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Marshal Logan von allen gehetzt

U.S. Marshal Bill Logan

Band 100

Marshal Logan von allen gehetzt

Western von Pete Hackett

 

U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.

 

 

 

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© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Am Himmel im Westen ballten sich schwarze, drohende Wolkenberge. Die Wolken falteten sich zu formlosen, tiefdunklen Gebilden zusammen und wurden von einem ungeheuren Sturm herangetrieben. Blitze zuckten vom Himmel. Fernes Donnergrollen kündete ein schweres Gewitter an.

Die Herde stand in einem Talkessel. Es waren wohl an die tausend Rinder. Muhen, Brüllen und das Blöken von Kälbern erfüllte die Senke. Sie war begrenzt von Hügeln, auf deren Flanken hüfthohe Büsche wuchsen und aus deren Kuppen ruinenartige Felsgebilde ragten.

Der Cowboy Stan Billings ritt rechts um die Herde herum. Es ging auf den Abend zu. Die Sonne war hinter den Wolkenbergen im Westen verschwunden. Düsternis hüllte das Land ein. Ein Reiter kam Stan Billings entgegen. Steigbügel an Steigbügel verhielten die beiden Cowboys. »Der Sturm wird in einer Viertelstunde hier sein«, sagte Stan Billings. »Es wird wahrscheinlich die Hölle. Hoffentlich spielen die gehörnten Teufel nicht verrückt.«

Herb Wilson, der andere Cowboy, rückte sich den Hut etwas aus dem Gesicht. »Wir werden es auf uns zukommen lassen müssen. Lassen wir uns überraschen. Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird.«

»Gemütsmensch«, knurrte Stan Billings.

Sie trieben ihre Pferde wieder an. Schnell trieb der Wind den Sturm näher. Dann fielen die ersten Regentropfen vom Himmel. Wenig später schüttete es wie aus Eimern. Der Himmel schien sämtliche Schleusen geöffnet zu haben. Der Sturm heulte wie ein hungriges Tier. Die Dunkelheit hatte zugenommen. Ein bretterharter Wind trieb peitschende Regenschauer schräg über das Land. Grelle Blitze zerrissen den aufgewühlten Himmel. Das Echo des Donners rollte durch das Tal.

Der scharfe Wind nahm den Cowboys fast den Atem. Es donnerte, als würde die Erde auseinanderplatzen. Irgendwo im Westen zuckte ein Blitz am Horizont entlang. Ein erneuter heftiger Windstoß brachte rollenden Donner. In immer neuen Böen peitschte der Sturm den Regen heran. Obwohl Stan Billings und Herb Wilson imprägnierte Regenumhänge trugen, waren sie bald bis auf die Haut durchnässt. Die Unruhe in der Herde verstärkte sich. Die Tiere waren durch den strömenden Regen nur als dunkle, formlose Kleckse zu erkennen.

Fast eine Stunde tobte das Unwetter. Dann zog es nach Osten weiter. Es regnete noch immer stark, aber der bretterharte Wind hatte nachgelassen. Der Himmel lichtete sich ein wenig, und durch ein Loch in der Wolkendecke war sogar der rote Horizont im Westen wahrzunehmen. Unter den Hufen der Pferde schmatzte der aufgeweichte Boden. Von den Hügeln schossen reißende Rinnsale, die die geröllübersäten Rinnen noch mehr ausschwemmten. Stan Billings wollte schon aufatmen, als er durch das Säuseln des Windes und das Rauschen des Regens dumpfes Grollen vernahm.

Der Cowboy identifizierte das Geräusch als ferne Hufschläge. Der Regen peitschte ihm ins Gesicht. Er fragte sich, wer da kam. Kaum anzunehmen, dass es jemand von der Ranch war. Die Hufschläge näherten sich. Stan Billings ließ sein Pferd schneller gehen. Aus der Düsternis kam ihm Herb Wilson entgegen. Von Wilsons Hutkrempe tropfte das Regenwasser. Er hatte den Regenumhang bis zum Hals geschlossen. Jetzt parierte der Cowboy das Pferd. »Verdammtes Dreckwetter!«, schimpfte er. »Ich kann meine Unterhose auswringen.«

»Es kommt jemand«, erklärte Stan Billings, ohne auf Wilsons Worte einzugehen. Er drehte den Oberkörper ein wenig und richtete das Ohr nach Süden, von wo sich die Hufschläge näherten. Von hier war nichts zu hören. »Komm!«

Billings zerrte sein Pferd um die linke Hand und ritt an. Wilson folgte ihm. Dort, wo Billings die Hufschläge vernommen hatte, hielten die beiden an. Billings lauschte angespannt. Aber da war nur das Säuseln des Windes, das Rauschen des Regens, waren nur die Geräusche, die die Herde verursachte.

»Du hast dich sicher getäuscht«, rief Herb Wilson.

Billings schüttelte den Kopf. »Ich hab’s ganz deutlich gehört. Es waren Hufschläge. Mindestens sechs Pferde. Seit einiger Zeit macht eine Rustlerbande die Weiden der Buffalo Lake unsicher. Ich hoffe nicht, dass das die Viehdiebe waren.«

Sie ritten wieder auseinander. Billings zog die Winchester aus dem Scabbard und riegelte eine Patrone in den Lauf. Sein Pferd prustete und warf den Kopf in den Nacken. »Ruhig, Alter«, knurrte der Cowboy. Es war, als wäre der Funke der Unruhe von dem Reiter auf das Pferd übergesprungen. Der Cowboy tätschelte den Hals des Tieres. »Nur ruhig.« Das Pferd stieß ein helles Wiehern aus.

Billings zog am Rand der Herde dahin. Er hatte das Gewehr quer über den Mähnenkamm des Pferdes gelegt. Seine Rechte umspannte den Kolbenhals. Der Regen behinderte die Sicht des Weidereiters. Er verspürte Anspannung. Er war sich sicher, sich nicht getäuscht zu haben. Jeder seiner Sinne war aktiviert. Unablässig schwenkte er seinen Blick in die Runde.

Und dann sah er das Rudel Reiter. Es bewegte sich in einem dichten Pulk. Billings zerrte an den Zügeln. Sein Pferd kam zum Stehen. Die Reiter ritten auseinander. Billings trieb sein Pferd an. Ein Schuss dröhnte. Die Kugel verfehlte den Cowboy. Er riss sein Pferd in den Stand, das Gewehr flog an seine Schulter. Doch ehe er zum Schuss kam, traf es ihn. Er stürzte rücklings vom Pferd, lag im Gras, spürte den ziehenden Schmerz in der Brust, und dann wurde es ihm schwarz vor Augen. Der Tod griff mit gebieterischer Hand nach ihm …

Herb Wilson hatte die beiden Schüsse gehört. Automatisch griff er nach dem Gewehr, zog es aus dem Sattelschuh, repetierte und folgte dem Klang der Schüsse. Das Herz schlug ihm hinauf bis zum Hals. Ihm war bewusst geworden, dass sich Billings nicht getäuscht und tatsächlich Hufschläge vernommen hatte. Der Weidereiter verspürte ein seltsames Kribbeln zwischen den Schulterblättern. Seine Gefühle waren gemischt.

Die Herde setzte sich in Bewegung. Einer der Rustler hatte einem Leitstier ein Lasso um den Hals gelegt und zerrte das Tier mit sich. Die anderen Viehdiebe trieben an den Flanken und am Ende der Herde die ruhenden Longhorns an.

Wilson sah einen Reiter durch die graue Regenwand, konnte aber nicht erkennen, ob es sich um Stan Billings handelte. Er ließ sein Pferd laufen. Der Mann drosch mit einer Bullpeitsche in die Luft und ließ sie knallen. Horn klapperte, das Muhen und Brüllen der Rinder hatte sich verstärkt. Dumpfes Rumoren erhob sich. Einige tausend Hufe wühlten den Boden auf. Buschige Schwanzenden peitschten über knochige Rücken. Die Viehdiebe verstärkten die Unruhe in der Herde, die das Gewitter ausgelöst hatte.

Wilson feuerte aus der Hüfte. Der Reiter sank auf den Hals seines Pferdes, hielt sich aber im Sattel. Der Cowboy gab seinem Pferd die Sporen. Er näherte sich dem Rustler bis auf drei Pferdelängen, als es ihm von diesem entgegenblitzte. Dumpf brüllte der Revolver auf. Wilson spürte den Einschlag in die Schulter. Im nächsten Moment kam der Schmerz. Es war, als hätte man ihm eine glühende Klinge in die Schulter gerammt. Er zerrte sein Pferd herum und ritt davon. Ihm war klar, dass er nichts tun konnte. Sorge um Stan Billings erfüllte ihn.

Die Viehdiebe trieben die Herde davon. Schrilles Geschrei vermischte sich mit dem Muhen der Kühe und dem Brüllen der Stiere, Bullpeitschen knallten, viertausend Hufe ließen die Erde regelrecht erbeben.

Schmerz und Benommenheit brandete gegen das Bewusstsein des Cowboys an. Herb Wilson versuchte, den Schmerz zu ignorieren und die Benommenheit zu überwinden. Die Geräusche der ziehenden Herde verklangen zwischen den Hügeln. Bald waren nur noch das Winseln des Windes und das Rauschen des Regens zu vernehmen.

Herb Wilson ritt zur Weidehütte, saß davor ab, band das Pferd an eine der Corralstangen und ging hinein. Seine Beine wollten ihn kaum tragen. Der Schmerz, der in Wellen durch seinen Körper zog, ließ seine Mundwinkel zucken. Seine Gedanken wirbelten.

Da es im Innern der Hütte finster war, zündete er die Laterne an, die auf dem Tisch stand. Lichtschein kroch auseinander. Der Schatten des Cowboys wurde groß und verzerrt an die Wand geworfen. Er zog sich den Regenumhang aus, ebenso Jacke, Weste und Hemd, und dann machte er sich daran, seine Wunde notdürftig zu versorgen. Verbandszeug befand sich in dem Schrank, der hier neben zwei grob aus dünnen Fichtenstämmen zusammengezimmerten Betten, einem Tisch und zwei Hockern das einzige Mobiliar bildete.

Dann ging Wilson wieder nach draußen, band sein Pferd los, zog sich ächzend in den Sattel und ritt an …

 

*

 

Bill Harper und sein Bruder Matt ritten in den Hof der Wagenrad Ranch. Seit drei Tagen hatte es nicht mehr geregnet und die Sonne hatte das Land wieder getrocknet. Die Hufe der Pferde rissen kleine Staubwolken in die klare Abendluft. Der Widerschein der untergegangenen Sonne färbte den Himmel im Westen purpurn, rötlicher Schein lag auf dem Land. Die Schatten waren lang. Das Windrad beim Brunnen drehte sich langsam. In einem Corral standen an die zwanzig Pferde. Die Ranch vermittelte Ruhe und Frieden.

Es gab ein flaches Haupthaus, einen Küchenanbau, ein kleines Bunkhouse, eine Remise sowie Schuppen, Scheunen und einen großen Stall. Bill Harper bewohnte mit seiner Frau Carolin ein kleines Haus am Tule Creek.

Die beiden Brüder waren Cowboys auf der Ranch. Besitzer war Mort Baldwin. Es gab noch drei weitere Cowboys, aber die befanden sich auf der Weide. Bill nahm so etwas wie die Stellung eines Vormanns auf der Wagenrad Ranch ein.

Linus, der Schäferhund, kam aus seiner Hütte und fiepte leise. Die Kette, die ihn hielt, rasselte.

Die beiden Brüder ritten zum Brunnen, hielten an und saßen ab. Die Winde quietschte und knarrte, als Matt einen Eimer voll Wasser in die Höhe hievte. Die beiden wuschen sich Staub und Schweiß aus den Gesichtern. Dann tränkten sie die Pferde.

Mort Baldwin verließ das Ranchhaus, ging bis zum Verandageländer und legte die Hände darauf. Mortimer war fünfzig Jahre alt und grauhaarig. Seine Frau war bei der Geburt seiner Tochter Sarah gestorben. Das war vor zweiundzwanzig Jahren. Er hatte nie wieder geheiratet. Sein Gesicht war sonnengebräunt und verwittert. Baldwin war mittelgroß und untersetzt. Er packte noch selbst mit an auf der Ranch.

»Was gibt es Neues?«, rief Baldwin.

Bill Harper wandte sich seinem Boss zu. »Vor vier Tagen haben Rustler tausend Rinder der Buffalo Lake Ranch abgetrieben. Ein Cowboy wurde getötet, ein anderer verletzt. Simon hat eine Mannschaft auf die Fährte der Bande gehetzt, aber sie ritt in einen Hinterhalt und drei der Männer wurden verwundet. Die Herde ist in der Felswildnis verschwunden. Steve Simon hat das Bezirksgericht eingeschaltet.«

»Die Rustler werden immer dreister«, brummte Mort Baldwin. »Bin gespannt, wenn sie auf unsere Weiden kommen. Diese dreckigen Bastarde. Sie schrecken nicht mal davor zurück, Cowboys abzuknallen. Hoffen wir, dass ihnen die Marshals von Richter Humphrey das blutige Handwerk legen.«

Neben den Rancher trat Sarah, seine Tochter. Sarah war eine hübsche, junge Frau mit langen, blonden Haaren. Sie trug eine schwarze Hose und eine hellgrüne Bluse, eine Kleidung, die ihre weiblichen Proportionen gut zur Geltung brachte. Sarah lachte. Die weißen Zähne bildeten einen scharfen Kontrast zur Sonnenbräune ihrer Haut.

»Hallo, Matt, hi, Bill!«

Matts Augen glitzerten. »Hi, Sarah. Du bist mir doch treu gewesen in den drei Tagen, in denen ich auf der Weide war.«

Sie sprang in den Hof, kam zu Matt, der nahm sie in die Arme und die beiden begrüßten sich mit einem Kuss.

Mort Baldwin und Bill Harper grinsten verständnisvoll. Baldwin hatte nichts gegen die Liebe seiner Tochter zu dem Cowboy. Auch er hatte mal ganz klein angefangen, und er hatte Respekt vor jedem, der sich mit seiner Hände Arbeit sein Brot verdiente.

»Nein«, erwiderte Sarah lachend, nachdem sie sich mit sanfter Gewalt von Matt freigemacht hatte, »ich habe ein Verhältnis mit der Buffalo Lake-Mannschaft angefangen. Jeden Tag kommt ein anderer der wilden Burschen vorbei.«

»Kümmere dich um die Pferde, Matt«, trug Bill Harper seinem jüngeren Bruder auf. »Ich begrüße Carolin, und dann –« seine Stimme hob sich, »– komme ich zu dir, Mort, um dir Näheres zu erzählen. Es war jetzt der dritte Überfall der Rustler. Steve Simon hat geschworen, die Schufte aufzuhängen, wenn sie ihm in die Hände fallen.«

Bill Harper stakste davon. Vor das kleine Haus am Creek war Carolin getreten. Sie war achtundzwanzig Jahre alt und dunkelhaarig. Eine schöne Frau. Vor drei Jahren hatten sie und Bill geheiratet. Kinder waren ihnen bisher versagt geblieben. Mort Baldwin hatte nichts dagegen einzuwenden gehabt, dass sein Vormann seine Frau auf die Ranch holte und am Fluss das kleine Haus baute. Carolin arbeitete als Köchin auf der Ranch und erledigte auch andere Arbeiten wie Kühe melken und Hühner füttern.

Bill Harper begrüßte seine Frau mit einem schnellen Kuss. Dann sagte er: »Ich muss mit Mort sprechen. Dann komme ich. Es dauert nicht lange. Ich habe in den drei Tagen deine Küche vermisst, Darling. Und nun hoffe ich, dass du mir ein anständiges Essen auf den Tisch bringst.«

Sie lachte. »Ich freue mich, dass du wieder zurück bist.«

»Ich muss mit dem Boss sprechen. In spätestens einer halben Stunde komme ich.«

Bill küsste seine Frau noch einmal, dann wandte er sich ab …

 

*

 

Es war finster. Carolin lag in Bills Armen. Er war drei Tage fort gewesen und sie hatte sich nach ihm gesehnt. Sie küssten sich. Leidenschaftlich und innig. Ihr graziler Körper schmiegte sich an ihn. Er merkte ihre Wärme.

Plötzlich schlug draußen der Hund an. Er gebärdete sich wie verrückt. Sein Kläffen sprengte die Stille wie eine höllische Symphonie.

Bill erhob sich. Im Finstern angelte er sich das Gewehr, lud es durch und ging zur Tür. Leise knarrend schwang sie auf. »Was ist denn, Linus?«

Der Hund zerrte an seiner Kette. Sie klirrte. Linus war nicht zu beruhigen.

Bill bohrte seinen Blick in die Finsternis hinein. Der Himmel war bewölkt, nur manchmal drang durch ein Loch in der Wolkendecke Mond- und Sternenlicht. Wolkenschatten zogen lautlos über das Land.

»Still, Linus!«

Die scharfe Stimme kam vom Haupthaus her. Bill Harper schaute hinüber. Er nahm eine flüchtige Bewegung im pechigen Schatten unter dem Vorbaudach wahr.

Jetzt verstummte der Hund. Nun war auch das Zirpen der Grillen zu hören. Die Dunkelheit schien Unheil zu verkünden. Bill Harper spürte es tief in der Seele. »Was mag den Hund so außer Rand und Band versetzt haben?«, fragte er halblaut.

»Keine Ahnung«, antwortete Mort Baldwin. »Vielleicht ist ein Puma um die Ranch gestrichen. Legen wir uns wieder schlafen.«

Drüben klappte die Tür.

Bill Harper wollte sich auch umwenden, um in sein Haus zurückzukehren. Da peitschte ein Schuss. Bill Harper brach zusammen. Und jetzt stampften Hufe. Ein Pferd wieherte. Dann waren nur noch trappelnde Hufschläge zu hören. Ein Pulk Reiter galoppierte aus dem Ufergebüsch. Das Hufgetrappel stieß zwischen die Gebäude der Ranch wie ein Vorbote von Untergang und Tod. Aus den Mündungen der Gewehre und Revolver der Angreifer stießen glühende Feuerlohen. Der Krachen der Schüsse vermischte sich mit den Hufschlägen.

Im Haupthaus der Ranch wurde ein Blendladen aufgestoßen. Mort Baldwin feuerte auf die Reiterschemen. Staub wallte dicht. Aus dem Häuschen, das Bill und Carolin Harper bewohnten, trat die junge Frau. Sie sah ihren Mann am Boden liegen, das Entsetzen überschwappte ihr Bewusstsein, sie ging auf das linke Knie nieder.

Aus dem Bunkhouse feuerte Matt Harper.

Die Reiter stoben um die Ranch herum und feuerten die Rohre heiß. Carolin Harper riss das Gewehr vom Boden hoch und begann zu schießen. Sie wurde von zwei Kugeln getroffen und fiel über ihren Mann. Die Nacht war voll vom Trappeln der Hufe und vom Krachen der Schüsse. Eines der Pferde brach zusammen und warf seinen Reiter ab. Aber das Tier kam wieder hoch, der Bandit schwang sich behände in den Sattel. Der Pulk jagte in die Nacht hinein. Der einzelne Reiter folgte. Die Finsternis verschluckte sie, das Hämmern der Hufe entfernte sich schnell.

Dann senkte sich eine bleischwere Stille – eine Stille, die anmutete wie ein Leichentuch – über die Ranch. Der aufgewirbelte Staub senkte sich. Der Hund begann kläglich zu winseln.

»Bill!«

Matt Harper erhielt keine Antwort. Einige Sekunden verstrichen. Dann erklang es vom Haupthaus her: »Bist du in Ordnung, Matt?«

»Ja. Was aber ist mit Bill? – Carolin!«

»Licht«, rief der Rancher. »Sarah, zünde die Laterne an und komm heraus.«

Wenig später flutete Licht über die Veranda. Scharf umriss es die Gestalten von Mort Baldwin und seiner Tochter. In den Augen der beiden wob das Entsetzen. Der Rancher nahm die Laterne und kam damit in den Hof. Sie schaukelte quietschend am Drahtbügel. Licht- und Schattenreflexe huschten über den Boden.

Matt

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Alle Digitalrechte AlfredBekker/CassiopeiaPress
Bildmaterialien: Steve Mayer
Tag der Veröffentlichung: 11.01.2014
ISBN: 978-3-7309-7517-6

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