(IN)famous
Und auf einmal ist alles anders ...
by Cathrine McCord
1. Waking up in Vegas
Lion hatte einen komischen Traum. Es war ihm als würde er sein „Todesurteil“ noch mal erleben. Nur irgendwie war er an der Decke festgeklebt, und diese Decke war verdammt noch mal eiskalt! Vielleicht hätte er das Budget für das Heizen der Büroräume doch nicht kürzen sollen … ok, egal jetzt! Budgetkürzungen hin oder her, momentan blieb ihm nichts anders übrig als sich diese verhängnisvolle Szene noch mal anzusehen und zwar aus der Vogelperspektive, was seine eigene Person da unter noch mehr aussehen lies wie ein Häufchen Elend. Hatte er schon erwähnt, dass er Träume generell mal beschissen fand?
Da unten saß also an einem großen Glasschreibtisch ein junger Mann, braune Haare, konzentrierte graue Augen, durchschnittlich gutaussehend und widmetet sich einem gerade neu aufgesetzten Vertrag einer Firmenfusion der seine vollste Aufmerksamkeit und Konzentration forderte. Er war gut darin sich zu konzentrieren. Das war keine Untertreibung, er konnte sich stundenlang mit einer einzigen Sache beschäftigen ohne auch nur Langweile zu bekommen oder sich durch irgendwas ablenken zu lassen.
„LIOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOON!“
Ganz anders als Ace …
Als die laute und vollkommen unverkennbare Stimme seines besten Freundes durch das Gebäude schallte war der nächste Eindruck, den er hatte der Fußboden. 100 Punkte Mr. Wakefield, sie sind gerade vor Schreck mit ihrem teuren Bürosessel umgekippt, möchten sie ihren Preis jetzt oder später?
Leicht Fluchend, auch wenn das sonst nicht seine Art war, suchte er verzweifelt nach einem Versteck. Oder wenigstens einer Möglichkeit sich aus dem Gewirr aus Telefonkabeln und Bürosessel zu befreien. Wieso bestand sein Büro eigentlich ausschließlich aus Kabeln und Glas?!
Doch da war es auch schon zu spät. Mit einem lauten Knall flog die Tür, die übrigens auch aus Glas war, auf und Ace kam hinein gerauscht. Seine Blonden Haare waren wie immer perfekt gestylt und sein Grinsen wurde nur noch breiter, als er sah in welcher misslichen Lage sich sein bester Freund befand.
„Wenn du jetzt loslachst, dann kannst du dich darauf gefasst machen von mir persönlich per Arschtritt hinausbefördert zu werden“, kam es sofort von Lion.
Irgendwie hatte er immer das Gefühl sich vor Ace rechtfertigen zu müssen. Apropos Gefühle …
„Das will ich sehn, Honey!“
Lachend machte sich der Blonde daran den Kabelsalat zu entwirren. Sein hilfloses Opfer warf ihm bloß einen Todesblick aus hilflosen grauen Augen zu und murrte irgendwas Unverständliches.
„Du musst nicht immer gleich umkippen, wenn du mich siehst, mein Süßer! Auch wenn das echt herzig ist!!“, lachte Ace weiter und knuffte Lion in die Wange.
„Schieb dir dein „Süßer“ sonst wo hin und mach mich endlich los!!“
Verzweifelt versuchte der Braunhaarige den Kopf zu schütteln und sich dieser Berührung zu entziehen. Berührungen von Ace waren gar nicht gut. Viel zu gefährlich. Am Ende würde er womöglich noch die Beherrschung verlieren und rot werden! In dem Moment als er das dachte sah Lion auch schon sein Spiegelbild in seinem Schriebtisch. Seine Wangen waren Knallrot. Warum hatte er diese Glaseinrichtung noch mal?!
„So fertig mein Schatz! Du bist wieder frei und kannst gehen wohin du willst …“
Ace machte eine über theatralische Handbewegung als wollte er einen Vogel fliegen lassen. Lion verdrehte die Augen und stand schließlich schnaubend auf. Sofort putzte er sich den Dreck von der Kleidung um irgendwie von dem tiefen Rot seiner Wangen abzulenken. Als wäre es seinem Gegenüber noch nicht aufgefallen. Der Blonde war nicht dumm, nein ganz und gar nicht, vielleicht nur ein bisschen einfältig manchmal. Ok, öfter.
Aber hey, er war Ace Cooper, Schauspieler/Model/Psychophat, groß, blond, stechend grüne Augen, kurz er sah einfach umwerfend aus und genauso talentiert war er auch.
„Also, was willst du? Du kommst doch sicher nicht ohne Grund …“
Lion legte soviel Ironie in diesen Satz wie er nur konnte. Ace hatte fast nie einen Grund, wenn er zu Besuch kam. Er hatte eigentlich für die meisten Dinge keinen Grund. Eigentlich machte sich der Braunhaarige gerade auf eine Schimpftirade seines Gegenübers gefasst, hatte er es doch gerade wieder mal gewagt dessen hochtrabende Hintergründe in Frage zu stellen. Doch nichts dergleichen kam. Stadtessen wurde Ace Gesicht so ernst wie jemand wie er nun mal dreinsehen konnte.
„Lion, ich werde Heiraten!“
Voller Inbrunst blähte der Blonde seine Brust auf.
„Welche Stripperin diesmal? Ich hoffe ich kenne sie nicht …“
„Waaaaaaaaaaaaas?! Du und ne Stripperin?“
Ace war echt leicht vom Thema abzulenken. Ohne Umschweife verpasste der Braunhaarige ihm eine Kopfnuss.
„Darum geht’s nicht Blödmann …“
„AU!! Du … Ach ja, “, ein verträumtes Grinsen schlich sich auf die Lippen des Blonden und seine Augen begannen zu Glitzern, “Sie ist perfekt, diesmal wirklich, sie ist hübsch, sie ist echt witzig und sie kann sogar kochen! Meine Absolute Traumfrau …“
Eine weitere Kopfnuss brachte Ace wieder in die Realität zurück. Sein Gegenüber sah ihn mit verschränkten Armen abschätzten an.
„Ist ihr IQ wenigstens so hoch wie ihr Brustumfang?“
„Du unterschätzt mich …“
„Nein, ich kenne dich.“
Eingeschnappt verschränkte nun auch Ace die Arme. Wie immer wenn er beleidigt war zog der Blonde eine Schnute und setzt seinen berühmt berüchtigten Hundeblick auf. Oh Gott, wenn er so drein sah, wer konnte da schon hart bleiben?
Lion konnte es nicht. Er konnte ihm weder etwas verbieten, noch konsequent bleiben, geschweige denn ihm böse sein.
Warum?
War das nicht offensichtlich? Er liebte diesen Trottel. Er liebte diesen lauten, nervigen, unausstehlichen Trottel seit dem ersten Tag an dem er ihn gesehen hatte. Warum er ihn liebte? Verdammt, wusste er das?! Kein halbwegs normaler Mensch würde sich in sowas verlieben! Ob er wusste, dass es eine einseitige Liebe war und auch für immer bleiben würde? Natürlich wusste er das, sie waren beide Männer, sehr erfolgreiche und weltbekannte Männer und wenn Ace nicht hetero war, dann konnte Paris Hilton singen.
„Also gut, du hast meine Segen …“
Mit einem lauten Seufzten gab Lion schließlich nach. Sofort strahlte der Blonde wieder und fiel seinem besten Freund um den Hals. Mit einem gequälten Lächeln versuchte dieser ihn wieder von sich wegzudrücken. Einfach zu gefährlich!
„Und was machen wir jetzt?“
Ace‘ glückliche Miene war auch durch Lions genervten Ton nicht zu zerstören.
„Jetzt, mein Lieber, fahren wir nach LAS VEGAS!!“
Tja, das war das wohl das Ende seines Traums, seines „Todesurteils“. Aber warum war sein Rücken noch immer Eiskalt? Er klebte doch nicht mehr an der Decke seines Büros fest … und wieso fühlte es sich jetzt plötzlich an als würde sein Unterleib in einem Backoffen stecken und ein Wahlross auf ihm sitzen?! Vielleicht würde sich das ja klären wenn er die Augen öffnete.
„Lion? Bist du wach?“
Oh Gott, nein …
„Liooooon? Bist du waaaaaaach?“
Bitte, bitte nicht …
„LIOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOON!!!!“
Ja, jetzt war er wach.
Widerwillig und stark blinzelnd schlug Angesprochener schließlich die Augen auf. Nur um in die stechend Grünen von Ace zu sehn. Seine Haare waren vollkommen zerzaust und standen in alle Richtungen. Auf einer Wange hatte er mit knallrotem Lippenstift ein Herz aufgemalt und auf seiner Brust standen in derselben Farbe groß die Buchstaben L und A.
Schöne Buchstaben, dachte Lion. Wie ihre Anfangsbuchstaben. Wie ihre Anfangsbuchstaben?! Mit einem Schlag war er hell wach. Und wohl auch ausgenüchtert. Schnell nahm er sein Gegenüber genauer in Augenschein. Ok, gut, keine weiteren Bemalungen und L und A konnte immerhin jeder sein! Nichts weiter ungewöhnlich also, außer vielleicht noch …
„Woohh, scheiße, Alter, wieso sitzt du auf mir?! Und wieso bist du nackt, verdammt noch mal?!!!!“
Lion schien alle seine guten englischen Manieren vergessen zu haben und starrte Ace bloß entgeistert an. Er war so geschockt, dass er nicht einmal rot werden konnte, was angebracht gewesen wäre, bedachte man dass auch Lion nichts trug außer sein Adamskostüm. Doch der Blonde lachte nur Glucksend.
„Hey mein Honey, hab dich nicht so, wir haben doch schon als Kinder immer zusammen gebadet!“
„Als Kinder?! Wir waren 18 als wir uns kennengelernt haben!! Und da erschieß ich mich doch zuerst bevor ich mit dir nackt baden gehe!!!“
Wutentbrannt schubste Lion Ace von seinem Schoß, das ging hier doch echt zu weit! Schnell griff er nach dem ersten das er finden konnte um sich zu bedecken. Woher verdammt hatten sie einen Leopardenfellmantel?! Erst jetzt konnte er sich etwas orientieren. Sie saßen auf dem Marmorboden, ah deswegen war ihm so kalt, einer Luxussuite des Palms Hotels, an das konnte er sich noch erinnern. Nur das das hier nicht mehr aussah wie eine Luxussuite sondern eher wie ein Wohnzimmer nach einem Kindergeburtstag. Nur mit leeren Alkoholfaschen statt Cola und Kondomen statt Luftballons. Gut, war ja nicht so schlimm, versuchte Lion sich einzureden, wenigstens wusste er jetzt wo er war.
„Warum ziehst du dir nichts an?!“, schnauzte er Ace dennoch an, der noch immer lachend und wohlgemerkt nackt auf dem eiskalten Marmorfußboden saß. Kam es ihm nur so vor weil er das Gefühl hatte in seinem Schädel tanzten Elefanten oder wippte der Blonde hin und her wie ein Dreijähriger?
„Keine Ahnung wo meine Klamotten sind!“, gab dieser lauthals lachend zurück, „Ich glaub die sind im Bad und da sitzt ein Tiger drin, da will ich nicht rein!“
„Ein Tiger?!“
Lion sprang vom Boden auf nur um sich in seinem Leopardenfell-Decken-Umhang zu verfangen und in einen Turm aus Redbulldosen zu fallen. Ace kugelte sich vor lachen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
„Hahaha, du Angsthase!! Das war doch nur ein Scherz! Hahaha … Hihi …“
Auch als es der Braunhaarige schließlich geschafft hatte sich aufzurappeln lag sein bester Freund noch immer auf dem Boden und rollte sich vor lachen. Na toll. Diagnose: Er war noch immer sturzbetrunken!
Den Leopardenfellmantel fest um sich geschlungen machte sich Lion schnaubend auf die Suche nach ihren Sachen. Mit Ace war momentan echt nichts anzufangen. Nachdem er schließlich seine Jeans und einen Pullover einer Gummipuppe ausgezogen hatte und Ace Anzughose zusammen mit dessen Hemd aus dem Müll gefischt hatte, fand er schließlich auch noch seine heißgeliebten Burberry Schal und konnte sogar Ace Converse aus dem Whirlpool fischen. Wunderbare Ausbeute. Wenn er jetzt noch seine eigenen Schuhe finden konnte dann fehlten ja nur noch ihre Unterwäsche und sein Shirt!
Gerade als er seine Boxerhorts auf einem Lampenschirm entdeckt hatte fiel ihm etwas viel interessanteres auf. Ein Stapel Selbstauslöser Fotos. Sehr gut, vielleicht konnte er dann wenigstens einen Teil dieses Abends rekonstruieren.
Die ersten drei Fotos waren harmlos. Naja, harmlos wenn man schon über 21 war. Und auch das vierte Foto war nicht so aufregend, es zeigte nur wie er und Ace sich leidenschaftlich Küssten. Ok, Küssen war untertrieben, wo verdammt noch mal hatte Ace da seine Hand?!
Nein, stopp, stopp, Ace und er KÜSSTEN sich?!!! Von der Hand ganz zu schwiegen …
„Was hast du da?“
In hohem Bogen flogen die Fotos von Lions Händen in den Whirlpool. Gott sei dank hatte er einen niedrigen Blutdruck sonst hätte er jetzt einen Herzinfarkt bekommen.
„Verdammt, Ace, erschreck mich nicht so!“
Der Blonde war neugierig und breit grinsend hinter ihm aufgetaucht. Sein Atem roch nach Alkohol. Jetzt kam es Lion wieder. Jetzt kamen alle seine Erinnerungen zurück.
Oh Gott, sie hatten gestern viel zu viel getrunken und sich miteinander aufgeführt. Er hoffte, dass es nur das gewesen war und dass ihm seine Erinnerung hier nicht einen Streich spielte!
„Hey, sind das meine Klamotten?“
Während Ace Lion die Sachen aus der Hand nahm und sich seelenruhig anzog stand der da wie eine Statue. Was hatte er getan? Er hatte sich mit seinem besten Freund aufgeführt! Nicht das er das nicht immer schon mal gewollt hatte, aber das ging nicht! Verdammt, das ging einfach nicht! Wenn das irgendwer erfahren würde … wenn Ace das erfahren würde! Er würde ihn wahrscheinlich umbringen lassen! Oder noch schlimmer, er würde ihn hassen!
„So, ein Füßchen hier rein und das andere da rein …“
Lion schien erst wieder aus seiner Starre zu erwachen als Ace munter versuchte ihm die Hose anzuziehen. Normalerweise wäre der Braunhaarige jetzt aus der Haut gefahren, aber er war bloß froh, dass sich sein Gegenüber augenscheinlich an nichts erinnern konnte. Kein Wunder so betrunken wie er noch immer war.
Ok, denke Lion! , ermahnte er sich selbst. Erst einmal mussten sie hier raus, und zwar am besten unerkannt. Also zuerst Ace stoppen, der ihm die Hose verkehrt herum anzog, diesen Fehler richtig stellen und dann zusehen das sein betrunkener Freund den Slip den er irgendwo gefunden hatte wieder vom Kopf nahm.
Nachdem er einige Zeit mit seinem Gegenüber gerangelt hatte, das war wirklich wie nach einem Kindergeburtstag, stellte er erleichtert fest, dass sein Blackberry und seine Geldbörse noch in seiner Hosentasche waren und wickelte sich seinen Schal so gut es ging um sein Gesicht.
„Wie eine Mumie!! Lion ist eine Mumie, wuhaaaaaaaaa!“
Ace schienen Lions verzweifelte Bemühungen sich zu tarnen vollkommen egal zu sein, genau so wie es Lion egal war das Ace kaum gehen konnte. Er schnappte ihn einfach an der Hand und begann ihn hinter sich herzuziehen. Bloß raus hier!
Den Schal noch tiefer ins Gesicht ziehend versuchte er gleichzeitig seinen lachenden und lallenden Freund vom Süßwarengeschäft des Hotels wegzuzerren und mit seinem Blackberry seine Limousine zu rufen und dabei auch noch so wenig Aufsehen wie möglich zu erregen. Aber mal ehrlich, haben Sie schon mal versucht mit einem schreienden Kind durch ein Löwengehege zu gehen? Und, sind Sie gefressen worden?
Als Lion auch nur seine Zehenspitze aus der Tür des Palms Hotels setzte wurde er von einem Hagel aus Blitzlichtern begrüßt. Es Leben die Paparazzi, diese verdammten Schweine!
„Hihi, ein Gewitter! Lion, gleich regnet es!“
Ace Stimme klang hell und vergnügt. Wenigstens einer hatte seinen Spaß, dachte Lion und überlegte sich seinen Schal einfach ganz um die Rübe zu wickeln. Und nicht mal die Hand es Blonden konnte er loslassen, sonst hätte es diesen sicher der längs nach hingehaut. Verdammt!
„Mr. Wakefield?!“
Die Stimme seines Fahrers hob sich deutlich von der Menge der Schreienden Paparazzi ab. Gott sei dank, ein Engel in der Not!
Winkend und wild gestikulierend lotste er seinen Fahrer zu sich und gemeinsam hievten sie den lachenden und winkenden Ace auf die Rückbank.
„Ein Gewitter Lion, ein Gewitter!!“
„Ich geb dir gleich Gewitter!“
Knurrend flüchtete sich der Braunhaarige zu seinem betrunken Freund auf die Rückbank und schlug die Tür zu.
„Liooooooooon!“, Ace Stimme klang entsetzt, „Das Gewitter ist weg!“
Seufzend lies sich Lion in den weichen Sitz fallen.
„Zum Glück!“
2. Spotlight
Mit aller ihm zu Verfügung stehenden Kraft presste Lion die Handflächen gegen die Schläfen. Wer weiß, vielleicht würden die tanzenden Elephanten in seinem Kopf dann ja endlich ruhe geben. Immerhin hatte er das Gefühl das sie mittlerweile auch noch laut begonnen hatten Y.M.C.A. zu singen.
Mit einem schweren Seufzen stützte er den Kopf ganz in die Hände und lies sich schließlich auf die Tischplatte sinken. Stöhnend drehte er den Kopf so weit bis seine Stirn auf der Tischplatte lag, zu mehr war er auch schon nicht mehr fähig. Das kühle Glas fühlte sich angenehm erfrischend auf seiner Haut an. Benommen beobachtete Lion aus den Augenwinkeln wie sich das Licht auf seiner schon zum dritten Mal gelehrten Kaffeetasse spiegelte und fragte sich, wieso er Ace bloß nach Hause gebracht hatte …
„Mr. Wakefield?“
Die Stimme des Fahrers riss Lion kurzerhand aus seinem kleinen Nickerchen. Blinzelnd und sich durchs zerstörte braune Haar fahrend sah er sich um. Er war also noch in der Limousine die sie vom L.A. Flughafen abgeholt hatte. Gut. Und anscheinend war auch nichts demoliert, was so viel heißen musste, dass Ace noch schlief. Aber lieber auf Nummer Sicher gehen!
Lion atmete auf. Der Blonde lag noch seelenruhig auf der Bank auf die er ihn gelegt hatte.
Unwillkürlich huschte ein lächeln über die Lippen des Braunhaarigen. Wenn man sein Gegenüber da so friedlich schlafen sah konnte man glatt vergessen was er noch für einen Radau im Flugzeug gemacht hatte. Sofort verzogen sich Lions Lippen wieder. Er wollte gar nicht an die Rechnung denken die er zu begleichen hatte. Wieso hatten die in Privatjets bloß Messer die in teuren Mahagoni-Wänden stecken bleiben konnten? Und wieso musste Ace auch zum ungünstigsten Zeitpunkt beschließen ein Messerwerfen zu veranstalten?! Ach ja, und warum musste der Kopilot genau zu diesem ungünstigen Zeitpunkt aus dem Kokpit kommen?!!
„Mr. Wakefeild, wir sind da …“
Erneut die Stimme des Fahrers. Mit einem unterdrückten Gähnen nickte Lion deutete aber das sie leise seien sollten. Noch mal würde er das Risiko eines wachen Ace nicht eingehen, wer wusste womit er diesmal warf!
Als er schließlich so leise wie möglich ausstieg hörte er die Rufe der Paparazo schon von weitem, anscheinend hatte sich ihre Story ausgebreitet wie eine Horde Kleinkinder. Umso mehr war er froh das sie einen Umweg genommen hatten und durchs hintere, weit aus besser bewachte und versteckte, Tor von Ace Anwesen gefahren waren. So standen sie nun mehr als Praktisch am Hintereingang des Hauses, der nebenbei bemerkt vollkommen uneinsichtig für alle Außenstehenden war. Unwillkürlich fragte sich Lion ob sein allzu guter Freund dieses Haus aus genau diesem Grund gekauft hatte. Seine ganzen Stripperinen konnten hier sicher wunderbar ein und aus gehen! Und außerdem …
„Ugh~“
Weiter kam er mit sein Gedanken nicht den er hatte das Gefühl sein Magen würde sich umdrehen. Taumelnd hielt er sich am Wagen fest. Verdammt, wieso so plötzlich?! Die ganze Autofahrt über hatte er nichts gehabt und sogar seine Flugangst hatte sich in Grenzen gehalten. Wieso wurde ihm auf einmal so schlecht?! Nur bei dem Gedanken an ein paar Stripperinen die mit Ace …
„Scheiße!“
Wütend schlug er gegen das Autodach.
„Mr. Wakefield? Geht es ihnen nicht gut? Kommen sie, Mr. Cooper und Sie sollten sich ausruhen!“
Es schien als wäre ihr Fahrer der Retter in der Not. Oder vielleicht einfach nur der einzige der keinen Rest Alkohol im Blut hatte.
Mit zusammengebissenen Zähnen und einem schwachen Nicken folgte er dem Beispiel ihres Fahrers und sie hievten Ace gemeinsam aus dem Auto um ihn durch die Hintertür ins Haus zu schaffen. Sobald sie durch besagte Tür waren atmete Lion tief durch. Hier war es angenehm kühl. Oh Gott, wie sehr freute er sich darauf zu duschen und dann einfach seine Kater zu überschlafen. Wenn er aufwachte würde alles besser sein, alles vergessen!
„S-s-s … s-c-h-i-i … n-n-k-e-n~“
Mist, Ace schien aufzuwachen!
Hektisch deutete er dem Fahrer wohin sie mussten und sie zogen ihre Last im Sprint die Marmorstufen rauf. Langsam bekam Lion den Verdacht ihr Fahrer wäre nicht nur ein hervorragendes Kindermädchen geworden sondern auch ein ausgezeichneter Springer/ Gewichtheber. Er selbst spürte Ace Gewicht kaum, so schnell hatten sie ihn bei seinem Bett. Jetzt ärgerte er sich das er als er vorher seine Geldbörse überprüft hatte nur weißes Pulver und einen Gutschein für einmal Ponyreiten gefunden hatte, er hätte dem Fahrer gerne Trinkgeld gegeben. Doch als er sich umdrehte um diesem wenigstens zu Danken war er schon weg. Beeindrucken, diesen Mann musste man sich wirklich behalten!
„L-l-l-i…o-o-n~“
Lion zuckte zusammen. Schnell schickte er ein Stoßgebet in den Himmel das Ace weiterschlafen würde, doch als er sich schließlich vorsichtig umdrehte atmete er auf. Der Blondschopf redete im Schlaf.
Ein seufzen kam über Lions Lippen. Noch mal kam ihm der Gedanke das Ace richtig süß sein konnte wenn er so schlief.
Wenn er bloß nicht so stinken würde!
Der Braunhaarige rümpfte die Nase. Was war das? Er hatte ja den starken verdacht das Ace Kleidung von oben bis unten in Alkohol getränkt war, aber wer wusste schon ob nicht Ace selbst von oben bis unten in Alkohol getränkt war! Genaueres würde er erst wissen wenn er ihm diesen zerrissenen Anzug endlich ausgezogen hatte. Diesen Plan hatte er schon die ganze Autofahrt über gehabt, allerdings wusste er nun nicht mehr ob diese Idee daher kam das Ace wirklich fürchterlich stank, oder daher, dass er noch Rest Alkohol im Blut hatte. Er wollte ihn einfach unheimlich gerne ausziehen!
Schnell trat er ans Bett und begann ohne Umschweife die Gürtelschnalle des Blonden aufzumachen. Irgendein weißer Mann hatte einmal gesagt, dass man nur das tun sollte, was mach gerade möchte. Als Lion nun Ace Hose auf den Boden neben das Bett fallen lies stellte er mit erschreckender Klarheit fest, das dieser weiße Mann sicher auch betrunken gewesen sein musste. Oder Schwul. Oder Beides.
Verdammt, sein bester Freund schlief hier vollkommen betrunken und ihm fiel nichts Besseres ein als ihn auszuziehen! So etwas machte man nicht, nicht einmal wenn man betrunken und verzweifelt war!!!
Nur änderte dieser klägliche Versuch seines Gewissens nichts an der Tatsache, dass kurz nach der Hose auch das sowieso schon zerrissene Hemd auf den Boden landete.
`Lion Wakefield´, meldete sich sein Gewissen mit erhobenen Zeigefinger, `so etwas macht man nicht!´
Doch Lions Hand lag schon an der Wange seines schlafenden Gegenübers, wanderte runter über dessen Hals, strich behutsam über die beschmierte Brust.
L und A, es stand da immer noch.
`Lion Wakefield, wo sind deine Mannieren?!´
Seine Hand glitt herab bis zu Ace Bauch.
Wie erwartet, anscheinend schien sein Körper genauso wenig auf sein Gewissen zu hören, wie er für gewöhnlich auf andere Leute hörte.
Sanft lies er seine Fingerspitzen um den Nabel des Blonden kreisen.
Wenn Ace wach gewesen wäre hätte er ihn sicher schon verprügelt!
Über Lions Lippen huschte ein Grinsen.
Aber es war ja nicht seine Schuld, dass sein bester Freund so verdammt süß aussah wenn er schlief!
Seine zerwühlten Haare. Seine geröteten Wangen. Seine langen Wimpern.
Seine Lippen.
`Lion Wakefie- !!!´
Das Gefühl als seine Lippen Ace berührten.
Dieses unbeschreibliche Gefühl, dass …
„Lion?~“
Warm und weich drückten Ace Lippen gegen seine als er seine Namen sprach.
Lion fror in seiner Bewegung fest.
„Lion? Bist du da?~“
Erschrocken taumelte Lion zurück und kniff die Augen automatisch zusammen.
Was hatte er getan?!
SchonWIEDER!!
„Lion, hey Lion …~“
Oh Gott …
Lion hielt den Atem an, wenn er die Augen auf machen würde wäre alles vorbei.
Wie sah das denn hier aus? Ace nackt in seinem Bett und er selbst hatte sicher einen hochroten Kopf! Was würde er sagen?
„… ich will Schiiiiiiiiiiiinken~“, murmelte Ace im schlaf.
Lion riss die Augen auf.
Mit hochrotem Kopf stürzte er aus dem Haus.
Ein weiteres verzweifeltes Stöhnen kam über Lions Lippen. Wieso hatte er auch noch darüber Nachgedacht?! Jetzt steppten die Elephanten auch noch zu Y.M.C.A..
„Mr. Waaaaaaaakefield!!“
Der Schrei schien selbst die Elephanten für einen Moment innehalten zu lassen.
Oh Gott nein, nicht seine liebreizende Sekretärin. Bitte, bitte nicht, bitte, bitte ni-
„Mr. Wakefield! Geht es ihnen nicht gut?“
Nein, und gerade eben ist es schlimmer geworden.
„Keine Sorge ich werde ihnen gleich eine entspannende Massage geben!“
Lion fröstelte augenblicklich. Der momentane Zustand war der Himmel gegen diese Vorstellung!
Wieso hatte er diese Frau noch mal eingestellt? Ach ja, Ace fand sie „unterhaltsam“. Kein Wunder also das Lion bei ihr fast den Verstand verlor, für gewöhnlich fand er alle Frauen schrecklich die sein Freund gut fand. Was vielleicht daran lag, dass seine Emotionale und Geistige Reife weit über der stufe eines dreijährigen waren. Was man bei Ace Freundinnen nicht immer behaupten konnte …
„Aber Mr. Wakefield, hören sie doch auf Trübsal zu blassen, ich weiß sie haben sich ihr Outing sicher anderes vorgestellt, aber sie stehen nun mal in der Öffentlichkeit, da ist so etwas vorprogrammiert!“
Outing?
Er hatte eine Kater und kein Problem mit seinem … Outing?!
Sofort saß Lion kerzengerade in seinem Sessel.
„B-bitte was?!“
„Na so ist es doch schon besser, wie ich immer sage, eine gerade Haltung …“
„Ich habe w-was getan?!“
Panisch fiel er ihr ins Wort. Was für ein Outing?! Das er auf Ace stand war ein gut gehütetes Geheimnis und das würde es auch bleiben! Er wollte es sich ja nicht mal selbst richtig eingestehen, wieso in aller Welt sollte er sich den OUTEN?!!
„Aber Mr. Wakefield sie Spaßvogel, tun sie doch nicht so! Haben sie es denn noch nicht Gesehen? Die ganze Welt spricht darüber, wieso denken sie sind da unten vor ihrem Bürogebäude so viele Reporter?“
„Gesehen? Was gesehen?!“
Langsam wurde ihm diese Situation unheimlich und er rutschte ungeduldig auf seinem Sessel herum. Konnte sie ihm nicht einfach genau sagen was Sache war?!
„Also wirklich, bei ihrer Berühmt und Beliebtheit hätte ich ihnen schon zu getraut sich über den neuesten Tratsch und Klatsch zu informieren!“, entgegnete seine Sekretärin mit gespielter Entrüstung.
Ohne weitere Umschweife kam sie um den Schriebtisch herum und beugte sich behände zur Tastertur herunter. Mit Flinken Fingern Tippte sie sie eine Adresse ein und Sofort erschien eine Bunt blinkende High Society Seite.
„Sehn sie hier!“
Aufgeregt deutete sie auf ein in Herzchen blinkendes Bild.
Schon wieder stockte Lion der Atem.
„O-oh Gott nein ….“
<3
„Hey, Thompson!“
Die Stimme ihres Kollegen klang unangenehm laut zu ihren Ohren herüber, doch sie schaltete einfach auf Durchzug. Erfahrung lehrte eine das alles vorbeiging wenn man es Ignorierte. Also einfach weiter in der Zeitung blättern und die am besten auch noch so weit vors Gesicht Halten das einen keiner mehr sehn konnte.
„Thompson, bist du taub?! Komm schon, das musst du dir einfach ansehen!“
Schwubs, schon war ihr ihre Zeitung aus der Hand genommen worden.
„Dunaham, ich wollte das lesen …“
Ihre Stimme war scharf und schneidend, wie immer wenn man ihr etwas wegnahm und wie immer verschränkte sie mit funkelnden Augen die Arme. Ja, ja, was eine Erfahrung so alles lehrte.
„Ach Blödsinn, ich habe etwas viel spannenderes für dich!“
„D´, wir sind bei der CIA für uns gibt es nichts Spannenderes als Verschwörungstheorien über den KGB …“
„Ja, für dich vielleicht, du bist ja auch die einzige die hier was arbeitet!“
Dem war wohl nichts hinzuzufügen. Mit einem langgezogenen Seufzer stand sie schließlich auf, legte im Zeitlupentempo die Zeitung weg und folgte dann schließlich so langsam es auch nur irgendwie ging Dunaham. So wie er herumzappelte musste sie irgendwie an ein Eichhörnchen auf Speed denken. Was übrigens nicht lustig war, aber anscheinend unvermeidlich mit anzusehen wenn man so einen Durchgeknallten besten Freund hatte wie sie. Er kam auch wirklich auf die dümmsten Ideen wenn ihm langweilig war …
„Und willst du mir auch sagen was ich mir ansehen muss?“
„Wirst du schon sehn, wirst du schon sehn!!“
Ein kichern entfuhr ihrem Kollegen und er schnappte ihre Hand um sie schneller vorwärts zu ziehen. Ja, eindeutig, Eichhörnchen auf Speed.
Aber anscheinend war er nicht der einzige der heute eine Dosis zu viel genommen hatte, denn um Computer der Praktikantin/ Ich-mache-alles-wirklich-alles hatte sich eine richtige Traube laut grölender und lachender Mitarbeiter versammelt. Das war ja schlimmer als bei Tokio Hotel Konzert!
„Natoll …“
Hatte sie sich nicht eigentlich einen ernsthaften Beruf gesucht um dem Wahnsinn der sie sonst umgab zu entkommen? Anscheinen zu früh gefreut.
„Florida!“
Eine ihrer Kolleginnen winkte ihr in einer Mischung aus grölen und kichern zu.
„Jetzt mach nicht so ein Gesicht, schau dir das hier lieber an, das wird dir gefallen, immerhin bist du doch mit den beiden befreundet!“
Oh Gott, ihr schwante Böses!
„Bitte lass ihn niemanden verprügelt haben und nichts angezündet und keine Eichhörnchen auf Speed …“
Alle möglichen Horror Szenarien vor sich hinmurmelt bahnte sie sich mit plötzlicher Panik einen Weg durch die Menschen Menge. Auf das Schlimmste gefasst drängte sie den letzten Mitarbeiter beiseite und warf einen angstvollen Blick auf den Bildschirm. Sofort klappte ihr der Mund auf.
„Ach du heilige …“
Entgeistert starrte sie auf das Bild und die Schlagzeile vor ihr. Sie hatte mit allem gerechnet, von brennenden Autos bis zu tanzenden Pinguinen. Aber doch nicht mit dem hier, das war nicht möglich!
„Endlich Geoutet …“, las sie laut die Zeilen über dem alles sagenden Bild.
Auf dem Foto vor ihren Augen sah man wie ein braunhaariger junger Mann einen Blonden an der Hand hielt und ihn mit hoch rotem Kopf aus einem Hotel zog. Ihre Kleidung war zerknittert und ihre Haare zerrauft.
Lion Wakefield und Ace Cooper.
Ihre beiden besten Freunde.
<3
Lion war zu Stein erstarrt. Oder zu Eis. Oder zu einem zwei Jahre altem Gummibärchen. So oder so, er bewegte sich nicht mehr.
Er konnte bloß auf das Bild vor ihm starren, sogar seine herumspringende und wild gestikulierende Sekretärin nahm er nur aus den Augenwinkeln war.
Wie …
konnte …
das …
passieren?
Das war alles an das er denken konnte. Er konnte sich noch nicht mal Sorgen darum machen ob Ace das sehn könnte. Nagut, bei seinem momentanen Zustand war es fraglich ob er das überhaupt lesen konnte, geschweige den ob er überhaupt im Stande wäre sich mehr als drei Schritte von seinem Bett zu entfernen. Ohne zu Kotzen wohlgemerkt. Er musste sofort zu ihm und Schadensbegrenzung betreiben! Wer wusste schon auf welche Ideen der Blonde kam wenn er das hier erfuhr, wahrscheinlich konnten Beide ihre Kaiere auch ohne Ace zusätzliche Beihilfe schon vergessen! Gut, also erst mal wieder in Bewegung kommen und oberstes Gebot, so wenig zweideutige Bemerkungen oder Handlunge abgeben wie möglich. Das konnte ja nicht so schwer sein. Ace war immerhin Schauspieler, es war sein Job sich zu verstellen und Lion selbst war Boss einer internationalen Firma, Pokerface war sein zweiter Vorname. Das müsste also klappen.
„Daramdada, Daramdad …“
Ein Hochzeitskanon.
„Nein …“
Vor Lion, auf seinem Schreibtisch, lag sein Vibrierendes Handy.
„Daramdada, Daramdada, Daramdada …“
„…nein …“
„Mr. Wakefield“, seine Sekretärin hielt ihm glucksend das Handy unter die Nase, „wollen sie nicht abheben? Es ist Mr. Cooper, sie haben sicher schon auf seine Anruf gewartet!“
„…“
Mit spitzen Fingern und zusammengekniffen Lippen nahm er das Handy entgegen und holte tief Luft.
Dann drückte er auf Annahme.
„AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAACE!!!!!!!!!!!“
<3
Ace verstand die Welt nicht mehr.
Und er meinte das leider nicht um Lustigen Sinne, also so das Schweine fliegend konnten und es Schokolade regnete oder so. Nein, er meinte es vollkommen realistisch und vor allem vollkommen wahr. Wobei das mit den Schweinen cool gewesen wäre! Das erinnerte ihn an das Eichhörnchen das er mal auf Speed gesetzt hatte, ha, das ging ab wie ne Rakete! Haha, schieße, das musste er unbedingt wieder mal ausprobieren …
„Mr. Cooper!! Mr. Cooper!!! Was können sie uns zu den Gerüchten sagen?! Mr. Cooper?!“
Ach ja, er befand sich ja in einer Menge grölender Reporter und Paparazzo.
Hatte er schon erwähnt, dass er die Welt nicht mehr verstand?
Und die einzige Person die ihm die Welt erklären konnte hob nicht ab!!
Verdammt, er wusste ja nicht mal was in den letzten 18 oder 19 Stunden passiert war, er wusste nicht mal ob es überhaupt verdammte 19 Stunden gewesen waren, scheiße, er wusste nicht mal welcher Tag heute war!! Wie sollte er dann sagen ob die Gerüchte wahr waren oder nicht?
Ok, Stopp, die Gerüchte waren natürlich nicht war, wieso sollte er auch was mit Lion anfangen? Was für eine Absurde Vorstellung! Aber in seiner Momentanen Situation war er so verwirrt das er es einfach nicht wusste. Wer konnte schon sagen ob Lion und er in Las Vegas ans andere Ufer geschwommen waren? Hey, Moment mal, Las Vegas lag in Nevada, da gab’s doch gar keine Ufer …
Verdammt, warum hob Lion nicht ab?!
„Mr. Cooper?! Die Gerüchte?!“
„Fresse, ich telefoniere?!“
HEB AB!
Das hätte er sich vielleicht nicht wünschen sollen …
„AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAACE!!!!!!!!!!!“
Allerdings wurde ihm das erst klar nachdem er sein Handy im Vollschock in die Luft geworfen hatte. Tja, Lion hatte wohl vorhergesehen das er ihn eines Tages so niederschreien würde, wieso sonst hätte er ihm letzte Weihnachten ein Stoß und Wasser festes Handy geschenkt?
„Ja Schatz?“
„Nix Schatz!“
Oje, Lion klang wirklich sauer. Was hatte Ace bloß getan? Oh mist, er konnte sich einfach an nichts mehr erinnern! Wenn es nun irgendwas wirklich Blödes gewesen war, wenn diese Gerüchte irgendwie eine Funken Wirklichkeit hatten …
„Wo bist du jetzt Ace?“
„Na wo wohl? Vor deinem Bürogebäude natürlich, du musst mir bitte einiges erklären, bitte, bitte, bitte und nicht böse sein …Biiiiiiiiiite!“
„Nein, schon ok, aber hör jetzt gut zu, du musst unbedingt … Du bist VOR meinem Büro?!!!!“
„Wah, schrei doch nicht so! Ja Honey, natürlich, als ich aufgewacht bin lag ich nur in Unterwäsche in meinem Bett, ALLEINE! Was hätte ich den tun sollen? Du hast mich doch einfach alleine gelassen …“
„KLONG!“
Was war das? Das hatte irgendwie geklungen als hätte Lion seinen Kopf gegen etwas Hartes geschlagen. Tischplatte oder Wand? Hm, das müsste er ihn später fragen …
„Lion?“
„Gut, warte da, ich komm runter!“
Damit war die Verbindung beendet. Natoll, jetzt war er auch nicht schlauer, aber wenigstens kam Lion jetzt zu ihm, alles würde also gut werden. Lion wusste immer was zu tun war!
Wenn da nur nicht so viele Reporter wären! Irgendwie hatte Ace das Gefühl das sie sich mittlerweile mindestens verdoppelt hatten …
<3
„Ace!“
Wo war er? Bei diesen ganzen Reportern sah man ja die Hand vor Augen nicht!
„Ace!!“
„Mr. Wakefield?!“
Oh nein …
„Mr. Wakefield!! Ein Kommentar bitte, was sagen sie zu den Gerüchten?!“
Die Reporter hatten ihn entdeckt. Gut, kein Wunder wenn er hier zu herumschrie. Wieder mal eine Glanzleistung, Mr. Wakefield.
„LION!!“
Gott sei dank, wenigstens hatte ihn jetzt auch Ace bemerkt. Mit zusammengepressten Lippen und eiserner Mine begann er sich seinen Weg durch die Menge zu bahnen. Das wäre ja auch gar nicht so ein Kunststück gewesen, immerhin spielte er dieses Spiel fast täglich und gebe es darin Meisterschaften würde er sich ganz oben mitmischen, aber mit steppenden Elephanten im Kopf stellte das Ganze schon eine ganz andere Herausforderung dar. Und dabei wolle er gar nicht davon beginnen wie sein Kopf vorher den Weg auf seine Tischplatte gefunden hatte, oder wie sein Gleichgewichtssinn unter dem Rest Alkohol litt.
„Ace!“
Endlich hatte er die Hand des Blonden zu fassen bekommen und zog ihn in seine Richtung, weg von den Reportern, hin zu seinem Büro.
„Na los komm schon, weg hier!“
So elegant und behände wie es ging machte er auf dem Absatz kehrt und drehte sich mit Ace schwungvoll in Richtung Büroeingang. Ging doch ganz gut wenn man den Rest Alkohol Faktor einberechnette.
KLONG!
Der Klang eines Dumpfen Schlages lies Lion stehenblieben. Was war passiert? Wieso sahen ihn alle so erschrocken an?
Wieso blickte Ace so panisch drein?
Und WIESO hatten seine Elepanten ein Karussell geschenkt bekommen?!!
„Ugh~“
Sich den Kopf haltend ging Lion in die Knie.
Erst jetzt bemerkte er aus den Augenwinkeln, dass er wohl voll mit dem Kopf gegen eine der Kameras gelaufen sein musste. Das war eindeutig zu viel für seinen eh schon angeschlagenen Schädel gewesen. Oh mist, er hatte das Gefühl sich gleich übergeben zu müssen so schwindelig war ihm!
„LION!“
Ace Hand packte ihn an den Schultern und verhinderte das er auf dem Boden aufschlug. Der Blonde hatte sich ohne nachzudenken auf den Boden plumpsen lassen um ihn aufzufangen.
„Lion, alles wird gut, ich hol dich da raus und dann verklagen wir diese verdammten Wichser!!“
„Schon g-gut …“, murmelte Lion bloß und lies sich in Aces Arme sinken.
Wenn der jetzt bloß nicht die Beherrschung verlor, wenn Flora nicht da war konnte er ihn nicht wieder beruhigen!
„Nichts ist gut! Diese kleinen Scheißkinder sollen endlich mal den Weg frei machen!“
Mist, Ace Stimme klang schon bedrohlich laut.
„Ace, a-alles in Ordnung …“
„Verdammt, macht, dass ihr weg kommt, er ist verletzte! VERSCHWINDET!“
„A-ace …“
In der nahenden Dämmerung bemerkte Lion wie er von einem Arm, wahrscheinliche Aces, hochgezogen wurde. Das sollte er besser lassen, sonnst Kotze er ihm noch auf die Schuhe!
Doch Zeit sich Gedanken über seinen Mageninhalt zu machen blieb ihm kaum, aus den Augenwinkeln sah er schon wie der Blonde die freie Hand hob um damit auszuholen. In Richtung Reporter.
Wenn ihr ihn doch nur Aufhalten könnte …
„CIA, TRETEN SIE ZUR SEITE!“
Eine scharfe Stimme schnitt durch die Menge.
Obwohl sie eindeutig zu einer Frau gehörte war es Augenblicklich Still und die Menge begann sich zu teilen. Anscheinend spürten alle, dass es Tote geben würde, würde auch nur einer nicht gehorchen.
Durch den frei gewordenen Durchgang schritt eine schlanke junge Frau auf High Heels. Ihre schwarzen langen Haare wippten um ihre Schultern als sie jedem der Reporter der auch nur in Richtung seiner Kamera sah einen Todesblick zuwarf.
Der einzige der sich bei ihrer Anwesenheit zu entspannen schien war Ace.
„Flora, Flora!“
Wild wedelte der Blonde mit der freien Hand hin und her bis sie endlich vor ihm zum stehen gekommen war.
„Ace, was ist mit Lion passiert?!“
Ihre Stimme klang noch immer schneidend doch schon lange nicht mehr so tödlich.
„Ich weiß nicht, er hat was gegen den Kopf bekommen denke ich …“
„A-alles klar …“
Schwach erhob Lion die Stimme. Hey, er hatte schon Schlimmeres überstanden als Elephanten auf einem Karussell. Wenn seine Beine sich nicht auch noch anfühlen würden wie Pudding könnte er vielleicht sogar alleine steht, und das alles schwarz wurde war jetzt auch keine Tragödie!
„LION!“
Ace Stimme schnellte in die Höhe und er zog den Braunhaarigen Panisch an sich.
Mit geübtem Griff fühlte Flora seien Puls und tastete seine Schläfe ab.
„Flora, wird er sterben? Er wird doch nicht sterben, Flora?!“
„Beruhig dich, er hat wahrscheinlich bloß eine leichte Gehirnerschütterung!“
Das schien Ace nicht wirklich zu beruhigen, zumal Lions Beine gerade vollkommen weggesackt waren.
„Krankenhaus!“, war das einzige was der Blonde noch herausbrachte, dann hatte ihn Flora auch schon am Kragen gepackt und zog ihn in Richtung ihres Wagens.
Lion bekam von dem allem kaum noch etwas mit.
Als wollte ihm sein Gewissen noch eine Lektion erteilen liefen die Ereignisse der letzten 24 Stunden noch mal im schnell durchlauf vor seinem Geistigen Auge ab.
Wieder stockte ihm der Atem.
Das letzte an das Lion dachte, war das er sich für die nächste Zeit wohl eine Inhalator besorgen müsste.
3. Shut up and Explode
„Verdammt, Flora, fahr schneller!!!“
Ace aufgebrachte Stimme war das erste was er mitbekam.
„Für jemanden der mal illegale Straßenrennen gefahren ist bist du echt lahm!“
„Das ist ein Auto der Regierung, das geht nicht schneller!“
„Aber Lion ist … Fahr schneller verdammt!“
„Er hat eine einfache Gehirnerschütterung, er wird schon nicht sterben.“
„Aber …“
„Klappe, ich muss fahren!“
Irgendwas stimmte hier nicht. Hätte Lion gewusst wie hätte er jetzt wohl begonnen zu lachen, er hatte die Dialoge der beiden schon immer zum schreien gefunden. Aber leider war um ihn herum alles schwarz und auch die Stimmen der Beiden hörten sich weit entfernt an.
Aber anscheinend befand er sich in einem Auto und Flora fuhr, was ihm sagte, dass es für sein Leben schonender war wenn er schleunigst aus seiner Ohnmacht aufwachte und sich irgendwo festhielt. Nur wie sollte er das anstellen?
Ok, erstmal auf alles konzentrieren was er mitbekam, immerhin war er ja gut im konzentrieren. Stimmen und Geräusche hörte er schon mal und da war noch etwas, ein Gefühl, er lag auf etwas weichem, die Rückbank? Höchstwahrscheinlich. Wenn er glück hatte, hatten sie ihn sogar festgeschnallt. Oder zumindest einmal nahm er an das er festgeschnallt war, denn irgendetwas schien ihn an seinem Platz zu halten. Warm war ihm auch. Er hatte das Gefühl mit dem Kopf auf etwas warmen zu liegen. Hatte Flora die Sitzheizung eingeschaltet? Unwahrscheinlich. Und wieso kam es ihm vor als würde er erhöht liegen, vielleicht ein Polster? Mist, er musste wirklich schleunigst die Augen aufmachen!
„Flora!“
„Ich fahre!“
„Aber Lion verzieht das Gesicht so komisch, ich glaube da stimmt was nicht …“
Nein, du Trottel, ich versuche die Augen zu öffnen, schoss es Lion durch den Kopf.
„Beruhig dich, sonst stimmt gleich mit dir was nicht!“
Ace ignorierte Flora vollkommen, wie immer wenn sie recht hatte, und begann Lion an den Schultern zu schütteln.
Stopp! Er schüttelte ihn an den Schultern?! Aber Ace saß auf dem Beifahrersitz, das ging also gar nicht wenn er kein Schlangenmensch war. Und soweit Lion wusste war er das nicht. Wobei, wer wusste was man so lernte wenn man sich durch ganz Los Angeles schlief … Arg, genug jetzt!
Öffne deine Augen!!!
Mit aller Kraft riss Lion die Augen auf.
„A-ace?!“
Nur um mit weit aufgerissenen Augen festzustellen, dass er mit dem Hinterkopf auf Ace Knien lag.
Gemeinsam saßen sie, bzw. lag Lion, auf der Rückbank und fürsorglich hatte der Blonde seinen Arm um die Taille des Verletzten gelegt, man wollte ja nicht riskieren das dieser von der Bank purzelte.
„Lion! Oh Gott, mein Schatz, du bist wach!“
Wie kam er eigentlich immer in solche Situationen?!
„Nix Schatz …“, presste Lion aus zusammengebissenen Zähnen hervor, es war zwar nett das Ace sich Sorgen machte aber in ihrer jetzigen Lage war das wirklich unpassend! So gut wie irgend möglich, also ziemlich gar nicht, versuchte Lion sich aufzusetzen. Bloß weg von den Beinen des Blonden, bei seinem Glück rutschte sein Kopf am Ende noch in den Schritt seines menschlichen Polsters.
„Vorsicht Honey …“
„Bodenwelle!!“
Genau als Lion halb saß hallte Floras Ankündigung durchs Auto. Gleich darauf machte dieses auch schon einen riesigen Satz nach vor.
„Whoohoooo!“
In vollem Enthusiasmus riss Ace die Arme hoch.
Und Lion verlor das Gleichgewicht.
„Wahhh!“
Sich in der Luft drehend landete er perfekt platziert mit dem Gesicht voran im Schoß des Anderen. Hätte es auch irgendwie anders sein können, ganz ehrlich?
Oh Verdammt, wie peinlich! Der Braunhaarige spürte wie sein Gesicht glühend heiß wurde und das kam sicher nicht nur von Ace Körperwärme, bestimmt war er schon knall rot!
„Lion! Ist alles ok?! Das hast du jetzt davon das du aufstehen wolltest …“
Er hätte wirklich gerne etwas darauf geantwortet, aber irgendwie traute er sich nicht aufzusehen. Er würde sich so hundertprozentig verraten!
„Haha, na wenigstens bist du Weich gefallen!“
Ace lachte glucksend. Seine Sorge um Lion schien wie weggeblasen.
„Willst du jetzt langsam wieder hochkommen, oder gefällt es dir da?“
Lions Finger krallten sich in Ace Hose fest. Weich?! Gefallen?! Das fühlte sich ganz und gar nicht Weich an! Oh Gott, was dachte er da?!! Und Scheiße, warum hatte er so eine blühende Fantasie?!
„Jungs?! Was macht ihr da hinten?“
Floras haselnussbraune Augen blitzen im Rückspiegel auf.
Sofort wurde das Auto langsamer.
„Hey, ich freu mich ja auch für euch, aber nehmt euch ein Zimmer sonst werf ich euch aus dem Auto!! Wisst ihr was das für Flecken macht?!“
„Ja weiß ich!“
Frech grinste ihr Ace entgegen.
Sofort saß Lion kerzengerade. Hielt Flora sie etwa wirklich für Schwul?! U-und woher wusste Ace das?! Ok, die zweite Frage war doof …
„Hey, Flora, das ist nicht so wie es aussieht, ich …“
„Und wie war’s?“
Ohne Skrupel fiel ihm Ace ins Wort.
„Es war gar nicht!“
„Schon gut Lion, so lange ihr keine Flecken macht ist es mir echt egal!“
„A-aber ich hab nicht … Aua …“
Aufregen war anscheinend nicht so gut für seinen Kopf, schien als wären die Elephanten wieder aufgewacht. Sofort spürte er den Arm seines Gegenübers beschützend um seinen Schultern.
„Alles klar, wir sind gleich im Krankenhaus, ok?“
Ace Stimme war mit einem mal ruhig und ernst und man konnte seine Besorgnis mitschwingen hören.
Zaghaft nickte Angesprochener. Das war ihm hier echt alles zu viel. Die Lage war ernst, wieso machten die Beiden auch noch Witze darüber? Ace schienen diese ganzen Gerüchte überhaupt nicht zu stören, er benahm sich wie immer und Flora hatte anscheinend genauso wenig dagegen wenn sie beiden plötzlich Schwul wurden. Was war hier los?!
Wo war sein schönes geordnetes Leben? Wie konnte eine einzige Nacht in Las Vegas alles so durcheinander bringen?
„Wir sind da!“
Abrupt blieb das Auto stehen und Ace musste auch noch seinen zweiten Arm um Lion legen damit der nicht gegen das Autodach stieß.
„Nehmt euch ein Zimmer!“
Noch mal schallte Floras Stimme durchs Auto bevor sie ausstieg und lautstark die Tür zuknallte. So schnell es ging schüttelte Lion Ace Arm ab und versuchte wegzurutschen. Wenn schütteln die Elephanten nur nicht so in Rage versetzten würde! Oh Gott, war ihm schlecht!
„Komm schon, wie gehen rein …“
Unbeirrt stützte Ace ihn weiter und hob und zog ihn aus dem Auto. Wenn das jemand sehen würde! Sein Stolz drehte sich wohl gerade im Grab um!
Erst beim Eingang zur Notaufnahme schaffte er es sich aus dem stählernen Griff des Blonden zu wenden, doch gerade als er eine Schritt nach vor machen wollte spürte er wie sich sein Magen langsam begann umzudrehen. Nicht auch das noch!
„Ace …“
Kläglich und schmerzvoll aufstöhnend krallte sich seine Hand ins T-Shirt seines besten Freundes, seine freie Hand presste er auf seinen Magen, vielleicht konnte man ja noch etwas zurückhalten!
„Lion? Was ist?“
Erschrocken wandte sich Ace zu ihm und schob ihm den Arm wieder unter die Schultern um ihn zu stützen. Wieso war Lion bloß so grün im Gesicht?
„Komm schon, nur noch ein stück, gleich sind wir …“
„BÖRRRRKS!!!“
Sofort rückte der Blonde so weit weg wie er es nur konnte ohne ihn fallen zu lassen. Sein angeekelter Gesichtsausdruck sprach bände.
„Floraaaa …“
„Was?!“
Flora die schon fast durch den Eingang der Notaufnahme war drehte sich schwungvoll um, nur um sich die Hände vors Gesicht zu schlagen. Wie war das heute Morgen noch mit ruhigem und ernsthaftem Job gewesen? Wieso machte sie jetzt so was hier?!
„Eeewwww, Lion kotzt …“
Brachte Ace aus spitzen Lippen hervor und schob den Braunhaarigen noch ein Stück weiter von sich weg. Die Augen verdrehend schritt Flora zu ihnen herüber und fasste Lion, der mittlerweile aufgehört hatte sich zu übergeben, unter den Armen.
„Na komm schon, wir lassen diesen Trottel von Ace jetzt stehen und gehen rein …“
Mit sanfter Stimme aber sicheren Bewegungen half sie Lion sich wieder halbwegs aufzurichten, führte ihn um die Kotze herum und brachte ihn in vor in die Notaufnahme.
„Hey, ich bin kein Trottel! Kotze ist eben igittig …“
Schmollend trottete Ace hinter den beiden her, natürlich nicht ohne Lion genau um Blick zu behalten.
„Wenn ich das jedes mal gesagt hätte wenn du mir vor die Füße gekotzt hast …
Doktor äm … Smith? Hi, er hier hat etwas auf den Kopf bekommen und …“
Der Blick des angesprochenen Arztes wanderte bei „gegen den Kopf bekommen“ sofort zu Ace. Das Knurren des Blonden war durch die ganze Notaufnahme zu hören.
„… nein, nicht der, der ist immer so … Der junge Mann in meinen Armen hier, ich vermute er hat eine Gehirnerschütterung.“
„Sind sie sich sicher …“, Dr. Smiths Blick schweifte noch mal zu Ace, „…er ist ganz rot im Gesicht.“
„Ich kann sie beruhigen, das ist immer so wenn er kurz vor einem Wutausbruch steht.“
Entwaffnend lächelte ihm Flora entgegen worauf er sofort nach vor trat um Lion ebenfalls unter die Arme zu greifen und ihn ins Behandlungszimmer zu ziehen. Wah, wie es Lion doch hasste so herumgereicht zu werden! Generell waren ihm diese ganzen Berührungen schon zu viel, aber herumgereicht zu werden wie irgendein super-flauschiger Welpe war ihm echt zuwider!
„Es geht schon, ich kann selber gehen!“
Murrend schüttelte Lion die Hände von sich ab. Wenn ihn überhaupt jemand so anfassen durfte, dann sowieso nur Ace. Verdammt, was dachte er da schon wieder für einen Blödsinn?! Noch immer murrend lies er sich auf dem Behandlungstisch nieder.
„Nun, äm … Mr. Wakefield, es wird ja momentan viel über sie geredet …“
Na toll, sogar der Arzt schien ihn und seine wunderbare Geschichte zu kennen. Es konnte ja nur besser werden! Kurz wartete er auf einen Kommentar von Ace, doch bei näherer Betrachtung sah er, dass dieser noch immer schmollend in der Ecke stand. Lion rollte mit den Augen.
„Mit seinem Privatleben kommt er klar, aber er hat sich den Kopf gestoßen.“
Mit schneidender Stimme riss Flora den Arzt aus seinen smal talk versuchen.
„Äm, ok, also sie haben sich den Kopf gestoßen? Haben sie sich den übergeben müssen?“
„Ja, vor dem Krankenhaus schon …“
„Eeewww!“
„Klappe Ace!“
Floras Handfläche traf Ace Hinterkopf. Und erneut verdrehte Lion die Augen.
„Hm, wie es aussieht haben sie nur eine leichte Gehirnerschütterung, wie fühlen sie sich jetzt?“
„Mir geht’s gut, mir ist nur etwas schlecht, das wars auch schon.“
„Gut, dann wird das sicher …“
„Sind sie sicher das es nichts ernstes ist?!“
Nun konnte Ace sich nicht mehr zurückhalten.
„Wenn er stirbt büßen SIE dafür!“
Mit einem großen Satz und funkelnden Augen war Ace zum Behandlungstisch gesprungen. Schnell ging er vor Lion in die Knie und griff besorgt nach dessen Händen.
„Du kannst es ruhig sagen wenn etwas nicht in Ordnung ist, du musst nicht den Starken spielen … oder wenn du noch einen letzten Wunsch hast?“
„Ich hab eine Gehirnserschütterung, ich sterbe nicht! Warum willst du mich unbedingt tot sehn, verdammt?!“
„Aber Lion, Schatz …“
„Komm Ace, wir gehen jetzt Lions Krankenakte ausfüllen …“
„Nein! Ich muss bei Lion bleiben, ich muss … Nein!!“
Irgendwann musste Lion Flora echt mal Blumen und Pralinen mitbringen. Wie oft hatte sie ihn schon aus solchen blöden, immer von Ace hervorgerufenen, Situationen gerettet? Das konnte man gar nicht zählen! Seufzend sah er ihr hinterher als sie den Blonden in festem Polizeigriff aus dem Behandlungsraum schleifte.
Erst jetzt konnte er durchatmen. Auch wenn seine Kopfschmerzen wirklich besser waren und auch sein Magen sich langsam beruhigt hatte, er fühlte sich einfach schrecklich down. Kein Wunder wenn man bedachte, dass er kaum geschlafen und sich in den letzten Stunden nur von Kaffee ernährt hatte.
„Harte Nacht gehabt?“
„Sie haben ja keine Ahnung …“
Ja, genau das war es was er jetzt brauchte, ein Arzt der so tat als könnte er seine Situation nachvollziehen. Als ob das überhaupt irgendwer könnte …
„Sehen sie her …“
Widerwillig blickte Lion auf, nur um zu sehen das Dr. Smith ihm eine blaue Pille entgegenstreckte. Wenn das Viagra war würde er ihn eigenhändig umlegen. Das war nicht lustig!
„Schauen sie nicht so misstrauisch, das ist ein leichtes Aufputschmittel, nichts schlimmes, es wird ihnen helfen!“
„Danke, ich bleibe clean.“
Murrend stand Lion auf. Noch mal wollte er solche scheiße wie am Vorabend nicht verzapfen.
„Ich will ihnen ja nicht zu nahe treten, aber wenn sie mich fragen, ich glaube sie werden es brauchen wenn sie den Rest des Tages mit ihren Freunden verbringen wollen …“
Beide schwenkten ihre Blicke durch die Tür zu Flora und Ace die gerade mit Kugelschreibern Krieg der Sterne nachzuspielen schienen. Ohne umschweife schluckte Lion die Pille.
Gut, erste Hürde geschafft.
„In Ordnung Mr. Wakefield, sie sollten es die nächsten Tage vielleicht etwas ruhig angehen lassen. Ansonsten sollte alles ok sein.“
„Ruhig angehen lassen …“
Wiederholte Lion sarkastisch und ihre Blicke schweiften erneut zu den beiden anderen. Synchron seufzend zog Dr. Smith seine Karte hervor und reichte sie Lion.
„Sie können mich ja anrufen wenn es Probleme gibt.“
Ermutigend klopfte ihm der Arzt auf die Schulter und führte ihn hinaus.
„Mr. Cooper, Mrs. …“
„Thompson.“
Geschickt entwaffnete Flora Ace und reichte Dr. Smith das ausgefüllte Krankenformular. Ace warf dem Arzt noch einen tödlichen Blick zu ignorierte ihn dann aber vollkommen. Sein Blick galt nur Lion.
„Alles klar?“
Langsam streckte er die Hand aus und strich ihm sanft die braunen Stirnfransen aus dem Gesicht.
„Es geht dir doch besser Honey, oder?“
„E-es … äm … ja …“
Mehr als ein stammeln brachte Lion nicht heraus. Wieso sah ihn Ace so an? So unglaublich intensiv. Wurde ihm deshalb so heiß? Nein, normalerweise konnte er sich besser konzentrieren und zurückhalten! Aber ihm war generell so warm, er fühlte sich total, naja schon fast energiegeladen. Und seine Kopfschmerzen schienen schlussendlich auch wie weggeblasen. Wenn Ace ihn nur nicht so ansehen würde …
„Lion, Ace …“
Floras ungeduldige Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
„Alles klar, alles ist gut …L-lass das bitte.“
Stammelte er und wischte Ace Hand weg die sich mittlerweile in seinen Haaren befand. Am Rande seines Sichtfelds sah er wie Flora die Arme verschränkte.
„Nicht böse sein Jungs, aber wir sind hier in einem Krankenhaus … ich bring euch jetzt lieber an einen ruhigen Platz!“
„Dein Auto?“
„Denk nicht einmal daran, Ace Cooper!“
Mit einem breiten Grinsen überging dieser Floras bitterbösen Ton, schlang den Arm um Lions Hüften und folgte ihr dann. Natürlich funktionierte das nicht ohne Lions lautstarken Protest. Genervt stieß Flora die Tür der Notaufnahme auf.
„Ich schwöre dir Ace, wenn meinem Auto auch nur das Geringste passiert, dann …“
Sie hielt in ihrer Bewegung inne.
Vor dem Eingang der Notaufnahme wartete ein Meer von Paparazi auf sie.
„Mr. Wakefield, Mr. Cooper, bestätigen sie die Gerüchte?!“
Erschrocken zog Ace Lion näher an sich heran und schirmte ihn halb mit seinem Körper ab. Schützend drückte er den Kopf des Braunhaarigen an seine Brust und strich ihm beruhigend übers Haar. Wieso war er so still? Wieso wehrte er sich nicht schon lautstark? Sollten sie vielleicht wieder zurück in die Notaufnahme?
„Mr. Cooper, was wird das für sie als notorischer Frauenheld bedeuten?“
„Ich weiß was das gleich für sie bedeuten wird und zwar meine Faust in ihrer Fresse!“
„Ace, beruhig dich!“
Mahnend legte Flora ihre Hand auf Ace Schulter. Dann wandte sie sich mit eiskalter Mine den Paparazi zu.
„Sie blockieren hier nicht nur einen Fluchtweg sondern auch den Eingang einer Notaufnahme, wenn sie nicht sofort verschwinden lasse ich sie allesamt verhaften!“
Auch wenn diese Drohung nicht ganz ihre Wirkung zeigte schaffte es Flora zumindest Ace und Lion zu schnappen und irgendwie ins Auto verfrachten. So schnell sie konnte startete sie den Wagen, lies ihn aufheulen um alle Hindernisse vor ihr zu vertreiben und stieg dann aufs Gas. Bloß weg bevor ihnen noch jemand ins Auto kletterte! Aber wo sollten sie jetzt eigentlich hin, vielleicht …
„Flora!!!“
Ace Stimme riss sie unsanft aus ihrer Konzentration.
„Ich fahre!“, schnappte sie unfreundlich zurück, doch alarmiert durch Ace panischen unterton warf sie schließlich doch einen Blick in den Rückspiegel. Lion dicht an sich gezogen blickte Ace ihr entgegen. Flora verdrehte die Augen.
„Ich sag’s nicht noch mal, nicht in meinem …“
„Klappe!! Vergiss doch mal dein blödes Auto!“
Scharf fiel ihr Ace ins Wort. Seine Augen funkelten angriffslustig und ernst.
„Ich glaube mit Lion stimmt wirklich was nicht …Lion?“
Angesprochener bewegte sich keinen Millimeter, dafür begannen sich seine Schultern ruckartig auf und ab zu bewegen und er gab glucksende Geräusche von sich. Unsicher strich Ace Lion durchs Haar. Was war nur los?
„Flora, kannst du anhalten?“
„Ich versuche es gerade, aber da sind uns ein Haufen Paparazi auf den Fersen! Verdammt, seit wann bilden die Fahrgemeinschaften?!“
„Hey, Lion tut dir etwas weh oder so? Komm schon, rede mit mir …Lion?“
„HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA!!!“
Lautes Gelächter schallte durch den Wagen.
Erschrocken drehte sich Flora um.
„Ace das ist nicht die Zeit um …was zum?!“
Überrascht hielt sie inne und vergaß fast wieder auf die Straße zu sehen. Der der da so schallend lachte war nicht Ace sondern Lion!
„L-lion?“
Verdattert sah ihn Ace an. Was war jetzt kaputt?
„Hahaha, alles klar, mir geht’s gut! Sehr gut!“
Lachend klopfte Lion Ace auf die Schulter. Es ging ihm wirklich gut. Seine Kopf und Magenschmerzen waren vollkommen weggeblasen und er fühlte sich richtig ausgeschlafen. Toll! Er verstand gar nicht warum Ace das anscheinend überhaupt nicht toll fand. Er sah ihn bloß verwirrt an.
„Schatz, bist du sicher, dass alles in Ordnung mit dir ist?“
Hilflos schwenkte Ace Blick zu Flora. Er war hier der Abgedrehte, so ne Scheiße! Ratlos zuckte sie mit den Schultern.
„Schon gut ihr Beiden, ich fühl mich gut! Ich dachte nicht das diese Pillen so gut helfen!“
„„Pillen?!““
Grinsend nickte Lion als Flora und Ace gleichzeitig antworteten.
„Ja, der Dr. hat mit so ne blaue Pille gegeben …“
Sofort schwenkte Ace Blick zu Lions Schritt.
„Viagara war’s nicht!“
„Hahaha, das hab ich anfangs auch gedacht!“
Lachend stieß Lion Ace mit dem Elenbogen in die Seite und nahm dann einen kräftigen Atemzug. Ihm war echt warm, und irgendwie hatte total Lust auf ein Eis!
„Hey, ist euch auch so warm? Ace, ist dir auch so warm?“
„Floraaaa ….“
Irgendwie eingeschüchtert rutschte Ace etwas weg und sah noch mal zu Flora.
„…was machen wir jetzt?“
„Gut, also diese blöden Paparazi lassen sich irgendwie nicht abschütteln, ich bring euch zu mir, da kann ich sie auf dem Weg abhängen, ok?“
„Klar, ich liebe dein Haus!“
Grinsend lehnte sich Lion nach vor.
„Los fahr schneller!“
„Lion, du hasst mein Haus weil es so bunt und kuschelig eingerichtet ist …“, unsicher verbesserte ihn Flora.
„Ja, aber du wohnst am Meer, da kann ich gleich schwimmen gehen!“
Noch immer grinsend wie ein Hutschpferd drehte er sich wieder zu Ace um.
„Kommst du dann mit? Wir könnten alle nackt schwimmen gehen!“
„Aber ich weiß schon wie ihr beide nackt ausseht, das ist ja dann langweilig!“, erwiderte Ace vollkommen ernst.
„Macht was ihr wollt, wenigstens findet eure Schweinerei dann nicht in meinem Auto statt …“
Flora stieg aufs Gas.
<3
Ruhig lies Flora den Wagen ausrollen und kam punktgenau in der Parkplatzmarkierung neben ihrem Haus zum stehen. Bis auf Ace und Lions gebrabbelt über die Frage ob zuerst das Huhn oder das Ei war, war es hier vollkommen friedlich, in das abgesperrte Küstengebiet in dem sie ihr Haus hatte konnte kein Paparazi ihnen auf die Nerven gehen. Außerdem war da ja noch die Tatsache, dass sie diese Trottel mit einem erstklassigen Drift abgeschüttelt hatte! Im Auto fahren konnte ihr echt keiner etwas vormachen, da konnte Lion so oft behaupten wie er wollte, dass sie eine Gefahr für die Allgemeinheit war!
Als sie ausgestiegen war atmete sie erstmal die kühle Meerluft ein bevor sie die beiden Verrückten aus dem Auto lies. Es war wirklich eine tolle Idee gewesen ein Haus direkt am Strand zu kaufen, auch wenn sie selten hier war.
„Na kommt ihr beiden, hier sind wir sicher …“
Lächelnd streckt Flora Ace die Hand entgegen doch bevor der mit seiner auch nur in die nähe von ihrer kam schoss Lion an den beiden vorbei. Wäre Flora nicht erschrocken einen Schritt zur Seite gesprungen hätte er sie wahrscheinlich mitgerissen, so aber stolperte er nur raus auf den Parkplatz, kam taumelnd zum stehen und streckte sich dann ausgiebig. Kurz schüttelte Flora den Kopf, doch dann musste sie schon einen weiteren Schritt zur Seite machen um nicht von Ace über den Haufen gerannt zu werden. Seufzend schloss sie das Auto ab. Da hätte sie ja gleich Kinder bekommen können!
„Los, ab ins Haus, bevor euch noch jemand sieht!“
„Was?! Wieso ins Haus?“
Enttäuscht hielt Lion, der gerade versucht hatte Ace zu Boden zu ringen, natürlich ohne Erfolg, inne.
„Wollten wir nicht Nacktbaden gehen?“
Jetzt mischte sich auch Ace ein. Genervt verdrehte Flora die Augen.
„Wenn ihr so scharf darauf seid euch nackt zu sehen dann könnte ihr das von mir aus auch im Gästezimmer machen, aber jetzt gehen wir rein!“
Ohne ein weiteres Wort stöckelte Flora in Richtung Eingang. Lachend folgte ihr Ace, Lion hinter sich herschleifend.
„Gästezimmer klingt toll, was sagst du Schatz?“
Übermütig legte Ace den Arm um Lions Schultern und zog ihn an sich. Augenblicklich zeichnete sich ein Rotschimmer auf den Wangen des Braunhaarigen ab. Natürlich nur wegen der plötzlichen, äm, Anstrengung!?
„Hey, ich bin auf Drogen nicht vollkommen bescheuert!“
Mit dieser Bemerkung wandte sich Lion aus Ace Armen und schloss in Windeseile zu Flora auf. Gut zu wissen, dass er auch noch unter dem Einfluss von Drogen wusste das Ace zu nahe kommen gefährlich war! Wieso hatte er das in Las Vegas unter Alkohol Einfluss bloß vergessen?!
„Ok, also meiner Meinung nach ist es das beste wenn ihr beide erstmal hier bleibt bis die Situation sich beruhigt hat.“, meinte Flora während sie die beiden ins Haus lies, „Ich weis das euch das natürlich nicht so gut gefällt, aber die Vorwürfe sind …“
„Ich bekomme das Gästezimmer! Lion muss auf der Couch schlafen!!“
Lauthals übertönte Ace Flora und sprintete los.
„Hey, ich bin der mit der Gehirnerschütterung!“
Mit voller Entrüstung sprintete Lion Ace nach. Dicht an dich sprangen sie die Stiegen rauf und Flora sah sich schon ein zweites Mal ins Krankenhaus fahren. Ein wunder, das beide die Kurve ins Gästezimmer schafften!
Außer Atem ließen sie sich beide auf das große Gästebett plumpsen.
„Ich war erster!“
Mit vollem Ernst sah Lion Ace an, der ihm die Zunge rausstreckte.
„Von wegen, wir wissen beide das ich der sportlichere bin!“
„Aber ich bin gedoped!“, erwiderte Lion grinsend.
„Wo du recht hast …“
Beide brachen in schallendes Gelächter aus, bis Ace die Verbindungstür zu Floras Zimmer wieder einfiel. Fies grinsend stupste er Lion an.
„Was meinst du, versteckt Flora irgendwo einen geheimen Liebhaber unter ihm Bett?“
„Hey, Flora ist viel zu beschäftigt mit uns als das sie Zeit für eine Beziehung hätte …“
„Egal, sehn wir nach!“
Ohne auf die Antwort des Braunhaarigen zu warten schnappte er ihn am Hemdkragen und zog ihn durch die Verbindungstür in Floras Zimmer. Lion gleich mit sich mitreisend lies er sich auf den Boden plumpsen und hob den Überwurf ihres Bettes hoch um drunter zu sehen.
„Nichts …“
„Schau mal, ich hab hier was viel besseres!“
Ace Enttäuschung verflog als er sich zu Lion umdrehte der eine Handvoll Spitzenunterwäsche präsentierte.
„Da hast du noch einiges zu lernen, Honey! Unterwäsche ist nur interessant wenn sie ausgezogen ist!“
„Meine Unterwäsche ist für euch beide Mal überhaupt nicht von Interesse!“
Mit verschränkten Armen war Flora in der Tür aufgetaucht. Erschrocken lies Lion das Bündel in seinen Händen fallen. Kurz schüttelte Flora lächelnd den Kopf, doch dann wurde sie ernst.
„Hört zu, ich bin gerade von meinem Vorgesetzten angerufen worden, es gibt einen Notfall im Hauptgebäude der CIA drüben an der Ostküste. Irgendein unautorisierter Zugriff … wie auch immer, ich muss da hin. Kommt ihr den Rest der Woche ohne mich klar? Es werden nur vier oder fünf Tage sein …“
Hämisch grinsend sahen sich Lion und Ace an.
„„Klar doch!““
Antworteten sie im Chor und ihr Grinsen wurde nur noch breiter.
Floras Gesichtsausdruck wurde verzweifelter.
Aber sie hatte wohl keine andere Wahl als zu packen, sie wollte gar nicht wissen was die beiden schon wieder ausheckten, außerdem ging ihr Flieger in einer Stunde.
Ein verzweifelter Seufzer entfuhr ihr.
„Oh Gott, worauf lasse ich mich da nur ein …“
Lion und Aces Grinsen wurde zu einem weiteren Schallenden Gelächter.
4. Tryin to clear my head
Der nächste Morgen. Oder zumindest sagten ihm das die Sonnenstrahlen die auf sein Gesicht fielen und ihn in der Nase kitzelten.
„Hmmmm~“
Ein wohliges seufzen entfuhr ihm. Er lag weich, ihm war warm und weit und breit waren keine Elephanten in sicht. Es war himmlisch! Und es roch wirklich gut, es roch nach …
„Lion? Lion bist du wach?“
… Ace.
„Lion, Schatzt? Geht’s dir gut?“
Nein. Das konnte doch nicht sein …
Wie war er bloß schon wieder in eine Situation gekommen in der er neben Ace aufwachte?!
„Lion hey, das ist nicht lustig! Honey, mach die Augen auf!“
Sanft und warm spürte er eine Hand an seiner Wange.
Wieso er?!
„Ich bin wach!“
Schnauzte Lion und riss die Augen auf. Das war wirklich nicht mehr lustig, vielleicht sollte er mal eine Selbsthilfegruppe besuchen. Ja, das könnte er machen und dann würde er sich vorstellen mit „Hallo, mein Name ist Lion Wakefield und ich komme immer in komische Situationen, die irgendwie immer mit meinem besten Freund zu tun haben …“. Mist!
„Oh, Lion, jag mir doch nicht so einen Schrecken ein Schatz.“
Lächelnd strich Ace mit seiner Hand über Lions Wange. Das war nicht gut, er war ihm viel zu nahe! Schnell zog Lion seine Hand hoch um Ace wegzuschlagen.
Nur um drauf zu kommen das seine Finger fest mit denen des anderen verschränkt waren. Oh Gott, warum?!
„A-ace, warum …“
Abrupt hielt Lion inne. Er hatte das wichtigste vergessen!
Schnell sah er zuerst an sich dann an Ace herunter. Puh, gut, sie hatten beide noch etwas an, die Sachen die sie gestern auch schon angehabt hatten. Egal, die Hauptsache war sie hatten was an. Und anscheinend lagen sie auf Floras Bett, was … eigentlich nicht so gut war. Scheiße, Flora würde sie so was von töten wenn sie das heraus bekam. Okey, wenn sie die kunstvoll verzierten Bettlaken wieder richteten würde sie wahrscheinlich nie was merken, guter Plan Lion. Hm, und da lag eine Leere DVD hülle, ah, SAW VI. Hey, so einen Blödsinn würde er sich doch nie ansehen! Aber Ace schon …
„Ha!“
„Lion?!“
Verständnislos zog Ace eine Augebraue hoch. Lion störte das gar nicht. Er war endlich draufgekommen was sie gestern getan hatten. Ace hatte Floras DVD Sammlung durchstöbert und einen Horrorfilm gefunden und da er nicht auf der Couch schauen wollte, und Flora einen Fernseher bei ihrem Bett hatte, hatten sie den Film eben bei Flora gesehen. Und das mit dem Händchenhalten, naja, er mochte diese Filme eben nicht … Hey, na und?! Auch ein erwachsener Mann konnte sich mal vor etwas fürchten!
„Puh, alles gut …“
Zufrieden schüttelte er Ace Hand ab.
Dann stieg er, einen vollkommen verdutzten Ace auf dem Bett sitzen lassend, aus dem Bett und streckte sich. Seine Laune war gerade ungemein gestiegen. Er fühlte sich nicht mehr komisch und er hatte nichts mit Ace gehabt. Der Tag konnte ja nur toll werden!
„Ok, whatever …“
Mit einem noch leicht verwirrten Gesichtsausdruck stand nun auch Ace auf, zuckte mit den Schultern und richtete sich dann plötzlich grinsend die Haare.
„Lion, kannst du es fassen? Wir haben ein derbe geiles Strandhaus für uns alleine, weißt du was wir da für Partys schmeißen können?!“
„Partys? Ich weiß nicht, wenn Flora schon angst hat uns beide alleine hier wohnen zu lassen, was wird sie dann zu ner Meute deiner betrunken Freunde sagen?“
„Hey, es wären auch deine Freunde …“
Lions Augenbraue wanderte Fragend in die Höhe. Für gewöhnlich kam außer Ace und Flora niemand näher als 5 Meter an ihn heran.
„… ok, anderes Argument. Wie soll ich es die nächsten vier Tage ohne Sex aushalten?!!“
Verzweifelt schüttelte ihn Ace an den Schultern. Lion verdrehte die Augen bevor er Ace gegen die Stirn schnipste.
„Darf ich dich erinnern, dass du vor zwei Tagen noch heiraten wolltest?“
„Was? Wen?“
„Eine deiner Stripperinnen?“
„Was? Warum?“
„Das war der Grund warum wir nach Vegas gefahren sind … Junggesellenabschied?“
„Was? Nein, eigentlich wollte ich mich nur mal wieder mit dir zuschütten …“
Verschmitzt grinste ihm Ace entgegen.
„Wirklich, Ace, du bist so ein …“
Schnaubend stapfte Lion aus Floras Zimmer in Richtung Gästezimmer. Irgendwo dort mussten von ihm und Ace noch Klamotten sein, er hatte echt keine Lust mehr in diesen abgesandelten Klamotten herumzulaufen.
„Ach komm schon Lion! Du hast so viel zu tun und nie Zeit für mich, irgendwas musste ich mir ja einfallen lassen!“
„Dann such dir doch einfach auch einen anständigen Job, dann hast du nicht mehr so viel Freizeit!“
„Aber ich mag viel Freizeit, dann hab ich viel Zeit zum rum …“
„Spar es dir!“
„… aber ich wollte rum blödeln sagen!“
Kopfschüttelnd erreichte Lion das Gästezimmer, natürlich dicht gefolgt von Ace.
Sofort steuerte er auf die Kommode zu und riss unsanft alle Laden auf bis er die Richtige gefunden hatte. Irgendwie wurde er richtig wütend auf Ace. Immerhin war ihm das in Vegas nur passiert weil sein Freund sich mal wieder mit ihm „zuschütten“ wollte! Nur wegen Ace dummen Kindereien befanden sie sich in so einer verdammt beschissenen Lage!!
„Ach komm schon Lion, was hab ich den jetzt schon wieder gemacht?“
Ohne zu antworten zog Angesprochener eine dunkle Jean und ein einfaches weißes Polo Shirt hervor und machte kehrt in Richtung Bad.
„Du solltest dich auch mal waschen!“
Meinte er noch, schlug die Tür hinter sich zu und riegelte sie ab. Vielleicht hatte er jetzt endlich mal für fünf Minuten ruhe! Wobei er das eigentlich gar nicht wollte …
Mist! Was dachte er schon wieder?!
Zähneknirschend zog er sich sein altes Shirt über den Kopf und warf es in den Wäschekorb. Er musste irgendeine Möglichkeit finden für den Rest der Woche von Ace fernzubleiben, sonst passierte noch irgendwas schlimmes, das hatte er im Gefühl!
„Scheiße …“
Verdammt, war ihm heiß. Er durfte sich echt nicht so viel über diesen Trottel aufregen! Ein weiteres Mal den Kopf schüttelnd trat er zum Waschbecken, drehte das Wasser eiskalt auf und hielt seinen Kopf drunter. Gut, schon besser. Langsam aber sicher hatte er das Gefühl wieder klar denken zu können, jetzt konnte er alles durchdenken. Erst einmal würde er hier bleiben, zumindest bis Flora wieder zurück war. Eine kurze Auszeit würde ihm gut tun und bis dahin hatte sich sicher auch der Presserummel um ihn und Ace gelegt, und wenn nicht würde er eben eine Pressekonferenz geben in der er offiziell erklärte das er und Ace nicht zusammen waren. Jetzt musste er es nur schaffen für den Rest der Woche seinem besten Freund nicht zu nahe zu kommen. Er würde sich einfach einen Laptop besorgen und rund um die Uhr arbeiten so dass er nicht einmal die Möglichkeit hatte an irgendwas Dummes und Ace zu denken. Ja, alles würde sich wieder ordnen. Alles würde …
„Bitte bleib da!!“
Gerade als Lion den Kopf hob schallte Ace Stimme durchs Bad. In der nächsten Sekunde schlossen sich die Arme des Blonden von hinten fest um ihn. Oh mist, Lion hatte ganz vergessen das es zwei Türen ins Bad gab, eine vom Gästezimmer aus und eine von Floras Zimmer. Die von Floras Zimmer hatte er natürlich nicht abgesperrt.
„Ist es eigentlich zu viel verlangt sich wenigstens in ruhe umziehen zu können?!“
Auf einmal wieder wütend versuchte Lion sich aus Ace Umarmung zu wenden. Doch der hielt eisern an ihm fest.
„Lion …“
Was sollte das? Wieso klang seine Stimme so komisch gebrochen?!
„Ace, lass mich los!“
„Ich kann nicht …“
„Bitte was? warum sollst du das nicht können?! Lass einfach los!“
„Nein, ich weiß nicht warum … ich kann nicht …bitte … bitte geh nicht weg …“
Ace Stimme zitterte als er sein Gesicht in Lions Halsbeuge vergrub. Lions Herz begann zu rasen. Warm und weich fühlte er Ace Lippen auf seiner Haut und ihm stockte der Atem. Seine Wut war Ratlosigkeit und Besorgnis gewichen.
„Ace …“
Was sollte das?
„… ich gehe nicht weg, wieso sollte ich weggehen?“
„Ich weiß nicht, bleib einfach da, ok?“
„Natürlich, wo sollte ich den auch hingehen?“
Leicht schüttelte Ace den Kopf und seine Haare kitzelten an Lions Hals. Ihm ran ein warmer Schauer über den Rücken. Was sollte das bloß alles? Tief atmete er ein.
Er musste sich beruhigen, bloß nichts Dummes tun.
„Versprichst du es?“
Zaghaft lockerte Ace die Umarmung und lies seine Arme schließlich ganz sinken. Nur noch sein Kopf lag auf Lions Schultern.
Vorsichtig griff Lion nach hinten und legte seine Hand nach kurzem Zögern auf Ace Haar. Verdammt, was machte er da?!
Sanft strich er durch Ace blonde Mähne.
„Hey, alles ok …“
Langsam drehte er sich um und legte die Handflächen sachte auf Ace Wangen. Sich ein wenig aufrichtend lächelte er ihm entgegen. Sein Gesicht näherte sich wie automatisch dem von Ace.
„… ich geh wirklich nicht weg.“
Liebevoll strich er Ace die Haarstränen zur Seite die ihm in die Augen hangen.
Nur um einen leichten Schritt zurück zu machen.
Wieso sah ihn Ace so an? Dieser Blick, als würde nichts anderes zählen, als gäbe es nur ihn. Was sollte das? Wollte er ihn verarschen?! Langsam lies Lion seine Hände von Ace Wangen gleiten, beherrschte sich aber noch einen Schritt zurück zu gehen. Er schluckte. Wenn Ace ihn noch lange so ansah wüsste er nicht was ihm noch für Dummheiten einfallen würden. Sicher eine Menge!
„Gut.“
Ace blinzelte, dann zeichnete sich ein verschmitztes lächeln auf seinen Lippen ab und er wuschelte Lion durchs Haar.
„Das wollte ich hören, wie sollte ich mich den sonst die restliche Woche ernähren? Ach ja, wenn du fertig bist, machst du dann Frühstück? Bitteeeeeeeeee …“
Grinsend rieb sich der Blonde den Bauch. Perplex sah ihn Lion an. Hatte Ace gerade alles überspielt?
„Ich hab voll Hunger!“
„Du Vielfraß!“
Lion verdrehte die Augen. Wenn Ace das von gerade eben so überspielen konnte, er konnte das auch! Es war Auch wirklich besser so. Zu gefährlich.
Aber was war bloß mit seinem besten Freund los gewesen?
„Na los, wenn du was zu Essen haben willst, dann mach das du hier raus kommst, ich will mich umziehen!“
„Ach komm schon, ich werd dir schon nichts wegschauen! Höchstens könntest du mir was wegschauen!“
„Raus Ace!“
Lion nahm Ace an den Schultern und begann ihn aus dem Bad zu schieben. Breit grinsend lies sich dieser herum manövrieren. Kurz bevor Lion Ace aus der Tür hatte verminderte er den Druck auf dessen Schultern. Er konnte nicht anders.
„Ich bin gleich bei dir.“
Er musste das einfach sagen.
