Entführt und verschleppt
in eine andere Welt
Böses Erwachen
Es war eine lange Nacht, so kam es mir jedenfalls vor.
Mein Körper fühlte sich noch immer ziemlich geschwächt an und mein Schädel brummte wie ein Motorboot, als ich an diesem Morgen erwachte.
Ich blieb noch eine kurze Zeit so liegen und wollte die Stille genießen, die den Raum erfüllte, indem ich letzte Nacht untergebracht wurde.
Pál, der kleine blonde Krieger, hatte sich gut um mich gekümmert und war immer stets freundlich geblieben, egal wie sehr ich ihn auch angegiftet hatte.
'War es deshalb so gewesen, weil er nicht den Zorn seines Anführers auf sich lenken wollte, der mich aus einem mir unerklärlichen Grund in Schutz nahm?'
Eigentlich konnte es mir ja total egal sein, denn ich wollte ohne hin nicht daran denken.
Ich wollte alles verdrängen, was mich an diesen dunklen Grobian erinnerte.
'Warum hatte er ausgerechnet mich entführen müssen? Warum konnte es nicht irgendeine andere Tussi erwischen, die dies alles entzückt hinnehmen würde, nur weil ihr Entführer gut aussah und zum anbeißen war?'
Sauer darüber, in was für einer Lage ich doch steckte, biss ich die Zähne fest aufeinander und ballte meine Hände zu Fäusten.
Dieser dämliche Krieger würde mich noch kennen lernen und konnte sich dann richtig warm anziehen, denn ich war wütend. - Sehr wütend.
Ich war zwar nie ein Mädchen gewesen, dass ihre Meinung so prompt von sich gab und sich zu Wehr setzte, sondern eher schüchtern inne hielt, aber das war nun vorbei.
Es war eindeutig zu viel, was der Krieger sich nun schon geleistet hatte.
Niemals würde ich es mir noch länger gefallen lassen, wenn man sich über mich hinweg setzte und mich nicht einmal nach meiner Meinung fragen konnte.
Mich hatte man nicht gefragt, ob ich überhaupt mit kommen wollte.
Nein, stattdessen hatte man mich ja viel lieber entführt!
Dieser verfluchte Krieger hatte tatsächlich diese Frechheit gehabt mich einfach wie sein Eigentum mit zu nehmen.
Er hielt mich sogar dafür und glaubte allen ernstes, dass er mit mir machen konnte, was ihm gerade eben mal so in den Kram passte.
'Oh du verdammter Mistkerl, wie ich dich doch hasse!', fluchte ich im stillen und wollte am liebsten nie mehr meine Augen öffnen.
Aber ich wusste, dass das leider nicht gehen würde.
So einfach würde er es mir nicht machen.
Er würde mich quälen, bis ich irgendwann von selbst kapituliere und mich füge.
Doch das konnte ich unmöglich zu lassen!
Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich zusammen zuckte, als mir jemand so plötzlich zärtlich über die Wange strich.
Das konnte kein gutes Zeichen sein, denn ich wusste, was das heißen würde.
‚Er war hier!’, dachte ich schon fast panisch. ‚Er war hier in meinem Bett!’
Mein Körper zitterte ganz leicht vor Aufregung, als es mir so deutlich bewusst wurde.
Als ich begriff, dass ich mit meiner gottverdammten Vermutung recht hatte.
'Ach du heilige Scheiße!', dachte ich schockiert und konnte nicht leugnen, dass mir der Gedanke irgendwie gefiel.
Ein Teil meines Körpers sehnte sich nach diesem dunklen Krieger mit dem schwarzen Haar und den so tiefen dunklen Augen, die mich immer mir einer so extremen Intensität ansahen, dass ich am liebsten dahin schmelzen würde.
Er hatte etwas liebevolles an sich, dass mich doch etwas beunruhigte.
Schließlich war er mein Entführer und wollte mich versklaven, also warum bitte sollte er sich für mich auf eine andere Weise interessieren.
Ich denke wenn die Gesetze hier so waren wie damals im Mittelalter, dann durfte eine Sklavin niemals etwas mit einem hoch angesehenen Krieger anfangen.
Als mir das klar wurde, konnte ich nicht glauben, dass es mich tatsächlich traurig machte und ich etwas gekränkt war.
'Irgendetwas stimmte nicht mit mir! Niemals hätte ich im Traum daran gedacht einmal so von diesem Krieger zu denken!'
Aber ich konnte auch nicht leugnen, dass er doch etwas liebevolles und zärtliches an sich hatte. - Immerhin waren seine Berührungen an meiner Wange nur ein Hauch von Sanftheit.
Ich drehte mich leicht zur Seite, als ich einen neuen Geruch wahr nahm, der mir schon so vertraut vorkam, dass ich selber ganz leicht die Augenbraue nach oben zog, die Augen jedoch weiterhin geschlossen hielt.
Sein herber Geruch nach Erde, Minze und dem leichten Schimmer Kieferzapfen stieg mir in die Nase und da gab es wirklich kein Zweifel mehr.
Der Mistkerl lag tatsächlich neben mir und hatte auch noch die Frechheit mich zu berühren, während ich ahnungslos geschlafen hatte.
Das machte mich so wütend, dass ich verärgert schnaubte.
Ich würde ihm noch etwas erzählen.
Dieser Idiot kennt wohl keine Privatsphäre.
Einen kleinen Moment wäre ich wirklich mal gerne für mich gewesen.
Aber das verstand dieser Kerl wohl nicht so ganz.
Langsam öffnete ich meine Augen, da ich nicht wissen wollte, was gleich auf mich zukommen würde.
Ich hatte Angst davor die Augen zu öffnen und doch tat ich es, nur um im nächsten Moment in zwei dunkelblaue, leicht silbrige Augen zu blicken, die mich an seine erinnerten.
Mit einem Schrei und vor Schreck geweitete Augen fuhr ich aus dem Bett hoch und krachte prompt mit meinem Kopf gegen seinen.
Es hatte mir einen solchen Schock versetzt in seine Augen zu blicken, da ich eigentlich gehofft hatte mir doch nur alles einzubilden. - Gehofft hatte, dass das alles nur ein schrecklicher Albtraum gewesen ist und er jetzt nicht hier war.
Doch ich hatte mich leider wieder einmal geirrt.
Stöhnend ließ ich mich wieder zurück ins Bett fallen und hielt mir meinen schmerzenden Kopf mit beiden Händen.
Das hatte die Kopfschmerzen nicht gerade erleichtert.
Und außerdem was machte er in diesem verdammten Bett neben mir?
„Was zur Hölle machst du hier eigentlich du verdammter Mistkerl? Ist man denn niemals und nirgendwo vor dir sicher?“, fragte ich böse und versuchte ihn mit meinem finsteren Blick zu töten.
„Nur damit hier jetzt keine Missverständnisse auftreten, sage ich es dir gleich. Dies ist immer noch mein Zimmer, sowie mein Bett in dem ich dich hab schlafen lassen Kleines. Also würde ich mich hier an deiner Stelle nicht anfangen zu beschweren!“
„Das kann ja jetzt wohl nicht wahr sein. Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass ich begeistert davon bin neben dir aufzuwachen!“, knurrte ich aufgebracht und stützte mich auf meine Ellenbogen ab, um ihn besser ansehen zu können. „Was glaubst du eigentlich wer ich bin. Kannst du mich nicht nur ein einziges Mal alleine lassen. Es ist schon schlimm genug das du verdammter Barbar mich entführt hast, dann lass mir doch wenigstens ein paar Minuten für mich. Ist das denn zu viel verlangt!“
„Ich vertraue dir in diesen Punkten aber nicht. Wenn ich dich wirklich alleine lassen würde, dann wirst du ganz sicher nicht hier bleiben und brav darauf warten das ich zurück komme Weib. Du würdest dich aus dem Staub machen!“
'Wie recht er doch hat!', dachte ich sarkastisch und blickte ihn hasserfüllt und zornig an.
