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Mega Killer – Hetzjagd im All

von Alfred Bekker

Teil 3 von 8

 

Eine Gesamtausgabe erschien unter dem Titel "Hetzjagd im All – Die Mega-Killer-Romane in einem Band".

Printausgaben desselben Inhalts erschienen im Mohlberg-Verlag unter den Titeln "Rache aus dem Cyberspace", "Die Zone der Gesetzlosen" und "Fluchtpunkt Laika-System".

 

 

© 2003 by Alfred Bekker

All rights reserved.

Ein CassiopeiaPress E-Book.

Ausgabejahr dieser Edition: 2014

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

 

 

In der Transmitterstation

Ich materialisierte in der öffentlichen Transmitterstation des Raumhafens von Dar-es-Sahara. Die Sichtanzeige in meinem linken Auge meldete den Totalverlust des SYSTEMS meiner neuen Residenz. >Ein Überspielen der von Ihnen vorgenommenen Einstellungen und Konfigurationen auf den Zentralrechner des GalaxyNets war leider nicht möglich>, flötete es in meinen Hörnerven.

Ich hatte großes Glück gehabt.

Sekundenbruchteile später und nicht einmal der Transmitter hätte noch funktioniert.

Ich atmete tief durch. Meine Knie waren weich. Eine verspätete Schreckreaktion. War das Zufall?, fragte ich mich. Sicher, SYSTEM-Fehler traten immer wieder auf. Selbst in so perfekten Einrichtungen wie dem öffentlichen Gleiterverkehr von Dar-es-Sahara. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Mein in vielen Jahren als Privatagent geschulter Instinkt für Gefahr meldete sich.

Sieht so aus, als hätten die Leute, die dir ans Fell wollen, noch nicht aufgegeben!, überlegte ich.

Und gleichzeitig zermarterte ich mir das Hirn darüber, wie meine Gegner es geschafft haben konnten, mich zu finden. Hatte ich nicht alle Verbindungen zu meinem bisherigen Leben gekappt? Ich fand keine Erklärung.

Jetzt zu meinem Appartment zurückzukehren machte wenig Sinn.

Sollten sich die städtischen Einsatzkräfte erstmal darum kümmern, dass dort wieder Ordnung geschaffen wurde. Früher oder später würden die sich ohnehin bei mir melden, um mich zu verhören. Schließlich war ein derartiger Vorfall alles andere als alltäglich. Der Gedanke an Sabotage lag förmlich auf der Hand.

Ich ging in eines der Cafés in der Nähe des Raumhafens. Von den Terrassen aus konnte man auf den See blicken. Ein getöntes Leichtenergiefeld sorgte dafür, dass das Sonnenlicht auf ein erträgliches Maß abgedämpft wurde. Vor allem filterte es schädliche Bestandteile des UV-Lichtes heraus.

Ein Impuls meines CyberSensors übermittelte die Bestellung, die wenige Augenblicke später durch den Robotkellner ausgeführt wurde.

Der entfernt humanoid wirkende Roboter trat an meinen Tisch heran und brachte mir den Milchkaffee, den ich bestellt hatte. Sein mechanischen Sehorgane blickten mich an. "Wenn Sie noch einen Wunsch haben, so melden Sie sich bitte."

"Okay", nickte ich, während auf meiner Sichtanzeige ein Hinweis erschien, der besagte, dass der Preis des Milchkaffees von meinem Konto abgebucht wurde.

Von Greg Tabors Konto.

"Sie können mich Jacques nennen", sagte der Roboter mit wohlmodulierter Stimme.

"In Ordnung, Jacques."

"Sie sind noch nicht lange in Dar-es-Sahara." Es war eine Festellung, keine Frage. Zweifellos war das Programm des Roboters so konfiguriert, dass es das interne SYSTEM meines CyberSensors anzuzapfen versuchte. Das Interesse dahinter lag auf der Hand. Die Inhaber des Cafes wollten wissen, mit wem sie es zu tun hatten. Möglichst genau. Insbesondere natürlich, ob man als säumiger Schuldner irgendwo im Iplan-Gebiet unangenehm aufgefallen war.

Ich musste lächeln, ließ mich dann sogar ein wenig auf die Konversation mit dem Roboter ein.

"Sie irren sich."

"Ach, ja?"

"Ich bin hier geboren, Jacques."

"Nein, das ist ja interessant."

"Meine ersten Lebenserinnerungen spielten sich auf dem See dort unten ab."

"Das hätte ich nicht gedacht."

"Ich erwachte im Alter von zweieinhalb Jahren auf einem Segelboot. Das erste, was ich sah, war dieser unglaublich blaue Himmel, dann meine Eltern, die Arm in Arm neben der automatischen Ruderpinne saßen ..."

Ein schöner Augenblick, um mit dem Leben zu beginnen, dachte ich. Zumindest mit dem bewussten Teil des Lebens. Den Teil, dessen Spuren sich in Form von Erinnerungen ins Hirn gravierte. (Erinnerst du dich überhaupt noch daran, wie du damals geheißen hast? Du hast so viele Namen getragen seit jener Zeit ...) Ich nippte an meinem Milchkaffee und verstummte. Es war immer dasselbe. Robot-Kellner waren auf Konversation programmiert. Sie erweckten den Anschein, eine Persönlichkeit zu besitzen. In Wahrheit befolgten sie nur Programmdirektiven.

"Ich melde mich wieder, wenn ich etwas brauche", wandte ich mich an Jacques.

