Am nächsten Tag brachte Cristiano Emily zum Zug. Sie umarmten sich lange auf dem Bahnsteig und er flüsterte ihr zu:
„Ich ruf dich an, Lili. Pass gut auf dich auf.“
Er ließ sie los und sie sah ihn einen Moment lang nur an. Dann lächelte sie.
„Mach ich. Und du auch. Okay?“
Er nickte. Sie stieg schnell in den Zug, weil sie befürchtete, dass sie sonst in Tränen ausbrechen würde. Sie winkte ihm von der Tür aus zu. Dann ging sie zu ihrem Platz, an dem sie bereits ihre Tasche und die Maus abgestellt hatte. Sie winkte Cristiano, der auf dem Bahnstieg stand, zu und versuchte ihm klar zu machen, dass er gehen könne. Aber er schüttelte nur den Kopf. So sahen sie sich einfach nur an und warteten darauf, dass der Zug losfuhr. Emily spürte einen Ruck, als sich der Zug in Bewegung setzte. Sie winkte Cristiano noch einmal zu. Er winkte zurück und sagte irgendwas. Dann war er verschwunden. Sie sah immer noch unverwandt aus dem Fenster, als sie bereits den Bahnhof verlassen hatte.
„Es sah aus, als hätte er ‚Ich liebe dich‘ gesagt!
“, dachte sie verwirrt.
Dann lächelte sie und schüttelte den Kopf.
„Was für ein Blödsinn. Wird Zeit, dass ich endlich Abstand gewinne
.“
Sie schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief durch. Als sie sie wieder öffnete blickte sie auf die Maus, die neben ihr saß.
„Wenigstens hab ich etwas von ihm, mit dem ich kuscheln kann
.“, dachte sie und lächelte.
Dann nahm sie ihr Buch aus dem Rucksack und begann zu lesen.
Saskia holte Emily vom Zug ab und staunte nicht schlecht, als sie ihre Tochter mit der Riesenmaus im Arm auf sich zukommen sah.
„Das also hast du gemeint, als du sagtest, du hättest eine Überraschung für mich.“, sagte sie lachend.
Sie umarmte ihre Tochter und nahm ihr dann einen Griff der Reisetasche ab. Als sie das Bahnhofsgebäude verließen fragte sie:
„Wer hat dir denn das Ungetüm geschenkt?“
„Cris.“, antwortete Emily knapp.
Am liebsten hätte sie nicht von ihm oder der Zeit, die sie weg gewesen war gesprochen. Aber es würde wohl erst mal nicht viel mit ‚Abstand gewinnen‘ werden. Sie würde ihrer Mutter, ihrer Oma und ihren Freundinnen erzählen müssen, was sie alles erlebt hatte. Aber danach konnte sie ihr normales Leben weiterführen. Weit weg von Cristiano und den Gedanken, die seine Anwesenheit in ihr auslösten.
„Wow.“, entfuhr es Saskia fast ehrfürchtig.
„Er hatte sie schon zu Hause. Ich meine, es war mal seine und er hat sie mir halt einfach gegeben.“, wiegelte Emily ab.
Sie befürchtete, dass jemand mehr hinter diesem Geschenk sehen könnte. Es war alles, was sie von Cristiano hatte und fast wünschte sie sich, dass die Maus ein Zeichen von Liebe sei. Aber gleichzeitig hatte sie Angst, durch dieses Geschenk könnte jemand erraten, wie sie wirklich fühlte.
Emily erzählte schon auf dem Weg einige Dinge und später zu Hause noch mehr. Doch Saskia merkte offenbar schnell, dass das Mädchen mehr mit Buffy als mit erzählen beschäftigt war.
„Du kannst mir ja mehr erzählen, wenn die Bilder fertig sind.", meinte sie nach einer Weile.
Emily nickte nur. Sie hatte gar nicht so viele Bilder gemacht und es würde sicher noch eine Weile dauern, bis der Film voll sein würde.
