U.S. Marshal Bill Logan – neue Abenteuer
Band 19
Western von Pete Hackett
Der Umfang dieses Buchs entspricht 49 Taschenbuchseiten.
U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
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Ich stand vor den kreuz und quer liegenden, verkohlten Balken und Brettern der Freeman Farm und war erschüttert. Der heiße Südwind wirbelte Asche und Staubspiralen über den Hof. Bei Gott, hier hatte sich eine Tragödie abgespielt, die mit Worten kaum zu beschreiben war. Vor drei Tagen waren mitten in der Nacht maskierte Reiter auf der Farm erschienen, hatten zunächst den Hund niedergeknallt, und als John Freeman mit einer Winchester in den Händen das Haus verließ, wurde auch er von den Nachtreitern erschossen. Sie waren mit einer Brutalität sondergleichen vorgegangen.
Das Bild, das sich mir bot, sprang mir mit geradezu erschreckender Intensität in die Augen. Etwas Beklemmendes schien in der Luft zu liegen. Der Eindruck von Zerstörungswut und sinnloser Gewalt traf mich bis ins Mark.
Ich eiste meinen Blick von den Brandschutthaufen los und umrundete die zerstörte Farm auf meinem Pferd. Der Wind hatte allerdings sämtliche Spuren mit Staub zugeweht, sodass ich beschloss, nach Goodnight zu reiten, um mich in der Stadt ein wenig umzuhören.
Es war später Nachmittag, als ich in der kleinen Stadt ankam. Die Häuser waren ohne jede bauliche Ordnung verstreut um einen großen staubigen Platz herum errichtet worden. Nur vor den Gebäuden gab es Gehsteige, hinter den Häusern erhoben sich Bäume. Am Rand des Ortes befanden sich die Corrals, Pferche und Koppeln mit den Nutztieren der Stadtbewohner.
Die Sonne stand weit im Westen, die Schatten waren lang und wuchsen schnell noch weiter in die Länge. Ich lenkte mein Pferd durch das Galgentor in den Hof des Mietstalls, überquerte ihn und saß beim offen stehenden Stalltor ab. Am Kopfgeschirr führte ich das Tier über die Lichtgrenze in die Düsternis des Stalles. Der Geruch von Pferdeausdünstung, Heu und Stroh schlug mir entgegen. In den Ecken spannten sich verstaubte Spinnennetze, in denen zig tote Fliegen hingen. Die Pferde im Stall prusteten, schnaubten, stampften und scharrten mit den Hufen.
Der Stallmann kam aus einer Box. Er hielt einen Pferdestriegel in der Hand und musterte mich. Plötzlich huschte der Schimmer des Begreifens über sein hageres, faltiges Gesicht und er nuschelte: „Ah, Marshal Logan. Das Distriktgericht hat ja schnell reagiert.“ Plötzlich stutzte er. „Kommen Sie etwa alleine?“
„Ja. Was ist los hier, Gall?“ Ich war schon einige Male in dem Nest und kannte den Stallburschen namentlich. „Vor einer Stunde stand ich vor den Trümmern der Freeman Farm. Terrorisiert die PCC wieder einmal die Siedler am Mulberry Creek?“
„Niemand weiß das so genau.“ Gall, der in Goodnight den Mietstall betrieb, kratzte sich am Hals, zuckte mit den Schultern und fuhr fort: „Jetzt ist John Freeman jedenfalls tot. Kein Mensch hier weiß, ob die Schweinerei auf der Freeman Farm von Carter Wilson von der Green Belt ausgegangen ist. Nun, die Green Belt Ranch war noch nie glücklich über die Siedler am Mulberry Creek, und es kam zu verschiedenen Übergriffen. Aber dass Wilson seine Leute losschickt, damit sie brandschatzen und morden …“ Zweifel prägten jeden Zug im Gesicht des Stallburschen. „Wenn ja“, endete er, „dann ist er dieses Mal zu weit gegangen.“
Gall brach ab und schluckte.