Scheinbar unbeeindruckt drehte sich Ace um.
„Jaja, beeil dich, ich hab echt Hunger!“
Tat er so als ob nichts gewesen wäre, machte von sich aus die letzten Schritt aus dem Bad und schloss dann die Tür.
Lion schloss nicht ab.
Kopfschüttelnd zog er sich die Hose aus. Was sollte das? Was war das bloß gewesen? Warum hatte Ace solche Angst gehabt das er geht? Es war wohl egal wie oft er sich diese Fragen stellte. Aber diese Umarmung und der Blick …
Ein weiterer warmer Schauer fuhr durch Lions Körper. Er konnte sein Herz noch immer in seinen Ohren pochen hören. Jede Faser seines Körpers war angespannt.
Oh Gott, er wollte Ace so sehr.
„Scheiße …“
Sein Gesicht in den Händen vergrabend stützte er sich am Waschbecken ab.
Er wollte ihn so sehr.
Tief ein und aus Atmend fuhr er sich durchs Haar. Er musste dem allem widerstehen. Es hatte sicher irgendeinen plausiblen Grund warum Ace so drein gesehen hatte, der Blick hatte sicher nicht ihm gegolten. Das wäre zu schön gewesen …
Lion spürte wie seine Wangen heiß wurden, nein, nicht nur seine Wangen. Verdammt!
Schnell zog er auch noch seine Boxershorts aus und stellte sich dann unter die eiskalte Dusche.
<3
„LION?!“
Gerade als Lion aus dem Bad kam halte Ace Stimme durchs Haus.
„Ich hab HUNGER!!“
„Jaja, ich komm ja schon!“
Sich die Haare mit einem Handtuch trocken rubbelnd ging er die Stiegen runter. Ungeduldig wartete Ace schon am Treppenanfang.
„Was hat den da so lange gedauert?! Wirklich, wie ein Mädchen …“
„Sagt der, der länger als Flora und ich zusammen im Bad braucht!“
Er warf sein Handtuch über Ace Kopf und ging weiter in Richtung Küche. Hoffentlich hatte Flora etwas zu Essen zuhause. Das war bei ihr gar nicht so sicher, immerhin wohnte sie quasi im Büro. Gespannt öffnete er den Kühlschrank. Gut, sah aus als gäbe es zumindest Butter und Eier anscheinend auch. Als er beides aus dem Kühlschrank genommen hatte entdeckte er, dass es anscheinend auch Brot gab, ausgezeichnet. Mit auf einmal selbst knurrenden Magen holte er eine Pfanne heraus und schlug die Eier auf, neugierig sah ihm Ace über die Schulter.
„Ach komm, schau nicht so, Spiegelei wirst du ja wohl noch machen können!“
„Wenn die Küche brennen soll …“
Kopfschüttelnd wandte sich Lion dem aufschneiden des Brotes zu.
„Nein, nicht so!“
„Ach, werter Herr wollen selbst nicht kochen, haben aber etwas dagegen wenn ich koche?“
Genervt verdrehte Lion die Augen.
„Das ist kein Kochen mehr, du vergewaltigst das Brot! Schau mal wie dick die Scheiben sind …“
Empört stellte sich Ace hinter ihn und fuhr mit den Armen unter den von Lion durch durch. Erschrocken riss er die Arme hoch.
„Ace! W-was wird das?!“
„Ich zeig dir wie das geht!“
Zielstrebig nahm er ihm Brot und Messer aus der Hand und begann selbst zu schneiden. Die Tatsache, dass Lion überrascht die Hände hochgerissen hatte schein ihn gar nicht zu stören. Wieso musste Ace beim Brotschneiden hinter ihm stehen?! Wieso mussten die Lenden des Blonden genau bei seinem Hinter sein, verdammt?!!
Scheiße, beherrsch dich Lion!
„Sag Ace, wäre es nicht einfach das Brot zu schneiden wenn ich NICHT dazwischen stehe?“
Mühsam presste er die Worte zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. Er hielt die ganze Zeit die Luft an. Wenn er nicht wissen würde das Ace das nicht absichtlich machte, er könnte schwören, dass es nur war um ihn zu quälen!
„Sorry, Honey, ich hab Hunger, da gibt’s keine Umwege!“
„Ich geb dir gleich Umwege!“
Er ballte die Fäuste in der Luft. Wenn Ace bloß kein Messer in der Hand hätte!
„So fertig!“
Anscheinend zufrieden trat Ace nach hinten und schnappte sich auch gleich eine Scheibe Brot. Erleichtert, dass niemand, nein das Ace nicht mehr hinter ihm stand Atmete er durch. Die arme auf die Küchentheke stützend warf er einen schnellen Blick auf seine Hose. Gut, alles noch da wo es hingehörte! Verdammt war er froh, dass er bei so viel Ace nicht schon vollkommen notgeil geworden war …
„Äm, ich will ja nichts sagen, aber die Spiegeleier …“
Ace riss ihn aus seinen Gedanken. Oh Gott die Spiegeleier!
Wie ein Verrückter drehte er sich um und schwang die Pfanne vom Herd. Gerade noch gerettet!
„Hol schon mal Teller raus!“, wies er Ace an um ihn von weiteren Dummheiten abzulenken. Dann portionierte er alles fein Säuberlich, Ace bekam natürlich die größeren Stücke. Mit ruhiger Hand brachte er beide Teller zum Esstisch, lies sich in den Sessel sinken und fischte sich die Zeitung die auf dem Tisch herum lag. Schwungvoll rutschte Ace über den Parkettboden und lies sich dann gegenüber von Lion niedersinken. Sofort begann der Blonde das Essen das vor ihm stand in sich hineinzuschlingen. Lion seufzte. Bloß nicht hinsehen, da verging einem ja der Appetit. Ruhig begann er selbst zu essen. Um sich abzulenken sah er auf die Zeitung, den kompletten Society Teil Ace hinschiebend machte er sich glücklich über die Börsenkurse her.
Das war genau das was er jetzt brauchte, stinknormale, berechenbare, langweilige und trockene Zahlen. Da gab es nichts Zweideutiges oder verführerisches, es waren einfach nur Zahlen. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, ja, genauso berechenbar und langweilig würde sein Leben bald auch wieder sein, alles würde gut werden. Aber wollte er das? Was sollte der Gedanke? Natürlich wollte er das! Er wollte wieder die Kontrolle über alles haben.
Um nicht weiter über solche blödsinnigen Sachen nachzudenken as er Stück für Stück sein Spiegelei auf und hielt seinen Blick eisern auf den Zahlen. Sogar als nichts mehr auf seinem Teller war stocherte er mit der Gabel darauf herum.
Bis Ace Hand auf seine glitt und sie festhielt.
Erschrocken sah er auf.
Sofort wurde er von zwei smaragdgrünen Augen gefangen.
Oh scheiße, da war wieder dieser Blick … was hatte das zu bedeuten?
Verunsichert öffnete Lion den Mund, doch er war sich nicht so sicher was jetzt herauskommen würde, also schloss er ihn wieder.
Ace hatte den Oberkörper komplett auf dem Tisch ausgestreckt, den Kopf seitlich auf seinen Oberarm gelegt und die freie Hand um Lions geschlungen. Erst jetzt bemerkte er das Ace sein nasses Handtuch um den Schultern hatte. Ohne ein Wort zu sagen sah er ihn weiterhin ungeniert an. Lion schluckte.
Wie konnte er diesen Blick bloß erwidern?
Gar nicht, denn er wusste nicht einmal was er bedeutete!
Die einzige vernünftige Lösung wäre aufstehen und weggehen gewesen, aber er konnte einfach nicht, er konnte einfach den Blick nicht abwenden. Es war als hätte ihn Ace jetzt vollkommen in seinen Bann gezogen. Von wegen nicht notgeil.
Lions Herz begann erneut zu rasen.
Beherrsch dich!, sofort schallte ihm die Stimme seines Gewissens durch den Kopf.
Ach scheiß aufs Gewissen!
Ohne es verhindern zu können beugte er sich ebenfalls über den Tisch, über Ace. Er wollte einfach noch genauer hinsehen. Er wollte sein Gesicht sehen, wie es sich in den Augen des Blonden spiegelte. Er wollte jede einzelne Wimper zählen können, wollte die perfekt geschwungen Lippen seines Gegenübers mit den Fingerspitzen nachzeichnen. Nein, am besten würde er sie gleich mit seinen eigenen Lippen nachzeichnen!
Noch bevor er diesen Gedanken zu ende gedacht hatte spürte er Ace warmen süßen Atem auf seinen Lippen. Er war ihm so nahe. Nur noch ein paar Zentimeter, vielleicht drei oder vier. Oh, er wollte das so sehr!
„Lion …“
Ace klare und deutliche Stimme riss ihn aus seiner Trance.
Sofort schreckte er zurück.
Scheiße, was hatte er jetzt schon wieder gemacht?!
Erschrocken presste er sich an die Lehne seines Sessels. Verdammter Mist, wenn Ace diese kleinen Aussetzer bloß nicht falsch deutete! Er musste ihn schon für vollkommen meschugge halten. Besten Falls.
„Lion, alles klar mit dir? Du bist total bleich …“
Gut, er hielt es anscheinend einfach nur für eine Restwirkung seiner Gehirnerschütterung. Er atmete noch mal tief durch. Alles gut. Lions Blick schwenkte zu Uhr. Vierzehn Uhr Mittags. Sie hatten echt lange geschlafen. Ausgezeichnet, jetzt musste er nur noch ungefähr fünf Stunden durchhalten, dann konnte er behaupten er sei müde und sich ins Bett flüchten. Er musste nur noch dafür sorgen, dass sie nicht im selben schliefen …
<3
Nach exakt fünfeinhalb Stunden lies sich Lion ins Bett sinken.
Alleine.
Irgendwie hatte er es geschafft Ace ins Gästezimmer zu verfrachten und selbst Floras Zimmer zu ergattern. Außerdem hatte er es zusammen gebracht Ace den restlichen Tag mit Fernsehen und Videospielen zu beschäftigen. Verdammt war er froh das Flora die neueste Spielekonsole zuhause stehen hatte, und auch das sie eine wirklich ausgezeichnete Auswahl an Büchern ihr Eigen nannte. So hatte er es auch geschafft sich selbst zu beschäftigen, was wohl das weitaus wichtiger gewesen war.
Es waren wirklich fünfeinhalb erfolgreiche Stunden gewesen, er konnte echt Stolz auf sich sein!
Lion seufzte und wälzte sich auf den Rücken um an die Decke sehen zu können.
Wenn er so erfolgreich gewesen war, warum fühlte er sich dann so beschissen?
So schwer, so als würde ihm jemand die Brust zuschnüren.
Wieso schnürte ihm das Verlangen durchs Bad ins Gästezimmer zu gehen die Luft ab?
Als wüsste er die Antwort nicht schon …
Tief holte er Luft. Er würde sich beherrschen, er musste. Immerhin war das hier nicht das erste Mal das er alleine in seinem Bett lag, eigentlich kam das so gut wie immer vor. War das wirklich Unerträgliche diesmal das Ace nur ein paar Schritte entfernt war? Dass er bloß aufstehen musste, oder einfach nur nach ihm rufen?
Wieder rollte er sich herum.
Auf der Seite liegend beobachtete er durch einen Spalt im Vorhang wie die letzten Sonnenstrahlen am Horizont verschwanden. Ein Seufzen entfuhr ihm bevor er sich auf die andere Seite rollte.
Höchstens noch zwei Tage, dann könnte er wieder in sein Haus. In sein ordentliches, geradlinig eingerichtetes Haus, in dem ihn nichts an Ace erinnerte, in dem er nicht die Möglichkeit hatte einfach aufzustehen und zu ihm rüberzugehen.
Im nächsten Moment spürte er das kühle Metal des Türknaufs der Badezimmer Tür unter seinen Fingern.
„Verdammt!“
Ein zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor gepresster Fluch entfuhr ihm. Er war während er an Ace gedacht hatte wirklich aufgestanden und zur Badezimmertür gegangen. War er jetzt vollkommen durchgeknallt? Er musste sich doch wenigstens noch ein bisschen unter Kontrolle haben!
Unterdrückt fluchend schleppte er sich zurück zum Bett und wickelte sich so kunstvoll er konnte in die Decke ein. Noch mal würde er nicht zulassen, dass sich sein Körper selbständig machte. Mit der noch nicht eingewickelten Hand fischte er nach der Fernbedienung die auf dem Nachtkästchen lag und schaltete den Fernseher an. Fernsehen war gut, um die Uhrzeit spielte es meistens so viel Schrott, dass er sicher einschlafen würde. Das letzte an das er mitbekam bevor er wegdämmerte war irgendein Talk Show Pärchen die sich wegen ihrer schrecklichen Kochkünste stritten. Wenn er doch bloß solche angenehmen Probleme hätte …
Mit einem Aufschrei fuhr Lion aus seinem Traum hoch.
Oh Gott, selbst wenn Ace das wollte, er durfte sich auf keine Fall je wieder Horrorfilme ansehen! Irgendwie hatte er es geschafft den gestammten SAW VI Film nachzuträumen, mit Ace in einer der Hauptrollen. Scheiße, wenn das echt gewesen wäre, wenn Ace wirklich etwas passiert wäre, er wollte gar nicht daran denken!
„Scheiße, scheiße, scheiße …“
Ein flüchtiger Blick zeigte ihm, dass es erst neun Uhr abends war. Verzweifelt fuhr er sich durchs Schweißnasse Haar.
Im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen.
„Lion?!“
Gehetzt und nur in Unterwäsche kam Ace ins Zimmer gestürmt. Als er Lion wie ein Häufchen Elend auf dem Bett sitzen sah schien er nur noch besorgter. Sofort lies er sich neben Lion aufs Bett sinken.
„Schatz, ist alles klar mit dir?“
Vorsichtig zog Ace Lions Hände von seinem Gesicht weg um ihm dann sanft die Haare aus dem Gesicht zu streichen. Lion Schluckte. Augenblicklich fühlte sich seine Kehle staubtrocken an.
„Du bist ja ganz verschwitzt …“
Ace sah sich um.
„… versteckst du irgendwo ne heiße Blondine?“
Lion schüttelte den Kopf, er konnte nicht verhindern zu schmunzeln.
„Nein, ich hab nur schlecht geträumt. Ich schwöre dir, ich schaue mir nie wieder mit dir Horrorfilme an!“
„Ohhh, armer Lion!“
Ace Stimme schwenkte ins belustigte und Lion lies sich die Augen verdrehend ins Bett zurücksinken. Ruhig lies er zu das ihm Ace noch mal durchs Haar strich. Er war einfach zu müde um ihm Parole zu bieten, zu erschöpft. Er wollte einfach nur das …
„Soll ich bei dir schlafen?“
Ace Stimme klang mit einen mal überhaupt nicht mehr als würde er sich über Lion lustig machen. Der Blonde blickte ernst auf ihn herab.
Verdammt, genau das wollte er.
„Würdest du das tun?“
Bevor er überhaupt Zeit hatte nachzudenken kamen die Worte über seine Lippen.
Etwas verdutzt sah in Ace an, anscheinend hatte er fest damit gerechnet zurückgewiesen zu werden. In dem wissen das er ihn jetzt eh nicht mehr loswerden würde schlug Lion die Decke zurück und rutschte zur Seite.
„Klar bleib ich bei dir!“
Sofort war Ace neben ihn gerutscht und zog die Decke über sich.
Unvorsichtig streiften sich ihre Füße.
Im nächsten Moment berührten sich ihre Arme.
Lions Puls schoss in die Höhe.
Warum hatte er das getan, verdammt? Wieso hatte er gerade sein eigenes Todesurteil unterschrieben?! Er würde sich nie und nimmer zurückhalten können!
„Soll ich auch deine Hand halten wie Gestern?“
Kompromisslos fischte Ace nach seiner Hand und hielt sie fest. Sofort rutsche er etwas zur Seite. Oh Gott, es reichte wenn sie nebeneinander lagen, wenn Ace jetzt auch noch auf so dumme Ideen kommen würde wie …
„Oder soll ich dich gleich in den Arm nehmen?“
Oh verdammt, es schien alles wahr zu werden an das er dachte!
„S-schon gut, du musst nicht mal meine Hand halten, ok?!“
Stammelnd brachte Lion diesen kläglichen Versuch hervor Schadensbegrenzung zu betreiben.
Ace lies seine Hand nicht los.
Unruhig lies sich Lion weiter ins Kissen sinken. Leicht verzweifelt spürte er wie die Hand die von Ace gehalten wurde zu schwitzten begann.
„Hey, hast du noch immer Angst? Du schwitzt schon wieder …“
Natoll, Ace hatte es auch bemerkt, wieder mal hundert Punkte Mr. Wakefield!
Anscheinend besorgt setzte sich Ace auf und beugte sich über ihn. Ein weiteres Mal glitt die Hand des Blonden durch sein Haar.
Lion fröstelte.
Wenn das so weiterging würde er noch durchdrehen!
„Es ist alles klar, ich bin nur müde.“
Was für eine schwache Ausrede. Sein Will zu widerstehen würde wirklich immer Dünner. Ruhig schloss er die Augen. Wieso konnte er nicht einfach aufgeben?
Noch mal spürte er Ace Hand durch seine Haare streichen, dann einen leichten Druck auf seiner Schulter.
Ein angenehmer Duft schlug ihm in die Nase.
Als er die Augen halb aufschlug sah er das Ace seinen Kopf auf seine Schulter gebettet hatte.
Betont ruhig atmete er ein.
Als sich sein Brustkopf hob spürte er wie Ace Fingerspitzen sanft über seinen Oberkörper glitten. Ein Arm legte sich um ihn.
Lion stockte der Atem.
Es dauerte eine ganze weile, bis er wieder ruhig Luft holen konnte …
Hatte er schon aufgegeben?
Mit diesem Gedanken schlief er ein.
<3
„Ach komm schon, nur ein Spiel!“
„Ich will aber kein hirnverbranntes Autorennspiel spielen …“
Genervt fuhr sich Lion durchs Haar. Für ihn war es heute schon genug Aufregung gewesen in Ace Armen aufzuwachen, er brauchte keinen weiteren Adrenalinstoß. Warum hatte er gestern eigentlich zugelassen das Ace bei ihm schlief? Stopp, hatte er es nicht selbst angeboten?! Oh Gott, jetzt drehte er langsam vollkommen durch. Er musste sich eindeutig irgendetwas einfallen lassen wie er solchen hirnrissigen Ideen widerstehen konnte. Aber das würde sich sowieso bald von alleine klären, bald hätte sich nämlich der ganze Tumult gelegt und er könnte wieder in sein altes geordnetes Leben zurück. Alles würde Gut werden …
„Lion, bitte … nur ein Spiel!“
Noch mal glitt seine Hand durch seine Haare. Am liebsten hätte er sich ja in eine Ecke gesetzt und in ruhe gelesen, aber Ace schien anscheinend so langweilig zu sein das er mit irgend so ein Konsolen-Autorennspiel spielen wollte. Dabei hatte er diese Spiele schon gehasst als er noch klein gewesen war.
Hinter sich hörte er wie sich Ace schnaubend auf die Couch plumpsen lies. Als er sich umdrehte blickte ihn der Blonde mit verschränkten armen schmollend an.
Lion seufzte.
„Also gut, ein Spiel …“
Resignierend ließ er sich neben dem vor Triumph grinsend Ace nieder. Sofort bekam er einen Kontroller in die Handgedrückt und natürlich auch eine ausführliche Beschreibung wie das Ding funktionierte. Er verdrehte die Augen. Als ob ihn das irgendwie interessieren würde.
Nur Ace Finger, die bei seiner lebhaften Erklärung immer wieder über seine strichen machten ihn nervös.
Er spürte wie sein Puls Anstalten machte in die Höhe zu gehen.
Mist, er musste sich wirklich zusammenreisen!
„Jaja, ist ja gut, ich habs verstanden, kann ja nicht so schwer sein …“
In einem plötzlichen Anflug von Panik riss er Ace das Ding ganz aus der Hand und rutschte ein Stück zur Seite. Er musste wirklich aufpassen, am Ende fiel er noch über Ace her nur weil der seine Hand berührt hatte!
„Ok, spielen wir!“
Ace, der seine plötzliche Panik entweder nicht bemerkt hatte oder geschickt ignorieret, strahlte ihm entgegen und startete das spiel. Wunderbar, noch ein Weg mehr sich zu blamieren, sie haben wirklich ein Gespür für solche Dinge Mr. Wakefiled!
Seufzend startet er sein virtuelles Auto. Eigentlich fuhr er sogar ganz flüssig, wenn man die zehn chrashs auf den ersten hundert Metern mal nicht so beachtete.
Nagut, für Ace war er keine Konkurrenz, aber das hatte er auch nicht erwartet. Und er musste zugeben, dass das eigentlich wirklich ganz lustig war. Das war so sinnfrei das man einfach abschalten konnte, er hatte das Gefühl das da nur das Auto war. Einfach angenehm … Woh! Und jetzt hatte er auch gerade Ace eingeholt! Er war vielleicht doch gar nicht so schlecht wie er dachte! Oder er war einfach nur so gut weil Ace Auto nicht mal fuhr …
Erschrocken drehte er sich zu Ace auf die Seite.
Der Blonde sah ihn einfach nur an.
Ohne es Kontrollieren zu können ließ Lion den Kontroller fallen.
Ace blinzelte nicht einmal.
Dieser Blick!
Der Selbe wie im Badezimmer. Der Selbe wie am Frühstückstisch.
Warum dieser Blick?
Warum sah er ihn so an?
Warum? Warum? Warum?
„Lion, lass uns etwas ausprobieren …“
Ace Stimme war entschlossen und klar. Er rückte etwas an ihn heran.
Lion bewegte sich keinen Millimeter, er hatte das Gefühl er sei festgefroren.
„… äm, nein?“
Seine eigene Stimme klang kläglich unsicher. Unentschlossen blickte er dem Blonden entgegen. Aber gut, noch hatte er die stärke gehabt mit einem Nein zu antworten, was auch immer Ace ausprobieren wollte …
Ace schien Lions Unsicherheit nicht im Geringsten zu stören. Im Gegenteil, ohne zu erklären was er ausprobieren wollte rutschte er weiter auf ihn zu. Bevor Lion noch wusste wie ihm geschah spürte er wie die Couchlehne neben ihm etwas einsank als sich Ace dort abstützte. Was sollte das werden?
Aus reinem Selbstschutz versuchte er noch ein Stück wegzurücken. Doch hinter ihm spürte er nur den Stoff der Couch der durch sein Hemd auf seiner Haut scheuerte.
Sein Puls begann sich zu beschleunigen.
„Wir sollten uns Küssen.“
Sein Puls setzte aus.
Ace sagte das nicht irgendwie leichtfertig. Er sagte es nicht wie all die Dummheiten die er sonst immer aussprach. Sein Blick war nicht irgendwie belustigt oder verspielt.
Er sagte es als müssten sie es tun, als ginge es gar nicht anders.
Sein Blick war ernst und klar.
Was konnte Lion da schon antworten?
Was konnte er da schon tun, außer ihn vollkommen endgeistert anzusehen?
Was konnte er da schon tun, außer zu warten bis Ace Lippen seine berührten …
Warm und weich spürte er sie über seine streichen.
Sein Puls schoss in die Höhe.
Oh Gott, passierte das gerade wirklich? Er hatte nichts gemacht, oder? Ace hatte von sich aus begonnen ihn zu küssen! Warum tat er das? Wollte er ihn verarschen?!
Ace Lippen strichen mit mehr druck über seine.
Unweigerlich stieg ihm der Duft des Blonden in die Nase.
Und unweigerlich spürte er wie sein Widerstand sank.
Langsam schloss er die Augen.
Sanft legte sich Ace Hand auf seine Wange, um kurz danach ohne Umschweife in seine Haare zu gleiten. Durch das Einsinken der Couch spürte er wie der Blonde sein Gewicht verlagerte. Ein Knie schob sich wischen seine Beine.
Nach einem letzten Aufschrei seines Gewissens spürte er wie seine angespannten Schulten herunter sanken.
Er wollte das.
Er wollte das so sehr.
Auffordernd strichen Ace Lippen ein weiteres Mal über seine.
Verdammt, genau das wollte er so sehr!
Ohne sein zutun wanderten seine Arme in Ace Nacken.
Er hatte also aufgegeben …
Lächerlich, dass er wirklich so schwach war.
Und vollkommen egal, in anbetracht dessen was gerade passierte.
Ohne weitere umschweife begannen er seine eigen Lippen gegen Aces zu bewegen. Seine Arme schlossen sich fester um den Nacken des Blonden und er zog ihn leicht zu sich herunter. Die initiative ergreifend strich er mit seiner Zunge leicht über die Lippen seines Gegenübers. Er konnte einfach nicht anders, aber das war wohl egal da ihn sein bester Freund sowieso gleich wegstoßen würde.
Ohne zu zögern öffnete Ace den Mund.
Ein warmer Schauer lief Lion über den Rücken als er für eine Sekunde den heißen Atem des Blonden auf seinen Lippen spürte bevor dessen Zunge seine spielerisch zurückdrängte. Mittlerweile konnte er sich nicht einmal mehr fragen wieso er so etwas Dummes tat. Mittlerweile hatte er nur mehr das Gefühl, dass das hier das einzige richtige war.
Es war als wäre die Zeit stehengeblieben als er spürte wie Ace Hände hinunter glitten und wie selbstverständlich begannen ihm das Hemd aufzuknöpfen.
Ohne zuzögern fuhr er mit seiner Eigenen hinunter um sie unter den Saum von Aces Shirt wandern zu lassen.
Sein Puls war bloß noch ein wildes Rauschen in seinen Ohren.
Das Einzige das wirklich noch zählte waren Ace Lippen auf seinen.
„Lion …“
Und plötzlich waren diese weg.
Augenblicklich schlug er die Augen auf.
Über ihn gebeugt sah ihn Ace keuchend an.
Er selbst war nicht weniger außer Atem.
Scheinbar überrascht wanderte der Blick des Blonden zu seinen Händen, die mittlerweile Lions komplettes Hemd aufgeknöpft hatten.
„Woh …“
Etwas verwirrt fuhr er sich durchs Haar.
Lion tat es ihm gleich, aber bloß um einen Grund zu haben wegzusehen.
Was hatte er getan?
Er hatte sich vollkommen mitreisen lassen, er hätte Ace stoppen müssen! Ok, Ace machte vielleicht manchmal dumme und impulsive Sachen und wer wusste warum er das gerade gemacht hatte, aber er war der vernünftige hier! Er hätte Ace stoppen müssen.
Oh verdammt, was hatte er getan?!
Ace musste schon in diesem Moment einsehen was er da für einen Fehler gemacht hatte. Er musste ihn schon in diesem Moment hassen …
„T-tut mir leid …!“
Ohne in das Gesicht seines Gegenübers zu sehen drückte er ihn leicht zur Seite und sprang auf. Er musste hier raus! Er musste irgendwie wieder klar denken!
Sich nicht einmal umdrehend sprintete er durch die Verandatür zum Strand.
<3
Unbeholfen stolperte Lion über die Holzterrasse auf den Stand hinaus.
Seine Füße sanken im Sand ein.
Was hatte er getan?!
Er hatte sich mitreisen lassen, er hatte einfach nicht Stopp gesagt!
Ok, Ace hatte ihn geküsst, er hatte angefangen, aber er kannte Ace er hatte es sicher einfach nur ausprobieren wollen. Er war sicher einfach nur Neugierig gewesen, kein wunder bei dem ganzen Blödsinn den die Medien über sie schrieben!
Und auch wenn, was er nicht glauben konnte, aber auch wenn Ace irgendwie Gefühle für ihn hatte, dann würde das verfliegen, es würde nur einen Moment halten.
Verzweifelt fuhr er sich durch die Haare.
Verdammt, er liebte ihn so sehr!
Er wollte das alles so sehr!!
Aber es ging nicht, er wusste, dass es nicht ging.
Er musste es irgendwie schaffen wieder in sein altes Leben zu kommen. Er musste es irgendwie wieder schaffen die freundschaftliche Beziehung wieder herzustellen die sie hatten. Er musste es irgendwie schaffen Ace da nicht weiter hineinzuziehen.
Er durfte Ace nicht weiter gefährden.
Denn genau das war es was er hier tat.
Vielleicht war das für Ace nur eine Spielerei, aber er wusste von sich selbst das er sich sicher nicht so schnell losreisen konnte wenn das hier erst einmal beginnen würde.
Er konnte das einfach nicht zulassen.
Er konnte Ace Leben nicht so einfach zerstören.
Mit einem Mal stand seine Entscheidung fest.
Er würde es nicht zulassen.
Er würde das ein für alle mal klären und wenn Ace nicht schon angeekelt von ihm war würde auch alles wieder werden wie früher.
Alles würde gut werden.
Tief atmete er durch und machte sich wieder auf den Weg zum Haus.
Er würde es beenden.
5. Can´t Stop
Es ging zu ende, er spürte es. Ein Schauer rann durch jede Faser seines Körpers, jeder seiner Muskeln war angespannt. Vielleicht war es der Alkohol der durch seine Venen floss, aber ihm war unvorstellbar Heiß. Ein ersticktes Keuchen drang aus seiner Kehle. Er hätte nicht gedacht, dass sich das hier so gut anfühlen würde.
Unter ihm gab Lion ein lustvolles Stöhnen von sich.
Ace schreckte aus dem Schlaf hoch. Kerzengerade und mit weit aufgerissenen Augen saß er im Bett, seine Brust hob und senkte sich im schnellen Takt seines rasenden Atems.
Ein Traum?
Nein. Das hatte sich zu Real angefühlt, als wäre es eine …
„…Erinnerung.“
Perplex sprach er seine Gedanken aus. Seine Stimme war bloß ein Flüstern.
Wie konnte das sein?
Er schloss die Augen und versuchte sich noch mal alles in Erinnerung zu rufen. Nein, es war wirklich kein Traum gewesen. Er und Lion hatten in Las Vegas, naja, nunja, etwas miteinander gehabt, so konnte man es ausdrücken. Er musste das aufgrund seines immensen Katers vergessen haben. Scheiße, wie konnte er das nur vergessen haben?!
Ace hob die Hand um sich, wie immer wenn er Ratlos war, durchs Haar zu fahren. Sofort hielt er inne, seine Hand steckte irgendwie fest. Verwirrt sah er zur Seite um festzustellen, dass seine Finger fest mit Lions verhakt waren.
Stimmt, sie hatten sich gestern einen Horrorfilm angesehen und Lion hatte Angst bekommen. Haha, das war doch immer wieder lustig ihn bei jeder grauslichen Szene zusammenzucken zu sehen!
Ok, also sie schleifen gemeinsam in einem Bett und hielten Händchen. Ein weiterer Blick zeigte ihm, dass sie außerdem beide noch etwas an hatten. Das war also irgendwie noch nicht sehr ungewöhnlich, als er, Lion und Flora noch zusammen gewohnt hatten, hatten sie alle oft gemeinsam in einem Bett geschlafen. Das hatte also nichts zu bedeuten.
Und seine Erinnerung?
Das konnte doch nur der Alkohol an diesem Abend gewesen sein, oder?
Sicherlich!
Lion schubste ihn doch schon weg wenn er ihn nur umarmen wollte und er selbst war zu hetero um schwul zu sein. Na also, Lösung des Problems! Er verstand nicht warum Lion immer so lange zum lösen von Problemen brauchte, ging doch eh ganz ratz fatz.
Zufrieden lies er seine Finger mit Lions verschränkt und lehnte sich wieder zurück um sein Gesicht in den einfallenden Sonnenstrahlen zu baden. Wie Angenehm!
„Hmmmm~“
Hey, das war nicht von ihm gekommen! Neben ihm seufzte Lion wohlig. Ace Blick wanderte zu ihren Verschränkten Händen, dann zuckte er mit den Schultern.
„Lion? Lion bist du wach?“
Vorsichtig beugte er sich zu seinem Gegenüber. In dem Moment verzog Lion das Gesicht. Hatte er schmerzen?
„Lion, Schatzt? Geht’s dir gut?“
Alarmiert rutschte er weiter zu dem Braunhaarigen. Vielleicht war das mit der Gehirnerschütterung doch nicht so einfach zu nehmen, und jetzt wo Flora nicht da war musste er Verantwortung übernehmen. Was für eine Schreckliche Vorstellung, hoffentlich war mit Lion alles ok!
„Lion hey, das ist nicht lustig! Honey, mach die Augen auf!“
Besorgt strich er ihm über die Wange.
„Ich bin wach!“
Ihn anschnauzend öffnete Lion die Augen. Erleichtert Atmete Ace aus. Er war bloß sauer auf ihn, alles war in Ordnung!
„Oh, Lion, jag mir doch nicht so einen Schrecken ein Schatz.“
Lächelnd strich er Lion über die Wange. Wie erwartet zog Lion darauf seine Hand hoch um die von Ace wegzuschlagen. Tja, falsch gedacht, das war die Hand die mit der von Ace verschränkt war. Aus großen Augen blickte ihn der Braunhaarige an und Ace konnte ein schmunzeln nicht verhindern.
„A-ace, warum …“
Pegann Lion perplex doch dann hielt er abrupt inne und sah zuerst an sich und dann an Ace herunter. Haha, er schien auch zu checken ob sie beide noch Kleidung anhatten. Das hieß also so viel wie Lion wusste auch was in Las Vegas passiert war. Nun gut, das war irgendwie klar, immerhin schien er nicht so einen Kater gehabt zu haben! Und anscheinend schien Lion genau wie er zu dem Entschluss gekommen zu sein das das ganze nur dem Alkohol zu zuschreiben war und nichts zu bedeuten hatte, ansonsten hatte er sicher schon mit ihm darüber geredet. Hm, vielleicht dachte Lion auch, er konnte sich an nichts mehr erinnern, was bis vor kurzem ja auch noch so gewesen war.
„Ha!“
Lion hatte einen Geistesblitz gehabt. Oder er bekam gleich einen Anfall. Hoffentlich ersteres. Das mit dem Verantwortung übernehmen war wirklich gruselig.
„Lion?!“
Verständnislos zog Ace eine Augebraue hoch, doch Lion störte das anscheinend gar nicht.
„Puh, alles gut …“
Anscheinend zufrieden schüttelte Lion Ace Hand ab.
Dann stieg er aus dem Bett und streckte sich. Verdutzt sah ihm Ace hinterher. Er musste auf irgendwas wirklich Weltbewegendes draufgekommen sein das sich seine Lauen gerade so gehoben hatte.
„Ok, whatever …“
Mit einem noch leicht verwirrten Gesichtsausdruck stand er nun auch auf und zuckte mit den Schultern. Umso besser für ihn wenn Lion gute Laune hatte, vielleicht sprang ein mordsmäßiges Frühstück für ihn raus. Grinsend richtete er sich seine zerstrubbelten Haare.
„Lion, kannst du es fassen? Wir haben ein derbe geiles Strandhaus für uns alleine, weißt du was wir da für Partys schmeißen können?!“
„Partys? Ich weiß nicht, wenn Flora schon angst hat uns beide alleine hier wohnen zu lassen, was wird sie dann zu ner Meute deiner betrunken Freunde sagen?“
„Hey, es wären auch deine Freunde …“
Im selben Moment als er das gesagt hatte wollte er es eigentlich auch schon wieder zurücknehmen, immerhin wusste er das Lion eigentlich niemanden außer ihn und Flora an sich heran lies. Wie erwartet wanderte Lions Augenbraue Fragend in die Höhe. Mist, er musste irgendwie die Kurve kriegen!
„… ok, anderes Argument. Wie soll ich es die nächsten vier Tage ohne Sex aushalten?!!“
Ha, wunderbarer Move Ace, richtig glaubwürdig! Um seine Glaubwürdigkeit noch zu untermauern begann er Lion verzweifelt an den Schultern zu schütteln. Lion verdrehte die Augen bevor er ihm gegen die Stirn schnipste.
„Darf ich dich erinnern, dass du vor zwei Tagen noch heiraten wolltest?“
Verwirrt blickte er dem Braunhaarigen entgegen. Ohne scheiß, er wollte heiraten?
„Was? Wen?“
„Eine deiner Stripperinnen?“
Eine seiner Stripperinnen? Oh Gott, nein, hielt ihn Lion für ganz zurückgeblieben?
„Was? Warum?“
„Das war der Grund warum wir nach Vegas gefahren sind … Junggesellenabschied?“
„Was? Nein, eigentlich wollte ich mich nur mal wieder mit dir zuschütten …“
Verschmitzt grinste er Lion entgegen. Er konnte nicht glauben, dass Lion das nicht von Anfang an überrissen hatte. Er und heiraten, Tss, er sagte den Blödsinn doch immer nur aus spaß.
„Wirklich, Ace, du bist so ein …“
Hm, Lion fand das allerdings anscheinend nicht so spaßig. Schnaubend stapfte er aus Floras Zimmer in Richtung Gästezimmer. Was wollte er den jetzt da? In die Ecke schmollen gehen? Verwirrt folgt er ihm.
„Ach komm schon Lion! Du hast so viel zu tun und nie Zeit für mich, irgendwas musste ich mir ja einfallen lassen!“
Wie sollte er den sonst wirklich etwas mit seinem besten Freund unternehmen? Ok, er als Schauspieler hatte noch hin und wieder Drehpausen, aber wenn man wie Lion Leiter einer internationalen Firma war fraß einen das irgendwann auf. Er hatte seinem Freund doch nur helfen wollen mal etwas auszuspannen! Lion schien das alles nicht so einzuleuchten. Er klang noch immer wütend.
„Dann such dir doch einfach auch einen anständigen Job, dann hast du nicht mehr so viel Freizeit!“
„Aber ich mag viel Freizeit, dann hab ich viel Zeit zum rum …“
„Spar es dir!“
„… aber ich wollte rum blödeln sagen!“
Kopfschüttelnd stürzte Lion ins Gästezimmer und steuerte sofort auf die Kommode zu. Ah, frische Kleidung! Stimmt ja, Flora hatte immer Wechselkleidung für die beiden da. Hatte sie mit so einer Situation gerechnet oder hielt sie die beiden bloß noch immer für Kleinkinder die sich ständig schmutzig machten?
Hilflos musste Ace zusehen wie Lion unsanft alle Laden aufriss bis er die Richtige gefunden hatte. Irgendwie schien er richtig wütend zu sein. Was sollte das? So schlimm konnte seine Las Vegas Aktion doch auch nicht gewesen sein, da hatte er schon schlimmeres angestellt!
„Ach komm schon Lion, was hab ich den jetzt schon wieder gemacht?“
Ohne zu antworten zog Angesprochener eine dunkle Jean und ein einfaches weißes Polo Shirt hervor und machte kehrt in Richtung Bad.
„Du solltest dich auch mal waschen!“
Mit diesen Worten viel die Tür vor Ace Nase zu. Er hörte das Schloss klicken.
Hatte Lion ihm gerade wirklich die Tür vor der Nase zugeschlagen?
Ein ungutes Gefühl stieg in seiner Brust auf. Mit einer Hand stützte er sich an der geschlossenen Tür ab.
Scheiße!
Er musste sich beruhigen, Lion war bloß ins Bad gegangen, er war nicht weggegangen und er hatte es auch nicht vor! Nicht so wie es damals gewesen war …
„Alles gut …“
Tonlos murmelte er vor sich hin im Versuch dieses beklemmende Gefühl aus seiner Brust zu vertreiben. Das war doch lächerlich! Er konnte sich doch nicht so gehen lassen, das war kindisch, noch kindischer als er sonst war. Er konnte doch nicht so von Lion abhängig sein! Außerdem würde Lion nicht weggehen.
Aber er war so wütend gewesen, wenn er doch weg wollte?
Bevor er noch wirklich wusste was er da tat befand er sich schon auf dem Weg in Floras Zimmer. Zum Glück für ihn hatte das Bad zwei Eingänge, einen im Gästezimmer und einen in Floras Zimmer. Hals über Kopf stürzte er ins Bad.
„Bitte bleib da!!“
In der nächsten Sekunde schlossen sich seine Arme auch schon von hinten fest um Lion. Er hatte das unglaubliche Verlangen ihn festhalten zu müssen. Er musste ihn einfach festhalten damit er nicht gehen konnte, er musste einfach.
„Ist es eigentlich zu viel verlangt sich wenigstens in ruhe umziehen zu können?!“
Anscheinend noch immer wütend versuchte Lion sich aus Ace Umarmung zu wenden. Ohne Probleme hielt er ihn weiterhin fest. Lions nasse Haare kitzelten an seinem Hals und seiner Wange. Der Braunhaarige musste seinen Kopf anscheinend unter kaltes Wasser gehalten haben, so wie er es immer tat wenn er versuchte sich wieder zu beruhigen.
„Lion …“
Ace konnte seine eigene Stimme nicht wirklich hören, aber so wie er sich fühlte musste sie sicher furchtbar klingen.
„Ace, lass mich los!“
„Ich kann nicht …“
„Bitte was? warum sollst du das nicht können?! Lass einfach los!“
„Nein, ich weiß nicht warum … ich kann nicht …bitte … bitte geh nicht weg …“
Verzweifelt vergrub er das Gesicht in Lions Halsbeuge. Er wusste es doch selbst nicht, er wusste nicht warum er ihn nicht loslassen konnte. Er hatte einfach solche Angst. Er hatte solche Angst, dass Lion dann weggehen könnte.
Sein Herz raste.
„Ace, ich gehe nicht weg, wieso sollte ich weggehen?“
Lions Stimme war in einen ruhigen Ton umgeschwungen. War er Besorgt? Oder wollte er ihn einfach nur so schnell wie möglich loswerden?
„Ich weiß nicht, bleib einfach da, ok?“
„Natürlich, wo sollte ich den auch hingehen?“
Leicht schüttelte Ace den Kopf. Die Angst schnürte ihm noch immer die Brust zu.
„Versprichst du es?“
Zaghaft lockerte er die Umarmung und lies seine Arme schließlich ganz sinken. Nur seinen Kopf konnte er nicht von Lions Schultern nehmen, er konnte die Verbindung nicht ganz lösen. Aber er musste wohl, er konnte ja nicht ewig so dastehen. In dem Moment als er den Kopf schon heben wollte spürte er Lions Hand auf seinen Haaren. Ein unerwarteter Schauer fuhr durch seinen Körper als Lion auch noch begann ihm durchs Haar zu streichen.
„Hey, alles ok …“
Langsam drehte Lion sich um und Ace spürte nun Lions Handflächen auf seinen Wangen. Sich ein wenig aufrichtend lächelte der Braunhaarige ihm entgegen. Sein Gesicht näherte sich wie automatisch dem von Ace. Er beugte sich vor und sein Blick hing an Lions Lippen.
„… ich geh wirklich nicht weg.“
Liebevoll strich Lion ihm die Haarstränen zur Seite die ihm in die Augen hangen.
Oh Gott, was würde er bloß machen wenn er einmal nicht mehr da wäre? Was würde er bloß tun wenn Lion einfach weggehen würde? Sein ganzes Leben, alles was er tat war irgendwie mit seinem besten Freund verknüpft und es gab keine Garantie das sich das nicht irgendwann mal ändern sollte! Er brauchte ihn wirklich. Er brauchte ihn so sehr, wie kindisch …
Lion machte einen Schritt zurück.
Nicht gehen!, hallte es in Ace Kopf wieder. Was hatte er getan? Hatte er irgendwie komisch drein gesehen? Er musste sich zusammenreisen, ansonsten verscheuchte er Lion wirklich noch! Er durfte ihm auf keinen Fall zeigen wie sehr er ihn eigentlich brauchte.
Langsam lies Lion seine Hände von Ace Wangen gleiten, blieb aber stehen wo er war. Deutlich erkennbar schluckte der Braunhaarige. Ace musste wirklich doof drein sehen!
