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Jagd auf Vampire


„Wenn es dein Wunsch ist, dann werde ich ihn wohl respektieren müssen.“
Zufrieden richtete ich meine Waffe auf die wütenden Vampire vor mir.
Ich tötete einen nach dem anderen und er gab mir währenddessen Rückendeckung.
Auch er tötete einen von ihnen, der mich fast erledigt hätte, wenn er nicht so schnell reagiert hätte.
Wir hatten alle Vampire in der großen Halle getötet, als ich ihn jetzt ansah.
„Danke noch mal“, sagte ich und versuchte freundlich zu sein. „Ich will mich auch für das letzte Mal bedanken, da du mir ja keine Zeit gelassen hast mich bei dir zu bedanken.“
„Gern geschehen“, sagte er und schenkte mir ein bezauberndes Lächeln. „Wir werden uns wohl nicht mehr sehen oder Kate?“
„Nein“, sagte ich verwundert, „aber ich würde gerne wissen, wie du heiß, da du mein Namen ja zu kennen scheinst.“
Er zögerte ein wenig und schien zu überlegen, ob er mir vertrauen konnte.
„Lex“, sagte er in einer melodischen Stimme. „Na ja, bis dann Kate. Pass gut auf dich auf.“
Sein Blick ruhte auf mir.
„Versprich es mir“, sagte er.
„Ja“, antwortete ich und dann war er verschwunden.
Ich verbrannte die Vampirkörper und dachte wieder einmal darüber nach.
Er hatte mich wieder einmal gerettet und ich wusste jetzt wie er hieß, doch die Frage, warum er mich wieder gerettet hatte, blieb unerklärt.
Obwohl ich Vampire über alles hasse, konnte ich ihn nicht erschießen.
Warum hatte ich ihn wieder entkommen lassen und als er mich anlächelte, hatte mein Herz für einen kurzen Moment stiel gestanden.
Es war so komisch, wenn ich mit ihm zusammen war, da vergas ich einen Teil meiner Wut und meines Hasses und er hatte mich mehrmals in dieser Nacht gerettet und mir beigestanden.
Er hätte mich so leicht töten können, doch er tat es nicht und das war mir unerklärlich.
Selbst als ich die Waffe auf ihn richtete hatte er sich nicht von der Stelle gerührt und mich weiter beschützen wollen.
Es war so, als wusste er, dass ich ihn nicht erschießen würde.
Ich sank auf die Knie und hasste mich noch mehr dafür, dass ich zu schwach war einen Vampir zu töten.
Er war nicht viel anders, als die anderen Vampire, jedenfalls hatte ich noch keinen Unterschied fest gestellt.
Okay er hatte mich gerettet, wieder einmal, doch das dürfte mich nicht davon abhalten ihn zur strecke zu bringen.
Ich setzte mich auf den Boden, schlang meine Arme um die Knie und verbarg meinen Kopf.
Es war unverzeihlich, dass ich es zugelassen hatte, einen Vampir zu mögen, denn das war die einzige Erklärung dafür, dass ich ihn hab laufen lassen.
Kim, Lisa und Max kamen in die Halle gestürmt und hatten sich schon Sorgen um mich gemacht, doch ich versicherte ihnen, dass es mir gut ging.
Während der ganzen Fahrt zurück zum Treffpunkt hatte ich nichts gesagt und nur starr aus dem Fenster geguckt.
Ich achtete nicht auf die anderen, deren Gesichter besorgt waren.
In unserem Unterschlupf angekommen, stieg ich aus dem Wagen und ging mit gesenktem Kopf die Treppe hinauf.
Ich wollte einfach nur in mein Zimmer, einfach mal etwas für mich sein und darüber nachdenken, wie es weiter gehen sollte, mit mir und Lex, dem Vampir.
Es durfte nicht sein, denn ich war eine Vampirjägerin, die Jagd auf ihn machen müsste und ich eigentlich nicht verschonen durfte, doch ich hatte zugelassen, dass ich Gefühle entwickelte, die nichts mit Hass zutun hatten.
Ich mochte ihn und war ihm sehr dankbar und ich stand tief in seiner Schuld.
Auch meine anderen Kollegen merkten, dass etwas nicht stimmte, denn ich würde niemals meine Ausrüstung mit nach oben nehmen.
Ich erreichte die Treppe und machte einen Schritt nach oben, als mich plötzlich jemand am Arm fest hielt.
„Was ist mit dir los Kate?“, fragte Max mich ernst. „Du bist nicht mehr die selbe und das macht uns allen Angst.
