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Kapitel 1


Arthur intoniert gerade wieder einmal seinen üblichen Monolog über all die Dinge, die ihn an seiner Arbeit stören. Während ich ihm lausche, mustere ich beiläufig die Passanten, die uns auf dem schmalen Bürgersteig entgegenkommen. Zumindest ist es beiläufig, bis plötzlich dieser wahnsinnig attraktive Mann aus einer Seitengasse tritt. Er ist blond, gertenschlank und besitzt einen sehr aufrechten Gang, dem es jedoch nicht an Eleganz fehlt. Irgendwie verdammt sexy.

Mein Hirn schaltet auf Autopilot und gibt die Kontrolle an tiefere Regionen ab. Unwillkürlich verfalle ich ins Starren. Eine enge Jeans umschließt lange Beine und spannt sich appetitlich am Schritt des Mannes. Darüber trägt er ein weißes Shirt und eine braune Lederjacke. Unsere Blicke treffen sich und halten sich fest, bis wir einander umrundet haben. Er hat dunkelblaue Augen.

Etwas rastet in meinem Hirn ein, als mir plötzlich bewusst wird, dass er mich genauso interessiert mustert wie ich ihn. Ich bleibe abrupt stehen und wirbele zu ihm herum. Auch er wirft noch einen Blick über die Schulter, stutzt und bleibt dann ebenfalls stehen. Nicht direkt unsicher – eher so, als würde er eine Blamage vermeiden wollen – dreht er sich ganz zu mir um und fragt: »Ähm… Kennen wir uns?«

»Nicht, dass ich wüsste, aber ich würde das gerne ändern.« Ich setze ein gewinnendes Lächeln auf und streiche mir die braunen Haare aus der Stirn.

Arthur, nun schräg hinter mir, seufzt unterdrückt.

Schmunzelnd neigt der fremde Mann den Kopf zur Seite. Sein Blick huscht prüfend über mich. »So?«

»Ja.« Ich mache drei Schritte auf ihn zu. »Wie heißt du?«

»Cedric.«

»Lennard. Krieg ich deine Nummer, Cedric?«

Cedrics Lächeln vertieft sich. Er zuckt mit den Schultern, dann richtet er den Blick auf Arthur. »Ist der immer so direkt?«

»Leider ja.« Aus den Augenwinkeln nehme ich wahr, wie Arthur die Arme vor der Brust verschränkt. »Aber sonst harmlos und stubenrein.«

»Na dann.« Mit einem verhaltenen Lächeln diktiert mir Cedric, nachdem ich mein Handy hervorgeholt habe, seine Nummer. Er kennt sie auswendig, was ich von mir selbst nicht behaupten kann. Liegt vielleicht daran, dass ich sie ständig wechsle.

»Danke.« Ich tippe die letzten Ziffern ein. »Und Cedric mit C?«

»Zwei C.«

»Cool.« Ich lächele ihn schelmisch an. »Also dann… Ich melde mich.«

Cedric nickt mir ermutigend zu. In seinen Augen liegt ein vielversprechender Schimmer. »Bis dann.«

»Bis dann.« Berauscht sehe ich ihm nach, bis er um die nächste Straßenecke biegt und damit meinem Blick entschwindet. Der runde Hintern fügt sich perfekt ins Gesamtbild ein. Wahnsinn. Ich werde ihn definitiv anrufen.

Dann reiße ich mich zusammen. Möglichst gelassen schließe ich zu meinem besten Freund auf und schiebe dabei das Smartphone zurück in meine Hosentasche. »Sorry, ich wollte dich nicht unterbrechen. Wo waren wir stehen geblieben?«

»Jeder andere hätte bei so einer stumpfen Anmache eine geklebt bekommen«, stellt Arthur fest und schüttelt den Kopf. »Ihr Homos… Ernsthaft!«

»Ich hatte keine Zeit, mir etwas Besseres zu überlegen.« Ich grinse selbstgefällig. »Es ging so schnell.«

»Name, Nummer und Tschüss. Und wie geht es nun weiter?« Arthurs dunkle Augenbrauen zucken. »Schreibst du ihm gleich eine SMS mit dem Inhalt: Ficken?«

Ich muss lachen. »Im nächsten Schritt wollte ich eigentlich nicht wie ein stumpfer Neandertaler vorgehen. Vielleicht lade ich ihn erst mal zum Essen ein, ehe ich ihn ins Bett zerre, was meinst du?«

»Ich meine, dass du dir mächtig die Finger verbrennen wirst, wenn er dir auf den ersten Blick schon so den Kopf verdreht«, antwortet Arthur mitleidslos. »Aber tu, was du nicht lassen kannst.«

»Werde ich.« Ich halte ihm die Tür unseres Lieblingsrestaurants auf, das wir im nächsten Moment erreichen. Ein kleiner Vietnamese. Wir schaffen es fast jede Woche, hier essen zu gehen. Es gibt nur fünf unterschiedliche Gerichte auf der wechselnden Wochenkarte, doch bisher wurden wir noch nie enttäuscht. Es ist immer verdammt lecker.

Die Bedienung bringt uns zuvorkommend zu zwei freien Plätzen im hinteren Teil des Restaurants. Wir bestellen sofort, da Arthur wie immer nur wenig Zeit hat. Er arbeitet in einer Bank und kann seine Mittagspause nicht ausdehnen.

»Wie geht es Annette?«, erkundige ich mich.

»Gut.« Arthurs Blick wandert auf der Suche nach bekannten Gesichtern durch das Restaurant. »Den Kindern auch. Na ja, Heinrich ist ein bisschen krank… Ich sag dir, diese Kitas sind die reinsten Brutstätten.«

Wir unterhalten uns eine Weile über Kinderbetreuung und Heinrich, der mein Patenkind ist. Da er demnächst seinen vierten Geburtstag hat, erkundige ich mich schließlich, ob er sich schon etwas wünscht.

»Nein, nicht wirklich.« Arthur mustert mich streng bis alarmiert. »Aber bitte übertreib es nicht wieder so.«

»Na hör mal, ich bin sein Patenonkel!«

»Eben. Du sollst helfen, ihn zu einem vernünftigen Menschen zu erziehen, und ihn nicht total verziehen.« Arthur hebt mahnend den Zeigefinger. »Nur ein Geschenk diesmal. Und nicht mehr als fünfzig Euro.«

»Oh Mann, aber so macht es gar keinen Spaß.« Ich tue beleidigt, denn ich liebe es, den spendablen Onkel zu mimen. Nicht zuletzt, weil ich selbst gerne mit den Sachen spiele, die ich verschenke.

»Tse.« Mein Freund schüttelt den Kopf und wechselt das Thema. »Hast du auch Post von Michelle bekommen?«

»Du meinst die Einladung zur Hochzeit?«

»Ja.«

»Leider ja.«

»Wir auch. Annette ist schon ganz aus dem Häuschen. Gott, bin ich froh, dass ich ein Mann bin und bereits einen Smoking sowie passende Anzüge im Schrank habe.«

»Na ja, du musst bestimmt noch neue Krawatten kaufen, wenn sich deine Frau mit neuen Kleidern eindeckt.« Ich seufze. »Drei Kleiderwechsel… Da kann ich doch niemandem zumuten, meine Begleitung zu sein.«

»Du könntest Cedric fragen.«

»Haha.« Ich mache kein Geheimnis aus meiner Sexualität. Allerdings bevorzuge ich es, bei solchen gesellschaftlichen Auftritten nicht damit hausieren zu gehen. Ich bringe daher meist eine weibliche Begleitung mit. Das führt zu weniger Tratsch und meine Eltern können so tun, als wäre ihr Stammbaum nicht in Gefahr. Ist er ohnehin nicht, ich habe noch eine Schwester.

Die Bedienung kommt mit unserem Essen. Es sieht wie immer fantastisch aus und ich gebe ein begeistertes Raunen von mir.

»Machst du eigentlich Diät?«, kommentiert Arthur meinen bestellten Salat, nachdem die Kellnerin verschwunden ist.

»Nein, ich dachte daran, mir noch einen Nachtisch zu holen.« Ich lächle amüsiert. »Also, Annette ist im Shoppingrausch?«

»Ja, na ja, es sind ja noch drei Monate bis zur Hochzeit.«

»Ist das bei Frauen nicht eher ein hysterisches nur noch zwölf Wochen

Arthur schmunzelt. »Ja schon… Sie hat Michelle bereits verflucht. Immerhin muss sie die Kinder auch noch einkleiden. Du bist derzeit wieder unser Lieblingsfreund, weil du wahrscheinlich nicht heiraten wirst, oder? Ich meine, wir haben nie darüber gesprochen, wie stehst du zur eingetragenen Partnerschaft?«

»Gott bewahre.« Ich lachte auf.

»Es hat steuerliche Vorteile…«

»Ich kann Cedric ja mal fragen, ob er mich heiraten will.«

»Vor oder nach deiner Ficken-SMS?«

Ich belasse es bei einem weiteren spöttischen Lachen. Dann widmen wir uns zum Glück anderen Themen. Arthur fragt mich nach meinem Geschäft. Bei dem steht alles zum Besten. Es ist momentan eine gute Saison für Hüte. Herbst.

»Gibt es eigentlich einen Grund für Michelles Hochzeit?«, hake ich bei der Gelegenheit nach. »Ich dachte immer, dass sie im Sommer heiraten will. Im Freien und ganz in Weiß. Wieso so plötzlich im Winter?«

»Keine Ahnung…« Arthur zuckt mit den Schultern. »Aber Annette hat eine ähnliche Vermutung geäußert. Sie wird garantiert nachhaken. Soll ich dich updaten?«

Da ich den Mund voll habe, gebe ich zunächst nur ein unschlüssiges Brummen von mir. Ich schlucke den Bissen hinunter. »Nein, so sehr interessiert es mich eigentlich nicht, ob sie einen Braten in der Röhre hat. Es sei denn, ich soll mal wieder Patenonkel werden.«

»Wie viele Patenkinder hast du jetzt?«

»Nur drei. Noch habe ich Kapazitäten.«

»Du bist zu kinderlieb«, stellt Arthur fest. »Darum wirst du immer gefragt.«

»Und ich dachte, es läge an meinen großzügigen Geschenken…«

»Nein, man kann nicht alles kaufen, Lenny.«

»Bei Kinderherzen klappt es ganz gut.« Ich setze ein schelmisches Lächeln auf.

»Noch.« Und dann kommt Arthur doch wieder auf das Thema Arbeit zurück.

Ich seufze innerlich, lasse mich jedoch darauf ein. Arthur und ich kennen uns bereits aus Schultagen. Wir haben zusammen Abitur gemacht und anschließend BWL studiert. Es hat sich jedoch schnell abgezeichnet, dass wir uns danach in völlig unterschiedliche Richtungen entwickeln würden. Dennoch sind wir Freunde geblieben.

Nach dem Essen hetzt Arthur zurück zur Bank, während ich mir noch den angekündigten Nachtisch beim Stadtbäcker um die Ecke hole und anschließend gemütlich zu meinem Laden zurückschlendere. Frau Schröder, Ende fünfzig und erfahrene Einzelhandelskauffrau, hat auch in meiner Abwesenheit alles in Griff. Ich habe sie mit dem Geschäft zusammen übernommen und es noch nie bereut.

»Hallo, Frau Schröder«, grüße ich sie, als ich den Laden betrete. »Habe ich etwas verpasst?«

»Zwei junge Damen waren hier und haben sich für unsere neuen Modelle interessiert«, erklärt die Frau. Sie richtet die Auslage auf einem der Schautische mit konzentriertem Stirnrunzeln und blickt nicht zu mir auf.

»Nur interessiert? Oder auch was gekauft?«

»Sie wollten es sich überlegen und noch einmal reinschauen.«

»Ah, sehr gut.« Ich greife mir einen Trilby-Hut von einem der Ständer und setze ihn mir leicht schräg auf den Kopf. Prüfend stelle ich mich damit vor den Spiegel und rücke ihn noch etwas zurecht. »Sie können dann auch gerne Mittag machen.«

»Ist gut, aber bringen Sie mir nicht wieder alles durcheinander!«, befiehlt Frau Schröder.

»Natürlich nicht.« Ich gebe mir Mühe, entrüstet zu klingen.

Nun sieht Frau Schröder doch auf und schmunzelt, als sie mich vor dem Spiegel sieht. »Das haben Sie gestern auch versprochen.«

»Ich fasse nichts an«, verspreche ich und zwinkere ihr zu, ehe ich den Hut brav zurücklege, mich hinter den Tresen stelle und mein MacBook hervorhole.

Frau Schröder verschwindet im Lager, in dem ich für sie eine kleine Sitzecke eingerichtet habe, damit sie ihre Füße ausruhen und ihr mitgebrachtes Essen in Ruhe verspeisen kann.

Die Klingel an der Tür erschallt und kündigt einen neuen Kunden an. Ich blicke beiläufig auf, während ich das Passwort für meinen Computer eingebe. »Hallo, melden Sie sich, wenn Sie Unterstützung brauchen.«

»Hallo, danke, ich schaue nur.« Eine Frau in Businesskleidung sieht sich interessiert um. Wahrscheinlich ist sie von der neuen Schaufensterdekoration angelockt worden. Sie wirkt eigentlich nicht wie eine Hutträgerin. Es ist eine gute Entscheidung gewesen, für die Deko einen Experten zu beauftragen, auch wenn Frau Schröder im ersten Moment beleidigt gewesen ist.

