Was sollte ich tun?
Sollte ich mich weiter von den anderen fertig machen lassen?
Ich fühlte mich in eine Ecke gedrückt, ohne einen Ausweg ausmachen zu können.
Wie sollte ich nur reagieren?
Konnte ich wirklich ewig so weitermachen wie bisher?
Immer blieb ich ruhig, ohne zu zeigen wie ich mich innerlich darüber aufregte und brodelte. Ohne zu zeigen, wie verletzt ich eigentlich war, von dem was die anderen mit mir machten. Es grenzte schon an pures Mobbing. Ich hatte keine Lust mehr. War wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbrechen und konnte doch nichts tun. Ich konnte ja doch nichts ausrichten. Zumindest nicht gegen eine ganze Gruppe von Möchtegern Schönheiten, die locker in der Überzahl waren. Ich war leer. Ausgesaugt. Verletzt und traurig.
So fühlte ich mich und das ging bisher oft so. So gut wie jeden Tag, seit ich die Schule gewechselt hatte, weil meine Eltern sich beruflich verändert hatten. Mein Name ist Lizzy. Ich bin eigentlich ein ganz normales Mädchen und das ich hübsch bin kann ich auch nicht gerade von mir behaupten. Ich bin einfach ich und genauso angezogen wie die anderen auch. Bloß mache ich irgendetwas falsch. Nur weiß ich nicht, was genau ich falsch machte. Statt mir offen zu sagen, was so falsch mit mir ist, wird über mich gelästert, werde ich beleidigt und verletzt. Und ich? Ich reagiere schon gar nicht mehr. Fraß all den Hass in mich hinein. Ich weiß das ist nicht gut. Das sagen zumindest alle. Doch ich versuchte erst gar nicht mich wirklich zu wehren. Ließ alles passieren, in der Hoffnung, dass es irgendwann einmal aufhören wird.
Jetzt stand ich wieder in dieser Ecke und die anderen lassen mich nicht raus. Erst da kam eine rettende Hand genau aus der Mitte, die anscheinend meine suchte und mich hoffen ließ, dass alles besser werden würde.
Ich ergriff die Hand und ließ sie nicht mehr los. Nach und nach wurde ich aus dem Kreis gezogen. Komme raus, aus dem Kreis von den größten Angeberinnen unseres Jahrgangs, denen die Kinnlade herunter fiel, als sie sahen, wer mich aus der Ecke gezogen hat. Es war Mike. Wie auch die anderen, wunderte ich mich, dass ausgerechnet er mir wieder half, wo ich ihn doch nie beachtete und ihn links liegen gelassen hatte. Aber ab heute ändert sich das, beschloss ich. Schließlich hatte er mir nicht nur einmal geholfen. Auch aus anderen Sachen hatte er mich rausgeholt. Und ich hatte ihm nie gedankt und ihn stattdessen immer nur verletzt. Dabei wollte er mir doch nur helfen. Doch ich konnte nicht anders. Irgendwie musste ich meine Wut immer an ihm auslassen. Aber heute nicht. Heute war ein ganz besonderer Tag. Ein Tag, an dem sich alles wandelt. An dem ich meine Meinung ändere und mir vornahm mich dem Menschen, der mir so oft geholfen hat, ein wenig zu öffnen und ihn weniger zu verletzen.
„Danke.“, murmelte ich. „Kein Ding!“, antwortete er cool und legte mir seinen linken Arm um die Schulter. Dann gingen wir zusammen zum Fenster und ließen uns von den anderen nicht stören. Es war echt der Hammer was gerade passierte. Dabei habe ich ihn so oft verletzt und dennoch ist es ausgerechnet er, der mir aus allen möglichen Situationen heraus half und das immer und immer wieder.
Vergessen ist die Szene von vorhin, als ich noch hilflos in der Ecke gestanden und nur darauf gewartet hatte, dass der Unterricht endlich anfing.
