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Avary Sax Gesamtausgabe

von P. J. Varenberg

 

Der Umfang dieses Buchs entspricht 313 Taschenbuchseiten.

 

Dieses Buch enthält folgende Teile:

Teil 1: Cerubin-Kämpfer

Teil 2: Androiden-Liebe

Teil 3: Die Herrscher von Bao

Teil 4: Unter fremder Kontrolle

Teil 5: Palast der Schwarzen Garde

Teil 6: Gejagt auf einer fremden Welt

Teil 7: Der Feind meines Feindes

Teil 8: Der Angriff

Teil 9: Die Cyber-Falle

 

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

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Teil 1: Cerubin-Kämpfer

„Es ist eine Falle!“, stieß Leutnant Avary Sax hervor. Sie saß rechts neben Christopher Alcon, dem Captain des Cerubin-Kampfgleiters, und er hörte ihre Meldung in seinem Raumhelm.

Noch während sie es rief, schaltete sie das Raumecho-Bild, das sie vor sich auf dem Schirm sah, auf seinen Visorschirm, und er sah hunderte, tausende Kontakte, die Sax aufgefangen hatte.

Ohne sie wären wir jetzt geliefert, dachte Captian Alcon. Hätte sie den Raum um sie herum nicht noch einmal gescannt, hätte sich der Feind noch viel näher anschleichen können, bevor er entdeckt worden wäre.

Er sah an der Anzeige links am Schirm, dass Avary das Bild an alle Kampfeinheiten gesendet hatte, auch an die gigantische Warhawk, an das Flaggschiff des Verbandes.

„Admiral, sehen Sie das?“, funkte Alcon trotzdem an die Warhawk. „Wie viele sind es?“

Noch während er dies sagte, gab ihm Sax eine erste Einschätzung, die am unteren Rand seines Sichtfeldes erschien. „Mein XK-500 schätzt über 1.600 Schiffe", sagte er über Funk. „darunter schwere Zerstörer und Kriegssterne. Das ist eine gewaltige Armada!“

„Mein Gott“, hörte er links hinter sich Leutnant James Scalera stöhnen.

„Ich denke eher an den Teufel“, murmelte Alcon.

„Einschätzung Ihrer XK-500-Einheit ist bestätigt, Captain Alcon“, kam es von der Warhawk, und Alcon erkannte die Stimme von Admiral John Tyrons. „Auch, dass es sich um eine Falle handelt. Die Strayx haben uns in dieses System gelockt, in einem Hinterhalt.“

„Sie nähern sich mit knapper Unterlichtgeschwindigkeit“, meldete Sax, und sie sprach sowohl zu Alcon als auch zu Tyrons. „Sir“, sagte sie, und diesmal meinte sie offensichtlich Tyrons, denn wenn sie sich im Einsatz befanden, sprach sie Alcon stets mit „Captain“ an, und wenn sie unter sich waren, nannte sie ihn „Chris“, wie es alle seine Freunde taten. Alle, die ihm nahe standen. „Ich empfehle sofortige Flucht. Sie sind uns zahlen- und waffenmäßig weit überlegen. Ein Kampf würde…“

„Ihre Einschätzung brauchen wir nicht, Leutnant Sax“, unterbrach der Admiral barsch. „Mischen Sie sich nicht ein.“ Sein nächster Funkspruch galt dem ganzen Verband. „Wir werden angegriffen. Kampfbereitschaft, Schilde auf volle Energie, Kriegsschiffe schützen. Cerubin-Geschwader, fangen Sie den Feind ab. Alle anderen fertig machen zum Überlichtsprung. Cerubin-Geschwader folgt, sobald der Rest der Flotte in Sicherheit ist. XD-4400 überspielt Koordinaten an Ihre XK-500- und FX-4-Einheiten.“

Chris Alcon warf Avary Sax einen Blick von der Seite zu. Er sah, wie sich das Visier ihres Helms automatisch schloss, dann spiegelten sich Datenkolonnen darauf wider, dann Sternenkarten, und ihr Blick wurde für Sekunden starr.

Gleichzeitig meldete James Scalera: „Feinkontakt in zwei, drei - jetzt!“

James hatte die Schilde bereits hochgefahren, Chris ließ den Cerubin abkippen. Er flog ganz vorn im Verband und wusste, dass sein Kampfgleiter einer der ersten war, den die Strayx unter Beschuss nehmen würden.

Tatsächlich blitzte im gleichen Moment etwas Backbord und unterhalb von ihnen vorbei. Es war ein grelles Gleißen, wehrte nur Sekunden - aber Chris Alcon wusste, dass es ihren Cerubin verdampft hätte, hätte die Protonenenergielandung sie getroffen.

„Wir stehen unter Beschuss!“, rief Leutnant Scalera; eine eher überflüssige Meldung, was er wohl gleich selbst bemerkte, denn er fügte leiser hinzu: „Schon gemerkt, ja?“

„Abfallen und Schirme nach vorn konzentrieren!“, befahl Chris Alcon, ohne auf die Frage seines Untergebenen und Freundes einzugehen.

„Sichtkontakt in minus vier!“, sagte Avary Sax, dann: „XX-4 - Ausweichen!“ Das war an den Cerubin-Gleiter links von ihnen gerichtet. Doch ihre Warnung kam zu spät.

Noch bevor sie zu Ende gesprochen hatte, wurde der Cerubin neben ihnen von einem grellen Blitz getroffen, der sich in den Gleiter hineinfraß, seine Außenhülle innerhalb eines Lidschlags schmolz, sich mit seiner Energiezelle verband und dann eins mit dem Schiff wurde.

Im nächsten Moment wurde der Cerubin zu einer kleinen Supernova, die ihre gesamte Energie in Form eines gleißenden Lichtkranzes und eines Funkensprühregens aus geschmolzenem Metall in den Weltraum schleuderte. Gleich darauf war nur noch ein Wirbel glühender Fragmente und leuchtender Rauch geblieben, doch auch der löste sich innerhalb weniger Herzschläge auf.

Nichts war von dem Cerubin geblieben. Nichts von seiner zweiköpfigen Besatzung.

Drei, sagte sich Chris und warf Avary einen Blick zu. Herrgott im Himmel, es waren drei.

Im nächsten Moment gab es den Sichtkontakt, so wie es Leutnant Sax vorausgesagt hatte. Ein gigantischer Staubring schien Hunderte von Flugkörpern auszuspucken. Es handelte sich um eine sogenannte Staubfalle, die sich um einen in der Entstehung befindlichen Stern gebildet hatte. Sein Kraftfeld zog den Weltraumstaub, Gestein und Planetenbruchstücke an, bildete daraus einen dichten Ring um seinen Entstehungspunkt, und in vielen Milliarden Jahren würden sich daraus Planeten bilden, ein neues Sonnensystem.

Jetzt brachen Hunderte von feindlichen Schiffen aus diesem Staubring hervor. Es war, als würde ein zauberhaftes Strahlen von ihnen ausgehen - doch Chris wusste, dass es sich um Protonengeschosse und Plasmatorpedos handelte.

„Ausweichen!“, befahl er. „Und dann sofort Abfangkurs!“

Sax brauchte den Befehl nicht zu bestätigen. Sie waren ein eingespieltes Team. Ein verdammt tödliches Team, wenn es sein musste. Nicht nur Chris und sie, James gehörte dazu.

