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Schicksalhafte Begegenung



Es war ein sehr sonniger Tag und ich war mit meinen beiden besten Freundinnen Pia und Klara in der Stadt unterwegs, als ein unglaublich süßer Junge direkt auf uns zukam.
Ich konnte meine Augen nicht aus seinen lösen, denn es war als würde er mich mit seinem Blick fesseln und stieß dann mit ihm zusammen.
Ihm selber war nichts passiert, doch mir kam der Boden entgegen.
Mein Körper spannte sich schon an und machte sich auf den Sturz bereit, als er plötzlich seine Arme nach mir ausstreckte und mich somit auffing.
Erleichtert atmete ich auf und lag in seinen Armen.
Auch er schien erleichtert zu sein, nachdem er mich noch einmal eindringlich musterte.
Mit einem Ruck zog er mich wieder auf die Beine.
„Alles okay mit dir?“, fragte er und lächelte mich an, so als wüsste er, dass es mir gut ging und dass mir nichts passiert war.
Beschämt senkte ich meinen Kopf und merkte wie meine Wangen glühten.
„Ja“, erwiderte ich dann ganz leise. „Mir ist nichts passiert. Es tut mir leid.“
„Ach schon gut. Es ist ja nichts passiert. Hauptsache dir geht es gut.“
Ich sah ihn wieder an. „Danke noch mal, dass du mich vor dem Sturz bewart hast.“
„Kein Problem. Hab ich gern gemacht. Pass aber bitte in Zukunft besser auf dich auf. Es hätte nämlich anders kommen können!“
Ich lächelte und nickte ihm zu. „Ich werde schon aufpassen.“
„Na ja, ich muss dann mal wieder. Machs gut.“
Er schenkte mir ein strahlendes Lächeln und ging dann an mir vorbei, aber nicht ohne mir zärtlich mit seinen Fingern über die Wange zu streicheln.
Ganz leicht veränderte sich sein Gesichtsausdruck und Liebe spiegelte sich darin wieder.
Verdutzt blieb ich stehen und sah ihm nach wie er davon ging.
Konnte das sein oder bildete ich mir da nur etwas ein?
Dieser Junge kannte mich doch gar nicht oder?
Er drehte sich nicht mehr zu mir um, sondern verschwand hinter der nächsten Ecke.
Pia und Klara sahen mich nur ungläubig an.
„Was ist?“, fragte ich, so als wäre mir dieser süße Junge gar nicht über den Weg gelaufen.
Sie schüttelten beide den Kopf, als müssten sie wieder einen klaren Gedanken fassen.
„Du fragst allen Ernst was ist? Ist dir eben nicht aufgefallen, wie heiß dieser Typ aussah?“, fragte Pia ungläubig.
Ich zuckte die Schultern. „Klar, ist es mir aufgefallen. Der Junge sah wirklich ziemlich süß aus, aber Aussehen ist doch nicht alles!“
Na schön, der Junge war echt perfekt, sowohl Aussehen, als auch Charakter und dass war mir sofort aufgefallen, aber mussten Pia und Klara jetzt unbedingt so ins Detail gehen?
„Was gefällt dir nicht an ihm?“, fragte Klara eindringlich und ernst.
„Nichts“, antwortete ich seufzend. „Er ist perfekt. Ich gebe es ja schon zu. Der Junge hat mir wirklich gut gefallen. Genau mein Typ.“
„Warum hast du ihn dann gehen lassen?“
„Weil ich doch eh keine Chancen bei ihm habe. Er ist um so vieles älter als ich. Mindestens zwei Jahre, wenn nicht sogar mehr!“
„Das sah aber gerade nicht so aus, als hättest du keine Chancen bei ihm“, mischte Pia sich ein. „Ich denke er fand dich schon ganz attraktiv und dass hat er dir gerade eben auch gezeigt.“
„Meint ihr wirklich, dass ich eine Chance habe?“
„Mal ganz ehrlich Cassandra. Hast du nicht gesehen, wie er dich angesehen hat?“
„Ich weiß nicht“, gab ich zu. „Ich war in seinen Augen wie gefangen und dadurch abgelenkt. Wie hat er mich denn angesehen?“
Ich wollte jetzt ihre Meinungen wissen, um wirklich Gewissheit zu haben, dass ich mich nicht täuschte, als ich glaubte, Liebe in seinen Augen wieder spiegeln zu sehen.
„Na ja...“, fing Klara an, „es sah so aus, als wäre er in dich verliebt und etwas überrascht dir über den Weg zu laufen. Scheinbar kennt er dich irgendwoher.“
„Das kann nicht sein. Ich bin ihm noch nie begegnet. Also jedenfalls nicht das ich wüsste.“
„Ist doch egal. Du kannst ruhig zugeben, dass du dich in ihn verliebt hast!“, sagte Pia gespielt ernst und eindringlich.
„Ich bin nicht verliebt. Jedenfalls nicht in ihn!“, erwiderte ich sauer und gereizt.
„Bist du sicher?“
„Ja“, sagte ich etwas zu laut und nickte. „Ich liebe doch schon André aus der 10b.“
„Der Kerl interessiert sich doch nicht einmal für dich. Also was willst du dann noch von dem?“
„Es ist doch egal. André hat mich nur noch nicht gesehen. Das ist alles.“
„Aber der Typ von eben sieht doch echt nicht schlecht aus oder? Er wäre eine Alternative und scheint sich auch für dich zu interessieren!“
„Du solltest es dir noch mal überlegen“, redete Klara mir zu.
„Okay. Ich werde noch einmal darüber nachdenken“, gab ich mich geschlagen. „Obwohl es nichts bringt, da ich ihn nicht liebe.“
„Das werden wir dann ja noch sehen, wenn du ihm wieder begegnen wirst.“
„Ja natürlich. Aber jetzt lasst uns erst mal ein Eis essen gehen. Ich lade euch ein.“
Ich hackte mich bei beiden ein und zog sie mit mir in die Richtung des Eiscafés Oréno.


„Wie war es in der Stadt?“, fragte meine Schwester, kaum das ich die Wohnung betreten habe.
„Ganz gut. Es hat Spaß gemacht mal wieder etwas mit Pia und Klara zu unternehmen.“
„Das freut mich zu hören.“
„Ich weiß. Nachdem ich so viele Monate einfach nur in meinem Zimmer gesessen und vor mich hingestarrt habe, war es mir schon klar, dass es dich freuen würde, wenn ich mal wieder aus gehe.“
„Ja, stimmt. Es war nicht sehr leicht für dich, nachdem Mama und Papa bei dem Autounfall ums Leben kamen.“
„Ich kann es noch immer nicht glauben, dass es sie nicht mehr gibt“, sagte ich leise und versuchte meine Tränen zu verdrängen.
„Der Tod von Mama und Papa war für uns alle nicht ganz leicht. Aber wenigstens haben wir noch uns.“
„Warum mussten sie nur so jung sterben?“, fragte ich traurig und konnte nicht mehr verhindern, dass mir die Tränen über die Wangen liefen.
Meine Schwester Marie kam sofort auf mich zu und nahm mich ganz fest in den Arm.
„Dinge passieren nun mal und man kann sie nicht verhindern. Aber Mom und Dad werden immer bei uns bleiben und über uns wachen, hier in unserem Herzen.“
Sanft legte Marie meine Hand an ihr Herz.
Marie und ich verstanden uns schon immer gut, aber nach dem Tod unserer Eltern noch viel besser.
Ich nickte nur und lehnte mich an Marie, die mir tröstend über mein Haar strich.
„Geht es dir etwas besser?“, erkundigte sie sich besorgt.
„Ja.“
„Was möchtest du heute zum Mittag?“, fragte Marie, um wieder zum Alltag zu kommen.
„Pfandkuchen würden mir sicher gut tun.“
Schon als kleines Kind hab ich die immer gerne gegessen.
„Ich geh dann mal in mein Zimmer.“
„Natürlich. Mach das.“
Meine Schwester ließ mich wieder los und verschwand dann in der Küche.
Ich ging in mein Zimmer und schloss hinter mir die Tür.
Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen und schnappte mir die Fernbedienung meiner Anlage, die neben mir lag und machte die Musik an.
Das Lied „Erste Liebe“ dröhnte aus den Boxen von Rapsoul.
Zufrieden schloss ich die Augen und wartete darauf, dass Andrés Gesicht vor meinen Augen auftauchte, sowie es schon seit längerem war, doch das Gesicht, das mir jetzt erschien, war ein ganz anderes.
Erschrocken schreckte ich auf und sah mich verwirrt im Zimmer um.
‚Es war nur ein Traum, mehr nicht’, versuchte ich mich wieder zu beruhigen.
Der Junge von heute Nachmittag war mir erschienen.
Seine blauen Augen hatten mich vollkommen in sein Bann gezogen und ich verlor mich in der Tiefe des Blaus.
Und seine Haare hatten einen Igelmäßigen Styl, der wie ich fand, ihm sehr gut stand.
Er trug seine Haare etwas länger, sodass sie ihm zum Teil ins Gesicht fielen.
Die Haare waren aufgestachelt und ragten hinten in die Höhe und darin hatte er dunkle Strähnen.
Sein Pony gefiel mir ganz gut, sowie er zur Seite gestylt wurde.
Warum dachte ich plötzlich an ihn?
Hatte ich mich wohl möglich doch in ihn verliebt?
Das durfte einfach nicht sein!
Er war doch mehr ein Traum, als Wirklichkeit.
Ich glaubte ja noch nicht einmal daran, dass ich in wiedersehen würde.
Aber trotzdem hoffte ich es.
Würde er sich an mich erinnern oder hatte er mich dann schon längst vergessen?
Jemand wie er fällt bei den Mädchen doch sofort auf.
Wer weiß, ob er nicht ständig auf Mädchen trifft, die mal in ihn rein laufen, weil sie sich in seinen Augen verlieren.
Er muss mich für total bescheuert halten und lacht mit seinen Freunden bestimmt über mich.
Was für dumme Mädchen es doch gibt uns so.
Wollte ich ihn jetzt immer noch wiedersehen?
‚Ja, unbedingt’, beantwortete ich mir selber die Frage.
Aber was sollte ich ihm dann sagen, wenn ich ihn tatsächlich wiedersehen sollte?
Ich wusste doch noch nicht einmal wie er hieß.
Ein dummes Schaf wie ich war, hatte ich vergessen nach seinem Namen zu fragen.
Es war sinnlos nach jemanden zu suchen von dem man überhaupt nichts wusste.
Außerdem glaubte ich nicht daran, dass er hier in der Nähe wohnen würde, denn ich war ihm doch noch nie begegnet oder?
„Cassandra komm essen!“, rief meine Schwester mich.
Schnell stand ich vom Bett auf und verließ rasch mein Zimmer.
Ich war schon ziemlich ausgehungert und verschlang die Pfandkuchen einen nach dem anderen.
Nach dem fünften Pfandkuchen war ich erst einmal satt.
Das war wirklich erst mal genug des Guten.
Meine Schwester machte mittlerweile genauso gute Pfandkuchen, wie sie Mom immer machte.
Der Tod unserer Eltern ist jetzt ungefähr drei Monate her und noch immer dachte ich schrecklich oft an sie.
Wie sehr ich sie vermisste und ich konnte und wollte ihren Tod nicht akzeptieren, obwohl ich wusste dass sie nie wieder zurück kommen würden!
„Hat es dir geschmeckt?“, fragte Marie und kam langsam aus der Küche.
„Ja. Es war wirklich lecker. So wie immer auch.“
Ich lächelte sie strahlend an und stand vom Stuhl auf um meine um fünf Jahre ältere Schwester in den Arm zu nehmen.
Sie war zwanzig und würde noch dieses Jahr einundzwanzig werden, aber dafür würde ich im August meinen sechzehnten Geburtstag feiern
Noch drei Monate musste ich warten.
Ich weiß eigentlich gar nicht, warum ich mich so auf meinen sechzehnten Geburtstag freute.
Der Tag verging schnell und ich fiel todmüde ins Bett.
Sofort schlief ich ein und der Junge erschien mir wie zuvor auch.
Er war mir so nahe bis unsere Lippen sich trafen.


Am nächsten Morgen wachte ich erholt und glücklich auf.
Heute war schon Donnerstag so schnell war die Woche vergangen.
Ich stand vom Bett auf und stapfte ins Badezimmer um mich fertig zu machen.
Würde ich ihn heute wiedersehen?
Diese Frage beschäftigte mich, während ich unter der Dusche stand.
Es hatte keinen Sinn darüber nachzudenken.
Also beeilte ich mich um fertig zu werden.
In der Küche machte Marie mir schon mein Schulbrot zurecht.
„Guten Morgen“, begrüßte ich sie gutgelaunt.
„Morgen“, erwiderte sie und hielt mir eine Tüte mit meinem Schulbrot entgegen.
Schnell schnappte ich sie mir und verstaute sie in meiner Tasche.
„Ich geh dann mal. Tschüß Marie“, rief ich zum Abschied und stürmte aus der Wohnung, die Treppen runter nach draußen.
Es war schön warm und die Sonne schien schon am Himmel, erhellte den Morgen.
Nicht weit von hier war meine Bushaltestelle und ich machte mich auf den Weg dort hin.
Mein Bus kam sofort, sodass ich nicht lange warten musste.
Ich suchte mir extra einen vierer Sitzplatz ganz vorne im Bus, da Pia und Klara bei der übernächsten dazu stiegen.
„Na süßes. Wie war die Nacht“, begrüßte Pia mich grinsend.
„Angenehm. Die Nacht hätte nicht besser sein können“, gab ich ungerührt zurück.
„Was ist jetzt eigentlich mit dem heißen Typen von gestern?“
„Was soll mit ihm sein?“
„Hast du ihn noch mal gesehen?“
„Nein. Und selbst wenn, was hätte ich ihm dann sagen sollen? Ich kenn doch nicht einmal seinen Namen, falls euch das entfallen ist.“
„Natürlich könnte ich sagen, ‚Hey Ich bin die, die in dich rein gelaufen ist, aber dabei selber zu Fall gegangen ist’“, fügte ich noch spöttisch hinzu.
„Was ist wenn er sich noch ganz gut an dich erinnert. Das gestern sah nämlich nicht danach aus, als würde er dich einfach mal so vergessen, weil er noch ganz viele andere tolle Mädels kennen gelernt hat“, sagte Klara zuversichtlich
„Und wenn schon. Ich werde ihn doch eh nicht sehen oder bist du ihm hier schon mal über den Weg gelaufen?“
„Nein, nicht das ich wüsste“, erwiderte Klara dann etwas nachdenklich.
„Na siehst du. Was ist wenn er gar nicht hier wohnt?“
„Hm...“, machte Klara. „Das ist eher unwahrscheinlich.“
„Vielleicht geht er ja auf unsere Schule“, gab Pia den Vorschlag.
Ich schüttelte heftig den Kopf. „Nein. Das kann nicht sein, denn wenn das stimmen würde, dann hätte ich ihn doch schon längst gesehen. Aber gestern war es so, als hätte ich diesen Jungen zum ersten Mal gesehen.“
„Was ist wenn er neu auf unsere Schule kommt?“
„Das ist unwahrscheinlich! Wie groß sollte die Chance sein, dass er ausgerechnet auf unsere Schule kommt? Es gibt noch mindestens zwei weitere Schulen. Und wenn er wirklich noch zur Schule geht, dann müsste er auf dem Gymnasium sein!“
„Sollten wir nicht heute oder Montag einen neuen Schüler bekommen? Wer weiß. Vielleicht ist er das dann ja.“
„Nein er ist es dann nicht! Der Schüler der zu uns auf die Schule kommt, ist in unserem Jahrgang, also kann er es schon mal nicht sein.“
„Lass das Schicksal entscheiden. Er könnte genau so alt wie wir sein, auch wenn er um so vieles älter ist als wir und zwei Köpfe größer ist als die Jungs aus unserer Klasse.“
„Ich glaub nicht an Schicksal oder eher Wunder. Das was man sich wünscht geht nicht in Erfüllung, egal wie sehr man es sich auch wünscht.“
„Okay, wie du meinst“, sagte Pia und zuckte die Schultern.
„Es war doch alles in Ordnung gewesen, bevor er aufgetaucht ist. Mein Leben ist auch so schon kompliziert genug, dann muss es ja nicht noch komplizierter werden oder?“
„Wie du meinst“, seufzten beide und wechselten das Thema.
Aber das Gesprächsthema war auch nicht viel besser, als das davor.
Dieses Mal ging es um den Schulball und mit wem man da auftauchen wollte.
Ich hatte noch keinen Begleiter, aber ich wollte eigentlich André fragen, doch so wirklich traute ich mich nicht, ihn zu fragen.
Was würde er sagen? Ja oder Nein?
Aber wollte ich eigentlich noch mit ihm zusammen da hingehen?
Na ja, der Fremde sah um so vieles besser aus, als André und er war ziemlich nett zu mir gewesen, außerdem hat er mich beachtet, sogar mehr als das.
Ich wurde von ihm nicht ignoriert und wie Luft behandelt.
Nach der Sache gestern wird er mich dann bestimmt für total bescheuert halten, wenn ich ihn dann auch noch frage, ob er mich zum Schulball begleiten will.
„Cass, mit wem gehst du eigentlich zum Schulball?“, wollte Pia wissen.
Wie immer war sie die neugierigere von den beiden.
Ich stöhnte innerlich auf und zuckte nur die Schultern.
„Ich weiß es noch nicht“, gestand ich es dann.
Und es entsprach auch der Wahrheit. Obwohl ich irgendwie glaubte mich schon längst entschieden zu haben.
„Ich dachte du wolltest André fragen!“
„Wollte ich ja eigentlich auch, aber na ja... ich weiß nicht genau, wie ich es euch sagen soll. Aber ich glaube, dass wäre nicht richtig, wenn ich jemanden nehme, der mir noch nie besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt hat, beziehungsweise gar keine Aufmerksamkeit geschenkt hat.“
„Warum auf einmal dieser Sinneswandel? Vor ein paar Tagen warst du noch der festen Meinung mit André zum Ball gehen zu müssen und jetzt glaubst du es wäre falsch?“
„Ja. Na und? Meinungen ändern sich nun mal.“
„Aber warum ausgerechnet jetzt?“
„Es ist wegen gestern, wegen dem Jungen. Er geht mir nicht mehr aus dem Kopf. So vieles an ihm gefällt mir und er ist ganz anders. Bei ihm musste ich nicht versuchen Aufmerksamkeit zu erregen, damit er mich sah oder mich einmal beachtete.“
„Stimmt. Du wurdest die ganze Zeit von ihm beachtet und angesehen.“
„Eben. Und aus diesem Grund würde ich lieber alleine zum Ball gehen oder mit ihm, wenn ich ihn irgendwann wiedersehen sollte.“
„Ach Cass“, sagte Klara mitfühlend und legte mir eine Hand um die Schulter. „Das wird schon wieder. Ich bin mir sicher, dass ihr euch noch mal über den Weg laufen werdet. Wann auch immer das sein mag.“

