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Mein Retter, der Vampir




Kühle Arme umschlungen mich und dann wurde ich hochgehoben.
Die Arme waren unglaublich angenehm, daher wusste ich, dass es Adrian war, der mich die Treppen hoch trug.
Er ließ mich auf einem Bett nieder und deckte mich dann zu.
Ich hörte leise Schritte, die sich immer mehr vom Bett entfernten und dann schlief ich ein.
Als ich wieder zu mir kam, war ich ganz allein im Zimmer.
Vorsichtig stieg ich aus dem Bett um zu sehen, ob sich immer noch alles drehte, doch es ging mir schon besser.
Leise schlich ich durch den dunklen Raum zum Fenster.
Ich schob die Gardine ganz leicht weg und schaute hinaus.
Es war hell geworden.
„Oh nein“, stöhnte ich. „Ich komme zu spät zur Schule.“
„Mach dir darüber mal keine Sorgen“, hörte ich jemanden sagen.
Ich zuckte leicht zusammen und vor Schreck ließ ich die Gardine los und dann wurde es wieder dunkel im Zimmer.
Ich drehte mich um und sah Adrian ganz lässig in der Tür stehen.
„Warum soll ich mir darüber keine Sorgen machen?“, fragte ich verärgert. „Und warum bist du nicht in der Schule?“
„Du bist krank geschrieben und zwar die ganze Woche. Ich bin nur da, um auf dich aufzupassen, dass du keine Dummheiten machst.“
„Mir geht es wieder gut“, protestierte ich.
„Der Arzt ist aber einer ganz anderen Meinung. Du hattest sehr hohes Fieber. Wir hatten schon Angst, dass das Fieber dich tötet und daher wollte der Arzt dich ins Krankenhaus einweisen lassen, doch ich war dagegen.“
„Warum?“
„Ich will dich in meiner Nähe haben. Ich hätte es nicht ertragen dich im Krankenhaus zu wissen. Es wäre zu schlimm für mich, nicht zu wissen, was mit dir ist.“
„Hör auf damit“, sagte ich sauer. „Warum sollte es dir etwas ausmachen, wenn ich nicht mehr da bin?“
„Anna?“, sagte er ruhig. „Warum denkst du, es würde mir nichts ausmachen, wenn du stirbst?“
„Du hast dich die letzten Tag nicht gemeldet und jetzt willst du mir erzählen, dass es dir was ausmacht, wenn ich nicht mehr da bin.“
„Hätte ich gewusst, dass du mich wirklich wieder sehn willst, dann wäre ich bei dir aufgekreuzt, doch woher hätte ich das wissen sollen?“
Er kam langsam auf mich zu, doch ich wich immer mehr zur Wand zurück.
„Warum kannst du mich nicht einfach zufrieden lassen?“, schrie ich ihn an. „Ich will, dass du aus meinem Leben verschwindest.“
„Das kann ich nicht. Wenn du wirklich willst, dass ich aus deinem Leben verschwinde, dann sag mir ins Gesicht, dass du mich nicht mehr liebst.“
„Ich...ich kann nicht“, sagte ich unter Tränen und sackte auf die Knie und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
„Anna?“, sagte er eindringlich. „Gib mir bitte noch eine Chance.“
„Warum?“, fragte ich und sah ihn dabei an.
„Weil du das erste und auch das einzigste Mädchen bist, das mir je am Herzen lag. Ich will dich nicht verlieren. Ich wollte dich wiedersehen, unbedingt, doch ich war mir unsicher, ob du es auch wolltest.“
„Warum hätte ich es nicht gewollt?“, erwiderte ich und sah ihn mit Tränen erfüllten Augen an. „Es hat mich wahnsehnig gemacht, dich nicht zu sehn.“
Er kam immer näher, bis er direkt vor mir stand.
„Gib uns bitte noch eine Chance“, sagte er eindringlich und streckte mir seine Hand aus.
Ich überlegte für einen Moment, ob ich sie ergreifen sollte, doch ich tat es nicht.
Er packte mich am Arm und zog mich hoch, ganz nah an seine Brust.
Ich versuchte mich aus seiner Umarmung zu befreien, doch er hielt mich ganz fest.
„Lass mich los“, schrie ich und fing zu zappeln an.
„Anna hör mir nur einen Moment zu“, sagte er flehend.
„Warum sollte ich?“, sagte ich düster.
