DER ANFANG
Freitagmorgen in den Strassen von Broklin. „Es ist ein schöner Tag.“, dachte sich die 17jährige Leonie Emily Fisher und betrat eine Strassenbahn. In der Metro setzt sie sich neben eine ältere Dame. Mit schneeweissen Haaren und einem farbig geblümten Kleid. Ausser ihr, der Dame und einem Kleinkind mit seiner Mutter ist niemand in dem Gefährt. Die ältere Dame mit dem Blumenkleid, mustert Leo von oben nach unten und schaut etwas skeptisch. „Diesen Jugend von heute. Einfach kein Stil.“, nuschelte die Frau. Als die Strassenbahn losfuhr, blickte sie wieder nach vorne. Diese Gelegenheit liess sich Leo nicht entgehen und fasste in die Tasche der alten Dame. Doch diese merkte nichts und Leonie konnte die Geldbörse ohne weiteres entwenden. Nach drei weiteren Stationen stieg Leo aus. Sie begutachtete ihren Diebstahl und war sichtlich erfreut. Als sie nämlich hineinblickte, entdeckte sie einen Lottoschein, ca. 7 Dollar Münzgeld, unzählig Karten und 385 Dollar Scheine. „I-Ich b-bin reich geworden!!“ Leute die an Leo vorbeigingen, schauten sie etwas komisch an. Die einten flüsterten sogar miteinander und ein Kind fragte seine Mutter: „Du Mami, was macht die dort?“ Doch das Mädchen liess sich nicht stören und tanzte weiter auf und ab.
Kurz darauf spazierte Leo, mit einer überaus guten Laune, nach Hause. Doch sie wusste nicht, dass sich ihr Leben in einer halben Stunde radikal ändern würde.
Sie spazierte gemütlich der Strasse entlang und gelangte schliesslich in ein abgeschottetes kleines Viertel. Der Verputz der Blockhäuser blätterte ab. Die Wände waren beschmiert. Auf den Strassen lag Müll und leere Bierflaschen. Von irgendwoher tönte ein Schrei, dann wurde es stumm nur noch die Stimmen der Kinder, die mit ihren Bällen auf der Strasse spielten. Als sie sich etwas Umblickte erkannte sie alte Damen, die auf der Treppe vor dem Haus hockten und Trübsal bliesen und Männer die den jungen Frauen nach schauten und Punkte verteilten für den schönsten Arsch. Die einzig glücklichen waren wahrscheinlich Leo und die Kinder die spielten und vielleicht noch die alten männlichen Säcke.
Nach der Schule ist Leo meist im Park, sitzt auf einer Bank und beobachtet die Leute. Sie geniesst es meist in vollen Zügen. Die Laute der spielenden Kinder, die witzigen Gespräche der Verliebten. Oder manchmal auch einen Streit. Einmal entdeckte sie ein junges Pärchen. Sie lachten und redeten. Doch plötzlich gab der Mann ihr eine Ohrfeige. Die Frau heulte auf, der Mann aber tröstete sie nicht sondern lief einfach davon und liess die Frau auf dem Boden sitzen. Leo wollte eingreifen, doch enthielt sich. Sie wusste nicht, was sie ihr sagen soll. Und wahrscheinlich will die Frau ja nichts mit ihr zu tun habe. Also liess sie es bleiben.
Als Leo so da sass, spürte sie ein komisches Gefühl in ihrem Bauch. Sie wusste nicht was es war und fragte sich nach dem Ursprung. Es war Einsamkeit. Sie fühlt sich einsam. „Wieso behandeln mich die anderen so mies. Ich habe ihnen doch gar nichts gemacht. Oder doch? Was haben die nur gegen mich.“, Leo war unbeliebt in der Schule. Alle nannten sie Junkiekind oder beleidigten ihre Mutter als Schlampe. Sie liess alles über sich ergeben und steckte die Wut wieder in sich hinein. Doch eines Tages platzte die Wut heraus. Ein Junge namens Oliver beleidigte Leo wieder einmal. Sie liess es sich nicht mehr über sich ergehen, stand auf, ging auf Oli zu und blieb direkt vor ihm stehen. „Was hast du gesagt? Willst du es für mich noch einmal wiederholen? Oder doch lieber nicht.“ Oliver grinste und sagte es noch einmal und noch einmal. Leo biss sich auf die Unterlippe bis sie blutete, ballte ihre Fäuste und trat Oliver mitten in die Eier. Mit der Faust kriegte er noch einen heftigen Schlag in den Magen bevor er sich auf dem Boden krümmte vor Schmerz. Leo lachte und sagte „Ha, das passiert halt eben wenn man mich beleidigt.“ Sie blickte stolz in die Runde und ging zurück auf ihren Platz und wartete bis der Unterricht wieder anfing.
Kapitel 2
IN DEM SIE IHRE MUTTER FINDET
Zuhause angekommen drückte Leo die Klinke und trat in die Wohnung. Sie war spärlich ausgestattet. Mit einer abgekratzten Streifchen Tapete, einem verschlissenem Sofa, zwei Betten und einer Küche, die es nötig hätte geputzt zu werden. Doch ihnen fehlt die Zeit. Die Mutter ist stets betrunken oder so vollgepumpt mit Drogen, dass sie fast nicht mehr aufstehen kann. Manchmal schreit sie rum und schlägt Leo ohne Grund. Doch manchmal knuddeln sie wieder mit einander. Doch das wichtigste war Tala. Leo liebte ihre Katze über alles. Sie füllte das Wasser auf und richtete der Katze ein kleines Häppchen Essen zu. Da Tala nicht da war ging Leo in das Wohnzimmer. Auf dem Sofa lag ihre Mutter. Leo ging zu ihr hin und beugte sich über sie und wollte ihr einen kleinen Kuss geben. Doch sie schreckte zurück und stiess einen lauten, schrillen Schrei aus. Sie bückte sich noch einmal hinunter. Und lauschte. Kein Atem! Grosse, offene, starre Augen, die an die Decke blickten. Leo fühlte am Puls und schaute auf den Bauch. Er bebte nicht. „Oh verdammte Scheisse!“, schrie sie und weinte. Erst da erblickte sie auf dem Boden eine kleine Blutlache und eine Spritze. „Verdammt Mum, wieso? Warum hast du das gemacht? Hat es dir nicht gereicht?“ Sie stand auf und legte ihre Hand auf die Stirn von ihrer Mutter. Mit der anderen Hand schloss sie die Augen. Tränen liefen ihr die Wangen runter auf den matten Köper von Grace. Leo legte sich neben ihre Mutter und hielt sie ganz fest um Abschied zu nehmen.