Der Bus hielt an einer Haltestelle und Leute stiegen ein.
Drei Jungs gingen an uns vorbei und ein vierter strich mir zärtlich über die linke Wange.
Überrascht sah ich zu ihm, doch er war schon weiter gegangen, sodass ich sein Gesicht nicht erkennen konnte.
Er hatte eine Cape auf, doch irgendwie kam er mir sehr bekannt vor, sowie die Geste eben.
War es wohl möglich der Junge von gestern? Konnte das wirklich sein?
Einfach alles an ihm erinnerte mich daran, auch wenn ich nicht viel von seinem Gesicht erkennen konnte.
Aber die Art wie er so drauf war, war genau die selbe. Die Geste eben sein Gang und sein Körper, alles war gleich.
Er musste es einfach sein!
Ich richtete meinen Blick auf den hinteren Teil des Busses, doch der Junge saß mit dem Rücken zu mir, als wolle er absichtlich sein Gesicht vor mir verbergen.
Seine Freunde warfen mir immer wieder ein Blick zu lächelten und sprachen dann mit ihm.
Es war, als würden sie ihm sagen, was ich gerade machte.
Wie sollte man es sonst verstehen?
„Was war denn das gerade eben?“, fragte Pia verwundert.
„Keine Ahnung.“
„Kommt dir die Geste nicht bekannt vor?“
„Doch tut sie, dass muss aber nichts heißen!“
„Meinst du das ist der selbe Typ wie gestern?“
„Kann sein. Aber ich hab sein Gesicht nicht gesehen, also kann ich es nicht mit Sicherheit sagen.“
Das mein Herz wie verrückt hämmerte und ich schon längst wusste, dass er es war, verschwieg ich lieber.
„Also Ähnlichkeit hat er ja schon irgendwie“, bemerkte Klara.
„Ja stimmt. Aber damit wir es ganz genau wissen, geh ich da jetzt mal hin.“
„Wir kommen mit“, sagten beide gleichzeitig.
Ich schüttelte ganz leicht den Kopf. „Nein. Ich geh da selber hin“, sagte ich mit leicht erstickter Stimme. „Wartet hier auf mich. Ich bin gleich zurück!“
Langsam ging ich den Gang durch bis in den hinteren Teil des Busses.
Direkt vor ihm blieb ich stehen und blickte in an.
Mir blieb die Luft weg, denn er war noch viel schöner, als ich ihn in Erinnerung hatte.
„Na meine Kleine. Es hat wirklich gedauert bis du dich endlich dazu entschließen konntest zu mir zu kommen. Dabei wusstest du sofort, wer ich bin. Hab ich recht?“
Ich sah ihn nur verdutzt an und wusste nicht so recht, was ich darauf erwidern sollte.
„Es ist schön dich wieder zu sehen“, sagte ich dann. „Und ja, es stimmt. Ich wusste schon längst wer du bist. Spätestens dann, als ich mich an die Geste erinnerte.“
„Auch ich bin erfreut dich wieder zu sehen. Ich hoffe es geht dir gut!“
Ich nickte nur.
„Es tut mir leid, dass ich mich gestern nicht mehr vorgestellt habe. Ich heiße Christian, aber nenn mich ruhig Chris. So werde ich eigentlich von allen genannt.“
„Cassandra“, verriet ich ihm dann auch meinen Namen, bevor er danach fragen konnte.
Das war nur fair, wenn er meinen Namen ebenfalls kannte.
„Du hast einen wunderschönen Namen, aber das wundert mich eigentlich nicht sonderlich.“
Verwirrt blickte ich ihn an, denn ich konnte mir nicht erklären, was er damit meinte.
Chris lächelte mich nur zufrieden an.
Das Lächeln war so bezaubernd, wie alles andere an ihm.
„Ach und dass sind Kevin, Marc und Lukas“, sagte er und zeigte zu den dreien, die es sich ganz hinten auf der Sitzreihe bequem gemacht hatten.
Lukas war der mit den dunkelbraunen fast schwarzen Haaren, die er ganz kurz trug.
Alle drei waren ziemlich muskulös, wenn auch nicht so sehr wie Chris.
Kevin hatte etwas längere Haare und einen Iro, den er mit Gel aufgerichtet hatte und Marc hatte auch eine Stachelfrisur, doch seine Haare waren alle hoch gegellt.
„Hallo zusammen“, begrüßte ich sie etwas schüchtern und lenkte meine ganze Aufmerksamkeit dann wieder auf Christian.
„Setz dich doch zu mir, dann musst du nicht stehen.“
Er rutschte ein Stück zur Seite, um mir Platz zu machen.
Gehorsam setzte ich mich zu ihm.
„Wo musst du eigentlich aussteigen?“, fragte ich ihn dann.
„Koalagehege“, sagte er leicht hin.
Mir klappte der Mund auf und ich konnte ihn nur anstarren.
„Was hast du Cass?”, fragte er besorgt und legte mir einen Arm um die Schulter.
„Nichts. Es ist alles in Ordnung. Ich war nur für einen Moment so überrascht, weil ich da auch aussteigen muss.“
„Ich weiß. Du gehst auf die Okoner-Lobenz Schule, nicht wahr?“
Verblüfft sah ich ihn an.
Woher wusste er das nur?
Ein leises Lachen drang zu mir durch.
Die anderen drei Jungs grinsten mich breit an.
Scheinbar kannten sie schon die Antwort, auf meine nicht ausgesprochene Frage.
„Woher weißt du das?“, sprach ich die Frage dann doch laut aus.
„Hm... Sagen wir mal so, wir gehen auf die selbe Schule. Aber es war mir schon klar, dass es dir nie aufgefallen ist.“
„Das ist nicht wahr ! So etwas gibt es nicht.“
„Es stimmt aber.“
„Aber dann müsstest du mir doch eigentlich aufgefallen sein oder nicht?“
„Nicht unbedingt. Du vergisst, dass ich aufs Gymnasium gehe und die haben einen extra Abschnitt, wo sich eigentlich nur die Gymnasiasten aufhalten.“
„Aber ich verstehe dann nicht so ganz, wie du weißt, dass ich auf diese Schule gehe, wenn wir uns doch nie begegnet sind. Das macht für mich keinen Sinn.“
„Ich hab nie gesagt, dass wir uns nicht begegnet sind. Wir sind uns schon des öfteren begegnet, aber du hast mich nie wirklich war genommen. Ich dich aber schon.“
„Wo sollen wir uns denn über den Weg gelaufen sein?“
Ich sah ihm ins Gesicht und wartete darauf, dass er mir die Frage beantwortete.
Es war einfach unfassbar, dass unsere Wege sich gekreuzt haben sollen, ich aber keine Notiz von ihm gemacht hab.
„In der Cafeteria und auch in den Fluren. Du hattest jedoch nur Augen für André. Ob das immer noch so ist weiß ich nicht.“
„W-was?“
„Ach komm. Glaubst du etwa wirklich, dass man nicht sieht, wie sehr du dich für ihn interessierst?“
„Was er es auch? Oder ist er der einzige, der es noch nicht gemerkt hat?“, fragte ich trocken.
„Natürlich weiß er es. Genau das widert mich ja so an, dass er solche Spielchen treibt. Er verdient deine Gefühle nicht! Nicht, wenn er dich so behandelt und so tut als wenn er nicht wüsste, dass du dich für ihn interessierst!“
„Ist das wirklich wahr? Er weiß davon?“
Chris nickte bedauernd. „Ich hab kein Grund dich zu belügen. Es würde mir nichts bringen, okay? Ich will nur nicht, dass man dich verletzt Cass. Du bist mir wirklich wichtig und ich hab dich unheimlich gern.“
Tränen der Wut liefen über meine Wangen.
Hastig wischte ich sie mir weg.
Seine Hand schloss sich behutsam um meine Schulter.
Tröstend zog Christian mich an sich und ich lehnte mich gegen ihn.
„Wie geht es dir?“, fragte er nach einer Weile.
„Ganz gut. Es hätte schlimmer sein können. Aber eigentlich macht es mir nichts aus, dass André kein Interesse an mir hat. Es ärgert mich nur, dass ich nicht eher über alles bescheid wusste. Aber jetzt weiß ich es ja und es ist okay für mich.“
„Wie soll ich das verstehen? Ich dachte du liebst ihn!“
„Bis vor wenigen Tagen dachte ich das auch, doch es hat sich in meinem Leben etwas verändert mit dem ich nicht gerechnet habe.“
Fragend sah er mich an.
„Ich hab mich wirklich verliebt. In einen Jungen, der um so vieles besser ist, als André es jemals sein wird. Diese Tatsache ist mir erst jetzt richtig klar geworden. Das erste Mal, dass mich jemand wirklich beachtet hat und mich so sah, wie ich wirklich bin. Ich muss nur noch herausfinden, ob der Junge mich auch liebt.“
„Ich verstehe“, sagte Chris nachdenklich. „Ich bin mir sicher er liebt dich. Wie könnte man dich auch nicht lieben. Du bist ein wundervoller Mensch Cass. Vergiss das nicht!“
Chris sah mich an und lächelte, doch ich sah die Trauer in seinen Augen, die er vor mir verbergen wollte.
Ich drehte mich zu ihm und nahm sein Gesicht in meine Hände.
Er liebte mich, dass hatten seine Worte mir besonders deutlich gemacht, aber auch die Tatsache das er traurig war, weil er nicht wusste, dass ich ihn damit meinte, machte es erst richtig deutlich.
Und dann küsste ich ihn ganz zärtlich.
Überrascht und verwirrt sah er mich an, doch er erwiderte den Kuss.
Das war Beweis genug, dass ich Recht hatte.
Langsam löste ich mich von ihm und stand auf, denn wir waren am Koalagehege angekommen.
„Wir sehen uns vielleicht später“, sagte ich zum Abschied und verließ dann den Bus.


„Was sollte das vorhin im Bus?“, erkundigte Pia sich.
„Was sollte was?“, fragte ich so, als wäre nichts besonderes passiert, obwohl ich ja wusste, dass sie den Kuss meinte.
Wir waren gerade auf dem Weg zu unserer Geschichtsstunde.
Das langweiligste Fach überhaupt, wenn man so eine Lehrerin wie Mrs Catch hatte, bei der man nichts im Unterricht lernte.
„Du weißt doch ganz genau was ich meine. Was sollte die Nummer eben im Bus?“
„Ist das etwa verboten?“
„Nein, dass nicht. Aber es ist falsch und das weißt du auch. Warum machst du diesem Jungen Hoffnungen, wenn du ihn nicht liebst, wie du es ja immer sagst?“
„Wenn es falsch gewesen wäre es zu tun, dann würde ich hier jetzt nicht so ruhig stehen. Das weißt du genau. Ich hätte ein schlechtes Gewissen, aber es ist doch nicht falsch, wenn man zu seinen Gefühlen steht oder? Ich liebe nun mal Christian. Die ganze Zeit bin ich André hinterher gelaufen, weil ich dachte ich würde ihn lieben, dabei wusste er es die ganze Zeit und hat so getan, als würde es mich nicht geben, als würde er nicht wissen, dass ich die ganzen Monate ein Auge auf ihn geworfen hatte. Aber jetzt weiß ich, dass ich ihn nicht liebe. Mein Herz schlägt nicht wie verrückt, wenn ich an André denke und ich hab auch keine Schmetterlinge wegen ihm im Bauch! Ich hab lange gebraucht um das zu kapieren. Ich weiß. Aber seit dem ich Chris kenne, wurde mir das wirklich bewusst. Es ist Chris der all diese Gefühle auslöst und das wollte ich ihm unbedingt zeigen. Er war so traurig gewesen, als ich ihm sagte, dass ich mich verliebt habe, denn ihm war nicht klar, dass er damit gemeint war. Christian hat wirklich geglaubt ich würde jemanden anders Lieben können als ihn, nach allem was er mir von sich gezeigt hatte.“
„Stimmt. Du hast wirklich lange gebraucht um das zu kapieren“, gab Klara mir recht.
„Was willst du jetzt tun Cass? Ich glaube nicht das er deine Gefühle kennt. Immerhin hast du es ihm nicht gesagt, dass du ihn liebst! Er denkt sicher, es hätte etwas anderes zu bedeuten, als ein Liebesbeweis“, fragte Pia mich eindringlich.
„Warum glaubst du das?“
„Überleg doch mal. Du bist in Tränen aufgelöst, weil er dir etwas erzählt, was du die ganze Zeit nicht wusstest und dann küsst du ihn plötzlich. Was soll man dann denken? Also sicher nicht, dass es ein Kuss aus Liebe war!“
„Okay. Du hast ja recht, Er denkt wahrscheinlich, dass ich durcheinander war. Aber ganz ehrlich, ich hab es nicht bereut ihn geküsst zu haben. Es hat sich richtig angefühlt und ich hatte dieses Kribbeln im Bauch so stark gefühlt, wie noch nie.“
„Ach Cass. Dich hat es ja richtig erwischt, was?“
„Hm... ja, ich denke schon. Und wenn ich jetzt so überlege, ich war noch nie wirklich verliebt. Es hat sich noch nie so richtig angefühlt, wie heute.“
„Wenn es dann aber passiert, dann wohl so richtig wie?“
Klara und Pia fingen an zu lachen.
„Ihr wart doch auch noch nie wirklich verliebt oder nicht?“
„Ähm... na ja...“, sagten sie leise. „Wir waren schon mal verliebt. Und das sicher nicht nur einmal.“
Fassungslos sah ich Klara und Pia an.
„Und warum weiß ich dann nichts davon? Bin ich etwa die einzige von uns dreien, die noch keine Erfahrung mit Liebe und Jungs gemacht hat?“
„Ja“, sagte Pia knapp und einfach heraus und legte mir einen Arm um die Schulter. „Aber das macht doch nichts. Denn wie wir ja gesehen haben, bist du doch nicht so unerfahren in dieser Sache.“
Beide grinsten mich breit an und mussten sich ein Lachen verkneifen.
„Was wollt ihr mir damit sagen?“
„Na ja, du hast gerade diesen Typen geküsst!“, erklärte Klara es mir.
„Christian...“, korrigierte ich sie sofort.
„Und dann erzählst du uns das du keine Erfahrungen hast?“
„Ich hab aber trotzdem keine Erfahrungen. Wenn ich so darüber nachdenke, dann weiß ich ja selber nicht, wie ich den Mut aufgebracht habe ihn zu küssen.“
Ich runzelte nachdenklich die Stirn, bevor ich weiter sprach. „Aber trotzdem war der Kuss wunderschön. Es gibt nichts wofür ich diesen Moment zwischen mir und ihm eintauschen wollte.“
„Das heißt dann wohl, dass du den Kuss nicht bereust, sondern sogar genossen hast?“
„Ja genau. Ich bereu es nicht.“
„Das ist gut.“


Im Geschichtsunterricht war ich so ziemlich abgelenkt, denn meine Gedanken waren immer wieder bei Chris.
Was er wohl jetzt für ein Fach hatte?
Das interessierte mich doch nicht wirklich!
Verwirrt blinzelte ich kurz.
Mrs Catch stand direkt vor mir und ich wich erschrocken zurück, sodass ich fast mit dem Stuhl umgekippt wäre, wenn ich nicht noch die Tischplatte zu fassen bekommen hätte.
„Haben sie heute noch vor am Unterricht teil zu nehmen Mrs Adams?“
„Ähm... klar. Ich meine ja“, antworte ich und lächelte sie zuckersüß an.
„Dann passen im Unterricht besser auf“, sagte sie streng und entfernte sich dann wieder.
Ein leises Seufzten entfuhr mir und ich sank ganz leicht von meinem Stuhl.
„Was ist los Cass?“, flüsterte Klara neben mir.
Ich schüttelte den Kopf und flüsterte ihr ein „Später“.
Dann richtete ich das erste Mal in dieser Unterrichtsstunde mein Blick zur Tafel.
So richtig konnte ich mich jedoch nicht konzentrieren, was daran lag, dass Christians Gesicht immer vor mir erschien.
Dachte er auch an mich?
Langsam zweifelte ich an der Richtigkeit des Kusses.
Es war wahrscheinlich falsch ihn einfach ohne jede Vorwarnung zu küssen und ihm dann nicht zu sagen, wie sehr ich ihn liebte, dass ich ihn überhaupt liebte.
Ich hätte ihm sagen sollen, dass er gemeint war, als ich sagte das ich mich verliebt habe.
Wir würden uns hoffentlich in der Pause begegnen, um miteinander zu reden.
Wollte ich das wirklich, mit ihm reden und alles klären?
Irgendwie hatte ich Angst vor einem Gespräch mit Chris.
Was würde er zu all dem sagen, wenn ich es ihm erklärte?
Und was war, wenn er mich gar nicht liebte, sowie ich es die ganze Zeit glaubte?
Nur noch eine Stunde Geschichte aushalten, dann war endlich die erste große Pause.
Aber genau davor hatte ich Angst, denn ich würde ganz sicher Chris begegnen.
Mein Körper zitterte und der Schweiß brach mir aus.
Panik stieg in mir auf und ließ mich erbleichen.
Ich hatte große Angst vor seinen Worten, die er mir ins Gesicht sagen würde.
Tränen stiegen mir in die Augen und liefen mir dann über die Wangen.
Warum machte es mir so zu schaffen, wenn mein Gedankengang sich bewahrheitete?
War es, weil ich ihn liebte und ihn nicht verlieren wollte?
„Cassandra was ist mit ihnen?“, fragte Mrs Catch besorgt. „Geht es ihnen nicht gut?“
„Doch, doch“, antwortete ich schwach. „Es geht mir gut!“
„Mrs Honey bringen sie ihre Freundin bitte an die Frische Luft und kümmern sie sich ein bisschen um Cassandra, bis es ihr besser geht.“
„Die Ärmste ist ja kreidebleich“, murmelte Mrs Catch dann vor sich hin.
Klara nickte zustimmend und half mir dann vom Stuhl auf.
Wobei meine Beine mich kaum tragen konnten.
Also stützte Klara mich ab und wir verließen das Klassenzimmer.


