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Sternenkommando Cassiopeia 8

Das Kandor-Komplott

von Mara Laue

 

Der Umfang dieses Buchs entspricht 60 Taschenbuchseiten.

 

Noch während die SALAK versucht, den Tathergang des Mordes an AnakMaan und die Begleitumstände zu ergründen, tauchen immer mehr sureyinische Schiffe bei Sintura auf. Offensichtlich wollen sie sicherstellen, dass der beschuldigten Sureyini Gerechtigkeit widerfährt. Tatsächlich gibt es immer mehr Belege, dass Beweise manipuliert wurden. Als Admiral Trevayaa eine Rekonstruktion des Mordes anordnet, eskaliert die Situation und bringt nicht nur die Ermittler in tödliche Gefahr.

 

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Ein CassiopeiaPress Buch

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© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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1

Juristisches Logbuch Nr. 18 der SALAK 221

Fall 344/1.897.301: Tötungsdelikt AnakMaan, Aminokka/Sintura

23. Eintrag

Datum: 25.09.344 ISA-Zeit

Eintragender Jurist: Main Captain Rruul U Rraksh


„Je weiter die Ermittlungen fortschreiten, desto mehr Details treten zutage, die belegen, dass die Beweise manipuliert wurden beziehungsweise dass die Aussagen der Zeugen sowie die der mutmaßlichen Täterin nicht der Wahrheit entsprechen. Die Widersprüche könnten teilweise nicht krasser sein. Die Verdächtige Lal beteuert ihre Unschuld, während gleichzeitig alle Beweise, die bis jetzt nicht widerlegt werden konnten, gegen sie sprechen.

Eines der Hauptbelastungskriterien, die ihr Motiv für den Mord begründen, ist das Raumjägerduell, das sie gegen AnakMaan geflogen ist. Die vor Ort gemachten Aufzeichnungen des Duells belegen, dass Lal es verloren hat. Sie dagegen behauptet, es gewonnen zu haben. Normalerweise ist niemand so dumm, etwas durch Ortungsaufzeichnungen Belegtes zu leugnen. Und obwohl die Technikabteilung die Aufzeichnungen für authentisch befunden hat, stimmen die Beschädigungen von Lals Raumjäger nicht mit denen überein, die er laut diesen Aufzeichnungen erhalten hat.

AnakMaan hat sich jedoch durch sein Kandor-Projekt viele Feinde gemacht. Die von ihm geplante Zerstörung eines großen Teils einmaliger sinturanischer Natur, in dem sich auch ein Heiligtum befindet, zugunsten eines gigantischen Freizeitparks, rief heftigen Widerstand hervor. Nach den bisherigen Ermittlungen besteht sogar die Möglichkeit, dass die Aktivisten, die das Kandor-Gebiet erhalten wollen, Lal angeheuert haben, um in ihrem Auftrag AnakMaan zu töten.“



2

Vernehmungsraum der SALAK – 13.80 Uhr Bordzeit


Rruul U Rraksh saß SerrGoto gegenüber, dem Chefredakteur des Nachrichtenmagazins „Sintura Wort und Bild“. Der Sintura-Lantheaner hatte das Duell zwischen AnakMaan und Lal aufgezeichnet. Mit der umfassenden Technik, die ihm für Bildoptimierung zur Verfügung stand, gab es die Möglichkeit, dass er die Aufzeichnungen manipuliert hatte. Falls dem so war, blieb die Frage zu klären, wie er das gemacht hatte, ohne dass die forensischen Techniker der SALAK das hatten feststellen können.

Da in der Vergangenheit schon oft und mit immer wieder neuen Methoden versucht worden war, Aufzeichnungen zu fälschen und Spuren eines Verbrechens zu manipulieren, kannten die IsteP-Techniker der Forensischen Division alle gängigen Tricks und noch ein paar mehr. Außerdem forschten sie ständig an weiteren Möglichkeiten, Fälschungen zu entlarven, um den Verbrechern in diesem Punkt und in allen anderen immer ein Stück voraus zu sein. Dass ihnen eine Manipulation entging, war zwar nicht ausgeschlossen, aber doch relativ unwahrscheinlich. Nicht nur aus diesem Grund wurde Rruul mit jeder Information, die er zu diesem Fall erhielt, neugieriger, was sich am Ende als die Wahrheit herausstellen würde.

Dass SerrGoto etwas zu verbergen hatte, merkte er nicht nur daran, dass der Lantheaner nervös war, was sich in dem subtilen Zucken seiner Schnurrbarthaare äußerte. Auch die halb geschlossenen Augen und die angespannte Haltung deuteten darauf hin. Allerdings gab es keine Garantie dafür, dass Rruuls Eindruck korrekt war.

In der Vergangenheit hatten fast alle Völker und selbstverständlich auch die IsteP an Methoden geforscht, um Lügen bei einer Vernehmung zweifelsfrei zu entlarven. Anfangs hatten diese psychischen und teilweise mechanischen Lügendetektoren relativ gut funktioniert. Doch mit dem fortschreitenden Zusammenwachsen der ISA-Bevölkerung hatten sich ursprünglich eindeutige Kriterien verwischt.

Ein hellhäutiger Terraneh von Terra verriet eine Lüge oft, aber nicht immer, durch eine unkontrollierbare Rötung der Gesichtshaut, in Verbindung mit anderen Anzeichnen wie einer veränderten Stimmfrequenz oder vermehrtem Augenzwinkern. War er aber zum Beispiel auf Lingula aufgewachsen oder lebte dort schon einige Jahre, dann hatten sich diese Reaktionen den lingulanischen Verhältnissen angepasst und verrieten Verlegenheit, nicht Lüge. Lebte er auf Yonash bei den Sifike’enineh, zeigen dieselben Symptome, dass er verliebt war. Diese unterschiedlichen Reaktionen erschwerten es den Ermittlern zu erkennen, welche Aussage der Wahrheit entsprach. Unmöglich war das nicht, denn schließlich gab es immer beweisbare Fakten. Man musste sie nur finden.