Nach dem Mittagessen packte Emily ihre Tasche aus. Plötzlich stutzte sie und hob einen dunkelblauen Pullover hoch. Sie sah ihn verständnislos an, denn er gehörte ihr nicht. Schlagartig fiel ihr ein, dass sie den Pullover auf ihre Tasche gelegt, anschließend vergessen und ihn dann wohl später am Abend im Dunkeln zusammen mit ihrem eigenen Pulli in die Tasche gestopft hatte. Es war ihr peinlich, weil es so aussehen musste, als hätte sie Cristiano einen Pullover geklaut. Sie sah sich kurz um und schnupperte dann daran. Aber er roch nur nach Waschmittel. Sie legte den Pullover ordentlich zusammen und überlegte, wie sie ihn Cristiano am besten zurückgeben könnte. Da gab es natürlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder schickte sie ihn mit der Post oder sie gab ihn Cristiano im Sommer wieder. Emily durchfuhr ein kleiner Blitz. Sie hatte bis jetzt irgendwie verdrängt, dass sie sich ja in ein paar Monaten wieder sehen würden. Sie hatte keine Ahnung, wie es dann weitergehen sollte. Sie wusste, sie konnte ihre Gefühle für Cristiano nicht ändern. Und sie befürchtete, dass er oder jemand anderes bemerken könnte, dass sie ihren Bruder liebte. Sie seufzte, legte den Pullover unter den Tisch und packte weiter ihre Tasche aus. Es hatte ja doch keinen Sinn, darüber nachzudenken. Sie liebte Cristiano seit zweieinhalb Jahren und sie würde ihn wahrscheinlich immer lieben.
Wie versprochen rief Daniela am Abend an und die beiden Mädchen telefonierten über eine Stunde. Emily erzählte, was sie erlebt hatte und Dani brachte sie auf den aktuellen Stand, was die Schule und vor allem den neuesten Klatsch betraf.
Samstag, 19. Februar 2005
Ich bin so froh, dass ich endlich wieder zu Hause bin. Mom und vor allem Buffy haben mir echt gefehlt. Meine Kleine hat mich auch total vermisst.
Ich hatte ja gestern Geburtstag und ich war mit Cris und zwei seiner Freunde im Kino. Ich bin fast umgekippt, als er sagte, wir gehen ins Kino. Ich war echt froh, dass wir nicht allein gegangen sind. Denn wir sind uns ja schon vorher körperlich näher gekommen, als wir bei ihm Film geguckt haben. Aber dann ist Cris mitten im Film (also im Kino) eingeschlafen. Und im Schlaf hat er seinen Kopf auf meine Schulter gelegt! Ich wusste echt nicht, was ich machen oder denken soll. Es war ja so unendlich schön, dass er sich so an mich gekuschelt hat. Aber ich hatte auch gleichzeitig Angst, dass seine Freunde was merken könnten und was sie denken würden.
Es schien ihm irgendwie auch nicht peinlich gewesen zu sein, dass er eingeschlafen war oder gar, dass sein Kopf auf meiner Schulter lag. Vielleicht hat er es gar nicht gemerkt.
Und dann hatte ich heute, als der Zug losfuhr, geglaubt, dass er „Ich liebe dich“ gesagt hat! Das ist natürlich totaler Quatsch. Aber es zeigt, wie verrückt mich diese ganze Sache macht.
Aber das schärfste ist, dass ich einen von Cris´ Pullovern geklaut hab. ;-) Na gut, nicht geklaut. Eher aus Versehen eingesteckt. Ich hab` sogar daran geschnüffelt. Ich glaube, das ist aber wirklich nicht mehr normal. Werde ihn ihm so bald wie möglich wiedergeben.
Er hat übrigens versprochen, dass er mich anruft. Mal sehen, wie lange es dauert und ob er es überhaupt macht. Mein Gott, das klingt, als hätten wir ein Date gehabt und er verspricht, mich auch gaaaanz bestimmt anzurufen.