„Was ist nur plötzlich los mit dir?“, fragte Klara, kaum das wir an der frischen Luft sind. „Du bist auf einmal von einem Moment auf den anderen kreidebleich geworden und wie erstarrt auf deinem Stuhl gesessen!“
„Ich weiß auch nicht“, log ich. „Es ist mir vielleicht alles einfach ein bisschen zu viel geworden. Die ganzen Dinge, die ich erst einmal begreifen muss. Es ist so viel passiert.“
„Okay. Dann lass ich dich ein bisschen alleine. Wir sehen uns dann sicher in der Pause wieder oder?“
„Ja. Ich komm nicht mehr in den Unterricht. Mir ist noch etwas schlecht.“
„Ich werde Mrs Catch bescheid sagen, dass du ein bisschen noch an der frischen Luft bleiben willst, weil dir schlecht ist.“
„Danke dir.“
„Und du kommst wirklich alleine klar?“
Ich nickte nur.
„Dann bis später“, erwiderte sie und verschwand dann wieder im Schulgebäude.
Langsam ging ich zu einer der Banken, die an der Wand des Schulgebäudes standen und setzte mich.
Die frische Luft tat wirklich gut und ließ mich ein bisschen klarer denken.
Sie ließ mich vergessen, dass ich Angst vor einem Treffen mit Chris hatte.
Ich zog meine Beine an mich und legte mein Kinn auf die Knie.
Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen, genoss einfach nur die Stille, als sich plötzlich jemand näherte.
Der Kiesweg zu den Banken hatte die Person verraten.
Erschrocken öffnete ich die Augen und starrte Christian direkt in die Augen.
Überrascht richtete ich mich auf.
„Was machst du hier?“, fragte ich ihn.
„Das selbe könnte ich dich auch fragen!“, entgegnete er. „Aber dir sag ich es. Also ich hab etwas eher Schluss gehabt, da sowieso bald die Pause beginnt. Und was ist mir dir?“
„Mir ging es eben nicht so gut“, gestand ich. „Daher musste ich etwas an die frische Luft gehen.“
„Wie fühlst du dich?“, fragte er sofort besorgt.
Verwirrt sah ich ihn an. „Es geht mir gut. Jetzt wieder.“
„Bist du sicher? Du bist noch etwas blass um die Nase.“
„Es geht mir wirklich gut. Aber ich glaube du bist eigentlich wegen einem anderen Grund hier, als mich zu fragen, wie es mir geht!“
„Stimmt. Ich wollte mit dir reden.“
Ich merkte wie sich mein Magen schmerzhaft zusammen zog.
„Dann schieß mal los“, sagte ich mit erstickter Stimme. „Ich hör dir zu.“
„Hey Cass, es ist alles gut. Entspann dich mal.“
„Du verlangst echt viel von mir. Aber okay.“
„Ich wollte eigentlich nur von dir wissen, was das im Bus sollte?“
Ich antwortete nicht darauf und drehte mein Kopf einfach zur Seite.
„Warum hast du mich geküsst, wenn das alles nichts zu bedeuten hat?“
„Das stimmt doch gar nicht!“, schrie ich. „Verstehst du es denn nicht? Verstehst du nicht warum ich dich geküsst habe?“
„Nein Cass. Erklär es mir! Du sagst du hast dich verliebt und im nächsten Moment küsst du mich. Wie soll ich dich da verstehen können? Ist es so toll mit Gefühlen anderer zu spielen oder warum hast du es getan?“
„Wie kannst du nur glauben, dass ich mit deinen Gefühlen spielen wollte? Du glaubst der Kuss war ohne Bedeutung? Schön dann glaub es! Aber so ist es nun mal nicht. Ich liebe dich Chris! Ich hab mich in dich verliebt seit dem Tag in der Stadt.“
Ich versuchte mich wieder zu beruhigen.
„Du warst das einzige was mich noch interessierte“, flüsterte ich leise. „Und im Bus, als du mir von André erzählt hast, hatte es mich nicht verletzt. Ich war einfach nur so sauer, deshalb auch die Tränen. Es war vielleicht ein Fehler von mir, dir nicht vorher zu sagen, was ich fühle, aber es ist jetzt auch schon egal!“
Ich stand von der Bank auf.
„Ich kann verstehen, wenn du willst das ich gehe. Und es ist okay. Ich bin es schon gewohnt von Jungs abgewiesen zu werden.“
Ich lächelte ihn schwach an mit dem Versuch meine Verletztheit nicht zu zeigen, doch so richtig half es dieses mal nicht.
„Machs gut Christian“, sagte ich zum Abschied und ging an ihm vorbei, doch er hielt mich am linken Handgelenk zurück.
„Warum gehst du schon? Unser Gespräch ist noch nicht beendet!“, entgegnete er freundlich.
Chris setzte sich auf die Bank und zog mich auf seinen Schoss.
„Wie wäre es wenn du einfach mal bleibst und mir zuhörst?“
„N-nein...“, brachte ich stockend heraus und wandte mich in seinem Griff. „Ich will das nicht! Lass mich los!“
Erließ mich aber weiterhin nicht los.
Ich hatte Angst davor, seinen Worten zu lauschen.
So oft hatte ich dies schon von Jungs gehört, die mich einer nach dem anderen verletzt hatten.
„Bitte Cass!“, sagte er ganz sanft und strich mir mit seinen Fingern zärtlich wie immer über die Wange. „Vertrau mir! Ich werde dir nicht weh tun!“
Die Berührung seiner Finger war so beruhigend, dass ich meine Gegenwehr schlagartig fallen ließ.
„So ist es gut. Du musst mir einfach nur vertrauen, denn ich werde dir nicht weh tun. Alles was ich dir im Bus erzählt habe war nicht gelogen. Ich hab dich wirklich gern. Du solltest wenigstens wissen, wie ich fühle und über das alles denke!“
Ich sah ihn nur an und wartete darauf, was er gleich sagen würde.
„Ich hab mich schon seit einigen Monaten in dich verliebt. Aber du hattest zu diesem Zeitpunkt nur Augen für André, also hab ich dich in Ruhe gelassen. Obwohl es ein Fehler war. André wusste ganz genau, was ich für dich fühle, da wir sehr gute Freunde sind und es hat mich sauer gemacht, dass er dir nicht endlich gesagt hat, dass er nicht an dir interessiert ist. Aber eigentlich wollte er deshalb nichts von dir, weil er wusste, dass ich dich liebe. Ich sollte meine Chance nutzen, meinte André immer, und dir sagen, was ich fühle und dass André nichts von dir will, aber ich konnte es nicht. Ich hatte Angst dich damit zu verletzen. Und ich hatte Angst, dass du mir nicht glauben würdest. Erst der Zufall kam mir zur Hilfe.“
„Die Begegnung in der Stadt?“
„Genau. Ich hätte nicht gedacht dich zu treffen und dennoch war es Glück.“
„Was fühlst du wirklich für mich?“, fragte ich ganz leise.
„Cass“, sagte er zärtlich und sah mir dabei tief in die Augen.
Seine rechte Hand legte er an meine Wange. „Ich liebe dich über alles.“
Ganz zart lagen seine Lippen auf meinen.
Die Schmetterlinge in meinem Bauch waren in Aufruhe und mein Herz klopfte wie verrückt.
So ein wunderbares Gefühl, noch besser als es im Bus zuvor war.


„Seit ihr jetzt eigentlich zusammen?“, fragte Klara mich, nachdem ich meinen beiden besten Freundinnen alles erzählt hatte, auch das, was im Bus geschehen war.
„So könnte man es sagen. Ich weiß nicht genau. Wir haben eigentlich nicht darüber gesprochen, wie es weiter gehen soll. Aber ich denke mal schon das wir zusammen sind.“
„Wir haben dir doch gleich gesagt, dass Christian der Richtige ist!“, sagt Pia mir streng.
„Nein, nicht ganz. Ihr meintet nur, dass es eine Alternative wäre und dass er gut aussieht, aber ihr habt mir nie gesagt, dass er der Richtige ist. Nur das er mich beachtet und mich wirklich wahr nimmt. Übrigens wisst ihr das ich immer etwas Zeit brauche, um wirklich zu begreifen was ich will.“
„Das heißt André ist Geschichte?“, fragte Pia vorsichtig.
„André war nie der, den ich will und den ich brauche. Er war es nie gewesen, nur das ich es mir selber nicht eingestehen wollte. Wenn dann wird er vielleicht irgendwann mal ein guter Freund für mich, aber mehr dann auch nicht. Immerhin ist er mit Chris befreundet.“
„Ach, stimmt ja“, erinnerten beide sich.
„mit wem gehst du jetzt eigentlich auf den Ball?“, wollte Klara wissen.
„Sie geht natürlich mit Christian hin“, warf Pia ein, bevor ich überhaupt antworten konnte.
‚Wenn er mich fragen würde’, fügte ich stattdessen in Gedanken hinzu.
Er hatte mich nicht gefragt und ich hatte denn Schulball total vergessen, sonst hätte ich ihn fragen können, ob er nicht Lust hätte mit mir dort hin zu gehen.
Aber eigentlich hatte ich auch gar nicht vor zu tanzen und dafür war doch ein Schulball dar oder etwa nicht?
Nicht das ich nicht tanzen könnte, aber ich würde mich wahrscheinlich trotzdem lächerlich vor allen anderen machen.
Ich war fürs Tanzen einfach nicht geeignet, außerdem konnte ich in einem Kleid bestimmt nicht tanzen und so etwas musste man an diesem tag schließlich an haben.
„Jetzt müssen nur noch du und ich uns eine Begleitung suchen, da Cass schon eine hat“, erwiderte Pia nachdenklich. „Hm...“
„Wie wäre es mit Chris Freunden, die suchen bestimmt noch eine Begleitung“, sagte ich schnell, damit sie endlich das Thema fallen ließen. „Ich denke mal die werden bestimmt nichts dagegen haben euch zum Schulball zu begleiten.“
„Gut. Wir werden sie dann morgen fragen.“
Ich nickte und lächelte nur.
„Aber was ziehe ich dann nur zum Ball an?“, fragte Klara ratlos. „Ich hab zuhause nur hässliche Kleider, aber die sind für einen Ball ganz sicher nicht geeignet.“
„Wir haben doch noch zwei Wochen und bis dahin hat bestimmt jede von uns ein Kleid“, sagte ich aufmunternd.
„Hast recht. Also sollten wir in den nächsten Tagen in die Stadt gehen und gemeinsam nach Kleidern suchen, damit auch ja jede ein Kleid bekommt in das sie sich sehen lassen kann.“
„Wir können das alles sicher später noch besprechen am Telefon, sonst morgen in der Schule“, erwiderte ich dann noch ganz schnell.
„Willst du uns loswerden?“, fragte Pia vorwurfsvoll.
„Ja, auf jeden fall“, erwiderte ich lachend. „Ihr müsst aussteigen. Das ist alles.“
Ich würde sicher noch wollen das sie bleiben, aber nicht wenn „Schulball“ das Gesprächsthema war.
Darauf hatte ich jetzt überhaupt kein bock.
Es war auch falsch ihnen nicht zu sagen, dass es noch nicht sicher war, ob Chris und ich gemeinsam zum Schulball gehen.
Und es war auch nicht richtig gewesen, Pia und Klara Chris Freunde vorzustellen, wenn ich selber nicht wusste, ob sie noch eine Begleitung suchten oder nicht!
Na ja, jetzt war es schon zu spät.
Ich konnte nur hoffen, dass es gut gehen würde.


Erschöpft ließ ich mich zuhause auf mein Bett fallen.
Der Tag war heute echt gut verlaufen.
Besser als ich es mir jemals erhofft habe.
Ich hab meinen Unbekannten wieder gesehen und weiß nun wie er heißt.
Doch das ist nicht das einzige was heute passiert ist.
Durch ihn kennen ich nun das Gefühl verliebt zu sein, denn er hat mich geküsst und mir gestanden, dass er mich schon eine ganze Weile liebte.
Verträumt schloss ich meine Augen, als plötzlich das Telefon klingelte.
Aber ich blieb einfach nur liegen und lauschte dem Klingel, aber aufstehen wollte ich nicht.
Ich wusste so oder so, dass niemand wichtiges dran sein konnte, da Chris meine Nummer nicht hatte und mich deshalb auch nicht anrufen konnte.
Ich hatte vergessen ihm die Haustelefonnummer zu geben, sowie ich vieles andere auch vergessen hatte.
„Cassandra“, rief meine Schwester mich dann aus dem Flur. „Telefon für dich. Ein Christian ist dran und würde dich gerne sprechen.“
Sofort öffnete ich die Augen und richtete mich auf.
Hatte ich gerade richtig gehört?
Ich sprang blitzschnell von meinem Bett und hastete zu Marie, um schnell den Hörer entgegen zu nehmen und mich zu vergewissern, dass ich richtig gehört hatte.
„Hallo“, meldete ich mich atemlos.
„Hallo mein Schatz“, meldete sich jemand von der anderen Seite.
Tatsächlich. Es war Christian. Mein Christian.
Ich umklammerte den Hörer etwas fester.
„Christian!“, sagte ich überglücklich und etwas zu laut, sodass mich meine Schwester mit einem neugierigen Blick bedachte.
„Ja, ich bin’s wer sonst?“, lachte er warm.
„Aber... ich meine woher hast du meine Nummer?“, fragte ich verwundert und verwirrt, da ich mir ganz sicher war, ihm die Nummer nicht gegeben zu haben oder konnte ich mich einfach nur nicht mehr daran erinnern?
„Ich hab deine Schulfreundin Klara gefragt, da die mir aus deiner Klasse die Nummer nicht geben wollten. Na ja... diese Klara hat sie mir grinsend gegeben und mich gefragt, warum ich sie unbedingt haben wollte. Und ich hab ihr gesagt, dass ich dich einfach mal anrufen wollte, um deine Stimme zu hören. Was auch der Wahrheit entspricht!“
Ich sagte nichts mehr, sondern starrte einfach nur vor mich hin.
Was sollte ich auch darauf erwidern?
Das war das erste mal, dass sich ein Junge wirklich um mich bemühte, unbedingt Kontakt mit mir haben wollte und Christian war dieser Junge.
Er meldete sich bei mir um meine Stimme zu hören, wie süß war denn das.
Egal was er dafür unternehmen musste, selbst wenn er nicht Klara, sondern jemand anderes fragen musste um meine Nummer zu bekommen.
Ich war einfach nur glücklich, zu wissen, dass ich Chris sehr viel bedeutete und dass es ihm ernst mit mir war.
„Bist du sauer?“, fragte er nach einer Weile.
„Nein. Ich hab keinen Grund sauer zu sein. Und ich bin es auch nicht. Ich hab nur nachgedacht.“
„Über was denn?“, fragte Chris neugierig.
„Darüber wie toll du bist. Das ich glücklich bin, dass du Klara gefragt hast, wegen meiner Nummer. Noch nie hat sich ein Junge versucht bei mir zu melden, Kontakt mit mir zu haben.
Und ich bin froh, dass du mich angerufen hast.“
„Warum? Ich verstehe wirklich nicht, was die anderen alle haben. Du bist ein wunderbarer Mensch. Aber jetzt mal was anderes. Warum bist du froh, dass ich dich angerufen habe?“, fragte er mich herausfordernd, doch man hörte den fröhlichen Ton darin.
„Jetzt kann ich endlich wieder deine Stimme hören. Du bist nicht der einzige, der sich nach einer bestimmten Stimme sehnt.“
Ein leises, glückliches Lachen drang zu mir durch.
„Was ich dich eigentlich fragen wollte, es aber vorhin total vergessen hatte ist, ob du nicht Lust hättest mit mir zu dem Schulball zu gehen, der in zwei Wochen stattfinden würde?“
Mir klappte der Mund auf, was meiner Schwester natürlich nicht entging, die mich aus der Küche beobachtete.
„Das fragst du mich noch?“, fand ich meine Stimme wieder. „Natürlich will ich mit dir auf den Schulball gehen! Ich wäre doch blöd, wenn ich nein sagen würde.“
„Dann sehen wir uns also morgen meine kleine Maus. Hab du noch einen schönen Tag.“
„Was? Willst du etwa schon auflegen?“, fragte ich traurig.
„Ich will nicht, aber ich muss leider. Hab noch etwas wichtiges zu erledigen, was von großer Bedeutung für uns beide ist“, sagte er dann geheimnisvoll. „Und danach bin ich beim Sport.“
„Okay. Dann sehen wir uns also morgen. Ich wünsch dir noch viel Spaß“, sagte ich noch immer etwas traurig, weil ich bis morgen warten musste um ihn wieder zusehen.
„Tust du mir noch einen Gefallen?“, fragte er bevor ich auflegen konnte.
„Alles.“
„Pass gut auf dich auf. Ich will nicht das dir etwas passiert. Schaffst du es bis morgen auf die acht zu geben?“
„Ich werde es versuchen. Aber für dich werde ich aufpassen.“
„Gut. Dann bis morgen.“
„Tschüß“, erwiderte ich und legte auf.
„Wer war das eben gerade?“, fragte meine Schwester mich schon ganz neugierig. „Scheint ja so als würde er dir ziemlich viel bedeuten, so wie du ausgeflippt bist.“
“Ja stimmt. Das war Christian, wie du ja sicher schon weißt und er geht auf meine Schule.“
Ich lächelte zu zufrieden an.
„Ist er in deiner Klasse?“
„Nein. Er geht in die zwölfte Klasse des Gymnasiums.“
„Aber er ist dein Freund?“
„Ja. Das ist er.“
Ein Lächeln breitete sich auf Maries Gesicht aus.
„Liebst du ihn denn?“
„Das tue ich und wie. Ich bin sehr glücklich mit ihm!“
„Ich würde auch nie das Gegenteil behaupten. Vor allem nicht nachdem ich dein strahlendes Gesicht gesehen habe. Daher würde ich mal sagen, dass du auch mit ihm auf den Schulball gehen wirst nicht wahr?“
Ich nickte nur.
„Dann müssen wir dir nur noch ein wunderschönes und für dich passendes Kleid kaufen.“