Ich überfliege flüchtig meine Mails, ehe ich einen weiteren Versuch bei der potenziellen Kundin starte. »Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf, Sie scheinen mir der Typ für einen klassischen Fuggerhut zu sein. Darf ich Ihnen ein Modell vorschlagen?«

Die Frau ziert sich etwas, doch man merkt ihr auch eine gewisse Neugier an. »Ich weiß nicht, ob ich wirklich einen probieren möchte.«

»Wegen der Frisur?« Ich schmunzele und schließe den Laptop, um ihr meine volle Aufmerksamkeit zuzuwenden. »Das ist kein Problem, wir haben alles da, um sie wieder herzurichten. Außerdem glaube ich nicht, dass das Modell, das ich für Sie im Sinn habe, Schaden anrichtet. Es sitzt sehr gut, ohne das Haar platt zu drücken.« Zielsicher durchquere ich das Geschäft und greife nach dem leichten Filzhut. »Und nicht voreilig urteilen: Sie müssen ihn erst einmal aufsetzen, sonst sehen alle Hüte unschick aus.«

Letztlich verlässt die Frau mit zwei neuen Hüten das Geschäft. Selbstgefällig kehre ich an meinen Laptop zurück und schaffe es, ein paar Mails zu lesen und die aktuellen Zahlen zu checken, ehe Frau Schröder zurück in den Verkaufsraum tritt, um ihren Posten wieder einzunehmen. Dann darf ich mich in mein Büro zurückziehen.

Routiniert lege ich das Handy in Reichweite auf den Schreibtisch. Ich klappe den Mac wieder auf, schließe ihn an das Netzkabel an und… verharre. Mein Blick fällt erneut auf das Handy und ein Grinsen stiehlt sich auf meine Lippen. Ich kann nicht widerstehen, greife danach und scrolle durch die Einträge im Telefonbuch, bis ich die Nummer von Cedric wiederfinde. Einen Moment lang starre ich darauf, während ich verschiedene Szenarien durchspiele, doch dann schüttle ich den Kopf und lege das Smartphone mit einem Seufzen zur Seite. Cedric soll nicht denken, dass ich es nötig habe. Auf jeden Fall werde ich ihm keine Ficken?-SMS schreiben.

Oder vielleicht doch? Eigentlich ist es nur ehrlich. Ich will definitiv auf Tuchfühlung mit ihm gehen und habe es auch nicht auf mehr abgesehen. Natürlich nicht. Ich kenne ihn ja nicht. Vielleicht ist der Mann dumm wie Toastbrot. Aber so hat er eigentlich auf den ersten Blick nicht gewirkt.

Das Telefon klingelt und reißt mich aus meinen Tagträumereien. Energisch schüttle ich den Kopf, um sie loszuwerden, ehe ich den Anruf entgegennehme. Damit tauche ich auch wieder voll ins Geschäft ein. Es gibt genug zu tun, um mich von Cedric abzulenken. Tatsächlich denke ich erst wieder an den neuen Kontakt in meinem Telefonbuch, als ich mich gegen einundzwanzig Uhr auf den Heimweg mache.

Mit einer gewissen Vorfreude setze ich mich auf meine Vespa und fahre nach Uhlenhorst zu meiner Wohnung, die sich im obersten Stockwerk einer Jugendstilvilla befindet. Es gibt natürlich keinen Fahrstuhl, doch das macht sie nicht weniger attraktiv in der Lage. Kaum habe ich die Wohnungstür hinter mir geschlossen, da greife ich auch schon in meine Hosentasche, um das Handy herauszuholen… Ich stutze, fasse mir an die andere Seite. Nichts. In der Umhängetasche? Auch nichts. Jacke. Nichts. Ich runzele die Stirn.

Kurzerhand greife ich nach meinem Festnetztelefon und rufe mich mit der dort eingespeicherten Nummer selbst an. Mailbox.

»Oh, so eine verdammte Scheiße«, fluche ich unbeherrscht. »Das kann doch nicht wahr sein.«

Ein Blick auf die Armbanduhr verrät, dass es bereits halb zehn ist. Jetzt noch einmal ins Geschäft zurückzufahren, ist auch keine besonders verlockende Option. Doch wenn mir das Scheißding schon wieder abhanden gekommen ist, wäre das mehr als ärgerlich. Das wäre dann bereits das dritte Handy in diesem Jahr, das ich aus Versehen zerstört oder verloren habe. Ich hasse die Scheißdinger. Oder vielmehr sie mich.

Beinahe routiniert logge ich mich eine Viertelstunde später in meinem Laptop ein, um das Smartphone zu orten. Natürlich habe ich kein Glück. Entweder liegt es mit leerem Akku auf meinem Schreibtisch, kaputt auf der Straße oder der glückliche Finder hat bereits die Sim-Karte entfernt und das System zurückgesetzt. Ich hoffe einfach inständig, dass ich nur schusselig gewesen bin und es in meinem Büro liegen gelassen habe.

Außerdem bereue ich sehr, mich nicht bereits mit Cedric verabredet zu haben. Ich durchsuche nochmals alle Taschen und auch noch einmal den Eingangsbereich der Wohnung. Zwecklos.

Um halb elf halte ich es nicht mehr aus und fahre zurück ins Büro. Diesmal mit dem Auto, denn so spät sollte ein Parkplatz zu finden sein und zudem hat es angefangen zu regnen. Missgelaunt und schon ziemlich müde schließe ich den Laden auf, deaktiviere die Alarmanlage und mache mich auf die Suche nach dem Handy. Es liegt nicht auf dem Schreibtisch. Nicht darunter. Nicht darin. Nicht im Verkaufsraum. Nirgendwo.

Ich schließe die Augen und atme tief durch, um nicht schreien zu müssen. Es ist nur die eine Nummer. Alles andere kann ersetzt werden. Dennoch suche ich wie bescheuert noch einmal im Büro, nehme schließlich eine meiner Visitenkarten zur Hand und versuche erneut, das Handy vom Festnetz aus anzurufen. Mailbox.

»So eine verfickte Scheiße!«

Ich schmeiße das schnurlose Telefon wütend durch den Raum. Es zerbricht an der nächsten Wand. Kacke. Irgendwie bin ich kurz vor einem Lachanfall. Letztlich zeige ich den Überresten jedoch nur den Mittelfinger und verlasse das Geschäft, aktiviere die Alarmanlage, schließe ab und setze mich wieder in meinen Audi.

Ich fahre jedoch nicht gleich los. Stattdessen zwinge ich mich, noch einmal zu überlegen, was meine Optionen sind. Es gibt nicht viele. Nur eins weiß ich sicher: Ich will auf keinen Fall zurück in meine Wohnung. Kurzerhand fahre ich nach St. Georg. Wenn ich nicht noch irgendwas Blondes flachlegen kann, tue ich vor lauter Frust die ganze Nacht kein Auge zu.

Den Wagen parke ich in der Tiefgarage eines nahe gelegenen Hotels und gehe von dort zu Fuß ins Tatü. Selbst unter der Woche ist um diese Zeit noch recht viel los, wenn auch nicht so viel wie am Wochenende. Für einen Moment verharre ich am Eingang und suche nach vertrauten Gesichtern. Bekannt sind mir einige, doch nicht so gut, dass ich mich zu ihnen gesellen möchte.

Ich stelle mich an die Bar, besorge mir ein Bier und lasse meinen Blick abermals über die Gäste wandern. Niemand gefällt mir. Ich will jemand Mittelgroßen, Schlanken, mit blonden Locken und dunkelblauen Augen. Cedric. Aber der ist leider nicht anwesend.

»Hey«, werde ich plötzlich von der Seite angesprochen. Es ist ein Mann Mitte bis Ende dreißig und gekleidet wie ein Geschäftsmann. »Allein hier?«

»Ähm.« Nicht besonders beeindruckt von der Anmache mustere ich ihn kurz. Der Typ ist recht durchschnittlich, aber offensichtlich interessiert und immerhin dunkelblond. Ich gebe mir einen Ruck, da ich nicht unfreundlich sein will. Meine Anmache heute Mittag war definitiv auch nicht kreativer. »Ja, sieht so aus. Du auch?«

»Meine Freunde haben mich gerade verlassen«, erklärt der Mann. Immerhin wirkt er gepflegt, seine Frisur ist etwas langweilig, aber der Schnitt frisch und er hat schöne Hände. »Ich bin Olaf.«

»Lennard.« Ich nehme nachdenklich einen Schluck von meinem Bier. Ach, bringen wir es hinter uns. Mir wird ohnehin niemand so gut gefallen wie Cedric und der Typ ist doch genauso gut wie alle anderen auch. Dann muss ich wenigstens nicht noch länger suchen. »Magst du noch was trinken?«

»Ein Bier wäre toll.« Olaf lächelt geschmeichelt. Er scheint eigentlich recht sympathisch. Er erinnert mich ein wenig an Arthur.

Ich wende mich an den Barkeeper und bestelle Olaf das gewünschte Bier, schiebe es ihm rüber und proste ihm zu. »Du musst entschuldigen, wenn ich nicht sonderlich gesellig rüberkomme. Mir ist gerade etwas Dummes passiert.«

»So?« Aufmerksam sieht Olaf zu mir auf. Er hat braune Augen. »Magst du drüber reden?«

»Nichts Weltbewegendes. Habe nur mein Handy verloren.«

»Oh, ja, das ist dumm. Ist mir auch mal passiert.« Olaf nippt an seinem Glas. Er wirkt etwas nervös. Immer wieder huscht sein Blick unruhig zu meinem Schritt und Arsch. Es ist offensichtlich, dass er Interesse an mir hat und es sich nicht vermasseln will.

Irgendwie gefällt mir das sogar. So muss ich mich wenigstens nicht anstrengen und es ist klar, wer den Ton angeben wird. »Ja, wie wäre es, wenn du mich von meinem Frust ablenkst?«, schlage ich daher vor. »Wohnst du in der Nähe?«

»Ähm ja, also nicht weit… Hohenfelde.«

»Cool. Gehen wir also zu dir?«

»Klar, ich meine, echt gern…«, haspelt Olaf.

»Gut.«

Nachdem das geklärt ist, entspannt sich Olaf und es gelingt uns, normalen Small Talk zu halten. Er scheint intelligent und hat eine angenehme, unaufdringliche Art, seine Meinung zu vertreten. Nach und nach erfahre ich, dass Olaf für eine größere Human-Ressource-Agentur als Headhunter arbeitet. Er scheint ehrgeizig, aber nicht skrupellos. Leider trotzdem noch etwas langweilig.

Schließlich sind unsere Gläser geleert und ich sehe keinen Grund, es noch länger hinauszuzögern. Irgendwann will ich auch wieder nach Hause. »Also, zu dir?«

Da Olaf nichts dagegen einzuwenden hat, verlassen wir die Bar und gehen zu Fuß im Regen zur U-Bahn, fahren zwei Stationen damit und steigen bei Wartenau aus. Von dort sind es nochmals fünf Gehminuten, bis wir zu einem Backsteinbau aus der Nachkriegszeit kommen. Der Hausflur deutet darauf hin, dass er kürzlich saniert worden ist. Dennoch langweilt mich dieser Baustil. Er hat keinerlei Charakter und es gibt viel zu viele Gebäude dieser Art in Hamburgs Wohnvierteln.

Olafs Wohnung ist im zweiten Stock. Im Hausflur davor stehen seine Schuhe. Ich folge daher Olafs Beispiel und schlüpfe ebenfalls aus meinen, ehe ich die Wohnung betrete.

Olaf fragt etwas befangen: »Magst du noch etwas trinken?«

»Nein, danke«, antworte ich und trete dichter an ihn heran. Vielleicht wird Olaf ja interessanter, wenn man ihn aus der Reserve lockt. Meistens haben es die unauffälligen Typen faustdick hinter den Ohren.

Ich ziehe ihm unumwunden die Jacke aus und schmeiße sie achtlos auf den Boden. Olaf hält den Atem an und lässt es geschehen. Hoffentlich bleibt er nicht so passiv. Ich mache mich an die Knöpfe von Olafs Hemd. »Schlafzimmer?«

Er schluckt und deutet wortlos auf eine der Türen. Anscheinend hat ihm meine Attacke die Sprache verschlagen. Auch gut. Ich schiebe ihn in die entsprechende Richtung, während ich ihm das Hemd ausziehe. Oh meine Fresse, der Mann trägt tatsächlich ein Unterhemd. Nicht sehr sexy, zumal er darunter auch eher durchschnittlich gebaut ist mit ein bisschen Bürohengstspeck. Ich warte immer noch darauf, dass sich bei mir so etwas wie Erregung einstellt. Noch tut sich nichts.

Endlich kommt Bewegung in Olaf. Er zieht mir ebenfalls die Jacke aus und schiebt seine Hände unter meinen Pullover. Kalt. Ich schrecke empfindlich zurück und muss lachen. Rasch fange ich sie ein und schiebe sie von mir.

»Sorry«, haspelt Olaf. »Der Regen… oder bist du kitzlig?«

»Nein, nur kalt.« Ich nehme es Olaf ab und ziehe mir selbst das Oberteil über den Kopf, das Shirt darunter gleich mit. Olaf tut es mir nach und entledigt sich seiner eigenen Kleidung bis auf die Boxershorts und seine Socken. Im Gegensatz zu mir ist er bereits hart.

Dass ich es nicht bin, fällt Olaf ebenfalls auf und er geht sofort vor mir in die Knie, um es zu ändern. Erwartungsvoll schließe ich die Augen, als Olaf meine Pants herunterschiebt und sich sein warmer Mund um mich schließt.

Es ist warm und feucht, fühlt sich okay an, aber es tut nichts für mich. Die Erregung bleibt immer noch aus. Ich versuche, mich mehr zu entspannen und spiele mit verschiedenen Fantasien. Doch obwohl sich Olaf nicht unbedingt ungeschickt anstellt, so richtig geil ist er auch nicht darin.

Ich runzele die Stirn und versuche, mich mehr darauf zu konzentrieren. Doch plötzlich sind da alle möglichen Gedanken in meinem Kopf, nur nicht an Sex. Als ich mir vorstelle, dass Olaf Cedric ist, vergrößert sich meine Frustration eher noch. Ich gebe auf.

Seufzend schiebe ich Olaf von mir und ziehe meine Pants wieder hoch. »Fuck.«

Der Blick, mit dem Olaf zu mir aufsieht, geht mir durch und durch. Der Arme muss natürlich denken, dass es an ihm liegt. Aber das tut es nicht wirklich. Ich habe schon mit Typen geschlafen, die mich noch weniger angemacht haben. Einfach weil ich es nötig gehabt habe. Schlechtes Gewissen macht sich in mir breit und ich beeile mich zu versichern: »Sorry, liegt nicht an dir. Hatte einen blöden Tag und dachte, ich kann mich davon ablenken. Anscheinend habe ich mich geirrt.«

»Willst du drüber reden?«, fragt Olaf und richtet sich auf. Er wirkt ein wenig verwirrt.