„Du wirst aber sowieso nicht von hier weg kommen, denn du hast nicht den Schlüssel um das Portal in deine Welt öffnen zu können!“
„Ach nein?“
„Nein. In der Hinsicht musst du mir wohl leider Recht geben Kleine.“
„Arschloch!“, fluchte ich stattdessen und sprang aufgebracht aus dem Bett. „Du bist ein verdammter Mistkerl.“
„Schlafend hast du mir eindeutig besser gefallen“, erwiderte er ungerührt und schenkte mir ein fieses Lächeln.
„Oh du...“, kreischte ich los und stürzte mich auf ihn. „Wie kannst du es nur wagen deine schmierigen Hände an mich zulegen während ich geschlafen habe!“
Ich versuchte mit meinen langen Fingernägeln sein Gesicht zu zerkratzen.
Nein! Viel lieber versuchte ich dem Mistkerl seine Augen auszukratzen.
Er hatte es nicht anders verdient!
Wie sauer ich doch auf ihn war und wie sehr ich ihn hasste.
Eigentlich hatte er keine Gefühle verdient. - Nicht einmal Hass.
Aber ich konnte nun einmal nicht anders, als ihm meine ganze Verachtung zu schenken und den Hass entgegen zu bringen, den er verdient hat.
„Du verdammter Mistkerl ich kratz dir die Augen aus!“, knurrte ich wie ein wild gewordenes Tier und trat mit Füßen nach ihm, während ich meine Finger etwas krümmte um ihm so leichter Wunden zuzufügen.
Denn ich hatte es satt. - Satt mir von diesem Krieger sagen zu lassen, wie mein Leben ab sofort ablaufen würde.
Es war schließlich mein Leben und Seins.
„Beruhige dich wieder Kätzchen“, sagte er sanft und irgendwie auch amüsiert, was mich nur noch mehr zum kochen brachte.
Er versuchte meinen Händen und Füßen so gut es ihm gelang auszuweichen und sie fest zu halten, doch ich ließ ihm keine Chance.
Ich war einfach zu aufgebracht, als mich so einfach wieder zu beruhigen.
Da öffnete sich plötzlich die Zimmer Tür, was den dunklen Krieger scheinbar etwas abzulenken schien, sodass er meinen nächsten Schlag nicht kommen sah.
Mit Wucht traf ihn mein Schlag an der Wange und hinterließ dort drei blutige Kratzer.
„Was ist hier los?“, fragten Seran, Clemens und Pál gleichzeitig und sahen von ihrem Anführer zu mir und dann wieder zurück.
Ihre Augen weiteten sich, als sie die Blutkratzer auf seiner Wange sahen.
Eigentlich wäre das ja mein Stichwort gewesen um aufzuhören und mich wieder zu beruhigen.
Doch ich hatte mich schon die ganze Zeit über beherrschen müssen, nicht auszurasten und mich auf diesen Mistkerl von Krieger zu stürzen.
Nun konnte ich es ihm heimzahlen, was er mir angetan hat, auch wenn er mich soweit immer gut behandelt hatte. - Sprich mir kein Leid zugefügt hatte.
Nein! Er hatte mich eher vor allen anderen Kriegern, die ihm untergeben waren, beschützt.
„Herr, was ist geschehen?“, fragte Pál, obwohl er sich schon denken konnte, was passiert ist.
„Das kleine Kätzchen hat nur eben die Krallen ausgefahren. Nicht war Kleines?“, fragte er an mich gewandt und begrub mich jetzt unter sich, da es die einzige Möglichkeit war, mich bewegungsunfähig zu machen.
„Geh runter von mir!“, fauchte ich böse und wand mich unter ihm, doch er war eindeutig zu schwer, als das ich ihn hätte von mir schieben können.
„Lass mich los Krieger oder es wird dir noch leid tun!“
„Na komm Wildkatze. Wir wissen doch beide, dass du mir nichts anhaben kannst!“
Die drei Krater schimmerten in einem hellen Rot und Blut lief langsam aus ihnen an seiner Wange hinab, doch er schien es nicht so richtig wahr zu nehmen.
„Das werden wir ja noch sehen Krieger. Es scheint dir noch gar nicht aufgefallen zu sein, dass ich dich gekratzt habe. Beim ersten Mal war es nur deine Wange, aber beim nächsten Mal kratze ich dir mit Vergnügen die Augen aus.“
„Du kannst es gerne versuchen Wildkatze, aber du wirst es nicht schaffen.“
„Nenn mich nicht so!“, knurrte ich sauer. „Und deine eingebildete, arrogante Art geht mir auf die Nerven. Und jetzt geh endlich runter von mir!“
Dieser Mistkerl fing an mich noch mehr zu reizen, als ich ohne hin schon bin.
Es war wohl eine art Spiel, das zwischen uns beiden begonnen hatte.
Doch wie lange würde es noch so bleiben, bis aus einem Spiel ernst wurde?
„Na wird es bald oder muss ich nachhelfen?“, fragte ich böse und zwischen zusammen gebissenen Zähnen.
Meine Augen waren zu kleinen Schlitzen zusammengekniffen und musterten ihn düster.
'Warum musste dieser Kerl nur so gut aussehen? Konnte er nicht weniger attraktiv für mich wirken? Es wäre eindeutig besser für mich, wenn mein Entführer nicht so eine starke Anziehungskraft auf mich verübte!'
„Was ist nun Krieger?“, fragte ich schon sichtlich genervt, da er noch immer keine Anstalten machte mich von seinem Gewicht zu befreien.
Denn es wurde auf die Dauer unangenehm, da er nicht gerade leicht war, sondern schon so einiges auf die Wage bringen würde.
Ich fragte mich, ob er wohl so etwas wie eine Wage kannte.
Schließlich sah hier alles wie im Mittelalter aus.
Selbst das Bett auf dem Ich lag, hatte irgendwie etwas altertümliches.
Es war aus altem, sehr dunklen Eichenholz, mit kleinen Verzierungen am Kopfteil und dazu eine sachte, kaum aufwändige Bettdecke, sowie Kopfkissen.
Und doch, obwohl es so schlicht war, war es sehr bequem und ich konnte mich sofort daran gewöhnen.
Aber ich wollte hier weg.
Das war einfach nicht meine Welt.
Ich gehörte hier nicht hin.
„Hast du dich wieder beruhigt und wirst ein liebes Kätzchen sein?“, fragte er und zog dabei eine Augenbraue hoch.
„Ja, wenn es unbedingt sein muss! Aber denk ja nicht, dass ich es dir ab sofort leichter machen werde. Ich werde dir dein Leben zur Hölle machen. Darauf kannst du dich verlassen Arschloch!“, erwiderte ich bissig und stand, nachdem er sich endlich von mir erhob, vom Bett auf um ins Badezimmer zu gelangen, dass sich gegenüber vom Bett befinden musste, denn es war die einzige Tür, die noch aus dem Raum führte.
Es gab schließlich nur zwei Türen und durch eine davon kamen die drei Katarwoxkrieger.
Ich hoffte nur, dass das Badezimmer auch ein Fenster hatte durch das ich vielleicht entkommen konnte, wenn es mir überhaupt gestattet wurde mich alleine frisch zu machen.
„Wo willst du hin Weib?“, fragte mich der dunkle Krieger kühl.
„Wo soll ich schon hin wollen? Ins Badezimmer natürlich. Darf ich mich etwa nicht mehr frisch machen?“, fragte ich sarkastisch und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Netter Versuch Weib. Wir wissen doch alle, dass versuchen wirst durch das Fenster im Badezimmer zu entkommen. Ich weiß zwar nicht, woher du weißt, dass in dem Zimmer dein Fluchtweg liegt, aber denk gar nicht erst daran. Du wirst schön hier bleiben!“, knurrte er gespielt ernst, obwohl es ihn wohl doch erstaunte, auf was für Einfälle ich doch kam und wie stur und hartnäckig ich sein konnte.