„Es geht um Mord!“, stieß ich hervor und fügte sogleich hinzu: „Man hat mich informiert, dass sich Freemans Frau und sein Sohn auf der Hopkins Farm befinden sollen. Stimmt das?“
„Ja, sie haben dort Aufnahme gefunden. Es stinkt zum Himmel, Marshal. Niemand hier wagt es sich laut auszusprechen, aber hinter vorgehaltener Hand wird viel - sehr viel gemunkelt. So ziemlich jeder hier in Goodnight ist davon überzeugt, dass die PCC die Hände im Spiel hat.“
„Ich werde es herausfinden“, stieß ich hervor und übergab Gall die Zügel des Pferdes, schnallte meine Satteltaschen los, zog die Winchester aus dem Scabbard und sagte: „Morgen früh reite ich zur Hopkins Farm und spreche mit Cora Freeman. Vielleicht kann sie mir einige Hinweise geben, die mich in meinen Feststellungen weiterbringen können.“
Ich verließ den Stall. Vor drei Tagen war das Distriktgericht in Amarillo davon in Kenntnis gesetzt worden, dass es zwischen der Green Belt Ranch und den Heimstättern, Siedlern und Smallranchern am Mulberry Creek kriselte. Richter Humphrey hatte mich sofort losgeschickt, damit ich in diesem Landstrich nach dem Rechten sah. Was mich erwartete, wusste ich nicht. Dass es nicht einfach werden würde, war mir aber klar.
Ein Farmer, auf den ich stieß, als ich am Fluss entlang nach Norden ritt, berichtete mir von dem blutigen Überfall auf Freeman. Es war ein Mord geschehen, auf den Mörder fiel der Schatten des Galgens, und sollte ich ihm zu nahe kommen, würde er um sich beißen wie ein in die Enge getriebenes Raubtier. Und vor einer Kugel war auch ich nicht gefeit, ebenso wenig, wie mich der Stern an meiner Weste schützen konnte.
Ich ging ins Hotel, mietete mir ein Zimmer und sprach mit dem Mann hinter der Rezeption. Er hielt sich bedeckt und hütete sich zunächst, irgendjemand die Schuld an dem Überfall auf die Freeman Farm zuzuschieben. Schließlich fragte er lauernd: „Haben Sie irgendwelche Hinweise gefunden, Marshal, die einen Aufschluss darüber zulassen, wer die schändliche Tat begangen haben könnte.“
„Nein, nichts. Wind und Staub haben sämtliche Spuren ausgelöscht.“
Jetzt beugte sich der Mann weit über die Theke, schaute verschwörerisch drein und raunte mir zu: „Sie sollten sich mal mit Carter Wilson von der Green Belt Ranch unterhalten. Wer sonst außer ihm sollte Interesse daran haben, die Siedler vom Creek zu vertreiben?“
Er hatte seine anfängliche Zurückhaltung abgelegt. Doch er wirkte, nachdem er mir diesen Hinweis gegeben hatte, unruhig. Sein rastloser Blick huschte zur Tür, durch die Halle und sogar die Treppe hinauf, als fürchtete er einen unliebsamen Zuhörer.
„Natürlich will ich mich mit ihm unterhalten“, gab ich zu verstehen. „Ich spreche auch mit anderen Siedlern, und ich werde mich umsehen.“
„Heute ist Samstag“, sagte der Mann. „Am Abend kommen sicher die Cowboys der Green Belt, die keine Herdenwache haben, in die Stadt.“
Der Rezeptionist schaute mich vielsagend an. Ich nickte und sagte: „Vielen Dank für den Hinweis. Aber wenn das Verbrechen auf das Konto der Green Belt gehen sollte, dann werden die Weidereiter der Ranch kaum damit in aller Öffentlichkeit prahlen. Schon gar nicht, wenn sich ein Marshal in ihrer Nähe herumtreibt.“
„Die Kerle betrinken sich, und im Suff hat sich schon mancher verplappert.“
„Ich werde Augen und Ohren offenhalten“, versicherte ich, dann stieg ich die Treppe empor zu meinem Zimmer.
Am Abend, nachdem die Sonne untergegangen war, kamen tatsächlich Reiter in die Stadt. Die meisten von ihnen trugen typische Weidereiterkleidung, einige aber steckten in der derben Arbeitskleidung von Farmern und Farmhelfern. Bald war der Saloon gerammelt voll. Es gab an den Tischen keinen einzigen freien
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: (C) ALFRED BEKKER CASSIOPEIAPRESS
Bildmaterialien: Steve Mayer
Tag der Veröffentlichung: 19.07.2017
ISBN: 978-3-7438-2370-9
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