Na ja, nun bin ich ja wieder zu Hause. Ich hoffe, dass in ein paar Tagen wieder alles okay ist. Zumindest bis zum Sommer, wenn wir uns wieder sehen…
Hab übrigens mein erstes Tagebuch raus gekramt. Einige Einträge sind echt interessant. Zum Beispiel der vom 4.8.2002. Ich hab damals unter anderem folgendes geschrieben:
„… Cris ist echt der tollste Bruder der Welt. Er behandelt mich nie wie ein kleines Kind, obwohl ich 13 und er schon 18 ist. Er macht immer Witze und beschäftigt sich auch mit mir. …“
Und am 10.8. hab ich das geschrieben:
„… Ich glaub, ich hab mich in Cris verknallt. Ich weiß, das klingt verrückt. Und wahrscheinlich kommt es mir nur so vor. Ich weiß schließlich nicht, wie es sich anfühlt, wenn man verliebt ist. Aber ich bin echt gern in seiner Nähe und die Art, wie er mich behandelt und vor allem, wenn er mich Lili nennt, ist einfach… Ich weiß nicht. Toll eben. Ich bin richtig traurig, dass ich übermorgen schon wieder nach Hause fahre. Dabei vermisse ich Mama und Buffy eigentlich sehr. Aber ich weiß, dass ich Cris auch sehr vermissen werde. Mehr als Ric oder Papa. Das ist doch wirklich verrückt, oder? …“
Ich konnte mich gar nicht mehr so genau an diese Einträge erinnern. Aber sie zeigen mir, dass es wahrscheinlich schon damals losging. Und inzwischen weiß ich, dass ich es mir nicht eingebildet habe. Ich war und bin wirklich in Cris verliebt.
Am nächsten Tag besuchte Emily ihre Großmutter, der sie ebenfalls alles ganz genau erzählen musste. Außerdem musste sie ihrer Großmutter versprechen, noch einmal zu Besuch zu kommen, wenn die Bilder entwickelt waren. Dasselbe Versprechen hatte sie auch Daniela geben müssen.
Ab Montag erfüllte sich dann Emilys Wunsch nach Normalität. Sie ging zur Schule, traf sich mit Daniela und dachte fast gar nicht mehr an Cristiano. Das einzige, was sie an ihn erinnerte war die große Maus, die nun den Sessel in ihrem Zimmer besetzte. Insgeheim hatte sie der Maus inzwischen den Namen ‚Cris‘ gegeben. In dieser Woche kam sie auch ein wenig zur Ruhe und war nicht mehr so fertig wie in der Zeit in Spanien.
Am siebenundzwanzigsten Februar klingelte das Telefon. Saskia sprach nur kurz mit dem Anrufer, bevor sie Emily rief und ihr den Hörer gab.
„Es ist Cristiano.“
Ihr stockte kurz der Atem. Sie war überrascht, dass er tatsächlich und so früh anrief. Aber sie freute sich auch. Sie nahm den Hörer entgegen und Saskia ging wieder in das Wohnzimmer zurück.
„Hi Cris. Wie geht’s dir?“
„Hi Lili. Mir geht’s gut. Und dir?“
Sie lächelte.
„Mir geht’s auch gut. Wie war die letzte Woche so. Kommst du klar?“
„Ja, geht schon. Ich gehe abends lange spazieren. Treffe mich mit Freunden. So weit ist alles okay. Bin ja jetzt auch auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Da werde ich dann auch viel zu tun haben. Schon alleine das zusammenpacken meiner Sachen und so.“
Da fiel ihr der Pullover ein.
„Cris, ich muss dir was gestehen. Ich hab versehentlich einen deiner Pullover eingepackt. So einen dünnen, dunkelblauen.“
Er war einen Moment still. Dann fragte er:
„Wirklich aus Versehen?“
Sie konnte ihn förmlich grinsen hören.
„Ja, wirklich aus Versehen. Soll ich ihn dir per Päckchen zuschicken? Oder soll ich ihn dir im Sommer wiedergeben?“
„Du kannst ihn behalten, wenn du willst.“
Emily blinzelte. Sie glaubte, sie hätte sich verhört.
„Ist das dein Ernst?!“
„Klar. Ich meine, ich werd´s überleben, wenn ich den Pullover nicht wiederkrieg. Aber wenn du ihn loswerden willst, kannst du ihn mir auch schicken, wenn du willst.“
Sie überlegte kurz.
„Wäre es zu auffällig, wenn ich ihn behalte?
“
Dann fand sie eine Zwischenlösung.