Der Tag gestern konnte echt nicht besser laufen.
Es war spätestens bei dem Anruf klar, dass Chris und ich ein Paar waren.
Vor mich hinträumend saß ich im Bus.
Aber dieses mal saß ich nicht auf meinem üblichen Sitz vorne, sondern ganz hinten, wo gestern Chris und seine Freunde gesessen hatten.
Als Pia und Klara in den Bus einstiegen, sahen sie etwas verwirrt aus mich hier hinten zu sehen, doch sie kamen nach einer Weile auf mich zu.
Ich nahm die beiden kaum wahr und das wussten sie scheinbar, denn Pia räusperte sich übertrieben.
„Hey Dornröschen auf wachen“, entgegnete sie.
Benommen schüttelte ich den Kopf.
„Hi ihr beiden“, begrüßte ich sie.
„Warum sitzt du heute so weit hinten? Hat es etwas mit deinem Prinzen zu tun?“
„Ähm... na ja... zum Teil“, zögerte ich. „Ich wollte mich außerdem noch mal bei dir bedanken Klara. Danke.“
„Wofür?“
„Dafür, dass du Chris meine Nummer gegeben hast. Dafür danke ich dir.“
„Ach kein Problem. Hat er dich denn gestern angerufen?“
„Ja hat er. Es hat mich Anfangs ziemlich überrascht, dass er mich anruft, da ich ihm ja meine Nummer nicht gegeben hatte.“
„Aber du bist mir nicht sauer oder?“
„Nein, überhaupt nicht.“
„Warum sitzt du jetzt eigentlich hier hinten?“, wollte Pia ungeduldig wissen.
Ich überlegte kurz, was ich ihr darauf antworten sollte.
„Damit ihr Chris Freunde wegen dem Ball fragen könnt. Wenn sie in den Bus steigen, dann werden sie bestimmt hier her kommen und dann könnt ihr sie fragen! Ist doch besser, als wenn ihr zu ihnen geht nur um sie das zu fragen oder nicht?“
Ich war von mir selber überrascht, dass mir so etwas auf die schnelle eingefallen ist.
So ganz gelogen war es ja nicht.
„Hm...“, machte Klara. „Da könnte etwas dran sein. Der Plan ist nicht schlecht.“
„Natürlich ist der nicht schlecht.“
Kaum hatte ich das gesagt, öffnete sich die Bustür und Chris trat herein.
Verwundert sah er zu mir, als er mich ganz hinten im Bus erblickte.
Ich machte einen flehenden Blick und deutete ihm unfällig zu mir zu kommen.
Er verstand sofort, was mich ein wenig überraschte.
Christian kam auf mich zu, doch seine Freunde schienen ihm nicht zu folgen.
Sie setzten sich stattdessen auf einen vierer Platz und warteten.
Lukas war jedoch nicht dabei.
„Hey Mädels“, begrüßte er uns mit einem breiten Lächeln, wobei er fast nur mich ansah. „Könnte ich kurz alleine mit Cass sprechen? Es ist mir sehr wichtig! Ihr könnt ja solange zu meinen beiden Kollegen gehen, die werden sich sicher über eure Anwesenheit freuen.“
Sie nickten beide nur gehorsam und machen sich auf dem Weg zu Kevin und Marc.
„So jetzt sind wir alleine meine Kleine“, sagte er und küsste mich ganz zärtlich. „Ich hab mich schon danach gesehnt dich endlich wieder zu sehen. Der Tag zieht sich ohne dich unglaublich in die Länge. Ist es bei dir auch so?“
„Ja, so könnte man es sagen. Ich träume aber oft lieber vor mich hin, denn das ist erträglicher für mich. Da du in meinen Tagträumen die Hauptrolle spielst.“
Ich schlang meine Arme um seinen Nacken, vergrub meine Finger in seinen Haaren, da er heute keine Cape trug und zog ihn näher an mich.
Dann küsste ich ihn wieder und wieder
Nach einer Weile löste ich mich atemlos von seinen Lippen.
Aber er war noch immer ganz nahe.
„Woher wusstest du eigentlich, was ich vor hatte?“
„Ich wusste es nicht und Anfangs verstand ich nicht genau, wie ich deinen Blick deuten sollte. Aber dann war es mir klar, da ich genau den selben Einfall hatte. Marc und Kevin haben noch keine Begleitung für den Ball, da hab ich sofort an deine beiden Freundinnen Klara und Pia gedacht.“
Ich musste loslachen, dass war einfach zu komisch.
Christian grinste mich nur breit an.
„Und schon ein Kleid gefunden?“, erkundigte er sich neugierig..
„Nein, nicht wirklich. Pia, Klara und ich wollten noch dieses Wochenende in Stadt fahren, um nach Kleidern zu suchen. Ich denke mal, dass ich ein Kleid finden werde, das mir gefällt.“
„Du kannst auch in Jeans und T-Shirt kommen und trotzdem wärst du dann noch die schönste. Das ist dir aber sicher schon klar.“
Dafür küsste ich ihn wieder.
Dieses Mal beugte er sich über mich und lag dann zum Teil auf mir, doch ich spürte nichts von seinem Gewicht.
Selbst wenn es so wäre, es machte mir nichts aus.
Ich wollte gerade meine Beine um seine Hüfte schlingen, um ihn enger an mich zu ziehen, als ich mich wieder daran erinnern musste, dass wir in einem Bus saßen und es wohl nicht so klug wäre aus einer Knutscherei etwas ernsteres werden zu lassen.
Also verwarf ich den Gedanken ihm doch noch die Beine um die Hüfte zu schlingen.
„Ich liebe dich“, flüsterte Chris mir leise ins Ohr, nachdem er meine Lippen wieder frei gegeben hatte und richtete sich dann etwas auf, bis er ganz stand und dann zog er auch mich auf die Beine, denn wir waren an der Schule angekommen.
Hand in Hand verließen wir den Bus.
Die anderen vier waren schon draußen und unterhielten sich angeregt.
Wir hatten noch zwanzig Minuten bis der Unterricht anfing.
„Komm mit“, sagte Chris und zog mich mit sich.
Widerstandslos folgte ich ihm ohne zu fragen, wo wir hin gingen, während Klara, Pia, Kevin und Marc uns nur hinterher sahen und dann lächelten.
„Wo gehen wir hin?“, fragte ich ihn dann doch, obwohl ich mir eigentlich vorgenommen hatte es nicht zu tun, sondern ihm einfach nur zu folgen und ihm voll und ganz zu vertrauen.
„Das siehst du gleich mein Schatz?“, antwortete er darauf nur.
Nach einigen Minuten erkannte ich, wo er hin wollte.
Zu der Bank auf der wir gestern saßen.
„Was willst du bei der Bank?“, fragte ich verwirrt.
„Ich will einfach nur mit dir alleine sein. Und an dieser Bank sind wir zusammen gekommen könnte man sagen. Es hat einfach schöne Erinnerungen und ich bin gerne hier. Auch gestern nach der Schule war ich noch einmal hier, was Lukas, Kevin und Marc natürlich nicht verstanden.“
„Stimmt“, sagte ich und zog ihn an mich. „Wo ist eigentlich Lukas? Ich hab ihn schon eine Zeit lang nicht mehr gesehen.“
„Er hat eine Freundin und verbringt im Moment viel Zeit mit ihr, bevor er sie uns vorstellen möchte.“
„Verstehe.“
Ich lächelte glücklich.
Ineinander verschlungen setzten wir uns auf die Bank und Kuschelten uns aneinander, küssten uns immer wieder vor Augen der Gaffer und schenkten uns zärtliche Berührungen.
Es war mir egal, dass wir in der Schule waren, denn ich wollte die Zeit mit Chris einfach nur genießen und an nichts denken, außer an ihn und was für ein Glück ich hatte ihn zu haben.


„Es scheint ja ziemlich ernst zwischen dir und Christian zu sein“, sagte Klara, die gerade ein schneeweißes Kleid an hatte, dass sehr gut zu ihrer Figur und zu ihren dunkelbraunen Haaren passte. „Und ist es denn so?“
„Ja. Ich denke schon. Er ist das, was ich immer wollte. Wonach ich mich immer gesehnt habe. Christian versteht mich, sowie es kein anderer getan hat und er ist immer für mich da. Er liebt mich so wie ich bin. Ich werde das erste mal von einem Jungen akzeptiert ohne das er etwas an mir aus zusetzten hat. Er findet das ich so wie ich bin perfekt bin.“
„Aber seine Freunde sind ja auch irgendwie süß“, kam es aus der Umkleidekabine. „Auch unheimlich nett und locker drauf. Man kann sich sehr gut mit ihnen unterhalten.“
„Und haben sie euch gefragt oder ihr sie, wegen des Schulballs?“, erkundigte ich mich.
„Sie haben uns gefragt, ob wir sie nicht zum Ball begleiten wollen und wir haben zugesagt, nachdem wir etwas verlegen und unwissend getan haben.“
„Das brauchtet ihr gar nicht. Sie wussten über alles bescheid“, sagte ich direkt heraus.
„Wieso sollten sie? Du hast es ihnen doch nicht etwa gesagt oder? Sie wussten hoffentlich nicht vor uns bescheid!“
„Nein. Ich hab ihnen gar nichts gesagt und bis vor kurzem wusste ich es ja auch nicht. Aber Christian hatte genau den selben Einfall und hat geplant, dass seine Freunde euch fragen!“
„Das ist jetzt nicht war!“, platzte es Pia heraus. „Unmöglich!“
„Doch“, erwiderte ich ungerührt. „Es ist aber wirklich so. Wie hätte es sonst so gut verlaufen können? Chris wusste nur daher bescheid was ich vorhatte, weil er genau das selbe geplant hatte. Und deshalb ist mein Plan auch etwas anders verlaufen, als gedacht.“
„Hat man ja gesehen. Er wollte mit dir alleine sein, was du nur zu gern auch wolltest. Uns ich bin mir sicher das ihr nicht nur geredet habt“, sagte Klara verschwörerisch.
„Warum probierst du eigentlich keine Kleider an?“, fragte Pia, die gerade mit einem wunderschönen, bodenlangen Kleider heraus kam.
Es war trägehrlos und hatte einen tiefen Ausschnitt.
Sie sah toll darin aus, außerdem passte es gut zu ihren blonden Lockenhaar.
So etwas könnte ich nie tragen, da ich das Gefühl hatte, dass meine Figur nicht so zur Geltung kam, wie bei Pia oder Klara, die jetzt ebenfalls wieder aus der Kabine kam, aber dieses Mal ein silbernes Kleid trug.
Es hatte ebenfalls einen tiefen Ausschnitt, hatte jedoch träger und war viel kürzer.
Klara ging das Kleid bis zu den Knieknöcheln und saß eng an ihrem Körper.
Die Beiden sahen so toll aus.
„Was ist jetzt Cass?“, fragte Pia drängend. „Du bist die einzige von uns, die noch kein Kleid hat. Ich finde du solltest dir jetzt noch schnell ein passendes Kleid suchen. Schau mal hier sind so viele tolle Kleider oder etwa nicht?“
„Ja schon. Aber es ist nichts passendes für mich dabei okay. Ich kann mir die ganzen Kleider doch gar nicht leisten. Die sind viel zu teuer.“
„Wir finden bestimmt ein schönes Kleid für dich, das auch nicht zu teuer ist“, sagte Klara aufmunternd.
„Nein, lass nur. Ich guck einfach nächste Woche noch mal in einem anderen Laden nach einem schönen und passenden Kleid für mich. Ich wird sicher eins finden. Ihr solltet euch jetzt aber umziehen und die Kleider bezahlen gehen!“
Während die Beiden wieder in den Umkleidekabinen verschwanden, dachte ich etwas nach.
Ich beneidete Pia und Klara sehr.
Sie konnten sich die ganzen Kleider leisten ohne wirklich auf den Preis schauen zu müssen, da ihre Eltern ihnen das nötige Geld zur Verfügung stellten.
Aber ich konnte meine Schwester unmöglich um vierhundert Euro bitten, um mir ein ganz bestimmtes Kleid zu kaufen.
Das Kleid, was ich so unglaublich schön fand, war einfach zu teuer.
Es war aus roter Seide, die schön im Licht glänzte, als wären da irgendwelche Diamanten oder Steine eingenäht worden, eng am Körper anliegend mit dünnen Trägern und hinten auf dem Rücken waren die Schlaufen über Kreuz, damit das Kleid auch ja dort blieb, wo es sein sollte und es war bodenlang mit Schlitzen jeweils bis zum Knieknöchel, sodass man sich darin frei bewegen konnte.
Genau das richtige Kleid für mich, wie ich fand, wenn es nicht so teuer wäre.
Mein Budget liegt bei zweihundert Euro, die ich von meiner Schwester bekommen hatte, doch sie noch einmal um vierhundert Euro zu bitten, kam für mich nicht in Frage.
Warum musste das Kleid auch sechshundert Euro kosten?
Aber die meisten Kleider kosteten diesen Preis, wie es mir so auffiel.
Die, die wirklich in mein Budget lagen, waren alles andere als schön.
Ich seufzte leise vor mich hin.
„Seit ihr soweit?“, fragte ich, als Pia und Klara mit Tüten, in denen ihre Kleider waren zurück kamen.
„Ja“, sagten sie beide zur Bestätigung.
„Dann lasst uns endlich gehen“, erwiderte ich und verließ fast fluchtartig den Laden.


Es war Sonntag und leichte Sonnenstrahlen drangen durch die Schlitze der Jalousie.
Ich streckte mich ausgiebig und tappte dann ins Badezimmer unter die Dusche.
Gestern hatte ich meiner Schwester nichts von dem Kleid erzählt, das ich so schön fand, da sie die vierhundert Euro irgendwie auftreiben würde, nur um es mir zu ermöglichen so ein tolles Kleid zu tragen.
Selbst wenn sie dann mehr und viel länger arbeiten müsste und genau das wollte ich nicht.
Ich würde schon ein anderes Kleid finden, vielleicht nicht so schön, aber ich hätte ein Kleid.
Tropfnass stieg ich aus der Dusche und trocknete mich ab.
Schnell zog ich mir eine Jeanshose und ein langes T-Shirt an.
„Guten Morgen“, begrüßte ich Marie.
„Na. Wie hast du geschlafen Cass?“
„Ganz gut.“
„Hunger?“
Ich nickte und setzte mich an den Esstisch.
„Was gibt es denn zum Frühstück?“
„Eier und Speck.“
Marie kam mit zwei vollen Tellern an und gemeinsam aßen wir.
Keine von uns sagte etwas, so wie sonst immer.
„Was machst du heute noch? Irgendetwas geplant?“
„Weiß nicht genau. Ich dachte vielleicht geh ich später zu Christian, wenn er Zeit hat.“
„Wann willst du ihn eigentlich deiner Schwester vorstellen? Ich bin schon ganz neugierig wie er so ist. Er macht dich immerhin glücklich, also muss er ein guter Kerl sein. Ihr könnt eure Zeit auch gerne hier verbringen. Ich lass euch dann auch ungestört.“
Ich lächelte glücklich darüber, dass Marie nichts gegen die Beziehung zwischen Christian und mir auszusetzen hatte.
„Ich stell ihn dir bald vor. Versprochen. Irgendwann würde er so oder so hier auftauchen. So gehört es sich doch oder nicht? Der Freund sollte immer zur Freundin kommen. So ist es doch eigentlich.“
„Wann willst du zu ihm fahren?“
„Weiß nicht genau. Vielleicht holt er mich auch ab, wenn ich ihn darum bitte. Immerhin hat er einen Führerschein und ein Auto. Christian ist ja schon achtzehn.“
„Das ist echt praktisch. Dann könntest du ja eigentlich auch mal länger weg bleiben, da ich die Gewissheit hätte, dass du heil wieder nach Hause kommst.“
„Christian ist echt unglaublich toll.“
„Ich merk schon. Er ist dir unheimlich wichtig, nicht wahr?“
„Ja, stimmt. Ich wüsste nicht was ich ohne ihn machen sollte. Das ist das erste Mal, dass ich mich in einen Jungen verliebt habe. Ich hätte es daher auch nicht für möglich gehalten, dass er meine Gefühle erwidern könnte.“
„Wie hast du Christian eigentlich kennen gelernt?“
„Na ja.. ich bin mit ihm zusammengestoßen, als ich mit Pia und Klara in der Stadt war“, antwortete ich und merkte, wie ich rot wurde.
„Aber es ist nichts passiert“, fügte ich schnell hinzu, als ich Maries geschocktes Gesicht sah.
„Er hat mich aufgefangen bevor ich stürzen konnte“, erzählte ich dann ruhig weiter. „Na ja... so hat es alles angefangen. Aber erst am nächsten Tag, wo ich ihn wieder gesehen habe, war ich mir über meine Gefühle wirklich klar. Aber das tollste an der ganzen Sache war, dass er auf die selbe Schule wie ich geht.“
„Dann müsstet ihr euch doch eigentlich schon viel eher begegnet sein oder nicht?“
„Wir sind uns ja auch begegnet, aber ich hatte ihn nie wirklich wahr genommen, da ich damals nur Augen für einen anderen Jungen hatte. Chris hat mir dann aber die Augen geöffnet und mir auch gesagt, dass dieser Junge nichts von mir will. Erst da wurde mir dann klar, dass der Junge mir nicht wichtig war, denn ich fühlte keinen Schmerz.“
„Hm... verstehe. Aber du solltest dich jetzt fertig machen, wenn du heute noch zu deinem Christian gehen möchtest. Du musst mir Christian heute nicht vorstellen. Mach es einfach, wann es deiner Meinung nach der richtige Zeitpunkt ist“, sagte Marie, räumte das Geschirr vom Tisch und brachte es in die Küche.
‚Ist glaube ich auch besser so’, dachte ich. ‚Dann kann ich ihn vorwarnen.’
Ich grinste und verschwand schnell in mein Zimmer, bevor sie es sich doch noch mal anders überlegen konnte, aber nicht ohne das Telefon mitzunehmen.
Hoffentlich hatte Christian heute Zeit für mich.
Langsam tippte ich seine Telefonnummer ein, die er am Freitag in mein Handy gespeichert hatte, sowie er auch seine Handynummer eingespeichert hatte, drückte den grünen Knopf und hielt mir den Hörer dann ans Ohr.
Nach dem zweiten Klingeln, nahm jemand ab und ich erkannte die Stimme sofort.
„Chris“, sagte ich erleichtert, da ich schon befürchtet hatte, dass seine Eltern ans Telefon gehen könnten.
„Hey mein Schatz.“
„Hast du heute Zeit?“
„Für dich doch immer. Ist irgendetwas passiert?“
Er klang sichtlich besorgt und das tat mir leid.
„Nein. Es ist nichts passiert. Alles in Ordnung. Ich wollte dich nur einfach mal wieder sehen.“
„Soll ich dich abholen?“
„Das brauchst du nicht. Ich fahre einfach mit dem Bus.“
„Wann wirst du dann hier sein?“
„In einer Stunde bin ich bei dir.“
„Was? So lange?“, fragt er ungläubig.
„Ich bin halt eine Frau. Die brauchen immer etwas länger. Du kannst mich dann an der Bushaltestelle abholen, da ich ja nicht weiß wo du wohnst, noch nicht.“
„Mach ich Cass. Beeil dich aber bitte. Wir sehen uns dann später.“
„Bis später.“
Und dann legten wir auch schon auf.


