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Während Matt und Dennis sich im Wohnzimmer unterhielten, ging ich in die Küche und wollte Limonade machen.Allerdings musste ich erst mal das Chaos, dass Mon Cher verursacht hatte, sauber machen. Aber das passte ganz gut. Ich wollte auch nicht stören und Dennis sollte sich nicht von meiner Gegenwart beeinflussen lassen.Als ich aufgeräumt hatte, machte ich die Limonade und ließ mir damit viel Zeit...Nachdem ich fertig war und keinen Grund mehr hatte hier zu bleiben, drehte ich mich um und wollte ins Wohnzimmer zurück gehen, da merkte ich das Matt schon eine ganze Weile hinter mir stand.
"Und? Konnte Dennis dir weiter helfen? Was waren das für Männer, die er gesehen hat? Meinst du das waren die Mörder von Mike und Anni? Ist Dennis in Gefahr?" Ich war ganz automatisch auf das Du übergegangen. Das kam wie von selbst. Sah Matt mich deshalb so eigenartig an? Ich ging zum Fenster und lehnte mich da an die Wand. Eigentlich nur um etwas mehr Abstand zwischen Matt und mich zu bringen. Er kam langsam auf mich zu und sah mich die ganze Zeit dabei an. Ganz nah vor mir blieb er stehen und er sah sehr besorgt aus.
" Ja, er konnte mir helfen." Er sah mir noch mal ganz intensiev in die Augen und mir wurde ganz warm. Er drehte sich um und ging zum Tisch.
" Violett, komm her und setz dich zu mir." Das hörte sich nicht gut an. Ich ging zu ihm und setzte mich ihm gegenüber hin.
"Ob das die Mörder von Mike und Anni waren, kann ich so noch nicht sagen. Tatsache ist, das sie nicht zu Dennis sondern zu dir wollten. Und wenn es die Mörder waren, dann seid ihr beide in Gefahr." Ich war schockiert.
"Aber warum? Ich versteh das nicht. Was wollen diese Männer von mir? Ich habe ja nicht mal gesehen wer sie waren."
"Das wissen die aber nicht. Außerdem denke ich, da sie bei Anni und Mike nicht gefunden haben was sie gesucht haben, glauben sie vieleicht das du es hast."
"Aber das einzige was ich von den beiden habe ist die Katze. Und die war nach dem Einbruch noch im Haus... Es sei denn..."
"Was? Ist Dir noch was eingefallen?"
"Naja. Mike hat Dennis einige Kisten mit Angelsachen gegeben. Vieleicht ist da etwas drin?"
Ich war schon fast am Ende mit meinen Nerven. Was war hier los?
"Wo Sind die Kisten?"
" Draußen, in der Garage"
" Dann laß uns nachsehen, ob wir etwas finden."
" Wo ist Dennis? Geht es ihm besser? Ich gehe mal nach ihm sehen.Geh doch schon mal vor, wir kommen dann nach."
" Alles klar. Aber ich glaube es geht ihm schon wieder ganz gut.Er wollte in sein Zimmer gehen."
Ich ging zu Dennis ins Zimmer. Er saß auf der Fensterbank und sah raus. Er sah raus und es hat mir fast das Herz gebrochen, als ich die Trauer in seinen Augen sah. Als er mich bemerkte, sah er zu mir rüber und hatte danz offensichtlich immer noch große Angst.
"Mom, was wollen diese Männer? Wollten die uns umbringen, so wie Opa Mike und Oma Anni?"
Ich ging zu ihm und setzte mich zu ihm auf die Fensterbank. Da nahm ich ihn ganz doll in den Arm.Er kuschelte sich an mich, was ich sehr genoß.Normalerweise war er nicht mehr so verschmust.
Aus dem Alter bin ich raus, Mum.
Das war immer seine Antwort, wenn ich ihn morgens in den Arm nehmen wollte, wenn er in die Schule ging.

Ich sah ihn ernst an.
" Wir wissen ja nicht, ob sie Mike und Anni umgebracht haben. Bloß weil sie aus dem Haus gelaufen sind, heißt das noch nicht, das sie auch die Mörder sind.Ich weiß nicht, was sie wollten. Aber du mußt mir versprechen, das du niemandem die Tür aufmachst, den du nicht kennst.Versprichst du mir das?"