Ich sah die Bewunderung in seinen Augen und musste vor Überraschung den Kopf schütteln.
„Aber warum darf ich mich jetzt nicht mehr waschen gehen? Ich laufe seit ganzen zwei Tagen in diesen Sachen herum. Ich bin dreckig und ich stinke fürchterlich. Warum kannst du das nicht verstehen Krieger?“
„Das hast du dir selber zu zuschreiben Weib. Würdest du nicht ständig versuchen davon zu laufen, dann würde ich mich vielleicht umstimmen lassen, so aber nicht!“
„Dann komm doch mit, wenn du solche Angst hast!“, konterte ich und war gleich darauf geschockt von mir selbst.
Nach Luft schnappend hielt ich mir die Hand vor den Mund, so als würde ich somit die Wörter wieder rückgängig machen können.
Ich wusste nicht, was eigentlich in mich gefahren ist, ihm so eine Einladung zu geben.
Es passte überhaupt nicht zu mir.
Dieser Mistkerl sollte bloß weg von mir bleiben!
„Ein wirklich reizendes Angebot Weib, aber so leid es mir auch tut, ich muss ablehnen. Hab noch etwas wichtiges mit meinen Kriegern zu bereden. Aber ich werde dir ein oder zwei Sklavinnen her schicken, die dich sicher gerne betreuen werden!“
„Ich will keine Sklavinnen an meiner Seite haben. Du spinnst ja wohl Krieger. Schließlich bin ich selbst eine Sklavin und deine Gefangene dazu. Warum sollte ich es also zulassen?“, herrschte ich ihm in einem kalten Ton an.
„Du hast nun einmal keine andere Wahl. Ja, du bist meine Gefangene, doch du bist nicht meine Sklavin. Es mag vielleicht am Anfang so gewesen sein. Aber ich hab es mir mittlerweile anders überlegt. Mach es dir doch während meiner Abwesenheit bequem. Es wird sicher nicht lange dauern.“
„Wage es nicht dich jetzt aus dem Staub zu machen Krieger. Es wird dir sonst leid tun!“, knurrte ich und ging entschlossen auf ihn zu. „Zuerst entführst du mich und am Ende lässt du mich also in irgendeinem verlassenen Zimmer alleine. Warum tust du das mit mir? Warum musste ich es sein, die du haben willst?“
„Nenn mich doch Kilian Süße“, erwiderte er stattdessen ruhig und total ungerührt von meinem Wutausbruch.
„Beantworte mir meine Frage Arschloch?“, knurrte ich ohne auch nur daran zu denken, es nicht einmal in Erwägung zu ziehen diesen Namen auszusprechen.
Ich wartete auf eine Antwort mit der er sich sichtlich Zeit ließ.
„Nun ich warte!“
„Ich werde dich schon nicht ganz allein im Zimmer zurück lassen. Pál wird hier bleiben und ein Auge auf dich haben!“
Mein Blick huschte sofort zu dem kleinen blond haarigen Krieger, der mich mit einem freundlichen Lächeln bedachte.
Das konnte ja wieder heiter werden, da mir seine Art doch etwas zu schaffen machte.
Er war einfach zu freundlich für einen Krieger, daher musste ich mich in Acht nehmen, nicht so dass ich es noch bereuen werde, wenn ich ihm zu sehr vertraue.
„Aber du wirst mich trotzdem alleine lassen! Es ist ein wirklicher Trost, dass du einen anderen Krieger bei mir lässt“, erwiderte ich sarkastisch. „Dann muss ich zumindest dein Anblick nicht länger ertragen!“
Ich drehte mich weg und stolzierte langsam auf die Badezimmertür zu, von der ich unbewusst weggegangen war, weil ich zu sehr mit dem Krieger gestritten hatte.
Und obwohl ich es mir nicht eingestehen wollte, genoss ich es doch irgendwie mich gegen ihn aufzulehnen und mit ihm wegen jeder Kleinigkeit zu streiten.
In meinem alten Leben hätte ich es nie getan.
Um ehrlich zu sein, wusste ich bis vor kurzem noch nicht einmal, dass diese Seite in mir existierte oder das ich jemals meine Meinung so offen preis geben würde.
Ich sagte oft das, was ich dachte.
Es war beängstigend und doch wusste ich, dass mein anderes Ich irgendwie besser zu mir passte. - Ich wollte nicht länger das schüchterne Mädchen sein, dass sich alles gefallen lassen musste.
Bei dem Gedanken musste ich unweigerlich an Dorian denken und ballte meine Hände zu Fäusten um den Zorn an ihn zu unterdrücken.
Wie sehr ich diesen Kerl doch hasste. - Noch mehr als meinen vermeidlichen Entführer, denn dieser war nicht annähernd so aufdringlich und besitzergreifend.
Mein altes Leben war ohne hin vorbei.
Ich wusste nur zu gut, dass ich nie wieder zurück konnte, denn Kilian würde mich niemals gehen lassen.
Als ich seinen Namen in Gedanken aussprach liefen mir warme und wohlige Schauer den Rücken hinunter und verursachten mir ein leichtes Kribbeln in der Magengegend.
„Kann ich dich alleine lassen Kleines?“, fragte der Kilian und seine Stimme war so nah, dass ich schon dachte, dass er neben mir stehen würde.
Doch ich musst zu meinem Bedauern feststellen, dass er an der Tür verharrte und mich fragend und leicht besorgt ansah.
„Ja. Ich werde schon zurecht kommen. Und wenn nicht, dann ist Pál ja auch noch da. Du kannst also beruhigt den Raum verlassen!“, antwortete ich mit kühler und beherrschter Stimme, die irgendwie weit weg war.
Mir war elendig zu mute und am liebsten würde ich weinen und meinen Kummer frei lassen, aber das konnte ich unmöglich tun.
Ich musste jetzt stark sein.
Es war dumm über sein früheres Leben zu trauern.
Irgendwann würde ich ohne hin vergessen haben, wie es einmal auf der Erde gewesen ist.
Aber was ich niemals vergessen werde ist, dass ich eine Familie gehabt hatte, die mich liebte.
Und doch hatte mir im Leben wirklich etwas gefehlt, jedoch war es unwahrscheinlich, dass ich es hier finden würde.
Ich sehnte mich nach Liebe. - Danach mich jemandem hinzugeben, ihm mein Herz zu schenken ohne es jemals bereuen zu müssen.
Aber das war so gut wie unmöglich.
Es hörte sich irgendwie nach der wahren Liebe an. - Nach der ewigen und einzigen Liebe.
„Worauf wartest du noch?“, fragte ich ihn ohne mich umzudrehen, als ich merkte, dass er noch immer an der selben Stelle stand und mich von hinten musterte.
„Du sollst noch eins wissen. Ich habe mich deshalb für dich entschieden, weil du etwas ganz besonderes für mich bist. Etwas, was es so nie wieder geben wird!“, hörte ich den dunklen Krieger noch sagen, ehe er den Raum verließ ohne mir überhaupt die Chance gegeben zu haben etwas darauf zu erwidern.
Meine Augen hatten sich nur vor Unglauben geweitet, doch ich war unfähig gewesen überhaupt etwas darauf zu erwidern.
Seine Worte hatten mich überrascht und zum ersten Mal sprachlos gemacht.
Die Tür fiel nach kurzer Zeit ins Schloss und ich wusste, dass ich nun mit Pál alleine war.
