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Erstes und einziges Kapitel

 

Eine (erfundene) Weihnachtsgeschichte

 

 

Familie Pölzner feierte Weihnachten immer nach einem bestimmten Ablauf: Alle standen um 8 Uhr morgens auf, zogen sich an, frühstückten gemeinsam und verließen dann um Punkt elf das Haus, um auf dem Adventmarkt ein Glas Punsch zu trinken (natürlich bekam nur der erwachsene Teil der Familie richtigen Punsch, der Rest musste sich mit Kinderpunsch begnügen). Um 13 Uhr kamen sie nach Hause, Lene und Max gingen ins Obergeschoss und übten Weihnachtslieder, Max spielte Klavier, Lene sang dazu, während die Eltern das Mittagessen vorbereiteten. Um 14 Uhr 30 aßen sie gemeinsam zu Mittag, danach stellten sie den Baum auf, wobei es des öfteren zu Komplikationen kam, was meistens daran lag, dass sie einen zu großen Baum gekauft hatten. Es endete immer damit, dass Herr Pölzner die Spitze abschneiden musste, während Frau Pölzner schon einmal den Christbaumschmuck holte und die Kinder begannen, die Schirmchen zu dezimieren (was ihrer

Meinung nach nur logisch war: Wenn der Baum kleiner war, würden auch nicht mehr so viele Schokoschirme draufpassen...) Nach diesem kleinen, alle Jahre wieder passierenden Drama schmückte Familie Pölzner gemeinsam den Baum, jedes Mal in einer anderen Farbe. Danach fing Frau Pölzner an, das Weihnachtsessen zu kochen, während Herr Pölzner noch eine Weile den Baum anstarrte, begutachtete und ihn anstupste, um zu überprüfen, ob er richtig stand. Das endete immer mit einer Ermahnung Frau Pölzners: „Karl, lass das, sonst schubst du ihn noch um! Mach dich lieber nützlich und richte schon einmal die Geschenke her!“ Ein Glück nur, dass die Kinder um diese Zeit schon längst hinaufgeschickt worden waren, um sich eine Beschäftigung bis zur Bescherung zu suchen, und nichts von Frau Pölzners Rede hörten, denn zumindest Max glaubte noch ans Christkind. Bei der Bescherung wurden dann immer die einstudierten Lieder zum Besten gegeben und jede Menge Vanillekipferl mussten erleben (oder eben nicht), was natürliche Auslese unter Backwaren bedeutete. Mit Verwandtenbesuchen und viel Punsch ging dann Heilig Abend zu Ende.

 

Nun, dieses Jahr lief es nicht ganz so ab.

Okay, zunächst schon. Wie gewohnt standen alle um acht auf und frühstückten gemeinsam. Der Familie war gerade der Gesprächsstoff ausgegangen, als sie ein leises Wimmern und Schluchzen hörten.

„So beginnt es immer“, sagte Lene und schluckte.

„Was beginnt immer so?“, fragte ihr kleiner Bruder Max.

„Naja, es ist wie in einer Gruselgeschichte. Man hört jemanden weinen und geht dem Geräusch nach. Am Ende stellt sich immer heraus, dass es ein Gespenst von jemanden, der vor Jahren im selben Haus gewohnt hat, war. Möchtest du nicht vielleicht herausfinden, wer dieses Geräusch macht?“

Lene sah Max herausfordernd an.

Max bekam Angst.

„Nein“, sagte er, „Gespenster können mir gestohlen bleiben. Die sollen sich mit ihrem eigenen Kram beschäftigen und nicht den Lebenden auf die Nerven gehen.“

„Sehr richtig“, meinte Herr Pölzner, der ein wenig abergläubisch war und sich gezwungen sah, dem Geist seine Meinung mitzuteilen.

„Ach, kommt schon“, beteiligte sich Frau Pölzner, „Wenn es hier wirklich einen Geist gibt, dann kann es höchstens der Geist der Weihnacht sein. Genauer gesagt, der Geist der vergangenen Weihnacht, wenn wir die Sache in der richtigen Reihenfolge angehen wollen.“

In diesem Moment wurde aus dem Schluchzen lautes, lallendes Schreien.

Max bemerkte: „Das ist ja gar kein Gespenst, sondern nur Herr Vollmund von nebenan.“

Lene wirkte enttäuscht, Herr Pölzner erleichtert und Frau Pölzner murmelte etwas wie „Hat wohl wieder einmal zu tief in den Bierkrug geschielt.“

Herr Vollmund wurde wieder leiser.

Als die Familie fast fertig gefrühstückt hatte, hörte man Herrn Vollmunds Schluchzen wieder in lauten, satten Tönen. Max dachte sich: „Ich glaube, der hätte Opernsänger werden können.“

„Der arme Kerl“, sagte er. „Sollten wir ihn nicht fragen, was er hat? Er klingt so traurig.“

„Was kannst du schon dagegen unternehmen, dass er traurig ist?“, fragte Lene.

