Cover

Zwei Krimis

Kriminalromane der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre. Dieses Buch enthält folgende drei Krimis:


Pete Hackett: Im Fadenkreuz des Terrors

Alfred Bekker: Mörderpost


Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de


Im Fadenkreuz des Terrors

Die Cops vom NYPD

Kriminalroman von Pete Hackett


Der Umfang dieses Buchs entspricht 111 Taschenbuchseiten.


Captain Baxter und Sergeant Allan Stone untersuchen einen Bombenanschlag mitten in New York. Handelt es sich womöglich um einen terroristischen Anschlag einer islamistischen Gruppe? Baxter und Stone stehen unter großem Erfolgsdruck, denn niemand weiß, ob dieser Anschlag nicht der Beginn einer ganzen Reihe von Terrorakten ist. Oder geht es hier um etwas ganz anderes...


Cover: Firuz Askin


Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2016 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de



1

Die Bombe explodierte mit einem ohrenbetäubenden Knall. Fensterscheiben wurden von der Druckwelle regelrecht aus den Rahmen geblasen, Trümmer von Tischen und Stühlen wirbelten durcheinander, Menschen rund um den Explosionsherd starben oder wurden schwer verletzt. Ein Teil der Decke stürzte in die Tiefe und begrub Tote und Verletzte. Dichter Staub und Rauch hingen wie ein mit Blicken nicht zu durchdringender Vorhang über dem Bild des Todes und der Zerstörung.

Als das Donnern verklungen war, herrschte sekundenlang atemlose, lastende Stille. Hier und dort züngelten Flammen. Doch dann setzte von Panik erfülltes Geschrei ein. Menschen flohen, rücksichtslos bahnten sie sich einen Weg aus dem Chaos, das die Bombe angerichtet hatte. Das Geschrei setzte sich auf der Straße fort. Jeder war sich nur noch selbst der Nächste. Draußen hielten Autos an. Reifen quietschten, einmal krachte es dumpf, als ein Fahrzeug einem anderen ins Heck krachte.

Im Lokal lagen zwischen den zerstörten Tischen und Stühlen tote und bewusstlose Menschen. Verletzte wimmerten und stöhnten. Wer noch die Kraft hatte, schleppte sich nach draußen. Einige, die nicht so sehr unter Schock standen oder in Panik flohen, besannen sich und begannen zu helfen. Autofahrer kamen mit Feuerlöschern in das zerstörte Lokal und bekämpften die Flammen. Dann erklangen Sirenen …

Die Leute vom Fire Departement rückten mit drei Löschwagen an, in ihrem Schlepptau Beamte vom New York Police Department, darüber hinaus ein ganzer Konvoi von Ambulanzen und Notärzten.

Der Schauplatz des Attentats wurde weitläufig abgesperrt. Neugierige wurden zurückgedrängt. Zeitungsleute sowie die Reporter und Journalisten von Funk und Fernsehen standen im Weg herum, Kameras surrten, Fotoapparate blitzten, die TV-Leute berichteten live.

Die Bilanz des Bombenterrors waren vierzehn Tote, zweiundzwanzig Schwerverletzte und eine Menge Leichtverletzter. Unter den Toten waren sieben Kinder.

Captain Baxter nahm sein Handy zur Hand und rief Chief Howard an. Nachdem er Bericht erstattet hatte, meinte der Chief: „Beim CIA ist vor einigen Tagen ein Hinweis auf mögliche Anschläge durch islamische Terrorgruppen in den U.S.A. eingegangen. Wahrscheinlich gibt es ein Netz von Terroristen in den gesamten Staaten, und der Anschlag heute war der Anfang einer Reihe weiterer angekündigter Attentate.“

„Wir werden abwarten müssen, was die Spurensicherung ergibt“, erklärte der Captain. „Möglicherweise geht auch ein Bekennerschreiben ein, oder die Drahtzieher des Attentats spielen einer Fernsehanstalt ein Video mit bekennenden Aussagen zu. Jedenfalls müssen wir alles daran setzen, das Terroristennest in New York auszuheben.“

„Sie haben recht, Captain“, versetzte der Chief. „Es wird unter anderem Ihre und Sergeant Stones Aufgabe sein, dem Terror in unserer Stadt das Handwerk zu legen.“

Baxter verabschiedete sich von seinem Vorgesetzten, unterbrach die Verbindung und schob sein Handy in die Tasche, als eine TV-Reporterin an ihn herantrat und ihm das Mikrophon vor das Gesicht hielt. „Können Sie uns schon Einzelheiten zu dem Attentat berichten, Mister … äh …“

„Baxter, Captain Baxter, Police Department. - Nein, Ma’am, außer dass der fanatische Irrsinn irgendeiner terroristischen Organisation wieder eine Reihe unschuldiger Opfer gefordert hat. Kinder, Frauen, Männer - Junge und Alte. Man sollte die Verantwortlichen mal fragen …“ Der Captain besann sich, winkte ab und knurrte: „Ach was. Bei denen wäre jedes Wort in den Wind gesprochen.“ Er schob die Hand mit dem Mikro kurzerhand beiseite und ging weiter.