„Himmel“, keuchte genau der in diesem Moment. Den Feind durch die Sichtfenster der Kampfstation zu erblicken, war etwas ganz anderes, als ihn nur als Symbol auf einer Computerdarstellung zu betrachten. „Das sind zu viele, Chris. Diesmal gehen wird drauf!“

„Immer locker, Jimmy“, sagte Chris, obwohl er selbst alles andere als locker war. Dennoch klang er völlig überzeugt, als er sagte: „Wir sterben nicht.“ Und leise fügte er hinzu: „Gott will mich nicht, und der Teufel hat Angst vor mir.“

„Und für solche wie mich gibt es keinen Platz im Jenseits“, fügte Sax hinzu.

James sah sie an, erst Chris, dann Sax. „Da bin ich ja beruhigt, Freunde.“

Sax hatte das von Chris befohlene Ausweichmanöver durchgeführt. Energiegeschosse schienen nach ihnen zu schnappen, griffen aber immer wieder in die Leere des Vakuums. Das Glas der Sichtscheiben dunkelte innerhalb von Millisekunden ab, sodass die Insassen des Cerubin nicht erblindeten, wenn eines der Energiegeschosse strahlend hell ganz knapp an ihrem Schiff vorbeileckte.

„Jetzt abfangen!“, befahl Chris.

Er sah den Feind bereits vor sich. Tausende von Strayx-Jägern, und dahinter die berüchtigten Kriegssterne des Feindes, gigantische, halbautomatische Kriegsroboter, die unablässig Torpedos und Raumjäger ins All spuckten und deren Feuerkraft reichte, um kleine Monde zu vernichten.

Sax lenkte den Cerubin direkt auf die Strayx zu, während sie meldete: „Die ersten unserer Kriegsschiffe springen.“ Chris sah auf seinem Bildschirm. Mehrere der Torpedos des Feindes, die an ihnen vorbeigerauscht waren, trafen die terranischen Kriegsschiffe, lösten auf den Abwehrschildern grelle Energieentladungen aus oder explodierten auf der Panzerung. Einige aber durchdrangen die Schilde, fraßen sich durch die Panzerung, Plasmaenergie züngelte zerstörerisch durch das Vakuum des Weltraums, Sauerstoff verbrannte in gleißenden Feuerwolken, glühende Metallfetzen wurden ins All geschleudert.

Die „Star Avenger“ traf es am schlimmsten. Ihr Hyperantrieb stand kurz vor dem Sprung, baute ein Energiefeld um das gewaltige Schlachtschiff auf, um es in den Nullraum zu stoßen - und wurde von einem Plasmatorpedo durchschlagen. Die entfesselten Kräfte rissen das Schiff auseinander, und einen Wimpernschlag später zerbarst auch sein Reaktorkern in einer unglaublichen Explosion. Die Trümmerteile, die aus diesem nuklearen Glutofen geschleudert wurden, brannten im radioaktiven Feuer.

Chris durfte sich von dem Tod von zweitausend Seelen nicht ablenken lassen. Hier ging es darum, das Schlimmste zu verhindern. Wenn er nicht voll konzentriert war, würden weitere Tausende Menschen und andere humanoide Wesen ihr Leben verlieren. Jeder Fehler, jede Ablenkung, auf die er sich einließ, bedeutete den Tod von Kameraden, von Freunden, von Menschen und anderen Kreaturen, denen er sich verbunden fühlte.

Wieder warf er Leutnant Avary Sax einen Seitenblick zu. Sie gab vor, es nicht zu bemerken, doch er wusste, dass sie alles in ihrer Umgebung registrierte. Manchmal wünschte er, so zu sein wie sie. Ob sie sich je ablenken ließ?

Ein Strayx-Todeshammer tauchte direkt vor ihnen auf. Sax hatte sie präzise auf die Flanke des Feindes zugelenkt, außerhalb seiner Waffensysteme, die nach vorne ausgerichtet waren.

„Feuer!“, rief Chris. Der Befehl war so überflüssig wie James’ Bemerkung von vorhin, denn Jimmy Scalera betätigte bereits die Waffenkontrollen.

Für einen Todeshammer vergeudete er keine Torpedos. Eine Salve Laserbolzen reichten, um den Antrieb des Feindes zu zersieben. Die dadurch freiwerdende Energie vernichtete den Jäger, verwandelte ihn in eine bunt leuchtende Feuerblume.

„Jeehoo!“, rief James begeistert.

„Wieder vier intelligente Lebewesen ausgelöscht“, kommentierte Siras betrübt. Chris wusste, dass ihr jedes Leben heilig war.

„Waren nur Scheiß-Strayx!“, entgegnete James.

„Hey, hey, hey“, maßregelte ihn Chris, denn er sah, wie Avary seinem Bordschützen das Gesicht hinter dem Visier zuwandte, um etwas zu erwidern. „Keine xenophoben Äußerungen an Bord meines Schiffes!“

Wieder wurden sie unter Beschuss genommen. Avary flog einen Ausweichkurs, und es gelang ihr nicht nur, den nach ihr schnappenden Energiegeschossen zu entgehen, sondern auch, das Feuer des Feindes auf sich zu konzentrieren und von den größeren Schiffen abzulenken, damit diese springen konnten. Chris war klar, dass ihr Handeln eiskalter Berechnung entsprang. Sie würde notfalls sein Leben und das von James opfern, um das von Tausenden zu retten.

Sie schien seine Gedanken zu erraten, denn sie ließ ihr Helmvisier mit einem Gedankenbefehl nach oben gleiten, wandte den Kopf und sah ihn an. Es war einer von den Blicken, die er in den letzten Monaten zu lesen gelernt hatte.

Verzeih mir. Ich liebe dich.

Auch er sah sie an.

Es gibt nichts zu verzeihen. Was du tust, ist richtig. War es immer.

Sie schenkte ihm ein kurzes Nicken. Und steuerte den Cerubin erneut direkt auf den Feind zu.

Chris schrie: „Feuer! Feuer! Feuer!“

Leutnant James Scalera bediente die Waffensysteme. Zwei weiteren Warhammer zerschoss er die Antriebe, sodass sie in gleißende Feuer- und Funkenwolken vergingen, einem Zerstörer, über dessen Außenhülle und Aufbauten Avary ihren Cerubin knapp und in rasender Geschwindigkeit hinwegjagen ließ, während Geschützfeuer nach ihnen leckte, pflanzte er einen Plasmatorpedo direkt in den Kommandobereich, sodass das Schiff führerlos ins All trudelte, eine Spiralspur aus Trümmern hinter sich herziehend.

„Über siebzig Prozent unserer Kriegsschiffe gesprungen“, meldete Avary, während James einen weiteren Warhammer zerblies.

„Verluste?“, fragte Chris.