„Du scheinst unseren Herrn wohl nicht besonders zu mögen!“
„Nein. Ich hasse ihn um genau zu sein. Er hat mir mein Leben gestohlen. Kilian verdient es nicht gemocht zu werden. Dieser Krieger ist das schlimmste, was mir in meinem Leben je passieren konnte!“, erwiderte ich wütend und rauschte ins Badezimmer, ehe ich mit einem lauten Knall die Tür hinter mir zuschlug.
'Pah. Das ich nicht lache. Dieser Krieger und ich würden niemals in irgendeiner weise miteinander klar kommen. Wir waren zu verschieden. Es war einfach unmöglich Kilian zu mögen.
„Dir ist schon klar, dass du in gerade mit seinem Vornamen angesprochen hast?“, fragte der kleine Krieger mich durch die verschlossene Tür hindurch.
„Ja und? Was ist schon dabei? Ist das etwa verboten?“, fragte ich schnippisch.
„Nein. Aber außer dir und seinem Vater, darf ihn niemand so nennen. Du weißt also was das heißt oder?“
Bei der Frage musste ich schwer schlucken.
'Das konnte doch nicht war sein!', dachte ich verzweifelt und raufte mir nervös die Haare.
'Er hatte mich wirklich gern!', schoss es mir durch den Kopf und jagte mir einen warmen Schauer durch den Körper ohne das ich es verhindern konnte.
Denn obwohl ich es mir selber nicht eingestand, war da etwas in mir, dass diesen Neandertaler mochte.
Nicht umsonst hatte ich ihn bei seinem Namen genannt und mir war auch irgendwie bewusst gewesen, dass es nicht jeder durfte.
Ich schüttelte diese Gedanken ab und schellte mich langsam aus den dreckigen Sachen.
Sie war wirklich wie ein wildes Kätzchen, das jetzt sogar die Krallen nach mir ausgestreckt hatte und mich zu meiner Überraschung sogar an der Wange getroffen hat.
Aber da meine Wunden schnell heilten und mich eigentlich so gut wie nichts töten konnte, war es nicht weiter schlimm.
Nur allein ein Wesen unserer Welt oder eine unserer Waffen konnte uns Katarwoxkrieger in die Knie zwingen oder gar töten.
Daher mussten wir immer gut aufpassen, dass die Waffen nie in falsche Hände gerieten.
Das Gift, dass sich an der Waffe befand war das wirklich tödliche für uns, da es verhinderte das unsere Wunden wieder heilten.
Aber es war auch erst dann tödlich, wenn eine empfindliche Stelle unseres Körpers getroffen wurde.
Es wunderte mich irgendwie, warum das Weib mich verletzen konnte.
Hatte es etwas mit der Prophezeiung zu tun von der ich gelesen hatte?
Wenn, dann konnte das nur heißen, dass sie ein Wesen unserer Welt sein musste. - Ein Wesen, das auf der Erde groß geworden ist.
'Konnte das möglich sein?', fragte ich mich sichtlich verwundert über diese Tatsache und blieb mitten im Flur stehen, sodass Seran und Clemens fast an mir vorbei gelaufen wären.
„Was habt ihr Herr?“, fragte Clemens sichtlich besorgt.
„Es ist alles in Ordnung. Ich habe mir nur ein paar Gedanken über das Menschenweib gemacht. Irgendetwas kann da nicht stimmen. Und ich werde auch schon bald heraus finden was es ist. Aber bis dahin werde ich sie im Auge behalten.“
„Sie ist eine richtige Wildkatze, nicht wahr Herr?“, fragte Seran sichtlich amüsiert, was ich ihm nicht übel nahm.
Die Kleine konnte einen wirklich auf Trab halten und ich wusste schon jetzt, dass es niemals langweilig mit ihr werden würde.
Ich war mir sicher, dass mein Vater sie sofort akzeptieren würde, da sie eben stur und dickköpfig war. - Sich eben einfach nichts sagen lassen wollte.
Egal wer es auch versuchte.
Sie war eine starke Frau mit Willen und das gefiel mir irgendwie an ihr, obwohl ich eigentlich zornig über ihre Respektlosigkeit mir gegenüber sein müsste.
Aber dafür war sie einfach zu liebenswürdig.
‚Was dachte ich da nur? Das ist doch wirklich nicht der Zeitpunkt um sentimental zu werden.
Ich schüttelte ganz leicht meinen Kopf, sodass die beiden Krieger es nicht bemerkten, um so meine Gedanken vertreiben zu können und mich wieder auf die Frage von Seran zu konzentrieren, da er sicher eine Antwort von mir verlangte.
„Ja, das ist sie in der Tat. Noch nie ist mir so eine Frau begegnet. Stark, mutig und mit einem Willen, der nicht zu brechen war. Und wenn man den Legenden Glauben schenken konnte, dann wird sie sich schon bald in eine Wildkatze verwandeln.“
„Ist das euer ernst Herr?“, fragte Clemens sichtlich fassungslos.
„Du solltest dich lieber in Acht nehmen Clemens. Noch einen Fehltritt werde ich nicht dulden. Du solltest jetzt lieber nichts Falsches sagen!“, knurrte ich warnend.
„Und ja, es ist mein ernst. Dieses Mädchen mag zwar ein Mensch sein, doch sie ist keinesfalls ein gewöhnlicher.“
„Warum glaubt ihr, dass sie sich in ein Wesen verwandeln wird, dass nur in unseren Reihen vorkommen kann?“
„Es mag euch vielleicht nicht aufgefallen sein, aber sie hat mich verletzen können. Diese blutigen Kratzer an meiner Wange sagen doch alles!“
„Heilen diese nicht eigentlich sofort, wenn es eine Sterbliche versucht?“
„Eigentlich schon Seran, aber dieses Mal nicht. Es ist anders. Dieses Weib scheint es selber vielleicht nicht gemerkt zu haben, aber ihre Finger haben die leichte Form von Klauen einer Raubkatze angenommen, ehe sie wieder ihre normale Form angenommen haben. Wenn das so weiter geht, dann wird sie sich schon bald ganz verwandeln.“
„Und was genau heißt das?“
„Es beweist nur mehr, dass sie meine Gefährtin ist!“
„Über was genau handelt diese Legende eigentlich?“
„Den Vergil!“, gab ich die knappe Antwort.
Beide Krieger schnappten hörbar nach Luft.
„Soll das etwa heißen, dass ihr der Vergil seid Herr?“, fragten beide wie aus einem Munde.
„Davon war nie die Rede gewesen. Es ist noch nichts klar. Solange ich mich nicht verwandelt habe, kann ich es nicht mit Gewissheit sagen. Es ist schwer sich zu verwandeln, denn es braucht sehr viel Kraft.“
„Was hat das Mädchen dann mit der ganzen Sache zu tun?“
„Sie ist ein großer Teil der Prophezeiung, denn sie ist ein Mensch. Egal ob sie sich nun in eine von uns verwandelt oder nicht. Solange sie kein Blut der Krieger in ihren Körper bekommt, kann auch nichts passieren!“
„Mögt ihr dieses Mädchen wirklich oder ist es nur, weil sie eure Gefährtin ist und ihr gezwungen seid, mit ihr eine Bindung einzugehen?“
Als ich diese Frage hörte, gab ich ein bedrohliches Knurren von mir.
„Es ist egal. Sie ist nur ein Mensch, der leider das Schicksal hat meine Gefährtin zu sein. Warum sollten da Gefühle mitspielen Seran? Ich habe es mir nicht aussuchen können sie zu meiner Gefährtin zu haben. Ich fühle nichts für dieses Weib!“
„Und doch habt ihr sie mit eurer Macht beschützt und fast zwei Krieger dabei getötet!“, entgegnete der rothaarige mutig und warf einen kurzen Blick zu Clemens, der sich bedacht aus dem Gespräch raus hielt, weil er wusste, was passieren würde, wenn er sich nur noch einmal einen Fehltritt erlaubte.