In ihm sah es wahrscheinlich ebenso schlimm aus wie in dem Cafe.



2

Mehrere Zeugen konnten einen Mann beschreiben, der wenige Minuten vor Explosion der Bombe in dem Cafe war und die Toilette aufsuchte. Einige der Zeugen wurden ins Police Department geladen, um sich Fotos von Männern anzusehen, auf die die Beschreibungen zutrafen. Und bald war klar, dass es sich bei dem Mann, der gesehen worden war, um einen amerikanischen Staatsbürger namens Boyd Dorsey handelte. Er war zweiundzwanzig Jahre alt, Student, und wegen eines Vergehens gegen das Betäubungsmittelgesetz vorbestraft.

Dorsey wohnte am Central Park West. Captain Baxter und Sergeant Allan Stone fuhren zu der Wohnung. Es war ein Zweizimmer-Apartment. Als sich nach mehrmaligem Läuten niemand rührte, öffnete Stone die Wohnungstür.

Das Apartment war verwaist. Die Cops stellten alles auf den Kopf, konnten aber nichts finden, was auf die Zugehörigkeit des Mannes zu einer terroristischen Vereinigung schließen ließ. Lediglich ein kleiner Taschenkalender, den sie in der Schublade seines Nachtkästchens fanden, erregte ihre Aufmerksamkeit. Darin hatte Boyd Dorsey einige Zahlenreihen notiert, die die Polizisten auf den ersten Blick als Telefonnummern identifizierten.

Der Captain schob das Büchlein in die Jackentasche, dann fuhren er und Stone zurück zum Hauptquartier an der Police Plaza.

In ihrem Büro klinkte sich Sergeant Stone in das New Yorker Telefonbuch ein, tippte die Nummer, die ihm der Captain aus seinem Büchlein vorlas und hatte einen Sekundenbruchteil später den Namen, der zu der Telefonnummer gehörte: Henry Jordan. Stone speiste weitere Nummern ein. Zuletzt hatten sie sämtliche Telefonnummern in dem Büchlein ihren Besitzern zugeordnet.

Neben Henry Jordan schienen noch drei Namen für die Cops interessant zu sein. Sie lauteten: Mark White, Chris Patton und Robert Loving.

Seit dem Attentat in dem Cafe waren vier Tage vergangen. Die Sache war von den Medien natürlich breitgetreten worden, Experten bezogen zu dem Anschlag Stellung und warnten vor weiteren Terrorakten. Ein Bekennerbrief oder -video jedoch war nirgendwo eingegangen.

Da Dorsey weder Moslem und es nicht üblich war, dass sich islamistische Terrorgruppen eines ‚ungläubigen’ amerikanischen Studenten bedienten, schloss man sehr schnell aus, dass der Anschlag auf das UNO-Hauptquartier einer neuen islamischen Terrorwelle zuzurechnen war.

Baxter und Stone recherchierten und das Ergebnis war, dass es sich bei Mark White, Chris Patton und Robert Loving um Studenten handelte. Henry Jordan handelte mit Elektrogeräten, sein Laden befand sich am Broadway.

Ihr erster Besuch galt Henry Jordan. Es war ein Mittvierziger, mittelgroßer und hagerer Mann, dessen Haare viele graue Strähnen aufwiesen. Er wusste von nichts. Dass der Attentäter seine Telefonnummer notiert hatte, erklärte er damit, dass der Student wohl ein elektrisches Gerät kaufen wollte. Er glaubte sich sogar an einen Mann namens Boyd Dorsey zu erinnern, der ihn wegen eines Staubsaugers angerufen habe.

Dienstbeflissen schaute er in seinem Computer die Kundenkartei durch, nach kurzer Zeit aber bedauerte er kopfschüttelnd und erklärte, den Namen nicht erfasst zu haben.

Die Vernehmung der drei Studenten ergab ebenfalls nichts. Dass der Attentäter ihre Telefonnummern notiert hatte, war – so ihre einhellige Erklärung -, schlicht und einfach darauf zurückzuführen, dass sie Studienkollegen von Dorsey waren. Darüber hinaus behaupteten sie, von einer terroristischen Betätigung Dorseys keine Ahnung zu haben.

Dennoch wurden Baxter und Stone den Verdacht nicht los, dass hinter den Bekanntschaften mehr steckte als nur das mögliche Interesse an einem Staubsauger oder die Tatsache, dass sie Kommilitonen waren. Daher kehrten der Captain und Stone mit einer Reihe von Kollegen zunächst zu Henry Jordan zurück und stellten sowohl sein Geschäft als auch seine Wohnung auf den Kopf.

Auch die Wohnungen der Studenten wurden bis in den kleinsten Winkel durchsucht.

Nichts!

Es fand sich kein Hinweis auf eine terroristische Tätigkeit.

„Vielleicht war es doch ein Einzeltäter“, mutmaßte Sergeant Stone, als er und Baxter wieder in ihrem Büro saßen.