„Damit du die Wahrheit kennst.“
„Ich will sie aber nicht hören“, schrie ich. „Es ist mir egal, wie es wirklich war.“
„Ich will nur, dass du weißt, das ich dir damals in jener Nacht nichts vorgespielt habe. Ich habe es ernst gemeint, als ich dir sagte, dass ich dich liebe.“
„Warum sollte ich es dir glauben?“
„Weil es die Wahrheit ist. Es war ein Fehler, dass ich mich nicht mehr blicken ließ. Ich wollte es, doch ich war zu verunsichert, ob du mich sehen wolltest.“
„Adrian, ich liebe dich und das war mein ernst, sonst hätte ich doch nicht gesagt, dass ich dich sehen möchte“, sagte ich traurig und sah zu Boden.
„Bitte gib uns noch eine Chance“, bat er mich.
Ich dachte darüber nach und antwortete nicht.
„Bitte Anna“, sagte er wieder und faste unter mein Kinn.
Er hob mein Kopf hoch und sah mir tief in die Augen.
Verzweifelt versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien.
Ich wollte nicht in seine Augen sehen, doch es brachte alles nichts.
Und dann trafen seine Lippen auf meine.
Er küsste mich mit Leidenschaft und so innig und drängend, wie noch nie zuvor.
Nach wenigen Minuten löste er sich von mir, doch er hielt mich weiterhin ganz nah an sich gedrückt.
„Warum das ganze Adrian?“, fragte ich gequält.
„Wie meinst du das jetzt?“, fragte er irritiert.
„Warum willst du ausgerechnet mich haben. Ich meine, ich bin nicht gerade die beste Wahl.“
„Ich liebe dich über alles und außerdem bist du die schönste und klügste überhaupt.“
„Der Ansicht bin ich nicht unbedingt. Du bist einfach atemberaubend schön und so vollkommen, da werde ich niemals mithalten können.“
„Wie kann ich es dir nur begreiflich machen, dass du die einzige bist, mit der ich je glücklich werden könnte. Du liebst mich, obwohl ich eine grauenhafte Kreatur bin.“
„Du bist nicht grauenhaft, sondern etwas besonderes. Ich glaube, nur mit der Zeit werde ich mich daran gewöhnen, etwas so wertvolles zu besitzen, wie du es bist.“
„Zeit haben wir genug. Ich werde dich nicht verlassen. Niemals!“
„Ich kann trotzdem nicht.“
„Warum Anna?“
„Es geht einfach nicht. Alle sagen, du liebst mich, doch leider kann ich es nicht glauben.“
„Aber es ist die Wahrheit. Warum kannst du es mir nicht einfach glauben? Sag mir, was muss ich tun, damit du mir glaubst?“
„Ich weiß es nicht“, sagte ich verzweifelt.
Sauer biss er die Zähne zusammen. „Muss ich es dir erst zeigen, damit du es mir glaubst?“, fragte er schon fast zornig.
Er ließ mich los und ging einige Schritte zurück.
Ein Knurren kam aus seiner Kehle, doch es war nicht beängstigend und dann entblößte er seine scharfen, langen Eckzähne.
Ich erschauderte, doch ich zeigte keine Angst vor ihm und dann schneller als ich reagieren konnte, sprang er auf mich zu.
Wir flogen wie beim ersten Mal durch die Luft und dann landeten wir mit einem lauten Krachen auf dem Bett.
Vor Schreck blieb mir für einen Moment der Atem weg.
Adrian lag unter mir und hielt mich fest an seiner Brust, sodass mir nichts passieren konnte.
„Alles in Ordnung mit dir Anna?“, fragte er schmunzelnd.
„Ja“, zischte ich atemlos.
„Was...?“, erwiderte ich, doch dann wurde ich von ihm unterbrochen.
Seine Lippen berührten meine.
Ich erwiderte den Kuss ohne lange zu zögern und gab mich ihm ganz hin.
Es hatte keinen Sinn sich noch länger dagegen zu wehren.
Als ich wieder zu Atem kam flüsterte ich ihm ganz leise ins Ohr: „Ich liebe dich.“
„Ich weiß“, sagte er grinsend. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich du mich machst.“
„Nein, aber ich weiß, wie glücklich du mich machst.“
Er strich mir die Haare aus dem Gesicht und schlang dann die Arme fester um mich.
„Ich könnte den ganzen Tag so liegen bleiben“, erwiderte er dann.