„Ich tröste ihn natürlich. Papa, darf ich hinübergehen und ihn trösten?“

„Tja, ich weiß nicht.“ Hilfesuchend sah er zu seiner Frau. Sie sagte:

„Ja, aber nur wenn Lene dich begleitet.“

Max blickte Lene erwartungsvoll an.

„Nö, keine Lust“, meinte diese.

„Dann wirst du eben mir und deinem Vater beim Geschirr hel...“

„Komm, Max, wir gehen.“

Lene nahm Max bei der Hand, zog sich die Schuhe an und stapfte dann samt kleinem Bruder durch den Schnee. Herr Vollmund wohnte im Reihenhaus, dass mit seinem Wohnzimmer direkt an das Esszimmer der Pölzners anstieß und wenn man nur genug Lärm machte, konnte man sicher sein, dass der Nachbar auch seine Freude daran hatte.

Lene läutete an der Tür und trat einen Schritt zurück. Sie pfiff vor sich hin- das tat sie immer, wenn sie auf etwas wartete. Max versuchte auch, zu pfeifen, bekam aber keinen Ton raus. Sie hörten, wie im Haus anscheinend etwas zu Bruch ging und dann einen schnellen Schritt Richtung Haustür, begleitet von den Worten:

„Meine Hilda! Ist sie es? Ist sie zu mir zurückgekommen?“

An dieser Stelle muss man bemerken, dass diese Worte keineswegs im einwandfreien Zustand den Mund des Sprechers verließen, was man durchaus auf den übermäßigen Alkoholkonsum desselben zurückführen konnte.

Jemand riss mit strahlendem Lächeln die Tür auf und schrie: „Hilda!“

Als dieser Jemand allerdings sah, wer ihm da wirklich einen Besuch abstattete, verschwand sein Lächeln.

„Was macht ihr denn hier?“

Nun, Max war eigentlich überhaupt nicht überrascht, Herrn Vollmund in diesem Aufzug zu sehen (Jogginghose, dreckiges T-Shirt, zerzauste Haare, unrasiert), aber da er leicht zu verängstigen war, hinderte ihn Herr Vollmunds Tonfall daran, irgendetwas zu sagen. Stattdessen verkroch er sich hinter seiner Schwester.

Lene hingegen war überhaupt nicht schüchtern und erklärte:

„Wir saßen gerade beim Frühstück, als wir Ihr Schluchzen hörten, und da haben wir uns gefragt, ob Ihnen irgendetwas fehlt.“

Max nickte zustimmend.

„Ob mir was fehlt? Ja, natürlich fehlt mir etwas! Meine verdammte Frau fehlt mir, Hilda fehlt mir! Mein Weihnachtsfest fehlt mir, und mein Leben fehlt mir!“

„Aber Sie sind doch nicht tot?“, fragte Max, entsetzt darüber, dass er sich vorher vielleicht geirrt hatte und sie es doch mit einem Geist zu tun hatten. Lene gab ihm einen Stoß.

„Können wir Ihnen nicht irgendwie helfen?“, fragte sie.

„Wenn ihr mir meine Festtagsstimmung wiedergeben könnt.“

Dies war eine sarkastische Bemerkung, aber Max würde, wenn jemand in seiner Gegenwart über Sarkasmus redet, wahrscheinlich fragen: „Sarkas-Mousse? Ist das lecker?“ Demnach kam er sich auch überhaupt nicht blöd vor, als er sagte:

„Nun, Sie könnten ja Weihnachten mit uns feiern. Das vertreibt bestimmt Ihren Kummer.“

Herr Vollmund saß inzwischen weinend, die Bierflasche in der Hand, auf dem Fußboden seines Vorzimmers und wäre er nicht so verdammt betrunken und depressiv gewesen, er hätte die Einladung dankend abgelehnt. Aber sein gegenwärtiger Zustand ließ ihn folgende Worte aussprechen:

„Wirklich? Das is ja echt nett von euch! Ihr zwei seid ja so liebe Kinder, jetzt tut es mir fast leid, dass ich euch immer mit dem Schlauch abgespritzt habe, sobald ihr mein Grundstück betreten habt. Aber Hilda hatte eben Angst um ihre Blumen, ach Hilda....“

Herr Vollmund begann wieder zu schluchzen und Max rieb ihm tröstend die Schulter.

 

„Was zum Teufel macht unser Nachbar hier?“ Frau Pölzner war sichtlich aufgeregt, wenn nicht sogar ein bisschen verärgert. Aber das würde sich legen, dachte Max, wenn er ihr erst einmal alles erklärt hatte.

