Entführt und verschleppt
in eine andere Welt
Nichts ist, wie es oft scheint.
Wenn du glaubst dein Leben ist perfekt
dann bist du in einem großen Irrtum.
Es bedachte nur einer Sache
schon gerät alles aus dem Gleichgewicht
und dein Leben ist nur noch ein Chaos!!!
Der fremde Krieger
Ich saß auf einem dreckigen Fußboden, in irgendeinem heruntergekommenen Haus, meine Beine in Ketten gelegt, als der dunkle Krieger, der mich entführt hatte wieder zurück und direkt auf mich zu kam.
Seine Schritte waren geschmeidig leicht und gerade zu elegant.
Er sah so gut aus mit seiner muskulösen Brust und den starken Armen, die mit einem fast schwarzen Fell überzogen waren.
Seine Haare waren schwarz und kurz geschnitten, sodass es ihm wie Stacheln in alle Richtungen abstand.
‚Wie ein Igel’, dachte ich und schüttelte über mich selber den Kopf.
Ich befand mich schließlich in großer Gefahr und mir fiel nichts besseres ein, als diesen Mann einfach nur anzustarren und doch setzte ich meine Musterung fort.
Seine dunkelblauen, leicht silbrigen Augen sahen mich aufmerksam an und strahlten eine dunkle Aura aus, die mich erschrocken zurück weichen ließ.
Bei meiner Reaktion sah ich, wie sein Mund sich kurz zu einem spöttischen und grausamen Lächeln verzogen, dass meinen Magen aus Angst schmerzhaft verkrampfte ließ.
Ganz leicht sackte ich nach vorne und keuchte auf und doch starrten meine Augen ihn weiter hin an, so als würde ich nicht mehr von ihm los kommen.
In meiner Kehle saß ein schmerzhafter Kloß, der mir das Schlucken nicht gerade erleichterte.
Es stand außer Frage, dass ich Angst vor diesem mächtigen, sehr starken Krieger hatte und doch fühlte ich mich auf eine unerklärliche weise zu diesem wunderschönen Mann hingezogen, die ich einfach nicht verstehen wollte.
Meine Augen starrten ihn fasziniert und verängstigt zu gleich an.
‚Das ist doch lächerlich!’, dachte ich nur und wandte mein Blick leicht verwirrt von ihm ab, um mich wieder unter Kontrolle zu bekommen und die Angst zu unterdrücken, die meinen Körper so zu beherrschein schien.
Er war ein Tier – eine abscheuliche Bestie, die nicht davor zurück schreckte zu töten und außerdem hat er mich entführt und in diese seltsame Welt verschleppt, in der wir Menschen nicht mehr als Sklaven für sie waren.
So also auch ich.
Doch was genau mit mir geschehen würde, dass wusste ich noch nicht.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Krieger kurz stehen blieb und sich mit jemand unterhielt, bevor er sein Weg dann wieder fortsetzte.
In seinen Augen sah ich ein seltsames Glänzen und sein Mund verzog sich wieder zu einem spöttischen, aber sehr gefährlichen Grinsen, dass weiße, spitze Eckzähne entblößte.
Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und ließ mich noch weiter zurück weichen, was sich als Fehler heraus stellen sollte, denn ich stieß gegen etwas hartes hinter mir.
Ganz leicht drehte ich meinen Kopf nach hinten, als ich sah, dass ein Krieger hinter mir stand, der mit einem Knurren und gefletschten Zähnen zu mir herum fuhr.
Seine Augen waren schwarz und zu kleinen Schlitzen verengt, während seine langen Eckzähne bedrohlich schimmerten.
Verschreckt wich ich mit einem Satz vor ihm zurück, wobei die Kette an meinen Beinen laut klirrte und mich wieder zu Boden riss.
Der Krieger, mit dem ich eben zusammen gestoßen war, kam wütend und zornig auf mich zu.
Mit einem mal packte er meine Kehle, hob mich in die Luft und drückte mich mit einer solchen Kraft gegen die Wand, dass es schon wehtat.
Verzweifelt versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien, doch es half nichts.
Ich bekam kaum noch Luft, da er mit einem mal immer fester zudrückte und da wusste ich, dass er mich töten würde, wenn nicht gleich etwas geschah.
Vor meinen Augen tanzten plötzlich schwarze Punkte und ich merkte, wie ich immer mehr das Bewusstsein verlor.
Keuchend und schweißgebadet fuhr ich aus dem Schlaf hoch und sah mich verängstigt in meinem dunklen Zimmer um, bevor ich begriff, dass außer mir niemand hier war.
Mein Körper zitterte und mein Herz raste wie verrückt.
Ich atmete ein paar mal tief durch, bis ich mich allmählich beruhigte.
Es war noch dunkel, der Mond schien und die Sterne leuchteten hell auf.
Wie schon seit vielen Nächten hatte ich wieder nur geträumt.
Es war immer wieder ein und der selbe Traum und jedes mal wachte ich schweißgebadet auf.
Das alles hatte nach meinem achtzehnten Geburtstag begonnen, den ich erst vor einem Monat im kleinen Kreis gefeiert hatte.
Aber was mich fiel mehr beschäftigte, waren die Bilder.
Sie wirkten so echt und als würde ich das alles wirklich miterleben.
Alles fühlte sich so real an.
Es war, als würden die Träume mir etwas sagen wollen. – Als würde schon bald etwas unerwartetes passieren, dass mich betraf und mein Leben verändern würde.
Ich versuchte dieses ungute Gefühl in mir zu verdrängen und die Stimme zum Schweigen zu bringen, die mir immer wieder zurief ‚es wird schon bald etwas schlimmes geschehen’.
Einige Minuten vergingen, die ich einfach nur da saß und gedankenverloren aus dem Fenster starrte hinauf zu den Sternen, bis mein Körper sich wieder vollständig beruhigt hatte.
Ein kurzer Blick auf meine Uhr verriet mir, dass es erst drei Uhr morgens war und ich noch drei Stunden schlafen konnte, bis ich entgültig aufstehen musste, um in die Schule zu gehen.
Erschöpft ließ ich mich wieder in meine Kissen fallen, aber nicht ohne noch einmal einen prüfenden Blick durch den Raum zu werfen.
