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Die Aasgeier von Tulia

U.S. Marshal Bill Logan

Band 98

Die Aasgeier von Tulia

Western von Pete Hackett

 

U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.

 

 

 

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© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Unser Auftrag lautete, eine Kutsche, die 50.000 Dollar für die Bank of Texas von Lubbock nach Amarillo beförderte, zu begleiten.

Um unseren Auftrag zu erfüllen, begaben sich Joe Hawk und ich nach Lubbock. Wir erreichten die Stadt am frühen Nachmittag des dritten Tages nach unserem Aufbruch in Amarillo. Wir ritten zur Bank und saßen davor ab. Nachdem wir die Pferde an den Hitchrack gebunden hatten, gingen wir hinein. In der Bank war es kühl. Hinter dem Schalter saß ein Clerk mit einem grünen Schirm über den Augen. Er bediente einen Kunden. Nachdem sich der Mann verabschiedet hatte, wandte sich der Clerk uns zu.

»Wir möchten Direktor Hanson sprechen«, sagte ich.

Der Mann wies auf eine Tür. »Gehen Sie da hinein.«

Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir noch nicht, dass wir am Anfang eines Höllentrails standen …

Ich klopfte gegen die Tür. »Herein!«, erklang es. Ich öffnete und wir traten ein. Don Hanson saß hinter seinem Schreibtisch. Er war ein schwergewichtiger Mann um die fünfzig mit rotem Gesicht und grauen Haaren, die sich über der Stirn schon stark gelichtet hatten. Er musterte uns. Auf dem Aschenbecher lag eine dicke Zigarre, die qualmte.

In dem Büro war die Luft stickig. Der Zigarrenrauch schlierte um die Lampe, die über dem Schreibtisch von der Decke hing.

»Mein Name ist Bill Logan«, stellte ich mich vor. »Wir kommen vom Distriktgericht in Amarillo. Mein Kollege Joe Hawk. Richter Humphrey hat uns abgeordnet, damit wir den Geldtransport nach Amarillo begleiten.«

Don Hanson nahm die Zigarre, erhob sich und kam um seinen Schreibtisch herum. Er trug einen dunklen Anzug mit Weste. Über seinen Bauch spannte sich eine goldene Uhrkette. Schweiß rann aus seinen Koteletten, die fast bis zum Kinnwinkel reichten. Unter seiner Nase wuchs ein mächtiger Schnurrbart, der den Mund fast verdeckte. Er klemmte sich die Zigarre zwischen die Lippen, paffte einige Züge, dann lächelte er.

»Sehr gut«, sagte er und reichte mir die Hand, dann begrüßte er Joe. »Zwei Marshals vom hiesigen Bezirksgericht werden Sie begleiten. Außerdem wird ein bewaffneter Postkutschenbegleiter mitfahren. Sie werden morgen Früh aufbrechen. Vielleicht setzen Sie sich mit den beiden Marshals, die mit Ihnen reiten werden, in Verbindung.«

»Wie läuft es ab?«, fragte ich.

»Die Kutsche wird vor der Bank halten. Ich bringe das Geld in einer verschlossenen Kassette hinaus. Sie wird im Wagenkasten verstaut. Und dann brechen Sie auf.« Hanson atmete tief durch. »Ab dem Moment, in dem sich das Geld in der Kutsche befindet, fühle ich mich nicht mehr verantwortlich dafür.«

Ich musterte ihn befremdet. »Fürchten Sie, dass der Transport überfallen wird?«

»Man kann nie wissen. Im Land wimmelt es von zwielichtigem Gesindel. 50.000 Dollar sind eine Menge Geld. Der Transport bleibt sicher nicht geheim.«

»Wir sehen uns also morgen Früh«, sagte ich, dann verließen Joe und ich das Büro. Wir banden draußen unsere Pferde los. Die Tiere waren verstaubt und verschwitzt. An ihnen klebte der Staub des Llano Estacado. Mein Gefährte und ich sahen nicht viel besser aus. In unseren Gesichtern hatte sich eine Schicht aus Staub und Schweiß gebildet. Staub scheuerte unter der Kleidung auf unserer Haut, Staub knirschte zwischen unseren Zähnen.