Ich saß im Bus auf dem Weg zu Chris und war schon ziemlich aufgeregt ihn wieder zu sehen, obwohl es ja eigentlich nichts besonderes war, da wir uns jeden Tag in der Schule sehen.
Da ich jetzt nicht genau wusste, was ich anziehen sollte, entschied ich mich für mein geliebtes weißes T-Shirt mit einer Rose darauf, dazu eine helle Jeanshose und eine Jeansjacke.
Es war heute sehr kühl und wenn ich so in den Himmel sah, würde ich sagen, dass es heute noch regnen würde, da lauter graue Wolken zu sehen waren.
Nicht lange und ich kam an der Bushaltestelle Sonnenallee an.
Mein geliebter Schatz wartete schon auf mich.
Ich rannte regelrecht aus dem Bus, stolperte und fiel, doch Christian breitete seine Arme für mich aus und fing mich somit auf.
Erleichtert atmete ich auf.
Wie gut das ich doch Chris hatte.
Schon ein zweites Mal, dass er mich vor einem Sturz bewart hat, der sicher schlimmer geworden wäre, als der erste es getan hätte.
Zärtlich drückte er mich an sich und legte sein Kinn auf mein Haar.
Christian war wirklich um so vieles größer als ich, doch meine Größe schien ihn nicht wirklich zu stören.
Seine Größe betrug erstaunliche ein Meter achtundachtzig.
Ich dagegen war nur ein Meter sechzig groß.
Jemanden wie ihn wollte ich schon immer kennen lernen und jetzt hatte ich endlich die Chance dazu bekommen, die ich auch nutzen würde.
„Na meine Kleine. Immer noch so unvorsichtig, wie immer? Und das zweite mal, dass ich dich vor einem Sturz rette.“
Ich musste irgendwie lachen.
„Was gibt es da zu lachen?“, fragte er.
„Das selbe ist mir jetzt eben auch durch den Kopf gegangen, dass ist alles. Danke.“
„Ach so. Und nichts zu danken. Wir sollten uns jetzt aber lieber auf den Weg machen, damit wir noch bei mir ankommen, bevor das alles herunter kommt“, sagte er und zeigte in den Himmel.
Ich nickte nur, ergriff seine Hand und verschränkte unsere Finger ineinander.
Wir schafften es gerade noch rechtzeitig zu ihm, als es wenige Minuten später wie aus Kübeln regnete.
Christians Eltern waren nicht da, jedenfalls sah ich sie nicht.
„Wo sind eigentlich deine Eltern?“, fragte ich, als wir schon in seinem Zimmer waren und er hinter uns die Tür schloss.
„Die sind zu Bekannten eingeladen worden, ich eigentlich auch, aber ich hatte keine Lust. Also werden sie erst heute Abend wiederkommen.“
Er drehte sich zu mir um und ergriff meine andere Hand, sodass er jetzt beide in seinem Griff hatte.
„Ich hab gehofft das du anrufen würdest“, gestand er dann leise und lächelte mich mit einem mir nicht bekannten schiefen Lächeln an.
„Hast du gestern eigentlich ein Kleid gefunden?“
Bedauernd schüttelte ich den Kopf. „Nein, leider noch nicht. Ich will die Woche aber noch mal in die Stadt fahren und mich umsehen.“
„Du hast noch zwei Wochen“, munterte Chris mich auf und nahm mich in den Arm. „Ich bin mir sicher, dass du bis dahin ein Kleid haben wirst.“
Wir setzten uns auf sein Sofa und kuschelten uns aneinander.
Ich lehnte mich zu ihm und küsste ihn, zuerst langsam und dann immer heftiger.
Eine Leidenschaft flammte in mir auf, sowie im Bus, als er mich so geküsst hatte, nur das wir dieses Mal alleine waren.
Sanft drückte ich Chris ins Sofa und sah ihm tief in die Augen, nur um mich in ihnen zu verlieren und ich sah die selbe Lust in ihm, die auch in mir war.
Er fasste mir mit beiden Händen um die Hüfte und zog mich näher zu sich, sodass ich irgendwann auf ihm lag.
Ich spürte seine Erektion unter mir und es gefiel mir, wie erregt er war.
Langsam wanderten seine Hände unter mein T-Shirt und ich ließ es geschehen.
Wie oft hatte ich mir in meinen Träumen ausgemalt, dass es endlich passieren würde.
Dies war erst so, seitdem ich Chris getroffen und mich in ihn verliebt habe.
Christian sah mich fragend an, ich lächelte nur und er verstand.
Er schob mein T-Shirt nach oben und dann über meinen Kopf.
Leise landete das T-Shirt auf dem Boden.
Ganz zart spürte ich seine Finger meinen Rücken auf und ab streicheln.
„Du bist so wunderschön. Hat dir das schon mal jemand gesagt?“, sagte er leise und küsste mich dann.
Ich schüttelte zur antwort den Kopf. „Noch nie. Du bist der einzige.“
„Sie wissen nicht was Schönheit ist.“
„Wie kommt es eigentlich das du alleine bist? Es gab sicher viele Mädchen, die Interesse an dir zeigten oder nicht?“
„Das stimmt schon“, erwiderte er ruhig.
Ein seltsames Stechen war in meiner Brust und Tränen kamen mir.
„Hey Kleines, was hast du?“
„N-nichts“, sagte ich und versuchte mich aufzurichten, doch er hielt mich fest.
„Was ist los? Ich weiß doch das da etwas nicht stimmt!“
„Es ist nichts. Ich frage mich nur, warum du dir nicht eine von ihnen zur Freundin genommen hast. Die waren sicher alles sehr hübsch.“
„Kann schon sein. Aber ich wollte sie alle nicht. Es gab von ihnen kein Mädchen das mich sonderlich interessierte. Nur ein Mädchen gefiel mir, doch sie hatte kein Interesse an mir.“
„Warum hast du dann nicht um sie gekämpft und ihr gezeigt, wie sehr du sie magst?“
„Das hab ich doch auch. Sie liebt mich ebenfalls.“
Geschockt sah ich ihn an und verstand nicht so richtig.
„Mach doch nicht so ein geschocktes Gesicht! Ich dachte du liebst mich.“
„A-a-aber dieses Mädchen...“, stotterte ich.
„Verstehst du es nicht? Dieses Mädchen bist du! Ich hab dir doch gesagt das ich nur dich liebe und das wird sich auch nicht ändern, vergiss das nicht!“
Verdutzt sah ich ihn an und dann küsste ich ihn so heftig, wie noch nie.
„Ich liebe dich“, flüsterte ich leise und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge.
„Ich weiß meine Kleine“, sagte er sanft.
Wir blieben eine Weile einfach nur so liegen.
Noch immer hatte ich nur meinen BH und die Jeans an.
Die Zeit verging recht schnell und es war schon spät geworden, also zog ich mein T-Shirt wieder an und machte mich für den Heimweg fertig.
„Soll ich dich fahren?“, fragte Chris leise.
„Ja, bitte. Dann muss ich nicht um diese Zeit alleine im Bus mitfahren.“
Während der ganzen Autofahrt sagte keiner von uns etwas.
Es war, als hätte sich ein Spalt neben uns aufgetan, der verhinderte, dass wir uns näherten.
Kaum das ich zuhause war, ärgerte ich mich über den verkorksten Abend, an dem ich Schuld war, nur weil ich blöde Kuh Eifersüchtig sein musste.
Damit hab ich die Stimmung zu Nichte gemacht.
Dabei hätte so viel mehr passieren können, als nur küsse und zärtliche Berührungen oder?
Außer das Christian mein T-Shirt ausgezogen hatte, war nicht mehr passiert.


Am nächsten Tag war ich extrem schlecht gelaunt, sodass alle mir lieber aus dem Weg gehen sollten!
Ich hasse mich selber dafür, wie ich gestern drauf war, dass ich Christian und mir die Stimmung verdorben habe.
Warum musste ich auch eifersüchtig werden?
Ausgerechnet gestern, wo es hätte so schön sein können.
Sicher war Christian sauer auf mich oder enttäuscht, vielleicht war er auch beides.
Vertraute ich Christian nicht genug?
Gestern hatte keiner mehr ein Wort nach der Sache gesagt.
Mein Magen zog sich schon jetzt zusammen, wenn ich nur daran dachte, dass ich Chris gleich wiedersehen würde und mit ihm reden musste.
„Morgen“, murmelte ich.
„Was ist denn mit dir los?“, fragte Marie verwundert.
„Nichts“, zischte ich.
„Habt ihr euch gestritten?“, fragte sie besorgt weiter.
„Nein. Nicht wirklich. Es ist ein bisschen anders, Gestritten haben wir uns eigentlich nicht“, rückte ich mit der Sprache raus. „Ich hab uns gestern einfach nur die Stimmung verdorben!“
„Warum den das?“
Ich zuckte nur die Schultern.
„Komm mir kannst du es doch sagen Cass.“
„Also gut. Na ja... ich weiß nicht genau“, sagte ich. „Wenn man eifersüchtig ist, heißt das, dass man dem anderen nicht mehr vertraut?“
„Nein, so ist es nicht. Aber wie kommst du jetzt darauf?“
„Ähm... wie soll ich es erklären... Also... Christian hat mir gestern von einem Mädchen erzählt, das er schon seit längerem liebt und ich begriff nicht, dass ich damit gemeint war!“
„Nur weil man eifersüchtig ist, heißt es nicht gleich, dass man der Person nicht mehr genug vertraut. Es ist oft eher ein Beweis, dass man liebt. Man hat Angst davor, den Menschen zu verlieren, den man über alles liebt. In deinem Fall, war es Christian, den du nicht verlieren wolltest. Du möchtest einerseits, dass er bei dir bleibt, aber andererseits wolltest du natürlich auch, dass er glücklich ist. Du hattest Angst, dass er jemanden anderes auch toll finden könnte und dich dann nicht mehr liebt.“
„Damit hab ich gestern die Stimmung zu Nichte gemacht. Ich hab alles kaputt gemacht!“
„Ach Cassandra, dass stimmt doch gar nicht. Ich bin mir sicher, im nu ist alles wieder in Ordnung zwischen euch beiden.“
„Danke Marie. Es hat gut getan darüber zu reden.“
„Schon okay. Du kannst mit mir über alles reden. Das weißt du doch! Aber jetzt solltest du dich wirklich beeilen, wenn du den Bus noch schaffen willst oder soll ich dich fahren?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Ich geh schon.
Nickend gab mir Marie zu verstehen, dass sie einverstanden war und drückte mir dann die Tüte mit dem Schulbrot in die Hand.
Ein kurzer Blick zur Wanduhr verriet mir, dass ich nur noch fünf Minuten hatte bis der Bus kam.
‚Oh Gott“, dachte ich nur und stürmte aus der Wohnung.
Ich lief so schnell ich konnte Richtung Bushaltestelle und kam gerade um den Häuserblock, als ich den Bus schon an der Haltestelle stehen sah.
Sofort sprintete ich los und wedelte wie verrückt mit den Händen, damit der Bus stehen blieb, doch er fuhr schon los.
Ich verlangsamte meine Schritte, bis ich irgendwann ganz stehen blieb, als der Bus plötzlich neben mir hielt und die vordere Tür aufging.
„Steig ein Mädchen, dann hast du nicht so viel zu laufen“, sagte der Busfahrer und zwinkerte mir zu.
Er war sicher schon um die sechzig und ein netter Mann, wie ich fand.
„Haben sie vielen dank“, erwiderte ich atemlos und stieg ein.
Ich ging wieder nach hinten durch und setzte mich in die hinterste Reihe ans Fenster.
Gedanken verloren starrte ich hinaus.
Noch immer ging es mir nicht besser wegen dem verkorksten Abend, auch nicht nachdem ich mit Marie darüber gesprochen hatte.
Dabei war ich mir sicher, dass soviel mehr passieren würde, vielleicht sogar mein erstes Mal.
Aber irgendwie hatte ich doch etwas Angst davor.
Hatte Christian eigentlich vor, irgendwann mit mir zu schlafen oder war ich ihm einfach zu jung und nicht reif genug?
War unsere Beziehung jetzt zuende bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte?
All diese Fragen gingen mir durch den Kopf und beschäftigten mich.
Ich war mir nicht mehr so sicher, ob ich wirklich die Antworten hören wollte,
Aber im Ungewissen sitzen, wollte ich auch nicht.
Gestern hatte er zwar mein T-Shirt ausgezogen, aber mehr auch nicht und sicher würde er auch nicht vorhaben es zu mehr kommen zu lassen.
Er wollte bestimmt eine haben, die älter war und reifer als ich.
Wir lagen drei Jahre auseinander und im Gegensatz zu ihm, hatte ich noch keine Erfahrungen.
Egal in welcher Hinsicht es war, ich hatte einfach keine.
Christian war nun mal mein erster Freund.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich jetzt noch nicht einmal mehr mitbekam, wie Pia und Klara sich eine Reihe vor mir hinsetzten.
„Hey Cass. Träumst du mal wieder?“
„Nein“, sagte ich wirsch und blickte sie verärgert an.
„Welche Laus ist dir den heute über den Weg gelaufen, dass du so schlecht gelaunt bist?“
„Keine! Ich hatte gestern einfach keinen all zu guten Tag gehabt okay!“
„Hast du dich mit Christian gestritten?“, fragte Klara natürlich gleich besorgt.
Wie irgendwie so oft trafen sie mitten ins Schwarze.
Nur, dass es dieses Mal etwas anders war, als die beiden dachten.
Gestritten hatten wir uns nicht wirklich.
Ich hab uns nur den Abend verdorben, was ist das schon?
„Und wenn schon sagte ich dann“, sagte ich dann.
„Wir lassen dich mal lieber in Ruhe.“
„Ist wahrscheinlich besser so“, giftete ich.
Sie setzten sich etwas von mir weg und ließen mich mit meiner schlechten Laune alleine.
Pia und Klara waren nicht wirklich sauer auf mich, da sie es schon von mir kannten.
Wenn ich schlecht gelaunt war, hatte ich keinen Lust über den Grund zu reden und das wussten die beiden nur zu gut.
Erst wenn ich mich wieder beruhigt hatte, würde ich mit ihnen darüber reden, oder es einfach ganz sein lassen, da ich nicht oft darüber sprechen wollte.
Der Bus hielt an der Sonnenallee und Chris, sowie Marc und Kevin stiegen ein.
Lukas war seit seiner Freundin nicht mehr mit uns abgehangen, da sie nichts mit uns zutun haben wollte und er lieber bei ihr blieb, was alle okay fanden.
Christian steuerte direkt auf uns zu.
Bei Pia und Klara blieb er kurz stehen.
Verwirrt sah er zu mir und dann wieder zu den Beiden.
„Hey Mädels“, begrüßte er uns gut gelaunt.
‚Na wenigstens einer von uns beiden hat gute Laune’, dachte ich gereizt.
„Ich würde Cass an deiner Stelle in Ruhe lassen Chris!“, sagte Pia ernst.
„Warum?“
„Sagen wir mal so. Sie beißt heute.“
„Ich verstehe. Aber es macht mir nichts aus. Ich muss sowieso mit Cass reden!“
Als ich das hörte zog sich mein Magen noch schmerzhafter zusammen und meine Handflächen fingen an zu schwitzen.
Ich drehte mein Kopf zur Seite und starrte stur und ausdruckslos aus dem Fenster.
„Hey Cass. Können wir reden?“
Ich antwortete nicht, sondern starrte stur weiter aus dem Fenster.
„Sprichst du etwa nicht mehr mit mir oder wie?“
Noch immer sagte ich nichts.
Tränen liefen mir über die Wangen.
Warum sagte er nicht endlich die vernichtenden Worte?
Das er mit mir Schluss machen wollte, mich nicht mehr brauchte und mich auch nicht mehr liebte?
Egal was er am Abend zuvor gesagt hatte.
Es würde irgendwann eh so kommen.
Ich war ihm wahrscheinlich einfach noch zu jung.
„Was ist nur los?“, fragte er.
Christian faste mir unters Kinn und drehte mich zu sich.
„Du weinst ja?“, sagte er geschockt.
„Es ist nichts!“, erwiderte ich mit erstickter Stimme. „Bring es endlich hinter dich! Sag was du sagen wolltest und lass mich dann bitte alleine!“
„Was? Hab ich irgendetwas falsch gemacht?“
Ich schüttelte den Kopf. „Wenn hier jemand etwas falsch gemacht hat, dann ja wohl ich.“
Fragend blickte er mich an.
„Es tut mir leid wegen gestern. Ich wollte dir den Abend nicht kaputt machen“, brach es aus mir raus.
„Das hast du doch gar nicht Cass. Es war ein wunderschöner Abend gestern.“
„Aber... aber wegen meiner Eifersucht hab ich doch alles kaputt gemacht.“
Ich senkte meinen Blick.
„Nein. Du warst eifersüchtig. Na und? Das zeigt doch nur, dass ich dir nicht unwichtig bin, auch wenn du es versucht hast so aussehen zu lassen. Ich weiß ja, dass ich dir nicht egal bin.“
„Und warum hast du dann im Auto nicht mehr mit mir gesprochen?“
„Das hatte doch gar nichts mit dir zutun gehabt. Ich war einfach glücklich und musste erst einmal meine ganzen Gefühle in den Griff kriegen“, erklärte Chris es mir.
„Heißt das, du willst gar nicht Schluss machen mit mir?“
„Nein. Oh Gott. Wie kommst du nur darauf. Ich würde niemals mit dir Schluss machen wollen!“
„Ich dachte ich hätte dich gestern enttäuscht und verletzt.“
„Selbst wenn es so wäre, wegen so etwas macht man nicht einfach Schluss. Und du hast mich gestern überhaupt nicht enttäuscht. Ich hätte nicht gedacht, dass du so weit gehen würdest und dennoch hast du es gemacht. Du vertraust mir oder liege ich da falsch?“
„Da liegst du ganz richtig. Ich vertraue dir. Schon immer hab ich mich sicher und wohl bei dir gefühlt und das wird sich auch nie ändern. Ich vertraue dir also sowohl jetzt, als auch immer.“
„Gut. Du solltest aber eins noch wissen meine Kleine. Ich will das du niemals vergisst, wie sehr ich dich liebe. Nichts wird dies ändern! Und nichts wird mich von dir trennen können, außer du, wenn du mit mir Schluss machst.“
„Niemals werde ich es tun. Vergiss es und ja ich werde dir versprechen, dass ich nie vergesse, dass du mich über alles liebst, wenn du es auch nie vergisst, dass ich diese Liebe für immer erwidern werde!“
„Ich verspreche es“, gab Chris mir das Versprechen und lächelte zufrieden.
Alle Sorgen, sowie die schlechte Laune waren wie weg geweht.
Er beugte sich zu mir und küsste mich.
Es war kein gewöhnlicher Kuss wie immer, dieser war länger, intensiver.
So schmeckte also ein Versöhnungskuss.