„Es tut mir echt leid Max“, sagte ich und bemühte mich dabei ruhig zu sprechen. „Ich weiß das ich nicht mehr die selbe bin, doch ich weiß selber nicht genau, was mit mir los ist. Es hat sich etwas in meinem Leben verändert mit dem ich ganz alleine fertig werden muss.“
Ich atmete tief ein und zwang mich weiter zu sprechen.
„Ich werde mich bemühen es wieder in den Griff zu bekommen und deshalb bitte ich nicht nur dich, sondern auch die anderen darum Verständnis dafür zu haben.“
Mein Blick schweifte durch den Raum und ich sah jeden einzelnen von ihnen an.
„Es tut mir leid“, murmelte ich noch einmal, entriss Max meinen Arm und rannte mit Tränen im Gesicht die Treppe hoch in mein Zimmer.
Ich fühlte mich so schwach und zerbrechlich.
Warum konnte Lex mich nicht einfach in Ruhe lassen?
Er hat mich zwar gerettet, doch ich wünschte er wäre nie aufgetaucht, dann hätte ich jetzt nicht die ganzen Probleme am Hals.
Ich versuchte ihn zu vergessen und würde so weiter machen, wie bis her, bevor er aufgetaucht war.
„Kate mach bitte die Tür auf“, hörte ich meine Mutter sagen. „Wir machen uns alle schreckliche Sorgen um dich.“
„Das braucht ihr aber nicht“, sagte ich mit zittriger Stimme. „Es geht mir gut, aber ich brauche etwas Zeit für mich, um über alles noch mal in ruhe nach zu denken.“
„Na gut“, sagte sie noch immer besorgt. „Aber wenn du jemanden zum reden brauchst, dann komm einfach zu mir.“
Dann hörte ich, wie sich ihre Schritte von der Tür entfernten.
Ich blieb eine Weile in meinem Zimmer und dachte darüber nach, wie es weiter gehen sollte.
Er war ein Vampir und ich wusste, dass ich ihn nicht verschonen konnte oder?
Ich hatte eingesehen, dass er anders war, als die anderen seiner Art, denn er hätte mich schon so viele Male töten können, doch er tat es nicht.
Er rettete mich lieber, als das er mich umbrachte und riskierte dabei sein eigenes Leben.
Würde ich einfach so weiter machen können, so tun als wäre ich ihm nie über den Weg gelaufen?
Nein ich glaube dafür ist es zu spät, ich wusste, dass ich ihn schon zu gern hatte, deshalb entschied ich mich einfach so weiter zu machen und die anderen Vampire zu töten, außer ihn.
Er war zwar noch immer für mich gefährlich, doch ich dachte nicht daran ihn zu töten, denn ich wusste schon längst, dass ich es nicht konnte.
Mein Kopf schwirrte noch immer von den vielen Fragen, für die ich keine Antwort hatte.
Ich würde für ihn nicht mehr, als ein dummer, schwacher Mensch sein und deshalb würde ich meine Aufgabe einfach weiter ausführen, als wäre nie etwas gewesen.
Während ich die Treppen runter ging, hielt ich mich am Geländer fest, um nicht die Treppe herunter zu fallen, da mir einwenig schwindelig war.
Ich atmete einmal tief durch.
„Hallo alle zusammen“, sagte ich etwas zurückhaltend, als ich in sichtweite war.
Alle sahen mich jetzt an und auf den bedrückten Gesichtern jedes einzelnen breitete sich die Erleichterung aus.
„Hallo Kate“, sagten alle gemeinsam.
„Geht es dir besser?“, fragte Kim mich jetzt.
„Ja“, antwortete ich, „viel besser und es tut mir leid, dass ich euch Sorgen gemacht habe. Jetzt bin ich aber wieder die alte Kate, die ich immer war.“
Ich lächelte und mein Blick streifte durch den Raum, sodass ich alle Gesichter noch einmal betrachten konnte.
„Das ist schön“, sagte jetzt Lisa, „Wir haben uns wirklich Sorgen um dich gemacht, als du so komisch drauf warst. Aber wir freuen uns, dass es dir besser geht.“
Sie lächelte mich an und alle anderen stimmten ihr mit einem nicken zu.
„Könnte ich heute noch eine Auszeit haben, bis es mir wieder besser geht?“, fragte ich und merkte wie mir der Kopf schwirrte.
Ich schwankte und wäre umgekippt, wenn Max mich nicht gehalten hätte.