Nach einer Weile stand sie auf. Mit roten Augen vom Weinen und reiben, klopfte sie an die Türe ihrer Nachbarin. Jane öffnete sie und begutachtete ihre Freundin.
Mary Jane Smith, mit vollem Namen, lebte mit ihrem Bruder, Brian Smith, zusammen. Ihre Mutter ist vor 3 Jahren ausgewandert und der Vater hat seit Brian’s Geburt nicht mehr von sich hören lassen. Jane ist für Leo wie eine Seelenverwandte. Leo brach vor ihr zusammen und konnte nicht mehr aufhören zu weinen.
„Was ist los Leo?“, fragte Jane behutsam und sorgevoll.
„Meine Mutter ist tot.“, antwortete Leo mit Tränen unterlaufener Stimme.
„Was?? Scheisse! Nicht im ernst oder?“, schrie Jane und umarmte ihre Freundin. Die beiden Mädels weinten. Bis Leo als erste die Stimme wieder fand.
„Doch leider. Sie spritzte sich eine Überdosis Heroin in die Adern. Ich kann es immer noch nicht fassen!“
„Und was jetzt?“, fragte Jane und blickte sie mit ihren grossen braunen Augen an. Ihr rotes Haar umschlang zart ihren Kopf. Jane besass eine Traumfigur, ohne, dass sie etwas tun musste. Viele waren neidisch auf sie. Wie auch Leo. Sie ist nicht gross aber auch nicht klein. So ein Mittelmass eben.
„Ich weiss es nicht. Soll ich der Polizei anrufen?“, fragte sich Leo.
„Ist wahrscheinlich besser so. Och Leo. Du tust mir so leid. Wenn ich etwas tun kann. Komm rüber. Ich bin immer für dich da.“, sagt Jane. Doch sie wusste, dass diese Masche bei Leo nicht zog. Sie wollte kein Mitleid. Sie konnte es nicht gebrauchen. Weil es nichts hilft. Leo wusste wie sie dem entfliehen konnte und hob abwehrend die Hände vor das Gesicht.
„Obwohl ich deine Mutter nicht so gut kannte. Kann ich nachvollziehen wie es ist für dich. Aber wenn du die Polizei holst, dann kommst du in ein Heim. Und das will ich nicht. Ich will dass du bei mir bleibst.“, sagte Jane.
„Ich habe niemanden mehr der sich um mich kümmern wird auch du nicht. Ich will nicht, dass du dich um mich kümmerst. Ich geh auf die Suche nach meinem Vater. Der soll auf mich schauen. Oder sonst kann ich mich auch alleine auf dem Boden halten.“
„A-aber Leo...“
„Nein Jane. Verdammt. Ich brauche niemanden...!“
Leo stürmte zur Haustür hinaus, ohne Tschüs zu sagen, in ihre Wohnung zurück.
Sie holte ihren alten Koffer, mit den vielen Pins dran, den sie von ihrem Vater vor langer Zeit bekam, aus dem Kleiderschrank und steckte einfach alles hinein was sie fand. Alles was irgendwie wertvoll war, legte sie in den Koffer. Sogar das Futternäpfchen von Tala. Denn auch ihre treuste Freundin darf nicht fehlen.
Zum letzten Mal lief sie in das Wohnzimmer um Grace zu sehen. Ein letzter Blick auf die geöffneten blauen leeren Augen, auf das fahle Gesicht und auf den matten Körper der 39jährigen jungen Mutter. „Ich werde dich nie vergessen, Mum!“, Leo schnappte Tala und ihren Koffer und sauste auf die Strasse. Sie schaute sich um und lief die Strasse runter. Es war mittlerweile Abend geworden und der Himmel färbte sich rot. Der Koffer war nicht schwer darum konnte sie laufen. Sie lief und lief. Bei einer Telefonkabine machte sie Rast und wählte die Nummer von der Polizei.
Tuut tuuuut....
„Polizei von Boston. Daniel Jameson am Apparat.“
„Guten Tag Mister. Meine Mutter hat sich heute Nachmittag umgebracht und liegt jetzt zu Hause auf dem Sofa. Sie erwischte eine Überdosis Heroin.“
„Wie heissen sie Miss und wo wohnen sie?“
„Ich heisse Leonie Fisher. Meine Mutter heisst Grace Sharon Fisher. Ich wohnte in der Cameron Street 67 in Brookline. Schöner Tag!“
„Bitte warten sie vor der Türe Miss. Wir werden sobald als möglich bei Ihnen auftauchen Miss.“
Tüt tüt tüt...
Leo warf den Hörer auf die Gabel und rannte wieder weg. Sie wollte nicht, dass sie wegen Ihrer Mutter in ein Waisenhaus kommt. Auf das hatte sie wirklich keinen Bock. Sie wollte sich auf die Suche nach ihrem Vater machen um dann bei ihm zu wohnen. Doch zuerst benötigte sie einen Platz um zu schlafen. Zum Glück war es Sommer und in der Nacht nicht kalt. So konnten Leo und Tala draussen im Park schlafen. Es ist keine Stunde mehr vergangen und schon schliefen die beiden ein. Tala ganz fest in Leo’s Armen.
Kapitel 2
IN DEM SIE HILFE BRAUCHTE ODER DER ALTE MANN
Am anderen Morgen wachten die Beiden auf und Leo musste sich zuerst umschauen bis sie kapiert hat wo dass sie waren. Ihr Bauch knurrte. Auch Tala verspürte Hunger. Sie stiegen in eine Strassenbahn und fuhren in das nahegelegene Stadtzentrum von Boston um sich dort irgendwo unterzubringen und um endlich etwas zu essen.