Bevor Avary antworten konnte, sagte James: „Erheblich.“

„Achtzehn Kreuzer, vier Zerstörter und sieben Schlachtschiffe“, präzisierte Avary. „Anzahl der vernichteten Cerubin noch nicht errechnet.“

Chris schockierte die Meldung nicht. Konnte sie nicht. Sie bestätigte nur, was er um sich herum sah. Glühende, brennende, funkensprühende Trümmerteile wirbelte um ihren Cerubin durch die Lebensfeindlichkeit des Vakuums, Feuerblumen blühten in zerstörerischer Pracht um sie herum auf, ohne dass immer zu erkennen war, ob es sich um einen Feind oder einen Freund handelte, der dort vom gleißenden Tod verzerrt wurde, ganze Kriegsschiffe zerbarsten, Energiegeschosse durchschnitten die Schwärze des Alls.

Aber über siebzig Prozent der Armada gerettet - das war gut. Mehr als gut. Verdammt gut. Vielleicht sogar so manches Opfer wert.



1

Dieser Krieg herrschte nun schon seit drei Jahren. Seit die insektenähnliche Rasse der Strayx das Volk der Braan überfallen hatten, deren Territorium direkt an die Terranische Republik grenzte.

Zuvor hatte lange Zeit Frieden in den bekannten Bereichen der Galaxie geherrscht. Praktisch seit die Menschen Mitglieder im Föderalen Sternenbund geworden waren. Viele hatten das kaum für möglich gehalten, hatten den Menschen eher ablehnend bis skeptisch gegenübergestanden. Denn die Menschen galten als eine kriegerische Rasse. Bis weit in das 22. Jahrhundert hinein war ihre Geschichte bestimmt gewesen von Kriegen und Völkermord, Vertreibung und Hass, begannen aus rassistischen und religiösen Gründen, Motive, die für andere, höher entwickelte Rassen kaum nachzuvollziehen waren. Oder man hatte einfach nur des Profits wegen Kriege geführt. Jedenfalls gab es kaum eine Rasse im Universum, die so versessen daran gearbeitet hatte, sich selbst auszulöschen.

Seit die Menschheit aber zum Sternenbund gehörte, war sie nicht nur zur Überraschung ihrer Kritiker zum Garanten für den Frieden in den bekannten Bereichen der Galaxie geworden. Es war, als hätte die Menschheit aus ihren Fehlern der zurückliegenden Jahrtausende gelernt und hätte ganz plötzlich, sozusagen aus dem Stand heraus, einen mega-evolutionären Sprung gemacht. Oder aber sie war einfach nicht gewillt, dabei zuzusehen, wie sich andere Rassen gegenseitig das antaten, was sich der Mensch so lange selbst angetan hatte.

Als die Strayx in das Gebiet der Braans eingefallen waren, um jeden dieser blauhäutigen, fischähnlichen Wesen abzuschlachten, waren es die Menschen gewesen, die auf ein sofortiges Eingreifen des Sternenbundes gedrängt hatten, und als der Föderale Rat noch gezögert hatte, hatte die Erde das Heft des Handelns kurzerhand an sich gerissen und Milliarden von auf vierundvierzig Planeten lebenden Braan gerettet, indem man dem Feind in für beide Seiten verlustreichen Schlachten aus dem Gebiet der Braan vertrieb.

Seither lebten die Menschen im Krieg mit den Strayx, und die anderen Völker des Sternenbundes hatten nach und nach eingesehen, dass man das Böse nicht mit Worten eindämmen konnte, sondern nur mit harter Faust. Die menschliche Geschichte hatte eins in aller Deutlichkeit gezeigt: Wer einfach zusah, wie seine Nachbarn überfallen und abgeschlachtet wurden, oder sogar wegsah, hatte die Schlächter bald vor der eigenen Haustür stehen. Dann war er gezwungen zum Kampf. Nur war es in diesem Fall vielleicht schon zu spät, um noch das eigene Leben zu retten. Man musste sich dem Bösen entgegenstemmen, bevor es übermächtig wurde, und je eher man dies tat, desto mehr Leben rettete man letztendlich.

Chris Alcon glaubte nicht, dass jeder Strayx von sich aus böse war. So etwas gab es nicht. Das Böse war nicht etwas, das genetisch veranlagt war. Jedenfalls nicht bei einer ganzen Rasse kreativ-intelligenter Lebewesen. Doch bei den Strayx hatte sich seit Jahrhunderten eine gefährliche, mörderische Ideologie eingeschliffen. Sie hielten sich selbst für die Spitze der Evolution und alle anderen intelligenten Lebensformen der Galaxie für minderwertig. Schlimmer noch, obwohl sie selbst ein insektoides Volk waren, verglichen sie andere Rassen mit Schädlingen, die es auszurotten galt, um ihrer Verbreitung Einhalt zu gebieten. Aus ihrer rassistischen Überheblichkeit und ihrem gefährlichen Herrenwesendenken war schließlich eine aggressive Xenophobie geworden, die sie dazu zwang, andere Völker anzugreifen, sozusagen präventiv, weil man sich von jedem und allem bedroht fühlte.

Doch Völkermord konnten die Menschen nicht mehr zulassen. Nicht nach all dem Grauen, das sie einander selbst angetan und über Jahrtausende erlitten hatten.

Natürlich gab es Stimmen in der menschlichen Bevölkerung, die diese Haltung kritisieren, sie sogar rigoros ablehnten. Chris Alcon als Soldat und Raumpilot hatte sogar bis zu einem gewissen Grad Verständnis dafür. Kein Verständnis hatte er allerdings für Argumente wie „Was gehen uns die Braans an?“ Oder „Warum sollen Menschen-Soldaten für Braan-Zivilisten ihr Leben riskieren?“ Er hatte gesehen, was die Strayx den wehrlosen Baan angetan hatten. Kein Lebewesen verdiente so etwas. Kein intelligentes Lebewesen durfte zulassen, dass einem anderen intelligenten Lebewesen so etwas widerfuhr. Wer dem widersprach, stellte sich außerhalb der galaktischen Gemeinschaft.

Wie gesagt, Chris Alcon hatte Verständnis für die Kritiker militärischer Interventionen – bis zu einem gewissen Grad. Chris Alcon war Soldat und Raumpilot. Und er dachte wie ein Soldat und Raumpilot …

Die Strayx hatten dem terranischen Flottenverband eine Falle gestellt. Die Menschen (und mit ihnen Soldaten anderer Rassen, die in der terranisch-republikanischen Flotte dienten und teils auf der Erde lebten oder sogar dort geboren und aufgewachsen waren) hatten einer überfallenen Station der Szitas beistehen wollen, die sich seit Monaten gegen mittlere Kampfverbände der Strayx verteidigte. Dem Geheimdienst des Sternenbundes war offenbar verborgen geblieben, dass eine weitaus größere Streitmacht des Feindes im Hinterhalt gelegen hatte, verborgen in eben jener Staubfalle. Dieses galaktische Phänomen machte eine Ortung der Schiffe nahezu unmöglich, solange diese ihre Energieausstrahlung auf ein Minimum hielten und kaum mehr als die Lebenserhaltungs- sowie die wenigen anderen Systeme versorgten, die nötig waren, um das Schiff auf der Stelle zu halten und Kollisionen mit größeren Raumkörpern zu verhindern.