Die Stunden in der Schule vergingen schnell und um so mehr freute ich mich Christian in der Pause wieder zusehen und rempelte ihn ihm Flur fast um, weil ich in den Teil der Schule gelangen wollte, wo sich immer die Gymnasiasten immer aufhielten.
Aber wie es aussieht wollte Chris ebenfalls zu mir, mir den Weg ersparen und mich vor der Klasse abfangen.
„Hey nicht so stürmisch mein Wirbelwind“, neckte er mich und gab mir ein Kuss aufs Haar. „Das ist wohl schon das dritte Mal, dass ich dich auffangen muss was?“
Ich sah ihn etwas verlegen an und lächelte.
Mit einer leichten Bewegung zog er mich an seine Brust und drückte mich zärtlich an sich.
Seine Hände strichen liebevoll über meinen Rücken und dann legte er seine Lippen an mein Ohr, was mir eine Gänsehaut verursachte und mein Körper ganz leicht zittern ließ.
Ein seltsames Gefühl überkam mich.
Ein Verlangen, was ich noch nie so stark verspürt hatte.
Ich wollte Chris noch näher kommen, noch mehr von seinem Körper und seiner Haut spüren.
Langsam ließ ich meine Hand unter sein T-Shirt wandern und strich ganz leicht mit meinen Fingerspitzen über seine Haut.
Auch er bekam eine ganz leichte Gänsehaut.
Die anderen Schüler, die an uns vorbeigingen sahen uns mit großen Augen an.
Es war mir aber egal, was sie gerade über uns dachten und Chris scheinbar auch, denn er beugte sich einfach zu mir und küsste mich leidenschaftlich.
Weich und doch drängend lagen seine Lippen jetzt auf meinen.
„Lass uns in die Cafeteria gehen“, sagte ich, als er meine Lippen wieder frei gab. „Ich hab großen Hunger. Ein Wunder das mein Magen noch nicht laut knurrt.“
„Also gut. Gehen wir essen, obwohl ich ja eigentlich lieber dich vernaschen würde. Du schmeckst immer noch am besten.“
Er grinste als er meinen geschockten Gesichtsausdruck sah, verschränkte dann unsere Finger miteinander und ging dann in Richtung Cafeteria.
Die Cafeteria war heute erstaunlich voll, doch wir hatten noch einen freien Tisch gefunden.
Blicke musterten uns eindringlich.
Es kam immerhin nicht oft vor das Oberschüler aus dem Gymnasium in der Cafeteria aßen und es kam ja auch nicht oft vor das einer mit jemanden wie mir zusammen war.
Mein Körper spannte sich an und Wut stieg in mir auf, aber auch Ärger.
„Was hast du?“, fragte Chris neben mir, der mitbekam, wie angespannt ich war.
„Nichts! Ich kann es nur nicht leiden, wenn mich alle so angucken. In deren Augen bin ich wohl nicht gut genug für dich.“
Ich lächelte ihn an, doch es lag nichts fröhliches darin und senkte dann meinen Kopf.
Tränen kamen mir und liefen langsam meine Wangen herunter.
„Vielleicht haben sie ja recht!“, erwiderte ich ganz leise.
Er faste mir unters Kinn und hob meinen Kopf wie schon so oft hoch.
Chris zwang mich dazu ihn anzusehen.
„Wie kannst du so etwas nur glauben Cassandra? Lass sie ruhig glauben was sie wollen, aber am ende sind sie doch nur neidisch auf dich, weil du glücklich bist. DU bist doch glücklich oder etwa nicht?“
“Natürlich bin ich glücklich. Aber wünscht du dir nicht manchmal eine ältere und reifere Freundin?“
„Wieso sollte ich das tun? Ich bin glücklich so wie es ist. Ich bin glücklich mit dir! Mehr brauche ich nicht. Außerdem finde ich das du für dein Alter erstaunlich reif bist, mehr als irgendjemand anders.“
„Ich bin aber fünfzehn!“
„Und ich bin achtzehn! Na und? Wo ist das Problem?“
„Sei ehrlich! Bist du wirklich glücklich?“
„Natürlich bin ich das. Ich hab kein Grund zu lügen. Warum fragst du?“
„Ist unwichtig“, erwiderte ich und wurde ganz leicht rot.
„Du hast gedacht ich bin unglücklich mit dir, stimmt´s?“
Ich nickte nur.
„Kleines, wie kommst du immer nur auf so etwas?“
Chris ließ mein Kinn los und streichelte zärtlich über meine Wange, so wie er es immer tat.
„Ich liebe dich“, flüsterte er mir zu und küsste mich dann liebevoll.
„Na ihr Turteltauben“, sagte Marc und setzte sich zu uns an den Tisch, genauso wie Klara, Pia und Kevin.
Ich lehnte mich glücklich an Chris, der seinen Arm um meine Schulter legte und mich näher an sich zog.
Noch immer waren die Blicke auf unseren Tisch gerichtet, als die blöde Ziege Tanja auf uns zukam und vor unserem Tisch stehen blieb.
Was wollte die denn jetzt?
„Hey Christian“, erwiderte sie zuckersüß und ignorierte meinen vernichtenden Blick, den ich ihr zuwarf.
Wut stieg in mir auf und meine Hände ballten sich zu Fäusten.
Christian merkte sofort, dass etwas nicht stimmte und verstärkte seinen Griff etwas.
Die andere Hand legte er auf meine Linke und umschloss sie.
Ich würde mal sagen, dass Chris mich sozusagen dazu zwang auf meinem Platz sitzen zu bleiben und nicht aufzustehen und Tanja einen Schlag zu versetzen.
Wozu ich nicht übelst Lust hätte.
„Was gibt´s?“, fragte Chris freundlich.
„Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob du nicht Lust hättest mit mir zum Schulball zu gehen, der ja bald statt finden würde. Du hast ja sicher noch keine Partnerin, die dir würdig genug ist. Außerdem bist du ja nicht vergeben oder?“
„Jetzt reicht es!“, schrie ich es fast. „Du kannst von Glück reden, dass Christian mich fest hält. Aber wenn du nicht bald verschwindest, dann kannst du dein blaues Wunder erleben!“, drohte ich ihr und verengte meine Augen um alles noch ein bisschen zu unterstreichen. „Lass die Finger von Chris, du kleines Miststück!“
„Und wenn nicht? Was passiert dann?“
„Das willst du nicht wirklich wissen Tanja!“
„Ach nein? Willst du mich etwa schlagen, wenn ich mich nicht von Christian fern halte?“
„Ja, eigentlich hatte ich es vor, aber weißt du was? Ich will mir meine Finger nicht an dir schmutzig machen. Du bist es nicht wert und jetzt zisch ab.“
Chris drückte mich sanft auf die Sitzbank, damit ich nicht doch noch aufspringen würde.
„Und was ist nun Chris?“, fragte Tanja erwartungsvoll und stemmte die Hände in die Hüften.
„Tut mir ja leid Tanja“, sagte Chris, wobei es sich so anhörte, als würde es ihm überhaupt nicht leid tun, was mich zum lächeln brachte. „Aber ich bin schon vergeben und das glücklich!“
Dabei sah er mich an. „Und außerdem hab ich schon jemanden für den Ball.“
„Wer soll das bitte sein? Doch nicht etwa die da oder?“, sagte sie wütend und zeigte auf mich.
„Ja. Doch ich hab vor Cassandra mit zu nehmen, immerhin ist sie meine Freundin, aber ich hätte sie auch gefragt, wenn wir nicht zusammen wären. Sie ist die schönste überhaupt und du wirst sie niemals toppen, auch sonst niemand anders.“
Ich sah ihn überglücklich an.
„Wie du siehst hab ich also schon eine Begleitung.“
Wütend funkelte sie uns beide an und entfernte sich dann von unserem Tisch.
„Der habt ihrs gezeigt“, sagte Klara grinsend. „Die wird sich hier nicht mehr so schnell blicken lassen.“
„Kann sein“, erwiderte ich immer noch etwas angespannt.
„Ich liebe dich“, flüsterte Chris mir wieder zu.
„Ich dich auch“, erwiderte ich zurück und küsste ihn so stürmisch, dass er für einen Moment verwirrt und überrascht zugleich war, doch er erwiderte den Kuss.
Ich schlang ihm meine Arme um den Hals und drängte mich an ihn.
„Hey ihr zwei“, erklang Marcs Stimme wieder. „Nicht so stürmisch. Ihr habt doch alle Zeit der Welt.“
Keuchend löste ich mich von seinen Lippen, blieb aber weiterhin dicht bei ihm.
„Kleines...?“, fragte Chris. „Es ist alles in Ordnung. Du musst mir nicht beweisen, dass du gut genug für mich bist oder wie sehr du mich liebst! Ich weiß es auch so.“
„Das war kein Beweis für irgendetwas Chris. Ich wollte dir einfach nur nahe sein, dich an mir spüren... Es... es tut mir leid!“
Langsam löste ich mich von ihm und wich ein Stück zurück, doch er hielt mich fest und zog mich wieder zu sich heran.
„Ey ihr beiden? Wir gehen schon mal. Der Unterricht beginnt gleich“, sagte Kevin und die vier standen auf und ließen uns alleine
Ich klammerte mich an Chris T-Shirt und vergrub mein Gesicht an seiner Brust, wie ich das jetzt schon so oft getan hatte.
Es beruhigte mich einfach ihm nahe zu sein.
„Cass was hältst du davon am Wochenende bei mir zu übernachten. Meine Eltern sind damit einverstanden, außerdem sind sie eh nicht da. Sie werden das ganze Wochenende nicht zuhause sein. Das heißt wir sind ganz für uns.“
Mein Herz fing bei den letzten Worten wie verrückt zu rasen an und meine Wangen röteten sich.
„Und was sagst du dazu?“, wollte er wissen.
„Ich würde gerne das Wochenende mit dir verbringen. Nur du und ich.“
Schüchtern lächelte ich Chris an.


Die Woche verging schnell und das Wochenende rückte immer näher.
Chris und ich verstanden uns besser als jemals zuvor und ich freute mich schon auf die Tage nur mit ihm allein.
Es war Freitagmorgen und meine Schwester hatte zugestimmt, dass ich bei Christian übernachten durfte, obwohl ich auch Angst in ihren Augen gesehen hatte.
Glücklich und schon ziemlich aufgeregt machte ich mich für die Schule fertig.
Später würde ich dann meine Sachen holen und zu Chris fahren.
Aber vorher musste ich noch die Schule hinter mich bringen, bevor es soweit war.
Doch auch in der Schule konnte ich schon Zeit mit ihm verbringen und das machte alles leichter, auch wenn es nur die Pausen waren, die uns blieben.
Ich war viel schneller fertig, als es normalerweise der Fall war und stand schon wenige Minuten später in der Küche, wo Marie mein Schulbrot zubereitete.
Überrascht sah sie mich an, als ich neben ihr auftauchte und sie angrinste.
„Was ist denn heute mit dir los?“, fragte sie verwundert und runzelte die Stirn.
„Nichts. Heute ist doch Freitag. Und das bedeutet endlich Wochenende.“
„Den du mit Christian verbringen wirst“, fügte Marie lächelnd hinzu.
„Genau.“
„Aber bitte sei vorsichtig! Verhaltet euch bitte klug.“
Marie klang etwas besorgt, als sie mir das sagte, womit klar war, dass sie wusste, dass es passieren könnte und ich bald keine Jungfrau mehr war.
Aber eigentlich musste Marie sich keine Sorgen machen, da Chris nicht vorhaben würde mit mir zu schlafen.
Er würde mir vielleicht meine Kleider ausziehen, aber mehr würde da auch nicht passieren oder würde doch mehr passieren?
Und dennoch war ich aufgeregt, obwohl ich nicht wusste, was mich erwarten würde.
War ich deshalb so aufgeregt?
Marie reichte mir mein Schulbrot. „Viel Spaß in der Schule.“
Ich verließ die Wohnung und ging gelassen zur Bushaltestelle, wo der Bus schon stand.
Diese Tatsache riss mich sofort aus meiner Verträumung.
‚Nicht schon wieder’, stöhnte ich innerlich auf.
In der Hoffnung den Bus doch noch zu bekommen, rannte ich los, doch er fuhr los.
Atemlos blieb ich stehen.
„Na kleines“, erklang es neben mir und die Stimme kam mir irgendwie bekannt vor.
Irgendwo hatte ich sie doch schon mal gehört.
Ich drehte mich zur Seite und sah überrascht zum Busfahrer, der mich freundlich anlächelte.
„Kann ich dich wieder einmal mitnehmen?“
Ich nickte langsam.
„Dann steig ein Kleines“, forderte er mich auf. „So sieht man sich also wieder.“
„Ja scheint so. Haben sie wieder einmal vielen Dank.“
„Nenn mich doch einfach Hannis.“
„Cassandra.“
„Und wann werden wir eure Hochzeit feiern?“
„Hä?“
Verständnislos sah ich ihn an.
Was meinte Hannis damit?
„Du und dein Freund. Ihr seit ein wirklich schönes Paar. Ihr seit wie gemacht füreinander. Es gibt nicht viele, die so glücklich sind wie ihr.“
Ich lächelte. „Na ja... mit der Hochzeit wird es auf jeden fall noch dauern, denke ich.“
Damit ging ich dann auch schon nach hinten durch.
„Ist gut. Aber sag bescheid wenn es soweit ist!“, rief Hannis mir noch lachend hinterher.
Jetzt schon an eine Hochzeit denken?
War das nicht ein bisschen zu früh?
Ich bin doch erst fünfzehn!
Aber irgendwie war das doch ganz lustig.
Das war scheinbar Hannis Art mir zu zeigen, dass er mir alles Glück der Welt schenkt, dass er möchte das die Beziehung hält und das wird sie auch. Ganz bestimmt.
Ich träumte vor mich hin und malte mir schon aus, wie es sein würde, wenn Chris und ich später alleine waren.
Es war ein tolles Gefühl.
Wärme breitete sich in mir aus und meine Wangen glühten ganz leicht.
Wie jeden Morgen stiegen Pia und Klara nach der zweiten Haltestelle dazu.
Ich lächelte ihnen zu und winkte sie zu mir, als ich sah, dass sie zögerten.
Sie schienen noch etwas unsicher zu sein, ob sie wirklich zu mir kommen oder mich alleine lassen sollten.
„Hi“, begrüßte ich die Beiden strahlend.
„Was ist denn mit dir los?“, fragte Klara verwundert. „So glücklich und strahlend hab ich dich ja noch nie gesehen.“
„Nichts. Ich hab heute nur extrem gute Laune, dass ist alles.“
„Hat es vielleicht damit zutun, dass Chris und du euch in letzter Zeit so gut versteht? Oder ist da noch mehr von dem wir nichts wissen?“
„Hm...“, sagte ich nur.
Bevor sie noch weiter fragen konnten, stiegen Marc, Kevin und natürlich Chris ein.
Die drei kamen sofort auf uns zu, doch Hannis hielt Chris kurz zurück und lächelte ihn freundlich an.
Sie schienen sich über irgendetwas zu unterhalten.
Was erzählte Hannis Chris nur?
Neugierig reckte ich den Kopf und versuchte zu hören, was sie sagten, obwohl ich wusste, dass es unmöglich war, aus so einer Entfernung etwas zu verstehen.
Erzählte er Chris das selbe, was er auch mir gesagt hatte?
Auf jeden fall schien es Chris zu amüsieren, denn er grinste und konnte ein Lachen nicht unterdrücken.
Mit langsamen und gelassenen Schritten ging Chris durch den Bus auf mich zu.
Bevor Chris irgendetwas sagen konnte, küsste ich ihn schon zärtlich.


Der Tag verging schnell und ich stand gerade vor meinem Spiegel und machte mich fertig.
Vor Aufregung klopfte mein Herz wie verrückt.
Endlich war es soweit.
Ein ganzes Wochenende nur für Chris und mich.
Zeit die wir alleine verbringen konnten.
Nach langem hin und her entschied ich mich einfach meine Sachen anzubehalten und mich nicht groß haft umzuziehen, da ich Chris ja immer gefallen würde.
Noch ein rascher Blick in den Spiegel packte ich meine ganzen Sachen zusammen und verließ die Wohnung, aber nicht ohne meiner Schwester noch eine Nachricht zu hinterlassen, da sie in der Arbeit war und ich gut wusste, dass sie auch mal etwas vergisst und bescheid weiß, wo ich bin. Also hatte ich auf den Zettel geschrieben, dass ich bei Chris bin.
Es dauerte nicht lange, da stand ich schon vor Chris Haustür.
Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe und klingelte dann nach kurzem Zögern.
Die Tür ging auf und Chris Mutter stand vor mir.
„Hallo Mrs Heimsen“, begrüßte ich sie schüchtern und merkte wie meine Wangen ganz leicht rot wurden.
„Hallo Cassandra. Ich bin Amba. Du möchtest bestimmt zu Chris.“
Ich nickte nur.
„Dann geh einfach gerade aus durch in sein Zimmer. Er wird gleich da sein, da er noch unter der Dusche ist.“
Meine Wangen wurden noch roter und ich merkte, wie mir plötzlich ganz heiß wurde.
Mrs Heimsen – Amba trat zur Seite und bedeutete mir rein zu kommen.
Sofort kam ich der Aufforderung nach und ging nach hinten in Chris Zimmer.
Aber sein Vater war nirgendwo zu sehen.
An Chris Zimmertür angekommen blieb ich noch etwas zögernd stehen – unsicher ob ich wirklich rein gehen sollte, auch wenn seine Muter das meinte.
Er stand immer hin unter der Dusche.
Langsam öffnete ich dann doch die Tür und hörte sogleich, wie das Wasser im Badezimmer lief, dass an sein Zimmer grenzte und nur er benutzte.
Ich schloss hinter mir die Tür und ging sofort auf das Sofa zu, dass an der gegenüberliegenden Wand stand und nahe der Badezimmertür.
Kurze Zeit später öffnete sich genau diese Tür.
Sofort drehte ich mich in die Richtung und erstarrte.
Mit großen Augen sah ich zu Chris, der jetzt nur ein Handtuch um die Mitte trug.
Er sah unglaublich schön aus mit seinem nackten Oberkörper, der erstaunlich muskulös war.
So muskulös hatte ich ihn mir gar nicht vorgestellt.
Erst jetzt wurde mir klar, dass ich Chris noch nie so gesehen hatte.
Schnell drehte ich weg, als ich seinen Blick auf mir spürte.
Ich schloss meine Augen und hoffte er würde mich nicht aus seinem Zimmer werfen.
Plötzlich fühlte ich mich wie ein Eindringling.
„Tut mir leid, dass ich einfach so in dein Zimmer eingedrungen bin, aber deine Mutter meinte es ist okay, wenn ich hier auf dich warte.“
Langsam stand ich vom Sofa auf und ging auf die Tür zu ohne auch nur einen Blick auf Chris zu werfen.
Ich wollte nicht sehen, was sich für ein Ausdruck auf seinem Gesicht spiegelte.
Ich hatte die Tür schon fast erreicht, als ich plötzlich am Arm zurück gehalten wurde.
Christian stand direkt hinter mir und drückte mich an seine nackte Brust.
Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und atmete seinen Duft ein.
Ich genoss es ihn so nahe zu haben, seinen Körper an meinen zu spüren.
Seine Arme schlang er wie so oft um meinen Körper.
Seinen warmen Atem spürte ich in meinem Nacken.
„Ist der Anblick mich so zu sehen so schlimm? Erträgst du es nicht mich so zu sehen? Ist es so schlimm für dich?“
Ganz leicht schüttelte ich den Kopf.
Das Verlangen, das ich schon so oft hatte überkam mich wieder und ich musste heftig schlucken.
„Was ist es dann Cass?“
„Bist du nicht sauer, dass ich einfach so herein geplatzt bin?“, fragte ich traurig.
„Sauer? Warum sollte ich? Ich bin etwas überrascht, das ja, aber doch nicht sauer!“
„Das heißt es macht dir nichts aus halb nackt vor mir zu stehen?“
„Nein. Du bist meine Freundin Cass. Es macht mir also nichts aus. Ich hatte genau so gut nackt vor dir stehen können und es würde mich nicht stören.“
Langsam drehte ich mich zu Chris um und sah ihn schüchtern an.
Ob er wohl merkte, dass ich wieder dieses seltsame verlangen verspürte.
Ich wollte mehr von ihm sehen, seinen Körper ergründen.
Zögernd lächelte ich ihn an, der mein Lächeln sofort erwiderte.
Ganz leicht strich ich ihm mit den Fingern über seine nackte Brust, die noch ganz leicht nass war und sah ihm dabei tief in die Augen.
Und dann küsste ich ihn.
Ich drängte ihn zurück auf sein Bett zu.
Christian hatte das Bett natürlich nicht gesehen und stolperte dagegen, verlor das Gleichgewicht und fiel auf das Bett und ich auf ihn.
Wir küssten uns zärtlich, voller Leidenschaft.
Chris drehte sich so, dass ich jetzt unter ihm lag.
Seine Hände stützte er rechts und links von meinem Gesicht ab.
‚Das ist falsch’, ging es mir durch den Kopf. ‚Du darfst das nicht tun, wenn einer von euch es nicht will. Hör auf!`
Verwirrt löste ich mich von ihm.
„Was hast du?“, fragte Chris, als ich ihn ganz leicht von mir weg drückte und mich aufrichtete.
„Nichts. Ich möchte nur nicht das deine Eltern hier rein platzen“, log ich.
Die Wahrheit war jedoch, dass ich daran zweifelte, dass Chris mit mir schlafen wollte.
Er hatte schon damals die Chance gehabt und sie nicht genutzt.
Also warum sollte das jetzt anders sein?
„Die würden hier nicht einfach so ins Zimmer platzen, vor allem nicht wenn Freunde hier sind. Und seit ich dich kenne gönnen sie mir meine Ruhe und sie wissen nur zu gut, dass ich gerne mit dir alleine sein möchte.“
Ich hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm den wirklichen Grund für meine Zurückhaltung verschwieg.


