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Und ich gab den Stern zurück

U.S. Marshal Bill Logan

Band 108

Und ich gab den Stern zurück

Western von Pete Hackett

 

U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.

 

 

 

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© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Ich hielt mein Pferd an. Der schrale Wind trieb Brandgeruch heran. Das Tier unter mir, ein Pinto, trat unruhig auf der Stelle und schnaubte. Ein Zweifel war ausgeschlossen. Weiter westlich brannte etwas. Kurzentschlossen trieb ich das Pferd an.

Der Brandgeruch wurde intensiver. Vor mir lag ein langgezogener Hügel. Er dehnte sich von Norden nach Süden. Rauch stieg hinter dieser Anhöhe zum Himmel und ballte sich vor der blauen Kulisse. Vom Kamm des Hügels aus sah ich dann die niedergebrannte Farm. Das Farmhaus war nur noch ein Haufen verkohlter Trümmer, aus denen dunkler Rauch stieg. Im Hof lag ein Mann auf dem Gesicht. Ich ritt hinunter. Funken stoben, Aschefetzen trieben über den Hof. Bei dem Mann saß ich ab und kniete neben ihm nieder. Er stöhnte. Ich drehte ihn auf den Rücken. Seine Brust war voll Blut. Der nahe Tod zeichnete bereits sein bleiches Gesicht.

»Meine Frau«, murmelte er mit kaum verständlicher Stimme.

»Wo ist Ihre Frau?«

»Im – im Haus. Es – es war ein Reiter. Er ritt einen Fuchs. Er – er kam auf die Farm und – und …«

Die Stimme brach, der Kopf des Mannes rollte auf die Seite, in sein Gesicht senkte sich die Leere des Todes. Sekundenlang starrte ich auf den Brandschutthaufen. Für jemand, der sich im Haus befand, gab es keine Chance mehr. Mir wurde der Hals eng beim Gedanken daran, dass die Frau in dem Haus verbrannte.

Ich schloss dem Toten die Augen und richtete mich auf. In einem Pferch drängten sich einige Schafe und Ziegen zusammen. In einer Koppel stand eine Milchkuh und äugte zu mir her. Das Feuer hatte den Tieren nicht gefährlich werden können. Im Staub fand ich Hufspuren. Sie führten nach Norden.

Ich ging in den Stall. Dort stand ein schwerer Kaltblüter in einer Box. Ich brachte das Pferd ins Freie, dann öffnete ich die Fence, damit die Schafe und Ziegen heraus konnten. Auch der Milchkuh schenkte ich die Freiheit. In einem Schuppen fand ich eine Hacke und eine Schaufel. Ich machte mich daran, ein Grab auszuheben. Dann wickelte ich den Leichnam in eine Zeltplane, die ich ebenfalls in dem Schuppen gefunden hatte, und beerdigte ihn.

Die Frau des Farmers hatte unter dem Brandschutt des Farmhauses ihr Grab gefunden. Meine Zähne mahlten übereinander. Die Tat durfte nicht ungesühnt bleiben. Mein Entschluss, dem Mörder zu folgen, stand fest.

Das Pferd trug mich nach Norden. Deutlich zeichnete sich im Gras die Fährte des Reiters ab, dem ich folgte. Die Sonne näherte sich dem Westen. Die Schatten wurden lang. Ich ritt zwischen den Hügeln. Dumpf pochten die Hufe auf dem von der Sonne hartgebackenen Untergrund.

Dann lag vor mir eine Ortschaft. Es waren nicht mehr als fünfundzwanzig Häuser, die ohne besondere bauliche Ordnung zu beiden Seiten einer breiten Main Street errichtet worden waren. Aus einigen Schornsteinen stieg Rauch. Die Frauen bereiteten das Abendessen zu. Etwas außerhalb der Ortschaft befanden sich Pferche und Koppeln mit Ziegen, Schafen und Kühen.

Ein verwittertes Ortschild am Stadtrand verriet mir, dass das Nest den Namen Briscoe trug. Ich ritt zwischen die ersten Häuser. Unter den Vorbauten und an den Hauswänden hatten sich Tumbleweds verfangen. Staubwirbel glitten über die Straße. Ein Hund bellte. Zwei Männer, die sich auf dem Gehsteig bewegten, blieben stehen und beobachteten mich.