»Nein.« Ich seufze erneut und greife mir meine Sachen. »Mach dir bitte keinen Kopf, okay? Du bist echt in Ordnung, aber ich gehe jetzt besser heim.«

»Wenn du meinst…« Man merkt nun auch Olaf seine Frustration an, daher beeile ich mich, aus der Wohnung zu kommen.

Das ist mir wirklich noch nicht passiert, dass ich bei einem One-Night-Stand versage. Normalerweise lasse ich mich auf dergleichen ja auch nicht ein, wenn ich nicht ohnehin ziemlich geil bin. Verdammter Mist.

Da ich Alkohol getrunken habe, hole ich den Audi nicht aus dem Parkhaus und laufe zu Fuß heim. Es ist entsprechend spät, als ich dort ankomme. Außerdem bin ich durchnässt vom Regen. Was für ein beschissener Tag.

 

Kapitel 2


Nachdem ich, wie vorhergesehen, die halbe Nacht kein Auge zugetan habe, verschlafe ich natürlich. Zumal ich normalerweise mein Handy als Wecker benutze und daher an diesem Morgen nicht wie gewohnt von REM geweckt werde. »Fuck!«

Ich rufe im Laden an, um Frau Schröder Bescheid zu sagen, dass ich später komme, weil ich mich noch um Ersatz für mein Handy kümmern muss. Vom Verschlafen erwähne ich lieber nichts, sonst schimpft sie wieder mit mir. Doch das tut sie sowieso.

»Oh nein, Sie haben es schon wieder verloren?«, fragt sie ungläubig. »Wie schaffen Sie das nur immer?«

»Ich weiß es nicht. Es muss mir beim Rollerfahren aus der Tasche gefallen sein.«

»Haben Sie auch wirklich überall nachgeschaut? Auch in Ihrer Hemdtasche?«

»Ja, hab ich.«

»Beim letzten Mal haben Sie das auch behauptet und dann ist es in Ihrer Waschmaschine aufgetaucht«, erinnert sie mich tadelnd. »Gucken Sie lieber noch einmal nach.«

Ich verziehe den Mund. Eigentlich hasse ich es abgrundtief, wenn man so mit mir spricht. Komischerweise lasse ich es mir von Frau Schröder gefallen. Vielleicht, weil sie mich an unsere Haushälterin erinnert. Erna ist auch so eine resolute, ältere Dame.

»Ich schaue noch einmal in allen Taschen nach«, verspreche ich artig. »Aber Sie kommen ohne mich zurecht?«

»Ja, um den Laden brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen.«

»Super.«

Wir legen auf. Tatsächlich filze ich noch einmal die klammen Klamotten vom Vortag. Aber ich finde kein Handy darin. Zu allem Übel werde ich dadurch auch wieder an die Misere bei Olaf erinnert. Wenn es sich tatsächlich noch irgendwo in einer meiner Taschen befunden hat, habe ich es spätestens bei ihm verloren. Aber nein. Das hätten wir gemerkt. So hitzig war die Stimmung nun ja nicht.

Seufzend gehe ich duschen, dann ziehe ich mich sorgfältig an und schließlich versuche ich noch einmal, auf meinem Handy anzurufen. Mailbox. Auch das Suchradar zeigt nichts Neues. So eine verfickte Scheiße. Wozu habe ich das blöde Ding denn mit der Sicherheits-App ausgestattet, wenn es jetzt doch unauffindbar ist. Aber auf das Gerät kommt es mir nicht so wirklich an. Ich will nur die verfickte Nummer von Cedric haben.

Nach einer Tasse Espresso und einer Zigarette auf dem Balkon kommt mir ein spontaner Geistesblitz. Erneut hechte ich zum Telefon. Es klingelt nur dreimal, dann knackt es in der Leitung, eine Warteschleife ertönt, kurz darauf knackt es erneut und ich habe die Stimme meines Vaters am anderen Ende. Er klingt erstaunt: »Guten Morgen, Lennard? Wieso rufst du mich auf der Arbeit an? Ist was passiert?«

Kacke. Ich verdrehe die Augen. »Hallo. Hm, nein, nichts passiert. Eigentlich wollte ich gar nicht mit dir sprechen, sondern mit deinem Sekretär.«

Es heißt nicht mehr Sekretär. Das ist nur noch die Bezeichnung für ein veraltetes Möbelstück. Der übereifrige Mann, den ich eigentlich sprechen wollte und der mich offensichtlich sofort an meinen Vater weitergeleitet hat, nennt sich Senior Business Administrator. In seiner Freizeit hört er auf den Namen Jannis und treibt sich in allen Schwulenbars Hamburgs herum. Zumindest ist das mein Eindruck von ihm und der Grund, wieso ich ihn sprechen will.

Mein Vater stutzt. »Du rufst mich an, um meinen Sekretär zu sprechen?«

»Ja.«

»Wieso?«

Ich kann meinem Vater schlecht sagen, dass ich seinen Angestellten von der Arbeit abhalten möchte, weil ich die Telefonnummer von einem superheißen Typ verloren habe. Aber mir fällt auch keine Alternative ein. »Ist was Privates und das willst du gar nicht wissen. Es geht um mein Liebesleben.«

»Was hat Herr Peters mit deinem Liebesleben zu tun?« Jetzt klingt er erst recht schockiert. Offenbar entspricht Jannis nicht seiner Vorstellung eines idealen Schwiegersohns. Bei der Vorstellung, dass er solche Vermutungen anstellt, muss ich lachen. In mein Beuteschema passt Jannis auch nicht. Obwohl ich ihn eigentlich supersympathisch finde, sind wir bestenfalls Bekannte.

»Nicht so, wie du denkst. Er soll mir nur helfen, jemanden wiederzufinden.«

»Während seiner Arbeitszeit?«

»Es dauert nicht lang«, verspreche ich.

»Na gut… Ich stelle dich zurück. Aber es wäre schön, wenn du dich nach Feierabend mal bei deiner Mutter und mir melden würdest.«

»Mache ich«, verspreche ich.

»Geht es dir denn gut?«, besinnt er sich noch zu fragen.

»Ja. Und euch?«

»Alles bestens.«

»Sehr gut.«

»Ich leite dich weiter.«

Die Warteschleife ertönt und kurz darauf hebt diesmal der Richtige ab. »Ups, Lenny, du wolltest tatsächlich mich sprechen? Wie komme ich denn zu der Ehre? Ach ja, außerdem will dein Vater wissen, wieso du noch zu Hause bist und nicht auf der Arbeit. Sorry. Ich wollte dich nicht reinreißen. Aber ist was passiert? Geht es dir gut?«

»Ähhh…« Ich muss erneut lachen. »Hallo, Jannis. Nein, alles gut. Kein Ding. Ich rufe an, weil ich dachte, dass du mir vielleicht weiterhelfen kannst.«

»Ich?«, fragt er erstaunt. »Wie das denn?«

»Also… Ich habe da gestern einen ziemlich heißen, blonden Typen kennengelernt und ich dachte, dass du doch fast alle Homos in Hamburg kennst und mir vielleicht weiterhelfen kannst.«

»Ähm… ja, versuch es doch mal.« Irgendwie klingt er ein bisschen komisch. »Also heiß? Und… und blond?«

»Ja.«

»Wirklich?« Er räuspert sich und ich habe den Verdacht, dass er kurz vor einem Lachanfall oder dem Erstickungstod steht. »Und jetzt kriegst du ihn nicht mehr aus dem Kopf?«

Ich runzle die Stirn. »Ja. Was…?«

»Und du hast ihn gestern Abend getroffen?« Jannis prustet leise. »Im Tatü vielleicht?«

Plötzlich weiß ich, was ihn so amüsiert. Olaf. Er weiß es. Die Erkenntnis überkommt mich heiß und kalt zugleich. Scheiße. Verfickte Scheiße!

»Nein!« Ich muss das Telefon einen Augenblick von meinem Ohr nehmen, damit er mein Zähneknirschen nicht hört und ich die Kiefer auseinanderbekomme. »Nein«, sage ich dann noch einmal. »Scheiße, woher hast du das denn?«

»Ähm, na ja, liege ich nicht richtig?« Jetzt klingt er wieder verwundert und auch ziemlich enttäuscht. »Schade! Ich meine, schlechter Start, aber ich hätte Olaf das so gegönnt. Mit dem Problem hätte ich dir vielleicht auch weiterhelfen können. Also ich kenne da jemand, der da ganz günstig…«

»Jannis!«, unterbreche ich ihn. »Ich habe keine… Schwierigkeiten damit.«

»Da habe ich aber was anderes gehört.«

»Fuck, weiß es schon die ganze Stadt, oder was?« So einen Ruf kann ich echt nicht gebrauchen. Verdammt peinlich. Da muss ich sicher unzählige Typen flachlegen, um den wieder loszuwerden.

»Nein, nein«, beruhigt mich Jannis. »Damit würde Olaf nie hausieren gehen. Weißt du, wie es der Zufall will, ist er ein sehr guter Freund von mir. Vielleicht bin ich sogar sein bester Freund…« Er senkt seine Stimme. »Er hat gerade eben vor dir hier angerufen und mir sein Leid geklagt. Natürlich dachte er, dass es an ihm lag. Ich musste ihm eine halbe Stunde lang schmeicheln, um sein Selbstbewusstsein wiederherzustellen.«

Ich atme erleichtert aus. »Okay, tut mir leid. Ich habe ihm doch gesagt, dass es nichts mit ihm zu tun hatte.«

»Ja, hat er auch erzählt«, bestätigt Jannis. »Aber das macht es nicht besser, nur dich sympathischer. Ach ja, und keine Sorge, ich habe ihm nicht gesagt, dass ich dich kenne. War mir auch bis eben nicht sicher, ob du es wirklich warst. Wobei ich nicht so viele Lennards mit attraktivem Dreitagebart und braunem Wuschelkopf kenne, die ein so umwerfend charmantes Lächeln haben wie du. Das mit den Potenzproblemen war mir neu, aber keine Sorge, ich behalte es für mich.«

»Gut, danke.« Dennoch ist es mir peinlich. »Ich habe wirklich keine Potenzprobleme, okay? Ich hatte gestern nur einen ganz beschissenen Tag und ich dachte, dass dein Kumpel mich vielleicht davon ablenken kann. Leider hat er mich weder abgelenkt noch geil gemacht. Nicht seine Schuld. Er war nur einfach nicht der, den ich eigentlich wollte.«

»Olaf hat nie Glück mit Männern, der Arme. Er versucht aber auch immer, in die oberste Schublade zu greifen.« Jannis seufzt theatralisch. »Du, dein Vater guckt schon ganz grimmig durch die Glasscheibe zu mir. Also, wie kann ich dir helfen? Wen wolltest du wirklich? Einen anderen Blonden?«

»Exakt. Ich habe ihn gestern zufällig auf der Straße getroffen. Er hat mir sogar seine Telefonnummer gegeben, nur leider habe ich die verloren.«

»Oh… und deshalb warst du so frustriert, dass du keinen hochbekommen hast?« Schon wieder kann ich sein Grinsen heraushören.

Es fällt mir schwer, mich zu beherrschen. »Ja.«

»Das passiert doch jedem mal. Kein Grund zur Sorge. Im Notfall kenne ich da wirklich…«

»Ich mach mir keine Sorgen, Jannis. Und ich brauch nur den Blonden, um das wieder hinzubekommen. Kein Viagra.«

»Hat er denn einen Namen?«

»Cedric.«

»Hmmm…« Jannis überlegt laut. »Cedric, Cedric… Cedric. Blond sagtest du... wie groß?«

»Etwa so groß wie ich. Schlank, leichte Naturlocken, schmales, attraktives Gesicht.« Ich hoffe, es klingelt jetzt bei ihm. »Dunkelblaue Augen.«

»Hmmm…«, macht Jannis wieder. »Ah! Ah! Doch. Die Diva.«

»Was?«

»Cedric. Ich glaub, ich weiß, wen du meinst!« Jannis lacht triumphierend. »Vielleicht sollte ich das zu meinem Job machen. Er ist noch unter dreißig und wirkt auf den ersten Blick ein bisschen unterkühlt, richtig?«

»Ja, genau!« Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. »Du kennst ihn also?«

»Nein. Ich nicht. Zu jung«, erklärt Jannis. »Aber ich kenne wen, der ihn mal hatte. Michi. Weiß nicht, ob du den kennst. Ist der Bruder von dem Partner meines besten Freundes, also nicht Olaf, sondern Emil. Studiert Medizin, also der Michi, nicht Emil. Auch ein ganz süßer Blonder. Aber vergeben. Aber davor hat er den Cedric mal aufgerissen. Die beiden waren ein paar Mal aus, aber dann ist er Michi irgendwie quer gekommen. Scheint eine ziemliche Zicke zu sein.«

»Das ist mir völlig egal. Kannst du mir seine Telefonnummer von diesem Michi besorgen?«

»Nee, dafür ist das schon zu lange her. Aber ich weiß wahrscheinlich, wo dein Schwarm arbeitet.«

»Yes! Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann.«

»Freu dich nicht zu früh, mein Schatz«, spottet Jannis gut gelaunt. »Ich weiß nicht, ob ich dir damit wirklich einen Gefallen tue. Soll ich dir nicht doch lieber Viagra besorgen?«

»Jannis! Raus mit der Sprache. Sonst petze ich meinem Vater, dass du während der Arbeit eine halbe Stunde mit Olaf telefoniert hast.«

»Och, du bist so fies.« Jannis seufzt abermals. »Na gut, er ist Schauspieler. Gras mal die Internetseiten der Theater hier in Hamburg ab. In irgendeinem Ensemble muss er zu finden sein.«

Gerettet. Zumindest gibt es Hoffnung. »Super. Danke.«

»Für deine Potenz tue ich doch alles, mein Schatz.«

»Wenn du mich weiter damit aufziehst, fällt es mir echt schwer, dankbar zu sein. Du machst mir noch Komplexe.«

Jannis lacht. »Da mache ich mir bei dir wirklich keine Sorgen, Schnuckel. Das ist wohl eher Olafs Karma gewesen. Er hat wirklich kein Glück mit Männern. Irgendwie kriegt er immer mal wieder jemanden ins Bett, der echt heiß ist, aber es endet meist damit, dass irgendwas schiefgeht. Außerdem…« Er zögert. »… nein, das kann ich dir nicht sagen.«

»Was?«

»Nein, das wäre fies. Vergiss es.«

»Na gut.« Ich habe den Verdacht, dass es noch etwas wenig Schmeichelhaftes über Olaf ist, und das will ich nicht hören. Am liebsten will ich den Mann ganz aus meinem Gedächtnis streichen und ihm nie wieder begegnen. »Ich gehe mal arbeiten und googeln. Lass dich von meinem Vater nicht ärgern.«

»Nö, mach ich nicht. Ach ja, wieso bist du noch nicht arbeiten?«

»Sag ihm, dass ich Homeoffice mache, weil mein Telefon im Laden kaputt ist.«

»Okay, gut. Dann arbeite mal weiter und ich tue auch mal so als ob. Ciao, ciao!«

»Tschüss.« Wir legen auf.