Ich war so müde, dass meine Augenlider schwer wurden, mir nach geschlagenen Sekunden zu fielen und ich dann in einen Traumlosen Schlaf fiel.
Es war entspannend und beruhigend nicht länger an diese Bilder erinnert zu werden, doch so schön die Stille und so erholsam der Schlaf jetzt auch waren, dauerte es viel zu kurz, denn mein Wecker begann bereits zu klingeln.
Blind griff ich nach dem nervtötenden Ding, um es endlich zum verstummen zu bringen.
Aber es half alles nichts, denn ich musste wohl oder übel aufstehen, wenn ich nicht zu spät zur Schule kommen wollte, da ich mich ja noch waschen und umziehen musste.
Die Schule war wichtig für mich, da sie mir bei meiner Ausbildung zur Krankenschwester weiterhelfen würde, denn ich wollte den Menschen eines Tages helfen können und für ihre Gesundheit verantwortlich sein. – Ihnen auf dem Weg der Besserung beistehen.
Diese Ausbildung hatte ich vor einem Jahr begonnen, kurz nachdem ich meinen Realschulabschluss erfolgreich beendet hatte.
Ich musste drei Mal in der Woche zur Schule gehen und die restlichen Tage verbrachte ich im Krankenhaus als tätige Krankenschwester.
Der Beruf machte mir Spaß, denn ich fühlte mich ganz wohl in meiner Haut und hatte viele nette Kolleginnen getroffen mit denen ich mich schnell angefreundet hatte.
Verschlafen öffnete ich meine Augen einen kleinen Spalt und blinzelte in die helle Morgensonne, die mein Gesicht wärmte und meine Haut kitzelte.
So blieb ich noch einen kurzen Moment liegen, bevor ich dann ergeben seufzte.
Langsam erhob ich mich aus dem Bett und tapste blindlings ins Bad direkt unter die Dusche, um erst einmal richtig wach zu werden.
Eigentlich hatte ich keine Probleme morgens aufzustehen, doch seitdem das alles mit den Träumen angefangen hatte, bekam ich in der Nacht kaum noch Schlaf, da ich mich immer unruhig im Bett bewegte und zu Anfang auch immer schreiend aus dem Schlaf gefahren bin, doch das war seit einer knappen Woche nicht mehr der Fall.
Vielleicht hatte ich mich einfach daran gewöhnt, dass mich diese Bilder verfolgten und keine ruhe mehr ließen.
Nicht einmal am Tag war ich vor ihnen sicher.
Aber ich dachte nicht länger daran, sonder ließ das Wasser beruhigend auf mich herab prasseln.
Nur langsam entspannte sich mein Körper und ich schloss für einen kurzen Moment einfach die Augen, um alles zu vergessen, da tauchte plötzlich der Krieger vor mir auf.
Es war genau der selbe, den ich auch in meinem Traum gesehen hatte. – Der, der mich entführt hatte.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
‚Du gehörst mir!’, erklang seine Stimme in meinem Kopf. ‚Ich werde dich finden!’
Erschrocken wich ich zurück, gegen die Duschtür, die sich öffnete, sodass ich fast raus gefallen wäre, wenn ich mich nicht noch im letzten Moment links und rechts mit den Händen fest gekrallt hätte.
‚Was war das gerade?’, fragte ich mich verwirrt. ‚Das konnte doch unmöglich sein! Diese Stimme und dieser Geruch. Spinne ich jetzt komplett?’
Es hatte sich alles so echt angefühlt.
Sein süßer, sinnlicher Geruch und dann diese weiche, verführerische und doch auch sehr bedrohliche, dunkle Stimme.
Wenn das so weiter geht, dann würde ich noch meinen Verstand verlieren.
Noch etwas benommen schüttelte ich den Kopf, machte das Wasser aus und stieg dann vorsichtig aus der Dusche, um nicht doch noch irgendwie auszurutschen.
Rasch griff ich nach meinem Handtuch und wickelte es mir um den Körper, bevor ich dann aus dem Badezimmer wieder zurück in mein Zimmer ging.
Ich bewegte mich langsam auf meinen Kleiderschrank zu, suchte mir da rote Unterwäsche heraus, eine hellblaue, sehr knappe Jeans und dazu ein rotes Top und meine Lieblingssportschuhe, da ich mich in ihnen am wohlsten fühlte.
Meine braunen Haare, die mir bis zur Hüfte reichten und mit den vielen blonden Strähnen darin trug ich offen, denn das sah am schönsten aus und ich mochte meine Haare sehr, genauso wie meine blauen, sehr tiefen Augen, die ich von meiner Mutter geerbt hatte.
Meine Eltern sagten immer, dass sie so klar und tief wären, dass man glatt auf den Grund meiner Seele sehen könnte, wenn ich es wirklich zuließe.
Schnell packte ich meine Tasche noch zusammen und lief dann aus meinem Zimmer, die Treppe runter und direkt in die Küche.
Ich lebte mit meinen Eltern und meinen zwei kleinen Geschwistern in einem Haus.
Von außen war es ganz weiß und mit einer Veranda und mehreren Balkons im ersten Stock.
Auch ich hatte einen Balkon in meinem Zimmer, doch ich benutzte ihn selten, da ich lieber in unserem Garten saß und die schöne Natur genoss.
Um unser Haus erstreckte sich ein wunderschöner Wald, in dem ich gerne spazieren ging, um auf andere Gedanken zu kommen oder um in Ruhe über Dinge nachzudenken, die mich sehr beschäftigten und mich einfach nicht mehr losließen.
Seit diesen Träumen war ich fast jeden Tag dort in den Wald gegangen, um einen klaren Kopf zu bekommen und diese Bilder zu vergessen.
Aber bis jetzt hatte es nie geholfen.
Unsere Küche war nicht besonders groß und doch sehr gemütlich.
Die Wände waren mit einem leichten Gelb Ton gestrichen und daran hingen hellbraune Wandschränke aus Walnussholz.
Auf der linken Seite war die Arbeitsplatte, der Herd und auch der Ofen, sowie die Spülmaschine und auch der rechten Seite in der hinteren Ecke war unser Esstisch, an dem wir immer gemeinsam aßen, wenn es nicht gerade zur Schulzeit war.