Wir führten die Pferde. Am Tränketrog vor der Schmiede ließen wir die Tiere saufen. Joe und ich wuschen uns die Gesichter. Ich schwenkte meinen Blick die Straße hinauf und hinunter. Lubbock war ungefähr genauso groß wie Amarillo. Die Main Street war breit und staubig. Kinder spielten. Hunde dösten in den Schatten. Nur wenige Passanten waren zu sehen. Es herrschte eine Bruthitze und die meisten Menschen hielten Siesta. Wer nicht ins Freie musste, blieb in der Kühle seiner Behausung.

Vor einem Saloon standen vier Pferde am Holm. Sie ließen die Köpfe hängen und peitschten mit den Schweifen nach den blutsaugenden Bremsen an ihren Seiten. Die armen Kreaturen standen in der prallen Sonne.

Als unsere Pferde ihren Durst gelöscht hatten, gingen wir weiter. Irgendwo bellte ein Hund. Helle Hammerschläge erklangen. Der Schmied der Stadt bearbeitete ein Stück Eisen. Ein Fuhrwerk rollte von Süden die Straße herauf. Die Räder quietschten in den Naben. Der Wagen rumpelte.

Wir erreichten das Bezirksgericht, stellten die Pferde ab und gingen hinein. Joe klopfte an eine Tür und öffnete sie. Ein Mann mit einem Stern saß an einem Schreibtisch und beschrieb ein Blatt Papier. Wir traten ein und grüßten. Joe stellte uns vor, dann sagte er: »Wir sind abkommandiert, um den Geldtransport morgen nach Amarillo zu begleiten. Zwei Kollegen des hiesigen Gerichts sollen mit uns kommen. Wir hätte gerne mit den beiden gesprochen.«

Der Bursche lächelte. »Sie haben Glück. Ich bin einer der beiden. Mein Name ist John Randall.« Er erhob sich. »Kommen Sie, ich bringe Sie zu Amos. Er wird unser vierter Mann sein.«

Der Kollege hieß Amos Baxter. Er war dunkel und hager wie ein Wüstenwolf. Ich fragte mich, ob er indianisches Blut in den Adern hatte.

 

*

 

Wir warteten bei der Bank. Die Kutsche rollte heran. Sie wurde von sechs Pferden gezogen. Auf dem Kutschbock saßen zwei Männer. Der Kutscher war ein bärtiger Bursche, der wie besessen auf einem Priem herumkaute und ununterbrochen auf die Pferde einschimpfte. Der Begleiter war etwa dreißig und sah aus wie ein Mann, der sein Handwerk verstand. Quer über seinen Oberschenkeln lag eine Winchester.

Die Räder mahlten im Sand. Die Hufe pochten. Ketten klirrten. Diese Geräusche verstummten, als die Kutsche hielt. Eines der Pferde scharrte mit dem Huf im Staub. Ein anderes Tier wieherte hell.

Die Tür der Bank wurde geöffnet. Ron Hanson und der Kassierer erschienen. Sie trugen eine kleine, eisenbeschlagene Truhe. Der bärtige Kutscher kletterte vom Bock und öffnete hinten den Wagenkasten. Die Truhe wurde hineingestellt, der Wagenkasten geschlossen.

Wir banden unsere Pferde los und stiegen in die Sättel. In der Kutsche saß ein einziger Passagier. Ein Mann …

»Vorwärts, ihr Böcke!«, schrie der Kutscher, als er wieder auf dem Bock saß. Er ließ die Peitsche knallen. Es hörte sich an wie ein Revolverschuss. Ein Ruck ging durch die Concord. Rumpelnd näherte sie sich dem Stadtende. Wir Marshals folgten ihr. Staub wirbelte zwischen den Pferdehufen.

Wir benutzten den Reit- und Fahrweg, der über Plainview und Tulia nach Amarillo führte. Alle fünfundzwanzig Meilen etwa hatte die Overland Mail Company eine Relaisstation errichtet. Da gab es auch Unterkunftsbaracken, damit Passagiere und Kutschenpersonal übernachten konnten.

Der Weg war von Spurrinnen zerfurcht und von Hufen aufgewühlt. Zwischen den beiden Fahrspuren wuchs Unkraut und Gras. Büsche und Bäume säumten die Straße. Zu beiden Seiten buckelten Hügel und erhoben sich Tafelberge. Wildnis, soweit das Auge reichte. Flächen verdorrten Grases wechselten sich ab mit Inseln von feinem Sand und Geröll. Wir befanden uns mitten in den Staket Plains.

Unaufhaltsam wanderte die Sonne dem Westen entgegen. Die Schatten wurden immer länger. Dann stand sie wie ein riesiger, glühender Ball auf dem buckligen Horizont. Wolkenbänke schoben sich vor den Sonnenuntergang. Rötlicher Schein legte sich auf das Land.

Als die Abenddämmerung kam, erreichten wir die erste Pferdewechselstation. Der Stationshalter kam aus seinem Haus. Es war ein flacher Bau, grob aus Brettern und Balken gefügt, mit einer niedrigen Tür. Die Fenster waren unverglast. Wenn man sie schließen wollte, musste man die Blendläden vorlegen.

Die Kutsche wurde angehalten. Der Reisende stieg aus und ging steifbeinig in die Unterkunftsbaracke. Wir versorgten unsere Pferde. Der Stationer half dem Kutscher, die Pferde auszuspannen und in einen Corral zu treiben.

Nachdem unsere Tiere versorgt waren, luden wir die Geldkiste aus und trugen sie in die Unterkunft. John Randall sagte: »Hoffentlich hat es sich nicht herumgesprochen, dass wir 50.000 Bucks befördern. Das könnte den einen oder anderen Burschen auf krumme Gedanken bringen.«

»Wenn, dann hat es sich gewiss auch herumgesprochen, dass vier Gesetzeshüter und ein Revolvermann den Transport begleiten«, versetzte Amos Baxter, der indianerhafte Marshal. »Das wird potenziellen Postkutschenräubern zu denken geben.«

»Dein Wort in Gottes Ohr«, knurrte John Randall.

»Wir sollten die gebotene Vorsicht dennoch nicht außer Acht lassen«, mahnte ich.

Wir teilten für die Nacht Wachen ein. Jeder von uns sollte jeweils zwei Stunden Wache halten. Um zwei Uhr weckte mich Joe. Ich zog meine Stiefel an, stülpte mir den Hut auf den Kopf und nahm die Winchester. Leise klirrten meine Sporen, als ich nach draußen ging. Das feine Säuseln des Nachtwindes erfüllte die Nacht. Grillen zirpten im braunverbrannten Gras. Der Mond stand als Sichel im Süden. Einige Sterne glitzerten im Himmel, Wolkenschatten zogen über das Land.

Ich setzte mich auf die Bank vor der Unterkunft. Fledermäuse zogen lautlose Bahnen durch die Luft auf der Jagd nach Beute. Glühwürmchen tanzten durch die Dunkelheit. Die Atmosphäre war friedlich.

Ich drehte mir eine Zigarette und rauchte. Tief inhalierte ich den Rauch. Nachdem ich den Stummel ausgetreten hatte, ging ich um die Pferdewechselstation herum. Unter meinen Stiefelsohlen knirschte der feine Sand.

Um vier Uhr weckte ich Amos Baxter. »Keine besonderen Vorkommnisse«, gab ich zu verstehen, dann legte ich mich auf die Bunk und zog die Decke über mich. Ich war wenig später eingeschlafen.

Als die Sonne aufging, brachen wir auf. Der Morgendunst war Vorbote der kommenden Hitze. Die nächste Station war Plainview. Wir mussten durch den Running Water Creek. Die Bewohner der Stadt hatten eine Furt aufgeschüttet, so dass wir trockenen Fußes hindurch kamen. Die Pferde wurden gewechselt, dann ging es weiter. Am Abend wollten wir Tulia erreichen.

Die Hitze setzte Mensch und Tier zu. Die Sonne überschritt ihren höchsten Stand. Die Luft waberte und die Konturen der Hügel verschwammen wie hinter einer Wand aus Wasser. Mücken setzten uns zu. Der Schweiß zog helle Bahnen in die Staubschicht in unseren Gesichtern, brannte in den Augen und entzündete sie. Meine Lippen waren trocken. Ich hakte meine Wasserflasche vom Sattel, schraubte sie auf und setzte sie an den Mund.

In dem Moment peitschte ein Schuss. Eines der Tiere im Gespann brach zusammen. Und in das verhallende Echo hinein krachte es erneut. Der Postkutschenbegleiter stürzte kopfüber vom Bock. Die Kutsche stand. John Randall stieß eine Verwünschung aus. Wir sprangen von den Pferden, unsere Gewehre flirrten aus den Scabbards.

Wieder dröhnte ein Gewehr. Und wieder brach eines der Gespannpferde zusammen. Die anderen Tiere prusteten erregt und traten auf der Stelle. Dann trieben in einer Entfernung von etwa zweihundert Yards zwei Reiter ihre Pferde auf einen Hügel. Sie starrten zu uns her.

»Joe«, grollte ich, »die beiden schnappen wir uns. – Möglich, dass es ihre Absicht ist, uns zu trennen«, so wandte ich mich an John Randall. »Aber dieses Risiko müssen wir eingehen.«

»Wir sind auch keine heurigen Hasen, Logan«, sagte Randall. »Die Hombres sollen nur kommen. Wir werden ihnen schon einheizen.«

Die beiden Reiter auf dem Hügel zogen ihre Pferde herum und trieben sie an. Sie verschwanden aus unserem Blickfeld. Joe und ich saßen auf und setzten unsere Pferde in Bewegung. Gleich darauf liefen die Tiere Galopp. Wir stoben um den Hügel herum, auf dem wir die beiden Reiter gesehen hatten. Die Spur führte nach Westen. Sie war deutlich im dürren Gras auszumachen.

Hinter uns erklang Kampflärm. Wir mussten darauf vertrauen, dass Randall und Baxter die Stellung hielten. Das Grasland endete, der Untergrund wurde steinig. Vor uns erhoben sich Hügel, deren Flanken voller Geröll waren. Wilder Ginster wuchs hier. Hier und dort fristete ein Mesquitestrauch oder ein dorniger Comabusch sein kümmerliches Dasein.

»Wir sollten uns trennen«, schlug Joe vor.

»Ja«, sagte ich. »Während ich weiter der Spur folge, versuchst du die Kerle zu überholen und ihnen den Weg abzuschneiden.«

Joe gab seinem Pferd die Sporen. Schnell entfernte er sich von mir. Er ritt nach Südwesten, würde aber bald wieder die Route nach Westen einschlagen und sich nach einigen Meilen nach Nordwesten wenden, um den beiden Banditen den Weg zu verlegen.

Ich ritt weiter. Auf dem harten Boden konnte ich bald keine Spuren mehr erkennen. Ich ritt auf gut Glück weiter nach Westen. Meine Augen waren unablässig in Bewegung, aber sie nahmen nichts wahr, was auf einen Hinterhalt hingedeutet hätte. Nach einer Stunde kam mir ein Reiter entgegen. Es war Joe. Die beiden Kerle waren uns entkommen. Irgendwo waren sie nach Norden oder Süden abgebogen.

Sie hatten uns an der Nase herumgeführt.

Wir ritten zurück.

Das Bild, das mir von einer Anhöhe aus mit schmerzhafter Schärfe in die Augen sprang, ließ mir das Blut in den Adern gerinnen. Fünf Männer lagen rund um die Kutsche verteilt am Boden. Der Wagenkasten stand offen. Die Pferde unserer Kollegen standen da und witterten in unsere Richtung.

Wir ritten hinunter.

Nur noch John Randall lebte. Ich ging bei ihm auf das linke Knie nieder. Seine Lider flatterten, seine Lippen bewegten sich, formten tonlose Worte. Der Blutfleck auf seiner Hemdbrust vergrößerte sich schnell.

»Es – waren – vier«, flüsterte er plötzlich kaum verständlich. »Maskierte. Sie – sie …«

Joe kam mit seiner Wasserflasche heran und reichte sie mir. Er hatte sie bereits aufgeschraubt. Ich schob meine Linke flach unter Randalls Kopf und hob ihn ein wenig an, dann setzte ich ihm die Wasserflasche an die Lippen. Er trank und schluckte mechanisch. Etwas von dem Wasser rann über sein Kinn.

Ich zog die Hand mit der Flasche zurück und ließ den Kopf vorsichtig auf den Boden zurückgleiten. »Gibt es irgendwelche Hinweise? Was waren es für Pferde, die die Kerle geritten haben?«

Randall wollte etwas sagen, aber es war nur ein unverständliches Krächzen, das über seine Lippen kam. Plötzlich bäumte er sich auf, fiel zurück, sein Kopf rollte zur Seite, seine Augen brachen. Ein letzter, verlöschender Atemzug …

Ich richtete mich auf. Neben der Kutsche lag die Geldkiste am Boden. Der Deckel war aufgeklappt. Ich brauchte nicht hineinzusehen, um zu wissen, dass das Geld fort war.

Ich ging um die Stätte des brutalen Überfalles herum. Einige Pferdespuren führten nach Norden.

Joe trat neben mich. Sein Gesicht war Spiegelbild seiner Empfindungen. In seinen Augen las ich Fassungslosigkeit. »Wir müssen die Toten in die Kutsche laden und nach Plainview bringen«, sagte ich. »Das übernimmst du, Joe. Ich folge der Spur der Bande. Wir treffen uns in Tulia.«

»Keine Alleingänge, Logan-Amigo«, mahnte Joe.

»Nein. Ich warte in Tulia auf dich.«

Wir legten die getöteten Männer in die Kutsche und spannten die beiden toten Pferde aus. Joe schwang sich auf den Kutschbock. Ich folgte der Spur nach Norden.

Schon nach etwa drei Meilen hatten sich die Reiter getrennt. Sie waren nach Westen, Nordwesten, Norden und Nordosten geritten. Ich konnte es deutlich auf dem Grasboden erkennen. Dort, wo die Pferde gegangen waren, hatten sie den Staub von den Gräsern gestreift.

Ich musste mich entschließen. Nach kurzer Überlegung folgte ich der Spur, die nach Nordwesten führte.

 

*

 

Der Bandit wartete in einer Gruppe von Felsen auf einem Hügel. Langsam kam der Verfolger näher. Der Bursche hob das Gewehr an die Schulter. Über Kimme und Korn ruhte sein kaltes Auge auf der Brust des Näherkommenden. An dessen Weste funkelte ein Stern. Jetzt hielt er an. Das Gewehr hielt er in der Hand, er hatte es mit der Kolbenplatte auf seinem Oberschenkel abgestellt.

Der Bandit drückte ab. In dem Moment ritt der Marshal an. Der Bandit fand nicht mehr die Zeit, sich auf das so jäh veränderte Ziel einzustellen. Der Schuss peitschte. Die Detonation wurde über den Marshal hinweggeschleudert. Er gab seinem Pferd die Sporen, riss es herum und jagte nach Osten.

Der Bandit zielte und feuerte. Er schoss vorbei. Eine bittere Verwünschung stieg aus seiner Kehle. Mit geisterhaftem Geflüster verebbten die Echos des Schusses. Der Bursche senkte das Gewehr. Der Marshal verschwand zwischen den Hügeln.

Die Kiefer des Banditen mahlten. Er hatte die Lippen zusammengepresst, dass sie nur noch einen dünnen, blutleeren Strich bildeten. Gedankenversunken starrte er sekundenlang auf die Stelle, an der der Marshal zwischen den Hügeln verschwunden war. Plötzlich schwang er herum und rannte zu seinem Pferd, das er etwas unterhalb des Hügelkammes abgestellt hatte. Mit einem Satz kam er in den Sattel. »Hüh!« Er ruckte im Sattel. Das Tier setzte sich in Bewegung.

 

*

 

Ich sah den Kerl, als er

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Alle Digitalrechte AlfredBekker/CassiopeiaPress
Bildmaterialien: Steve Mayer
Tag der Veröffentlichung: 11.01.2014
ISBN: 978-3-7309-7513-8

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