Bei mir meldet sich zunächst einmal das Pflichtbewusstsein und ich verschiebe meine Internetrecherche auf den Abend, um mir jetzt ein neues Handy zu besorgen und auf der Arbeit nach dem Rechten zu sehen. Außerdem steht mein Auto immer noch im Parkhaus.

 

Tatsächlich kann ich mich beherrschen, bis ich abends zum ersten Mal an diesem Tag etwas Vernünftiges esse und mit aufgeklapptem Laptop in meinem Lieblingsbistro sitze. Theater in Hamburg. Schauspieler. Cedric. Ich muss nicht lange suchen. Gleich das erste Suchergebnis ist ein Volltreffer. Da ist er, meine kleine Diva. Bei der Erinnerung an Jannis' Bezeichnung muss ich schmunzeln. Passt doch zu einem Schauspieler.

Cedric Grezella. Sein Bild befindet sich gleich in der zweiten Reihe an dritter Stelle. Er hat darauf anders gestylte Haare. Sie sind aus seinem Gesicht gekämmt, was diesem mehr Schärfe und Kontur verleiht. Vielleicht liegt es auch an der Belichtung, aber seine hohen Wangenknochen kommen so noch besser zur Geltung. Er hat ein echt schönes Gesicht. Bestimmt weiß er das auch.

Ich klicke auf seinen Namen, um herauszufinden, ob da noch mehr Informationen über ihn zu finden sind. Tatsächlich. Er ist in Berlin geboren. Schauspielstudium in Leipzig. Ich überfliege den Rest auf der Suche nach etwas Interessantem, werde aber enttäuscht. Nichts wirklich Aktuelles. In dem Theater hat er schon seit drei Jahren ein festes Engagement. Keine Ahnung, ob das lang ist. Er spielt in über zehn unterschiedlichen Stücken mit. Ich versuche herauszufinden, wann er den nächsten Auftritt hat, aber das ist mir dann doch zu mühsam beim Essen.

Außerdem will ich ihn ja nicht stalken. Wenn ich einfach beim Theater auftauche, wird er aber unter Umständen auf diesen Gedanken kommen. Das ist keine gute Idee. Ich brauche doch seine Nummer.

Während ich herzhaft von meinem Croque abbeiße, überlege ich, wen ich noch kennen könnte, der ihn vielleicht kennt. Oder jemanden kennt, der ihn kennt. Ich klicke mich weiter durch die Homepage des Theaters. Schließlich komme ich zu den Sponsoren und Förderern und stolpere über einen Verein, in dem auch meine Eltern Mitglied sind.

Die muss ich ja ohnehin noch anrufen. Ich tue es mit meinem neuen Smartphone. Das alte habe ich bei der Polizei als vermisst gemeldet und die Sim-Karte sperren lassen. Erst einmal habe ich mir eine neue Karte geholt und eine Weiterleitung einrichten lassen, bis ich die neue alte Sim zugeschickt bekomme. Bei den letzten Malen war ich noch nicht so schlau und habe mir einfach ein neues Handy mit Vertrag geholt. Aber beim zweiten Mal hat meine Schwester mit mir geschimpft, weil sie es so anstrengend findet, mit meinen wechselnden Telefonnummern mitzukommen.

Diesmal habe ich mich daher im Shop beraten lassen, ob es eine bessere Alternative gibt. Sollte mich jemand anrufen wollen, ist das nun kein Problem mehr. Nur ich muss mir erst einmal meine ganzen Kontaktdaten neu aufspielen. Die von meinen Eltern habe ich zum Glück noch im Kopf.

»Sprengel«, meldet sich die Stimme meiner Mutter.

»Hi, ich bin's«, antworte ich mit vollem Mund.

»Wie bitte?« Sie weiß ganz genau, dass ich es bin.

Ich schlucke. »Zu spät für Erziehungsmaßnahmen.«

»Ach, Lennard, du bist es.« Ich höre heraus, dass sie lächelt. »Und, was verschafft mir die Ehre?«

»Vater hat gesagt, ich soll mich melden. Und da ich so ein pflichtbewusster Sprössling bin, tue ich dies hiermit.«

»Wo bist du? Es ist so laut bei dir.«

»In einem Bistro. Ich hatte Hunger.«

»Du hättest auch zum Abendessen vorbeikommen können. Erna kocht immer zu viel, weißt du doch. Da wohnt man in der gleichen Stadt und bekommt dich dennoch nie zu Gesicht.« Das folgende Gespräch haben wir schon oft geführt. Es endet wie immer damit, dass ich verspreche, mich öfter zu zeigen, obwohl wir beide wissen, dass es nichts ändern wird. Sie haben mindestens genauso viel um die Ohren wie ich.

»Du sag mal, dieser Fördererverein von euch, der Theaterstücke und so finanziert, seid ihr da noch aktiv?«, frage ich ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen.

»Wahrscheinlich schon, welchen meinst du?«, antwortet sie nach kurzem Zögern.

Ich nenne ihr den Namen. »Hast du Kontakte zum Theater?«

»Na ja, mir wurden Mitarbeiter aus der Führung vorgestellt. Wieso interessiert dich das?«

»Ich brauche die Telefonnummer von einem Schauspieler.«

»… Lenny.« Ein vorwurfsvolles Seufzen. »Ein Schauspieler? Ist das dein Ernst?«

»Nein, es ist mir nicht sehr ernst. Aber wenn es eine Schauspielerin wäre, würdest du anders reagieren.«

»Ich würde bei jeder Frau anders reagieren«, gibt sie unumwunden zu. Allerdings weiß sie auch, dass das politisch nicht korrekt ist. Darum gibt sie auch nach. »Entschuldige… Wie heißt er denn?«

»Cedric Grezella.«

Sie verspricht mir sich umzuhören. Wahrscheinlich braucht sie nur einen einzigen Anruf zu tätigen und spätestens morgen hat sie die Nummer. Sie kennt eine Menge wichtiger Leute. Hamburg ist zwar keine Kleinstadt, aber mit ein bisschen Einfluss, Geld und Vitamin B kommt man recht weit. Erst recht als alteingesessener Hamburger.

Lange geht das Telefonat danach nicht mehr. Mein Croque ist dennoch schon kalt, als ich auflege. Ich habe mich nicht getraut, noch einmal abzubeißen. Aber immerhin mahlen die Mühlen und wenn ich Glück habe, kann ich mich morgen Abend endlich bei ihm melden. Wirkt vielleicht auch gar nicht schlecht, wenn ich etwas beschäftigt tue.

Lustlos verspeise ich den restlichen Croque und checke dabei die Zahlen meines Online-Stores und den Warenbestand. Alles bestens. Gestern waren die Verkäufe für unter der Woche gar nicht schlecht und meine neue Fulfillment-Agentur erledigt den Rest ganz schön fix. Ich bezahle bei der Kellnerin und packe meine Sachen zusammen. Feierabend.

Endlich hole ich mein Auto aus dem Parkhaus und fahre nach Hause. Ich habe dort einen Garagenstellplatz, doch heute ist direkt vor dem Haus noch etwas frei und ich bin faul. Außerdem ist das so extrem selten, dass man es einfach ausnutzen muss.

Mit einem Knopfdruck schließe ich den Wagen ab, ehe ich die letzten paar Schritte überwinden will, die mich von meinem behaglichen Heim noch trennen. Doch auf der Treppe davor sitzt ein attraktiver, schwarzhaariger Junge. Verdutzt bleibe ich stehen, zumal mich seine Augen aufmerksam mustern und ich ihn nicht einordnen kann. Er wohnt nicht in meinem Haus. Und so warm, dass es angenehm ist, hier zu sitzen, ist es heute auch nicht, nachdem es gestern den ganzen Tag geregnet hat.

»Hey. Wartest du auf jemanden? Oder kann ich dir helfen?«

Er schüttelt den Kopf. »Nein, das heißt doch. Wohnst du hier?«

»Ja. Ganz oben.«

»Lässt du mich mit rein? Sieht wieder nach Regen aus und ich habe keinen Schlüssel.«

»Hm, den haben auch nur Leute, die hier wohnen.« Ich stecke meine Hände in die hinteren Taschen meiner Jeans. »Und soweit ich weiß, gehörst du nicht dazu. Zu wem möchtest du denn?«

»Arne.«

»Der Doktor? Was willst du denn bei dem?« Ich weiß, dass Arne schwul ist, aber er geht locker auf die vierzig zu und der Junge sieht aus, als wäre er gerade mal achtzehn. Vielleicht verwandt. Allerdings schlägt mein Gaydar bei dem Kleinen ziemlich deutlich an.

»Ich wohn manchmal bei ihm.«

»Hm, was sagt denn der Vermieter dazu?«, frage ich und muss mir ein Schmunzeln verkneifen. Schlauer bin ich jetzt aber immer noch nicht.

»Keine Ahnung, geht ihn das was an?«, fragt der Junge zurück. »Willst du mich verpetzen?«

»Nee, nee, schon gut.« Ich gehe an ihm vorbei und schließe die Haustür auf. »Wenn du willst, kannst du bei mir warten.«

Nun guckt er überrascht und mustert mich dann. Anscheinend wirke ich harmlos genug, denn er zuckt mit den Schultern. »Klar, warum nicht. Wie heißt du eigentlich?«

»Lennard«, antworte ich. »Und du?«

»Simon.«

Wir steigen die Treppen bis ins zweite Stockwerk hinauf. Hier wohnt Arne. Ich kenne ihn so gut wie gar nicht, weil er nie da ist. Er arbeitet in einem Krankenhaus und scheint nur dann zu Hause zu sein, wenn ich es nicht bin. Das einzige Mal, dass ich mich länger mit ihm unterhalten habe, sind wir uns zufällig im Tatü über den Weg gelaufen.

»Hm, hast du Stift und Papier?«, erkundigt sich Simon. »Dann kann ich ihm eine Nachricht dalassen, dass ich oben bei dir bin.«

»Kannst du ihm nicht einfach eine SMS schicken?«

»Hab seine Handynummer nicht.«

Das kommt mir komisch vor. »Du wohnst ab und zu bei ihm, aber du hast seine Handynummer nicht?«

»Nein, brauch ich sonst nicht.« Simon sieht mich groß und unschuldig an.

»Aha. Sag mal… du bist sein was? Neffe?«, erkundige ich mich.

»Sein Kater.« Er grinst mit einer charmanten Mischung aus Verlegenheit und Schalk.

Ich blinzle und brauche einen Moment, um das zu verarbeiten. »Und woher kennt ihr euch?«

»Bin ihm zugelaufen.«

Ich muss lachen. »Aha, ich glaube, so einen Kater hätte ich auch gerne. Gibt es noch mehr, wo du herkommst?«

»Nee, Kater sind Einzelgänger.«

»Schade.« Ich weise mit dem Kopf die Treppe hoch. »Oben müsste ich Post-its haben.«

Er folgt mir die Treppe nach oben, bleibt aber am Eingang stehen. Ich gehe ins Wohnzimmer zu meinem Sekretär – diesmal tatsächlich ein Möbelstück – und wühle in ein paar Schubladen herum, bis ich fündig werde. Mit den gelben Zettelchen und einem Kuli kehre ich zurück in den Flur. »Bitte sehr.«

»Cool, danke!« Er strahlt mich an und hastet zurück in den zweiten Stock. Kurz darauf kommt er auch schon wieder. Ich habe nicht an der Tür gewartet, sondern mir in der Zwischenzeit die Schuhe und Jacke ausgezogen und bin in die Küche verschwunden. Als ich die Wohnungstür schließen höre, erkundige ich mich laut genug, dass er mich im Flur hört: »Magst du was trinken?«

»Klar, gerne!«

»Was denn? Ein Schälchen Milch?«

Er lacht leise. »Nö, nicht unbedingt. Was hast du denn sonst noch?«

»So ziemlich alles, denke ich.« Ich öffne den Kühlschrank. Simon gesellt sich zu mir und linst neugierig über meine Schulter, dann greift er an mir vorbei und angelt sich einfach eine Flasche Cola heraus. Ich nehme mir ebenfalls eine. »Öffner hängt am Kühlschrank.« Der ist nämlich magnetisch und der Kühlschrank hat eine Stahlverkleidung.

»Coole Wohnung«, stellt Simon fest, nachdem er den ersten Schluck aus der Flasche genommen hat.

»Danke.«

»Die ist sogar fast noch geiler als die von Arne«, meint er und wirft einen neugierigen Blick aus dem Küchenfenster. Man kann die Aussicht nicht wirklich genießen, aber im Dunklen erahnen. Er löst sich davon und tapst auf Socken an mir vorbei, um anscheinend noch die restlichen Zimmer zu inspizieren. Ich lasse ihn. Er hat wirklich etwas von einem Kater. Irgendwie niedlich. Ich glaube, ich will tatsächlich auch so einen.

