Jemand umfing sie von hinten, legte ihr eine Hand über den Mund und flüsterte ihr beinahe liebevoll ins Ohr. „Halt still und wehr dich nicht!“ Lisa erstarrte, sie wagte nicht, sich zu rühren, sogar ihr Atem stockte.
„So ist es gut. Braves Mädchen.“ Er rieb seine Wange an ihrer, ehe er fortfuhr. „Geh langsam weiter.“ Lisa versuchte einen Fuß vor den anderen zusetzen, doch es gelang ihr nicht. Vor Angst fing sie an, unkontrolliert zu zittern. Ihre Lunge brannte, verlangte schmerzhaft nach Sauerstoff. Etwas Nasses lief ihre Wange herunter und kam mit einem leisen Platsch, auf dem Boden auf.
In ihrem Kopf drehte sich alles. Die Gedanken rasten durch ihre Grauenzellen wie Blitze in einem Gewitter, doch sie verwarf einen nach dem anderen. Sie konnte nichts tun, alles was sie tat, würde sie in nur noch größere Schwierigkeiten bringen, wenn sie jedoch nichts unternahm…
Ihr Körper lechzte nach Ruhe und Nahrung. Er wird sich gedulden müssen. Dachte Lisa resigniert. Seit drei Tagen und Nächten verfolgte sie einen Schwerverbrecher. Besser bekannt unter dem Pseudonym U-Bahn Schlächter. Die Zeitungen und TV Sender berichteten so detailgenau von seinen Morden, dass sie davon ausging, das er einen Kontaktmann bei der Presse hatte.
Letzte Nacht war sie wieder auf seiner Spur gewesen, hatte ihn bis zur Central-Station verfolgt und dann aus den Augen verloren. Er war von einer Sekunde auf die andere, wie vom Erdboden verschluckt. Selbst das Sichten der Videobänder, von den Sicherheitskameras der U-Bahn Station, hatte nichts gebracht. Sie goss sich eine Tasse Kaffee ein, er war kalt, aber das machte nichts, da ihr Kaffee immer kalt wurde, war sie daran gewöhnt.
Bei Kaffee schoss ihr ein Gedankenblitz durchs Hirn. Schnell spulte sie das Band zu der Stelle zurück, die sie im Sinn hatte. In einem Moment dampfte der Kaffee im Becher auf dem Bistro Tisch noch und im nächsten war er kalt. Das konnte nur eines bedeuten. Jemand hatte die Bänder manipuliert. Einer der Sicherheitsleute hatte Dreck am Stecken. War nur die Frage welcher?
Hastig nahm sie ihr Handy und wählte die Nummer ihres Bosses. „Salvatore Pizza; was darf‘s sein?“ Fragte die tiefe Brummbär Stimme. „Haben sie auch Pizza mit blauen Bohnen?“ Fragte Lisa, dann knackte es in der Leitung. „Liz, gut das Du dich meldest, wir haben wieder ein neues Opfer. In der Nähe, der Central-Station ist, eine zwanzigjährige Studentin abgelegt worden. Sie lebt, aber die Ärzte haben wenig Hoffnung, dass sie durchkommt, wenn du mit ihr reden willst, tu es gleich.“
Lisa holte tief Luft. „Welches Krankenhaus?“ „General Hospital, frag nach Marlies Waynefield. Liz?“ „Pop, überprüf' mal die Sicherheitsleute von der Central-Station, einer von denen, hat die Videobänder geschnitten, das gefällt mir nicht.“ Fiel sie ihm ins Wort und legte auf. Pop machte sich viel zu viele Sorgen um sie. Seit ihr Vater von einem Einsatz nicht zurückkam, spielte Pop den Ersatz Daddy für sie. Meist gefiel ihr das sogar, aber nicht bei der Arbeit. Denn dort hatte sie schon genug mit Vorurteilen zu kämpfen.
Als einzige Frau, in ihrer Spezialeinheit, fühlten sich die meisten Kollegen verpflichtet, sie zu beschützen und der Rest, hielt sie für ein Hindernis. Doch davon ließ sie sich nicht unterkriegen. Für Lisa war schon von klein auf klar gewesen, was sie später tun würde. Sie wollte die Mistkerle umbringen, die ihre Mutter und ihren Bruder auf dem Gewissen hatten, also hatte sie ihren Vater bekniet, sie auf eine Militärschule zuschicken.Später war sie zu den Special Forces gegangen und danach zu einem Geheimdienst, das Ding war so geheim, dass es nicht mal einen offiziellen Namen besaß.
Der schlimmste Tag in ihrem Leben kam, als Pop sie ins Büro rief, um ihr Zusagen, dass ihr Vater Tod ist. Nicht mal seine Leiche konnten sie nach Hause bringen, ohne dabei das Leben des Bergungstrupps zu gefährden. Da hätte sie beinahe aufgegeben, aber nur beinahe.
Seitdem jagte sie Serienkiller quer über den Globus, sprengte Mafia Villen in die Luft oder brachte Geheiminformationen in Krisengebiete. Lisa wusste, dass ihr Job, ihr irgendwann das Leben kosten würde, doch das war ihr egal. Sie hatte nichts mehr zu verlieren. Alles was ihr noch blieb, war soviel Abschaum wie möglich in die Hölle zuschicken, bevor man sie erwischte. Darum arbeitete sie auch allein, Zeugen waren nicht gut, wenn man ihre Verhör Methoden genauer betrachtete. Denn für Lisa heiligte der Zweck die Mittel, was waren schon ein paar gebrochene Knochen; oder ein paar Schnittverletzungen, wenn dadurch Leben gerettet wurden?
Lisa zog sich Jeans, T-Shirt und Turnschuhe an, alles in Schwarz. Schwarz zählt zu den von ihr bevorzugten Farben, denn sie gibt eine gute Tarnung ab, vor allem wenn man verletzt ist. Blut sieht auf schwarzen Klamotten, wie Wasser oder Schweiß aus, sodass es gar nicht weiter auffällt. Diese Taktik hatte ihr schon mehrfach den Arsch gerettet. Ein paar der im Untergrund agierenden Ganoven, hatten ihr den Spitznamen, „Eisen“ Lady verpasst, weil es so aussah, als wäre sie unverwundbar. Denn wo kein Blut zusehen ist, ist folglich auch keine Verletzung.
Sie hatte in den Letzten fünf Jahren, sehr oft zu Nadel und Faden gegriffen und sich selbst wieder zusammen geflickt. Deshalb brauchte sie, um ihre Wunden zunähen, weder Hilfe noch eine örtliche Betäubung. Lisa verließ die Wohnung und schlenderte zu ihrem Wagen. Zu einem alten Ford Mustang, das Einzige, was ihr, von ihrem Vater geblieben war.
Ihre zwei Schusswaffen und die vier Spezialmesser waren gut unter ihrer Kleidung verborgen, sodass es aussah, als täte sie Shoppen fahren. Sie hielt auch tatsächlich am Einkaufszentrum, aber nur, um von dort aus, mit der U-Bahn zum General Hospital zufahren. Ihren Wagen ließ sie gut sichtbar auf dem Parkdeck stehen. Denn sie wollte ihre Spuren verwischen. Seit ein paar Tagen hatte sie das Gefühl verfolgt zu werden. Dass Sie ihn, bis jetzt noch nicht Identifizieren konnte, bedeutete; das er eine gute Ausbildung hatte; und das wiederum bedeutete für sie nichts Gutes.
Wenn Ihnen/ Dir mein Buch gefallen hat, dann können Sie / Du es hier kaufen.
Das Ebook hat die ISBN 9783734712357 und wird zum Verkaufspreis von 1.49 EUR angeboten.
Einen schönen Tag noch Kathrin Große.
Texte: Kathrin Große
Bildmaterialien: Kathrin Große, Daniela Engelking BoD
Lektorat: Kathrin Große
Tag der Veröffentlichung: 19.09.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Buch ist für meine Mama, ich liebe Dich.