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Entführt und verschleppt


in eine andere Welt




In der anderen Welt




Ich hatte aufgehört zu schreien und wie wild auf ihn einzuschlagen, da es ja doch nichts mehr bringen würde und es ihn auch nicht weiter zu stören schien.
Meine Träume wurden jetzt zu einem richtigen Albtraum, der auch noch Wirklichkeit war.
Womit hatte ich das nur verdient?
Während ich auf den Schultern dieses Kriegers lag und fieberhaft nachdachte, wie ich mich noch retten konnte, merkte ich nicht, dass wir schon längst nicht mehr auf der Erde waren, sondern uns in einem anderen Universum aufhielten.
Die Welt war wunderschön, wenn auch sehr fremd für mich.
Alles war schöner als auf der Erde.
Die Natur und auch die Tiere waren hier einfach einzigartig.
Sie hatten etwas magisches an sich und ähnelten kein bisschen mit dem, was ich auf der Erde so geliebt hatte. – Die Natur.
Und doch konnte ich mich gar nicht satt sehen, aber ich ließ mir meine Begeisterung nicht anmerken, da der verführerisch gutaussehende Krieger, auf dessen Schultern ich gerade lag, sich wieder etwas darauf einbilden würde und genau das wollte ich vermeiden.
„Na endlich!“, hörte ich seine sanfte, dunkle Stimme spöttisch sagen. „Ich dachte schon du würdest gar nicht mehr aufhören auf mich einzuschlagen. Es macht mir nichts aus, aber dir meine Schöne. Also lass es in Zukunft sein!“
„Warum sollte ich du Neandertaler? Zu erst entführst du mich in diese beschissene Welt von dir und dann verlangst du noch, dass ich die Füße still halte? Das kannst du so was von vergessen! Und jetzt lass mich runter du Idiot!“, knurrte ich lautstark und alle anderen Krieger fingen darauf hin an zu lachen, jedoch verstummten sie sofort wieder, nachdem er sie mit einer knappen Geste zum schweigen brachte.
„Du hast eindeutig zu viel Temperament und bist mir etwas zu frech Weib. Ich werde dir schon zeigen, wie du mit dem Heerführer unserer Welt zu reden hast. Und nun benimm dich endlich, sonst überlege ich es mir noch einmal anderes und behandle dich wie eine gewöhnliche Sklavin!“
„Ach wirklich? Wo ist da bitte der Unterschied Gorilla? Ob ich nun über deiner Schulter liege oder in dem Wagen bei deinen ganzen anderen Sklavinnen? Ich für meinen Teil finde beides schrecklich, weil ich leider immer deine Visage sehen muss. Echt zum kotzen!“, sagte ich sarkastisch und total wütend darüber, dass er mich als seine Geisel mitgenommen hat.
Es konnte doch alles nur ein schlechter Scherz sein und ich würde jeden Moment wieder aufwachen und in meinem warmen Bett liegen.
„Oh Gott. Lass das alles bitte nur einen bösen Traum sein!“, flüsterte ich leise und in der Hoffnung man würde meine Bitte erhören.
„Tut mir ja leid dich enttäuschen zu müssen Schätzchen, aber es ist alles andere als ein Traum. Es ist die Wirklichkeit. Finde dich damit besser jetzt ab meine Schöne. Du wirst nie wieder auf die Erde zurück kehren können, sondern für immer auf Megician bleiben. Du bist meine Sklavin und du wirst es auch immer bleiben!“
„Das kannst du vergessen. Ich werde nicht hier bleiben und schon gar nicht deine Sklavin sein du ungehobelter Mistkerl!“, schrie ich ihn an und zappelte heftig, so dass er gezwungen war mich los zu lassen.
Mit einem dumpfen Laut fiel ich zu Boden und stöhnte vor Schmerz auf.
Eine ziemlich unsanfte Landung die ich eben hingelegt habe.
Der Krieger, auf dessen Schulter ich eben noch gelegen hatte, sah arrogant und belustigt auf mich herunter, sodass ich ihm nur die Zunge raus streckte und ihn dann keines Blickes würdigte.
„Du bist echt unverbesserlich Kleines. Warum wehrst du dich so gegen dein Schicksal? Es wird dir sowieso nichts bringen. Das hast du doch jetzt gesehen! Du tust dir damit nur selber weh. Benimm dich einfach und dir wird nichts passieren!“, sagte der Krieger leise und mit sanfter Stimme.
„Niemals. Nur weil es wohl mein Schicksal ist deine Gefangene zu sein, heißt es noch lange nicht, dass ich es so hin nehmen werde. Ich habe nicht vor es zu akzeptieren elender Mistkerl!“, schrie ich ihn von unten herauf an und eine Träne rollte über meine Wange. „Niemals werde ich mich damit abfinden können!“
Ich rappelte mich vom Boden auf und klopfte mir den Dreck von meiner kurzen Jeanshose, ehe ich erhobenen Hauptes weiter ging ohne ihm überhaupt Beachtung zu schenken.
„Du bist stur und dickköpfig. Aber mir soll es recht sein. So wird es sicher nie langweilig mit dir werden Kleine.“
„Nenn mich nicht so Arschloch!“, rief ich ihm böse zu, ohne mich jedoch zu ihm umzudrehen.
Ich überlegte eher, wie ich die Flucht ergreifen konnte, da er es für nicht nötig gehalten hatte mich an Fesseln zu legen.
Deshalb hatte ich nur eine einzige Chance zu entkommen.
Und ich würde sie nutzen.
Sobald er unaufmerksam war, würde ich die Flucht ergreifen und schleunigst das Weite suchen.
Seine Anwesenheit war unerträglich, vor allem weil ich mich unerklärlicher Weise zu ihm hingezogen fühlte.
Ich versuchte mir jedoch einzureden, dass es nicht so war.
Das ich einfach nur etwas durch den Wind war, wegen der ganzen Sache mit dem Entführungsquatsch und dann auch noch diese Wut, die in mir loderte und nur so aus mir heraus brechen wollte.
Eigentlich war ich ja immer schon ein friedliebender Mensch, aber seit ich diesen arroganten und überheblichen Mistkerl von einem Krieger begegnet bin, ist nichts mehr wie es war.
Würde er nicht so ein arroganter Arsch sein und darauf bestehen mich zu versklaven, dann würde alles in bester Ordnung sein und ich würde wieder mein normales, langweiliges Leben führen können.
Aber nein, er musste mich ja entführen und nach Megician verschleppen, wie sie ihre Welt nannten.
‚Warum hatte ich eigentlich noch nie etwas von dieser Welt gehört?’, fragte ich mich jetzt etwas verwundert. ‚Ich meine sie existierte wirklich und doch hatte ich kein Sterbenswörtchen von dieser seltsamen Welt gehört!’
Aber es war auch gut so gewesen, sonst hätte ich diesen Mistkerl wohl schon eher kennen gelernt.
Ich meine wir sind uns erst vor wenigen Stunden, nehme ich mal an, begegnet und ich wusste schon jetzt, dass ich ihn nicht ein klein wenige leiden konnte.
Eher verabscheute ich diese Bestie und hasste ihn für das, was er mir antat.
Er hatte mir in nur einem Moment mein gesamtes Leben genommen und dass nur, weil er egoistisch genug war, mich für seine eigenen Zwecke zu versklaven und mich wie ein Nichts zu behandeln.
Mich herum zu schubsen und mir Befehle zu erteilen, die ich ohne hin nie befolgen würde.
Schließlich hatte ich auch noch etwas Stolz in mir, egal ob es mich am Ende umbrachte, denn was würde ich bitte für ein Leben führen.
In ihrem Land war ich nichts weiter, als eine bedeutungslose, minderwertige Sklavin, die man jeder Zeit ersetzen konnte.
Dieser Gedanke machte mich wütend und am liebsten würde ich mich jetzt auf diesen Mistkerl hinter mir stürzen, dem ich das alles zu verdanken hatte.
Sein Fehler war es, mich nicht zu fesseln, denn ich würde in wenigen Sekunden die Flucht ergreifen und zwar genau dann, wenn er unaufmerksam war.
In diesem Moment drehte er sich zu einem der Krieger um, der die Zügel des einen Pferdes hielt, dass den Wagen mit den anderen Mädchen aus der Menschenwelt zog und da ergriff ich meine Chance ohne auf jemanden zu achten.
Ich rannte los und blickte gar nicht erst hinter mich, da ich einfach nur noch weg wollte.
Weg von dem Übel. – Weg von meinem persönlichen Alptraum.
Hinter mir hörte ich jemand ganz laut fluchen und ich wusste, dass es der dunkle Krieger war.
Der Krieger der mir immer in meinen Träumen erschienen war.
Und ich wusste, dass jede einzelne Nacht eine seltsame Bedeutung gehabt haben muss, von der ich jedoch nichts wusste, außer, dass sie wohl bald schon eintreten würde.
Denn so wie es aussah, fingen die Träume an Wirklichkeit zu werden.
„Du kleines Miststück“, hörte ich eine raue Stimme hinter mir brüllen und ich wusste, dass sie mir dich auf den Fersen waren.
Ich rannte noch schneller. – Rannte um mein Leben.