Die Stunden vergingen und Chris Eltern waren vor einer halben Stunde aufgebrochen.
Wir saßen ineinander gekuschelt auf dem Sofa. Draußen dämmerte es schon.
„Hast du etwas dagegen wenn ich duschen gehe?“, fragte ich in die Stille.
„Nein überhaupt nicht. Geh nur. Handtücher findest du im Badezimmer. In einem der Schränke müssten noch saubere sein.“
Wiederwillig löste ich mich von ihm.
Chris hatte sich in der Zeit schon wieder eine Hose angezogen, doch sein Oberkörper war noch immer frei.
„Soll ich mitkommen?“, fragte Chris, als ich an der Tür stehen blieb und ihn etwas verträumt ansah.
„N-nein“, stotterte ich und verschwand rasch im Badezimmer.
Irgendwie wollte ich schon, dass er mitkam, aber das würde auch nicht viel ändern.
Es würde mir dadurch nicht leichter fallen mit ihm über mein Problem zureden, dass ich glaubte, er würde nicht mit mir schlafen wollen, wenn ich wirklich dazu bereit war.
Küssen, zärtliche Berührungen und vielleicht auch mal ausziehen, aber mehr war da nicht und als es doch fast zu mehr kam wusste ich nicht ob es richtig war, wenn ich es nicht mit ihm geklärt hatte, was mein Problem war.
„Du weißt aber schon, dass es nicht erst gemeint war?“, rief er, sodass ich das auch ja hörte.
„Natürlich“, rief ich zurück.
Das war doch klar gewesen oder etwa nicht?
Schnell ging ich unter die Dusche und beeilte mich um fertig zu werden.
Als ich kurze Zeit später aus der Dusche kam, fiel mir ein, dass ich meine Umziehsachen im Zimmer gelassen hatte, da ich eilig ins Badezimmer geflüchtet war.
„Mist“, fluchte ich leise.
Nass und leicht zitternd schnappte ich mir ein Handtuch aus dem Schrank und schlang es um meinen Körper.
Ich öffnete die Tür und stand halbnackt vor Chris, der mich erstaunt ansah und eine Augenbraue hob.
„Ich hab meine Sachen vergessen“, sagte ich verlegen und errötete.
„Kein Problem. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, gefällst du mir so auch ganz gut.“
Er kam auf mich zu und legte seine Hände an meine Hüfte.
Chris zog mich näher an sich heran.
„Du bist wunderschön“, flüsterte er mir leise ins Ohr und dann küsste er mich.
Es waren leichte und zärtliche Küsse.
Ich ließ es zu, doch als er mich zum Bett führte leistete ich Gegenwehr und wurde panisch.
Nicht weil ich Angst davor hatte, was gleich kommen würde, sondern weil ich noch immer der Meinung war, dass er es doch eigentlich gar nicht tun würde.
Ich wollte nicht verletzt werden.
Aber genau davor hatte ich große Angst, dass er mich abweisen könnte, weil er plötzlich doch glaubt, dass ich einfach zu jung bin und nicht reif genug.
„Hör auf Chris“, sagte ich flehend. „Bitte!“
Er hielt inne und sah mich nur an.
„Was hast du Cass?”
Ich drehte mich nur weg, doch ich blieb weiterhin in seinem Griff und ließ meine Gegenwehr einfach fallen.
„Cass, was hast du?“, fragte er mich wieder.
„Nichts“, antwortete ich nur und versuchte die Tränen zurück zu halten, doch eine Träne rang mir über die Wange.
„Nach nichts sieht es aber nicht aus. Warum sagst du mir nicht einfach die Wahrheit? Bist du noch nicht soweit? Du weißt, dass du mir alles sagen kannst!“
„Das ist es nicht!“
„Was ist es dann Cass?“
„Ich will einfach nicht verletzt werden“, flüsterte ich leise. „Warum sagst du mir nicht einfach wie es wirklich ist? Ich will nicht noch einmal zurück gewiesen werden.“
„Wie meinst du das jetzt?“
„Sei doch bitte ehrlich zu mir. Ich bin dir zu jung. Du willst eine ältere Freundin haben. Eine die reifer ist, ich bin dir doch zu jung!“; schrie ich ihn an.
Weinend saß ich da und wartete darauf, dass er doch noch alles bestätigen würde.
„Nein! Das stimmt doch gar nicht. Und das hab ich dir schon so oft gesagt. Es ist die Wahrheit, wenn ich sage, dass ich dich liebe, dass du mir nicht zu jung bist und das mir dein Alter egal ist. Das alles spielt für mich keine Rolle, weil ich dich liebe! Wie kommst du jetzt auf so etwas absurdes, dass ich lieber eine Ältere haben möchte?“
„Warum hast du dann nicht damals schon mit mir geschlafen, als du die Chance dazu gehabt hast?“
„Ich weiß es nicht genau. Es hat aber nichts damit zu tun, dass ich nicht mit dir schlafen wollte. Cassandra ich liebe dich. Es ist mir völlig egal, dass du zwei Jahre jünger bist als ich, denn du könntest meinetwegen auch drei oder vier Jahre jünger sein. Das würde nämlich nichts daran ändern, dass ich dich über alles liebe und nur dich will. Ich bin einfach glücklich mit dir. Wenn du dir aber nicht sicher bist, ob du wirklich mit mir zusammen sein willst, dann werde ich warten. Ganz gleich wie lange ich warten müsste.“
„Das musst du nicht!“, erwiderte ich mit fester und entschlossener Stimme.
Ich drehte mich zu Chris um und sah ihm ins Gesicht.
„Ich hab mich schon längst entschieden. Schon damals im Bus war ich mir sicher. Ich liebe dich Christian und dass wird sich auch so schnell nicht ändern. Du bist der einzige, den ich will, weil ich mit dir glücklich bin!“
Langsam legte ich meine Hände um seinen Nacken und zog ihn näher zu mir heran, um ihn dann ganz sanft zu küssen.
Zärtlich und doch mit Kraft schob ich Chris Richtung Bett.
Er leistete keine Gegenwehr und ließ sich dann einfach aufs Bett fallen.
Direkt vor ihm blieb ich stehen und sah ihn an.
Chris war einfach unglaublich.
Ich verstand nicht warum er ausgerechnet mich wählte, wenn er so viele schönere haben konnte, als mich.
Aber ich war für jede Sekunde mit ihm dankbar.
Und ich hatte mich für ihn entschieden.
Ich war mir daher auch sicher, dass ich mein erstes Mal mit ihm haben wollte.
Mit zittrigen Händen und einem großen Verlangen nach Chris stand ich einfach nur da.
Er war genauso erregt und das Verlangen spiegelte sich in seinem Gesicht wieder.
Ich faste nach meinem Handtuch, löste es und ließ es dann einfach zu Boden fallen.
Mit großen Augen sah Chris mich an.
„Gefällt dir, was du siehst?“, fragte ich.
„Damit ist deine Frage beantwortet“, fügte ich leise hinzu. „Ich will nur dich und bin definitiv bereit es zu tun!“
Chris lächelte mich an und zog mich dann näher zu sich.
„Ich hab nie daran gezweifelt, dass du nicht bereit dazu wärst. Du musst wissen, dass ich nicht der einzige bin, der nach dir verlangt, es ist auch anders herum so.“
„Ja, das stimmt.“
Er beugte sich zu mir und dann lagen seine Lippen drängend auf meinen.
Ich fand mich auf dem Bett wieder unter Chris Körper.
Seine Wärme war überall.


Am nächsten Morgen wurde ich zärtlich geweckt.
Chris strich mir mit seinen Fingerspitzen über den Rücken und küsste mein Haar.
„Guten Morgen mein Engel“, säuselte er mir ins Ohr, kaum das ich meine Augen geöffnet hatte.
„Morgen“, sagte ich noch etwas verschlafen.
Ich drehte mich langsam zu ihm um und sofort war alle Erinnerung an letzte Nacht da.
Seit heute Nacht war ich tatsächlich keine Jungfrau mehr und ich war glücklich, denn mein Prinz lag hier direkt neben mir und sah mir tief in die Augen.
„Ich liebe dich“, flüsterte ich leise und verbarg mein Gesicht an seiner Brust.
Wir lagen noch immer nackt neben einander, nur das die Bettdecke ausgebreitet über uns lag.
„Ich weiß mein Schatz“, sagte er und strich mir wieder und wieder übers Haar. „Bist du glücklich?“
„Ja bin ich. Aber was ist mir dir?“
„Ich bin überglücklich, aber nur weil ich dich habe.“
„So ist es auch bei mir. Ich will nie wieder ohne dich sein. Das ist mir seit letzter Nacht wirklich klar geworden.“
„Das musst du auch nicht. Ich bleib bei dir.“
„Für immer!“
„Ja. Für immer!“, bestätigte Chris meine Worte.
Wir lagen noch eine Weile einfach nur da und sahen uns an.
Kuschelten miteinander und vergasen dabei vollkommen die Zeit.
„Bist du eigentlich hungrig?“, fragte Chris dann in die Stille.
„Ja. Aber ich gehe vorher duschen und danach können wir gerne essen. Okay?“
„Nur wenn ich mitkomme!“
„Ohne dich geh ich eh nicht duschen!“
Träge standen wir auf und marschierten ins Badezimmer direkt unter die Dusche.
Gegenseitig seiften wir uns ab und küssten uns immer wieder mal.
In der Küche machten wir es uns am Esstisch gemütlich.
„Bereust du es eigentlich mit mir geschlafen zu haben?“, fragte ich dann einfach, nachdem wir zuende gegessen haben.
„Nein. Überhaupt nicht. Es war sehr schön mit dir!“
ich lächelte ihn strahlend an. „War ich nicht viel zu unerfahren und hab mich dumm angestellt?“
„Nein. Es ist außerdem völlig unwichtig, ob du erfahren bist oder nicht. Mir ist nur wichtig, dass die Gefühle stimmen. Du liebst mich und ich dich. Das mit der Erfahrung ist nicht weiter von Bedeutung. Außerdem hast du dich nicht dumm angestellt.“
„Es war wunderschön mit dir und es hat kaum weh getan, aber es war viel zu schnell vorbei. Ich bereue nichts davon. Früher hab ich mir immer vorgestellt, dass ich mit dem Jungen schlafe, den ich liebe. Du hast mir diesen absurden Traum erfüllt.“
Es war ein bisschen dumm ihm von meinem Traum zu erzählen, den ich immer wieder hatte.
Aber jetzt war es halt raus.
Christian hält mich jetzt bestimmt für total bescheuert.
„Du hast mir schon seit Anfang an ein paar Wünsche und auch Träume erfüllt und das seit Anfang unserer Beziehung. Ich hab schon seit vier Jahren nur noch Augen für dich. Einige fanden es verrückt, dass ich genau auf dich warten wollte. Es war immer mein Wunsch gewesen, dass ich irgendwann doch mit dir zusammen kommen würde. Ich wollte immer, dass du dich in mich verliebst. Das du mich richtig wahr nimmst und das alles ist passiert. Es ist aber noch so viel mehr, was du mir erfüllt hast. Und das du mit dem Jungen, den du liebst und der dich liebt dein erstes Mal haben willst, ist vernünftig. Ich verstehe es gut. Ich hatte mein erstes mal auch mit dir. Auch wenn du es jetzt nicht glaubst. Sicher, ich hatte schon Freundinnen, aber noch nie Geschlechtsverkehr. Wie du siehst haben wir doch einiges gemeinsam.“
„Das ist schön. Ich dachte schon, du würdest mich für verrückt halten, nachdem ich es dir gesagt habe.“
„Nein, dass tu ich nicht. Ich finde das sehr vernünftig von dir. Das zeigt mir nur mehr, dass du sehr reif bist und dass du etwas ganz Besonderes bist.“
Chris stand vom Stuhl auf und kam zu mir.
„Hab ich dir schon mal gesagt das ich dich liebe?“, fragte er grinsend und lächelte mich mit einem schiefen Lächeln an.
„Und hab ich dir schon mal gesagt, dass ich dich liebe?“
Ich grinste ihn ebenfalls breit an.
Christian hob mich vom Stuhl hoch und trug mich auf den Armen in sein Zimmer.
Dort legte er mich behutsam auf seinem Bett ab und beugte sich über mich.
Und dann legte er seine Lippen auf meine und küsste mich stürmisch.
Atemlos löste er sich von mir, doch ich legte meine Hände an seine Wangen und zog ihn wieder näher zu mir heran.
Er ließ es zu und ich küsste ihn dann wieder.
„Scheint so, als bekommst du nicht genug von mir“, erwiderte Chris, nachdem ich ihn frei gab.
„Genau so wie du von mir nicht genug bekommst.“
Zärtlich umfasste er meine Handgelenke und drückte sie dann aufs Bett links und rechts von meinem Gesicht.
Vorsichtig legte er sich auf mich, doch er blieb nicht lange so liegen, sondern rollte sich zur Seite und zog mich mit, sodass ich jetzt auf ihm lag.
Ich strich ihm dieses Mal über die Wange, sowie er es sonst immer bei mir tat und dann durch sein zerzaustes, dunkelblondes Haar.
„Ich liebe dich mein Schatz“, flüsterte ich leise, legte meinen Kopf auf Chris Brust und schloss dann zufrieden meine Augen.


Die nächsten Tage vergingen nur langsam und ich sah Christian kaum.
Nach dem schönen Wochenende, das wir gemeinsam verbrachten, lief es nicht besonders gut zwischen uns.
Wir stritten nur noch und ich ging ihm sogar schon aus dem Weg.
Was war nur plötzlich los mit uns?
Das aller letzte was ich im Moment wollte, war Chris Nähe und ich verstand nicht einmal warum es plötzlich so war.
Ich wollte ihn einfach nicht mehr bei mir haben.
Schwer zu verstehen, aber so war es.
Es reizte mich sogar schon, wenn ich ihn einfach nur sah, was irgendwie seltsam war, da ich ihn doch eigentlich liebte.
Aber auch da war ich mir nicht einmal mehr sicher, da es mir erstaunlich leicht fiel Chris gegenüber unfreundlich und verletzend zu sein.
Ein leises Gewissen meldete sich danach zwar immer, aber es war kaum wahrzunehmen und ganz leicht zu ignorieren.
Was war nur los mit mir?
Es war nicht Christians schuld, dass es zwischen uns nicht besonders gut lief, sondern allein ich war dafür verantwortlich.
Ich wusste einfach nicht mehr, warum ich plötzlich so drauf war, dass mir Christians Gefühle einfach egal waren.
Lag es einfach nur daran, dass der Ball immer näher rückte und ich noch immer kein Kleid hatte? - Was Christian natürlich nicht wusste, aber ich wollte es ihm auch nicht sagen.
Es war schon Mittwoch und am Freitag war der Ball.
Bedrückt und nachdenklich saß ich auf meinem Bett.
Ich wusste nicht, was ich machen sollte, denn spätestens morgen brauchte ich ein Kleid.
Vielleicht sollte ich das ganze einfach absagen und Chris sagen, dass er mit jemand anders zu dem Ball gehen sollte.
Es gab sicher so viele, die Chris begleiten wollten.
Er wird nicht begeistert sein, dass von mir zu hören, aber was sollte ich auch anderes machen?
Das schwierigste stand mir morgen also bevor.
Ich musste es Christian jetzt unbedingt sagen, besser er wusste es, als das ich einfach nicht zum Schulball kommen würde.
Es war wahrscheinlich besser so, wenn wir nicht gemeinsam da hin gingen.
Unsere Beziehung war einfach nicht mehr die gleiche.
Alles war plötzlich so anders.
War das überhaupt noch eine Beziehung?
Nichts von unserer Liebe war noch da!
Dann sollte es wohl auch das beste sein, wenn man dann einfach alles beendet oder eher das was noch davon da war.
Morgen musste ich in Ruhe und vor allem alleine mit ihm reden.
Noch eine Weile blieb ich einfach so auf meinem Bett Sitzen und hang meinen Gedanken nach.
Ich liebte Chris noch immer, dass wusste ich ganz tief in meinem Inneren und vielleicht sollte ich es genau aus diesem Grund beenden, um ihn nicht noch mehr zu verletzen.
Auch Klara und Pia verstanden mich nicht.
Kein Wunder, wenn ich mich selbst noch nicht einmal verstand.
Die Beiden versuchten mit mir zu reden, da sie den Grund für mein Verhalten wissen wollten, nur das ich ihnen den nicht sagen konnte, ich wusste nicht wo mein Problem lag.
Immer wieder fragte ich mich, warum ich ausgerechnet den Menschen verletzte, denn ich doch liebte!
Die Dämmerung begann schon und noch immer saß ich trübsinnig auf meinem Bett.
Deprimiert und verzweifelt, wenn ich nur daran dachte morgen mit Chris genau darüber zu sprechen und ihm zu sagen, dass es zwischen uns vorbei war.
Langsam stand ich auf und machte mich zum Schlafen fertig.
Die Nacht schlief ich besonders unruhig.