„Das tut nichts zur Sache!“, knurrte ich zur Antwort und sah den Krieger zornig an. „Sie ist meine Gefährtin und zu meinem Bedauern ist es daher auch meine Aufgabe auf sie zu achten und sie zu beschützen. Du vergisst, dass wir Krieger nur eine Gefährtin für immer haben. Stirbt diese, so ist es für immer vorbei!“
„Aber Herr, wenn sie eure Gefährtin ist, dann müsstet ihr sie doch auch lieben. Schließlich ist es so vorgesehen worden. Die Gefährtinnen sind die Frauen, die wir Krieger zu lieben haben!“
„Dann ist es bei mir und dem Weib eben anders. Und nun Schluss mit dem Unsinn. Es gibt wichtigeres. Der König erwartet uns schon in den nächsten Tagen im Schloss.“
Mein Vater war schon ungeduldig, denn er wollte etwas Wichtiges mit mir bereden, doch ich wusste schon längst worum es ging.
Er wollte, dass ich Prinzessin Viviane von Tempül, der naheliegenden Stadt im Osten, heiratete um endlich König von Katara werden zu können und in seine Fußstapfen zu treten.
Doch ich konnte diese Frau nicht heiraten, auch wenn ich zuvor eingewilligt hatte.
Das alles war jedoch, bevor ich dieses bezaubernde Mädchen im Wald getroffen hatte.
Ihre blauen, sehr tiefen Augen hatten mich sofort gefesselt.
Sie war so wunderschön, vor allem wenn sie schlief und so ruhig da lag, als wenn sie nie anders gewesen wäre, als ein sanftes, wehrloses Wesen.
Aber ich wusste es mittlerweile besser und doch liebte ich sie dafür.
Ich hatte zwar gesagt, dass sie mir egal war, aber es war gelogen.
Sie war alles andere als egal und ich wusste, dass ich sie im Grunde doch irgendwie liebte.
Vielleicht nicht so, wie man seine Gefährtin zu lieben hatte.
Aber ihre Art und ihr Wesen waren mir irgendwie doch liebgewonnen.
So leid es mir auch tat, aber ich konnte Prinzessin Viviane unter diesen Umständen unmöglich heiraten, auch wenn sie mir schon mein Leben lang versprochen wurde.
Diese Prinzessin mag zwar eine adlige Frau unseres Volkes sein, aber sie war nicht meine Gefährtin.
Ich hatte vor einigen Monaten noch eingewilligt und sie auf jeden Fall geheiratet, doch auch nur, weil ich niemals damit gerechnet hätte, dass ich sie doch noch finde. - Meine Seelengefährtin, auch wenn sie im Moment alles andere als das war.
„Wann habt ihr vor aufzubrechen?“, fragte Clemens und riss mich somit aus meinen unglücklichen Gedanken.
Aber doch konnte ich diese nicht ganz abschütteln.
Es widerstrebte mir schon bald heiraten zu müssen.
Aber ich war der Erstgeborene, wenn man meinen Halbbruder nicht mit zählte, aber er war nun einmal kein Reinblütiger vom Adel.
Seine Mutter und unser Vater waren damals ein Paar gewesen, ehe Alessandro, Prinz von Katara seine Seelengefährtin, meine Mutter gefunden hatte.
Nun regieren sie das Land und wollen um jeden Preis verhindern, dass mein rachsüchtiger Halbbruder Sinister an die Macht von Katara kommt.
Er würde hier nur Unheil anrichten und uns alle ins Verderben stürzen.
„Der König erwartet uns in vier Tagen im Schloss. Wir werden noch heute aufbrechen, wenn die Sonne hoch am Himmel steht. Sattelt die Awoxe und denkt daran genug Proviant mit zu nehmen, da wir jetzt ein Kopf mehr zu füttern haben!“
„Wird erledigt Herr“, erwiderte Clemens, schlug eine Hand gegen die Brust und verschwand dann mit eiligen Schritten in die entgegengesetzte Richtung.
„Herr was wird jetzt genau mit der Menschenfrau geschehen?“
„Nichts. Sie wird in dieser Welt bleiben und an meiner Seite leben. Nicht als meine Gefangene, sondern schon bald als meine Verlobte und am Ende als meine Frau. Dieses Weib ist meine Gefährtin und laut unseres Gesetzes sind wir verpflichtete diese auch zu erkennen.“
„Aber Herr liegt euch den überhaupt nichts an diesem Weib? Ihr habt ihr ihr Leben genommen und zwingt sie eine Ehe mit euch einzugehen. Das alles tut ihr doch nicht nur aus dem einen Grund, weil sie für euch bestimmt ist oder?“
„Wenn ich das wüsste, dann wäre es um einiges leichter. Ich weiß nicht ob ich jemals etwas für diese Frau empfinden kann. Es fällt mir schwer zu glauben, jemals Liebe empfinden zu können. Ich bin ein Krieger und wir Katarwox zeigen keine Gefühle. Schon gar nicht, wenn wir der Prinz unserer Welt und auch bald der König sind!“
Leise Knurrte ich den Krieger neben mir an, da mir gerade alles andere als nach diesem Gespräch war.
Ich wollte nicht noch länger darüber nachdenken, was mit diesem Weib war. – Das ich sie ohne jegliche Wahl dazu gezwungen habe mein Leben zu leben.
Aber darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen.
Hätte ich sie nicht gewollt, dann hätten es die anderen Krieger getan.
„Seran!“, sprach ich ihn in einem Befehlston an und meine Miene war ausdruckslos.
Nichts ließ darauf deuten, wie es wirklich in mir aussah.
Das ich nicht wusste, ob ich dieses Mädchen lieben sollte oder nicht.
Aber eins wusste ich mit Sicherheit. – Sie war mir keineswegs egal.
Ich mochte sie, vor allem ihre ungestüme Art.
Wie sie sich mir, dem Anführer und Prinzen wiedersetzte.
Natürlich wusste sie nicht, wen sie wirklich vor sich hatte.
Und das würde vorüber gehend so bleiben. – Nur so lange bis wir im Schloss angekommen sind und ich sie meinen Eltern vorstelle.
Es musste doch etwas zu bedeuten haben, wenn dieses Mädchen nach allem noch immer lebte und ich selber auch den Wünsch in mir verspürte sie zu beschützen.
„Ja Herr?“, hörte ich Serans Stimme in meine Gedanken dringen.
„Sag den anderen Kriegern bescheid, dass wir gegen Mittag aufbrechen werden und sie sich bereit machen sollen. Ich will keine Zeit verlieren. Schließlich hat mein Vater mir eine wichtige Nachricht mitzuteilen!“, entgegnete ich schon leicht genervt.
„Geht es um die Verlobung von Prinzessin Viviane von Tempül?“, fragte der Rotschopf vorsichtig und mitfühlend.
„Ja, wie immer. Das scheint neuerdings das LieblingsThema des Königs zu sein!“, knurrte ich und verzog mein Gesicht zu einer quälenden Miene.
„Wo werdet ihr jetzt hin gehen Herr? Werdet ihr zu dem Menschenweib zurück kehren?“
„Nein. Noch nicht. Sie wird Zeit brauchen sich an alles zu gewöhnen. Auch wenn ich ihr die Zeit leider nicht geben kann, so lasse ich ihr wenigstens ein paar freie Stunden. Ich werde stattdessen in die Bibliothek gehen und mich über die Prophezeiung des Vergil erkundigen. Es muss schließlich einen Grund geben, warum sich das Mädchen langsam in eine von uns verwandelt, wenn sie doch eigentlich menschlich ist. Sie ist kein Wesen dieser Welt und doch wird sie zu so eines!“
Ich beachtete den Krieger neben mir nicht weiter, sondern machte mich auf den schnellsten Weg in die Bibliothek, wo unsere ganze Geschichte, sowie die Legenden aufgelistet waren.