„Mama, es ist nichts Schlimmes. Er möchte nur Weihnachten gerne mit uns verbringen, weil seine Frau ihn verlassen hat.“

Frau Pölzner sah nicht danach aus, als hätte sich für sie nun alles geklärt, im Gegenteil, sie hatte den Gesichtsausdruck eines hungrigen Bären. Zumindest hatte Max, wenn er etwas von hungrigen Bären hörte, immer diesen Gesichtsausdruck seiner Mutter vor Augen. Frau Pölzner setzte schon zu einem wütenden Geschrei an, aber da sagte Lene:

„Komm schon, Mama. Es ist doch Weihnachten, wir können ihn nicht einfach so alleine lassen.“

Frau Pölzner wollte nicht, dass ihre Kinder von ihr dachten, sie sei eine herzlose, selbstsüchtige Frau und sie wollte auch kein schlechtes Beispiel sein. Außerdem hatte ihr Mann wahrscheinlich Angst, dass, wenn sie Herrn Vollmund hinauswarf, er sich etwas antun könnte und als Geist wiederkam um ihre Familie zu verängstigen. Schließlich seufzte sie und sagte:

„Okay, meinetwegen kann Herr Vollmund uns heute Gesellschaft leisten. Aber für ihn gibt es höchstens Kinderpunsch zu trinken.“

In diesem Moment kam Herr Pölzner ins Vorzimmer gestürmt.

„Kinder, zieht euch schnell an! Es ist schon zwei Minuten nach elf!“

Lene, Max und Herr Vollmund gehorchten, wobei Herr Vollmund ein stöhnendes „Okay“ hervorbrachte.

„Was machen Sie denn hier?“, fragte Herr Pölzner seinen Nachbarn. Seine Frau musste ihm alles erklären und er hatte wirklich Verständnis dafür. Und das nicht nur aus den Gründen, die seine Frau befürchtete, sondern auch aus echtem Mitleid. Na gut, hauptsächlich war er erleichtert, weil er keinen Rachegeist zu erwarten hatte.

Leicht verzögert, aber dennoch pünktlicher, als jede andere Familie ihren Zeitplan eingehalten hätte, kamen sie zum Adventmarkt. Der Punschstand, der alle Jahre wieder an Familie Pölzner verdiente, war mitten im Getümmel und Max musste sich an seiner Mutter festhalten, um nicht verloren zu gehen. Endlich angekommen, bestellte Herr Pölzner das Übliche plus einen zusätzlichen Kinderpunsch. Der Verkäufer sagte verwundert:

„Nanu, hat Ihre Familie Zuwachs bekommen, Herr Pölzner?“

„Nein, aber ich bin recht abergläubisch.“

Der Verkäufer sah ziemlich verdattert drein, aber ehe er etwas fragen konnte, hatte Herr Pölzner den Punsch genommen und war in der Menge verschwunden. Seine Familie erwartete ihn bereits an einem Stehtisch, über den Max nur dann hätte sehen können, wenn man ihm eine Leiter hingestellt hätte. Eine Weile schlürften sie alle schweigend ihren Punsch, bis Max sagte:

„Wo ist eigentlich Herr Vollmund hingekommen?“

Alle sahen sich um und ihnen fiel dasselbe auf: Ihr betrunkener Nachbar war abhanden gekommen! Herr und Frau Pölzner tauschten einen Blick. Frau Pölzner sagte:

„Ich warte hier mit den Kindern und du suchst nach ihm.“

Herr Pölzner nickte kurz und machte sich auf den Weg. Nach etwa zwei Minuten sagte Lene:

„He, da kommt er ja!“

„Hat er ihn gefunden?“

„Ich meine nicht Papa, da kommt Herr Vollmund!“

Tatsächlich, Herr Vollmund kam auf sie zu, allerdings war er nicht allein. Neben ihm ging ein gutgekleideter, schwarzhaariger Mann und machte einen verwirrten Eindruck. Er hatte einen Stadtplan in der Hand und versuchte mit Herrn Vollmund zu reden, dieser aber lachte die ganze Zeit nur und zog ihn immer weiter.

„Wen haben Sie denn da, Herr Nachbar?“, fragte Frau Pölzner schließlich.

„Sie meinen den hier? Keine Ahnung. Ist ein Franzose. Ich verstehe zwar kein Wort französisch, aber ich glaube, er hat sich verlaufen.“

Da begann der Franzose: „Bonjour, madame. Moi, c'est Monsieur Pâques. Je suis à Vienne en vacances de Noel mais je suis perdu. Vous pouvez me dire où se trouve l'hôtel Fackel, s'il vous plaît?“

„Äh...Do you speak English?“, fragte Frau Pölzner hoffnungsvoll. Französisch war nicht ihr Fachgebiet.

„Pardon?“, fragte Monsieur Pâques.

„Sie sprechen also auch kein Französisch, wie? Hm, was machen wir denn jetzt?“ Herr Vollmund überlegte, was ihm mit den sechs Flaschen Bier intus nicht gerade leicht fiel.

„He“, sagte jetzt Lene. „Max lernt in der Schule doch französisch, oder?“

Frau Pölzner sah ihren Sohn an.

„Ach ja!“, sagte sie, „Hast du verstanden, was er gesagt hat? Kannst du es uns bitte übersetzen?“

Max nickte schüchtern.

