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Der Verfemte

Western von Pete Hackett

 

Ein CassiopeiaPress E-Book

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© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Es ging auf Abend zu. Glutrot versank die Sonne hinter den Tularosa Mountains im Westen. Noch immer hing ihr sengender Strahl über dem endlos anmutenden Land. Rötliches Licht floss über die sanftwelligen Hügel zwischen Horse Springs und den Bergen, deren Gipfel und Zinnen sich schwarz wie ein Scherenschnitt gegen den purpurnen Hintergrund abzeichneten. Vereinzelte Bäume und Strauchgruppen warfen lange Schatten in das spärliche, halbverdorrte Gras.

Am Tresen drängten sich Cowboys und Bürger. Man redete, gestikulierte, trank, lachte. Die Stimmung war ausgelassen.

Es war Feierabend, die Arbeit auf der kleinen Ranch ruhte. Nach knochenbrechender Sattelarbeit stand Brad Lintock der Sinn nach einigen Gläsern Bier in Horse Springs. Außerdem hatte er Mona versprochen, in die Stadt zu kommen.

Mona! Beim Gedanken an sie lächelte der junge Smallrancher versonnen.

Brad Lintock ritt im Schritt auf den Saloon zu. Er sah die Reihe der abgetriebenen Pferde im Lichtschein, der in eckigen Kästen aus der Tür und den beiden Frontfenstern fiel, und musste nicht erst nach dem Brandzeichen der Tiere schauen, um zu wissen, dass sich die Crew der BJ-Ranch im Saloon ein Stelldichein gab.

Brad Lintock war nicht froh darüber. Er verzog den Mund. Dann saß er ab und stellte seinen Falben neben die BJ-Gäule. Seine Schultern strafften sich, steifbeinig ging er in den Schankraum. Nach einem schnellen Rundblick drängte er sich zwischen Tischen und Stühlen hindurch, grüßte diesen oder jenen Gast, fand einen freien Platz und setzte sich. Er bestellte bei einem der wieselflink herumhastenden Keeper ein Bier. Der Bursche brachte es, Brad trank durstig, stellte das Glas auf den Tisch und wischte mit dem Handrücken den Schaum aus dem blonden Schnurrbart. Behaglich lehnte er sich zurück und streckte die Beine weit von sich.

Da legten sich ihm von hinten zwei weiche Hände über die Augen, und eine etwas rauchige, aber klangvolle Stimme erreichte sein Gehör.

»Nun rat mal, wer seit einer geschlagenen Stunde darauf wartet, dass du endlich autauchst, Cowboy?«

Brad lachte amüsiert. »Hey, Mona! Die verdammten Kuhschwänze haben wieder einmal keine Rücksicht auf dich genommen. Ich werde mal ein ernstes Wort mit ihnen sprechen müssen.«

Sie gab sein Lachen zurück und ließ ihre Hände sinken. Er wandte den Kopf und blickte an ihrer schlanken Gestalt in die Höhe in ihr ebenmäßiges, etwas grell geschminktes Gesicht. Ihr Lächeln strahlte bis auf den tiefsten Grund ihrer klaren blaugrauen Augen.

Sie legte ihre Linke auf seine hagere Schulter. »Ich hoffe doch, dass dir deine Longhorns nicht wichtiger sind als ich.«

Brad umfing mit dem Arm ihre biegsame Taille und zog sie ein wenig zu sich heran. »Für dich würde ich sämtliche Rinder der Welt verschenken, Mona. Aber setz dich doch.«

Einige Männer am Tisch bedachten sie mit schrägen Blicken, schmunzelten, um sogleich wieder ihre Gespräche aufzunehmen. Mona angelte sich einen Stuhl und ließ sich nieder. Und wieder einmal schwor Brad sich, Mona eines Tages aus diesem Milieu herauszuholen. Seiner Ansicht nach gehörte sie nicht in diesen Tingeltangel.

Brad holte sein Rauchzeug hervor und drehte sich eine Zigarette. Der Hauch von Monas Parfüm stieg ihm in die Nase. Eine ganze Woche lang hatte er diesen berauschenden Duft missen müssen. Und nun war er glücklich, dass sie bei ihm saß und er ihre Nähe spüren konnte.

Ein Mann schob sich heran, ein großer, sehniger Bursche mit breiten Schultern und einem verkniffenen Ausdruck im Gesicht.

Curly Jameson.

