Cover

Der Tod mischt die Karten

U.S. Marshal Bill Logan

Band 92

Der Tod mischt die Karten

Western von Pete Hackett

 

U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.

 

 

 

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

www.postmaster@alfredbekker.de

 

 

Staub wallte dicht. Das Muhen der Kühe und das Brüllen der Stiere erfüllte die Luft. Horn klapperte. John Hunter und seine Männer verteilten die tausend Longhorns auf drei Corrals. Gegen Mittag waren sie in Amarillo angekommen. Sie wollten bis zum Morgen des übernächsten Tages in der Stadt bleiben, um sich ein wenig von den Strapazen zu erholen, die hinter ihnen lagen.

Nachdem die Gatter geschlossen waren, brachten John Hunter und seine fünf Cowboys die Pferde in die Fence und nahmen den Tieren Sättel und Zaumzeug ab. Die Pferde liefen zum Tränketrog. Die Cowboys nahmen ihre Satteltaschen und Gewehre und begaben sich zum Boardinghouse.

Es war ein schicksalhafter Tag. Der Tod stand bereits hinter John Hunter und streckte die Knochenfaust nach ihm aus. Hätte Hunter es ahnen können, hätte er wohl einen großen Bogen um Amarillo gemacht. Seine letzten Stunden waren angebrochen …

Die Sonne ging unter. Der Himmel im Westen hatte sich rot verfärbt. Die Schatten waren verblasst. Es wurde grau und die Natur begann ihre Farben zu verlieren. John Hunter und seine Reiter hatten gebadet und waren frisch rasiert. Sie gingen in ein Speiserestaurant, um zu Abend zu essen. Hunter war zufrieden. Sie kamen von Ozona herauf und hinter ihnen lagen die Staked Plains. Wasserloses Steppenland, in dem die Gefahr überall lauerte und der Tod allgegenwärtig war, in dem nur Klapperschlangen und Präriehunde anzutreffen waren. Sie hatten trotz aller Unbilden kaum Rinder verloren. Ihr Ziel war Dodge City. Die tausend Rinder sollten genug Erlös bringen, um die Johnson Creek Ranch zu sanieren. Vor zwei Jahren hatte die Maul- und Klauenseuche Hunters Herden drastisch dezimiert und die Ranch stand vor dem wirtschaftlichen Ruin. Außerdem hatte John Hunter viel Geld am Spieltisch verloren …

Die Dunkelheit nahm zu. In der Stadt wurden die Lichter angezündet. Das Purpurrot am Westhimmel hatte sich in dunkles Violett verwandelt. Der Abendstern funkelte. Ein Star saß auf dem Dach der City Hall und zwitscherte. Die Stimmung in der Stadt war friedvoll.

Nachdem sie gegessen hatten, gingen sie in den Cristal Palace, Amarillos nobelsten Saloon. Die Theke war aus poliertem Holz, von der Decke hingen Kristalllüster, die Treppe zum Obergeschoss war mit einem dicken, roten Teppich ausgelegt. Es ging hier dezent und gesittet zu. Grölende und johlende Cowboys wurden hier nicht geduldet. Die sechs Männer setzten sich an einen der runden Tische, und als ein Kellner kam, bestellten sie Bier. Der Saloon war um diese Zeit noch nicht sehr gefüllt. An verschiedenen Tischen saßen Männer. An einem Tisch wurde gepokert. Es gab eine Bühne, vor der ein roter Samtvorhang hing. Unterhalb der Bühne stand ein Klavier. Ein Plakat, das an einen Flügel der Schwingtür geheftet war, verkündete, dass ab acht Uhr die bekannte Sängerin und Tänzerin Fee Vanderbildt auftreten würde.

Am Pokertisch saßen vier Männer. Einer von ihnen warf seine Karten in die Tischmitte, schob sein Geld ein und erhob sich. Seine Miene war düster. Er wandte sich ab und ging zum Tresen. Das Spiel ging weiter.

»Ich wage ein Spielchen«, sagte John Hunter, nachdem der Kellner das Bier gebracht und die Männer einen durstigen Schluck genommen hatten. Hunter stemmte sich am Tisch in die Höhe.