"Gut."

Ich ließ den Blick über die anderen Gäste des Cafes schweifen. Es waren nicht viele. Ein junger Mann saß mit völlig entrücktem Blick da, während ab und zu ein leichtes Zucken seinen Körper durchlief. Wahrscheinlich spielte er irgendein Baller-Spiel aus dem GalaxyNet, so wie ich es auch immer gern getan hatte. (Bei einem virtuellen Date mit einer Gleichaltrigen hätte sein Gesicht vermutlich etwas entspannter gewirkt.) Ein paar Frauen saßen um einen anderen Tisch herum und unterhielten sich. An einem weiteren Tisch hatte ein Mann mit grauweißer Kombination platzgenommen. Ihm gegenüber saß ein entfernt humanoid wirkendes Wesen in einem Druckanzug. Es handelte sich um einen methanatmenden Pador aus dem Sadra-Sektor.

Ich nahm an, dass er ein Geschäftspartner des Mannes mit der grauweißen Kombination war.

Mach dir nichts vor, die Jagd auf dich geht weiter!, erkannte ich. Nach der Totalvernichtung des SYSTEMS in meinem Appartment hatte ich natürlich keinerlei Chancen, auf irgendwelche Spuren zu stoßen, die mich den Hintermännern dieser Menschenjagd, deren Zielobjekt ich war, in irgendeiner Weise näher brachten. Andererseits konnte dieser Umstand auch sein Gutes haben. Möglicherweise waren nämlich nun endlich alle Verbindungen zu mir gekappt.

Das hast du schon einmal geglaubt, erinnerte ich mich.

Ich musste auf Nummer sicher gehen.

Die Tage von Greg Tabor waren bereits gezählt, kaum dass seine corporale Existenz begonnen hatte. Ich musste Dar-es-Sahara verlassen.

Ich bemerkte zwei Männer in dunkelblauen Kombinationen, die sich meinem Tisch näherten. Die beiden waren in den mittleren Jahren. Einer war blond, der andere kahlköpfig. Sie trugen Strahler an den Magnethalterungen ihrer Kleidung. Das Emblem der Polizei von Dar-es-Sahara war nicht zu übersehen.

Sie traten an mich heran. Ich bemerkte, dass die rechte Hand des Kahlkopfs sich stets in der Nähe des Strahlergriffs befand, so als wollte er bereit sein, die Waffe jederzeit blitzartig herausreißen zu können.

"Greg Tabor?", fragte mich der Blondschopf, dessen kantiges Gesicht mich an das Abziehbild moderner Holodrama-Helden erinnerte. Eine überflüssige Frage. Die Augenanzeige zeigte mir an, dass mein CyberSensor angepeilt und identifiziert wurde.

Ich lächelte dünn. "Das wissen Sie doch."

"Ihnen gehört das Appartment Nr. BXDR-3456-D?"

"So ist es."

"Wir müssen uns mit Ihnen unterhalten."

"Setzen Sie sich."

Die beiden nahmen Platz, wechselten einen Blick miteinander. Schwer zu sagen, ob sie über die CyberSensoren irgendwelche Informationen austauschten oder Abfragen über das GalaxyNet an die zentralen Datenbanken der Polizei richteten und sich auf ihrer Netzhaut die Ergebnisse anzeigen ließen. Ich hoffte nur, dass sie dort nichts über mich finden würden. Nichts über Greg Tabor, nichts über Dak Morley oder irgendeine der Persönlichkeiten, die ich zuvor angenommen hatte.

Der Blondschopf stellte sich vor. "Ich bin Agent Zef Ahmad von der Kriminalpolizei von Dar-es-Sahara. Dies ist mein Kollege Agent Tel Johnson."

"Angenehm", log ich.

"Sie können unsere ID-Marken oder unser CyberSensoren anpeilen, um sich von der Echtheit unseres Dienstauftrages zu überzeugen", mischte sich Tel Johnson, der Kahlkopf ein.

"Danke", nickte ich.

Zef Ahmad beugte sich etwas vor.

"Ich nehme an, Ihre Anzeige hat Ihnen bereits mitgeteilt, was in Ihrem Appartment geschehen ist."

"Mir wurde der Totalverlust des WohnungsSYSTEMS gemeldet", bestätigte ich.

"Ein Gleiter ist in Ihr Apartment hineingeflogen und hat eine Explosion verursacht, die auch weitere Wohnungen in Mitleidenschaft gezogen hat."

"Ich hoffe, es ist niemand zu Schaden gekommen."

"Nein, das nicht. Nur ein Leichtverletzter, der sich eine Prellung holte, als sein Antigravbett plötzlich ausfiel und er aus einer Höhe von einem halben Meter auf den Boden fiel." Zef Ahmad machte eine Pause. Seine Augen wurde zu schmalen Schlitzen, als er mich musterte. "Im Zentralrechner des öffentlichen Gleiterverkehrs fand sich kein Hinweis darauf, dass Sie einen Gleiter gerufen hatten, Tabor."

"Ich hatte auch keinen gerufen. Ich war im Schalensitz eingeschlafen, wachte durch die aufgehende Sonne auf und sah ihn heranfliegen. Muss eine Fehlfunktion im internen SYSTEM des Gleiters gewesen sein."

"Das lässt sich nun leider nicht mehr

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Alfred Bekker, CassiopeiaPress
Bildmaterialien: Steve Mayer
Tag der Veröffentlichung: 22.05.2014
ISBN: 978-3-7368-1397-7

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