Der übermäßig genossene Alkohol hatte seine Augen gerötet, und als er sprach, mutete es schwerfällig und unsicher an. Er sagte: »Sieh mal an! Der Drei-Kühe-Rancher. Kommt da einfach hereingeschneit und schnappt dem alten, prächtigen Curly sofort die Braut weg.«

Er hatte den kantigen Kopf schief gelegt und starrte Brad funkelnd an. Sein verbeulter Stetson saß weit im Nacken, und in die Stirn fielen ihm einige Strähnen rotblonden Haares. Um seinen dünnlippigen Mund lag ein brutaler Zug.

Brad wich seinem Blick nicht aus. Ehe er aber etwas erwidern konnte, rief Mona entrüstet: »Ich war nie deine Braut, Curly Jameson, und ich werde es auch niemals sein. Das habe ich dir schon hundertmal gesagt.«

Curly lachte scheppernd. »Und wenn ich es noch hundertmal von dir höre, Mona, ich glaube es dir nicht. Keiner weist Curly Jameson zurück — keiner! Verstehst du?« Tückisch hatte er Brad beobachtet, während die Worte schwer aus ihm heraussprudelten.

In dessen Zügen zuckte es flüchtig. Er sog an der Zigarette, blies eine Rauchwolke vor sich hin. Und er spürte, wie langsam seine Mundhöhle austrocknete.

Ringsum war es still geworden. Die Aufmerksamkeit der sich unmittelbar in der Nähe befindlichen Gäste hatte sich auf Brad und Curly gerichtet.

Curly stemmte die Hände in die Seiten, lachte wieder schallend und hässlich.

Brad atmete schneller. Ihm wurde schlagartig klar, dass Mona nur ein Vorwand für Curly war, um mit ihm Streit anzufangen. Und sekundenlang bereute er, nicht umgekehrt zu sein, als er die Pferde der BJ-Reiter am Holm draußen sah.

»Zieh Leine, Kuhbauer!«, kam da auch schon Curlys Stimme, und in ihr lag eine unheilvolle, unverhohlene Drohung. »Ich kann dich nicht ausstehen, und du verdirbst mir die gute Laune. Das passt mir nicht. Denn ich bin hergekommen, um mich zu vergnügen. Und das kann ich nicht, wenn ich schlecht gelaunt bin.«

Gewaltsam unterdrückte Brad die aufkommende Erregung. Am Tresen standen über ein halbes Dutzend BJ-Cowboys, die nur auf einen Wink Curlys warteten, um ihn in Stücke zu reißen.

Wieder nahm er einen Zug von der Zigarette, hastig, nervös. Dann drückte er die Kippe in den Aschenbecher. Langsam stemmte er sich am Tisch in die Höhe und beugte sich ein wenig vor.

Die Stille rings um seinen Tisch hatte um sich gegriffen und den ganzen Schankraum erfasst. Die letzten Töne des Klaviers hingen noch in der Luft. Nahezu körperlich spürte Brad Dutzende von Augenpaaren, die sich an seiner Gestalt festgesaugt hatten.

»Ich will keinen Streit, Curly«, sagte er in die dumpfe Lautlosigkeit hinein und bemühte sich um eine ruhige Stimme.

Curly leckte sich über die Lippen. »Du kannst ihm aus dem Weg gehen, indem du verschwindest, lausiger Kuhbauer!«

Brad presste die Lippen aufeinander. Scharf traten seine Wangenknochen hervor. Zorn ergriff von ihm Besitz. Seine Augen wurden eng, und zwischen den Lidspalten glitzerte es. »Ich sagte es schon, Curly: Ich will keinen Stunk. Aber du kannst ihn haben, wenn du mich noch einmal einen lausigen Kuhbauern nennst. Wenn ich mich nicht täusche, dann lebt auch ihr Jamesons von der Rinderzucht. Mir aber würde nie einfallen, euch Kuhbauern zu nennen.« Die wilde Entschlossenheit kerbte scharfe Linien um seinen Mund.

Wieder lachte Curly, verächtlich, überlegen, ganz im Gefühl seiner Macht und Stärke. »Wir sind Rancher. Mein Vater ist King Bill Jameson. Du aber bist ein Fretter. Der Tag, an dem es hier nur mehr die BJ-Ranch gibt, ist nicht mehr fern. Und deine Ranch, Lintock, die Bar-L, wird ein Außenposten der BJ sein. Von dir spricht dann keiner mehr in diesem County. Denn wir werden dich zum Teufel jagen.« Curly verstummte schnaufend. Sein Gesicht hatte sich noch mehr gerötet.

