Roman von Carrie White
Ich werde dich immer lieben
Zum Inhalt der Geschichte: Auf einer Party lernt Michael Sullivan die attraktive Elizabeth Winters kennen und verliebt sich in sie. Sechs Monate später beschließen sie zu heiraten. Doch eine Woche vor der Hochzeit bekommt Michael plötzlich eine Email.....
Michael saß vor dem PC und starrte auf die Worte die auf den Bildschirm standen.
Liebster Michael
Ich muss dich dringend sprechen. Kannst du heute um 15Uhr ins Cafe Melchior kommen? Es ist sehr wichtig.
Sharon
Sharon. Michael schloss die Augen und sah die Frau vor sich, die er vor fünf Jahre hatte heiraten wollen. Er hatte sie über alles geliebt und war überglücklich gewesen, als sie seinen Heiratsantrag angenommen hatte. Aber sein bester Freund hatte ihn gewarnt. Hatte ihm gesagt, dass Sharon ihn nur wegen seines Geldes heiraten wollte. Dass sie bereits zweimal verheiratet gewesen war und beide Männer auf unerklärliche Weise ums Leben gekommen waren. Und Sharon hatte beide Male ein beträchtliches Vermögen geerbt. Aber Michael hatte alle Warnungen in den wind geschlagen, denn er liebte Sharon. Doch eine Woche vor der Hochzeit war er früher nach Hause gekommen, hatte Lachen aus dem Schlafzimmer gehört. Leise hatte er die Tür geöffnet u und sie gesehen. Sharon in leidenschaftlicher Umarmung mit einem anderen Mann. Sharon hatte plötzlich leise aufgeschrieen, weil sie ihn entdeckt hatte und Entsetzen war in ihr Gesicht getreten. Panikartig hatte sie das Bett verlassen hatte Michael gesagt, dass sie doch nur ihn liebe und dass es nur ein Ausrutscher gewesen war. Aber Michael hatte ihr nicht geglaubt, hatte den Ring vom Finger gezogen auf den Tisch gelegt und dann das Haus verlassen. Als er abends zurückkam war Sharon fort. Der Schrank war leer gewesen und der Safe hinter der Wand auch. Doch der Verlust seines Geldes hatte ihn nicht so sehr geschmerzt, wie ihr Verrat und ihr Betrug....
Und jetzt schrieb sie ihm eine E Mail, weil sie ihn wieder sehen wollte. Aber warum? Nach fünf Jahren ? Sollte er zu diesem Treffen gehen? Oder die Nachricht ignorieren? Aber konnte es nicht sein, dass Sharon sich dann an Elizabeth wandte? Ihr vielleicht weismachte, dass sie seine Geliebte war? War es nicht besser ihr die Nachricht zu zeigen? Nein. Er würde hingehen und herausfinden was Sharon wollte. Michael löschte die Nachricht....
…
Michael betrat das Cafe Melchior und entdeckte Sharon sofort. Er ging zu dem Tisch an dem sie saß und kurz bevor er sie erreichte, drehte sie sich um.
"Hallo Michael. Ich bin froh das du gekommen bist."
Michael setzte sich. "Was willst du Sharon? Warum tauchst du so plötzlich in der Stadt auf? Und wieso willst du mich sprechen?"
Sharon legte ihre Hand auf seine. "Es tut mir alles leid, was damals passiert ist. Michael, du musst mir glauben ich..."
"Schon gut. Ich will davon nichts hören. Sag mir was so wichtig ist und dann werde ich gehen."
Sharon biss sich auf die Lippe und zog ihre Hand so abrupt von seiner zurück, dass ihre langen Fingernägel blutige Kratzer hinterließen. Sie wollte etwas sagen, aber in diesen Moment trat die Kellnerin an den Tisch und sie gaben ihre Bestellung auf. Als sie gegangen war, sagte Sharon" Also gut Michael. Es geht um meine Tochter: Sammy Jo.. sie ist fast fünf Jahre alt und ich möchte, dass du dich um sie kümmerst. Ich werde heiraten und mein zukünftiger Ehemann... er mag keine Kinder und er will nur mich alleine. Wir wollen reisen ... viel reisen.. des.."
"Was?", unterbrach Michael die junge Frau ungläubig. "Was soll das heißen, ich soll mich um deine Tochter kümmern? "
"Sie ist auch deine Tochter. Michael, Sammy Jo ist dein Kind."
"Meine Tochter? Was macht dich da so sicher? Du hast mich damals betrogen. Wieso kann nicht der andere Kerl der Vater sein?"
"Ich hatte kurz nach unser Trennung einen Unfall und bei der Untersuchung im Krankenhaus wurde festgestellt, dass ich schwanger war.. im zweiten Monat. Ich habe nur einmal mit Brian geschlafen."
"Ja, und dieses eine Mal war das Ende unserer Liebe. Du hast nicht damit gerechnet, dass ich früher nach Hause kommen würde, nicht wahr? Wir hätten geheiratet trotz deines Betruges. Es war doch nur das Geld, nicht wahr? Willst du jetzt auch Geld?"
"Nein. Ich möchte nur, dass du Sammy Jo zu dir nimmst. Du bist ihr Vater. Wir können einen Test machen lassen, der es beweist."
"Du gibst dein Kind weg, weil du einen Mann heiraten willst, der keine Kinder mag und verlangst von mir, dass ich es zu mir nehme?"
"Ich liebe diesen Mann. Ich bin sicher, du wirst ihr ein guter Vater sein und sie mehr Lieben als ich es je konnte."
"Ja, davon bin ich überzeugt. Denn wenn du sie lieben würdest dann würdest du diesen Mann verlassen und nicht dein Kind."
"Ich werde auch heiraten, Sharon meine Verlobte wird nicht begeistert sein, wenn sie erfährt, dass ich wahrscheinlich ein fast fünfjähriges Kind mit in die Ehe bringe."
"Lerne sie kennen, Michael. Bitte."
Sharon griff in ihre Handtasche, zog eine Karte raus und legte sie vor Michael hin. Ihre Adresse stand drauf.
"Na, schön. Ich komme am Samstag. Elizabeth hat einen Frisörtermin. Ich werde ihr alles erzählen, denn ich möchte nicht, dass eine Geheimnis zwischen uns steht."
Michael sah nicht das Aufblitzen der grünen Augen. Er trank einen Schluck Kaffe und sagte dann: " Ich komme gegen elf." Er stellte die Tasse ab, legte einen Geldschein auf den Tisch , steckte die karte ein und stand auf.
"Es ist wahrscheinlich besser, wenn die Kleine zu mir kommt. Denn die andere Alternative wäre ein Heim, nicht wahr?"
Ohne Sharons Antwort abzuwarten ging Michael zum Ausgang....
...
Elizabeth lehnte sich in ihrem Sessel zurück "Du hast ein Kind?"
"Ja. Aber ich wusste es nicht. Bis heute."
"Dann wird die Kleine zu uns kommen. Aber ich kann es nicht verstehen. Sie gibt ihr Kind weg, weil ihr der Mann wichtiger ist?"
Tränen traten in Elizabeths Augen. Er wusste warum. "Ja mein Liebling. Und diese Frau habe ich einmal geliebt, wollte sie heiraten, aber das Schicksaal hat das verhindert. Denn wäre ich an jenem Tag nicht früher heimgekommen......"
"Wann willst du zu ihr fahren?"
"Am Samstag Vormittag. Mach dir keine Sorgen, Liebes. Es kommt alles in Ordnung. Ich werde dich immer lieben und dich werde ich auch heiraten."
.....
Am Samstag um viertel vor elf hielt Michael vor den weißen Bungalow. Er war extra früher gekommen. Er stieg aus und sah wie sich die Gardine an einen der Fenster bewegte. Langsam ging er zur Tür und bevor er klingeln konnte, wurde sie geöffnet. Er trat ein und Sharon schloss die Tür führte ihn ins Wohnzimmmer. "Setzt dich doch Michael. Möchtest du was Trinken? Einen Whiskey?"
"Kein Alkohohl. Ein Kaffee wäre gut."
"Okay, Sammy Jo kommt bald. Sie ist bei ihrer Freundin drüben."
Sharon ging in die Küche und kam einige Minuten später mit dem Kaffee zurück. Sie reichte Michael einen Becher.
"Danke. Du bist alleine? Wo ist dein Verlobter?"
"Er musste beruflich nach Dallas. Aber er weiß das du heute kommst."
Michael trank ein Schluck Kaffee. Er war heiß und schmeckte etwas bitter. "Ich habe mit Elizabeth gesprochen und sie ist damit einverstanden, dass Sammy Jo zu uns kommt."