" Ja Mum. Versprochen!"
" Hast du Hunger oder Durst? Komm, laß uns runter gehen. Ich habe Limo gemacht und ich glaube da sind noch ein paar Frikadellen von gestern." Frikadellen war Dennis sein Liblingsessen und er sprang such gleich begeistert auf.
"Au ja. Frikadellen." Weg war er. Er wollte zwar immer sehr erwachsen sein, aber er war eben doch noch ein Kind, was ich ihm natürlich nie sagen würde. Als ich in die Küche kam hatte er sich schon ein großes Glas Limonade und die zweite Frikadelle genommen.
"Mmm...Mom. Bie schind scho lecker.Wo ischt benn Matt?" Ich mußte über diese Aussprache doch lachen...
"Hey, hast du schon vergessen? Mit vollem Mund spricht man nicht. Matt ist in der Garage und guckt in die Angelkisten ob da was drin ist, was die Männer interessieren könnte. Wenn du fertig bist gehen wir auch in die Garage, um Matt zu helfen, o.k?"
"Mhm...---Fertig." Nun, das war wirklich schnell. Und er war noch schneller draußen. Mon Cher, die unter seinem Stuhl saß mauzte kurz auf, sprang auf den Tisch und sah mich sehr empört an.
"Du brauchst mich garnicht so anzugucken. Ich habe schon Fransen am Mund, so oft habe ich ihm gesagt das er nicht so rennen soll. Vieleicht solltest du ihm mal kräftig in die Zehen beißen damit er das begreift." Ich streichelte sie und als ob sie verstanden hätte was ich gesagt habe, miaute sie zustimmend. Ich mußte lachen. Es war verückt. Meine Freundin hatte glaube ich nicht unrecht wenn sie sagt :Verrückte Familie, verrückte Katze. Was soll man da anderes erwarten.
Ich ging in die Garage. Matt und Dennis waren völlig in ihrer Suche vertieft und schraken richtig zusammen als ich sie ansprach.
"Und habt ihr schon eine Spur?"
"Mom, guck mal. hier stehen noch Kisten von dem, der vor uns hier gewohnt hat."
Stimmt, mir fiel ein, das ich die Kisten ganz hinten in die Ecke stellte weil ich dachte das die Leute vielleicht noch kommen um sie abzuholen. Ich nahm damals an, das sie sie vergessen hätten. Aber sie sind nicht mehr gekommen. Irgendwann hatte ich sie dann vergessen. Dennis erinnerte mich jetzt wieder an die Kisten. Sie standen schon mehr als sechs Jahre hier und ich dachte nicht das etwas wichtiges darin war. Sonst hätten sie die Leute doch geholt, oder? Ich hatte kein gutes Gefühl als Matt und Dennis die größte Kiste öffnen wollten. Denn auch wenn keiner gekommen war um sie abzuholen, sie gehörten nicht uns.
"Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist die Kisten zu öffnen. Sie gehören nicht uns, und auch wenn sie schon ewig lange hier stehen, vieleicht kommen die Leute , denen die Kisten gehören, ja doch noch." Zwar war ich davon nicht wirklich überzeugt, aber ich mußte es wenigstens erwähnen.
"Wie lange stehen denn die Sachen schon hier?" fragte Matt
"Schon über sechs Jahre. Wir wohnen jetzt fünfeinhalb Jahre hier, aber das Haus stand sehr lange leer."
"Meinst du da kommt jetzt noch jemand? Vieleicht ist ja etwas persönliches von diesen Leuten drin und wir kriegen so raus wer das war. Hast du nie mit Anni und Mike darüber gesprochen wer hier gewohnt hat?"
"Nein... doch... Einmal habe ich Anni gefragt ob sie mit den Leuten guten Kontakt hatte. Sie meinte nur das das sehr unangenehme Leute waren. Danach haben wir nicht mehr davon gesprochen. Irgendwie sind wir nie mehr auf das Thema gekommen. Warum auch? Die Leute waren weg und die ganze Nachbarschaft schien froh darüber zu sein."
"Hm... Ich denke wir sollten doch eine kleine Kiste aufmachen. Es sind doch mindestens zehn Kisten. In einer muß doch ein Hinweis darauf sein, wer die Leute waren die hier gewohnt haben."