Es gab ein großes, weißes und sehr schönes Fenster, dass uns ermöglichte von hier aus einen guten Blick in den Garten zu haben, ansonsten gab es mehrere kleine Fenster eben so schön, die den Raum erhellten.
Die Küche wurde mit einer schrägen Theke vom Wohnzimmer abgetrennt.
Langsam ging ich in die Küche, doch außer mir war noch niemand hier.
Mein Blick fiel auf die weiße Wanduhr direkt gegenüber von mir.
Es war erst kurz vor sieben, sodass ich noch etwas über eine Stunde zeit hatte.
Ich ging zu unserem Kühlschrank, der ebenfalls auf der linken Seite stand und nahm mir da nur die Milch raus.
Mehr als Müsli würde ich morgens nicht runter bekommen, da mein Magen es gar nicht gerne sah so früh schon etwas zum verdauen zu bekommen.
Also nahm ich mir nur eine Schüssel mit Müsli, setzte mich dann gemütlich an den Esstisch und begann zu essen.
Es dauerte nicht lange, da tauchte mein Vater auch schon in der Küche auf.
„Morgen mein Schatz“, begrüßte er mich gähnend und machte sich seinen morgendlichen Kaffee, den er immer brauchte um überhaupt wach zu werden. „Warum bist du schon so früh auf Kaori?“
„Morgen“, erwiderte ich. „Ich bin immer so früh dran Dad. Das müsstest du doch eigentlich schon wissen. Seitdem ich eine Ausbildung als Krankenschwester mache, habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht so früh aufzustehen, da ich oft um diese Zeit schon längst unterwegs sein müsste, um noch rechtzeitig im Krankenhaus zu meiner Schicht zu kommen.“
„Aber Kaori“, widersprach mein Vater mir. „Die Schule liegt von hier gerade mal zehn höchstens fünfzehn Minuten entfernt, die du ganz leicht zu Fuß schaffst, also kannst du doch an solchen Tagen ausschlafen!“
„Nein Dad. Ich habe nichts dagegen so früh aufzustehen. Schließlich habe ich mir diesen Beruf ausgesucht. Auch wenn ich heute nur zur Schule gehe. Es wird dennoch nichts daran ändern um diese Zeit schon wach zu sein.“
Ich lächelte meinen Vater nur an und versuchte ihm somit klar zu machen, dass ich nicht vor hatte noch länger mit ihm darüber zu reden.
„Wie du meinst mein Schatz“, sagte er nur und wandte sich der Kaffeemaschine zu.
„Möchtest du auch einen Kaffee?“, fragte er mich dann und drehte sich zu mir um, doch ich schüttelte nur den Kopf.
Mit einer Tasse in der Hand kam mein Vater zu mir an den Tisch und setze sich mir gegenüber hin.
Wir unterhielten uns noch eine Weile, bis es zwanzig nach sieben war.
Langsam erhob ich mich, denn es war Zeit für mich zu gehen.
„Tschüß Dad“, sagte ich zum Abschied und verließ dann das Haus.
Meine beiden kleinen Geschwister Deleila und Dana schliefen noch.
Sie waren Zwillinge und waren gerade mal sieben Jahre alt.
Ich hatte die beiden unglaublich lieb und auch meine Mom schlief um diese Zeit noch.
Gelassen und völlig entspannt machte ich mich auf dem Weg zur Schule, die ich nach etwa fünfzehn Minuten erreicht hatte.
Genau so wie mein Vater es gesagt hatte.
Jetzt hatte ich noch fünfundzwanzig Minuten.
Kaum war ich an der Schule angekommen, warteten auch schon meine ganzen Freunde auf mich, so wie es schon seit dem ersten Jahr war, an dem ich die Ausbildung begonnen hatte.
Meine beste Freundin Anna kam auf mich zu und nahm mich als erste in den Arm.
Sie hatte wunderschönes schwarzes, leicht gelocktes Haar, dass ihr gerade mal bis zur Schulter reichte und blassblaue Augen, aber dann waren da auch noch Lana, Beatrice, Leon, Karl und auch noch Dorian, der mir oft mehr als zu verstehen gab, dass er mehr als nur Freundschaft haben wollte.
Aber wie hätte das auch anders sein sollen?
Es gab einfach zu viele auf meiner Schule die etwas von mir wollten, doch ich wollte keinen von ihnen haben, denn es war einfach nicht richtig.
Lana war die aufgeschlossenste von uns allen und redete immer viel und vor allem gerne.
Ihr Haar hatte die Farbe von Haselnussbraun und ihre Augen waren Moosgrün.
Beatrice war die größte von uns Mädchen, denn sie war einen Meter sechsundsiebzig groß, während wir anderen gerade mal etwas über einen Meter sechzig waren.
Sie war schlag hatte kurte schwarz gestachelte Haare, ebenfalls Moosgrüne Augen und sie war so schlang wie ich.
Beatrice war eher zurückhaltend und schüchtern, jedenfalls Fremden gegenüber.
Leon und Karl waren recht muskulös, sehr schlank und so um die einen Meter achtzig groß.
Sie hatten beide blonde, kurze Haare und auch beide blaue Augen.
Das lag wohl vor allem daran, dass sie Geschwister waren.
Ich mochte die beiden wirklich sehr, denn sie waren nett und immer für einen da.
Richtige Freunde eben und ich brauchte mir wegen ihnen auch keine Sorgen zu machen, dass sie etwas von mir wollten, denn sie hatten eher ein Auge auf Beatrice und Anna geworfen, denn Lana war eher bekannt dafür nur ein bisschen Spaß mit den Männern zu haben und sich nicht auf einen fest zu setzen.
Und da hätten wir auch noch Dorian, der schlimmste von uns allen.
Er war recht arrogant und sehr besitzergreifend, weshalb er auch nicht verstand, dass ich nichts von ihm wollte.
Sein Haar war rabenschwarz, sehr kurz und immer recht verwuschelt.
Seine Augen waren braun und sehr intensiv.
Auch er war sehr muskulös und gut gebaut.
Schlank und mit seinen fast ein Meter neunzig, der größte von uns.
Die meisten Mädchen sahen ihm nur zu gerne hinterher, was ich nur zu gut nachvollziehen konnte, da Dorian wirklich gut aussah, aber eben nicht mein Typ.