Schmunzelnd folge ich ihm ins Wohnzimmer. Er bestaunt gerade meinen Fernseher. Ich lasse mich auf die Couch fallen und sehe ihn abschätzend an. »Sag mal, wie alt bist du eigentlich?«

»Fast zwanzig.«

»Magst du Konsole spielen?«

»Ja, gern.«

»Dann such dir ein Spiel aus. Sind in dem Fernsehboard links. Die Controller auch.«

Simon überlegt nicht lange und entscheidet sich für einen Klassiker, den man gut gegeneinander spielen kann: Tekken. Ich bin ganz zufrieden mit seiner Wahl, auch weil ich mich nicht bewegen brauche und zudem von Cedric abgelenkt werde.

»Weißt du, wie lange Arne heute arbeitet?«

»Nö. Aber wenn ich dich nerve, schmeiß mich einfach raus.«

»Tust du nicht, ich hatte keine Pläne für heute Abend.«

»Was arbeitest du eigentlich?«, will Simon wissen, während wir darauf warten, dass das Spiel fertig lädt.

»Ich verkaufe Hüte.«

»Ernsthaft?« Er mustert mich skeptisch.

»Ja.« Bei seinem Blick muss ich einfach grinsen. »Ernsthaft. Mir gehört ein Laden in der Stadt.«

»Wer trägt denn heute noch Hüte, außer vielleicht alte Leute?«

»Du wärst überrascht«, antworte ich. »Außerdem haben auch alte Leute Geld.«

»Okay…« Simon zuckt mit den Schultern. »Anscheinend verdienst du damit ganz gut.«

Amüsiert wähle ich mir meinen Kämpfer aus. »Also, du und der Onkel Doktor… habt eine Beziehung, richtig?«

»Hm, würde es nicht direkt als Beziehung bezeichnen. Ich bin halt sein Kater.« Das Thema scheint ihm nicht zu behagen.

Mich macht es dagegen erst recht neugierig. »Ist er dir für mehr zu alt?«

»Nein, gar nicht«, behauptet er entrüstet. »Spielen wir jetzt?«

»Ich bin so weit.«

Während des Spielens reden wir kaum und wenn, dann sind es nur Kommentare zum Geschehen auf dem Fernsehschirm. Es ist tatsächlich eine herrliche Art, den Kopf freizubekommen. Erst als meine Cola leer ist, unterbreche ich das Spiel und stelle es auf Pause. »Magst du auch noch was trinken? Oder was essen?«

»Hm, bisschen Hunger hätte ich schon, aber ich will dir keine Umstände machen.«

»Das sind keine Umstände. Was magst du denn? Sind Chips okay oder willst du was Richtiges?«

»Chips sind völlig okay. Und gerne eine Bionade. Danke.«

Ich verschwinde in der Küche. Simon folgt mir kurz darauf, um mir beim Tragen zu helfen. Dabei meint er: »Arne hat mir nie erzählt, dass er so einen netten Nachbarn hat.«

»Arne kennt mich auch nicht wirklich«, erkläre ich.

»Wieso?«

»Wir arbeiten beide recht viel.«

»Okay…« Sein Blick wird komisch. »Du hattest aber nix mit ihm, oder?«

»Nein, anderes Beuteschema.«

»Gut. Aber du bist schwul?«

»Stockschwul.« Ich werfe ihm die Chips zu. »Was machst du eigentlich? Studierst du?«

Er nickt.

»Und was?«

»Volkswirtschaft.«

»Erstes Semester?«

Er lächelt und nickt wieder. »Habe erst vor ein paar Wochen angefangen.«

Süß.

Wir kommen nicht dazu, uns über die Chips herzumachen, denn im nächsten Moment klingelt es an der Tür. Ich mache auf, obwohl ich mir denken kann, dass es Arne ist. Ich lächle ihm freundlich entgegen, obwohl er ein sehr ernstes Gesicht macht. »Hi.«

»Hallo, ich habe die Nachricht gelesen, dass Simon bei dir ist?«

»Ja, er hat draußen auf der Treppe gehockt, da habe ich ihn lieber mit hochgenommen«, erkläre ich und gebe die Tür frei, damit er sehen kann, dass seinem Kater nichts passiert ist. Der schlüpft nämlich schon in seine Schuhe, während er Arne freudig anstrahlt, aber nichts sagt.

»Das ist nett, danke.« Arne wirkt müde. Wahrscheinlich wegen der langen Schicht im Krankenhaus. Der große Altersunterschied zwischen den beiden wird mir so noch ein bisschen mehr bewusst.

»Kein Problem«, antworte ich und mache Simon Platz.

Er streicht ganz dicht an Arne vorbei. Katzenhaft. Und der streckt seine Hand nach ihm aus und streichelt ihm sanft über den Nacken. Doch sein Blick richtet sich auf mich. »Also dann, schönen Abend noch.«

»Ebenso«, wünsche ich und schließe die Tür, als sie die Treppe hinuntergehen. Von Simon höre ich auch noch ein leises, an mich gerichtetes Dankeschön. Ulkiges Paar. Aber irgendwie auch ganz harmonisch.

 

Kapitel 3


Es vergehen noch zwei weitere Tage, ohne dass ich etwas von meiner Mutter höre. Immerhin weiß ich inzwischen, dass ich mein Potenzproblem im Griff habe, wenn ich alleine bin. Auf einen weiteren Flop mit einer fremden Person will ich es jedoch noch nicht anlegen. Ich habe das Trauerspiel mit Olaf immer noch nicht überwunden. Es wurmt mich, dass er es Jannis erzählt hat. Hoffentlich behalten sie es für sich.

Am Freitagabend rufe ich meine Mutter noch einmal an. Es ist Wochenende und ich habe nichts zu tun. Ich will Sex mit Cedric. Wenn sie die Nummer immer noch nicht hat, werde ich mich vielleicht nicht davon abhalten können, doch mal ins Theater zu gehen. Wahrscheinlich müsste ich nicht einmal allein hin. Paula, eine gute Freundin von mir, liebt solche kulturellen Veranstaltungen.

»Sprengel.« Es ist mein Vater, der sich am Telefon meldet.

»Hi, ich bin es.«

»So oft meldest du dich nur, wenn du etwas möchtest«, stellt er nüchtern fest.

»Ertappt.« Ich sehe gar nicht ein, ihnen heute etwas vorzumachen. »Meine liebe Mutter wollte für mich eine Telefonnummer herausfinden und ich möchte mich nach dem Stand der Dinge erkundigen.«

»Aha. Wusste ich es doch. Was ist das denn für eine Nummer?«

»Jemand, den ich kennenlernen möchte.«

»Ein Mann?«

»Natürlich.«

»Na gut.« Details in dieser Richtung interessieren ihn nie. »Olivia? Dein Sohn ist am Telefon«, ruft er. »Wegen einer Nummer.«

Ich höre, dass meine Mutter antwortet, doch was sie sagt, kann ich nicht verstehen. Mein Vater ist so nett, es mir weiterzuleiten. »Sie meint, sie hätte dir eine SMS geschrieben.«

»An meine neue Nummer?«

»Wieso neue Nummer? Hast du die schon wieder gewechselt?«

»Ja, aber nur übergangsweise. Anrufe werden weitergeleitet. SMS – keine Ahnung. Offensichtlich nicht… Aber ich rufe dich gerade mit der neuen an. Kannst du die gleich mal abspeichern?«

»Ach, Junge.« Mein Vater seufzt und ruft dann wieder lauter. »Er hat schon wieder eine neue Nummer.«

Die gedämpfte Antwort meiner Mutter klingt tadelnd. Den genauen Wortlaut bekomme ich wieder nicht mit und mein Vater meint nur: »Sie schickt sie dir gleich noch mal, wenn wir aufgelegt haben.«

»Klasse, danke.«

»Gut. Sonst aber alles in Ordnung bei dir?«

»Alles bestens. Bei euch auch?«

»Ja, wir gehen gleich ins Theater. Olivia meint, du hättest sie auf die Idee gebracht.« Dass er das nicht unbedingt positiv meint, ist seiner Stimme anzuhören.

Ich muss schmunzeln. »Mein herzliches Beileid.«

»Wann kommst du uns mal wieder besuchen?«

»Ihr habt doch sicherlich auch keine Zeit dieses Wochenende, oder?«

»Nein, wir sind ausgebucht. Aber du kannst doch mal unter der Woche zum Abendessen kommen.«

»Ja, kann ich machen.« Nur nicht zu spezifisch werden.

»Das ist gut.« Ihm fällt ein, dass er sich noch seine Fliege von meiner Mutter binden lassen muss und wir legen auf. Ich komm mit meinen Eltern gut klar. Zwar sind wir uns nicht in allen Punkten einig, aber es ist auf sie Verlass, wenn es darauf ankommt. Keine Ahnung, wie ich es umschreiben soll. Sie lieben mich und lassen mich mein Leben leben, auch wenn sie es nicht unbedingt immer auf allen Ebenen gutheißen.

Ungefähr zwanzig Minuten später erhalte ich die versprochene SMS. Cedrics Nummer. Endlich. Für einen seligen Moment starre ich sie einfach nur an. Sie kommt mir sogar bekannt vor. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es die richtige ist. Jetzt muss ich mich nur noch überwinden ihn anzurufen. Es ist vier Tage her. Hoffentlich erinnert er sich überhaupt noch an mich. Aber eigentlich sollte er das. So oft wird er hoffentlich nicht auf der Straße angesprochen und gibt seine Nummer raus. Aber wer weiß...

Bevor ich mich gänzlich verrückt mache, tippe ich auf die Zahlenreihe im Display und initiiere damit den Anruf. Es klingelt. So weit, so gut. Es klingelt ziemlich lange. Ich will schon auflegen, um nicht an seine Mailbox zu geraten, als sich doch noch eine männliche Stimme meldet. »Ja?«

»Hi, hier ist Lennard.«

»Welcher Lennard?« Die Stimme klingt etwas atemlos. Ich höre Umgebungsgeräusche. Autos und Windrauschen. Anscheinend ist er gerade unterwegs.

»Spreche ich mit Cedric?«, hake ich nach, bevor ich mich ganz zum Affen mache.

»Ja, einem Cedric in Eile, der keine Ahnung hat, wer du bist. Also komm zur Sache.«

Wow, superfreundlich. Ich schüttle den Kopf. »Ich bin der Lennard, dem du am Dienstag unvorsichtigerweise deine Telefonnummer gegeben hast.«

Stille. Ziemlich langes Schweigen sogar. Ich will schon wieder etwas sagen, da höre ich ihn seufzen. »Ah, der Typ von der Straße?«

»Genau.«

»Hm, kennst du die 72-Stunden-Regel?«

»Nein.«

»Offensichtlich«, antwortet er. »Wenn man sich etwas vornimmt, muss man innerhalb von zweiundsiebzig Stunden den ersten Schritt durchführen, da sonst die Chance nur ein Prozent beträgt, dass es zustande kommt. Das gilt insbesondere für Verabredungen.«

»Tatsächlich?«

»Ja.«

Die Hintergrundgeräusche enden abrupt. Es dauert aber noch einen Moment, bis ich begreife, dass er aufgelegt hat. So ein Mist. Langsam nehme ich das Handy vom Ohr. Aus irgendeinem Grund bin ich nicht sauer. Eher belustigt. Es wäre ja auch langweilig, wenn es so einfach gewesen wäre. Bestimmt habe ich seinen Stolz gekränkt, indem ich solange gebraucht habe ihn anzurufen. 72-Stunden-Regel. So ein Scheiß. Ich hätte es gleich mit der Ficken-SMS versuchen sollen.

Ficken will ich ihn nämlich unbedingt. Jetzt erst recht. Ich texte an einer SMS, die ihn doch noch überzeugen soll. Aber alles, was ich fabriziere, klingt nach einer Entschuldigung oder Ausrede. Wenn ich ihm sage, dass ich seine Nummer verschlampt habe, hält er mich für einen Verlierer. Wenn er dann erfährt, wie ich wieder an seine Nummer gekommen bin, für einen Stalker.

Ich seufze schwer und pfeffere das Handy durchs Zimmer. Diesmal jedoch absichtlich in Richtung Sofa, damit es nicht kaputt geht. Kurz darauf schmeiße ich mich selbst hinterher und überlege, was meine Optionen sind. Es muss Optionen geben, immerhin habe ich ihm ursprünglich gefallen, sonst hätte er mir die Telefonnummer gar nicht erst gegeben.

Ich versuche es doch noch einmal mit einer SMS. Keiner zwingt mich zu einer Entschuldigung. Kann ich ja nicht ahnen, dass es eine 72-Stunden-Regel gibt und er sie warum auch immer befolgt. Ich probiere es also mit einem Bestechungsversuch.

»Wie wäre es mit einem Mehr-Gänge-Menü zur Wiedergutmachung? Restaurant & Zeitpunkt deiner Wahl. Lennard.«

»Netter Versuch«, lautet die Antwort, die ich eine halbe Stunde später erhalte. Netter Versuch, aber anscheinend nicht gut genug für ihn.

Ich sehe es dennoch als Sieg, denn immerhin ist es überhaupt eine Antwort. Hätte er wirklich kein Interesse, hätte er meine Nachricht einfach ignoriert. Es ist ein Spiel für ihn. Ein Prozent Gewinnwahrscheinlichkeit für mich. Besser als im Lotto. Nur, wie soll ich mein erstes Angebot noch übertreffen?

»Ich könnte dich nach dem Essen ins Kino einladen.«

»Mag kein Kino.«

Okay… Komischer Schauspieler. Ich grüble noch einen Moment, doch mir fällt nichts ein. Ich kann ihn ja schlecht in sein eigenes Theater einladen. Und in ein Konkurrenzhaus ist wohl noch schlimmer. »Was magst du denn?«

Darauf erhalte ich keine Antwort. Ich warte eine ganze Stunde. Doch noch einmal lasse ich bestimmt keine zweiundsiebzig Stunden verstreichen. Stattdessen zermartere ich mir weiter den Kopf. Schließlich schreibe ich noch eine SMS: »Planetarium?«

Weil ich nicht noch einmal Ewigkeiten warten möchte, rufe ich Paula an und verabrede mich mit ihr in der Stadt zum Weintrinken und Quatschen. Ich kenne sie vom Studium. Die meisten meiner engeren Freunde sind ehemalige Mitschüler oder Kommilitonen. Viele sind mittlerweile verheiratet, doch das stört mich eigentlich weniger, auch wenn ich sie dadurch seltener sehe. Paula dagegen ist Single und wird es vermutlich auch immer bleiben: Sie ist eine Beziehungsneurotikerin. Länger als ein paar Wochen hält sie nie durch, ehe sie Beklemmungen bekommt und sich wieder trennt.