Wollte verhindern, dass ich ihnen wieder in die Hände fiel.
Dieses Mal würden sie nicht mehr so gnädig mit mir sein, dass wusste ich.
Der dunkle Krieger, der scheinbar der Anführer dieser Bestien war, hatte mich noch milde behandelt, doch nun würde ich alles andere als gut behandelt werden.
Als ich daran dachte, lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken.
Plötzlich packte eine Hand mich von hinten, verfing sich in meinem Haar und riss mich zu Boden.
Erschrocken sah ich in ein vernarbtes Gesicht, dass mich bestialisch anstarrte.
Ein Knurren entkam seiner Kehle und seine Augen fixierten mich.
Sie waren völlig schwarz.
Sein Haar war blond, sehr lang und hinten zu einem Zopf zusammen gebunden, die Seiten jedoch waren kurz und das blonde Fell an seiner Brust und an seinen Armen schimmerte in der Sonne Golden. Währende seine Muskeln sich bei jeder seiner Bewegungen anspannten.
„Wie kannst du es wagen unseren Herren so zu hinter gehen, in dem du deine Freiheit so schamlos ausnutzt Weib?“, knurrte er und packte mich unsanft an den Armen um mich hoch zu ziehen.
Sein Griff tat mir weh, als er brutal an mir zerrte, doch ich ließ nicht locker. – Wehrte mich gegen den Griff, stemmte mich mit meinem ganzen Gewicht dagegen.
„Wirst du wohl gehorchen!“
„Nein. Ich werde nicht mit dir zu diesem Barbaren zurück gehen. Lieber sterbe ich hier und jetzt, als das ich dir folge!“, schrie ich den Krieger an und trat ihm mit voller Wucht in seine Weichteile.
Er stöhnte vor Schmerz auf, ließ mich augenblicklich los und sank dann mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden.
So blieb er eine Weile liegen, doch ich dachte nicht daran noch länger bei ihm zu bleiben, sondern rappelte mich schnell vom Boden auf um etwas stolpernd weiter zu laufen.
Es tat mir ja leid für den Armen, aber ich wollte keine Rücksicht darauf nehmen, denn schließlich war er ebenfalls ein Krieger, der nicht mehr als eine Sklavin in mir sah und seinem Heerführer treu ergeben war.
Ich blickte noch einmal zurück um mich zu vergewissern, dass mir keiner dicht auf den Fersen war, als ich plötzlich von zwei starken Armen gepackt und zu Boden gerissen wurde.
Erschrocken darüber, schnappte ich hektisch nach Luft und blickte in zwei dunkelblaue, leicht silbrige Augen, die mich zornig musterten.
Und da wusste ich, dass ich gerade unter dem dunklen Krieger vergraben lag.
Bei der Tatsache musste ich einmal schwer schlucken, ehe ich verzweifelt versuchte ihn von mir runter zu schuppsen.
Doch genauso gut hätte ich es auch mit einem Stein versuchen können.
Er rührte sich keinen Millimeter, sondern packte meine Handgelenke nur und hob sie über meinen Kopf.
„So sehr ich auch versucht habe, es gar nicht erst dazu kommen zu lassen“, flüsterte er mir mit sanfter, sehr dunkler Stimme ins Ohr, „du lässt mir leider keine andere Wahl. Und nun solltest du endlich aufhören mich zu reizen, ehe ich endgültig meine Geduld verliere. Haben wir uns verstanden?“
Ich nickte nur etwas benommen und ließ mich von ihm hoch ziehen.
Meine Kleidung war beschmutzt und Dreck hing daran.
Das rechte Knie war aufgeschürft und Blut lief aus der offenen Wunde meinem Bein hinab, ehe es auf den Boden tropfte.
„Herr?“, rief hinter uns jemand, doch ich konnte nicht sehen wer das war, denn der Mistkerl von einem verfluchten Krieger stand vor mir und hatte mir meine Sicht genommen, denn ich wurde mit einem Arm an seinen Körper gepresst, als würde er so verhindern wollen, dass ich noch einmal davon lief.
Aber ich konnte mir schon selber denken, wer da auf uns zu gerannt kam.
„Herr... das Mädchen... sie... ist weg!“, sagte er aufgebracht und außer Atem.
Ich löste mich von dem dunklen Krieger, dessen Namen ich jedoch nicht kannte und auch niemals wissen wollte.
„Du kannst mich loslassen Arschloch. Ich werde schon nicht davon laufen, schließlich macht ihr es mir unmöglich, wenn ihr in einem Kreis alle um mich versammelt seit. Also sei mal nicht so anhänglich und behalte deine Hände bei dir!“, fauchte ich den Krieger an und verschränkte die Arme vor der Brust.
Wütend funkelte ich ihn aus zusammengekniffenen Augen an.
„Ihr habt sie?“, fragte der Blondhaarige überflüssiger weise.
„Ja sie haben mich du Schwachmat. Siehst du doch! Dein Herr wird dir also nicht den Kopf abreisen, dafür das du mich entkommen lassen hast, nur weil du diesen süßen Tritt in deine Weichteile von mir nicht verkraften konntest. Was bist du bitte für ein Krieger?“, fragte ich ihn herausfordernd und kampflustig.
Ich konnte mir ein böses Lächeln nicht verkneifen.
So lieb ich auch mal gewesen bin und niemals solche Worte in den Mund genommen hatte, konnte ich es mir jetzt einfach nicht mehr verkneifen.
Diese Welt hatte einfach einen schlechten Einfluss auf mich.
Besser gesagt dieser bestimmte Krieger, der nur wenige Zentimeter von mir entfernt stand und mich aufmerksam beobachtete.
Und das meine ich Wort wörtlich.
Er nahm jede Bewegung von mir wahr und versuchte heraus zu finden, ob ich es noch einmal wagen würde, dem großen Anführer davon zu laufen.
„Was ist nun?“, fragte ich schon gereizt darüber, dass mich alle einfach nur anstarrten ohne sich jedoch in Bewegung zu setzen.
„Müsst ihr mich alle so begaffen?“, fragte ich böse und funkelte dabei jeden einzelnen mit einem hasserfüllten Blick an, doch meinen dunklen Krieger hielt ich mir für den Schluss auf. „Habt ihr noch nie eine Frau gesehen?“
Langsam kam ich mir echt blöd vor.
Keiner von ihnen sagte auch nur ein Wort.
Sie sahen mich eher überrascht und zugleich finster an.
Keiner schien es zu wagen mir zu antworten, ehe ihr Anführer es nicht tat.
Also richtete ich mein Wort einfach an ihn.
„Hat es dir etwa die Sprach verschlagen oh großer, mächtiger Krieger?“, fragte ich spöttisch.
„Treib es nicht zu weit Weib. Meine Geduld hält sich in Grenzen. Du bist das erste Weib, das frech ist und keinen Respekt zeigt. Ich glaube ich werde dir beibringen müssen, wie du mit mir zu reden hast. Am besten fangen wir bei deinem Gehorsam an!“; knurrte er finster und packte mich unsanft am Arm, um mich im nächsten Moment zu einem umgekippten Baumstamm zu führen.
„Setzen!“, bellte er und drückte mich befehlshaberisch runter.
Überrascht und doch auch ziemlich verängstigt von seinem Tonfall, machte ich keine Anstalten mich ihm zu widersetzen. „Wage es auch nur einmal von deinem Platz aufzustehen und du wirst mich richtig kennen lernen. Ich war sehr nachsichtig mit dir gewesen, doch jetzt ist meine Geduld am Ende Weib!“
Mit anmutigen, sehr gefährlichen Schritten entfernte er sich einige Meter von mir.
Er wirkte in diesem Augenblick wie ein Raubtier – eine Bestie, die er wahrscheinlich auch war, wenn ich ihn so betrachtete.
Mein Körper zitterte ganz leicht und ich krallte meine Hände in die dünne Jeansjacke, die mich eigentlich vor der Kälte schützen sollte, doch der Wind hier war eindeutig kühler, als in meiner vertrauten Heimat Orlerado.
Der Wind blies durch mein Haar und wirbelte es auf, ließ es in mein Gesicht wehen und nahm mir somit für einen kurzen Moment die Sicht.
Ich sah noch, wie der dunkle Krieger sich mit seinen Gefolgsleuten unterhielt, ehe er sich plötzlich wieder zu mir umdrehte und mich mit einem spöttischen, sehr finsteren Lächeln ansah.
Langsam kam er auf mich zu, sodass ich vor Angst leicht zurück wich und prompt vom Baumstamm fiel, was ihm ein amüsiertes Lachen entlockte.
Böse funkelte ich ihn an und stand dann wieder vom Boden auf. Ich klopfte mir das Laub. Sowie die Erde von der Kleidung.
‚Was will er jetzt schon wieder von mir?’, dachte ich im Stillen und genervt von ihm.
„Na meine Schöne?“, fragte er schon fast zu freundlich.
„Was willst du Krieger?“, fragte ich misstrauisch.
„Warum auf einmal so misstrauisch?“, fragte er mit einem für mich viel zu falschem Lächeln.
„Wir wissen doch beide, dass deine nette und so freundliche Art falsch ist. Also was willst du? Komm am besten gleich auf den Punkt!“
Ich beobachtete ihn aufmerksam und sehr wachsam, da man bei ihm nie vorsichtig genug sein konnte.