„Hey Leute“, begrüßte ich die anderen und umarmte einen nach dem anderen.
Wobei ich Dorian ganz zum Schluss umarmte, obwohl ich es eigentlich vermeiden wollte, da ich wusste, dass er die Umarmung wieder vertiefen würde.
Meine Befürchtungen bestätigten sich, denn er ließ mich nicht mehr los.
„Hör auf Dorian!“, zischte ich ihm ins Ohr. „Ich will das nicht!“
„Ach nein?“, fragte er unschuldig. „Du wirst dich irgendwann nicht mehr gegen mich wehren können. Ich werde um dich kämpfen, bis du entgültig mein bist. Also solltest du dich lieber deinem Schicksal fügen!“
„Wann kapierst du es endlich. Ich. Will. Nichts. Von. Dir!“, knurrte ich in sein Ohr.
„Und mein Schicksal ist ein ganz anderes!“, fügte ich dann noch hinzu und erinnerte mich wieder an meinen Traum und an den Krieger, der ständig vor meinen Augen auftauchte.
Da war er auch wieder. – Lächelte mich spöttisch und siegessicher an, so als würde er wissen, dass er gewonnen hat und mich bekommen würde.
Bei diesem Anblick zuckte ich heftig zusammen und wich soweit zurück, dass Dorian gezwungen war mich los zu lassen, dabei stieß ich ganz leicht gegen Anna, die hinter mir stand.
Besorgt sah sie mich an. „Ist alles in Ordnung mit dir Kaori?“
Ich nickte nur etwas benommen und mit leicht geweiteten Augen, in denen sich noch der Schock wieder spiegelte.
„Lasst uns gehen“, sagte ich dann nur und ging einfach auf den Eingang zu und verschwand so schnell wie möglich im Schulgebäude.
Das alles nahm ich aber nicht wirklich wahr.
Es war so seltsam, dass mir immer wieder dieser fremde Krieger vor Augen erschien.
Diese Art und dann die Worte, die ich mir immer einzubilden schien.
Warum sollte es auch jemanden geben, der genau so von mir dachte, wenn es ihn doch überhaupt nicht gab?
Ich hatte das Gefühl, dass mir so langsam alles entglitt und ich nicht mehr richtig wusste, was ich noch glauben sollte oder was der Wahrheit am nächsten war.
Es dauerte nicht lange, da hatten die anderen zu mir aufgeholt und Dorian hielt mich grob an der Schulter zurück.
Bestimmend drehte er mich um, bevor ich überhaupt protestieren konnte und drückte mich dann unsanft gegen die Wand.
„Was ist los mit dir Kaori?“, fragte er wütend. „Und jetzt sag mir nicht, dass mit dir alles in Ordnung ist, denn so ist es ganz sicher nicht!“
„Es geht dich nichts an. Ich habe nur schlecht geschlafen. Das ist alles, also krieg dich mal wieder ein!“, fauchte ich und machte mich aus seinem Griff los.
Ich ging ohne die anderen noch weiter zu beachten ins Klassezimmer und ließ mich auf meinen Platz am Fenster nieder sinken.
Gedankenverloren starrte ich aus dem Fenster, sodass ich nicht einmal mitbekam, dass der Unterricht schon längst begonnen hatte.
Während den ganzen Stunden dachte ich immer wieder an meinen Traum. – An jenen Traum, der Nacht für Nacht immer wieder kehrte und mich einfach nicht mehr los ließ.
Egal wie sehr ich auch versuchte nicht daran zu denken, es gelang mir nicht.
Was hatte dieser Traum nur zu bedeuten?
Hatte er überhaupt eine Bedeutung?
Nur zu gerne würde ich wissen, was das alles auf sich hatte.
Ich träumte doch nicht einfach so von irgendeinem Krieger, den ich weder kannte noch davon überzeugt war, dass es ihn wirklich geben sollte.
Er sah nicht aus wie ein Mensch, sondern eher wie ein Tier und doch wirkte er mit diesen eisblauen Augen, die einen leichten Silberton hatten und das Gefühl vermittelten einem auf den Grund der Seele sehen zu können, so verdammt menschlich, dass ich überhaupt keine Angst vor diesem Mann hatte.
Eher war ich - selbst wenn es nur in meinem Traum war – sehr fasziniert von ihm und hätte ihn nur zu gerne besser kennen gelernt.
Als ich so darüber nachdachte, war ich selber von mir geschockt.
Wie konnte ich nur so an diesen Krieger denken?
Es gab ihn nicht! Und selbst wenn, dann würde ich niemals so über ihn denken dürfen.
Schließlich hatte er mich in meinem Traum entführt gehabt und mich versklavt.
Bei diesem Gedanken stieg Wut in mir hoch und schon war alles andere vergessen.
Ich musste mich jetzt schon fast zwingen ruhig sitzen zu bleiben und nicht aufzuspringen, um dann auch noch vor mich hin zu fluchen.
Meine Hände ballte ich zu Fäusten und starrte angestrengt nach draußen, da ich mir nichts anmerken lassen wollte, doch ich spürte die besorgten und zu gleich fragenden Blicke meiner Freunde in meinem Rücken.
Die ganzen Schulstunden über war ich in Gedanken vertieft und nahm nichts mehr wahr.
Es beschäftigte mich einfach zu sehr, als das ich es einfach so vergessen könnte, aber den anderen konnte nichts davon erzählen.
Sie würden mich sonst noch für verrückt halten.
Nicht einmal, dass die anderen Jungs mich umwarben und mit mir sprachen um meine Aufmerksamkeit zu erlangen nahm ich noch wahr.
Alles zog einfach so an mir vorüber und auch die letzte Stunde war schon bald vorbei ohne das ich es wirklich realisierte.
Ich wollte jetzt einfach nur so schnell wie möglich nach Hause, doch daraus wurde nichts, denn die anderen fingen mich vor dem Gebäude ab, dabei hatte ich gedacht noch vor ihnen den Klassenraum verlassen zu haben.
Mit gerunzelter Stirn blieb ich stehen und sah die anderen nur an.
„Nun sag schon, was ist los mit dir?“, verlangte Anna jetzt zu wissen.
