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Hexenkräfte gegen Asmodis Teil 6 von 8

Alfred Bekker und Silke Bekker

 

Die Abenteuer der Hexe Jane Morris

 

 

Ein CassiopeiaPress E-Book

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*

 

Ich kam hart auf dem Boden auf. Mein Knöchel schmerzte etwas.

Der Sprung war mit den Beinen nicht ganz abzufedern. Noch auf dem Boden wirbelte ich herum und sah hinauf. Die Oberkante der Mauer glühte rötlich...

Ich musste schlucken.

Im letzten Moment waren wir dem Tode entkommen.

Mike erhob sich, reichte mir die Hand zog mich ebenfalls hinauf.

Mein Pulsschlag war immer noch beschleunigt. Die Angst steckte mir nach wie vor in den Knochen. Wir befanden uns in einer engen Seitengasse. Ein paar Passanten drängten inzwischen bereits zusammen. Stimmengewirr erhob sich und ein halbes Dutzend ausgestreckter Arme deutete auf die rot glühende Oberkante der Mauer.

Ich klopfte mir den Staub von der Kleidung.

"Was war das?", flüsterte Mike.

Er nahm mich bei den Schultern und ich schmiegte mich an ihn.

"Ich weiß es nicht genau...", murmelte ich, und meine Stimme klang schwach und tonlos dabei.

"Jedenfalls wollte uns jemand aus dem Weg haben!", stellte Mike fest. "Daran dürfte es wohl keinerlei Zweifel geben..."

"Ja."

Er nahm mich bei den Schultern und sah mich an.

"Glaubst du auch, dass Dr. Devil hinter dieser seltsamen Erscheinung steht - oder in irgendeiner Form etwas damit zu tun hat?

Schließlich ist er inzwischen ein Experte auf dem Gebiet des Übersinnlichen und Okkulten..."

"Daran habe ich auch schon gedacht", bekannte ich. "Dieser Mann, der uns gerade begegnete..."

"Ja?"

"Er sprach von einem Diener Satans..."

"Abd el-Shaitan", murmelte Mike.

Ich nickte.

Mike atmete tief durch.

Sein Blick wandte sich von mir ab.

Er sah zur Mauerkante hin, deren Glühen inzwischen verblasst war.

Ein verbrannter Geruch erfüllte die Luft.

"Mike, der Mana-Kristall!"

Er hatte seine alte Form wieder angenommen.

Mike sagte: "Scheint so, als wären wir fürs Erste außer Gefahr."

Ich war froh, nicht allein in dieser unheimlichen Stadt zu sein, in der sich Alptraum und Märchenwelt auf eigentümliche Weise zu kreuzen schien.

 

*

 

Die Dämmerung hatte sich wie grauer Spinnweben über die Stadt gelegt. Es war angenehm kühl geworden. Nebel kam auf und zog vom Meer her in die Stadt.

Wir aßen etwas in einem der Lokale an der von haushohen Palmen gesäumten Strandpromenade. Dann gingen wir etwas spazieren.

„Wie machen wir jetzt weiter?“, fragte Mike Blane irgendwann.

Der große Dämonenjäger mal ratlos?

Das kam nicht gerade häufig vor.

Ich zuckte die Achseln. „Wer auch immer uns umbringen wollte - er wird es sicher erneut versuchen...“

„Ich fürchte, da hast du Recht.“

„Aber ob es ratsam ist, mit so einer Geschichte zur Polizei zu gehen?“

„Vermutlich nicht. Gegen diesen Dr. Devil --- oder sollte ich gleich Asmodis sagen? --- hat die wohl kaum die richtigen Mittel.“ Er deutete auf den Mana-Kristall, jenes magische Amulett, das Mike Blane stets um seinen Hals trug. „Wir hingegen hoffentlich schon.“ „Ein wirksamer Schutz war der Mana-Kristall bis jetzt nicht!“, monierte ich. „Aber ich will nicht meckern. Meine Schamanenkraft war auch schon effektiver...“

„Du sagst es, Jane!“

Ich seufzte. „Wir müssen mehr über diese Abd el-Shaitan- Legende herausfinden“, meinte ich.

