Dear Diary....
Crystal
Ich hatte nie groß darüber nachgedacht, wie ich sterben würde. Aber anstelle von jemandem zu sterben, den man liebt, scheint mir ein guter Weg zu sein, um zu gehen.
Zitat Bella: Twilight
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Ich liebe den Tau auf den nassen Blättern, die ersten Sonnenstrahlen, die sich durch die Bäume kämpfen, das zwitschern der Vögel. Der Wald ist mein Zuhause. Er ist der Ort der Ruhe und der Nachdenklichkeit. Ich liebe das viele grün über alles.
1865:
„Crystal, komm schneller! Du kriegst mich nie!“, ich lache und laufe ihr ausgelassen hinterher. Das lange Haar weht hinter ihr her, ihr blaues Kleid leuchtet immer wieder durch die Bäume auf. Es hat gestern geregnet, alles ist nass. Kurz bleibe ich stehen, um richtig durchzuatmen. Ich schaue nach oben, die Sonne scheint auf mich herab und lässt mein kastanienbraunes Haar leuchten. Ich lache. Ann steht plötzlich auch neben mir.
„Ich werde es hier vermissen!“, plötzlich sieht sie sehr traurig aus. Schnell schlinge ich meine Arme um sie. Sie soll nicht traurig sein. Ann umarmt meine Taille, weiter kommt sie noch nicht. Ich kniehe mich neben sie.
„Ann, alles wird gut! Wir drei schaffen das. Du musst mir vertrauen.“ Sie sieht mich mit ihren riesig großen Augen traurig an, ich halte es nicht aus, wenn sie traurig ist. Meine kleine Schwester drückt ihren Kopf gegen meine Brust, fast bekomme ich keine Luft, die Corsage raubt mir den Atem. Ich stehe wieder auf. „Komm, Ann, wir müssen los, sonst kommt Vater noch nach Hause vor uns“. Vor unserer kleinen Hütte steht schon Mutter und sieht uns besorgt an. Sie hat bereits unser Pferd gesattelt und bepackt. Alle Sachen sind schon zusammen. „Ihr seit viel zu spät, Crystal, habe ich euch nicht gesagt, ihr sollt schnell wieder kommen, bevor Vater wieder da ist.“
Doch er es ist zu spät, er kommt um die Ecke gewankt. Er war im Wirtshaus und riecht stark nach Alkohol. Schnell setzt meine Mutter Ann aufs Pferd und will, dass ich mich dazusetzte. „Nein“, schreie ich. „ich komm schon alleine zurecht.“ Meine Mutter sieht mich angsterfüllt an, dann schwingt sie sich zu meiner Schwester auf das Pferd und reitet in vollem Galopp davon. Ich habe die beiden nie wieder gesehen.
Mein Vater sieht wütend aus, er weiß genau, dass die beiden nie wieder kommen werden. Wir wollten ihn verlassen. Wir haben ihn nicht mehr ausgehalten, er hat uns alle grün und blau geschlagen, wenn er betrunken war.
Ich weiß genau, dass ich das richtige tue, langsam gehe ich auf ihn zu, er darf nicht auf die Idee kommen, meiner Mutter und meiner Schwester zu folgen. Schließlich haben wir noch ein zweites Pferd. Ich muss den beiden Zeit verschaffen, damit sie in Sicherheit kommen.
Er sieht mich wütend an, viel zu spät sehe ich, wie er ein Messer zückt. Wir sind nur mehr ein paar Meter voneinander entfernt. Ich habe mich bereits mit meinem Schicksal abgefunden. Das Messer bohrt sich durch meine Corsage in meine Brust. Ich habe es gewusst, und es ist okay. Mit dem Rest habe ich allerdings nicht gerechnet.
Crystal's Vater
Ich habe große Probleme damit, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen, gerade hat mich meine ganze Familie verlassen. Meine Tochter ist tot. Irgendwie muss ich ihren Leichnam loswerden. Ich werfe ihren toten Körper in der Nacht in das Moor. Hier wird sie niemals jemand finden. Niemand wird sich trauen, es auch nur zu betreten, zu viele schreckliche Sagen gibt es. Die Menschen haben Angst, und das ist mein Glück.
Erneuert benütze ich mein Messer, diesmal um mir selbst ein Ende zu setzen.
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*Das, was dem Leben Sinn verleit, gibt auch dem Tod Sinn.*
Antoine de Saint-Exupéry
FORTSETZUNG FOLGT
Tag der Veröffentlichung: 07.05.2011
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