„Man muss es fast annehmen“, pflichtete der Captain bei. „Von Seiten der Al-Qaida und des IS wurde jegliche Verbindung zu dem Terroranschlag zurückgewiesen“, gab Baxter zu verstehen. „Das wäre nicht der Fall, wenn sie was damit zu tun hätten. Dann würden sie sich höchstens damit brüsten, dem westlichen Todfeind wieder eine empfindliche Niederlage zugefügt zu haben.“

Sergeant Stone wiegte zweifelnd den Kopf und seufzte. „Dann gelange ich zu der bitteren Erkenntnis, Kollege, dass wir kein Stück weitergekommen sind. Das heißt, wir treten auf der Stelle. Und das wiederum bedeutet, wir ermitteln weiter, um Licht in das Dunkel zu bringen. Ich kann mich einfach nicht von dem Gedanken lösen, dass der Elektrogerätehändler die Finger im Spiel hat. Und die drei Studenten sind auch nicht sauber. Was hältst du davon, wenn wir Jordan ein wenig beobachten, um festzustellen, welche Leute bei ihm ein- und ausgehen.“

„Ja“, murmelte Baxter, „es kann auf keinen Fall schaden.“



3

Eine Woche später …

Captain Baxter und Sergeant Stone observierten den Elektrogeräteladen Henry Jordans. Sie verbrachten ihre Zeit natürlich nicht ausschließlich damit, das Haus zu beobachten. Einige Kollegen teilten sich mit ihnen die nicht gerade kurzweilige Aufgabe.

Doch jetzt saßen sie wieder im Dienstwagen und schlugen die Zeit tot. Es war schon dunkel. Die Straßenlaternen streuten ihr Licht auf die Fahrbahn. Um 18 Uhr hatte Jordan abgeschlossen und im Laden herrschte Dunkelheit. In der Wohnung des Händlers über dem Geschäft aber waren zwei Fenster erleuchtet.

Plötzlich stieß Stone den Captain an, gleichzeitig setzte er sich aufrecht, deutete nach vorne und stieß hervor: „Sieh mal, Gene, wer da aus dem Buick steigt.“

Baxter hatte den Burschen ebenfalls schon wahrgenommen. Er hatte sein Fahrzeug in eine Parklücke vor dem Geschäft rangiert, direkt unter einer der Straßenlaternen. Als er ausgestiegen war und sich aufrichtete und als das Licht auf sein Gesicht fiel, erkannte der Captain ihn. Es war Chris Patton, einer der Studenten, dessen Telefonnummer im Taschenkalender des Bombenattentäters vermerkt gewesen war.

Sofort war der Captain hellwach und angespannt.

Chris Patton ging um den Buick herum, überquerte den Gehsteig und verschwand in der Hofeinfahrt.

„Das ist ja interessant“, murmelte Stone wie im Selbstgespräch. „Sollte der Mister - wie angeblich Dorsey - ebenfalls Interesse an einem Staubsauger haben?“

„Kaum anzunehmen“, versetzte Baxter. „Nicht drei Stunden nach Geschäftsschluss. Ich glaube, unser Warten hat sich gelohnt.“

Es dauerte nur wenige Minuten, dann kam Chris Patton zurück. „Wir folgen ihm“, bestimmte Baxter. „Mal sehen, ob er uns nicht zu einer Adresse führt, die für uns von Interesse ist.“

„Und wenn er ganz einfach nur nach Hause fährt?“, fragte Stone.

„Dann fragen wir ihn dort, was er um diese Zeit bei Henry Jordan zu suchen hatte.“

Bei dem Buick gingen die Scheinwerfer an, dann schob er sich langsam aus der Parklücke und fädelte sich in den Verkehr ein, der um diese Zeit nicht mehr ganz so fließend war. Die Cops fuhren hinterher. Sein Ziel waren die Piers bei Greenwich Village. Beim Pier 49, der einsam in den Hudson hineinragte, weil die nächsten Anlegestellen etwa 250 Meter entfernt waren, hielt Patton an.

Baxter parkte den Dienstwagen am Ende der Bank Street. Über die West Street hinweg, die stark befahren war, konnten sie den Buick gut beobachten.

Ihre Geduld wurde auf keine lange Probe gestellt. Ein Chevrolet rollte neben den Buick und sogleich stiegen zwei Männer aus. Patton verließ den Buick. Auch den Captain und Sergeant Stone hielt es nicht länger im Wagen. Sie rannten im Zickzack durch die Autokolonnen, die sich nach Norden und Süden wälzten, langten auf der anderen Seite der West Street an und befanden sich auf der Hafenanlage. Lagerschuppen und –hallen boten ihnen genügend Schutz vor Entdeckung. Die Betonpiste, auf der sie sich bewegten, war stellenweise aufgebrochen und in den Rissen wucherte hüfthoch das Unkraut.

Baxter und Stone lugten um die Ecke einer der flachen Hallen mit den verstaubten und zerbrochenen Fenstern. Chris Patton holte gerade etwas aus dem Buick und reichte es einem der beiden anderen. Es war ein nicht sehr großes, in braunes Packpapier eingeschlagenes Paket. Die Cops konnten es im vagen Licht der Laternen rundherum ganz gut erkennen.

