Cover

ER



Er irrt durch die Straßen.
Weiß nicht, wer er ist, woher er kommt, was ihn treibt.
Muß nur fort. Weg von hier.
Es ist kalt. Ihn friert. Der Wind schneidet ins Gesicht. Alles ist kalt an ihm. Nur nicht seine Hände. Die sind warm.
Es treibt ihn weiter fort. Er will nur weg. Wohin ist nicht wichtig. Nur fort, fort von dem Ort an dem er war.
Er hört eine Sirene. Gilt sie ihm? Sie kommt näher, ist vorbei.
Erschöpft lehnt er sich gegen eine Hauswand. Seine Arme sind schwer wie Blei.
Will seine Hände betrachten doch sieht nur Blut.


ICH



Ich kann toll malen!
Ich schließe die Augen und stelle mir einen nackten Männerkörper vor. Die Haut glänzt leicht von dem Öl, mit dem er sich eingerieben hat.
Ich stehe vor der Staffelei und sehe diesen adonischen Männerkörper! Wenn er sich bewegt, kann ich sehen, wie die Muskeln unter der Haut verführerisch spielen.
Ich rieche den Duft nach Massageöl, Sandelholz und Leder.
Meine Hand führt den Pinsel traumwandlerisch sicher über die Leinwand. Mit Schwung zeichne ich die Umrisse seines Körpers, ergötze mich an den gelungenen Proportionen ...
bis ich die Augen öffne und das Gekrakel auf der Leinwand sehe. Mist!


Sie



Alle haben sich an ihren Wunsch erinnert, bitte kein Schwarz zu tragen. Weiß sollten sie sich kleiden. Ungewöhnlich, aber was tut man nicht alles, wenn man einen „letzten Willen“ respektieren will.
In der kleinen Kapelle wird ein Lied gespielt. Auch das war ihr Wunsch: „Seasons in the sun".
Erste Tränen rollen über versteinerte Gesichter.
Es gibt noch

einen letzten Willen ... sie hat schon zu Lebzeiten ihre eigene Grabrede geschrieben und die wird jetzt verlesen.
Mehr Tränen fließen und doch – auch wenn die Trauer über den Verlusst überwiegt ist da auch ein leises Lächeln.
Ihre Worte haben Trost gespendet. Danke.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 03.02.2010

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