„Kann ich mich darauf verlassen, dass du dich jetzt benehmen wirst bis wir in der Kaserne angekommen sind, wo die anderen Katarwoxkrieger bereits auf ihre Sklavinnen warten oder muss ich dich für den Rest des Weges in Ketten legen?“
„Was bitte sind Katarwoxkrieger?“, fragte ich jetzt völlig überrumpelt.
„So werden wir Krieger bezeichnet. Wir haben alle verschiedene Fähigkeiten. Doch nur einer unter uns hat eine außergewöhnliche Fähigkeit, was ihn zu dem mächtigsten Krieger in unserer Welt und in der Stadt Katara macht!“
„Lass mich raten Krieger. Du bist dieser legendäre Katarwox. Richtig?“
„Das weiß niemand. Nicht einmal ich. Nur wer die Macht hat, sich in den Bluthund der Hölle zu verwandeln, der sich auch Vergil nennt, ist das mächtigste Wesen. Aber ich habe mich nie in ihn verwandelt, ob wohl ich das Element des Feuers besitze, was die Voraussetzung ist. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass dieses Monster sich jemals zeigen wird.“
Als ich das hörte, wurde ich nur noch neugieriger und wollte mehr darüber erfahren, deshalb würde ich auch nicht so schnell locker lassen.
„Bist du der einzige, der die Voraussetzung mit sich trägt, diesen Bluthund Vergil in sich zu tragen oder sind es mehrere Krieger, die das Feuer in sich tragen?“
„Nein! Nur meine Schwester Zeina und mein Halbbruder Sinister. Und unsere Eltern kommen da schon einmal gar nicht mehr in frage. Sie sind zu schwach und laut der Prophezeiung auch zu alt. Aber nun Schluss damit! Wir wollen schließlich nicht noch mehr Zeit schinden und meiner Frage aus dem Weg gehen!“
Zornig und doch belustigt neigte er den Kopf etwas zur Seite um mich so zu betrachten und schien darauf zu warten, dass ich zu seiner Frage Rede und Antwort stehe.
Aber nur war das Problem, dass ich nicht mehr wusste, was er eigentlich von mir wollt, da ich viel zu sehr damit beschäftigt war, seiner Geschichte zu lauschen, die mich so ziemlich interessierte und mich in den Bann gezogen hat.
Ich war begierig mehr über diese Welt und ihre Geheimnisse zu erfahren.
Und die beste Möglichkeit dies zu tun war es, ihn danach auszufragen, denn ich musste irgendetwas haben, weswegen er mir gegenüber anders reagiert, als bei den anderen Sklavinnen.
Denn obwohl ich ihm davon gelaufen bin, hat er mich dafür nicht bestraft, außer das er etwas zornig gewesen ist und mich das allein mit seiner Stimme hat spüren lassen.
„Was meinst du?“, fragte ich verwirrt. „Welche Frage soll ich dir beantworten?“
„Ich habe mich gefragt, ob ich mich darauf verlassen kann, dass du dich ab jetzt benehmen wirst!“
„Hab ich eine andere Wahl?“, fragte ich schwach und sah ihn jetzt wieder hasserfüllt an, anstatt wie eben gebannt zu lauschen.
Wir waren wieder in die Wirklichkeit zurück gekehrt. - In die Wirklichkeit, wo wir uns gegenseitig das Leben zur Hölle machen.
„Nein!“, gab er barsch zurück.
Ich seufzte schwer und sah ihm dann in seine dunkelblauen, leicht silbrigen Augen, die mich vergnügt ansahen.
„Aber weißt du was Krieger. Ich hab es mir doch anderes überlegt. Kette mich doch an, denn ich werde wie gesagt dir trotzen und mich deinen Befehlen widersetzen!“
Er zog überrascht über meine Worte eine Augenbraue hoch.
„Bist du sicher?“
„Ja!“, erwiderte ich entschlossen, warf ihm Dreck ins Gesicht und versuchte dann wieder einmal vor ihm zu flüchten.
Der dunkle Krieger schüttelte verärgert den Kopf und fluchte ganz leicht, da er den Dreck direkt in seine Augen bekam.
Ich kam nicht sehr weit, denn schon im nächsten Moment warf einer der Krieger sich auf mich und riss mich schmerzhaft zu Boden, sodass ich einen Aufschrei nicht unterdrücken konnte, indem mein ganzer Schmerz mitklang.
Meine Handflächen schlitterten schmerzhaft über den Boden und rissen auf, sodass Blut aus den offenen Wunden quoll.
Tränen traten mir in die Augen und ich fragte mich zum ersten Mal an diesem Tag, womit ich es verdient hatte in dieser Welt mit diesen Irren fest zu sitzen.
„Du kleines Miststück wirst mir dieses Mal nicht so leicht entkommen?!“, hörte ich jemanden ganz nah an meinem Ohr knurren und dann wurde ich grob an meinen Haaren gepackt und hoch gezerrt. „Wage es nicht mich noch einmal zu treten oder unserem Herrn davon zu laufen kleines Biest. Sei froh, dass wir dich für deine Taten noch nicht bestraft oder gar getötet haben!“
„Soll ich jetzt froh darüber sein?“, presste ich wütend zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. „Du glaubst doch nicht, dass ich Angst vor euch Bestien habe. Die, die ihr uns Menschen versklavt. Und soll ich dir noch etwas sagen? Es interessiert mich nicht, was ihr mit mir machen werdet, denn ich weiß, dass es noch nicht vorbei sein wird. Der Tod würde eine Erlösung für mich sein. Lasst euch das gesagt sein Krieger!“, knurrte ich jetzt aufgebracht und zappelte heftig in seinem Griff.
Immer wieder warf ich mich gegen seinen Körper, obwohl ich mir selber damit nur weh tat.
Doch so einfach würde ich nicht aufgeben. Niemals!
„Du respektloses Miststück!“, knurrte der Blondhaarige und brachte mich mit einem kräftigen Stoß zu Fall, ehe er sich wieder über mich beugte.
Mein Gesicht war von der Erde verdreckt und mit Blut verschmiert, sowie meine Hände und das rechte Bein stark Bluteten.
Doch das nahm ich gar nicht mehr wahr.
Tränen traten mir in die Augen und liefen an meinen Wangen entlang, ehe sie lautlos zu Boden tropften.
Ich war in meiner ganz persönlichen Hölle gelandet.
„Clemens!“, hörte ich den dunklen Krieger wütend und voller Zorn knurren und ich dachte die Wut war auf mich gerichtet, doch ich hatte mich getäuscht.
Mit schnellen, bedrohlichen Schritten war er bei uns und packte den blonden Krieger, ehe er ihn einige Meter weit schleuderte und sich beschützend über mich stellte.
„Wage es nie wieder ihr Leid zuzufügen!“
Überrascht hob ich meine Augenbrauen.
‚Hatte ich gerade richtig gehört?’
„Aber Herr...“, hörte ich Blondi fassungslos sagen.
„Widersprich mir nicht! Keiner fast dieses Mädchen an. Sie mag zwar eine Sklavin sein, jedoch ist sie immer noch die meine. Jeder der Hand gegen sie erhebt ohne meine Einwilligung wird sterben. Habe ich mich klar ausgedrückt Krieger!“
Es war keine Bitte, sondern ein Befehl, der keine Widersprüche duldete.
Langsam beugte er sich zu mir hinunter und sah mich wütend an.
„Noch einmal so eine Aktion und du lernst mich kennen. Das nächste Mal werde ich meinen Krieger nicht daran hindern mit dir das anzustellen, wo nach ihm gerade verlangt. Hab ich mich nun endlich klar genug ausgedrückt Weib! Eigentlich müsste ich dich für dein Verhalten schon längst töten, denn eine Sklavin die sich mir widersetzt, darf nach dem Gesetz nicht mehr leben!“
„Warum lässt du mich dann am Leben?“, flüsterte ich schwach und versuchte mich aufzurappeln, doch ich hatte nicht mehr die Kraft dazu.
Ich war schwach, verletzt und wollte nichts sehnlicher als meinen Schlaf, aus dem ich am besten nie wieder erwachen würde.
Sanft, schon fast vorsichtig wurde ich von zwei starken Armen hoch gehoben, die von dunklen, schon fast schwarzem Fell bedeckt waren und dann über eine harte Schulter gelegt, die mir nur zu vertraut war.
Doch um zu protestieren war ich eindeutig zu schwach.
Es fiel mir schwer meine Augen offen zu halten, also schlief ich kurze Zeit später auf seiner Schulter ein ohne jedoch groß darüber nachgedacht zu haben.


Seelenruhig schlummerte die Kleine jetzt nun auf meiner Schulter.
Sie war so friedlich, wenn sie schlief, dass man gar nicht daran glauben würde, dass sie in Wirklichkeit ein richtiges Biest war.
Aber es war ganz gut, wenn sie schlief, denn so konnte sie uns keine Probleme mehr machen und würde auch nicht mitbekommen, wo es genau hin ging.
Wenn wir erst einmal unsere Kaserne erreicht hatten, dann würde für sie ohne hin ein ganz neues Leben beginnen. – Ein Leben an meiner Seite.