Rruul kannte sich mit der Befragung aller Spezies der ISA aus und wusste, dass bei den feliden Lantheaneh Geduld der Schlüssel zum Erfolg war; egal von welcher Welt sie stammten oder wo sie lebten. Er machte eine Show daraus – allerdings so, dass es nicht wie eine Show wirkte –, SerrGotos Aufzeichnung intensiv zu studieren, als hätte er sie nicht schon mehrfach gründlich angesehen. Schließlich blickte er den Sinturaner eindringlich an.

„SerrGoto, nach den Untersuchungen unserer Techniker sind diese Aufzeichnungen authentisch.“

„Selbstverständlich. Hatten Sie daran Zweifel?“

Rruul machte eine bestätigende Geste. „In der Tat, denn die Sureyini behauptet, den Kampf gewonnen zu haben.“

SerrGotos Schnurrhaare zitterten. „Das ist dreist.“

Rruul registrierte, dass die Empörung des Mannes einen Unterton von Erleichterung enthielt. Ein Hinweis, dass die Aufzeichnung tatsächlich manipuliert war? Oder nur die nachvollziehbare Erleichterung darüber, dass die Sureyini sich nicht dazu verstiegen hatte, einen Unschuldigen zu belasten? Möglich war beides. Und einiges andere ebenfalls. „Da die Sureyineh aber, nach allem, was wir über sie bisher wissen, Lügen ächten und für absolut unehrenhaft halten, ist dieses Verhalten ungewöhnlich.“ Wieder fixierte er den Sinturaner.

SerrGoto machte eine relativierenden Handbewegung. „Das tun die Oyanurreh und andere Völker auch. Aber ich bin mir sicher, dass es trotzdem in Ihrem Volk schon so manchen dreisten Lügner gegeben hat. Wie in jedem anderen Volk auch. Also worauf wollen Sie hinaus?“

Obwohl der Sinturaner nicht laut gesprochen hatte, war in seiner Stimme ein fauchender Ton zu hören. Der verriet ebenfalls SerrGotos Anspannung. Doch jedes Wesen, das sich einer offiziellen Befragung durch die IsteP stellen musste, war dabei angespannt. Rruul hatte noch nie etwas anderes erlebt. Außer bei Lal.

„Stehe ich in irgendeiner Weise unter Verdacht?“, fragte SerrGoto, als Rruul schwieg.

„Wie könnten Sie, da die Aufzeichnungen nicht manipuliert wurden? Haben Sie etwas anderes getan, das eine Straftat darstellt?“

„Natürlich nicht!“

Auch ein so vehementes Leugnen sprach dafür, dass SerrGoto etwas zu verbergen hatte. Rruul verkniff es sich, seine Zufriedenheit auszudrücken. Das würde ein interessantes Gespräch werden.

„SerrGoto, konnten Sie das Duell über die Direktaufnahmen der Außenkameras sehen oder sie nur über die taktische Darstellung der Ortung verfolgen?“

Der Sinturaner zögerte, ehe er zugab: „Ich hatte auch die Außenkameras eingeschaltet. Aber darauf konnte ich nicht viel erkennen, da ich aus Sicherheitsgründen zu weit weg war. Auch im Zoom war nicht viel zu sehen. Wenn Sie schon einmal ein Raumjägerduell live verfolgt haben, wissen Sie warum.“

Das wusste Rruul. Die hohe Geschwindigkeit der Jäger ließ sie selbst im Zoom der Realdarstellung nur wie huschende Schatten aussehen. Und wenn sich nicht gerade eine Sonne in der Nähe befand, die den Schiffsrumpf beleuchtete – immer vorausgesetzt, dessen Material reflektierte –, waren sie in der Realdarstellung je nach ihrer Farbe fast oder sogar vollständig optisch unsichtbar. Selbst die abgefeuerten Schüsse waren entweder gar nicht zu erkennen oder nur als kurze Blitze, von denen aber die Augen der meisten ISA-Völker nicht erkennen konnten, welcher Jäger sie abgefeuert hatte. Wenn man das Duell „live“ sehen wollte, musste man auf die schematische Darstellung der Ortungsgeräte zurückgreifen und diese in Zeitlupe ablaufen lassen.

„Ich habe mir die Aufzeichnung der Kameras hinterher in Zeitlupendarstellung angesehen“, bestätigte SerrGoto. „Darin war nichts zu sehen, das die Behauptung der Sureyini gestützt hätte, sie habe das Duell gewonnen. Es ist mir schleierhaft, wie sie dazu kommt.“

„Das finden wir heraus“, war Rruul zuversichtlich. „Wie viel Zeit verging von dem Moment, in dem Sie als Beobachter berufen wurden, bis zu Ihrem Start?“

„Weniger als eine Stunde Ortszeit. Meine Vorbereitungen haben ungefähr eine halbe Stunde gekostet, inklusive des Weges vom Begegnungszentrum, in dem die ganze Angelegenheit ihren Ausgang nahm, bis zum Raumhafen

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: (C) ALFRED BEKKER CASSIOPEIAPRESS
Bildmaterialien: Steve Mayer
Tag der Veröffentlichung: 10.06.2015
ISBN: 978-3-7368-9927-8

Alle Rechte vorbehalten

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