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The Black Cave

„So viel Arsch in der Hose hätte ich dir gar nicht zugetraut“, lallte ihm der Hüne zu, der einen Arm um seine Schultern gelegt hatte. Nicht aus Freundschaft, wie es nach außen hin wirken mochte. Jeff, der Hulk, der ihn in Beschlag genommen hatte, schwankte durch den reichlichen Alkoholkonsum und stützte sich auf ihm ab. Außerdem wollte der Footballspieler so wohl verhindern, dass Paul die Flucht antrat. Doch er hatte nicht vor, den Hohlköpfen die Genugtuung zu gönnen und den Rest des Semesters – wenn nicht noch länger – ein verschrecktes Kaninchen zu spielen und über den Campus zu hetzen.

Die Musik der Campusparty am See wurde immer leiser. Die vier Stiernacken betraten mit ihm den schmalen Waldweg. Die Kegel der Taschenlampen huschten wie Glühwürmchen durch die Dunkelheit. Lediglich Paul beleuchtete den Weg unmittelbar vor sich.

„Gib mal die Flasche“, verlangte der Kerl rechts neben ihm, dessen Namen er nicht einmal wusste.

Der Whisky wurde an seinem Gesicht vorbeigereicht. „Alex ist ’ne Lusche“, murmelte der Typ, der den Arm um ihn geschlungen hatte.

Zustimmendes Brummen kam von den anderen. Paul hingegen biss sich auf die Unterlippe und schaffte es, trotz der Situation ein wenig zu schmunzeln. Alex war der Kerl, wegen dem er nun in der Klemme steckte. Aber verdammt, den Adonis aus der Nähe angeguckt zu haben, war das Dilemma wert.

 

Eigentlich hatte Paul auf dem Rückweg von der Toilette zu seinen Kommilitonen zurückgehen wollen. Eigentlich. Wäre da nicht diese kleine Gruppe gewesen, die seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte wie das Licht eine Motte. Paul war sofort klar gewesen, dass es Jungs aus dem Footballteam des Colleges sein mussten. Stiernacken, die vor Muskeln nur so strotzten. Einer davon hatte es ihm auf der Stelle angetan. Der mit dem smarten Lächeln, den verwuschelten braunen Haaren und der genialen Tätowierung im Nacken. Alex, wie in der anschließenden Diskussion herausgekommen war, als man sein Starren bemerkt und drakonische Maßnahmen beschlossen hatte. Eine Mutprobe, der er sich für sein „unflätiges“ Verhalten zu stellen hatte. Alex war dagegen gewesen und übellaunig abgedampft, als ein handgreiflicher Streit zu entflammen gedroht hatte.

„Gleich sind wir da“, tönte der Hulk mit zusehends schwerer werdendem Arm. „Hast du Angst, Freshman?“

Paul schnaufte abfällig. Nein, die hatte er wirklich nicht. Er würde länger in der Black Cave genannten Mine aushalten als die betrunkenen Dummköpfe davor. Sicherlich gab es Geschichten um den verschlossenen Stollen und er galt als einer der unheimlichsten Orte im Umkreis von zig Meilen. Doch Paul hielt nicht viel von den Gruselgeschichten, die im Laufe der Zeit entstanden waren. Die ganzen Grubenunfälle lagen mehr als hundert Jahre zurück. In den letzten Jahrzehnten verschwanden zwar Teenager in der stillgelegten Mine, doch Paul schätzte, dass es sich dabei um Unfälle handelte, die aus mangelnder Vorsicht entstanden waren. Der Haupteingang des früheren Bergwerks war verrammelt worden, damit niemand hineinkonnte, doch den Nebeneingängen hatte man bei Weitem nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt.

Just vor einem davon kam die Gruppe nun an. Paul sah die Bretter, die einst vor den Eingang geschlagen worden waren. Sie lagen auf einem Haufen daneben. Vor ihnen klaffte ein dunkles, mit Holzrahmen umgebenes Loch im Berghang.

„Zwei Stunden, Freshman. Mindestens“, ließ ihn einer der Kerle wissen. Dann bekam er einen groben Stoß in den Rücken.

Paul taumelte zwei Schritte vor und verkniff sich eine Erwiderung. Was glaubten diese Trottel? Dass er eine Erkundungstour in der Black-Mine vornehmen würde? Das Risiko, sich zu verlaufen, war viel zu groß.

Ohne sich umzudrehen, ging er einige Schritte weiter. Er würde lediglich so weit hineinlaufen, dass das Licht seiner Taschenlampe nicht mehr gesehen werden konnte und dann die Zeit absitzen. Paul blieb stehen und leuchtete die Umgebung ab.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Cat T. Mad
Bildmaterialien: Mondi.h & frenta/depositphotos.com
Cover: Cat T. Mad
Lektorat: Bernd Frielingsdorf
Tag der Veröffentlichung: 21.12.2017
ISBN: 978-3-7438-4707-1

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