„Wieso...wieso hilfst du mir immer?“ „Wieso? Weil du mir wichtig bist. Ich liebe dich. Hast du das nicht gemerkt? Ich hab dich doch nicht umsonst so oft aus irgendwelchen brenzligen Angelegenheiten rausgeholt. Doch statt mal etwas Nettes zu sagen, hast du mich nur verletzt. Genauso wie die anderen dich.“ „Ich weiß. Es tut mir leid. Wirklich.“ „Ich weiß.“ „Ich muss dir was sagen. Ich liebe dich auch... und das schon lange.“, murmel ich mit gesenktem Kopf. War das wirklich ich, die da sprach? Ich hatte mich nie getraut es ihm zu sagen. Nie. Warum jetzt? Und warum ging es mir so einfach über die Lippen? Mike schaute mich überrascht an. „Und das ist jetzt kein Scherz?“ „Nein.“ Mit einem Seitenblick auf unsere Superclique hob Mike meinen Kopf sanft wieder an, sodass ich ihn ansehen musste. Dann neigte er seinen Kopf zu mir herunter, wendete sich dann voll und ganz mir zu und küsste mich. Es war ein wundervolles Gefühl. 1000 Feuerwerkskörper explodierten in mir. Und unser erster Kuss fand ausgerechnet vor den Augen aller anderen statt. Doch es störte mich nicht weiter. Vorbei war die Zeit mit dem Mobbing. Vorbei war die Zeit der schüchternen kleinen Lizzy, die sich nicht wehrte. Ab heute würde ich es tun. Ab heute machte ich nicht mehr mit. Fraß nicht mehr allen Hass und allen Ärger in mich hinein.
Dieser Vorsatz würde bleiben, denn heute erst habe ich erkannt, wer mich unterstützte und mir aus allen brenzligen Situationen heraus half und mich nie verspottet hatte. Immer wieder hatte Mike mir geholfen und immer hatte ich ihn von mir gestoßen. Endlich hatte ich erkannt, dass er die Person war, die mich die ganze Zeit gehalten hatte, wenn auch nicht wirklich, sondern ich hatte innerlich gewusst, dass er immer für mich da war und auch in Zukunft noch da sein würde. So hatte er mir irgendwie geholfen, den ganzen Scheiß, ohne zu explodieren zu überstehen. Das war zumindest das, was ich dachte.
Ohne weiter darüber nachzudenken erwiderte ich jetzt seinen Kuss, schlang meine Arme um ihn und ließ mich innerlich fallen. Als wir uns wieder voneinander lösten, sah auch er, dass alle anderen uns noch immer beobachteten. „Was dabei?“,fragte er in die Runde und wendete sich dann wieder mir zu und wir küssten uns schon wieder. „Das kannst du nicht machen!“, schrie Ela in dem Moment. Ela war seine Ex und die oberste der Clique der Angeberinnen. Sie km von ganz hinten und marschierte durch den Gang, den ihre restliche Clique jetzt vor ihr bildete. Mike löste sich wieder von mir und funkelte sie wütend an. „Was kann ich nicht? Jemanden anderes lieben als dich? ….. doch das kann ich!“, sagte Mike ruhig aber bestimmt. Dann drehte er sich wieder mir zu, strich mit der Hand über meine Wange und legte meine langen braunen Haare nach vorn. „Alles wieder in Ordnung?“ „Ja.“ „Hör zu. Wir schaffen das gemeinsam. Ich weiß auch, wie du dich innerlich fühlst. Ich weiß, dass du kurz davor bist zu explodieren. Aber glaube mir: Wir schaffen das nur zusammen. Ich helfe dir da raus.“ Ich war sprachlos. Unfähig etwas zu sagen. Der heißeste Junge der Schule ist nun mit mir zusammen und sagte mir, dass er mir helfen wird. Ist das ein Traum oder ist es tatsächlich Wirklichkeit? Ich konnte es noch immer nicht glauben.
Ein zweites Mal nahm ich mir heute vor, nicht mehr auf die Bemerkungen der anderen einzugehen und das Leben endlich zu genießen. Und das mit Hilfe und Unterstützung an meiner Seite. So, wie es eigentlich schon lange hätte sein können.
Wenn ich so überlegte, wie schnell sich die Situation geändert hat, fragte ich mich ernsthaft, ob ich hier an dieser Schule irgendwann wieder in solch einer Situation stecken würde und ob wieder solche hässliche Sachen über mich gesagt und verbreitet wurden. Doch jetzt machte ich eine Pause und beschloss mich später damit zu befassen um jetzt den Augenblick zu leben. Wie meine Tante es immer zu sagen pflegt.
In dem Moment kam Herr Meier um die Ecke und schloss uns die Klasse auf. Nach einander folgten wir ihm hinein. Kaum betrat ich den Raum, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Vorne an der Tafel stand in dicken roten Buchstaben: „Lizzy, die Dümmste der Dümmsten. Die schlimmste Heulsuse unter vielen.“ Das war zu viel für mich. Ich ließ Mikes Hand los und rannte aus dem Raum. Rannte weiter über den Flur, die Treppe hinunter, durch die Pausenhalle, über den Schulhof und raus aus dem Schultor. Dort ließ ich mich auf die am nächsten stehende Bank fallen und weinte. Weg waren all die guten Vorsätze. Weg war das so wundervolle Gefühl. Es war alles weg. Außer der Gedanke an Mike. Der blieb. Er war der einzige der mich davon abhielt von hier abzuhauen. Das ist nämlich genau das, was ich am Liebsten gemacht hätte. Abhauen. Irgendwohin, wo sie mich alle in Ruhe lassen würden.
