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Liebe Liebende,

mir ist seit gestern Abend ganz romantisch zumute... ihr wisst, dass ich immer noch in Papa Bens Bibliothek campiere, auch wenn das Feldbett von Cheap & Awful schon sehrsehrsehr unbequem ist, aber ihr kennt eure Prinzessin- hart wie ein Jahresendzeitgebäck aus Aachen, gelle?

Aber gut, ich will ja von meiner verträumten Stimmung erzählen. Wieder einmal hatte ich mir ein Körbchen mit Literatur zusammengestellt- Larssons „Verblendung“, den „Kicker“ der beiden letzten Wochen und das Büchlein „Heitere und herzliche Heilige aus 1800 Jahren“- und wollte mich gerade auf meiner Isomatte zusammenrollen, da fiel der Strom aus. Zack war es zappenduster und ich sah mich schon in der Dunkelheit Nägel kauen und Haare zwirbeln, schlechte Angewohnheiten aus meiner unbeaufsichtigten Kindheit, denn meine Eltern waren ja oft auf Staatsbesuch und später lagen wir ja im Krieg mit den Dödel-Hellenen, also es war dunkelschwarzfinster und ich sah den Vati nicht vor dem Kann. Und die Heizung war natürlich auch ausgefallen, und das bei dem Millenniumswinter! Aber ich wusste instinktiv, wem ich das mal wieder zu verdanken hatte, der apollinischen Dumpfbacke, die es in ihrem Sonnenwägelchen immer schön muggelig hat, gell? Andere können sich ja ruhig das Popöchen vereisen, vor allem wenn sie aus Troja stammen und...

Es war stockfinster, unheimlich und kalt wie bei Pluto hinterm Ofen ( entgegen einem populären Vorurteil ist es eisig kalt in der Hölle! ) und meine zarten Nerven flatterten wie Zeusens Unterhosen auf der Wäscheleine. Was tun, wohin sollt' ich mich wenden? Zudem war mir, als bekäme ich Halluschinazionen, denn ich sah... sah... einen freundlichen Mann auf mich zukommen, der von einer rosigen Halo umflossen war, aber hallo! Ihm hing ein Körbchen am rechten Arm, das mit Rosen, Veilchen und Vergissmeinnicht gefüllt war, aus denen er mir rubbeldiwupps ein zauberhaftes Begrüßungssträußchen zusammenstellte. Wahrlich ein Gentleman und Offizier, auch wenn er eines dieser effeminierten langen Kleider trug, die ich ja nun schon seit Monaten zur genüge an den VatiKannensern sehe. Mit einer leichten Verbeugung stellte er sich mir als Valentin von Terni vor, von Beruf Bischof und Märtyrer. Die Römer, also die von damals unter Imperator "Ichweißnichtmehrwer, mankannsichjanichtallesmerken,undgoogelnisnichtimVatiKann" hatten ihn damals wegen irgendwelcher Ehegeschichten dekapitiert, weil er nicht kapitulieren wollte. So war das, aber Val erzählte mir noch einiges, was bislang der Öffentlichkeit verborgen geblieben ist.

Val war, wie gesagt, the bishop of Terni ( übrigens haben Monthy Python's mit ihm einen ent-zü-cken-den Sketch gedreht, es ging da, glaub ich, um ein Fahrrad ), und er war es nicht gerne. Viel lieber wäre er Landschaftsarchitekt oder Florist geworden, aber seine Eltern hatten halt ihren eigenen Kopf und deshalb musste Val seinen verlieren. Ja, und so tröstete Val sich zumindest mit der Arbeit in seinem spätrömisch dekadenten Garten. Besonders stolz ist er auf eine eigene Veilchenzüchtung, die in der anglophonen Welt unter dem Namen „Valentine's bloody things“ bekannt und sehr

beliebt sind, vor allem bei der Mafia, deren Familien sich die Blümlein am 14. Februar jedes Jahr mit viel Getöse und Gedöns überreichen. Ihr wisst ja, dass der 14.2. für die Ehrenwerten einer ihrer höchsten Festtage ist, gell? Al und Val, sozusagen.

Stinkesauer aber ist Val, dass man ihn zum Schutzheiligen der Verliebten ernannt hat. Das kann ich verstehen, denn da hat man wohl den Gärtner zum Bock gemacht- ein Bischof weiß von der Liebe ja genauso viel wie ein Blinder von der Wandfarbe. So plauderten wir noch ein Weilchen über dies und jenes und auch noch das da, aber dann, hast du nicht gesehen, löste der gute Val sich auf und ward nicht mehr gesehen. Auch nicht von mir, was aber nicht schlimm war, denn er roch schön sehr aufdringlich süßlich, wie ein Blumenladen. Und parfümierte Kerle kann ich nun mal nicht ausstehen...

So,nun wisst ihr Bescheid und ich werde im „Kicker“ blättern, muss mich bundesligatabellentechnisch auf den neuesten Stand bringen, es soll jetzt in Germanien eine Mannschaft geben, die spielt angeblich wie eine Barke.

Stein und Bein
Cassy

Ach ja, Heizung und Licht gehen wieder

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Texte: qcassandra2010
Tag der Veröffentlichung: 12.02.2012

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