Da konnte sich Geld drin befinden, oder Rauschgift oder – eine Bombe. Irgendein Deal war hier im Gange, und dass er nicht gesetzeskonform war, konnten die Cops geradezu riechen.

Zeit also für den Captain und seinen Kollegen, in Erscheinung zu treten.

Wie auf ein geheimes Kommando zogen sie ihre Pistolen, repetierten und entsicherten sie. Dann traten sie hinter der Halle hervor und marschierten los. Zwischen dem Captain und dem Sergeant waren drei Schritte Abstand. Sie hatten keine Ahnung, wie die Kerle reagieren würden und waren daher auf Bewegungsfreiheit bedacht. Außerdem bietet ein einzelner Mann ein weniger gutes Ziel.

Noch schienen Patton und die beiden anderen Männer die Polizisten nicht wahrgenommen zu haben.

Der Captain hörte ihre Stimmen, doch es war nur ein undeutliches, unverständliches Gemurmel.

Doch plötzlich sah einer der Kerle die beiden Näherkommenden und zischte eine Warnung.

„Police Department!“, schrie Stone. „Rührt euch nicht von der Stelle und hebt die Hände.“

Die Worte hinterließen bei keinem der drei auch nur den geringsten Eindruck. Im Gegenteil! Die beiden Kerle aus dem Chevrolet griffen unter ihre Jacken und zauberten schwere Pistolen hervor. Chris Patton hingegen ging hinter dem Chevrolet auf Tauchstation.

Die Waffen donnerten, feurige Lohen stießen den Cops entgegen. Aber sie sprangen geistesgegenwärtig zur Seite und rannten geduckt in Deckung. Dabei feuerten sie auf die beiden Kerle und gaben sich auf diese Weise selbst Feuerschutz, denn sie zwangen die Gangster mit ihren Geschossen, hinter dem Chevrolet die Köpfe einzuziehen. Die Polizistenkugeln stanzten Löcher in die Karosserie des Chevrolet und zertrümmerten die Fenster. Ob der Buick auch was abbekam, konnten weder Captain Baxter noch der Sergeant sehen, denn er war von dem Chevrolet ziemlich verdeckt.

Baxter erreichte den Schutz eines Schuppens und kniete hinter der Ecke ab. Stone war ein ganzes Stück entfernt gleichfalls hinter einer der Hallen verschwunden. Die Waffen schwiegen jetzt. Die drei Kerle ließen nicht einmal ihre Nasenspitzen sehen. Wahrscheinlich hielten sie Kriegsrat.

Der Captain rief: „Ergebt euch! Ihr kommt hier nicht weg. Und selbst wenn: Wir haben Chris Patton erkannt. Er müsste schon die Staaten verlassen, um uns zu entgehen.“

Über dem Heck des Chevrolets kam blitzartig eine Gestalt hoch und eine Mündungslohe stieß in die Dunkelheit, der Schuss krachte und die Gestalt verschwand wieder. Die Kugel meißelte ein faustgroßes Loch in die Wand der Lagerhalle, hinter der sich Stone verschanzt hatte.

Baxter nahm eine Bewegung zwischen den beiden Autos wahr und richtete sich ein wenig auf. Seine Pistole schleuderte ihren Donnerhall über den Hudson. Eine Autotür schlug, dann eine zweite und sogleich heulte ein Motor auf. Der Buick fegte mit quietschenden Pneus hinter dem Chevrolet hervor, in dessen Schutz die Kerle in den anderen Wagen gekrochen waren. Von ihren Köpfen war kaum etwas zu sehen, so tief waren sie in die Sitze gerutscht. Die Cops feuerten, was das Zeug hielt. Gefährden konnten sie niemand, denn auf dem Pier befand sich um diese Zeit kein Unbeteiligter.



4

Stone rannte schießend heran. Baxter hielt auf die Reifen. Immer wieder bäumte sich die Waffe in seiner Faust auf. Der Buick kam ins Schlingern, schleuderte, raste auf die Kaimauer zu, wurde herumgerissen und visierte einen Peitschenmasten auf der anderen Seite an. Der Fahrer riss ihn noch einmal herum – viel zu hastig, viel zu unbedacht. Die Quittung war, dass sich das Fahrzeug querstellte. Funken stoben, als einer der platten Reifen von der Felge gezogen wurde und blanker Stahl über den Beton schrammte.

Die drei Kerle sprangen aus dem Fahrzeug, ihre Waffen brüllten auf. Die beiden Cops spritzten auseinander, sprangen in Deckung und ihre Pistolen stimmten ein in das höllische Crescendo. Einer der Kerle kam plötzlich hoch, taumelte zurück, ließ die Waffe fallen und griff sich mit beiden Händen an die Brust, um im nächsten Moment zusammenzubrechen. Es war Chris Patton. Soviel hatte Baxter noch mitbekommen.

Auf der West Street näherte sich Sirenengeheul. Wahrscheinlich waren bei den nächsten Polizeirevieren die Telefone heißgelaufen, nachdem die Detonationen die Bürger in den Wohnhäusern auf der anderen Seite der West Street aus ihrer feierabendlichen Beschaulichkeit gerissen hatten.