Brad nickte grimmig. Dann entgegnete er spröde: »Ich weiß, dass meine Ranch der BJ ein Dorn im Auge ist. Aber ich habe es deinem Vater bereits klar und deutlich gesagt: Ich werde nicht verkaufen.«

»Verkaufen!« Curly schnaubte abfällig. »Von verkaufen redet schon lange keiner mehr.« Er winkte verächtlich ab. »Du hast in dieser Sache das letzte Wort bereits gesprochen, Lintock. Es war dumm von dir. Doch lassen wir das jetzt. Ich will, dass du auf der Stelle den Saloon verlässt. Bevor du aber gehst, wirst du dich bei mir entschuldigen, weil du dich an mein Mädchen heranmachen wolltest. Also …« Eine wilde, leidenschaftliche Herausforderung ging von ihm aus.

Monas Gestalt wuchs wie von einer Tarantel gestochen hinter dem Tisch in die Höhe. Sie legte Brad eine Hand auf den Unterarm und spürte das wütende Beben, das durch seinen hageren Körper lief. »Du bist betrunken, Curly!«, stieß sie erzürnt hervor, doch gelang es ihr nicht, Angst und Sorgen im Tonfall ihrer Stimme zu unterdrücken. »Du solltest dich schämen.«

Das zynische Lächeln, das sich wieder in Curlys Miene geschlichen hatte, zerrann. »Nicht betrunken, Mona«, grollte er nach einem tiefen Atemzug. »Nur trunken - trunken vor Verlangen nach dir.«

»Du bist verrückt!«, kam es scharf zurück.

Ohne jede Hast, mit wiegenden Schritten, näherte sich ein zweiter Mann vom Tresen her. Seine Ähnlichkeit mit Curly Jameson war auffallend. Kalt maß er Brad von oben bis unten. Seine Mundwinkel bogen sich nach unten. Wildheit und verschlagenes Lauern mischten sich in seiner Stimme, als er stirnrunzelnd schnarrte:

»Du hast gehört, was mein Bruder fordert, Lintock. Worauf wartest du noch?« Der Bursche baute sich neben Curly auf.

Die beiden wechselten einen schnellen, bedeutungsvollen Blick, und Brad entging nicht das Einverständnis, das zwischen ihnen herrschte.

Sein Herz fing an, schneller zu schlagen. Das Blut jagte durch seine Adern, und in seinen Schläfen hämmerte es. Und einige Atemzüge lang zweifelte er, ob es gut sein würde, sich der unmissverständlichen Provokation zu stellen. Aber dann erwachte in ihm der Trotz, und er entgegnete scharf und furchtlos: »Ich werde den Saloon verlassen, wenn ich es will, Dale.« Ihm blieb die Verblüffung der beiden Brüder nicht verborgen, und er sah, wie ihre ausladenden Schultern sich reckten. »Yeah. Und das kannst weder du noch dein Bruder beeinflussen.«

Dale Jamesons Züge veränderten sich zu einer Fratze der Boshaftigkeit.

Der Kreis der Umstehenden schob sich zurück. Hier würden gleich die Fetzen fliegen. Die Atmosphäre war explosiv geworden, und keiner der Unbeteiligten wollte im Weg stehen,

Füße scharrten, Stühle rückten, Tische wurden von den zurückdrängenden Leibern zur Seite geschoben. Irgendwo im Hintergrund hustete ein Mann, Dann kehrte wieder die bleierne Stille ein.

Brad atmete gepresst. Er schoss einen schnellen Blick zur Theke ab, an der die Reiter der BJ-Ranch lehnten, herüberstarrten und hämisch grinsten.

Bitter erkannte Brad, dass er hier einen ausgesprochen einsamen Stand haben würde. Und ein dumpfes Gefühl der Verlorenheit beschlich ihn.

Der Druck von Monas Hand auf seinem Arm verstärkte sich. »Du solltest wirklich gehen, Brad«, raunte sie und fixierte sein scharfgeschnittenes Profil.

Beharrlich schüttelte er den Kopf. »Nein, Mona«, grollte er grimmig. »Diesen Triumph gönne ich den Jamesons nicht. Ich könnte ja nie mehr in einen Spiegel sehen, wenn ich jetzt kneifen würde.«

Sie hatten jedes seiner Worte verstehen können. Geduckt und angespannt standen sie da, wie große Raubtiere, die sich jeden Augenblick auf ihr Opfer stürzen wollten. Plötzlich schnippte Curly mit den Fingern. Es klang wie ein Peitschenknall. Und ehe das Geräusch in der Stille versank, zischelte der Ranchersohn: »Er ist stolz, der Kuhbauer. Lieber kämpfend und mit wehenden Fahnen untergehen, als feige dazustehen, wie? Eine ungesunde Einstellung. Nun, ich werde deinen verrückten Stolz zertrümmern, Lintock. Und wenn ich mit dir fertig bin, wird kein räudiger Straßenköter von dir noch ein Stück Brot annehmen.«

Er knallte seine geballte Rechte in die geöffnete linke Hand, dass es klatschte. Geduckt kam er auf Brad zu …

 

*

 

Brad Lintock stockte der Atem. Die Welle der tödlichen Leidenschaft, die Curly ausströmte, ließ ihn frieren.

Aber dann zerfloss seine Erstarrung.

Mit federnder Geschmeidigkeit bewegte er sich von Mona weg, um sie nicht zu gefährden.

Die würgende Furcht nötigte Mona einen erlöschenden Aufschrei ab, ihre Hände pressten sich gegen den Mund, und unter das Rouge auf ihren Wangen stahl sich eine fahle Blässe.

Die Ader an ihrem schlanken weißen Hals pochte heftig.

Brad Lintock ließ seinen Gegner nicht für den Bruchteil einer Sekunde aus den Augen.

Curly Jameson kam mit katzenhafter Behändigkeit heran. Leise klingelten seine Sporen. Er hatte die Hände geballt und die Arme abgewinkelt. Seine klobigen Fäuste muteten an wie schwere Schmiedehämmer. Er wirkte konzentriert, und seine Trunkenheit war wie weggeblasen.

Brad warf sich ihm entgegen. Curlys Fäuste flogen auf ihn zu. Er tauchte unter ihnen hinweg, konnte aber nicht verhindern, dass Curlys Linke schmerzhaft an seiner Schläfe entlang radierte. Mit dem ganzen Gewicht seines Körpers prallte er gegen den Ranchersohn, rammte ihn mit der Schulter.

Curly taumelte zurück und ruderte mit den Armen, um sein Gleichgewicht zu halten.

Brad verlor keine Zeit. Er setzte nach und ließ seine Rechte fliegen. Im letzten Moment konnte Curly den Kopf zur Seite reißen. Brads Haken streifte nur seine Wange.

Curly prallte gegen einen Tisch und verschob ihn. Gläser und Flaschen kippten um, klirrten auf die Dielen, Bier und Whisky versickerte in den Ritzen zwischen den Fußbodenbrettern.

Gierig sog Curly Sauerstoff in seine Lungen. In seinen Augen schimmerten Heimtücke und verzehrender Hass. Mit aller Kraft stieß er sich ab, flog förmlich auf Brad zu, versuchte ihn mit beiden Händen zu fassen und zu umklammern. Ein Schwinger, der blitzschnell und ansatzlos aus der Hüfte kam, fing ihn ab, und einen Herzschlag lang wurde sein Blick glasig. Brad zog die Linke in die Höhe, doch Curly wich instinktiv aus. Und dann legten sich seine Arme wie Stahlklammern um Brad. Er versuchte, ihn zu Fall zu bringen. Brad wand und drehte sich in dem eisenharten Griff, bekam den rechten Arm frei und knallte seinem Gegner mit Wucht die Handkante gegen die Rippen. Aus dem Mund des Getroffenen drang ein abgehackter Schrei, sein Griff lockerte sich. Sofort ließ Brad sich nach unten sacken, glitt wie eine Schlange aus Curlys Umklammerung und schlug eine Doublette. Es gab dumpfe Geräusche, als er Curly zweimal traf. Der Ranchersohn verdrehte die Augen. Der verbissene, rabiate Ausdruck verschwand aus seiner Miene und machte fassungslosem Erstaunen Platz. Seine Beine knickten ein wie morsche Stelzen, er sank auf die Knie, sein Oberkörper neigte sich langsam nach vorn, und er konnte sich gerade noch mit beiden Armen abstützen, ehe er aufs Gesicht fiel. Sein Kopf kippte nach unten und pendelte vor der breiten Brust. Speichel tropfte aus seinem aufgerissenen Mund.