Um die Cerubin von Chris Alcon herum tobte weiterhin Laser- und Protonenfeuer. Immer wieder wurden andere Cerubin-Kampfgleiter getroffen, vergingen ihn glühende Explosionen, verdampften in Wolken aus brennendem Gas und geschmolzenem Metall. An Bord jedes dieser Schiffe saßen Kameraden. Freunde. Noch schlimmer war es, wenn eines der größeren Kriegsschiffe explodierte. Hunderte, tausende intelligenter Wesen verloren ihr Leben. Und sie waren nicht Cerubin-Kampfpiloten, die wussten, dass jeder Einsatz ihr letzter sein konnte. Es waren normale Flottenangehörige, kein verschworener, wilder Haufen, dessen Angehörige jeden Abschuss zählten und glaubten, ihr Übermut würde sie zu Helden machen. Es waren normale Menschen und Nichtmenschen, die ihren Dienst in Uniform versahen, ihren Dienst an der Menschheit und jedem anderen intelligenten Wesen es Weltenraums, selbst für die Strayx, hätten sie auf ihre mörderischen Handlungen verzichtet.

Was sie nicht taten.

Wieder sah Chris, wie einer der terranischen Zerstörer kurz vor dem Sprung explodierte. Seine Schilde waren längst zusammengebrochen, weil die Energietreffer die Reaktoren überlastet hatten. Daraufhin war Torpedo und Torpedo auf der Hülle des Schiffes explodiert, bis die Panzerung durchbrochen gewesen war und sich die vernichtenden Energiegeschosse in die fragilen Eingeweide des Schiffes gegraben hatten.

Nun wurde der Zerstörer von mehreren kurz aufeinander folgenden Explosionen, von denen jede heftiger, größer und greller war als die davor, auseinandergerissen. Verglühende Metallfragmente spritzten in die Kälte des Alls, Sauerstoff und hoch explosive Gase mischten sich zu einem flammenden Inferno, das jedes Lebewesen innerhalb von Sekunden zu Molekülen verdampfte.

Trotzdem war der Anblick grauenhaft. Chris Alcon zog sich das Herz zusammen.

Und Avary Sax stöhnte leise auf.

Sie ist sensibler als so mancher von uns, dachte Chris.

Ja, das war sie. Er wusste es.

Wieder lenkte sie den Cerubin so geschickt auf einen Strayx-Jäger zu, dass der keine Gelegenheit bekam, sich zu verteidigen. James benötigte keinen Feuerbefehl von seinem Captain und Freund. Er zerblies den Todeshammer mit einem kurzen Laserfeuerstoß zu einer Wolke aus Feuer und glühendem Metall.

Avary Sax riss den Cerubin herum, auf einen Zerstörer der Strayx zu, der unablässig tödliches Plasma spie und seine Torpedos auf größeres terranisches Schlachtschiff hageln ließ, dessen Energieschirme immer lückenhafter wurden; Explosionen flammten auf der Hülle auf, zerrissen die Panzerung. „Er wird das Terra-Schiff zu rauchenden Klump schießen, wenn wir ihn nicht aufhalten“, sagte Avary.

„Die Schutzschirme des terranischen Schlachtschiffes?“, fragte Chris.

„Unter dreißig Prozent“, meldete Avary Sax, die die Daten vom ihrem Helmvisier las, das sie wieder geschlossen hatte. „Und sein Antrieb ist überhitzt. Kühlsysteme ausgefallen.“

„Schnappen wir ihn uns!“, sagte Jimmy kriegerisch, und er meinte damit eindeutig den Strayx-Zerstörer.

„Angriff!“, befahl Chris.

„Ich versuche uns zu tarnen“, sagte Avary und gab entsprechende Befehle in ihre Konsole ein. „Aber das wird nicht lange funktionieren.“

Tatsächlich schwenkten die Abwehrbatterien des Strayx-Zerstörers herum, als sie noch Meilen von ihm entfernt waren, und eröffneten das Feuer.

Avary flog einen Ausweichkurs, der sie dennoch weiterhin auf den Zerstörer zurasen ließ. Mit jedem Kilometer, dem sie ihm näher kamen, erhöhte sich die Gefahr, von einem der Protonengeschosse getroffen zu werden.

„Nimm dir ihren Kommandobereich vor!“, sagte Chris zu James Scalera, während er sah, wie immer mehr der Plasmatorpedos des Strayx-Zerstörers in das terranisch-republikanische Schlachtschiff einschlugen und verheerende Zerstörungen anrichteten. Feuerbälle breiten sich auf der Hülle aus, und auch innerhalb des Schiffes kam es zu mörderischen Explosionen.

„Soll ich schießen?“, fragte Jimmy nervös.

„Noch warten!“, wies Chris ihn an.

Die Protonengeschosse des Strayx griffen immer gezielter nach ihnen, flammten dicht vor und über den Cockpitscheiben auf.

„Die haben uns gleich“, prophezeite Jimmy mit banger Stimme.

„Warte noch!“, beschwor ihn Chris.

Drei Protonengeschosse zischen haarscharf an ihrem Cerubin vorbei.

„Das wird zu gefährlich“, murmelte Jimmy.

„Warte noch!“

„Wahrscheinlichkeit, dass wir getroffen werden, liegt bei sechsundvierzig Prozent“, meldete Avary. So sehr Chris sie auch mochte, diese Bemerkung hielt er für nicht wirklich hilfreich. „Bei fünfzig. Zweiundfünfzig …“

„Chris!“, sagte Jimmy beschwörend.

„Noch warten!“, befahl dieser.

„Sechsundfünfzig“, sagte Avary.

„Chris!“, schrie Jimmy.

„Torpedos los!“, befahl Chris - nicht, weil er glaubte, schon den optimalen Augenblick erreicht zu haben. Aber wenn er noch länger zögerte, würde Jimmy – der zu den mutigsten Männern zählte, mit denen Chris je gedient hatte – die Nerven verlieren, und dann war ein erfolgreicher Abschluss nicht mehr möglich.

Jimmy feuerte zwei Plasmatorpedos ab. Gleichzeitig befahl Chris: „Abdrehen!“

Noch bevor er das Wort zu Ende gesprochen hatte, riss Avary Sax die Cerubin herum, ließ sich das Schiff um die eigene Achse drehen und brachte es auf einem Schlingerkurs von dem Zerstörer weg. Auf der Flugbahn, die sie eben noch beschrieben hatten, kreuzte sich das Protonenfeuer der Abwehrbatterien.

Avary überstellte Chris ein Bild des Zerstörers, und Chris sah - ebenso wie Jimmy, wie man an seinem Jubeln vernehmen konnte -, wie der Kommandobereich des Zerstörers von den beiden Plasmatorpedos getroffen wurde. Mühelos durchdrangen sie das kaum noch vorhandene Schutzschild, das daraufhin mit grellem Blitzen in sich zusammenfiel, durchschlugen die Panzerung, explodierten innerhalb des Schiffes und rissen den Bereich in Fetzen. Es war, als würde der Zerstörer daraufhin im schwarzen Vakuum des Alls versinken, denn die Explosionswucht drückte sein Heck ruckartig nach „unten“.

Wieder blitzte es um das Cockpit des Cerubin auf.

„Drei Strayx-Todeshammer verfolgen uns und nehmen uns unter Beschuss!“, meldete Avary.

„Abschütteln!“, befahl Chris.

„Bei drei Jägern liegen die Chancen unter zwanzig Prozent“, erklärte Avary.

„Was ist mit unseren Kriegsschiffen?“, fragte Chris.

