„Unglücklicher Bruder!der Anfang klingt lustig. Nur kürzlich muß ich dir melden, daß deine Hoffnung vereitelt ist – du sollst hingehen, läßt dir der Vater sagen, wohin dich deine Schandthaten führen. Auch, sagt er, werdest du dir keine Hoffnung machen, jemals Gnade zu seinen Füßen zu erwimmern, wenn du nicht gewärtig seyn wollest, im untersten Gewölbe seiner Thürme mit Wasser und Brod so lange traktirt zu werden, bis deine Haare wachsen wie Adlers-Federn, und deine Nägel wie Vogelklauen werden. Das sind seine eigene Worte. Er befiehlt mir den Brief zu schliessen. Leb wohl auf ewig! Ich bedaure dich –Franz von Moor.“
Schweizer„Ein zuckersüßes Brüdergen! In der That! – Franz heißt die Kanaille?“
Das bekannte Zitat stammt aus Schillers Drama »Die Räuber« von 1781. Karl Moor öffnet im Kreis seiner Kumpane den Brief, den sein Bruder Franz stellvertretend für seinen Vater an ihn geschrieben hat. Der Bruder teilt ihm mit, der Vater habe ihn, Karl Moor, verstoßen.
Was aber hat diese Geschichte mit unserem Bruder Franz zu schaffen? Nun, zunächst einmal sind da Adlers-Federn und Vogelklauen... Der Bruder Franz aus dem verschlafenen Assisi hatte es ja ganz doll mit Flugtieren, er sprach ja sogar mit denen, und er war wie Karlchen Moor einer, der ähnlich dem Engländer in Strumpfhosen aus dem Sherwood Forest sich arg gerne mit Obrigkeiten anlegte, ob es nun der Sheriff oder aber der Papscht in Rom war. Und Fränzchen von A. fand auch gar nix dabei, die Leute in Rom und drum herum immer mal wieder auf högscht unorthodoxe Art vors Köpferl zu stoßen und sang au poil, also nackig, wie die Franzlacken dazu sagen, Loblieder auf Bruder Sonne...
Und eigentümlich ähnelt, wie ich nun seit über einer Woche beobachte, der neue Pappa Franz seinem monarkalen Vorbruder:
Pappa Franziskus
weigert sich, die roten Saffianpantöffelchen zu tragen, die zur Pappa-Kluft gehören, und schwört weiterhin auf seine rustikalen Schwarzledernen
schert sich – pardon- den Teufel darum, immer schön im Kreise seiner Sicherheits-Ballonhöschen zu bleiben;
büxt gerne mal nach rechts oder links aus, wenn sich ihm eine bittende Hand entgegen streckt, und herzt zudem ganz ungeniert wildfremde Lück. Es sollen vatikanischen Gerüchten zufolge bereits hochrangige Security-Pope-Popel gekündigt haben, weil sie den Stress nicht mehr aushalten konnten
feiert lieber mit Normalos ne Messe als mit seinen Kurienkardinälen, denn da kann er ganz Mensch sein und auch mal ein Spässle machen. Und das finde ich ganz bezaubernd, genauso wie die unerhörte Begebenheit, die er sich für Gründonnerstag ausgedacht hat- er wird mitnichten den Kuriosen Kardinälen die Füße waschen und salben, sondern--- hört! hört! jugendlichen Straftätern... Im Gefängnis, das müsst ihr euch mal vorstellen!
Das ist genauso, als wenn die Merkel den Zyprioten die Schlossallee in Echt schenken würde, mit allen Hotels und so... Wird die aber nicht, kei Sorg, la Merkel ist nicht umsonst im Osten aufgewachsen und hergerichtet worden. In einem Staat, der für kuriose Mangelwirtschaft, militärischen Technikpark und gigantisches Gefängnis stand. Da ist schon die eine oder andere Garotte für das Insulanervölkle vorhanden. Hauptsache, die Bankster können paneuropäisch weitergaunern und fremdzocken.
Aber wenigstens in der Ewigen Stadt weht nun ein anderes Lüfterl, der süße Wind der Demut und der Neuen Bescheidenheit. Der Peterspfennig, eine jährliche in den Kirchen eingesammelte Kollekte zur Finanzierung wohltätiger Werke, soll etwa im Jahr 2005 rund 60 Millionen Dollar eingebracht haben, nach Verlautbarungen des Vatikans. Das seien 7,7 Millionen Euro mehr gewesen als 2004. Aktuellere Zahlen habe ich leider nicht, denn genaue Etat-Zahlen veröffentlicht der Vatikan nicht. Und dann gibt es ja auch noch die Vatikanbank IOR. Diese ist mit ihren Finanzgeschäften immer wieder in den Dunstkreis von Geldwäsche, Betrügereien und engen Verbindungen zur Mafia geraten. Und bei derartigen Waschtagen wird ja viel Schaum geschlagen und fällt auch so einiges Wertvolles ab. Jedenfalls wird das „Institut für Religiöse Werke“ („Instituto per le Opere di Religione“ – IOR) auch weiterhin nur Gutes tun. Für sich. Allein. Das ist so sicher wie das Amen in der Peterskirche.
Habemus papam. Seit dem 13. März 2013. Aber ansonsten läuft der Laden wie gewohnt. Wie geschmiert. Auch im Institut für Religiöse Werke. Hosianna~~~
Tag der Veröffentlichung: 29.03.2013
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