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Robin saß allein in seinem Zimmer und schaute durch das Fenster hinaus in die dunkle Nacht.
Ach wenn es doch endlich schneien würde

, dachte er betrübt.
Denn schon in drei Tagen war Weihnachten und noch war keine einzige kleine Flocke vom Himmel gefallen.
„Lieber Gott“

, betete er leise, „mach, dass es schneit. Ich wünsche es mir so sehr.“


Doch nichts tat sich. Der Himmel blieb dunkel und nichts weißes war zu sehen. Der Garten vor seinem Fenster blieb grün und die Tannen hatten keine weißen Kleider.
Traurig ging Robin nach einer Weile ins Bett. Obschon er wusste, dass es nicht von jetzt auf gleich passieren würde, so war er doch irgendwie enttäuscht.

Am nächsten Morgen aber, als er aufstand und ans Fenster rannte, lag draußen eine dicke Schneedecke auf allem. Bedeckte den grünen Rasen, die Tannen hatten ihre schönen Winterkleider und auch die Autos waren unter der weißen schönen Masse vergraben. Es hatte tatsächlich geschneit. Weiße dicke Flocken fielen immerzu vom Himmel und die Schneedecke wuchs.
Aufgeregt lief er die Treppe nach unten und stürmte zu seinen Eltern in die Küche. „MAMA, PAPA, seht doch, es schneit!!“


Seine Eltern drehten sich um, lächelten ihn an und nickten.
„Jaa, es schneit. Es ist endlich soweit.“


„Jaaa. Darf ich jetzt einen Schneemann bauen?“


„Erstmal gehst du dich anziehen, mein kleiner Schatz. Und dann frühstücken wir erst einmal und dann darfst du nach draußen einen Schneemann bauen.“

, sagte seine Mutter Monika.
Robin war schon auf halbem Weg nach oben.
„Papa, du kommst mit nach draußen und hilfst mir!“

, rief Robin und rannte die Treppe weiter nach oben.
Seine Eltern sahen sich in der Küche an und grinsten.
Typisch Robin, dachte Monika und sah ihren Mann an.
Währenddessen stand Robin, auch liebevoll Bobby genannt, oben am Fenster und brannte darauf endlich durch den Schnee toben zu können.

Nach dem gemeinsamen Frühstück war es dann soweit. Die Mütze war auf dem Kopf, die Handschuhe an den Händen, die dicke Jacke zugemacht, die Schneehose an und die Winterstiefel an den Füßen. Es konnte los gehen.
Schon mit dem ersten Schritt versank er mit seinen Stiefeln komplett im Schnee.
„Es schneit! Es schneit!“

, jubelte Robin lachend und wartete auf seinen Vater.
Mit beiden Händen griff er in den Schnee und warf ihn in die Luft. Doch bevor der Schnee auf der dicken weißen Decke angekommen war, wurde er von einem Schneeball getroffen. Sein Papa stand grinsend im Schnee und formte bereits den nächsten Ball. Robin beeilte sich seinerseits einen Schneeball zu formen, obschon sein Vater Martin in Position stand ihn abzuwerfen. Doch Robin bückte sich und der Ball flog über ihn hinweg. „Haha, nicht getroffen!!“

, rief Bobby vergnügt. Dann warf er seinen und traf aber nicht.
„Daneben!“

, rief Martin und kam so gut es eben ging auf seinen Sohn zugerannt.
„So, jetzt bauen wir deinen Schneemann. Einverstanden?“

, fragte er Robin und dieser nickte und griff erneut in den Schnee um die erste Kugel zu formen und anschließend durch die weiße tiefe Decke zu rollen. Er schob die immer größere Kugel vor sich her und blieb, als sie groß genug war, stehen. Die zweite Kugel war schon in Arbeit. Martin schob diese vor sich her durch den Garten. Als auch die groß genug war, setzte er sie auf die untere drauf und zusammen rollten sie eine dritte Kugel. Auch diese fand später ihren Platz. Jetzt wurde der Schneemann ausgerüstet. Dazu holten Vater und Sohn eine Möhre aus der Küche, einen alten Zylinder aus der Verkleidungskiste und ein paar schwarze Steine. Das Gesicht war also fertig. Während Robin anschließend noch einen alten Besen suchte, formte Martin zwei Arme und setze sie so an, dass sie nicht abrutschen konnte. Der Besen wurde so befestigt in einem der Arme, dass er nicht umfiel.
„Fertig!“

