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Mega Killer – Hetzjagd im All

von Alfred Bekker

Teil 7 von 8

 

Eine Gesamtausgabe erschien unter dem Titel "Hetzjagd im All – Die Mega-Killer-Romane in einem Band".

Printausgaben desselben Inhalts erschienen im Mohlberg-Verlag unter den Titeln "Rache aus dem Cyberspace", "Die Zone der Gesetzlosen" und "Fluchtpunkt Laika-System".

 

 

© 2003 by Alfred Bekker

All rights reserved.

Ein CassiopeiaPress E-Book.

Ausgabejahr dieser Edition: 2014

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

 

 

 

Im Dschungel

Der Dschungel dampfte.

Die Luft war schwer und roch nach Fäulnis. Eine Vielzahl von Tierlauten war zu hören.

Wir kämpften uns durch die dichte Vegetation, bis der Abstand zur CVX-7 PASADENA groß genug war.

Dann sendete ich mit einem Decoder das Funksignal.

Die Raumyacht explodierte. Ein lauter Knall, der für einen kurzen Moment das unheimlich Konzert der Tierstimmen zum Schweigen brachte.

Wrackteile wurden hoch emporgeschleudert.

Die letzten Energiereserven waren für die Selbstzerstörung aktiviert worden. Zu wenig für einen erneuten Start oder auch nur das längere Aufrechterhalten der Lebenserhaltungssysteme. Aber für ein derartiges Sekundenfeuerwerk reichte es.

Garenna und ich gingen in Deckung, verschanzten uns hinter den dicken Wurzeln eines Urwaldriesen. Schließlich wollten wir nicht, dass eines der Wrackteile uns erwischte. Wie Geschosse wurden sie durch die Gegend geschleudert, wirbelten wie Schwertmesser oder altirdische Sensen durch die Vegetation.

Dann war es ruhig.

Es dauerte einige Augenblicke, bis sich das Konzert der Tierstimmen nach und nach wieder erhob.

Wir standen auf.

Die schwere Dschungelluft lähmte jeden Gedanken. Der Modergeruch des Waldbodens mischte sich mit ein paar stechenden Gasen, die bei der Detonation freigeworden waren.

Garenna wischte sich den Schweiß von der Stirn.

"Kein besonders angenehmer Ort, den ich mir für die Landung ausgesucht habe, was?"

Ich lächelte dünn. "Ich glaube nicht, dass es an den Polkappen gemütlicher gewesen wäre."

"Wie weit liegt die nächste Siedlung entfernt?"

Ich zuckte die Achseln. "Schätzungsweise eine Jahresreise, wenn wir zu Fuß gehen müssen!"

"Na, das sind ja tolle Aussichten."

"Zunächstmal müssen wir sehen, so weit und so schnell wie möglich von hier wegzukommen. Unsere Verfolger werden sehr bald schon hier auftauchen und das Gebiet absuchen."

Sie atmete tief durch. Die Haare klebten ihr am Kopf. Ihr Gesicht war von den Strapazen gezeichnet, die hinter uns lagen. Sie sah mich an.

"Ich hätte auf Datrena Beta bleiben sollen", meinte sie.

"Ja, das hättest du."

 

*

 

In dem Waldgebiet, in dem wir uns befanden, war das Blätterdach ziemlich dicht. Nur hin und wieder hatte man einen freien Blick auf den leicht rötlichen Himmel von Laika III, der über den Wäldern stets wolkenverhangen war. Die Woken türmten sich zu gewaltigen Gebirgen auf, die sich unweigerlich in Gewittern entladen würden. Um das vorherzusagen, musste man kein Experte der planetaren Meteorologie sein.

Die Versuchung war groß, das Ortungsgerät zu aktivieren, das ich von Bord der PASADENA mitgenommen hatte. Ich trug das etwa handgroße Modul an einer Magnethalterung in Höhe der Hüfte. Aber wenn unsere Verfolger in der Nähe waren – und davon ging ich aus – dann musste ihnen das Signal des Orters auffallen. Das wollte ich auf jeden Fall vermeiden.

Einmal sahen wir eins der Robotschiffe im Atmospärenflug am Himmel daherziehen, als wir eine der wenigen Lichtungen erreichten.

Wir verharrten im Unterholz.

Mit optischen Methoden war es nahezu unmöglich, uns auszumachen. Natürlich gab es andere Möglichkeiten. Unsere Bio-Indikatoren zum Beispiel oder ein Bild, das Wärmekozentrationen zeigte. Aber an einem Ort, der so voller Leben war wie dieser Dschungel, war eine Ortung auf Basis dieser Daten sehr schwer.

Nicht unmöglich, aber schwer.

Sie glich der berühmten Suche einer Stecknadel im Heuhaufen.

