Unsanft weckt mich mein kleinen Bruder Oliver, indem er auf mich springt und schreit: „Aufwachen!“ Er ist 10 Jahre alt. Oli hat so viel Fantasie, er denkt tatsächlich, dass er später einmal ein Superstar werden könnte. Der hat echt viel zu viele Filme geguckt. Später würde er merken, dass es nicht so einfach ist, dieses Ziel zu erreichen. Ach ja, da quatsche ich schon und habe mich noch nicht einmal vorgestellt. Mein Name ist Laurene, Laurene Versering. Aus einem unerklärlichen Grund nennen mich alle Lil. Ich bin 16 Jahre alt und freue mich schon, wenn ich bald endlich 17 Jahre alt werde. Naja aber zurück in die Realität. Oliver holt mich genau rechtzeitig zum Frühstück, denn ich habe einen Bärenhunger. Meine Mutter hat Omelett mit Gurken gemacht und ein Baguette als Beilage. „Na, schmeckt es euch?“, fragt sie zufrieden. Oli und ich antworten wie aus einem Mund: „Aber na klar dein Essen schmeckt immer Mama.“ Auf dem Gesicht meiner Mutter breitet sich ein Grinsen aus. Ich weiß genau was sie gerade denkt: „Süß wie immer die Kleinen.“ Aber von mir konnte man nicht gerade behaupten, dass ich klein und jung war. Immerhin war ich 16 Jahre alt und 1,74m groß. Aber ich weiß ja wie meine Mutter es meint.
Plötzlich fiel mir auf, dass ich viel zu viel Zeit verschwendet habe und mich langsam fertig machen sollte. Schnell flitze ich in das Badezimmer putzte mir die Zähne, dusche mich, wasche meine Haare und ziehe mich schnell um. Ich gebe meiner Mutter einen Kuss auf die Wange und flitze schnell los. „Hoffentlich habe ich die Bahn nicht verpasst.“, ging es mir durch den Kopf. Als ich an der Haltestelle ankomme fährt die Bahn vor meinen Augen davon. Mist. „Jetzt muss ich zu Fuß laufen. Ach, was soll’s“, denke ich mir. Ich nehme die Abkürzung durch die Gasse. Die Gasse ist ziemlich gruselig, aber ich gehe trotzdem hindurch. Ich spüre, wie eine schwarze Gestalt schnell an mir vorbei huscht. Von Minute zu Minute wird mir diese Gasse immer unheimlicher und ich will umkehren. Aber ich muss schließlich auch bedenken, dass ich diesen Weg schon sehr oft benutzt habe und nie etwas passiert ist. Außerdem komme ich zu spät zur Schule wenn ich diesen Weg nicht entlang gehe mir bleibt also eigentlich keine Wahl.
Plötzlich spüre ich wie mich eine Hand packt, die wie ich schon zugeben muss einen ziemlich starken Handgriff hat. Mein Karate konnte mir jetzt auch nicht weiterhelfen. Ich bin absolut wehrlos. Er hält mir ein Tuch auf den Mund, das wie es scheint mich immer schwächer werden lässt. Hierbei muss es sich um Betäubungsmittel handeln. Ich bin ein echter Blitzmerker. Naja, das nützt mir jetzt auch nichts mehr. Ich weiß, dass dies die letzten Minuten meines Lebens sein würden. Ich will noch um Hilfe rufen da, dieses Betäubungsmittel anscheinend nicht wirkt. Bevor ich die Gelegenheit dazu bekomme schlägt mir der Fremde mit einer Aluminiumflasche auf den Kopf und mir wird schwarz vor Augen.