Ich wollte das Geheimnis um diese wunderschöne Menschenfrau endlich lösen.
Es war mir ein Rätsel, wie es nur sein konnte, dass sie sich schon ohne das Blut eines Katarwoxkriegers anfing zu verwandeln.
Hatte ich das letzte Mal, nachdem ich diesen Traum gehabt hatte, etwas übersehen, was vielleicht von wichtiger Bedeutung sein könnte?
Was es auch war, ich würde es schon heraus finden!
Entschlossen steuerte ich auf die hölzerne Flügeltür der Bibliothek zu, um diese nur wenige Minuten später zu betreten und hinter mir zu schließen, da alle rangniedrigen Krieger keinen Zugang hier zu hatten.
Ich atmete erleichtert auf, als ich wusste, dass der dunkle Krieger vorüber gehend den Raum verlassen hatte und so schnell sicher auch nicht zurück sein würde.
Es musste wohl sehr wichtig sein, wenn er so plötzlich ohne Vorwarnung das Zimmer verlassen hatte.
Aber mir konnte es nur recht sein.
So hatte ich wenigstens für den Moment meine Ruhe.
Langsam ging ich durch das Badezimmer und durchsuchte die weißen Wandschränke nach einem sauberen Handtuch.
Es dauerte nicht lagen da wurde ich auch fündig.
Das Zimmer war sehr schön und vor allem edel eingerichtet, wie es sich wohl für einen hohen und sehr mächtigen Krieger gehörte.
Eine weiße Keramikwanne mit einem goldenen Rand stand in der Mitte des Zimmers und wurde von einem Podest aus Fließen umrundet, in denen mehrere Treppenstufen eingearbeitet waren, die es mir erleichterte in die Wanne steigen zu können.
Das Badezimmer war ziemlich groß, dafür, dass es nur ein einziger Krieger benutzte, der es meiner Meinung nach überhaupt nicht verdiente.
Mir gegenüber lag das kleine Fenster, dass mir wohl die Flucht ermöglichen würde.
Ich nahm eines der Handtücher aus dem Schrank und band es mir um den Körper, sodass die wichtigsten Stellen meines Körpers bedeckt waren.
Langsam ging ich auf das Fenster zu und bemerkte erst jetzt, dass auf fast jeder Wandfließe eine goldene Krone abgebildet war, was mich ziemlich verwirrte.
'Was hatte das nur alles zu bedeuten?', fragte ich mich, während ich das Zimmer durchschritt um möglichst zum Fenster zu gelangen, dass mir meine Freiheit schon bald schenken würde.
Ich schob die Fensterscheibe nach oben und blickte hinaus.
Was ich da sah, gefiel mir so überhaupt nicht, denn mehrere Katarwoxkrieger standen davor und sahen mich mit einem gewissen amüsierten Lächeln an, dass wohl nichts anderes bedeutete als 'Netter versuch Weib'.
Sauer darüber schlug ich das Fenster mit Wucht zu und schenkte den Kriegern einen finsteren Blick.
Die Scheibe klirrte und drohte schon heraus zufallen, doch das war mir jetzt auch egal.
Ich brauchte jetzt dringend eine Abkühlung und schlenderte mit gesenktem Kopf und einem enttäuschten Gesicht zum Waschbecken um mir kaltes Wasser ins Gesicht zu klatschen.
Es war nur zwei Schritte vom Fenster entfernt.
Genauso, wie die Badewanne zuvor auch schon, war das Becken edel hergerichtete aus Keramik mit einem goldenen Rand und auf dem Spiegel, der über dem Waschbecken an der Wand hing, zeichnete sich auf der linken unteren Ecke sowie auf der rechten oberen Ecke jeweils eine Krone ab, die ebenfalls golden waren, sowie die schon an den Wänden.
Irgendetwas konnte hier nicht stimmen.
'Was war nur los? Das musste irgendetwas bedeuten. Vielleicht hatte der König das hier alles so einrichten lassen, weil er der Krieger dieses Landes war und wohl auch treu untergeben!'
Aber was auch immer es war, ich wollte es nicht wissen, denn das würde mich nur noch mehr in diese ganze Geschichte ziehen, auch wenn ich schon ziemlich tief drin steckte.
Plötzlich öffnete sich die Tür und zwei junge, sehr hübsche Frauen kamen herein.
Sie trugen ein kurzes, sehr knappes Gewann, dass schon überall kleine Löcher hatte.
Ihre Haare waren leicht verfilzt und ihre Beine, Hände sowie auch das Gesicht waren mit Dreck beschmutzt.
Etwas überrascht sah ich sie an, ehe mein Blick voller Entsetzen auf die beiden Frauen gerichtet war, die mich ebenfalls musterten und verdutzt inne hielten,beladen mit zwei schweren Eimern mit dampfendem Wasser.
„Nanu“, sagte die eine verwundert. „Wo ist denn der Herr hin?“
Ihr Haar hatte die Farbe von Kastanien und reichte ihr gerade mal knapp bis zum Ohr.
Sie war etwas pummeliger und ungefähr so groß wie ich.
„Der müsste gleich wiederkommen“, antwortete ich mürrisch und mein Blick verfinsterte sich ein kleinen wenig, als ich wieder an den dunklen Krieger dachte. „Aber meinetwegen kann der ruhig noch langer weg bleiben!“
„Wer bist du überhaupt?“, fragte die andere von den beiden.
Sie war wesentlich schöner, als die Braunhaarige.
Ihr hat hatte leichte Wellen und es war schwarz.
Es wurde einzig und allein von dem Haarband hinten zusammengehalten.
Die Frau war großgewachsen und sehr schlank mit langen schmalen Beinen.
'Kilian muss sie ebenfalls entführt haben, wenn sie ihn mit Herr ansprachen', dachte ich und war entsetzt darüber, dass mir ein wohliger, warmer Schauer über den Rücken lief.
„Ich bin Kilians Gefangene und wer seid ihr?“
„Wir sind Saskia und Amber“, erwiderte die Schwarzhaarige widerwillig. „Und wer bitte ist dieser Kilian, der dich entführt haben sollte? Denn dies ist schließlich das Zimmer des Katarwoxkriegeranführer!“
„Wer soll Kilian schon groß sein Ladys. Er ist der dämliche Anführer, der auch euch entführt hat. Ihr wollt mir doch nicht sagen, dass ihr seinen Namen nicht kennt?“
„Nein. Er hatte uns damals in seine seltsame Welt verschleppt und uns dann an einen der Krieger weitergegeben. Wir jedoch wurden versklavt um ihm zu dienen, wenn er sich in dieser Kaserne aufhält“, erwiderte Amber nachdenklich.
„Der Herr wird bestimmt sauer sein, wenn er hört, dass du ihn mit seinem Namen ansprichst. Er wird dich für die Respektlosigkeit bestrafen“, erwiderte Saskia ängstlich und sah mich aus mitleidigen Augen an.
„Nein. Das glaube ich kaum! Schließlich lasse ich mir nichts von diesem Kerl sagen. Und nur damit ihr beide bescheid wisst, er selber hatte es mir sogar erlaubt. Aber ich werde ihn letztendlich nicht mit Kilian ansprechen, denn dann würde ich schließlich das tun, was er von mir erwartet.“
„Na dann hoffe ich inständig für dich, dass er nicht ausrastet und dich tötet!“, erwiderte Amber trocken und wandte sich von mir ab, um das warme Wasser in die Wanne zu schütten.
„Und wenn schon. Schlimmer als es ohne hin ist, kann es nicht mehr werden. Er hat mir mein Leben genommen und mich einfach entführt um mich am Ende in diese Welt zu verschleppen. Aber das ist diesem Mistkerl egal. Ich hasse diesen Krieger für alles was er mir angetan hat. Ich meine was hat er für einen Nutzen von mir? Lässt mich einfach alleine in seinem Zimmer zurück mit einem Krieger als meinen Leibwächter!“
„Was soll er schon mit dir machen? Wenn er dich bis jetzt noch an keinen seiner Krieger weiter gegeben hat, dann wird er dich zu seiner persönlichen Sklavin machen. Da kannst du dir sicher sein!“, antwortete Amber ungerührt auf meine Frage.