Michael stellte den Becher auf den Tisch. Sharons Gesicht verschwamm ganz plötzlich vor seinen Augen. "Was ist denn Michel? Stimmt was nicht?"
Sharons Stimme schien von weit her zu kommen. Michael zuckte zusammen, als ein heftiger Schmerz seine Brust durchfuhr.
"Dein Herz Michael? Es war wohl der Alkohohl im Kaffee? Verträgt sich nicht mit dem starken Medikament, das du nehmen musst, nicht wahr? Aber keine Sorge, Darling. Du wirst nicht sterben, nicht vor unserer Heirat und nicht bevor du dein Testament gemacht hast."
"Unsere Hochzeit?", murmelte Michael und strich sich über die Augen, als könne er dann wieder klarer sehen.
"Ja mein Schatz. Du hast richtig gehört. Ich werde diejenige sein die dich heiraten wird. Schon morgen."
"Nein, niemals Sharon! Ich...."
Michael stand auf, aber das Zimmer begann sich zu drehen, so schnell, dass er das Gefühl hatte in einem zu schnell fahrendem Karusell zu sitzen. "Was ist mit Sammy Jo? Gibt es überhaupt eine Tochter?"
Er musste sich festhalten um nicht umzukippen. "Natürlich aber sie ist bei ihrer Großmutter. Sie wird aber bei der Hochzeit dabei sein."
"Elizabeth.... sie weiß, wo ich bin.... Sie .... " Michael kam nicht weiter, seine Beine gaben nach und er ging zu Boden....
Ende 1 Teil.
Sharon beugte sich über Michael. "In zwei Tagen werde ich deine Frau. Es hat fünf Jahre gedauert, aber nun kann uns nichts mehr trennen."
Sharon lächelte griff unter Michaels Achseln und nach etlichen Minuten schaffte sie es schließlich, ihn aufs Sofa zu hieven. Es war nicht nur der Alkohol, der ihn bewusstlos gemacht hatte, sondern auch das Schlafmittel, das sie außerdem in den Kaffee getan hatte. Er würde eine ganze Weile schlafen. So hatte sie Zeit genug ihre Mutter anzurufen, der sie mitteilen würde, dass sie und Michael in vier Tagen heiraten würden. Und in ein paar Monaten würde sie wieder eine reiche Witwe sein und konnte das tun, was ihr am liebsten war: in Luxus leben. Sammy Jo würde zwar bei der Hochzeit dabei sein, aber danach auch weiterhin bei Helen bleiben,denn die Kleine war dem Leben, das sie führen wollte, nur im Weg. Und außerdem liebte die Kleine Helen, die sie für ihre Mutter hielt, über alles und Helen liebte das Kind, das bereits kurz nach ihrer Geburt zu ihr gekommen war. Und Sammy Jo dachte Sharon sei ihre Schwester. Sharon hatte sich nie um ihre Tochter gekümmert. Ihr war es immer wichtig gewesen zu reisen und das Geld, das sie von ihren beiden Ehemännern geerbt hatte, auszugeben. Doch jetzt war das Konto leer, aber sie dachte nicht daran auf ihr Luxusleben zu verzichten. Dann war ihr Michael eingefallen. Der Mann, der vor fünf Jahren ihr Ehemann, hatte werden sollen. Doch durch ihre eigene Dummheit war die Verlobung geplatzt. Bevor sie jedoch gegangen war, hatte sie doch den Safe gelehrt, der sich im Wohnzimmer hinter dem Bild an der Wand befand. Und jetzt würde sie bald wieder eine reiche Witwe sein. Sie war sich nicht sicher gewesen, dass Michael wirklich zu dem Treffen kommen würde, aber er war gekommen. Er hatte ihr geglaubt, dass Sammy Jo seine Tochter war. Davon war sie überzeugt und der Gedanke, dass sie dieses Kind wegen eines Mannes, der keine Kinder mochte, in Stich ließ, hatte ihn fassungslos gemacht und dazu beigetragen einzuwilligen, Sammy Jo kennen zulernen und sie dann zu sich zu nehmen. Es war alles so gelaufen, wie sie es geplant hatte. Jetzt war er hier und bald gehörte er ihr für immer. Zumindest so lange bis ein Unfall ihn wieder von ihrer Seite reißen würde. Ein tödlicher Unfall natürlich, so inziniert, dass es keinen Zweifel daran gab, dass es wirklich ein Unfall gewesen war. Ihre ersten beiden Männer waren ebenfalls bei Unfällen ums Leben gekommen. Doch das war sehr lange her.
Sharon sah auf ihre Uhr, es war erst halb zwölf. Noch würde Elizabeth beim Frisör sein und wahrscheinlich erst gegen ein Uhr, vielleicht auch etwas früher wieder nach Hause zurückkehren,
und sie würde höchstwahrscheinlich denken, dass Michael erst gegen Nachmittag zurückkam. Doch das war falsch. Michael war hier bei ihr und hier sollte er auch bleiben. Wenn er aufwachte, würde er keinerlei Erinnerung mehr an Elizabeth haben. Für ihn würde es nur Sharon geben und die Hochzeit am nächsten Tag. Die fünf Jahre, die würde sie aus seiner Erinnerung löschen, mit einem Medikament, das sie ihm ab jetzt bis hin zu seinem letzten Tag verabreichen würde. Ein tödliches Mittel für sein schwaches Herz und nicht nachweisbar nach seinen Tod.
Sharon ging ins Badezimmer und kehrte kurz darauf mit einer Spritze zurück. Dieses eine Mal würde sie es in seine Vene injekzieren. Aber ab morgen in sein Essen in kleinen Mengen beigeben.
Elizabeth sah auf ihre Uhr, es war fast vier Uhr Nachmittags. Wo blieb Michael? War er noch immer bei Sharon? Konnte es sein, dass er sich entschlossen hatte bei ihr zu bleiben? Das war doch nicht möglich. Sharon wollte doch heiraten. Aus diesem Grund wollte sie doch auch, dass Michael seine Tochter zu sich nahm. Aber vielleicht war es auch eine Lüge gewesen? Elizabeth schloss die Augen und dachte an Michaels letzte Worte. Er hatte ihr doch gesagt, er würde sie immer lieben und nur sie würde seine Frau werden. Sie öffnete die Augen wieder und ging zu dem kleinen Tischchen auf dem das Telefon stand. Daneben lag die Karte mit Sharons Adresse aber es stand keine Telefonnummer drauf. Kurzentschlossen griff Elizabeth nach den Autoschlüsseln und verließ das Haus...
Elizabeth stand vor dem weißen Bungalow. Michaels Auto stand nicht in der Einfahrt und auch kein anderes Auto. War er mit Sharon und Sammy Jo weggefahren? Sie drückte auf die Klingel, nichts passierte, alles blieb ruhig. "Was soll ich nur tun?", flüsterte sie und ging zu ihrem Wagen zurück. Vielleicht war Michael noch mal ins Büro gefahren. Sie stieg ein und fuhr los. Fünfzehn Minuten später hielt sie vor dem Bürogebäude in dem Michael seine Anwaltspraxis hatte, zusammen mit Robert Conners, seinem Partner und besten Freund. Elizabeth betrat das Gebäude. An der Information saß Nora. "Oh hallo, Elizabeth. Was kann ich für Sie tun?", fragte sie freundlich.
"Ist mein Verlobter Mr. Sullivan hier?"
"Nein, tut mir leid. Er war heute auch noch nicht hier."
Nora sah Elizabeth mit einen merkwürdigen Blick an. "Aber Mr. Conners ist oben."
"Oh gut, dann fahre ich hoch"...
Wenig später klopfte Elizabeth an die Bürotür und öffnete diese nach dem "Herein". Sie trat ein und schloss die Tür. Robert saß hinter seinem Schreibtisch.
"Liz, was machst denn.... Du liebe Güte ist etwas passiert?" Er stand rasch auf, kam zu ihr, nahm ihren Arm, führte sie zu einem der Sessel und drückte sie sanft hinein. Tränen liefen über ihr Gesicht, als sie alles erzählte. Robert setzte sich in den zweiten Sessel. "Sharon ist wieder in der Stadt? Und sie hat eine Tochter, die auch Michaels ist?"
"Ja, ich war bei ihrem Haus, aber es war keiner da."