„Gut.“
Ace blinzelte. Alles war ok, Lion würde nicht weggehen, Friede Freude Eierkuchen!
Ein verschmitztes lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab und er wuschelte Lion durchs Haar.
„Das wollte ich hören, wie sollte ich mich den sonst die restliche Woche ernähren? Ach ja, wenn du fertig bist, machst du dann Frühstück? Bitteeeeeeeeee …“
Grinsend rieb er sich den Bauch, er würde einfach alles überspielen, sonst würde die Situation noch komischer werden! Perplex sah ihn Lion an.
„Ich hab voll Hunger!“
„Du Vielfraß!“
Lion verdrehte die Augen, gut, anscheinend schien er mitzuspielen.
„Na los, wenn du was zu Essen haben willst, dann mach das du hier raus kommst, ich will mich umziehen!“
„Ach komm schon, ich werd dir schon nichts wegschauen! Höchstens könntest du mir was wegschauen!“
„Raus Ace!“
Lion nahm ihn an den Schultern und begann ihn aus dem Bad zu schieben. Breit grinsend lies er sich herum manövrieren, fast hätte er, schneller Lion!, gerufen. Doch kurz bevor Lion ihn aus der Tür hatte verminderte er den Druck auf seine Schultern. Wollte er doch, dass sie sich gemeinsam auszogen?
„Ich bin gleich bei dir.“
In Lions Stimme schwang eindeutige Besorgnis mit. Oje, er hatte anscheinend gerade eben wirklich einen bleibenden Eindruck bei Lion hinterlassen. Das musste er ganz schnell wieder gerade biegen! Scheinbar unbeeindruckt drehte er sich um.
„Jaja, beeil dich, ich hab echt Hunger!“
Tat er so als ob nichts gewesen wäre, machte von sich aus die letzten Schritt aus dem Bad und schloss dann die Tür.
Von draußen hörte er das Lion nicht absperrte.
„Puh …“
Ace strich sich durchs Haar. Er musste Lion gerade echt zugesetzt haben, nagut so wie er ihn umarmt hatte war das kein Wunder. So wie Lion sonst regierte mochte er diese Berührungen von ihm ja überhaupt nicht. Mist, jetzt musste er echt irgendwas vollkommen Doofes tun um seinen besten Freund wieder auf andere Gedanken zu bringen.
<3
„LION?!“
Ungeduldig trat Ace von einem Bein aufs andere. Was machte Lion da oben bloß so lange? War er ins Klo gefallen?!
„Ich hab HUNGER!!“
„Jaja, ich komm ja schon!“
Lions Stimme schalte leicht genervt durchs Treppenhaus. Sofort platzierte er sich am Anfang der Treppe. Eine Sekunde später tauchte auch schon Lion auf der Treppe auf. Sich die Haare trocken rubbelnd trat er auf Ace zu.
„Was hat den da so lange gedauert?! Wirklich, wie ein Mädchen …“
„Sagt der, der länger als Flora und ich zusammen im Bad braucht!“
Als ob das seine Schuld wäre, seine Haare brauchten eben länger bis sie so perfekt saßen! Bevor er noch etwas entgegnen konnte hatte er schon ein Handtuch über dem Kopf. Na sehr freundlich!
Wobei, der Geruch der von diesem Handtuch ausströmte machte diese Gemeinheit schon fast wieder weg. Er liebte Lions Geruch, er roch immer so frisch, ein bisschen nach Zitronen. Zufrieden schlang er sich das Handtuch um die Schultern, dann folgte er Lion in die Küche um ihm neugierig über die Schultern zu sehn. Yes, es gab Spiegelei, etwas das er selbst überhaupt nicht hinbekam.
„Ach komm, schau nicht so, Spiegelei wirst du ja wohl noch machen können!“
„Wenn die Küche brennen soll …“
Er zuckte mit den Schultern und Lion drehte sich Kopfschüttelnd um, um das Brot zu schneiden. Aber was machte er da?! So schnitt man doch kein Brot!
„Nein, nicht so!“
„Ach, werter Herr wollen selbst nicht kochen, haben aber etwas dagegen wenn ich koche?“
„Das ist kein Kochen mehr, du vergewaltigst das Brot! Schau mal wie dick die Scheiben sind …“
Empört stellte er sich hinter Lion und fuhr mit seinen unter dessen Armen durch. Anscheinend erschrocken riss Lion die Arme hoch. Fast hätte er ihn ins Gesicht getroffen!
„Ace! W-was wird das?!“
„Ich zeig dir wie das geht!“
Vollkommen überzeugt nahm er ihm Brot und Messer aus der Hand und begann selbst zu schneiden. Die Tatsache, dass Lion überrascht die Hände hochgerissen hatte störte ihn gar nicht, so hatte er bloß mehr Bewegungsfreiheit!
„Sag Ace, wäre es nicht einfach das Brot zu schneiden wenn ich NICHT dazwischen stehe?“
„Sorry, Honey, ich hab Hunger, da gibt’s keine Umwege!“
„Ich geb dir gleich Umwege!“
Ace grinste als Lion die Fäuste in der Luft ballte. Und da wunderte sich noch einer warum er den Braunhaarigen so oft ärgerte, es machte einfach zu viel spaß!
„So fertig!“
Zufrieden trat er nach hinten und schnappte sich auch gleich eine Scheibe Brot. Perfekt dünn geschnitten, wer sagt’s denn!
Lion schien hingegen nicht so an seiner Freude teilzuhaben. Anscheinend vollkommen deprimiert stützte er sich an der Küchentheke ab. War er enttäuscht weil Ace besser Brot schneiden konnte? Wohl eher nicht. Hoffentlich war ihm nicht schon wieder schlecht! Apropos schlecht …
Ein verbrannter Geruch stieg ihm in die Nase.
„Äm, ich will ja nichts sagen, aber die Spiegeleier …“
Sofort als er das gesagt hatte wirbelte Lion wie ein Verrückter herum und schwang die Pfanne vom Herd. Gerade noch gerettet, Lion hatte wirklich tolle Reflexe!
„Hol schon mal Teller raus!“, wies er Ace gleich darauf an. Brav gehorchte er und sah dann zufrieden zu wie Lion ihm die größere Portion auf den Teller schob. Hmmm, Essen …
Bevor er sich versah war Lion auch schon am Tisch und hatte eine Zeitung aufgeschlagen. Schwungvoll lies sich Ace über den Parkettboden rutsch und sank dann in den Sessel gegenüber seines besten Freundes. Hatte er schon, hmmm, Essen gesagt? Sofort begann er das Essen das vor ihm stand in sich hineinzuschlingen. Lions angeekeltes Seufzen war unüberhörbar, aber das störte ihn überhaupt nicht. In Rekordzeit hatte er alles vor sich stehende verschlungen. Noch immer Hungrig sah er auf um von Lion Nachschlag zu verlangen.
Sofort hielt Ace inne.
Lächelnd saß Lion über dem Börsenteil der Zeitung.
Ok, Ace konnte zwar nicht nachvollziehen was so toll an Zahlen war, aber dieses vollkommen zufriedene Lächeln des Braunhaarigen war einfach zu …schön.
Was würde er dafür geben wenn Lion einmal wegen ihm so lächeln würde. Wenn er es schaffen würde, ihm nicht nur immer auf die Nerven zu gehen, wenn er ihn so glücklich machen könnte.
Langsam schob er seinen Teller zur Seite und streckte sich über den Tisch aus, den Kopf legte er seitlich auf seinen Oberarm. Weiter sah er Lion von unten herauf an. Ruhig beobachtete er wie Lion sich Stück für Stück seines Spiegeleis in den Mund schob, wie sich sein Kiefer hob und senkte und wie seine Augenbrauen immer wieder näher zusammen wanderten wenn er über eine anscheinend besonders knifflige Stelle kam. Sogar als er schon fertig war stocherte er noch immer mit seiner Gabel auf dem Teller herum.
Ace konnte nicht anders als seine freie Hand auszustrecken und sie um Lions zu legen. Sanft hielt er die Hand fest die noch vor kurzem mit der Gabel auf den Teller eingestochen hatte.
Erschrocken sah Lion auf.
Ace bewegte sich keinen Millimeter.
Anscheinend verunsichert öffnete Lion den Mund um etwas zu sagen, doch er schloss ihn sofort wieder. Anscheinend fehlten ihm einfach die Worte für diese komische Situation. Auch Ace hatte nicht vor etwas zu sagen.
Er sah ihn einfach nur weiterhin an.
Auch als Lion sichtlich schluckte bewegte er sich nicht. Es war einfach zu spannend den Blick des Anderen zu beobachten, darauf zu warten was er tat.
Ein kribbeln fuhr durch seinen Bauch.
Und da war sie, Lions Reaktion.
Ohne eine Vorwarnung beugte er sich ebenfalls über den Tisch, über Ace.
Genau glaubte er den Zwiespalt in den Augen des Braunhaarigen zu erkennen, als er langsam Zentimeter um Zentimeter immer näher kam. Ruhig atmete Ace aus und das kribbeln stieg bis in seine Brust. Ihre Lippen waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Ace wollte wirklich gerne etwas ausprobieren.
Was wäre wenn sie sich jetzt küssten?
„Lion …“
Mit klarer Stimme begann er seinen Vorschlag zu äußern, doch bevor er noch über Lions Namen war schreckte dieser zurück.
Mist, Chance vertan! Vielleicht hätte er einfach handeln sollen ohne zu Fragen?
Egal, schnell alles überspielen!
„Lion, alles klar mit dir? Du bist total bleich …“
So war es gut, die Gehirnerschütterung Schiene schien noch immer zu funktionieren und außerdem war Lion wirklich blass.
Den vollkommen Gelassenen spielend lehnte sich Ace zurück, dann müsste er es eben irgendwie anders schaffen das auszuprobieren was er wollte. Hoffentlich schaffte er es heute Nacht wieder im selben Bett wie Lion zu schlafen.
<3
Unzufrieden lies sich Ace auf dem Gästebett nieder.
Wie hatte es Lion bloß geschafft ihn auszutricksen?! Bevor er wusste was passiert war, war Lion schon in Floras Zimmer verschwunden. Er wäre müde, so ein Blödsinn! Sie hatten bis Mittags geschlafen, da konnte man nicht müde sein!
Ace verschränkte die Arme.
Wieso war er eigentlich so beleidigt?
Konnte ihm doch egal sein ob Lion früh schlafen ging oder nicht, immerhin gehört Lion ihm nicht, das musste er sich immer wieder ins Gedächtnis rufen.
Vielleicht war er aber auch nur so beleidigt weil er nun nicht ausprobieren konnte was er schon zu Mittag ausprobieren wollte.
Aber wollte er ihn wirklich Küssen? Warum wollte er so was tun?
Sicher nur weil er neugierig war!
Genau, er war bloß neugierig, warum auch nicht? An Neugierde war nichts falsches, man sollte alles einem ausprobiert haben! Genau, genau, das war bloß Neugierde!
Ach, Problemlösung war wirklich so einfach! Vielleicht sollte er Präsident werden, er könnte sich wunderbar Konfliktbewältigung betreiben!
Schon etwas zufriedener stand er auf und zog sich aus.
Er würde jetzt einfach auch mal schlafen gehen, gut ausgeschlafen zu sein hatte noch nie jemanden geschadet!
Ruhig kuschelte er sich in Decke und Kissen und schloss die Augen.
Nach einer geschätzten Stunde, es waren zehn Minuten auf der Uhr, begann er sich unruhig hin und her zu Wälzen.
Warum war er so unruhig?
Woher kam dieses Verlangen aufzuspringen und durchs Badezimmer in Floras Zimmer rüber zu rennen?
Wollte er es Wirklich so sehr ausprobieren?
Als er das kalte Metal des Türknaufs der Badezimmer Tür unter seinen Fingern spürte schreckte er zurück.
„Verdammter Mist!“
Fluchend drehte er sich um und schritt durchs Zimmer. Er war gerade wirklich mitten im Denken aufgestanden und zur Badezimmertür gegangen. Wieso machte er solche Scheiße?
Wie er war ging er runter ins Wohnzimmer und Schaltete die Spielekonsole an. Er musste sich irgendwie ablenken.
Ein Panischer Schrei hallte durchs Haus.
Sofort lies Ace den Kontroller fallen und sprang auf.
Das war Lion gewesen! Was war mit ihm?
In Rekordzeit war er die Stigen raufgesprintet und riss die Tür zu Floras Schlafzimmer auf.
„Lion?!“
Gehetzt und nur in Unterwäsche kam er ins Zimmer gestürmt.
Erschoken blieb er für eine Sekunde stehen als er Lion sah. Wie ein Häufchen Elend saß er auf dem Bett zusammengekauert, die Hände vors Gesicht gepresst. Oh Gott, was war mit ihm?!
Sofort rannte er zu ihm und lies sich neben ihn aufs Bett sinken.
„Schatz, ist alles klar mit dir?“
Vorsichtig zog er Lions Hände von seinem Gesicht weg.
Hatte er Schmerzen? Nein, es sah eher aus als hätte er Angst!
Sanft strich er ihm die Haare aus dem Gesicht. Sie waren ganz verschwitzt.
„Du bist ja ganz verschwitzt …“
Er hatte eindeutig Angst. Da half nur aufmuntern!
„… versteckst du irgendwo ne heiße Blondine?“
Lion schüttelte den Kopf, aber er konnte nicht verhindern zu schmunzeln.
Mission erfolgreich!
„Nein, ich hab nur schlecht geträumt. Ich schwöre dir, ich schaue mir nie wieder mit dir Horrorfilme an!“
„Ohhh, armer Lion!“
Er verstelle seine Stimme so das sie belustig klang. Lion lies sich, die Augen verdrehend ins Bett zurücksinken. Lächelnd strich er ihm noch mal durch die braunen Haare.
Lion wehrte sich nicht.
Was war den jetzt los? Hm, vielleicht war er einfach zu müde um ihm Parole zu bieten, das war seine Chance!
„Soll ich bei dir schlafen?“
Schnell brachte er sein Anliegen hervor, möglichst ernst, damit es Lion auch ja überzeugte. Erwartungsvoll blickte er zu ihm hinunter.
„Würdest du das tun?“
Er konnte nicht verhindern Lion verdutzt anzusehen.
Bitte was? Lion willigte echt ein? Eigentlich hatte er mit einer tracht Prügel gerechnet, aber bevor er sich noch weitere Gedanken machen konnte sah er wie Lion die Decke zurück schlug und zur Seite rutschte.
„Klar bleib ich bei dir!“
Bevor Lion es sich noch anders überlegen konnte rutschte er neben ihn und zog die Decke über sich.
Unvorsichtig streiften sich ihre Füße.
Im nächsten Moment berührten sich ihre Arme.
Ace Puls schoss in die Höhe.
Was war das?
War er aufgeregt weil er neugierig war?
„Soll ich auch deine Hand halten wie Gestern?“
Er durfte keine Zeit verlieren. Kompromisslos fischte er nach Lions Hand und hielt sie sofort fest als er sie zu fassen bekam.
Fast augenblicklich rutschte Lion etwas zur Seite.
Mist, anscheinend würde das doch nicht so einfach werden.
„Oder soll ich dich gleich in den Arm nehmen?“
Verdammt, warum hatte er das gesagt?!
Beschissene Neugierde!
„S-schon gut, du musst nicht mal meine Hand halten, ok?!“
Natoll, jetzt hatte er sicher ganz ausgeschissen.
Er ließ Lions Hand nicht los.
Er konnte einfach nicht anders, nicht einmal als er sah wie Lion anscheinend unruhig weiter ins Kissen rutschte. Am liebsten hätte er seine Arme um den Braunhaarigen geschlungen.
Warum zum kukuk wollte er das auf einmal so sehr?!
Ok, er hatte ihn schon oft umarmt, aber es war immer nur so gewesen, einfach weil es lustig war. Jetzt gerade hatte er ein richtiges Verlangen danach seinen besten Freund in den Arm zu nehmen.
In dem Moment merkte er das Lions Hand leicht zu schwitzten begann. Hatte er noch immer Angst oder war seine Gegenwart einfach so schrecklich?
„Hey, hast du noch immer Angst? Du schwitzt schon wieder …“
Er musste ihn richtig ansehen können, vielleicht fand er dann heraus was los war. Ohne Umschweife setzte er sich auf und beugte sich über Lion. Ein weiteres Mal glitt seine Hand wie automatisch durch das braune Haar.
„Es ist alles klar, ich bin nur müde.“
Demonstrativ schloss Lion die Augen.
Ace schüttelte den Kopf.
Er war doch nicht bloß müde, das sah ein Blinder von hinten! Was war nur los mit ihm, hatte er wirklich noch Angst?
Nocheinmal strich seine Hand leicht durch Lions Haar, dann rutsche er wieder unter die Decke. Bevor er selbst wusste was er tat hatte er auch schon den Kopf auf Lions Schultern gelegt. Er schloss die Augen.
Angenehm rieb Lions nackte Haut an seiner Wange.
Der Duft von Zitronen stieg ihm in die Nase.
Ruhig spürte er Lion neben sich einatmen.
Gut, er schien sich zu beruhigen.
Vielleicht, konnte er jetzt …
Eigenmächtig fand seine freie Hand Lions Oberkörper. Stück für Stück lies er seine Fingerspitzen über Lions Brust gleiten.
Dann legte er seinen Arm ganz um ihn.
Warum wollte er das auf ein Mal bloß so sehr?
Mit diesem Gedanken schlief er ein.
<3
„Ach komm schon, nur ein Spiel!“
„Ich will aber kein hirnverbranntes Autorennspiel spielen …“
Ace verzog das Gesicht. Also wirklich, so hirnverbrannt waren diese Autorennspiele gar nicht! Enttäuscht musste er zusehen wie sich Lion durch die Haare fuhr, das machte er immer wenn er genervt oder aus der Fassung war. Nun, momentan traf wohl ersteres zu. Generell wirkte Lion schon so angespannt seit sie aufgestanden waren, es musste ihm wirklich missfallen sein das sie Arm in Arm aufgewacht waren. Trotzdem, das alleine war doch noch kein Grund mit ihm jetzt kein Autorennspiel zu spielen! Wäre doch gelacht wenn er ihn nicht so weit bekommen würde …
„Lion, bitte … nur ein Spiel!“
Noch einmal musste er mit ansehen wie Lions Hand durch seine Haare glitten. Nagut, dann also seine Geheimwaffe!
Lautstark schnaubend ließ er sich auf die Couch Plumpsen und verschränkte die Arme. Als Lion sich umdrehe setzte er das beste Schmollgesicht auf das er hatte.
Lion seufzte.
„Also gut, ein Spiel …“
Ha, er hatte gewusst das das funktionieren würde!
Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf seine Lippen aus als sich der Braunhaarige resignierend neben ihm niederließ. Bevor er es sich noch anders überlegen konnte drückte er ihm auch schon den freien Kontroller in die Hand. Seine Hände über Lions legend begann er ihm die Steuerung genau zu erklären, dessen Augenverdrehen ignorierte er einfach mal.
Wie angenehm sich Lions Hände unter seinen anfühlten.
Wie weich er Lions Haut unter seinen Fingerspitzen spürte.
Was wäre wenn er seine Hände jetzt einfach weiter über Lions Arme hinaufwandern ließe? Er konnte sich richtig vorstellen wie …
„Jaja, ist ja gut, ich habs verstanden, kann ja nicht so schwer sein …“
Lions leicht panische Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
Mist, irgendwie hätte er das gerne fertig gedacht …
Anscheinend wirklich in Panik riss ihm Lion nun den Kontroller aus der Hand und rutschte etwas weg.
Was hatte er den getan? War das seine Berührung gewesen, war Lion etwa noch immer unruhig wegen heute morgen? Nein, so was Lächerliches würde ihn nicht so lange beschäftigen …
Vielleicht sollte er ihn fragen was los war?
„Ok, spielen wir!“
Gut, wenn Lion endlich bereit war zu spielen würde er dessen Panik einfach ignorieren, brachte ja doch nichts darauf einzugehen. Er startete das Spiel.
Ach, wie er solche Spiele doch liebte. Mit einem virtuellen Auto durch die Gegend zu brettern war einfach entspannend, da konnte man sagen was man wollte!
Vollkommen automatisch startete er seinen Wagen und gab Gas, er kannte die Strecke die sie fuhren quasi auswendig. Sofort hatte er einen großen Vorsprung.
Neben ihm seufzte Lion.
Ohne es irgendwie steuern zu können wanderte sein Blick hinüber.
Wie entspannt der Braunhaarige auf einmal drein blickte.
Ein lächeln zog sich über seine eigenen Lippen. Er hatte es also anscheinend doch geschafft ihn auf andere Gedanken zu bringen, zum Glück. Er hielt es echt nicht aus wenn Lion den ganzen Tag Trübsal blies. Generell wollte er nicht das …
Seine Gedanken und sein Blick blieben an Lions Lippen hängen.
Seine Finger hörten wie von selbst auf den Kontroller zu betätigen.
Wie sehr wollte er doch ausprobieren wie es sich anfühlte Lion zu küssen.
Wieso eigentlich nicht?
Immerhin hatte er das schon gestern ausprobieren wollen und wenn ihn seine Erinnerungen nicht täuschten hatten sie sich ja sogar schon mal geküsst. Er musste es einfach ausprobieren. Er wollte einfach wissen was er dabei fühlte …
In dem Moment drehte dich Lion erschrocken in seine Richtung.
Anscheinend hatte er gemerkt das Ace Auto irgendwo stehen geblieben war.
Egal.
Ein dumpfer Laut lies ihn wissen das Lion anscheinend den Kontroller fallen gelassen hatte.
Es war ihm egal, er sah ihn er sah ihn einfach weiter an.
Er würde sein Vorhaben in die Tat umsetzten.
„Lion, lass uns etwas ausprobieren …“
Er rückte etwas an ihn heran.
Lion bewegte sich keinen Millimeter, er wirkte als wäre er festgefroren.
Ein sichtlich unbehaglicher Gesichtsausdruck spiegelte sich auf dem Gesicht des Braunhaarigen wieder. Fast schon ängstlich.
„… äm, nein?“
Lions Stimme klang kläglich unsicher und ein unentschlossener Blick traf ihn.
Ha, als hätte Lion jetzt noch eine Wahl gehabt!
Ohne Umschweife rückte er noch näher und stützte die Hand auf der Couchlehne neben Lions Kopf ab um sich über ihn zu beugen.
Fast schon belustigt beobachtete er wie Lion versuchte zurückzurutschen, ohne Erflog, hinter ihm war bloß die Lehne der Couch.
Er würde ihm nicht entkommen, nicht diesmal.
„Wir sollten uns Küssen.“
Alle kraft und Entschlossenheit die er hatte legte er in seine Stimme.
Auch wenn er es selbst nicht sehe konnte wusste er das sein Blick ernst und klar sein musste.
Er beugte sich weiter vor.
Er wollte das.
Und er würde es bekommen.
Warum wollte er das so sehr?
Ace schloss die Augen.
In dem Moment spürte er schon Lions Lippen warm und weich unter seinen.
Mit einem Mal schoss sein Puls in die Höhe.
Automatisch legte er die Hand auf Lions Wange und strich ihm sofort darauf durchs Haar. Der angenehme Duft von Zitronen ließ ihm einen warmen Schauer über den Rücken laufen. Schnell stellte er sein Knie zwischen Lions Beine um sich ganz über ihn beugen zu können.
Irgendwo am Rande meldete sich sein Verstand zu Wort, er sollte das doch beenden, Lion fand das sicher schrecklich was er gerade tat, immerhin saß er bloß vollkommen regungslos da wie eine Porzellanpuppe.
Also nur noch einmal über diese zarten Lippen streichen …
Tief atmete er ein.
In diesem Moment legten sich Lions Arme um seine Nacken.
War das gerade wieder seine Vorstellungs-Kraft?
Macht Lion wirklich mit?
Wollte er das etwa auch?!
Lion begann die Lippen gegen seine zu bewegen.
Er wollte es auch …
Ein Kribbeln breitete sich in seinem Bauch aus.
Lions Arme schlossen sich fester um seine Nacken und er zog ihn leicht zu ihm herunter. Eine Sekunde später spürte er wie die Zunge seines Gegenübers über seine Lippen strich.
Unwillkürlich breitete sich ein Lächeln auf seine Lippen aus.
Er wollte es auch …
Ohne zu zögern öffnete er den Mund, spielerisch drückte er Lion seine eigene Zunge entgegen.
Ein weiterer warmer Schauer fand den Weg seine Rücken hinunter.
Vollkommen automatisch lies er seine Hände bis zu Lions Brust hinunter gleiten, um ihm das Hemd aufzuknöpfen.
Das Kribbeln in einem Bauch wanderte seine ganze Brust hinauf als er spürte wie sich Lions Hand unter sein Shirt schob.
Sein Puls war bloß noch ein wildes Rauschen in seinen Ohren.
Schon hatte er auch den letzten Knopf aufgeknöpft. Jetzt könnte er eigentlich mit der Hose anfangen.
Nein, stopp!
Er konnte das nicht einfach so machen, was tat er da eigentlich überhaupt gerade?
Er hatte doch eigentlich nur ausprobieren wollen wie es war Lion zu küssen!
Aber er wollte weiter gehen …
Mist!
Er musst zumindest Lion fragen …
Mist, mist, mist!
„Lion …“
Widerwillig löste er den Kuss.
Sofort schlug Lion keuchend die Augen auf.
Er selbst war nicht weniger außer Atem.
Etwas von sich selbst überrascht sah er auf seine Hände hinab. Er hatte Lion ohne scheiß das ganze Hemd aufgeknöpft.
Er war anscheinend wirklich scharf auf ihn.
„Woh …“
Etwas verwirrt fuhr er sich durchs Haar.
Er war scharf auf seinen besten Freund.
Das war es also die ganze Zeit gewesen …
Ein lächeln huschte über seine Lippen.
Endlich hatte er es kapiert.
„T-tut mir leid …!“
Lions gebrochene Stimme lies das Lächeln auf seinen Lippen schrumpfen.
Im nächsten Moment wurde er auch schon zur Seite geschoben.
Bevor er noch wusste was los war sah er den Braunhaarigen schon an sich vorbei aus der Verandatür in Richtung Strand sprinten.
<3
Ok, das war nicht so schlimm, kein Wunder, dass Lion so panisch davon gesprintet war, das war gerade sicher nicht leicht gewesen. Es war vollkommen klar, dass er jetzt erstmal seine Gedanken ordnen wollte. Er musste das ja selber tun.
Tief durchatmend lies sich Ace in die Couch sinken.
Noch immer spürte er Lions Geschmack auf seine Lippen und alles um ihn herum schien nach ihm zu riechen. Noch immer spürte er ein Kribbeln in seinem Bauch.
Er atmete tief ein.
Das war es also gewesen.
Ja, das war es wohl die ganze Zeit schon gewesen.
Vielleicht schon immer.
Sein kleines Experiment hatte ihm vollkommen Klarheit verschafft.
Das Lächeln auf seine Lippen wurde wieder breiter.
Ja, es war vollkommen klar, er hätte sich gerade eben nie so fühlen können wenn da nichts gewesen wäre.
Er hätte sich nie so fühlen können wenn da keine Gefühle gewesen wären.
Schmunzelnd seufzte er.
Wieso hatte er das eigentlich nicht schon früher gemerkt?
Das war wohl sein Talent alles zu verdrängen was gerade nicht so wirklich in den Kram passte. Aber eigentlich war es egal.
Eigentlich war so vieles in anbetracht der Situation egal.
Der ganze Medienrummel war egal, sollten sie doch schreiben was sie wollten.
Was die anderen dachten war egal.
Das sie beide Männer waren?
Auch egal, da würde sich schon eine Möglichkeit finden!
Ja, das war es.
Fast musste er lachen.
Es war so klar.
Ja, das war es wohl die ganze Zeit schon gewesen.
Er liebte Lion.
Und er würde um ihn kämpfen!
Auch wenn er gerade abgehauen war, er hatte seinen Kuss erwidert, er hatte sich darauf eingelassen, so stark konnte seine Abneigung gar nicht sein wenn er so etwas zuließ! Und wer wusste was unter Lions ruhiger Oberfläche brodelte, er wusste ja eigentlich am besten wie viel der Braunhaarige immer für sich behielt.
Ace grinste.
Beschwingt stand er auf und ging in Lions Richtung.
Oh ja, er würde kämpfen!
Er würde es beginnen.
6. Wish you well
“Lion …”
“…Ace.”
In der Terrassentür begegneten sie sich.
„Ich muss mit dir reden!“
„Ich muss mit dir reden!“
Lion seufzte.
„Ich zuerst.“
Überrascht sah ihn Ace an. Er hatte wohl nicht erwartet, dass Lion die Oberhand über das Gespräch haben wollte. Nun ja, er hatte das nicht mal selber erwartet, aber jetzt da er Ace vor sich sah, mit glühend roten Wangen und dem Ansatz eines Lächelns auf seine Lippen, als er das sah wusste er das er das hier beenden musste. Er musste ihn beschützten, er durfte ihn nicht mehr mitrein ziehen.
„Lass uns reingehen.“
Er wusste nicht wie sein Gesicht aussah, ob er deprimiert oder gefasst dreinblickte, doch wenigstens klang seine Stimme klar und entschlossen.
Ohne Widerworte machte Ace kehrt und hopste, mehr als er ging, ins Wohnzimmer. Unruhig lies er sich dort auf die Bank sinken, anscheinend konnte er es gar nicht erwarten bis er das sagen konnte was er sagen wollte.
Mit einem weiteren Seufzen schloss Lion die Glastür hinter sich. Kurz erhaschte er in der Spiegelung einen Blick auf sein Gesicht.
Es zeigte gar keinen Ausdruck.
Ohne einen weiteren Blick ging er ins Wohnzimmer und nahm auf einem der gemütlich wirkenden Armsesseln gegenüber von Ace platzt. Das der mit der flachen Hand auf den Platzt neben sich klopfte ignorierte er.
Nachdem er sicherheitshalber die Arme verschränkte hatte begann er ohne umschweife. Er konnte sich keine Fehler leisten.
„Ok, Ace, hör zu, ich möchte mit dir über das reden was gerade passiert ist, mir ist da nämlich etwas klargeworden …“
„Ja? Mir nämlich auch! Weißt du …“
Mit der ausgestreckten Hand deutete Lion Ace das er still sein sollte.
Etwas enttäuscht schloss Ace den Mund, jedoch nicht ohne sich ein Stück vorzubeugen und die Ellenbogen auf die Knie zu stützten. Ein erwartungsvolles glitzern trat in seine Augen und seine Mundwinkel wanderten wieder ein Stück nach oben.
„Das war eine einmalige Sache.“
Ace Mundwinkel sanken schlagartig nach unten.
Er schien so perplex, dass er nicht einmal antwortete. Er sah Lion einfach nur mit großen Augen an. Wieso war er so perplex?
Unbeirrt fuhr Lion fort.
„Ace, ich weiß das du gerne Dinge ausprobierst, und das ist Ok, es ist gut neugierig zu sein, und dieses eine Mal war das auch nicht schlimm, aber einmal reicht.“
Ace Arme rutschten von seinen Knien und seine Finger schienen sich in den Couchbezug zu bohren. Lion spürte einen Stich in der Brust.
Schnell fuhr er fort. Er durfte das hier nicht vermasseln.
„Sei doch realistisch, wir sind beide Männer, so eine sinnlose Romanze könnte zwischen uns gar nicht funktionieren. Wegen ein bisschen Neugier und Abenteuerlust kann keiner von uns beiden seine Karriere aufs spiel setzten, geschweige denn den Ruf den wir haben, oder noch bedeutender, unsere Freundschaft. Wie gesagt, ich kann verstehen, dass du neugierig warst, kein wunder bei all dem Gerede, und ich war es anscheinend auch, aber das ist auch schon alles. Wir sollten es also …“
„HALT DIE KLAPPE!“
Laut und ungebremst hallte Ace Stimme durchs ganze Haus.
Nun war Lion an der Reihe mit perplex schauen.
„Weißt du eigentlich was du da für SCHEIßE redest?!“
Mit hochrotem Kopf war Ace aufgesprungen und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Seine Stimme war kaum leiser als vorher.
„Was denkst du eigentlich von mir?! Das ich einfach alles anspringe was bei drei nicht auf den Bäumen ist?!“
Aufgebracht kam er auf ihn zu.
„Lion, verdammt, du bist mein Bester Freund, du bist meine Familie, denkst du ich würde einfach aus „Abenteuerlust und Neugier“ eine „sinnlose Romanze“ mit der anfangen?! Scheiße, was denkst du eigentlich von mir?!!“
Unfähig etwas zu sagen oder zu tun, konnte Lion nur zulassen, dass der Blonde ihn am Handgelenk schnappte und hochzog. Etwas unsanft schüttelte er ihn an den Schultern.
„Lion, was denkst du von mir?“
Mit einem Mal war Ace Stimme wieder auf Zimmerlautstärke zurückgekehrt, nein, vielleicht sogar darunter. Seine grünen Augen blickten suchend in die seines Gegenübers und sein Atem ging keuchend vom Herumschreien.
Oh Gott, wie sehr er ihn doch Liebte.
„Ace, ich …“
Aber er konnte es nicht sagen, er durfte es nicht sagen.
Er musste sich an seinen Plan halten, mehr als alles andere musste er sich an seinen Plan halten. Auch wenn Ace jetzt euphorisch war, auch wenn es jetzt aussah als würde er ihn genauso wollen, es würde nicht von Dauer sein, und dann wäre es zu spät.
Erwartungsvoll, fast flehend sah ihn Ace an.
„Du bist mein bester Freund …“
Hatte seine Stimme gebrochen geklungen? Oder hatte er es so rüber gebracht wie er es gewollt hatte? Eindeutig.
„… und das wirst du immer bleiben.“
Zuerst hörte er wie Ace mit den Zähnen knirschte. Dann spürte er wie seine Hände von seinen Schultern fielen. Er hatte also eindeutig genug geklungen.
Ace drehte sich weg.
Er hatte es geschafft.
Er hatte es also geschafft.
Gut gemacht Mr. Wakefield, sie haben gerade der Liebe ihres Lebens erklärt das sie ihn nicht lieben.
Scheiße!
„Verdammte Schieße, NEIN!“
Das war nicht seine Stimme gewesen …
„Ich will aber NICHT!“
Bevor er wusste wie ihm geschah wurde Lion von Ace umgeworfen und landete in dem Armsessel hinter ihm. Augenscheinlich wütend stemmte sich der Blonde über ihm ab. Fest entschlossen wurde er mit zwei smaragdgrünen Augen fixiert.
„W-was …?!“
Mehr war er nicht im Stande zu sagen. Unweigerlich spürte er wie seine Wangen heiß wurden.
„Ich will aber nicht NUR mit dir befreundet sein Lion!“
Seine Stimme klang fast wie die eines trotzigen Kindes. Und fast musste Lion schmunzeln.
„Aber Ace …“
„Nix aber! Lion, es tut mir leid das ich es so lange nicht gecheckt habe, aber jetzt weiß ich es, ich weiß genau was ich will, ich will …“
„Aber es geht nicht!“
Fiel ihm Lion ins Wort und rutschte etwas rauf um in Augenhöhe mit ihm zu sein. Er durfte jetzt nicht aufgeben. Er musste das hier durchziehen.
Oh verdammt, wie sehr er ihn doch wollte!
„Ace, Ich habe dir gerade eben erklärt warum es nicht geht, bitte mach es nicht komplizierter als es ist!“
„Lion …“
Ace biss sich auf die Unterlippe und begann darauf herumzukauen. Sein Blick wurde betrübt.
„Ace, bitte, lass uns das bitte wirklich hier beenden, es ist das Vernünftigste.“
Musste er wirklich schon flehen um sein Ziel zu erreichen?
Oh Gott, noch ein so ein Blick von Ace und er konnte sich nicht mehr behrschen …
„Lion …“
Brach Ace Stimme gerade?
„… bin ich dir wirklich so zuwider?“
Nein!
Was redete er da?!
„Sag einfach nein, ok?“
Nein, verdammt!!
So war das alles nicht …
„Sag einfach das DU es nicht willst, aber schieb mir nicht irgendwelche Moralischen
Grundsätze vor …“
Nein, verdammt, ich liebe dich!!!
Nein, NEIN … NEIN!!
Und da spürte er wie er die Beherrschung verlor …
„… ich bitte dich wirklich nur darum, dass du mir die Wahrheit sagst, ich werde auch nicht böse werden, wirklich mehr will ich gar- …“
Weiter kam Ace nicht.
Den Lions Lippen hatten seine zum Schweigen gebracht.
Bevor er noch wusste was er da tat hatte er den Blonden schon am Kragen gepackt und die letzten überflüssigen Zentimeter die sie trennten zu ihm heruntergezogen.
Bevor sein Gewissen ihm noch einen Strich durch die Rechnung machen konnte hatte sein Körper gehandelt.
Und da sagt noch mal einer, dass der Körper nicht immer selbst wusste was das Beste für ihn war!
Als er spürte wie Ace Hand ohne umschweife in seine Haare glitt wusste er, dass das hier das Beste war.
Ein Kribbeln huschte durch seinen Bauch.
Als sich Ace Lippen begannen verlangend gegen seine zu bewegen wusste er, dass das hier nur das Beste sein konnte.
Sein Herzschlag wurde schneller.
Und als Ace Arm sich um seine Hüfte schlang hatte er fast das Gefühl, dass das hier richtig war.
Aber vielleicht hatte sich sein Gehirn auch einfach schon ausgeschalten.
Wahrscheinlich.
Das Rauschen seines Pulses in seinen Ohren sprach dafür.
Er hatte noch nie so sehr die Kontrolle verloren.
Noch nie …
Ein grinsen schlich sich auf seine Lippen.
Und er genoss es.
Als er seine Lippen für Ace, der schon um einlass bettelte, öffnete für ein heißer Schauer über seine Rücken. Seine Hände lösten sich langsam aus der Verkrampften Haltung an Ace Kragen, doch nur um sofort dessen Brust hinunterzugleiten. Langsam und fast tapsig schoben sich seine Finger unter das Shirt des Blonden.
Das Kribbeln stieg ihm bis zur Kehle.
Unter seinen Fingerspitzen spürte er wie sich jeder Muskel seines Gegenübers anspannte. Neugierig glitten seine Hände immer weiter hinauf.
Ace Herzschlag pulsierte rasend auf seinen Handflächen.
Ob er sich gerade genauso fühlte?
„Lion~“
Ace Stimme klang komisch in dem Kuss.
Rau, nein, rauchig, fast wie ein einziges Grollen.
Aber da hatte er wohl seine Antwort.
Ob er wohl …
Lions sowieso schon wirre Gedanken brachen abrupt ab, als die Hand die Ace vorher noch in seinen Haaren gehabt hatte jetzt ebenfalls auf seine Hüften glitt und ihn zu sich zog. Seitlich begannen die Hände des Blonden an ihm heraufzuwandern.
Da war nicht mal mehr ein Rauschen in seinen Ohren.
Sein Herzschlag ging einfach zu schnell.
Fast schon etwas unsanft wurde er am Kragen geschnappt. Den Kuss nicht lösend zog ihn Ace weg von dem Platzt auf dem sie standen.
Ohne zu zögern folgte Lion.
Seine eigenen Hände wieder aus Ace Shirt hervorziehend um sie wieder in dessen Kragen zu krallen stolperte er blind hinterher. Er wollte den Halt nicht verlieren, wollte diesen Kuss nicht lösen. Diesen einen Kuss …
Am Rande registrierte er wie er Stufen hinaufstolperte, und dann einen Geruch, ein Typischer Geruch, Floras Geruch, etwas Weiches, Floras Bett, also Floras Zimmer.
Es war ihm egal.
Er wollte diesen Kuss bloß nicht lösen.
Und dann löste Ace ihn.
„L-lion … Lion~“
Seine Stimme war zerrüttelt vom schnellen Luftholen.
Sie waren beide außer Atem.
Die Situation noch nicht ganz erfassend lies er seinen Blick aus halb geöffneten Augen über Ace schweifen.
Erst jetzt registrierte er wirklich, dass er auf Floras Bett lag, das Ace sich über ihn gebeugt hatte und dass dessen Bein zwischen seinen Knien stand.
Lion sah genauer hin.
Das Shirt des Blonden war verrutscht, kein wunder, und seine Jeans schienen ihm eindeutig zu eng zu werden. Nunja, das war nicht nur bei Ace Jeans so …
Lion grinste. Ein schiefes Grinsen.
Wieso freute ihn das so?
Wieso genau diese Situation?
Irgendwo am Rande seines Verstandes sagte ihm etwas das es genau so eine Situation war vor der er flüchten musste. Irgendwas am Rande sagt ihm das er aufhören musste, das er das hier verhindern musste …
Doch dann erwiderte Ace sein Grinsen.
Und die Stimme am Rande verstummte.
Noch immer Grinsend beugte sich Ace nach vor, damit Lion eine Sekunde später warme weiche Lippen auf seinem Hals spüren konnte. Der Blonde schien vollkommen in seinem Element zu sein.
Lion legte den Kopf in den Nacken.
Nun waren Ace Hände damit dran über seine Brust zu fahren. Widerstandslos lies er sich sein Hemd aufknöpfen.
Wie von selbst war seine Hand rauf in Ace Haare gewandert, fast schon verlangend zog er ihn noch näher zu sich, noch näher an seinen Hals.
Sein Geruch stieg ihm herb in die Nase.
Lion zog tief die Luft ein.
Und er spürte wie er die Stimme seines Gewissens nun endgültig zum Schweigen gebracht hatte.
Ein weiteres leicht verschlagenes Grinsen Huschte über seine Lippen als seine Hand aus Ace Haaren runter über dessen Brust zum Saum seines Shirt wanderten. Indem er sich aufsetzte drückte er sein Gegenüber leicht weg.
Warum sich zurückhalten wenn das Gewissen schon schwieg?
Mit diesem Gedanken zog er Ace das Shirt aus.
Sofort folgte sein eigenes Hemd.
Vollkommen unbeeindruckt von dieser kleinen Unterbrechung, nein, eher Angestachelt suchte Ace mit einem Grinsen seinerseits wieder Lions Lippen. Doch diesmal war schon nicht mehr viel von einem langsamen Antasten, einem vorsichtigen Ausprobieren zu sehen. Ace wusste genau was er wollte.
Und Lion anscheinend auch als er sofort erwiderte.
Selbstsicher wanderten seine Hände zuerst über Ace Brust, fuhren jeden Muskel nach, doch schon nach kurzer Zeit wanderten sie zielstrebig nach unten.
Ace war schneller.
Das typische klirren von Metal zeigte Lion das er seine Hose geöffnet hatte. Das Geräusch des Zipps folgte auf dem Fuß.
Ein Kribbeln schoss ihm bis in die Brust rauf.
Er hatte das Gefühl sein Herz hatte gerade einen Schlag ausgesetzt.
Das konnte doch nicht sein.
Verdammt, seine Hose war offen, sonst war nichts passiert!
Das Kribbeln wurde stärker.
Vorfreude.
Oh Gott, er wollte das hier so sehr.
Aber Ace lies ihn warten.
Stattdessen hob er die Hand und Strich über seine Wange, sanft, fast als würde er etwas berühren das er nicht kaputtmachen wollte. Zögerte er?
Mit zittrigen Lippen löste Lion den Kuss. Er musste doch nicht etwa darum bitten? Ach was, er würde es einfach einfordern!
Seine Hand löste sich von der Brust des Blonden, nur um dessen Arm entlang zu wandern. Um ja nicht irgendwas Dummes zu sagen vergrub er die Lippen in die Halsbeuge seines Gegenübers.
Doch Ace war wieder schneller.
Von wegen zögern!
Bevor Lion noch seine Hand mit der von Ace verschränken konnte, war gewünschte Hand schon in seiner Jean verschwunden.
Im nächsten Moment hatte Lion das Gefühl seine Temperatur sei um mindestens 2 Grad gestiegen.