Die beiden Kerle, die sich noch mit Baxter und Stone die Schießerei lieferten, rannten davon und deckten dabei die Cops mit ihren Kugeln ein, sodass sie gezwungen waren, in Deckung zu bleiben.

Sie erreichten die West Street und warfen sich regelrecht in den Verkehr. Blockierende Autoreifen kreischten, ein Hupkonzert setzte ein, einige Autofahrer kurbelten die Seitenscheiben herunter und brüllten den Kerlen wüste Beschimpfungen hinterher.

Baxter und Stone nahmen die Verfolgung auf. Gerade, als die Autos auf der West Street wieder anfahren wollten, kamen sie und die Autofahrer mussten erneut in die Eisen steigen. Erneut erhob sich der verworrene Lärm. Wütende Stimmen brüllten wenig Schmeichelhaftes hinter den Polizisten her, doch sie hatten dafür kein Ohr.

Die Kerle flohen in die 11th Street. Hier gab es vereinzelte Passanten und so war es den Cops nicht möglich, auch nur einen einzigen Warnschuss abzugeben. Bis zur Hudson Street war es nur ein Steinwurf. Dort trennten sie sich. Der eine hetzte die Straße hinauf, der andere floh in die entgegengesetzte Richtung. Der Captain bedeutete Sergeant Stone mit Handzeichen, sich des Kerls anzunehmen, der nach Süden floh. Er setzte sich auf die Fersen das anderen.

Das Heulen der Polizeisirenen am Fluss war nicht mehr zu vernehmen. Um den Captain herum waren nur noch das Brummen der Motoren und das Gehupe ganz besonders ungeduldiger Zeitgenossen.

Der Captain umrundete Mülltonnen, die da standen, die Lederabsätze seiner Schuhe trappelten auf dem Asphalt. Parkende Autos huschten an ihm vorbei, langsam begannen seine Lungen zu pumpen und auch die Beine schienen schwerer zu werden. Der Schweiß brach ihm aus.

Aber auch der Bursche, den er verfolgte, wurde langsamer. Er presste den rechten Unterarm gegen seine Rippen, was Baxter verriet, dass bei ihm das Seitenstechen einsetzte. Der Captain begann sogar aufzuholen.

Gehetzt warf der Kerl einen Blick über die Schulter, und er schien zu der Erkenntnis zu gelangen, dass es ihm nicht gelingen würde, seinem Verfolger zu entkommen. Plötzlich verschwand er hinter einem Müllcontainer, der am Rand des Gehsteiges stand und um den herum der Platz mit Unrat übersät war.

Er schoss. Im letzten Moment duckte sich der Captain. Er spürte den Luftzug der Kugel in seinen Haaren. Bei den wenigen Passanten auf dem Gehsteig brach Panik aus. Schreiend rannten sie davon, verschwanden in Hauseingängen oder hinter Autos. Im Handumdrehen war der Gehsteig wie leergefegt.

Der Captain schnellte hinter einen Ford und spähte über den Kofferraumdeckel hinweg. Sofort feuerte der Bursche, doch das Geschoss wurde von einer Hauswand abgelenkt und jaulte ohrenbetäubend.

„Kommen Sie waffenlos und mit erhobenen Händen hinter dem Müllcontainer hervor, Mister!“, schrie Baxter.

Die Antwort war ein Schuss und das Projektil hämmerte in die Karosserie des Fords.

Der Captain wartete zwei Sekunden, dann federte er hoch. Im selben Sekundenbruchteil beugte sich auch der Gangster um den Container. Jetzt kam es auf den berühmten Sekundenbruchteil an …

Sie feuerten fast gleichzeitig, Baxters Schuss aber kam den berühmten Lidschlag früher. In dem Moment, als er abdrückte, war er zur Seite geglitten und die Kugel des Gangsters zupfte lediglich in Höhe des Oberarmes am Ärmel seiner Jacke. Baxters Geschoss jedoch traf. Der Gangster wurde zurückgeworfen, setzte sich auf den Hosenboden und schrie dabei gequält und entsetzt zugleich auf. Dann ließ er die Waffe fallen und presste die Rechte auf seine Schulter, aus der warm und klebrig sein Blut quoll.

Baxter näherte sich ihm mit der angeschlagenen Pistole. Hart lag sein Finger um den Abzug. Äußerste Vorsicht war geboten, denn diese Sorte war oftmals gefährlicher und unberechenbarer als eine Klapperschlange. Womöglich zauberte er eine zweite Waffe unter der Jacke hervor.



5

Der Captain ließ die gebotene Vorsicht nicht außer acht. Aber von dem Kerl ging keine Gefahr mehr aus. Er stöhnte und röchelte, die Hand, die er auf die Wunde presste, zitterte wie die Hand eines Schwerkranken. Der Schmerz verzerrte sein Gesicht, aus seinem Haaransatz lief der Schweiß.

Der Captain hob mit den Fingerspitzen seine Pistole auf und steckte sie in die Jackentasche. „Das hätten Sie sich ersparen können“, knurrte er.