Wie konnten Menschen nur so grausam sein und andere auf solche eine Art und Weise immer wieder verletzen? Immer und immer wieder. Wie konnten sie so etwas mit ihrem Gewissen vereinbaren?
Da dachte ich vorhin doch noch, dass durch Mike alles besser wäre und das auf die Minute genau. Aber da hatte ich mich wohl eindeutig getäuscht. Obwohl. Wenn ich jetzt so darüber nachdachte, musste der Schriftzug ja auch schon vorher auf der Tafel gewesen sein. Der war nicht am Anfang der Stunde erst auf die Tafel geschrieben worden. Aber dennoch. Es verletzte und tat einfach weh. Immer schon war ich die Zielscheibe von allen gewesen. Für alles was ihnen vor die Nasen kam. Als ich zur Klasse hoch schaute, sah ich Mike durch das Fenster auf mich herunter schauen. Er hatte die Hand ans Fenster gepresst und sah so verständnisvoll und besorgt aus, so wie ich es von hier aus beurteilen konnte. Ich senkte meinen Blick um meine Tränen vor seinen verständnisvollen und besorgten Augen zu verbergen. Als ich dann wieder nach oben schaute, war er nicht mehr da. Wahrscheinlich musste er sich zurück auf seinen Platz setzen, wie Herrn Müller es ihm aller Wahrscheinlichkeit nach gesagt hatte. Jetzt schaute ich in den Himmel. Kein Wölkchen war dort zu sehen. Nur die Sonne.„Na toll. Jetzt sitze ich hier wie ein Häufchen Elend. Ich bin so ein Feigling!“ „Ach Quatsch. Du bist kein Feigling. Nur weil du weggelaufen bist, heißt das noch lange nicht, dass du ein Feigling bist.“, ertönt es jetzt hinter mir. Diese Stimme erkannte ich sofort. Er hatte sich nicht hingesetzt, sowie ich es vermutet hatte, als er auf einmal vom Fenster weg war. Er war zu mir gekommen. Ich drehte mich zu ihm um. „Danke.“ Dann klopfte ich auf den freien Platz neben mir. Er kam um mich herum und setzte sich neben mich. „Das ist nicht einfach, oder?“ „Nein. Überhaupt nicht.“ , antwortete ich ihm. Er strich mir sanft über den Rücken und sah dann nach oben. „Schau mal. Da stehen die alle und gucken zu uns runter. Selbst der Meier.“ „Ja. Selbst der. Lehrer müssen aber auch alles wissen!“ „Lehrer sind auch nur Menschen. Genauso wie du und ich.“ „Womit du eindeutig Recht hast.“ Wieder beugte er sich zu mir hinunter und küsste mich. Wie vorhin. Und wieder explodierte ein Feuerwerk in mir und die innere Wärme und Sicherheit kamen auf einen Schlag wieder. Er gab mir Kraft. Und die brauchte ich dringend. Ich musste lernen, mich in solchen Momenten zu kontrollieren. „Lass uns wieder nach oben gehen.“ „ok.....“, murmelte Mike in mein Ohr, griff nach meiner Hand und zusammen gingen wir zurück zu unserem Klassenraum. Als wir in der Klasse ankammen saßen schon wieder alle an ihren Plätzen. Der Schriftzug, der vorhin noch auf der Tafel gestanden hatte, war schon weggewischt worden. Da Mike und ich beide bisher jeweils alleine an einem Zweiertisch gesessen hatten, setzte ich mich jetzt zu ihm nach hinten. Als wir unsere Sachen rausholten und wie die anderen aufstanden um Herrn Müller zu begrüßen, wendeten sich endlich alle um und beachteten uns nicht mehr. So ging es dann die ganze Unterrichtsstunde. Nur ab und zu wendete sich noch jemand zu uns um und guckte komisch. In der nächsten großen Pause guckten dann auch die Leute aus den Parallelklassen verwundert und die, die mich nicht unterdrückt und gemobbt hatten, freuten sich sogar für mich. Endlich war ich auch mal an der Reihe mit dem Glück. Mal schauen was heute noch so passierte. Vielleicht hatte ich heute ja noch mehr Glück. Da war ich echt gespannt. Als wir uns auf dem Schulhof dann in eine einsame Ecke verzogen um miteinander zu reden, schauten noch immer einige skeptisch und verwundert. „Meinst du, ich werde meine Rolle als „Loser der Schule“ wieder los?“ „Ja bestimmt. Bloß dauert es bestimmt noch ein bisschen, bis du sie endgültig los bist.