„Whoa…~“
War alles das herauskam als er erstaunt den Mund öffnete. Seine Stimme klang erstickt und rau, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen.
Peinlich berührt presste er seien Lippen wieder an Ace Haut, genau solche komischen Laute hatte er vermeiden wollen! Er war doch nicht irgendeine von Ace Stripperinnen!!
Dicht neben seinem Ohr hörte er ein Leises Glucksen von Ace. Anscheinend gefiel ihm Lions Reaktion. Toll …
Aber es wäre nicht so gewesen als hätte er Zeit gehabt darüber nachzudenken.
Ace lies seine Hand ohne Umschweife tiefer in seine Jeans gleiten, und Lion blieb nichts anderes übrig als seine Lippen weiter so fest es ging gegen Ace Halsbeuge zu pressen um nicht wieder irgendwelche komischen Laute zu machen.
Ein weiteres Glucksen drang an seine Ohren.
Ace fand diese falsche Zurückhaltung wohl wirklich lustig!
Wirklich wenn das so weiterging würde das hier in einer Auseinandersetzu-
„Haa~“
Der Druck in seinen Jeans hatte sich gerade verstärkt.
„A-ace…~“
100 Punkte, Lion du Trottel, jetzt hast du auch noch seinen Namen gekeucht!
Doch er bekam sowieso keine Antwort.
Wobei keine Antwort vielleicht auch falsch war.
Urplötzlich wurde die Hand aus seiner Hose gezogen, dafür spürte er ein paar Sekunden später wie Ace ihm mit einem Ruck die Hose auszog.
Überrascht sah Lion auf.
„Die war doch sowieso zu eng!“
Grinste Ace ihm entgegen.
Lion verdrehte die Augen.
Er hatte ja erwartet das Ace die Initiative ergreifen würde, aber irgendwie fand er das er auch noch ein Wort mitzureden hatte! Wobei es eigentlich genau das war was er wollte … Mist!
Schnell schnappte er den Blonden ohne Vorwarnung am Hosenbund und zog ihn zu sich runter. Mit einem metallischen Klicken ließ er Ace Gürtelschnalle aufschnappen.
Als er den Zipp herunterzog spürte er wie sich Ace Lippen auf seine pressten.
Dem war wohl nichts mehr hinzuzufügen …
Ein Grinsen breitete sich abermals auf seinen Lippen aus, dass ich allerdings sofort wieder verzog als Ace begann wieder über seinen Schritt zu streichen.
„Hmm~“
Lion presste die Lippen aufeinander. Das war Unfair verdammt, wie sollte er bei etwas das sich so verdammt gut anfühlte beherrscht bleiben?!
„Schon gut …“
Formten Ace Lippen in den Kuss als er ein weiteres Mal seine Hand auf und ab wandern lies.
„… es sind nur wir zwei hier …“
War das eine Drohung?!
Ace löste den Kuss. Sofort folgten Lions Lippen seinen.
„… du kannst dich ruhig gehen lassen~“
Was war das in seiner Stimme? Was war mit dem Klang seiner Stimme?
Wollte er ihn verführen? Noch mehr als sowieso schon?
Die Hand an seinem Schritt bewegte sich abermals.
„Haa~“
Es funktionierte.
Rot wie eine Tomate presste Lion die Hand vor den Mund. Ace musste lachen.
Und dann hatten seine Lippen auch schon wieder die seines Gegenübers gefunden.
Stimmt, wer brauchte hier auch schon Gerede?
Bestimmt streckte Lion die Hände aus und bekam Ace Arm zu fassen. Sofort ließ er seine Finger hinauf wandern, über seinen Oberarm, seine Schulter, fuhr sein Schlüsselbein nach, runter über seine Brust. Schon mehr in Trance als wirklich bewusst fuhr er jeden einzelnen Muskel des Blonden nach.
Wieder war es Ace der den Kuss löste, diesmal um mit seinen Lippen von Lions Hals zu dessen Brust runterzuwandern. Schon am Schlüsselbein ansetzend begann er eine Spur mit seiner Zunge zu ziehen, gerade herunter, zur Seite.
Lion spürte Ace heißen Atem über seine Brustwarze streichen, dann kreiste auch schon dessen Zunge darum. Er legte seinen Kopf in den Nacken.
Verdammt, woher konnte Ace das so … gut!
Spielerisch hatte er ihn in die Brustwarze gekniffen.
Hey, war das ein Grinsen das Lion da aus halb geöffneten Augen wahrnahm? Wieso grinste er jetzt schon wieder so hämisc-
„Haa~!!“
Ace Finger waren in seine Boxershorts geglitten.
Zielstrebig und vollkommen ohne Zögern fuhren sie herunter und umschlossen ihn. Ohne Umschweife begann Ace seine Hand in gleichmäßigen Bewegungen auf und ab gleiten zu lassen. Er hatte sich also eindeutig entschieden.
Das war es …
Lion legte den Kopf ganz in den Nacken, oh Gott, er hatte nicht gedacht das sich schon alleine das so gut anfühlte!
Ziemlich hoffnungslos versuchte er seine Atmung ruhig zu halten oder zumindest noch einmal tief einzuatmen. Doch das ruhige Atmen durch die Nase konnte er eigentlich schon vollkommen vergessen.
Sein Atem ging unregelmäßig, hektisch.
Nicht anderes als bei Ace.
Das war einfach zu viel. Das hier war einfach … wenn das so weiterging!
„H-hey … haa~“
Sobald er die Lippen auch nur geöffnet hatte kam ein Keuchen aus seiner Kehle.
Also musste er ihm wohl anders klar machen, dass er schon jetzt nicht mehr wirklich konnte. Der Versuch ihn etwas von sich wegzudrücken scheiterte kläglich.
„Um, Ace …“
Er erkannte seine eigene Stimme nicht mehr, und mehr er brachte er auch nicht raus.
Doch Ace verstand anscheinend. Langsam zog er die Finger aus seinen Shorts.
Erleichtert und enttäuscht zugleich seufzte Lion.
Und dann hatte Ace ihm auch schon in einem Satz die Boxershorts ausgezogen.
„W-was zum …Ace!“
Automatisch gab Lion Kontra.
Keine halben Sachen also …
Ace grinste und beugte sich wieder runter. Seine Lippen fanden diesmal nicht die Lions sondern ihren neuen Lieblings Platzt, dessen Brustwarze. Von dort fuhr er hinauf, über seinen Hals bis zu seinem Ohr.
„Als wolltest du das nicht …~“
Was sollte er darauf entgegnen?
Lion schnappte sich den Bund von Ace Hose, um sie kompromisslos auszuziehen. Bereitwillig half der Blonde mit. Der Stoff seiner Shorts spannte sich unübersehbar über seine Lenden.
Sofort zupften Lions Finger am Bund um auch noch dieses Hindernis loszuwerden.
Doch Ace lies ihn nicht sonderlich weit kommen.
Seine Hand hatte ihren Weg wieder in Lions Schritt gefunden.
Kurz glitt er an ihm herab, doch schnell fuhr er wieder zurück und begann einen anderen Weg zu nehmen. Seine Fingerspitzen wanderten weiter nach unten.
Woh, wollte er etwa …?!
Da spürte er auch schon wie Ace mit einem Finger begann an ihm Druck auszuüben.
Sofort entfuhr ihm ein Keuchen.
Angestachelt von seiner Reaktion verstärkte er den Druck bloß.
Quasi ohne Probleme glitt Ace Finger in ihn.
„Ahh~“
Ein Stöhnen brach aus seiner Kehle hervor.
Komisch, Lion hatte erwartet, dass das jetzt weh tun würde, aber dem war überhaupt nicht so. Es war eher als hätte sein Körper das, nunja, schon erwartet.
Stop, Las Vegas, sie … hatten ja schon mal …
Das war also …
Wusste Ace, dass sie …?!
„Haa~!!“
Er konnte ein Keuchen einfach nicht verhindern als Ace auch noch begann seinen Finger hinein und hinaus gleiten zu lassen. Wobei man das Keuchen von seiner momentan so vollkommen Unregelmäßigen Atmung sowieso nicht mehr unterscheiden konnte.
Oh, er hatte das Gefühl das ihm das hier zu viel wurde, sein Herzschlag war mittlerweile zu einem einzigen Rauschen in seine Ohren übergegangen, wer weiß, vielleicht hatte er auch gar keinen mehr …
Das hier war einfach zu viel, und doch, und doch wollte er mehr!
Er wollte mehr, mehr …
„Mehr~“
Hallte es zwischen einem hastigen Atemzug aus seiner Kehle.
Verdammt, hatte er das wirklich gerade laut gesagt?!
Der Druck eines zweiten Fingers bestätigte ihm diese Annahme.
Keuchend atmete er aus.
Nein, nicht das, nicht nur das.
Diesmal schaffte er es Ace leicht weg zu drücken. Und auch den Bund seiner Shorts bekam er ordentlich zu fassen, doch er brauchte sie ihm nicht wirklich abzustreifen, das erledigte Ace in einer schnellen Bewegung schon selbst.
Als er spürte wie Ace seine Finger wieder aus ihm zog wusste er, dass es kein zurück gab.
Und er wollte auch nicht zurück.
Fast schon hastig legte er seine Arme um den Nacken das Blonden und zog ihn zu sich herunter. Kurz lies er die Hand durch seine Haare fahren, küsste ihn für eine Sekunde. Doch dann drückte Ace schon leicht seine Beine auseinander.
Er konnte nicht warten.
Keiner von ihnen konnte warten, sie hatten sich schon genug Zeit gelassen.
Und dann spürte Lion auch schon einen festen Druck an seinen Lenden.
Ace Keuchen drang an sein Ohr.
Er Stöhnte auf.
Fest Zogen sich seine Arme um Ace Nacken.
Das hier tat weh. Es war nicht so schlimm wie erwartet, aber was hätte er auch erwarten sollten? Leicht verzogen sich seine Lippen.
Der Druck wurde stärker.
„Uhh~!!“
Leicht schwang der Schmerz in seinem Stöhnen mit.
Ace Atem ging unregelmäßig neben ihm.
„Ganz ruhig~“
Die Stimme des Blonden hatte eine rauchigen rauen klang, auch wenn sie eindeutig beruhigend war. Seine Bewegungen stoppten.
„Entspann dich, atme durch …~“
Mit keuchendem Atem versuchte er Ace Anweisungen auszuführen.
Entspannen.
Sich beruhigen.
Er atmete kräftig durch.
Er wurde ruhiger.
Er war entspannt.
Schon die Ganze Zeit gewesen.
Dann ließ er seine Arme locker, legte sie leicht in Ace Nacken.
Und der Druck setzte wieder ein, Ace begann sich wieder in ihn zu drücken.
Lion spürte einen Leichten Stich …
„Uhh~!!!“
… doch dann war von einer Sekunde auf die andere alles weg.
„Ahhh~!!!“
Gleichzeitig mit Ace stöhnte er auf.
Der Schmerz war verflogen, und er hatte das Gefühl als wäre nur noch die Hitze geblieben. Eine unglaubliche Hitze breitet sich von seinen Lenden her aus.
Langsam merkte er wie ihm alles entglitt, wie sich der Raum um ihn zu drehen begann, wie er vollkommen von dem Gefühl überrollt wurde.
Das letzte das er mitbekam war Ace Stimme an seinem Ohr.
Und die drei Worte von denen er nie gedacht hätte, dass er sie hören würde.
„Ich liebe dich~!“
Er wusste nicht ob er träumte.
<3
Lion war schon bei Anbruch der Dämmerung wach.
Ruhig und vollkommen still lag er im Bett.
Neben Ace. Ihre Hände waren miteinander verschränkt.
Sein Atem ging regelmäßig.
Und schon bei Anbruch der Dämmerung wusste er, dass er hier gerade den Fehler seines Lebens gemacht hatte. Er hatte hier gerade nicht nur sich sondern auch Ace mit reingezogen.
In einem Anflug von Verzweiflung fuhr er sich mit der freien Hand durch die Haare.
Wie hatte er das geschafft?
Wie hatte er so die Kontorolle verlieren können?!
Er hatte über all die Zeit die Kontrolle behalten, über all die Jahre, und jetzt?!!
Er knirschte mit den Zähnen.
Seine Vorsätze waren doch dieselben geblieben, er war doch noch derselben Meinung wie davor. Er wusste, dass das hier nicht gehen konnte, wusste, dass er das hier nicht zulassen durfte. Wie hatte er so einen Fehler begehen können?
So einen wunderbaren Fehler.
Er kniff die Augen zusammen.
So durfte er gar nicht denken!
Er wusste doch sowieso auf was das hier hinauslief, nein, keine seiner Ansichten hatte sich geändert. Auch wenn ihm Ace gesagt hatte ihm die Meinungen der Anderen egal wären, spätestens wenn sein Ruf und seine Karriere in den Eimer ging würde es ihm nicht mehr so egal sein. Auch wenn Ace jetzt vielleicht dachte er mochte ihn, das würde nicht für Dauer sein, er würde sich schnell langweilen, das Gefühl würde verfliegen. Ja, Ace Gefühle würden schnell verfliegen.
Lion unterdrückte ein Seufzen.
Er wollte ihn nicht aufwecken.
Es war nicht sehr gut wenn er das was er jetzt tun würde tat wenn Ace wach war.
Er würde so oder so schon sauer genug auf ihn sein.
Lion würde gehen.
Er würde das hier endgültig beenden.
Er würde sich selbst, den größten Risikofaktor, die größte Gefahr für Ace entfernen.
Ein Lächeln kam über seine Lippen.
Ja, er würde gehen.
Und vielleicht, vielleicht würde ihm Ace irgendwann verzeihen, vielleicht würde er irgendwann einsehen, dass es wirklich besser war wenn sie nur Freunde blieben. Für sie, für ihr ganzes Leben.
Langsam setzte er sich auf.
Sein Blick viel auf ihre miteinander verschränkten Hände.
Dann auf Ace Gesicht.
Er schlief vollkommen friedlich, sein Atem ging ruhig und gleichmäßig.
Und seine Züge umspielte ein Lächeln.
Lion schluckte.
Nein, was er hier tat war richtig.
Es war gut so.
Dann zog er vorsichtig seine Hand weg.
Ace Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, dann rollte er sich auf die Seite.
Er schlief.
Tief Atmete Lion durch.
Dann schwang er seine Füße aus dem Bett und nahm seine Sachen.
Ja, vielleicht, aber auch nur vielleicht würde Ace ihm eines Tages verzeihen.
Er verließ das Haus mit einem Lächeln.
<3
Mit einem lauten „Klong“ lies Flora die Autotür zuschlagen.
Irgendwie hatte sie das Gefühl das das Geräusch richtig enthusiastisch klang! Zumindest fühlte sie sich enthusiastisch. Immerhin hatte sich dieser Notfall, als ziemlicher Reinfall herausgestellt und sie hatte viel früher nach Hause kommen können als erwartet. Und wenn Ace und Lion ihr Haus noch nicht ganz in ein Schlachtfeld verwandelt hatten hatte sie jetzt die nächsten paar Tage frei und könnte vielleicht endlich wieder einmal Zeit mit ihnen verbringen.
Genauso enthusiastisch sperrte sie die Tür auf.
„Hey, Jungs, ich bin wider da, versteckt die Drogen!“
Laut und klar hallte ihre Stimme durch das Haus.
Doch es kam nicht mal ein Echo zurück.
Sie zog eine Augenbraue hoch.
Waren sie jetzt wieder im Kindergartenalter angelangt, wo sie sich versteckten um sie dann zu erschrecken wenn sie am Kasten vorbeiging? Dabei wussten die Beiden doch, dass sie eine Geladene Waffe bei sich trug, und ziemlich schnelle Reflexe hatte …
Flora schüttelte den Kopf.
„Lion? Ace?“
Sie sah sich um.
Im Vorraum standen noch Ace Schuhe, Lions aber nicht.
Hm gut, es könnte sein das die Beiden runter zum Strand gegangen waren, Ace natürlich ohne, Lion natürlich mit Schuhen. Nichts wirklich Beunruhigendes.
Wieso hatte sie dann so ein verdammt ungutes Gefühl?
Sie schüttelte sich. Das war sicher nur von dem langen Flug, sie war übermüdet und unentspannt. Am besten war sie nahm ein heißes Bad und machte sich dann etwas zu essen. Die Beiden konnte sie später auch noch suchen, mittlerweile sollten sie erwachsen genug sein um auf sich alleine aufzupassen.
Geschwind schnappte sie ihre Tasche und huschte die Treppen hinauf zu ihrem Zimmer. Nur noch schnell einen angenehmen Jogginganzug holen und dann ab ins Bad!
Als sie die zu ihrem Zimmer öffnete rutschte ihr die Tasche aus der Hand.
Das Erste das sie sah war Ace, wie er zusammengerollt vor ihrem Bett lag.
Das zweite waren eine Flasche Bourbone und eine Packung Schlaftabletten auf ihrem Nachtkasten.
Ace hatte die Augen geschlossen.
7. The End Where I Begin - Past Part I
(Anm.: Aus Grund von Erklärungsbedarf wird hier ein Kapitel aus der Vergngenheit eingeschoben, wird später noch wichtig)
Vier Jahre zuvor
Das Glas vor ihm war leer. Schon wieder.
Ein seufzen kam über seine Lippen und er hob die Hand um den Barkeeper noch einmal heranzuwinken. Aber sein Winken war eher ein Schlenkern, um ehrlich zu sein wusste er nicht einmal mehr ob er aufrecht da saß. Saß er überhaupt?
Er wusste es nicht wirklich, alles um ihn war bloß wie ein einziges Rauschen, wie eine einzige große Blase. Nichts schien wirklich da zu sein. Alles schien nur zu verschwimmen. Und das war auch besser so. Er wollte nichts sehen.
Das war eigentlich der einzige Grund warum er sich gerade einen Scotch nach dem anderen rein warf. Er wollte alles um sich herum vergessen.
Er wollte die High School vergessen, seine ecxelenten Noten für die ihn alle hassten, das große Haus in dem er wohnte, für das ihn alle beneideten, die Angestellten, die ihn alle nicht ernst nahmen, das Grab seiner Mutter, das er nie besuchte, seinen Vater, den er nie sah und vor allem, vor allem wollte er seine Zukunft vergessen, die so perfekt für ihn geebnet war.
Er wollte verdammt noch mal vergessen.
Endlich kam der Barkeeper. Ja, noch einen Scotch und dann …
„Hey Butch, ein Cola für mich, light, und ein großes Glas Wasser für meinen viel zu Minderjährigen Freund da!“
Lion schreckte hoch.
Soweit man das noch hochschrecken nenne konnte. Benommen wanderte sein Blick zu demjenigen, der da gerade so dreist ein Wasser für ihn bestellt hatte. Und was sollte das überhaupt mit dem Minderjährig? Man sah es ihm nicht an, und überhaupt, wollte er ihm den Spaß verderben? Pff, als hätte er Spaß.
„Wirklich, ich hätte nicht erwartet jemanden wie dich in so einer Absteige zu sehn! Reis dich mal etwas am Riemen.“
Diese Stimme kannte er irgendwoher. Aber seine Sicht war noch zu trüb um jemanden eindeutig erkennen zu können.
„Du bist doch auch hier …“
Er wollte einfach mal so tun als kannte er den Jennigen mit dem er sprach.
„Oh Man, du solltest dich mal hören, wie du schon lallst!“
Sein Gegenüber machte sich anscheinend über ihn lustig! Soweit kam es noch, ihn erst um seine Drink bringen und ihn dann auch noch auslachen, ganz toll. Als hätte es ihm nicht egal sein können.
Er begann zu blinzeln um wenigstens irgendwas zu erkennen. Langsam, ganz langsam ergab sich ein Bild. Erst als ihm sein Gegenüber ein großes Wasserglas hinüber schob erkannte er endgültig wen er vor sich hatte.
Fast wäre er vom Stuhl gefallen.
„A-Ace Cooper?!“
Er wusste nicht ob er stotterte weil er betrunken war, oder weil er unter schock stand.
„Na du bist aber ein ganz schneller, ha, da sieht man mal, dass Alkohol auch aus den größten Genies ganz normale Leute macht!“
Ein sympathisches Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des jungen blonden Mannes aus der vor ihm saß. Das war Ace Cooper, wie er leibt und lebte.
Ace Cooper, der mit ihm die selbe High School besuchte, ein Senior, genau wie er und der absolute Star des Jahrgangs, ganz und gar nicht wie er. Ace war das was man sich unter einem typischen amerikanischen Teenager vorstellte, er war sportlich, gutaussehend, beliebt, selbstbewusst und wollte unbedingt mal Schauspieler werden. Ach ja und er legte reinweiße Mädchen flach. Er war einer dieser Menschen die mit allen auskamen und die alles schafften ohne sich anstrengen zu müssen.
Gott, wie ihn solche Menschen ankotzten!
Ungeniert schüttelte er leicht angeekelt den Kopf. Sollte sein Gegenüber doch denken was er wollte, sein Saubermann Image war sowieso im Eimer wenn Ace morgen allen erzählen würde das er ihn in irgendeiner Hinterhof Bar zugesoffen hatte. Als würde sich auch nur ein einziger wirklich dafür interessieren!
Er lies den Kopf auf die Arme sinken.
„Hey, Lion, nicht einschlafen!“
Lion, er hatte ihn bei seinem Namen genannt. Das er den überhaupt kannte. Naja, wobei auch Außenseiter waren in gewissen Sinne Berühmtheiten.
„Lioooooon, wenn du jetzt hier wegpennst bekomm ich dich ja gar nicht mehr nach Hause!“
„Ich will vielleicht gar nicht nach Hause!“
Unhöfflich schnauzte er zurück. Er hatte weder Lust auf Formalitäten noch darauf nach Hause zu gehen. Wieso wohin gehen wo eh keiner war?
Ace legte den Kopf zur Seite. Er konnte nicht wirklich sagen ob sein Gesichtausdruck Besorgnis zeigte oder ob er einfach nur sau dämlich drein sah. Sein Sichtfeld war einfach schon zu verschwommen. Er konnte nur erkenne das der Blonde gerade den Mund öffnete um etwas zu sagen.
„ACE COOPER!“
Eine weibliche Stimme schnitt scharf durch die Musik und die Gespräche des Raums. Sie bewirkte das Ace sofort den Mund schloss und sich duckte.
„Jetzt gibt’s ärger mein lieber …“
Sogar Butch der Barkeeper schien den Kopf einzuziehen. Doch das einzige, das Lion erkenne konnte war eine junge Frau die auf sie zuschritt. Er konnte ihren Gesichtausdruck nicht mehr wirklich erkennen, aber sie hatte langes braunes Haar und schien recht hübsch zu sein. Oder so.
„Flora, Schatz … Hey!“
Ein beschämtes Lächeln zog sich über Ace Lippen.
„Abmarsch nach Hause, Ace!“
„A-aber …“
„Kein Aber, wir haben uns darauf geeinigt, dass es keine nächtlichen Touren durch irgendwelche Kneipen mehr gibt, nicht unter der Schulzeit!“
„DU hattest dich geeinigt, und außerdem ist das nicht irgendeine Kneipe, sonder Butchs Kneipe, stimmts nicht Butch?“
Hilfesuchend blickte Ace zum Barkeeper.
Der zuckte nur mit dem Schultern.
„Ich halte mich da raus!“
„Apropos raushalten, hatten wir uns nicht darauf geeinigt das du anrufst, sollte Ace hier auftauchen, oder für was wolltest du meine Nummer?“
„Äm …“
„Egal jetzt, Ace, ab nach Hause!“
„Ok, komm Lion!“
„„Bitte was?!““
Sowohl Flora als auch Lion sahen Ace verdutzt an. Dann seufzte Flora schwer, anscheinend wissend was hier gespielt wurde.
„Ace, du kannst nicht immer irgendeinen Aufriss nach Hause schleppen, es wäre nicht so das wir extra viel platz hätten oder so!“
Aufriss?! Hatte er gerade richtig gehört? Er wurde hier als Aufriss gehandelt?!
„Aber, Floraaaaa … Honey …“
„Wenn das bei mir ziehen würde …“
„… bitteeeee, lass ihn mitkommen!“
„Hey, fragt mich auch noch mal Jemand?!“
So laut und überzeugend wie er es fertig brachte meldete sich Lion zu Wort. Wenn das mit dem schwungvollen umdrehen jetzt auch noch so geklappt hätte wie er wollte, wäre das vielleicht sogar richtig überzeugend rüberkommen. So aber viel er vom Hocker.
Ace fing ihn auf.
„Flora.“
Mit einem Mal war die Stimme des Blonden in einen bitter ernsten Ton umgeschwungen. Lion konnte seinen Gesichtausdruck zwar jetzt endgültig nicht mehr sehen, doch er war sich sicher, dass sein Blick keine Kompromisse zuließ, denn sie gab nach,
„Nagut, komm schon … Schlaf gut Butch!“
Aber das konnte ihm doch eigentlich alles so egal sein.
Wage spürte er noch wie ihn ein zweites Paar Hände unter die Schulter griffen und ihn hochhoben. Mehr wurde er hinaus getragen als das er selbst ging.
Als ob das nicht auch egal gewesen wäre.
Er wusste noch nicht, dass das der größte Irrtum seines Lebens war.
<3
„Und was machen wir jetzt mit ihm?“
„Weiß ich doch nicht, du wolltest ihn haben …“
Dumpfe Stimmen drangen an seine Ohren. Eine weibliche und eine männliche.
Diese Stimme …
„Hm … aber du bist die mit den Ideen!“
„Wir könnten ihn braten und dünsten, ich hab Hunger.“
Wo er wohl war? Er konnte sich nur verschwommen an eine Kneipe erinnern. Und das er irgend jemanden getroffen hatte. Vielleicht waren es ja irgendwelche perversen gewesen, so wie sich das anhörte war er nah dran. Aber wenn sie ihn essen wollten sollten sie schnell machen, er wäre froh wenn seine höllischen Kopfschmerzen dann weg waren.
„Aber Floraaaaaaaaaaaaa … man kann doch nicht braten und dünsten gleichzeitig!“
„Bin ich froh, dass du immer die Pointe meiner Witze verstehst …“
„War das jetzt Sarkasmus?“
Das KLONG, eines dumpfen Schlages lies ihn endgültig aufwachen. Blinzelnd schlug er die Augen auf. Sonnestrahlen kitzelten seine Nase.
„Aua … du gemei-“
„Psst, ich glaube er wacht auf!“
Augenblicklich waren die Sonnestrahlen weg, dafür erkannte er jetzt langsam aber sicher zwei Gesichter die über ihn gebeugt waren.
Oh Gott, jetzt viel es ihm wieder ein …
„Lion, hey, na wie geht’s?“
„A-Ace Cooper!“
„Ja immer noch!“
Der Blonde lachte.
„Du hast gestern ein bisschen was über den Durst getrunken, da haben wir dich mitgenommen.“
„Wir ist gut, Flora hier hat sich voll gesträubt!“
Mit einer auslassenden Handbewegung deutete er auf die junge Frau neben sich. Jetzt wo er sie endlich erkenne konnte musste Lion zugeben, dass sie wirklich hübsch war, auch wenn ihre Figur durch den weiten Pullover den sie trug ziemlich verdeckt war. Als sein Blick ihren traf lächelte sie.
„Glaub ihm kein Wort, ich hätte dich sicher nicht alleine da sitzen lassen.“
„Jaja, das sagst du jetzt abe-“
Mit einem leichten Stoß in die Seite brachte sie Ace zum schwiegen.
„Hallo …“
Sie wartete bis Lion sich aufgesetzt hatte, dann streckte sie ihm die Hand entgegen.
„Ich bin Florida Thompson, Ace hier kennst du ja schon aus der Schule wie ich erfahren habe.“
Sie schüttelte seine Hand. Langsam wacher werdend sah sich Lion um.
„Du bist hier in meiner Wohnung, wir sind Kindheitsfreunde, Ace und ich. “
„Aha …“
Mehr kam nicht wirklich über Lions Lippen, er war gerade einfach zu verwirrt. Und sein verdammter Kopf. Wirklich, als würden Elepahnten darin herumtoben!
„Lass mal gut sein Flora, du machst ihn ja ganz fertig, er schaut schon ganz komisch!“
„Haha, schon gut, was ist, soll ich Frühstück machen?“
„Bist du Blöd? Es ist drei Uhr Nachmittags, du machst gefälligst Mittagessen!“
„Drei Uhr NACHMITTAGS?!“
Nun war Lion vollkommen wach.
„Aber die Schule, wir müssen doch …“
Er brach ab als er sah wie sich die beiden verdutzt ansahen.
Dann brachen sie in schallendes Gelächter aus.
Lion konnte nicht anders als mitzulachen.
<3
„Dein Vater ist also der Chef der berühmten Wakefield Cooperation.“
Flora fragte nicht, sie stellte es fest.
Lion hätte fasst sein Essen wieder ausgespuckt. Woher wusste sie das?!
„Haha, erschreckt?“
Lachend stopfte sich Ace noch einen Happen in den Mund.
„Gewöhn dich lieber dran, sie weiß immer alles!“
Sie zuckte bloß mit den Schultern.
„Genau.“
Lion schluckte verstohlen herunter, dann räusperte er sich.
„Äm ja, meinem Vater gehört die Wakefield Cooperation … wieso fragst du?“
Ein leicht ertapptes Lächeln schlich sich auf Floras Lippen.
„Ach nur so, weißt du …“
„… Sie hat sich nur gefragt was so ein vornehmer Bengel wie du in einer heruntergekommenen Bar zu suchen hat!“
Ungeniert unterbrach sie Ace.
„ICH frage mich das übrigens auch!“
Lion zuckte zusammen als Ace mit der Gabel in seine Richtung fuchtelte.
„Ich meine, du warst schon immer ein kleiner Weirdo, aber das du dich gleich zu saufen musst … so schlimm kann dein Leben gar nicht sein!“
„Pff, und das muss ich mir von Mr. Perfekt sagen lassen?!“
Sichtlich angesäuert lies sich Lion in seinem Stuhl zurücksinken und verschränkte die Arme.
„Das Wort Probleme kannst du doch wahrscheinlich nicht einmal Buchstarbieren!“
„Und wie ich das kann! P—R – O - …“
Ace hielt abrupt inne. Ein mahnender Blick von Flora hatte genügt.
Ruhig stützt sie den Kopf auf die Hände und wandte sich Lion zu. Eine angenehme Kühle schien durch den Raum zu strömen.
„Ich kann mir vorstellen, dass es nicht so einfach ist in so einer mächtigen Familie aufzuwachsen. Du siehst deine Eltern kaum, hab ich recht?“
„Meine Mutter ist tot …“
Langsam lies Lion die Schultern sinken und gab ein Stückchen seiner Angriffsposition auf. Doch seine Stimme war eiskalt. Abschätzend schweifte seine Blick zu Ace. Der Blondhaarige erwiderte ihn nur neugierig. War ja klar, dass ihn solcher Gossip interessierte! Den konnte er haben …
„… mein Vater hat sich schon immer nur für die Firma interessiert und dafür das ich sie einmal übernehmen werde.“
„Privatunterricht?“
„Seit ich denken kann.“
Ein weiter fast unerkennbarer Blick von Flora hielt Ace von einem spitzen Kommentar ab. Stattdessen fuhr er sich durch die Blonde Mähne und schüttelte sich leicht. Von wegen Mr. Perfekt. Sie kannte ihn lange genug um zu wissen, dass ihm schon der Anfang von Lions Geschichte nahe ging. Sie kannte ihn gut genug um zu wissen das Ace ihn nicht hier her geholt hatte um sich über ihn lustig zu machen, sondern weil er sich wirklich Sorgen machte. Um eine Fremden. Flora verbarg ein Schmunzeln.
„Und wann ist es soweit? Also wann wirst du die Firma übernehmen?“
„Ich hoffe nicht all zu bald.“
Lions Haltung verkrampfte sich wieder, er zog die Arme enger um sich. Er hasste es über so was zu reden. Er hasste es generell über sich zu reden. Nein, eher war er es nicht gewohnt. Freunde waren eine Seltenheit, eigentlich eher ein nicht existenter Faktor und seine Eltern, ach ja, das was von seine Eltern noch übrig war, oder wie auch immer, mit dem sollte er den reden?
„Warum den nicht? Ich meine du wirst verdammt reich, ohne was zu tun? Das muss sau cool sein!“
Bevor Flora ihn diesmal stoppen konnte platzte Ace mit seinen Worten heraus. Er war eben der Typ Mensch der sagte was er dachte.
Lion zog die Augenbrauen zusammen.
„Weil das erstens heißt, dass mein Vater tot ist, was mich dann vollkommen alleine dastehen lässt und weil ich zweitens keinerlei Lust habe einfach alles in den Schoß gelegt zu bekommen!“
Seine zuvor so kalte Stimme nahm einen scharfen Unterton an.
Ace blinzelte etwas aus seinem Konzept gebracht. Das schien er eindeutig einzusehen. Seine Züge wurden merklich ernster.
„Und was ist mit der Option einfach deine eigene Weg zu gehen?“
„Und wo bitte soll ich diese Option hernehmen? Oder denkst du mein Vater wird einfach Ja und Amen sagen wenn ich ihm erzähle ich mache jetzt mein eigenes Ding? Denkst du ich kann einfach selbst etwas beginnen wenn meine Familie den größten Teil der Wirtschaftsbrache kontrolliert?!“
„Das halte ich für ein Gerücht, die Drogen Mafia hat im Raume Los Angeles wohl eher die Ko-“
„Flora!“
„Ich mein ja nur …“
Ace wandte sich wieder Lion zu. Mittlerweile hatte er sich fast über den ganzen Tisch gelehnt. Und Lion so weit weg davon wie er nur konnte.
„Aber schau mal, ich meine wirklich verbieten kann’s dir keiner, und du musst ja nicht unbedingt Wirtschaft machen …“
Ace streckte seine Hand in Windeseile vor und schob einfach mal die Stirnfransen des Braunhaarigen aus dessen Gesicht. Lion zuckte zusammen.
„… unter den ganzen Zotteln steckt ein echt hübsches Gesicht! Du könntest doch erst mal Modeln!“
„B-Bitte was?“
Lion wusste nicht ob er das jetzt wegen der unerwartete Berührung des Blonden, wegen seines Kompliments oder seinem Berufsvorschlag gesagt hatte. Wahrscheinlich ein bisschen was von allem.
„Naja, ich zum Beispiel interessiere mich überhaupt nicht für diesen Zahlen Quatsch, aber ich sehe gut aus und kann viele Leute für mich begeistern, die logische Schlussfolgerung daraus ist, dass ich Schauspieler werde!“
Ace Lippen verzogen sich zu eine breiten Grinsen als er das sagte. Ein leicht unterdrücktes Lachen war augenblicklich von Flora zu hören. Dafür kassierte sie einen bitter bösen Blick. Mit einer abwinkenden Handbewegung besänftigte sie ihn.
„Nein, schon gut Ace, du weißt ich glaube an dich!“
„Das will ich auch für dich hoffen, du … du Pseudo-CIA-Tante!“
„Ace …“
„Pseudo-CIA?!“
„Ja, ich schwör’s dir Lion, sie ist da in die ur geheimen geheim Dinge verstrickt!“
Ace lehnte sich mit gespielt vorgehaltener Hand noch ein Stück näher zu Lion herüber. Doch das was er sagte klang wirklich ernst gemeint. Flora schmunzelte.
„Ich bin in keine geheimen geheim Dinge verstrickt … Was macht eine Collage Studentin bitte bei der CIA?“
„Pah, und wie du das bist! Wer bezahlt den bitte jeden Monat das Collage und die Wohnung und so für dich?!“
„Die Stipendien Stiftung meines Collage, wie oft soll ich dir das noch erklären?“
Ein undurchschaubares Lächeln umspielte ihre Lippen.
„Ja aber …“
Argument los lies sich Ace in seine Sessel zurückplumpsen und verschränkte die Arme. Lion sah leicht verwirrt zwischen den beiden hin und her.
„… ok, ok, ich glaub dir ja …“
Ace Blick schweifte zu Lion.
„… geheime geheim Dinge sag ich dir!“
„Ace!“
Mit sanfter strenge weiß ihn Flora zu Recht. Dann drehte auch sie sich wieder zu Lion. Ihr Blick war direkt. Genau wie ihre Frage.
„Warum hast du dich gestern betrunken?“
Lion schluckte. Zu sagen, dass er sich sichtlich unwohl fühlte wäre untertrieben gewesen. Und warum hatte er dann so ein starkes Verlangen sich diesen beiden Menschen anzuvertrauen? Diesen beiden Menschen die er in Wirklichkeit nicht kannte, die er vielleicht nie wieder sehen würde? Vielleicht genau deswegen.
Vielleicht genau weil es in Wirklichkeit alles egal war.
„Ich hasse es.“
Keiner von beiden fragte nach. Es brauchte nicht einmal einen Blick von Flora um Ace ruhig zu halten. Hatte er dem Blonden vielleicht doch zu wenig Taktgefühl zugestanden. Beide ließen ihm Zeit. Lion atmete tief durch.
„Ich hasse es, jeden Tag aufzustehen, nur um alleine zu Frühstücken, jeden Tag in die Schule zu gehen, nur um alleine an einem Tisch zu sitzen, jeden verdammten Tag schief angesehen zu werden, weil ich alleine bin, aber am meisten …“
Die Kälte war vollkommen aus seiner Stimme gewichen. Nur der schneidende Unterton blieb. Er holte Luft.
„… aber am meisten hasse ich es nach Hause zu kommen nur um zu wissen, das dort keiner auf mich warten wird.“
Die Stille die folgte war nicht bedrückend.
Die Stille die folgte war einfach da, als würde sie ihm Drehbuch stehen.
Nur das gleichmäßige Atmen der drei Personen an diesem Tisch war zu hören.
Wie gerne Lion doch hier geblieben wäre, hier aufgenommen worden wäre.
Wie gerne Flora ihm doch geholfen hätte, ihn aufgenommen hätte.
Wie gerne …
„Zieh ein!“
Vollkommen perplex blickten sowohl Lion als auch Flora Ace an. Der schien selbst nicht so ganz überrissen zu haben was er gerade gesagt hatte.
„Einziehen? Hier? Ich?“
„Ace …“
„J-Ja … Ja! Zieh hier ein!“
Ace Stimme wurde sicher, seine Augen begannen zu leuten.
„Ich meine wir sind zwar nur irgendwelche Random People für dich, aber man sollte nehmen was man kriegen kann oder?“
„Äm, ja, aber …“
Gleichzeitig schwenkten ihre Blicke zu Flora. Seufzend zuckte sie mit den Schultern.
„Was soll ich denn jetzt sagen?“
Ein weiteres schwereres Seufzen entfuhr ihr.
„Mir ist lieber ich füttere noch jemanden durch als ich ziehe die Rache des Ace auf mich …“
Ein breites Grinsen zeichnete sich auf dem Gesicht des Blonden ab.
„Oh ja, meine Rache wäre furchtbar! Fuuuuuurchtbaaaar!!“
Ace war aufgesprungen hat hatte Flora in den Schwitzkasten genommen. Mit einer gekonnten und flüssigen Bewegung drehte sie den Spieß um.
„Wie war das?!“
„Ich hab dich lieb?“
„Und zwar ganz doll, merk dir das!“
Während die beiden noch rangelten fragte sich Lion, ob das hier wieder eine der vielen Entscheidungen sein würde die er im nach hinein bereute, oder ob das hier das Potenzial hatte, sein Leben zu verändern.
Er hoffte auf letzteres.
Doch wenn er sich die beiden so ansah konnte er es nicht wirklich glauben.
<3
Ruhig und friedlich lagen die Weiten des Parks vor ihm. Der Wind zersauste sein Haar und zog unsanft an seinem Hemd. Er musste sich gar nicht erst umsehen um zu wissen, dass das hier in Wirklichkeit kein Park war. Es war ein Friedhof.
Und zu seinen Füßen lag das Grab seiner Mutter.
Wie gerne hätte er doch alles raus geschrien.
Alles.
Er öffnete den Mund …
Lion schreckte hoch.
Den Mund noch immer geöffnet. Zum Schrei angesetzt.
Nur kurz. Nur für eine Sekunde dachte er, er könnte wirklich schreien.
Doch er konnte nicht.
Hastig atmend und schweißgebadet saß er kerzengerade in seinem Bett. Nun, technisch gesehen war das hier eigentlich überhaupt nicht sein Bett. Es gehörte Ace. Ace Cooper, der Typ, sein High School Kamerad, bei dem er jetzt schon fast drei Monate lebte. Ritterlich hatte er sein Bett an Lion weitergegeben und schlief nun nebenan mit Flora in einem. Wenn man so darüber nach dachte war daran eigentlich überhaupt nichts Ritterliches, immerhin schliefen Flora und Ace so oder so immer in einem Bett, wie er erfahren hatte. Anscheinend seit sie klein waren.
Diese beiden Menschen waren schon komisch. Sie waren Kindheitsfreunde, auch das hatte er erfahren, anscheinend hatten sie Haus an Haus gelebt, waren in dieselbe Schule gegangen, in denselben Sportverein, was auch immer. Er kannte sich mit so was nicht aus und es war ihm auch egal. Das einzige was zählte war das er jetzt hier wohnte. Mit ihnen zusammenwohnte.
Lion verdrehte die Augen.
Ja, die beiden waren wirklich komische Menschen!
Ständig stritten sie sich und doch hatte er das Gefühl noch nie bessere Freunde gesehen zu haben. Es schien, als ob sie wussten was der Andere dachte, Flora wies Ace schon zurecht bevor er noch etwas getan hatte, Ace lächelte Flora schon an bevor sie wütend werden konnte, sie wusste was er wann essen wollte, er wusste über welche Nachrichten oder Zeitungsartikel sie gerade nachdachte, sie vollendeten ihre Sätze, sie sahen ihn fast immer gleichzeitig an. Es war wirklich schwer mit ihnen mitzuhalten wenn sie so eine Einheit bildeten. Anfangs, musste er zugeben, hatte es ihm gefallen. Es hatte ihm gefallen sie einfach nur zu beobachten. Es war eine willkommene Abwechslung zu dem gewesen was er sonst so kannte. Sie waren angenehmem gewesen, lustig, erfrischend, Familie.
Doch er wollte mehr.
Er wollte mitreden, sich ins Gespräch einmischen, wollte sein Lieblings Essen gekocht bekommen, nun vielleicht sollte er erst einmal erzählen was das war, wollte beim Fernsehen auch mit Popkorn um sich schmeißen, wollte auch in den Arm genommen werden, einfach weil Ace gerade danach war.
Er wollte …
Lion seufzte.
Drei Monate. Drei Monate und vier Tage um genau zu sein war er nun schon hier.
Sein Vater hatte getobt als er die Umzugskartons geholt hatte. Als er nicht einmal die Hälfte seiner Sachen mitgenommen hatte. Er hatte ihm nachgeschrien, durch das ganze Haus. Einer der seltenen Tage an denen er zuhause gewesen war. Und Lion war einfach gegangen. Und noch immer wusste er nicht ob das die richtige Entscheidung gewesen war.
Mit zittrigen Fingern fuhr er sich durchs schweißnasse Haar. Er musste nur schnell aufstehen, etwas trinken gehen, dann wäre alles wieder Ok. Dann konnte er endlich weiterschlafen und alle diese dummen Gedanken morgen in der Schule durchdenken.
Er gab sich einen Ruck und schwang die Füße aus dem Bett.
So leise wie Möglich tapste er ins Wohnzimmer, zu dem auch eine offene Küche gehörte und nahm sich ein Glass um es mit Wasser zu füllen. Hoffentlich war er nicht zu laut.
„Kannst du nicht schlafen?“
Fast hätte Lion, dass Glass wieder fallen lassen als er Floras Stimme hörte. Sie lehnte am Türrahmen ihres, und nun auch Aces, Zimmer.
Irgendwie fühlte er sich ertappt.