Als ich aufwache sehe ich, wie mich ein paar meeresblaue Augen anstarren. Es sind mit Abstand die schönsten Augen die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Er hilft mir auf die Beine und fragt: „Alles in Ordnung?“ „Ja, aber mein Kopf tut mir weh!“, sage ich. Er sagt: „ Kein Wunder der Typ hat dir auch gerade eins übergebraten und das noch mit einer Aluminiumflasche, dass muss echt weh tun. Du hast bestimmt eine Gehirnerschütterung soll ich dich zum Krankenhaus fahren?“ „Nein, danke. Ich kenne dich noch nicht mal und du willst mich zum Krankenhaus bringen? Darf ich denn vorerst den Namen meines Retters erfahren?“, frage ich. Daraufhin antwortet er, dass er es mir verraten würde. Sein Name war Alex, Alex Ravensway. Er ist 17 Jahre alt und 7 Monate älter als ich.
Wir fahren mit seinem sehr modernen Caprio (das ist nicht ironisch gemeint) zum Krankenhaus. Erst jetzt merke ich, dass ich meine Tasche in der Gasse vergessen habe. Die nützte mir jetzt sowieso nichts mehr, da mich dieser fremde Mann ausgeraubt hat. Mein Portemonnaie, mein Handy, meine Stifte, ja sogar meine Schulbücher, sowohl mein Federmäppchen wurde mir geklaut. Heute scheint echt mein Glückstag zu sein.
Als wir im Krankenhaus ankommen, rufen sie sofort meine Mutter an und berichten ihr was passiert ist. Sie fährt sofort zu mir ins Krankenhaus, wo ihr die Ärzte berichten, dass ich eine Gehirnerschütterung habe und ein paar Tage im Krankenhaus bleiben muss. Sie bringen mich in mein Zimmer, wo ich sofort zum Mülleimer renne und mich übergebe. Ich hasse Gehirnerschütterungen, genauso wie das scheußliche Essen, dass den Patienten hier vorgesetzt wird. Einfach widerlich! Aber Mama meint ja immer, dass sie sich die größte Mühe mit dem Essen machen und wir an die armen Kinder denken sollen, die in einigen Ländern verhungern. Das tat ich auch im Gegensatz zu Oli. Er ist (und bleibt) die größte Fressmaschine auf Erden. Mich wundert von Tag zu Tag, dass er spargeldünn ist, obwohl er so viel ist.
Meine Mutter kommt herein und redet die ganze Zeit auf mich ein. Sie sagt: „ Lil was ist nur passiert? Ach, bin ich froh, dass du nicht tot bist. Es hätte so viel Schlimmes passieren können…“ „Mama mach dir keine Sorgen. Wie du siehst geht es mir bis auf die Gehirnerschütterung gut. Als ich durch die Gasse gegangen bin wurde ich von einem Mann überfallen. Der Typ hat mich ausgeraubt mehr nicht.“
Mein Retter platzt in mein Krankenzimmer und verabschiedet sich von mir. Ich bedanke mich noch einmal und er verlässt das Zimmer. Kaum schloss er die Tür brach ich in Tränen aus. Ich hatte mich noch nie so schrecklich gefühlt.
Ich weine immer lauter und lauter. Plötzlich klopft es an der Tür und ich wische mir schnell die Tränen weg. Es ist mein kleiner Bruder Oliver, der da hereinkommt. Er setzt sich zu mir ins Bett und fragt: „Wann kommst du wieder nach Hause?“ „Morgen.“, antworte ich. Besorgt schaut er mich an und will gerade etwas sagen, belässt es aber dabei. Oli verabschiedet sich von mir und geht aus meinem Krankenzimmer. Ich denke über den Überfall nach und mache mir Gedanken über diesen unglaublich attraktiven Jungen, der mich gerettet hat. Das ist wirklich mein Pech Tag. Jedenfalls bin ich morgen wieder entlassen und darüber bin ich echt froh. Nachts ist es immer so gruselig im Krankenhaus.