Nicht als Sklavin, sondern schon bald als meine Gemahlin.
Das Mädchen wusste noch nichts von ihrem Glück, was wohl ganz gut so war, wenn man an ihr ungezügeltes Temperament dachte.
Ich musste lächeln bei dem Gedanken an unsere gemeinsame Zeit im Schloss von unserem König, meinen Vater und der Königin, meine Mutter.
„Herr?“, hörte ich Clemens hinter mir rufen, doch ich machte mir keine Mühe ihm in die Augen zu sehen.
So sehr loderte die Wut in mir, die mich fast dazu gebracht hatte den Krieger wegen diesem Menschenweib zu töten.
Doch sie war nicht irgendeine Menschenfrau, dass ist mir jetzt klar geworden.
'Warum bin ich da eigentlich nicht früher drauf gekommen?', fragte ich mich im stillen kopfschüttelnd. 'Konnte es aber wirklich möglich sein?'
Bis jetzt hatte ich immer nur davon gelesen und gehört, aber noch nie ist es einem Krieger wirklich passiert.
Ich hatte von meiner Gefährtin geträumt, um sie so zu finden und mit ihr glücklich zu werden.
'Aber war dieses Mädchen wirklich die Frau, die ich schon seit zweihundert Jahren suche?'
Es musste einfach so sein.
Diese Anziehung, die sie auf mich verübte und diese Faszination von ihr, konnten unmöglich Einbildung sein.
Jedes Weib hätte ich für dieses Verhalten getötet, doch das konnte ich ihr einfach nicht antun.
Viel mehr wollte ich sie vor allem und jeden beschützen!
'War es das, was mir bewies, dass sie es einfach sein musste?', fragte ich mich im Stillen und achtete nicht auf den Krieger hinter mir.
Schließlich hatte er meine Kleine fast getötet und das würde ich ihm nicht so einfach durchgehen lassen.
Er hatte sich an ihr vergriffen, obwohl ich mir geschworen hatte sie zu beschützen.
Seine Strafe stand also noch bevor.
Ich musste nur überlegen, was sich bei ihm am besten eignen würde.
Laut der Legende mit meiner Gefährtin müsste ich eigentlich auch der Vergil sein, denn die Gefährtin dieses mächtigen Kriegers war erstens menschlich und zweitens wurden sie mit der Macht der Träume zu einander geführt.
'Aber traf es auf das Mädchen ein?'
Das konnte ich mir nicht beantworten, daher würde ich auch keine voreiligen Schlüsse ziehen, die mich vielleicht in die Irre führen würden.
Genau seit dem ersten Augenblick, als ich in ihre Augen gesehen hatte war ich von ihr fasziniert und angezogen wurden.
Ich wollte sie von da an vor aller Welt beschützen und verstecken.
Keiner sollte ihr jemals Leid zufügen und doch musste ausgerechnet einer seiner eigenen Krieger sich an ihr vergehen und sie fast töten.
„Herr?“, hörte ich den Krieger direkt hinter mir atemlos nach Luft ringen. „Vergibt mir, dass ich mich an der Sklavin vergriffen habe. Meine Wut ist mir zu Kopf gestiegen!“
Knurrend wandte ich mich zu dem Krieger um und schleuderte ihn voller Wut gegen den Nächsten Baum, sodass ein lautes Knacken erklang.
Langsam ging ich auf Pál dem verlässlichsten Krieger von ihnen zu, auch wenn er der kleinste war.
Unterschätzen sollte man ihn dennoch nicht.
Er war meine rechte Hand, den ich wusste ich konnte ihm mein Vertrauen schenken und das er mir immer treu ergeben war.
Er würde mit mir sogar in den sicheren Tod gehen.
„Pál!“, rief ich ihn in einem Befehlston. „Ich weiß ich kann mich darauf verlassen, dass du mir eben dieses Mädchen abnimmst und aufpasst das ihr nichts weiter zustößt!“
Dieser nickte nur einmal kurz und nahm vorsichtig die schlafende Menschenfrau von meinen Schultern.
Kaum war ihr Gewicht von mir genommen, schritt ich mit stolzen, sehr erhobenen Schritten auf Clemens zu, der stöhnend am Boden lag und mir tief in die Augen sah und auf seine Strafe wartete.
Er glaubte wirklich, dass ich ihm jetzt den Tod bringen würde.
Die anderen Krieger sahen ihn nur mitleidig oder gar mit kalten Mienen an, sowie sie es gelernt hatten.
Niemals Emotionen Zeigen, denn diese behindern dich in einem Kampf.
All das sah ich aus den Augenwinkeln.
Doch es interessierte mich nicht, denn viel mehr hatte ich den Gedanken daran, dem Krieger seine Lektion zu erteilen, auch wenn ich ihn nicht töten würde.
„Ich werde dich nicht töten Clemens“, sprach ich daher mit drohendem, sehr düsterem Ton. „Du bist einer meiner besten Krieger und deshalb lasse ich dich am Leben. Aber solltest du es noch einmal wagen dich an diesem Mädchen zu vergreifen, dann werde ich dich ohne zu zögern töten. Hab ich mich klar ausgedrückt!“
„Ja Herr!“, schluckte dieser schwer. „Warum liegt ihnen aber so viel an diesem Mädchen?“
‚Wie kann er es wagen mir Fragen zu stellen?’, dachte ich völlig aufgebracht ließ mir jedoch nichts anmerken.
„Warum? Ich werde es dir sagen!“
Ein finsteres Knurren entkam meiner Kehle, das nur zu deutlich machte, wer hier das sagen hatte und vor allem wer die Macht.
Ich machte eine kurze Pause, während ich mich zu den anderen Kriegern umdrehte und sie eindringlich ansah, ehe ich in die Hocke ging und Clemens an der Kehle packte und ihn zwang mir tief in die Augen zu sehen.
„Ich habe seit einigen Jahren euch Krieger als kleine Ablenkung erlaubt Sklavinnen zu halten, die euren Befehlen unterliegen. Diese Sklavinnen kommen von der Erde, wie ihr alle ja wisst“, sprach ich laut, sodass mich jeder einzelne Krieger von den zehn hören konnte. „Es ist mir auch letztendlich egal, wie ihr mit ihnen umgeht, doch keiner vergreift sich an meinem Besitz!“
Ein lautes, sehr bedrohliches und Angst einflößendes Knurren entkam meiner Kehle.
„Dieses Mädchen ist mein Besitz. Sie ist eigentlich hier, weil sie meine Sklavin werden sollte, doch mittlerweile habe ich etwas viel besseres mit ihr vor. Mir ist etwas entscheidendes klar geworden und es hat etwas mit der Prophezeiung zu tun und den Legenden, an denen wir glauben, von denen jedoch nicht klar ist, ob sie jemals eingetroffen sind. Unsere Vorfahren haben das Geheimnis mit ins Grab genommen. Jetzt will ich euch mal etwas anvertrauen, dass früher oder später eh ans Licht kommen wird. Denn verschweigen kann man es nicht. All die zweihundert Jahre seitdem ich nun einmal als Prinz an die Macht gekommen bin und genauso Entscheidungen treffen kann wie mein Vater hat mir keiner der Frauen unseres Stammes zugesagt, sie jedoch schon. Um König zu werden brauche ich eine Frau an meiner Seite, die mir dabei hilft diese Welt und Katara zu regieren.“
„Wie soll ich das verstehen mein Herr?“, fragte Clemens schwach und sichtlich verwirrt.
Blut lief an seinen Mundwinkeln hinab und tropfte auf sein goldblondes Fell.
„Sie wird schon bald meine Gemahlin sein und mit mir an meiner Seite unsere Welt regieren!“
„Was?“, fragten alle im Chor und völlig aufgebracht. „Das kann doch nicht ihr ernst sein Herr. Ein Mensch wird niemals unsere Welt regieren können, denn sie sind dumm, schwach und minderwertig. Ihr Leben wehrt nicht ewig. Sie werden irgendwann sterben!“
Ich sah den Unmut in den Gesichtern meiner Krieger.
Nur Pál schien mit meiner Entscheidung keine Probleme zu haben und sah die anderen Krieger zornig und mit verengten Augen an.
„Schweigt Krieger!“, hörte ich ihn zischen und war überrascht über die Wut in seiner Stimme. „Der Herr hat entschieden. Fügt euch seiner Entscheidung und nimmt es hin. Ihr wisst alle, dass unser Blut das Elixier der Unsterblichkeit ist!“
„Das Weib wird es aber niemals einwilligen“, sagte Seran bedenklich. „Ihr habt gesehen, wie temperamentvoll und sturköpfig sie ist. Wie wollt ihr sie zähmen? Oder wollt ihr sie zu einer Ehe zwingen?“
„Ein wildes Kätzchen kann man immer zähmen und zwingen werde ich sie nicht. Ich lasse ihr die Zeit. Sie wird sich selber dafür entscheiden, denn ewig wird sie mir nicht mehr entsagen können. Und nun macht euch auf den Weg, es wird schon bald dunkel und die Krieger warten auf ihre Sklavinnen. Bei Einbruch der Dunkelheit müssen wir eingetroffen sein!“
Ich erhob mich wieder und ging auf Pál zu, der noch immer das schlafende Mädchen in den Armen hielt.