»Ich weiß, dass du an keinem Spieltisch vorbeikommst, John«, murmelte Morgan Hatfield, der Vormann Hunters. »Ich hoffe, dass du weißt, wenn Zeit ist, wieder auszusteigen.«

Ein Schatten lief über Hunters Gesicht. »Hat dich Joanna zu meinem Aufpasser ernannt?«, fragte er grollend und etwas unwirsch.

Hatfield verzog den Mund. »Du selbst weißt am besten, wohin dich deine Spielsucht gebracht hat, John.«

»Überlasse es nur mir selbst, Morgan«, knurrte Hunter. Dann grinste er. »Vielleicht gewinne ich. Das ist ja wohl nicht auszuschließen.«

Hatfield schwieg.

Hunter ging zum Spieltisch.

»Ja«, murmelte Hatfield, »Joanna hat mich gebeten, auf ihn Acht zu geben. Wenn er Karten in den Händen hat, ist er nicht mehr er selbst. Er schiebt es zwar immer auf die Maul- und Klauenseuche, in Wirklichkeit aber hat er mit seiner verdammten Spielleidenschaft die Johnson Creek Ranch in dieses Dilemma gebracht. Aber er ist der Boss. Ich kann es ihm nicht verbieten, sich an den Spieltisch zu setzen. Leider …«

Währenddessen hatte John Hunter den Spieltisch erreicht. »Was dagegen einzuwenden, wenn ich einsteige?«

Die drei Männer sahen ihn an. Ein dunkelhaariger Mann von etwa fünfunddreißig Jahren, der einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd trug, wies auf den freien Stuhl. »Sie sind willkommen, Mister. Setzen Sie sich.«

»Mein Name ist Hunter – John Hunter.« Der Rancher stellte sein Bier auf den Tisch und ließ sich nieder.

»Warlock – James Warlock«, stellte sich der Bursche im dunklen Anzug vor. Er grinste blitzend. »Wir spielen ohne Limit. Bancroft hat schon die Segel gestrichen. Einsatz zehn Dollar. Jede Karte kostet fünf Dollar. Ich hoffe, Sie haben genug Geld.«

»Es wird reichen«, erwiderte John Hunter und legte fünfhundert Dollar auf den Tisch, sein gesamtes Barvermögen. Falls er dieses Geld verlor, würden sie ohne einen Cent in der Tasche die Herde nach Kansas treiben müssen. Am Ende aber sollte Hunter nicht nur die fünfhundert Dollar verloren haben, sondern alles. Das Geld, die Herde – sein Leben. Das Drama nahm seinen Anfang. Der Tod legte gebieterisch seine Hand auf Hunters Schulter …

Warlock mischte die Karten. Dann verteilte er sie. Er arbeitete mit flinken Fingern und Hunter war schnell klar, dass er es mit einem professionellen Spieler zu tun hatte. Aber das schreckte ihn nicht. Sie spielten mit wechselndem Glück. Hunter bestellte sich ein zweites Bier, dann ließ er sich eine Flasche Whisky kommen. Bald war er ziemlich angetrunken. Er hatte etwa hundert Dollar verloren. Doch jetzt bekam er ein Gewinnerblatt. Drei Buben. Er kaufte zwei Karten und bezahlte dafür zehn Dollar. Es waren zwei Achten. Er hatte ein Full House. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. Er schob die fünf Karten zusammen und legte sie mit den Bildern nach unten auf den Tisch. Der Spieler rechts von Hunter setzte zehn Dollar. Hunter erhöhte um zwanzig. Der Spieler zur Linken des Ranchers ging mit und brachte dreißig Dollar, Warlock erhöhte um zwanzig. Der Mann, der rechter Hand des Ranchers saß, stieg aus. Hunter brachte die zwanzig und legte fünfzig drauf. Auch der Spieler an seiner linken Seite stieg aus.

»Ihre fünfzig und hundert«, sagte Warlock und legte das Geld in den Pot.

Geringschätzig zog Hunter die Mundwinkel nach unten. »Hundert drauf«, knurrte er und warf zweihundert Dollar in die Tischmitte.

