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Vorwort

Es handelt sich hierbei in weiten Teilen um einen fiktiven Roman.Jegliche Personen, ausgenommen solche des öffentlichen Lebens, sowie manche Vereinsnamen sind frei erfunden. Sollte es zu einer Namensgleichheit oder anderen Übereinstimmungen mit realen Personen oder Organisationen kommen, sind diese von rein zufälliger Natur.Die Handlungen und Aussagen der Personen des öffentlichen Lebens, die nicht allgemein in der Öffentlichkeit bekannt sind, sind ebenfalls frei erfunden. Sollten diese tatsächlich der Wahrheit entsprechen, ist dies gleichermaßen von rein zufälliger Natur. Der Autor hat keinerlei Insiderwissen und gründet seine Arbeit nur auf allgemein anerkanntes und der Öffentlichkeit bekanntes Wissen. Alles darüber hinaus ist frei erfunden.Der Autor behält sich vor, reale Ereignisse abzuändern. Er erhebt trotz umfassender Recherchearbeit keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit von offiziellen Daten und Ereignissen.

Kapitel 6 - Entlarvt

Micha kam nach dem Nachmittagsunterricht müde zu Hause an und ließ sich schwer auf sein Bett fallen.

Er schloss die Augen. Doch anstatt zu einem bitter nötigen Nickerchen einzuschlafen, klangen Tims anklagende Worte in seinem Kopf:

„Was willst du denn von dem Neuen? Der hat mit Fußball nichts am Hut. Wir wollten doch nach neuen Spielern suchen.“

„Ja. Ich dachte, mit ihm hätte ich einen guten Fang machen können. Ich habe ihn letzte Woche im Sportunterricht beim 100 Meter Sprint gesehen. Seine Beschleunigung war unglaublich. An der Endgeschwindigkeit haperte es zwar, aber der Abzug war super.“

„Ein Sprinter hilft uns aber nicht, wenn er nichts mit einem Ball am Fuß anfangen kann“, gab Tim zu bedenken.

„Ja, das brauchst du mir nicht sagen“, winkte Micha ab. „Es hat mich ja selbst überrascht, dass er kein Interesse an Fußball hat. Ich hatte einfach so ein Gefühl bei ihm. Ich hab’ mich wohl getäuscht. Die Einladung hatte ich da schon ausgesprochen und wollte sie nicht mehr zurücknehmen. - Spätestens wenn die Sommerferien anfangen, sind wir ihn eh wieder los. Das verläuft sich schon wieder.“

Ein Geräusch holte Micha sanft aus dem Halbschlaf. Ein wohlvertrauter Klang kam durch das gekippte Fenster herein. Es war sehr leise. Doch vermochte es Micha auch auf diese Entfernung noch glasklar zu vernehmen.

Er öffnete die Balkontüre und trat hinaus. Vom ersten Stock aus hatte er einen guten Überblick auf die Gärten der Nachbarschaft, die mit je mindestens einer Fahne in Schwarz-Rot-Gold verziert waren.

Herr Thaler von nebenan feuerte gerade den Kugelgrill an, während seine Frau den Gartentisch deckte.

Aber etwas anderes zog sein Interesse auf sich. Etwa 100 Meter entfernt erkannte er einen Jungen, der versuchte mit einem Ball zu jonglieren. Ein breites Lächeln erhellte Michas Gesicht, als er erkannte, wer dort mit Füßen und Knien den Ball eher ungeschickt als gekonnt über zwei, drei Berührungen in der Luft hielt.

Andreas führte die Bewegungen immer schneller und präziser aus. Es war gerade so, als würde er im Sekundentakt besser werden. Er konzentrierte sich stark auf den außergewöhnlich gut erhaltenen „+Teamgeist“ - dem Spielball der WM 2006.

Trotz seiner Laufeinheit stellte ihm sein Körper noch genug Energie zur Verfügung um sich über zwanzig Minuten mit dem Stück Synthetik zu beschäftigen.

Erst das Aufschließen der Haustüre riss Andreas aus seinem tranceartigen Zustand. Panisch nahm er den Ball auf und versteckte ihn mit beiden Händen hinter dem Rücken. Er eilte durch die Terrassentüre ins Wohnzimmer. Seine Mutter trat mit einem Einkaufskorb vom Flur in die Küche, was ihm die Gelegenheit gab vom Wohnzimmer, über den Flur nach oben zu laufen. Beim Vorbeihuschen an der Küchentüre rief er kurz „Hallo Mum“, ohne dass sie ihn richtig sehen konnte.

In seinem Zimmer warf er die Luftpumpe und den Ball zurück in die Kiste. Zusammen mit dem Deckel, der nicht mehr darauf passte, schob er sie hastig unter sein Bett.

Er hatte Mühe seine Atmung zu beruhigen. Erst nach mehreren Sekunden konnte er einen klaren Gedanken fassen. Er ging ins Bad und stellte sich unter die Dusche.