Dennis sah mich so bittend an, das ich nicht nein sagen konnte.
"Also gut. Aber nur eine ganz kleine. Das ist immerhin ein Eingriff in die Privatsphäre."
Wir suchten eine kleine aber schwere Kiste raus. Sie sah aus als ob da Bücher oder Papiere drin wären. Aber welcher Mensch läßt private Papiere in einer Garage liegen und holt sie nicht ab?
Matt holte sein Taschenmesser raus und öffnete die Kiste. Es waren tatsächlich hauptsächlich Bücher.Ich nahm eins nach dem anderen raus. Die meisten waren Sachbücher. Moment mal.Da, ganz unten, das sah aus wie ein Fotoalbum. Meistens schrieb man einen kleinen Komentar zu den Fotos die man einklebte. Vielleicht haben die Leute das auch gemacht. Ich schlug das Album auf sah hinein. Matt und Dennis sahen mir über die Schulter. Auf der ersten Seite waren ein junges Paar mit einem kleinen Jungen und einem Mädchen, das vieleicht ein, zwei Jahre älter war als der Junge. Der Junge kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich wuste nicht wo ich ihn hin stecken sollte. Das Paar war mir vollkommen unbekannt. Das ganze Album war voll mit Familienfotos. Hauptsächlich waren Bilder von dem Mädchen drin. Aber zu keinem Bild war etwas geschrieben. Also auch keine Hinweise darauf wem die ganzen Kisten gehören könnten. Mittlerweile war es dunkel geworden. Wir hatten garnicht gemerkt wie schnell die Zeit vergangen ist und wie spät es schon war. Ich sah auf die Uhr und erschrak.
"Mein Gott, es ist ja schon kurz nach neun. Wir sollten Schluß machen für heute. Dennis, morgen ist wieder Schule und du mußt dich noch fürs Bett fertig machen. Wir können morgen weiter suchen."
Matt sah mich an und grinste.
"Heißt das, du bist jetzt doch neugirig darauf wer das war?"
"Ich habe immer noch Skrupel die Kisten einfach zu öffnen, aber ich habe eingesehen das es notwendig ist wenn wir rausfinden wem sie gehören. Aber nicht mehr heute. Ich habe einen neuen Auftrag und möchte morgen früh aufstehen um mit meiner Arbeit zu beginnen."
Ich zwinkerte ihm zu und er verstand das ich am nächste morgen mit seinem Haus anfangen wollte. Er sah richtig zufrieden aus, weil ich meine Angst verdrängte.
"Alles klar. Dann machen wir für heute Schluß. Je eher mein Haus fertig ist, um so eher kann ich mich wohl fühlen. Wenigstens wenn ich mal zu Hause bin."
"Möchtest du noch mit rein kommen? Ich könnte dir noch ein paar Frikadellen von gestern anbieten."
" Ist das eine Einladung zum Essen? Dann sage ich nicht nein."
"Erwarte nicht zu viel. Durch das ganze Durcheinander heute bin ich nicht zum Kochen gekommen. Es gibt nur kalte Frikadellen, Brot und Salat."
"Das reicht mir. Ich habe heute morgen gut gefrühstückt."
Wir gingen rein. Dennis war schon im Bad um sich zu waschen. Wir gingen in die Küche und Matt setzte sich auf den gleichen Stuhl wie schon heute mittag. Ich ging an den Kühlschrank und holte die Frikadellen, den Salat, die Limonade und für matt eine Flasche Bier raus. Als ich den Tisch gedeckt hatte und das Bier vor Matt hinstellte, hielt er meine hand fest und sah mich ernst an. Mir wurde wieder heiß, ich bekam weiche Knie und meine Knie zitterten.Meine Güte, was war denn das? So etwas war mir zuletzt passiert, als ich Dennis kennengelernt hatte.Nach der Scheidung hatte ich es möglichst vermieden, einen Mann noch mal so nah an mich ran kommen zu lassen. Und nun das...
" Mach dir keine Sorgen. Euch wird nichts passieren. Das werde ich nicht zu lassen.Wir werden schon herausfinden. was hier los ist und was diese Männer von euch wollen."