Bis zum Abend setzten wir unseren Weg fort, ohne zu wissen, in welche Richtung wir uns eigentlich bewegten. Zu groß war die Furcht, irgend eines der Geräte zu benutzen, die wir von Bord der PASADENA mitgenommen hatten. Aber angesichts der ungeheuren Entfernungen, mit denen wir es zu tun hatten, war es ohnehin unerheblich, in welche Richtung wir unsere Schritte richteten.

Nur weg von der Absturzstelle.

Das war das Entscheidende.

Die Dämmerung setzte irgendwann ein. Es wurde rasch dunkel. Der vielstimmige Chor veränderte sich. Nachtaktive Jäger gingen jetzt auf Beutefang. Die Artenvielfalt war so immens, wie sie Überlieferungen zufolge angeblich auch einmal im irdischen Regenwald geherrscht hatte. Heute kaum vorstellbar, aber Fossilienfunde haben bewiesen, dass die Theorie vom bewaldeten Amazonas-Ufer keine Legende ist.

Ich hatte mir das Datenmaterial über Laika III nur flüchtig ansehen können und, bevor wir die PASADENA verließen, auf den Rechner des Orters überspielt. Nach meinem Wissenstand befanden wir uns in einem Teil Panlaikas, der nie kultiviert worden war. Zum Teil lag das an einer Spezies von aggressiven Insektoiden, über deren Intelligenzgrad sich die Wissenschaft nicht einig war. Außerdem spielten die Waldgebiete für die planetare Ökologie und den Niederschlagshaushalt eine entscheidende Rolle, so dass man auch aus diesem Grund davon abgesehen hatte, großflächige Rodungen zu betreiben.

Die Artenvielfalt stammte nicht nur vom Planeten selbst. Es befanden sich auch jede Menge eingeschleppte Spezies darunter, die man zunächst versucht hatte, auf Laika III anzusiedeln und die sich dann selbständig weiterentwickelt hatten. Desgleichen hatten die Ergebnisse gentechnischer Experimente immer wieder ihren Weg in den Dschungel gefunden, wenn auch in der Regel unbeabsichtigt.

Die agrarisch genutzten Flächen lagen weiter nördlich. Neben der Zucht von Algen zur Eißweißgewinnung gab es auch gewaltige Nutztierherden, die unvorstellbar große Ebenen durchstreiften und von robotischen Treibern gehütet wurden. Außerdem gigantische Felder zur Nutzpflanzenerzeugung.

Nicht einmal 2 Millionen Menschen lebten auf Laika III. Sie verloren sich auf dem gewaltigen Kontinent Panlaika beinahe.

Wir suchten uns einen Lagerplatz im Schutz einiger Baumriesen. Ob das ein günstiger Lagerplatz war, würde sich erst noch herausstellen müssen.

Ich aktivierte das Ortungsgrät und den Jon Tassan-CyberSensor.

"Besteht nicht die Gefahr, dass wir angepeilt werden?", fragte Garenna.

Ich nickte.

"Sicher besteht die. Aber wir kennen die hiesige Fauna ud Flora nicht und sind vielleicht im Handumdrehen die Mahlzeit irgeneiner heimischen Tierart."

Sie atmete tief durch, ließ sich nieder und wischte sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.

"Und wie willst du das verhindern?"

"Ich habe im Rechner des Ortungsgerätes die Datenbank über Laika III gespeichert. Ich werde das SYSTEM des Gerätes so konfigurieren, dass ein Warnimpuls an unsere CyberSensoren ausgesandt wird, sobald sich eine gefährliche Spezies nähert."

"Das heißt, ich soll meinen CyberSensor auch aktivieren?"

"Ja. Du musst allerdings darauf achten, dass die LOGGIN-Funktion ins GalaxyNet deaktiviert bleibt."

"Schon klar."

"Wenn wir Pech haben können unsere Verfolger die CyberSensor natürlich anpeilen. Dasselbe gilt für Signale des Orters."

"Unsere Positionsbestimmung wäre dann jedenfalls wesentlich leichter möglich als über Bio-Indikatoren!"

"Du sagst es, Garenna. Ich denke, das Risko müssen wir in Kauf nehmen."

Garenna zuckte die Achseln, ließ den Blick über die zu großen Schatten gewordene Pflanzenwelt streifen, die voller unheimlicher, unerklärlicher Geräusche war. Das Mondlicht der drei Monde, die Laika III umkreisten, funkelte hier und da durch das Blätterdach, so dass es längst nicht so dunkel wurde, wie man hätte erwarten können.

"Angenommen, sie peilen uns an, dann müssten sie uns hier unten trotzdem erstmal auftreiben."

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Alfred Bekker CassiopeiaPress
Bildmaterialien: Steve Mayer
Tag der Veröffentlichung: 22.05.2014
ISBN: 978-3-7368-1402-8

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