„Nur noch fünf sind verblieben. Zwei sind zu sehr beschädigt für den Sprung und … nur noch vier Schiffe.“ Eines hatte gerade den Sprung eingeleitet. „Cerubin-Kampfgleiter beginnen mit dem Sprung in den Nullraum.“

„Okay“, sagte Chris, während der Protonenbeschuss der Strayx-Kampfjäger gefährlich nahe am Cockpitfenster vorbeileckte. „Springen wir also - Koordinaten …“

„Koordinaten sind eingegeben“, unterbrach ihn Avary; jetzt wurde es wirklich brenzlig. „Alles bereit zum Sprung.“

„Sprung!“, befahl Chris.

Avary bestätige dem Computer den bereits erteilten Befehl, und sofort baute sich um den Cerubim ein Energiefeld auf, um das Schiff in den Nullraum zu reißen - doch kurz bevor das Feld den Cerubin ganz umschloss, stach ein einziger Protonenblitz in den Antrieb des Kampfgleiters, eine Explosion glühte auf, Funken sprühten, Metall schmolz – und dann …

Chris Alcon schrie auf vor Entsetzen …



2

Der Cerubin wurde in den Nullraum gerissen, in eine Realität jenseits der Realität, in der Zeit und Raum zusammenschmolzen und sich wieder weiteten. Eine Wirklichkeit, die außerhalb der Wirklichkeit existierte, eine Dimension, die sich um den drei- und vierdimensionalen Raum bog und es ermöglichte, den dreidimensionalen Raum und die vierte, nichtmaterielle Dimension Zeit, den dieser materielle Raum unterlag, zu überwinden, beides zu überbrücken und zu einem gewissen Grad sogar einzuholen.

Vor Jahrhunderten hatten die Menschen davon geträumt, ihre Schiffe so schnell bewegen zu können, dass sie in Sekundenbruchteilen weite Strecken überbrücken konnten. Die Realität übertraf diese Vorstellung noch um eine winzige Nuance. Wenn man in den Nullraum sprang, gelangte man an seinem Zielpunkt tatsächlich einige wenige Sekunden früher wieder in den Normalraum, als man ihn Hunderte von Lichtjahren entfernt verlassen hatte. Ein physikalisches Phänomen, das rein logisch zu erklären war – doch nur die wenigsten Menschen konnten diese Erklärung wirklich nachvollziehen.

Theoretisch hätte dies bedeutet, dass es möglich war, in der Zeit zurückzureisen. Nur musste man dafür entsprechend viele Sprünge direkt hintereinander begehen, doch ein Schiff konnte die dafür benötigte Menge Energie nicht aufbringen. So würden Zeitreisen auch noch die nächsten Jahrhunderte nicht möglich sein.

Chris Alcon erlebte den Nullpunkt bewusst mit. Die Sterne draußen vor den Cockpitfenstern schienen zu verwischen, verschmolzen zu einem grellbunten Gleißen, das um das Schiff herumzuwirbeln schien. Gleichzeitig schien im Cerubin selbst die Zeit stillzustehen. Chris' Denken funktionierte zwar, aber er war zu keiner Bewegung fähig, und ihm war, als würde auch sein Herz und seine Atmung stillstehen, was auch tatsächlich der Fall war. Aus diesem Grund hielt es ein lebendes Wesen nur sehr begrenzte Zeit in der Nullzeit aus. Die biochemischen Funktionen des Körpers liefen weiter ab, aber das neuronale Netzt war mattgesetzt.

Für Avary Sax galt das nicht. Chris sah, dass sie hektisch an den Kontrollen arbeitete, Befehle eintippte, Korrekturen vornahm.

Chris hatte mitgekriegt, dass ihr Antrieb einen Lidschlag vor dem Sprung getroffen worden war. Sie trudelten durch die Nullzeit, wahrscheinlich völlig unkontrolliert. Wenn Avary es nicht schaffte, das Schiff zurück in den Normalraum zu schaffen, konnten sie für alle Ewigkeiten hier gefangen bleiben, nur würde sein Gehirn den Sauerstoffmangel nicht lange überstehen. Oder sie würden die ersten Menschen sein, die tatsächlich eine Zeitreise unternahmen, allerdings würden sie wahrscheinlich als mumifizierte Leichen irgendwann zur Zeiten des Urknalls aus der Nullzeit brechen.

Avary musste es einfach schaffen, sie hier herauszubringen.

Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich ihr Helmvisier öffnete. Sie warf ihm einen besorgten Blick zu und flüsterte: „Ich werde dich nicht sterben lassen!“

Er spürte, wie ihm die Sinne schwanden, wie sein Gehirn unter dem Sauerstoffmangel zu leiden begann, während er verzweifelt versuchte, Luft zu holen, obwohl sich sein Brustkorb nicht senken und heben ließ. Panik erfasste ihn.

Auf Avarys Konsole blinkte ein rotes Licht, sie bestätigte irgendeinen Befehl …

Und das Gleißen um den Cerubin erlosch, wurde wieder zu vereinzelnd blinkenden Sternen und einem weit entfernten Spiralarm, dessen Sonnen aus irgendwelchen Gründen rot leuchtete.

„Verdammte Cyborg-Scheiße!“, hörte er Jimmy fluchen, während er selbst einen tiefen Atemzug nahm. Es gelang ihm sogleich, die Panik wieder wegzudrücken. „Wo sind wir?“, fragte er.

Avary wandte ihm das Gesicht zu, und er formte mit den Lippen ein „Danke“. Sie nickte ihm kaum merklich zu.

„Der Computer vergleicht unsere Position mit den Sternenkarten“, meldete sie.

„Und das Schiff?“

„Energiereserve sinkt rapide“, erklärte sie nach einem Blick auf die Kontrollen. „In wenigen Minuten sind wir auf Null. Dann sind wir handlungsunfähig. Irreparable Beschädigung der Energiezellen. Vor allem aber wurde der Hyperantrieb beschädigt und ist gänzlich ausgefallen. Der ist völlig hin.“

„Im Weltraum gestrandet“, sagte James mit zusammengebissenen Zähnen.

„Wir werden ersticken“, murmelte Chris.

„Die meisten von uns“, bemerkte Jimmy.

Avary warf ihm einen funkelnden Blick zu. „Für den Rest von uns ist es auch nicht schön, in einem toten Raumschiff gefangen zu sein, bis es möglicherweise von einem glühenden Gasriesen oder einer Sonne angezogen wird und verbrennt.“ Zorn schwang in ihren Worten mit.

„Schon gut, Leute“, ging Chris dazwischen.

Jimmy hob in einer beschwichtigenden Geste eine Hand. „Du weißt, das war nicht ernst gemeint“, sagte er zu Avary.

„Aber es ist ernst“, entgegnete sie. „Verdammt ernst.“

Mit einem Piepton zog der Computer Avarys Aufmerksamkeit auf sich. „Der Computer hat unseren Standort lokalisiert“, erklärte sie. „Taschobi-System, offizielle Bezeichnung KTE-3342-T-3. Der nächste terrestrische Planet im Lebensorbit einer Sonne ist SSDRE-43, zivile Bezeichnung Bao. Erdähnliche Bedingungen. Planetenrotation: 18,34 Stunden. Planetendurchmesser: 83.000 Kilometer. Allerdings entspricht Baos Masse die der Erde aufgrund …“ Sie unterbrach sich und stieß dann hervor: „Menschen haben dort gesiedelt.“

Sie tippte weitere Befehle in ihre Konsole.