„Siehst du doch!“
Trotz seiner forschen Antwort hielt er seine Stimme so leise wie möglich.
Sie schmunzelte.
„Hast du schlecht geträumt?“
„…“
Er Antwortete nicht. Was sollte der Blödsinn? Er war kein kleines Kind mehr, man musste ihn nicht Fragen ob es ihm gut ging! Niemand hatte das bis jetzt gemacht.
Mit noch immer zittrigen Fingern machte er einen Schluck von seinem halb vollen Glass. Flora stand nur da und beobachtete ihn.
Noch immer lächelte sie. Vollkommen ruhig.
„Über Träume lerne ich mich selber kennen.“
Erneut rutschte ihm das Glass fast aus der Hand.
„Ich weißt gar nicht mehr von wem dieses Zitat ist. Aber es passt doch, oder?“
„Kannst du mit dem Scheiß aufhören?“
Das kam nicht von Lion. Das Glass sicherheitshalber abstellend sah er auf.
Ace war hinter Flora getreten.
Obwohl er seine Arme um ihre Hüfte schlang sah er nur ihn an.
Lion spürte ein komisches Gefühl in seiner Magengegend.
Seit einem Monat kam das jetzt schon immer wieder vor.
Komisch.
Das alles war komisch.
„Sehr taktvoll Ace …“
Obwohl Floras Stimme einen tadelnden Unterton hatte blieb ein zartes lächeln auf ihren Lippen. Sie lehnte ihren Kopf gegen Ace Schulter.
„Ist doch wahr! Du langweilst ihn da mit solchen doofen Zitaten …“
Perplex sah Lion die beiden an. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es vier Uhr früh war. Wieso waren die beiden aufgestanden?
„Hey, ihr könnt ruhig wieder schlafen gehen, ich bin auch gleich wieder im Bett …“
„Wann hattest du eigentlich vor ihn zu fragen?“
Ace überging Lion komplett.
„Immerhin haben wir das schon heute früh abgesprochen, sollte er noch mal einen Alptraum haben dann …“
„Jaja, ich war gerade dabei!“
Wobei war Flora? Und was meinte Ace mit „sollte er noch mal eine Alptraum haben“, hatten sie mitbekommen das er bis jetzt fast jede Nacht schweißgebadet aufgewacht war?
„Was fragen?“
Ace und Flora tauschten einen kurzen Blick aus, als wären sie die größten Verschwörungstheoretiker. Dann ruhte Ace Blick wieder nur auf ihm.
Sein Magen fühlte sie komisch an.
„Möchtest du nicht auch bei uns schlafen?“
„Das Bett ist groß genug …“
Lion war froh, dass er das Glass schon abgestellt hatte. Jetzt wäre es ihm nämlich wirklich aus der Hand gefallen. Ihm stand der Mund offen.
„Hast du das nie gemacht als du klein warst? Ich mein bei deinen Eltern gepennt wenn du einen Alptraum hattest?“
Ace schien verwundert. Er schien, als wäre es führ ihn das normalste der Welt mit jemandem das Bett zu teilen. Lion war doch für ihn praktisch ein Fremder, oder?
„Nicht?“
Der Blonde deutete seinen Blick anscheinend als nein.
„Das ist ein echtes Wundermittel! Sich ein Bett teilen ist echt ur cool!“
„Ja, solange du einem nicht die Decke stielst …“
„Hey, was kann ich den dafür das du immer dein Fenster offen lässt, da wird’s Arsch kalt!“
„Und deswegen brauchst du deine UND meine Decke?!“
„Meine Haut ist eben empfi-“
„-Ok.“
Flora und Ace hielten inne, anscheinend überrascht, dass Lion so schnell ja gesagt hatte. Das er überhaupt ja gesagt hatte. Auf Ace Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. Flora nickte, dann machte sie kehrt in Richtung Schlafzimmer.
„Gut, dann hol deine Decke, meine bekommst du sicher nicht!“
„Stimmt, die bekomm nämlich ich!“
Lachend lief ihr Ace hinter her.
Nicht ohne sich noch mal nach Lion um zu drehen, um schließlich ganz stehen zu bleiben und auf ihn zu warten. Die ganze Zeit ruhte sein Blick nur auf ihm.
Und da wusste er, dass das hier die Richtige Entscheidung gewesen war.
<3
„Ich bin wieder da!“
Lion stellte das Sackerl mit den Einkäufen schwungvoll auf der Küchentheke ab. Bevor er noch mal den Mund aufmachen konnte kam ihm Flora schon entgegen und deutete ihm das er leise sein sollte.
„Psst! Ace schläft endlich …“
Sofort stellte sich Lion auf die Zehenspitzen um ihn über sie drüber ansehen zu können. Friedlich hatte sich der Blonde auf der Couch in eine Decke eingewickelt. Lion atmete erleichtert auf und auch von Flora kam ein zufriedenes seufzen. Sie hatten sich beide schon Sorgen um ihn gemacht, das er sich so in etwas reinsteigern konnte. Er hatte heute sein erstes Casting überhaupt gehabt und war prompt abgeblitzt. Ihm fehle das „gewisse Etwas“ das sie für ihren Hauptdarsteller brauchten, er musste „mehr Ecken und Kanten“ haben. „vielfältiger“ sein. Was für ein Blödsinn, dachte Lion. Wenn es einen Menschen gab der vielfältig war, dann war es wohl Ace! Aber wie auch immer, auf jeden fall hatte sich der Blonde vollkommen von diesem Urteil mitreisen lassen und nur durch Floras Polizeigriff, von dem Lion nicht wissen wollte woher sie ihn konnte, hatte sich verhindern lassen, das Ace eine Anzeige wegen öffentlichen Ärgernisses kassierte. Auch zuhause hatte er noch getobt, bis Lion schließlich gemeint hatte er würde jetzt Eiscreme holen, dann würde alles wieder gut werden. Was man so alles aus stumpfsinnigen Mädchen Serien lernen konnte! Allerdings war Ace nur noch mehr in Rage geraten als Lion weg wollte, Flora hatte ihn im Endeffekt dann aber doch los einkaufen geschickt.
Lion seufzte.
Wirklich verwunderlich wie sehr man sich in Dinge reinsteigern konnte.
„Also geht es ihm besser?“
„Ja, sieht so aus …“
Flora lächelte.
„Er hat mich alle fünf Minuten gefragt wann du endlich zurück kommst!“
Ihr lächeln wurde zu einem leisen Lachen.
„Gegen ende wollte er die Polizei anrufen weil du so „lange“ gebraucht hast!“
Eine weil war es still, auch Lion musste schmunzeln.
„Er mag dich wirklich gerne.“
Lions lächeln fiel. Aus purer Überraschung.
„W-was meinst du?“
„Naja, ich weiß das hört sich vielleicht jetzt komisch an, da du ihn bis vor einiger Zeit nur aus der Schule kanntest, aber du bist im Endeffekt wohl sein erster richtiger Freund.“
„Erster richtiger Freund? Aber du bist doch auch …“
„Erster richtiger Männlicher Freund, muss ich vielleicht hinzufügen!“
Lion sah sie noch immer verwirrt an. Flora schwang sich auf die Theke.
„Weißt du, Ace war schon immer beliebt. Er hat schon alle um sich gescharrt als er noch klein war, er war immer im Mittelpunkt, wurde bei allen Spielen immer als erstes gewählt und hatte nie mit jemandem Streit. Aber er war es auch der am ende des Tages immer alleine dagestanden ist. Trotz seiner Beliebtheit konnte er nie wirklich Freunde finden, alle Kontakte die er je geknüpft hat waren bloß oberflächlich.“
Ein wehmütiges Lächeln überzog ihre Lippen, als würde sie sich an etwas erinnern. Dann sah sie Lion an. Sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, das er nicht wusste was er sagen sollte.
„Doch du wohnst mit ihm zusammen, du schläfst mit ihm in einem Bett, du bewirfst ihn mit Popcorn, lachst über seine Witze, wenn auch nur manchmal, du gehst mit ihm zur Schule und auch wieder nach hause, du bist immer um ihn herum, er schätzt dich …“
Aus einem Impuls heraus wuschelte Flora ihm durchs Haar. Lion duckte sich weg.
„… er sieht dich als Freund! Du siehst ihn doch auch, oder?“
Verwirrt sah Lion zu dem schlafenden Ace hinüber. Von dessen Verzweiflungsausbruch war nichts mehr zu erkennen. Er schlief bloß friedlich.
Und sah dabei aus wie jeden Morgen, wenn er neben ihm aufwachte.
Auch über Lions Lippen zog sich ein Lächeln.
Und ein Rotschimmer über seine Wangen.
„Ja.“
8. Sailed Away- Past Part II
Vier Jahre zuvor
„Hey, guten Morgen, ich hätte dich nicht so schnell wieder unter den Lebenden erwartet! Ich mache dein Lieblings Essen!“
Etwas überrascht lächelte Flora Lion entgegen als er aus dem Schlafzimmer getrottet kam. Als nur ein Murren von ihm zurück kam musste sie schmunzeln. Der Braunhaarige war die letzten Tage noch mit hohem Fieber im Bett gelegen, heute war der erste Tag an dem es ihm besser zu gehen schien. Zwar hatte er noch immer leichte Ringe unter den Augen, aber wenigstens hatten seine Wangen jetzt ein bisschen mehr Farbe.
„Wo ist Ace?“
Fragte er als er sich am Esstisch niederließ. Obwohl er noch immer Müde wirkte, schlich sich in seine Augen etwas Wachsames, als wäre ihm unwohl, wenn Ace nicht hier wäre. Flora seufzte.
„Einkaufen.“
Gab sie knapp zurück. Lions Gesichtausdruck lies erkenn das er genau so überrascht über diese Tatsache war wie sie.
„Ja wirklich. Er ist aufgestanden, zum Kühlschrank gelaufen, hat gerufen „Wir haben keine Datteln mehr!!“ und ist dann schnurstracks zum Supermarkt.“
„Wie kannst du dir so sicher sein das er nicht stattdessen in die Irrenanstalt gelaufen ist?“
„Du traust ihm so viel Grips zu das er übereist das er dort schon lange hin gehört?“
„Okey, Punkt für dich …“
Lion gähnte.
„…aber Ace HAAAAASST Datteln. Er hat keinen Grund sie zu kaufen.“
„Du magst sie.“
Lion öffnete schon den Mund um etwas zu entgegnen, doch dann trat ein etwas ratloser Ausdruck auf sein Gesicht und er schloss ihn wieder. Ein schiefes Lächeln huschte über Floras Lippen, dann wandte sie sich schlussendlich wieder dem Frühstück auf der Herdplatte zu, das sie gerade zubereitete.
„Okey.“
War nur verspätet hinter ihr zu hören. Anscheinend hatte Lion über seine eigenen Gedanken resigniert. Sie konnte nicht verhindern einen kurzen Blick auf ihn zu werfen.
Wie er da saß. Offensichtlich Ratlos.
Wie er sich den Kopf darüber zerbrach warum jemand so etwas Nettes für ihn tat, nein warum genau Ace so etwas Nettes für ihn tat. Und was er davon hallten sollte.
Und was Ace von ihm hielt.
All diese Gedanken konnte Flora förmlich über sein Gesicht huschen sehen.
Als könnte sie das nicht nachvollziehen.
Als würde ihr nicht auch solche Dinge durch den Kopf gehen.
Unbemerkt blieb ihr Blick an Lion hängen.
Das passierte öfter. In letzter Zeit.
Natürlich wusste sie schon längst was das bedeutete, sie gehörte nicht zu der Sorte Menschen die sich etwas vormachten. Sie wusste immer alles, analysierte immer alles, wieso also nicht auch sich selbst?
Die Gedanken die ihr durch den Kopf gingen waren eindeutig genug.
Man fragte sich nicht was der andere von einem hielt, was der andere wohl gerade dachte, ob er an einen dachte, ob man ihm etwas bedeutete, all das fragte man nicht, wenn man keine Gefühle für diese Person hatte.
Wenn man nicht gerade dabei war Gefühle für diese Person zu entwickeln.
Sie war dabei sich in Lion zu verlieben.
Sie wusste das.
Und doch konnte sie nichts dagegen tun. Und das ärgerte sie. Denn für gewöhnlich konnte sie immer Gegenmaßnahmen treffen. Doch das hier stand außer ihrer Macht.
Sie wollte sich nicht verlieben. Als hätte sie überhaupt Zeit für so was wie Liebe!
Als wüsste sie nicht, dass sie auf verlorenen Posten kämpfen.
Sie analysierte die Menschen um sie herum.
Und sie hatte es schon längst bemerkt.
Die Gefühle dieser anderen Person.
Aber es war okey.
Ja, es war okey, denn …
Hinter ihr wurde die Tür geöffnet.
Lions Gesichtszüge hellten sich auf.
Er strahlte sie an.
Das schiefe Lächeln huschte abermals über ihre Lippen.
Denn er strahlte nicht sie an, sondern Ace der genau hinter ihr die Wohnung betreten hatte.
Ja, ja, es war okey, denn während sie nur Augen für Lion hatte, konnte dieser seinen Blick nie von Ace wenden.
<3
„Flora, du hast Post!“
Schwungvoll kam Ace durch die Tür geschwebt und wedelte mit einem Briefumschlag hin und her. Hinter ihm trottete der eindeutig weniger begeisterte Lion herein. Es war Sonntagmittag und Ace hatte ihn dazu überredet im Park so zu tun als würden sie Sport machen um Mädchen aufzureisen. Zwei Dinge die so gar nicht seins waren. Was für ein Reinfall!
„Wer ist Howard Walt?“
Noch immer wedelte Ace den Brief in Floras Richtung, die allerdings erst die heiße Pfanne abstellen musste.
„Walt? Ist der nicht Secretary of Defen-“
Bevor Lion ausreden konnte hatte er ein Geschirrtuch über dem Kopf.
„Sorry, das ist mir ausgekommen …“
Flora schnappte Ace den Brief aus der Hand, und steckte ihn ohne ihn anzusehen in ihre Schürze. Verwirrt versuchte Lion sich aus dem Geschirrtuch zu befreien.
„Es gibt gleich Essen, wascht euch die Hände!“
„Ja Mama!“
Grinsend hüpfte Ace ins Bad, Lion gleich hinter sich herschleifend. Anscheinend hatte er Hunger.
Seufzend zog Flora den Brief wieder aus der Schürze hervor. Sie wusste natürlich von wem er war. Howard Walt war der Mann, dem sie vor drei Jahren zufällig das Leben gerettet hatte, der zufällig eines der höchsten Tiere der CIA war, der auch rein zufällig kurz darauf zum Secretary of Defence gewählt wurde und der sie, weil es der Zufall so will für ein CIA Stipendium am Stanford Collage vorgeschlagen hatte, was so viel hieß wie die CIA zahlte nicht nur ihre Studienkosten sondern auch diese Wohnung hier. Oh und ach ja, er war auch noch zufälligst der Bruder des Direktors von Ace und Lions Schule, was der einzige Grund war warum Ace noch nicht geflogen war. Tja, Zufälle waren schon etwas Schönes!
Und vor allem waren diese Zufälle so schön, dass sie sie lieber für sich behielt. Sie wusste wie schnell Ace Verschwörungstheorien einfallen konnten.
„Fertig! Hunger!“
Ace tapste aus dem Bad, Lion im Schlepptau. Schnell überflog Flora den Brief, dann lies sie ihn wieder verschwinden.
„Gut, also brav hinsetzten!“
Lächelnd beobachtete sie wie die beiden gehorchten. Eine gute Küche war eben doch noch immer der beste Weg Männer handzahm zu machen. Sofort als sie aufgegeben hatte begann Ace das Essen in sich reinzuschaufeln.
„Ich muss für ein Paar Tage wegfahren.“
Solange Ace den Mund voll hatte nutzte sie die Gelegenheit. Lion antwortete für ihn.
„Wohin? Es ist mitten unter der Schulzeit …“
„Es ist eine Lehrveranstaltung meiner Stipendienstelle, allerdings wird sie an der Ostküste abgehalten.“
„An der Ostküste?“
„Ich weiß auch nicht warum, tut mir leid, aber keine Angst, es sind nur ein Paar Tage, und im umkreis gibt es so viele Fast Food Restaurants ihr werde sicher nicht verhungern!“
„A-aber wir werden in unserem Dreck zugrunde gehen!“
Anscheinend war das Ace voller ernst. Was irgendwie nachzuvollziehen war wenn man bedachte, dass er noch nie auch nur etwas Ähnliches wie einen Putztfetzten in der Hand gehabt hatte. Flora und Lion seufzten synchron.
„Ihr schafft das schon.“
„Wir schaffen das schon.“
„Ok, du hast dich grade freiwillig zum Putzen gemeldet Lion!“
„Hab ich nicht! Deine dreckigen Socken kannst du selber waschen!“
„Dann geh ich ab jetzt Barfuss!“
Flora schmunzelte. Die Paar Tage ohne die Beiden würden ihr unendlich lang vorkommen.
<3
„Lioooooon, ich sterbeeeee …“
Weit ausgestreckt lag Ace auf der Couch. Sein Gesicht war verzerrt.
„Trottel, so schnell verhungert man nicht!“
„Dooooooch, ich stebeeee …“
„Die Pizza ist in einer Minute fertig, das wirst du ja wohl noch schaffen!“
„Neeeein …“
Ein klägliches Stöhnen kam von der Couch. Lion schnaufte und drehte sich wieder dem Backrohr zu. Wieso tat ihm diese Blonde Trottel auch noch leid?!
Schnell holte er die Pizza aus dem Backrohr, schnitt sie und brachte sie rüber zum Couchtisch. Jetzt wo Flora nicht da war konnten sie ja auch ausnahmsweise mal beim fernsehen Essen. Ace musste sich ja unbedingt die neueste Folge Lipstic Jungle ansehen. Genau was Lion in seiner Freizeit sehen wollte!
„Mach mal Platzt!“
„Nein, ist grad so gemütlich!“
„Ich setzt mich auf dich drauf, ich schwöre es dir!“
„Mach doch!“
Toll gemacht Lion, diese Einschüchterungs-Taktik ging ja ordentlich in die Hose! Wobei …
„Au! Du bist schwer, verdammt!“
Lion hatte sich auf Ace plumpsen lassen.
„Ich hab dich gewarnt!“
„Ha, na warte, dann warn ich dich jetzt!“
„W-was?!“
Ace setzte sich auf so weit er konnte und schlang die Arme von hinten um Lions hüften. Mit voller kraft zog er ihn von sich runter und setzte sich dann ganz auf ohne den Braunhaarigen jedoch loszulassen. Eher Lion sich versah saß er auf Ace Schoß.
„H-hey, was soll der scheiß?! Ich hab noch eine Pizza in der Hand!“
So gut wie möglich balancierte Lion den Teller auf seiner Handfläche. Grinsend löste Ace eine Hand von Lions Hüfte und schnappte sich ein stück Pizza.
„Hmmmm, Essen!“
Gab er noch von sich bevor er sich das stück in den Mund stopfte. Lion lies er dabei nicht los, geschweige denn lies er ihn von seinem Schoß, da konnte Festgehaltener noch so sehr hin und her rudern. Was sollte den der Scheiß jetzt schon wieder? Verdammt er war nicht Flora!
„Haha, hör auf so zu zappeln, das kitzelt!“
Mit vollem Mund begann sich Ace über Lions klägliche Befreiungsversuche lustig zu machen. Angesprochener verdrehte genervt die Augen. Er wusste nicht ob er gerade angefressen sein sollte oder ob er hier spaß wie noch nie hatte.
„Du hast leicht reden, ich rette hier gerade dein Abendessen! Wäre die Pizza nicht …“
„Dann?“
Kurzerhand nahm Ace Lion den Teller aus der Hand und lies ihn auf den Couchtische segeln. Seine nun wieder freie Hand schlang sich abermals um Lions Hüfte und riss ihn zurück.
„Zeig mal wie du dich befreist! Mal sehn ob du was drauf hast, sonst bist du ja immer so schmächtig!“
Ein glucksendes Lachen war von seinem Blonden Angreifer zu hören. Lion schnaubte. Das würde er sich nicht gefallen lassen!
„Na warte!“
Sofort begann er an Ace Händen herumzurütteln, doch die saßen bombenfest. Dann also die ultimative Geheimwaffe anwenden.
Er kitzelte Ace.
Sofort lockerte sich der Griff des Blonden, wurde er doch von heftigem Lachen geschüttelt. Nun drehte Lion den Spieß um. Schnell stieß er Ace Hände weg, drehte sich um und setzte sich einfach auf den Bauch seines Gegenübers. Bevor der noch Handeln konnte hatte Lion ihn schon an seinen Handgelenken geschnappt und drückte ihn auf die Couch. Ein triumphierendes Grinsen umspielte seine Lippen.
„Hab dich!“
Außer Atem blickte er auf seinen Angreifer unter ihm. Die Wangen des Blonden waren gerötet. Von der Anstrengung. Wie wohl seine eignen auch. Für einen Moment war es still. Zu perplex schien Ace zu sein das Lion ihn geschlagen hatte.
Dann zog sich ein breites Grinsen über Ace Lippen.
„Könntest du jetzt bitte runter gehen? Diese Stellung lässt mich irgendwie an was Perverses denken …“
Jetzt war die Röte in Lions Gesicht nicht mehr auf die Anstrengung zurückzuführen.
Sofort schwang er sich von Ace herunter, nicht aber ohne ihm einen Klaps auf den Hinterkopf zu geben.
„Trottel!“
Da brachen sie beide in schallendes Gelächter aus.
<3
„Hey, Ace, es ist spät, wir haben morgen Schule …“
„Ja Mama!“
Maulend drehte Ace Lion den Rücken zu.
„Ich meins ernst …“
„Mhm, ich auch …“
Lion seufzte und stand von der Couch auf. Ace war anscheinend nicht zur Besinnung zu bringen. Also stellte er den Pizza Teller in die Abwasch und putzte sich die Zähne. Als er aus dem Bad kam lag Ace noch immer zusammengerollt auf der Couch.
„Komm schon du Riesen Baby, ab ins Bett!“
Als ein weiteres Maulen von Ace kam zog Lion ihm einfach die Decke weg. Fein säuberlich zusammengelegt warf er sie auf den Couchtisch. Endlich schien der Blonde ein bisschen Reaktion zu zeigen. Er setzt sich auf. Na also.
„War ja nicht so schwer …“
Fast musste Lion schmunzeln.
„Ich geh jetzt ins Bett, bleib von mir aus die ganze Nacht hier sitzen!“
„Liooooon, trag mich!“
„Nein.“
Die Augen wieder einmal verdrehend machte er sich auf zum Schlafzimmer.
Nur um an der Türschwelle innezuhalten.
Flora war nicht da.
Würde das heißen er und Ace müssten alleine in einem Bett schlafen?
Ein Schauer rann über Lions Rücken.
Das hieß es wohl.
Ok, das war komisch. Für gewöhnlich schleif Flora zwischen ihnen, sie trennte sie, sie überwachte alles. Aber Flora war nicht da. Sie würde nicht verhindern das Ace ihm die Decke klaute. Ace würde nicht sie Umarmen wie sonst.
Er würde Lion umarmen.
Er schluckte.
Wieso fühlte er sich so komisch?
Wieso fühlte sich sein Magen so komisch an?
Vielleicht die Pizza.
Lion atmete tief durch. Eigentlich war das hier doch kein Problem. Es gab noch ein zweites Zimmer, ein zweites Bett. Er atmete auf. Genau, er würde einfach in Ace Zimmer schlafen, wie anfangs auch! Erleichtert macht er kehrt und griff nach der Türklinke von Ace Zimmer. Genau das war es, kein Proble-
„Was machst du da?“
Eine Hand legte sich auf seine.
Lion zuckte zusammen.
Wieso erschreckt er sich so? Wieso war diese Situation so komisch?
„Ich gehe schlafen?“
„Aber dein Bett ist neben an?“
Spöttisch ahmte Ace Lions unsicheren Ton nach. Doch im Gegensatz zu ihm schwang in Ace Stimme etwas Entschlossenes mit.
„Ich dachte, da Flora nicht da ist …“
„… lasse ich dich alleine Schlafen, damit du mitten in der Nacht schreiend aufwachst?“
Ace Stimme hatte nichts Spöttisches mehr. Seine Hand rutschte von Lions und wurde durch einen Arm um den Schultern des Braunhaarigen ersetzt. Mit der freien Hand wuschelte er ihm durchs Haar. Er lächelte.
Und Lion verschlug es die Sprache.
„Trottel!“
Das war wohl das Einzige mal das Ace das je zu Lion sagen würde. Dann zog er ihn einfach kurzerhand in Floras Zimmer, zu dem Bett auf dem sie jede Nacht gemeinsam schliefen. Ohne Widerrede folgte Lion.
Nur das komische Gefühl in seinem Magen blieb.
Nie mehr Fast Food!
Wie jede Nacht krochen sie beide unter die Decke, beide auf ihrer Seite. Diesmal knipste Ace das Licht aus anstatt Flora, die das sonst immer Tat. Und diesmal rutschte Ace an die Stelle an der Flora immer lag. Und diesmal würde ihn Ace umarmen, wie er es sonst immer bei Flora tat …
Lion schüttelte den Kopf.
Es würde nichts passieren! Alles war gut.
Er atmete tief durch und schloss für einen Moment die Augen.
Als er sie wieder öffnete ging Ace Atem neben ihm schon ruhig und gleichmäßig.
Lion lächelte.
Kein Grund zur Sorge.
Da schlang Ace die Arme um ihn.
<3
„ACCCCEEEE, bleib doch endlich stehen!!!“
Schon von weiten konnte Lion das Gekreische und Gekicher der Mädchen hören die Ace anscheinend auf den Fersen waren.
Ein Seufzen kam über seine Lippen und er presste sich etwas an die Wand, gleich würde Ace, gefolgt von einer Horde Mädchen, um die Ecke gedüst gekommen, auf der verzweifelten suche nach einem versteck und da wollte man ja nicht umgerannt werden!
Wieso hatte er vorher eigentlich anscheinend gesagt? Als würde irgendjemand anderes auf ihrer High School so ein Gekreische erzeugen. Ja, die High School, da befand er sich nämlich gerade und es war wie jeden Tag das Selbe. Er fragte sich nur was Ace diesmal ach so tolles gemacht hatte. Meist überzeugte er beim Sport, oder mit einem strahlenden Lächeln, aber es konnte auch leicht sein das ihn ein Schwarm von Mädchen verfolgte nur weil er sooooo verdammt süß aussah wenn er sein Sandwich aß!
Bei dem Gedanken verdrehte Lion die Augen. Ace und süß, genau! Der hatte es doch faust dick hinter den Ohren … wobei …
Energisch schüttelte er den Kopf.
In letzter Zeit hatte er immer wieder so komische Gedanken.
Und immer betrafen sie Ace.
Jetzt wo Flora auch noch für ein Paar Tage weg war, war es noch schlimmer geworden. Ständig sah er nur Ace!
Er musste sich ablenken, zum Glück begann die nächste Stunde bald.
Hm, ob er Ace heute ausnahmsweise einmal gegen seine Fangirls helfen sollte?
Ein kurzer Blick nach links und rechts lies ihn die Tür der Abstellkammer neben ihm erkennen. Das perfekte Versteck. Nagut. Heute. Ausnahmsweise.
An dem Anstieg des Gelächters konnte man erkenne das weder Ace noch seine Verfolgerinnen weit entfernt waren.
Ein weiteres Seufzen kam über Lions Lippen, dann legte der die Hand auf die Klinke der Abstellkammertür. Da kam Ace auch schon um die Ecke geschossen. Fast wäre er an Lion vorbei gerannt, doch der packte ihn geschickt am Ärmel, riss die Tür auf, wirbelte Ace herum, zog ihn in die Abstellkammer und Schlug die Tür wieder zu.
„WA-!“
Ace riss den Mund auf doch Lion presste seine Hand augenblicklich darauf um ihn zum schweigen zu bringen.
Da hörte man auch schon die kreischende Meute um die Ecke biegen.
Ace Augen weiteten sich als er die Situation verstand.
„Lion?~“
Gedämpft versuchte er gegen die Hand des Braunhaarigen zu sprechen.
Dicht an dicht standen sie aneinander gepresst.
Ace Rücken war an die Tür gedrückt und der ganze Krempel in der Abstellkammer zwang Lion dazu sich Brust an Brust an Ace zu pressen.
Langsam zog er die Hand weg.
„Ja, tu doch nicht so überrascht …“
Auch er hielt seine Stimme leise. Draußen war noch das Gekreische zu hören.
Spürbar erleichtert atmete Ace aus. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Lion spürte jeden von Ace Atemzügen als wären es seine eigenen.
Dicht an dicht.
Lion schluckte.
Draußen kreischten noch immer Ace Fangirls.
„Hey, Danke Honey …“
Sogar in der Dunkelheit die hier herrschte merkte er das Ace lächelte.
„Schon gut, ist ja nicht mit anzusehen!“
Lion schnaubte. Er fand das wirklich. Er hasste es mit anzusehen wie Ace von dieser Meute verfolgt wurde. Dieses unheimlich unangenehme Gefühl.
Die Hemden ihrer Schuluniform scheuerten aneinander als sich Ace versuchte zu bewegen. Hier war wirklich kein Platz!
Lion wurde heiß.
Ein leichtes Schnauben entfuhr ihm. Das sie hier auch keine Klimaanlage hatten. Das war ja nicht zu viel verlangt, bei so einer teuren Privatschule!
Draußen war noch immer ratloses Gekreische zu hören.
Man, wie hartnäckig konnten die den sei-
Ein Paar Arme schoben sich auf seinen Rücken.
Lions Atem stoppte für eine Sekunde.
Für eine Sekunde hörte er nicht mal das Kreischen.
„T-Tschuldigung …“
Ace hatte seine plötzliche Starre anscheinend bemerkt.
„Wenn ich die Hände herunterhängen lasse greife ich in irgendwas Ekliges und hier ist es zu eng um sie zu Verschränken, dein Rücken ist der einzige Platz …“
Lion Schluckte.
Du hast doch Hosentaschen!, wollte er sagen.
Doch er sagte nichts.
Dann setzte sein Atem wieder ein.
Schneller als vorher.
Nur weil es hier keine verdammt Klimaanlage gab!
Und draußen kreischten die Fangirls.
Ace Hände zogen sich fester um seine Rücken.
Sein entschuldigendes Lächeln war undeutlich zu erkennen.
Oh Gott, war das heiß hier!
Langsam wurden die Stimmen leiser.
Ace warmer Atem traf Lions Stirn als er versuchte eine blonde Strähne aus seinem Gesicht zu blasen. Seine Hände konnte er ja nicht mehr verwenden. Leise seufzend streckte Lion seine Hand aus und strich Ace die hartnäckige Strähne aus dem Gesicht. Warm und weich strich Ace Haut gegen seine Fingerspitzen.
Lion lief ein Schauer über den Rücken.
Er lies sich nichts anmerken.
Die Glocke läutete zur nächsten Stunde.
Ein lies Glucksen kam von Ace.
„Bist du nervös? Brauchst du nicht, wir kommen schon noch rechzeitig zum Unterricht!“
„Nervös? Wie kommst du auf so einen Blödsinn?“
Ein weiteres leises Glucksen war zu hören.
„Dein Herz rast! Ich spür das sogar durch die ganze Kleidung!“
„Q-Quatsch! Das ist nur wegen der scheiß Hitze hier! Nur wei-“
Lion hielt inne.
Draußen war nichts mehr zu hören.
Erleichtert Atmete er auf.
„Los, raus hier, sie sind weg! Und wir müssen wirklich zur Stun-“
„-Nur noch ein bisschen!“
Ace entwaffnendes Lächeln schien den Raum zu erhellen.
„Ich will nur sicher gehen, dass sie wirklich weg sind!“
Murrend nickte Lion.
Warum auch nicht?
Warum auch nicht etwas länger …
Dicht an dicht.
Er hatte das Gefühl das eine kleine Ewigkeit vergangen war als sie schließlich die Tür aufrissen und ins Freie stürzten.
Als sie zu ihren Klassen sprinteten merkte keiner von Beiden wie rot sie im Gesicht waren.
Dumme Klimaanlage.
<3
„Entschuldigung, aber kenne ich sie?“
Misstrauisch stellte Flora ihre Reisetasche ab um ihren Wohnungsschlüssel hervorzuholen. Vor ihrer Haustür standen zwei in feine Anzüge gekleidete Geschäftsmänner. Was hatte Ace nun schon wieder angestellt?!
„Nein, entschuldigen sie unsere Unhöflichkeit, ich bin Mr. Smith und mein Partner hier Mr. West.“
Der etwas größere streckte ihr die Hand entgegen. Zaghaft schüttelte sie sie. Er hatte einen kräftigen Händedruck.
„Florida Thompson.“
„Wir suchen Lion Wakefield, sie kenne ihn, habe ich recht.“
„Das wollen sie wissen weil?“
Eisern verschenkte sie die Arme. Sie hatten den Wohnungsschlüssel und da die beiden Herren warteten war offensichtlich niemand zuhause. Sie war in der Machtposition. Diesmal meldete sich der andere zu Wort.
„Wir sind Angestellte seines Vaters, ich bin sein persönlicher Sekretär, Mr. Smith kommt aus dem Vorstand.“
„Und weiter?“
„Wir haben etwas Dringendes mit Mr. Wakefield zu besprechen.“
„Was wäre?“
„Das können wir ihnen leider nicht sagen.“
„Dann kann ich sie leider weder in meine Wohnung lassen noch ihnen erlauben weiter hier zu warten.“
„Peet, sags ihr, sie sieht nicht aus als würde sie gleich zur Presse rennen …“
„Aber …“
Der Größere legte dem anderen bestätigend die Hand auf die Schulter.
„Es geht jetzt vor allem um den kleinen Lion, ok?“
Nickend seufzte angesprochener.
Misstrauisch Blickte Flora von einem zum anderen.
Als sie schließlich hörte was die beiden zu sagen hatten sperrte sie augenblicklich die Tür auf und versprach mit ihnen zu warten.
<3
„Haha, das war so der Wahnsinn, hast du gesehen wie Mr. Jacobs geschaut hat? Ich dachte nicht das er so sauer werden würde!“
Lachend sperrt Ace die Tür auf. Ein einladendes Klicken zeigte ihm das sie schon offen war. Sofort trat ein freudiges Glitzern in seine Augen. Flora war wieder da!
„Flora?!“
Der Blonde riss die Tür auf und stürzte ins Wohnzimmer. Auch Lion folgte ihm neugierig. Keiner der beiden hatte die zwei Paar zusätzliche Schuhe neben der Tür bemerkt.
„Flora, unsere Rettung! Wir dachten wir müssten verhunge- Wer ist das?“
Perplex blieb Ace stehen, als er die beiden Männer im Anzug erblickte die auf der Couch saßen. Flora stand an die Küchentheke gelehnt. Keiner sagte ein Wort.
Und Lion hatte das Gefühl als könnte man sein Herz in der Stille rasen hören.
Endlich öffnete Flora den Mund.
„Das hier sind …“
„… Mr. Smith und Mr. West.”
Ruhiger als erwartet beendete Lion Floras Satz. Vielleicht der Schock.
Diese beiden Männer arbeiteten für seinen Vater. Seit Lion sich erinnern konnte waren sie in seinem Leben gewesen, vielleicht hatte er sie sogar öfter gesehen als seinen Vater selbst. Immerhin waren sie es gewesen die ihn zum Kindergarten brachten, ihm sein Essen bestellt hatten, seine Hausaufgaben kontrollierten. Ihm gesagt hatten, dass sein Vater gerade wieder keine Zeit für ihn hatte.
Und jetzt waren sie wohl hier um ihn wieder zurückzuholen.
War ja klar. In ungefähr einer Woche machte er seinen Abschluss. Dann wollte ihn sein Vater sicher wieder unter seinen Fittichen wissen. Scheiße.
Hätte er sich nicht gefühlt wie zu Eis erstart hätte er jetzt die Arme verschränkt.
Oder auf etwas eingedroschen.
„Lion, wer ist das? Lion?“
Ace wedelte vor seinem Gesicht herum.
Lion merkte kaum, dass die Hand des Blonden abrupt von Flora gestoppt wurde um ihn von Lion wegzuziehen. Am Rande glaubte er zu hören wie sie ihm „Später.“ Zuflüsterte. Was würde sie ihm später erklären? Das Lion jetzt weg musste?
Was hatten ihr die beiden erzählt?
„Mr. Wakfield, es freut mich sie wieder zu sehen, auch unter diesen Umständen, sie sind groß geworden!“
Der etwas kleiner war aufgestanden und schüttelte Lion die Hand. Er nickte nur.
Welche Umstände?
„Wollen sie sich nicht setzten?“
„Ich stehe, danke.“
Lion sah ihm nicht einmal ins Gesicht.
Wieso sagten weder Flora noch Ace etwas?
Wieso waren bloß ihre Blicke eisern auf ihn gerichtet?
Wieso waren alle Blicke auf ihn gerichtet?
Endlich schaffte er es die Arme zu verschränken.
„Was ist hier los?“
„Nun, Mr. Wakfield, wir …“
Der kleiner brach ab und fuhr sich durchs schütte Haar. Er wirkte nicht nur unsicher, er wirkte bedrückt. Der größere erhob sich und legte ihm noch einmal die Hand auf die Schulter. Auch in seine Augen war eine Spur Schwermütigkeit zu erkennen.
„Lion …“
Sein Name lies ihn hochschrecken. So hatten sie ihn das letzte Mal als kleines Kind genannt. Endlich sah er sie an. Und ihm stockte der Atem.
„Was ist passiert?!“
Schwer ausatmend machte der Größere einen Schritt nach vorne. Diesmal legte sich seine Hand auf Lions Schulter.
„Lion, dein Vater ist tot.“
Sein Atem setzte aus.
Von weiter hinten hörte man Ace nach Luft schnappen.
„Er ist heute Morgen bei einem Autounfall ums Leben gekommen.“
Lion hatte das Gefühl seine Füße würden ihm unter dem Boden weggezogen.
Doch er stand.
Er stand. Er fiel einfach nicht.
Verdammt, warum fiel er nicht?!
Er wollte fallen. Er wollte nachgeben, einknicken, aufgeben.
Weinen.
Er wollte sich eine Blöße geben.
Wollte wider Atmen.
Luft holen können.
Doch er stand.
Einzig und allein sein Blick war auf den Boden gerichtet.
Ansonsten hätte man nicht sagen könne ob er die Meldung überhaupt registriert hatte. Hinter ihm hörte er Schritte.
„Lion!“
Arme Schlangen sich um seine Schulter. Es waren Ace.
Doch er ignorierte sie.
Er stand. Noch stand er auf beiden Beinen.
Dann sah er endlich auf.
„Und jetzt?“
Seine Stimme zitterte nicht einmal.
Oh Gott, wie gerne hätte er sich eine Blöße geben.
„Nun, wir haben natürlich sofort das Testament durchforstet, ihr Vater hat eine der wichtigsten Internationalen Firmen geleitet, irgendwer muss das weiter führen, sie wissen ja …“
„Und?!“
Lions Stimme schien ungeduldig.
Doch in Wirklichkeit wollte er es nicht hören.
„Du bist als Alleinerbe aufgeführt Lion.“
Diesmal war es Flora die antwortet. Sie stand noch immer an die Theke gelehnt. Abseits.
„Das stimmt Mr. Wakfield.“
Anscheinend hatte auch der Kleiner endlich wieder seien Sprache gefunden.
„Der Verlust ihres Vaters ist tragisch, aber nun … Mr. Wakefield, sie müssen die Firma übernehmen! Sie müssen in seine Fußstapfen treten.“
„Das beste wird sein sie kommen gleich mit uns mit, wir müssen so schnell wie möglich eine Pressekonferenz geben und alles aufklären, ansonsten stürzt sich die Konkurrenz auf uns wie Assgeier!“
In seine Fußstapfen treten. In die Fußstapfen des Mannes den er eigentlich nicht kannte. Die Fußstapfen die ihm mindestens zwei Nummern zu groß waren.
Aber er war sein Vater gewesen. Es war seine Pflicht.
Sein Vater war tot.
Und noch immer stand er.
Also öffnete er seinen Mund.
„Vergessen Sies!!“
Nicht seine Stimme.
Ace zog die Arme enger um ihn.
„Sind sie eigentlich bescheuert?! Er hat gerade seinen Vater verloren und sie wollen ihn gleich zu irgendeiner Pressekonferenz schleppen? Das ist doch nicht normal!“
„Ace!“
Scharf schnitt ihm Flora das Wort ab.
„Reis dich etwas zusammen.“
„Zusammenreisen?! Ich soll mich zusammenreisen?!! Die Einzigen die sich hier zusammenreisen müssen sind diese scheiß Schlipsträger!“
Lion spürte Ace aufgebrachten Atem in seinem Nacken.
Noch immer hatte er den Mund offen um etwas zu sagen.
Er wusste genau was er sagen würde.
Ja, er wusste es genau.
Denn das alles hier im Endeffekt wohl doch zu Schön gewesen um wahr zu sein.
Noch bevor Ace zu einer neuerlichen Schimpftirade ansetzten konnte viel ihm Lion ins Wort.
„Setzen sie die Pressekonferenz für vier Uhr an.“
Er sah auf.
„Er werde dabei sein.“
Und noch immer stand er.
9. Don't Forget - Past Part III
Vier Jahre zuvor
„Und das nächste Diplom übergebe ich nun stolz dem Schüler, der in seiner Zeit hier bei uns wohl die meiste Aufmerksamkeit erlangt hat, unter Schülern wie auch unter Lehrern …“
Ein Lachen erfasste die ganze versammelte Menge.
„… Ace Cooper!“
Breit Grinsend und eindeutig selbst von Stolz erfüllt schritt Ace die Treppe zur Bühne hinauf, dem Direktor entgegen. Auch Flora lächelte.
Sie saß in einer der ersten Reihen der Menge, der Menge die sich anlässlich der Abschlussfeier der High School versammelt hatte. Neben ihr hörte sie einen Lehrer erleichtert aufatmen als Ace schließlich sein Diplom entgegennahm. Ihr Lächeln verwandelte sich fast in ein Grinsen. Wie oft sie doch nicht von der Schule angerufen wurde. Das war jetzt vorbei. Nie mehr Sozialpädagogische Gespräche.
Ein Seufzen entfuhr ihr. Dieser Moment war so unheimlich friedlich.
Es war so friedlich wie Ace das Diplom nahm, wie er allen zuwinkte, dem Direktor freundschaftlich ein High Five anbot, wie alle in schallendes Gelächter ausbrachen als dieser annahm und wie Ace mit strahlendem Lächeln die Bühne verließ.
Es war so friedlich.
Bis Ace sich umdrehte.
Bis er sich umdrehte kurz bevor er wieder hinter der Bühne verschwand.
Denn er drehte sich um, um zu sehen, ob Lion nicht doch noch gekommen war.
Floras Lächeln fiel.
Lion war nirgends zu sehn.
Eisern lächelte Ace weiter, verbeugte sich noch einmal, erntete Applaus.
Flora klatschte in die Hände.
Aber sie konnte sich nicht durchringen noch einmal zu lächeln.
Es war eine Woche her, eine Woche seit dem Lion einfach sang und klanglos verschwunden war. Wäre es nach Ace gegangen hätte er Lion einfach an die Couch gefesselt damit er nicht abhauen konnte. Aber Flora hatte ihn zurückgehalten.
Ja, sie hatte ihn aufgehalten, ihm regelrecht verboten Lion zurückzuhalten, sie hatte Ace Hand gehalten als Lion ohne sich umzudrehen aus dem Apartment verschwunden war. Und sie hasste sich dafür.
Ihr schweres seufzen lies ihre braunen Locken auf und abwippen.
Der nächste war auf das Potest getreten, und immer so weiter.