"Beruhige dich doch. Vielleicht sind sie in den Park gefahren? Oder in den Zoo gegangen. Michael liebt dich, Liz, und er würde nichts mehr mit Sharon anfangen, da bin ich ganz sicher. Dann müsste sie ihn schon..." Robert hielt inne und fasste nach Elizabeth Hand. Er konnte ihr doch nicht sagen, dass er Sharon durchaus zutraute Michael gegen seinen Willen festzuhalten. Diese Frau war zu allem fähig, da war er sich sicher.
"Glaubst du, sie hat ihm etwas angetan?", fragte Elizabeth, die durchaus bemerkt hatte, dass Robert seinen Satz nicht beendet hatte.
"Ich weiß es nicht, Liz. Er wollte diese Frau einmal heiraten, aber sie hat ihn betrogen. Ich habe ihm damals gesagt, dass sie es nur auf sein Geld abgesehen hätte. Sie war bereits zweimal verheiratet gewesen und beide Männer sind bei Unfällen ums Leben gekommen und sie hatte beide Male ein Vermögen geerbt."
"Woher weißt du das, Bobby?"
"Ich kenne Sharon von früher. Ich war Trauzeuge bei ihrer ersten Hochzeit. Knapp ein Jahr nach der Hochzeit kam ihr Mann ums Leben. Zwei Jahre später habe ich aus der Zeitung erfahren, dass sie wieder geheiratet hat. Und diesmal waren es nur sechs Monate Ehe und wieder ein Unfall. Beide Männer waren sehr reich. Und dann lernte sie Michael kennen. Als er mir erzählte, dass er sie heiraten will, habe ich ihn gewarnt. Aber er hat nicht auf mich gehört. Er liebte sie. Doch dann hat er sie erwischt und die Verlobung gelöst. Sie ist abgehauen, hat aber vorher noch seinen Safe leer geräumt. Hat er dir nichts davon erzählt?"
"Nein, er hat mir nur erzählt, dass er mal mit ihr zusammen war. Dass sie ihn betrog und er die Verlobung löste: Und vor zwei Tagen hat sie ihm eine Email geschickt und um ein Treffen gebeten. Er ist hingegangen. Und da hat sie ihm gesagt, sie wolle heiraten und ihr zukünftiger Mann würde keine Kindermögen. Deshalb sollte Michael sich von nun ab um Sammy Jo kümmern, da sie auch seine Tochter sei. Ich war entsetzt, als ich hörte, dass sie ihr Kind so einfach weggeben will. Aber wir waren uns beide einig, die Kleine zu nehmen, damit sie nicht in ein Heim muss. Glaubst du, sie hat gelogen, was die Hochzeit mit diesem Mann angeht? Dass sie in Wahrheit Michael will? Ihn heiraten?" Elizabeths Gesicht wurde noch blasser.
"Nein. Er würde diese Frau nicht heiraten. Nicht aus freien Stücken. Und wie sollte sie ihn dazu bringen, es zu tun? Da müsste sie ihn schon mit der Pistole dazu zwingen. Oder ihn unter Drogen setzen."
"Ja Bobby. Du bist sicher, dass sie es tun würde nicht wahr?"
Robert nickte. Ja, er war sich sicher, dass Sharon dazu fähig war.
"Hör zu Liz, ich werde hinfahren. Vielleicht sind sie inzwischen zurück und wir haben uns unnötig Sorgen gemacht. Du fährst heim, nein, keine Widerrede, ich werde es erledigen"
"Na gut. Danke Bobby". Elizabeth gab Robert die Adresse....
Eine Viertelstunde später hielt er vor dem Haus in dem Sharon wohnte. Er stieg aus seinem Wagen und blieb einen Moment an der Gartenpforte stehen. Es stand kein Wagen in der Einfahrt und das Garagentor war geschlossen. Es konnte natürlich sein, dass der Wagen dort drinnen stand. Entschlossen öffnete er die Gartenpforte und ging den Weg zu dem Haus hoch. Er klingelte und nach zwei Minuten wurde die Tür geöffnet und er blickte direkt in das Gesicht einer jungen Frau ...
………
Elizabeth war heimgefahren. Sie saß auf dem Sofa und blickte immer wieder auf die Uhr. Es war fast fünf Uhr. Tränen liefen über ihr Gesicht, als sie an Michaels Worte dachte, die er zu ihr gesagt hatte, bevor er zu Sharon gefahren war. Sie wusste, dass er sie, Elizabeth, liebte und er würde nicht bei dieser Frau bleiben. Nicht freiwillig, aber was war mit Sammy Jo? Gab es tatsächlich ein Kind? Er war doch nur aus diesem Grund zu Sharon gefahren, wegen diesem kleinen Mädchen, dessen Mutter es nicht mehr haben wollte. Elizabeth schloss die Augen. Sie hoffte sehr, dass Robert und Michael bald zusammen zurückkamen, mit Sammy Jo......
…..
Robert trat überrascht einen Schritt zurück. Die Frau, die vor ihm stand, war nicht Sharon.
"Ja bitte?", fragte Catherine und sah Robert ungeduldig an.
"Entschuldigen Sie bitte. Mein Name ist Robert Conners. Wohnt hier eine Sharon Moore?"
"Nein, da habe Sie sich in der Hausnummer geirrt. Tut mir leid."
Robert schaute zu der Nummer hoch, die an der Hauswand stand. Dann schüttelte er den Kopf.
"Aber das ist doch die Mason Street 7755. Genau die Adresse hat man mir gegeben."
"Nun, dann hat man Ihnen die falsche Adresse gegeben Ich wohne hier mit meinem Mann und.."
"Catherine, wer ist da an der Tür?" Ein Mann tauchte im Flur auf, trat an die Tür und schob seine Frau ziemlich unsanft beiseite. Er blickte Robert unfreundlich an.
"Was wollen Sie, Mr..?"
Robert erklärte es auch ihm.
"Hier wohnt keine Sharon und wir kennen sie auch nicht. Und jetzt verschwinden Sie!"
Bevor Robert etwas sagen konnte, wurde ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen. Er ging zu seinem Wagen zurück und stieg ein. Plötzlich entdeckte er an einem Fenster im ersten Stock eine Frau. Aber es war nicht die Frau, mit der eben gesprochen hatte. Er war sicher, dass es Sharon war. Er wusste, dass sich dann auch Michael in dem Haus befinden würde. Er dachte an die Jacke, die er gesehen hatte. Sie gehörte Michael, ganz bestimmt. Denn der Kerl, der hier angeblich wohnte, war zu groß, um sie tragen zu können. Er wollte jetzt zu Elizabeth fahren und dann seinen Bruder Chris anrufen, der bei der L.A. Police arbeitete.....
Sharon drehte sich zum dem Bett um, auf den Michael lag und noch immer schlief. Und so würde es auch noch eine Weile bleiben. Aber sie konnten nicht hier verweilen, denn sie hatte Robert sehr wohl erkannt und sie war sicher, dass auch der sie gesehen hatte. Die Tür wurde geöffnet und Catherine trat en. Hinter ihr Will, ihr Ehemann. Er ging zu Sharon, die noch immer am Fenster stand und fasste grob nach ihrem Arm.
"Ich denke, es ist besser, wenn du mit deinem Lover verschwindest. Ich will keinen Ärger, den kann ich nicht gebrauchen und es wird welchen geben, denn der Kerl, der eben hier war, sah nicht so aus, als hätte er uns geglaubt, dass hier keine Sharon wohnt. Er wird wiederkommen. Also bezahl uns aus und dann werden Cathy und ich auch abhauen."
"Na schön, Will, vermutlich hast du recht. Ich habe Robert Conners gesehen, als er wegfuhr. Er ist Michaels bester Freund und ganz sicher hat ihn Michaels Verlobte hergeschickt."
Sharon schüttelte Wills Arm ab, ging zu einer kleinen Kommode, öffnete die Schublade, nahm einen Umschlag heraus, ging damit zu Will zurück und drückte ihm den Umschlag in die Hand.
"Das ist mehr als genug, Will. Und versuch nicht doch mehr aus mir herauszuholen!"
Will lächelte und steckte den Umschlag ein.
"Bring jetzt Michael zu meinem Wagen, Will. Ich packe noch ein paar Sachen"...
Robert kam ins Wohnzimmer zurück und setzte sich auf den Sessel.
"Ich habe gerade mit Chris gesprochen. Er schickt einen Wagen zu Sharons Haus. Aber ich vermute mal, er wird niemanden mehr antreffen. Sharon stand am Fenster und sie hat mich gesehen, so, wie ich sie auch gesehen habe. Und dieses Pärchen steckt vermutlich mit ihr unter einer Decke. Sie werden wahrscheinlich auch abgehauen sein."
"Dann gibt es keine Möglichkeit, Michael zu finden?"