„Ich kann ihn bis zum Sommer aufheben und bring ihn dir dann mit.“
„Ich kann ihn dann ja immer noch ‚aus Versehen‘ zu Hause vergessen
…“
„Ja, ist okay.“
Beide schwiegen einen Moment.
„Was hat deine Mom eigentlich zu der Maus gesagt?“, frage er plötzlich.
„Sie war ziemlich überrascht. Ich glaube, geschockt trifft es wohl eher.“, antwortete sie und lachte.
Er fiel in das Lachen ein.
„Sie hat auch schon einen festen Platz in meinem Zimmer.“
„Und bald wird sie auch was zum anziehen haben
.“, fügte sie in Gedanken hinzu.
„Willst du eigentlich die Bilder haben, die Ric gemacht hat? Dann muss er sie nicht mehrmals nachmachen lassen.“
„Ähm… Ja, ich denke schon.“
„Okay, dann sag ich ihm Bescheid und schicke sie dir dann zu.“
„Okay. Meine Bilder werden aber noch eine Weile auf sich warten lassen. Ich glaub, der Film wird nicht so schnell voll.“
„Macht nichts. Du kannst sie mir ja schicken, sobald sie fertig sind. Schick dir dann vielleicht eine SMS oder so, wenn ich umgezogen bin.“
„Okay.“
Wieder entstand eine Pause zwischen ihnen.
„Na ja, da hätten wir eigentlich alles besprochen, oder?“
„Ja, haben wir. Hab mich gefreut, dass du angerufen hast. Richte Ric viele Grüße aus.“
„Mach ich. Und du grüß deine Mom von mir.“
„Ja. Tschüss, Cris.“
„Tschüss, Lili.“
Emily legte auf und lächelte kurz. Auf eine Art und Weise fühlte sie sich immer mit ihm verbunden, wenn er sie ‚Lili‘ nannte. Dadurch, dass nur er diesen Namen benutzte und außer ihnen Beiden niemand davon wusste, war es, als teilten sie ein Geheimnis.
Sie ging in ihr Zimmer und holte den Pullover unter dem Tisch hervor. Dann zog sie ihn der Maus an. Wenn ihre Mutter fragen sollte, woher der Pullover kam, würde sie ihr einfach die ‚Wahrheit‘ erzählen: Dass sie ihn aus Versehen mitgenommen hatte und ihn im Sommer Cristiano zurückgeben würde.
Mittwoch, 9. März 2005
Heute sind die Bilder gekommen, die Ric gemacht hat. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er so viele Bilder gemacht hat. War irgendwie schön, sie sich anzusehen und ein bisschen an die anderen zu denken.
Mom wollte sie sich gleich ansehen. Hab aber vorher eins (siehe unten) rausgenommen. So fällt es später nicht auf, dass eins fehlt. Oma und Dani wollen ja auch noch Bilder angucken.
Ich finde Cris sieht auf dem Bild richtig schnuckelig aus. Oh Mann, was schreibe ich denn da nur wieder?
Aber es ist echt blöd, dass ich das Bild zerschnippeln musste. Aber ich denke, Jorge verzeiht es mir, dass ich ihn rausgeschnitten hab. ;-) Und vielleicht mach ich im Sommer mal ein richtiges Foto von Cris.
Langsam gehts mir besser. Ich verarbeite immer noch den Tod von Papa, aber ich denke, dass ich das gut hinkriege. Und langsam denke ich auch nicht mehr so oft über Cris und meine Gefühle für ihn nach.
Nur frage ich mich, wie es im Sommer weitergehen soll.
In den Osterferien besuchte Daniela Emily zu Hause und sie sahen sich auch die Bilder aus Spanien an. Emily hatte in der Zwischenzeit auch ihre eigenen Bilder entwickeln lassen.
Die beiden Mädchen saßen auf Emilys Bett, schauten sich die Bilder an und Emily erklärte, wer wer war und erzählte noch einige Sachen, die sie in Spanien erlebt hatte. Plötzlich meinte Daniela:
„Cris sieht echt süß aus.“
Emily ließ fast die Bilder fallen und sah ihre Freundin entgeistert an.