“ „Hm...ich kann es immer noch nicht glauben. Heute Morgen noch war ich der größte Loser und dann rettest du mich zum wiederholten Male und dann glätten sich die Fugen. Ich glaub ich wollte es gar nicht sehen, dass du es jedes Mal warst, der mich gerettet hat.“ „Das ist vorbei. Wir schaffen es zusammen.“ „Ich dachte immer du wärst das größte Arsch, weil du der beliebteste Boy der Schule bist und das obwohl du mir so oft geholfen hast.“ „Ich glaube da hast du falsch getippt. Eigentlich bin ich gar nicht so, wie die anderen es glauben. Aber ich denke das weißt du jetzt?“ „Ja.“ Dann küsste er mich wieder. Ich kam mir vor wie Aschenputtel. Vom Loser zur Freundin des beliebtesten Jungen der Schule. Das war doch mal was, oder? Wie hatte er es bloß geschafft so beliebt zu bleiben obwohl er mir andauernd geholfen hat? Dem schwarzen Schaf der Schule? Wie machte er das? Die und noch weitere Fragen gingen mir jetzt durch den Kopf und verschwanden genauso schnell wieder, wie sie gekommen waren.
Jetzt ist erst der Kuss und das hier und jetzt wichtiger. Nach dem wir uns wieder von einander gelöst hatten, klingelte es leider schon zur dritten Stunde. Die anderen blickten noch immer verwundert, als wenn sie es genauso, wie ich auch noch nicht glauben konnten, was da gerade mit mir und Mike geschah. Es war echt wie im Märchen. Und es fühlte sich gut an.
Als der Schultag sich nach und nach dem Ende zu neigte und die Schulglocke das letzte Mal für heute den Schluss einer Schulstunde bekannt gab, rannte ich Hand in Hand mit Mike zum Bus. Wir kamen zum Glück beide aus der gleichen Ecke, bloß hatte ich immer weiter vorne und er hinten gesessen. Heute war das, wie alles andere auch, total anders. Heute saß ich mit ihm hinten. Und die anderen, die sonst auch noch hinten saßen guckten genauso wie die Möchtegern- Schönheiten heute Morgen: überrascht und verwundert. Doch sie beachteten uns nicht weiter. „Wieso ausgerechnet heute? Ich verstehe das nicht. Sonst war das doch auch anders.“, murmelte ich. „Ich glaube, heute hast du endlich erkannt, dass es auch Menschen gibt, die dich weder hassen noch verletzten und mobben. Es gibt auch Menschen wie mich. Die das Positive in den anderen sehen. Wie ich in dir. Ich mag und liebe dich einfach, weil du so anders als die anderen bist. Du bist zierlich, verletzlich und doch auch irgendwie stark. Du bist etwas ganz Besonderes.“ Ich wusste nicht was ich sagen sollte und nickte einfach nur. Wir küssten uns wieder und es war der letzte Kuss für heute, denn ich musste gleich aussteigen. Ich nahm meine Sachen und wollte schon zur Tür gehen, doch Mike zog mich noch mal an sich und küsste mich noch mal. Wieder explodierte alles in mir und es kribbelte. Dann musste ich aussteigen. Ich drehte mich noch einmal zu ihm um, schaute dem Bus nach und lief nach Hause.
Zu Hause beschäftigte ich mich dann mit den Fragen, die ich mir selbst gestellt hatte und war froh meine Eltern mal nicht anlügen zu müssen. Denn heute war der Tag echt super gewesen. Und das, obwohl der Morgen genauso mies angefangen hatte wie sonst auch. Glücklich aß ich mein Essen und verzog mich dann auf mein Zimmer ohne meinen Eltern zu erklären, warum ich heute so mega gut gelaunt nach Hause kam. Oben schmiss ich mich auf mein Bett, schnappte mir meine Fernbedienung von meiner Stereo- Anlage und machte Musik an. Dann lehnte ich mich gemütlich zurück und dachte nach. Doch ich konnte einfach keine Antwort darauf finden, warum Mike so beliebt war und mir, dem schwarzen Schaf, half. Ich würde ihn wohl selbst fragen müssen. Und auch bei den anderen Fragen, fand ich entweder keine, oder gleich mehrere Antworten. Ich musste ihn wirklich nach seinem Erfolgsrezept fragen. Wobei. Er ist glaub ich immer er selbst. Verstellte er sich gegenüber den anderen? Oder war er immer so, wie er auch zu mir ist?