Dort verharrte er lange unter dem lauwarmen Wasserschwall.

‚OK. Offenbar ist gerade ein Fieber ausgebrochen. Aber das wird sich schnell wieder legen. - Es muss sich wieder legen. - Verdammt!’

Seine flache Hand klatschte wuchtig auf die geflieste Wand. Der Kopf sank langsam nach unten. Mit glasigen Augen betrachtete Andreas das abfließende Wasser.

Schließlich löste er sich mit einem Beschluss aus der Lethargie.

Die Box würde gleich morgen wieder auf dem Dachboden verschwinden. Auch den Kontakt mit Micha und dem ganzen Sportverein würde er morgen abbrechen.

Doch so einfach sollte es ihm nicht gemacht werden.

 

Kaum hatte Andreas den Schulbus betreten, hörte er bereits Michas Ruf:

„Komm hinter, Andi!“

Hatte er eine Wahl?

Sich einfach wo anders hinsetzen würde nichts lösen.

Er musste mit ihm sprechen. Tim würde erst zwei Haltestellen später einsteigen. Daher war es die perfekte Gelegenheit, das alles zu beenden, bevor es überhaupt angefangen hatte. 

Kurz und schmerzlos.

Danach konnte er sich immer noch einen anderen Sitz suchen.

„Alles klar?“, fragte ihn Micha, als er sich zu ihm auf die linke Bank der vorletzten Reihe setzte.

„An sich, ja“, begann Andreas und blickte in Michas lächelndes Gesicht.

Micha sah ihn an, als ob ihm irgendetwas unter den Nägeln brennen würde.

„Hast du was?“, fragte Andreas, bevor er mit dem Schlussstrich beginnen wollte.

„An sich, nichts weiter“, kam ein breites Grinsen zurück.

Andreas zog verständnislos die Augenbrauen nach oben.

„Wie du meinst. - Ich muss dir was sagen.“

„Ach ja?“, erwartete Micha hoffnungsvoll. „Raus damit, Andi.“

„Ich heiße nicht Andi!“

Micha schreckte zurück. Das Lächeln war aus seinem Gesicht gefegt.

Es entglitt Andreas schroffer als beabsichtigt. Aber er konnte jetzt nicht mehr zurück.

Den Blick auf seine Knie gerichtet, setzte er in ruhigerem Ton fort:

„Ich danke dir für die Einladung zum Spiel. Aber ich möchte nichts weiter mit euch und eurem Verein zu tun haben. Fußball ist einfach nicht meine Welt.“

Er wartete einen kurzen Moment auf eine Erwiderung und machte sich daran den Platz zu verlassen.

Eine Hand an seiner Schulter hinderte ihn aufzustehen.

„Das sah mir gestern aber ganz anders aus“, hörte er Michas ernste Stimme. „Wo hast du plötzlich den Fußball her, mit dem du im Garten gespielt hast?“

Andreas hielt den Atem an. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er Micha an, in dessen Gesicht sich die Mundwinkel langsam wieder nach oben schoben.

„Na los. Erzähl wieso du dich zwingst, Fußball zu hassen“, forderte Micha einfühlsam auf.

„Das geht dich gar nichts an!“

Andreas fühlte sich plötzlich angegriffen.

„Du täuschst dich“, versuchte er seinen Ausbruch abzuändern.

Doch Micha ließ sich nicht beirren:

„Fußball liegt dir im Blut. Das sehe ich. Diese Fixierung. Du hattest gestern nicht zum ersten Mal einen Ball am Fuß. Sag mir, wieso du nicht mehr spielst.“

„Was ist denn hier los?“, fragte Tim, der im Gang vor ihnen stand.

Panik stieg in Andreas auf, als wäre er ein in die Ecke gedrängtes Tier.

Er sprang auf, drängte sich an Tim vorbei und flüchtete sich auf einen Sitz in der zweiten Reihe.

Bis sie das Schulgelände erreichten, starrte er flach atmend auf die Rückenlehne vor sich und rührte nicht einen Finger. Als der Bus zum Stillstand kam, eilte er durch den Spalt der sich gerade öffnenden Türe nach draußen und auf die Schule zu.

Tim blickte ihm mit einem belustigten Kopfschütteln nach.

„So ein Spinner.“

Micha hatte ihm den Inhalt des Gesprächs mit Andreas und seine gestrige Beobachtung fürs Erste vorenthalten.

Doch er fühlte sich herausgefordert. 

‚Dich krieg ich schon noch.‘

Kapitel 7 - Freunde

Andreas stockte, kaum hatte er einen Fuß vor das Haus gesetzt.

Vor dem Gartentor stand ein Junge, einen halben Kopf größer als er, mit blonden, nach hinten gegelten Haaren. Er war in Laufklamotten gekleidet, wie er selbst. 

Offenbar wartete er auf ihn, da er von

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 06.10.2014
ISBN: 978-3-7368-4531-2

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