Sanft nahm ich sie ihm ab und wies ihnen an sich in Bewegung zu setzen.
Gehorsam nahm sie den Befehl zur Kenntnis und selbst Clemens hatte sich etwas erholt und rappelte sich noch etwas schwerfällig vom Boden auf, ehe er uns dann mit mühsamen Schritten nachkam, da ich wohl doch etwas zu viel Kraft aufgewandt hatte, um ihm eine Lektion zu erteilen, die ihm sicher noch in Erinnerung bleiben würde.
Aber es musste so sein, denn jeder einzelne von ihnen sollte sehen, dass die ausgesprochene Drohung ernst gemeint ist und ich niemals zögern würde für dieses Mädchen selbst meine eigenen Krieger zu töten.




Ich wusste nicht wie lange ich bewusstlos auf der Schulter dieses Grobian gelegen habe, doch es war mir egal, denn ich spürte Schmerzen in jedem einzelnen Glied meines Körpers.
Es fühlte sich alles unglaublich taub an, soviel war schon mal klar.
Mir kam es so vor, als hätte ich nicht nur einige Stunden geschlafen, sondern ein paar Tage, auch wenn ich wusste, dass es unmöglich sein konnte.
Nach einiger Zeit der Benommenheit kam ich langsam wieder zu mir und musste gegen die Müdigkeit, die noch immer in meinen Gliedern saß ankämpfen, um nicht gleich wieder einzuschlafen.
Ich hoffte nur, dass ich keine böse Überraschung erwarten würde, da ich bei meinem Zustand unmöglich mitbekommen hätte, wenn er Krieger sich an mir vergriffen hätte.
Irgendwie sah er zwar nicht so aus, als würde er eine Frau ohne ihre Zustimmung zu nehmen, aber mittlerweile traute ich ihm einfach alles zu.
Langsam öffnete ich die Augen einen Spalt breit und musste gegen das helle Licht im Raum anblinzeln, ehe sich meine Augen langsam daran gewöhnten.
Etwas irritiert von meiner Umgebung musste ich mich erst an alles gewöhnen, doch ich erkannte sofort, dass ich in einem Raum festgehalten wurde.
Und als ich mich etwas genauer umsah, bekam ich regelrecht einen Schreck, denn das Zimmer sah genauso aus, wie in meinem Traum, der mich Nacht für Nacht verfolgt hatte.
Da wusste ich, dass meine Albträume wirklich zu Realität geworden sind.
Panik ergriff mich und ich versuchte aufzustehen, doch meine Beine waren zu schwach um mich zu halten.
Ich erkannte erst da, dass ich in Ketten gelegt wurde, wenn auch nur meine Füße.
Meine Beine, sowie meine Hände waren mit Leinentücher verbunden, wo sich mein Blut schon leicht durchkämpfte.
Mein Kopf tat etwas weh und mir war schwindelig, doch ich versuchte es einfach zu unterdrücken.
Es war schon schlimm genug, dass ich mich damit abfinden musste in dieser Welt gefangen zu sein, denn einen Ausweg gab es nicht.
Schließlich sind wir mit einem Portal in diese Welt gereist, dass wohl nur ein Bewohner öffnen konnte. - Sprich der dunkle Krieger, den ich jedoch nicht ausstehen konnte.
Aber ich dachte jetzt lieber nicht so sehr an die Flucht, da es sinnlos war.
Ich saß angekettet auf diesem dreckigen Boden und musste lieber den Barbaren im Auge behaltene, ehe er gleich wieder etwas tun würde, was ich am ende nur bereuen konnte.
Wachsam ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen um zu sehen, ob er sich in meiner Nähe aufhielt oder ob ich für den Moment in Sicherheit vor ihm war.
Aber das war wiederum schwachsinnig, da ich mich ohne hin in Gefahr befand.
Ich wurde entführt und hielt mich in einer anderen Welt auf, wo es Dinge gab, die eigentlich unmöglich waren.
Wie zum Beispiel die Tiere, die so überhaupt nicht in meine Welt passen würden.
Es war alles einfach unglaublich und so schwer zu verstehen.
Großkatzen, die zweimal so groß waren, wie auf der Erde und dazu auch noch mit langen, sehr scharfen Eckzähnen die aus ihren Oberkiefern ragten und so bedrohlich auf mich wirkten, dass ich selber überrascht war, nicht die Flucht vor ihnen ergriffen zu haben.
Sie schienen sich regelrecht vor dem dunklen Krieger in acht zu nehmen, als wüssten sie, wie viel Macht er besaß und als wüssten sie auch, dass sie gegen ihn niemals eine Chance haben würden.
Nur warum, dass war wieder eine andere Frage.
Aber eigentlich wollte ich nicht länger darüber nachdenken, sondern konzentrierte mich eher drauf, was um mich herum passierte.
Meine Lage sah nicht sehr gut aus, wenn ich das mal so sagen durfte.
Ich saß schließlich auf einem dreckigen Fußboden, in irgendeinem heruntergekommenen Haus, meine Beine in Ketten gelegt, als ich dann auch noch zu meinem Bedauern bemerken musste, dass der dunkle Krieger, der mich entführt hatte wieder zurück und direkt auf mich zu kam.
Seine Schritte waren geschmeidig leicht und gerade zu elegant.
Und wie schon bei unserer ersten Begegnung betrachtete ich ihn aufmerksam und prägte mir jedes Detail von ihm ein, was ich selber nicht so richtig verstand.
Er sah so gut aus mit seiner muskulösen Brust und den starken Armen, die mit einem fast schwarzen Fell überzogen waren.
Und da kam mir plötzlich der Gedanke, dass ich mit meine Hände zu gerne durch sein weiches Fell fahren würde und auch jeden Muskel seines Körpers erkunden möchte.
Als ich darüber nachdachte, musste ich augenblicklich darüber den Kopf schütteln.
'Was für eine absurde Idee?', dachte ich etwas irritiert von mir und meinen Gedankengang.
Und trotzdessen, dass ich schon anfing, blödsinnige Sachen zu denken, konnte ich nicht aufhören ihn weiter so aufmerksam anzustarren und alles an ihm zu erkunden.
Seine Haare waren schwarz und kurz geschnitten, sodass es ihm wie Stacheln in alle Richtungen abstand, was ich komischer weise an ihm liebte.
Bei dem Gedanken erschrak ich etwas und konnte doch nicht verhindern, dass meine anderen Gedanken weiter hin in meinem Kopf umher schwirrten.
‚Wie ein Igel’, dachte ich mir daher und schüttelte gleichzeitig über mich selbst den Kopf.
'Was war nur plötzlich los mit mir? Das konnte unmöglich ich sein!'
Ich befand mich schließlich in großer Gefahr und meinem alten Ich würde niemals so etwas einfallen, doch mittlerweile fiel mir nichts besseres ein, als diesen Mann einfach nur anzustarren und von ihm zu schwärmen.
Und doch setzte ich meine Musterung fort.
Seine dunkelblauen, leicht silbrigen Augen sahen mich aufmerksam an und strahlten eine dunkle Aura aus, die mich erschrocken zurück weichen ließ und mich gleichzeitig in seinen Bann zogen.
Bei meiner Reaktion sah ich, wie sein Mund sich kurz zu einem spöttischen und grausamen Lächeln verzogen, dass meinen Magen aus Angst schmerzhaft verkrampfte ließ.
Es machte ihm scheinbar Spaß mit mir zu spielen und mich zu verängstigen.
Ganz leicht sackte mein Körper nach vorne und ich keuchte vor Schmerzen auf.
Und doch starrten meine Augen ihn weiter hin an, so als würde ich nicht mehr von ihm los kommen.
In meiner Kehle saß ein schmerzhafter Kloß, der mir das Schlucken nicht gerade erleichterte.
Es stand außer Frage, dass ich Angst vor diesem mächtigen, sehr starken Krieger hatte und doch fühlte ich mich auf eine unerklärliche weise noch immer zu diesem wunderschönen Mann hingezogen, die ich einfach nicht verstehen wollte.
Ich wollte sie nicht nur nicht verstehen, sondern ich konnte es auch nicht.
Er hatte irgendetwas in mir ausgelöst. - Etwas von dem ich jedoch nicht wusste, was es war.
Diese Macht die er über mich zu besitzen schien, war schon sehr verstörend.
Es war, als hätte er mich in einen Bann gezogen.
Denn meine Augen starrten ihn fasziniert und verängstigt zu gleich an.
‚Das ist doch lächerlich!’, dachte ich nur und wandte mein Blick leicht verwirrt von ihm ab, um mich wieder unter Kontrolle zu bekommen und die Angst zu unterdrücken, die meinen Körper nun so zu beherrschen schien.
Er war ein Tier – eine abscheuliche Bestie, die nicht davor zurück schreckte zu töten und außerdem hat er mich entführt und in diese seltsame Welt verschleppt, in der wir Menschen nicht mehr als Sklaven für sie waren.
So also auch ich.
Doch was genau mit mir geschehen würde, dass wusste ich noch nicht.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Krieger kurz stehen blieb und sich mit einem seiner Krieger unterhielt, den ich jedoch nicht kannte, da es keiner der zehn ist, die dabei gewesen sind und seinen Befehl ausgeführt hatten, unschuldige Frauen zu entführen.