„Er sagte, er heiße Monsieur Pâques und er sei hier über die Weihnachtsferien auf Urlaub, habe sich aber verlaufen. Er will wissen, wo sich das Fackelhotel befindet.“

„He, das kenne ich, das ist hier ganz in der Nähe. Was heißt >>Bitte folgen Sie mir<<?“

Max winkte seine Mutter zu sich heran, während Herr Vollmund und Monsieur Pâques zusahen. Max flüsterte ihr etwas ins Ohr, woraufhin sie sich wieder aufrichtete und sagte (in nicht gerade bestem Französisch):

„Je sais où il se trouve. C' est près d' ici. Suivez-moi, s'il vous plaît.“

„Merci, madame, merci beaucoup.“

Sie suchten Herrn Pölzner und gingen dann alle zusammen zum Fackelhotel. Herr Vollmund sang nun in bester Stimmung „Stille Nacht“, so besinnlich, wie eine volltrunkene Stimme es nur zusammenbrachte. Zum Abschied gab Monsieur Pâques allen zwei „Bisous“ auf die Wange und wiederholte noch einmal:

„Merci, merci beaucoup. Au revoir, Joyeux Noel et Bonne Année!“

„Au revoir, Monsieur Pâques“, erwiderte Familie Pölzner und Nachbar.

Monsieur Pâques wandte sich zum Gehen und kramte dabei in seinen Taschen. Auch die Familie wollte nun aufbrechen, sie lagen schon außerhalb des Zeitplans. Auf einmal schrie der Franzose:

„Nom de Dieu! J'ai oublié mon clé dans ma chambre!“

„Was ist passiert?“, fragte Herr Pölzner Max.

„Er hat seinen Schlüssel auf seinem Zimmer vergessen.“

Monsieur Pâques sagte: „Je regrette mais est-ce que je peux habiter chez vous jusqu'au demain? J'ai oublié mon clé.“

„Mais oui! Nous allons faire la fête ensemble!“, sagte Max gutmütig.

„Was ist denn nun?“, fragte Frau Pölzner.

„Ich habe ihn eingeladen, Weihnachten mit uns zu verbringen.“

„Wieso?“

„Weil er nicht in sein Hotelzimmer kann und ich mir dachte, dass einer mehr jetzt auch nichts mehr ausmachen würde.“

Eigentlich machte es schon etwas aus, fand Frau Pölzner, aber wie sollte sie das dem Franzosen sagen? Monsieur Pâques hatte sich der Gruppe bereits angeschlossen und lächelte ein strahlendes Lächeln, das auf Frau Pölzner allerdings nur provokant wirkte.

„Könntest du ihn wieder ausladen?“, fragte sie Max.

„Nein, so etwas gehört sich nicht, sagst du doch immer. Außerdem weiß er gar nicht, wo er sonst hinsoll. Willst du ihn wirklich bei höchstens 5Grad draußen schlafen lassen?“

Frau Pölzner stöhnte. Sie wusste nichts mehr zu sagen und allmählich war es ihr auch egal. Vom Wütendsein bekam sie nur Migräne. Herr Pölzner hatte keine Ahnung, warum Monsieur Pâques jetzt mit ihnen mitging. Was er natürlich gleich bekanntgab:

„Was macht der Franzose da?“

Niemand machte Anstalten, ihm eine Antwort zu geben, wofür alle ihre eigenen Gründe hatten: Max dachte, sein Vater wäre dagegen, seine Mutter hatte Migräne, Lene war mit anderen Gedanken beschäftigt, Herr Vollmund wusste das auch nicht so genau und Monsieur Pâques hatte die Frage nicht verstanden. Schließlich sagte Herr Vollmund:

„Ist doch nett, wenn er mitkommt. Hilda war auch immer so nett...“ Er heulte und schneuzte sich in den Mantel seines Nachbarn hinein, welcher ihm tröstend über die Schulter strich. Der arme Herr Vollmund, dachte er sich, leidet unter ziemlich heftigen Stimmungsschwankungen.

Wie sie so die Straße entlang schlenderten, löste sich Herr Vollmund aus der Umarmung und wandte sich zu Herrn Pâques: „Nicht wahr, ohne Hilda kann das Weihnachten niemals wieder so schön wie vorher werden, Monsieur? Es ist doch so ein Jammer, so ein Trauerspiel ohne sie...“

„Quoi? Je ne comprends pas. En francais, s'il vous plaît.“

„Ja, nur Sie verstehen das, nur Sie und die nette Familie Pölzner hier. Sie sind mein einziger Freund!“

„Eee,...oui?“

Herr Vollmund fiel dem Franzosen um die Arme und weinte in seinen Mantel.