„Was weiß der Computer noch über …“

Sie fiel James Scalera ins Wort. „Später. Wir haben nur wenige Minuten, um Bao zu erreichen. Energie sinkt weiterhin rapide. Der Hyperraum-Antrieb ist gänzlich ausgefallen, der Lichtantrieb und Unterlichtantrieb sind nur noch bedingt einsatzfähig. Wir werden es ohnehin kaum schaffen.“

„Dann los!“, befahl Chris. „Keine Diskussionen mehr.“

Avary startete den Antrieb des Cerubin. Die Geräusche, die dabei das Cockpit vibrieren ließen, verhießen nichts Gutes. Es war ein stotterndes Summen, das immer wieder an- und abschwoll. Wieder drang ein Piepsen aus einem Lautsprecher, das diesmal eindeutig eine warnende Bedeutung hatte.

Avary Sax beschleunigte das Schiff auf knapp unter Lichtgeschwindigkeit, und schließlich tauchte vor ihnen eine gelbe Sonne auf. Der Anblick war wunderschön und wärmte Chris Alcons Herz nach der langen Zeit in den tiefen des Raums, weitab von bewohnbaren Planetensystemen. Er warf Avary einen Seitenblick zu. Ihre Miene war ausdruckslos, aber er glaubte ein Funkeln in ihren Augen zu erkennen.

Dann schälte sich aus dem gleißenden Strahlen des Sterns ein blauer Planet, der Chris vorkam wie ein Juwel, der auf schwarzem Samt gebettet vor ihnen lag.

„Schön wie die Erde“, sagte Jimmy ergriffen.

„SSDRE-43 ist eine ehemalige Erdkolonie“, erklärte Avary, „die aber von den Menschen aufgegeben wurde, nachdem die Bodenschätze soweit abgebaut waren, dass jeder weitere Förderung der natürlichen Entwicklung des Planeten geschadet hätte. Die Kolonisten nannten ihn Bao - das ist Chinesisch und heißt so viel wie Schatz oder Juwel.“

„Ja, ein Juwel“, sagte Jimmy, der offenbar schwer beeindruckt war. „Dieser Planet ist ein Juwel.“

Dieser Gedanke war Chris vorhin ebenfalls gekommen. „Ein Juwel, auf dem wir begraben werden“, sagte er jedoch missmutig, als die Beleuchtung im Cockpit plötzlich flackerte und dann ganz ausfiel.

„Energie so gut wie auf Null“, sagte Avary. „Schalte alle Systeme aus, um noch Energie für die Landung zu haben!“

Chris ließ das Visier seines Helms hinabgleiten. „Raumanzüge schließen und auf interne Lebenserhaltung umschalten. Alle nicht benötigten Systeme aus!“

Avary schaltete auch den Antrieb aus. Die Eigenbewegung des Schiffes und die Gravitation des Planeten steuerten sie direkt auf Bao zu.

„Wir dringen gleich in die Atmosphäre ein!“, meldete sie nach wenigen Minuten des Schweigens, das etwas Andächtiges an sich hatte, während der Planet vor den Cockpitfenstern zu wachsen schien. Über dem kristallklaren Blau von Ozeanen zeichneten sich weiße Wolkenwirbel ab.

Dann spürte Chris einen schmerzhaften Schlag, der das ganze Schiff erbeben ließ und ihm durch Mark und Bein fuhr. Wäre er nicht angeschnallt gewesen, hätte es ihn aus dem Sitz und gegen die Cockpitfenster über ihn gerissen.

Das Schiff war in die Troposphäre eingetaucht. Chris sah, wie zu beiden Seiten von Avarys schmaler Konsole Joysticks ausfuhren, die sie ergriff, um den Cerubin manuell zu steuern. Ihr Gehirn arbeitete mit der Perfektion eines Computers, unterstützt durch intuitive Fähigkeiten. Der Antrieb wurde nicht wieder gezündet, aber Steuerdrüsen wurden aktiv.

Der Kampfgleiter ruckelte, bockte. Um ihn bildete sich eine orangefarben leuchtende Glocke. Die Reibungshitze brachte die Hülle des Schiffes zum Glühen. Es wurde so grell, dass sich die Cockpitfenster automatisch verdunkelten. Das bewies Chris, dass ihr Eintrittswinkel ungünstig war, denn der Cerubin war so konstruiert, dass er beim Atmosphärenflug normalerweise nur wenig Reibungshitze erzeugte.

Sie fielen immer tiefer, während Avary darum kämpfte, die Kontrolle über dem Cerubin zu behalten – oder sie überhaupt erst einmal zu erlangen? Chris wusste es nicht. Er schaltete das Bild einer Außenbordkamera auf den Schirm seiner Konsole, weil die verdunkelten Cockpitfenster noch immer keinen direkten Blick nach draußen zuließen. Er sah, dass sie auf einen Kontinent zurasten, der nur wenige grüne Flecken aufwies. Bald war unter ihnen eine hellbraune Fläche, die sich zu einer unwirklichen Landschaft verwandelte. Schroffe Felsen, Tiefe Canyons zogen sich durch schroffen Fels, und über allem flirrte die Luft in der Hitze der Sonne. Chris war aufgefallen, dass sie keine Wolkenschicht durchdrungen hatten.

„Dein Juwel ist ein Brocken Wüstenfelsen“, sagte er über das Intercom zu Jimmy.

„Aber ich dachte …“, stammelte sein Bordschütze entsetzt. „Hey, sexy Sax, hast du nicht gesagt, die Menschen hätten den Planeten verlassen, um seine natürliche Entwicklung nicht zu schaden?“

„Das hier ist die Wüstenregion des Planeten“, erklärte sie. „Der Planet wirkt von oben blau aufgrund seiner mit Wasser gefüllten Ozeane und Seen und der Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre. Aber auf seiner Äquatorialebene weisen die Kontinente nur wenig Wasser und kaum Vegetation auf.“

„Scheiße!“, schrie Jimmy. „Warum steuerst du uns denn hierher?“

Chris bezweifelte, dass Avary das mit Absicht getan hatte - doch ihre nächsten Worte belehrten ihn eines Besseren. „Weil die Scanner hier eine größere Siedlung registriert haben.“

„Aber“, rief James verblüfft, „ich dachte, die Kolonisten hätten den Planeten aufgegeben?“

„Der Planet hat drei Kontinente“, erklärte Avary Sax, die noch immer heftig mit der Steuerung kämpfte, „und nur auf diesem gibt es mehrere dicht beieinander liegende Siedlungen. Bei einer der Siedlungen muss es sich um eine größere Stadt handelt. Ich werde uns möglichst nahe heranfliegen, bevor ich runtergehe.“

„Notfunk absetzen!“, befahl Chris. „Wenn dort eine Siedlung ist, empfängt man uns!“

„Gute Idee“, sagte Avary und gab einen entsprechenden Befehl ein. „Sende auch Notsignal über Hyperspace-Connect auf föderaler Frequenz und …“