„Du verdammter Bulle hast mir die Schulter zerschossen!“, wimmerte der Gangster und wand sich am Boden.

„Sie hätten mir das Hirn aus dem Schädel geblasen, wenn ich es zugelassen hätte“, versetzte Baxter mit klirrender Stimme. „Also jammern Sie jetzt nicht.“

Baxter durchsuchte ihn, das Päckchen fand er bei ihm allerdings nicht. Schließlich holsterte der Captain die Waffe, angelte das Handy aus der Tasche und nahm Verbindung mit Stone auf. Keuchend meldete sich der Sergeant: „Zur Hölle damit, Gene, der Halunke ist mir entwischt.“

Stone hustete. Er musste sich tatsächlich fast die Lunge aus dem Leib gerannt haben.

„Ich hab den meinen geschnappt“, erklärte Baxter. „Die Angelegenheit ist zwar nicht ganz unblutig abgelaufen, aber an der Wunde stirbt er nicht.“

„Wo befindest du dich?“

Baxter erklärte es seinem Kollegen, der schließlich fragte: „Hat der Kerl das Päckchen, das er von Chris Patton erhielt?“

„Nein.“

„Mist!“, schnaufte Stone.

„Ich verständige die Kollegen und die Ambulanz“, sagte Baxter und unterbrach die Verbindung, rief beim nächstgelegenen Polizeirevier an und trug dem Beamten am Telefon auf, den Emergency Service zu mobilisieren. Der Mann erklärte, dass fast die gesamte Bereitschaft zum Pier 49 gefahren sei, weil es dort eine wüste Schießerei - wahrscheinlich zwischen rivalisierenden Gangstern -, gegeben hatte.

„Zwei der rivalisierenden Gangster waren mein Kollege, Sergeant Stone, und ich“, erklärte Baxter trocken, und in seinen Worten lag eine gehörige Portion Sarkasmus. „Bei den anderen handelt es sich wahrscheinlich um amerikanische Terroristen. Schicken Sie mir einige Ihrer Kollegen und die Ambulanz in die Hudson Street. Sie treffen mich bei Hausnummer -“ Baxter drehte den Kopf und ließ seinen Blick über die Hausfassade schweifen, bis er das Nummernschild sah, „- 1127. Sie sollen sich beeilen. Sonst verblutet der Bursche hier zu meinen Füßen am Ende noch.“

Der Captain wandte sich nach dem Gespräch dem Verletzten zu. Einige Autofahrer hatten angehalten und umringten sie. Auch die Passanten, die auseinandergeschwirrt waren, als die ersten Kugeln flogen, fanden sich zögerlich ein.

„Haben Sie Verbandszeug im Auto?“ rief der Captain einem der Autofahrer zu.

Er nickte und machte sofort kehrt, um es zu holen.

Der Captain beugte sich über den wimmernden Burschen auf dem Pflaster. Seine Zähne schlugen wie im Schüttelfrost aufeinander, seine Augen glänzten im vagen Licht, das über der Straße lag, fiebrig. „Wie heißen Sie?“

„Scott Randolph“, presste er hervor. „Bei Gott, ich verblute. Willst du mir nicht endlich helfen?“

„Hilfe kommt gleich“, sagte Baxter. Plötzlich hatte er eine Idee und er fragte laut in die Runde: „Hat jemand zufällig eine Taschenlampe dabei?“

„Im Auto“, antwortete ein Mann. „Ich hole sie.“

Er lief auf die Straße. Nun kam jener zurück, der sich um Verbandszeug kümmern wollte, und er trug den Autoverbandskasten unter dem Arm.

„Ein Arzt ist nicht zufällig in der Nähe?“, rief der Captain.

Niemand meldete sich. Also machte er sich daran, den Verletzten notdürftig zu versorgen. Das war gar nicht so einfach, denn der Kerl wollte einfach nicht stillhalten, wimmerte steinerweichend und zuckte hin und her. „Wenn es um deine Mitmenschen geht, bist du weniger mimosenhaft“, knurrte Baxter ungnädig.

Schließlich brausten drei Streifenwagen und die Ambulanz heran. Der Notarzt und die Sanitäter kümmerten sich um Scott Randolph. Baxter nahm die Taschenlampe, die ihm der Autofahrer reichte. Der Deckel des Müllcontainers war etwa eine Handbreit zurückgeschoben. Der Captain stieß ihn vollends auf und leuchtete hinein.

Nachdem er den Lichtstrahl einige Male hin und her huschen hatte lassen, sah Baxter das braune Päckchen. Scott Randolph hatte es weggeworfen, als er sich nicht mehr sicher sein konnte, Baxter zu entkommen. Der Captain vermutete einen hochbrisanten Inhalt, den er im Moment aber nicht für gefährlich einstufte, denn dann hätte ihn Chris Patton nicht so sorglos durch die Gegend chauffiert und auch Randolph wäre nicht derart nachlässig damit umgegangen.

Dennoch holte Baxter das kleine Paket nicht aus dem Müll, er ließ vielmehr die Umgebung räumen und forderte Sprengstoffspezialisten an.