Mir müssen meine Sorgen im Gesicht gestanden haben und ich war froh, das Matt da war, um uns zu helfen. Und das, obwohl er uns kaum kannte.
"Danke. Das ist sehr nett von dir, das du uns helfen willst, obwohl ich nicht verstehe, warum du das tust. Du kennst uns doch garnicht."
"Stimmt auffallend, auch wenn ich mir wünsche, euch besser kennen zu lernen. aber ihr wart bis zum Schluß für die beiden da. Ich glaube, sie hätten gewollt, das ich euch helfe."
Ich bekam ein einen roten Kopf. Das war mir noch nie passiert. Man konnte mir eigentlich nicht nachsagen, das ich schüchtern war. Das mußte daran liegen, das es so lange keinen Mann gab, für den ich mich interessiert hatte und der uns besser kennenlernen wollte. Wir sahen uns noch einen Moment an, dann kam Dennis wie immer in die Küche gestürmt. Als ob Mon Cher sich gemerkt hatte was ich ihr am Mittag gesagt hatte, kam sie auf Dennis zugestürmt und biß ihn in die Zehe. Dennis war so überrascht, das er nicht mal schimpfen konnte. Und bevor er sich von dem Schreck erholt hatte war sie auch schon weg. Das alles sah so lustig aus, das Matt und ich Tränen gelacht haben. Ich war mir fast hundertprozentig sicher das Mon Cher mich angegrinst hat, bevor sie verschwunden ist. Wir setzten uns und aßen zu abend. Als wir fertig waren stand Dennis auf, um sich die Zähne zu putzen und ins Bett zu gehen. Es sah fast danach aus als hatte Mon Cher gefallen an Dennis´ Füßen gefunden. Kaum stand er, war sie auch schon da, um ihn anzufallen.
"Mum, was ist denn mit der Katze los? Die greift mich immer an. Ich darf ja schon kaum noch laufen... Mum, jetzt tu doch was. Die läßt mich nicht aus die Küche gehen."
Ich mußte lachen. Dann hatte ich erbahmen und nahm sie hoch.
"Ich habe Dir immer gesagt, das sie es Dir irgendwann heimzahlt, das Du sie immer erschreckst. Ich habe sie. Du kannst jetzt gehen." Er dackelte, zum ersten mal in ganz normaler Gangart, aus der Küche ins Badezimmer, wobei ihn die Katze aufmerksam beobachtete. Nachdem Dennis draußen, war ließ ich Mon Cher wieder runter. Sie rannte gleich hinter Dennis her. Von oben war dann ein poltern und ein lautes Fluchen zu hören. Ich lachte, schüttelte den Kopf und drehte mich zu Matt um. Auch er lachte;
"Ist bei euch immer soviel los?", fragte er und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln.
"Dennis konnte sich bis jetzt nicht daran gewöhnen, normal in die Küche zu kommen. Unsere Katze bekam immer fast einen Herzinfarkt und heute hat sie es ihm heimgezahlt. Irgendwie habe ich das Gefühl, das es ihr gefallen hat." Von oben war wieder ein Fluchen und dann ein Fauchen zu hören. Lachend gingen Matt und ich ins Wohnzimmer. Nachdem er sich gesetzt hatte bot ich ihm noch einen Kaffee an, den er ablehnte. Dennis kam, sehr langsam, ins Wohnzimmer um uns gute Nacht zu sagen und ging dann wieder ganz langsam in sein Zimmer. Die Katze ging die ganze Zeit genauso langsam hinter ihm her. Da hatten sich wohl zwei gesucht und gefunden.
Matt und ich unterhielten uns noch eine Weile und dann ging auch er nach Hause. Wir hatten uns für den nächsten Tag um neun Uhr verabredet. Mittlerweile war es fast Mittenacht und ich machte mich auch fürs Bett fertig.