„Setz dich auf diesen Stuhl“, sagt Max und drückte mich leicht runter. „Ich glaube sogar, dass es besser wäre, wenn du dich noch etwas ausruhst. Du bist echt fertig. Das wäre dann ein leichtes für die Vampire dich fertig zu machen.“
„Ja ich bin echt am Ende mit meinen Nerve und erschöpft. Ich sollte etwas Schlaf nachholen.“
Ich stand langsam auf und ging wieder die Treppe hoch in mein Zimmer.
Ich schlief fünf Stunden und dann wachte ich auf und konnte nicht länger schlafen.
Es hat gut getan etwas zu schlafen, denn jetzt bin ich ausgeruht und kann wieder meinen Job erfüllen und Vampire jagen.
Schnell zog ich mir meine Sachen an und rannte die Treppe runter.
Fast alle waren weg, doch jetzt sah ich meinen Vater David.
„Hallo Kate“, sagte er zur Begrüßung. „Wie geht es dir?“
„Ganz gut. Ich hab mich etwas ausgeruht, aber jetzt bin ich wieder voll einsatzbereit.“
Ich lächelte ihn zufrieden an.
Wie aufs Stichwort schlug der Vampirradar an.
„Ich übernehme den Einsatz“ sagte ich ruhig und gelassen. „Es sind ja nicht so viele Vampire. Ich werde den Einsatz alleine leiten.“
„Auf gar keinen Fall wirst du...“, protestierte er, doch ich schnitt ihm das Wort ab.
„Mir wird schon nichts passieren und außerdem ist es besser wenn ich das alleine regle. Ich komme sonst noch aus der Übung.“
„Also gut“, gab David sich geschlagen. „Pass aber auf dich auf. Auch wenn es so wenige sind, darfst du sie nicht unterschätzen.“
„Werd ich schon nicht“, sagte ich um ihn zu beruhigen.
Ich zog mir schnell meine Ausrüstung an und schnappte mir ein Fahrzeug.
In hoher Geschwindigkeit fuhr ich auf ein verlassenes Gelände, wo ein verkommenes Häuschen stand.
Aufmerksam und vor allem auf der Hut schweifte mein Blick über das Gelände.
Ich stieg aus dem Wagen und zog sofort meine Waffe.
Um mich herum bewegte sich eine dunkle Gestallt.
Mit einer schnellen Reaktion richtete ich die Waffe auf die Gestallt und hätte beinahe abgedrückt, wenn ich den Vampir nicht erkannt hätte.
Es war Lex, der jetzt langsam und etwas zögernd auf mich zukam.
Ich senkte die Hand mit der Waffe.
„Hallo Kate“, sagte er freundlich.
„Lex“, antwortete ich etwas grimmig. „Was willst du?“
„Warum so unfreundlich Kate?“, fragte er und sah mich forschend an. „Warum bist du alleine unterwegs um Vampire zu töten? Hat es dir noch nicht gereicht dem Tod so oft ins Auge zu blicken, dass du dich wieder und wieder einer noch größeren Gefahr hin gibst?“
„Es ist doch völlig egal wie groß die Gefahr ist“, sagte ich und versuchte dabei ruhig zu sprechen, „außerdem geht dich das nichts an. Ich hab schon oft Vampire alleine gejagt und das bevor ich dich kennen gelernt habe.“
Er funkelte mich zornig an bevor er irgendetwas antwortete.
„Warum machst du das?“, fragte er jetzt traurig. „Kannst du es nicht einfach sein lassen oder wenigstens nicht alleine losziehen, um Vampire zur Strecke zu bringen?“
„Nein“, sagte ich etwas zu laut. „Warum sollte ich es tun und warum kümmert dich das? Du wolltest mich doch ab jetzt in Ruhe lassen. Das war doch dein Versprechen gewesen, beziehungsweise deine Worte.“
„Ja das stimmt“, gab er zu, „aber nicht wenn ich weiß, dass du in großer Gefahr schwebst.“
Ich wollte gerade etwas sagen, als ich bemerkte, dass uns mehrere Vampire einkreisten.
Es waren acht Stück. Mehr als ich gedacht hatte, doch das sollte mich nicht weiter beunruhigen oder?
Ich richtete meine Waffe auf einen der Vampire.
„Lasst sie in ruhe“, knurrte Lex laut.
„Warum sollten wir?“, hörte ich einen anderen Vampir sagen, der wahrscheinlich der Anführer ist.
Mit schnellen Schritten kam er etwas näher.
Er hatte goldene Haare, die ihm bis zu den Schultern gingen und seine Augen waren blutrot bis orangerot.
„Sie ist nur ein schwacher Mensch. Also warum sollten wir sie am Leben lassen?“, fragte der Anführer an Lex gewand.