„Du glaubst, dass es in der Geschichte einen wahren Kern gibt?“

„Ja. Daran gibt es für mich keinen Zweifel - genau wie an der Tatsache, dass eine Verbindung zu Dr. Devil besteht. Worin sie besteht, kann ich natürlich nicht sagen. Aber nenn mir mal jemand anderen in Tanger, der ein Interesse daran haben könnte, uns umzubringen...“

„Uns regelrecht in eine Falle zu locken!“, korrigierte Mike Blane.

Ich zuckte die Achseln.

„Wie auch immer.“

Mike nickte leicht.

Er wirkte nachdenklich, schien über meine Worte noch etwas nachzudenken.

„Da ist allerdings etwas dran! Es würde bedeuten, dass wir von unserer Ankunft an beobachtet wurden...“

Eine Vorstellung, die einen nur schaudern lassen konnte. Aber exakt so musste es gewesen sein.

„Den Mann mit den leuchtenden Augen hatte ich bereits zuvor einmal gesehen“, gestand ich dann.

Mike Blane sah mich erstaunt an und fragte dann: „Wo?“

„Ganz kurz während unserer Taxifahrt. Er kam aus einem Geschäft heraus, und ich wunderte mich über seinen eigenartigen, marionettenhaften Gang. Das ganze dauerte kaum eine Sekunde, dann war er in der Menge verschwunden...“ Es war müßig, darüber nachzudenken, ob diese erste, flüchtige Begegnung nun zufällig gewesen war oder nicht. Fest stand, dass wir einen tödlichen Feind gegen uns hatten, dem offenbar erhebliche übernatürliche Kräfte zur Verfügung standen.

Ein Feind, der vor nichts zurückschreckte und seine überlegenen Mittel skrupellos anwandte.

Ich sah Mike an. Seine Augen wirkten warm, hatten aber noch immer einen Rest von Geheimnis an sich.

„Wir können von Glück sagen, dass wir noch am Leben sind“, flüsterte ich.

„Ich weiß...“

„Mir zittern die Knie, wenn ich nur daran denke.“ Ich spürte seinen Arm um meiner Schulter. „Es ist vorbei“, sagte er.

„Ja“, sagte ich und fragte mich dabei: Für wie lange?

Ich kannte die Antwort darauf.

Und sie gefiel mir ganz und gar nicht...

 

*

 

An dem weißen Sandstrand war kaum etwas los. Ein paar einheimische Jungen spielten Fußball, während die Sonne zu einem orangefarbenen, verwaschen wirkenden Fleck wurde.

Mike legte mir seine Jacke um die Schultern, als er merkte, dass ich etwas fror.

„Ich habe immer gedacht, dass das Blödsinn ist...“, murmelte ich nachdenklich, als ich auf den Nebel sah.

Er sah mich erstaunt an.

„Was?“

„Na, die Szene aus Casablanca...“

„Du meinst den Film mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann?“

„Ja. Ich dachte immer, es müsste in Wahrheit viel zu warm dafür sein, dass Bogart seinen Trenchcoat trägt. Von der Nebelszene am Schluss mal ganz abgesehen! Man denkt immer: In Afrika ist es warm. Auch im äußersten Norden dieses Kontinents.“

„Ein Irrtum.“

„Du sagst es.“

„Casablanca wurde ausschließlich in Studios gedreht!“, meinte Mike. „Ich glaube nicht, dass einer der Macher je hier in Marokko war...“

„Aber sie hatten recht!“

Er lachte.

„Eigentlich kann auch nur eine Britin derart eingebildet sein, dass sie ernsthaft glaubt, Nebel dürfe es nur in London geben!“

„Ha, ha! Sehr witzig!“

Arm in Arm gingen wir an der Palmenallee entlang.

Es war schön, zwischendurch ein wenig lachen zu

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: (C) ALFRED BEKKER CASSIOPEIAPRESS
Bildmaterialien: Steve Mayer
Tag der Veröffentlichung: 22.11.2014
ISBN: 978-3-7368-5795-7

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