Sie beharrte richtig darauf.
„Es ist echt schlimm das mit anzusehen, wie du wie du in Trance durch die Gegend läufst und deine Umwelt so gar nicht mehr wahr nimmst.“
„Ich denke nur ein bisschen nach. Das ist alles. Es beschäftigen mich gewisse Dinge, die ich euch jetzt aber so nicht erzählen kann! Ich muss dann auch mal los. Wir sehen uns sicher die Tage noch, also bis dann.“
Und somit ließ ich die anderen stehen und ging einfach davon, denn ich wollte so schnell wie möglich nach Hause.
Der Tag war heute schon schlimm genug.
Ich hatte mir in letzter Zeit noch nie so viele Gedanken über diesen absurden Traum gemacht.
Aber was auch immer jetzt anders war, es verunsicherte mich.
Noch nie hatte ich so an diesen Krieger gedacht und noch nie hatte ich seine Stimme und den Geruch so deutlich wahr genommen.
Es bereitete mich zwar keine Angst, doch dafür verwirrte es mich um so mehr.
Der Heimweg dauerte keine ganzen zehn Minuten, da ich mich beeilt hatte.
Heute war schon Freitag und ich hatte für heute nichts geplant, was dann wohl hieß, dass ich den ganzen Abend auf der Couch im Wohnzimmer verbringen durfte.
Mum und Dad waren heute Abend aus, um mal wieder Zeit für sich zu haben und meine beiden kleinen Geschwister waren bei unserer Granny, sodass ich heute allein Zuhause war.
Ich seufzte, schloss die Tür auf und schlurfte dann langsam ins Wohnzimmer, wo ich mich einfach auf das rote Sofa fallen ließ.
Wir waren zwar nicht reich, aber doch sehr wohlhabend, da meine Mutter als eine sehr bekannte Ärztin im Krankenhaus arbeitete und mein Vater Chefchirurg war, verdienten sie natürlich viel und wollten uns ein gutes Leben ermöglichen.
Unser Wohnzimmer war sehr und geräumig.
Alles war sehr offen und doch auch recht gemütlich wie ich doch fand.
Wir hatten eine sehr große Terrasse, die an unseren Garten und den Wald dahinter angrenzte.
Große, weiße Flügeltüren führten nach draußen und mir gegenüber war unserer Kamin, den wir oft im Winter anzündeten, aber auch zu Abend, um so eine schöne, angenehme Atmosphäre zu haben.
Ein kleiner Tisch aus Kastanienholz stand vor mir, dicht am Sofa und um ihn waren noch zwei Sessel, die rechts und links vom schmalen Ende des Tisches standen.
Die Wände des Wohnzimmers waren rotorange gestrichen und viele Familienfotos hangen daran, da wir oft hier gemeinsam saßen und einen Spiel- oder Videoabend machten.
Ich war so glücklich, denn ich hatte viele Menschen, die mich so liebten, wie ich sie auch.
Es gab nichts, was mich hätte glücklicher machen können und doch fehlte mir etwas entscheidendes im Leben, denn ich spürte es und da kamen mir plötzlich wieder die Bilder meines Traumes in den Sinn.
Ganz leicht schüttelte ich den Kopf, um die Bilder wieder zu vertreiben.
Es half für kurze Zeit alles zu vergessen und an nichts zu denken, einfach nur die Stille zu genießen, die im Haus herrschte.
Langsam entspannte mein Körper sich und ich zog die Beine an meinen Körper, um meinen Kopf dann darauf zu betten.
Der Tag war irgendwie ansträngend gewesen, obwohl ich nicht mehr als sonst auch immer gemacht hatte, aber diese ganze Sache war mir doch ein bisschen zu viel geworden.
Ich blieb noch eine Weile einfach so sitzen, bevor ich es irgendwann einfach nicht mehr aushielt und daran dachte etwas an die frische Luft zu gehen.
Es war erst kurz nach fünf, also war es draußen noch nicht besonders dunkel, sodass ich noch einen längeren Spaziergang durch den Wald machen konnte.
Also erhob ich mich von meinem Sofa und ging mir eine dünne Jeans Jacke holen und dann verließ ich durch die Balkontür das Haus.
Unauffällig schloss ich sie hinter mir, damit keiner sehen konnte, dass das Haus gerade leer war und es ein leichtes wäre jetzt einzubrechen.
Ich lief auf den Wald zu und lief langsam den Weg entlang, bis ich weit genug hinein kam, erst da wurde ich wieder langsamer.
In diesem Moment wollte ich einfach nur noch für mich alleine sein.
Während ich wieder einmal nachdachte merkte ich nicht, dass ich immer weiter in den Wald lief und wie der Himmel immer dunkler wurde.
Die Dämmerung war herein gebrochen, aber mich schien es nicht wirklich zu interessieren.
Es war eigentlich auch egal, da ich noch nicht zurück wollte.
Lieber genoss ich die friedliche Stille und die Natur die mich umgab.
Ein leichter Windzug fegte durch die Bäume und ließ mich frösteln.
Ich zog meine Jacke etwas enger zusammen, um mich so wenigstens etwas warm zu halten.
Irgendetwas war seltsam an dieser Kälte, denn wir hatten schließlich Sommer.
Aber vielleicht bildete ich mir auch nur wieder etwas ein und es war heute etwas windiger.
Meine Kleidung war nun einmal knapp und für diese Uhrzeit nicht gerade das passende um einen Spaziergang durch den Wald zu machen, jedoch hatte ich keine Lust gehabt mir noch etwas anderes anzuziehen, da ich so schnell wie möglich an die frische Luft wollte.
In letzter Zeit hatte ich oft das Gefühl, dass ich meinen Verstand verlieren würde, wenn das alles so weiter geht.
Es machte mir immer mehr zu schaffen, aber mit wem hätte ich auch darüber sprechen sollen?
Nicht einmal mit meiner besten Freundin Anna hätte ich darüber reden können.
Selbst sie würde mich und mein Verhalten bezüglich der Sache nicht verstehen.
Ich hatte immer mehr das Gefühl, dass mir diese Träume etwas wichtiges sagen wollten.
Mich vor etwas warnen wollten.