»Also, womit verdiene ich die spontane Einladung?«, erkundigt sie sich, als wir in unserer kleinen, aber feinen Lieblingsbar sitzen und auf unseren Wein warten. »Nichts los bei dir?«

»Eigentlich eine ganze Menge«, gestehe ich. »Allerdings läuft es nicht ganz so, wie ich gerne hätte.« Ich umreiße ihr kurz die Begegnung mit Cedric und das Chaos danach. Die Episode mit Olaf will ich eigentlich auslassen, aber dann erzähle ich es ihr doch.

»Und jetzt traust du dich nicht mehr, jemanden aufzureißen?«, hakt sie nach.

»Na ja, ganz so weit würde ich nicht gehen«, meine ich. »Wenn mir Ryan Gosling ins Bett fällt, würde ich nicht nein sagen. Aber ich habe die Befürchtung, dass mir neue Bekanntschaften eher fad erscheinen, bis ich Cedric aus dem System bekomme. Und da will ich lieber nicht riskieren, dass sich die Geschichte mit dem Olaf wiederholt.«

»Eigentlich echt unmöglich, dass der Kerl dich verpetzt hat.« Paula kraust ihr schmales Näschen und wuschelt sich dabei durch ihren hellblonden Pixie-Haarschnitt. Sie ist die einzige Frau, mit der ich jemals geschlafen habe. Damals waren wir beide betrunken und am nächsten Morgen haben wir drüber gelacht.

»Vor allem ein Scheißzufall, dass Jannis sein bester Freund ist.«

»Und der dich auch noch kennt.«

Ich seufze. »Können wir über was anderes reden? Ich würde das mit Olaf echt gerne vergessen. Hilf mir lieber, einen Plan auszuhecken, wie ich meine einprozentige Chance optimal nutze.«

»Er ist Schauspieler in einem Theater, richtig?«

»Ja.«

»Und eine Diva?«

»Behauptet Jannis und meinem Eindruck am Telefon nach ist er… ja, definitiv: Diva.«

»Dann ist es doch einfach: Blumen.«

Ich sehe sie fragend an. »Blumen?«

»Ja, nach einem seiner Auftritte.« Sie strahlt.

»Er ist ein Kerl.«

»Ja, und?«

»Das kann auch nach hinten losgehen.«

Jetzt schmollt sie. »War ja nur ein Vorschlag. Kommt außerdem auf die Message an.«

»Hmpf.« Ich werfe einen Blick auf mein Handy. »Immer noch keine Antwort.«

»Was hast du ihm denn vorgeschlagen?«

»Planetarium. Er mag kein Kino.«

»Planetarium ist doch fast das Gleiche wie Kino nur mit einem langweiligeren Film«, belehrt sie mich und schüttelt den Kopf. »Wie wär es mit…« Sie überlegt. »… einem netten Essen?«

»Habe ich schon vorgeschlagen. War in seinen Augen nur ein netter Versuch.«

»Eine Segelpartie?«

»Das ist immer so anstrengend mit Anfängern und wahrscheinlich ist er einer.«

»Oper?«

»Ich bin kein Masochist.«

Sie bewirft mich mit einer Erdnuss, die sich in einem Schälchen auf unserem Tisch befinden. »Okay, dann finde was Besseres.«

»Ich warte noch ein bisschen. Bis morgen oder so… Vielleicht überlegt er es sich ja noch mit dem Essen und Planetarium.«

»Viel Glück.«

»Ah ja, da fällt mir ein. Michelle kennst du doch auch, oder?«

»… ja«, antwortet sie zögernd. »War die nicht auch auf deinem dreißigsten Geburtstag?«

»Jeder war auf meinem dreißigsten Geburtstag«, maule ich, denn das habe ich ihr und Arthur zu verdanken. Die beiden haben sich hinter meinem Rücken zusammengetan und eine riesige Überraschungsfeier geschmissen. Dabei wollte ich nicht feiern. Nächstes Jahr fliege ich einfach weg.

»Also ja, ich habe sie schon mal gesehen. Wieso?«

»Sie heiratet und hat mich eingeladen.« Ich klimpere mit den Wimpern. »Magst du meine Begleitung sein? Sonst kommt sie noch auf die Idee, mir irgendeine Schnarchnase als Tischpartner aufzuschwatzen.«

»Ich weiß nicht.« Sie kraust erneut ihr Näschen. »Sie gehört zu deinem elitären Freundeskreis, oder?«

»Schulfreundin.«

»Also elitär.« Paula atmet seufzend aus und lässt die Schultern ausdrucksvoll fallen. »Wie viele Kleiderwechsel diesmal?«

»Ich spendiere dir zwei neue Kleider, wenn du mitkommst.« Gewinnend strahle ich sie an. »Und da du die Leute nicht kennst, kannst du für die dritte Gelegenheit anziehen, was du im Schrank hast, ohne Angst zu haben, dass sie dich darin schon gesehen haben.«

»Zwei neue Kleider, die ich nie wieder anziehen werde, für einen gänzlich vergeudeten Tag meines Lebens.«

»Vielleicht lernst du ja einen schicken Millionär kennen, der dich heiraten will…«

Sie verdreht die Augen. »Und du lenkst mich wieder durch die Wirren des Besteckhaufens vor mir, damit ich mich nicht blamiere?«

»Ich verspreche es.«

Nicht ohne noch ein weiteres, tiefes Seufzen, gibt sie schließlich nach. »Ich kann dir irgendwie nie was abschlagen.«

»Oh, ich liebe dich, Paula!« Und das meine ich beinahe ernst.

Sie grinst selbstironisch. »Und du bist der Einzige, bei dem ich das tolerieren kann. Vielleicht sollten wir heiraten. Aber was wird dann aus Cedric?«

»Tja… Womit wir wieder beim Thema wären.« Ich blicke auf mein Handy. »Er hat immer noch nicht geantwortet.«

»Vielleicht arbeitet er… Ich meine, ist doch jetzt die Zeit für Theater.«

»Ja. Kann sein.«

»Kennst du seinen Spielplan noch nicht auswendig?«

»Bist du verrückt?« Ich lache auf. »Ich jedenfalls nicht.«

»Wie willst du ihm dann Blumen schicken?«

»Ach, hör auf. Ich schicke ihm keine Blumen!«

 

Am nächsten Tag etwa um die gleiche Zeit sitze ich vor meinem Computer und gehe eine Liste von Blumenkurieren durch. Er hat sich immer noch nicht gemeldet und ich bin langsam am Verzweifeln. Vor ein paar Stunden habe ich ihm noch eine SMS geschickt. Nachdem meine großzügigen Angebote nicht gezogen haben, wollte ich es mit der Ficken-SMS wenigstens versuchen.

»Wenn du Restaurants nicht magst: Alternativ könnte ich dir auch selbst was zu essen machen… Wie wäre es mit Frühstück im Bett?«

Irgendwie dachte ich, das entlockt ihm eine Reaktion, wie auch immer geartet. Doch ich habe nicht damit gerechnet, dass wieder gar nichts kommt. So eine verfickte Scheiße. Jetzt schicke ich ihm wirklich Blumen. Sein nächster Auftritt ist morgen Abend. Ich brauche daher einen Blumenlieferservice, der auch sonntags arbeitet.

Ob ich mir das Stück selbst antun will, weiß ich noch nicht. Sein Name steht bei der Besetzung jedenfalls ziemlich weit oben. Vielleicht sollte ich es tun. Allein schon, um ihn wiederzusehen und zu beurteilen, ob er die Mühe überhaupt wert ist. Ich hoffe, das Stück ist halbwegs modern inszeniert. In modernen Theaterstücken sind die Darsteller nämlich immer ziemlich nackt. Zumindest in den letzten, in denen ich war.

Auf Paula kann ich morgen Abend jedoch nicht zählen. Sie ist bei ihrer Schwester und will einen Filmabend machen. Allein will ich nicht ins Theater. Ich bin jedoch auch nicht dazu bereit, noch jemanden in die Geschichte mit Cedric einzuweihen. Arthur hat sich via Facebook erkundigt, ob sich noch was ergeben hat. Aber der hat sicher auch kein Bock auf Theater.

Es klingelt. Seufzend klappe ich den Laptop zu und gehe zur Tür. Ich erwarte eigentlich niemanden. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, wer mich um diese Uhrzeit unangekündigt besucht. Normalerweise wäre ich gar nicht hier. Meistens gehe ich Samstagnacht tanzen oder bin bei Freunden eingeladen. Heute bin ich auch nur hier, weil ich meiner Libido nicht traue. Sie ist immer noch beleidigt, dass sie von Cedric verschmäht wird.

»Ja?«, melde ich mich bei der Gegensprechanlage.

»Miau«, lautet die Antwort.

Im ersten Moment bin ich verirrt, doch dann muss ich schmunzeln. »Du schon wieder?«

Ich warte nicht auf seine Antwort, sondern drücke gleich den Summer. Es regnet und wer weiß, wie lange er schon wartet. Ärzte mit ihren Endlosschichten. Der Kleine hat es sicher nicht leicht, wenn er so vernachlässigt wird. Ich lasse die Tür offen und kehre in die Küche zu meinem Laptop zurück.

»Hallo!«, grüßt Simon von der Tür aus. »Kann ich wieder bei dir warten?«

»Hi, klar, komm rein.«

»Hast du auch nix vor heute?«, will er neugierig wissen, während er die Schuhe abstreift und zu mir in die Küche schaut. »Musst du noch arbeiten?«

»Nein, ich schau nur was.«

»Einen Film?«

»Nein, Blumensträuße«, antworte ich.

»Blumen?« Er kommt zu mir in die Küche geschlichen. »Wieso? Hat jemand Geburtstag?«

»Nein. Ich versuche, das Herz einer Diva zu erobern.«

»Ich dachte, du bist auch schwul.«

»Einer männlichen Diva.«

Er klettert auf einen der Barhocker neben mir und mustert mich von der Seite. »Du siehst doch ganz gut aus, wieso brauchst du dafür Blumen?«

»Danke.« Ich grinse ihn an. »Weil er sich ziert.«

»Wieso?«

»Weil ich mich zu spät gemeldet habe«, erkläre ich geduldig. »Kennst du die 72-Stunden-Regel?«

»Nö?«

»Ich auch nicht. Aber ich habe gegen sie verstoßen und nun lässt er mich zappeln.«

»Und deshalb willst du ihm Blumen schenken?«

»Hm, ich bin mir noch nicht sicher. War nicht meine Idee.« Ich besinne mich darauf, nach dem Grund seiner Anwesenheit zu fragen: »Arne arbeitet wieder lang?«

»Keine Ahnung. Ist jedenfalls nicht da. Hab ihm einen Zettel unter der Tür durchgeschoben.«

»Ah ja. Vorbereitet diesmal.«

Er grinst selbstzufrieden. »Ja.«

»Schlauer Kater«, lobe ich.

»Sehr lernfähig«, pflichtet er mir bei.

»Hat Arne ein Glück.« Interessiert wende ich mich ihm zu. »Sind Kater eigentlich treu?«

»Ähm«, antwortet er etwas überrumpelt. »Ich streunere jedenfalls nicht.« Er wird rot und weicht meinem Blick verlegen aus.

Gott, er ist süß und so verflucht jung.

Ich muss schmunzeln. »Okay, hat mich nur interessiert. Dann muss sich Arne also keine Sorgen machen, dass dich jemand anders wegfängt.«

»Arne ist das, glaub ich, gar nicht so wichtig«, entgegnet Simon. »Ich meine, er hasst Untreue, aber er erwartet nix von mir. Wir sind ja nicht wirklich zusammen.«

»Wieso eigentlich nicht?«, wundere ich mich. »Bist du nicht in ihn verliebt?«

»Doch, total.«

»Und er in dich nicht?«

»Keine Ahnung… Ich denke nicht.« Simon zuckt mit den Schultern und starrt auf den Strauß roter Rosen, der gerade auf meinem Bildschirm zu sehen ist. »Bin ihm zu jung.«

»Hm, ich glaube, du unterschätzt die Anziehungskraft der Jugend, Kleiner. Da kann niemand lange kalt bleiben.«

»Ich denke schon, dass er mich mag. Aber er nimmt mich nicht sonderlich ernst«, erklärt Simon und stützt sich seufzend mit einer Hand an meinem Tresen ab. »Und sich selbst auch nicht in dieser Beziehung.«

»Wie meinst du das?« Ich gehe zum Kühlschrank und suche ihm die Bionade raus, die er beim letzten Mal trinken wollte, aber nicht mehr geschafft hat. Als ich sie vor ihn hinstelle, komme ich mir vor, wie ein Barkeeper, zumal er mir jetzt auch noch sein Herz ausschüttet.

»Seine letzten Typen haben ihn betrogen, weil er so viel arbeitet. Und jetzt hat er das mit mir und ich hab die ganze Zeit das Gefühl, dass er nur darauf wartet, dass ich ihn überhabe.« Simon spielt mit der Flasche, ohne sie zu öffnen. »Er hält mich absichtlich auf Distanz. Ich bin halt nur sein Kater…«

Okay, der Junge hat sich anscheinend ein paar Gedanken dazu gemacht. Das klingt überhaupt nicht kindisch. Ich kann dennoch nicht anders, als ihm mitfühlend durchs Haar zu wuscheln. »Hast du ihm das mal gesagt?«

»Nee, natürlich nicht.«

»Hm, dann wird sich wahrscheinlich auch so bald nichts daran ändern«, vermute ich. »Vertrauen braucht Zeit. Insbesondere, wenn man wie dein Herrchen schon ein paar schlechte Erfahrungen gemacht hat.«

Simon lächelt plötzlich etwas widerwillig. »Herrchen…«

»Na, wenn du sein Kater bist.«

»Trotzdem, das klingt blöd.«

Ich lache und hole mir erst einmal ein Bier. »Also… und Blumen findest du auch blöd? Hast du eine bessere Idee, wie ich meine Diva herumkriege?«

»Nee, na ja... Woher kennst du den eigentlich?«

»Von der Straße.« Ich schildere ihm die kurze Begegnung und meine darauffolgenden Kontaktversuche. Alles andere lass ich natürlich weg.