Elizabeths Gesicht war immer noch sehr blass und ihre Hand, die eben nach dem Glas greifen wollte, begann so sehr zu zittern, dass Robert diese ergriff und leicht umfasste. "Ich habe Chris eine Personenbeschreibung von Sharon und auch von diesem Pärchen gegeben. Michael kennt er ja. Ob auch das Kind, falls es tatsächlich eines gibt auch bei ihnen ist, wissen wir ja nicht."
Elizabeth nickte. Sie zog ihre Hand zurück, griff nach dem Glas und umfasste es so fest, dass es zerbrach. Blut lief über ihren Handrücken und tropfte auf den Boden.
"Liz", rief Robert erschrocken. Rasch zog er sein Taschentuch aus der Tasche und umwickelte damit Elizabeths blutende Hand. "Ich hole Verbandszeug."
Elizabeth schien ihn gar nicht zu hören. Sie sah auch nicht, wie Robert das Zimmer verließ und aus dem Badezimmer Verbandszeug zu holen. Er kam rasch zurück und versorgte ihre Hand, dann strich er sanft über ihre weißen Wangen. "Leg dich etwas hin. Ich werde dir Bescheid sagen, wenn Chris sich meldet."
Elizabeth stand auf und wollte zur Tür gehen aber plötzlich schwankte sie und Robert fing sie gerade noch auf. Er trug sie nach oben und legte sie im Schlafzimmer aufs Bett. Leise ging er wieder nach unten...
Zur selben Zeit fuhr Sharon auf den Highway Richtung Malibu Beach. Dort hatte sie ein Strandhaus gemietet. Übermorgen würde der Reverend kommen und sie und Michael trauen. Sie kannte Reverend Hansen. Ein Scheck würde dafür sorgen, dass er keine Fragen stellte. Dann würde sie dafür sorgen, dass Michael sein Testament machte und unterschrieb. Und in einigen Monaten dann, würde sie eine reiche Witwe sein. Dreißig Minuten später hielt sie auf den Parkplatz, von dem es nur wenige Meter bis zu dem Strandhaus waren.
"Michael?" Ungeduldig rüttelte sie an Michaels Arm "Wach auf".
Es dauerte einige Minuten bis Michael die Augen öffnete. "Sharon? Wo sind wir?"
Er sah aus dem Autofenster, aber es war fast dunkel, so dass er nicht viel erkennen konnte. Nervös strich er sich über die Stirn. Plötzlich zuckte er zusammen. Vor seinen Augen erschien das Gesicht einer Frau, die ihn mit traurigen Augen ansah. Es war jedoch nicht Sharons Gesicht, sondern.. Das Gesicht verschwand, und so sehr er sich auch versuchte zu erinnern, wer diese Frau gewesen war, er schaffte es nicht.
Sharon hatte gesehen, dass Michael zusammengezuckt war. Hatte er sich an Elizabeth erinnert? Das durfte nicht sein. Er durfte sich nicht erinnern , das würde ihre Pläne in Gefahr bringen.
"Ich habe das Strandhaus doch schon vor zwei Wochen gemietet, Darling. Hast du das vergessen? Wir wollen hier unsere Flitterwochen verbringen, nur wir zwei. Um diese Zeit sind keine anderen Leute hier. Reverend Hansen kommt übermorgen um zehn und wird uns am Strand trauen. Komm Schatz, ich mache uns ein leckeres Abendessen"
Wenig später betraten sie das Haus. Michael ließ sich in einen der Sessel sinken, während Sharon in die Küche ging und das Abendessen vorbereitete....
Elizabeth hörte das Telefon klingeln und richtete sich im Bett auf. War das Michael? Sie hoffte es so sehr. Sie stand auf und verließ das Schlafzimmer. Auf dem Flur blieb sie stehen, denn sie hörte Robert, der ans Telefon gegangen war, gerade sagen:" Keine Spur? Habt ihr die Nachbarn befragt? Ja? Verflixt, ihr müsst Michael so schnell wie möglich finden. Diese Frau ist zu allem fähig. Sie will Michael heiraten und dann wird er bald einen Unfall haben, wie alle ihre anderen Ehemänner und sie wird eine reiche Witwe sein."
Robert legte auf und drehte sich um. Er erstarrte, als er Elizabeth die Treppe herunter kommen sah. Er ahnte, dass sie seine Worte gehört hatte. "Tut mir leid, Liz. Chris und seine Männer tun alles um Michael zu finden. Die Standesämter werden überprüft ob dort in den nächsten Tagen eine Trauung stattfindet."
"Nein, Bobby, so dumm ist sie sicher nicht, dass sie mit Michael in ein Standesamt geht. Sie ahnt doch sicher, dass Michael gesucht wird. Es wird sicher ein Reverend dorthin kommen, wo sie und Michael sind. Die müssen sie überprüfen. Hörst du? Sag das deinem Bruder."
Ende Teil 2
FortsetzunDie Sonne schien und Sharon hatte den Frühstückstisch draußen auf der Balkon gedeckt.
"Michael? Kommst du nach draußen? Wir haben noch fast zwei Stunden bis meine Mutter mit Sammy Jo eintrifft."
Michael saß auf dem Sofa, sein Gesicht war ziemlich blass Auf dem Tisch vor ihm stand ein halbvolles Whiskeyglas. Sharon kam ins Zimmer. "Michael was soll das? Du weißt doch das..."
"Schon gut, Sharon. Mach mir nicht dauernd Vorschriften." Michael nahm das Glas und wollte gerade trinken. Sharon riß es ihn aus der Hand und warf es gegen die Wand, wo der Whiskey runter lief und braune Flecken hinterließ.
"Du weißt was Dr. Aberney gesagt hat, Schatz. Bitte denk an dein Herz. Ich möchte dich nicht heiraten und dann gleich wieder verlieren." Sharon senkte bei diesen Worten den Blick, damit Michael nicht das Funkeln ihrer Augen sah. Es war keineswegs die Besorgnis, die sie das hatte sagen lassen, sondern eher der Zorn. Denn der Alkohol würde eine verheerende Wirkung mit den starken Tabletten haben, die sie Michael am vergangenen Abend ins Essen gemischt hatte.
"Meine Mutter freut sich sehr, ihren zukünftigen Schwiegersohn kennen zu lernen. Und meine Schwester Sammy Jo ist auch schon ganz gespannt
Du weißt, sie konnten beide nicht zur Verlobungsfeier kommen." Sharon hatte mit Absicht das Thema gewechselt.
"Ja das freut mich. Tut mir leid, wegen vorhin."
"Schon gut."
Elizabeth stellte die Kaffeetasse ab und sah Robert an, der eben ins Zimmer trat. "Was neues?", fragte sie und konnte das Zittern in ihrer Stimme nicht unterdrücken. Robert setzte sich und Elizabeth schenkte ihm Kaffee ein. "Danke Liz. Nein, tut mir leid. Wir haben alle Reverends gefragt, ob sie heute oder in den nächsten Tagen eine Trauung durchführen- Nichts."
"Sie muss dem Reverend, der die Trauung durchführt, viel Geld gegeben haben. Sicher kennt sie ihn persönlich. Hat vielleicht..." Elizabeth schwieg. Ihr war klar geworden, dass die Möglichkeit, Michael wieder zusehen sehr gering geworden war.
"Wir tun alles um ihn zu finden, Liz." Robert legte seine Hand auf Elizabeths.
"Alles. Ja, ich weiß Bobby, aber wenn sie bereits geheiratet haben , dann werde ....werde ich ihn ...erst wieder sehen.. wenn seine.... "Elizabeth hielt kurz innen, dann fügte sie leise hinzu, dass Robert ihre Worte kaum verstand "seine Todesanzeige in der Zeitung steht."
"Nein, Liz, das darfst du nicht denken, hörst du?"
Robert war aufgestanden, ging zu ihr, zog sie hoch und in seine Arme. Aber bevor er sie küssen konnte, machte sie sich aus seinen Armen frei.
"Nicht Bobby. Das dürfen wir nicht. Ich liebe Michael und ich werde ihn immer lieben. Und ich weiß, dass auch er mich immer lieben wird. Auch wenn diese andere Frau ihn zwingt, ihr Mann zu werden, damit sie an sein Geld kommt."
Robert nickte und setzte sich wieder.
"Wir wissen nicht, ob sie noch in L.A. sind, Liz. Aber wenn, dann werden sie nicht mehr wegkommen. Die Flughäfen werden überwacht. Die Straßen ebenfalls. Und jegliche Züge, die L.A. zu verlassen, werden überprüft."