Dort angekommen verstaute sie ihren Koffer in einem der Schliessfächer am Bahnhof und machte sich auf Erkundungstour mit Tala. Sie suchten zuerst einmal ein billiges Einkaufszentrum, wo sie sich etwas zu Essen holen konnten. Sie schlenderten die Strassen von Boston entlang und kamen sich klein vor in dieser grossen Stadt. Überall rannten Leute herum, Autoreifen quietschten, es hupte von allen Seiten her. Und es roch nach Essen und Abgasen. Leo wollte gerade Tala aufnehmen, damit sie nicht überfahren wird als sie einen älteren Mann entdeckte, der ihr hinterher lief. Abrupt schaute sie sich um. Der Mann drehte sich gegen eine Glaswand und tat so als würde er hineinblicken. Stattdessen beobachtete er Leo wie sie mit ihrer Katze redete. Leo dachte sich nichts dabei und spazierte weiter. Der alte Mann verfolgte sie immer noch. Langsam aber sicher bekam sie ein mulmiges Gefühl und war froh dass vor ihr ein Supermarkt auftauchte. Sie betraten den laden. Leo staunte nicht schlecht, als ihr kühle Luft von den Eisregalen entgegen kam. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Verblüfft, vielleicht etwas zu verblüfft, schaute sie sich um. Da kam ihr jemand entgegen und fragte: „Kann ich Ihnen behilflich sein? Suchen sie etwas?“ Leo ganz verdattert stotterte: „N-nein, danke.“ Der Mitarbeiter ging weiter und liess sie alleine stehen. „Komm Tala. Suchen wir etwas Essbares.“ Sie verschwanden zwischen den Regalen. Zuerst kamen sie beim Katzenfutter vorbei. Leo hob Tala hoch und liess sie bei jedem Fleisch schnuppern. Da machte sie ein kleines Geräusch und Leo packte das Dosenfutter in einen Einkaufskorb. Leo selber suchte ein Regal mit Brot. Sie wusste, dass sie nicht zu viel Geld ausgeben darf, da es ja noch eine lange Zeit bestehen bleiben musste. Sie packte sich ein Brot, etwas Fleisch, ein paar Flaschen Bier und eine Pet - Flasche mit Cola. Die Pet - Flasche konnte sie ja nachher noch gebrauchen und mit anderen Getränken zum Beispiel Wasser, auffüllen.
Als alles beisammen war, schlenderten sie noch ein bisschen in dem Laden umher und stellten sich bei der Kasse an. Da erblickte Leo den alten Mann wieder und bekam es sofort wieder mit der Angst zu tun und klammerte sich fester an die Katze auf ihrem Arm. Sie starrte nur noch die ganze Zeit auf den Mann und dachte sich einen Fluchtweg aus.
„5 Dollar 65 Cents bitte“ Leo legte das Münz in die Hand der Frau und packte die Sachen ein. Nach ein paar Sekunden kam ihr eine fabelhafte Idee. Sie musste sich nur noch auf die Suche nach einem jüngeren Mann machen. Als Leo einen erblickte nahm sie ihren Mut zusammen und sprach ihn an „Mister? Entschuldigen sie. Könnten sie mir kurz helfen?“
„Um was geht es denn?“
„Um diesen alten Mann da vorne? Sehen sie ihn? Mit der Mütze und dem Stock in der Hand.“
„Ja ich sehe ihn. Und was ist mit dem?“
„Er verfolgt mich.“
„Bist du dir sicher?“
„Ja bin ich. Ich brauche jemanden der mir hilft. Wollen sie mir helfen oder nicht?“
„Hmm, ja kann ich. Was willst du dann tun?“
„Zuerst brauche ich ihren Namen. Haben sie ein Auto?“
„Ich heisse Jason. Aber alle nennen mich Jess. Und ja, ich habe ein Auto.“
„Oke. Ich bin Leo. Also du gehst mal vor zum Auto und rufst mich dann. Wenn ich komme schaust du nach dem Typen. Wenn er mir nach geht oder mir nachschaut, dann rufe bitte die Polizei.“
„Das ist alles?“
„Ja das ist alles. Wenn du willst, kannst du mich ja noch kurz zum Stadtpark fahren?“
„Auch das geht in Ordnung. Eine Frage: Wie alt bist du eigentlich?“
„Ich bin 17.“, Jess machte ein etwas unglaubwürdiges Gesicht sagte aber nichts darauf.
Sie gingen los. Leo blieb noch kurz in dem Laden und streichelte ihre Katze. Vorsichtig trat sie nach draussen. Dann rief Jess:
„Hey Leo. Kommst du bitte. Ich will los fahren?“
„Ich komme sofort.“ Der alte Mann drehte sich schlagartig um als er Leo’s Stimme hörte und wollte ihr folgen. Leo ging etwas schneller. In dieser Zeit, hatte Jess die Nummer der Polizei von Boston schon eingegeben und rief an.
„Polizei von Boston. Peter Dough am Apparat?“
„Guten Tag Herr Dough. Ich brauche einen Wachmann beim Deleilah Supermarkt an der Mt. Vernon Street.“
„Gut. kommen sofort.“
Leo ging immer noch auf Jess zu und der alte Mann immer noch hinter ihr her. Es ging nicht lange und die Polizei kam mit einem Streifenwagen und Sirene angerast.
Zwei Wachmänner stiegen aus. „Was ist passiert?“, fragte einer der Wachmänner.
„Dieser alte Mister dort drüben verfolgt diese junge Dame.“
Die beiden Wachmänner gingen auf den Mann zu und nahmen in fest. Legten ihm Handschellen an und wiesen ihn freundlich aber bestimmt in das Polizeiauto ein. Er wehrte sich noch kurz doch nach einem kleinen Schlag auf den Hinterkopf liess er sich ohne weiteres abführen.
„Danke Leute. Diesen Typen suchen wir schon lange. Kommen sie doch in etwa drei Stunden kurz auf den Polizeiposten an der Bossworth Street 3. Wir erwarten Sie dort.“
„Gut mache ich. Danke viel Mal.“
Jess stand immer noch irgendwie fassungslos vor dem Auto und beobachtete die Szene.
„Willst du einsteigen? Oder doch nicht?“, fragte Jess nach einer Weile.
„Ich komme gerne mit dir mit.“, antwortete Leo schnell und stieg ein. Jess fuhr los. Beim Stadtpark parkierte Jess seinen Ford-Taunus GXL Coupe mit 2,0 Liter 16V Turbo-Cosworth Agregat auf einen der leeren Parkplätze und sie stiegen aus. Neben einander spazierten sie etwas in dem Park umher bis Jess sagte:
„So nun erzähl mal was du so alleine in Boston machst.“
„Nun gut...“ und Leo erzählte die ganze Geschichte von vorne an.
Zum Schluss fragte Jess noch ob sie noch kurz zu ihm nach Hause kommen möchte. Sie antwortete darauf: „Ja gerne. Aber ich muss bald wieder gehen um mir und Tala eine Bleibe zu suchen für heute Abend.“
„Das geht in Ordnung. Wenn du willst, kannst du auch eine Weile bei mir bleiben bis du etwas Richtiges gefunden hast.“
„Hmm... Danke, das Angebot klingt sehr verlockend. Doch wartet zu Hause nicht jemand auf dich?“
„Meinst du eine Freundin oder so?“
„Ja genau. Oder dein Vater oder deine Mutter. Wie alt bist du eigentlich?“
„Ne meine Mutter ist vor ca. 4 ein halb Jahren gestorben und mein Vater wohnt nicht bei mir. Ich bin übrigens 19 Jahre alt“
„Oh. Ich hätte dich jetzt älter geschätzt.“
„Ich dich auch. Aber ich begreife immer noch nicht, warum du abgehauen bist. Erzähl es mir doch noch einmal in meiner Wohnung.“ Sie stiegen wieder in das Auto und fuhren zu Jess’ Wohnung.