Vor allem heute hatte ich dieses Gefühl und je weiter ich nun in diesen Wald ging, um so stärker würde diese Vorahnung.
Aber jetzt umzudrehen und wieder zurück zu gehen wiederstrebte mir.
Hätte ich bis eben noch gewusst, dass es ein Fehler sein würde mich nicht umzudrehen und zu gehen, dann hätte ich es sofort getan, denn ich kam auf eine sehr große Lichtung, als ich plötzlich jemandem gegenüberstand.
Ich erschrak und wich ganz leicht zurück, denn vor mir stand kein anderer als der Krieger aus meinen Träumen.
Er war noch viel schöner, als ich ihn in Erinnerung hatte.
Gehband starrte ich ihn mit aufmerksamen Augen an.
Sein schwarzes Haar war wie immer wirr und wie stacheln aufgerichtet.
In diesem Moment wirkte er so geheimnisvoll und friedlich, dass man nicht einmal auf die Idee kommen würde, wie gefährlich er eigentlich wirklich war.
Sein Blick war auf die Krieger neben sich gerichtet, die mich ebenfalls noch nicht bemerkt hatten, sodass ich sie in Ruhe beobachten konnte ohne Angst zu haben entdeckt zu werden.
Eigentlich müsste ich diese Chance nutzen und fliehen, doch meine Beine wollten sich einfach nicht von der Stelle bewegen, stattdessen musterte ich ihn weiterhin aufmerksam.
Er war oben ohne, dass einzige was er an hatte, war eine Lederhose, die eng anlag und ihn vor Angriffen zu schützen schien.
Wie schon in meinen Träumen war er sehr kräftig und muskulös und wie auch in meinem Traum war er mit Fell bedeckt, jedoch nicht überall, denn hin und wieder war bräunliche Haut zu sehen, aber auch nur wenn man genau hin sah.
Dieser Krieger war so unglaublich schön.
‚Wie wohl sein Name war?’, dachte ich verträumt und legte den Kopf etwas schief.
Es war verrückt sich darüber Gedanken zu machen und doch konnte ich es nicht verhindern, fasziniert von ihm zu sein.
Er war so wunderschön und in diesem Moment fühlte ich mich von ihm angezogen, doch ich blieb wo ich war mit einem sicheren Abstand zu ihm.
Das war das Beste was ich tun konnte.
Ich betrachte ihn nur weiter aufmerksam.
Ich musste immer wieder an meinen Traum denken und konnte mich nicht wirklich auf meine eigentliche Aufgabe konzentrieren.
Noch nie hatte ich jemals so schön geträumt, wie letzte Nacht, bevor ich in diese Welt aufgebrochen war.
Dieses Mädchen wollte mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen.
Wie sie so vor mir gestanden hatte.
Ihr langes, seidiges Haar, dass wie Gold schimmerte und ihm Wind wehte.
Die weichen Züge und diese zierliche Gestallt, die so zerbrechlich wirkte.
Plötzlich spürte ich einen eindringlichen Blick auf mir und sah verwundert auf..
Meine Augen weiteten sich vor Überraschung, als ich jemanden vor mir stehen sah.
Da stand sie, das wunderschönste Mädchen, das ich je gesehen habe.
Sie war noch Schöner, als in meinem Traum und ihre klaren, tiefblauen Augen sahen mich erschrocken an, so als hätte sie nicht damit gerechnet, dass ich sie bemerken würde.
Aber ich hatte ihre Anwesenheit deutlich gespürt, wenn auch nicht sofort, da ich mit den anderen Kriegern beschäftigt war und ihnen Anweisungen geben musste.
Jetzt hatte ich jedoch genug Zeit, um ihr meine ganze Aufmerksamkeit zu schenken.
Ihr leicht goldenes Haar flog im Wind und umrahmte ihr bezauberndes Gesicht, so wie es in meinem Traum gewesen war.
Seran, der dunkle Krieger mit dem roten Haar näherte sich ihr langsam und ich konnte nur zu deutlich in seinem Gesicht sehen, was er vor hatte.
Seine Muskeln spannten sich an und er grinste voller Erwartung, was man ihm wohl nicht verübeln konnte.
Sie war wunderschön, daran lag kein Zweifel und daher würde es ihr nicht erspart bleiben uns als Sklavin in die andere Welt zu folgen.
In diesem Moment verspürte ich plötzlich den Drang sie zu beschützen und sie vor der ganzen Welt zu verstecken.
Keiner sollte ihr zu nahe kommen oder ihr gar weh tun.
Ich bleckte die Zähne und knurrte einen Befehl in unserer Sprache, sodass Seran sofort stehen blieb und mich nur verwundert ansah.
Sie sollte nicht verstehen was ich sagte, also benutze ich unsere Muttersprache nirved.
‚Was sollte ich jetzt nur tun?’, fragte ich mich im Stillen.
Sie sollte mein sein. – Nur mir allein gehören und da kam mir der entscheidende Gedanke.
‚Ich würde sie zu meiner persönlichen Sklavin machen. So hätte ich diese Schönheit immer bei mir und niemand würde ihr wieder etwas tun können, da sie dann unter meinem Schutz und meiner Obhut stehen würde!’
Ich sah meine Männer an und mein Blick war kalt und düster.
„Na los. Bewegt euch endlich!“, knurrte ich dann immer noch in nirved. „Ich werde mich um sie kümmern. Keiner rührt dieses Mädchen an und nun geht!“
Langsam wandte ich ihr wieder meinen Blick zu.
Sie sah so verängstig und verloren aus, dass sich mein Herz bei diesem Anblick schmerzhaft zusammen zog.
Ihr Herz raste und ihr Atem ging hektisch, dass konnte ich nur zu deutlich hören und auch sehen, denn ihre Brust hob und senkte sich viel zu schnell
Ich wollte sie beschützen und ihr zeigen, dass sie keine Angst mehr zu haben brauchte.
Mit langsamen und vorsichtigen Schritten näherte ich mich ihr, um sie nicht noch weiter zu verängstigen und blieb dann direkt vor ihr stehen.
Ihr Duft umfing mich wie eine Wolke, vernebelte meine Sinne, sodass ich kaum noch klar denken konnte.
Sie roch so verführerisch nach süßem Honig und doch auch irgendwie blumig.