‚Arschloch!’, dachte ich zornig und die Angst in mir verschwand allmählich.
So angst einflößend er auch sein konnte, ich ließ mich von ihm doch nicht so behandeln.
Ich hatte schließlich auch Rechte, die er mir niemals nehmen konnte, weil ich sie mir nicht weg nehmen lasse. So einfach ist das!
Der Krieger, mit dem er sprach war schwarzhaarig, hatte seine Haare etwas länger, trug dazu auch noch eine Art Stirnband, das verhinderte, das seine Haare ihm ins Gesicht fielen und sein Fell hatte ebenfalls die Farbe seiner Haare.
Er war muskulöse, sehr breitschultrig und großgewachsen.
Und wie ich mittlerweile bei allen Krieger fest stellen konnte, trug auch er kein Schwert bei sich oder hatte er es jetzt nur abgelegt?
Dies schien ihr Quartiere zu sein, denn wo ich auch hin sah, konnte ich nur Krieger erkennen.
‚Wo waren eigentlich die anderen Geiseln?’, fragte ich mich jetzt, wo ich keines der Mädchen sehen konnte.
Nicht ein einziger Mensch von den Gefangenen war hier, was mich ziemlich beunruhigte.
Es waren mindestens fünfzig von diesen Katarwoxkrieger im Raum, wenn nicht sogar mehr.
Doch zählen konnte ich sie nicht, denn das würde eindeutig sinnlos bei der Menge sein.
Ich war so gut wie verloren.
Bei diesen Bestien würde es keine Hoffnung auf Flucht geben.
Denn ich habe schon zwei Chancen versucht und keine hat hingehauen.
Wenn das dritte Mal und somit das letzte Mal wieder nicht funktionieren, dann würde ich mich damit abfinden hier gefangen zu sein.
Noch immer hoffnungsvoll doch noch einen anderen Menschen hier zu sehen, sah ich mich zwischen den einzelnen Kriegern, den Stühlen und Tischen um und versuchte auf dem Boden entlang zu gucken.
Doch ich konnte nichts entdecken.
Nicht ein einziger Mensch außer mir.
Leichte Panik stieg in mir auf, als mir bewusst wurde, dass ich alleine unter den ganzen Kriegern war, die mich alle schon lüstern und mit gierigen Blicken anstarrten.
Mein Entführer hatte aufgehört mit dem schwarzhaarigen Krieger zu sprechen und setzte sein Weg jetzt nun wieder fort.
In seinen Augen sah ich ein seltsames Glänzen und sein Mund verzog sich wieder zu einem spöttischen, aber sehr gefährlichen Grinsen, das weiße, spitze Eckzähne entblößte.
Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und ließ mich noch weiter zurück weichen, was sich als Fehler heraus stellen sollte, denn ich stieß gegen etwas hartes hinter mir.
Ganz leicht drehte ich meinen Kopf nach hinten, als ich sah, dass ein Katarwox hinter mir stand, der mit einem Knurren und gefletschten Zähnen zu mir herum fuhr.
Seine Augen waren schwarz und zu kleinen Schlitzen verengt, während seine langen Eckzähne bedrohlich schimmerten.
Verschreckt wich ich mit einem Satz vor ihm zurück, wobei die Kette an meinen Beinen laut klirrte und mich wieder zu Boden riss.
Der Krieger, mit dem ich eben zusammen gestoßen war, kam wütend und zornig auf mich zu.
Mit einem mal packte er meine Kehle, hob mich in die Luft und drückte mich mit einer solchen Kraft gegen die Wand, dass es schon wehtat.
Verzweifelt versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien, doch es half nichts.
Ich bekam kaum noch Luft, da er mit einem mal immer fester zudrückte.
Und da wusste ich, dass er mich töten würde, wenn nicht gleich etwas geschah.
Vor meinen Augen tanzten plötzlich schwarze Punkte und ich merkte, wie ich immer mehr das Bewusstsein verlor.
„Wie kannst du minderwertige Sklavin es nur wagen einen Krieger von hinten anzurempeln! Dafür werde ich dich bestrafen und dir zeigen was passiert, wenn eine wie du, einen mächtigen Krieger anrempelt! Das wird mit dem Tod bestraft Miststück!“, knurrte er ganz dicht an meinem Ohr, doch ich bekam es nur noch weit entfernt mit.
Die Luft entwich nur noch zischend aus meiner Lunge, jedoch ohne Luft wieder hinein zu bekommen, die mir das Leben schenken würde.
Meine Sicht war getrübt und mehr als die leere Schwärze bekam ich ohne hin nicht mehr mit.
Der Griff verstärkte sich für den Bruchteil einer Sekunde, ehe er plötzlich ganz verschwand und ein lautes, sehr ohrenbetäubendes Krachen erklang.
Ich sank zu Boden und musste erst einmal schwer nach Luft holen.
Es tat weh und ich hatte noch immer das Gefühl, dass sich ein Griff um meine Kehle legte.
Mit zittrigen Händen faste ich danach und bemerkte den Abdruck, der mir höllische Schmerzen verursachte, allein nur bei der Berührung.
Tränen traten mir in die Augen und ich konnte nicht verhindern leise zu schluchzen.
Es war eindeutig zu viel für mich gewesen, so stark ich mich den Kriegern gegenüber auch gezeigt hatte.
Irgendwann war auch ich an meinen Grenzen angelangt.
Ich konnte einfach nicht mehr, denn ich war nicht die Starke, die ich vorgab zu sein.
Als ich mich wieder etwas beruhigt hatte und die Tränen mit meinen Handrücken wegwischte, musste ich mich wieder daran erinnern, dass irgendjemand den Krieger von mir weggerissen haben musste.
Denn mehr als einen Windzug hatte ich nicht gespürt, ehe der Druck an meinem Hals plötzlich weg war.
Es war genau so, wie auf der Lichtung und da hatte ich schon eine Vorahnung, was passiert sein musste.
Sein sinnlicher Geruch nach Erde, Minze und einem Hauch von Kieferzapfen stieg mir in die Nase und machte mich ganz gaga.
Langsam und noch völlig benommen von eben, öffnete ich meine Augen und sah den dunklen Krieger beschützend vor mir stehen.
Genau so, wie ich es mir schon gedacht hatte, als ich mich daran erinnerte, dass dieser Windzug niemand anderen ankündigen würde, als ihn.
Seine Haltung war angespannt und strahlte eine unglaubliche Macht aus.
Ein Knurren erklang aus seiner Kehle, ehe er auf einen blond haarigen Krieger zu ging, der jetzt verletzt an der gegenüberliegenden Wand lag.
Und wie ich erkennen konnte, war sein rechtes Auge mit einer tiefen, sehr deutlichen Narbe versehrt, die ihn wohl auf dem einen Auge blind gemacht hatte.
Da es glasig war und starr gerade aus sah.
Seine Brust war mit zwei weiteren Narben versehen, die sich überkreuzten und deutlich zu erkennen waren.
Denn das Fell an der Stelle fehlte und legte sie somit frei.
„Kaje!“, knurrte der Anführer und packte den Krieger an der Kehle. „Wie kannst du es wagen dich an meinem Eigentum zu vergreifen und sie fast zu töten!“
'Wie bitte?', dachte ich verärgert, als ich hörte, wie er mich vor seinen ganzen Krieger bezeichnete. 'Arschloch! Wie kann er es nur wagen mich als sein Eigentum zu bezeichnen?'
Aber ich sagte jetzt lieber nichts, nicht so das er vor blinder Wut auch noch auf mich los gehen würde, nur weil ich ihm widersprochen habe.
Alle im Raum, so merkte ich es erst jetzt, waren plötzlich verstummt und lauschten dem dunklen Krieger.
„Aber Herr...“, krätzt dieser und versuchte mühsam an der Hand vorbei zu schlucken.
Ich sah, dass Blut an seiner Schläfe hinunter lief, wo sich eine große Wunde gebildet hatte und ich sah auch, dass seine Lippen, sowie sein Mund mit Blut getränkt waren.
Und doch war er noch dumm genug, sich mit seinem Anführer anzulegen.
Seine Lippen bewegten sich, doch seine Stimme war sehr brüchig „Sie ist doch nur eine Sklavin!“
„Nur eine Sklavin?“, fragte der Anführer aufgebracht und schleuderte den Blonden Hünen von der einen Seite zur anderen.
Es gab ein lautes Krachen, das die Wände zum Wackeln brachte.
Der Krieger landete nur wenige Meter neben mir, sodass ich mich heftig erschrak und zusammen zuckte, ehe ich betroffen zu dem Krieger sah, dessen Kopf und Gesicht schon blutig waren und ihm am Kinn hinunter liefen, ehe das Blut sein blondes Fell tränkte.
Seine Augen sahen mich ausdruckslos an und ich sah, dass der dunkle Krieger wieder auf ihn zu ging.
'Wurde hier immer alles mit Gewalt geregelt?', fragte ich mich schockiert und musste mir eingestehen, dass ich hier bei Barbaren gelandet sein musste.