Matt ging langsam über den Rasen auf sein Haus zu. Er mußte die ganze Zeit an meine Reaktion auf seine Berührung denken. Natürlich hatte er gemerkt wie warm mir auf einmal wurde und meine Schauer und Gänsehaut hatte er auch mitbekommen. Die Spannung die da zwischen uns herrschte, konnte man auch nicht ignorieren und ich war froh, das Dennis noch nichts davon mitbekommen hatte. Matt betrat sein Haus und ging ins Badezimmer um sich auch fürs Bett fertig zu machen. Als er auf seiner großen, selbstaufblasenden Luftmatratze lag und an die Decke starrte, überlegte er, das er sich etwas mehr von mir zurückziehen wollte. Er wollte eine Freundschaft zu mir aufbauen, aber auf keinen Fall mehr.Daß konnte nicht gutgehen. Er war Polizist und könnte mir keine sichere Zukunft bieten. Er wollte mir nicht zumuten immer in Angst zu leben und daran zu denken, ob er am Abend nach Hause kam oder im Dienst gestorben wäre. Nein, das wollte er auf keinen Fall. Er mußte daran denken, wie sehr seine Mutter immer gelitten hatte, wenn sein Dad einen gefährlichen Einsatz hatte. Es hatte öfter Streit gegeben, weil seine Ma wollte das er den Dienst quittiert, aber er war mit Leib und Seele Polizist gewesen. Seine Ma hat ein großes Fest gegeben, als er endlich in den Ruhestand gegangen war. Seitdem stand er Matt immer mit Rat zur Seite, aber nicht mit Tat. Diese Ehe ist zwar gut gegangen und hat die schweren Jahre überlebt, aber er hatte mehr als genug Ehen und langjährige Beziehungen kaputt gehen sehen. Auch seine eigene. Nein, er würde nicht mehr heiraten und auch keine feste Beziehung eingehen. Er wollte das keiner Frau antun.


Pieeeep, pieeeep, pieeeep. Der schrille Weckton von meinem Wecker ist mir noch nie sooo nervig vorgekommen, wie an diesem morgen. War die Nacht wirklich schon vorbei? Ich machte die Vorhänge auf und sah hinaus. Das Licht blendete mich ein bischen, also mußte es morgen sein... Für meine Verhältnisse war es gestern abend doch sehr spät geworden. Normalerweise war ich um spätestens zehn Uhr abends im Bett, wenn ich am nächsten Tag arbeiten mußte. Aber gestern war ja auch kein normaler Tag gewesen. Da war zu einem Matt, der in Annis und Mikes Haus gezogen und dann auch noch der Neffe der beiden war. Dazu war er auch noch bei der Polizei. Dann waren da noch diese Männer die in unser Haus wollten und die Dennis als die erkannte, die bei Mike und Anni waren, als sie ermordet wurden. Der Tag war wirklich heftig gewesen. Aber heute war ein neuer Tag. Dennis mußte in die Schule und ich hatte meine Verabredung mit Matt, weil ich heute mit meiner Arbeit in seinem Haus anfangen wollte. Als ich aus meinem Schlafzimmer kam hörte ich aus Dennis seinem Zimmer ein Kichern. War Dennis schon wach? Das sollte ich dann vielleicht rot im Kalender ankreuzen. Dennis war eigentlich ein Langschläfer und wartete immer bis zum letzten Moment. Und das dann auch erst nach sehr viel Drohungen meinerseits. Und heute war er schon wach, obwohl er gestern zwei Stunden später ins Bett gegangen war als normalerweise? Das war doch wirklich komisch... Das Gekicher wurde ja immer lauter. Ich ging ins Zimmer und mußte erst mal lachen.
Mon Cher, die Dennis immer aus dem Weg gegangen war, spielte mit Dennis auf dem Boden, als ob Sie immer ein Herz und eine Seele gewesen wären. Jetzt im Moment zerzauste sie Dennis die Haare.
" Guten morgen Ihr beiden. Ihr seid ja schon ganz schön munter heute morgen."
"Mum, Mon Cher hat mich geweckt. Stell Dir das mal vor. Sie hat ganz alleine die Tür auf gemacht. Guck mal..." Er nahm die Katze und sperrte sie aus. Ich wollte gerade protestieren, da ging die Tür auf und Mon Cher stolzierte herein als ob sie sagen wollte:
Seht her, mich könnt Ihr nicht aussperren!
Und wieder hatte ich das Gefühl das sie mich angrinst. Ich schüttelte den Kopf und sah wieder zu Dennis.
"Sie zu, das Du fertig wirst und komm dann zum Frühstück, bitte. Der Schulbus kommt gleich."
Ich ging runter um den Frühstückstisch zu decken. Als ich damit fertig war klopfte es kurz an der Hintertür und Matt kam rein.