Ich streckte meine Hand nach ihr aus und streichelte ihr sanft über die Wange, doch sie wich zurück und sah mich nur zornig an.
„Nimm die Finger von mir!“, knurrte sie.
„Da ist wohl jemand bissig“, erwiderte ich lächelnd und ging wieder einen Schritt auf sie zu, sodass unsere Körper sich ganz leicht berührten.
Sie wich noch weiter vor mir zurück, bis ein Baum sie irgendwann daran hinderte.
Wie es aussieht habe ich wohl gewonnen, denn jetzt konnte sie mir wenigstens nicht mehr entkommen und das wusste sie selber auch.
Ihre Augen sahen mich entsetzt an, bevor sie den Blick dann ganz leicht senkte.
Dieses Geschöpf war wirklich faszinierend.
Sanft faste ich unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an, sodass sie mich ansehen musste.
„Was willst du von mir Krieger?“, flüsterte sie hilflos.
„Ich will dich meine Schöne!“, sagte ich und konnte nicht verhindern, dass Verlangen in meinen Worten mitschwang.
„Was?“, fragte sie verzweifelt. „Was hast du vor?“
„Du wirst mich in meine Welt begleiten!“
„Ganz sicher nicht. Das kannst du so was von vergessen!“, schrie das Mädchen mich plötzlich an und wehrte sich gegen meinen Griff. „Ich werde mit dir nicht mitgehen. Du kannst mich schließlich nicht zwingen!“
Ich seufzte genervt und dabei hatte ich eben wirklich geglaubt, dass sie klug genug war sich mir nicht zu widersetzen und sich zu fügen, doch stattdessen reizte sie mich.
„Und wie ich das kann. Du hast zwei Möglichkeiten!“, erwiderte ich ernst. „Erstens du kommst freiwillig mit oder ich werde dich dazu zwingen, aber das wird dann weniger angenehm für dich werden. Und um ehrlich zu sein würde ich darauf auch gerne verzichten. Also entscheide dich!“
„Ich werde nicht mit dir mitgehen, du verdammter Mistkerl! Was bildest du dir eigentlich ein? - Mich einfach so zu überrumpeln und mich dann auch noch entführen wollen? Du hast sie ja wohl nicht mehr alle!“
Ich knurrte genervt auf und bis die Zähne ganz leicht zusammen, um nicht die Beherrschung zu verlieren, denn sie wusste scheinbar nur zu gut, wie sie mich zum kochen brachte.
„Beruhig dich wieder meine Kleine. Du wirst mich begleiten, ob es dir nun passt oder nicht. Ich werde mit dir nicht länger darüber diskutieren!“
Mein Blick verdunkelte sich und ich sah sie eindringlich an.
Sie war wirklich bezaubernd, vor allem, wenn sie sich so sehr aufregte und mich anschrie.
Wie konnte ein Wesen - wie sie es war - nur so bezaubernd sein und so viel Macht über mich besitzen, dass es mir schwer viel ruhig zu bleiben?
„Was macht dich da so sicher, dass ich mitkommen werde? Nicht einmal wenn du mich zwingst, werde ich dir folgen, wo auch immer du mich hin bringen willst!“
Sie biss die Zähne wütend zusammen und funkelte mich aus zusammen gekniffenen Augen an, was mich zum lächeln brachte.
„Du bist wirklich bezaubernd wenn du so wütend bist meine Kleine. Eine richtige Schönheit.“
Der Ärger verschwand abrupt und sie sah mich jetzt nur noch verwirrt an.
„Wie ist dein Name?“, wollte ich jetzt wissen, da ich sie mit ihrem Namen ansprechen wollte, doch das zeigte ich ihr natürlich nicht.
Ich bin schließlich ein stolzer Krieger und eigentlich würde ich mich auf so ein Gespräch mit ihr nicht einlassen, aber es amüsierte mich, wie sie sich in Rache redete.
„Den werde ich dir doch nicht verraten! Du spinnst jetzt komplett Krieger!“
Sie wandte sich von mir ab und verschränkte die Arme miteinander, als Beweis, dass sie mir nicht antworten würde und als glaube sie mir in diesem Punkt überlegen zu sein, doch sie täuschte sich, denn irgendwann würde ich meine Antwort schon bekommen.
„Na schön. Wie du willst, aber ich werde ihn schon heraus finden. Aber ich denke eher, dass du ihn mir selber verraten wirst.“
„Darauf kannst du lange warten. Ich werde dir nichts sagen.“
„Das werden wir noch sehen. Ich habe schon immer das bekommen, was ich wollte und so wird es auch immer sein. Da kannst auch du nichts ändern meine Schöne.“
„Du bist ein verfluchter Mistkerl. Hätte ich gewusst, dass ich dir hier im Wald begegne, dann wäre ich niemals her gekommen. Deine Gegenwart kann man nicht mehr ertragen. Ich glaube du hast alle Frauen vergrault, die sich zu dir gewagt haben und nun brauchst du eine Neue. Das ist doch der Grund, warum ich mit dir kommen soll oder etwa nicht?“
Das war jetzt zu viel des Guten.
Wütend und bedrohlich beugte ich mich zu ihr und drückte sie mit meinen Körper gegen den Baum, während ich mich mit meiner Hand über ihrem Kopf abstützte.
Es war von Vorteil fast drei Köpfe größer als sie zu sein.
Ich war ihr so nahe und unsere Körper berührten sich jetzt unweigerlich, da ich sie nur so fest halten konnte, ohne das sie mich wieder von sich stieß, obwohl sie es gerade versuchte.
Doch sie war nicht stark genug, um mich mit ihren Händen von sich zu stoßen.
Ich legte meine Lippen an ihr Ohr, damit nur sie die Worte verstand, die ich ihr zu sagen hatte.
Ihr Körper erschauderte bei der Berührung und ein kurzes Lächeln stahl sich auf meine Lippen, bevor mein Blick wieder ernst und ganz leicht spöttisch wurde.