„Ich weiß, das will man vom eigenen Bruder wahrscheinlich nicht hören. Aber ich finde, er sieht ziemlich gut aus.“
„Wenn du wüsstest, wie
ich ihn finde
.“, dachte Emily und starrte auf das Bild in ihrer Hand.
„Hab ich was Falsches gesagt?“, fragte Daniela.
Emily sah sie wieder an.
„Nein, nein. Ist schon okay. Ich denke, ich werd´s überstehen, dass du meinen Bruder scharf findest.", entgegnete Emily und feixte.
„Das hab` ich doch gar nicht gemeint.“, entrüstete sich Daniela.
„Ja, ja. Ist ja schon gut.“, sagte Emily in einem Ton, als würde sie ihrer Freundin kein Wort glauben.
Daniela nahm das Kissen, das neben ihr lag und klatschte es Emily gegen den Hinterkopf. Die nahm ihrerseits ein Kissen und wollte es ihrer Freundin ins Gesicht schlagen. Doch Daniela wich aus. Daraufhin fingen die beiden an, sich zu kabbeln. Dabei mussten sie aber so laut lachen, dass Saskia, angelockt durch den Lärm, im Türrahmen erschien. Die Beiden sahen auf. Saskia fragte sich ganz offensichtlich, was die zwei Mädchen trieben.
„Es ist alles okay, Mutti. Wir machen nur Spaß.“
„Na, dann ist ja gut.“, sagte Saskia und musste lachen.
Emily nutzte die kurze Unaufmerksamkeit ihrer Freundin, um Daniela mit dem Kissen eins überzuziehen. Diese schaute sie verdutzt an. Für einen Moment schien sie darüber nachzudenken, ob sie weitermachen wollte. Doch dann hob sie die Hände.
„Du hast gewonnen. Ich kapituliere.“
„Geht doch.“, erwiderte Emily nur und hob die Fotos, die während des ‚Kampfes‘ runter gefallen waren, vom Fußboden auf.
Sie legten die Kissen wieder an ihre Plätze und sahen sich die restlichen Bilder an.
„Und im Sommer fährst du wieder hin?“, fragte Daniela als Emily die Bilder wegräumte.
„Ja. Wahrscheinlich Ende Juli oder Anfang August. Je nachdem, wann die drei frei haben.“
„Die drei?“
„Na, Ric und Cris und Rics Freundin Carina. Ich hätte sie ja schon fast dieses Mal kennen gelernt, aber da ist was dazwischen gekommen.“
„Hat Cris eine Freundin?“
Emily sah Daniela wieder irritiert an.
„Ich bin nur neugierig. Ich will nichts von ihm. Außerdem wohnt er eh zu weit weg.“
Emily setzte sich wieder auf das Bett.
„Nein, ich glaube er hat keine Freundin. Zumindest hat er nichts davon erzählt.“
Ihr wurde erst in diesem Moment bewusst, dass sie sich gar keine Gedanken darum gemacht hatte, ob Cristiano eine Freundin hatte. Als sie jetzt darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass sie der Gedanke, dass ein anderes Mädchen ihm nahe kommen könnte, eifersüchtig machte. Und die Vorstellung, dass ‚ihr‘ Cris mit einem anderen Mädchen kuschelte oder mehr tat, war einfach unerträglich für sie. Daniela stupste Emily an.
„Alles okay? Träumst du?“
Emily sah ihre Freundin verwirrt an.
„Was?“
„Ich hab dich gefragt, was wir jetzt machen. An was hast du denn grad gedacht?“
„An nichts.“, antwortete sie hastig und sah dann auf die Uhr.
„Ich muss dann gleich mit Buffy Gassi gehen. Willst du mitkommen? Wir könnten noch ein bisschen quatschen.“
Daniela war einverstanden und so zogen sich die beiden Mädchen an. Emily die Hündin an und die drei verließen das Haus.
Emily hatte gehofft, für die nächsten Monate Ruhe zu haben. Doch Daniela hatte es - ohne es zu wissen - mit ihren Fragen nur schlimmer gemacht. Denn dadurch wurde Emily klar, dass es fast nur natürlich war, dass Cristiano eine Freundin haben könnte. Und das machte sie schlicht und einfach eifersüchtig. So entschied sie, einfach nicht länger darüber nachzudenken.
