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Anglerglück

 

Der Tag neigte sich seinem Ende entgegen, die glutrote Sonne war eben über dem Meer untergegangen; die Fischerkneipe am Hafen füllte sich, am Stammtisch saßen bereits einige Fischer, hatten ihre Wollmützen abgezogen und die wattierten Westen über die Stuhllehne gehängt. Das erste Bier wurde gezapft.

 

„Na, wie ging’s gestern Nacht? Was haben die Karbidlampen bei dir angezogen?“

 

„Wieder nur Sirenen.“

 

„Bei mir war eine Bombe dabei.“

 

„Was für eine Bombe?“

 

„Sex… .“

 

„Erzähle!“

 

„Blond halt, perfekte Brüste, kleines Bäuchlein, Rippen nicht zu zählen und ein schillernd-blauer Schwanz.“

 

„Also wieder nichts.“

 

„Sagt mal ehrlich: Habt ihr schon mal eine Nixe dabeigehabt, bei der man den Schwanz abhängen konnte? Und endlich mal richtig zur Sache gehen?“

 

„Ja, ich!“

 

„Und?“

 

„Sie hatte rundherum einen Klettverschluß, wasserunempflindlich, bei Hai abgeguckt.“

 

„Und dann?“

 

„Ganz normal halt….“

 

„Und nachher ist sie wieder abgetaucht. Hat ihren Schwanz angeklettet?“

 

„Nein, so einfach war es nicht! Sie hatte sich in mich verliebt. Wir sind offensichtlich doch etwas Besonderes…“

 

„Wie meinst du das?“

 

„Naja, vom Schwanz her, echte Konkurrenz.“

 

„Und wie ging’s weiter?“

 

„Sie wartete jeden Abend an meinen Fischgründen. Ich habe mich mit der Zeit wirklich verausgabt. War morgens beim Heimkommen zu nichts mehr fähig. Ich erzähle euch nicht, was meine Frau aufgeführt hat…“

 

„Wir hatten immer nur beschwanzte Nixen. War aber auch kein Problem weiter, hat unsere Fantasie beflügelt. Der Effekt war der gleiche.“

 

„Wie das alles wohl zu erklären ist?“

 

„Naja, ich muß schon sagen: Das Naheliegendste ist doch wohl, daß wir tolle Männer sind.“

 

„Sag das mal meiner Frau.“

 

„Wenigstens die Nixen könnten es bestätigen. Wenn sie reden könnten.“

 

„Sicher!“

 

„Oder ist es der Klimawechsel, der Nino…“

 

„…..“

 

„Also: auf ein Neues. Bis morgen.“

 

Am nächsten Abend sitzen schon alle zusammen und drielen in ihr Bier. Einer fehlt noch. Da kommt er schon

 

durch die Tür, freudestrahlend.

 

„Was ist denn mit dir los?“

 

„Ihr glaubt es nicht!“

 

„Was?“

 

„Ich hatte gestern Nacht ein Heidenglück.“

 

„Neue Sirene?“

 

„Nein, Sardine.“

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Tag der Veröffentlichung: 09.02.2010

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