Ich ritt zu ihnen hin und zügelte das Pferd. »Guten Abend. Ich bin U.S. Deputy Marshal Bill Logan. Kam ein Reiter auf einem Fuchs in die Stadt?«

Einer der Männer nickte. »Er war vor zwei Stunden hier. Aber er hielt sich nicht auf in der Stadt. Nach einem kurzen Besuch im Store ritt er weiter.«

Ich ließ meinen Blick über die Fronten der Häuser gleiten und entdeckte den Laden, tippte an die Krempe meines Hutes und bedankte mich. Vor dem Store saß ich ab, schlang den langen Zügel lose um den Querbalken des Holms und ging in das Geschäft. Die Türglocke bimmelte. Hinter der Theke stand ein Mann und räumte ein Regal ein. Er wandte sich mir zu. Ich grüßte, nannte noch einmal meinen Namen und sagte dann: »Vor zwei Stunden war ein Fremder bei Ihnen. Er ritt einen Fuchs.«

Der Storehalter nickte. »Ja, ein Bursche, der nicht gerade vertrauenerweckend aussah. Er schien einen weiten Ritt hinter sich zu haben. Und er war abgebrannt.« Der Storehalter griff unter den Verkaufstresen, als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie eine silberne Taschenuhr mit einer ebenfalls silbernen Kette. »Die bot er mir zum Kauf an.«

»Kann ich mal sehen?« Ich nahm die Uhr und ließ den Deckel aufspringen. Eine Gravur zeigte die Buchstaben B. und S. Ich richtete den Blick auf den Storehalter. »Ich komme vom Sweetwater herauf. Dort hat ein Mann, der einen Fuchs ritt, eine Farm überfallen und das Ehepaar getötet.«

Der Storehalter wurde bleich. »Der – der Kerl ritt einen Fuchs.« Plötzlich schlug sich der Mann mit der flachen Hand leicht vor die Stirn. »Fünf Meilen südlich von hier liegt die Swanson Farm. B. S. – Bruce Swanson! Großer Gott!«

»In welche Richtung ist der Mann geritten?«

»Norden.«

Ich bedankte mich, verließ den Laden, band mein Pferd los und schwang mich in den Sattel.

Die Sonne ging unter. Ihr Widerschein färbte den Himmel im Westen blutrot. Rötlicher Schein lag auf dem Land. Die Schatten waren verblasst. Die Abenddämmerung kam schnell. Von Norden her nahm der Himmel eine violette Färbung an. Aus den Senken erhob sich grauer Dunst. Am Westhimmel zeigte sich der Abendstern.

Unbeirrbar ritt ich weiter. Der Kerl hatte nur zwei Stunden Vorsprung, und sicher beeilte er sich nicht, denn er rechnete nicht mit Verfolgung. Bald war es finster. Es wurde merklich kühler. Die Hügel muteten an wie geduckt daliegende, vorsintflutliche Ungeheuer. Der Schrei eines Kauzes wehte heran.

Ich wusste nicht genau, wie viel Zeit vergangen war, als sich vor mir eine Buschreihe aus der Dunkelheit schälte. Die Büsche wurden hier und dort von hohen Pappeln überragt. Ich hatte den Washita River erreicht. Der Mond stand im Süden und versilberte mit seinem kalten Licht die Flanken der Hügel. Ich hielt an. Das Pferd unter mir trat auf der Stelle. Die Gebisskette klirrte, das Sattelleder knarrte. Ich ließ meinen Blick über die Buschreihe gleiten.

Da wieherte zwischen den Büschen ein Pferd. Wie ein Fanfarenton erhob es sich. Schnell saß ich ab. Die Winchester flirrte aus dem Scabbard, ich riegelte eine Patrone in den Lauf und führte mein Pferd am Kopfgeschirr zu einem Strauch, schlang den Zügel um einen Ast, dann glitt ich lautlos durch die Finsternis.

Ich war mir fast sicher, den Mörder des Farmerehepaares eingeholt zu haben, und verspürte Genugtuung. Hier sollte der Trail des Schurken zu Ende sein.