Lex knurrte nur und ging langsam in Angriffsstellung und kauerte sich schützend vor mich.
„Willst du etwa für dieses Mädchen sterben, obwohl du genauso gut wie ich weißt, dass sie jagt auf Vampire macht?“, fragte der Anführer ungläubig.
„Wenn es sein muss“, sagte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Wenn ich nur so ihr Leben retten kann, dann werde ich es hinnehmen.“
„Tu das nicht Lex“, bat ich ihn und faste mit meiner freien Hand seine Schulter. „Du darfst das nicht tun. Mein Leben ist mir recht unwichtig... und wenn ich von einem Vampir getötet werde, dann ist es nicht zu ändern. Er hat in einer gewissen Hinsicht recht. Ich töte Vampire und da sollte doch nicht ausgerechnet die Kreatur, die ich so hasse und die ich töte mich retten.“
Lex sah mich nicht an. Er starrte weiter zornig auf den Anführer, der Vampirgruppe.
Jeder von ihnen fletschte jetzt die Zähne und machte sich zum Sprung bereit.
„Ich werde dich nicht aufgeben“, sagte Lex jetzt. „Ich werde für dich kämpfen, sonst wären meine ganzen Bemühungen umsonst und wenn ich dabei sterbe, dann ist es auch okay.“
„Nein“, kreischte ich. „Ich will das nicht. Du sollst verschwinden. Du hast mein Leben schon genug durcheinander gebracht und da kann ich gut darauf verzichten, dass du dein Leben auch noch aufs Spiel setzt, um meins zu retten. Ich hab das nicht verdient, also verschwinde am besten und lass mich hier zurück.“
Ein wütendes Knurren erhob sich aus seiner Kehle.
„Also gut, wenn es sein muss, dann werde ich eben mit kämpfen, so wie wir es damals getan haben.“
„Ja so wie damals“, stimmte er zu.
Es ging alles so schnell und dann war es durchgestanden.
Wir hatten alle Vampire erledigt und dann die ganzen Überreste verbrannt, sowie wir es immer taten.
„Danke Lex“, sagte ich und in meiner Stimme schwang meine ganze Dankbarkeit mit. „Es ist schön dich wieder zusehen und ich bin froh, dass du aus welchen Gründen auch immer hier warst.“
„Ach kein Problem“, sagte er mit seiner melodischen Stimme. „Ich war nur deinetwegen wieder hier, weil ich Angst hatte, dass dir etwas zustoßen könnte.“
„Aber ich verstehe nicht warum“, gab ich zu. „Ich würde gerne wissen, warum dir mein Leben so viel bedeutet. Ich meine, ich bin nur ein bedeutungsloser Mensch.“
Er sah mich entsetzt an.
„So etwas darfst du nicht sagen. Das stimmt nicht. Du bedeutest mir sehr viel, doch ich weiß nicht warum das so ist. Ich weiß nur, dass ich nicht möchte, dass dir etwas zustößt.“
Jetzt kam er näher und nahm mich in den Arm.
„Warum tust du mir das an?“, fragte ich traurig. „Du rettest mich und dann verschwindest du wieder ohne eine Antwort zu geben, warum du das eigentlich tust.“
„Ich fühle mich sehr von dir angezogen und du erweckst Gefühle in mir, die ich nicht kenne, die mir fremd sind und doch sind sie so überwältigend. Ich wäre fast durchgedreht, als ich dich nicht mehr gesehen habe, denn ich wusste nicht, ob du lebst oder ob dich ein Vampir getötet hat. Es war sehr schwer für mich.“
Ich sah ihn finster an.
„Für dich war es also schwer, ja?“, sagte ich aufgebracht. „Hast du eigentlich mal an mich gedacht, wie ich mich fühle?“
Er sah mich überrascht an und wusste nicht was er darauf antworten sollte.
Ich befreite mich aus seiner Umarmung und ging aufgebracht hin und her.
„Du hast mich völlig um den Verstand gebracht. Ich musste ständig an dich denken und hatte so viele Fragen an dich, doch du warst immer gleich verschwunden, sodass ich mich noch nicht einmal für die Rettungsaktionen bedanken konnte. Es hat mich die ganze Nacht wach gehalten und tagsüber war ich wie weggetreten.“
Ich versuchte mich wieder zu beruhigen und dann kamen mir die Tränen.
„Weißt du“, sagte ich niedergeschlagen. „Es wäre nicht so schlimm gewesen, wenn es nicht dieses eine Gefühl gegeben hätte...“
Er sah mich neugierig an.

Impressum

Texte: Copyright by Cassedy
Tag der Veröffentlichung: 13.06.2010

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