" Guten Morgen. Ich habe noch keine Küche und dachte das ich vielleicht hier einen Kaffee zum wach werden bekomme?" Er lächelte mich so lieb an , da konnte ich nicht nein sagen und lud ihn zum frühstücken ein. Er kam rein und setzte sich, wie selbstverständlich, an den gleichen Platz wie gestern abend .Ich gab ihm noch ein Gedeck. Dennis kam in die Küche und ich wunderte mich heute schon zum zweiten mal, weil er ganz normal ging. Wenn ich das gewust hätte, hätte ich Mon Cher schon viel eher auf Dennis seine Füße gehetzt.
"Setz Dich und iß. Der Bus kommt gleich."
" O.K. Hi Matt." Er wunderte sich nicht mal, weil Matt so früh schon hier war.
" Hi Champ. Und, gut geschlafen?"
"Ja, und auch ganz toll geweckt worden. Mon Cher hat ganz alleine die Tür aufgemacht und ist mir auf den Bauch gesprungen. Ich bin fertig Mum." Er hatte wie immer das Frühstück in sich reingestopft, als ob es später nichts zu essen mehr gab. Ich wunderte mich jeden Tag aufs neue, das er keine Bauchschmerzen bekam.
"Dann nimm Deine Tasche und geh. Der Bus kommt jeden Moment. Gib mir einen Kuß und Tschüß!"
Als er weg war setzte ich mich an den Tisch und trank erst mal einen Kaffee. Matt hatte bis jetzt nichts mehr gesagt sondern sah mich nur an.
" Was ist? Bin ich dreckig im Gesicht, oder was?" Er sah mich grinsend von oben bis unten an.
" Nein, Dein Gesicht ist sehr hübsch, und der Rest auch..."
Ich sah an mir herunter und verdrehte die Augen. Ich hatte immer noch mein überdimensionales T.-Shirt an, das ich als Nachthemd benutzte und ich hatte noch nicht mal einen Bademantel angezogen.Die eine Seite von meinem T.-Shirt rutschte gerade über meine Schulter und ich schämte mich so sehr, das ich mich am liebsten in das nächste Mauseloch verkrochen hätte. Das ließ ich mir natürlich nicht anmerken. Ich wußte das ich mich nicht verstecken brauchte, was meinen Körper betraf. Also stand ich auf und sah Matt etwas provozierend an.
"Ich gehe mich jetzt anziehen. Versuch garnicht erst hinter her zukommen. Fühl Dich ganz wie zu Hause und bedien dich. Du weißt ja wo der Kaffee steht. Ich bin gleich wieder da."
Ich war kaum aus der Küche, da rannte ich auch schon los. Fünfzehn Minuten später stand ich wieder in der Küche. Frisch geschniegelt und gestriegelt. Ich goß meinen kalten Kaffee weg und nahm mir einen neuen. Bis zu meinem Termin hatte ich noch dreißig Minuten Zeit und so setzte ich mich zu Matt an den Tisch.Wir unterhielten uns über alle möglichen Sachen und als ich auf die Uhr sah merkte ich, das es Zeit für meine Arbeit war.
" Ich fürchte ich muß Dich jetzt raus werfen. Ich habe nämlich einen Termin bei meinem Nachbarn und der besteht auf Pünktlichkeit. Wenn ich zu spät komme, werde ich gefeuert."
" Hmm, weißt Du, zufällig kenne ich den Mann und ich denke, ich kann ein gutes Wort für Dich einlegen. Was meinst Du, trinken wir noch einen Kaffee?"
Ich mußte lachen. Was tat er denn da? Flirtete er etwa mit mir?
"Nein wirklich. Wir müssen jetzt anfangen. Spaß ist eine Sache, aber wenn ich einen Auftrag annehme, dann mach ich meinen Job auch richtig. Also los. Je eher wir anfangen, um so eher sind wir fertig damit und um so eher hast Du Deine eigene Küche und kannst mich zum Kaffee einladen. Hey, was tust Du da?"
Da ich mittlerweile an der Spüle stand, kam Matt langsam auf mich zu und ich konnte nicht zurück weichen, weil hinter mir die Spüle war. Ehe ich mich versah küßte er mich.