„Sie sind doch wirklich ein netter Mensch, Monsieur. So wie meine Hilda...“

Auf dem ganzen Rückweg hörte man nur den heulenden Herr Vollmund und den zu trösten versuchenden Monsieur Pâques (ihm gelang das, in Anbetracht des Umstandes, dass er nur Französisch sprach und Herr Vollmund ihn deshalb nicht verstehen konnte, erstaunlich gut), die anderen hingen ihren Gedanken nach. Frau Pölzner konnte sich auf gar nichts außer ihrer Migräne konzentrieren, Max war sehr zufrieden und überlegte, welche französischen Weihnachtslieder ihm einfielen, in Lenes Kopf ließ ein riesiges Schokoschirmchen anderen Gedanken keinen Platz und Herr Pölzner überlegte sehr philosophisch, ob er nun alles verstanden hatte, ob er es überhaupt verstehen wollte und ob man manche Dinge vielleicht gar nicht verstehen konnte. Auf diese Weise drifteten seine Gedanken bald in unbekannte Welten des Universums und grundsätzliche Fragen des Seins ab, wie zum Beispiel die allseits bekannte und nie eindeutig beantwortete Frage nach dem Sinn des Lebens, gefolgt von Sachen wie dem Leben nach dem Tod. Als die Familie aber wieder vor ihrem Haus stand, drängte sich ihm die ursprüngliche Frage wieder auf und brüllte alle anderen Stimmen in seinem Kopf nieder: „He, was macht dieser Franzose jetzt eigentlich hier?!“ Keine der Stimmen wusste eine Antwort, sie beratschlagten sich eine Weile und kamen dann zu dem Schluss, dass sie es noch immer nicht wussten. Aber da wurden sie jäh unterbrochen:

„Karl, es ist schon halb zwei, komm mit in die Küche! Vielleicht kann einer der Gäste uns ja beim Zubereiten helfen?“

„Mit Vergnügen, verehrte Frau Nachbarin! Ich bin sehr gut in..hik...in...Sch-schneidsachen und son Zeug.“

Frau Pölzner nahm das Angebot dankend an, lehnte es aber schließlich ab, Herrn Vollmund ein Messer zu geben und ließ ihn den Salat anrichten. Die Kinder gingen wie gewohnt nach oben, um Weihnachtslieder zu singen, Monsieur Pâques begleitete sie. Mit Max konnte er sich wenigstens ein bisschen verständigen. Um 14 Uhr 35 fanden sich alle am Esstisch ein, es gab Gänsebraten mit Erdäpfelknödeln, Zwiebelringen und Rotkraut, dazu einen versalzenen Salat vom Herrn Vollmund.

„Wohl bekomms...hik.“

„Bon appetit.“

„Mahlzeit“, sagte Herr Pölzner.

Man hörte nur das Geräusch einer durch Kauen zerlegten Gans. Nach einer Weile fragte Frau Pölzner:

„Schmeckt's?“

„Ja, Mama, ausgezeichnet“, sagte Max.

„Mhmm“, pflichtete Lene ihm bei.

Herr Pölzner nickte nur, er hatte einen vollen Mund.

Herr Vollmund sagte: „Das ist die beste Gans, die ich gegessen habe, seit..hik..seit...Hilda! Uhuhu..“

Er schnäuzte sich in seine Serviette und Monsieur Pâques übernahm wieder einmal die Aufgabe, ihm tröstend über die Schulter zu reiben. Doch diesmal stieß Herr Vollmund ihn fort.

„Du elender Mistkerl! Ich weiß es! Oh, wie konnte ich nur so dumm sein! Und da helfe ich Ihnen auch noch! Sie schlauer, hinterhältiger Fuchs!“

Herr Pölzner sah seine Frau fragend an, diese zuckte nur mit den Schultern. Der Franzose stand auf und sagte: „Quel est votre problème?“

Seltsamerweise hatte Herr Vollmund das verstanden.

„Was mein Problem ist? Hik! Ich sage dir eingebildeten Franzosen, was mein Pro..hik..is: Du kommst hierher und tust ganz unschuldig, dabei hast du mir doch meine Hilda geklaut! Gib es zu! Oh, ich Dummkopf lasse meine Frau auch noch Französisch lernen! Jetzt ist alles so klar!“

Herr Vollmund hatte sich noch nie geprügelt, denn er war eigentlich nicht gewalttätig, aber in diesem Moment war er so wütend und zugleich so betrunken, er konnte seine Faust nicht zurückhalten. Monsieur Pâques hatte der Schlag mit so einer Wucht getroffen, dass er nach drei sehr unsicheren Schritten rückwärts umkippte. Er hielt sich seine blutende Nase und jammerte irgendetwas Französisches vor sich hin.

„Herr Vollmund!“, sagte Frau Pölzner entsetzt. „Wenn Sie vorhaben, sich heute, zu Weihnachten, zu prügeln, und das mit einem unschuldigen Ausländer, der nicht einmal verstanden hat, warum er nun geschlagen wurde, könnten Sie dann bitte unser Haus verlassen? Auf der Stelle!“

Herr Vollmunds Wut verrauchte langsam und er konnte etwas klarer denken. Er fühlte sich unendlich schuldig und sagte:

„Oh mein Gott, das tut mir unglaublich leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Helfen Sie dem armen Kerl doch bitte, ich werde an die frische Luft gehen.“

„Ich komme mit“, sagte Max.