Am nächsten Tag war ich ziemlich erschöpft und niedergeschlagen.
Ich suchte nach Christian und fand ihn bei den anderen.
Er sah gar nicht gut aus, so traurig und verletzt.
Sie blickten sofort alle auf, als sie mich sahen.
Sofort steuerte ich auf Chris zu und blieb vor ihm stehen.
„Bist du wieder zur Vernunft gekommen?“, fragte Pia trocken.
„Ja, dass bin ich.“
„Chris könnte ich bitte mit dir reden, aber alleine. Ich müsste da was mit dir klären!“
„Ja natürlich Cass. Reden wir in Ruhe.“
Er stand von unserer Bank auf, hier wo wir damals zusammen gekommen sind.
Der richtige Ort um alles zu beenden, wie es mir scheint.
Ich entfernte mich von den Anderen und blieb dann in einer großen Entfernung stehen.
Langsam drehte ich mich zu Christian um und sah ihn ausdruckslos an.
„Worüber möchtest du mit mir reden?“, fragte er mich freundlich.
„Ich möchte mit dir über Dinge reden, die dir nicht gefallen werden. Aber es muss endlich sein. Die letzten Tage waren nicht besonders gut verlaufen, was?“
Er sah mich nur an, während ich einmal tief durchatmete, bevor ich dann endlich weitersprach.
„Ich werde morgen nicht mit dir auf den Ball gehen!“
„Warum plötzlich diese Absage?“, fragte er verwirrt. „Wir haben uns gestritten, das stimmt schon, aber deshalb musst du doch nicht gleich alles absagen und kaputt machen!“
„Es ist besser so, glaub mir! Zwischen uns ist schon lange nichts mehr in Ordnung. Das weißt du ja genau so gut wie ich. Wir verstehen uns nun mal nicht mehr so gut, wie es zu Anfang unserer Beziehung war...“
Ich machte eine kurze Pause und blickte ihn gequält an.
„Ich beende an diesem Punkt unsere Beziehung. Wir sind ab heute nicht länger ein Paar Chris. Die ganzen Streitereinen, ich hab sie so satt. Ich bin mir sicher, du wirst jemanden finden der dich so liebt, wie ich es getan habe.“
„Es wird für mich aber kein anderes Mädchen geben, als dich. Ich dachte das weißt du genau. Was ist mit deinen ganzen versprechen. Du sagtest, du würdest mich niemals verlassen, dass du mich immer lieben würdest. Wir haben uns das Versprechen beide gegeben, dass wir immer füreinander da sind, nur uns lieben. War das alles gelogen, als du sagtest, dass du mich über alles liebst?“
Ich drehte mich von Chris um und merkte, wie mir langsam die Tränen kamen.
„Es tut mir leid. Ich hoffe du wirst verstehen, warum ich mich so entschieden habe!“, waren die letzten Worte, die ich ihm noch sagte, bevor ich dann entgültig ging.
Verwirrt blickten Klara, Marc, Pia und Kevin zwischen uns beide hin und her.
Ich sah, dass Chris noch immer da stand, reglos und zu tiefst verletzt.
‚Er wird schon darüber hinweg kommen’, sagte etwas in mir, doch ich glaubte es selber nicht.
Keiner verstand, was gerade zwischen mir und Christian geschehen ist.
Spätestens gleich, wenn ich verschwunden war, würden sie es erfahren.
Aber es war mir letztlich egal, was alle anderen über den Entschluss dachten.
Es war jetzt alles gesagt und eigentlich dachte ich, dass es mir danach besser gehen würde, doch so war es nicht, denn es ging mir jetzt nur noch schlechter.
In mir fühlte sich alles leer und kalt an.
Jetzt fragte ich mich, ob es wirklich die richtige Entscheidung war, wenn es mich so quälte.
Benommen und total verstört ging ich zu meiner nächsten Unterrichtsstunde, doch vom Unterricht selbst bekam ich nicht besonders viel mit, viel zu sehr dachte ich an Chris, an den geschockten Blick, als ich ihm sagte, dass es vorbei ist.
Ich ließ die Stunden einfach so an mir vorbei ziehen und wartete sehnlichst auf den Schulschluss und darauf endlich meinen Tränen freien Lauf zu lassen.
Doch nach der Schule passten Klara und Pia, sowie Marc und Kevin mich ab.
Chris war nicht dabei.
Er war bestimmt schon zuhause, doch das hatte mich eigentlich nicht mehr zu interessieren.
„Wir müssen reden“, sagten die Anderen entschlossen und zogen mich zur Seite.
„Warum hast du das getan?“, fragte Klara traurig. „Ich dachte du liebst ihn!“
„Ihr könnt es nicht verstehen“, antwortete ich kühl. „Denkt ihr etwa, dass mir diese Entscheidung leicht gefallen ist? Ich liebe Christian okay? Es wird sich auch nicht ändern, aber so ist es besser!“
„Aber warum? Wenn du ihn liebst, dann kannst du ihm doch so etwas nicht antun!“
„Wir haben uns doch eh nur noch gestritten, wobei ich Schuld bin!“, erwiderte ich leise.
„Du gibst eure Beziehung also auf, nur wegen solchen bedeutungslosen Streitereien?“, fragte Marc verärgert. „Wenn du ihn wirklich lieben würdest, dann hättest du ihm so etwas niemals angetan! Weißt du eigentlich wie sehr du ihn damit verletzt hast?“
„Ich liebe ihn und es tut mir leid!“, schrie ich und rannte dann davon.
Ich wollte alleine sein.
Tränen rangen mir über die Wangen und ich wischte sie mir schnell weg.


Die Nacht hatte ich kaum geschlafen.
Immer wieder dachte ich an Christian und ob ich wirklich so richtig gehandelt hatte.
War es vielleicht nicht doch falsch gewesen einfach mein ganzes Glück weg zu werfen?
Es war falsch, wenn es mich jetzt noch immer sehr beschäftigte und mich schmerzte darüber nachzudenken.
Ich sollte mich einfach bei Chris entschuldigen und ihn um Verzeihung bitten.
Langsam machte ich mich für die Schule fertig und ging dann zum Bus, doch Chris war gar nicht eingestiegen.
Und jetzt wusste ich auch warum.
Wie erstarrt blieb ich stehen und Tränen stiegen mir in die Augen, als ich Chris da stehen sah, denn er war nicht alleine.
Ein wunderschönes Mädchen war bei ihm, die scheinbar sehr vertraut mit ihm war, sowie die beiden da Arm in Arm standen.
Als Chris sich zu ihr beugte und ihr dann einen Wangenkuss gab.
So schnell hatte er also eine Neue und mich hatte er sicher schon längst vergessen.
Es tat unglaublich weh, wie ein Schlag ins Gesicht.
Ich fühlte mich plötzlich so hilflos, als würde ich auf dem Boden liegen und nicht wieder aufstehen können, als wäre ich auf einmal ganz allein.
Dabei hatte er mich gefragt, ob ich gelogen habe und mir gesagt, dass es für ihn kein anderes Mädchen geben wird.
Das sehe ich ja jetzt!
Es war einfach zu viel um es noch länger mit ansehen zu müssen.
Tränen rollten mir jetzt über die Wangen und verletzt rannte ich ins Schulgebäude.
„Ist sie das?“, hörte ich das Mädchen noch fragen, bevor ich ganz im Gebäude verschwunden bin.
Ich rannte einfach weiter an den ganzen anderen Schülern und auch an Pia, Klara, Kevin und Marc vorbei.
Die sahen mich überrascht an, doch schienen, dann sofort zu merken, dass etwas nicht stimmte und liefen mir sogleich hinterher.
Wohin ich eigentlich wollte wusste ich nicht, bis ich mich an unserer Bank wiederfand.
Ganz leicht stützte ich mich da ab und dann kniete ich nieder.
Dieser Platz hatte einfach schöne Erinnerungen, aber auch eine sehr Bittere.
Hier fanden Chris und ich zusammen, aber hier trennten sich unsere Wege auch wieder.
Die Bank hatte den glücklichen Anfang aber auch das Ende bedeutet.
„Hey Cass“, begrüßte Klara mich und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Was ist mit dir? Ist irgendetwas schlimmes passiert?“
„N-nein... Es ist nichts. Alles in bester Ordnung.
Ich lächelte kläglich, doch schaute nicht auf.
Reglos saß ich einfach nur auf dem Boden vor unserer Bank und wünschte, es wäre nie soweit gekommen, dass es einfach nicht vorbei sein sollte.
„Cass, du kannst mit uns darüber reden!“, sagte Pia. „Immerhin sind wir deine Freunde. Rede mit uns. Bitte!“
„Es ist aber nichts. Okay? Mir geht es gut.“
„Das glauben wir dir aber nicht“, erwiderte Kevin und auch die Anderen sahen nicht besonders überzeugt aus, wie ich es aus dem Augenwinkel sehen konnte.
„Wie ihr wollt“, sagte ich ausdruckslos.
„Was hast du plötzlich? Du weinst ja nicht ohne Grund und brichst halb vor einer Bank zusammen. Irgendetwas ist doch passiert! Warum redest du nicht mit uns darüber?“, sagte Marc eindringlich.
„Na schön. Ihr werdet es ohne hin erfahren, wenn nicht von mir dann von Chris, wenn er es euch noch nicht gesagt haben sollte.“
Ich machte eine kurze Pause und musste hörbar laut schlucken.
Es war unangenehm diese Tatsache jetzt laut auszusprechen.
„Christian hat eine neue Freundin.“
Schockiert sahen die anderen mich an. „So jetzt wisst ihrs und wie es scheint hat er euch noch nichts davon erzählt.“
„Das kann nicht sein!“, sagte Pia noch immer fassungslos.
„Er liebt dich!“, kam es aus Marcs Mund.
„Ja, natürlich. Ihr könnt mir gerne was anderes erzählen, aber nicht, dass er keine Neue hat. Ich hab die beiden doch gesehen, wie sie Arm in Arm da standen und er ihr einen Wangenkuss gab. Ein Wunder das es nicht noch ein richtiger Mundkuss wurde!“
„Das kann einfach nicht sein. Er hat keine Neue. Niemals!“, protestierte Kevin.
„Glaubt was ihr wollt. Aber die Geschichte Chris ist bei mir entgültig vorbei. Ich dachte wirklich, dass es ein Fehler war alles zu beenden, aber scheinbar nicht!“
„Es muss doch nicht stimmen.“
„Und wenn schon. Ich fahr wieder nach Hause, denn ich ertrag es nicht Chris mit einer Anderen zu sehen. Es tut einfach zu sehr weh. Viel Spaß euch heute Abend auf dem Ball.“
Und dann ging ich einfach davon, aus der Schule direkt zum Bus.
Christian und dieses Mädchen waren nicht mehr zu sehen und dann stieg ich auch schon in den Bus.


Kaum das ich zuhause war, flüchtete ich auch schon in mein Zimmer.
Marie war noch immer zuhause und sah mich fragend an, als ich an ihr vorbei lief.
Sie würde erst gegen vier aus der Wohnung verschwinden.
Doch obwohl ich schon jetzt zuhause war, fragte sie mich gar nicht erst nach dem ‚Warum’.
Scheinbar war mein Gesicht Grund genug gar nicht erst zu fragen.
Ich wollte jetzt einfach nur alleine sein.
Es war meine Schuld, das Chris jetzt eine Neue hatte.
Nur wegen mir, war es soweit gekommen, weil ich einfach Schluss gemacht habe und ihn somit in die Arme einer anderen getrieben habe.
‚Wie konnte ich nur?’, stellte ich mir selber die frage.
Einige Zeit verging, die ich weinend auf meinem Bett verbrachte, als meine Schwester plötzlich mit einem Packet unterm Arm rein kam.
„Hier, das wurde für dich abgegeben. Ich hab es gerade eben vor der Tür gefunden, als ich los wollte. Es steht kein Absender drauf.“
„Für mich? Bist du dir da sicher?“
„Ja. Es ist an dich adressiert. Mach es doch auf. Vielleicht weißt du dann ja mehr“, sagte sie auffordernd und reichte mir das Packet.
Langsam öffnete ich es und starrte auf dessen Inhalt.
Es war ein Kleid.
Aber nicht irgendein Kleid.
Es war genau das selbe Kleid das ich gesehen und das mir so gut gefallen hatte.
Sprachlos sah ich es nur an und entdeckte dann die Karte die dazu gelegt wurde.
Für meine wunderschöne Prinzessin Cassandra, die ich über alles liebe
Verwirrt blickte ich die Karte an.
Noch immer hatte ich keine Ahnung wer mir das Kleid geschickt haben könnte.
Mein Gedanke war ja eigentlich Christian.
Aber warum sollte er das tun, wenn er doch eine neue Freundin hatte?
Ich konnte mir also nicht erklären, wer es mir geschickt hatte.
Immer wieder fragte ich mich, wer es nur sein könnte.
Um es heraus zufinden gab es wohl nur ein Weg – ich musste auf den Schulball.
Wem bin ich nur so viel Wert, dass Geld bei ihm keine Rolle spielte?
Er hatte mir auf jeden fall ermöglicht, dass ich jetzt doch noch auf den Ball gehen konnte.
„Und was ist in dem Karton?“, fragte Marie, die schon an der Tür war.
„Es ist ein Kleid.“
„Jetzt kannst du ja doch noch auf den Ball gehen, wie es aussieht.“
„Ja. Aber ich würde nur zu gern wissen, wer mir das Kleid geschenkt hat“, sagte ich nachdenklich.
„Finde es heraus indem du auf den Ball gehst“, erwiderte Marie.
„Das hatte ich auch vor. Meinst du aber wirklich, dass ich ihn dort sehen werde?“
„Vielleicht. Na ja, ich bin dann mal weg. Bin eh schon spät dran.“
„Ist gut.“
„Hab noch viel Spaß auf dem Ball. Tschüß.“
Und dann war meine Schwester auch schon verschwunden.
Ich holte das Kleid raus und hielt es einen Augenblick vor mich.
Für einen kurzen Moment bemerkte ich nicht, dass unter dem Kleid auch noch ein ziemlich dünnes Kappe lag, genau passend zum Kleid gab es auch noch Hackenschuhe.
Das Kleid war noch schöner, als ich es in Erinnerung hatte.
Aber ob es mir wirklich steht?
Na ich weiß nicht so recht
‚Probier es doch einfach aus’, sagte mir eine innere Stimme.
Ich ging zum Spiegel und betrachtete mich darin.
Mein dunkelblondes schon fast braunes Haar und die blauen Augen passten ja schon irgendwie, aber ob ich darin auch eine gute Figur machte?
Ich ging mit langsamen Schritten ins Badezimmer, um mich umzuziehen.


Es war fast achtzehn Uhr, als ich mich auf dem Weg zur Schule machte.
Der Schulball hatte schon begonnen.
Ich hatte mir meine Haare hochgesteckt und das Kapp übers Kleid gezogen, sodass man es nicht mehr erkennen konnte.
Etwas unwohl fühlte ich mich ja schon in dem Kleid, aber ich musste wissen, wer mein anonymer Absender war.
Es dauerte nicht lange bis der Bus die Schule erreicht hatte.
Vorsichtig stieg ich aus, da ich die Hackenschuhe an hatte.
Der Schulparkplatz war überfüllt und viele Schüler hielten sich vor der Schule auf.
So viele waren also gekommen.
Alle Blicke lagen auf mir, als ich ins Schulgebäude ging.
Keiner erkannte mich von ihnen, da ich die Kapuze aufgesetzt hatte.
Ich wollte nicht, dass jemand mich erkannte. Noch nicht!
Der Schulball fand in der Turnhalle statt, doch auch auf den Fluren versammelten sich Menschenmengen.
Als ich in der Turnhalle ankam, sah ich mich erst einmal um und achtete gar nicht erst auf die Blicke die mich musterten und wissen wollten, wer die Unbekannte war.
Ich ging am Rande der Tanzfläche entlang und versuchte heraus zu finden, wer er war.
Es musste jemand sein, der wusste, dass ich kein Kleid hatte.
Das grenzte die Suche ziemlich ein, doch brachte mich gleichzeitig auch zu Chris.
Er war der einzige, der wusste, dass ich kein Kleid hatte.
Plötzlich kam André auf mich zu.
Der André aus der zehnten.
Ungläubig starrte ich ihn an.
Was wollte der denn jetzt von mir?
„Hallo Cassandra“, begrüßte er mich freundlich.
„Hallo“, erwiderte ich steif zurück.
„Wie ich sehe bist du doch noch gekommen. Also hat Chris Recht behalten. Hätte ich nicht gedacht.“
‚Christian’, dachte ich sofort. ‚Was hatte er denn jetzt mit dem Ganzen zutun?’
„Was willst du André? Du bist doch bestimmt nur aus einem einzigen Grund zu mir gekommen oder etwa nicht?“
„Stimmt.“
„Also, ich höre!“
„Ich sollte dir etwas von Chris ausrichten. Dem du übrigens dein Kleid verdankst. Er hatte wieder einmal Recht behalten, als er sagte, dass du wunderschön darin aussehen würdest, nur aus diesem Grund hat er das Kleid gekauft. Er wollte dir eine Freude machen und es sollte ein Beweis seiner Liebe sein.“
„Und warum sagst du mir das alles jetzt?“, fragte ich trocken.
Ich versuchte dabei so desinteressiert wie möglich zu sein.
„Christian hat mich darum gebeten und er ist ein guter Freund von mir. Ich will nicht, dass er unglücklich wird. Er liebt dich wirklich sehr!“
„Ach und deshalb hat er auch eine Neue?“
„Nein! Wie kommst du darauf?“, fragte André und zog seine Augenbraue hoch. „Er hat keine Freundin. Nicht mehr! Du bist die einzige mit der er zusammen war seit den letzten ganzen Tagen.“
„Ich hab ihn doch mit ihr gesehen!“
„Das war meine Kusine Jenny, die du gesehen hast!“, erklang es hinter mir.
„Chris“, sagte ich überrascht und wirbelte zu ihm herum.
„André würdest du uns bitte alleine lassen?“
„Klar. Viel Glück Chris. Ich glaube da musst du ziemlich viel wieder gerade biegen.“
Er sah mich eindringlich an.
„Du bist wunderschön Cassandra. Bezaubernd wie eine Prinzessin.“
„Danke“, flüsterte ich leise. „Es tut mir leid, wie ich zu dir war. Ich wollte das alles nicht, dass musst du mir glauben.“
„Ich glaube dir. Aber wie wird es weiter gehen?“
„Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich dich nicht verlieren will. Du bist mir wichtig, mehr denn je. Ich liebe dich doch!“
Bedrückt sah ich ihn an und wartete darauf, was als nächstes geschehen würde.
Chris kam näher zu mir und nahm mich dann tröstend in den Arm.
„Ich liebe dich mein Engel“, flüsterte er leise an meinem Ohr und gab mir dann ein Kuss aufs Haar. „Ich werde dich immer lieben!“
Ganz leicht lehnte ich mich von ihm weg, aber nur um ihm ins Gesicht zu sehen.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn.
„Kannst du mir verzeihen?“, fragte ich dann in einem gequälten Ton.
„Aber nur wenn du mir jetzt den Tanz schenkst.“
Ich stöhnte innerlich auf, aber ließ mich dennoch von Christian mitschleifen auf die Tanzfläche.
Er brachte mich in Position und dann tanzten wir zu dem schnellen Lied.
Wir wirbelten schwungvoll herum und ich genoss es, Chris so nahe an mir zu spüren, als er mich während des Liedes enger zu sich heran zog.
Erstaunte Blicke folgten uns vom Rande der Tanzfläche und dann erkannte ich Pia, Klara, Kevin und Marc, die uns lächelnd zuwinkten.
Geschickt tänzelten wir zu den vieren und blieben dann vor ihnen stehen.
„Na, ist alles wieder gut zwischen euch?“, fragte Kevin.
„Klar. Es könnte nicht besser sein!“, erwiderten wir beide gleichzeitig und kuschelten uns aneinander.
Und dann fielen wir in schalendes Gelächter.
Gemeinsam gingen wir alle auf die Tanzfläche und schmiegten uns jeweils an den Partner, denn jetzt spielte eine langsame Musik.
Verliebt blickte ich Chris in die Augen, bevor unsere Lippen sich wieder trafen.

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Texte: Copyright by Cassedy
Tag der Veröffentlichung: 26.04.2010

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