Ich betrachte wieder den Blumenstrauß mit den Rosen. »Vielleicht eine einzelne rote Rose?«

»Kannst dich ja steigern. Wie ein heimlicher Verehrer.«

»Hm…« Gar keine schlechte Idee. »Wenn ich eh bei ihm verschissen habe, sollte ich vielleicht wirklich den heimlichen Verehrer mimen. Quasi als zweite Chance.«

Simon wirkt skeptisch, doch er nickt. »Versuch wäre es wert. Aber nicht kitschig werden. Dann wird's peinlich. Muss schon was Originelleres sein als rote Rosen, finde ich.«

»Was denn dann?«

»Schenk ihm doch einen Kaktus oder einen…«

»Kaktus.« Noch eine gute Idee. Außerdem bringt sie mich zum Lachen. »Wenn Arne dich nicht behält, nehme ich dich gerne.« Wie aufs Stichwort klingelt es erneut. »Aber ich schätze, das ist schon dein Herrchen, der dich wiederhaben will.«

»Schätze ich auch.« Er drückt mir die noch ungeöffnete Bionade in die Hand. »Kann ich ja beim nächsten Mal trinken.«

»Okay. Lass ihn nicht warten.«

»Danke!« Tatsächlich rennt er dann auch schon zur Tür, ich folge ihm langsamer. Unmittelbar davor besinnt er sich jedoch und öffnet sie nur langsam. Es ist tatsächlich Arne.

»Hey«, grüßt er Simon. »Schon wieder hier?«

»Mhm, draußen war es nass«, antwortet der Junge leise und beginnt, in seine Schuhe zu schlüpfen. »Bist du sehr müde?«

»Geht.« Arne sieht über Simon hinweg zu mir. »Danke…«

»Kein Ding, hab ihn gerne hier.« Ich grinse leicht herausfordernd. »Ich mag Katzen.«

Mein Sonntag ist wesentlich geschäftiger als gewöhnlich. Statt bis zum Mittag auszuschlafen und mich dann mit einem Latte macchiato und späten Frühstück in dem Café um die Ecke wiederzubeleben, bin ich bereits um acht Uhr auf den Beinen. Da es unmöglich war, gestern Abend noch einen Blumenservice zu finden, der sowohl Kakteen führt, als auch am Sonntag liefert, musste ich eine andere Lösung finden.

Ich war daher bereits am Bahnhof, habe mir in dem Blumenladen dort einen Kaktus besorgt und dann einen 24-Stunden-Kurierdienst ausfindig gemacht, der das Ding nach der Vorstellung heute Abend tatsächlich noch ausliefert.

Nachdem das alles geregelt ist, bin ich mit einem Umweg über einen Bäcker zu meiner Schwester gefahren und habe sie und ihren Ehemann aus dem Bett geklingelt. Nun sitzen wir an ihrem Küchentisch und die beiden werfen mir neugierige Blicke zu, während sie sich ihren Croissants widmen.

Tobias hockt mir im Bademantel gegenüber. Rebeccas Haare sind noch ungekämmt. Ich finde, die Atmosphäre hat einen gewissen familiären Charme. Vielleicht komme ich demnächst öfter mal unangekündigt vorbei. Das Verhältnis zu meiner Schwester ist zwar ebenso ungepflegt wie das zu meinen Eltern, aber irgendwie inniger. Vielleicht, weil sie keine Erwartungen an mich stellt.

»Also?«, hakt Rebecca schließlich nach. »Womit haben wir diese Aufwartung verdient?«

»Kann ich nicht einfach mal meine große Schwester und ihren bezaubernden Mann besuchen?« Ein Grinsen kann ich mir dabei nicht verkneifen.

Zumal es Tobias nicht gefällt, von mir bezaubernd genannt zu werden. Dass ich schwul bin, hat ihm Rebecca erst erzählt, als die beiden schon verlobt waren. Irgendwie ging sie davon aus, dass es ihm auch ohne Erklärung bewusst ist. Dem war nicht so. Er versucht sich zwar nichts anmerken zu lassen, aber mir ist durchaus bewusst, dass sein Verhalten mir gegenüber seitdem steifer geworden ist. Zum Glück versucht er nicht mehr, mich mit Frauen zu verkuppeln.

»Nein, nicht wenn du Langschläfer normalerweise noch im Bett sein müsstest«, entgegnet Rebecca. »Und du siehst nicht aus, als hättest du die Nacht durchgefeiert.«

Ich seufze. »Durchschaut. Ich will heute Abend ins Theater, aber mir fehlt eine Begleitung. Kommst du mit?«

»Ins Theater?«, wundert sich Rebecca. »Wieso?«

Rebecca hat mich mit dreizehn beim Wichsen erwischt, aber nie ein Wort darüber verloren oder mich aufgezogen. Als sie zufällig herausgefunden hat, dass ich mit meinem Kumpel André mehr als nur Sammelkarten austausche, hat sie mich ebenfalls nicht verraten. Ich habe immer gewusst, dass ich ihr vertrauen kann. Vor ihr ist mir außerdem so gut wie nichts peinlich. Vor Tobias dagegen schon. Daher ziere ich mich, die Wahrheit zu sagen, und hoffe, dass Rebecca mich auch so versteht. »Weil ich mich wahnsinnig für das Stück interessiere.«

»Okay…« Sie runzelt die Stirn. »Was ist das denn für ein Stück?«

»Keine Ahnung.«

Ihr spöttischer Blick trifft mich über den Tisch hinweg. »Du interessierst dich ja wirklich wahnsinnig dafür.«

»Okay, vielleicht eher für einen der Schauspieler.«

»Aha.« Sie runzelt dennoch die Stirn. »Und…? Seit wann brauchst du da jemanden, der dich begleitet?«

»Es soll ja nicht so aussehen, als wäre ich nur wegen ihm da. Natürlich ist es etwas anderes, wenn meine große Schwester mich mitschleift.« Ich zwinkere ihr zu. »Und du magst doch Theater.«

Tobias räuspert sich und erinnert Rebecca mit ruhiger Stimme: »Du weißt noch, dass wir heute Abend bei Hubert eingeladen sind?«

Als darauf Rebeccas Mundwinkel kurz abwärts zuckt, weiß ich, dass ich so gut wie gewonnen habe. Wer auch immer dieser Hubert ist, Rebecca hat keine Lust auf ihn. Stattdessen interessiert es sie mehr, wer der Mann ist, für den ihr kleiner Bruder freiwillig ins Theater gehen will.

Ich sehe sie bittend an. »Paula und Arthur haben beide keine Zeit. Und ich will nicht irgendwen mitnehmen.«

Unschlüssig wirft Rebecca einen Blick zu Tobias. Der wirkt ziemlich ungehalten über meine Dreistigkeit. »Das Abendessen haben wir schon vor drei Wochen zugesagt.«

»Kannst du nicht ohne mich hingehen?«, hakt Rebecca nach. »Die beiden können mich ohnehin nicht leiden.«

»Das stimmt doch gar nicht.«

»Oh doch.« Rebecca nimmt einen Schluck von ihrem Kaffee. »Und das weißt du.«

»Du kannst sie nicht leiden«, entgegnet Tobias.

»Wieso geht ihr zu ihnen essen, wenn Beccy sie nicht mag?«

»Weil… das ist etwas Berufliches«, erklärt Tobias sichtlich genervt.

Ich seufze und kümmere mich schweigend um mein Croissant, während ich die beiden das ausdiskutieren lasse. Anscheinend ist dieser Hubert ein Vorgesetzter von Tobias bei der Polizei, und Tobias, der zurzeit beim Kriminaldauerdienst arbeitet, will sich mit ihm gut stellen. Beförderungen bei den Bullen sind rar und man muss seine Chancen nutzen. Beccy ist der Ansicht, dass er es auch ohne Schleimerei zu etwas bringen wird. Schließlich gehe ich sogar auf den Balkon, als es für fünf Minuten etwas lauter wird. Ich zünde mir eine Zigarette an. Blöde Angewohnheit.

»Wann treffen wir uns?«, fragt Rebecca schlicht, als sie zu mir auf den Balkon tritt. Letztlich hat sie sich natürlich durchgesetzt.

»Ich hole dich um sieben ab?«, schlage ich vor.

»Großartig.« Sie rümpft die Nase, als sie meine Kippe bemerkt. »Was soll das? Ich dachte, du hättest damit aufgehört?«

»Ich habe zumindest nicht wirklich wieder damit angefangen.«

»Und was tust du dann da?«

»Nur die Zeit vertreiben, während ihr gestritten habt«, erkläre ich und drücke sie am Metallgeländer des Balkons aus. »Zufrieden?«

»Nein, lass den Scheiß gefälligst ganz«, befiehlt sie. »Und jetzt erzähl mir mal, was es mit dem Schauspieler auf sich hat.«

Kapitel 4

 

Das Stück ist… sehr modern. Ich habe noch gute Plätze oben in einer der Logen bekommen. Daher haben Rebecca und ich hervorragende Sicht auf die nackten Leiber der Schauspieler, die sich gegenseitig mit wirren Phrasen anschreien. Ich habe bereits jetzt den Faden verloren, dabei hat das Stück erst vor wenigen Momenten angefangen.

Rebecca lehnt sich zu mir rüber und raunt leise. »Sag mir bitte, wann der Typ auf die Bühne kommt, auf den du es abgesehen hast, damit ich abschätzen kann, wie groß der Gefallen ist, den du mir jetzt schuldest.«

»Gefällt es dir etwa nicht?« Ich hebe die Augenbrauen und schüttle den Kopf. »Du Kunstbanause.«

Sie streckt mir die Zunge raus. Dann richtet sie den Blick wieder auf das Spektakel vor uns. Ihrem angestrengten Stirnrunzeln nach zu urteilen, versucht sie tatsächlich, dem Stück einen Sinn zu entnehmen. Ich gebe mir erst gar keine Mühe, sondern warte geduldig auf Cedrics Auftritt. Lange muss ich nicht warten. Oh mein Gott, und er ist ebenfalls fast nackt. Das einzige Kleidungsstück, das er am Leib trägt, ist ein hautenger, weißer Slip, durch den man fast alles erahnen kann.

»Lass mich raten…«, flüstert Rebecca in mein Ohr. »Das ist er?«

Ich grinse sie flüchtig an.

»Du schuldest mir trotzdem was!«, zischt sie.

Darüber mache ich mir später Gedanken. Cedric hat einen schönen Körper. Natürlich habe ich das geahnt, aber er übertrifft meine Erwartungen. Alles ist so schön fest. Seine Muskeln nicht zu ausgeprägt, aber fein definiert. Ich mag das. Es ist so schön griffig im Bett.

»Erzählst du mir später, worum es ging?«, raune ich Rebecca ins Ohr.

»Ein riesig, riesig großer Gefallen«, antwortet die nur.

Ich nehme das als Bestätigung. Wunderbar, dann kann ich Cedric weiter anstarren und muss mich nicht darauf konzentrieren, was er und die anderen von sich geben.

Die Bühne ist hell erleuchtet. Ich nehme daher an, dass die Schauspieler nichts vom Zuschauerraum erkennen können. Irgendwie enttäuscht mich das. Ich wäre gerne von Cedric entdeckt worden. So ist mir die Begegnung fast zu einseitig. Allerdings hat es auch Vorteile. Er bemerkt nicht, dass ich nach etwa der Hälfte des Stückes nicht mehr sitzen kann und von den sinnlosen Dialogen und dem hektischen Treiben tierisch genervt bin.

Als es endlich vorbei ist, ernten sie tosenden Beifall. Verständnislos mache ich einfach mit und werfe Rebecca, die ebenfalls ganz aus dem Häuschen scheint, einen langen Blick zu. Anscheinend hat es ihr doch gefallen. Oder sie ist eine bessere Schauspielerin als die auf der Bühne.

Mein Blick wandert dorthin zurück. Cedric tritt erneut ins Rampenlicht. Nun ist jedoch auch der Zuschauerraum erhellt und einige stehen auf, um noch exzessiver zu klatschen.

Er trägt jetzt einen Bademantel und ich finde Standing Ovations nicht unbedingt gerechtfertigt. Vorher, als er noch nackt gewesen ist, wäre ich lieber für ihn aufgestanden.

Als er sich nach der Verbeugung aufrichtet, gleitet sein Blick nahezu genüsslich über die Zuschauerränge. Es scheint jedoch so, als ließe er nur die Gesamtheit auf sich wirken, ohne jemanden im Speziellen wahrzunehmen. Kurz bin ich geneigt zu pfeifen, doch dann fällt mir ein, dass man das in Theatern nicht macht.

»Und was sieht dein Plan als Nächstes vor, Brüderchen?«, ruft mir Rebecca über den Beifall hinweg zu.

Ich ziehe unschlüssig eine Schnute. »Mir einen neuen Plan zurechtzulegen, da ich mich anscheinend richtig erinnert habe: Er ist heiß und ich will ihn immer noch.«

»Wow, noch ganz am Anfang also«, stellt Rebecca fest. »Wollen wir versuchen, hinter die Bühne zu kommen?«

Die Schauspieler sind mit ihrer zweiten Runde Verbeugen fertig, doch der Applaus bricht immer noch nicht ab. Sie kommen noch einmal alle zusammen auf die Bühne. Erneut kann ich meinen Blick nicht von Cedric lösen. Sein Bademantel ist verrutscht und entblößt nun wieder seine Brust. Erst, als er wieder verschwunden ist, sehe ich Rebecca fragend an. »Meinst du, das kriegen wir hin?«

»Ich denke schon. Die Frage ist, wie er darauf reagiert…«

»Keine Ahnung.« Ich befeuchte kurz meine Lippen mit der Zunge. »Wie wäre es, wenn wir stattdessen beim Bühneneingang warten? Ich würde gerne sehen, ob er mein Geschenk dabei hat.«

»Du hast ihm was geschenkt?«

»Ja.« Ich grinse leicht. »Ich denke nicht, dass es ihm wirklich gefällt. Aber es war irgendwie passend und ich wollte keine Blumen.«

»Oh mein Gott, was hast du ihm geschickt?« Rebecca schiebt mich Richtung Ausgang. Der Applaus hat endlich aufgehört und wir müssen uns beeilen, wenn wir vor der großen Masse an der Garderobe sein wollen.