Elizabeth hatte gar nicht zugehört. Sie hielt einen Fotorahmen in der Hand, der ein Bild von ihr und Michael enthielt. Aufgenommen am Strand von Malibu Beach. Elizabeth ahnte ja nicht, dass sich Michael und Sharon genau dort aufhielten. Plötzlich blickte sie auf.
"Bobby, können wir nicht ins Fernsehen gehen? Ich werde Sharon vor der Kamera sagen, dass ich ihr eine Million Dollar geben werde , wenn sie Michael gehen lässt. Es geht ihr doch nur ums Geld. Deshalb will sie Michael doch heiraten, um an sein Geld zu kommen. Aber wenn sie seine Witwe ist, muss sie noch eine Weile warten, bis sie das Geld bekommt.
"Ich weiß nicht, Liz. Ich glaube nicht, dass sie sich darauf einlässt."
"Bitte Bobby, wir müssen es versuchen."
"Na gut. Lass mich telefonieren, Liz. Mein Schwager Arthur arbeitet beim Fernsender KDM. Ich spreche mit ihm"...
Helen und Sammy Jo waren in Strandhaus angekommen. Es war kurz nach neun Uhr. Sammy Jo sah Michael an. " Bist du Sharons Mann?", fragte sie und ihre Augen, die genauso blaugrün wie Michaels waren, funkelten.
"Ja bald Kleines. Und wer bist du?"
"Samantha Joan, aber du kannst auch Sammy Jo sagen. Sharon ist doch meine Schwester. Ich werde im November fünf Jahre und dann komme ich in die Vorschule."
Michael war leicht zusammengezuckt, als Sammy Jo ihren Namen genannt hatte, aber niemand hatte es bemerkt. Helen schloss ihn in die Arme. "Endlich Michael. Ich freue mich, dich kennen zulernen. Ich hoffe du wirst meine Sharon glücklich machen." Die Frau lächelte, aber ihre blauen Augen blickten kalt.
"Ich darf....", fing Sammy Jo an , wurde aber von Sharon unterbrochen , als diese den Arm der Kleine ergriff und lächelnd sagte:" Im Schlafzimmer wartet eine Überraschung auf dich. Komm mit." Sie fasste nach der Hand von Sammy Jo und zog sie Richtung Schlafzimmer. Helen folgte ihr mit der kleine Reisetasche. Michael ging zu der kleinen Bar und schenkte sich einen Whiskey ein. Er trank einen kleinen Schluck und schloss die Augen. Es war erstaunlich, dass Sharons Mutter in ihrem Alter noch eine so kleine Tochter hatte, wie Sammy Jo, die noch nicht einmal fünf Jahre alt war.....
Am nächsten Morgen kam der Reverend. Helen führte ihn runter an den Strand. Michael stand oben an der Treppe, die hinab zum Strand führte. Leicht schwankend griff er nach dem Geländer. Unten stand Sammy Jo in einem weißen Kleid. In der einen Hand hielt sie ein Körbchen mit Rosenblättern.
Sharon trat hinter Michael und sagte leise: "Reiß dich zusammen, Michael. Es ist unser Hochzeitstag." Michael ging die Treppe runter und Sharon folgte ihm. Unten nahm sie seinen Arm. Sammy Jo schritt vor ihnen und streute die Rosenblätter. Vorne vor dem Reverend blieb das Mädchen stehen und drehte sich um. Ein glückliches Lächeln huschte über ihr Gesicht.
Jetzt hatten auch Michael und Sharon den Reverend erreicht. Der lächelte ihnen freundlich zu und schlug die Bibel auf. " Liebe Anwesende wir sind hier zusammengekommen um diesen Mann und diese Frau vor Gott zu trauen" Er sah Sharon jetzt an. "Ich frage dich Sharon Moore, willst du Michael Jonathan Sullivan zu deinen Ehemann nehmen? Willst du ihn lieben und ehren in guten wie in schlechten Zeiten, in Gesundheit wie in Krankheit, bis das der Tod euch scheidet, dann antworte jetzt mit "Ja ich will."
"Ja ich will", sagte Sharon . Der Reverend sah Michael an. "Michael Jonathan Sullivan, willst du Sharon zu deiner Frau nehmen? Willst du sie lieben und ehren in guten wie in schlechten Zeiten, in Krankheit wie in Gesundheit, bis das der Tod euch scheidet so antworte mit "Ja ich will".
"Ja ich will", sagte Michael.
" So tauscht jetzt die Ringe". Sammy Jo, die immer noch an der Seite stand , holte ein kleines Etui aus ihrer Tasche. Sie öffnete es und auf dem roten Samt funkelten zwei Ringe. Sie hielt es Sharon hin und dieser nahm einen der Ringe heraus. Sie steckte den Ring an Michaels linken Finger und sagte "Nimm diesen Ring und trage ihn, als Zeichen meiner Liebe und ewigen Treue zu dir."
Michael griff nun nach den anderen Ring , doch dieser entglitt seinen zitternden Fingern und fiel zu Boden. Sammy Jo bückte sich rasch danach, hob ihn auf und legte ihn in Michaels Hand. Für einen winzigen Moment trafen sich ihre Augen und dann sagte Sammy Jo ganz leise, so dass nur Michael es hörte. "Daddy". Unwillkürlich schloss sich Michaels Hand zur Faust. " Michael was ist los?", flüsterte Sharon. Er gab keine Antwort. Sie warf einen Blick auf den Revernd, der jetzt etwas lauter fragte "Alles in Ordnung?"
Michael sah auf. Und dann ganz plötzlich schob sich ein Gesicht vor das von Sharon. Das Gesicht einer anderen. Blaue Augen, und dunkle Haare, die ein schmales Gesicht umrahmten, sahen ihn an.
"Liz?", murmelte Michael . Und dann öffnete er die Faust, griff nach Sharons Hand und steckte ihr den Ring an den Finger. "Nimm diesen Ring und trage ihn , als Zeichen meiner Liebe und ewigen Treue zu dir."
Der Reverend lächelte erleichtert. Aber er hatte sehr wohl gehört, dass Michael den Namen "Liz" gemurmelt hatte. Doch es interessierte ihn nicht. Er dachte nur an den Scheck, den er bereits in der Tasche hatte...
"Und somit erkläre ich euch zu Mann und Frau. Du darfst die Braut jetzt küssen",sagte er und wandte sich ab. Michael zog Sharon dicht an sich heran, seine Lippen berührten die ihren , sanft wie ein Windhauch hauchte er eine Kuss darauf. Er ließ sie wieder los und jetzt sah er, dass die Frau der er eben das "Ja" Wort gegeben hatte, nicht dunkelhaarig war und keine blauen Augen hatte, sondern langes blondes Haar und grüne Augen. Kalt und glitzernd sahen sie ihn an.
"Du bist nicht Liz", murmelte er und presste in nächsten Moment seine Hand an sein Herz, dessen Schlag er kaum spüren konnte, dann sacke er zu Boden.....
Elizabeth saß zur selben Zeit vor einer Kamera. Ihr Gesicht war blass. Aus den ansonsten so strahlend blauen Augen war jeglicher Glanz gewichen. In ihren zitternden Händen hielt sie einen Zettel
Eine Hand legte sich beruhigend auf die ihre und Robert lächelte sie an, sagte aber nichts. Ein Mann beugte sich jetzt vor "Okay, Elizabeth fangen Sie jetzt an". Mit bebender Stimme, die nur allmählich ruhiger wurde, sagte Elizabeth "Sharon Moore... ich bitte Sie, lassen Sie meinen Verlobten frei .Ich weiß das Sie ihn nur heiraten, um an sein Geld zu kommen. Lassen Sie ihn gehen und ich zahle Ihnen eine Million Dollar. Rufen Sie mich an und wir vereinbaren einen Treffpunkt für die Übergabe des Geldes. Ich liebe Michael und werde ihn immer lieben. Hier ist meine Nummer:5555113110. Sobald Michael frei ist, können Sie unbehelligt die Stadt verlassen". Elizabeth ließ den Zettel sinken , nur mühsam konnte sie die Tränen zurückhalten. Arthur nickte und hob die hand. Er sagte noch ein paar Worte dann wandte er sich an Robert und sprach kurz mit ihm.
"Danke Arthur". Robert drückte die Hand seines Schwagers, ergriff dann sanft Elizabeth Arm und zog sie hoch. "Alles wird gut", sagte er und strich kurz über ihre blassen Wangen....
……….