Ooh... Er konnte einfach himmlisch küssen. Ich bekam ganz weich Knie und mußte mich festhalten. Plötzlich hörte er auf und sah mich mit seinen atemberaubend blauen Augen an und wenn ich mich nicht festgehalten hätte, wäre ich wohl vor ihm auf den Boden gerutscht...Er räusperte sich und sprach mit rauher Stimme:
"Wenn wir mehr Zeit haben, müssen wir das wiederholen. Aber jetzt sollten wir dafür sorgen, das ich Dich so schnell wie möglich zum Kaffee oder zum Essen einladen kann." Er lächelte mich an und ging.. Ich mußte erst mal tief Luft holen bevor ich ihm folgen konnte. In seinem Haus gingen wir durch jeden Raum und überlegten, wo was hinkam. Dann fuhren wir zusammen zum Baumarkt und suchten Teppiche und Tapeten aus. Als wir wieder zu Hause waren, war es halb drei und ich hatte noch dreißig Minuten bis Dennis nach Hause kam. Das war nicht mehr sehr lange und ich hatte noch nichts zu essen gemacht. Ich beschloß Pizza zu bestellen. Von Matts Telefon rief ich den Pizzadienst an. Ich sah aus dem Fenster und mir stockte der Atem, als ich die schwarze Limousiene vor meinem Haus stehen sah. Ich schrie regelrecht nach Matt.
" Matt, Matt!Komm schnell her!" Ich weiß nicht ob mir die Panik so stark anzuhören war, auf jeden Fall stand Matt fast sofort neben mir.
"Matt, der schwarze Wagen steht wieder vor meiner Tür und es sind gerade drei Männer ausgestiegen und auf mein Haus zugegangen. Sie sind wieder da, und Dennis kommt jeden Moment nach Hause. Matt! Was soll ich jetzt machen?"
Ich war außer mir vor Angst. Was war, wenn Dennis ihnen über den Weg lief? Ich mochte garnicht daran denken.
"Beruhige Dich Vi. Du weißt nicht ob sie euch wirklich etwas antun wollen. Ich gehe rüber und sehe nach was sie wollen."
"Bitte sei vorsichtig."
"Keine Angst. Hey, vergiß nicht, ich bin ein Profi." Ich beobachtete wie er über den Rasen auf meine Hintertür zuging. Nach ungefähr fünfzehn Minuten kam er zurück und meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Man konnte ihm nichts ansehen als er wieder reinkam.
" W...was ist los?" Er sah mich an und ich wußte sofort das etwas nicht stimmte.
" Vi, ich möchte nicht das Ihr im Moment nach Hause geht." Ich runzelte die Stirn.
" Warum? Was ist los?" Ich hatte solche Angst.
" Ich bin rüber gegangen und habe so getan als ob ich dort wohne. Sie wollten wohl gerade einbrechen als ich die Tür aufmachte. Dann fragten sie nach einen Donelli. Ich bin sicher, das das eine Ausrede war. Violet, ich bin sicher, wenn einer von Euch da gewesen wäre, hätten sie Euch etwas angetan. Das sind knallharte Kerle, ohne Gewissen. Ich möchte, daß Ihr ein paar Sachen zusammen packt und ich bringe Euch dann an einen sicheren Ort. Dennis sollte auch im Moment die Schule nicht besuchen. Das ist einfach zu gefährlich."
Hey, das sah ja so aus als wollte er das Komando hier übernehmen.
" Hast du den Verrstand verlohren? Wie denkst du dir das? Ich kann nicht einfach alles stehen und liegenlassen und verschwinden. Und Dennis ist nicht so gut in der Schule, das er Tage, Wochen oder sogar Monate weg bleiben kann. Das geht einfach nicht. Außerdem ist es ja nicht sicher, ob sie uns wirklich etwas antun wollen."
"Violet! Sie waren gestern schon da und haben deinem Sohn eine Scheiß Angst eingejagt! Was meinst du wohl, warum sie heute da waren? Bestimmt nicht um sich mit dir über die schöne Gegend zu unterhalten! Verdammt Violet! Sei Vernünftig!"