Die Tür öffnet sich und die Krankenschwester kommt herein und verabreicht mir widerliche Tabletten. Dabei, hat sie noch mein Abendessen. Es gab Reibekuchen, die ich über alles liebte. Ob diese hier wohl auch schmecken? In der Tat ist es das erste Mal, dass es hier etwas Leckeres zu essen gibt. Ich esse zu Ende, lege das Tablett weg und schlafe ein.
Der nächste Tag bricht an und ich habe endlich wieder einmal so richtig ausgeschlafen. Kaum stehe ich auf kommt die Krankenschwester herein und gibt mir wieder diese Tabletten. Sofort gibt sie mir Wasser zu trinken und verlässt das Zimmer. Kurz bevor sie das Zimmer verlässt verschreibt sie mir weitere Tabletten und sagt: „Du kannst heute Mittag nach Hause gehen, aber vergiss bitte nicht deine Tabletten einzunehmen und ich wünsche dir gute Besserung!“ Ich freue mich schon, wenn ich nach Hause gehen kann und ganz besonders freue ich mich auf die Schule. Einige von euch werden mich jetzt wahrscheinlich für eine Streberin halten, aber das Ganze hat nur einen einzigen Grund: Ich möchte Alex wiedersehen! Aber zurück in die Gegenwart. Ich lese das Buch „Das Mädchen“ von Stephen King, um mich abzulenken. Das Buch ist so spannend bis jetzt, aber auch ziemlich gruselig. Genau richtig für meinen Geschmack, denn ich liebe Horrorbücher (http://www.aleki.uni-koeln.de/lesebar/bilder/gr/dasmaedchenroman.jpg).
Endlich ist es Mittag und ich darf gehen. Schnell packe ich meine Sachen bedanke mich und bin sofort weg. Ich nehme ein Taxi und fahre nach Hause. Als ich ankomme umarmt mich meine Mutter sofort und sagt: „ Schön das du wieder da bist, mein Schatz.“ „Ja Mama, ich freue mich auch, aber du darfst mich jetzt gerne wieder loslassen.“ Sie lässt mich los und verschwindet in Richtung Küche. 2 Minuten später kommt sie zurück und gibt mir 2 Tafeln Noisette Schokolade. Meiner Meinung nach ist von allen Schokoladen diese hier die beste. Ich wundere mich, dass ich nicht einmal dick werde, obwohl ich immer Süßigkeiten esse. Ich esse direkt beide Tafeln auf und lege mich in mein Bett und denke nach. Wieso muss ich immer Pech haben? Warum wurde ich ausgeraubt? Ja, über diese Frage habe ich noch gar nicht so richtig nachgedacht. Ich habe mein Portemonnaie mit meinem ganzen Geld darin verloren. Warum mein Federmäppchen ebenfalls geklaut wurde, verstehe ich nicht. Vielleicht brauchte dieser Mann Stifte, weil er sich keine leisten konnte. Diese Lösung würde jedenfalls erklären, wieso mein Portemonnaie ebenfalls geklaut wurde. Aber seien wir mal ehrlich. Jeder Verbrecher egal ob reich oder arm, ich denke jeder würde ein Portemonnaie mit Geld darin klauen, oder? Je mehr ich darüber nachdenke, desto tiefer falle ich in diesen Gedanken und interessiere mich dafür. Aber ich sollte wirklich mich auf andere Sachen konzentrieren. Auf die Schule zum Beispiel. Außerdem bin ich ziemlich müde und es ist erst 9 Uhr abends. Ich falle in einen tiefen Schlaf und freue mich auf morgen.
Es ist Mittwoch und mein Wecker weckt mich diesmal genau rechtzeitig, bevor Oli in mein Zimmer platzt und mich aufwecken möchte. Ich sage ihm: „ Du bist zu spät gekommen Oli, ich bin nämlich schon wach wie du siehst.“ und strecke ihm die Zunge heraus. Schnell mache ich mich fertig und gehe frühstücken. Dies ist der erste Tag nach dem Unfall, dass ich mich wieder wohl fühle. Heute gehe ich früh los, um dieses mal den Bus nicht zu verpassen und die dunkle Gasse zu meiden. Ich weiß, dass mich meine beste Freundin Leslie mit Fragen überrumpeln wird, sobald ich in der Schule ankomme. Aber das ist mir egal...ich möchte einfach nur noch Alex wiedersehen und mich nochmals bei ihm bedanken.
