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Ausflug ins Thanalan

Die Leiden des jungen Gehilfen

 

Wie oft wird mich Master Desmond heute noch hier rausschicken wollen? Zum siebten Mal hintereinander reise ich schon von Camp Knochenbleich in das nördliche Felsmassiv auf der Suche nach Alaune.

Meine Krallen sind schon ganz zerschunden.

Was fällt ihm überhaupt ein, mich zierliche Miqo’te als Minenarbeiter schuften zu lassen. Seine andere Gehilfin ist eine stämmige Hochländerin. Aber Miranda beschäftigt er nur als Lageristin für seine alten Waffen und nicht benötigte Gegenstände.

Apropos alte Waffen. Meine Ausrüstung, bestehend aus seinen abgetragenen Sachen, ist längst schon nicht mehr unserer Stufe gerecht. Aber anstatt mich mal nach etwas Besonderem graben zu lassen, braucht er Unmengen von diesem fettigen, weißen Lehmstein.

Er versucht sich gerade an dem Beruf des Gerbers. Wie vor zwei Monaten schon als Alchemist, als ich hunderte von Mennige-Klumpen ranschaffen durfte.

Damals hat er sich mit den Quecksilberdämpfen fast selbst vergiftet. Mal sehen, ob er es diesmal mit dem Ledergerben schafft.

Bei Azeyma! Entschuldigt meine Gedanken, Master Desmond.

Jetzt konzentrier dich, Me’lly. Innerhalb einer Stunde musst du zurück in Gridania sein und 15 weitere weiße Klumpen übergeben.

Oft wird er mich eh nicht mehr schicken können. Die Wertmarken werden ihm sicher bald wieder ausgehen.

Dann kann ich mich von den Strapazen im Wellnessbereich des Wartebereichs für Gehilfen erholen.

Ich gehe an zwei weiteren Gehilfen vorbei und grüße:

„Hallo Thomas. Hallo Elviane. Alaune oder Mennige?“

Der Wiesländer und die Elezen lächeln mit verschwitzten Gesichtern zurück.

„Du wirst es nicht glauben, aber ich grabe nach Erdscherben,“ meint Thomas.

„Erdscherben? Was um Azeymas Willen hat dein Meister angestellt, dass sein Vorrat an Erdscherben aufgebraucht ist?“

„Meinst du, das würde er uns anvertrauen?“, lacht Thomas auf.

„Shht!“, warnt Elviane vor einem Abenteurer, der gerade um die die Ecke geritten kam. Er springt seinem Chocobo und schlägt gleich auf den nächsten Felsen ein.

Respekt. Ein Abenteurer der selbst nach Obsidianen gräbt.

„Wir verabschieden uns dann mal“, meint Elviane und schultert ihren Beutel. „Unsere Stunde ist gleich rum. War schön dich wieder zu sehen.“

„Gleichfalls. Macht’s gut ihr Beiden.“

Schließlich mache ich mich auch an die Arbeit.

Meine Spitzhacke gräbt sich in das Gestein und legt die weiße Ader frei.

Plötzlich schlägt die Spitze hart mit einem ohrenbetäubenden, metallischen Ton auf.

Ein blaues Funkeln sticht aus der Furche heraus. Ich zweifele im ersten Moment daran. Aber dank der zahlreichen Fachzeitschriften im Gehilfenaufenthaltsraum bin ich mir sicher.

Ich habe einen hochqualitativen Adamantium-Erzklumpen freigelegt.

Von wegen, ein Gehilfe kann nur etwas sammeln, was der Meister selbst zuvor entdeckt hat.

Mit meinem bescheidenen Werkzeug ist es mir nicht möglich den Klumpen abzubauen.

Ich vergewissere mich, dass niemand zusieht.

Der Abenteuerer war wohl zu einer anderen Lagerstätte gewechselt.

Meine Krallen graben sich in das schmierige Alaune und verteilen es wie Schmalz auf die blaue Stelle. Ich drehe mich um und scharre mit Händen und Füßen Felstrümmer dagegen um die Stelle zu tarnen.

Mit einem aufgeregten Lächeln sammle ich die bisherige Beute an Alaune zusammen und mache mich zügig auf den Rückweg.

Wenn ich Master Desmond davon erzähle, wird er das Gerberdasein sicher auf Eis legen und sich weiter um seine Minenarbeiterkarriere kümmern. Und ich bekomme endlich bessere Kleidung und Ausrüstung.

Keine schmierige Alaune mehr, sondern endlich seltene und kostbare Mineralien.

Da werden die anderen Gehilfen Augen machen.

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Tag der Veröffentlichung: 04.11.2015

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