Er zeigte Leo und Tala den Weg und holte seine Sachen aus dem Kofferraum. Die beiden gingen vor und hielten vor der Türe von Jess’ Wohnung.
„So nun tretet ein.“, befahl Jess.
Er ging vor in die Küche um die Nahrungsmittel zu versorgen.
„Du wohnst schön hier.“, versicherte Leo mit eine ehrevollem Ton. Sie setzte Tala ab, die sofort auf die Toilette huschte. Leo schaute sich um und blickte aus dem Fenster „Wow schöne Aussicht.“, dachte sie sich.
„Hey Tala. Wo gehst du hin?“
„Sie geht sicher ins Bad. Ich habe auch eine Katze. Das hat sie vielleicht gerochen und vermutete dass es hier irgendwo ein Katzenklo geben muss.“, sagte Jess grinsend. Auch Leo musste grinsen. Da fragte Jason: „Willst du etwas zu essen? Du musst doch sicher hungrig sein. Stimmt’s?“
„Ja ich habe Hunger, aber es ist ein bisschen zu viel verlangt wenn ich hier schon übernachten darf und dann auch noch essen kann.“
„Ist doch egal. Heute bist du mein Gast.“
Und Leo grinste wieder.
„Danke!“ Leo war dieser Situation nicht ganz gewachsen und benahm sie so freundlich wie möglich. Obwohl sie zu Hause keine Manieren lernte.
Kapitel 3
NEUE FREUNDE, NEUER LOOK, NEUES VERTRAUEN
Jess machte das Mittagessen parat und befahl Leo sich zu setzen. Tala ass in der Küche mit dem Kater von Jason.
Leo wollte gerade in ein Thunbrot hinein beissen als Jess fragte:
„Wie lange hast du denn vor in Boston zu bleiben?“
„Bis ich meinen Vater gefunden habe. Wieso meinst du?“
„Ach ich wollte nur mal fragen. Ich bin eben etwas neugierig. Wenn wir fertig sind, können wir deinen Koffer am Bahnhof holen. Weisst du noch wo du ihn untergestellt hast?“
„Na klar doch. Wollen wir gleich los?“
Sie sausten das Treppenhaus hinunter. Doch Tala blieb in der Wohnung bei ihrem neuen Freund. Als beide eingestiegen waren, gab Jess Gas und in wenigen Minuten kamen sie am Bahnhof an. Leo stieg aus und ging zu den Schliessfächern. Dort angekommen suchte sie ihre Nummer und drehte den Schlüssel in dem Schloss um. Sie entnahm den Koffer und trug ihn zum Auto. Jess sass immer noch im Wagen und wartete. Sie sprang hinein und er fuhr los. Doch diesmal nicht nach Hause sondern Richtung Stadt.
„He Jess wohin fährst du denn?“
„In die Stadt, Ich dachte, dass du vielleicht etwas anderes brauchst, damit man dich nicht findet. Ich glaube, dass sie dich suchen werden damit sie dich in ein Waisenhaus stecken können. Und wenn du nicht zurück willst musst du dich etwas verändern. Ich helfe dir dabei.“
„Hmmm, kommt drauf an was ich an mir verändern soll. Ich mache nicht gleich eine OP. Ich gefalle mir so wie ich bin.“
„Das würde ich auch nicht zu lassen. Nein nur ein bisschen Farbe in dein Haar und eine etwas andere Kleidung. Was hörst du denn so für Musik? Es soll doch auch etwas Passendes sein.“
„Ich höre am liebsten Punk. Und was meine Haare angehen. Vielleicht schwarz oder farbig oder so?“
„Können wir dann noch kurz schauen.“
Leo musterte Jess und wollte wissen was er gerade so dachte. Doch sie konnte keine Anzeichen dafür finden was in ihm vorging.
„Was hörst du denn so?“
„Ich höre alles was mit einer Gitarre zu tun. Egal ob Punk, Metal oder Hardrock. So komm, wir steigen aus und dann führ ich dich in meinen Lieblingsladen. Bist du dabei?“
„Aber klar doch.“
Die beiden stiegen aus. Jess zeigte Leo den Weg und sie folgte ihm. Vor dem Laden angekommen sagt er zu ihr. „Hier arbeiten ein paar Kollegen von mir. Darfst dich aber nicht einschüchtern lassen von ihnen. Klar?“
„Geht klar Sir. Hehe.“
Die beiden betraten den Laden schon rief einer: „Hee Alta. Alles klar? Wea host den hia angeschleppt Alta? Wie is dain Namä Kleene?“, das war Sam. Und Jess konterte: „Hey Sam. Lass bloss deinen albernen Dialekt sein wo er ist. Und das ist übrigens Leo.“, und nahm sie an der Schulter und zeigte sie dem Personal.
„Hey Leute.“, rief Leo in den Raum.
Da kam Lyss, eigentlich Lindsay hinter dem Ladentisch hervor und begrüsste die beiden. Jess mit Küsschen links und Leo mit einem freundlichen Handschlag.
„Hey Jess. Na wie läuft’s? Alles im Lot? Hey Leo. Sam ist schon den ganzen Tag so drauf. Irgendwann mal werfe ich ihn raus. Musst nicht alles persönlich nehmen was er sagt. Bist du auch wieder mal an Bord Jess?“
„Ihn rauswerfen? Das macht sie so oder so nicht. Sie kann sich nie an einer Meinung festhalten. Na ja so ist nun mal unsere Lyss. Das dort drüben ist Sam. Wie du ja gehört hast. Er ist von Nashville und zog nach Boston um eine Band zu gründen. Die bis jetzt noch nicht existiert. John, er ist gerade leider nicht hier, arbeitet auch bei „Monday“ Er ist unter anderem auch noch Designer und verdient eine fette Stange Kohle.“
„He und was ist mit mir? Die wichtigste Person vergisst du wieder mal.“
„Ne bestimmt nicht. Das ist Lyss. Sie zeichnet und gibt die Prints in eine Firma, wo die Sachen dann gedruckt werden.“, sagte Jess grinsend und gab ihr einen leichten Klaps auf die Schulter.