„Ich sicher auch, wenn ich nicht bestimmten Bedürfnissen nachkommen müsste. Ich bin ziemlich hungrig.“
„Oh natürlich. Ich mach dir schnell etwas zu Essen.“
„Ähm!“, räusperte ich mich.
„Ja?“
„Wie lange habe ich eigentlich geschlafen.?“
„Heute ist Mittwoch“, sagte er schulterzuckend.
„Oh nein. Was ist mit meiner Mutter?“, fragte ich panisch.
„Keine Sorge. Sie weiß bescheid“, sagte er beruhigend. „Sie war einverstanden, dass du die ganze Woche bei uns bleibst und dann erst Montag von hier aus zur Schule gehst.“
„Dann kann ich ja noch ein paar Tage mit dir verbringen“, sagte ich begeistert.
„Ja, aber nur wenn du es auch wirklich mit mir aushältst“, antwortete er lachend.
„Ach so schlimm wird es schon nicht“, erwiderte ich grinsend. „Danke.“
„Wofür?“, fragte er verwundert.
„Na, für alles, aber vor allem dafür, dass du mich nicht aufgegeben, sondern für uns gekämpft hast.“
„Ich wusste schon die ganze Zeit, dass du es nie so gemeint hast.“
„Stimmt.“
„Aber du kannst ziemlich dickköpfig und zickig sein, weißt du das? Ich hab noch nie jemanden kennen gelernt, der sich getraut hat mir die Meinung so offen zu sagen, außer meine Familie und Freunde“, sagte er lachend.
„Ich wusste vor kurzem auch nicht, dass ich so etwas drauf habe“, sagte ich stirnrunzelnd.
„Komm ich mach dir etwas zu Essen“, sagte er dann und stand mit mir in den Armen auf.
Er hielt mich fest im Arm, während er die Treppe runter lief.
„Ich kann selber gehen“, versuchte ich zu protestieren.
„Wir sind aber schneller unten, wenn ich dich trage und außerdem weißt du nicht wo die Küche ist.“
„Da hast du wohl recht“, gab ich mich geschlagen.
Wir kamen in die Küche und er setzte mich auf einen der Stühle am Tisch.
„Was möchtest du essen?“, fragte er mich.
„Was kannst du denn alles kochen?“, fragte ich neugierig.
„Sag mir einfach, was du möchtest und ich koche es für dich“, erwiderte er schulterzuckend. „Wie wäre es mit Eiern und Speck?“
„Klingt gut. Isst du mit mir?“, fragte ich ihn.
„Nein“, sagte er entschuldigend. „Ich hab schon gegessen, als du geschlafen hast.“
„Ach so“, antwortete ich traurig. „Aber du leistest mir doch Gesellschaft oder?“, fragte ich hoffnungsvoll.
„Ja, wenn du es möchtest“, erwiderte er lächelnd.
„Es wäre schön dich bei mir zu haben“, sagte ich freundlich.
Er stellte sich an den Herd und briet den Speck und dann die Eier in der Pfanne.
„Hier“, sagte er schließlich und reichte mir den Teller mit dem Essen. „Lass es dir schmecken“, fügte er dann noch hinzu und setzte sich neben mich.
Ich war so hungrig, dass ich das ganze Essen in nur wenigen Minuten verschlungen hatte.
„Danke für das Essen. Es war wirklich lecker“, lobte ich ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Langsam stand ich auf und lief zur Spüle, um den Teller abzuwaschen, doch Adrian war schneller.
Er nahm mir den Teller aus der Hand und legte ihn zur Seite.
Mit langsamen schritten kam er näher zu mir heran und nahm mich fest in den Arm.
Mit einer geschmeidigen Bewegung hob er mich hoch, sodass ich in seinen Armen lag und trug mich so aus der Küche.
Ich schmiegte meinen Kopf an seine muskulöse Brust.
Ohne große Mühe lief er mit mir die Treppen hoch.
Wir kamen im ersten Stock an und ich dachte er würde mich in das Zimmer zurück bringen, doch er ging durch den Flur zur nächsten Treppe.
„Wo gehen wir hin?“, fragte ich verwundert.
Er lächelte nur und dann lief er mit einer schnellen Geschwindigkeit die anderen Treppen hoch.

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Texte: Copyright by Cassedy
Tag der Veröffentlichung: 14.08.2010

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