Als ich an der Schule ankomme, werde ich wie erwartet sofort von Leslie ausgefragt. Aber nicht nur von ihr, sondern auch von anderen aus meiner Stufe, mit denen ich sonst nie ein Wort gewechselt habe. Sogar die Obertussi Mandy spricht mich darauf an, was ich echt nicht erwartet hätte. Denn sie spricht seit der fünften Klasse nicht mehr mit mir, wobei wir früher so gut befreundet waren. Ich kann mir einfach nicht erklären, was ich ihr jemals getan habe. Sie fragt mich zuckersüß: „ Geht es dir jetzt wieder besser?“. „Jaaa…“ antworte ich. Fünf Minuten später weiß ich, wieso sie mich so nett gefragt hat: Sie ist zu allen Leuten nett, die gerade im Mittelpunkt stehen und freundet sich mit ihnen an. Das war schon immer eine Angewohnheit von ihr gewesen, sogar als wir noch klein waren. Immer steht sie im Mittelpunkt und hat die meisten Freunde. Sie ist immer schon die beliebteste gewesen. Jedoch entwickelte sie sich erst zur Obertussi, als sie ihre neue beste Freundin Verina kennen lernte… Aber genug von Mandy und ihrer besten Freundin…
Die Schulglocke klingelt genau rechtzeitig, bevor ich noch von Fragen zerquetscht werde. Schnell ziehe ich Leslie mit mir und gemeinsam betreten wir den Klassenraum. Gordon, der Angeber versucht sich wieder einmal an mich ranzumachen. Er ist bereits seit der fünften Klasse in mich verliebt. Es ist genau das Jahr in dem er Mandy abserviert hat und wir uns zerstritten haben…Vielleicht ist das der Grund ihrer Eifersucht. Aber das bezweifle ich, da ich sowieso niemals in Gordon verliebt war und es auch nie sein werde. Jedoch muss ich zugeben, dass er mit seinen wunderschönen grünen Augen wirklich sehr gut aussah. So gut wie Alex jedoch aussieht, wird er ihn niemals übertrumpfen. Die beiden sehen zwar ziemlich gut aus, aber ich glaube nicht, dass ich mich jemals in einen der beiden verlieben werde. Gordon ist wirklich ein Vollidiot, wenn er immer versucht mich anzubaggern. Alex jedoch ist ein Gentleman, der einen in Not rettet. Wie immer versucht Gordon mich zu küssen, was ihm auch fast gelingt. Dazwischen geht jedoch unsere Lehrerin, indem sie den Raum betritt und uns unseren neuen Mitschüler vorstellt. Ich traue meinen Augen nicht, als da Alex vor mir steht. Er erwähnte ja bereits, dass er auf meiner Schule sei, aber dass er neu wäre und auch noch in meiner Jahrgangsstufe, nein in meiner Klasse ist, hätte ich nicht gedacht. „ Schüler und Schülerinnen, das ist eurer neuer Mitschüler Alexander Ravensway. Er ist 17 Jahre alt und neu an unserer Schule. Bitte seit nett zu ihm.“ Ich würde ganz bestimmt nett zu ihm sein. Es ist zu schade, dass mein Nachbarplatz bereits besetzt ist. Wie das Schicksal es möchte, sitzt Alex neben Mandy. Diese blickt zu mir herüber und sagt: „ Tja. Pech gehabt Versering.“
Tag der Veröffentlichung: 06.04.2014
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch einer Freundin, die immer zu mir gestanden hat und es jetzt auch noch tut.