Michael lag im Bett. Er war noch immer bewusstlos. Sammy Jo saß auf der Bettkante "Daddy, bitte wach auf", sagte sie. Sharon, die in diesen Moment das Zimmer betrat, hörte ihre Worte . Wütend sah sie das kleine Mädchen an.
"Hör sofort auf, ihn Daddy zu nennen. Er ist nicht dein Vater."
"Doch ist er". rief Sammy Jo und sah Sharon an. Tränen liefen über ihre Wangen, die ungewöhnlich rot waren. "Und du bist meine Mutter und nicht meine Schwester."
"Was? Wer hat das gesagt?" Mit festen Griff zog Sharon das Mädchen hoch.
"Du selbst. Vorhin bevor die Hochzeit war. Du sagtest "Nein, Mom, Sammy Jo bleibt auch weiterhin bei dir. Sie soll niemals erfahren ,dass ich ihre Mutter bin und Michael ihr Vater."
Sharon ließ Sammy Jo so abrupt los, dass diese fast zu Boden gefallen wäre. "Ja, es stimmt, aber du wirst es wieder vergessen, hörst du? Deine Grandma hat dich aufgezogen wie eine Mutter und sie wird auch weiterhin deine Mutter sein. Verstanden?"
"Ja", murmelte Sammy Jo ganz leise und hielt die Hände schützend vors Gesicht. Sie war es gewohnt, dass Helen sie schlug und dachte Sharon würde es jetzt auch tun. "Gut", sagte diese aber nur. "Geh jetzt zu deiner Mutter, in einer halben Stunde fahren wir los zum Essen."
Sammy Jo verließ das Zimmer. Sharon setzte sich aufs Bett. Sie erschrak, als sie sah, dass Michael wach war, fing sich aber schnell wieder "Geht es dir besser, Darling?"
"Ja, tut mir leid, Schatz."
Sharon atmete auf. Michael schien von ihrer Unterhaltung mit Sammy Jo nichts mitbekommen zu haben. "Wir wollen zum Essen fahren, Darling. Und danach fliegen Helen und Sammy Jo zurück nach San Fransisco."
"Gut, ich werde gleich kommen.".....
Die Fahrt zum Restaurant verlief schweigend. Sammy Jo, die neben Helen saß und sonst immer fröhlich plapperte, war still und noch immer waren ihre Wangen gerötet als hätte sie Fieber. Als sie im Restaurant saßen und der Kellner die Bestellung aufgenommen hatte, sagte Helen zu Sharon "Also ihr kommt bestimmt zu Weihnachten?"
"Ja sicher Mom". Die Getränke wurden gebracht und Sammy Jo griff so hastig nach ihrem Glas, dass es umkippte. Erschrocken sah die Kleine Helen an und diese hatte auch schon die Hand erhoben, aber Michael griff nach der Hand und hielt sie fest. "Lass das Helen. Du wirst das Kind nicht schlagen, nur weil es sein Glas um gestossen hat." Helen blickte ihn wütend an, sagte aber nichts. Sammy Jo Augen blitzten freudig auf. "Danke Da..." Weiter kam sie nicht, denn sie sah Sharons zornigen und zugleich warnenden Blick. Sie schwieg und Michael, der gar nicht gehört hatte, was sie hatte sagen wollen, zog sie liebevoll an sich "Ist schon gut, mein Kleines. Weißt du, dass du Tante werden wirst, wenn Sharon und ich einmal ein Baby haben? Dann bist du eine sehr junge Tante."
Sammy Jo nickte nur, denn sie ahnte, dass sie jetzt nicht noch einmal etwas Falsches sagen durfte. Kaum fünf Jahre alt, spürte sie dennoch, dass der Mann, der so lieb zu ihr gewesen war, niemals erfahren durfte dass er ihr Daddy war.
Eineinhalb Stunden später waren sie am Flughafen. Sharon umarmte ihre Mutter "Es wird nicht lange dauern und ich werde dir einen Scheck schicken. Achte auf Sammy Jo, sie hätte niemals hören dürfen, dass Michael ihr Vater ist"
"Ja keine Sorge, wenn ihr Weihnachten kommt, wird sie es vergessen haben."
"Weihnachten Mom? Da werde ich schon eine trauernde Witwe sein" Sharon lachte und trat zurück. Michael, der mit Sammy Jo auf dem Arm an einem der Fenster stand und dabei zusah, wie eine der großen Maschinen startete und jetzt näher kam, küsste Sammy Jo auf die Wange und sagte:
" Machs gut, mein Schätzchen. Wir sehen uns im Dezember." Er stellte Sammy Jo auf den Boden, umarmte Helen und küsste sie auf die Stirn. "Auf Wiedersehen und guten Flug".Er nahm Sharons Hand und sie winkten den beiden nach. Er sah nicht das triumphierende Glitzern in Sharons grünen Katzenaugen, ahnte nicht, dass er nur noch wenig Zeit an ihrer Seite verbringen würde. Michael wusste auch nicht mehr, was bei der Trauung geschehen war, dass er den Namen einer anderen Frau gemurmelt hatte, bevor er Sharon das "Ja" Wort gab. Und er wusste auch nicht mehr, dass Sammy Jo ihn "Daddy" genannt hatte, als sie ihm den Ring in die Hand gelegt hatte....
Elziabeth wartete verzweifelt darauf, dass sich Sharon meldete. Drei Tage waren seit ihren Auftritt bei KDM vergangen. Kein Anruf war gekommen. Doch noch immer hatte sie die Hoffnung nicht aufgegeben. Denn die Liebe in ihrem Herzen zu Michael würde niemand löschen können.
Indes hatte Michael sein Testament aufgesetzt und Sharon alles vermacht. Er ahnte ja nicht, dass er damit praktisch sein Todesurteil unterschrieben hatte. Er liebte seine Frau ohne zu ahnen, dass es eine andere gab, der er einmal gesagt hatte "Ich werde dich immer lieben" Und diese andere wartete voller Verzweiflung darauf ihn wieder zusehen. Doch je mehr Zeit verging desto geringer wurde diese Hoffnung. Auch die Polizei hatte die Fahndung eingestellt, denn sie war der Meinung, dass Michael freiwillig einer anderen sein Ja Wort gegeben hatte.
Robert kümmerte sich noch immer um Elizabeth. Er liebte sie, doch er wusste, dass ihr Herz niemals ihm gehören würde. Nicht so lange Elizabeth noch darauf wartete, dass Sharon sich meldete und Michael gehen ließ, damit er zu ihr zurückkehren konnte....
Die Flitterwochen waren vorbei und Michael und Sharon mieteten sich ein kleines Haus in Santa Monica. Michael wollte wieder ins Büro. Aber Sharon wusste, dass sie das auf jeden Fall verhindern musste. Dort würde er seinem Freund und Partner begegnen. Und das würde ihren ganzen Plan gefährden. Also verdoppelte sie die Menge Navokalim, die sie Michael jeden Tag ins Essen mischte und verhinderte dadurch, dass er zur Arbeit gehen konnte. Er war teilweise so schwach, dass er kaum aufstehen konnte. Sie kümmerte sich "rührend um Michael. Er stimmte auch zu, als sie ihm sagte, dass er eine Luftveränderung brauchte.
"Miami Beach, Darling. Lass uns dort ein Haus mieten."
"Ja Liebling, du hast sicher recht. Mach es nur. Es tut mir leid, ich bin ziemlich müde und werde mich etwas hinlegen. Sharon lächelte zufrieden. Sie setzte ein Kündigungsschreiben auf, dass Michaels Arbeit als Anwalt beendete. Er unterschrieb es, ohne etwas zu sagen. Sie schickte es an sein Büro und als Robert es erhielt waren sie und Michael bereits auf den Weg nach Miami Beach."
Robert starrte auf das Blatt Papier , konnte kaum glauben, was er eben gelesen hatte. Die Unterschrift war von Michael. Doch er wusste, dass Sharon ihn sicherlich dazu gezwungen hatte, sie darunter zu setzen. Robert ahnte, dass Michael und Sharon L.A. mit Sicherheit verlassen hatten und dadurch die Möglichkeit, Michael jemals wieder zusehen noch geringer geworden war. Konnte er jetzt hoffen, dass Elizabeth ihn erhörte? Nein, sie würde Michael niemals vergessen, auch wenn er längst der Mann einer anderen war. Aber wie lange? Wann würde der tödliche Unfall geschehen, der Michael aus den Leben riß und Sharon zur reichen Witwe machte? Würde er schon bald nach L.A. zurückkehren? In einem Sarg? Würde Sharon am Grab stehen, als trauernde Witwe? Oder würde sie ihn hier gar nicht bestatten lassen, sondern in einer anderen Stadt, vielleicht sogar einen anderen Land? Keine Antwort auf all diese Fragen. Doch eine Möglichkeit gab es, Sharon daran zu hindern, an Michaels Vermögen zu kommen. Sie musste zur Testamentseröffnung kommen und er würde dabei sein, würde dafür sorgen, dass sich an diesem Tag die Handschellen um ihre Hände schlossen.....
