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Alienjäger z.b.V. Sie sind unter uns (Teil 4 von 8)

von Alfred Bekker

 

Science Fiction Roman

 

 

© 2003,2004 by Alfred Bekker (Brian Carisi)

© der Digitalausgabe 2012, 2014 Alfred Bekker, CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Ein CassiopeiaPress E-Book

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

 

 

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"Im Jahr 2000 machte das Wasser des Baikalsees etwa zwanzig Prozent der irdischen Süßwasserreserven aus. Auf Grund der weltweiten Süßwasserverknappung ist dieser Anteil im Verlauf des einundzwanzigsten Jahrhunderts auf beinahe fünfzig Prozent gestiegen. Das gibt dem Eurasischen Commonwealth heute eine ähnliche Machtposition in die Hand, wie es die Mitglieder des OPEC-Ölkartells im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert innehatten."

John J. Minchenheimer III, Assistant Director in Charge beim Geheimdienst FAIS und Eurasien-Spezialist im Vorwort des "Report on Ecological Resources and Warefare" an den Präsidenten der Free States of America.

 

*

 

Ein Shuttle mit dem aufgedruckten Firmenlogo von Lorfield Cargo Enterprises befand sich im Flug über dem Amazonasgebiet. In der Ferne der kargen, verkarsteten Landschaft, durch die sich der Amazonas und seine Nebenarme wie ein System von Adern zogen, tauchte die Megalopole Manaus auf. Wild wucherte dieser Stadtmoloch in die Umgebung hinein.

Lorfield Cargo Enterprises war eine Tarnfirma. Ursprünglich vom Geheimdienst FAIS gegründet, um bei verdeckten Operationen nicht auf die Flugkapazitäten der FSA Air Force angewiesen zu sein. Inzwischen hatte die FAIS längst eigene Flugeinheiten, vom Großtransporter Shuttle bis zum Tarnjet.

So hatte DEFENCE die Tarnfirma gewissermaßen geerbt.

Schließlich befand sie sich letztlich in Regierungsbesitz.

Zur Tarnung betrieb Lorfield sogar ein Netz von Frachtverbindungen zu allen Kontinenten.

Äußerlich waren die Maschinen von Lorfield Cargo Enterprises ganz gewöhnliche zivile Luftfahrzeuge. Viele noch nicht einmal auf dem technisch höchsten Niveau. Das Innenleben dieser Flugzeuge sah allerdings ganz anders aus.

Die meisten von ihnen verfügten über getarnte Spezialausrüstung. Über Abwehr- und Angriffssysteme, wie sie ansonsten nur bei militärischen Einheiten üblich waren.

Diese Maschine hatte die Kennung LCE-5432.

An Bord befand sich ein Team von 25 DEFENCE-Agenten. Allesamt Spezialisten. Der Befehl, den sie von Oberst Sheehy erhalten hatten, war eindeutig. Sie sollten die Vorkommnisse um Hidden Place 12 aufklären und überprüfen, ob die Agenten Ondar und Ellroy dabei wirklich den Tod gefunden hatten.

Außerdem gab es inzwischen eine interessante Neuigkeit.

Auswertungen von Satellitenfotos hatten ergeben, dass kurz vor der Explosion auf Hidden Place 12 ein Rotorschweber die Hangars der Geheimstation verlassen hatte.

Der Kurs dieses Schwebers hatte ermittelt werden können.

Er verlor sich in der Nähe eines Ortes, der von den Indio-Nachfahren ehrfürchtig das HAUS DER GÖTTER genannt wurde.

Vielleicht gelang es dort ja sogar, die Spur von Professor McCauly und seinem Team aufzunehmen.

In diesem Moment traf etwas mit ungeheurer Wucht auf die Außenhaut des Shuttles auf, durchdrang sie, als ob sie aus Wachs wäre. Das Geschoss war nicht größer als ein Unterarm. Aber die Wirkung war verheerend. Mit einer gewaltigen Explosion platzte das Vorderteil des Shuttles regelrecht weg. Der Rest wurde Sekundenbruchteile später förmlich auseinandergerissen. Ein grelles Licht, das für Augenblicke sogar die unbarmherzige Mittagssonne Amazoniens überstrahlte.

Dann war da plötzlich nur noch Dunkelheit.

"Hier bricht die Aufnahme ab!", erklärte Leutnant Dalglish. Er wandte sich an Oberst Sheehy, der noch immer ziemlich fassungslos auf den Schirm blickte.

"Was ist mit ..."

"Dem zweiten Shuttle, von dem die Aufnahmen gemacht wurden?"

"Ja."

"Ich kann Ihnen da keinerlei Hoffnung machen, Oberst. Sekunden nachdem die LCE-5432 getroffen wurde, hat es wohl auch ihre Schwestereinheit erwischt."

"Keine Überlebenden?"

"Davon müssen wir ausgehen, Sir."

"Verdammt!"

Die Mission war schon gescheitert, noch bevor sie richtig begonnen hatte.