„Wow. Ein richtiger Clan habt ihr da. Arbeitest du auch hier?“
„Ja ich bin Verkäufer manchmal zeichne ich auch. Nun los, such dir etwas aus. Dort hinten im Regal. Nachher müssen wir noch deine Haare verändern.“
„Oke, mach ich. Zu Befehl Sir.“, sagte Leo und verschwand mit einem Grinsen im Gesicht hinter den Regalen vollgestopft mit lauter Markenwaren von „Monday“. Jess blieb bei den Anderen und plauderte ein bisschen. Da fragte Sam plötzlich: „Wer ist das Jess? Hast du etwas von uns erzählt?“
„Das ist Leo. Hab ich doch schon mal gesagt. Na ja ich weiss nicht was du mit dem meinst. Wieso sollte ich ihr nichts erzählen?“
„Na denk doch mal ein bisschen nach Alter. Wenn die von der Polizei ist...“
„Ist sie nicht. Ihre Mutter ist gestorben und ich habe sie in dem Supermarkt getroffen. Habe ihr kurz geholfen und jetzt ist sie bei mir und wohnt vorläufig noch bei mir.“
„Ah ok. Wenn sie will kann sie auch einsteigen. Frag sie mal. Wie alt ist sie eigentlich?“
„Sie ist 17. Aber ich weiss nicht wie sie reagiert wenn ich es ihr erzähle. Na ja ich kann’s mal versuchen. Ich kann euch nichts versprechen.“
Da kam Leo an mit einem Kapuzen-Pullover mit dem Bandaufdruck von „The Exploited“, einem T-Shirt mit dem Print von „Bad Religion“, einer schwarzen Röhren- Jeans, einem Nietengürtel und Converse.
„Das Zeug kostet verdammt viel.“, sagte sie.
„Egal geht auf die Kosten des Hauses. So komm. Ziehe die Sachen an und wir gehen noch kurz in das Coiffuregeschäft gegenüber“, sprach Jess.
„Oke. Komme gleich wieder.“
Als sie gegangen war sagte Lyss. „Wieso willst du sie verändern?“
„Ist ne lange Geschichte.“, bemerkte Jess.
Sekunden später stand die neue Leo wieder vor ihnen.
„Wow. Das passt ja wie angegossen.“, sagte Sam vor lauter Bewunderung.
„Warte nur bis sie ihre Haare anders hat. Komm wir gehen zu Cindy“, konterte Jason.
Und die beiden gingen in das Geschäft gegenüber. Dort angekommen wurde Jess sofort wieder begrüsst. „Hey Jess. Schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht’s dir denn?“
„Hey Cindy. Mir geht’s wunderbar. Könntest du bitte Leo einen neuen Haarschnitt beifügen?“
„Na klar kann ich das. Was willst du denn haben? Wie alt bist du eigentlich?“
„Hm, ich möchte am liebsten schwarze Haare oder rote, aber nicht zu hell und einen Schnitt der zu meinem Style passt. Ich wäre dann übrigens 17.“
„17? Ich dachte du seist älter. Nun gut. Setz dich hin und wir fangen an.“
Leo setzte sich und Cindy fing sofort an zu schneiden. Das ganze dauerte ca. eine Stunde. Leo blickte in den Spiegel und fragte: „Wer ist das?“
„Du Leo. Gefällt es dir?“, antwortete Cindy, die über das ganze Gesicht strahlte und die, die sichtlich stolz war auf ihr gelungenes Werk.
„Und ob. Ist nur eine Gewöhnungssache. Danke viel, viel Mal Cindy. Und was ist mit dir Jess? Wie sieht’s aus?“
„Mir fehlt die Sprache. Ich finde es einfach nur toll. Kann gar nich mehr sagen. Ich finde du siehst aus wie 19 oder 20.“, sagte Jason lächelnd.
„Ist das jetzt ein Kompliment oder eine Festestellung?“, fragte Leo nach.
„Hm eher ein Kompliment. Komm wir gehen wieder nach drüben und zeigen was gegangen war. Wir müssen dich dann noch etwas fragen.“
„Oke.“ Und die Beiden gingen wieder zu `Black Griffin’`.
Leo kam etwas schüchtern hinter Jess in den Laden hinein und wollte nicht zu viel Aufsehen erregen, da noch andere im Shop waren.
„Hey ihr zwei. Zeig dich mal Leo!“, rief Lyss hinter der Theke hervor und Jess packte Leo an der Schulter und schob sie etwas nach vorne, damit man sie besser sehen konnte. Nun war natürlich die ganze Aufmerksamkeit auf Leo gerichtet. Jeder Blick konnte sie spüren. Ihr war richtig mulmig zumute. Lyss fing an zu klatschen und Sam fügte hinzu: „Wow Leo. Habe dich fast nicht wieder erkannt.“
Und Leo konterte lachend: „Hast du keine neuen Sprüche bereit? Hast du vorher schon gesagt.“
Das konnte Sam natürlich nicht auf sich sitzen lassen und die beiden fingen ein Wortgefecht an. Denn Sam’s Sprüche waren ihm heilig. Und wenn die jemand beleidigte, wurde Sam richtig wütend. Der Streit dauerte zwar nur ein paar Minuten, doch mit ausgewählten Worten brachte er Leo zum weinen. Sie war kein kleines Kind mehr, das wegen einer kleinen spitzen Bemerkung losheulte, doch diese eine Aussage über ihre Mutter, war unter der Gürtellinie. Leo drehte sich um und stürmte aus dem Geschäft.
Jess sagte daraufhin nur: „Ach halt doch deine Klappe!“, zu Sam und sauste Leo nach. Sie tat ihm leid. Sehr leid sogar. Wenn er die Geschichte den Anderen nicht erzählt hätte, hätte Sam nicht so saublöd reagiert. Bald holte er Leo ein und packte sie am Arm und stoppte sie.