Brad ließ die Arme sinken. Seine Knöchel schmerzten, sein Atem ging stoßweise,

Plötzlich waren Dale Jameson und die Cowboys der BJ-Ranch da. Sie schlossen einen dichten Ring um Lintock, und ehe er sich versah, packten ihn kräftige Fäuste und zerrten ihn herum.

Dale Jamesons rohes Gesicht war unversehens ganz dicht vor seinem. Der heiße Whiskyatem des wutschäumenden Burschen streifte seine Haut.

»Jetzt kriegst du's, Kuhbauer!«, fauchte Dale, und Brad bog den Kopf zurück.

Übelkeit schwappte in Brad hoch, der Magen krampfte sich ihm zusammen, und er spürte, wie die Verzweiflung in ihn hineinkroch.

Links und rechts wurde er festgehalten. Unerbittliche Griffe pressten ihm die Arme auf den Rücken. Er war nicht fähig, sich zu rühren. Und plötzlich tauchte Curly Jameson neben seinem Bruder auf.

»Er gehört mir«, brach es unheilschwanger aus ihm heraus. An seinem Kinn war eine Platzwunde, und das Blut lief über seinen Hals in den Ausschnitt seines Hemdes. Die Besessenheit in seinem Blick sagte Brad mehr als tausend Worte.

Curlys Faust zuckte hoch. Brad wollte instinktiv ausweichen, aber der Griff der BJ-Reiter, die ihn festhielten, lockerte sich nicht. Der unbarmherzige Schlag traf Brad. Sein Kopf ruckte in den Nacken. Der Schmerz stach wie Nadeln in seinem Schädel.

Curlys Hiebe kamen schnell und sicher. Brad hatte das Empfinden, das Kinn würde ihm zertrümmert.

Monas schriller, panischer Aufschrei riss Brad sekundenlang aus seiner Betäubung. Mona fiel Curly in die wirbelnden Arme und drängte ihn einen Schritt zurück. Verdutzt glotzte Curly sie an.

»Aufhören! Bei Gott, aufhören!«, rief sie, und in dem Ausdruck, mit dem sie in sein von Brads Fäusten gezeichnetes Gesicht starrte, spiegelten sich nacktes Entsetzen und abgrundtiefe Abscheu wider.

»Geh zur Seite, Mona!«, fauchte Curly. Seine Pranken legten sich auf ihre Schultern und wollten sie wegdrücken. Mona stemmte sich mit aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft dagegen.

»Du gemeiner Schuft!«, entrang es sich ihr gequält, und das Sprechen bereitete ihr Mühe. »Er ist wehrlos! Du bist ja schlimmer als ein Tier!«

Brad hörte es wie aus weiter Ferne. Nur mehr verschwommen nahm er seine Umgebung wahr. Er wankte zwischen den Kerlen, die ihn gepackt hielten. Die Schwäche kroch wie flüssiges Blei durch seinen geschundenen Körper.

Er öffnete die blutenden Lippen, und mit einer ihm selbst fremden Stimme krächzte er: »Versuch nicht, ihn aufzuhalten, Mona. Wie ich ihn einschätze, macht er nicht einmal vor dir halt.«

Das Feuer des Widerstandes flackerte für einen Augenblick in ihm auf. Er zerrte und riss und warf sich hin und her. Aber es gelang ihm nicht, sich den stahlharten Fäusten zu entwinden. Ein wuchtiger Schlag traf ihn.

Er spürte nicht mehr, wie sie ihn losließen und er schwer auf dem Fußboden landete, wie sie ihn an den Beinen hinausschleiften und in den Staub der Main Street warfen. Eine gnädige Ohnmacht umfing ihn.

Einer der Weidereiter lachte ironisch, spuckte in den Sand und sagte mitleidlos: »Der hat für alle Zeit genug. Wahrscheinlich schleicht er sich davon wie ein geprügelter Hund, und wir werden nie wieder etwas von ihm sehen. An solchen Prügeln zerbricht jeder Mann.«

Sie gingen wieder hinein. Nur Dale, der mit nach draußen gekommen war,

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Alfred Bekker, CassiopeiaPress
Bildmaterialien: Steve Mayer
Tag der Veröffentlichung: 28.08.2014
ISBN: 978-3-7368-3475-0

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