Außer Dalglish und Sheehy befanden sich auch noch Stryker und Durrell im Raum.

Rog Durrell hielt sich etwas abseits und enthielt sich zunächst eines Kommentars.

"Ich frage mich, wie unser Gegner derart gut über unsere Operationen Bescheid wissen kann", stieß Stryker hervor. "Sie müssen wirklich über Quellen im internen Sicherheitsbereich verfügen."

Sheehy konnte ihm in dieser Hinsicht nur zustimmen.

Der Gegner hatte gewusst, was es mit diesen getarnten Shuttles auf sich hatte.

Und er war offensichtlich auch über Zeitpunkt und Kurs des Fluges genau informiert gewesen.

"Da muss jemand Zugang zu unseren Rechnern haben, anders ist das nicht erklärlich!", fand General Stryker.

"Sie wissen, dass wir diesbezüglich umfangreiche Untersuchungen durchgeführt haben, die noch nicht abgeschlossen sind, Sir", erklärte Leutnant Dalglish.

"Offenbar ist uns der Gegner um einiges voraus", knurrte der General zwischen den Zähnen hindurch.

"Wir haben den Punkt ermittelt, von dem aus die Lenkwaffen abgefeuert wurden."

"Ich bin gespannt", murmelte Sheehy vor sich hin.

Dalglish aktivierte eine Projektion. Sie zeigte die Stadt Manaus und das Umland aus der Vogelperspektive. "Eine Aufnahme des Satelliten FSA-Sat 12/17. Sie sehen das Abschussgebiet der Missiles markiert. Die grüne Markierung bezeichnet jenes Areal, von dem aus Hidden Place 12 angegriffen wurde. Das Rote kennzeichnet die Abschussbasis, von der aus die beiden Transport-Shuttles vom Himmel geholt wurden."

"Mitten im Stadtgebiet!", stieß Sheehy hervor. Er schüttelte staunend den Kopf. Die Skrupellosigkeit des Gegners schien durch nichts überboten werden zu können.

"Bei den Abschussarealen handelt es sich jeweils um stillgelegte Industrieanlagen, die von Wohngebieten umgeben sind", erläuterte Dalglish. Die Projektion eränderte sich, nachdem der Leutnant mit den Fingern über das Terminal gegangen war. Dalglish zeigte jetzt eine Vergrößerung. Industrieanlagen waren erkennbar. Hover-Laster und andere zivile Fahrzeuge waren ebenso zu sehen wie eine ansehnliche Flotte von Rotor-Schwebern. "Die Abschussrampe konnte nicht ohne weiteres identifiziert werden. Es muss sich um eine mobile Einheit handelt."

Dalglish aktivierte eine noch stärkere Vergrößerung. Ein Container-Hovercraft dominierte die Projektion. "In Fahrzeugen dieser Art ist sie vermutlich untergebracht. Möglicherweise sogar in noch kleineren Einheiten. Das Teuflische an diesen Lenkwaffen ist, dass sie immer winziger werden. Manche Modelle haben auf einer breiten Söldnerschulter bequem Platz."

"Die Nano-Technik macht es möglich!", knirschte General Stryker.

Dalglish fuhr fort: "Die Taktik ist perfide. Man operiert aus bewohntem Gebiet heraus, was einen raschen Gegenschlag nahezu unmöglich macht, ohne dass es zivile Opfer gibt. Und ehe Eingreifkräfte vor Ort sind, sind die Täter auf und davon. Auf die Unterstützung der örtlichen Behörden können wir uns nicht verlassen. Die stehen unter Kontrolle der Syndikate."

"Stecken die Syndikate hinter den Anschlägen?", fragte Stryker.

Dalglish zuckte die Achseln.

"Tatsache ist, dass ohne zumindest eine wohlwollende Duldung niemand vom Stadtgebiet von Manaus aus eine derartige Aktion starten könnte. Das ist völlig ausgeschlossen."

Rog Durrell meldete sich jetzt erstmalig zu Wort. Er trat einen Schritt auf die Projektion zu. "Wir wissen, dass der Pan-Pazifische Block seit einiger Zeit versucht, Einfluss im Amazonas-Gebiet zu gewinnen."

"Für Geld würden diese Syndikats-Gangster sich doch jedem anschließen", stieß Sheehy hervor.

Durrell schüttelte den Kopf.

"Es geht vielleicht auch um Geld, aber nicht nur. Nein, da steckt etwas anderes dahinter."

"Und was?", hakte Sheehy nach.

"Die Interessen des PPB und der Syndikate laufen doch ein Stück weit parallel. Die Syndikate wollen verhindern, dass die Free States je die tatsächliche Kontrolle über das Gebiet erlangen. Der Status Quo soll aufrechterhalten werden."

Sheehy

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: (C) ALFRED BEKKER CASSIOPEIAPRESS
Bildmaterialien: Steve Mayer
Tag der Veröffentlichung: 18.11.2014
ISBN: 978-3-7368-5698-1

Alle Rechte vorbehalten

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