„Hey Leo! So warte doch.“
„Geht dich überhaupt nichts an. Du hast schon genug kaputt gemacht. Du musst dich gar nicht entschuldigen.“ Leo wurde sauer und schrie Jess an. Er zog sie auf eine Bank im Stadtpark und legte einen Arm um Leo. „Los erzähl schon.“, drängte er sie. Leo schluchzte und wollte sich aus der Umarmung befreien, doch Jess hielt sie fest. Also liess sie es über sich ergehen „Hm weißt du, Sam machte eine Bemerkung über meine Mutter. Die nicht stimmte, mich total wütend machte und mich auch sehr verletzte. Es ist nicht einfach einen Weg zu gehen ohne jemandem den man kennt. Und vor allem wenn man vor zwei Tagen die eigene Mutter verloren hat. Ich dachte ich könne auf dich zählen. Doch ich habe mich in dir getäuscht.“
„Es tut mir leid Leo. Aber sie wollten wissen, warum du bei mir bist und dann habe ich’s ihnen eben erzählt. Ich weiss wie hart es ist wenn man einen geliebten Menschen verliert. Aber ich weiss, du bist stark. Sonst wärst du nicht abgehauen um ein neues Leben anzufangen. Und fandest mich. Ich kenne dich zwar nicht so gut. Und du mich auch nicht. Aber wenn dir etwas passiert mache ich mir Sorgen. Weil ich irgendwie merkte, dass du ein besonderer Mensch bist auf den ich aufpassen muss“ Jess umarmte Leo ganz sanft doch Leo blockte ab. Sie wusste nicht was sie jetzt glauben sollte. Sie überlegte eine Weile und fing irgendwie an zu lächeln. Das entging Jess natürlich nicht und er sagte:
„Hey du lächelst ja wieder.“
„Ja gerne. Mir geht es auch wieder besser.“
„Na dann können wir ja wieder zurück. Oder?“, sagte Jess. Die Beiden standen auf und schlenderten wieder Richtung `Black Griffin’`. Dort angekommen kam Sam Leo sofort entgegen und umarmte Leo und führte sie ein wenig von der Gruppe weg. Er sagte:
„’Tschuldigung Leo. Ich meinte es nicht so wie ich es sagte. Es tut mir furchtbar leid. Ich weiss manchmal nicht, was ich sage. Ich hoffe du kannst mir verzeihen. Und das mit deiner Mutter tut mir auch leid.“
„Na ja. Ich kenne dich zwar nicht richtig. Aber ich verzeihe dir noch einmal. Doch wenn es wieder vorkommt. Dann...“ Sam legte seinen Arm um ihre Schulter und führte Leo wieder zurück. Als das Jason sah, wurde er etwas eifersüchtig. Doch er wusste nicht wieso. Hatte er womöglich Gefühle für Leo? Oder was war sonst los? Er wusste es nicht. „So alles geklärt?“, fragte Lyss. „Jawohl!“, antworteten Leo und Sam zusammen.
„Hey Leo wir sollten mal los. Zur Polizei. Weißt du noch?“
„Na klar erinnere ich mich noch. Also ihr beiden. Schön dass ich euch kennengelernt habe. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder.“ Leo verabschiedete sich von den Beiden und zog mit Jess, Richtung Auto, wieder los.
„Sag mal. Was hat eigentlich Sam zu dir gesagt?“
„Er entschuldigte sich bei mir und sagte er wisse manchmal nicht was er sage. Und Dass es ihm schrecklich leid tut wegen meiner Mutter.“
„Ah ok.“
„Wieso fragst du?“
„Ach einfach so. Hat mich gerade interessiert.“
„Oke.“
Die beiden fuhren Richtung Polizeiposten von Boston City. Leo hatte etwas Angst doch sie wusste nicht vor was.
„Hey Jess. Ich habe Angst. Wenn die mich fragen, wie ich heisse und wo ich wohne. Was soll ich sagen?“
„Hm... Gute Frage. Du kannst ihnen sagen, dass du Leonie Walker heisst und dass du meine Schwester bist. Natürlich nur wenn du willst.“
„Ja das sollte kein Problem sein. Und wenn sie uns fragen. Wo unsere Eltern sind?“
„Dann antwortest du nur mit einem Schluchzen und sagst dass deine Mutter gestorben ist und der Vater irgendwo am herumreisen ist. Und ich ergänze dann.“
„Nun gut. Das kommt sicher gut.“
Kapitel 5
AUF DEM POLIZEIPOSTEN
Jess parkierte das Auto direkt vor dem Wachposten der Polizei, die beiden stiegen aus und betraten das Gebäude. In dem Gebäude war es ziemlich kalt. Überall standen Cops und Personen die warteten. Die Räume schauten aus wie in einem Spital. So grünlich. Soll anscheinend beruhigend sein. Aber Leo machte diese Farbe Angst. Da kam jemand auf sie zu und fragte: „Sind sie diese Personen, die den alten Mann überführten?“
„Ja das sind wir.“, antwortete Jess rasch.
„Gut folgen sie mir.“ Leo und Jess folgten dem Polizeibeamten und kamen in einen grösseren Raum mit einem Pult, ein paar Familienfotos hingen an der Wand und ein Computer stand auf dem Tisch der fast die ganze Oberfläche benötigte. Das Pult war nicht aufgeräumt. Überall lagen Papiere und Bücher. Ziemlich unordentlich fanden die beiden. Der Raum war auch in der grünlichen Farbe gestrichen worden wie alle anderen Zimmer wahrscheinlich. Es roch nach Zigarren und nach Kaffee.
„Bitte warten sie einen kurzen Moment. Herr Millar wird jeden Moment hier eintreffen.“
Es ging nicht lange und ein grosser, mit einem Bierbauch und einer Halbglatze bestückter Mann trat in das Büro ein. Er trug ein Polohemd und komische schwarze Schuhe. Von den Hosen mal abgesehen. Sie ware gestreift. Blau-Schwarz. Die Beiden konnten sich das Lachen nur mit Mühe verkneifen.
„Guten Tag Miss und Mister. Nehmen sie doch bitte Platz.“
„Danke.“
„Wir danken ihnen für diese Überführung des Mannes. Wir suchten schon eine lange Zeit nach ihm und nun haben sie es geschafft. Er treibt seit etwa 5 Jahren schon sein Unwesen. Meistens bestiehlt er Frauen, da sie, nach seiner Meinung nach, sich nicht wehren können. Er hat auch schon Tötungsdelikte hinter sich. Zwei Mädchen, etwa in ihrem Alter, Miss. Und ein Junge. Wir möchten ihnen als Dank ein kleines Geschenk überreichen.“
Der Mann öffnete eine kleine Schublade und drückte jedem ein kleines Couvert in die Hand und sagte: „Danke viel, viel mal.“ Und er verabschiedete sich wieder mit einem kräftigen Handdruck.
Der Polizeibeamte von vorhin führte Leo und Jess durch diesen komischen grünen Flur wieder nach draussen und verabschiedete sich. Die beiden schauten sich an und lachten. Sie umarmten sich und stiegen dann sofort wieder in das Auto ein. Jess fuhr zu sich nach Hause. Leo holte den Koffer aus dem Kofferraum und trug ihn in die Wohnung. Oben angekommen rief sie nach Tala. Die kam sofort gesprungen und schmiegte sich an Leo.
„Die mag dich wohl...“, sagte Jess und fügte in Gedanken dazu „...wie ich.“ Und lächelte ein wenig.