Ich musste ihn fragen. Das war das einzige, was eigentlich sinnvoll war. Ich griff mir also das Telefon und rief bei ihm an. Nach dem vierten Klingeln ging er endlich ran. „Mike Orlando am Apparat.“ „Hey... ich bins Lizzy.“ „Hey.... na...wie geht’s dir?“ „gut. Auf jeden Fall besser als sonst. Weißt du was mir eingefallen ist?“ „Nein, was denn?“ „Ich glaube, ich bin so jemand wie Aschenputtel. Vom schwarzen Schaf zu einem Mädchen, dessen Freund der heißeste Typ der Schule ist.“ „So in etwa.“ Ich hörte, dass er grinste. „Auf jeden Fall ein guter Vergleich. Das hätte aber auch schon viel früher der Fall sein können.“ „Ja...ich weiß.“, murmelte ich und musste lachen. Weshalb auch immer. Ihm erging es wohl nicht viel besser, denn auch er war am Prusten. Als wir uns wieder beruhigt hatten, fragte ich ihn die Sachen, die ich mir nicht erklären konnte. Er antwortete wie ich schon vermutet hatte damit, dass er immer, und es sei wirklich egal wann, er selbst sei und sich von den anderen nie verbiegen ließ. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich vor versammelter Menge zu dir stehen kann. Das ist der Grund, weshalb ich immer auf dich gewartet habe. Auf den Moment, an dem du erkennst, dass wir zusammengehören. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich dich liebe.“ „Du bist aber sehr romantisch.“, grinste ich und mir fielen meine Fehler auf. Ich war nicht so selbstbewusst. Das Einzige was ich wollte war, den anderen so gut es eben ging, alles Recht zu machen. Ich habe mich von ihnen benutzen und verbiegen lassen. Jetzt, wo er es sagte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Was ist mit dir....wieso sagst du nichts mehr? Ich hab dich gerade etwas gefragt.“ „Oh...entschuldige. Ich war gerade völlig in Gedanken versunken, denn mir ist aufgefallen, was ich die ganze Zeit falsch gemacht habe. Ich habe mich von den anderen herum schubsen und verbiegen lassen, nur um es möglichst allen Recht zu machen. Doch das kann gar nicht klappen, denn man kann es gar nicht allen auf einmal recht machen. Ich glaube ich wollte einfach nur dazu gehören und habe es aber falsch angepackt. Ich hätte einfach zu mir selbst stehen müssen und selbstbewusst ins Leben reingehen sollen.“ „Ja genau. Das ist das, was ich bei dir erreichen wollte.“ „Danke.“ „Wofür? Nur dafür, dass ich dir die Augen geöffnet habe?“ „Ja. Treffen wir uns gleich?“ „Klar, können wir machen.“ „Ich geb dir ein Eis aus. Das muss nämlich gefeiert werden und danach gehen wir zusammen shoppen.“ „Jawohl Ma'am!“ „Quatsch nicht.“, lachte ich. „Aber werde bloß nicht wie die anderen Zicken und Möchtegern- Schönheiten. Denn ich liebe dich wie du bist und nicht anders. Und ich möchte nicht so eine Zicke als Freundin haben.“ „Nein. Nie im Leben. Ich bin ich und kein anderer!“ „Richtig.“ „Okay...aber lass uns Eis essen gehen!“ „Ok....Ich hol dich ab.“ „Danke.... ich liebe dich.“ „Ich dich auch.“
Durch diesen einen Tag hat sich mein ganzes Leben geändert. Ich wurde über die nächsten Wochen vom kleinen schwarzen Schaf zu einer selbstbewussten Persönlichkeit, die sich endlich gegenüber anderen durchsetzen konnte und die sich nicht mehr verbiegen lies nur um anderen zu gefallen. Und mein Wandel, der hatte auch andere dazu bewogen, mich zu fragen, ob wir mal etwas zusammen machen wollten. Es waren ausgerechnet die Leute, die mich vorher wie keine anderen gemieden hatten und denen es peinlich war, überhaupt in meiner Nähe zu stehen.
Mike und ich waren auch noch lange zusammen und er unterstützte mich wo er nur konnte und ich ihn. Wir ergänzten uns echt perfekt und wurden beim Abschlussball unserer Schule auch zum Ballkönigspaar gekürt. Allein dieser Tag hat also viel Positives in sich und man sieht wie schnell sich das Leben durch solche Sachen ändern kann.
Tag der Veröffentlichung: 27.05.2010
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