"Bis jetzt ist noch nichts passiert und ich werde aufpassen das auch nichts passieren wird. Ich werde Dennis zur Schule bringen und auch wieder abholen. Sie haben uns heute wieder nicht angetroffen. Immerhin waren sie fast ein Jahr nicht hier. Vielleicht geben sie ja auf, wenn sie uns weiterhin nicht antreffen. Ich habe eine Kamera am Eingang. Sie war bis jetzt nicht an. Wenn jemand an der Tür ist, kann ich in der Küche sehen wer da ist. Es ist bestimmt alles garnicht so schlimm. Ich habe bestimmt überreagiert."
"Und was ist wenn sie garnicht klingeln? Was willst du machen, wenn sie bei Dir einbrechen?"
" Wenn sie das gewollt hätten, dann hätten sie das schon letzte Nacht machen können. Außerdem müssen sie glauben das wir nicht alleine sind, nachdem sie dich drüben gesehen haben. Ich weiß nicht wer diese Männer sind und was sie von uns wollen. Aber ich denke, wenn sie uns umbringen wollten, hätten sie das längst getan. Ich war sicher nur zu ängstlich."
" Ich bin lange genug bei der Polizei und habe genug Menschenkenntnis um jemanden beurteilen zu können. Aber wenn du nicht möchtest das ich euch weg bringe, dann akzeptiere ich das. Nur laß wenigstens zu, das ich bei Euch bleibe. Nur solange, bis wir wissen was das für Typen sind und was sie wollen. Bitte. Ich möchte doch nur nicht das euch etwas passiert." Ich sah ihn eine ganze Weile an bevor ich antwortete:
"Warum? Warum tust du das für uns? Du kennst uns erst seit gestern und bist bereit dich für uns in Gefahr zu bringen, wenn man überhaupt von Gefahr reden kann."
" Nenn es Nachbarschaftshilfe. Ich mag euch einfach und möchte nicht das euch etwas passiert."
" Das sagtest du schon. Also gut, ich habe ein Gästezimmer. Da kannst du schlafen, bis wir wissen was hier los ist. Ich gehe jetzt rüber. Dennis kommt gleich und ich will da sein wenn er kommt. So wie jeden Tag!"
Ich ging nach Hause, schmiß zum ersten mal die Tür und war froh das Dennis noch nicht da war und das mitbekam. Gott, war ich wütend. Als ich aus dem Fenster sah kam Dennis gerade um die Ecke. Ich atmete noch ein paarmal tief durch um mich zu beruhigen. Dennis sollte nicht merken wie wütend ich war. Er hatte sich gestern schon so aufgeregt..
" Hi Mum. Ich bin wieder da. Wir haben heute keine Hausaufgaben auf. Kann ich gleich raus gehen?" Es klingelte und ich rief Dennis zurück, weil er schon auf dem Weg war um aufzumachen.
"Dennis warte. Ich will erst sehen wer da ist." Ich schaltete den Bildschirm ein, der neben der Küchentür angebracht war. Es war der Pizzabote. Ich ging zur Tür und nahm die Pizza an. Matt kam im selben Moment und bezahlte. Wir gingen rein, deckten den Tisch und aßen. Es war eine etwas angespannte Atmosphäre, was Dennis natürlich merkte.
"Na super. Sie kennen sich gerade mal zwei Tage und haben schon Krach. Das kann ja noch was werden..." Matt und ich sahen uns an und wußten nicht was wir sagen sollten. Aber das war auch nicht nötig. Dennis sprach schon weiter: " Gehen wir heute wieder in die Garage? Wir wollten doch in die anderen Kisten sehen."
Das Fotoalbum. Auf einmal fiel mir ein, das auf dem Fotoalbum Initialen waren. E.D. Konnte das D für Donelli stehen? Ich stand auf und ging ins Wohnzimmer um mir das Fotoalbum noch einmal anzusehen. Matt und Dennis kamen hinterher.
" Mum, was machst du da? Hast du dir das Album nicht gestern schon angesehen? Wann gehen wir in die Garage?"
" Wenn du die Küche aufgeräumt hast. Ich ziehe mich eben um und komme dann. Geht doch schon mal vor." Ich stand auf und ging in mein Zimmer. Matt sah mir hinterher. Das konnte ich spüren. Aber ich war einfach noch zu wütend um mit ihm zu reden.


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Tag der Veröffentlichung: 25.01.2012

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