„Ja sie ist schon bei mir als ich auf die Welt kam.“
„Bist du denn in Brookline geboren?“
„Ja. Aber zu Hause, da Mum und Dad kein Geld hatten für eine normale Geburt in einem Spital. Und kurz darauf ging dann mein Dad, weil er mit der neuen Situation nicht mehr auskam. Er wollte immer das Beste für unsere Familie doch hat er uns in den schlechtesten Tagen verlassen. So hat es mir auf jeden Fall meine Mutter erzählte. Immer wieder und wieder berichtete sie mir von meinem Vater und was für ein Arschloch er gewesen ist. Und na ja. Den Schluss kennst du ja.“
„Oh. Hart. Ich weiss nicht was ich sagen soll. Ich bin gerade völlig überrumpelt worden.“ Entgeistert stand Jess in der Türe und liess die Taschen fallen. Leo hob sie schnell hoch und trug sie in die Küche. Ihr war diese Situation etwas zu ungemütlich. Leo war zu müde um noch etwas zu machen darum fragte sie Jess wo sie schlafen könne. Er antwortete ihr: „Wenn du willst, kannst du bei mir im Zimmer schlafen oder du kannst auf dem Sofa übernachten. Was dir lieber ist. Du musst entscheiden.“
„Na ja ich würde gerne bei dir im Zimmer schlafen.“
„Oke. Dann nimm deine Sachen mit und ich zeige es dir.“
Leo packte ihre Sachen und bugsierte ihren Koffer in Jess’ Zimmer. Sie zog sich um und legte sich ins Bett. Etwa 10 min später kam Jess in das Zimmer um ihr gute Nacht zu sagen und sah, dass sie schlief. Sein Mund formte sich zu einem Lächeln. Er legte seine Kleider ab und machte es sich bequem neben Leo. Die längste Zeit über schaute er in ihr zärtliches doch erwachsenes Gesicht und dachte über den vergangenen Tag nach. Ein Mistkerl brachte Leo zu ihm und jetzt hat er sich Hals über Kopf in sie verliebt. Er dachte hin und her und schlief dann auch ein.
Am nächsten Morgen wachte Leo auf und schaute um sich. Das Zimmer war anders als ihr eigenes. Da kam es ihr wieder in den Sinn, dass sie bei Jess übernachtet hat. Sie schaute neben sich doch er war nicht neben ihr. Sie stand auf. Zog sich an und ging in die Küche. Als sie den Flur entlang ging, konnte sie ein Scheppern in der Küche wahrnehmen und trottete neugierig dem Geräusch entgegen. Jess stand in der Küche und probierte sich an einem Spiegelei.
„Guten Morgen Leo. Na gut geschlafen?“
„Ja danke. Was machst du denn?“
„Ich probiere ein Spiegelei zu machen. Willst du auch eines? Ich kann dir aber nicht garantieren, dass es au gut wird.“
„Hm. Soll ich es machen? Setz dich hin und warte ein wenig.“
„Okey.“
Leo hantierte in der Küche herum wie ein Profi. Etwa 3 Minuten später kramte sie Teller aus dem Wandschrank, legte das Spiegelei hinein und stellte es vor Jess’ Nase.
„Mmh, danke. Das duftet auch gut.“
„Bitte.“
Nach dem Essen nahm Leo das Geschirr und wusch ab.
„He das wäre wirklich nicht nötig gewesen.“, sagte Jess.
„Ist doch egal. Ich bin bei dir und kann auch etwas für dein Wohl machen. Oder nicht?“
„Ömm danke.“
„Und was hast du heute vor?“, fragte Jess nach einer kleinen Pause.
„Hm, ich gehe mal auf die Suche nach meinem Dad.“
„Wie denn? Bleibst du hier?“
„Hm, weiss noch nicht. Ich glaube ich schaue einfach mal in einem Telefonbuch nach. Wo dass eine Familie Fisher wohnt. Wahrscheinlich hat er eine eigene Familie gegründet. Mal schauen. Ich weiss nicht, ob ich hier bleiben soll oder nicht.“
„Bleib doch hier. Sonst bin ich alleine und ich mache mir Sorgen um dich wenn du nicht mehr da bist.“, sagte Jess mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck.
„Ich überlege es mir noch. Aber wenn ich länger bei dir bleibe, zahle ich natürlich etwas an meinen Unterhalt ran. Ist gut?“
„Oke. Hast du denn noch etwas?“
„Ja ich habe schon noch...“, und in Gedanken fügte sie hinzu: „...frag aber nicht von wo oder von wem.“
„Oke.“
„Hast du irgendwo ein Telefonbuch?“
„Ja dort hinten auf dem Tisch liegt es. Bist du dir wirklich sicher, dass dein Vater in Boston wohnt?“
„Ja das bin ich mir. Er hat mir mal zu meinem 4 Geburtstag gratuliert und Mum erzählte auch immer dass Dad in Boston wohnt.“
„Ich werde dir helfen. Bis ans Ende deiner Suche.“
Leo strahlte vor Glück und umarmte Jess. Jetzt endlich hatte sie einen Freund, der ihr helfen konnte. Die Beiden machten sich sofort an die Arbeit und durchsuchten das Telefonbuch.
„Hihi. Komische Namen. Meinst du, wir werden ihn finden?“
„Ich glaube schon, sonst gehen wir in so ein Personalbüro.“
„Nein. Sicher nicht. Ich will nicht, dass die mich in ein Heim stecken!“
„Oups stimmt. Entschuldigung wie willst du dann an die Adresse kommen?“
„Suchen.“
Nach etwa zwei Stunden suchen, gaben sie auf. Niemand konnte mehr Buchstaben sehen.
„Wollen wir ein bisschen in einen Park spazieren? Oder ins Meer baden gehen?“
„Uff. Ja gerne ein bisschen Abwechslung tut gut.“
Kapitel 8
DEPRESSIV?
Leo und Jess packten ihre Sachen und fuhren mit dem Ford in einen nahegelegenen Park. Der Boston Common. Jess parkierte das Auto auf einem der Parkplätze und sie stiegen aus. Leo erblickte einen Fastfood Stand und ging mit grossen Schritten darauf hinzu. Jess natürlich hinterher. Sie bestellte sich ein paar French Fries und eine Cola. Jess kaufte sich das Gleiche. „Hast du überhaupt Geld, Leo?“
„Ja hast du mich doch schon einmal gefragt. Wenn ich keines mehr habe, melde ich mich.“, sagte Leo etwas spöttisch und musste lachen.
Jess verstand es nicht und konnte daher nicht mir lachen. Er machte einen komischen Gesichtsausruck und Leo erklärte ihm wie sie es gemeint hat. Auch da musste Jess etwas grinsen. Leo und er spazierten im Park etwas umher. Er war gross. Überall rannten Kinder umher oder Hunde. Leo kam es so vor wie in Brookline. Und sie hatte plötzlich irgendwie Heimweh. Sie dachte über die vergangene Zeit nach und merkte gar nicht, dass Jess mit ihr reden wollte. Plötzlich krachte Leo zusammen.
„Leo, Leo. Ist alles in Ordnung?“, Jess machte sich Sorgen als Leo nichts mehr sagte und er kniete neben sie hin und wollte seine Hand auf Leo’s Wange legen. Sie machte keinen Wank. Er kramte sein Natel hervor und rief der Ambulanz an. Wenige Minuten später, raste ein Krankenwagen auf die beiden zu. Die Sanitäter nahmen eine Bare aus dem Innern des Wagens und legten Leo vorsichtig drauf. Eine der Personen fragte Jess aus.
