von Alfred Bekker
Star Force Commander John Darran Band 2
Der Umfang dieses Buchs entspricht 107 Taschenbuchseiten.
Commander John Darran und seine Crew erreichen den Mars - und stoßen auf Hinterlassenschaften außerirdischer Technik. Während die Großmächte der Erde noch ihre Rivalitäten austragen, muss Commander Darran eine Entscheidung treffen: Er sagt sich von der Erde los, um die Menschheit zu retten - denn die Milchstraße ist ein kriegerischer Dschungel!
Space Opera voller Action und Dramatik von Erfolgsautor Brian Carisi alias Alfred Bekker
Alfred Bekker schreibt Fantasy, Science Fiction, Krimis, historische Romane sowie Kinder- und Jugendbücher. Seine Bücher um DAS REICH DER ELBEN, die DRACHENERDE-SAGA,die GORIAN-Trilogie und seine Romane um die HALBLINGE VON ATHRANOR machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er war Mitautor von Spannungsserien wie Jerry Cotton, Kommissar X und Ren Dhark. Außerdem schrieb er Kriminalromane, in denen oft skurrile Typen im Mittelpunkt stehen – zum Beispiel den Titel DER TEUFEL VON MÜNSTER, wo er einen Helden seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einer sehr realen Serie von Verbrechen macht.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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General Jay Sindraman blickte auf die völlig flimmerfreien Computerschirme. An den dazugehörigen Terminals saßen die erfahrensten Spezialisten des PAZIV-Geheimdienstes. Profis auf dem Gebiet der EDV-Spionage.
Major Sung stand neben Sindraman. Sein Gesicht wirkte so unbewegt, wie man es von ihm gewohnt war. Nicht die kleinste Regung ließ erkennen, was er dachte.
Eine Maske, dachte Jay Sindraman. Und hinter diese Maske lässt Sung für gewöhnlich niemanden blicken... Er spielt mit verdeckten Karten und wird irgendwann seine verborgenen Trümpfe gegen mich ausspielen. Ich werde auf ihn aufpassen müssen.
Einer der Computerspezialisten drehte sich halb herum und deutete dabei mit der Linken auf den Schirm.
"Die OPERATION CHAOS ist eingeläutet", erklärte er.
"Gut", nickte Sindraman.
"Sie sehen diese Website, auf der Unterhaltungselektronik angeboten wird... Der dazugehörige Vertrieb existiert wirklich."
"Eine perfekte Tarnung", murmelte Sindraman. Der EDV-Spezialist deutete auf ein kleines Symbol unterhalb des Firmenlogos. Es bestand aus mehreren ineinanderhängenden Ellipsen.
"Unsere Leute klicken diese Seite mindestens einmal am Tag an. Darauf sind sie konditioniert. Wenn dieses Symbol dort auftaucht, wird bei ihnen das posthypnotische Programm ausgelöst."
"Aus ganz normalen Durchschnittsbürgern werden gefährliche Saboteure."
"Welchen Agenten sollen wir als erstes aktivieren?" Auf dem Bildschirm erschien eine Liste von Namen. Die dazugehörigen Adressen waren über das Gebiet der gesamten Westunion verteilt.
"Nehmen Sie Nummer 1432", sagte Jay Sindraman. Der EDV-Spezialist hob die Augenbrauen.
"Zach Dalglish, 345 Johnson Road, Minneapolis... Dalglish ist Ingenieur in einem der letzten noch in Betrieb befindlichen Atomkraftwerke."
"Kein schlechter Anfang, um Sabotagekrieg zu beginnen...", musste Major Sung anerkennen.
Sindraman nickte.
"Jedenfalls wird die Westunion in nächster Zeit sehr stark mit sich selbst beschäftigt sein..."
Sung bedachte Sindraman mit einem eisigen Blick.
"Ich hoffe für Sie, dass Sie alles richtig kalkuliert haben, General..."
Sindraman lächelte dünn.
Was war das?, fragte er sich. So gut du auch gelernt haben magst, deine Emotionen zu verbergen: deine Absichten sind für mich ein offenes Buch...
Zach Dalglish nahm wie automatisch die Datenbrille, aktivierte sie und setzte sich dann in einen der großen, etwas klobig und altmodisch wirkenden Ledersessel, die so gar nicht zu seinem ansonsten sehr schlicht und modern eingerichteten Apartment passten. Es war exakt 19.02 Uhr.