Frau Pölzner begann, die Wunde zu verarzten, Lene räumte den Tisch ab und machte den Abwasch und Herr Pölzner holte den Baum und bemerkte, dass sie ihn mal wieder zu groß gekauft hatten. Herr Vollmund und Max spazierten im Vorgarten auf und ab, ersterer erzählte, letzterer hörte zu.

„Das mit Monsieur Pâques tut mir wirklich, wirklich leid, ich war nur so wütend, verstehst du?“

Max nickte.

„Hilda war wirklich eine tolle Frau und Weihnachten mit ihr war immer etwas ganz Besonderes. Sie konnte so leckere Sachen backen, wusste immer, was ich mir wünschte und das Haus war so schön dekoriert! Sie konnte wunderschön singen und hat sogar selbst ein Weihnachtslied geschrieben. Sie ging zu Weihnachten immer mit mir in die Kirche und dann sahen wir uns die riesige Krippe davor an. Sie hatte immer etwas daran auszusetzen, wie die Figuren standen und sagte, sie habe sich das Christkind nie so vorgestellt. Ich wollte Monsieur Pâques nicht verletzen, ehrlich nicht. Ich vermisse Hilda nur so schrecklich.“

Entgegen Max' Erwartungen brach Herr Vollmund dieses Mal nicht in Tränen aus, sonder seufzte nur tief und traurig. Vielleicht verflog der Alkohol langsam, dachte Max. Oder auch nicht, dachte er gleich darauf, als er sehen musste, wie sich Herr Vollmund in ihre Restmülltonne übergab. Naja, dachte er, so kommt das Zeug auch raus, ich hab nur Mitleid mit den Müllmännern.

„He, das ist aber nicht besonders nett von dir“, tönte es aus der Tonne. „Igittigitt, in dieser Form wollte ich Gänsebraten nie kosten.“

Herr Vollmund sah in die Tonne.

„Das tut mir außerordentlich leid, Herr...“

„Herr Müller-Meier-Stowasser. Und ja, das ist ein Dreifachname, ein Doppelname genügte meinen Eltern wohl nicht. Der Einfachheit halber nennen Sie mich doch bitte Väterchen Frost, unter diesem Namen kennen mich alle meine Freunde.“

Ein kleiner alter Mann stieg aus der Tonne, über und über mit Erbrochenem beschmiert.

„Pfui Teufel“, sagte Väterchen Frost, „Dürfte ich vielleicht Ihre Dusche benutzen und Sie um saubere Sachen bitten.“

„Aber natürlich“, sagte Max, „Bitte, kommen Sie doch.“

„Vielen Dank.“

Alle drei gingen ins Haus. Herr Vollmund sagte:

„Entschuldigt mich, ich muss mich bei Herrn Pâques entschuldigen.“

Er verschwand ins Wohnzimmer, wo Herr Pölzner gerade mit der Hilfe des Franzosen den Christbaum aufstellte und Lene sich unauffällig immer wieder ein Schokoschirmchen aneignete. Max und Väterchen Frost gingen in den Keller, wo Frau Pölzner den Christbaumschmuck suchte.

„Igitt, was stinkt hier so nach Erbrochenem?“, fragte sie.

„Nun“, antwortete Väterchen Frost, „Ich nehme an, sie riechen das Erbrochene auf meiner Kleidung, gnädige Frau.“

Frau Pölzner drehte sich um.

„Wer sind Sie und was suchen Sie hier?“

„Man nennt mich Väterchen Frost und ich suche etwas Sauberes zum Anziehen.“

„Was soll das bedeuten?“ Frau Pölzner warf ihrem Sohn vorwurfsvolle Blicke zu.

„Er war in unserer Restmülltonne, Herr Vollmund hat auf ihn draufgekotzt und nun will er sich duschen und sauberes Gewand.“

„Was??“

„Ist schon okay, Mama, ich suche ihm von Papa was Schönes raus und zeig ihm, wo die Dusche ist.“

Max ging zu einem Kasten mit ausgemusterten Kleidungsstücken und nahm die größten und wärmsten Teile, die er finden konnte. Dann nahm Väterchen Frost bei der Hand und ging. Frau Pölzner rieb sich die Schläfen und trug dann den Christbaumschmuck ins Wohnzimmer. Ein Stimmengewirr kam über sie und verbesserte ihre Kopfschmerzen nicht gerade.

„Steht der auch richtig so? Mhm, vielleicht wenn ich... Aber wenn er umfällt, brennt unser Haus ab, die Kerzen...He, Lene, holst du bitte schon einmal einen Wasserkübel? Nein, so geht das nicht...“

„Ach, kommen Sie schon, so schlimm sieht das gar nicht aus, Sie müssen mir verzeihen, es tut mir wirklich leid, ähh...Je regrette, ähh...Je vous demande mille fois pardon...oder so...He, rennen Sie nicht weg!“

„S'il vous plaît, ne faites pas mal à moi, je suis innocent!“

„Naja, die sind ja alle beschäftigt, bemerkt ja keiner...Nur noch eins...Okay, jetzt nur noch eins...Jetzt aber wirklich nur noch eins...“

In diesem Moment kam Max ins Wohnzimmer. Er schrie:

„Jetzt schmücken wir alle den Baum! Alors, nous allons décorer le sapin de Noel!“

Alles wurde ruhig. Er wandte sich an seine Mutter:

„Väterchen Frost ist gerade unter der Dusche, er kommt bestimmt auch bald. Stell den Schmuck auf den Tisch.“

Frau Pölzner stellte den Schmuck ab und half mit, den Baum zu schmücken. Alle beteiligten sich an dieser Arbeit, was zur Folge hatte, dass der Baum dieses Jahr kunterbunt war und so voll, dass die Zweige kaum noch Kraft hatten, die Wunderkerzen zu halten.