„Wie ist ihr Name?“
„Leonie Emily Fisher.“
„Welches Alter?“
„Sie wird jetzt dann 17.“
„In welcher Beziehung stehen sie mit ihr?“
„Ämm, ich bin ihr Freund.“
„Gut wir werden sehen was sie hat und ihnen mitteilen sobald als möglich.“
„Kann ich sie nicht begleiten?“
„Steigen sie ein. Aber berühren sie nichts und lenken sie nicht ab.“
Jess folgte dem Sanitäter und stieg in das Auto. Er setzte sich neben Leo und hielt ihre Hand. Der Fahrer fuhr schnell. Viel zu schnell für Jess. Er hatte Angst, dass es etwas Schlimmes ist. Abrupt blieb das Auto stehen und die Sanitäter trugen die Bare in das Hospital. Jess folgte den Personen, doch er kam nicht weit. Der Mann, der ihn vorher ausgefragt hat, bat ihn am Empfang zu warten. Er bekäme auch ein Kaffee wenn er wolle. So tat Jess dies und wartete in der Cafeteria auf den Bericht. Nach etwa einer halben Stunde und 3 Kaffees später kam ihm endlich eine Dame entgegen.
„Sind sie Leonie Emily Fisher’s Freund?“
„Ja der bin ich. Was ist mit ihr?“
„Sie hatte einen Zusammenbruch. Wir wissen noch nicht von was und wären froh, wenn sie noch über Nacht hier bleiben könnte.“
„Naja. Gut kann sie. Darf ich sie besuchen?“
„Nein es ist mir lieber erst in zwei Stunden. Sie ist noch nicht wach.“
„Oke ich komme später noch einmal vorbei.“
Jess bedankte und verabschiedete sich von der Dame und verschwand. Er suchte einen Busbahnhof um in die Stadt zurück zu fahren. Doch er sah keinen. Er setzte sich auf einen Randstein und legte den Kopf in seine Hände. Jess weinte. Er hatte Angst um seine Leo. „Wieso sagte ich meine?“, fragte sich Jess und hörte auf zu weinen. Wieso half er ihr, obwohl er Leo gar nicht wirklich kennt? War es nur Freundschaft oder war da auch noch ein bisschen mehr? Er versuchte sich diesen Gedanken aus dem Kopf zu streichen, doch es kam ihm unsinnig vor es zu tun. „Ich will nichts von ihr. Ich liebe sie nicht. Ich will mit Lyss zusammen sein. Doch dann kam Leo und machte mir alles kaputt. Wieso immer ich? Was soll ich nun Lyss sagen?“ Er kam zu keinem vernünftigen Schluss. Nach circa zwei Stunden schlenderte Jess zum Spital zurück. Er wollte wissen wie es Leo geht. Sofort trat er in die Empfangshalle ein und fragte die Empfangsdame wo dass Leo sei. Sie sagte, Leo sei in dem 5. Stock und im Zimmer 66.
Jess folgte den Anweisungen. Mit dem Lift fuhr er in den 5. Stock und suchte das Zimmer. Dort angekommen klopfte er zuerst einmal als dann keine Antwort kam, trat er ein. Leo lag auf dem Bett. Neben ihr stand ein Transfusions-Ständer und auf dem Nachttisch das Mittagessen, welches sie noch nicht einmal berührt hat. Ein kleiner Tisch stand in der Mitte des Raumes. Eine kleine Kabine war auch da. Sogar Schränke.
„Hey Leo. Wie geht es dir?“
„Hey Jess. Schön dich zu sehen. Mir geht’s im Moment eigentlich noch gut. Aber ich weiss nicht was alles noch auf mich zu kommt.“, antwortete Leo ein bisschen müde und nervös.
„Wie meinst du das? Was haben sie eigentlich gemacht? Was hattest du denn?“
„Ich hatte einen Kreislauf-Kollaps. Doch das ging vorbei. Bin nur kurz ohnmächtig geworden. Bei der Therapie die ich gerade vorher machen musste, stellten sie fest, dass ich depressiv bin.“
„Du? Depressiv? Wie meinen sie das?“
„Naja. Das habe ich dir noch nicht gesagt. Ich habe viele Freunde und Freundinnen verloren. Meistens durch irgendwelche Drogen. Jedes Mal wenn jemand gestorben ist habe ich die Trauer nicht rausgelassen und immer weiter in mich hinein gefressen. Es hängt auch von der Beziehung mit meiner Mutter ab. Sie hat mich geschlagen, beflucht und noch ganz andere Sachen. Und ja. Es verletzt mich eben. Ich habe viel durchgemacht. Wie zum Beispiel war ich Magersüchtig. Ich hatte Bulimie. Heute immer noch aber nicht mehr so stark. Ich hatte auch Drogenprobleme. Habe vieles ausprobiert. Ich bin auch immer in den Schmerz gefallen. Das heisst ich habe mir absichtlich Schmerzen zugefügt. Zwei Mal auch schon probiert mich selber umzubringen. Doch ich hatte keine Kraft. Ich konnte es nicht. Irgendwo, dachte ich mir, irgendwo ist bestimmt jemand oder etwas was mir helfen wird.“, Leo hatte Tränen in den Augen als sie ihm das erzählte. Jess musste sich auch ein paar Tränchen runterdrücken und fasste Leo’s Hand. Sie liess es sich diesmal gefallen.
„Ach Leo. Ich wusste nicht in welcher Lage du warst. Aber ich hoffe mit meiner Hilfe wirst du davon los kommen. Ich werde dir helfen wo ich kann und dich unterstützen dort wo ich kann. Wie lang musst du denn noch hier bleiben Leo?“ Sie wusch sich die Tränen weg und sagte:
„Hm, ich denke mal sie wollen mich über Nacht noch hier haben aber morgen, kann ich sicher wieder zu dir kommen.“
„Ok. Du kannst mir ja dann mal anrufen wenn du magst.“
„Oke, mal schauen. Gehst du denn jetzt?“
„Ja ich muss nach den Katzen schauen und noch kurz etwas erledigen.“
„Oke. Dann bis bald. Grüsse Tala von mir.“
„Mach ich. Tschüs.“, und Jess ging zur Tür hinaus.
Fortsetzung folgt...
Texte: Fotos: Deviantart.com
Personen: Frei erfunden
Geschichte: selber erfunden
Tag der Veröffentlichung: 29.07.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Geschrieben für Michelle, da wir die Geschichte selbst erlebt haben (ähnlich =)