Jeden Tag um genau diese Zeit wählte Zach Dalglish die Website der Firma ElectronicWorld an.
Es war ein innerer Zwang, gegen den er sich nicht zu wehren vermochte. Die Bewegungen wurden dann wie automatisch. Als ob eine fremde Macht seinen Körper lenkte und dafür sorgte, dass er schließlich mit der Datenbrille im Sessel saß.
Er sah sich die Website an, obwohl er sich kaum für die dort angebotene Unterhaltungselektronik interessierte. Interaktive Computerspiele, Spiele bei denen man mit Hilfe eines Datenanzugs in eine Cyberwelt eintauchen konnte, die so täuschend echt wirkte, dass man sie leicht mit der physischen Realität verwechseln konnte... Für all diese Dinge hatte Zach Dalglish keine Zeit.
Er hatte schon beruflich viel mit Computern zu tun, da stand ihm im privaten Bereich nicht der Sinn danach.
Nur der tägliche Klick auf die Website von ElectronicWorld - das war ein absolutes Muss. Keine Verabredung zum Essen, kein noch so wichtiges Ereignis hätte ihn davon abhalten können, exakt um 19.02 Uhr die Datenbrille aufzusetzen.
Später fragte er sich dann manchmal, was es eigentlich war, das ihn immer wieder dazu trieb, sich Angebote anzuschauen, die ihn überhaupt nicht interessierten. Er hatte bis jetzt nicht ein einziges Mal irgendein Produkt von ElectronicWorld bestellt.
Und doch...
Der Zwang zur Wiederholung war einfach übermächtig.
Später konnte er sich dann oft nicht einmal mehr an den Firmennamen oder die Internetadresse erinnern.
Aber er konnte vollkommen sicher sein, dass ihm das alles exakt um 19.02 Uhr am nächsten Tag wieder einfiel.
Vielleicht bist du schon verrückt geworden und hast es nur noch nicht gemerkt!, dachte Zach Dalglish. Die psychischen Folgen gering dosierter Radioaktivität war nach wie vor ein kaum erforschtes Gebiet, obgleich anzunehmen war, dass es da gewisse Effekte geben musste.
Dalglish erinnerte sich vor Jahren einmal von einer Untersuchung gehört zu haben, die einen statistischen Zusammenhang zwischen leicht erhöhten Strahlungsdosen, wie sie für die Mitarbeiter von Kernkraftwerken auch heute noch unvermeidbar war und dem Ausbruch von Schizophrenie erkannt zu haben glaubte.
Ob da etwas dran war, konnte Dalglish nicht beurteilen. Er hatte von der Untersuchung auch nie wieder etwas gehört. Vielleicht hatte der Energiekonzern, dem die drei Meiler von Candermere, etwa zwanzig Kilometer von Minneapolis entfernt, gehörten, dafür gesorgt, dass die Studie nicht weiter verbreitet wurde. Mit Geld ließ sich da so manches machen.
Dass der Kernenergie nicht die Zukunft gehörte wusste man seit einem halben Jahrhundert. Candermere gehörte zu den letzten Anlagen dieser Art, die errichtet worden waren. Natürlich hatten die Betreiber ein Interesse daran, dass die Anlage so lange wie möglich in Betrieb blieb. Böse Zungen behaupteten, dass das Wichtigste in Candermere hergestellte Produkt nicht Energie war, sondern das spaltbare Material, das die Militärs für ihre eigenen Zwecke aufkauften.
Zach Dalglish dachte über diese Dinge kaum nach.
Er hatte einen sehr gut bezahlten Job, der ihm Spaß machte. Was wollte man mehr?
Dalglish sah sich die ElectronicWord-Website in der Surround Projektion seiner Datenbrille an. Man hatte einen Drei-D-Eindruck dabei, der sehr plastisch war. Mit fieberhafter Hektik suchten Dalglishs Augen die Site ab...
...und fanden, was sie suchten.
Drei ineinander verschlungene Ellipsen.
Das Symbol.
Es durchzuckte Zach Dalglish wie ein Blitz, als er dieses Zeichen sah.