'Wer sonst würde sich denn bitte so prügeln, nur weil angeblich das Eigentum von irgendjemanden verletzt wurde? Also da konnte ich nur hoffen, dass es bald ein Ende nehmen würde, denn ich hatte nicht vor da länger hin zu sehen.
Obwohl ich den Blonden nicht kannte, hatte ich doch Mitleid mit ihm und wollte ihm irgendwie helfen.
Denn ich wusste, wenn nicht gleich etwas passierte, dann würde der blonde Krieger sterben, da er schon zu schwach und verletzt war, als aufzustehen und sich seinem Herrn zu stellen.
Also versuchte ich so gut es mir die Ketten erlaubten zu ihm zu eilen und mich vor ihm in den Dreck zu werfen, um so den nächsten Schlag des Krieger abzuwehren.
Aus dem Augenwinkel sah ich noch, wie der dunkle Krieger ausholte, als er plötzlich inne hielt und mich verwundert ansah.
„Weib? Was tust du da?“, knurrte er noch immer etwas überrascht über mein handeln.
„Hört auf Krieger!“, zischte ich ihn an. „Wenn ihr so weiter macht, dann wird dieser Mann sterben. In euren Augen mag er ein Vergehen begannen haben, aber in meinen hat er es nicht getan. Ich bin eine Sklavin und so wurde ich behandelt. Was ist also falsch?“
„Du bist nicht irgendeine Sklavin Weib. Du bist mein Eigentum!“
„Träum weiter Arschloch. Ich bin nicht dein Eigentum. Weder jetzt noch irgendwann. Ich bin für dich nicht mehr als eine erbärmliche Sklavin, die für dich im Dreck kriechen darf. Aber dazu wird es niemals kommen. Lass dir das gesagt sein Krieger!“
„Schweig still Weib. Um dich werde ich mich später noch kümmern!“
„Du kannst mir gar nichts befehlen. Ich pfeif drauf, was du sagst!“, zischte ich und sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an.
Doch er packte mich einfach, befreite mich aus den Ketten und überreichte mich einem Krieger, dessen Name mir wieder entfallen war.
„Pál kümmere dich um unsere kleine Prinzessin!“, befahl er dem Rotschopf spöttisch und wandte sich dann dem Krieger auf dem Boden zu.
Es war wohl schon üblich, dass die Geisel von einem Krieger zum anderen gereicht wurde.
„Alles in Ordnung mit dir Weib?“, flüsterte der Krieger ruhig und mit weicher Stimme.
Doch sie hatte den gegenteiligen Effekt, denn es machte mich nur noch rasender.
„Pah, das ich nicht lache. Ihr Barbaren haltet mich gegen meinen Willen hier fest. Und nun fragt mich ein Krieger ernsthaft, ob ich in Ordnung bin!“, knurrte ich und wandte mich in seinen Armen, sodass er irgendwann gezwungen war mich los zu lassen.
Mit einem dumpfen Geräusch landete ich wieder einmal schmerzhaft auf dem Boden.
Ein leises Stöhnen entkam meiner Kehle.
Starr blickte ich auf den dunklen Krieger der mich belustigt ansah, ehe er wieder eine ernste Miene aufsetzte.
„Ich sage das nur noch ein aller letztes Mal Krieger!“, knurrte er mit bedrohlicher Stimme. „Wenn ich noch einmal sehen muss, dass sich einer von euch an dem Mädchen vergreift, dem werde ich eigenhändig den Tod bringen. Haben wir uns nun alle verstanden?“
Ein Raunen ging durch die Truppe, doch alle nickten gehorsam und blickten kurz zu mir, ehe sie schnell den Blick abwandten, um den Zorn ihres Herrn nicht auf sich zu lenken.
Langsam kam mein Entführer nun auf mich zu und Kniete sich neben mir nieder.
Sein Blick ruhte auf mir und für einen Moment hatte ich das Gefühl, etwas liebevolles darin zu erkennen.
Doch dann schüttelte ich unmerklich den Kopf.
Der Krieger war so kalt wie ein Stein.
Er war unmöglich fähig etwas anderes als Hass zu fühlen.
„Was machst du nur immer für einen Blödsinn Kleines?“, fragte er und strich sanft mit dem Finger meine Wange entlang.
„Fass mich nicht an!“, knurrte ich und rappelte mich ganz leicht vom Boden auf um vor ihm davon zu kriechen, so kindisch und dumm es auch sein mochte.
So brachte ich einen kleinen Abstand zwischen uns, der mich vor ihm schützen sollte, auch wenn ich tief in meinem Inneren wusste, dass es unmöglich war. „Du magst vielleicht in diesem Moment sanft sein und mich glauben lassen wollen, dass du im Grunde gut bist, aber ich kaufe dir diese Masche nicht ab. Du bist ein Monster, eine Bestie und kennst nichts anderes als das Töten an sich!“
Ich versuchte mich nun ganz vom Boden aufzurappeln, da es entwürdigend war die ganze Zeit im Dreck herum zu kriechen.
Es war das bisschen Stolz, dass noch in mir übrig geblieben ist und mich dazu brachte mich nicht völlig zu entwürdigen.
Und kaum das ich nun auf den Beinen stand, merkte ich, wie mich Schwindel überkam und meine Beine drohten nachzugeben.
Doch ehe ich fallen konnte, hielt mich der Krieger im Arm.
Er achtete gar nicht erst auf meinen schwachen Protest, sondern stützte mich gegen seine Brust.
Mein Gesicht schmiegte sich an seine warme, muskulöse Brust, die mit fast schwarzem Fell überseht war.
Sein Geruch umnebelte mich, machte mich ganz benommen und willenlos.
Er roch so süß und sinnlich nach Erde, Minze und einen Hauch von Kieferzapfen, was ich ohne nachdenken zu müssen, heraus gefunden hatte.
„Du solltest dich ausruhen gehen Kleines. Wir brechen morgen früh auf. Da wirst du deine gesamten Kräfte brauchen. Pál wird dich in dein Zimmer bringen. Ich komme bald nach“, flüsterte er mir sanft und schon fast zärtlich ins Ohr und seine Lippen streiften meine Wange, ehe er mir einen leichten Kuss drauf hauchte und mich dann für den Rest des Tages aus seinem Bann entließ.
Seine Stimme hatte wirklich etwas beruhigendes an sich, sodass ich widerstandslos mich von dem Krieger Pál hab weg tragen lassen.
Noch ehe ich den Raum verlassen hatte, war ich schon eingeschlafen und in das Land der Träume übergegangen.
Ich konnte noch immer nicht begreifen, dass ich wirklich hier war. - In ihrer Welt, wo alles so viel anders war, als auf meinem Heimatplaneten, die Erde.
Aber ich dachte nicht weiter darüber nach, sondern schlummerte seelenruhig vor mich hin.


Ich sah der Kleinen noch einmal hinterher, ehe ich mich von ihr abwandte und Kaje betrachtete, der noch immer am Boden lag und am Ende seiner Kräfte war.
Eigentlich hatte ich wirklich vorgehabt ihn zu töten für seinen dummen Kommentar, dass sie doch nur irgendeine Sklavin war.
Denn diese Sklavin hatte ihm gerade das Leben gerettet, indem sie sich vor ihn geworfen hatte, trotz ihrer Ketten, die sie am Boden hielten.
Es war unglaublich, dass dieses Mädchen ihr Leben riskierte, nur um das eines anderen zu retten.
Das hatte mich an ihr überrascht, da ich die Menschen als egoistisch und selbstsüchtig kannte, aber sie war da ganz anders.
Sie war in so vielen Dingen anders, als die meisten und das faszinierte mich so an der Kleinen Frau, die mir gegenüber so mutig und unerschüttert war.
Langsam beugte ich mich zu ihm hinunter und sah ihm dabei in seine schon fast ausdruckslosen schwarzen Augen, die mich voller Furcht anblickten.
„Wir war das jetzt gewesen Kaje? Das ist doch nur eine Sklavin? Diese Sklavin, wie du sie gerade genannt hast, hat die so eben dein verfluchtes Leben gerettet. Ich werde dich also verschonen auch wenn ich bis eben einer anderen Entscheidung war. Du kannst von Glück reden, dass ich mich an die Bitte ihrerseits halte und dich verschone. Haben wir uns verstanden Kaje?“, fragte ich ihn verbittert und erhob mich dann wieder.
Der Krieger brachte nur ein schwaches Nicken zustande, das ihm wohl ziemlich viel Mühe zu machen schien, den sein Körper sank an der Wand zu Boden.
„Schafft ihn in den Krankenflügel, wo sie sich um ihn kümmern sollen!“, gab ich dann noch den Befehl und entfernte mich von diesem Krieger, der mir heute nicht länger unter die Augen treten sollte.
Nicht so, dass ich es mir noch anders überlege und ihm doch den Tod bringe.
Zwei Krieger traten aus dem Kreis, der sich mittlerweile um mich gebildet hatte und hoben den schwer verletzten Krieger auf ihre Arme, ehe sich mit ihm eilig aus dem Raum verschwanden.
„Ist ihnen das Mädchen wirklich so viel Wert Herr, dass sie sogar bereit waren Kaje zu töten?“, fragte Seran neben mir und verneigte sich leicht vor mir.