Ende 3Teil
FortseDrei Monate waren inzwischen vergangen. Michael und Sharon wohnten in einem Haus in Miami Beach. Michael ahnte jedoch nichts davon, dass sich Sharon einen Liebhaber genommen hatte, den sie täglich für einige Stunden besuchte. Michael selbst verließ kaum das Haus. Das starke Medikament, das Sharon ihm verabreichte, sorgte dafür, dass sich seine Herzprobleme drastisch verschlimmert hatten.
Das Telefon, das auf dem Nachtisch neben dem Bett stand, klingelte und riß Michael aus dem Tiefschlaf. Er tastete nach den Hörer, drückte ihn an sein Ohr und murmelte "Sullivan?"
"Mr. Sullivan, hier ist Dr. James Berg aus dem Memorial Hospital in Miami. Ihre Frau Sharon hatte einen Unfall und möchte sie bitten sofort herzukommen."
Michael richtete sich so hastig auf, dass der Hörer fast aus seiner Hand gefallen wäre.
"Einen Unfall? Wie geht ...es ihr? Ist sie..?"
"Sie liegt auf der Intensivstation, Mr. Sullivan. Es sieht nicht sehr gut aus". Die Stimme des Arztes klang ernst.
"Ich komme sofort." Michael legte auf , warf die Bettdecke zurück und erhob sich. Zu schnell, denn sofort wurde ihm schwarz vor den Augen und er ließ sich wieder aufs Bett zurückfallen. Es dauerte fast fünf Minuten, bis er aufstehen und sich anziehen konnte. Er nahm die Autoschlüssel und verließ das Haus. Wenige Minuten später fuhr er auf die Autobahn und dann mit hoher Geschwindigkeit Richtung Miami, das 9 Meilen von Miami Beach entfernt lag. Obwohl es August war, war der Himmel an diesem Tag von dunklen Gewitterwolken bedeckt und es regnete stark. Trotzdem verringerte Michael die Geschwindigkeit nicht, der Tacho stand bereits auf 150 Meilen: Plötzlich jedoch erschien das Gesicht einer Frau vor ihm, mit blauen Augen, also war es nicht Sharon, die ihn anblickte und ahnungsvoll vor einem drohenden Unfall beide Hände hob.
"Halt an", rief sie, aber es war bereits zu spät. Der Wagen geriet auf der nassen Fahrbahn ins Schleudern, durchbrach eine Leitplanke, überschlug sich ein paar Mal und blieb dann stehen.
Ein Wagen stoppte an der Strasse, eine Frau stieg aus und blickte den Abhang hinunter auf den Wagen, der jeden Moment in Flammen aufgehen konnte. Ohne nachzudenken, stieg sie über die Leitplanke, rannte den Abhang hinunter. Sie erreichte den Wagen, riß die Fahrertür auf, fasste unter Michaels Achseln, zog ihn heraus und unter Keuchen ein ganzes Stück von Wagen weg. Sekunden später schoss eine Stichflamme aus den Wagen und er flog in die Luft.
Michael öffnete die Augen und sah das Gesicht der Frau über sich. "Liz?", murmelte er, dann wurde es dunkel um ihn herum...
Sharon schloss die Haustür auf, trat ein und ging ins Schlafzimmer. Die Anzeige auf den Anrufbeantworter zeigte an, dass ein Anruf eingegangen war. Sie hörte ihn ab. Doch es war keinesfalls die Nachricht, die sie erwartet hatte. Michael hatte, wie durch ein Wunder, den Autounfall, der für ihn hätte tödlich enden sollen , überlebt. Jim hatte ihr gesagt, dass der Wagen die Leitplanke durchbrochen hatte und dass er nur wenige Minuten später in die Luft geflogen war. Aber Jim hatte nicht den Wagen gesehen, der angehalten hatte, wie die Frau ausstieg, über die Leitplanke stieg, den Abhang hinunterlief , Michael aus den Wagen zog und in Sicherheit brachte, bevor das Auto in die Luft flog.
…..
Wütend holte Sharon ihren Koffer vom Schrank. Sie wollte verschwinden, denn es war möglich, dass sich Michael an den Anruf erinnerte, den von einem Dr. Berg, der ihm sagte, er solle sofort ins Krankenhaus kommen, weil seine Frau Sharon einen Unfall gehabt hätte und dort schwerverletzt auf der Intensivstation lag . Aber vielleicht erinnerte er sich auch nicht? Und wenn schon, sie wollte keinesfalls auf das Geld verzichten, dass sie nach seinem Tod erben würde. Und er würde sterben,dafür würde sie sorgen.....
Dr. Jenny Marcus arbeitete seit 12 Jahren in Memorial Hospital in Miami. Sie war glücklich verheiratet und hatte eine 5 jährige Tochter und einen 9 jährigen Sohn. Als Michael an diesem Morgen eingeliefert wurde, führte sie die Untersuchung durch. Einer der Sanitäter, der Michael ins Krankenhaus gebracht hatte, hatte ihr gesagt, dass die Frau vom Unfallort aus angerufen hatte und nicht mehr da gewesen sei , als sie eingetroffen wären.
Jetzt wurde Michael in ein Zimmer gebracht und sie gab einer Schwester die Anweisung Mrs. Sullivan anzurufen, ihr zu sagen, was passiert sei und sie zu bitten ins Memorial Hospital in Miami zu kommen. Während die Schwester telefonierte, ging Jenny in das Zimmer, in das man Michael gebracht hatte und blieb vor dem Bett stehen.
"Mr. Sullivan, ich bin Dr. Jenny Marcus. Sie hatten einen Autounfall und liegen in Memorial Hospital in Miami. Können Sie sich an den Unfall erinnern?"
Michael wollte sich aufrichten, aber Jenny schüttelte den Kopf. "Nein bleiben Sie bitte liegen. Sie hatten wirklich Glück Mr. Sullivan und einen sehr realen menschlichen Schutzengel, der Sie aus den Wagen zog bevor dieser in Flammen aufging."
"Unfall?", murmelte Michael. "Ja, ich erinnere mich. Ich war auf dem Weg hierher zu meiner Frau. Sie ..ist sie hier? Wie geht es ihr?"
Michael richtete sich jetzt doch auf, sein Gesicht verzog sich jedoch schmerzhaft und er sank zurück.
"Nein, Mr. Sullivan. Ihre Frau ist nicht hier."
"Nicht hier? Aber ich erhielt einen Anruf, von einen Dr. Berg. Er sagte mir, Sharon hätte einen Unfall gehabt und läge auf der Intensivstation des Memorial Hospitals. Ich solle gleich kommen."
Jenny schüttelte den Kopf. "Es gibt hier keinen Dr. Berg. Und Ihre Frau wurde hier auch nicht eingeliefert"
Michael schwieg einen Moment, als könne er die Worte kaum glauben. Dann sah er Jenny wieder an und auf einmal war es ein anderes Gesicht, in das er blickte. Es war dasselbe Gesicht, das er gesehen hatte, bevor der Unfall geschah. "Liz", sagte er und griff nach Jennys Hand. Doch das Gesicht verschwand und es war Jenny, die ihn jetzt leicht irritiert ansah
"Liz? Nein ich bin nicht Liz. Wer ist das? Ich dachte der Name Ihrer Frau ist Sharon?"
"Ja sicher. Sie heißt Sharon", murmelte Michael und ließ Jennys Hand los. Er blickte auf den Ring, den er am Ringfinger der linken Hand trug.
"Ich weiß nicht wer Liz ist. Aber ich sehe immer wieder ihr Gesicht. Ja bevor der Unfall geschah sah ich es auch. Sie hatte ihre Hände erhoben, so als ahne sie den Unfall und dann rief sie "Halt an", aber ich konnte nicht mehr stoppen. Der Wagen geriet außer Kontrolle, durchbrach die Leitplanke und dann.... ja ich spürte wie mich jemand aus den Wagen zog und in Sicherheit brachte... Bevor ich ohnmächtig wurde, sah ich wieder ihr Gesicht, Lizs Gesicht..."
"Könnte es sein, dass sie mit Ihnen im Wagen saß? Dass sie rief:" Halt an"? Dass sie Sie aus den Wagen zog und in Sicherheit brachte?"