Donnerstag, 31. März 2005
Daniela hat mich heut besucht und durch ihre Fragen über Cris (den sie übrigens süß findet!) hat sie mich erst auf einen Gedanken gebracht über den ich bis jetzt überhaupt nicht nachgedacht hab.
Sie wollte wissen, ob er eine Freundin hat. Ich weiß, dass es für ihn wahrscheinlich kein Problem ist, ein Mädchen kennen zu lernen (eines zu halten schon eher…). Aber ich hasse diesen Gedanken! Ich weiß, dass ich nicht erwarten oder gar verlangen kann, dass er Single bleibt, nur weil ich auf ihn stehe. Aber bei dem Gedanken, dass er ein anderes Mädchen küsst, in den Arm nimmt und was weiß ich nicht alles macht, wird mir richtig schlecht. :-(
Verdammt! Warum hab` ich mich nur in ihn verknallt? Das macht mich echt noch wahnsinnig. :-(
Freitag, 13. Mai 2005
Cris hat heut Geburtstag. Hab ihm nachmittags (nicht morgens, damit es nicht so auffällig ist) eine SMS mit Glückwünschen und so geschickt. Er hat auch ziemlich schnell geantwortet. Seine Nachricht: „Danke Lili. Mir gehts gut. Hoffe dir und deiner Mom auch. Freu mich schon auf den Sommer, wenn wir uns wieder sehen. Hab dich lieb. DrückDich. Knutscher. ;-)“
Ich weiß, dass er den Knutscher nur als Scherz geschrieben hat (weil ich ihm mal erzählt hab, dass ich und Dani das oft machen). Aber er hat geschrieben, dass er mich lieb hat! Ich weiß, das ist nicht so weltbewegend. Aber mir bedeutet es viel. Andere hätten wahrscheinlich nur „Danke“ geschrieben. Aber Cris ist da anders. Irgendwie findet er immer (oder wenigstens meistens…) die richtigen Worte, um einen aufzumuntern oder zum Lachen zu bringen. Ich glaub, das ist es eines der Dinge, die ich an ihm so liebe. Er ist ein unverbesserlicher Macho, aber gleichzeitig gibt er einem trotzdem das Gefühl, dass er dich ernst nimmt. Und er zeigt mir immer wieder, dass ich ihm etwas bedeute. Und sei es nur dadurch, dass er mich Lili nennt.
Auch wenn ich mich ein wenig davor fürchte, freue ich mich auch auf den Sommer, wenn ich ihn (und natürlich die anderen) wiedersehe. Macht das Sinn? Dass ich einerseits Angst hab und es andererseits kaum erwarten kann, dass der Sommer kommt? Aber ich glaube, was Cris und meine Gefühle für ihn angeht, macht gar nichts wirklich Sinn.
Mittwoch, 13. Juli 2005
HURAA!!! Endlich ist er gekommen! Der letzte Schultag! Jetzt ist erst mal eines angesagt: faulenzen und viiiieeel schlafen. :-)
Na gut, so faul werde ich in den Ferien sicher nicht sein. Aber wenigstens die ersten Tage. Ansonsten werde ich mich mit Dani treffen (als würde ich das sonst nicht auch machen…) und eventuell auf die nächste Ausbildung vorbereiten (als würde ich das machen…).
Zwei Wochen dieser Ferien sind ja schon fest verplant. Übermorgen in zwei Wochen um die Zeit (was für ein Satz!) bin ich in Ludwigsburg. Diesmal wird mich Carina abholen und ich bleibe dann bis zur Abfahrt bei Ric und ihr.
Ich weiß nicht, ob ich mich freuen oder ärgern soll, dass ich nicht gleich zu Cris kann. Ich bin auch nicht mehr ganz so aufgeregt was den Sommer angeht. Ich weiß, dass es mir nichts bringt, wenn ich darüber nachdenke. Ich werde alles auf mich zukommen lassen und einfach die Zeit in Spanien (und die Zeit mit Cris) genießen.
Texte: Alle Charaktere gehören der Autorin. Erwähnte Marken, Lieder usw. gehören den rechmäßigen Besitzern.
Tag der Veröffentlichung: 11.06.2012
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