Im diesem Moment erloschen alle Lichter, Anzeigen und Bildschirme auf ihrer Steuerkonsole. „Keine Energie mehr!“, sagte sie. „Das Schiff ist tot!“

„Nicht nur das Schiff“, stöhnte James. Die Verdunkelung der Cockpitfenster hatte sich zurückgezogen, und so sahen sie nun den felsigen Boden dieses Planetenbereichs auf den Cerubin zurasen. (In Wirklichkeit war es genau umgekehrt.) „Auch wir sind tot“, sagte James. „Wir alle drei.“

Chris unterdrückte die Gefühle, die in ihm aufsteigen wollten. Er hatte keine Angst. Jedenfalls nicht um sich. Er hatte sich mit dem Tod abgefunden, sich mit ihm arrangiert, seit er seinen ersten Kampfeinsatz geflogen war. Trotzdem verspürte er Panik. Die furchtbare Gewissheit, dem Schicksal ausgeliefert zu sein. Nichts mehr tun zu können, um abzuwenden, was nun geschehen würde. Keine Kontrolle mehr zu haben, keinen Einfluss mehr ausüben zu können. Dem, was geschah, hilflos ausgeliefert zu sein.

Es ging nicht um ihn. Aber James Scalera war sein Freund. Sein Bester Freund. Und Avary …

Sie war mehr, als sie für ihn sein durfte.

„Fertig machen für den Aufschlag“, sagte er so ruhig wie möglich.

„Es war mir eine Ehre, mit Ihnen dienen …“, begann Jimmy.

„Hör bloß auf mit der Scheiße!“, unterbrach ihn Chris, „Halt lieber deine Eier fest!“

Im nächsten Moment berührte der untere Bereich des Cerubin den felsigen Grund …



3

Es war ein schmerzhaftes Erwachen.

Chris Alcon hatte das Gefühl, als würde ihm der Kopf platzen. Er stöhnte auf, und am liebsten hätte er sich in die Ohnmacht zurückgleiten lassen. Aber er riss sich zusammen, öffnete die Augen, konnte jedoch zunächst nichts sehen, weil ihm das Blut in die Augen lief. Er tastete nach seinem Kopf (aha, sein rechter Arm ließ sich also problemlos bewegen und schien unversehrt) und stieß mit den Fingern gegen den Raumhelm, den er trug.

Mist. Wieso blutete er an der Stirn, wenn er einen Helm trug? Das Visier war geschlossen, sonst wäre er im dichten Rauch sicherlich bereits erstickt. Er ging davon aus, dass er hochgiftig war.

Jimmy!

Reiß dich zusammen, Chris!

Avary!

O Gott, Avary!

Er riss die Augen weit auf, blinzelte dann das Blut weg, bis er sehen konnte.

Und konnte doch nichts sehen.

Denn überall war Rauch.

Rauch, in dem flackernder Feuerschein auszumachen war.

Im Cockpit brannte es.

Das Visier seines Helms war geschlossen, sonst wäre Chris im dichten Rauch sicherlich bereits erstickt. Er ging davon aus, dass er hochgiftig war.

Er schlug mit der Faust auf dem Verschluss seines Gurts, zweimal, dann gab der Mechanismus nach, und der Gurt teilte sich in vier Hälften, die automatisch in den Sitz fuhren.

Chris erhob sich. Die Cockpitfenster zeigten ein milchiges Spinnwebmuster, eines war sogar zerbrochen, und durch das gezackte Loch zog der dicke Rauch ab. Nur durch die Sichtverstärkung seines Helmvisiers, die Chris aktiviert hatte, konnte er überhaupt etwas sehen. Alles im Cockpit war zerstört, brannte oder spuckte Funken. Die Bildschirme waren entweder schwarz oder flackerten in bunten Farben, die ineinander verschwammen, sich dann wieder trennten und Formen zeigten, die keinen Sinn ergaben, bevor sie sich wieder auflösten.

Das Cockpit hatte sich verschoben, die Struktur war in sich zusammengebrochen. Der Boden fiel zur Seite hin ab, war an einer Stelle aufgebrochen, und verschmorte Kabelstränge quirlten wie Gedärme aus einem aufgeschlitzten Bauch.

Irgendein Gott, der diesen Planeten geschaffen hatte und beherrschte, hatte aus einer wirren, für Sterbliche unverständlichen Laune heraus beschlossen, dass das Schiff nicht explodierte.

Noch nicht.

Schmerzen in der Brust - mehrere Rippen waren gebrochen. Schmerzen im Bein - das Knie war regelrecht zerschmettert. Er konnte kaum stehen, verlagerte das Gewicht auf das andere Bein. Noch immer lief ihm Blut durchs Gesicht, und ein paar Tropfen waren auf das Visier getroffen und schränken seine Sicht ein.

Er drehte sich um.

Und sah Jimmy.

James Scalera.

Ein Metallteil war aus der Decke des Cockpit gebrochen und hatte Jimmy durchbohrt, war ihm durch die Brust gefahren und durch seinen Sitz. Jimmy saß da, aufgespießt wie ein Insekt.

Jimmy.

Chris hatte ihn seit der Raumakademie gekannt. Da waren sie zwanzig, einundzwanzig gewesen. Sie hatten zusammen gelernt, gefeiert, gekämpft, hatten sich drei Jahre aus den Augen verloren, waren dann auf dasselbe Schlachtschiff versetzt worden und schließlich wieder zu einem Team geworden.

Es hatte Jimmy nie gestört, dass Chris plötzlich sein Vorgesetzter gewesen war, sein Captain. Er hatte Dienst und Freundschaft prächtig voneinander trennen können, hatte seine Befehle befolgt und seine Anweisungen nie vor seinen Kameraden infrage gestellt, sondern Chris ganz vertraulich und unter vier Augen darauf hingewiesen, wenn dieser Scheiß geredet oder befohlen hatte.

Sie waren durch Dick und Dünn gegangen, hatten gegen die Strayx gekämpft, in der eigenen Galaxis und in fernen, teils weitgehend unbekannten Galaxien. Die terranisch-republikanische Flotte war zu ihrem Zuhause geworden, der Föderale Sternenbund zu ihrer Familie. Sie hatten an der Seite von Menschen und Nichtmenschen gekämpft, und sowohl menschliche als auch nichtmenschliche Kameraden waren schließlich zu Freunden geworden. In der erfolgreichen, ruhmreichen Schlacht von Kajatan IV waren sie zwei der gefeierten Helden gewesen, dem Hinterhalt im Ugata-Nebel waren sie mit nur wenigen anderen im letzten Moment entkommen. Sie hatten Siege gefeiert, Niederlagen erlitten, um gefallene Kameraden getrauert, um den Verlust von Freunden. Sie hatten das Volk der Enuren retten und den Untergang der Vaarach nicht verhindern können. Sie hatten Planeten in die Freiheit geführt und erlebt, wie sie in die Sklaverei gezwungen wurden.

James Scalera war bei all diesen schrecklichen und oft auch ruhmreichen Abenteuern an seiner Seite gewesen.

Ein Freund. Ein Kamerad.

Es war mir eine Ehre …

Jetzt lag er aufgespießt in seinem Waffensitz. Um seinen schlaffen Leib waberte der Rauch, der Metallbalken hatte ein gewaltiges Loch in seinen Raumanzug gerissen, doch man sah dankenswerterweise kein Blut.