 

*

 

Clint Anderson war vom Wiehern des Pferdes erwacht. Er schleuderte die Decke von sich, griff nach der Winchester, die neben ihm am Boden lag, und stand auf. Er war angespannt bis in die letzte Faser seines Körpers. Jeder seiner Sinne war aktiviert. Sein Pferd hatte sich erhoben und stampfte auf der Stelle. Anderson lauschte und witterte. Er huschte zu seinem Pferd hin. Das Tier schnaubte. Der Mann schlich weiter. Seine Hände hatten sich an Kolbenhals und Schaft der Winchester regelrecht festgesaugt. Zweige zerrten an seinem Hemd und peitschten sein Gesicht, unter seinem Stiefel knackte ein dürrer Ast. Das Geräusch mutete ihn überlaut an. Er staute den Atem und blieb stehen.

Schließlich pirschte er weiter. Er trat aus den Büschen, schwenkte den Blick nach links, nach rechts und versuchte mit den Augen die Dunkelheit zu durchdringen.

Plötzlich bohrte sich ihm etwas stahlhart zwischen die Schulterblätter, und eine brechende Stimme sagte: »Lass das Gewehr fallen.«

Der Bandit versteifte. Ein Schwall verbrauchter Atemluft brach über seine zuckenden Lippen. Seine Hände öffneten sich und das Gewehr klatschte auf den Boden.

»Hände in die Höhe!«, kam klirrend der nächste Befehl. »Gut so.« Andersons Revolver wurde aus dem Holster gezogen. Die Stimme warnte: »Versuch nur nichts, Hombre. Deine Sorte fasse ich nicht mit Samthandschuhen an.«

»Wer bist du?«

»U.S. Deputy Marshal Bill Logan.«

Anderson setzte alles auf eine Karte und wirbelte herum. Etwas knallte gegen seinen Kopf, vor seinen Augen schien die Welt in Flammen aufzugehen. Dann schlug absolute Finsternis über ihm zusammen und sein Denken riss.

Als er wieder zu sich kam, waren seine Hände auf den Rücken gefesselt. Ein Feuer brannte. Ein Schatten fiel auf den Banditen, als zwischen ihn und das Feuer eine Gestalt trat. Bei Anderson stellte sich die Erinnerung ein. Der Magen krampfte sich ihm zusammen.

»Wie ist dein Name?«

»Anderson – Clint Anderson.«

»Du bist ein verdammter Mörder, Anderson. Ich werde dich nach Amarillo bringen, und dort wirst du hängen.«

»Ich – ich habe niemand umgebracht.«

»Doch. Du warst auf der Swanson Farm. Leugnen ist zwecklos. In Briscoe hast du Swansons Uhr verhökert.«

»Das – das stimmt nicht«, stammelte der Bandit. »Als ich auf die Farm kam, war alles schon vorbei. Ich – ich habe dem Sterbenden die Uhr weggenommen. Er brauchte sie doch nicht mehr. Ich konnte nichts tun für ihn. Also ritt ich weiter. Es stimmt, ich habe in Briscoe die Uhr verscherbelt. Aber …«

»Spar dir die Luft fürs Hängen, Bandit.«

Anderson zerrte an seinen Handfesseln. Aber die Stahlspangen hielten stand. Er bäumte sich auf, knirschte mit den Zähnen, keuchte: »Man kann mich nicht für etwas hängen, das ich nicht begangen habe. Ich schwöre es, Marshal …«

 

*

 

Das Gericht verurteilte Clint Anderson zum Tod durch den Strang. Da Richter Humphreys Urteile Endurteile waren, die nicht angefochten werden konnten, wurde Anderson zwei Wochen nach der Urteilsverkündung in Amarillo gehängt.

Ich befand mich an dem Tag, als das Urteil vollstreckt wurde, in Borger. Dort hatte der Deputysheriff einen steckbrieflich gesuchten Banditen festgenommen, der nach Amarillo überführt werden musste. Als Joe Hawk und ich mit dem Gefangenen in Amarillo ankamen, waren die Zimmerleute dabei, den Galgen abzubauen.

Wir übergaben den Gefangenen dem Sheriff, dann begaben wir uns zum Richter. Er forderte uns auf, an dem kleinen Besprechungstisch Platz einzunehmen. Als wir saßen, sagte Humphrey: »Anderson hat bis zuletzt seine Unschuld beteuert. Aber die Beweise gegen ihn waren erdrückend. Ich konnte gar nicht anders, als ein Todesurteil zu sprechen.«

»Die meisten Verbrecher leugnen ihre Tat bis zum Schluss«, sagte Joe. »Sie hoffen bis zuletzt auf eine Begnadigung. Nun, in dem Drama um das Ehepaar Swanson ist der Vorhang gefallen. Der Mörder hat seine gerechte Strafe erhalten.«

 

*

 

John Wood zügelte sein Pferd. Er verhielt auf einer Anhöhe, über die der von Wagenrädern zerfurchte und von Hufen aufgewühlte Weg führte. Ein heftiger Wind kam von Süden und brachte den feinen Staub des Llano Estacado mit sich.

Vor dem Kopfgeldjäger lag eine kleine Stadt. Sie mutete an wie ausgestorben. Staubfahnen wurden über die Dächer hinweggeweht. Wood tätschelte den Hals seines Pferdes. »Gleich stehst du in einem Stall und kriegst Hafer zu fressen. Nur noch wenige Minuten.«

Nach dem letzten Wort ruckte Wood im Sattel. Das Tier setzte sich in Bewegung. Die Augen des Kopfgeldjägers waren entzündet, zwischen seinen Zähnen knirschte Staub. Er lenkte das Pferd den Abhang hinunter und ritt bald zwischen die Häuser. Das Winseln des Windes, der sich an den Häusern brach, erfüllte die Luft. Irgendwo bewegte sich knarrend eine Tür. Auf den Fensterbänken standen Blumenkästen mit roten Geranien. Die Bäume in den Gärten bogen sich im Wind.

Immer wieder hüllten Staubwirbel den Reiter ein. Der Staub war unter seine Kleidung gekrochen und scheuerte auf seiner Haut. Er ritt mitten auf der Main Street. Hinter den Fensterscheiben sah er die hellen Kleckse der Gesichter der Menschen, die seinen Einzug in Spearman beobachteten.

Wood fand den Mietstall, ritt durch das hohe Galgentor und saß vor dem Tor, das geschlossen war, ab. Von irgendwo her drang ein durchdringendes Quietschen an sein Gehör. Wood zog das Tor auf. Im Stall war es düster. Durch die Ritzen zwischen den Brettern fiel in schrägen Bahnen das Tageslicht. Zu beiden Seiten des Mittelganges waren Boxen. Einige Futterkisten standen herum.

Wood nahm das Pferd an der Trense und führte es in den Stall. Der Geruch von Heu und Stroh und Pferdeausdünstung stieg ihm in die Nase. Staub wirbelte durch das offene Tor.

Aus einem Verschlag, der ihm als Aufenthaltsraum und Stall Office, diente, trat der Stallmann – ein bärtiger Oldtimer, der auf einem Priem herumkaute. Er schlurfte näher, zog das Tor zu, spuckte aus und sagte krächzend: »Verdammter Staub. Er dringt durch sämtliche Ritzen.«

Staub rieselte von den Schultern des Kopfgeldjägers und von der Krempe seines Hutes. »Ich reite auf der Spur eines Mannes«, sagte er heiser, öffnete eine der Satteltaschen und nahm einen Steckbrief heraus, reichte ihm den Stallmann und fragte: »Die Spur des Burschen führt hierher. Ist der Kerl in die Stadt gekommen?«

Der Stallmann nahm den Steckbrief mit beiden Händen und starrte auf das Konterfrei des Banditen. »Matt Dexter«, murmelte er versonnen. »500 Dollar, tot oder lebendig.« Der Stallbursche nickte. »Vor drei Tagen kam einer hier an. Das könnte er sein. Allerdings nennt sich in der Stadt Hank Sanders. Das dort ist sein Pferd.«

Der Stallmann wandte sich halb um und deutete auf einen Grullahengst, der in einer der Boxen stand.

Wood hing zu dem Pferd. Das Brandzeichen bestand aus zwei Ringen und bedeutete O im Kreis. »Wo finde ich den Burschen?«

»Vielleicht im Hotel, vielleicht auch im Saloon.« Der Stallmann reichte den Steckbrief zurück, Wood faltete ihn zusammen und steckte ihn in die Westentasche. »Sind Sie ein Sheriff oder Marshal?«, fragte der Stallbursche.

»Nein.«

Der Stallmann begriff. »Es geht Ihnen um die Prämie, wie?«

»Der Steckbrief legitimiert mich.« Wood zog die Winchester aus dem Scabbard. »Reiben Sie das Pferd gut ab und geben Sie ihm Hafer zu fressen.« Mit dem letzten Wort setzte er sich in Bewegung. Ein wenig sattelsteif ging er zum Tor, öffnete es einen Spaltbreit und schlüpfte hinaus. Der Wind packte ihn wie mit zornigen Klauen. Eine Ladung Staub prasselte ihm ins Gesicht. Er verließ den Hof des Mietstalles, fand den Saloon, und ging hinein. Es war um die Mitte des Nachmittags. Der Keeper saß an einem Tisch und las in einer vergilbten Zeitung. Ansonsten war der Schankraum leer. Es roch nach kaltem Rauch und verschüttetem Bier. Die Pendeltür schlug hinter dem Kopfgeldjäger aus. Der Keeper hob das Gesicht und starrte den Ankömmling an. Wood ging zu einem der runden Tische und setzte sich. Das Gewehr lehnte er an den nächsten Stuhl. »Geben Sie mir ein Bier«, sagte er. »Der verdammte Staub trocknet einem die Kehle aus.«

Der Keeper erhob sich und ging hinter den Schanktisch, hielt einen Glaskrug unter den Zapfhahn und füllte ihn. Dann trug er den Krug zu Wood hin und sagte: »Bei diesem Wetter jagt man keinen Hund vor das Haus.«

Wood zeigte ein kantiges Grinsen. Dann zog er den Steckbrief aus der Westentasche, faltete ihn auseinander und hielt ihn dem Keeper hin. »Ist das Mann, der sich hier Hank Sanders nennt?«

Der Keeper kniff die Augen ein wenig zusammen, starrte kurze Zeit auf das Bild, dann erwiderte er: »Ja, das könnte Sanders sein. Er kam vor drei Tagen in die Stadt. Mir erzählte er, dass er weiterreiten wird, wenn sich das Wetter beruhigt. Ich dachte mir doch gleich, dass mit dem Burschen etwas nicht stimmt. Er vermittelt einen nicht gerade vertrauenerweckenden Eindruck.«

»Er ist ein kaltblütiger Mörder. Wo ist er zu finden?«

»Schätzungsweise im Hotel. Aber er kommt jeden Abend her, um zu essen, trinkt zwei Bier und verschwindet dann wieder.«

Wood faltete den Steckbrief wieder zusammen und steckte ihn ein. Dann trank er einen durstigen Zug von dem Bier, wischte sich den Schaum von den Lippen und lehnte sich zurück. »Ich werde hier auf ihn warten.«

Der Keeper ging zu seinem Tisch zurück und setzte sich. Draußen heulte der Wind. Der Staub prasselte gegen das Frontfenster, an dem Fliegen auf und ab tanzten. Wood drehte sich eine Zigarette und rauchte. Die Zeit verrann nur langsam. Der Kopfgeldjäger hüllte sich in Geduld. Nach und nach kamen einige Männer in den Schankraum. Neugierige Blicke trafen den Fremden. Die Männer setzten sich und tuschelten miteinander.

Wood hatte durch das Fenster einen Ausschnitt der Main Street im Auge. Und über diese kam nun ein großer Mann, der mit einem langen Staubmantel bekleidet war und auf dessen Kopf ein flachkroniger, schwarzer Stetson mit breiter Krempe saß. Ein Staubwirbel hüllte den Burschen sekundenlang ein, gab ihn wieder frei und dann waren die Schritte des Mannes auf dem Vorbau zu hören. Im nächsten Moment betrat

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: (c) Digitalausgabe AlfredBekker/CassiopeiaPress wwwAlfredBekker.de
Bildmaterialien: Steve Mayer
Tag der Veröffentlichung: 26.01.2014
ISBN: 978-3-7309-7836-8

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