„Du solltest es nicht übertreiben!“, flüsterte ich. „Sei froh, dass ich dich will, denn sonst würde dich ein anderer bekommen und dass wäre weit aus schlimmer, als es in meiner Gesellschaft auszuhalten. Du bist eine Sklavin, wie die meisten Menschen auch, also finde dich damit ab und belasse es dabei. Bis jetzt war ich noch freundlich, aber wenn es nicht anders geht, dann werde ich es dir wohl auf eine andere Art beibringen müssen, wie man sich zu benehmen hat. Ich werde es nicht dulden, dass du mir so respektlos gegenüber trittst. Schließlich bewahre ich dich vor dem Untergang und rette dich aus den Händen anderer Krieger, die schon sehnsüchtig auf eine wunderschöne Sklavin warten. Du bist wunderschön und um ehrlich zu sein, sogar die Schönste, die es je gegeben hat.“
„Ach jetzt soll ich dir auch noch danken“, erwiderte sie verächtlich. „So weit kommt es noch. Ich werde mich dir gegenüber so benehmen, wie ich es für angebracht halte. Mir ist egal, dass ich dir wohl möglich danken müsste, da ich ohne hin verdammt bin eine Sklavin zu sein. Es macht keinen Unterschied wem ich dienen muss, da ich es gar nicht erst soweit kommen lasse. Merk dir eins Krieger. Ich mag in diesem Moment eure Gefangene sein, doch ich habe immer noch meinen eigenen Willen und den wirst du nicht so schnell brechen. Ich werde dir das Leben zur Hölle machen und dafür sorgen, dass du es bereuen wirst dich für mich entschieden zu haben.“
Sie machte einen Schritt auf mich zu, sodass ich leicht zurück weichen musste und sah mich dabei angriffslustig an.
„Warum lassen wir es nicht einfach darauf ankommen? Wir werden dann ja sehen, wer den stärkeren Willen hat. Meinst du nicht?“
„Wohl kaum. Da es heißen würde, dass ich dir in deine sogenannte Welt folgen müsste, aber darauf habe ich keine Lust, also können wir das vergessen!“
„Herr?“, erklang eine Stimme hinter mir.
„Was gibt es?“, fragte ich schon fast wütend und drehte mich zu dem Krieger um, der mich gerufen hatte. „Habt ihr alles erledigt?“
„Ja, mein Herr. Wir haben alle zehn Sklavinnen zusammen.“
„Gut Pál, dann macht alles für den Aufbruch klar. Ich komme dann gleich!“, gab ich meine Befehle und wandte mich wieder der Schönheit zu, dessen Namen ich leider noch immer nicht kannte, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis auch das geklärt war.
Der kleine Krieger mit dem goldenen Haar, dass ihm über die Schultern fiel und das er zu einem Zopf zusammen bannt verschwand mit eiligen Schritten und machte alles für unsere Rückkehr bereit.
„Ihr habt zehn Menschen entführt?“, fragte sie jetzt aufgebracht.
„Ja, so ist es“, antwortete ich völlig ungerührt.
Die Menschen waren nichts weiter als Sklaven, die uns dienen durften.
„Warum braucht ihr dann mich, wenn ihr doch die Anzahl von Sklavinnen schon habt?“
„Du bist etwas besonderes und würde ich nicht das sagen haben, dann wärst du jetzt eine der zehn Sklavinnen. Willst du das? Du musst nur ein Wort sagen, dann werde ich dich freigeben und du wirst ein solches Leben wie sie führen müssen!“
Anstatt einer Antwort schüttelte sie nur den Kopf und schien darüber nachzudenken, was es wohl für sie hieß.
Sie war auch eine Sklavin, jedoch würde sie ein angenehmeres Leben führen, da sie in meiner Obhut leben würde.
Ich würde nicht wollen, dass sie wie eine richtige Sklavin vor mir kriechen würde, sowie es bei den anderen war.
„Was wird mit mir geschehen? Ich bin doch auch eine Sklavin oder etwa nicht. In deinen Augen bin ich das ganz sicher. Was ist also an meinem Leben so anderes, als das der anderen?“
„Du wirst zwar eine Sklavin sein, doch ein angenehmeres Leben führen.“
„Was macht dich da so sicher?“
„Du bist meine Sklavin und wirst unter meinem Schutz stehen. Niemand wird dir zu nahe kommen oder dich gar zu etwas zwingen dürfen, da ich alleine das sagen habe. Ich werde dir ein angenehmes Leben bieten, auch wenn du meine persönliche Sklavin sein wirst!“
„Das ist nicht dein ernst!“, kreischte sie nun los und schlug wie verrückt auf mich ein. „Du verdammter Mistkerl glaubst doch nicht wirklich, dass ich deine Sklavin sein werde und dir diene so wie du es wünscht. Lieber sterbe ich!“
Die anderen Krieger sahen, dass das Mädchen völlig außer Kontrolle geriet und wollten schon eingreifen, doch ich hielt sie zurück.
„Aber Herr...“, versuchte Seran zu widersprechen.
„Es ist alles in Ordnung. Sie wird keine Schwierigkeiten machen. Kümmert euch nur um die anderen Sklavinnen. Ich werde mich um sie kümmern. Sie scheint gerade nur ein bisschen aufgebracht, da sie sich so freut mich zu begleiten“, erwiderte ich spöttisch und griff mir beide Handgelenke von ihr, um sie so davon abzuhalten noch weiter auf mich einzuschlagen.
Ich hätte nie gedacht, dass sie so viel Kraft aufbringen würde.
‚Unterschätze niemals eine Frau!’, dachte ich verärgert.
Ich zog sie ganz nah an meine Brust und sah ihr tief in die Augen.
„Wir werden uns jetzt benehmen. Haben wir uns verstanden?“
Noch bevor sie antworten konnte, warf ich sie über meine Schulter und folgte meinen Männern in Richtung des Portals, dass sich aufgetan hatte um uns in unsere Welt Megician zurück zu bringen.
Ich spürte, wie die Kleine mit aller Kraft immer wieder auf mich einschlug und wie verrückt schrie, dass mir die Ohren schon klingelten.
Sie klang so verzweifelt und panisch, dass es mir ein ungutes Gefühl verschaffte, doch darauf konnte ich nicht mehr achten, sondern trat durch das Tor.
Texte: Copyright by Cassedy
Tag der Veröffentlichung: 17.07.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Buch witme ich alle den jenigen, die meine Geschichten lesen und auch mögen :)