Sie schien sich schon längst mit ihrem Leben als ewige Sklavin abgefunden zu haben.
Was ich selber nicht verstehen konnte.
„Warum lasst ihr euch das alles von ihm gefallen?“
„Weil wir keine andere Wahl haben. Er ist zu stark und gefährlich, als das wir uns ihm widersetzen können. Der Herr würde uns sofort töten, wenn wir das täten!“, murmelte Saskia traurig und füllte die Wanne mit den zwei Eimern Wasser.
„Darf es sonst noch etwas sein?“, fragten beide ausdruckslos.
Verwirrt über ihre Frage, sah ich die beiden einfach nur an und verstand nicht, wie sie mich so etwas fragen konnten, wenn ich selber doch nur eine Gefangene war.
„Warum nur tut ihr das?“, entgegnete ich stattdessen verständnislos. „Warum bedient ihr mich so, wenn ich selber nicht viel höher über euch stehe?“
„Man hat es uns nun einmal so befohlen!“
Ich schüttelte darüber nur den Kopf und zeigte zur Tür.
„Ihr solltet jetzt lieber beide gehen, denn es widerstrebt mir, mich von euch bedienen zu lassen, wenn ich selber auch nur eine Gefangene bin.“
„Der Herr wird aber böse sein, wenn wir das tun!“, antwortete Saskia total verängstigt und zitterte ganz leicht am Körper.
„Wird er nicht. Sollte er euch doch dafür bestrafen wollen, dann wird er noch was von mir hören. Hab also keine Angst Saskia. Und nun geht beide. Ich will jetzt lieber alleine sein!“
Mit einem Nicken verschwanden die beiden eilig aus dem Badezimmer.
Hastig schloss ich die Tür hinter ihnen und drehte den Schlüssel einmal herum, da es mir jetzt sichtlich widerstrebte noch irgendjemanden weiteres zu ertragen. - Wer auch immer das sein mochte.
Langsam bewegte ich mich auf die Wanne zu und streifte beim gehen mein Handtuch ab.
Ich konnte jetzt ein warmes Bad vertragen, da mein Körper verspannt war und ich mich nach zwei ganzen Tagen ziemlich verdreckt fühlte.
Vorsichtig stieg ich ihn die Wanne und ließ mich dann langsam in das angenehme warme Wasser gleiten.
Schaum umspielte meinen Körper und verdeckte mich bis zur Hälfte, aber ich hatte ohne hin nichts zu befürchten.
Für die nächsten Minuten würde ohne hin keiner ins Bad kommen.
Es sei den man trat die Tür ein, was ich dem Neandertaler auch zutraute, der zu meiner Freude gerade nicht da war.
Und wenn es nach mir ginge brauchte er auch nicht mehr wiederkommen.
Ich hatte endlich einmal meine Ruhe, die leider nicht lange anhielt, denn jemand klopfte laut und energisch gegen die Tür und versuchte immer wieder die Tür zu öffnen, da die Klinke auf und ab ging.
Doch ich reagierte nicht darauf.
„Kleines mach die Tür auf!“, hörte ich Pál von draußen rufen, was ich irgendwie süß fand, denn der gute machte sich Sorgen.
Ob nun um mich oder eher um sich selbst, weil er vielleicht Angst hatte, dass ich durch das kleine Badezimmerfenster verschwinden könnte und der mächtige Katarwoxanführer ihm dann die Hölle heiß machen würde.
Ich mochte den kleinen Krieger irgendwie, denn obwohl er ebenfalls ein Gefolgsmann meines Entführers war, konnte ich ihn in meiner Nähe gut ertragen.
Denn es war angenehm ihn bei mir zu wissen.
Keine ständigen Befehle, die er mir entgegen brachte und er schien auch ein netter Kerl zu sein, jedenfalls machte er diesen Eindruck auf mich.
Aber dennoch wusste ich, dass ich mich vor ihm ebenfalls in acht nehmen musste, da er immer noch ein treuer Ergebener war.
„Kleines mach doch bitte die Tür auf. Oder sag mir wenigstens das alles in Ordnung mit dir ist!“
Doch das konnte ich nicht.
Denn mit mir war überhaupt nichts in Ordnung.
Schließlich wurde ich entführt und gefangen gehalten in irgendeiner Kaserne, die zu meinem Bedauern auch noch in einer anderen Welt lag.
Und als wäre das nicht schon genug, hatte ich noch nicht einmal fünf Minuten ruhe von diesen verdammten Kriegern.
Aber das schlimmste war, niemand würde mich retten können, denn meine Eltern wussten nicht wo ich war.
Sie wussten ja nicht einmal, dass diese Welt existierte.
Alles was sie wohl bis jetzt wussten war, dass man mich entführt hatte.
‚Na ganz toll!‘, dachte ich wütend. ‚Schlimmer konnte es nicht mehr werden. Mein Leben war schon jetzt nur noch ein einziges Chaos!‘
Das würde mir dieser dämliche Krieger büßen. - Da war ich mir ganz sicher!
„Was war nur mit der Kleinen los?“, fragte ich mich leise und ging dabei jedes einzelne Bücherregal durch, da ich nur auf der Suche nach einem bestimmten Buch war.
Doch würde es mir weiterhelfen, wenn ich es gefunden hatte?
Ich wusste es nicht, aber ein Versuch war es Wert.
Denn irgendetwas konnte mit diesem Mädchen nicht stimmen!
Sie hatte es geschafft mich zu verletzen und obwohl das nicht weiter verwunderlich war, brachte es mich doch zum nachdenken.
Schließlich hätten die Wunden schon längst wieder verheilen müssen, aber das taten sie nicht.
Gedankenverloren strich ich über die drei blutigen Kratzer von ihr, die wohl möglich Spuren zurück lassen würden, wenn sie erst einmal verheilt waren.
Ich hatte es wohl verdient, aber trotzdem erstaunte es mich, dass sie keinerlei Angst vor mir oder einem meiner anderen Krieger hatte.
Sie war sogar mutig genug gewesen mich anzugreifen und hatte es durch meine Unaufmerksamkeit sogar am Ende geschafft mich zu verletzen.
Wenigstens wusste ich jetzt, dass es mit ihr niemals langweilig werden konnte.
Die Kleine hatte einiges drauf und kräftig war sie auch noch, auch wenn ich es ihr niemals zugetraut hätte.
Es würde mir ein Vergnügen sein, sie meinen Eltern als zukünftige Frau vorzustellen, denn ich war mir schon jetzt sicher, dass ich Viviane von Tempül einfach nicht heiraten konnte.
Ich liebte diese Frau nicht und sie war auch nicht meine Seelenverwandte.
Nein, das war sie ganz sicher nicht!
Aber ich hatte sie gefunden. Mein Traum hatte mich zu ihr geführt.
Eine Nacht vor unserem Aufbruch zur Erde hatte ich von dieser wunderschönen Frau geträumt.
Sie war mir in meinem Traum im Wald erschienen und ihr goldenes Haar wehte im Wind.
Und obwohl ich von Menschen eigentlich nicht viel hielt, musste ich mir doch eingestehen, wie schön sie war. Sowohl im Traum, als auch in der Wirklichkeit, wo sie mir sogar noch besser gefiel!
Doch ob es mit uns jemals klappen würde, war sehr fraglich.
Vom Schicksal wurden wir zwar zusammen geführt und nach unserer Legende waren wir auch füreinander bestimmt, aber das alles musste nichts heißen.
Schließlich hasste das Weib mich.