Von einer Sekunde zur anderen war jede Nervenfaser in seinem Hirn aktiviert. Er war so hellwach wie seit langem nicht mehr. Es war wie das Erwachen aus einer Art halbbewusstem Dämmerzustand. Plötzlich erschienen Bilder vor seinem inneren Auge. Diese Bilder waren von geradezu bestechender Plastizität und Präzision. Du siehst, was geschehen wird!, durchzuckte es Dalglish. Du siehst es so, als wäre es längst Vergangenheit...
Es war wie ein Programm, das vor ihm lag.
Ausgelöst durch einen winzigen Moment.
Durch jenen Augenblick, in dem er dieses eigenartige Symbol auf der ElectronicWorld-Website gesehen hatte. Auf einmal war diese Site für ihn völlig uninteressant.
Gerade noch war es ihm vorgekommen, als hinge sein Leben davon ab, diese Site exakt um 19.02 Uhr anzuklicken und sie nach etwas zu durchsuchen, von dem er selbst nicht wusste, was es eigentlich war.
Jetzt hatte er es gefunden.
Er nahm die Datenbrille vom Kopf, ließ sie achtlos sinken. Sie rutschte von der Armlehne des Ledersessel zu Boden. Dabei war sie noch immer aktiviert.
Dalglish erhob sich.
In einer Stunde beginnt deine Abendschicht, ging es ihm durch den Kopf.
Für acht Stunden würde er zusammen mit einer Handvoll Kollegen im Kontrollraum des Atomkraftwerks Candermere sitzen. Du weißt genau, was du zu tun hast!, durchfuhr es ihn. Jedes Detail lag fest. Er spürte, dass es der Plan eines fremden Geistes war, der in ihm Gestalt annahm. Aber nichtsdestotrotz würde er ihn ausführen. Es gab nichts, was ihn davon abhalten konnte.
Nichts.
Robert Berringer nippte an seinen Kaffeebecher. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als er das kaltgewordene Gebräu hinunterschluckte.
Den Mitgliedern des Krisenstabs sah man die Müdigkeit deutlich an. Alle hatten Ringe unter den Augen und wirkten blass.
"Wir haben eine verschlüsselte Nachricht von der ARMSTRONG bekommen", berichtete Major Sander Brock, ein hoher Geheimdienstoffizier. "Danach plant Commander Gonzalez auf das Angebot John Darrans zum Schein eingehen, in der Hoffnung, auf diese Weise eine Gelegenheit zu bekommen, die Verrückten auszuschalten!"
"Dann dürften Darrans Leute jetzt auch Bescheid wissen", war Wilbert McCloud überzeugt. "Wie kann Gonzalez nur so dämlich sein, eine Nachricht dieses Inhalts zu senden! Der Plan ist doch jetzt schon gestorben."
"Sie irren", erklärte Sander Brock. Er wandte sich an Präsident Berringer. "Darf ich General McCloud einweihen?", fragte er und hob dabei die Augenbrauen.
"Einweihen?", fuhr McCloud dazwischen. "Das wird ja immer doller! Meines Wissens bin immer noch ich für die Star Force zuständig! Und niemand anderes?" McCloud schüttelte verständnislos den Kopf. "Wenn das so ist, kann ich ja gleich die Brocken hinschmeißen!"
Sander Brock hob die Augenbrauen. "Wollen wir uns wirklich in kleinkarierten Kompetenzstreitigkeiten ergehen, General? Ich denke, wir haben Wichtigeres zu tun."
McClouds Gesicht wirkte in diesem Moment so zerknautscht wie ein getragenes Hemd in jenen fernen Zeiten, als bügelfreie Gewebe noch nicht der Standard waren. Er sandte einen geradezu hilfesuchenden Blick in Richtung des Präsidenten.
"Vielleicht bekomme ich von Ihnen jetzt eine Erklärung, Sir!", forderte er.
Er betonte das 'Sir' dabei auf eine Weise, dass dieses Wort wie eine schallende Ohrfeige klingen ließ.
Scheint, als hätte man mich inzwischen zu einer Art
Frühstücksdirektor der Star Force degradiert!, ging es ihm ärgerlich durch den Kopf. Die eigentlichen Entscheidungen trifft Berringer persönlich - und wenn es sein muss auch einfach an mir vorbei... McCloud gefiel das nicht.
Er spürte einen Kloß im Hals.