„Ja! Sie ist meine Gefährtin!“
Seran musste schwer nach Luft schnappen, ehe er mich ungläubig anblickte, als wäre ich nicht mehr klar bei verstand, weil ich ein Mensch als meine Gefährtin erkannt habe.
Die anderen Krieger sahen mich ebenfalls nur ungläubig an, wagten es jedoch nicht zu widersprechen und meine Worte in frage zu stellen.
„Seit ihr euch sicher Herr?“
„Ja. Ich wurde zu ihr geführt. Mein Traum hatte von ihr gehandelt. Er hat mir sagen wollen, dass ich nach ihr suchen sollte, doch sie war so plötzlich da. Wie aus dem Nichts stand sie auf der Lichtung und hatte mich mit diesen Augen angesehen und da wusste ich, was sie war. Sie ist meine Gefährtin, wenn auch ein Mensch. Das ist der Grund, warum ich sie damals zu Anfang als meine Sklavin mitgenommen hatte. Zu dem Zeitpunkt war ich mir noch nicht sicher gewesen Seran. Aber jetzt ist es offensichtlich. Und deshalb wird keiner dieses Mädchen anrühren. Das Weib steht unter meinem Schutz und wenn euch euer Leben lieb ist, dann hoffe ich für euch, dass ihr nichts geschehen wird, wenn ich mal nicht da bin, um sie zu beschützen!“
„Wir werden sie mit unserem Leben beschützen Herr!“, ertönte es im Raum und jeder Krieger legte eine Hand ans Herz als Beweis ihres Gehorsams und der Treue zu mir.
Ich wusste, ich konnte mich auf meine Krieger verlassen und sie würden dieses Mädchen mit ihrem Leben beschützen.
Schließlich verdanken sie mir ebenfalls ihr Leben.
Als ich vor nicht all zu vielen Jahren die Aufgabe meines Vater erhalten habe der Anführer von Katarwoxkriegern zu werden, hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht diese Meute auszubilden und aus ihnen die stärksten Krieger im Lande zu machen.
Sie würden den Kriegern meines Halbbruders Sinister trotzen ohne auch nur die kleinste Anstrengung zu verspüren.
Mein guter Bruder hatte es sich zur Aufgabe gemacht mich um den Thron zu bringen und jede Frau an meiner Seite zu töten nur damit ich nicht heiraten und damit den Thron besteigen konnte.
Aber wenn er dieses Mal versuchen sollte dieses Mädchen zu töten, dann würde ich ihm auf qualvolle weise den Tod bringen und es genießen sein eigenes Ende herbei zu rufen.
Es würde aber schon nicht dazu kommen, denn schließlich würde nicht nur ich sie beschützen, sondern auch meine Krieger, die mir zur Seite standen und mir mit jedem Tag dankbar waren, dass ich sie damals vor dem sicheren Tod gerettet habe.
Den sie waren Kinder gewesen. - Weisen um genau zu sein.
Sie waren nichts Wert gewesen, da sie auch niemand vermissen würde.
Deshalb habe ich mich ihrer angenommen.
Denn wenn sie nichts zu verlieren hatten, dann würde es ihnen auch nichts ausmachen mich in den Tod zu begleiten, wenn es so kommen sollte.
Es war aber vor so vielen Jahren gewesen.
Ich erinnere mich, dass es vor dreihundert Jahren gewesen sein muss, als mein Vater mir mehr Vertrauen zukommen ließ, ehe er mir den Thron versprochen hatte.
Ein Jahrhundert lang musste ich darauf warten, bis mir der Thron zugesprochen wurde, jedoch unter einer Bedingung. - Ich musste verheiratet sein.
Aber ich sollte nicht länger darüber nachdenken und lieber nach dem Mädchen sehen.
Ich nickte meinen Kriegern kurz zu, dankte ihnen für ihrer Treu und verließ damit ohne ein weiteres Wort den Raum, um endlich zu ihr zu kommen.
Sie durfte es niemals erfahren, dass sie meine Gefährtin war.
Nicht ehe sie sich nicht endlich ihrem Schicksal fügte und aufhörte gegen mich anzukämpfen.
Denn es brachte mich nur um so mehr dazu, sie für mich gewinnen zu wollen.
Sie war die erste Frau, die es sich erlaubte so mit mir oder meinen Krieger zu reden.
Das Menschenweib hatte keinerlei Respekt oder gar Angst vor uns.
Und obwohl es mich schon fast rasend vor Wut machte, fand ich es doch auch amüsierend, dass sie sich mir widersetzte und lieber ihren eigenen Kopf durchsetzte.
Es würde sicher noch interessant werden.
Mein Vater wollte doch immer eine starke Frau an meiner Seite haben, die sich von mir nichts sagen lassen würde. – Die sich selber treu bleiben würde.
Und das war meine wunderschöne Geisel auch.
Meine Schwester würde sie sicher auch gleich in ihr Herz schließen und sich mit ihr zusammen tun, um gegen mich vor zu gehen.
Aber es wäre schön. – Schön zu sehen, wenn sie sich endlich hier einleben würde und sich an unsere Welt gewöhnte.
Sie musste akzeptieren, dass sie nie wieder zurück konnte, doch ob sie es auch wirklich konnte, war wieder eine andere Frage.
Gedankenverloren ging ich durch die Gänge und nahm nicht wahr, dass die Krieger mich begrüßten und sich leicht vor mir verneigten.
Mich interessierte im Augenblick nur, mich um das Mädchen zu kümmern.
Ich wollte ihr zeigen, dass ich im Stande war auch andere Gefühle als Hass zu empfinden. – Dass ich nicht so eine Bestie war, für die sie mich eigentlich hielt.
Sie sollte sehen, dass ich jemand mit Herz war, wenn ich es auch nicht immer gerne zeigen würde. - Nicht einmal ihr gegenüber.
Es dauerte nicht lange, da war ich vor meinem Zimmer angekommen und hoffte, dass Pál sie in mein Zimmer gebracht hatte und nicht in irgendeines der anderen.
Als ich langsam und leise die Tür öffnete sah ich, dass sie ruhig in meinem Bett schlummerte.
So ruhig und friedlich gefiel sie mir manchmal um einiges besser, als wenn sie wieder einmal stur und sehr dickköpfig war.
Sich einfach nichts von mir sagen lassen wollte.
Aber genau das liebte ich an ihr.
Die Art, wie sie mit mir umging. – Das sie stark war, sich nicht unterkriegen lies.
Nicht einmal, wenn ein Krieger auf sie los ging und sie fast getötete hätte mit seiner groben und sehr unsanften Art.
Selbst in diesen Momenten wirkte sie so stark, auch wenn man ihr schon ansah, dass sie ihre Kräfte verließen und sie dann plötzlich so schwach und zerbrechlich wirkte.
Sie war eine starke Frau und ich war mir sicher, dass sie sich hier sehr schnell ein hohes Ansehen erkämpfen würde. - Ein Ansehen, das ihr Respekt erweisen würde.
Als ich sie so ansah, konnte ich kaum glauben, wie schön sie doch war.
Noch nie war mir ein solches Geschöpf begegnet.
Und gleich würde ich mich zu ihr ins Bett legen und mich an ihren zarten, sehr warmen Körper schmiegen.
Darauf freute ich mich schon und sehnte mich auch danach ihr nahe zu sein. - Ihre Nähe zu genießen solange es noch möglich war.
Denn wenn sie wieder wach war, dann würde sie es sich nicht gefallen lassen.
Doch bevor ich mich zu ihr legen konnte, musste ich mich erst einmal waschen, da es ein ziemlich anstrengender Tag gewesen ist und ich voller Dreck und Staub war, an dem die Kleine nicht ganz unschuldig war.
Und obwohl schon ein ganzer Tag sich dem Ende geneigt hatte, wusste ich noch immer ihren Namen nicht.
Was mit den anderen Sklavinnen ist, wusste ich nicht, denn sie wurden ihrem jeweiligen Krieger überreicht, die nun das Sagen hatten und den Sklavinnen ihren Willen aufzwingen konnten, so wie es ihnen passte.
Ich dachte aber nicht länger darüber nach, sondern stieg in die Wanne, die von unseren Sklavinnen mit frischen, warmen Wasser gefüllt wurde.
Da ich es nicht mehr länger aushielt nicht in ihrer Nähe sein zu können, brauchte ich nicht lange bis ich dann eilig aus der Wanne stieg, mich abtrocknete und mir eine Legens überzog ehe ich zu ihr ins Bett stieg.
So richtig verstand ich es nicht, warum ich mich so zu ihr hingezogen fühlte.
Natürlich war sie meine Gefährtin, doch das Band wurde erst dann besiegelt, wenn sie von meinem Blut getrunken hatte, dass sie unsterblich machen würde.
Zärtlich kuschelte ich mich an sie und schlang meine Arme um ihren Körper, ehe ich dann neben ihr einschlief und den nächsten Morgen schon freudig erwartete, denn sie würde mich schon bald ins Schloss begleiten.

Impressum

Texte: Copyright by Cassedy
Tag der Veröffentlichung: 17.12.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch witme ich meinen treuen und sehr fleißigen Lesern und jene denen meine Bücher so gefallen, dass sie nie genug davon kriegen können

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