Bis zu W kamen sie gar nicht. Sie ließen seinen Namen einfach aus.
Lion war eben in jeder Hinsicht einzigartig.
Wie gebannt hatten sie und Ace die Pressekonferenz im Fernsehen mitverfolgt. Noch nie hatten sie Lion so gesehen. Wie er im Anzug vollkommen souverän vor den Reportern gestanden war, wie ihn keine einzige Frage aus der Fassung bringen konnte, nichts was sie ihm entgegenschleuderten. Er war so verdammt entschlossen gewesen, er strahlte eine Ruhe und Kraft aus die man bei jemanden seines alters nicht vermutet hätte. Ja, so hatten sie ihn noch nie gesehen.
So einen eiskalten Ausdruck hatten sie noch nie in seinen Augen gesehen.
Flora konnte ein schiefes lächeln nicht verhindern.
Aber was wussten sie schon? Sie kannten ihn ein Jahr, nicht einmal ein ganzes Jahr, das war nichts, wer konnte wissen wie er wirklich war?
Wer konnte wissen, dass er ihnen einfach den Rücken zudrehen würde?
Das er sich nicht melden würde?
Das er seine Sachen still und heimlich abholen würde während Flora und Ace in der Schule waren?
Das seine neue Sekretärin sie nicht durchstellen würde?
Das er nicht einmal zu seiner Abschlussfeier kommen würde.
Oh ja, wie sehr sie sich dafür hasste ihn gehen gelassen zu haben.
Aber sie hatte nicht anders gekonnt. Sie hatte in dem Moment keine andere Wahl gehabt. Sie konnte nicht anders als praktisch zu denken, rational, realistisch.
Sie hatte wohl von Anfang an verstanden, dass das hier einfach nicht ihre Liga war. Das Lion einfach nicht zu ihnen gehörte, oder umgekehrt, wie man es sehen wollte. Sie hätte es von Anfang einschränken sollen.
Sie hätte es kommen sehen sollen.
Sie hätte irgendetwas tun sollen.
Irgendetwas.
Doch sie hatte nicht gekonnt.
Und das einzige das sie jetzt tun konnte war Ace dabei zuzusehen wie er lachte.
Das einzige das sie jetzt tun konnte war mitzulachen.
Als alle ihre Hüte in die Luft warfen fand sie sogar wieder die Stärke mitzuklatschen.
<3
„Ace, steh auf!“
Ein Kissen traf den Blonden am Kopf. Er rührte sich nicht einen Zentimeter.
„Komm schon, es ist mitten unter der Woche und es ist sechs Uhr ABENDS, du kannst dich nicht jeden Tag so gehen lassen!“
Nicht einmal ein Murren.
Flora schnaubte.
Was dachte er eigentlich? Das sie hier spaß machte?!
Gereizt schritt sie auf das Bett zu um ihn einfach herauszuziehen. Kurz davor blieb sie wie versteinert stehen.
Ace hatte sich bewegt.
Er hatte die Hand ausgestreckt und sie quer übers ganze Bett geschoben um sie in den Polster zu krallen den Lion immer benutzt hatte.
Sie konnte nicht sagen ob die Bewegung bewusst oder unbewusst war.
Ace zog den Polster an sich heran, drückte ihn an sich als wäre er ein Kuscheltier.
Sie schluckte.
Vier Wochen.
Langsam lies sie sich neben Ace auf die Bettkante sinken. Er lag mit dem Rücken zu ihr, den Polster noch immer Dicht an sich gepresst.
28 Tage lebten sie nun schon wieder alleine.
672 Stunden war Lion nun schon aus ihrem Leben verschwunden.
Und es war keine der 40680 Minuten leichter geworden.
Wenn er wenigstens ganz weg gewesen wäre, wenn er einfach verschwunden wäre, vielleicht wäre es dann einfacher gewesen.
Doch er war überall präsent.
Die Zeitungen schrieben über ihn, das junge Genie, das sie Firma seines Vaters mit Bravour leitete, das Fernsehen konnte nicht genug von diesem gutaussehenden toughen Jungunternehmer bekommen und im Internet tauchte eine Fanpage nach der andren auf. Gerade das sie sein Gesicht nicht auf eine riesige Werbetafel druckten. Er war überall präsent.
Nur hier bei ihnen nicht.
Hinter sich hörte Flora das Rascheln einer Decke.
„Komm schon Ace …“
Ihre Stimme hatte nichts Strenges mehr.
Sie wollte eigentlich gar nicht streng mit ihm sein.
Er hatte sich so gut geschlagen, hatte die ganze Abschlussfeier über gelacht, hatte Witze gerissen, hatte alle Fragen über Lion mit einem Lächeln abgetan, hatte mitgespielt als Flora sich wegen Magenschmerzen entschuldigte. Sogar im Auto hatte er noch ruhig und ausgeglichen gewirkt, hatte ihr erzählt wie scheußlich er die Farbe seiner Robe nicht fand. Sie hatten gemeinsam Abend gegessen, Ferngesehen, waren gemeinsam vor dem leeren Bett gestanden.
Und keiner von beiden hatte diese Nacht schlafen können.
Sie drehte sich um.
Sofort fing sie Ace Blick ein.
Er hatte sich zu ihr umgedreht, den Polster noch immer an sich gedrückt.
Langsam streckte sie die Hand aus, strich zuerst für eine Sekunde unwillkürlich über den Polster und lies dann ihre Hand in Ace Haare gleiten.
„Du musst endlich am Collage zusagen.“
Nur Ace aufmerksamer Blick zeigte, dass er ihr zuhörte.
„Ich bin mir sicher sie warten nicht mehr lange mit dem Schauspiel Stipendium auf dich.“
Ein schweres Seufzen lies sich seinen Brustkorb heben und Senken. Dann ließ er mit einer Hand vom Polster ab um sie nach Floras auszustrecken.
„Ich weiß.“
Das erste Mal seit vier Wochen kam ein ehrliches Lächeln über Ace Lippen.
„Und es ist mir egal.“
Mit diesen Worten ließ er den Polster ganz los und schwang seine Beine aus dem Bett. Sich streckend trottete er ohne ein weites Wort ins Wohnzimmer.
Sie konnte ihm eine weile nur nachsehen, dann stand sie ebenfalls auf und begann zu Kochen. Ace war in der Dusche verschwunden.
Als er wieder aus der Dusche kam war Flora gerade dabei die Sache für ihr Abendessen wieder in den Kühlschrank zu räumen, ohne gekocht zu haben. Ace sah sie verwundert an, sparte sich allerdings ein Kommentar.
„Was hältst du davon, wenn wir heute Abend Mal essen gehen?“
Sie nahm auf der Theke platz.
„So richtig fein ausgehen, also Abendkleidung, uns mal so richtig verwöhnen lassen, wir haben deinen Abschluss immerhin noch nicht so richtig gefeiert!“
Ace blieb mitten im Raum stehen und schien eine weile zu überlegen.
Dann trat ein Grinsen auf seine Lippen.
„Aber nur wenn ich das Restaurant aussuchen darf …“
<3
Das Restaurant das Ace gewählt hatte war wirklich oberste Klasse, Flora war vollkommen fertig das sie überhaupt einen Tisch bekommen hatten. Vielleicht hatte es ja etwas mit Aces Aussehen zu tun. Oder damit das sie heute wahrscheinlich das erste mal ein Kleid trug. Ein Kleid und hohe Schuhe, wohl gemerkt!
Diesen Schwarzen vollkommen unbequemen, aber laut Ace total scharfen, „Alptraum“ von Kleidungsstück hatte sie vor Ewigkeiten einmal von ihren Eltern geschenkt bekommen, wohl in der Hoffnung sie würde Mädchenhafter werden. Das war ein Schuss nach hinten gewesen.
Flora sah sich um. Es stimmte, das hier war eine gehobene Klasse, was sie allerdings wunderte war, dass sie eigentlich nur Geschäftsmänner erblickte. Geschäftsmänner bei Geschäftsessen.
Nicht das sie sich Sorgen machen würde das sie overdressed wäre oder so einen Blödsinn, aber sie hatte erwartet das Ace ein Lokal wählen würde, in dem es entweder betrunkene Prominente oder Frauen Schlamketschen gab.
Wahlweiße beides.
Aber hier war eindeutig nur eine angenehme seriöse Atmosphäre zu spüren.
Noch immer misstrauisch beobachte sie Ace wie er bestellte, sah sich noch mal um als sie aufs essen warteten und aß schließlich mit größter Sorgfalt. Irgendwie begann sie sich zu fragen ob das hier so eine gute Idee gewesen war.
Irgendwas war hier gewaltig faul.
Vor allem an Ace auf einem starren Blick, der genau hinter sie gerichtet war.
Langsam drehte sie sich um.
Eigentlich wollte sie es ja gar nicht wissen.
Und langsam rutschte ihr die Gabel aus der Hand.
Sie hatte es nicht wissen wollen.
Am Tisch hinter ihnen saß Lion.
Er war so von anderen Geschäftsleuten in protzigen Anzügen belagert das er sie wahrscheinlich nicht einmal wahrgenommen hatte. Oder sie gekonnt ignorierte.
Flora hätte beides für wahrscheinlich gehalten.
Obwohl Lion eindeutig der Jüngste war wirkte er wunderbar erhaben über alle die um ihn herum saßen. Bewundernswert.
Wäre da nicht diese eisige Kälte in seinem Blick gewesen.
Sie konnte nicht wegsehen.
Fast hätte sie nicht einmal bemerkt das Ace aufgestanden war um an ihr vorbei zu Lion zu gehen.
Und da verstand sie.
Warum er dieses Lokal gewollt hatte.
Er musste es irgendwo gelesen haben, sie bildete sich ein es sogar selbst gelesen zu haben, das der Junge Erbe der Wakefield Cooperation seine Geschäftspartner vorzugsweiße hierher zum essen einlud.
Flora hatte das Gefühl das es ihr die Brust zuschnürte.
So sehr hatte Ace ihn also sehen wollen.
Das schiefe Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.
Als hätte sie nicht genau dasselbe gewollt.
„Lion!“
Ace Stimme hob sich gut über das Gespräch an Lions Tisch ab, er hielt sie aber so leise das sich keiner nach ihm umdrehte. Anscheinend war er auch jetzt noch darauf bedacht Lion nicht zu blamieren.
Sofort war Flora auf den Beinen. Hinsprinten war allerdings mit High Heels nichts.
„Lion, Hey!“
Noch mal rief Ace den Namen des Braunhaarigen, da dieser beim ersten Rufen nicht einmal gezuckt hatte. Anscheinend hatte er es für Einbildung gehalten.
Als er jetzt allerdings aufsah rutschte ihm sein Glass aus der Hand.
Der Mann neben ihm fing es auf, es war einer der Männer die ihn abgeholt hatten. Der kleinere, er wirkte verunsichert.
Genau wie Lion. Wenn auch nur für einen Moment.
„Entschuldigen sie mich bitte meine Herren!“
Ein warmes Lächeln strahlte in die Runde, dann war Lion auch schon aufgesprungen um Ace abzufangen bevor er auch nur in die Nähe des Tisches kommen konnte.
„Was willst du hier?!“
Seine Stimme war eindeutig zu unterkühlt als er Ace davon abhielt näher zu kommen. Sofort verschränkte er die Hände.
Für einen Moment musterte ihn Ace hilflos.
Waren seine Haare kürzer?
„Lion …“
Flora war hinter Ace aufgetaucht. Sofort fokussierte Lion sie. Für eine Sekunde trat so etwas wie erstaunen in seine Augen. Doch sie konnte sich auch geirrt haben.
„War das deine Idee? Ich traue dir die Kontakte zu …“
„Ich wusste bis vor einer Minute nicht davon …“
Floras Stimme klang so flach, dass man wohl nicht einmal Ansatzweiße Emotionen herauslesen konnte. Ihre Handlungen sprachen für sie.
Ihre Hand verschränkte sich wie von selbst mit Aces.
Der Blonde schenkte ihr nicht die geringste Beachtung.
Sein Blick galt nur Lion.
„Wie geht es dir?“
So wohl Lion als auch Flora sahen Ace überrascht an.
Hatte Ace dem Braunhaarigen nichts an den Kopf zu werfen? Eine Moralpredigt wegen des plötzlichen Verschwindens? Irgendwelche Schimpfwörter?
„Gut, Danke.“
Lion fing sich schneller als Flora. Sein Ton klang förmlich.
„Wenn das alles war, es tut mir sehr leid, aber ich habe wichtige Gäste.“
Flora spürte wie Ace Hand ihre drückte.
Er ballte die Fäuste.
Aber er bekam kein Wort mehr heraus.
Er wirkte wie versteinert.
Als wäre er geschockt.
Als wäre er so geschockt über die eisige Kälte in Lions Augen.
„Ace, wartest du bitte im Auto? Ich zahle nur noch schnell, dann komme ich nach!“
Der Blonde rührte sich keinen Millimeter.
„Ace, bitte …“
Sie schenkte ihm ein schwaches lächeln.
„Du darfst auch fahren?“
Langsam blinzelte er.
Lion hatte sich schon wieder halb in Richtung Tisch gedreht.
Dann nickte Ace endlich.
„Machs gut …“
Seine Stimme war leise, doch man spürte einen unendlich starken Nachdruck in ihr.
Dann drehte er sich gleichzeitig mit Lion um und ging in Richtung Ausgang.
Für eine Sekunde sah Flora Ace nach, dann schnappte sie Lion am Ärmel und zog ihn zurück.
„Vergiss es. Du denkst doch nicht, dass ich dich jetzt einfach so gehen lasse, oder? Im vergleich zu Ace will ich eindeutig nicht nur dein Bestes.“
Ihre Stimme war ein einziges zischen als sie sich zu ihm vorbeugte.
Lion Atmete hörbar aus. Nicht im Geringsten aus Angst. Er schien genervt.
„Komm mit.“
Sich noch mal über die Schulter schauend führte er sie an den Rand des Lokals.
„Dieses Essen ist wirklich wichtig, also mach schnell.“
„Pff, wirklich wichtig? Weißt du was wirklich wichtig ist? Freunde! Freunde nicht einfach fallen zu lassen! Nicht einfach zu verschwinden, den Kontakt abzubrechen!“
Sie Tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die Brust.
„DAS gehört zu den wichtigen Dingen!“
„Flora, bitte, ich habe jetzt keine Zeit für so etwas. Gibt es irgendetwas das ihr braucht? Ich bin euch wirklich dankbar, also wenn es etwas gibt … vielleicht Geld?“
Flora musste sich beherrschen das ihr die Hand nicht ausrutschte.
„Sag mal spinnst du?! So was überhaupt nur anzunehmen?“
Sie musste sich beherrschen das ihr vor Wut nicht die Tränen kamen.
„Denkst du wirklich, jetzt wo du toll und berühmt bist wollen wir auf einmal dein Geld?!“
„Nun ich …“
„Klappe!“
Lion wich einen Schritt zurück. Jetzt wirkte er nicht mehr so souverän.
Es schien als würde ein Stück seiner perfekt sitzenden Maske bröckeln.
Flora atmete tief durch. Sich so aufzuregen, sich so gehen zu lassen widersprach allen ihren Prinzipien. Ruhe.
„Lion …“
Noch ein tiefer Atemzug.
„…wir wollen dich. Wir wollen dich zurück. Wir wollen unseren Besten Freund zurück. Wir wollen den berechnenden, verschrobenen, liebevollen Lion zurück.“
Und da fiel seine Maske.
Das einzige das von seinem Gesichtsausdruck blieb, war pures erstaunen.
Nur mehr das Klappern des Bestecks war im Hintergrund zu hören.
Dann zog sich ein wehmütiges Lächeln über die Lippen des Braunhaarigen und seine Finger glitten durch die ungewohnt perfekt sitzende Frisur.
„Ich habe keine Zeit mehr.“
Unzusammenhängend kam er wieder zu seinem Geschäftsessen zurück.
Nur die Maske konnte er nicht wieder aufsetzten.
„Es hat mich sehr gefreut wider einmal mit dir reden zu können, aber ich muss jetzt zu meinen Gästen zurück, vielen Dank für das Gespräch.“
Sein überförmlicher Ton hinterließ einen unangenehmen Stich in ihrer Brust.
Lion Streckte ihr die Hand entgegen, dann mustere er sie noch einmal für eine Sekunde.
„Du siehst heute übrigens wundervoll aus! Also, auf wieder-“
Da war Flora die Hand ausgerutscht.
<3
Als Flora zu Ace ins Auto stieg tat ihre Hand noch immer weh.
Sie hatte nicht gedacht, dass sie so fest zuschlagen konnte. Nunja, eigentlich hatte sie gewusst das sie so fest zuschlagen konnte. Sie hatte nur nicht gewusst, dass sie bei Lion so fest zuschlagen konnte.
Sie schlug die Tür hinter sich zu und schnallte sich augenblicklich an. Doch es dauerte bis sie den Zündschlüssel drehte.
Sie sah hinüber zu Ace.
Er hatte sein Sakko ausgezogen, es unachtsam auf die Hinterbank geworfen.
Sein Blick war stur gerade ausgerichtet.
Sie überlegte ob sie etwas sagen sollte.
Sie wusste, dass es besser gewesen wäre nichts zu sagen.
Doch sie konnte nicht anders.
Sie war zu wütend.
Ace Blick tat ihr zu sehr weh.
„Gib auf.“
Ihre Stimme war ruhig. Abgesehen von dem bitteren Unterton.
Überrascht sah sie der Blonde an.
„Komm schon, du hattest doch nicht vor ihm jetzt noch weiter nachzurennen, oder?“
Sie startete den Wagen.
„…“
„Das ist vollkommen Sinnlos, er spielt mittlerweile einfach in einer anderen Liga, das ist alles Chancenlos für uns. Was hat es für einen Sinn etwas nachzueifern das wir nicht bekommen können? Wirklich …“
Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen wie sich Ace auf die Unterlippe biss.
Er würde ihr nicht Rechtgeben.
Da konnte sie sagen was sie wollte.
Und trotzdem legte sie nach.
„Du kämpfst auf verlorenen Posten, das ist einfach nur verschwendete Energie.“
Sie Parkte ein.
„Lass es dir nur einmal durch den Kopf gehen …“
Ohne wirklich auf ihn zu warten stieg sie aus und knallte die Tür hinter sich zu. Zu ihrer Überraschung folgte ihr Ace ohne Widerworte hinauf in die Wohnung.
Vielleicht dachte er wirklich darüber nach.
Wie auch immer.
Es würde sich nichts ändern.
Fast schon ungeduldig sperrte sie die Wohnungstür auf. Sie fühlte sich komisch. Aufgefühlt. Unruhig. Unsicher. Was für scheußliche Gefühle.
„Geh du schon mal ins Bett, ich gehe mich nur noch schnell Abschminken!“
Flora war schon auf dem Weg ins Bad als sie noch ihre Schuhe irgendwo in die Wohnung warf. Sie fühlte sich so verdammt unwohl, vielleicht hatte sie sich vorher einfach zu sehr aufgeregt. Ja, das war es, sie musste nur schnell ins Bett!
Zielstrebig schnappte sie sich ein Watteped und begann das Make-up von ihrem Gesicht zu waschen. Vielleicht sollte sie sich mal ein neues besorgen, von diesem hier brannten ihre Augen irgendwie.
Ein richtig unangenehmes brennen.
„Flora …“
Erschrocken wollte sie sich umdrehen, doch Ace lies sie nicht. Er war schneller gewesen und hatte die Arme von hinten um ihre Hüften geschlungen. Sachte zog er sie an sich. Sein Gesicht vergrub er sanft in ihren Haaren.
„Schon gut.“
„Ja, ich weiß alles ok, ic-“
Sie sah auf.
Ihrem Spiegelbild rannen die Tränen runter.
Ace Arme zogen sich enger um sie.
„Es ist ok.“
Seine Stimme lag beruhigend im Raum.
Flora schnappte nach Luft.
Das konnte doch nicht sein.
Sie konnte sich doch nicht so mitreisen lassen.
Sie hatte mit dieser ganzen Geschichte doch schon abgeschlossen!
Das erste Schluchzen kam über ihre Lippen.
„Wieso vermissen wir diesen Trottel bloß so sehr?“
Mit einem leicht verzweifelten Unterton stellte Ace die Frage in den Raum.
„Ich weiß nicht …“
Doch das war gelogen.
Denn sie wusste es.
Es war ihr klarer als alles andere in diesem Moment.
Weil sie sich beide in ihn verliebt hatten.
<3
„Ace?“
Gähnend stand Flora im Türrahmen des Schlafzimmers.
„Du bist schon wach?“
„Guten Morgen!“
Der Blonde strahlte ihr vom Küchentisch aus entgegen. Vor sich lag ein Stapel Zeitschriften, ein Block, Kuverts, Stifte, ihr Laptop und noch aller möglicher anderer Kram. Verwundert schlenderte sie zu ihm rüber.
„Morgen … was wird das?“
„Die Einreichfrist für das Stipendium ist abgelaufen.“
Vollkommen ruhig sah er zu ihr auf. Seine Lippen umspielte ein Lächeln.
„Soll ich jetzt stolz auf dich sein?!“
Sie gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. Er lachte nur.
„Nein, Nein … keine Angst, ich werde mein Ziel anders erreichen!“
Er fuchtelte mit der Hand vor dem Bildschirm herum. Schnell überflog Flora die E-Mails die er geöffnet hatte. Es waren Casting zusagen und Bestätigungen.
„Ok …“
„Das erste Casting ist jetzt um vierzehn Uhr! Du bist doch dabei, oder?“
Ace schien nicht aus der Ruhe zu bringen. Den Laptop zuklappend sprang er auf und hüpfte in die Küche.
„Ja, gut, aber …“
Etwas perplex lies sich Flora auf einem der Sessel nieder. Ace drehte sich um. Der Blick der sie Traf war nichts anderes als entschlossen.
„Ich gebe nicht auf.“
Seine Stimme war fest und ohne Zweifel.
Noch mehr aus der Fassung gebracht als sie eh schon war konnte sie ihn nur anstarren. Ace erwiderte ihren Blick mit einem Grinsen.
„Du hast gesagt, Lion spielt jetzt in einer anderen Liga. Und? Dann werden wir eben trainieren und auch in dieser Liga spielen. Wir können doch nicht erwarten, dass wir einfach nur herumsitzen und dass alles auf uns zukommt.“
Streng wedelte er mit dem Zeigefinger herum.
„Wirklich, genau von dir hätte ich mehr Sportsgeist erwartet!“
Spöttisch grinste ihr der Blonde entgegen.
Flora konnte nicht anders als zu Lachen. Sofort setzte Ace ein.
„Na los, zieh dich an, wir kommen zu spät zu meiner ersten Filmrolle!“
Um fünfzehn Uhr war es fast zu hundert Prozent sicher das Ace den Job bekommen würde. Es war noch keine große Rolle, aber es war ein Anfang.
Er hatte ihnen auf Anhieb gefallen und sie würden ihn auch weiterempfehlen. Sie sahen selten jemanden mit so viel sprühender Energie und so einem Willen.
<3
„Komm schoooooon! Sperr endlich die Tür auf, ich will mein Eis!“
Lachend hüpfte Ace um Flora herum.
Die Freude über das gelungene Casting hielt noch immer an und zur Feier des Tages hatten sie zwei Riesen Boxen Eis gekauft. Flora musste lachen.
„Warte, lass mich erst mal den Zettel lesen der da hängt, am ende schmeißen sie uns aus der Wohnung und wir wissen es nicht einmal!“
Das Eis abstellend schnappte sie sich das kleine Kärtchen das an ihrer Tür klebte. Es war eine Visitenkarte.
„Lion Wakefield, CEO Wakefield Cooperation …“
Las Ace laut vor bevor Flora noch den Mund aufmachen konnte. Eine gewöhnliche Visitenkarte, Name, Adresse, Telefonnummer.
„Sehr lustig, als hätten wir nicht schon versucht im Büro anzurufen …“
Flor spürte wie sie wieder sauer wurde.
„Dreh mal um!“
Ace Freude war trotz allem nicht zu übersehen.
„W-was zum …“
Beide starrten die Rückseite der Karte perplex an.
„Ich habe jetzt ein Handy (0664/XXXXXXXX) und Donnerstag Nachmittag frei.“
Ace las genauso holprig wie er Überrascht war.
Es war eindeutig Lions Handschrift.
Die beiden sahen sich einen Moment verdutzt an.
Dann schnappten sie sich jeder eine Box Eis und rannten los.
Heute war Donnerstag.
10. Losing My Grip
„Ace!“
Flora war schon auf dem Boden bevor sie auch nur die Hälfte das Zimmer durchquert hatte. Auf den Knien rutschte sie zu Ace, der noch immer zusammengerollt vor ihrem Bett auf dem Boden lag. Hastig drehte sie ihn auf den Rücken.
„Ace! Ace, hey, aufwachen!“
Unbeholfen und unsanft schüttelte sie ihn an den Schultern. Ihr ganzes Feingefühl, ihr Kalkül und ihre Fähigkeit in allen Situationen einen Kühlen Kopf zu bewahren waren in einer Sekunde den Bach runter gegangen. Sie konnte sich nicht einmal mehr erinnern welche Nummer der Notruf hatte.
„Hey, verdammt, Ace, wach auf!“
Noch mal rüttelte sie ihn doch er zeigte nicht die geringste Reaktion.
„Bitte, wach auf!!“
Außer Atem begann sie ihm die Haare aus dem Gesicht zu streichen. Sie fühlte sich als wäre sie gerade einen Marathon gelaufen, ausgelaugt und entkräftet. Verdammt wie war noch mal die Nummer vom Notruf? Wo war ihr Handy?!
„A-ace, Bitte …“
Ihre Stimme Klang wohl auch wie nach einem Marathon. Wie armselig. Sie bat ihr einen wahrscheinlich Toten aufzuwachen. Wahrscheinlich Tot. Wahrscheinlich …
Mit zittrigen Händen Tastete sie nach seinem Puls. An der Halsschlagader müsste er doch am stärksten sein? Seine Halsschlagader … wo war …
„Scheiße … oh Gott, Scheiße!!“
Hastig blickte sie sich um. Erste Hilfe Maßnahmen, sie musste sich doch an Erste Hilfe Maßnahmen erinnern! Und wo war sein Puls?! Ein Telefon, ein Telefon …
Ihr Blick an Ace Nachttisch hängen.
Der Bourbone war verschlossen.
Und von den Schlaftabletten fehlte nur eine halbe.
Da spürte sie wie sein Puls unter ihren Fingerspitzen pulsierte.
Ruhig und gleichmäßig.
Vollkommen außer Atem sank sie auf seine Brust.
Er lebte.
Es ging ihm gut.
„Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein-“
„Du bist doch gar nicht Religiös …“
Flora schreckte hoch als ihr Jemand aufmunternd durchs Haar fuhr.
Ace lächelte ihr entgegen.
Wenn auch nur schwach.
Aber das war ihr jetzt egal.
„Ace …“
Ihre Stimme war nur ein heißeres Flüstern.
Er lachte. Auch wenn es traurig wirkte.
Dann streckte er die Hand aus und wischte ihr sanft über die Wangen. Sie verstand zuerst nicht was das sollte, bis sie die Tränen und ihr verwischtes Make-up auf seinen Fingerspitzen sah. Sie hatte geweint.
„Ach mist …“
Ihrer Stimme nach zu urteilen weinte sie immer noch.
Verstohlen wischte sie sich über die Augen. Noch mal kam ein leises Lachen von Ace. Er machte einen kaum merkbaren Versuch sie aufzusetzen, lies es aber dann. Flora griff ihm unter die Arme und lehnte ihn an die Bettkante.
„Was dachtest du denn, Schatz, das ich tot bin …“
Ein weiteres Lachen. Es klang deprimiert.
„Ach komm schon …“
Und das klang wie „Wäre schön wenn so wäre.“.
Flora spürte wie ihre Verzweiflung in Wut umschlug.
„Ja, verdammt, das dachte ich!!“
Ohne anders zu können schlang sie die Arme um seinen Hals.
„Du Idiot!“
Wieder lachte er. Wieso klang sein Lachen so flach?
Und da fiel ihr ein, dass etwas wichtiges fehlte.
„Ace … wo ist Lion?“
<3
Das heiße Wasser tat gut.
Es lockerte seine Muskeln als es auf seine Schultern prasselte.
Oder zumindest bildete er sich das ein.
Lion stützte sich mit der Hand an der Wand der Dusche ab.
Es konnte leicht sein, dass er sich das einbildete, dass er sich das alles hier einbildete. Das heiße Wasser, die Tatsache dass er einfach gegangen war.
Oh Gott, wie sehr wünschte er sich das er sich das hier alles nur einbildete.
Aber dem war nicht so.
Dem war nicht so, auch wenn er das Gefühl hatte, das alles verschwamm. Das alle seine Gefühle, seine Bewegungen, seine Gedanken, dass alles einfach verschwamm.
Er stützte sich mit der zweiten Hand ab.
Seit dem er Floras Haus verlassen hatte verschwamm alles nur.
Vielleicht sogar sein ganzer Körper.
Denn er spürte wie ihm die Beine wegsackten.
Nass warm und gleichzeitig stechend Kalt fühlte er die Fließen unter ihm. Seine Hände brauchten einige Zeit bis sie seinem zusammengesunken Körper folgten.
Wie erbärmlich.
Wie lange war es nun schon her, dass er das Haus verlassen hatte? Das Haus am Strand. Das er Ace verlassen hatte.
Er wusste es nicht.
Aber es konnte sich eigentlich nur um Stunden Handeln.
Um Stunden?
Stunden …
Aber er hatte doch dazwischen geschlafen?
Nein. Er hatte nicht geschlafen.
Es war bloß Nacht gewesen.
Aber er hatte einfach nicht schlafen können.
Also ein Tag. Es war wahrscheinlich schon ein Tag vergangen.
Wie erbärmlich.
Er musst aufstehen, musste endlich die Dusche abschalten, sich anziehen, etwas essen, sich in sein Auto setzten zur Arbeit fahren, er konnte nicht noch länger von der Firma wegbleiben. Er musste alles wieder gerade biegen.
Aber wie sollte er all das tun, wenn alles verschwamm?
Wenn er das Gefühl hatte das seine Gedanken ein einziges Labyrinth waren?
Mit zittrigen Fingern drehte Lion das Wasser ab.
Er stand auf, stolperte aus der Dusche, zog sich an, suchte seinen Autoschlüssel, warf den Autoschlüssel wieder auf den Tisch, entschied in dem Zustand nicht zu fahren, gut sein Rationales Denken funktionierte noch, er bestellte sich ein Taxi, stieg ein, nannte die Adresse, stieg aus, grüßte alle, begann mit Erklärungen, brach ab, hetzte die Stiegen zu seinem Büro hinauf, huschte unbemerkt hinein, knallte die Tür zu … und blieb wie angewurzelte stehen.
Sein Bürosessel stand mit dem Rücken zu ihm.
Nicht ungewöhnlich.
Aber in der Spiegelung der Fenster konnte man deutlich erkennen wer darin saß.
„Ich dachte nicht, dich hier zu sehen …“
Seine Stimme klang vollkommen normal.
<3
„Und ich habe gehofft dich hier zu sehen …“
Flora schwang den mächtigen Bürosessel elegant in Lions Richtung.
„Ich war früher mit meinen Angelegenheiten fertig, da dachte ich, ich nutzte die freie Zeit um sie mit euch zu verbringen, mit dir und Ace.“
Ohne Skrupel legte sie einen drohenden Unterton in ihre Stimme. So drohend wie sie nur konnte. Oh wie sie doch hoffte das Ace Name ihm einen Stich versetzten würde.
Doch Lion zeigte nicht die geringste Reaktion.
Er antwortete nicht einmal. Er kam nur seelenruhig auf sie zu.
Sie ballte die Fäuste, auch wenn er das aufgrund ihrer Verschränkten Arme nicht sehen konnte. Vielleicht auch besser so.
„Nun, ich freue mich natürlich immer über deinen Besuch. Wie war der Flug?“
„Wunderbar …“
Sie schluckte ihre Wut herunter. Sie versuchte es.
„… bis auf die inkompetenten Flugbegleiter, weißt du, die waren wirklich unzuverlässig, haben sich einfach nicht um die Fluggäste gekümmert, vielleicht sollte ich sagen, sie haben sie im stich gelassen.“
Wie sehr sie doch hoffte das es ihm einen Stich versetzten würde.
„Wirklich?“
Seine Stimme war unendlich gelassen.
Floras Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen.
Lion umrundete den Schreibtisch und lehnte sich an die Kante neben ihr.
„Und du hast dich nicht beschwert? Das ist gar nicht deine Art …“
Wie bitte?!
Sie öffnete den Mund, doch sie konnte einfach nichts sagen.
Was sollte der scheiß jetzt? Wollte er sie verarschen? Sie ärgern?
Ging ihm das alles wirklich überhaupt nicht nahe?!
„Ich tue es jetzt.“
Ihre Stimme musste diesmal wirklich schneidend geklungen haben.
Den Lion zuckte zusammen.
Oder es lag daran das sie urplötzlich aufgestanden war.
Das sie sich urplötzlich in seine Richtung gelehnt hatte.
Das sie urplötzlich ihre Finger auf seine Brust gelegt hatte.
„Was in aller Welt denkst du dir eigentlich?!“
Sie hatte keine Lust mehr in Rätseln zu sprechen. Auch wenn sie wusste das Lion sie genau verstand.
„Hast du sie noch alle ihm SOLCHE Hoffnungen zu machen und dann einfach abzuhauen?!“
„W-was … woher weißt du, dass …“
„Ach komm schon, was glaubst du eigentlich, das Ace und ich nach 22 noch Geheimnisse voreinander haben?“
„Aber das … pff … als hätte ich ihm Hoffnungen gemacht, das war für ihn doch nur eine dumme Spielerei.“
Er hielt seine Stimme ruhig. So ruhig es ging.
„Eine dumme Spielerei? Bist du eigentlich wirklich so blind? Oder habe ich dich all die Jahre einfach für zu intelligent eingestuft?!“
„Blind? Was hätte ich den bitte sehen sollen?“
„Was du …“
Sie musste tief Luft holen um nicht zu schreien.
„Was du sehen hättest sollen? Deinen Besten Freund … deinen Besten Freund wie er sich Hals über Kopf in dich verliebt hat …“
Lion sah weg. Seine braunen Haare verdeckten seine Augen.
Hatte sie es geschafft? Hatte sie ihm seine Maske endlich heruntergerissen?
Sie musste es wissen.
„Lion … Was denkst du dir eigentlich dabei, ihn ein zweites Mal zu verlassen?“
Doch sie bekam keine Antwort.
Stattdessen folgt ein Lächeln. Oder eher das unwillkürliche Verziehen seiner Lippen.
„Bester Freund … du sagst es …“
Für einen Augeblick hätte sie schwören können, dass sich sein Lächeln in ein Lachen verwandeln würde. Doch dann fiel es komplett.
Flora schluckte.
Das einzige das auf seinem Gesicht blieb war eisige Kälte.
„Wir sind Beste Freunde.“
Er sah auf. Sah sie direkt an.
„Und das wird immer so bleiben.“
Vielleicht hatte sie sich geirrt. Vielleicht war sein Blick nicht eiskalt. Er war tot.
Langsam löste sie die Hand aus seinem Hemd.
Sie hatte sich dort festgekrallt.
Dann machte sie einen Schritt zurück.
„Nein …“
Machte sich auf den Weg zur Tür.
„… ihr wart Beste Freunde.“
Und schloss diese hinter sich.
So leise und lautlos wie sie den Raum betreten hatte.
Von ihrer Wut war nur ein schmerzliches Stechen in ihrer Brust geblieben.
<3
Die Stelle an der Flora ihre Hand gehabt hatte brannte.
Es hatte mit einem Stechen in seine Brust begonnen als sie Ace Namen erwähnt hatte, und es hatte sich immer mehr ausgebreitet.
Und nun brannte seine Brust.
Lion stützte sich an der Lehne seines Sessels ab, dann ließ er sich hinein sinken.
Seine Beine schwammen schon wieder.
Aber seine Gedanken schienen ausnahmsweise klar.
Klar hallten Floras Worte in seinem Kopf wieder.
Sie waren Beste Freunde gewesen.
Wie wahr das doch war.
Es war ihm klar gewesen, dass es nie wieder genauso sein würde, dass es vor allem eine Zeit dauern würde, bis Ace ihm vergeben könnte, bis er ihm teilweiße vergeben könnte. Aber er war sich mehr oder weniger sicher gewesen das es irgendwann einmal wieder so sein könnte. Das irgendwann wieder alles in Ordnung sein könnte.
Er wusste jetzt, dass er vollkommen falsch gelegen hatte.
Nichts würde wie früher sein.
Absolut gar nichts.
In dem Moment als er das Haus verlassen hatte, war alles in winzig kleine Bruchstücke zerfallen. Alles. Und er hatte keine Ahnung wo er einen Klebstoff herbekommen sollte. Er würde das alles nie wieder zusammensetzten können.
Das Lächeln das sich nun auf seinen Lippen abzeichnete war echt.
Auch wenn es nur für eine Sekunde blieb.
Er drückte auf den ersten Knopf seines Bürotelefons. Sofort meldete sich seine Sekretärin.
„Setzten sie eine Pressekonferenz für vier Uhr an.“
Er legte auf.
Er beendete es.
Er würde das alles hier endgültig beenden. Öffentlich.
Er würde Ace freigeben.
Denn sie waren Freunde gewesen.
Erschöpft lies er sich in seinen Sessel sinken und verschränkte die Arme fest über seiner Brust.
Das Brenne war noch immer da.
<3
„Ace?“
Flora hatte das Gefühl sich in ihr eigenes Haus schleichen zu müssen. Als wollte sie Ace um keinen Preis in der Welt stören, als müsste sie alles hier in Watte packen.
Als müsste sie ihn unbedingt beschützen.
„Ich hab Eis mit gebracht …“
Vorsichtig tastete sie sich ihren Weg vor ins Wohnzimmer. Ihre Schuhe hatte sie unachtsam irgendwo in die Gegend geschleudert. Das hier war einfach zu wichtig um sich für so etwas Banales wie Schuhe schön hinstellen zeit zu nehmen.
Ace war zu wichtig.
„Hey ...“
Ohne genau hinzusehen machte sie sich auf den Weg in die Küche.
Sie musste nicht hinsehen um zu wissen das der Blonde noch immer auf der Couch in ihrem Wohnzimmer saß, in eine Decke eingewickelt, genauso wie sie ihn verlassen hatte.
Sie wusste es ohne sich umzudrehen. Sie wusste, dass er sie nicht einmal ansah, das er sie bloß registrierte. Wenn sie Glück hatte.
Noch immer spürte sie dieses unangenehme Stechen in ihrer Brust.
Mit einem schweren Seufzer begann sie das Eis sorgfältig in kleine Schällchen zu portionieren. Schoko und Erdbeere. Seine Lieblingssorten.
Doch als sie sich vor ihm hinkniete und ihm die Schüssel hinhielt sah er sie nicht einmal an. Sein Blick war stur auf den Sessel ihm gegenüber gerichtet.
Den Sessel in dem Lion gestern noch gesessen hatte.
Flora seufzte und stellte die Schüssel auf dem Couchtisch ab.
Resignierend lies sie sich vor Ace auf den Boden plumpsen.
Er hatte ihr alles erzählt. Nunja. Fast alles.
Er hatte in Stichworten geredet, hatte Wörter vertauscht und falsch wieder zusammengesetzt, hatte in einem Anflug von offensichtlicher Panik alles herunter gerasselt das ihm eingefallen war. Aus Furcht es könnte alles weg sein wenn er es nicht erzählte.
Sie hatte sich dann den Rest zusammengereimt. Das war verhältnismäßig einfach gewesen, solange wie sie ihn schon kannte, wie sie die Beiden schon kannte.
Als hätte sie es nicht von Anfang an gewusst.
Als hätte sie nicht von Anfang an gesehen was zwischen den Beiden war.
Eigentlich war es komisch das das hier so lange gedauert hatte.
Ja, sie hatte alles von vornherein gesehen.
Bis auf dieses Ende.
Langsam streckte sie die Arme aus und schlang sie um Ace Knie. Den Kopf darauf bettend sah sie ihn von unten an.
Doch sie wusste nicht was sie sagen sollte.
Sie wusste nicht mehr was sie tun konnte.
Denn das einzige das man tun konnte war warten. Man konnte nur warten. Bis alles vorüber war. Bis alle Wunden verheilt waren.
Sie konnte nichts tun.
Sie konnte es nicht ändern. Nicht eingreifen.
Ihre Hände krallten sich leicht in die Decke. Hilflos.
Ja, sie war hilflos. Vollkommen hilflos.
Sie musste doch irgendwas tun, musste Ace zumindest ablenken. Ja sie würde ihn ablenken. Also das Eis hatte nicht geklappt, dann vielleicht Sport, nein er würde sich nicht aus dem Haus bewegen, ein Film, ja vielleicht ein Film, fernsehen wäre generell gut, aber irgendein Comedy Kanal, nichts mit Liebe oder Nachrichten.
Entschlossen fischte sie nach der Fernbedienung die sie irgendwo in der Couch vermutete, zog sie hervor und drückte den Roten Knopf. Dann schwang sie sich neben Ace auf das Sofa. Hoffentlich klappte es. Nur noch schnell den Kanal …
„Lion …“
Erschrocken sah Flora auf. Wieso hatte Ace auf einmal seinen Namen gesagt? War er irgendwie ins Haus gekommen ohne, dass sie es gemerkt hatte? Aber Ace hatte recht, sogar Lions Stimme war deutlich zu hören. Klar. Verwirrt sah sie sich um.
Bis ihr Blick am Fernseher hängen blieb.
Auf dem Flatscreen gab Lion eine Pressekonferenz.
„Oh …“
Das die Fernbedienung auf dem Boden aufschlug war beiden vollkommen egal.
Sie starrten bloß auf den Fernseher.
Nicht einmal das Gefühl eines Deja-vu’s konnte sich einstellen. Sie waren zu perplex.
„Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich freue mich über ihre Anwesenheit und werde mich bemühen mich so kurz wie möglich zu erklären.“
Klar und mächtig schwang Lions Stimme durch den Raum.
Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
„Wie sie sicher alle mitbekommen, dass mich und den allseits beliebten Schauspieler Ace Cooper mehr verbinden soll als nur Freundschaft.“
Ein raunen ging durch die Menge.
Auf der Couch in Floras Haus regte sich noch immer nichts.
„Nun, ich kann ihnen versichern, dass das ein großes Missverständnis ist und eindeutig nicht der Wahrheit entspricht. Es gab eine Verkettung unglücklicher Umstände durch die sehr unvorteilhafte Fotos geschossen wurden, aber das ist auch schon alles. Ich bin also heute hier, um ihnen mitzuteilen, dass das alles ein großes Hirngespinst der Boulevard Press war und das sie von nun an keine Schlagzeilen dieser Art mehr lesen werden, sowohl Ace Cooper als auch ich haben in dieser Beziehung nichts miteinander zu tun. Des Weiteren möchte ich im Zuge dessen Ace Cooper zu seiner bevorstehenden Hochzeit gratulieren und ihm alles Gute wünschen. Vielen Dank für ihre Zeit.“
Ohne ein weiteres Wort verließ Lion den Raum. Ohne sich umzusehen.
Er rannte regelrecht raus.
Doch seine letzten Worte schwangen nach.
In Gedanken sah sich Flora schon ihre Autoschlüssel schnappen, in unerlaubter Geschwindigkeit zu seinem Büro fahren und ihm zeigen was man bei der CIA so für Verhandlungsmethoden lernte.
Doch da legte sich ein Arm um ihre Schulter und zog sie an sich.
Als sie aufsah lächelte ihr Ace entgegen.
„Schatz, ich werde Heiraten!“
Mit diesen Worten schnappte er sich das schon zerronnene Eis.