Ich hatte sie unfreiwillig mit nach Megician genommen, was sie mir sehr übel nahm.
Sie leugnete noch nicht einmal, dass sie mich verachtete, mich dafür hasste, was ich ihr antat. – Wozu ich sie gezwungen hatte ohne ihr jemals eine Wahl gelassen zu haben.
Aber es war nun einmal nicht meine Art mit ihr darüber zu diskutieren.
Das Weib hatte sich gefälligst meinem Befehlen zu beugen und sich nicht darüber hinweg zu setzen.
Und doch fand ich es sehr amüsant mich mit ihr darüber zu streiten. – Die kleinen Auseinandersetzungen mit ihr waren eine wohltat.
Noch nie hatte ich mich in irgendeiner Weise so für einen Menschen interessiert, wie für sie.
Es war seltsam und doch dachte ich mir eigentlich nichts weiter dabei.
Doch ich sollte jetzt nicht länger darüber nachdenken, sondern mich lieber darauf konzentrieren weswegen ich ja eigentlich auch hier war.
Das Buch musste hier irgendwo sein.
Die Legenden und Prophezeiungen der Katarwox.
Es war nur fraglich, ob auch etwas darüber drin stehen würde, warum sich dieses Mädchen in eine von uns zu verwandeln drohte.
Aber so gut wieder jeder von uns Kriegern weiß, dass sie sich nur dann verwandeln konnte, wenn sie das Blut eines von uns bekam. Jedoch nicht von irgendeinem, sondern von ihrem Gefährten.
In diesem Fall müsste das eigentlich ich sein.
Konnte es aber nicht vielleicht auch sein, dass ich mich vertan hatte und irgendetwas Entscheidendes übersehen habe? Etwas das von großer Bedeutung war?
Fieberhaft dachte ich nach und versuchte mich an das gelesene zu erinnern, doch es fiel mir schwer.
„Ich hätte ja nicht ahnen können, dass es für mich mal wichtig sein könnte!“, erwiderte ich zornig und schlug knurrend gegen den Rand des Bücherreals, was sofort zu wackeln begann, jedoch stehen blieb. „Stand da überhaupt etwas darüber drin?“
Es war wirklich zum verrückt werden.
Ich hatte viel über den Vergil gelesen, diesen Höllenhund, wie man ihn auch gerne bezeichnete und das es nur ein Krieger sein konnte. Dieser Krieger musste sowohl mächtig sein, als auch das Element des Feuers besitzen, um in Frage zu kommen, aber das wichtigste war, dass seine Gefährtin menschlich sein musste. In der Legende stand drin, dass sie durch Schicksal zueinander geführt wurden. – Durch eine höhere Macht, die wollte, dass sie sich finden.
Aber niemals hatte ich gelesen, was passieren würde, wenn eine menschliche Frau die Gefährtin eines Katarwoxkriegers wird.
„Was hatte das nur zu bedeuten?“, fragte ich laut und raufte mir die Haare. „Wie konnte es möglich sein, dass sie sich plötzlich zu verwandeln drohte?“
Ich musste unbedingt die Bücher mit den Legenden und Prophezeiungen unserer Welt finden um die Antwort zu erfahren.
Als ich jedoch bei dem letzten Bücherregal angelangt bin, musste ich zu meinem bedauern feststellen, dass ich noch immer nicht fündig geworden bin.
‚Waren diese Bücher überhaupt in der Bibliothek oder musste ich im Schloss danach suchen?’, fragte ich mich im Stillen und überlegte, wie es weitergehen sollte.
Langsam ging ich die Reihe durch und las jeden Buchrücken aufmerksam durch, um ja nichts zu übersehen, was mir einen Hinweis geben konnte.
Ich musste unbedingt wissen, warum diese Frau, trotz dessen sie menschlich ist, die Fähigkeit hatte sich in eine von uns zu verwandeln.
Schließlich hatte sie nichts an sich, was auch nur im Entferntesten darauf hinweisen könnte, dass sie eine von uns Katarwox war und unter den Menschen aufgewachsen ist.
Es musste etwas anderes sein. – Etwas viel größeres.
Und ich würde schon bald herausfinden was es war.
Da war ich mir ganz sicher.
Unsere Bücher würden mir die Antwort auf all meine Fragen schon geben.
Ich hoffe nur, dass sie in dieser Bibliothek sind und nicht auf dem Schloss, denn das wäre sehr schlecht.
Schließlich musste ich wissen, was dahinter steckte, um mich und die Krieger zu schützen.
Sie konnte uns gefährlich werden, obwohl sie nur ein Mensch war und zu schwach um eine wirkliche Chance gegen uns zu haben.
Aber ich wusste auch, dass sie etwas an sich hatte, eine Macht, die ihr helfen würde uns Katarwox Schaden zu zufügen oder vielleicht sogar schon bald zu töten.
Die Kleine war wirklich etwas Besonderes und dann auch noch meine Gefährtin, was mir so gar nicht missfiel, denn ich konnte die Kleine sehr gut leiden.
Sie war eine ziemliche Herausforderung für mich, da sie sich nichts von mir gefallen lies und das gefiel mir wohl auch an ihr, deshalb lebte sie wahrscheinlich auch noch.
Wäre sie jemand anderes gewesen, dann hätte ich sie dafür schon längst getötet, doch sie hatte irgendwie das Glück meine Gefährtin zu sein.
Und außerdem war das eine gute Unterhaltung für mich, wenn sie mich manchmal auch schon bis ans Äußerste meiner Geduld trieb.
Ich konnte dieses Weib also wirklich leiden, nur würde ich es niemals zugeben können.
Es war eigentlich ja auch nichts Besonderes.
Der gefürchtete Katarwoxkrieger hatte eine Schwäche für das Menschenweib.
Das würde nicht gut ankommen, jedenfalls nicht, solange nicht klar war, wie es mit ihr und mir weiter gehen sollte. - Was sie wirklich war oder wie gefährlich!
Immerhin verbannt uns etwas, dass man nicht so einfach trennen würde können.
Wir waren für lange Zeit vereint, auch wenn mein Blut sie erst für immer an mich binden konnte, dann wäre sie an diese Welt gefesselt.
Ja, wenn sie erst eine von uns war, dann gab es ohne hin kein zurück mehr.
Aber genug darüber nachgedacht, denn dafür war noch genug Zeit.
Ich sollte mich jetzt lieber darauf konzentrieren das Buch über unsere Geschichte heraus zu suchen.
Da würde alles drin stehen müssen über die Geschichte unseres Volkes, über die Sache mit der Gefährtin und der Bindung, bis hin zum Vergil, auch dem Höllenhund genannt.
Doch ich musste es erst einmal finden und bis jetzt sah es sehr schlecht aus, da ich fast am Ende des Buchregals angelangt war, jedoch kein dickes, altes, sehr verstaubtes Buch gefunden habe.
Ich wollte gerade wieder kehrt machen, als mein Blick darauf fiel.
Es lag leicht zwischen den anderen Büchern verborgen, so dass es nur schwer zu finden war.
Vorsichtig holte ich es hervor um es ja nicht zu beschädigen, denn es war von wichtiger Bedeutung und es gab nur ein Exemplar davon.
Daher wunderte es mich auch, warum man es in einer Kriegskaserne aufhob, wenn es im Schloss wohl sicherer wäre.
Aber ich machte mir jetzt darüber keine Gedanken.
Ich konnte mich auch noch später damit befassen, wenn ich das Geheimnis um meine hübsche Menschenfreundin gelüftet hatte.
Gespannt klappte ich es auf und war erstaunt wie viele Jahre es schon existierte.
Texte: Copyright by Cassedy
Tag der Veröffentlichung: 25.12.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Buch witme ich meinen treuen und sehr fleißigen Lesern und jene denen meine Bücher so gefallen, dass sie nie genug davon kriegen können