Einer der uniformierten Cops trat an Baxter heran. „Was ist geschehen? Wir fanden auf Pier 49 einen Toten. Was hat es mit dem Toten und dem dort -“ er wies mit dem Kinn auf die Bahre, auf der zwei Sanitäter den Verwundeten gerade in die Ambulanz verluden -, „auf sich? Der Kollege im Revier sprach von amerikanischen Terroristen.“

„Sieht ganz so aus“, murmelte Baxter und erzählte dem Polizisten mit knappen Worten, was sich zugetragen hatte.

Als er endete, kam Stone heran.

In dem Moment gingen bei der Ambulanz die Sirene und das Blaulicht an. Scott Randolph wurde ins Krankenhaus gefahren. Zwei Polizisten begleiteten ihn. Von dort aus würde er, sobald es sein Gesundheitszustand zuließ, ins Untersuchungsgefängnis überführt werden.

Das Sprengkommando erschien. Eine Stunde später war klar, dass sich in dem Paket eine Bombe befand, in die der Zünder allerdings noch nicht eingesetzt worden war.

„In diesem Zustand kannst du sie gegen die Wand schmeißen“, erklärte der Sprengstoffexperte, „ohne dass es knallt. Nur in den Ofen sollte man es nicht werfen“, fügte er grinsend hinzu.




6

Der Captain und Sergeant Stone fuhren schnurstracks zum Geschäft Henry Jordans. In der Wohnung brannte kein Licht mehr. Nun, immerhin war Mitternacht längst vorbei.

Die Ladentür war natürlich verschlossen, ebenso die Haustür hinten im Hof. Aber es gab eine Klingel. Stone legte den Daumen drauf. Es dauerte eine ganze Weile, bis oben Licht anging. „Wer ist da?“ kam es schlaftrunken aus dem Lautsprecher der Gegensprechanlage.

„Police Department! Öffnen Sie, Mister Jordan.“

„Mitten in der Nacht? Was wollen Sie von mir. Ich habe Ihnen doch schon erklärt, dass ich nichts weiß.“

„Wenn Sie in einer Minute nicht die Tür geöffnet haben, dringen wir ein“, drohte Stone.

„Das dürfen Sie gar nicht“, kam es zurück.

„Und ob wir das dürfen!“

„Okay, okay, ich komme.“

Dann stand Henry Jordan in Schlafanzug und Bademantel vor den Cops. In seinem Gesicht waren noch die Abdrücke der Falten des Kopfkissens zu sehen, seine Haare standen wirr vom Kopf ab, seine Augen blickten verschlafen.

„Ziehen Sie sich an, Jordan“, stieß Baxter hervor. „Sie sind verhaftet.“

Er zuckte zusammen, prallte regelrecht zurück, starrte den Captain sprachlos an und schien unvermittelt hellwach zu sein.

„Alles was Sie von nun an sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht, einen Anwalt Ihrer Wahl zu konsultieren …“

„Das werde ich!“ keuchte Jordan, als er seine Stimme wiedergefunden hatte. „Und zwar auf der …“

„Den können Sie auch vom Hauptquartier aus verständigen“, schnitt ihm Stone schroff das Wort ab.

„Vorwärts“, kommandierte Baxter. „Wir haben unsere Zeit schließlich nicht gestohlen.“

Die Cops dirigierten den Händler die Treppe hinauf. Oben stand seine Frau unter der Tür, fassungslos und die Hände ringend.

„Wessen beschuldigt ihr mich überhaupt?“, knirschte Jordan, als sie in der Wohnung waren.

„Der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, des Bombenterrors, des Mordes und der Vorbereitung weiterer Straftaten“, versetzte der Captain kühl, sachlich und mit präziser Stimme.

„Das ist lächerlich“, herrschte Jordan ihn an.

„Wir reden darüber im Hauptquartier“, versetzte Baxter, der nicht die geringste Lust hatte, sich mit dem Händler auf unsinnige Diskussionen einzulassen.

Henry Jordan wandte sich an seine Frau und knurrte: „Joyce, verständige meinen Anwalt. Er soll sofort ins Police Department kommen. Die Vorwürfe dieser beiden Gentlemen sind absolut haltlos. Morgen werde ich wieder ein freier Mann sein.“

Die Frau nickte. In ihren Mundwinkeln zuckte es und ihr würgendes Schlucken verriet, dass sie ihre Fassungslosigkeit noch nicht überwunden hatte.

Henry Jordan zog sich an, dann brachten ihn Baxter und Stone zur Police Plaza, wo er arretiert wurde. Verhören wollten sie ihn erst, wenn sie einige Stunden geschlafen hatten. Jordans Anwalt würde in dieser Nacht auch nichts mehr erreichen können, falls er überhaupt bereit war, vor dem Morgen tätig zu werden.

Baxter und Stone waren gegen 9 Uhr wieder im Einsatz. Zuerst meldeten sie sich bei Chief Howard. Er forderte sie auf, Platz zu nehmen, sie ließen sich an dem Konferenztisch nieder und berichteten abwechselnd, was sich in der vergangenen Nacht abgespielt hatte.