, riefen Robin und sein Papa und klatschten sich in die Hände. In dem Moment, kam Monika aus dem Haus. Mit einer Kamera in der Hand winkte sie ihnen zu. Robin und Martin stellten sich neben den Schneemann und grinsten.
„Das ist festgehalten. Kommt rein, der Kuchen ist fertig.“

, reif sie den beiden Männern zu und verschwand wieder im Haus.
Martin folgte seiner Frau und Robin blieb noch einen Moment draußen bei seinem Schneemann.
Heute Nacht hab ich so doll gehofft, dass es schneit, dachte er glücklich, und jetzt schneit es.
Er sah nach oben und freute sich wie ein kleiner Schneekönig über die vielen dicken Flocken, die noch immer vom Himmel fielen.
Als seine Mama nach ihm rief, wollte Robin gerade losgehen, als ein Wort ihn umdrehen ließ: „Robin!“


Robin traute seinen Ohren nicht. Hatte der Schneemann gerade mit ihm gesprochen?

Das konnte nicht sein. Wieder drehte er sich um. Doch erneut wurde sein Name genannt.
„Herr Schneemann, kannst du reden?“

, fragte er diesen neugierig und beäugte ihn kritisch. Das konnte doch nicht real sein.
Ich träume

, dachte Robin und blieb aber an Ort und Stelle stehen.
„Ganz recht, kleiner Robin. Du hast richtig gehört.“


„Aber..“

, stotterte Robin und konnte es immer noch nicht fassen.
„Du wunderst dich?“

, fragte der Schneemann und lächelte den kleinen Robin wissend an.
„Ja.“

, antwortete Robin und rieb sich die kleinen Kinderaugen.
„Schneemann du kannst reden.“


„ja, das kann ich. Du träumst nicht.“


Robin ging auf den Schneemann zu und umarmte ihn. Er war das glücklichste Kind auf der Welt und glaubte an Wunder wie diese.
„Du bist noch eines der Kinder, das an uns glaubt. An den Nikolaus und den Weihnachtsmann, den Osterhasen und sprechende Schneemänner. Behalte deinen Glauben, denn uns gibt es wirklich, wie du siehst.“


„Keine Angst, Herr Schneemann. Ich weiß, dass es euch gibt.“

, flüsterte Robin und sah mit seinen Kinderaugen in die Augen des Schneemanns.
„Robin, kommst du rein? Wir wollen jetzt Kuchen essen.“, rief Monika an der Gartentür und verschwand wieder im Haus.
„ich komme Mama. Tschüss lieber Schneemann. Ich komme gleich wieder raus. Versprochen.“


Mit den Worten ließ er den lieben Schneemann los und ging zur Tür. Doch sah er sich noch einmal um und der Schneemann zwinkerte ihm zu und erstarrte dann wieder. Erst als Robin wieder in den Garten kam, erweckte er wieder zum Leben und erzählte dem kleinen Robin viele unglaubliche Geschichten. Geschichten vom Weihnachtsmann und seinen Elfen.

Zwei Tage später, es war Heilig Abend, stand der Schneemann noch an Ort und Stelle und war noch kein bisschen geschmolzen. Schließlich waren die Temperaturen nicht hochgegangen und der Himmel hing noch immer voller Schnee.
Robin, der so auf den Schnee gehofft hatte, war jeden Tag draußen zu finden. So auch am gestrigen und heutigen Tag.
Seinen Eltern hatte er erzählt, dass der Schneemann sprechen konnte. Und er hatte sie mit nach draußen genommen. Doch hatten sie den Schneemann nicht gehört. Sie glaubten nicht mehr an den Weihnachtsmann, den Nikolaus, den Osterhasen oder auch die Zahnfee. Auch an sprechende Schneemänner konnten sie nicht glauben.
Robin begriff in seinem jungen Alter nicht, warum nur er den Schneemann sprechen hören konnte und seine Eltern nicht. Er glaubte an den sprechenden Schneemann, den er noch am Abend „Heinsi“ getauft hatte. Der kleine Robin verlor seinen Glauben an solche Art von Wunder nicht. Nein, er glaubte lange Zeit daran. Doch verlor er gegenüber anderen kein Wort darüber. Sie würden ihm nicht glauben. Ebenso wenig wie seine Eltern. Robin aber vergaß den sprechenden Schneemann und dessen wundersamen Geschichten niemals.

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Tag der Veröffentlichung: 11.12.2011

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