Er hatte die Augen hinter dem durchsichtigen Visier geschlossen, und sein Gesicht sah aus, als würde er schlafen.

Er hatte nie im Dienst geschlagen.

Leutnant James Scalera …

Jimmy …

Chris brach es fast das Herz.

Vielleicht wäre er in diesem Moment zusammengebrochen, hätte nicht ein anderer Gedanke sein Gehirn durchzuckt.

Avary!

Er drehte sich zu dem anderen Sitz um, der sich leicht versetzt hinter dem seinen befand.

Avary Sax saß unbeweglich hinter ihrer Konsole. Sie rührte sich nicht. Als er sich ihr näherte, wirkte sie wie tot.

Ein Wrackteil hatte die Seite ihres Raumanzugs völlig aufgerissen. Er war nicht nur durch den Anzug gedrungen, sondern hatte auch künstliches Gewebe weggerissen, war unterhalb der Metallrippen in Avary Leib gedrungen und hatte mehrere Kabel und anders zerfetzt.

Eine dunkle Flüssigkeit rann aus ihrem Körper. Sie sah aus wie Öl. Oder dickflüssiges Blut.

„Nein“, keuchte Chris ganz leise.

Und dann schrie er: „NEEEIIIIN!“

Er warf sich auf Avary. Auf die Frau, die er liebte.

Auf den Roboter.

Auf die Maschine.

Auf seine XK-500-Einheit, sein Fluggerät, das er - der Kranke, der Perverse - mehr liebte als jeden Menschen.

Mehr als jede Frau, mit der er je etwas gehabt hatte. Mehr als jede Frau aus Fleisch und Blut.

Er rutschte über ihren Leib - ihren Torso -, fiel vor ihr auf die Knie, sein Kopf sank in ihren Schoß, und er schrie und wimmerte vor Schmerz.

Dann spürte er, wie sie unter im zuckte.

Er hob den Kopf, blickte auf, sah sie an.

Und sie öffnete die Augen.

Öffnete den Mund.

Und während sie mit leerem Blick ins Nichts starrte, sagte sie: "DlelRe3(dTk3%V$3fjf!"

Sie lebte …



Teil 2: Androiden-Liebe

Captain Christopher Alcon wusste anschließend kaum noch, wie er es geschafft hatte. Aber es war ihm gelungen, Avary aus dem brennenden Cockpit zu zerren und aus den Trümmern des Schiffes zu schleifen. Durch den Raumanzug, den er trug, machten ihm die Flammen nichts aus, denn das Gewebe war feuerfest, aber seine Rippen schmerzten höllisch. Und er konnte das eine Bein kaum belasten. Das Knie war verdreht, tat höllisch weh.

Auf einem Bein und teils nur kriechend zerrte er Avary hinter sich her auf die felsige Oberfläche des Planten, auf der ihr Cerubin-Kampfgleiter notgelandet war. Das Schiff war nahezu völlig zerstört. Schwarzer Rauch quoll aus mehreren Rissen in der Panzerung, Stabilisatoren für den Atmosphärenflug waren abgerissen worden oder zerknickt, als würden sie aus Pappe bestehen. Feuer loderte.

Das Schiff hatte eine Schleifspur von mehreren hundert Metern über den Fels gezogen, der an dieser Stelle extrem glatt und eben war. Avary hatte den besten Platz für eine Bruchlandung gewählt, der noch erreichbar gewesen war. Und sie hatte sie so nahe wie möglich an die große Stadt des Planten herangebracht, die die Scanner des Schiffes bei ihrem Anflug auf Bao registriert hatten.

Avary - die er hinter sich herschleifte wie eine leblose Puppe. Die aber vorhin die Augen aufgeschlagen und Worte… Laute … Formeln … wirres Zeug von sich gegeben hatte. Jetzt rührte sie sich nicht mehr.

Aber sie lebt, sagte sich Chris Alcon. Ja, sie lebt. Sie muss leben. Sie muss!

Und eine böse Stimme in seinem Unterbewusstsein antwortete: Sie hat nie gelebt!

Doch, das hat sie!, widersprach er. Und das tut sie!

Anders als Jim!

James Scalera. Sein bester Freund.

Sein bester Freund, der jetzt tot war!

Den er im brennenden Cockpit des Cerubin zurückgelassen hatte. Der den Absturz nicht überlebt hatte und dessen Leib jetzt vom Feuer verzerrt wurde.

Chris heulte auf vor Schmerz, während er weiter von dem brennenden Schiff wegrobbte und Avary immer noch mit sich zerrte. Dann konnte er nicht mehr. Der Schmerz war einfach zu viel. Sowohl der körperliche also auch der seelische.

James Scalera.

Jimmy…

Sie hatten so viel gemeinsam durchgestanden, so viele Schlachten geschlagen, so viele Siege gefeiert und Niederlagen erlitten - und immer wieder überlebt!

Und nun war er gestorben - beim Absturz eines Cerubin. Nicht glorreich im Kampf gefallen…

Was denkst du für einen Unsinn, dachte Chris. Glorreich an einem Tod in der Schlacht ist nur das anschließende Heldenbegräbnis und wenn sie dir posthum 'nen Orden verleihen – und beides bekommst du dann nicht mehr mit.

Beim Absturz ums Leben gekommen, sagte er sich. Das ist ein Pilotentod. Ja, ein würdiger Pilotentod.

Trotzdem sah er James noch immer vor sich, wie er in seinem Waffensitz saß, aufgespießt von diesem Metallteil. Und er sah vor seinem geistigen Auge, wie Jimmys Körper verbrannte, wie sich die ungeheure Hitze nun doch durch den Raumanzug fraß und nichts als Asche und verkohlte Knochen von seinem Freund zurückblieben.

Eine Feuerbestattung, dachte er. Die Feuerbestattung eines Helden!

Aber der Gedanke machte ihn nicht glücklich. Er glaubte, durch das geschlossene Visier seines Raumanzugs James’ verbrennendes Fleisch zu riechen.

Er sah sich um. Er lag inmitten einer Art Steinwüste. Eine flache Ebene, durch die sich Risse zogen, teils mehrere Meter breit. In der Absturzrichtung des brennenden Cerubin, gut einen halben Kilometer entfernt, endete die Ebene vor spitzen Felsen und kantigen Bergen. Das Gestein wirkte gelblich, als wäre es mit Farbe eingesprüht worden. Der Himmel war von einem hellen, satten Blau und wolkenlos. Die Sonne stand direkt über ihm, und sie schien grell und heiß.

Er hob eine Hand und schaute auf das Messgerät, das über seinem Handgelenk am Raumanzug befestigt war. Die Außentemperatur lag bei 44 Grad Celsius. Ohne Wasser würde er hier nicht lange überleben. Er musste zu dieser Stadt, die Avary entdeckt hatte. Der Schiffscomputer hatte ihren Standort in seinen Raumhelm überspielt. Keine Schwierigkeit, sich

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: (C) ALFRED BEKKER CASSIOPEIAPRESS
Tag der Veröffentlichung: 07.02.2016
ISBN: 978-3-7396-3639-9

Alle Rechte vorbehalten

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