Heureka, ich hab ihn!!! ich hab ihn getroffen, den Pappamaximus, den Chef vonnet Janze, den Benedetto!!! Nach monatelangem Antichambrieren... ich hatte ja die Hoffnung schon beinahe aufgegeben und wollte bereits abreisen, da treffe ich doch den reizenden weißhaarigen alten Mann mit dem goldigen Käppchen im kleinen Innenhof hinter der Peterskirche. Ganz beschaulich werkelte der Heilige Paps an einem gewaltigen Rosenstrauch, und da mein Vater Priamos ja auch ein gnadenloser Rosenverwelker gewesen war, kam ich ganz löckerchen mit Bene ins Plaudern.
Wenn Männer arbeiten und nicht dabei von uns Weiberleut unterbrochen werden, können sie stundenlang zuhören. Ab und zu nicken sie dann einmal oder werfen das eine oder andere ihrer hundertzwanzig mostly used terms ins Gespräch, aber ansonsten lassen sie uns das tun, was wir am liebsten machen: einen laaangen Monolog halten. Und ihr könnt mir glauben, ich hab meine Chance genutzt!
Die lange Warterei im Vati-kann-alles hatte ich ja, wie ihr wisst, mit lesen und Weiterbildung in den Archiven desselben verbracht, und so hatte ich ganz nebenbei mein damals in Troja während des Großen Vaterländischen Krieges unterbrochenes Selbststudium in BWL wieder aufgenommen. Was hab ich da nicht alles gelesen! War ja einfach zu verstehen, der Economy-Quark, und schnell hatte ich raus, dass es bei Consulting – Treffen mit potenten Clients, wir BWLer sagen da immer Clients, das klingt einfach seriös und das versteht ja nicht jeder, gell?, also bei derartigen Meetings ist es ganz wichtig, dass du quatschen kannst, am besten ohne Punkt und Komma, was eurer Principessa ja nun nicht gerade in die Marmorwiege gelegt worden ist, aber ein Kind der Sonne und Liebling mancher Götter eignet sich derartige soft skills ja rubbeldiwupps an, gell?
Als erstes hab ich dem Bene eine Evaluation seiner Immobilie vorgelegt und eine Profitmaximierungsprognose errechnet. Und da hat der alte Schatz einmal gesehen, wie viel Potenzial in seinem Schuppen steckt! Alleine die Vati-prints sind eine Goldgrube! Ich habe Bene vorgeschlagen, aus den Evergreens der Bibel Kapital zu schlagen. Das Hohe Lied eines gewissen Sal Omon könnte bei entsprechender Vermarktung locker zwei- bis dreistellige Millionenbeträge einbringen. Es müsste neu arrangiert und von einem bekannten Star gesungen werden. Bene bekam ganz rote Öhrchen vor Aufregung und schlug seinen Lieblingssänger Heino aus Bad Monstereifel vor, aber das ist natürlich ein absolutes No Go! Zu viel Sonnenbrille und viel zu conservative. Ich hab da eher an Lady Gacker oder an Adele gedacht, die packen die Top Ten in einer Woche..
Und dann hab ich Bene vorgeschlagen, den im Unterhalt sehr teuren Petersdom an McDonalds zu verkaufen und immer für die Sonn- und Feiertage zurück zu leasen; das Geld ließe sich dann sehr schön in der New Equity anlegen. Auch bin ich der Meinung, dass seine Belegschaft kostengünstiger arbeiten sollte; so wäre jede Dienstleistung mit einer Fallpauschale anzubieten, etwa 1x beichten für 24,85 ¤. Das fand Bene nicht so prickelnd, es erinnerte ihn zu sehr an die umgedruckte Glaubenszeit.
Interessanter fand er da schon meinen Vorschlag, die vielen alten Männer in ihren langen Kleidern, er nennt sie Kardiologen oder so ähnlich, durch junge dynamische Anlageberater und Fitnesstrainer zu ersetzen; die könnten den Touris und den Pilgern interessante Gesamtpakete verkaufen, so etwas wie bet and win
, ein Bombengeschäft. Und er sollte auch endlich begreifen, dass Frauen in den VatiKann gehören, nix in ecclesia mulier tacet
!!! Da stelle ich mir junge Frauen in pastellfarbenen pencil skirts
vor, das wäre eine Augenweide!
Und der VatiKann sollte an die Börse gehen, mit Mantelgesellschaft, Brain Capital Partners, mit Risk Management und Due Diligence Investment, knackigem Business-Plan und Nutzung von Skaleneffekten durch Profit-Center-Strukturen und Sale-Lease-Back-Transaktionen aller Kirchengebäude weltweit. Da käme ein Vermögen
zusammen, gigantisch, sag ich euch, und bei entsrechender Auslastung könnten unter der Woche dort Kurse laufen: Compliance und Anti-Korruption, Augen-Jogging, Office-Yoga, Clever kontern vor Dienstschluss.
Bene war nach drei Stunden ziemlich fertig, sein Rosenstrauch sah aus wie in der Mauser, und er hatte nur einen Bruchteil von dem verstanden, was ich ihm vorgetragen hatte. Is aber nicht schlimm, ich hab ihm versprochen, alles in einem hundertseitgen Hand-Out auszudrucken.
Morgen treffen wir uns wieder. Bene muss unbedingt was für sein Charisma tun. Ich finde, er sollte sich eine taffe First Lady zulegen.
Auf jeden Fall mach ich ihm mal dazu eine Power-Point.
Texte: cassandra2010
Tag der Veröffentlichung: 05.03.2012
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