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Am 4. September 1794 schreibt Goethe Schiller folgenden Brief nach Jena:


[…] Dabey hätte ich Ihnen einen Vorschlag zu thun:
Nächste Woche geht der Hof nach Eisenach,
und ich werde vierzehn Tage so allein und unabhängig
seyn, als ich sobald nicht wieder
vor mir sehe. Wollten Sie mich nicht in
dieser Zeit besuchen? bey mir wohnen und
bleiben? Sie würden jede Art von Arbeit
ruhig vornehmen können. Wir besprächen
uns in bequemen Stunden, sähen Freunde
die uns am ähnlichsten gesinnt wären
und würden nicht ohne Nutzen scheiden.
Sie sollten ganz nach Ihrer Art und Weise
leben und sich wie zu Hause möglichst
einrichten. Dadurch würde ich in den Stand
gesetzt Ihnen von meinen Sammlungen
das wichtigste zu zeigen und mehrere Fäden
würden sich zwischen uns anknüpfen.
Vom vierzehnten an würden Sie mich zu
Ihrer Aufnahme bereit und ledig finden.



Wie haben wir dieses Anschreiben zu verstehen? Da lädt ein VIP des 18. Jahrhunderts einen anderen VIP ein, bei ihm Wohnung zu nehmen und sich „ ganz wie bei sich zu Hause zu fühlen

“. Und er möchte dem anderen seine Dias zeigen, vielleicht auch das Gartenhäuschen an der Ilm, das er aus Streichhölzern im gar reizenden Maßstab nachgebildet hat, ganz wie der kleine Hansemann, der damals mit seiner Schwester Cornelia in Francoforte ein Puppentheater betrieb. Man sieht, das Häkchen krümmte sich beizeiten! Darüber hinaus ist die Rede von bequemen Stunden

, unter denen wir Frauen, die wir die Männerwelt ja zur Genüge kennen, einen Abend in Jogginghosen, Adiletten, unter Tabakqualmwolken und mit allerlei Alkoholischem vorstellen dürfen!

Vielleicht auch noch mit ein paar Skatbrüdern, man beachte den Hinweis auf die Kumpane, die „uns am ähnlichsten gesinnt wären“...

Dass Goethe die Ankunft des Professors aus Jena durchaus freudig-erregt erwartet, erhellt uns der Schlusssatz: als zur Aufnahme bereit und ledig

beschreibt er sich Schiller gegenüber, was ja nur so viel heißen kann wie: „Wir können das Borstenvieh heraus lassen, die Vulpius ist zu ihrer Mutter gefahren, auch mein Chef ist längere Zeit nicht in der Stadt, wir können also unser Oma ihr klein' Häuschen getrost versaufen!“

Das Traumbild eines jeden Mannes, der an Frau und/ oder Beruf gebunden ist und doch viel lieber „herumspielen“ möchte. Und da kann uns JWG aber ganz viel Kabau über Gedankenaustausch

und Erbauung erzählen, wir glauben dem Schlemihl aus Weimar kein Wort

!

Wir wissen schließlich ganz genau, was

Schiller und er vorhaben: Alk bis zum Abwinken, schlüpfrige Filme im Home-Kino gucken, nur Fleisch und kein Gemüse spachteln und wochenlang dieselben Klamotten tragen, eben eine richtige Männerwirtschaft!

Und das nennt sich dann Weimarer Klassik

. Ha!!!

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Tag der Veröffentlichung: 28.02.2012

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