»Einen Kaktus. Er sollte ihn genau jetzt zugestellt bekommen.«

Sie lacht. »Du fandest einen Kaktus passender als Blumen?«

»Phallusartig, aber stachelig.«

»Mit Nachricht?«

Ich nicke und greife ihren Arm, damit sie sich bei mir unterhakt und wir nicht auseinandergedrängt werden, als wir uns durch das Foyer kämpfen.

»Was für eine?«, will sie wissen.

»Nichts Tolles.« Ich hebe die Schultern. »Ich bin nicht sonderlich einfallsreich in solchen Dingen. Weißt du doch.« Ich hole uns unsere Jacken. Doch falls ich gehofft habe, dass sich ihre Neugier darüber verliert, werde ich enttäuscht.

»Also was?«, beharrt sie.

Wir treten in die kühle Nachtluft und ich wende mich ihr zu, als ich meine Hände als Gänsefüßchen benutze: »Vielleicht weniger romantisch als Blumen, aber ausdauernder als zweiundsiebzig Stunden. Genauso wie ich. Die Stacheln hat er von dir. Dein heimlicher Verehrer, L.«

Rebecca grinst. »Ist doch ganz süß. Hoffentlich teilt er deinen Sinn für Humor.«

»Wenn er gar keinen Sinn für Humor hat, wäre er eh nicht der Richtige.« Ich zucke mit den Schultern. Wir haben die schmale Seitengasse neben dem Theater betreten. »Wo wollen wir warten?«

»Kommt drauf an, ob du ihn oder er dich zuerst sehen soll.«

»Hm, weiß nicht.«

»Ich bin für wir ihn«, meint Rebecca und deutet auf einen Coffeeshop gegenüber. »Der hat noch auf. Lass uns noch einen Kaffee trinken gehen und ans Fenster setzen. Hier draußen komme ich mir wie ein Groupie vor.«

»Kann man da überhaupt die Straße sehen? Spiegelt doch…«

»Ach Quatsch, ist doch hell genug mit der Straßenbeleuchtung«, versichert Rebecca und zieht mich mit sich.

Zunächst überprüfe ich, ob sie recht hat, dann positioniere ich sie strategisch günstig, damit sie den Bühneneingang im Blick hat und nicht ich, um schließlich für uns beide noch einen Kaffee zu besorgen, obwohl es schon recht spät ist.

»Und, ist er schon raus?«, erkundige ich mich, als ich damit an unseren Tisch zurückkehre.

»Nein. Nur eine Frau mit deinem Kaktus.«

»Was?«

»Ich denke zumindest, dass es dein Kaktus war. Sah aus wie eine Pflanze mit Papier drumgewickelt. Rotes Papier.«

»Oh Scheiße…« Schmollend verschränke ich die Arme vor der Brust. »Entweder hat der Kurier Mist gebaut oder der Typ ist echt schrecklich. Er kann doch nicht mein Geschenk weiterverschenken.«

»Anscheinend doch.« Sie stupst mich unter dem Tisch sanft an. »Oder sie hat auch was geschenkt bekommen. Vielleicht hatte jemand die gleiche Idee.«

»Um diese Zeit? Vom gleichen Laden, der nicht einmal liefert?«, entgegne ich skeptisch und seufze. »Nein, da mache ich mir keine Illusionen.«

»Willst du ihn eigentlich nur fürs Bett oder hast du echtes Interesse an ihm?«, will Rebecca wissen, blickt dabei aber gewissenhaft aus dem Fenster und nippt an ihrer Tasse.

»Bett.« Es reizt mich, ebenfalls nach draußen zu gucken.

»Ich glaube, das Vorhaben solltest du begraben und den Abend als Fehlinvestition verbuchen.« Bedeutungsvoll nickt sie mit dem Kopf zum Theater. »Männer sind wie Toiletten, sagt man doch, oder? Die guten sind besetzt und der Rest beschissen.«

Natürlich ruckt mein Kopf sofort in die angedeutete Richtung und genau in diesem Moment geht Cedric an dem Coffeeshop vorbei. Im Arm eines anderen Mannes, der ihm freundlich lächelnd lauscht, während Cedric sich anscheinend gerade über irgendetwas ereifert. Die Hand des anderen Mannes streicht beruhigend über seine Schulter und dann abwärts, um ihn an der Hüfte fester in die Umarmung zu ziehen. Als Cedric daraufhin aufblickt, bekommt er einen Kuss von dem Typ.

Beherrscht löse ich den Blick von den beiden und richte ihn wieder auf meine Schwester. Die seufzt und zuckt mit den Schultern. »Das nennt man Pech, Brüderchen.«

»Das nennt man gequirlte Scheiße«, entgegne ich. »Wieso hat er mir seine Telefonnummer überhaupt erst gegeben, wenn er schon einen Macker hat? Noch dazu so einen alten Sack.«

»Der war in seinen besten Jahren. Höchstens Ende vierzig.«

»Trotzdem. Cedric ist noch keine dreißig.« Immer diese großen Altersunterschiede. Ich verstehe nicht, was man an diesen alten Kerlen so geil findet. »Fuck! So eine Knalltüte. Von wegen 72-Stunden-Regel.«

»Vielleicht hat er sich auf der Straße, als du ihn angesprochen hast, nur geschmeichelt gefühlt und wollte wissen, ob du dich tatsächlich bei ihm meldest.« Rebecca nimmt nachdenklich einen weiteren Schluck von ihrem Kaffee. »So eine Art Egotrip.«

»Ein größeres Ego braucht der bestimmt nicht.« Aber ich kann noch so über ihn fluchen. Es ändert nichts daran, dass ich noch frustrierter bin als schon die ganze Woche über. Und ich will ihn immer noch. Jetzt erst recht.

»Den Blick kenne ich«, stellt Rebecca fest und mustert mich mit erhobenen Augenbrauen. »Lass es einfach gut sein, Lenny. Man kann nicht immer gewinnen. Der Kerl ist die Aufregung garantiert nicht wert.«

Ich zucke mit den Schultern, raufe mir die Haare und lächle sie dann entwaffnend an: »Du kennst mich einfach zu gut, Schwesterlein. Gerade deshalb solltest du doch wissen, dass ich nicht so leicht aufgebe.«

Sie seufzt und stellt die Kaffeetasse zurück auf den Tisch. »So, mehr darf ich nicht trinken, sonst kann ich nachher nicht schlafen. Bringst du mich heim? Oder muss ich mit den Öffentlichen fahren, jetzt wo mein Zweck erfüllt ist?«

»Klar bringe ich dich rum. Sonst erwürgt mich Tobias noch. Ist er eigentlich allein zu dem Essen gegangen?«

»Keine Ahnung. Ich denke nicht. Wahrscheinlich sitzt er vor der Glotze und stopft sich mit Chips voll.« Beccy lächelt verhalten. »Es ist ja nicht so, als hätte er große Lust auf das Essen gehabt. War ein reines Karriere-Ding.«

»Hat er sich immer noch nicht damit abgefunden, dass er der Hausmann wird?«

»Nein, wird er ja auch nicht. Ernsthaft, Lenny.« Ihr Blick wird streng. »Hast du eigentlich wirklich was gegen ihn?«

»Ich? Nö, wieso? Er ist doch derjenige, der sofort verkrampft, wenn ich auftauche.«

»Er ist nicht homophob.« Sie seufzt leise. »Vielleicht ein wenig befangen, aber das wird nicht besser, wenn du ihm ständig aus dem Weg gehst. Wie wäre es, wenn ihr mal was zusammen macht? Geht doch mal ein Bier trinken oder so… Das wäre mir wichtig.«

Wenn sie so ernst wird, kann ich ihr nichts abschlagen. Ich gebe also nach. Aber nachdem das geklärt ist, habe ich auch keine Lust mehr auf meinen Kaffee und stehe auf. »Na, dann wollen wir mal wieder. Schätze, du musst morgen früh arbeiten?«

»Na klar… Der alte Herr versteht da keinen Spaß.«

Ich grinse und halte ihr die Tür auf, als wir das Café verlassen. »Ich würde dich bitten, ihn zu grüßen, aber wir hatten die letzte Woche so viel Kontakt, dass ich ihn nicht überfordern will.«

»Er hat sich sicher drüber gefreut.«

»Bestimmt.« Ein bisschen zynisch klinge ich immer, wenn ich das sage. Ich kann es einfach nicht verhindern. Auch wenn es wahrscheinlich keinen Anlass dafür gibt. Mein Vater liebt mich, egal ob ich schwul oder hetero bin. Nur wäre ich ihm in der heterosexuellen Variante lieber.

 

Als ich wieder zu Hause bin, komme ich nicht zur Ruhe. Es macht mich wahnsinnig, dass die Sache mit Cedric so kompliziert sein muss. Jetzt hat er auch noch eine verfickte Beziehung. Und ich allmählich Samenstau. Um meinen Frust irgendwo zu lassen, schlüpfe ich in meine Trainingsklamotten und gehe noch einmal raus, um einmal um die Alster zu laufen.

Normalerweise mache ich das morgens, aber so spät abends hat es seinen ganz eigenen Charme. Es ist kaum noch jemand unterwegs. Hin und wieder umrunde ich mal einen Fußgänger, der noch mit seinem Hund Gassi geht. Ein oder zwei andere Jogger sehe ich auch, aber sonst ist es ruhig.

Allmählich lässt die Frustration nach und auch der kritische Punkt beim Joggen ist überwunden. Ich laufe einfach nur noch. Dieses Gefühl von Freiheit und Ausdauer erfüllt mich, das einem vermittelt, dass man noch ewig so weiterlaufen könnte. Natürlich ist das Quatsch. Mehr als meine gewohnte Strecke würde ich wohl nicht schaffen. Aber meine Gedanken lösen sich aus ihren festen Bahnen. Plötzlich kommt mir alles nicht mehr so wichtig vor. Die Sache mit Cedric erst recht nicht. Noch ist nichts entschieden.

Es wäre höchst merkwürdig gewesen, wenn so ein gut aussehender Kerl Single ist. Vielleicht haben sie eine offene Beziehung. Und ich will ja auch nur mit ihm schlafen. Einmal würde mir vermutlich reichen. Diesen festen, straffen Körper ein einziges Mal unter mir haben oder vielleicht irgendwo in einem Darkroom gegen die Wand pressen. Und dann ist der Bann gebrochen. Aber ins Theater gehe ich wegen ihm bestimmt nicht noch einmal.

Verschwitzt und müde kehre ich schließlich zu meiner Wohnung zurück. Vor der Haustür treffe ich zufällig auf den Doktor. Kein Wunder, dass ich ihn sonst so gut wie nie gesehen habe. Seine Arbeitszeiten sind echt merkwürdig. Vielleicht war er aber auch gar nicht arbeiten. Er ist chic gekleidet.

»Hey«, grüße ich atemlos.

»Oh, hi.« Er wirft mir einen prüfenden Seitenblick zu. »So spät noch joggen?«

»Mhm, musste eine späte Tasse Kaffee aus meinem Kreislauf bekommen«, erkläre ich und grinse ihn an. »Deinen Kater gar nicht dabei?«

»Hm? Nein.« Für einen Moment scheint er verlegen und konzentriert sich auf das Türöffnen.

Ich folge ihm ins Haus und auch die Treppen hinauf, ohne dass wir ein weiteres Wort wechseln. Erst als wir seine Wohnungstür erreichen und ich ihm schon eine gute Nacht wünschen will, wendet er sich mir noch einmal zu. »Wegen Simon… Danke noch mal, dass er bei dir warten durfte.«

»Wie gesagt, kein Problem. Ich finde ihn ganz unterhaltsam.«

Sein prüfender Blick trifft mich. »Trotzdem… das ist nicht selbstverständlich.«

Ah, daher weht der Wind. Er will wissen, ob ich Hintergedanken habe. Mein Lächeln reduziert sich zu einem Schmunzeln. »Wirklich kein Problem.«

»Na ja, dennoch… sollte er dir auf die Nerven gehen, sag mir Bescheid. Ich überlege eh, ob ich ihm nicht einfach meinen Ersatzschlüssel gebe.«

»Warum tust du es nicht?« Ich wette, der kleine Kater wäre ganz außer sich vor Freude über so einen Vertrauensbeweis. Er scheint mir auch vernünftig genug, um damit umgehen zu können.

»Zu früh«, meint Arne jedoch nur und gibt sich einen Ruck. Ein zynischer Zug umgibt seinen Mund, als er mir gesteht: »Ich würde meinen Kater aber gerne behalten. Falls du dir also auch einen anschaffen willst, such dir gefälligst einen anderen.«

Ich muss lachen. Jetzt ist er mir zum ersten Mal richtig sympathisch. »Keine Sorge. Ich habe es eher auf ein wilderes Tier abgesehen, das ich mir jedoch erst mal einfangen und zähmen muss.«

»Gut.« Er öffnet endlich seine Tür. »Na dann… schönen Abend noch.«

»Ja, dir auch. Gute Nacht.« Immer noch schmunzelnd laufe ich die Treppe hoch. Es freut mich für den Kater, dass seinem Herrchen offenbar doch einiges an ihm liegt.

 

Impressum

 

Deutsche Erstauflage März 2016

 

© 2016 by A.C. Lelis

 

Verlagsrechte © 2016 by Cursed Verlag
Inh. Julia Schwenk, Fürstenfeldbruck

 

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile, Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages.

 

Bildrechte Umschlagillustration vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag
Covergestaltung: Hannelore Nistor

 

ISBN-13: 978-3-95823-044-6

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 07.06.2016

Alle Rechte vorbehalten

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