„Das sieht aber hübsch aus“, sagte Lene.

„Oui, c'est magnifique!“, sagte Monsieur Pâques.

„Ich sollte anfangen, zu kochen“, sagte Frau Pölzner.

„Ich helfe dir“, sagte Herr Pölzner.

„Moi aussi“, sagte Herr Pâques.

Da kam Väterchen Frost hinein und sagte:

„Nun, da ich fertig geduscht habe und meine Haut so weich ist, wie ein Babypopo (übrigens, entschuldigen Sie, gnädige Frau, ich glaube, ich habe Ihr Duschgel verwendet) kann ich mich im Gegenzug nützlich machen und die Kinder beschäftigen.“

„Würden Sie das tun? Das ist ja nett, danke“, sagte Frau Pölzner, die nur noch versuchte, sich nicht allzu sehr aufzuregen.

„Wer ist das denn, Angela?“, fragte Herr Pölzner seine Frau, bekam als Antwort aber nur ein Achselzucken und wurde in die Küche geschleift. Monsieur Pâques folgte ihnen. Väterchen Frost, Herr Vollmund, Max und Lene gingen in den ersten Stock.

„So, Kinder, jetzt werde ich euch eine Geschichte erzählen“, sagte Väterchen Frost und setzte sich in den Schaukelstuhl in Max' Zimmer.

„Ui, eine Geschichte, wie schön“, sagte Herr Vollmund. Er, Max und Lene setzten sich auf den Boden und hörten zu.

„Es war einmal ein erfolgreicher Geschäftsmann, der lebte mit seiner Frau, seiner Tochter und seinem Dackel Friedrich in einem sehr großen Haus mit einem sehr großen und sehr schönen Garten.“

„Wortwiederholung!“, kicherte Lene.

Beleidigt erwiderte Väterchen Frost: „Das ist ein Stilmittel, ja? Das kannst du in jedem Deutschbuch lesen. Naja, egal. Jedenfalls, mit der Zeit wurde dem Mann klar, dass seine Firma, die er von seinem Vater geerbt hatte, eigentlich auf äußerst abscheuliche und rücksichtslose Weise sehr viel Geld machte und er konnte nicht mehr damit leben. Er löste die Firma auf und verlor alles, sein Haus, seine Familie und Friedrich. Danach wusste er nicht, wo er leben sollte und so schlief er mal hier, mal dort, klaute Essen im Supermarkt und machte es sich unter Brücken und im Winter in Mülltonnen bequem.“

„He, sie waren doch auch in unserer Mülltonne versteckt!“, warf Max ein.

„Das tut nichts zur Sache. Also, Jahre verstrichen und dem Mann wurde langweilig. Und wenn einem langweilig ist, dann denkt man nach. Und ich, ich meine, der Mann dachte über die Zukunft nach und wie sie sich verbessern lässt. Damit will ich, ich meine, der Mann euch sagen, dass ihr immer sorgsam mit Mensch und Tier umgehen und an die Zukunft denken müsst!“

„Warum will der Mann uns das sagen? Kennt er uns denn?“, fragte Max.

„Das ergibt doch keinen Sinn“, meinte Lene.

„Und ob es Sinn ergibt“, erklärte Herr Vollmund, „Vielen Dank, Väterchen Frost. Ich werde mir Ihren Rat sehr zu Herzen nehmen.“

Da rief Frau Pölzner von unten: „Bescherung! Das Christkind war da!“

Lene, Max und Herr Vollmund sprangen auf und riefen wie aus einem Mund: „Geschenke!“ Gemeinsam rannten sie hinunter. Väterchen Frost blieb oben, er musste noch aufs Klo. Als die drei nach unten kamen, brannten die Wunderkerzen schon. Herr Pâques und Herr und Frau Pölzner standen vorm Christbaum und deuteten ihnen, sich dazuzustellen.

„Wo ist Väterchen Frost?“, fragte Frau Pölzner.

„Keine Ahnung, der kommt bestimmt bald“, sagte Max.