„Haben Sie gesehen, dass Chris Patton die Bombe aus dem Haus Jordans trug?“, fragte der Chief skeptisch, als sie am Ende angelangt waren.

Baxter erwiderte: „Nein, Sir. Er wird das Päckchen wohl unter der Jacke versteckt gehalten haben. Jedenfalls fuhr er direkt vom Haus Jordans aus zum Pier 49, wo er den Sprengsatz den beiden Männern, unter anderem diesem Scott Randolph, übergab. Bei Randolph fand ich ihn schließlich auch.“

„Sie fanden den Sprengsatz in der Mülltonne, hinter der sich Randolph verschanzt hatte, Captain“, verbesserte der Chief. „Einen Beweis, dass Randolph ihn hineingeworfen hat, haben Sie jedoch nicht.“

Im Klartext hieß das, dass nur ein Geständnis Scott Randolphs Jordan überführen konnte.

Der Chief fuhr fort: „Patton ist tot und kann Jordan nicht mehr belasten. Scott Randolph wird den Unwissenden spielen und erklären, den Namen Henry Jordan nie gehört zu haben. Kurz und gut: Einen Beweis, dass Patton die Bombe bei Jordan abholte, gibt es nicht.“

„Es wird unsere Sache sein, ein Geständnis aus Scott Randolph herauszukitzeln“, murmelte der Captain. „Ihn jedenfalls dürften wir fest haben. Und er kann seine Situation nur verbessern, wenn er kooperativ ist.“

Chief Howard schaute wenig überzeugt.

„Unabhängig davon, ob Randolph ein Geständnis ablegt oder nicht“, meinte Stone, dem der skeptische Ausdruck in den Zügen des Chiefs nicht entging, „wir haben mit eigenen Augen gesehen, wie er die Bombe von Chris Patton übernahm, und nach der Schießerei mit dem Captain lag das Ding im Müllcontainer. Das wird jedem Gericht der Welt reichen, um ihn zu verurteilen.“

„Sicher, die Indizien und der Augenschein sprechen gegen ihn“, murmelte Chief Howard. „Vorausgesetzt, man kann ihm nachweisen, dass er wusste, mit dem Päckchen eine Bombe in Empfang zu nehmen. Wenn sich herausstellt, dass er womöglich nur als Kurier tätig war, der keine Ahnung hatte, was er beförderte, sieht es schon wieder ganz anders aus.“

„Dann können wir also, wenn er es vorzieht zu schweigen, Jordan wieder freilassen“, murrte Stone.

„Verhören Sie ihn erst einmal“, antwortete der Chief.

Baxter und Stone begaben sich in den Zellentrakt. Henry Jordan befand sich zusammen mit seinem Anwalt schon im Vernehmungsraum. Der Name des Anwalts war Dwight Ashton.

Er erhob sich, stemmte sich mit beiden Armen auf den Tisch und herrschte die beiden Beamten an: „Sie halten meinen Mandanten unrechtmäßig hier fest, Detectives. Welcher Straftat bezichtigen Sie ihn? Aus welchem Grund tauchen Sie mitten in der Nacht bei ihm auf und verhaften ihn?“

„Jemand aus dem Umfeld Boyd Dorseys, jenes Mannes, der vor einigen Tagen mit einer Bombe eine Reihe von Menschen tötete und verletzte, befand sich in seiner Wohnung“, antwortete Baxter. „Nachdem er Ihren Mandanten verlassen hatte, übergab er beim Pier 49 zwei Männern eine Bombe, in die nur noch der Zünder eingesetzt zu werden brauchte, um sie zu einer Höllenmaschine zu machen. Liegt da der Verdacht nicht sehr nahe, dass der Bombenkurier den Sprengsatz von Ihrem Mandanten erhalten hat?“

„Was ist ein Verdacht?“, brauste der Anwalt auf. „Beweise, Detectives, Beweise! Haben Sie gesehen, dass mein Mandant diesem – diesem … Wie heißt der Mann, den Sie als Bombenkurier bezeichnen?“

„Patton.“

„… diesem Patton die Bombe übergab? Sahen Sie, dass Patton sie aus dem Haus meines Mandanten trug?“

„Chris ist der Sohn meiner Schwester, die in Westchester County lebt“, mischte sich Jordan ein. „Ich finanziere hier in New York sein Studium.“

Einen Moment verschlug es Baxter die Sprache, dann stieß er hervor: „Können Sie das belegen?“

„Natürlich. Jederzeit.“ Jordan stemmte sich am Tisch in die Höhe. Seine dunklen Augen versprühten Blitze. „Ich bin ein unbescholtener Kaufmann hier in New York, sonst nichts, und habe mit Terrorismus nichts zu tun. Der Hüter meines Neffen bin ich auch nicht. Wenn er sich hergegeben hat, Bomben durch die Gegend zu fahren, so kann man mir

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: (C) ALFRED BEKKER CASSIOPEIAPRESS
Tag der Veröffentlichung: 26.02.2017
ISBN: 978-3-7396-9973-8

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /