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Entführt und verschleppt


in eine andere Welt




Der Dreitageritt




„Wo geht es nun hin?“, fragte ich den Krieger hinter mir ungeduldig und saß nervös im Sattel, sodass er mich jedes Mal wieder richtig rücken musste, damit ich nicht hinunter fiel. „Und wie lange brauchen wir eigentlich dahin?“
„Kannst du nicht für einen Moment ruhig im Sattel sitzen bleiben Weib?“, stellte er mir eine Gegenfrage, jedoch ohne die Absicht meine Fragen zu beantworten.
„Nein kann ich nicht!“, sagte ich trotzig wie ein kleines Kind und verschränkte die Arme vor meiner Brust.
„Und warum nicht? Du wolltest dich doch benehmen Kleines!“, säuselte er an meinem Ohr.
„Du sollst mir meine Fragen beantworten!“, entgegnete ich stattdessen stur. „Ich habe außerdem nie gesagt dass ich mich benehmen werde. Du bist nur davon ausgegangen Krieger!“
„Fang nicht schon wieder damit an Kleines! Kannst du es nicht einmal sein lassen? Wir wollen doch nicht, dass dir noch etwas passiert oder?“
„Es ist immer noch besser, als deine Gegenwart zu ertragen!“, antwortete ich darauf und verspürte bei diesen Worten zu gleich ein seltsames Gefühl, was mir Übelkeit verursachte.
Ein Knurren erklang hinter mir, was mehr verletzt, als bedrohlich klang, doch gleichzeitig wusste ich auch, dass ich mir dies nur eingebildet haben musste.
Dieser Krieger konnte keine Gefühle empfinden.
Schließlich war jeder Krieger, der Gefühle zeigte, schwach!
„Wir wissen doch beide, dass es nicht so ist. Du genießt es in meiner Nähe zu sein!“
„Glaub doch, was du willst“, erwiderte ich ohne jedoch abzustreiten, dass es nicht so war.
Ich spürte einen starken Arm, der meine Taille umschlang und mich dann mit einem Ruck an eine harte Brust presste.
„He was soll denn das?“, protestierte ich und versuchte von ihm abzurücken.
„Halt still!“, befahl er mir barsch und seine Stimme duldete keinen Widerspruch.
Erschrocken drehte ich mich zu ihm um.
Sein Gesicht war angespannt, seine Augen so schwarz wie die Nacht und sein Blick war starr in die Ferne gerichtet.
„Was ist los?“, fragte ich leise, da meine Stimme leicht zitterte.
Er machte mir in diesem Moment Angst.
Plötzlich erklang nicht weit von uns ein leises Knacken, das ein durchgebrochener Ast sein konnte.
Und da wusste ich sofort, wir waren lange nicht mehr allein.
Doch wie konnte es sein, dass ich diesen Ast hab knacken hören?
Das war so gut wie unmöglich.
Mein Gehör war eigentlich nicht so gut und doch konnte ich alles hören, was in der Ferne geschah.
Selbst weit entfernt hörte ich noch einen Bach plätschern.
Und da spürte ich plötzlich und ohne jede Vorwarnung eine dunkle Präsenz, die jedoch nicht von Kilian oder den anderen Kriegern ausging, sondern tief aus dem Wald kam, der uns langsam aber sicher umschloss, je weiter wir voran schritten.
Die Awox schienen unruhig zu wirren und sich wachsam umzusehen.
Doch in ihren Augen lag keine Angst, sondern einfach nur die Lust kämpfen zu können.
Irgendetwas war da draußen und es hieß nichts Gutes.
Wir waren schon so weit von der Kaserne entfernt, dass es ja so kommen musste.
Nun verstand ich auch, warum Kilian mir befahl ruhig sitzen zu bleiben und auch, warum er mich so eng an sich drückte.
Er wollte nicht, dass mir etwas passierte.
Die anderen Krieger mussten wohl auch schon gemerkt haben, dass wir nicht mehr alleine waren. - Das da draußen etwas lauerte und nur darauf wartete jeden Moment anzugreifen, denn sie kamen zu uns zurück und umschlossen uns in einem Kreis.
Es schien, als wollten sie mich alle beschützen.
Und zwar jeder Einzelne von ihnen.
Doch ich verstand nicht, warum sie das taten.
Was konnte es geben, dass mich für sie so wichtig machte?
Es musste mit ihrem Anführer zusammen hängen.
Schließlich hatte er mich trotz allem mitgenommen und ich bin so zu sagen seine ganz persönliche Geisel.
„Was ist da draußen?“, fragte ich ganz leise. „Welche Kreatur lauert dort auf uns?“
Angst kroch in meinen Gliedern hoch und ich begann unkontrolliert zu zittern.
„Sie sind nicht stark, aber es sind viele und sie sind nur noch wenige Meter von uns entfernt. Ich kann sie riechen!“, flüsterte ich leise und konnte selbst nicht glauben, was ich da eigentlich sagte.
Und doch wusste ich, dass es der Wahrheit entsprach.
Ihr Geruch wehte zu mir rüber und ich konnte ihre Herzen schlagen hören.
Es lag Wald, Erde und noch etwas Bitteres in der Luft, sodass ich angewidert die Nase rümpfte um den ekligen Gestand irgendwie wieder los zu werden.
„Was sagst du da Kleines?“, fragte der Krieger hinter mir überrascht und düster zu gleich.
„Ich kann sie spüren. Wir sollten schnell handeln!“, sagte ich ausdruckslos.
Ich war verwirrt und der Schock saß tief.
‚Wie konnte das sein? Wie war das nur möglich, dass ich als einfacher Mensch wusste, was viele Meter von mir entfernt geschah, ohne es jedoch sehen zu können, da meine Augen schwächer waren, als die der Krieger?’
„Wie viele sind es Weib?“, knurrte ein Krieger neben mir.
Meine Augen weiteten sich und ich starrte ihn nur an, ehe ich mich dann wieder besann und meine Arme vor der Brust verschränkte.
„Find es selber heraus Krieger!“, fauchte ich ihn an.
„Wie bitte!“, erklang Brix Stimme düster.
„Du hast schon richtig gehört! Ich bin es Leid von euch bescheuerten Kriegern so behandelt zu werden. Wenn ihr etwas von mir wollt, dann seit doch einmal in eurem Leben freundlich, wenn ihr überhaupt wisst wie das geht!“
Stur drehte ich mich von ihm weg und starrte einfach gerade aus.
Meine Augen so wie meine Miene waren ausdruckslos und kalt.
Sie würden schon sehen, was sie davon hatten.
Mag sein, dass sie mich entführt haben, in ihre Welt verschleppt haben und mich herumschuppsen wie es ihnen gerade passte, aber da mache ich nicht mit.
Ich bin doch kein Spielzeug, das man mal eben so weiter reichen konnte!
Oder mit dem man machen konnte was man wollte.
‚Oh nein. Nicht mit mir!’, dachte ich sauer.
„Kleines, sag uns was du weißt“, erklang eine sanfte Stimme direkt an meinem Ohr und warme Lippen berührten meine Ohrmuschel.
Ein warmer Schauer lief mir über den Rücken und verursachte mir am ganzen Körper Gänsehaut.
Ich schüttelte nur den Kopf, da ich wusste, dass mir meine Stimme versagen würde.
So einfach würde ich es ihnen nicht machen.
Nicht einmal wenn der dunkle Krieger mir so nahe war und wieder diese seltsame Anziehungskraft auf mich verübte.
Denn ich wusste mich dagegen zu wehren, auch wenn es mir in diesem Moment sichtlich schwer fiel.
„Wenn du uns jetzt nicht sagst, was in diesem Wald vor sich geht, dann kann ich dich nicht mehr beschützen. Du könntest sterben, genau so wie wir anderen Krieger auch!“
„Das ist mir egal!“, flüsterte ich mit erstickter Stimme. „Mein Leben hat für mich nur noch wenig Sinn. Ich lebe seit kurzem in einer anderen Welt, dazu wurde mir mein altes Leben geraubt und über das Neue, das ich zurzeit führe, wird bestimmt. Da ziehe ich doch wirklich lieber den Tod vor. Und ihr Krieger seid mir dabei egal. Wegen euch habe ich schließlich nur Ärger am Hals!“
„Wir wissen beide, dass du an deinem Leben hängst. Und wir wissen auch, dass dir das Leben anderer nicht egal ist. Auch wenn du uns hasst, vor allem mich, würdest du es nicht zu lassen, dass wir sterben!“
Ich überlegte kurz und musste zu meinem Entsetzen feststellen, das Kilian leider recht hatte.
‚Ja, ich konnte sie nicht einfach so sterben lassen. Und ich hatte auch nicht vor mein Leben einfach enden zu lassen. Schließlich wollte ich wieder zurück in meine eigene Welt.’
Ich seufzte ergeben und blickte dann zu Boden.
‚Warum wusste der Krieger nur so gut über mich bescheid? Es verwirrte mich, denn schließlich kannten wir uns erst ein paar Tage!’
„Du hast gewonnen Krieger. Ich verrate euch, was ihr wissen wollt.“
„Nun, ich hab es dir doch gesagt“, lächelt er siegessicher.
‚Das Lächeln wird dir noch vergehen!’, dachte ich grimmig und mein Blich verfinsterte sich schlagartig.
„Es sind um die 30 Krieger, die sich uns mit jeder Minute nähern. Wenn wir nicht schnell handeln, dann werden sie leichtes Spiel mit uns haben. Wir können jetzt nicht gegen sie gewinnen, da sie klar im Vorteil sind!“
„Was schlägst du also vor?“, fragte Brix noch immer zornig neben mir.
„Es wird dir nicht gefallen was ich sage, aber wir müssen schnell von hier verschwinden, ehe sie…“, wollte ich gerade noch den Satz beenden, als lautes Kampfgeschrei erklang und ihre Schritte sich enorm beschleunigten.
„Weg hier…“, brachte ich noch keuchend hervor, ehe ich plötzlich in mich zusammen sank, da es einfach alles zu viel für mich wurde.
Schwärze legte sich vor meine Augen und ich spürte nur noch wie das Awox sich mit einem schnellen Tempo bewegte und durch den Wald preschte, ehe ich mein Bewusstsein ganz verlor.


Ich spürte, wie die Kleine plötzlich ihr Bewusstsein verlor und drohte nach vorne zu kippen, doch ich schlang meinen Arm noch etwas fester um sie und somit zu verhindern, dass sie doch noch von Wildfire fallen konnte.
Es war unglaublich, was sie vollbracht hatte.
Sie hat uns vor dem sicheren Tod gerettet, auch wenn ich nicht weiß, wie sie das angestellt hat, denn sie war nur ein Mensch.
Und doch hatte sie etwas in sich, dass sie zum Teil eine von uns machte.
‚Aber wie war das nur möglich, wie konnte sie das nur vollbringen?’
Es ist mir unerklärlich wie sie es als einzige geschafft hat zu wissen was auf uns zukam. – Was für eine Gefahr eigentlich im Wald auf uns lauerte.
Sie hatte ungeahnte Kräfte in sich, die langsam aber sicher an die Oberfläche drangen und auch gefährlich für sie werden konnten.
Schließlich war sie noch ein Mensch. – Zerbrechlich und sterblich, solange sie nicht mein Blut in ihrem Körper trug.
Und doch konnte ich nicht verhindern, dass diese fremde Macht in ihr sie vielleicht sogar irgendwann in naher Zukunft töten würde.
Ich sah es an ihrem Körper, der nun schlaff an meiner Brust lehnte.
Sie sah so friedlich und ruhig aus, was mich zum lächeln brachte.
Mein kleines Wildkätzchen hatte sich wohl etwas überschätzt, was nun ihre gesamte Kraft geraubt hat, sodass sie nun in meinen Armen schlief und nichts von alldem mitbekam, was sich nun abspielte.
Wildfire nahm immer mehr an Tempo zu und ich ließ sie frei laufen, während hinter uns dreißig Lennoxkrieger die Verfolgung aufnahmen.
‚Aber warum griffen sie uns an? Da konnte doch etwas nicht stimmen? Schließlich wussten sie, dass die Todesstrafe darauf geschrieben stand, wenn man einen Prinzen angriff und dann dazu auch noch den zukünftigen König, sowie deren Gefährtin!’
Doch es wäre dumm von mir, wenn ich jetzt stehen blieb und ihnen unsere Gesetze erklärte, da ihre Absicht ganz klar war.
Sie wollten uns alle töten!
Meine Krieger liefen in einem Kreis um uns herum und versuchten vor allem das Mädchen zu schützen, was auch ihre Aufgabe war, denn sie konnte sich schließlich nicht verteidigen so wie wir Katarwox.
„Herr was machen wir nun?“, fragte Pál an meiner rechten Seite und sah dann besorgt zu dem Mädchen das ruhig in meinen Armen lag.
„Versucht die Lennox abzuschütteln, legt noch einen zahn zu!“, befahl ich und strich meiner Kleinen führsorglich übers Haar.
Sie regte sich leicht und kuschelte sich überraschender Weise an mich.
Etwas verwirrt darüber zog ich die Augenbraue zusammen, ehe ich dann zu lächeln begann.
Auch wenn sie mir noch so sehr zeigt, wie sehr sie mich hasst, ist es dann doch nicht ganz so.
Mein Wildkätzchen ist kein Mensch, der jemanden abgrundtief hassen könnte.
Ihre liebliche und zerbrechliche Art sagte mir das.
Es war nur eine Reaktion und ihr Verhalten mir zu zeigen, dass sie sich gar nichts gefallen lies, dass sie stark war und vor mir nicht den geringsten Respekt hat und vor allem auch keine Angst.
Und doch gab es Momente, in denen ich genau sehen konnte, wie die Angst in ihr hoch stieg, sowie auch gerade in diesem Moment, ehe sie ihr Bewusstsein verlor.
Wir liefen nun schneller durch den Wald und Wildfire versuchte auch in die Luft zu steigen und zu fliegen, doch sie kam nicht höher als ein paar Zentimeter, ehe sie wieder auf dem Boden aufkam und weiter galoppierte.
Und da wusste ich auch schon, dass wir zu schwer für sie waren, als das sie uns hätte beide zusammen in die Luft bringen können.
Sie war einfach noch zu jung und zu schwach um diese Leistung zu vollbringen.
Ich hätte wissen müssen, dass ich ein Jungtier für derartige Aufgaben einfach nicht hätte nehmen dürfen und doch war sie einer der besten Awox in unserem Stall, sowie es einst ihre Eltern gewesen sind, die beide in einer Schlacht gefallen sind.
Nur noch ihre Schwester Windschwinge sind übrig geblieben.
Aber ich sollte jetzt nicht länger darüber nachdenken, sondern handeln ehe ich noch alle meine Krieger in den sicheren Tod schickte.
Ich sah hinter mich und konnte sehen, dass die Krieger immer noch hinter uns waren, da einige von ihnen auf schnellen Reittieren unterwegs waren, wenn auch nicht so schnell wie unsere.
Es würde schwer werden sie abzuschütteln.
Eigentlich war unsere einzige Chance die Luft, da ihre Chantals nicht fliegen konnten.
„Begebt euch in die Luft Krieger!“, befahl ich in einem Befehlston und wusste, dass ich keine sehr große Chance hatte mit dem Mädchen gemeinsam in die Luft zu steigen, doch ich wollte sie gleichzeitig auch in ihrem jetzigen Zustand keinem der Krieger anvertrauen.
Es ging auch nicht, da wir nirgendwo rasten konnten.
Irgendetwas war an der ganzen Sache faul, nur wusste ich noch nicht genau was.
„Aber Herr, was wird mit euch sein?“, fragte Pál neben mir. „Ihr könnt mit eurem Awox nicht mit der Last des Mädchens fliegen! Und wir können euch auch nicht einfach hier zurück lassen!“
„Doch ihr könnt! Und ihr werdet es auch tun! Das war ein Befehl! Ich werde es schaffen die Lennoxkrieger abzuschütteln, da sie nicht mehr all zu viele sind. Mehr als die Hälfte von ihnen ist zurück gefallen. Aber nun fliegt endlich los und schlagt irgendwo in der Ferne ein Lager auf, wenn ihr ganz sicher seit, dass dort alles ruhig ist und sich nichts tut!“
Sie schlugen sich gehorsam mit der rechten Hand gegen die Brust und stiegen dann langsam mit ihrem Awox in die Luft, ehe sie dann irgendwann hinter den Bäumen verschwanden und ich alleine weiter galoppierte.
Ich hörte hinter mir, wie sie langsam wieder aufholten und gab Wildfire noch einmal zu verstehen, dass sie ihr Tempo steigern musste.
Doch egal wie sehr ich auch versuchte sie abzuschütteln, sie waren mir noch immer dicht auf den Fersen.
Deshalb entschied ich mich im Wald Zuflucht zu finden, ehe ich mich dann irgendwann geschlagen gab, Wildfire abrupt zum stehen brachte und zusammen mit dem Mädchen im Arm von ihr runter sprang, ehe ich sie dann an die Awoxstute lehnte, die sie aufmerksam betrachtete.
„Pass auf sie auf mein Mädchen!“, sagte ich sanft, tätschelte ihren Hals, ehe ich dann wieder ernst wurde und gerade aus starrte.
Geduldig wartete ich bis die Lennoxkrieger vor mir auftauchten.
Langsam zog ich mein Schwert aus der Scheide, die quer über meinen Rücken festgeschnallt war und hörte das Schaben, was jedes Mal erklang, wenn ich das Schwert heraus zog.
Ich durchschnitt damit einmal die Luft, um wieder ein Gefühl dafür zu bekommen, da ich mein Keshtai schon lange nicht mehr gebraucht hatte.
Es fing an zu singen und ging dann in Flammen auf, die das Schwert als auch mich umschlangen und immer wieder empor stiegen.
Der Wald um mich herum verstummte. – Nicht der kleinste Laut drang an mein Ohr.
Sie mussten schon nahe sein, denn ich hörte die Hufe der Chantals.
Wie ein Wirbelsturm kamen sie aus dem Dunklen heraus, direkt auf mich zu.
Ihre Augen leuchteten dunkelgrün auf, als sie langsam ihre Schwerter zogen, die jedoch nie mit meinem Keshtai mithalten konnten.
„Krieger wo habt Ihr denn eure Krieger gelassen?“, fragte ein dunkelhaariger Lennox mich verächtlich.
Seine Haare waren lang, gestuft und hingen ihm über die Schultern.
Er war nicht besonders groß und ein schlaksiger, kaum muskulöser Mann.
Ich erkannte ihn wieder.
Sein Name war Marque Raschar und er war der erste Heerführer der Lennox, Sohn des Beraters des Königs von Lenniox.
„Sie sind nicht hier Marque. Ich bin also allein. Aber was mich jetzt viel mehr interessieren würde, wer hat dich geschickt um mich zu töten?“
„Niemand. Du warst mir schon lange ein Dorn im Auge!“, sagte er herablassend und machte dabei eine wegwerfende Handbewegung.
„Du warst noch nie besonders gut im Lügen. Auch nicht als wir klein waren Raschar. Ich war nun einmal der bessere von uns beiden und es ist noch immer so!“
„Das werden wir ja sehen, wenn meine Krieger kurzen Prozess mit dir machen!“, knurrte er sauer. „Mag sein dass du dein Schwert perfekt beherrscht, aber gegen fünfzehn Kriegern hast du nicht den Hauch einer Chance.“
„Ach wirklich?“, sagte ich sarkastisch und total gelangweilt. „Hätte nicht gedacht, dass du noch immer nicht klug genug bist mir aus dem Weg zu gehen! Aber gut, dann sollte ich dir mal eine Lektion erteilen!“
„Das reicht. Beseitigt ihn und das Mädchen, das bei ihm ist!“
Bei seinen Worten fing ich laut an zu knurren und starrte ihn aus dunkelroten, fast schwarzen Augen an.
Ich merkte, wie die Flammen sich ausbreiteten, mich nun ganz einhüllten.
„Gefällt es dir etwa nicht, dass wir uns um deinen Schützling kümmern Kilian?“, fragte Marque lachend.
„Wenn ihr sie auch nur ein einziges Mal anfasst, dann werdet ihr einen qualvollen Tod sterben. Niemand, aber auch wirklich niemand fast meine Gefährtin an oder er hat die längste Zeit gelebt!“, knurrte ich wutentbrannt.
Die Krieger kamen nun alle auf mich zu gerannt und ich wich leicht zurück um wieder nahe bei der Menschenfrau zu sein, die noch immer regungslos auf dem Boden neben Wildfire saß und auch keine Anstalten machte endlich wieder aufzuwachen.
Ich sah noch rechtzeitig ein Schwert auf mich zu kommen, da ich etwas zu sehr abgelenkt gewesen war.
Es war ein lautes Klirren zu hören, als ich den Schlag mit meinem Keshtai abwehren konnte.
Immer wieder schlugen sie mit den Schwertern auf mich ein und versuchten mich zu treffen, selbst Wildfire wurde immer wieder angegriffen, doch sie konnte sich prima verteidigen.
Denn sie ließ einfach das Feuer spielen, das um sie herum tänzelte und es den Kriegern unmöglich machte sich ihr oder dem Mädchen zu nähern.
Nun konnte ich richtig los legen, da ich mir jetzt auch keine Sorgen mehr machten musste, dass den beiden etwas passieren könnte.
Ich wehrte noch einen Schlag ab und holte nun zum Gegenschlag aus und traf dem Krieger mitten durch sein Herz.
Leblos sackte er vor mir zusammen.
Blut bedeckte nun den Boden vor mir, doch ich hatte kein Mitleid.
Die Krieger hatten es nicht anders gewollt.
Sie haben mich unglaublich wütend gemacht.
Mit einem Lauten Knurren rammte ich mein Keshtai nun in die Herzen jedes einzelnen Krieger bis nur noch Marque und seine rechte Hand übrig waren.
Langsam ging ich auf die beiden zu und blickte Raschar tief in die Augen, ehe ich mein Gesicht verzog und mich abwandte.
„Wage es nie wieder mich oder meine Gefährtin anzugreifen, sonst werde ich dich das nächste Mal nicht mehr verschonen!“
Ich ging zu dem Mädchen hinüber und hob sie auf meine Arme, ehe ich sie auf dem Rücken des Awox behutsam ablegte, sodass sie mir nicht wieder herunter fallen konnte und schwang mich dann selber drauf um sie wieder fest in meine Arme zu schließen.
„Und noch etwas Marque“, entgegnete ich und drehte mich leicht zu ihm um. „Ich habe dir gleich gesagt, dass du gegen mich nie eine Chance haben wirst, egal wie viele Krieger du auch bei dir haben wirst!“
Damit galoppierte ich dann auf Wildfire davon und verschwand im Dickicht der Bäume.

Es dauerte nicht lange, da erreichte ich auch schon das Lager meiner Krieger, die wohl etwas unruhig zu sein schienen und mich fast angegriffen hätten, wenn sie mich nicht rechtzeitig erkannt hätten.
„Herr geht es euch gut?“, kam Pál sofort auf mich zu und sah dann bekümmert das Mädchen an, dass noch immer leblos in meinen Armen lag.
„Ich bin so weit okay, aber sie ist noch immer nicht zu sich gekommen. Bring sie bitte in mein Zelt und kümmere dich um alles, damit es ihr bald wieder besser geht!“
Der kleine Krieger nickte nur und nahm sie mir dann behutsam ab, ehe er mit eiligen Schritten in dem Zelt verschwand.
Ich seufzte innerlich auf, als ich daran dachte, dass ich wohl möglich Verzögerungen haben würde, nur weil es ihr schlecht ging.
Und andererseits machte ich mir wiederum sorgen um das Mädchen.
Sie hatte es wohl nicht ganz verkraftet, als die gewaltige Kraft in ihr zu brodeln begann und langsam aus ihr heraus zu brechen drohte.
Ihr Körper war jedoch nicht stark genug, was mich nachdenken lies.
Ich konnte sie noch rechtzeitig retten, ehe es wohl möglich schon bald zu spät war.
Doch ich wusste auch, dass sich das Weib niemals darauf einlassen würde.
Zwingen wollte ich sie jedoch nicht. – Nicht einmal obwohl ich wusste, dass sie meine Gefährtin war und auch die einzige Frau, die ich je an meiner Seite dulden würde.
Langsam stieg ich von Wildfire ab und setzte mich erschöpft auf einen glatten Felsen, der nicht weit von mir entfernt war.
Wir waren noch nicht einmal weit geritten und schon hatte ein Hinterhalt auf uns gewartet.
‚Wie konnte das nur sein?’, fragte ich mich im Stillen. ‚Wie konnten die Krieger nur ganz genau wissen, dass wir aus der Menschenwelt zurückgekehrt sind? Aber vor allem würde mich interessieren woher die Lennoxkrieger so genau wussten, wann und vor allem wo sie uns antreffen würden?’
Es musste wohl ein gut geplanter Hinterhalt gewesen sein, der wohl auch ziemlich gut durchdacht gewesen war, wenn dieses Mädchen nicht diese besonderen Fähigkeiten gehabt hätte.
Doch was genau in dem Wald geschehen war, konnte ich mir noch immer nicht erklären.
Wie konnte das nur sein, wenn doch nur meine Krieger bescheid wussten, dass wir heute aufbrechen würden und natürlich Vater, der uns schon erwartete.
‚Wie konnte es also sein, dass wir von einem Dutzend Krieger überfallen wurden und dem ganzen nur knapp entkommen waren?’
Ausdruckslos dachte ich darüber nach, während mein Blick immer wieder zu dem Zelt ging, indem das Mädchen bewusstlos lag und einfach nicht aufwachen wollte.
Es hatte sie ganz schön mitgenommen und das machte mich sauer.
Wer auch immer Schuld an der ganzen Sache war, würde mich kennen lernen.
Niemand vergriff sich an meiner Gefährtin.
Egal auf welche Art und Weise dies geschah.
Ich dachte weiterhin angestrengt darüber nach, als ich dann nur zu einem Ergebnis kam.
Und das fing an mich richtig zornig zu machen.
Es gab nämlich einen Verräter in meinen Kreisen.
Und dieser war sicher auch gerade unter uns.
‚Nur wer war es? Wer hatte es gewagt mich zu hintergehen?’
Misstrauisch bedachte ich jeden einzelnen meiner Krieger mit einem intensiven Blick.
Meine Augen waren vor Ärger zu kleinen Schlitzen verengt und die Augen glühten rötlichschwarz.
Ich konnte mir schon denken, wer dieser Verräter war.
Es war keiner meiner besten Krieger, sondern einer der beiden Neuen, die ich bis jetzt noch nie zu einer Mission mitgenommen hatte.
Nun bereute ich es schon zu tief, dies überhaupt getan zu haben.




Es kam mir wie eine Ewigkeit vor seitdem ich das Bewusstsein verloren hatte.
Doch irgendwie hatte ich trotz dessen, das ich nicht ganz bei mir war, alles mitbekommen.
Ich wusste ungefähr was passiert war und ich wusste auch, dass Kilian mich beschützt hatte, sowie auch Wildfire, dass wunderschöne Awox.
Ihr Feuer hatte mich umgeben gehabt, denn mir war auf einmal ganz warm gewesen.
Ja schon fast heiß und doch hatte mir die Wärme meinem Körper keine Schäden verursacht.
Der dunkle Krieger hatte für mich gekämpft.
Es waren fünfzehn Krieger, dass hatte ich gespürt und als sie gedroht hatten mich ebenfalls zu töten, war er ziemlich wütend geworden, was ich nicht ganz verstanden hatte.
Aber irgendwie hatte es ein wohliges Gefühl in mir verursacht, dass bis tief unter meine Haut ging und mich auch noch lange danach innerlich gewärmt hatte.
Und mir auch seltsamer weise Glücksgefühle gegeben hatte.
Noch nie hatte ich mich so in meinem Leben gefühlt gehabt, wie in diesem einen Augenblick, wo alles entscheidend war. – Wo es darauf ankam, ob er sich für oder aber gegen mein Leben entschied.
Doch er hatte sich für mich entschieden und sich selber damit in Gefahr gebracht.
‚Warum hatte er es nur getan? War ich ihm so wichtig, dass er mich beschützte?’
Langsam kam ich nun wieder zu mir und wachte auf einem weichen Deckenlager auf.
Verwirrt blickte ich mich um und versuchte mich daran zu erinnern, was eigentlich geschehen war.
Bis eben hatte ich es auch noch gewusst, doch nun war alles wie weg gewischt.
Vorsichtig richtete ich mich auf und hielt mir die Hände gegen die Schläfen, um mich so besser erinnern zu können.
Erst da bemerkte ich, dass meine Hände gar nicht mehr gefesselt waren.
Diese Erkenntnis war in diesem Augenblick jedoch nebensächlich.
Ich hatte diese Fähigkeit gehabt und dann plötzlich war alles ganz schwarz vor mir gewesen.
Und nun wachte ich hier auf, in einem fremden Zelt und dazu auch noch auf einem mir unbekannten Deckenlager.
Doch nach kurzem Zögern und immer wieder einatmen der Luft, wusste ich sofort wem das Bett gehörte.
Der Gedanke gefiel mir aber so überhaupt nicht.
Aber ich konnte es nicht leugnen.
Dieser Geruch hatte sich tief in meinem Gedächtnis eingebrannt und ich würde ihn unter tausenden wieder erkennen.
Es widerstrebte mir dies überhaupt einzugestehen, doch ich war nicht in der Lage dazu, es aus meinem Kopf zu verdrängen.
Ich konnte nichts daran ändern, dass der Krieger Kilian so eine Anziehung auf mich verübte.
Langsam versuchte ich nun ganz aufzustehen, ehe ich wieder schwach zurück fiel und auf meinem Hintern sitzen blieb.
Dabei starrte ich geistesabwesend meine Hände an und war erleichtert darüber, dass sie nicht länger mit diesem rauen Seil gefesselt waren.
Ein leichter Seufzer der Erleichterung kam über meine Lippen.
Da fing ganz plötzlich mein Kopf an wie verrückt zu schmerzen und ich vernahm in dem Moment ein seltsames Pochen an meinen Schläfen, das bis eben noch nicht da gewesen war.
Gequält keuchte ich auf und rieb mir meinen schmerzenden Kopf.
‚Ob der Krieger wohl eine Aspirintablette gegen Kopfschmerzen dabei hatte?’, fragte ich mich nun im Stillen, ehe ich dann wieder verwirrt den Kopf schüttelte, wovon mir sofort schwindelig wurde.
‚Es ist dumm zu glauben, dass es auf Megician nicht anders ist, wie auch auf der Erde!’, rief ich mich dann endlich wieder zur Vernunft.
Ich wollte noch ein Versuch starrten und aufstehen, als plötzlich die Plane des Zeltes zurück gezogen wurde und ich in silbrigblaue Augen sah, die schon fast dem Ozean glichen, fiel ich leicht erschrocken zurück auf das provisorische Bett.
„Kilian…!“, brachte ich mit erstickter Stimme hervor.
Überrascht sah er mich an, da er wohl nicht damit gerechnet hatte, dass ich mich doch noch dazu überwinden könnte ihn bei seinem Namen zu nennen.
Aber damit das mal klar war, es würde zu keiner Gewohnheit von mir werden! Das konnte er so was von vergessen!
„Wie geht es dir Kleines?“, fragte er mit sanfter, leicht rauer Stimme und ließ sich nichts mehr anmerken, was das mit dem Namen betraf.
Er sah so verdammt gut aus, dass ich ihn einfach nur anstarren konnte.
Er zog eine Augenbraue hoch und wartete scheinbar darauf, dass ich im antwortete.
Ein leicht amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen, was mich dazu brauchte leicht rot anzulaufen.
„Mir… mir g-geht es so weit gut“, fing ich jetzt schon an zu stottern.
Dieser Kerl brachte mich wirklich um den Verstand, wenn ich ihn nicht gerade hasste.
Wobei ich mir nicht einmal sicher war, ob ich dies überhaupt tat.
Er war irgendwie auf eine seltsam verdrehte art und weise, doch irgendwie ein guter Kerl. Und ich mochte ihn auch, obwohl er mich ja entführt hatte.
Aber er musste ja nicht immer alles wissen, was in meinem hübschen Köpfchen vor sich ging.
„Gut. Wir werden in einer Stunde wieder aufbrechen. Sei bis dahin fertig!“, erwiderte er noch, ehe er sich wieder zum gehen umwandte.
„Warte!“, sagte ich und bis mir dabei leicht auf die Unterlippe.
„Ja?“
„Warum…? Warum hast du mich gerettet? Du hättest mich auch einfach im Wald liegen lassen können, als die Krieger und du euch gegenüber gestanden habt!“
Leicht irritiert sah er mich an, ehe ihm dann die Erkenntnis kam, was ich eigentlich gemeint habe, da er mich den Moment einfach nur schweigend ansah.
„Ich konnte es nicht Kleines. Du bist etwas Besonderes und ich mag dich. Das hab ich dir schon einmal gesagt!“
Und damit verschwand er dann wieder aus dem Zelt.
„Danke“, murmelte ich dann noch leise vor mich hin und senkte dabei den Blick, obwohl ich auch wusste, dass er mich nicht mehr gehört haben konnte.
Langsam versuchte ich mich nun aufzurichten um endlich das Zelt verlassen zu können und an die frische Luft zu gehen.
Auf leicht wackeligen Beinen ging ich dann hinaus, als mich plötzlich alle Krieger überrascht ansahen und ihre Augen scheinbar nicht von mir bekamen.
„Ist irgendetwas?“, wollte ich gereizt wissen und war wieder einmal über mich selbst erstaunt, dass ich so selbstbewusst rüber kam, obwohl ich es doch eigentlich gar nicht war.
Die Krieger schüttelten darüber nur den Kopf und drehten sich dann von mir weg, doch ich konnte spüren, dass sie mir noch immer seltsame Blicke zuwarfen.
Gereizt darüber biss ich die Zähne zusammen und stapfte wütend davon.
„Wo willst du hin Kleines?“, hörte ich den Krieger direkt hinter mir sagen und dunkle, sehr muskulöse Arme schlangen sich um meine Taille.
„Nirgendwo hin. Ich wollte mir nur ein bisschen die Beine vertreten, ehe wir wieder aufbrechen Krieger“, erwiderte ich zu Antwort.
„Und das hattest du vor alleine zu tun?“, fragte er und ich konnte mir schon gut vorstellen wie er dabei eine Augenbraue in die Höhe hob.
„Ja, ganz genau. Ich hab keine Lust auf einen Krieger, der mich die ganze Zeit begafft. Ich bin schließlich ein Tier im Zoo!“, fauchte ich gereizt und machte mich aus seiner Umarmung los.
„Du solltest nicht alleine gehen. Nimm wenigstens einen einzigen Krieger mit!“, bat er mich schon fast besorgt. – Aber auch nur fast.
„Nein. Ich will wenigstens den Augenblick meine Ruhe vor euch Neandertalern haben!“, schrie ich ihn schon fast an. „Kann sein, dass wir eben nur knapp einem Angriff entkommen sind, aber wir wissen auch beide, wem wir es zu verdanken haben. Also hör auf mich wie ein kleines Kind zu behandeln. Ich kann ganz gut auf mich alleine aufpassen!“
„Keine Widerrede Kleines. Du wirst jemanden mitnehmen. Es ist mir egal ob du es willst oder nicht. Entweder ich komm mit oder du gehst nicht!“
Zornig und mit zusammen gezogenen Augenbrauen starrte er mich von oben herab an.
Ich verschränkte nur die Arme ineinander und sah ihn dann herausfordernd an.
„Und was ist, wenn ich keine Lust habe mich deinem Befehl zu fügen?“
„Ich kann dich gerne wieder fesseln und dich die restliche Zeit alleine und gelangweilt in meinem Zelt verbringen lassen! Wenn dir dies lieber ist.“
Ungläubig starrte ich den Krieger vor mir mit großen Augen an.
‚Der Kerl wollte mich tatsächlich erpressen!’, schoss es mir durch den Kopf.
Wütend darüber biss ich die Zähne zusammen und fing an zu knirschen.
„Das kannst du vergessen. Du kommst nicht mit mir!“
„Warum nicht meine Kleine? Ist es dir so wider, dass ich mitkomme? Nach allem was wir nun schon durch gestanden haben, bist du noch immer so abweisend zu mir! Womit habe ich das verdient? Dabei will ich nichts mehr, als dich näher kennen zu lernen. – Dich einfach in meiner Nähe haben und dich beschützen, wenn es sein muss!“
Ich öffnete meinen Mund um darauf etwas zu erwidern, doch es kam kein einziges Wort heraus, denn ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, also schloss ich ihn wieder.
Warum tat er mir das nur an? Warum musste er nur so unglaublich schön sein? Und dann erst diese Stimme, die mir schon so vertraut war, dass ich ihr am liebsten den ganzen Tag gelauscht hätte.
„Wieso Kilian?“, flüsterte ich. „Wieso machst du es mir so schwer? Ich würde dich so gerne hassen, hassen dafür, was du mir angetan hast! Doch ich kann es einfach nicht, denn obwohl du mir mein altes Leben geraubt hast, warst du doch einfach gut zu mir. Du hast sogar mein Leben gerettet!“
„War dir dein Leben so wichtig gewesen? Warst du glücklich allein zu sein? Wenn ja, dann werde ich dich bald zurück bringen und du wirst mich dann nie wieder sehen! Ich gebe dir ein Jahr in dieser Welt. Wenn du dich dann immer noch gegen mich entscheiden solltest, dann werde ich dir mein Wort geben und du wirst auf die Erde zurückkehren dürfen!“
„Ist das dein Ernst Kilian?“, wisperte ich, da meine Stimme zu versagen drohte.
„Ja. Wenn du mich so sehr hasst, mich nicht leiden kannst, dann werde ich dich zurück bringen. Ich verspreche es dir!“
„Nach einem Jahr?“
„Das ist die Bedingung. Dieses eine Jahr müssen wir gemeinsam auskommen. Danach siehst du mich nie wieder! Ich werde auch nie wieder in deiner Welt auftauchen. Die Menschen werden nicht mehr versklavt werden, wenn du wieder zurück bist!“
„Einverstanden. Und nun lass uns gehen Krieger, denn ich hatte nicht vor ihr Wurzeln zu schlagen, sondern einen kleinen Spaziergang zu machen.“
Kilian nickte nur kurz und legte mir einen Arm um die Schulter, ehe er mit mir leicht in den Wald hinein ging, als wir hinter uns eilige Schritte hörten.
Blitzschnell drehte der dunkle Krieger sich um und schob mich beschützend hinter sich.
Vor uns stand ein Krieger mit leicht grünlichen Augen, die ernst und zu gleich wütend auf mich gerichtet waren.
Irgendetwas stimmte mit diesem Kerl nicht, denn ich konnte es spüren.
Ein seltsames und ungutes Gefühl breitete sich in mir aus.
Er war groß, etwas breiter gebaut und hatte pechschwarzes Haar, das ihm lang und in leichten Wellen über die Schultern fiel, jedoch mit einem Gummiband zusammen gehalten wurde.
Er hatte eine große, sehr tiefe Narbe, die ihm über die rechte Gesichthälfte, den Hals hinab bis über seine Brust ging und ihn somit verunstaltete.
Der Krieger machte mir etwas Angst, da etwas an ihm nicht stimmte, ich jedoch nicht darauf kam, was es wohl sein könnte.
„Herr!“, sagte er und es kam mir so vor, als würde seine Stimme einen angewiderten Klang haben.
‚Was stimmte nur nicht mit ihm?’, fragte ich mich im Stillen und raufte mir auch innerlich schon meine Haare.
„Was gibt’s Faux?“, fragte Kilian sichtlich gereizt, was ich nicht verstand.
‚Spürte du etwa auch, dass etwas mit dem Krieger nicht stimmt?’, fragte ich, sprach die Frage jedoch nicht laut aus.
„Die anderen Krieger sind sichtlich unruhig, sie glauben, dass etwas tief im Wald nicht weit von hier auf uns lauert. Sie baten mich euch zu holen!“
Fluchend wandte Kilian sich an mich und beugte sich dabei leicht vor, sodass seine Lippen nun an meinem Ohr lagen.
„Wird wohl leider nichts mit unserem gemeinsamen Spaziergang“, wisperte er leise und sichtlich enttäuscht. „Aber wir werden dass schon nachholen Kleines. Versprochen!“
Ich nickte nur leicht benommen über den sanften Klang seiner sonst so tiefen und dunklen Stimme, die eigentlich eher Angst einflössend war.
„Und nun komm, wir sollten zu den anderen gehen“, erwiderte Kilian noch, ehe er schon mal voraus, direkt an Faux vorbei ging, in dessen Augen etwas Teuflisches aufblitzte.
Zögernd blickte ich dem dunklen Krieger hinter her und wollte gerade losgehen, als Faux mich einfach zurück hielt und mir den Weg anschließend versperrte.
Fragend blickte ich ihn an, als plötzlich ein lautes und ziemlich nahes Knacken erklang, das sich wie ein durchgebrochener Ast anhörte.
Und dieses Geräusch kam direkt hinter mir aus dem Wald.
Erschrocken darüber, dass es so nahe war, zuckte ich leicht zusammen und blickte aufmerksam hinter mich, ehe ich den Blick dann wieder auf den Krieger vor mir richtete.
Der dunkelhaarige Krieger vor mir hatte nun ein dreckiges Grinsen auf den Lippen, als er mir bedrohlich nahe kam und mich dadurch leicht tiefer in den Wald drängte.
„Was wird hier gespielt?“, fragte ich nun wütend und zog die Augenbraue misstrauisch zusammen.
Ich hatte also Recht, als ich dachte, dass mit diesem Kerl etwas nicht stimmte.
„Kannst du es dir nicht denken?“, knurrte Faux gefährlich. „Du wirst dafür bezahlen, dass du meine Pläne so zu Nichte gemacht hast!“
Mit einem schnellen Griff, dem ich nicht ausweichen konnte, packte er meine Kehle und hob mich in die Luft, ehe er mich dann brutal gegen einen nahe stehenden Baum drückte und leicht zudrückte.
Panisch umklammerte ich sein Handgelenk und versuchte den Griff an meinem Hals zu lösen, war jedoch nicht stark genug um etwas ausrichten zu können.
„Versuch es gar nicht erst du kleines, verdammtes Miststück. Ich weiß inzwischen zu was du in der Lage bist. Allein was du schon vollbracht hast, lässt mich schon ahnen, was für Kräfte du hast. Und ich habe auch noch den Anführer der Katarwox mit deinen kleinen, hübschen, blutigen Kratzern gesehen, die du ihm sicher mit Freuden zugefügt hast! Stimmt´s?“
„Ja, es stimmt. Ich habe ihm die Kratzer zugefügt und als ich geglaubt habe es mit Vergnügen zu tun, hab ich mich wohl geirrt. Du hättest es viel mehr verdient als Kilian. Und daher werde ich dir auch gerne ein kleines, hübsches Andenken verpassen, wenn du mich nicht sofort loslässt!“, ätzte ich nun, da er mir genau in diesem Moment die Luft fast vollständig abschnürte.
„Du wirst gar nichts mehr Weib. Ich bin nicht dein Kilian. Mag sein, das er immer sehr nachsichtig mit dir gewesen ist und auch ziemlich unaufmerksam, da es ein einfacher Mensch geschafft hat ihn zu verwunden. Ich weiß nicht genau wie du es geschafft hast und die Wunden bei ihm nur langsam verheilen, aber das ist völlig egal, denn dies wird dein endgültiges Ende sein!“
„Warum willst du mich gegen den Willen deines Herrn töten? Du weißt, dass Kilian es nicht gern sehen wird, wenn er erfährt, dass du mich getötet hast. Und das wird er!“, erwiderte ich darauf hin und kniff dabei die Augen fest zusammen, da schwarze Punkte anfingen vor ihnen zu tanzen.
„Niemand hat erzählt, dass er mein Herr ist. Ich gehorche ihm nicht, denn ich lasse mich von ihm niemals unterwerfen. Und nun zu deiner Frage, warum ich dich töten will. Ganz einfach. Du hast verhindert, dass meine Krieger ihn und seine Verbündeten aus dem Hinterhalt angreifen konnten. Und zu dem bist du für mich schon von Anfang an ein Dorn im Auge, den ich ganz schnell zu beseitigen versuche!“
„Also hast du versucht Kilian zu töten!“, brachte ich nur stockend hervor, da mir das Atmen, sowie auch das Schlucken sichtlich schwer fiel.
Als ich nur daran dachte, dass er es fast geschafft hatte den dunklen Krieger mit den wunderschönen silbrigblauen Augen zu töten, kroch die Wut langsam in mir hoch.
„So ist es!“, gab Faux dann auch noch zu, was für mich entscheidend war um ihm meinen ganzen Zorn darüber spüren zu lassen und dann geschah etwas mit dem ich nie gerechnet hätte. – Eine seltsame Verwandlung ging mit mir vor.

Ich spürte eine seltsame, dennoch sehr starke Kraft, die langsam aber sicher aus mir heraus zu brechen drohte.
Es machte mir Angst und zu gleich machte es mich mutig genug um dem ganzen furchtlos entgegen treten zu können.
Obwohl ich auf Kilian doch eigentlich nicht besonders gut zu sprechen war, machte es mich dann doch ziemlich wütend, denn niemand durfte ihm etwas tun. – Niemand außer mir selbst.
Wenn jemand mit ihm abrechnete, dann ich.
Und so wie es aussah, brauchte ich dies nicht mehr zu tun, denn er würde mich tatsächlich gehen lassen, wenn es auch erst in einem Jahr war. Aber die Hauptsache war doch, dass er mir sein Wort gab.
Eigentlich müsste ich ja jetzt misstrauisch sein und mich fragen ob ich seinem Worten glauben schenken konnte, aber um ehrlich zu sein. Ich vertraute ihm!
‚Ja, dass tat ich wirklich!’
Ich spürte nun wie meine Hände sich langsam veränderten und die Form von katzenartigen Klauen annahmen, aus denen messerscharfe Krallen herausragten.
Doch das war nicht die einzige Veränderung an mir.
Schon nach wenigen Sekunden wuchsen mir kleine, aber spitze Katzenohren, sowie auch ein kuscheliger Schwanz, der nun hin und her schwankte.
Meine Augen veränderten sich auch langsam, wie ich bemerkte, doch scheinbar reichte meine Kraft nicht ganz aus um sie gänzlich verändern zu können, sodass ich leicht alles verschwommen sah und doch auch so klar, wie noch nie zuvor.
Als ich merkte, dass sich nichts mehr tat, gab ich ein lautes Fauchen von mir, dass einer Raubkatze in nichts nach stand und holte dann mit meiner rechten Tatze zum Schlag aus.
Der Wind wehte heftig durch die Bäume und lies sie wild hin und her schwanken, als man deutlich hörte wie etwas scharfes die Luft durchschnitt, ehe man ein seltsames Geräusch vernahm, da meine Krallen schon nach wenigen Sekunden ihr Ziel erreicht hatten.
Blut spritzte mir ins Gesicht und der Griff an meiner Kehle verschwand so abrupt, dass ich etwas verwirrt blinzelte, ehe ich realisierte, dass Faux benommen zurück taumelte und mich leicht irritiert ansah.
Sein Blick wanderte über seinen Körper.
Drei große Kratzspuren zierten nun die rechte Körperhälfte bis hin zur linken und das Blut lief nur so aus der großen Wunde, ehe es dann quälend langsam zu Boden tropfte.
„Das hast du nun davon Krieger!“, fauchte ich wütend und meine Augen waren leicht verengt, als ich den Blick über ihn schweifen lies.
„Es war ein verdammter Fehler von dir dich an Kilian und den anderen vergriffen zu haben! Mag sein, dass zwischen mir und dem dunkle Anführer ein paar kleine Differenzen herrschen, aber eins kann ich dir schon jetzt sagen Faux. Du hast das letzte Mal versucht ihn zu töten, denn ich lass nicht zu, dass du ihm etwas antust. Er hat mich zwar entführt, aber dennoch war er gut zu mir und deshalb hat er es nicht verdient so hintergangen zu werden. Ich werde dich dafür töten!“
„Das werden wir noch sehen du kleines Miststück!“, knurrte der Schwarzhaarige nun und kam blitzschnell auf mich zugeschossen, sodass ich ihn nur perplex ansehen konnte und daher auch zu spät auswich.
Er packte mich und drückte mich dann wieder brutal und erbarmungslos gegen den Baum zurück, sodass ich einen Schmerzensschrei nicht unterdrücken konnte.
Blut lief an meiner Schläfe hinab und lies meine Sicht leicht verschwommen und rötlich wirken, dadurch das mir das Blut über das rechte Auge lief, dass ich nun zusammenkniff.
„Ich werde dir schon zeigen was passiert, wenn man sich mit mir anlegt. Du hast wohl mehr zu bieten, als ich anfangs gedacht habe. Umso mehr wird es mir Spaß machen, wenn ich dir eigenhändig das Leben aus dem Körper prügle!“
Damit hob er mich nun in die Luft und schleuderte mich geradewegs in die Richtung, in die bis vor wenigen Minuten Kilian verschwunden war.
Und ich wusste, wenn er mir nicht gleich zur Hilfe kam, dann würde ich hier wirklich noch drauf gehen.
„Kilian…“, flüsterte ich, während mein Körper noch immer durch die Luft flog. „Kilian.. hilf mir… bitte!“
Ich spürte noch, wie mich du Luft umgab, mich langsamer werden ließ, ehe ich doch mit einem lauten Knall auf dem Boden aufkam.
Ein leises schmerzerfülltes Stöhnen kam über meine Lippen und ich konnte noch von Glück reden, dass dieser Irre mir nichts gebrochen hatte.
‚Das würde er mir büssen!’, dachte ich wütend und versuchte mich mühsam aufzurichten, ehe ich dann bemerkte, wie mich die anderen Krieger zu erst verwundert und dann total besorgt ansahen.
Auch Kilian wandte sich nun zu mir und sah mich mit großen Augen an, als er jedoch sah, dass ich verletzt war, kam er sofort auf mich zu geeilt und nahm mich beschützend in den Arm.
„Was ist passiert Kleines?“, wollte er dann auch schon sofort wissen. „Wer hat dir das angetan!“
„Es war Faux und er ist auch der Verräter unter uns. – Er ist es gewesen, der uns in den Hinterhalt gelockt hat!“, fauchte ich aufgebracht und hielt mir meinen schmerzenden Kopf.
Ich wollte gerade wieder los stürmen, als meine Beine plötzlich unter mir nachgaben und Kilian mich auffangen musste.
Ich spürte, wie meine Kräfte schwanden und meine Verwandlung langsam wieder zurückging, ehe ich wieder ganz die alte war. – Menschlich und zerbrechlich.
Schlaff und hilflos lag ich halb hängend in seinen Armen, als ich mühsam den Kopf hob und in seine wunderschönen silbrigblauen Augen sah.
„Ihr solltet euch bereit machen. Hinter Faux sind noch ein paar Krieger mehr im Wald. Ich weiß aber nicht wie viele, denn er hat mir keine Chance gelassen es heraus zu finden!“, flüsterte ich nun geschwächt und konnte kaum noch meine Augen offen halten.
„Schon gut Kleines. Setz dich und ruh dich etwas aus. Wir werden den Rest erledigen!“
Und damit hob er mich auf seine Arme uns setzte mich dann auch schon einen Augenblick später auf einem flachen Felsen ab.
Kaum hatte er mich abgesetzt, vernahm ich nicht weit von hier das Knacken von Ästen, ehe Faux langsam und mit einem hinterhältigen Lächeln auf den Lippen heraus trat.
Sein Blick lag auf mir und ich sah, wie seine Lippen amüsiert zuckten.
Die Kratzer waren noch immer in ihrer ganzen Pracht zu sehen und schimmerten in einem hellen Rotton.
Ich musste bei dem Anblick trotz allem grinsen.
„Die Kratzer scheinen dir sehr gut zu stehen. Wie wäre es, wenn ich dir noch ein paar mehr verpasse, dann ist dein Aussehen wenigstens noch erträglich anzusehen!“
„Du solltest dein Mundwerk lieber nicht so weit öffnen, denn du wirst es bereuen. Ich werde dich fertig machen. Du bist schließlich nur ein einfacher Mensch. Was kannst du schon gegen mich groß ausrichten?“
Ein lautes und sehr bedrohliches Knurren erklang, so wie ich es noch niemals gehört hatte.
Überrascht hob ich den Kopf und sah noch wie Kilian sich neben mir anspannte, während er jeden einzelnen seiner Muskeln dabei spielen lies.
„Ich hätte gleich wissen müssen, dass du der elende Verräter bist und dich sofort auslöschen sollen. Aber dann werde ich es eben jetzt erledigen. Und solltest du auch nur daran denken, meiner Kleinen noch einmal zu nahe zu kommen, dann sage ich dir gleich, dass dein Tod qualvoll und mit sehr viel Schmerz verbunden sein wird!“
„Oh bist du plötzlich ein Menschenfreund geworden Katarwox?“, fragte Faux verächtlich. „Du konntest die Menschen doch noch nie besonders leiden. Schließlich sind sie in deinen Augen minderwertig und von keinerlei Bedeutung. Warum sollte dir also dieses Menschenweib am Herzen liegen?“
„Ja, Faux! Ich bin mir sicher, dass du nicht gewillt bist das zu verstehen oder je irgendwie begreifen würdest, was sie für mich bedeutet. Das eine kann ich dir dennoch sagen, sie ist etwas Besonderes für mich und in keiner Hinsicht minderwertig. Ich habe sie sehr gern…“
Und nachdem er mir einen schnellen Seitenblick zuwarf, denn ich mir vielleicht auch nur eingebildet hatte, sagte er: „Vielleicht ist da ja sogar mehr!"
Ich hatte erst jetzt gemerkt, dass ich die ganze Zeit über die Luft angehalten hatte.
Verdutzt sah ich zu ihm und erkannte, dass es in seinen Augen kurz aufblitzte, ehe sich sein Gesicht dann im nächsten Moment versteinerte und er seinen Blick gefühlskalt und mit einer Härte, die mir fremd war, auf den Verräter richtete.
„Nun wirst du für deinen Verrat bezahlen, doch vor allem wirst du dafür bezahlen, dass du die Hand gegen mein kleines Wildkätzchen erhoben hast!“, knurrte Kilian und zog sein Schwert mit einer geschmeidigen Bewegung elegant aus der Scheide, ehe es aufblitze und Flammen plötzlich empor stiegen.
Erschrocken über diese Tatsache zuckte ich zurück und fiel dann prompt von dem Felsen herunter auf dem ich gesessen hatte.
„Das werden wir noch sehen Kilian. Du wirst so oder so sterben, wenn nicht früher dann eben jetzt!“
Und damit zog Faux ebenfalls sein Schwert, das jedoch nicht halb so beeindruckend war wie das von meinem dunklen Krieger.
‚Was redetet ich da eigentlich?’, dachte ich verwirrt. ‚Er war doch gar nicht mein Krieger oder? Ich meine, ich konnte ihn doch nicht einmal ausstehen!’
Und doch konnte ich nicht verhindern, dass mir der Gedanke gefiel, wenn ich ihn als ‚mein’ bezeichnete.
Doch nun konzentrierte ich mich lieber wieder darauf, was vor mir passierte.
Somit wusste ich dann auch, dass Kilian klar mit seinem großen Schwert im Vorteil war.
Er war nämlich nicht nur stärker, sondern sicher auch wesendlich geschickter mit dem Schwert, wenn er dieses Monstrum leicht und ohne jegliche Anstrengung führen konnte.
Und gerade als Kilian sich für den Kampf bereit machen wollte, erklang nicht weit von uns immer wieder ein Knacken, das uns ahnen lies, wie mehrere Äste durchbrachen, als auch noch Blätter zu rascheln begangen, wussten wir, dass wir nicht mehr alleine waren.
Nur wenige Augenblicke später traten Krieger aus dem Wald heraus und es waren auch nicht gerade wenige.
Ich schätzte, dass es mindestens dreißig waren, wenn nicht sogar mehr, was ich irgendwie nicht ganz verstand, da Kilian doch erst kürzlich fünfzehn Stück im Wald erledigt hatte.
Doch dann erinnerte ich mich wieder daran, dass er Marque verschont hatte.
‚War er etwa wieder zurückgekehrt und hatte noch Verstärkung mitgebracht?’, fragte ich mich im Stillen, als meine Frage mir beantwortet wurde.
Denn es trat niemand anders aus der Menge von Kriegern als Marque selbst, der meinen dunklen Krieger nun voller Abscheu ansah und dann böse zu grinsen begann.
„Du hast einen Fehler gemacht mich am Leben zu lassen. Noch einmal werde ich dich nicht unterschätzen. Wir wissen beide, dass deine Schwachstelle das Mädchen ist. Sie ist dein Verstand und sie ist auch dein Herz!“
„Das reicht nun ihr verdammten Lennox. Ich werde jeden einzelnen von euch töten. Und wenn sich auch nur einer von euch an dem Mädchen vergreift, dann wird er sich wünschen dies nie getan zu haben!“
Und damit stürmte Kilian direkt auf die Horde von Kriegern.
Ich brachte nur noch ein ersticktes „Nein…!“, hervor, ehe er sich schon auf den ersten von ihnen stürzte.
Zerzweifelt versuchte ich ihn noch irgendwie aufzuhalten und sprang ihm entgegen, doch ich verfehlte ihn knapp, sodass er ungerührt weiter auf die Krieger zu stürmen konnte.
Tränen stiegen mir in die Augen, als ich sah, wie ein Schwert von hinten direkt auf Kilian zuraste, während seine Aufmerksamkeit einem Lennox vor ihm galt.
„Nein!“, schrie ich wieder und wandte meinen Blick schmerzerfüllt ab, da ich dachte, dass er wohl nie wieder zu mir zurückkehren würde. – Das das Schwert ihn brutal durchbohrt hatte.
Ein Schluchzer entwich meiner Kehle und ich fing an zu zittern.
Ich hob meine Hand an den Mund um das Schluchzen zu unterdrücken und vor allem um nicht zu zeigen, dass der Krieger mir wichtig war.
„Hey Kleines!“, hörte ich eine beruhigende Stimme neben mir.
Etwas verwirrt und überrascht zu gleich blickte ich auf und sah in blaue Augen, jedoch waren dass nicht die von Kilian, so wie ich es geheim hoffte.
Pál stand neben mir und beugte sich leicht zu mir nach unten.
„Hab keine Angst, es wird keinem von uns etwas geschehen. Auch dem Herrn nicht!“
Ich nickte nur, unfähig etwas zu sagen und blickte wieder in die Richtung wo ich Kilian bis eben noch gesehen hatte.
Er war unversehrt und hatte den Schwerthieb von hinten geschickt pariert, ehe er sein Schwert nun in den Leib des Kriegers bohrte, der es gewagt hatte ihn von hinten anzugreifen.
Alles ging durcheinander und ich sah nur noch, wie die Katarwox die anderen Krieger bekämpften.
Selbst Pál war in die Schlacht gezogen, wenn man das schon als so eine bezeichnen konnte.
Ich saß alleine auf dem Boden und starrte wie durch einen Schleier auf das Geschehen ohne es jedoch richtig mit zu bekommen.
Noch immer war mein Körper schwach und Müdigkeit legte sich über mich, jedoch ohne mich in die Traumwelt zu schicken.
Langsam wollte ich aufstehen und mich irgendwie nützlich machen, doch meine Beine gaben unter meinem Gewicht nach, sodass ich wieder zu Boden ging und einfach sitzen blieb.
Plötzlich und ohne Vorwarnung legte sich ein Schatten über mich und etwas Gefährliches lag über mir, als ich dann etwas oberhalb meines Kopfes aufblitzen sah.
Zuerst dachte ich, dass es vielleicht Kilian war, der zu mir zurückgekehrt ist, doch als ich aufsah, erstarrte ich sofort, denn ein rothaariger Krieger stand über mir und ich erkannte sofort, dass es keiner der Katarwox war.
Er war groß, breitschultrig und mit vielen kleinen und auch großen Narben versehen, die ihn noch furcht einflößender wirken ließen.
Ich sah noch wie er mich mit einem bereiten und hinterhältigen Grinsen auf den Lippen betrachtete, als sein Schwert auch schon auf mich herab sank.
Doch ich bewegte mich nicht, unfähig irgendetwas zu tun, sah ich einfach nur zur Schwertklinge und schloss dann meine Augen. – Wartend und auf das Ende bereit.
Und obwohl ich mir sicher war, dass es jetzt eigentlich vorbei sein müsste, verspürte ich nichts. – Keinen Schmerz und auch kein Anzeichen dafür, dass ich nun tot war.
Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen, jedoch ohne meine Augen dabei zu öffnen.
Als ich nur einen kurzen Augenblick später etwas Warmes auf meiner Schläfe spürte, dass mir quälend langsam an der Wange hinunter lief, zuckte ich leicht zusammen und öffnete dann vorsichtig meine Augen.
Denn obwohl ich mir sicher war, dass es Blut sein musste, nach dem Geruch zu urteilen, konnte ich keinerlei Schmerz ausmachen.
Ich blickte mich um und sah dann nach oben und konnte nicht fassen was ich da sah.
Kilian stand über mir und hielt die Schwertklinge, die eben noch auf mich herab gesunken war, mit seiner Hand umklammert und sah dabei zornig und kalt zu dem rothaarigen Krieger, der angestrengt versuchte sein Schwert von Kilian los zu bekommen.
Doch es half alles nichts.
‚Kilian ist eben stärker!’, dachte ich zufrieden, obwohl ich eigentlich Angst haben müsste. ‚Und er hat mich gerettet!’, fügte ich dann noch hinzu.
Erst jetzt realisierte ich, dass eine tiefe Schnittwunde an seiner Handfläche schimmerte, während das Blut langsam zu Boden tropfte, wo sich schon eine kleine Lache gebildet hatte.
Geschockt darüber sah ich sofort zu Kilian hinauf, der es noch nicht einmal zu bemerken schien, dass er stark blutete.
Ein lautes Knurren war zu hören, was mich etwas zurück weichen lies, als ich dann erst merkte, dass es von meinem dunklen Krieger kam.
„Ich habe dich gewarnt du verdammter Mistkerl!“, erwiderte Kilian böse und drückte die Klinge einfach von sich, ehe er den Krieger an der Kehle packte und in die Luft hob. „Du hast es gewagt meiner Kleinen etwas anzutun. Ich dulde es nicht, wenn man ihr auch nur zu nahe kommt. Dafür werde ich dich langsam töten. – Dich quälen bis du mich anbettelst dich endlich zu erlösen. Denn du hast das kostbarste, was ich überhaupt besitze angegriffen. Nun wird dir nichts mehr helfen Lennox!“
Als ich das hörte, weiteten sich meine Augen, ehe ich wieder zu mir kam und langsam auf allen Vieren zu Kilian kroch, da meine Beine mich noch immer nicht tragen konnten.
Verzweifelt und verängstigt klammerte ich mich an sein linkes Bein und sah dann zu ihm auf.
„Bitte Kilian tu es nicht!“, bat ich ihn leise. „Töte ihn, wenn es sein muss, doch tu es bitte schnell. Ich will nicht, dass der Krieger meinetwegen diese Strafe von dir erleiden muss!“
Überrascht hob der dunkle Krieger seine Brauen und sah mich einfach nur für den Moment an, ehe er dann langsam nickte und sich wieder dem rotthaarigen Lennox zuwandte.
„Heute scheint dein Glückstag zu sein. Ich werde dich sofort und schnell töten. Aber auch nur weil mein kleines Wildkätzchen mich so lieb darum gebeten hat!“
Und damit erhob er sein großes Schwert und bohrte es erbarmungslos in den Leib des Kriegers, der nur wenige Sekunden später leblos in seinem Griff hin, ehe Kilian ihn mit einem angewiderten Ausdruck fallen lies.
„Alles in Ordnung mit dir Kleines?“, fragte der dunkle Krieger an mich gewandt und sah mich dabei aufmerksam von oben bis unten an, als suche er nach einer Verletzung, die er scheinbar auch fand, da sein Gesichtsausdruck sich schlagartig veränderte.
Langsam lies er sein Schwert in die Scheide zurück sinken und kniete sich dann leicht neben mir nieder.
„Du blutest ja am Kopf!“
„Es ist nicht so schlimm. Geht schon. Was ist eigentlich jetzt mit Faux?“
„Der weilt nicht länger unter uns. Er ist tot!“
Und damit stand Kilian auf und wandte sich ohne ein weiteres Wort von mir ab und ging dann einfach davon, während ich ihm nur nachdenklich hinterher sah.
Scheinbar machte ihm seine tiefe Schnittwunde nichts aus, doch ich als Auszubildende Krankenschwester konnte das einfach nicht so stehen lassen.


Ich hatte mich so sehr nach Rache gesehnt. – Danach diesen scheiß Krieger zwischen meinen Händen zu zerquetschen. Ihn so lange leiden zu lassen, bis er mich irgendwann anbetteln würde, ihn endlich zu erlösen.
Er sollte winseln und sehen was es für Schmerzen waren, für denjenigen, der sich an meiner Kleinen vergriffen hatte.
Diese Strafe hatte ich so sehr gewollt zu vollstrecken, doch es gab etwas, dass stärker als das Verlangen war.
Es gab jemanden, der über alldem was ich wollte und wonach ich mich sehnte stand.
Mein kleines Wildkätzchen hatte mich darum gebeten es schnell zu tun, wenn es schon sein musste. – Der Gedanke, dass dieser Lennox Schmerzen erleiden musste, schien ihr nicht ganz gefallen zu haben, wenn ich ihren Gesichtsausdruck richtig gedeutet hatte.
Dabei war es doch dieser eine Krieger, der sie fast getötet hätte!
Nur eine winzige Sekunde länger und das Mädchen wäre gestorben.
Ich wäre fast zu spät gekommen. – Ich hätte sie fast nicht mehr retten können.
Und diese Erkenntnis machte mich noch immer so wütend, dass es mir sichtlich schwer fiel mich zu beherrschen und nicht den Kriegern erst einmal die Hölle dafür heiß zu machen, dass sie nicht da waren, als dieser elende Lennox meine Kleine bedroht hatte.
Sie hatten meinen Befehl missachtet, was mich nur noch mehr zur Weisglut trieb.
‚Wo waren sie gewesen, als das passiert ist? Warum haben sie sie nicht beschützt, obwohl ich ihnen einen klaren Befehl erteilt hatte? Wie konnte das alles nur so schief laufen?’, fragte ich mich und setzte mich nachdenklich auf einen Stein nahe am Ufer des Sees, der sich vor mir erstreckte, als ich darüber nachdachte.
Die Sache hätte niemals so laufen dürfen, denn um ein Haar wäre alles schief gegangen.
Ich seufzte gequält und meine Miene war ausdruckslos in die Ferne gerichtet, als mir durch den Kopf ging, was passiert wäre, wenn ich es nicht hätte verhindern können.
Nur knapp davor, wäre mein kleines Wildkätzchen von einem Lennox getötet worden, der es ausgenutzt hatte, als ich in einem unaufmerksamen Moment war und ihr nicht zur Hilfe eilen konnte, da ich von mehreren Kriegern zu gleich angegriffen wurde.
Ich konnte es noch immer nicht fassen, gar nicht daran denken was gewesen wäre wenn…
Allein der Gedanke daran tat schon weh, was ich so überhaupt nicht verstehen konnte.
Natürlich sie war mir wichtig, aber doch nicht so sehr, dass mich ihr Verlust hart getroffen hätte. Vielleicht bildete ich mir auch nur alles ein und war einfach zu mitgenommen.
Wobei es ja eigentlich eher mein kleines Kätzchen sein musste.
Doch sie hatte nicht im Geringsten so einen Eindruck gemacht.
Oder war das vielleicht alles nur Tarnung von ihr und es ging ihr schlechter, als sie jetzt zugeben wollte?
Ich warf ihr einen Seitenblick zu und sah, wie sie mich die ganze Zeit nachdenklich anstarrte ohne den Blick auch nur ein einziges Mal von mir abzuwenden.
Dieses Mädchen war wirklich etwas Besonderes in jeder Hinsicht war sie es.
Und dafür hätte ich sogar mein Leben gegeben, wenn ihres dafür verschont bliebe.
Abwesend starrte ich nun auf meine Handfläche, an der ein tiefer Schnitt zu sehen war, der noch immer stark blutete, doch das nahm ich kaum noch wahr.
Hauptsache es ging ihr gut. – Alles was zählt, dass sie in Sicherheit war.
Der Boden war schon voller Blut. – Mein Blut und doch interessierte es mich nicht.
‚Es würde ohne hin eine Narbe werden!’, dachte ich müde. ‚Es war nur eine von vielen! Doch wenn diese Narbe das war, was ich in Kauf nehmen musste um sie zu beschützen, dann würde ich das ohne jeglichen Widerspruch hin nehmen und mich glücklich schätzen, dass ich ihr Leben gerettet habe!’
‚Ich habe tatsächlich das Leben eines Menschen gerettet!’, schoss es mir sofort durch den Kopf.
Doch dann erinnerte ich mich daran, dass sie nicht irgendein Mensch war.
‚Nein! Sie war meine Gefährtin. Bis ans Ende der Ewigkeit an mich gebunden. Und sie war auch der Mensch, den ich wirklich zu mögen begann. – Vielleicht sogar irgendwann lernen würde zu lieben, wenn die Zeit dafür gekommen war.
Durch den Kampf hatten wir leider ziemlich viel Zeit verloren und auch einen Verlust gemacht.
Der kleine blonde Krieger Simen ist leider im Kampf gefallen.
Aber es war nicht anders zu erwarten.
Er war einfach noch zu jung und viel zu unerfahren um hier draußen wirklich überleben zu können.
Ich hätte ihn einfach nicht mitnehmen sollen, doch es brachte mir jetzt auch nichts mehr, wenn ich weiter darüber grübelte.
Wir mussten so schnell wie möglich wieder aufbrechen um nicht in Zeitverzug zu kommen.
Doch ich konnte jetzt unmöglich aufbrechen, wenn ich verhindern wollte, dass es noch mehr Verluste gab.
Das Mädchen war noch viel zu sehr geschwächt um eine so lange Reise ohne weitere Probleme durchzustehen.
Wenn ich nicht wollte, dass sie mir weg starb, würde ich diesen einen Tag noch unser Lager hier beziehen und dann in der frühen Morgendämmerung aufbrechen.
Langsam erhob ich mich vom Felsen und sah mich nach Seran um, als ich ihn auch schon nicht weit von mir erblickte.
Mit einem kurzen Zeichen bedeutete ich ihm zu mir zu kommen, was er auch sofort tat.
„Ja Herr?“, fragte er kaum das er vor mir stehen blieb und sich leicht vor mir verbeugte.
„Beseitigt alle Toten und bestattet unseren gefallenen Krieger Simen!“
Ein kurzes Nicken, die Hand aufs Herz und dann entfernte er sich mit eiligen Schritten um den Befehl sofort auszuführen.
Während ich mir das Geschehen noch einmal ansah und die einzelnen Toden Körper betrachtete, kam mir eine einzige Frage auf.
‚Wer war dafür verantwortlich? Wer hatte den Befehl gegeben mich zu töten?’
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Marque jemals so unüberlegt handeln würde, wenn er nicht den Befehl dazu bekam.
Er wusste schon damals, dass er gegen mich nicht die geringste Chance hatte.
Nun war ihm seine Dummheit und sein falscher Stolz zum Verhängnis geworden!
Diese ganzen Toten hätten wirklich nicht sein müssen.
Auch wenn ich ein Krieger war und kalt und gefühllos anderen gegenüber trat, verabscheute ich es dennoch ein solches Blutbart veranstalten zu müssen, nur weil mich irgendjemand tot sehen möchte.
Dabei verstehe ich nicht, was ihm dies bringen würde.
Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten und konnte richtig fühlen, wie das Blut aus der Wunde floss.
Ich sah ausdruckslos zu meiner linken Hand, aus der das Blut jetzt nur so heraus quoll und dann unvermittelt zu Boden tropfte.
Schon einiges an Blut hatte den Boden bedeckt und doch lies ich es einfach weiter fließen, auch wenn es mich allmählich zu schwächen begann und mir ein seltsames Gefühl der Taubheit vermittelte.
Es war ein Beweis dafür, dass ich auch Leben retten konnte und nicht immer welche nahm.
Ich hatte einen wichtigen Menschen gerettet. – Einen Menschen, der mir schon in den wenigen Tagen so viel zu bedeuten schien, dass er wirklich die Schwachstelle meines Verstandes und auch meines Herzens zu sein schien.
Doch dass es wirklich so sein könnte, dass Marque Recht behielt, daran wollte ich gar nicht erst glauben.




Noch immer total benommen und geschockt von dem ganzen Geschehen, dass sich bis eben noch abgespielt hatte, saß ich einfach nur auf dem Boden. - Starr vor Entsetzen.
Alles war so schnell passiert ohne irgendeine Vorwarnung.
Niemand hätte jemals damit rechnen können.
Doch nun wusste ich, warum Kilian es nicht gerne sah, wenn ich mich im widersetzte.
Ich wusste nun, warum der Krieger so kalt und gefühllos auf mich wirkte.
Es war die einzige Chance hier draußen zu überleben.
Nur wer stark war und es auch bleibt, konnte hier in der Wildnis, wie wir Menschen die Welt da draußen bezeichneten, überleben.
Jeder war auf sich allein gestellt und doch hatte Kilian mich beschützt.
Aber warum nur?
Er hätte dabei selber sterben können, wenn es schief gegangen wäre.
Mit einem Blick zu ihm sah ich, dass er mich von weitem beobachtete.
Doch ich reagierte darauf nicht.
Meine einzige Aufmerksamkeit galt seiner Hand, an der dunkelrotes Blut herunter tropfte. – Sein Blut, das er allein meinetwegen vergoss.
Langsam und noch mit leicht wackeligen Beinen stand ich vom Boden auf und ging dann entschlossen auf den dunklen Krieger zu.
‚Kilian hat mir eben wirklich das Leben gerettet!’, dachte ich wieder einmal mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, das jedoch sofort wieder verschwand, denn ich konnte nicht vergessen, was der Krieger mir schon alles angetan hatte, wenn er auch gut zu mir war.
Das alles würde ich nicht mitmachen müssen, wäre er nicht so ein egoistischer Mistkerl.
Und doch musste ich mir eingestehen, wäre er nicht gewesen, dann würde ich schon lange nicht mehr leben.
Mein Leben, sowie es einmal war, gab es nicht mehr und wenn ich ehrlich war, konnte ich es auch nicht vermissen, denn es gab nichts, was mich gehalten hatte.
„Kilian…?“, fragte ich nun vorsichtig und leicht besorgt.
Alle anderen Krieger, die bei ihm waren, sahen mich überrascht und neugierig zu gleich an.
Der dunkle Krieger jedoch zog nur eine Augenbraue hoch und sah mich dabei abwartend an.
Direkt vor ihm blieb ich stehen und sah ihm in seine Augen, ehe ich mich kurz abwandte.
„Pál?“, rief ich den kleinen Krieger zu mir, der nur wenige Meter von mir entfernt stand.
Etwas verwirrt darüber, dass ich ihn gerufen hatte, kam er auf mich zu und blieb leicht geneigt vor mir stehen.
„Was kann ich für euch tun?“, fragte er sofort.
Etwas überrascht darüber, dass er mich gerade gesiezt hatte, weiteten sich meine Augen leicht, doch ich lies mich davon nicht ablenken.
„Habt ihr einen Medizinkoffer hier?“
„Ja!“, antwortete er etwas irritiert von meiner Frage und sah mich dabei merkwürdig an, auch alle anderen Krieger schienen es nicht so richtig zu verstehen.
„Was stehst du dann noch hier rum? Hol ihn her!“, befahl ich und war wieder einmal selbst von mir überrascht.
Hätte nie gedacht, dass ich auch so einen Befehlston drauf haben könnte.
Der dunkle Krieger schien immer mehr auf mich abzufärben und das machte mir Angst.
Der blonde Krieger verschwand ohne Widerworte in einem der Zelte.
Ich wandte mich nun endgültig Kilian zu, der mich noch immer abwartend ansah.
„Nun hast du schon zum zweiten Mal mein Leben gerettet. Ich danke Dir. Es war dumm und verantwortungslos von mir, nicht deinem Rat zu folgen. Ich würde jetzt nicht hier stehen, wenn du nicht da gewesen wärst. Nun möchte ich etwas für dich tun. Würdest du es zulassen?“, flüsterte ich nun scheu.
„Ich verstehe nicht ganz Kleines. Du brauchst dich nicht bei mir zu bedanken. Ich hab es gern getan dich zu retten. Wie oft soll ich es dir noch sagen. Du bedeutest mir sehr viel. Vergiss das nicht. Niemals!“
„Ich war nicht immer sehr nett zu dir Kilian und ich weiß, dass ich dich ungerecht behandelt habe, aber du musst verstehen, dass du mich entführt hast und ich demnach auch deine Gefangene bin. Mir ist aber doch auch klar geworden, dass ich es eigentlich gar nicht bereuen kann hier gelandet zu sein. Ich hab dich irgendwie auf eine seltsam verdrehte weiße doch auch irgendwie gern. Aber auch nur, wenn du mal nicht der befehlshaberische Krieger bist. Bitte lass mich deine Wunde behandeln als kleines Dankeschön für deine Taten!“
„Nein!“, sagte er so plötzlich und wich mir leicht aus. „Ich lasse mich nicht behandeln. Die Wunde wird auch so heilen ohne große Einwirkungen. Und du hast dazu auch noch keinerlei Erfahrungen. Eine Narbe wird ohne hin zurück bleiben!“
Seine Worte taten weh und machten mich zu gleich so rasend vor Wut.
‚Was bildet der Kerl sich eigentlich ein!’, dachte ich zornig. ‚Von wegen ich hab keinerlei Erfahrungen! Dem werde ich es zeigen. Kaum bin ich freundlich, schon werde ich wieder von ihm dumm angemacht!’
„Jetzt hör mir mal gut zu Krieger!“, knurrte ich aufgebracht und drückte ihn mit meiner gesamten Kraft auf den Felsen, der direkt hinter ihm stand und war erstaunt darüber, dass ich es sogar schaffte. „Du hast doch keine Ahnung wie es in meinem früheren Leben ausgesehen hat. Nur zu deiner Information. Ich habe eine Ausbildung als Krankenschwester angefangen und meine Erfahrungen reichen sehr wohl so weit aus um eine solche Wunde behandeln zu können. Und wirst du es jetzt nicht tun, dann wirst du am Ende noch verbluten oder sagen wir eher mal so, dass dein Arm absterben wird wegen mangelnder Blutversorgung!“
Böse funkelte ich ihn aus meinen zusammen gekniffenen Augen an.
Kilian wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Pál auch schon mit einer ledernen Tasche zurück kam auf der ein rötliches Kreuz zu sehen war.
„Ganz ehrlich Krieger du benimmst dich gerade unmöglich. Wie wäre es, wenn du einfach deinen Rand halten würdest und mich meine Arbeit machen lässt!“
„Ich lass doch keine Anfängerin an mir rum hantieren!“, knurrte er nur zurück und sah mich mit fast schwarzen Augen an.
„Ich weiß schon was ich tue. Aber wenn ich dir mal etwas sagen dürfte von Frau zu Mann. Du bist ein miserabler Krieger. Mag sein das du mit deinem Schwert umgehen kannst und dir keiner das Wasser reicht, aber wenn es darum geht eine Wunde zu behandeln, jammerst du rum wie ein kleines Baby!“
Mit großen Augen sahen die anderen Krieger mich an, während Kilian fassungslos da saß und mich einfach nur sprachlos ansah.
Langsam nahm ich Pál die lederne Tasche aus der Hand ohne den dunklen Krieger jedoch aus den Augen zu lassen.
Ich hatte etwas Schwierigkeiten heraus zu finden in welcher Ampulle welches Medikament enthalten war, doch Pál war wie immer freundlich und stand mir zur Seite um mich etwas zu unterstützen in dem was ich tat.
Es dauerte nicht lange, da hatte ich die Wunde auch schon gesäubert, mit Wundsalbe eingecremt und verbunden, obwohl der Schnitt eigentlich genähte werden müsste, doch bis da reichte mein Wissen leider nicht mehr aus.
Daher konnte ich nur hoffen, dass der Schnitt schnell heilte und nicht mehr ganz so stark zu bluten begann.
„War das nun so schlimm gewesen Kilian?“, fragte ich total geschafft und müde, sodass es mir schon schwer fiel mich noch länger auf meinen Beinen zu halten.
„Nein. Ich danke dir Weib“, antwortete er mit weicher, schon fast zärtlicher Stimme.
Langsam beugte er sich zu mir bis ich seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren konnte.
„Danke Kleines“, hörte ich ihn nun an meinem Ohr flüstern und seine Lippen strichen ganz leicht über meine Haut, ehe er mir dann einen sanften Kuss auf die Wange drückte.
Seine Augen blitzten dabei gefährlich auf und fixierten mich, als wollten sie sagen, dass ich ‚Sein’ war und er mich nie wieder gehen lassen wollte.
„Du hast etwas gut bei mir!“
Mir lief ein warmer Schauer den Rücken hinunter und es machte mich total sprachlos, was Kilian mit mir tat, doch ich konnte auch nicht leugnen, dass mir dieser einfache Kuss so gut getan hatte.
Ich hatte eigentlich vor noch etwas dazu zu erwidern, doch ehe ich überhaupt dazu kam, wurde mir plötzlich ganz schwarz vor Augen.
Mein Kopf hämmerte wie verrückt und dann gaben meine Beine auch schon unter mir nach.
Verzweifelt versuchte ich trotz Dunkelheit irgendwo Halt zu finden, doch ich griff ins Leere.
Doch ehe ich richtig zu Boden ging, fiel ich an eine starke Brust.
Und ich wusste, dass es Kilian war.
Müde und ängstlich klammerte ich mich wie eine Ertrinkende den Rettungsring an seinen Oberarmen fest, ehe ich dann auch schon leicht auf die Knie sank und dann noch spürte wie mich seine warmen Arme umschlangen und mich fest hielten.
Alles was ich noch wahr nahm war sein atemberaubender Duft, der es mir immer wieder schwer machte einen klaren Gedanken zu fassen.
Und nun vergas ich sogar für den Augenblick zu atmen.
„Kilian…?“, flüsterte ich total hilflos, denn ich merkte schon jetzt, wie mich bleierne Müdigkeit überkam und mich versuchte zu Boden zu drücken.
Es fiel mir schwer meine Augen noch länger offen zu halten.
„Ich bin so müde..“, erklang meine Stimme kaum hörbar aus meinem Mund. „Hilf mir..!“
Und dann wurde auch schon alles schwarz um mich und ich sank in eine tiefe Bewusstlosigkeit.


Ich hatte ihr eben wirklich einen Kuss gegeben, wenn auch nur auf die Wange.
Und wenn ich ehrlich bin, hatte es wirklich gut getan, dass ich ihr Gesicht am liebsten mit ganz vielen kleinen Küssen versäht hätte.
Doch es schien ihr nicht besonders gut zu gehen, denn wieder einmal brach sie vor meinen Augen zusammen und lies sich sogar in meine Arme fallen, als würde sie mir vollkommen vertrauen.
Aber ob das wirklich so war konnte ich beim besten willen nicht sagen.
Ich hob sie auf meine Arme und sah ihr ins Gesicht.
Sie sah so friedlich aus und hatte selbst jetzt in ihrem bewusstlosen Zustand noch ein kleines Lächeln auf den Lippen, die in diesem Moment so verlockend aussahen.
‚Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn ich sie küssen würde?’, schoss es mir durch den Kopf. ‚Würde es sich genauso gut anfühlen oder würde dieses Gefühl unbeschreiblich sein und an nichts anderes, was ich bis jetzt erlebt habe, heran reichen?’
Ich wusste es nicht, doch es war dumm überhaupt darüber nachzudenken, denn es würde nie einen Kuss geben.
Mein kleines Wildkätzchen würde sich niemals dazu überwinden mich zu küssen oder es zulassen von mir geküsst zu werden.
Sie war so ruhig und stürmisch zu gleich, dass es ein einziger Kampf zwischen ihr und mir werden würde, ehe ich es geschafft habe meine Lippen mit ihren zu vereinen.
Ich konnte dieses Menschenweib einfach nicht für mich gewinnen.
Noch nie hab ich mich für eine Frau interessiert.
Die meisten sind vor mir auf den Knien gekrochen nur damit ich ihnen etwas Beachtung schenkte, doch diese Frau hat es nicht nötig.
Sie war mir auch so aufgefallen und es war wohl Glück, dass sie mir im Wald sozusagen über den Weg gelaufen war, sonst hätte ich sie wohl niemals gefunden.
Aber sie war auch etwas Besonderes. – Sie war eine von uns schon jetzt.
Schließlich schien sie sich schon so zu verwandeln, was eigentlich unmöglich sein müsste.
Und das ließ mich nur darauf schließen, dass sie ein Geheimnis in sich trug, von dem sie selber nichts wusste und von dem ich nur in dem Buch der Legenden etwas erfahren würde.
Zu dumm nur, dass ich nicht sehr weit mit dem lesen dieses Buches gekommen war, da Seran mich unterbrochen hatte.
Ich war kurz davor gewesen das Geheimnis um diese Frau zu lüften.
Aber all das war zurzeit ohne hin unwichtig geworden, denn meine Kleine lag gerade bewusstlos in meinem Arm.
Sie war mit ihren Kräften am Ende, dass konnte ich sehen und das ließ mich nur darauf schließen, das die Verwandlung ihr alle Kraft geraubt hatte.
Langsam und vorsichtig hob ich sie hoch auf meine Arme und trug sie dann in mein Zelt um sie dort wenige Minuten später auf das weiche Bettenlager zu legen.
Es tat mir auf seltsame weise weh sie so zu sehen.
‚Doch was konnte ich tun, damit das endlich aufhörte? Konnte ich überhaupt etwas tun? Oder musste sie da alleine durch?’
Diese Fragen gingen mir immer wieder durch den Kopf, aber ich wusste darauf keine Antwort.
Vielleicht würde mir das Buch der Legenden etwas verraten.
Ich musste das Buch bei der nächsten Gelegenheit wieder zur Hand nehmen.
Dies würde ich am Besten tun, wenn sie erst einmal sicher im Schloss war und ihr auch keine Gefahren drohten.
Aber bis dahin würde es noch dauern, denn ich musste erst einmal mit dem König reden und ihm klar machen, dass es keine Hochzeit mit Viviane von Tempül geben würde.
Für mich gab es nur noch eine Frau und diese Frau hielt ich in diesem Moment in meinen Armen.
Wenn erst einmal jeder wusste, dass sie meins war und sie meine Zukünftige war, dann würde es keiner mehr wagen sie anzurühren, da jeder Angst hatte meinen Zorn auf sich zu ziehen.
Vor allem aber hatte jeder einzelne Katarwox Angst, dass ich vielleicht den legendären Vergil in mir trug, der jede Vorstellung von Macht übertreffen würde.
Ich blickte nun auf mein kleines Wildkätzchen hinunter und strich ihr führsorglich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und strich ihr zärtlich mit meinen Fingerspitzen über die Wange und dann fuhr ich ihr mit einer kaum merklichen Bewegung meines Daumens über die Unterlippe, ehe ich sie dann zudeckte.
Langsam erhob ich mich und verließ mit schnellen Schritten das Zelt, ehe ich noch auf dumme Gedanken kam und sie küsste.
„Herr wie geht es dem Mädchen?“, hörte ich Pál neben mir fragen.
„Sie ist erschöpft, aber es geht ihr soweit gut. Sie ist nicht verletzt, aber wir werden hier rasten müssen, bis sie wieder einigermaßen zu Kräften gekommen ist. Sagt den Kriegern, jene die noch bei Kräften sind, dass sie Wache halten sollten und alle anderen sich ausruhen sollten. Es war schließlich ein harter Kampf gewesen, der einem von uns auch das Leben gekostet hat!“
„Ja Herr!“, entgegnete der Krieger gehorsam, schlug mit der Faust gegen seine Brust und verschwand dann kurze Zeit später hinter dem Zelt.
Hinter mir vernahm ich ein leises Stöhnen, dass sich so qualvoll anhörte, dass ich ohne lange zu überlegen mit einer viel zu schnellen Bewegung bei dem Mädchen war und mich neben ihr nieder kniete.
Besorgt legte ich meine Hand auf ihre Stirn um zu sehen ob sie Fieber hatte.
Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass ihre Stirn leicht erhitzt war und sie schon regelrecht zu glühen begann.
Schweiß lief ihr langsam an der Schläfe hinab.
‚Das hatte mir jetzt auch noch gefehlt!’, dachte ich verärgert und zu gleich in Sorge um sie.
Wir würden wohl ein paar Tage länger hier rasten müssen, da ich sie schlecht mit Fieber mitnehmen konnte.
Ihr Körper würde diese Belastung in dem jetzigen Zustand nur schwer mitmachen.
Es ging meiner Kleinen schlecht und ich konnte nichts tun, als hilflos dabei zu zusehen.
„Mein kleines Wildkätzchen du musst jetzt tapfer sein“, flüsterte ich ihr leise ins Ohr. „Ich weiß dass du stark genug bist um es durch zu stehen!“
Ich musste daran denken, wie sie sich nun in den beiden Tagen durchgebissen hatte.
Von niemanden hatte sie sich etwas sagen lassen.
Und schon gar nicht von mir!
Bei dem Gedanken fing ich an zu schmunzeln.
Es war ein ständiger Kampf zwischen ihr und mir, der mich so sehr amüsierte, dass ich nicht einmal böse sein konnte, dass sie mir nicht gehorchte.
Wenn ich jedoch ehrlich war, gefiel es mir, wie sie sich mit widersetzte.
Dies zeigte mir nur umso mehr, dass sie eine starke Frau war. – Ein Frau, die sich nicht so leicht unterkriegen lässt.
Sie ließ sich von niemandem etwas sagen und wenn es sein musste, ließ sie sich selbst auf einen Kampf ein, den sie jedoch nicht gewinnen konnte.
Ihre Kräfte reichten dafür nicht aus.
Es war mutig von ihr gewesen sich mit Faux angelegt zu haben und es war auch der einzige Weg gewesen nicht getötet zu werden.
‚Wie hatte ich nur so dumm sein können und Faux vertrauen können, obwohl ich wusste, dass er nicht lange bei uns gewesen war!’, fragte ich mich nun selbst. ‚Er hatte sich schließlich auch geweigert mir zu sagen wo er ursprünglich her kam!’
Aber jetzt noch daran denken, würde mir nicht weiterhelfen.
Es war falsch zurück in die Vergangenheit zu gehen, wenn man die Gegenwart nicht ungeschehen machen kann.
Jetzt war ohne hin etwas anderes wichtiger.
Ich sollte mich nun ausruhen, damit wir bald wieder aufbrechen konnten.
Vorsichtig ließ ich mich neben meinem kleinen Wildkätzchen nieder und legte schützend einen Arm um ihren zarten Körper.
Und dann schlief ich auch schon wenige Augenblicke später ein, mit dem Wissen, dass mein Kätzchen sicher neben mir lag.




Langsam und doch noch ziemlich müde kam ich wieder zu mir, doch irgendetwas war seltsam daran.
Ich fühlte mich so unglaublich komisch. – So geschwächt und träge.
Mein Körper schien mir nicht länger zu gehorchen.
Mein Kopf dröhnte wie verrückt, sodass es mir schwer fiel einen klaren Gedanken zu fassen und mich wieder an das zu erinnern, was mit mir geschehen war.
Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn, denn ich konnte fühlen wie sie mir langsam die Wangen hinab liefen, während immer wieder etwas kühles sich auf meine erhitzte Haut legte.
Doch was es war, dass konnte ich einfach nicht sagen.
Mühsam versuchte ich meine Erinnerungen zurück zu erlangen, doch da war nichts als Schwärze, sowie verschwommene, leicht verzerrte Bilder.
Je mehr ich mich anstrengte mich wieder zu erinnern, umso schmerzhafter wurde es für mich, als auch schon plötzlich heftige Krämpfe meinen Körper durchzuckten und mir das Gefühl gaben in diesem Augenblick sterben zu müssen.
Ich zitterte wie verrückt und mein Körper fühlte sich einfach so verdammt schwer an, als wären meine Knochen alle samt aus Blei.
Es ging mir so elendig, was sicher auch daran lag, dass ich von Innen heraus regelrecht verbrannte und noch nicht einmal etwas dagegen machen konnte.
‚Was war nur los mit mir? Wurde ich jetzt etwa auch noch krank?’
Ich hörte ganz dicht an meinem Ohr, wie Wasser immer wieder ausgerungen wurde, ehe sich dann etwas Kühles auf meine Stirn legte, das sich für den kurzen Augenblick sogar angenehm anfühlte.
Langsam versuchte ich meine Augen zu öffnen, doch es war, als wären meine Augenlider zusammen geklebt.
Plötzlich überkam mich ein stechender Schmerz, der durch meinen gesamten Körper fuhr und mich gequält aufkeuchen ließ.
Stöhnend drehte ich mich auf die Seite, auch wenn es so unglaublich mühsam und Kräfte aufreibend war und kniff meine Augen dabei fest zusammen.
Der Schmerz sollte endlich aufhören!
Ich wollte nicht mehr länger das alles ertragen müssen.
Da überkam mich eine seltsame Übelkeit, die meinen Magen unangenehm zusammen ziehen und mich augenblicklich verkrampfen ließ.
Immer wieder fing ich an zu würgen, doch nichts weiter geschah.
Es gab nichts, was schwer in meinem Magen lag und doch wollte es einfach nicht aufhören.
Das atmen fiel mir schwer und ein dicker Kloß saß in meiner Kehle, der mich nur mühsam schlucken ließ.
Raue, warme Finger strichen mir zärtlich über die Wange und eine dunkle Präsenz kniete sich neben mir nieder und ich wusste, dass es Kilian war, der dunkle und doch sinnliche Katarwoxkrieger.
Ich wollte so sehr meine Augen öffnen und ihn ansehen.
Ihm sagen, dass er mir helfen soll, mir diese verdammten Schmerzen einfach nehmen soll.
Doch ich konnte nicht, so sehr ich auch dagegen ankämpfte.
Sein Duft nach Wald, Minze und einem Hauch von Kifferzapfen umfing mich, ließ meinen Körper etwas entspannen, wenn auch nicht vollkommen.
„Hilf mir…“, flüsterte ich leise und streckte mein Hand nach ihm aus, als ich auch schon sein weiches Fell unter meinen Fingern spürte. „Mach das es aufhört…!“
Ein Keuchen entrang sich wieder einmal meiner Kehle und dann fiel meine Hand schlaf zu Boden, während meine Kräfte immer mehr schwanden.
„Ich kann dir nicht helfen meine Kleine, denn wenn ich es tue, dann wirst du mich für immer hassen! Du wirst mich dafür verachten, was ich dir angetan habe!“
„Bitte Kilian!“, flehte ich ihn mit zittriger Stimme an. „Bitte… ich… ich will nicht sterben!“
„Der einzige Weg um dir die Schmerzen und das Leid zu nehmen ist, wenn du nur ein kleines bisschen meines Blutes trinkst. Es muss nicht viel sein. Schon allein ein Tropfen davon würde ausreichen, doch das Problem ist damit binde ich dich dann auch ein kleines Stück an mich!“
„Das ist mir egal! Wenn ich dir wirklich etwas bedeuten würde, dann wäre es dir nur recht. Bitte lass mich nicht sterben! Ich… ich weiß… ich war nicht immer… nicht immer gut… gut… zu… zu dir… aber ich… ich hab… es… es nie… so gemeint“, sagte ich mit brüchiger Stimme und das schlucken fiel mir immer schwerer.
Etwas Metallisches lief an meinem Mundwinkel hinab und tropfte leise zu Boden.
Ich wusste sofort, dass es nur mein Blut sein konnte.
Mir wurde ganz schwindelig, trotz dass meine Augen noch immer fest geschlossen waren und ich mich so überhaupt nicht bewegen konnte.
Schwer konnte ich mich nur noch wach halten, während das Blut immer weiter tropfte.
Ich konnte das Blut selbst in meinen Ohren durch meine Adern rauschen hören.
Mein Herz raste, pumpte wie verrückt das Blut.
„Ich werde es tun, aber nur weil du mir sonst dahin sterben wirst. Der Kampf mit Faux muss dir innere Verletzungen zugezogen haben. Ich hatte wirklich geglaubt, dass du dich wieder erholen würdest, wenn du erst einmal genug Zeit dafür bekommen würdest. Aber ich hatte mich wohl getäuscht!“
Noch einmal fuhr er mir mit seinen nun kühlen Fingerspitzen über die Wange, als ich hörte wie er etwas aus der Scheide zog, den dieses singende Geräusch erklang, dass nur dann zu hören war, wenn Eisen über etwas hartes schabte.
„Ich werde dich von dem Schmerz befreien und dich vor dem Tod bewaren. Ich habe dir gesagt, dass du wichtig bist und ich werde dich auch immer beschützen. Selbst wenn ich sterben sollte, denn ich hab dich verdammt gern. Du bist die erste Frau, die es wirklich geschafft hat mich nicht zu langweilen, sondern mich sogar amüsant zu unterhalten!“
Und damit drückte er mir etwas Feuchtes gegen die Lippen.
„Trink!“, befahl er mir rauer, erregter Stimme.
Ich gehorchte nur langsam, da ich einfach zu müde war um noch wirklich irgendetwas zu realisieren.
Schwerfällig saugte ich an seinem Arm, ließ sein Blut meine Kehle hinab fließen, ehe ich dann nach kurzer Zeit zusammen sackte.
Doch ich merkte schon jetzt, die Schmerzen verschwanden langsam und mein Körper fing an sich vollkommen zu entspannen und dann schlief ich auch schön erschöpft auf dem Bettenlager ein.

Impressum

Texte: copyright by cassedy
Tag der Veröffentlichung: 01.02.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch witme ich meinen treuen und sehr fleißigen Lesern und jene denen meine Bücher so gefallen, dass sie nie genug davon kriegen können

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