Sie steigerten, bis Hunters kein Geld mehr hatte. Er begann Rinder zu setzen. Für ein Rind veranschlagten sie zwanzig Dollar. In Dodge zahlte man für ein Rind fünfunddreißig. Aber Hunter war einverstanden. Zuletzt lag ein Schuldschein über hundert Rinder im Pot.

Warlock hatte einen Farbflush.

Hunter zerbiss einen lästerlichen Fluch. »Spielen wir um die hundert Rinder!«, forderte er.

Morgan Hatfield war hinter seinen Boss getreten und sagte: »Du solltest aufhören, John. Schreibe das Geld und die Rinder ab. Es führt zu nichts, wenn du weiterspielst. Du kannst das Glück nicht über das Knie brechen.«

»Lass mich nur machen«, sagte Hunter mit alkoholschwerer Zunge. »Ich weiß genau, was ich tue. Diesen Tisch verlasse ich als Sieger.«

Hatfield presste die Lippen zusammen. Von seinem Gesicht war abzulesen, wie wenig glücklich er über die Entwicklung war. Er spürte das Unheil tief in der Seele.

»Die höhere Karte gewinnt«, stieß Hunter hervor.

»Ich bin dabei«, sagte Warlock und begann, die Karten zu mischen …

 

*

 

Es war Mitternacht vorbei, als Hunter aufstand. Er war ziemlich betrunken – und er war seine Herde los. Nach und nach hatte er am Spieltisch die tausend Rinder verloren. Er torkelte aus dem Saloon. Auf dem Vorbau atmete er tief durch. Nur langsam begriff er, dass er alles verspielt hatte. Das Begreifen legte sich wie mit tonnenschwerer Last auf ihn.

Er verließ den Vorbau, wankte zu einem Tränketrog, kniete sich davor nieder und steckte seinen Kopf in das frische Wasser. Prustend zog er ihn wieder heraus. Nach und nach kam die Ernüchterung.

»Was nun?«

Unbemerkt von John Hunter war sein Vormann hinter ihn getreten.

Hunter zuckte zusammen. Schwerfällig erhob er sich und setzte sich auf den Rand des Tränketroges. »Ich weiß es nicht.«

»Du hast der Johnson Creek Ranch endgültig den Todesstoß versetzt«, presste Hatfield zwischen den Zähnen hervor. »Denk nur nicht, dass ich Mitleid mit dir habe. Leid tut es mir nur um Joanna. Sie steht jetzt vor dem Nichts, und das hat sie nicht verdient.«

»Du bist mit meiner Tochter verlobt, Morgan. Woran war dir eigentlich mehr gelegen? An Joanna oder an der Ranch? Habe ich dir etwa einen Strich durch die Rechnung gemacht?«

Die Zähne des Vormannes knirschten übereinander. »Du bist ein niederträchtiger Hundesohn, John. Und wenn du nicht zwanzig Jahre älter wärst als ich, würde ich dir jetzt eine anständige Tracht Prügel verpassen.«

»Wie redest du denn mit mir?«, erregte sich John Hunter und kam mit einem Ruck hoch. »Na schön, Morgan. Du hast mich als niederträchtigen Hundesohn bezeichnet. Das lasse ich mir von dir nicht gefallen. Sicher, ich bin zwanzig Jahre älter als du. Aber …«

John Hunter brach ab und warf sich auf Morgan Hatfield. Dieser wurde überrascht und fand keine Zeit, den Angriff abzuwehren. Der Rancher war regelrecht explodiert. Jetzt umklammerte er mit beiden Armen seinen Vormann, dieser versuchte, die Umklammerung zu sprengen, die beiden kamen ins Wanken, verloren das Gleichgewicht und stürzten. Sie wälzten sich herum. John Hunter kam auf seinen Vormann zu liegen, richtete den Oberkörper auf und schlug ihm erst die linke, dann die rechte Faust gegen den Kopf. Ein dumpfer Laut entrang sich Morgan Hatfield. Hunter kniete über ihm und zog erneut auf, um ihm die Faust gegen den Kopf zu schmettern.

Hatfield bäumte sich auf. Er schlug Hunter die Faust wie einen Hammer gegen die Brust und wuchtete ihm die Linke auf die kurzen Rippen. Da landete Hunters Faust an seinem Kinn. Sein Hinterkopf knallte auf die Straße. Eine Welle der Benommenheit überschwemmte ihn, für einen Moment sah er nur Feuer. Instinktiv bäumte er sich erneut auf, und jetzt brachte er Hunter aus dem Gleichgewicht. Er rollte sich herum und es gelang ihm, Hunter abzuwerfen. Der Rancher lag auf allen vieren. Hatfield kam hoch. Und als sich Hunter aufrichtete, donnerte er ihm eine Links-/Rechtskombination gegen den Schädel. Es waren harte Schläge, in denen Erbitterung und der Zorn steckten – einfach alle Gefühle, die der Vormann empfand und die ihn aufwühlten.

Ja, er dachte an Joanna. Er liebte sie und sie war bereit, seine Frau zu werden. John Hunter hatte ihnen die Existenzgrundlage genommen. Dieses Wissen schürte den Zorn in Hatfield.

Hunter brach auf das linke Knie nieder. Sein Kopf baumelte vor der Brust. Sein Atem rasselte und seine Brust hob und senkte sich unter den keuchenden Atemzügen. Er war angeschlagen und brauchte Zeit, um seine große Not zu überwinden.

Hatfield trat zurück. »Ich werde zum Johnson Creek reiten, Joanna abholen und mit ihr die Gegend verlassen. Du kannst von mir aus zum Teufel gehen, John. Die Pest an deinen Hals. Deine Verantwortungslosigkeit …«

Hunter warf sich nach vorne und umklammerte Hatfields Beine. Dieser reagierte nicht schnell genug und konnte nicht verhindern, dass er stürzte. Er krachte mit dem Rücken in den Staub und ihm wurde die Luft aus den Lungen gepresst. »Ich werde dich verdammten Erbschleicher in Stücke schlagen!«, knirschte John Hunter und kam hoch, und als sich Hatfield aufrichtete, versetzte er ihm einen brutalen Tritt unter das Kinn, der Hatfield erneut in den Staub warf. Ein verlöschender Ton entrang sich ihm, er wälzte sich herum und kam auf den Bauch zu liegen. Ein zweiter Tritt gegen die Rippen warf ihn herum.

»Wenn ich mit dir fertig bin, können sie das, was ich von dir übrig lassen, zusammenfegen und an die Schweine verfüttern«, grollte John Hunter, dessen Trunkenheit wie fortgeblasen war. Er war zornig – zornig auf sich selbst. Und dieser Zorn, diese nagende Wut, suchte ein Ventil wie der Überdruck in einem Dampfkessel.

Er packte Morgan Hatfield mit beiden Händen an der Hemdbrust und zerrte ihn in die Höhe. Der Hemdenstoff krachte und riss. Ein Faustschlag ließ Hatfields Lippen aufplatzen. Hatfield verspürte Schwindelgefühl. Nebel schienen auf ihn zuzukriechen. Er schmeckte den süßlichen Geschmack seines Blutes. Dem Fegefeuer seiner wirbelnden Gedanken ausgesetzt wurde ihm klar, dass ihn John Hunter tatsächlich halbtot prügeln würde, wenn es ihm nicht gelang, das Ruder herumzureißen. Die Panik ließ die Flamme des Widerstandes in ihm hochlodern. Sein Bein säbelte herum und er schlug Hunters Beine vom Boden weg. Staub wallte unter dem aufprallenden Körper des Ranchers auseinander. Hunter japste nach Luft …

 

*

 

Joe und ich verließen den Cristal Palace. Im vagen Licht sah ich zwei Männer, die aufeinander einprügelten. Ihre Schläge wurden von dumpfen Lauten begleitet, ich hörte Ächzen und Stöhnen und immer wieder ein trockenes Geräusch, wenn eine Faust ihr Ziel fand.

Auch Joe Hawk, mein Freund und Teampartner, sah die beiden. »Dass diese Narren immer wieder versuchen, sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen«, murmelte Joe und seufzte.

»Trennen wir die beiden«, schlug ich vor, in der Meinung zwei Betrunkene vor mir zu haben, die aus irgendeinem Grund aneinandergeraten waren.

Wir beeilten uns. Als wir bei ihnen anlangten, schmetterte der eine dem anderen gerade die Faust in den Leib und der Getroffene krümmte sich nach vorn, genau in einen Schwinger seines Gegners hinein, der ihn wieder aufrichtete und auf die Absätze stellte.

»Schluss jetzt!«, stieß ich mit scharfer Stimme hervor, die keinen Widerspruch duldete.

»Misch dich nicht ein, Mister«, sagte einer der Kerle und trotz der Dunkelheit konnte ich erkennen, dass seine Haare schon grau waren. »Ich habe versprochen, diesen Dummkopf in Stücke zu schlagen und …«

Ich unterbrach ihn. »Ihr beide könntet Vater und Sohn sein. Worum geht es? Gehört ihr zur selben Mannschaft? – He, Sie sind doch der Mann, der vorhin seine Herde verloren hat. Ist das der Grund?«

Der jüngere der beiden Streithähne ging zum Tränketrog und setzte sich auf den Rand. Heftig atmend stieß er hervor: »Sein Name ist John Hunter. Ich bin sein Vormann. Er hat es nicht vertragen, dass ich ihn als niederträchtigen Hundesohn bezeichnete, der seine Tochter zur Bettlerin gemacht hat.«

»Er ist ein verdammter Erbschleicher!«, schnappte John Hunter. »Über meine Tochter wollte er sich die Johnson Creek Ranch unter den Nagel reißen. Aber jetzt …« Der Rancher lachte bitter auf.

»Du redest Unsinn!«, erregte sich der Vormann. »Joanna und ich lieben uns. Die Johnson Creek Ranch spielt dabei nicht die geringste Rolle. Ich werde Joanna von der Ranch holen. Sie wird sicher kein Verständnis dafür aufbringen, dass du alles am Spieltisch verloren hast.«

Der Vormann erhob sich und ging davon.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung, dass wir noch eine Menge Ärger mit diesem Mann bekommen sollten.

»Sind Sie in Ordnung?«, fragte ich Hunter.

»Ja.« Plötzlich brach es aus ihm heraus: »O verdammt! Dieser Mistkerl hat mich betrogen. Ich werde …«

Mit einem Ton, der sich anhörte wie trockenes Schluchzen, brach er ab. Fahrig strich er sich über das Gesicht.

»Nun«, sagte ich, »es ist Ihre Sache. Doch sollten Sie vorsichtig sein, wenn Sie einen Mann des Falschspiels bezichtigen. Wenn Sie keinen Beweis für Ihre Behauptung haben …«

»Ich habe alles verloren«, flüsterte der Mann heiser. »Und es ist nicht mit rechten Dingen zugegangen.«

»Schlafen Sie eine Nacht darüber«, empfahl ich, dann gingen Joe und ich weiter. Bedauern konnte ich den Rancher nicht. Er hatte sich an den Spieltisch gesetzt und um hohe Einsätze gespielt, und er hatte verloren. Er hatte sich sein Unglück selber zuzuschreiben.

 

*

 

James Warlock verließ fast zwei Stunden nach Mitternacht den Saloon. Er rauchte ein Zigarillo. Auf dem Vorbau blieb er stehen, reckte die Schultern, führte den Glimmstängel zum Mund und machte einen Zug. Der Glutpunkt leuchtete auf und warf einen rötlichen Schein in sein Gesicht.

Er war Besitzer einer Herde. Sie würde ihm in Dodge 35.000 Dollar einbringen. Dass sein Gegner am Spieltisch nach diesem Abend ruiniert war, verursachte dem Spieler nicht das geringste Kopfzerbrechen. Jeder ist seines Glückes Schmied

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: (c) by Author + AlfredBekker/CassiopeiaPress
Bildmaterialien: Steve Mayer
Tag der Veröffentlichung: 11.01.2014
ISBN: 978-3-7309-7505-3

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /