: Sie aber wollen, dass unsere Zusammenkunft schnell vorüber geht und dann drei Kreuze machen. Stimmt’s.
{A. lächelt T. verständnisvoll und Sympathie erhaschend an.}
Thomas: {lächelt easy zurück, als sei es ein Gespräch unter Menschen, die sich sympathisch sind und nach einer gemeinsamen Lösung suchen} Sagen wir, ich möchte gerne wissen, was wir hier oben eigentlich machen? Sprich: Was ich für Sie tun kann.
Andrew: Was kann ich für Sie tun? Das ist eine von diesen Geschäftsfloskeln, die bis zur Sekretärin mittlerweile jeder benutzt. Gehirnwäsche. Wie viele Menschen pflegen noch eine authentische Kommunikation. Was?
Thomas: {genervt} Ich weiß es nicht.
Andrew: Alles billige Rhetorik und Verlust an Originalität.
Aber ich möchte Ihnen auf Ihre Frage antworten.
Es geht mir nicht um Ihr Privatleben. Die Fotos sind nur Mittel zum Zweck. Um Sie gefügig zu machen, dass Sie sich Zeit nehmen für mich.
Thomas: Zeit nehmen wozu.
Andrew: Zeit nehmen, sich Zeit zu nehmen.
Thomas: O mein Gott. Sie wollen mir erzählen, Sie haben die Fotos gemacht...
Andrew: ...machen Lassen.
Thomas: Von mir aus. Machen lassen, nur um mich zwingen zu können, dass ich mir Zeit nehme? Sie tauchen hier am Abend in meinem Büro auf...{er stutzt}... Woher wussten Sie eigentlich, dass ich um diese Uhrzeit arbeite?
Andrew: Ich habe Sie beobachtet. Ich weiß genau, dass Sie jeden Freitag bis spät in die Nacht hier arbeiten, dass Ihr Fenster zu diesem wunderschönen und prächtigen Park hinausgeht, der am Abend geschlossen wird. Die Gegend ist menschenleer, grade am Wochenende.
Thomas: Sie sind ein Stalker.
Andrew: Nennen Sie es, wie Sie wollen. Aber bedenken Sie, ich habe einen konkreten Zweck. Ich will Ihnen keine Angst machen.
Thomas: Keine Angst machen?! Sie überfallen mich in meinem Büro und wollen mir keine Angst machen.
{A. schlägt T ins Gesicht, mehrfach, und kann ihn gerade vorm Abstürzen retten}
Den vollständigen Text können Sie vom Autor bekommen: info@teatro-pellegrini.com
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Texte: Die Nutzungsrechte liegen beim Theater-Verlag "Momento Bühnenverlag" und können über mich erfragt werden.
Tag der Veröffentlichung: 04.08.2009
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Für alle meine Freunde; mit großem Dank an meinen Verlag: Momento Bühnenverlag.