11. All at Once
„Flora, duuuuuuuu … kannst du bitte die Platzkarten aus der Druckerei holen? Bitte, bitte, bitte … ich hab noch soooo viel mit den restlichen Vorbereitungen zu tun!“
„Restliche Vorbereitungen?! Du baust mein ganzes Haus um, verdammt!“
„Waaaas, du hast gesagt ich kann hier feiern!“
„Ich weiß auch nicht was mich da geritten hat …“
Flora schnaubte.
Grinsend streckte ihr Ace den Abholschein der Druckerei entgegen.
„Bitte?“
„Jaja …Du kannst nur froh sein das ich noch frei hab!“
Sie schnappte den Bestellschein. Ein kleines Schmunzeln schlich sich auf ihre Lippen.
Eine Woche war es jetzt her. Eine Woche war die Pressekonferenz her.
Eine Woche war alles her.
Und Ace strahlte.
Er hatte wirklich eine Freundin von ihm, konnte man das so sagen? nun ja er hatte wirklich eine Junge Frau angerufen und ihr einen Heiratsantrag gemacht. Natürlich hatte sie Ja gesagt. Soweit Flora wusste war sie nicht einmal Stripperin.
Nun war er vollkommen in den Vorbereitungen für die Hochzeit aufgegangen.
Alle Einladungen waren schon verschickt.
Ja, er strahlte.
Und er sah dabei nicht im Geringsten aus wie Früher.
Doch momentan war ihr das egal.
Den es war ihr lieber er strahlte auf eine etwas einschüchternde Art und Weiße, als er hing auf ihrer Couch, unfähig auch nur ein Wort herauszubringen.
Seufzend setzte sie sich ins Auto, und wahrscheinlich noch immer seufzend kam sie auch bei der Druckerei an.
Der Verkäufer war freundlich, hatte schon alle Platzkarten hergerichtet, sie gefaltet, man musste sie nur noch aufstellen und alles war feinsäuberlich in einen Karton eingeschlichtet. Einzig und alleine eine Einladung war unverpackt. Der Verkäufer wedelte damit vor Floras Nase herum.
„Bei der Bestellung lag ein Vermerk bei, also das wir diese Karte oben auflegen sollten … äm, dieser Vermerk, also ich meine bei den Einladungen war das ja auch schon so, das wir eine nicht abschicken sollten … also ich wollte nur fragen ob sie das noch mal überprüfen können, ich meine wegen dem Namen und …“
Flink nahm sie ihm die Karte aus der Hand.
Als sie den Namen las war sie nicht mal überrascht.
Das Einzige das sie vielleicht überraschte war der Stich in ihrer Brust.
Der Empfänger war Lion Wakefield.
<3
„Danke für ihre nette Hilfe, die Farbwahl und die Blumegestecke … einfach ein Traum!“
Lachend begleitete Ace die Floristin zur Tür, lachend schloss er die Tür.
Er schaffte es sogar noch lachend zum Esstisch, auf dem alle Unterlagen durcheinander gewürfelt waren.
Doch als er sich auf den Sessel fallen ließ fiel sein Lachen.
Und sein Kopf sank in seine Hände.
Er musste sich wirklich besser zusammenreisen.
Aber für was denn?
Momentan war niemand hier.
Jetzt wo Flora endlich einmal aus dem Haus war, war niemand hier.
Niemand konnte ihn sehen.
Niemand konnte sich Sorgen um ihn machen.
Er konnte sich gehen lassen.
Seine Hände rutschten von seinem Gesicht in seine Haare.
Er hatte es also wirklich geschafft. Er würde Heiraten.
Eine junge aufstrebende Schauspielerin, er hatten seinen letzten Film mit ihr gedreht.
Sie war wirklich nett gewesen, hübsch, sogar intelligent in der einen oder anderen weiße, oh und die konnte kochen und vor allem war sie echt witzig, eigentlich eine durch und durch perfekte Wahl. Die Medien hatten sie sowieso schon zusammen gesehen. Wie sie ihn und Lion zusammen gesehen hatte.
Eine perfekte Wahl, wenn man darüber hinwegsah das er die perfekte Wahl für sich schon getroffen hatte.
Aber es war die perfekte Entscheidung.
Denn man musste bedenken, dass ihn seine perfekte Wahl nicht wollte.
Seine Finger krallten sich in seine Haare.
Das alles war zum Haare raufen!
Dabei hatte er sich doch geschworen neu anzufangen, um Floras Willen, um Lions Willen, um seinen Willen. Dabei wollte er mit dieser Hochzeit doch einen Schlussstrich ziehen. Dabei war es doch die perfekte Entscheidung diese Frau zu heiraten, mit der ihn alle sehen wollten. So wie sie ihn schon mit Lion sahen wollten.
Unwillkürlich fischte seine Hand nach der Gästeliste.
Ja, es war wirklich die perfekte Entscheidung, denn jetzt rissen sich die Medien um seine Hochzeiten, um seine Neue, sie ließen Lion vollkommen in ruhe, sie hatten alles gewesene begraben.
Er wollte alles gewesene begraben.
Oder zumindest redete er sich das ein.
Denn der letzte Name auf der Gästeliste, war noch immer Lion Wakefield.
<3
Es klingelte Sturm.
Lion ließ es klingeln.
Denn er wusste, das es nicht die Person sein konnte von der er sich wünschte das sie es war. Denn diese Person feierte morgen ihre Hochzeit.
Diese Person würde ihn nie wieder besuchen.
Ace würde ihn nie wieder besuchen.
Er würde nie wieder unangekündigt Sturm läuten, ihm fast die Tür eintreten, ihn überfallen, ihn aus seinem Konzept bringen, ihn bei seiner Arbeit stören, ihn vollkommen durcheinander bringen.
Nie wieder.
Doch die Person an seiner Tür läutete Sturm.
Und er fand sich selbst dabei, wie er aufstand und sich zur Tür schleifte.
Denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Und es stimmte, als er die Tür öffnete stand da jemand den er nicht erwartet hatte.
„Flora ...“
„Kann ich reinkommen?“
Ihre Stimme klang leise, fast sanft. Für einen kurzen Moment wünschte er sich, sie würde doch wütend klingen. Das würde wenigstens heißen, dass sie kein Mitleid mit ihm hatte.
Das würde heißen, dass sie ihn nicht durchschaut hatte.
Er machte einen Schritt zur Seite, doch sie ließ sich Zeit beim eintreten, fast so, als wäre sie schon lang nicht mehr hier gewesen, was ja auch stimmte. Es war meistens nur Ace der hier unangekündigt hineinschneite. Ohne es wirklich selbst zu registrieren erwischte er sie dabei wie sie tief einatmete, und wie sie ihre Augen umherwandern lies bis ihr Blick schließlich an ihm hängen blieb.
Und Lion wünschte sich für einen Moment, dass dieser Blick vorwurfsvoll gewesen wäre. Doch er war es nicht.
„Ich mache Tee ...“
Ohne auf sie zu warten verschwand er in der Küche, eine Küche die für ihn alleine schon immer zu groß gewesen war, und die eigentlich immer leer stand, das einzige Personal das er hin und wieder beschäftigte war seine Putzfrau. Wenn er hier war, war er allein. Oder Ace schwirrte durchs Haus. Ein Haus das für ihn alleine viel zu groß war, geräumig, modern eingerichtet, alles war in schwarz, weiß, grau und Glas gehalten, angenehm, beruhigend, immer ordentlich, bis auf sein Wohnzimmer vielleicht, in dem immer Bücher und Dokumente auf dem Boden lagen, aber es hatte eine angenehme Atmosphäre auch wenn Ace sich immer aufgeregte hatte, dass hier mal etwas Farbe rein gehörte.
Ja, das Haus war viel zu groß für ihn. Vielleicht würde er umziehen.
Als er den Tee fertig aufgesetzt hatte stand Flora schon in der Tür.
Sie lehnte am Türrahmen und sah ihn an.
„Der Tee ist gleich fertig.“
Lion hatte das Gefühl etwas reden zu müssen. Etwas reden zu müssen, damit sie ihn nichts fragte. Denn er wusste, dass er keine Kraft mehr hatte um eine Maske aufzusetzen.
Doch sie sagte nichts.
Und noch mehr hatte er das Gefühl er müsste reden.
Er müsste sich rechtfertigen.
„Hör zu, Flora, ich weiß warum du hier bist, aber ich ...“
Er brach ab. Denn eigentlich wusste er es nicht.
Wollte sie ihn bemitleidenden? Er hatte kein Mitleid verdient.
„Er hat eine Platzkarte für dich drucken lassen, und eine Einladung ...“
Sie stellte die Worte ruhig in den Raum, doch Lion hatte trotzdem das Gefühl sie würden ihn angreifen, würden ihn umschlingen und seine Brust fester zuschnüren.
Er sah weg. Denn Antworten konnte er nicht.
Floras seufzen ließ ihn unter seinen Stirnfransen hindurch zu ihr blinzeln.
Sie hatte den Raum endgültig betreten und sich auf die Theke in die Mitte gesetzt.
„Weißt du, ich habe die Frage damals vielleicht etwas ungeschickt gestellt, aber ich würde wirklich, wirklich gerne wissen was du dir gedacht hast. Ich würde wirklich gerne verstehen, wie man einfach alles hinschmeißen kann, wenn man schon gewonnen hat ...“
„Schon gewonnen?“
Lions sagte das mit einem Lächeln. Seine Stimme war voller Ironie.
„Gewonnen um welchen Preis?“
Flora legte den Kopf schief und sah ihn fragend an.
„Ach komm schon, du kennst Ace, wir kennen ihn beide, er ist wirklich nicht der Typ, der eine Beziehung anfängt, der Typ den man gewinnen kann …“
Er brach ab und verschränkte die Arme vor der Brust.
Es war irgendwie komisch mit Flora darüber zu reden. Wie viel wusste sie? Sie hat zwar gesagt, dass sie wusste was geschehen war, aber wie viel wusste sie von ihm, von seinen Gefühlen, und wie viel wusste sie von Ace. Von Ace Gefühlen …
Und wie konnte sie so einfach mit dem allen einverstanden sein?
Was konnte er sagen und was nicht?
Sie schien seine Gedanken zu erraten.
„Schon gut, ich wusste es von Anfang an.“
„V-von Anfang an?!“
Perplex sah Lion auf.
Mit einem leichten Lächeln nickte sie.
„Ich wäre nicht so gut in meinem Job, wenn ich kein Talent dafür hätte Dinge zu analysieren, Personen zu analysieren …“
Sie seufzte, doch das Lächeln blieb auf ihren Lippen.
„Ich wusste es wahrscheinlich noch bevor ihr beide es wusstet!“
„Wir beide, aber das würde beuteten das …“
Lion wirkte noch immer perplex, eher verloren.
„… das ihr euch schon damals ineinander verliebt habt? Zur gleichen Zeit?“
„Das ist nicht möglich, es gab keine Anzeichen, es …“
Er brach ab.
Natürlich hatte es Anzeichen gegeben. Er hatte sie nur nicht gesehen.
Im nach hinein war man immer schlauer.
„Keine Anzeichen?“
Flora lachte.
„Ich würde sagen, dass deutlichste Zeichen das es nur geben konnte, war die Tatsache das Ace nichts mehr aus dem Bett aufgestanden ist nachdem du damals gegangen bist, das er nichts mehr gegessen hat, das er das Stipendium fürs Collage sausen hat lassen, das er vollkommen zusammengebrochen ist!“
In ihrer vorher so sanften und ruhigen Stimme schwang jetzt eindeutig ein Funken Wut mit.
Doch Lion registrierte es fast nicht.
Denn ihm stand der Mund offen.
„Ich wusste nicht, dass … er hat nie …“
„Erwähnt das es ihm scheiße ging nachdem du gegangen bist? Das er seitdem eine Heidenangst hat du könntest wieder aus seinem Leben verschwinden? Das er deswegen jede frei Minute in deiner Nähe verbringt?“
Ihre Stimme schwang nun ganz ins Zynische um.
„Aber als wir uns damals wieder gesehen haben … er war wie immer …“
Er atmete tief durch.
Seine Sätze waren nur noch ein Buntes Wirrwarr, er musste sich beruhigen.
„Natürlich war er wie immer. Er hat sich den Arsch aufgerissen um dich wiederzusehen, er hat soviel gearbeitet wie noch nie, ist von einem Casting zum anderen gerannt, nur um an deiner Seite bleiben zu können, nur um in deiner Liga spielen zu können. Denkst du wirklich er hätte dir gezeigt wenn es ihm dreckig ging? Denkst du wirklich er hätte irgendetwas getan um dich zu beunruhigen?“
Wieder entfuhr ihr ein Lachen, doch diesmal klang es hohl. Unendlich Zynisch.
„Was denkst du den wie es ihm jetzt geht?“
Ihre Stimme war scharf und schneidend.
Lion konnte nicht antworten. Er hätte nicht einmal gekonnt, wäre die Frage nicht rhetorisch gemeint gewesen. Seine Kehle war trocken und rau wie Sand.
Er hätte sich gerne gefragt, warum ihn Floras Erzählungen so aus der Bahn warfen. Doch er wusste die Antwort doch schon. Die Antwort war der Grund für das alles hier.
Er liebte Ace.
Er liebte ihn so sehr.
Und er musste an seinem Plan festhalten. Er musste.
Es war sowieso zu spät um umzudrehen.
Er schluckte und verschränkte die Arme.
„Und was ist mit seinen ganzen Liebschaften? Du kannst mir wirklich nicht erzählen, dass er sich immer nur um mich gesorgt hat …“
„Pff, du bringst eine Reihe unbedeutender Thekenschlampen als Gegenargument? Wo ist dein Selbstvertrauen?“
Spöttisch zog Flora eine Augenbraue hoch. Auch sie hatte die Arme verschränkt.
„Ich bringe es als ein Argument von vielen.“
Seine Stimme klang noch immer nicht so sicher wie er wollte.
Er konnte seine Maske einfach nicht finden.
„Flora, überleg doch mal logisch, wir stehen beide in der Öffentlichkeit, die ganze Geschichte würde unseren Ruf zerstören, unser Ansehen, und das kann sich keiner von uns leisten! Auch wenn Ace vielleicht anfangs euphorisch wäre, der Druck der Medien … irgendwann wäre es einfach zu viel!“
„Für ihn oder für dich?“
Lion schluckte nur. Er musste seine Maske unbedingt irgendwo hervorkramen.
„Hast du je gesehen, dass sich Ace über irgendeine Schlagzeile aufgeregt hat? Nein? Richtig! Weil es ihm nie wichtig gewesen ist, was die Medien denken, es war ihm wichtig, was DU denkst!“
„Es wird ihm nicht mehr egal sein, wenn er öffentlich fertig gemacht wird!“
„Nein, dir wird das nicht egal sein, ihm schon!“
„Natürlich würde es mir nicht egal sein, ich würde mir Sorgen um ihn machen!“
Lion sah weg. Er war kurz davor sich die Hand vor den Mund zu halten.
Er durfte nicht so einen Blödsinn reden!
Aus den Augenwinkeln sah er wie Floras Augen aufblitzten. Sie witterte ihre Chance, hatte erkannt, dass er eindeutig hilflos war. Doch sie wartete.
„Wenn …. Wenn wir wirklich etwas beginnen würden wäre es endgültig. Ich könnte ihn nicht mehr gehen lassen. Ich könnte ihn nicht mehr einfach loslassen.“
Er konnte den verzweifelten Unterton in seiner Stimme sogar selber hören, als er zu einem neune Gegenargument ansetzte.
„Was genau das ist, was er will! Was ihr beide wollt!“
„Was er jetzt will, momentan, das muss nicht halten …“
„Das muss nicht halten?! Das hat vier Jahre gehalten! Mehr als vier Jahre!“
„Das kann man doch so gar nicht sagen …“
„Ach, kann man nicht?! Lion, all die Jahre hat Ace immer nur dich vor Augen, du warst das Ziel das er erreichen wollte!“
„Und? Und weiter?! Was ist wenn er plötzlich das Interesse verliert? Wenn er das Interesse verliert und ich nicht mehr die stärke habe ihn gehen zu lassen?“
„Die Stärke? Diese angebliche Stärke ist momentan deine Größte Schwäche, dass einzige was dir im weg steht!“
„Und was ist wenn es irgendwann einfach auseinander bricht? Was ist dann?! Was ist wenn-“
„-Verdammt! Halt die Klappe!!“
Mit diesen Worten war Flora von der Theke gesprungen und hatte Lion am Kragen gepackt.
„Hör auf dir den Kopf über was wäre wenn zu zerbrechen, wenn du dem was wäre wenn nicht einmal eine Chance gibst!“
„Aber was wäre-“
Weiter kam er nicht.
Denn Floras Lippen lagen auf seinen.
Nur für einige Sekunden.
Doch diese Sekunden reichten um ihn vollkommen Sprachlos zu machen.
Um alle seine Gedanken vollkommen wegzublasen, seine verworrenen Zukunftsaussichten, seine Ängste, seine Schuldgefühle, seine Bedenken, seine Verzweiflung.
Das einzige das blieb war Verwirrung.
Nur diese paar Sekunden reichten.
Dann spürte er wie ihre Hände scheinbar kraftlos seinen Kragen losließen und er sah wie sie ein paar unbeholfene Schritte von ihm wegmachte.
Für eine Sekunde wirkte sie genauso perplex wie er, genauso verwirrt.
Doch dann schüttelte sie den Kopf, und in ihren Augen waren weder Mitleid noch Wut zu lesen. Sondern bloß bedauern.
Bedauern und eine stille Anschuldigung.
Ihre Stimme war nicht mehr so ruhig wie vorher, doch sie war klar.
„Wenigstens, kannst du denjenigen haben, den du möchtest, derjenige den du über alles liebst, liebt dich auch. Du weißt gar nicht, was für ein Glück du hast.“
Mit diesen Worten verließ sie die Küche.
Er wusste nicht ob das Schloss klickte als sie ging, oder ob sie überhaupt gegangen war. Doch er glaubte noch so etwas wie „Vergiss das nicht!“ gehört zu haben.
Aber er konnte es nicht genau sagen.
Denn sein Herz schlug einfach zu laut.
Und in seinem Kopf war nur Verwirrung.
Und Ace.
<3
Als Flora am nächsten Morgen aufwachte fühlte sie sich irgendwie schuldig.
Sie fühlte sich schuldig, weil ihr so ein ausrutsche passiert war, weil sie sich einfach nicht unter Kontrolle gehabt hatte. Sie konnte es doch eigentlich besser.
Sie seufzte als sie die Beine aus dem Bett schwang.
Heute war Ace großer Tag.
Und sie fühlte sich Schuldig.
Sie fühlte sich schuldig, doch sie bereute es nicht.
Sie bereute nicht im geringsten Lion geküsst zu haben.
Sie hatte es nicht bereut als sie seinen geschockten Gesichtsausdruck gesehnen hatte, und sie bereute es immer noch nicht als sie nun die Stiegen hinunter ging um Ace gegenüber zu treten. Denn es hatte ihr zwei Dinge klar gemacht, etwas das sie schon gewusst hatte und etwas auf das sie mit all ihrer Kraft gehofft hatte.
Sie hatte verloren.
Und es machte ihr nichts aus.
„Guten Morgen …“
„Morgen.“
Sie konnte ein Lächeln nicht zurückhalten als sie sich gegenüber von Ace in den heiligen Couchsessel sinken lies. Sie konnte es nicht einmal zurückhalten als Ace deswegen zusammenzuckte.
Denn endlich hatte sie es geschafft.
Endlich, konnte sie loslassen.
Endlich, endlich, hatte sie es geschafft sich zu entlieben.
Endlich, endlich, endlich konnte sie von neu anfangen.
Sie hatte es geschafft.
Denn sie hatte nichts gefühlt als sie Lion geküsst hatte, außer bedauern, nichts außer bedauern dafür, das Ace und er es einfach nicht schafften.
Bedauern, dass die beiden Menschen, die ihr am wichtigsten waren, nicht glücklich waren.
Sie konnte nicht verhindern, dass sich genau dieses Bedauern wieder in ihren Blick schlich als sie Ace ansah. Unruhig rutschte der Blonde unter ihrem Blick hin und her.
„Gut geschlafen?“
Er lächelte ebenfalls leicht, doch sie konnte sehen, dass er sich dazu zwang.
Überhaupt sah er komisch aus, wie er da so auf der Couch saß, nur in Shorts, der Anzug für die Feier fein säuberlich neben ihm ausgebreitet.
Er sah irgendwie verloren aus. Bestellt und nicht abgeholt.
Der Gedanke wäre lustig gewesen, wenn er nicht so wahr gewesen wäre.
„Gut. Brauchst du Hilfe?“
„Hm? Ach so, Hilfe … nein, also es ist alles hergerichtet, es war gestern schon alles hergerichtet, und Sie kommt in ca. einer Stunde, bis dahin muss ich es nur schaffen mich anzuziehen, das ist alles …“
„Na da hast du eh einiges vor!“
„Hey!“
Er lachte und warf einen Polster nach ihr.
Sein Lachen klang noch immer halbherzig.
Langsam stand sie auf und schlenderte auf ihn zu, bis er leicht die Arme ausbreitete und sie sich wie selbstverständlich auf seinen Schoß gleiten ließ.
„Du weißt, dass ich dich lieb hab, egal was passiert?“
Sie streifte leicht durch seine Haare.
Lächelnd legte er die Hände auf ihre Hüfte.
„Natürlich, geht mir doch genauso …“
„Gut.“
Sie holte tief Luft.
„Ich habe Lion geküsst.“
Noch bevor sie den Satz wirklich beendet hatte rutschten Ace Hände von ihren Hüften. Nur um sich in den Couchbezug zu krallen.
Sein wohlwollendes Lächeln war vollkommen gefallen.
Für einen kurzen Moment.
Dann lachte er los.
„Der war gut, Schatz, ganz ehrlich jetzt, du kannst mich auch mit viel primitiveren Witzen zum lachen bringen! Wirklich Honey, ich weiß das du dir Sorgen machst, aber ich bin-“
„Es war kein Witz.“
Ihre Stimme war ruhig und gleichmäßig. Denn im vergleich zu Ace war ihr Lächeln echt. Im vergleich zu Ace musste sie hinter ihrem Lächeln nicht die aufkommende Panik verstecken.
Doch noch immer versuchte er eisern den Schein zu waren.
„A-also nicht?“
Er musste kein zweites Mal fragen. Dafür kannte er sie zu gut.
„Also, ich meine, du hast wirklich … hm …“
In einer nervösen Handbewegung, die er einfach nicht kaschieren konnte, fuhr er sich durchs Haar. Das Lächeln wirkte nur noch wie eine Grimasse.
„Ich mein, natürlich, ich freue mich für dich … natürlich …“
Sein Lachen klang noch Verzweifelter als er drein sah.
„… ich meine, du kannst ihn haben, ich … ich heirate ja immerhin heute …“
„Ace …“
„I-ich würde mich freuen wenn … wenn ihr …“
„Ace, du kannst aufhören …“
„… wenn ihr … zusammen … ich …“
„Du kannst aufhören stark zu spielen.“
„Stark spielen? Flora, wirklich ich … ich würde mich freuen … ich …“
Seine Stimme brach.
„Es sind nur wie beide hier … du kannst aufhören.“
Verzweifelt und ohne jede spur eines Lächelns öffnete Ace den Mund, doch selbst wenn ihm eine Rechtfertigung eingefallen wäre, er hätte sie wahrscheinlich nicht herausgebracht. Sanft legte sie ihm die Hände auf die Wangen.
Und genauso sanft wischte sie ihm die Tränen weg die über seine Wangen liefen.
„Ich kann die Hochzeit jederzeit absagen.“
„Ich … aber nicht …“
Brachte er zwischen zwei hastigen Atemzügen hervor.
Diesmal war das Lächeln das er zustande brachte echt.
Echt, verzweifelt und wehmütig.
„Gut.“
Flora seufzte.
„Dann helfe ich dir jetzt, den Anzug anzuziehen.“
„Ok …“
Leicht nickend vergrub er sein Gesicht in ihrer Schulter.
Als sie die Arme um ihn schlang fiel ihr ein, dass es das erste Mal seit sechzehn Jahren war, dass sie ihn weinen sah.
In zwei Stunden war die Hochzeit.
<3
Er wusste nicht, wie oft er die Karte nun schon in seinen Händen gedreht hatte.
Die Kanten waren schon ganz abgeschlagen.
Die Kanten der Einladung zu Ace Hochzeit, der Einladung die Flora ihm gestern wohl aufs Bett gelegt haben musste. Als ob sie sich nicht denken hätte können, dass er sowieso nicht mehr schlief.
Flora.
Flora die ihn gestern geküsst hatte.
Noch immer sah er es deutlich vor sich. Noch immer spürte er den Kuss, nein nicht wirklich den Kuss, nicht wirklich die Berührung, was er spürte waren die Gedanken, die Gefühle die ihn in diesem Moment überfallen hatten.
Denn jeder einzelne Gedanke, jedes einzelne Gefühl hatte in diesem Moment Ace gegolten. Jede Faser, alles in ihm hatte nach Ace geschrieben, er war für diese paar Sekunden alles gewesen, das auf der Welt existiere.
Keine Zweifel, keine Bedenken, keine Ängste.
Die Einladung drehte sich noch einmal in seinen Händen.
Für einen kurzen Moment hatte es nur Ace gegeben.
Nur ihn.
Nur ihn und die Zukunft, die sie haben könnten.
Und je öfter er die Karte in der Hand drehte, desto mehr wuchs das Gefühl, das nur dieser kurze Moment gereicht hatte.
Das nur dieser kurze Moment gereicht hatte, um alle seine Zweifel, Bedenken und Ängste ohne Vorwarnung wegzuschwemmen.
Je mehr er die Ränder der Karte zerknitterte, desto mehr hatte er das Gefühl, das alles was er je getan hatte falsch gewesen war. Das alles falsch gewesen war, außer die Momente, die er mit Ace verbracht hatte.
Das dieser vollkommen bescheuerte Plan den er sich hier zurechtgelegt hatte, und an dem er so akribisch festhielt, der größte Fehler seines Lebens war.
Je länger er seinen Namen auf der Karte anstarrte, desto mehr hatte er das Gefühl, aufstehen und los rennen zu müssen.
Wieder und wieder drehte er die Einladung in seinen Händen.
Und immer deutlicher wurde das Gefühl in seiner Brust.
Bis die Karte schließlich in seiner Hosentasche verschwand und er Hals über Kopf zu seinem Auto rannte.
<3
Die Feier war in vollem Gange.
Anders konnte man es gar nicht beschreiben.
Flora hatte schon anfangs beschlossen sich vollkommen auszuklinken, hatte nur zugesehen wie alle Gäste erschienen waren, der Ansturm war groß gewesen, jeder wollte dieses Ereignis sehen, der Frauenheld schlechthin heiratete, das war das Ereignis des Sommers, manchmal hatte sie jemanden begrüßt wie z.B. Dunnaham, der jetzt neben ihr saß, sie hatte darauf geachtet das die Presse den Gästen nicht all zu sehr auf die Nerven ging, auch wenn die meisten hier wahrscheinlich genau das wollten, und schließlich und schlussendlich hatte sie Ace aufmunternd zugenickt, als er seinen weg vor den Altar angetreten war. Eigentlich war es wirklich ein schönes Bild, eine schöne Atmosphäre, die Zeremonie fand am Strand vor ihrem Haus statt, und das Meer als Kulisse im Hintergrund war einfach malerisch. Leicht spürte sie, wie ihre Schuhe im Sand einsanken und der Wind fuhr spielerisch durch ihr Haar.
Ja, die Szene war wirklich schön, wirklich malerisch.
Sie atmete tief durch und die salzige Meeresluft zog durch ihre Kehle.
So malerisch.
Und doch wäre sie am liebsten aufgestanden und gegangen.
Doch das konnte sie nicht.
Schon alleine weil Ace wahrscheinlich ihr Haus auf den Kopf gestellt hätte wäre sie gegangen, aber vor allem auch wegen ihm selbst.
Wegen Ace, der jetzt so verloren am Altar stand, die blonden Haare zerzaust vom Wind.
Wegen Ace, der ihr ständig lächelnd zuzwinkerte wenn sie ihn ansah, und der ständig zu ihr lugte, wenn er dachte er wäre unbeobachtet.
Ein schweres seufzen lies Dunnaham neben ihr zusammenfahren.
„Hey, du solltest dich echt zusammenreißen Flora, das hier ist die Hochzeit deines besten Freundes!“
„D', das ist der größte Fehler meines besten Freundes ...“
Meiner beiden besten Freunde, fügte sie in Gedanken dazu.
Dunahham lachte.
„Ich weiß ja, dass es sicher schwierig ist die Braut zu akzeptieren, aber gib ihr mal eine Chance, sie ist echt nicht so schlecht ...“
Bevor Flora antworten konnte ging ein Raunen durch die Menge.
„Wenn man vom Teufel spricht ...“
Flüsterte ihr Dunnaham noch zu, dann war auch er im Bann der jungen Frau, die in einem Traum aus weiß den Weg zum Altar schritt.
Sie war wirklich die perfekte Braut, das musste man ihr lassen.
Sie wirkte so sicher, so selbstbewusst, dass man denken konnte, sie wäre hierfür geboren worden.
Für einen Moment wirkte es sogar so, als ob auch Ace in ihren Bann gezogen wurde.
Für einen winzigen Moment.
Und da glaubte Flora für einen Moment, dass es vielleicht noch gut gehen könnte.
Für einen Moment …
„Flora, dein Handy!“
Dunnaham stieß ihr flüsternd in die Seite.
Aus ihren Gedanken hoch geschreckt, fischte sie hastig ihr vibrierendes Handy aus der Tasche ihres Blazers. Es kam vielleicht doch nicht so gut wenn es in voller Lautstärke mitten in der Zeremonie losging. Sie würde noch für ewig aus der Kirche verbannt werden! Na gut, das war ihr eigentlich auch egal.
Schnell drückte sie auf Anruf abbrechen, doch als sie genau hinsah, bemerkte sie, dass es sowieso nur falscher Alarm gewesen war. Auf ihrem Bildschirm blinkte ein SMS Kuvert.
„Hey, bist du langsam fertig? Es wird schon auffällig ...“
Noch mal stieß sie Dunnaham in die Seite.
Oder zumindest versuchte er es.
Denn er traf ins leere.
Flora war aufgestanden und hatte die Hochzeit regelrecht rennend verlassen.
<3
Als er sah, wie Sie in diesem unglaublichen weißen Kleid am Strand auftauchte, glaubte er sogar, dass er für einen Moment in ihren Bann gezogen wurde.
Das er für einen Moment vom Augenblick erfasst wurde, und das er sich für einen Moment sogar freute Sie zu sehen.
Aber der Moment war so schnell verflogen, wie der Wind der ihm die Haare zerzauste. Nur das eiserne Lächeln das er schon die ganze Zeit auf seinen Lippen ruhte, mit dem er Flora schon die ganze Zeit ermutigend zugezwinkert hatte, dieses Lächeln blieb. Denn noch hatte er genug Energie es aufrecht zu erhalten.
Als Sie vor ihn getreten war nahm er wie selbstverständlich ihre Hände in seine.
Er hatte schon genug Hochzeiten gespielt.
Er hatte Übung.
Noch mal schwenkte sein Blick zu Flora, um ihr zu bestätigen, dass er ok war.
Doch diesmal erwiderte sie seinen Blick nicht, stattdessen starrte sie wie gebannt auf ihr Handy. Ihr Gesichtsaudruck war nicht zu lesen.
Dann sprang sie unvermittelt auf und rannte Hals über Kopf Richtung Haus.
Sie drehte sich kein einziges Mal in seine Richtung.
Ace schluckte.
Es musste etwas mit der CIA sein. Eine streng geheime Angelegenheit, für die sie ihn töten müsste, wenn er ihr jetzt nachrannte. Als ob er das gekonnt hätte.
Er spürte wie Sie über seine Hände strich.
Erneut schluckte er.
Aber Dunnaham war noch hier. Dunnaham, der Flora normalerweise nachlief wie ein Schoßhund. Es konnte nicht die CIA sein.
Was war es dann?
Warum war sie gegangen?
Warum ließ auch sie ihn im stich?
Wegen Lion?
Weil sie das hier einfach nicht aushielt?
Aber sie war doch die Stärkere von ihnen beiden.
Eigentlich müsste er doch wegrennen.
Das war nicht fair!
Eigentlich müsste er der jenige sein der den Kopf in den Sand steckte.
Das war nicht fair …
Er wollte wegrennen.
Doch er konnte nicht, denn die Zeremonie war in vollem Gange.
Wie der salzige Wind flogen die Worte der Predigt an ihm vorbei, die Stimme des Priesters mischte sich mit dem rauschen des Meers und die Sonne verblendete alles um ihn herum.
Erst das Wort Einspruch klopfte an seinen weggeschlossenen Gedanken und hinterließ einen bitteren Stich in seiner Brust.
„Wer Einspruch gegen diese Verbindung erheben will, soll nun sprechen oder für immer schweigen!“
Die Stimme des Priesters hob sich für einen Augenblick über das Meer ab.
Doch die Menge schwieg.
Die Menge schwieg, denn alle hier Anwesenden wollten diese Verbindung.
Was hatte er auch erwartet?
Hatte er sich irgendwelche Hoffnungen gemacht?
Hoffnungen das Lion wie in diesen kitschigen Filmen hereinplatzte und wie ein voll Depp „Einspruch“ schrie?
Doch das hier war kein Film.
Und die Menge schwieg.
Die Menge schwieg, denn er selbst konnte nichts sagen.
Es war zu spät für ihn Einspruch zu erheben.
Es war zu spät um wegzurennen.
Auch wenn er es so sehr wollte, wenn sein Blick ständig auf die Tür gerichtet war.
Doch er bewegte sich keinen Millimeter als der Pfarrer mit der Predigt fortfuhr, das Lächeln blieb auf seinen Lippen, und seine Füße im Sand verscharrt.
<3
„Lion!!“
Flora schloss nicht einmal die Tür hinter sich als sie aus dem Auto sprintete. Sie hatte ihren Wagen mitten auf der Straße abgestellt, was eigentlich nicht wirklich auffiel, bei all den Autos die hier durcheinander auf der Kreuzung standen.
„Lion, bist du ok?!“
Sie packte ihn hastig bei den Schultern und musterte ihn gründlich von oben bis unten. Er schob sie weg.
„Es geht mir gut!“
„Sicher?“
„Ja, ich war nicht mal in den Unfall verwickelt, ich komme hier nur nicht weg, weil mein Auto vollkommen verstellt ist …“
„Ok, gut, ich-“
„Hat die Hochzeit schon angefangen?“
Diesmal war es Lion der Flora an den Schultern nahm.
Nicht nur seine Stimme, sondern auch sein Blick waren eindringlich.
„Ja …“
Für einen Moment trat eine solche Verzweiflung, eine solche Panik in die Augen des Braunhaarigen, dass Flora dachte, die Welt würde stehenbleiben nur weil er es wollte.
Nur für einen Moment.
Flora musste lachen.
Heute war anscheinend der Tag der komischen Momente.
Doch sie musste nicht lachen, weil die Situation so komisch war, weil sie hier mitten in einer Massenkarambolage standen und das wichtigste in ihren Köpfen eine überzogene Celebrity Hochzeit war, nein sie musste lachen, weil sie mit einem Mal, mit einem Moment unendlich glücklich war.
Weil sie das Gefühl hatte, dass jetzt alles gut werden würde.
Das jetzt alles gut war.
Ihr Lachen wurde leiser, als sie Lions bitterbösen Blick auf ihr bemerkte.
Er fand das anscheinend doch noch nicht so lustig.
Eigentlich sollte sie sich jetzt entschuldigen.
„Komm schon!“
Rief sie stattdessen nur, ein leichtes Grinsen konnte sie allerdings nicht verbergen.
Dann schnappte sie Lion am Handgelenk, zog ihn zu ihrem Auto, warf ihn regelrecht hinein, legte den Rückwärtsgang ein, gab Vollgas, driftete, brach alle Geschwindigkeitsbegrenzungen, überholte die Polizei und schaffte es, eine Strecke von fünfzehn Minuten in gefühlten Fünf zurückzulegen.
Schliddernd kam sie vor ihrer Haustür zum stehen.
Die Tür hinter sich zuschlagend war sie auf Lions Seite, bevor der sich noch abgeschnallt hatte. Sofort hatte sie ihn wieder am Handgelenk und zog ihn mit sich in Richtung Haus. Außer ihnen war keiner zu sehen.
„Flora! Warte mal! Was hast du vor?!“
„Das Selbe wie du!“
Lachend drehte sie sich zu ihm als sie ihn durch die Eingangstür zog.
Erst vor der Terrassentür machte sie halt.
Durch die Spiegelung der Sonne konnte man nicht erkenne was draußen vor sich ging, doch die Stimmen ließen erkennen, dass die Zeremonie in vollem gang war.
Trotzdem nahm sie Lion noch einmal an den Händen.
„Tu das Richtige, was auch immer für dich richtig ist.“
Ein sanftes Lächeln blieb auf ihren Lippen als sie seine Hände losließ.
Doch sie fielen nicht herab, denn Lion hatte seine Finger mit ihren verschränkt.
„Danke.“
Überrascht sah sie ihn an.
„Flora, danke, danke, danke …“
Bevor sie sich versah hatte er sie fest in seine Arme geschlossen.
„Oh Gott, danke … ohne dich wäre ich nicht hier … und damit meine ich nicht nur deinen rasanten Transportservice!“
Er lachte schon fast als er sie losließ.
„Danke!“
Noch immer überrascht schüttelte sie den Kopf.
„Du Idiot, danken kannst du mir auch später!“
Lachend riss die die Terrassentür auf und stieß ihn ohne Vorwarnung ins Freie.
<3
„Ja, ich will!“
Ihre Stimme klang klar, hell, und voller Überzeugung.
Überglücklich strahlte sie Ace an. Ihre Hände waren noch immer verschränkt.
„Und nun frage ich sie Ace Cooper, wollen sie ihre hier anwesende Braut zu ihrer rechtmäßigen Ehefrau machen, sie lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten?“
Er atmete tief durch.
Wollte er das?
Die Antwort war so einfach.
Denn sie lautete Nein.
Und doch war die Antwort, die er jetzt geben würde unendlich schwer.
Noch einmal atmete er tief durch.
Keiner hatte Einspruch erhoben.
Es sollte sein.
„Ja, ich wi-“
„AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAACE!!!“
Ein Schrei schnitt durch die schon zum Klatschen bereite Menge.
Ein Schrei, der so unverkennbar war, der Schrei einer Stimme, die nur zu einer Person gehören konnte.
„Lion …“
Seine Stimme war quasi nicht existent als der Name über seine Lippen kam.
Vollkommen perplex drehte er sich in die Richtung aus der der Schrei gekommen war.
In die Richtung, in der Lion nun außer Atem auf ihn zu gerannt kam.
Der Priester hätte fast die Bibel fallen gelassen.
<3
Er konnte sich nicht einmal blöd vorkommen, als er so mitten in die Zeremonie einen Schrei aus voller Kehle losließ, als er so mitten in der Zeremonie über den Strand auf den Altar zugestolpert kam.
Denn er sah die Menschen um ihn herum gar nicht.
Er sah nur Ace.
Er sah keinen der Anwesenden um ihn herum, die ihn entsetz und verwirrt anstarten, keinen der Paparazzi, die so geschockt schienen, dass sie erst jetzt begannen zu fotografieren, und er sah den Priester nicht, dem die Bibel aus der Hand rutschte.
Er sah nur Ace vor sich, der ihn vollkommen perplex anstarrte.
„Ace!“
Nach Luft ringend kam er vor ihm zum stehen.
„Hör mir bitte zu, bitte, nur eine Minute, danach kannst du machen was du möchtest, du kannst heiraten wen du willst und die bekommst meinen Segen, aber bitte hör mir nur eine Minute zu … Bitte!“
„Lion …“
Mehr war von seinem Gegenüber nicht zu hören.
Lion sah das als Ja an.
„Ace, alles was passiert ist tut mir leid, alles, was ich getan habe tut mir leid, jedes Wort, jede Bewegung, es tut mir alles unendlich leid, alles … solange es nicht mit dir zu tun hatte! Jedes Wort, das ich nicht für dich gesagt habe, tut mir leid, jede Berührung die nicht für dich bestimmt war tut mir leid. Es tut mir leid! Und vor allem tut es mir leid, dass ich so ein Feigling gewesen bin, dass ich mir zwar immer gesagt habe, dass ich mir immer gedacht habe ich liebe dich, doch das ich in dem Moment in dem ich dazu stehen hätte sollen einfach weg gerannt bin. Ich bin unter einem dummen Vorwand weg gerannt, weil ich dachte, ich würde dich damit beschützten ich-“
Weiter kam er nicht.
Denn er ging zu Boden.
Ohne Vorwarnung, ohne ein erkenntliches Anzeichen war Ace nach vorgesprintet und hatte ihm mit voller Wucht eine reingeschlagen.
Vollkommen perplex landete er auf seinem Hintern.
Er war so perplex, dass er sich nicht einmal die schmerzende Wange reiben konnte.
Er konnte nur vollkommen aus der Fassung zu Ace hinaufstarren.
Irgendwo am Rande seines Bewusstseins kam ihm der Gedanke, dass er es verdient hatte. Denn das hatte er wohl. Oh ja, wie er das doch verdient hatte.
Wie er es doch verdient hatte so abserviert zu werden.
„Ace!“
Floras Stimme war das einzige, was sich über die Totenstille abhob.
Ace ließ sich davon nicht im geringsten Beeindrucken.
Stattdessen schnappte er Lion am Kragen und zog ihn hoch.
„Scheiße, Lion, es ist mir vollkommen egal, WARUM du so einen beschissenen Blödsinn verzapft hast …“
Er zog ihn näher an sich heran.
„… aber, warum hat das verdammt noch mal so lange gedauert, bis du hier warst?!“
„A-ah … ich … Autoun-“
Und schon wieder ließ ihn Ace nicht ausreden.
Denn da hatte er ihn schon geküsst.
Vor versammeltem Publikum, vor den Paparazzi, vor der stehen gelassenen Braut, vor dem Priester und vor Flora.
Und genau diese Menge brach nun in tosenden Applaus aus.
Lion konnte nichts anderes tun als zu lächeln.
Als überglücklich zu lächeln, und
„Ich liebe dich.“
in den Kuss zu murmeln.
<3 THE END <3
Nachwort
Liebe Leser,
dies ist nun leider das Ende von (IN)famous. Ich hoffe es hat euch gefallen, und ich Danke allen die so brav bis zum Ende durchgehalten haben, und vor allem allen leiben Kommentar Schreibern.
(IN)famous ist mein erstes vollkommen eigenes (also keine Fanfiktion) Projekt und diese Geschichte zu schreiben hat mir unheimlich Spaß gemacht, auch wenn es immer wieder auf und abs gab, im Endeffekt habe ich mich einfach wirklich in die Story und die Personen verliebt! Außerdem ist es meine erste Shonen-Ai Geschichte, also seit nachsichtig mit mir ;)
Ich bin allerdings immer offen für Kritik, und höre mir gerne Vorschläge für Änderungen oder neue Dinge an!
Ich hoffe, das ihr auch noch bei den Specials die ich zu (IN)famous plane, oder schon fertig habe, vorbeischaut, wer einen Wunsch hat kann den auch noch gerne äußern =)
Wer Original Bilder von der Story sehen will, kann gerne einmal auf dem Animexx Link vorbeisehen, da ist alles angeschrieben!
http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/139536/236673/
Auch hoffe ich, dass es bald einen Dojinshi zu (IN)famous geben wird, wir werden sehen!
Ich wünsche euch auch sonst noch ganz viel Spaß beim lesen!
Cathrine
Tag der Veröffentlichung: 21.03.2010
Alle Rechte vorbehalten