Nun waren sie alle versammelt, das Licht war aus, die Kerzen brannten und sie sangen alle gemeinsam „Stille Nacht“. Es war so besinnlich, wie Familie Pölzner es lange nicht mehr erlebt hatte, obwohl Herr Vollmund die Strophen nicht konnte und Herr Pâques das Lied auf Französisch sang. Übrigens wusste Herr Pölzner immer noch nicht, was der Franzose hier zu suchen hatte, aber mittlerweile war es ihm auch egal. Lene und Max dachten jetzt ernsthaft über Väterchen Frosts Worte nach und kamen zu dem Schluss, dass sie doch einen Sinn ergaben...irgendwie. Frau Pölzner genoss die Ruhe, ihr Kopfschmerz ließ nach. Als das Lied zu Ende war, machten sich Max, Lene und Herr Vollmund ans Geschenke auspacken (Frau Pölzner hatte letzterem erlaubt, ihre Geschenke aufzumachen; sie wollte ihm nicht die Freude verderben). Danach verteilte Max seine Geschenke (es waren hauptsächlich Zeichnungen von Einhörnern, an denen er schon monatelang arbeitete; zu Weihnachten verschenkte er immer Einhornzeichnungen, während es zu Ostern bunte Kaninchen waren). Natürlich hatte er auch eines für Monsieur Pâques und eines für Herrn Vollmund, der sich irrsinnig freute. „Gebe ich eben den Omas dieses Jahr nur ein Bussi als Geschenk“, dachte sich

Max.

„Möchtest du nicht nachsehen, was Väterchen Frost so lange treibt, Lene?“, bat Frau Pölzner ihre Tochter.

„Okay, mach ich.“ Sie verließ das Zimmer.

Im Wohnzimmer herrschte nun ausgelassene Stimmung: Monsieur Pâques versuchte Herrn Pölzner mit Händen und Füßen klar zu machen, wie fröhlich und schön dieses Fest doch ist, Herr Vollmund und Max diskutierten darüber, ob es nur Einhörner oder auch Zweihörner und Dreihörner gab und Frau Pölzner summte eine fröhliche Melodie, während sie das Geschenkspapier einsammelte und dann in der Küche den Tisch deckte. Da kam Lene hineingestürmt:

„Väterchen Frost ist weg!“

Alle drehten sich zu ihr.

„Hast du auch überall nach ihm gesucht?“, fragte Herr Pölzner. Sie nickte.

„Ich hab das ganze obere Stockwerk abgesucht, ins Klo geschaut und nachgesehen, ob die Dachluke vielleicht offen war. Dann habe ich unten weitergesucht und bemerkt, dass das Fenster im Vorzimmer weit offen stand. Ich glaub, er ist durchs Fenster geschlüpft.“

„Unsinn, wenn er weggewollt hätte, hätte er sich doch von uns verabschiedet. Und er hätte bestimmt die Tür genommen“, sagte Frau Pölzner.

„Aber er ist nicht da, wo soll er sonst hin sein?“, beharrte Lene.

„Angela, es könnte doch sein, dass...“, begann Herr Pölzner.

„Nein, Karl, er ist kein Gespenst. Aber vielleicht schon ein wenig schusselig. Möglicherweise ist er wirklich durchs Fenster.“

„Sag ich doch“, meinte Lene.

„Wenn wir ihn nicht mehr finden können, können wir Weihnachten auch ohne ihn feiern“, sagte Frau Pölzner. Das Thema war damit beendet und alle gingen wieder ihrer vorherigen Beschäftigung nach. Beim Herumhüpfen fiel Monsieur Pâques etwas Kleines aus der Tasche. Es klirrte leise.

„Mon clé!“, rief er entzückt. „Il est là! Je vais aller! Merci, au revoir!“

Er zog sich an und stolzierte lächelnd und winkend zur Tür hinaus.

„Was ist jetzt passiert?“, fragte Frau Pölzner.

„Er hat seinen Schlüssel gefunden“, sagte Max sichtlich verwirrt.

„Das ging ja schnell“, sagte Herr Pölzner, der als einziger jetzt mehr verstand als vorher, denn die beiden Sachen, die er vorher nicht kapiert hatte, waren gegangen.

„Wie auch immer“, sagte Lene und spielte mit ihrer neuen Modell-Eisenbahn. Max und Herr Vollmund wandten sich wieder ihrer Einhorn-Debatte zu, bis Frau Pölzner alle zum Essen rief. Es gab Schinkenfleckerl mit Vogerlsalat und zum Nachtisch Schokofondue. Nach dem Essen nahm Herr Vollmund sein Einhornbild und verabschiedete sich.

„Vielen Dank für das schöne Fest und frohe Weihnachten noch.“

„Frohe Weihnachten!“, rief Familie Pölzner ihm noch nach.

„He, da kommt ja schon Oma Katarina!“, rief Lene und deutete auf das Auto, das gerade vor ihrem Haus zum Stehen kam. Und Familie Pölzner ließ auch den Rest des Tages in Feiertagsstimmung ausklingen. Das war das eigenartigste Fest gewesen, das die Eltern je erlebt hatten und die Kinder je erleben sollten.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 16.07.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Eltern, als verspätetes Weihnachtsgeschenk Für alle, die gerne eine nette und aufheiternde Geschichte lesen wollen

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