Das Uniformhemd wurde ihm eng, aber er verzichtete trotzdem darauf, den obersten Knopf zu lösen und die Krawatte zu lockern.
"Weihen Sie General McCloud ein", wies Präsident Robert Berringer den Geheimdienstoffizier an.
Sandor Brock nickte leicht. Ein spöttisches Lächeln umspielte seine dünnen Lippen. Dieser Mann war McCloud schon unsympathisch gewesen, als er ihn zum ersten Mal gesehen hatte.
"Commander Gonzalez ist einer unserer Leute", erklärte Brock gelassen und lehnte sich etwas zurück. Seine Finger tickten nervös auf der Kunststoffmappe herum, die vor ihm auf dem Konferenztisch lag. McClouds Augen quollen ungläubig hervor.
"Das kann nicht sein! Ich habe Gonzalez' Weg von der Akademie an verfolgt und selbst dafür gesorgt, dass er Commander wurde!" Sander Brocks Stimme klirrte wie Eis.
"Wir haben ihn vor drei Jahren angeworben und Commander Gonzalez war gerne bereit, mit uns zusammenzuarbeiten..."
"Das kann ich nicht glauben!"
"Ich hoffe, Sie verlangen jetzt nicht, dass ich Ihnen dafür sämtliche Unterlagen vorlege, General McCloud."
McCloud war außer sich.
Sein Gesicht lief dunkelrot an.
"Sie spionieren die Star Force aus? Statt dessen wäre es Ihre Aufgabe, Informationen über das zu sammeln, was sich im Gebiet der PAZIV so tut..."
"Präsident Berringer war auch der Ansicht, dass es nötig ist, verdeckte Agenten innerhalb der Star Force und anderen wichtigen militärischen und zivilen Organisationen zu führen", erwiderte Sander Brock kalt. "Die Berkewitz-Affäre, der Sie beinahe zum Opfer gefallen wären, hat das doch auf eindrucksvolle Weise unterstrichen." McCloud atmete tief durch. Sander Brock argumentierte geschickt. Zumindest das musste der General der Star Force seinem gegenwärtigen Kontrahenten am Tisch des Krisenstabes zugestehen. Er setzte noch einmal an.
"Aber trotz Ihrer Methoden haben Sie nicht verhindern können, dass feindliche Agenten die Star Force unterwanderten..."
"Ich gebe gerne zu, dass wir noch nicht perfekt sind", bestätigte Brock. "Aber beim nächsten Mal verdanken Sie oder jemand anderes unseren Leuten und den Informationen, die sie liefern, vielleicht Ihr Leben!"
McCloud machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Mir gefällt nicht, dass ich darüber nicht informiert wurde!"
"Dem Umstand, dass Gonzalez einer unserer Leute ist, ist zu verdanken, dass wir die Nachricht der ARMSTRONG in einem gerade neu entwickelten computergestützten Codierungssystem erhalten haben."
"Sie wissen, dass man jedes Codierungssystem mit Hilfe eines schnellen Rechners knacken kann", gab McCloud zu bedenken.
"Früher oder später jedenfalls."
"Früher oder später - das ist genau der Punkt auf den es ankommt!"
"Wenn man die überlegene Technik bedenkt, die Darran und seinen Leuten zur Verfügung steht, dann wird man wohl davon ausgehen können, dass dieser Code eher früher geknackt wird!"
"Irrtum", erwiderte Sander Brock. "Wir haben in diesen Code einige Gemeinheiten hineingepackt, die dafür sorgen, dass selbst ein hochentwickelter, sehr schneller Rechner eine Weile braucht, bis er das System geknackt hat. Und was Darran und seine Leute betrifft sie mögen die Technik der Fremden in ihren Händen halten, aber keiner von uns weiß wirklich, wie gut sie sie beherrschen... Schließlich kann ein Orang Utan auch nichts mit einem Computer anfangen, wenn man ihm einen zur Verfügung stellt."
"Ein schlechter Vergleich", fand McCloud.
Sander Brock zuckte die Achseln. "Warum? Für diese Fremden sind wir wahrscheinlich auch nicht mehr als halbwilde Affen auf einem Hinterwäldlerplaneten..."
"Was ist mit
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Alfred Bekker
Bildmaterialien: Steve Mayer
Tag der Veröffentlichung: 05.04.2014
ISBN: 978-3-7309-9785-7
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