"Nein, Dr. Marcus. Ich war alleine im Wagen. Ganz sicher".....
Jenny nickte nur. Das ganze war merkwürdig. Ein Anruf von einem falschen Dr., der ihm sagte seine Frau läge schwerverletzt im Krankenhaus. Dann der Unfall, den er wie durch ein Wunder überlebt hatte. Die Frau, die ihn aus den Wagen zog, in Sicherheit brachte und dann, nachdem sie den Krankenwagen gerufen hatte, verschwand War es möglich, dass....? Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihre Gedanken und nach ihrem: "Herein", wurde die Tür geöffnet und Schwester Dora trat ein. "Dr. Marcus, kann ich Sie einen Moment sprechen?"
"Ja sicher"....
Nach ein paar Minuten kehrte Jenny zurück. Sie setzte sich wieder.
"Mr. Sullivan, die Schwester konnte Ihre Frau leider nicht erreichen, hat ihr aber eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen."
"Nicht da? Vielleicht liegt sie in einen anderen Krankenhaus? Können Sie das überprüfen?"
"Es gibt hier kein anderes. Aber ich bin sicher, sie wird bald herkommen. Und dann wird sich die ganze Sache sicher aufklären. Mr. Sullivan, ich glaube, dass diese Liz einmal eine wichtige Rolle in Ihrem Leben gespielt hat. Es muss etwas passiert sein, etwas an das Sie sich, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr erinnern können. Und dennoch verbindet sie noch ein unsichtbares Band und Sie sehen ihr Gesicht, dass nicht aus Ihrer Erinnerung gelöscht wurde."
"Ja, aber jetzt ist Sharon meine Frau, also habe ich mich von Liz getrennt, nicht wahr? Ich habe ihr vermutlich sehr wehgetan und deshalb sehe ich immer ihr Gesicht. Vielleicht…" Michael schwieg und fügte nach einer Weile leiser hinzu: "Vielleicht ist sie auch... tot?"
"Nein, das glaube ich nicht, Mr. Sullivan. Könnte es nicht sein, dass Ihre Frau...."
"Dass Sharon uns auseinander brachte? Wollten Sie das sagen? Warum sollte sie das tun? Ich.. liebe sie und ...."Michael redete nicht weiter, weil er an den Anruf dachte, den er erhalten hatte. Einen falschen Anruf, der ihn dazu gebracht hatte, sofort ins Auto zu steigen und ins Krankenhaus zu fahren. Er hätte gar nicht fahren dürfen, denn durch die starken Medikamente, die er wegen seiner Herzprobleme nehmen musste , hatte der Arzt ihm das Autofahren untersagt. Der Arzt ja ...sein Name war Dr. Berg gewesen, er hatte ihn untersucht und ihm die Tabletten aufgeschrieben, die ihm Sharon täglich gab. Doch waren es nur diese Tabletten, die sie ihm gab? Steckte sie mit dem "Arzt" unter einer Decke? War er ihr Geliebter? Michael fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach und die Stirn hinunterlief, sein Herz raste und er hörte eine besorgte Stimme fragen: "Mr. Sullivan? Ist alles okay?" Er konnte nicht antworten. Gleich darauf hörte er Schritte, die sich entfernten, wie eine Tür geöffnet wurde und dann Stimmen aus weiter Ferne..
"Wollte Sharon seinen Tod? Hatte sie damit gerechnet, dass er bei dem Unfall starb? Diese beiden Fragen waren das letzte, was er denken konnte, dann raste ein stechender Schmerz durch seine Brust und das Zimmer versank in abgrundtiefe Dunkelheit......
Wütend holte Sharon ihren Koffer vom Schrank. Sie wollte verschwinden, denn es war möglich, dass sich Michael an den Anruf erinnerte, den von einem Dr. Berg, der ihm sagte, er solle sofort ins Krankenhaus kommen, weil seine Frau Sharon einen Unfall gehabt hätte und dort schwerverletzt auf der Intensivstation lag . Aber vielleicht erinnerte er sich auch nicht? Und wenn schon, sie wollte keinesfalls auf das Geld verzichten, dass sie nach seinem Tod erben würde. Und er würde sterben, dafür würde sie sorgen.
…..
Sharon hielt vor dem Krankenhaus und stieg aus ihrem Wagen. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, es war kurz nach eins. Wenig später stand sie vor der Anmeldung und wartete ungeduldig, bis die Krankenschwester den Hörer auflegte.
“Ja bitte? Kann ich Ihnen helfen?”, fragte Schwester Dora freundlich.
“Mein Name ist Sharon Sullivan. Ich möchte bitte zu meinem Mann. Er wurde hier heute morgen nach einen Autounfall eingeliefert.”
“Oh, Mrs Sullivan. Ihr Mann hatte einen Herzinfarkt und liegt auf der Intensivstation. Zur Zeit darf niemand zu ihm. Warten Sie bitte einen Moment, ich werde Dr. Marcus holen. Sie ist die Ärztin, die Ihren Mann behandelt.”
Sharon nickte ungeduldig. Ein Herzinfarkt. Sie lächelte und strich sich das lange blonde Haar zurück. Vielleicht war ihr Problem schon gelöst…
“Mrs. Sullivan. Ich bin Dr. Jenny Marcus. Es tut mir sehr leid. Ihr Mann hatte kurz nach seiner Einlieferung einen Herzinfarkt. Zur Zeit liegt er im Koma und wir wissen nicht, ob er … !Entschuldigen Sie bitte. Kommen Sie und setzen Sie sich. “Jenny ergriff Sharons Arm , führte sie zu einer Sitzgruppe und drückte sie hinein.
“Möchten Sie einen Kaffee?”
“Ja bitte”. Sharon wischte die Tränen weg, die über ihre Wangen liefen. Sie wusste es konnte nicht schaden , ein paar Tränen…
“Hier bitte.”
Jenny drückte ihr den heißen Pappbecher in die Hand und setzte dann auch.
"Ihr Mann hatte heute morgen einen Autounfall. Aber er hatte großes Glück. Eine Gehirnerschütterung, ein paar Prellungen und einen gebrochenen Arm. Ich hatte mich mit ihm unterhalten, über Sie Mrs. Sullivan Er hatte morgens einen Anruf erhalten, dass Sie in Krankenhaus liegen, schwer verletzt. Er fuhr sofort los und da hatte er den Unfall . Und er wäre zweifellos tot, wenn da nicht die Unbekannte gewesen wäre, die ihn aus den Wagen zog, in Sicherheit brachte und dann den Krankenwagen rief. Sie selbst war allerdings weg, als dieser eintraf. “
“Ein Anruf? Ich verstehe nicht? Ich hatte keinen Unfall, das Ganze muss ein Missverständnis gewesen sein. Ich möchte jetzt zu meinem Mann. Aber vorher sagen Sie mir bitte, warum er einen Herzinfarkt hatte?"
“Nun, etwas hat ihn sehr aufgeregt, Mrs. Sullivan. Und ich glaube der Grund waren Sie. Kennen Sie eine Frau, die Liz heißt?”
Jenny beobachtete Sharon sehr genau und merkte deshalb auch sehr wohl, wie diese zusammenzuckte.
“Nein, kenne ich nicht”, sagte Sharon und trank noch einen Schluck Kaffee. “Was soll das, Dr. Marcus? Wer ist diese Frau, diese Liz? Was hat sie mit meinen Mann zu tun?”
“Ich weiß es nicht. Er kann sich nicht an sie erinnern, es scheint aber so als hätte ein tragisches Schicksal sie auseinander gebracht. Aber etwas wurde nicht aus seiner Erinnerung gelöscht und das ist ihr Gesicht, das sieht er, immer wieder.”
“Glauben Sie etwa, ich hätte die beiden auseinander gebracht? Mit Gewalt? So, daß jetzt jegliche Erinnerung an sie aus seinen Gedächtnis gelöscht ist, außer ihr Gesicht? Das ist ja lächerlich, Dr. Marcus. Ich möchte jetzt zu ihm.”
“Na gut. Aber nur einige Minuten.”
Jenny brachte Sharon auf die Intensivstation und in das Zimmer in dem Michael lag. Sharon trat an das Bett, in dem er lag. Er war an mehrere Geräte angeschlossen. Sie sah sich kurz um, Jenny stand draußen vor dem Fenster, durch das man in das Zimmer hineinsehen konnte. Es schien fast so, als ahne sie etwas. Sharon beugte sich über Michael. Sie war sich nicht sicher, ob er sie hören konnte, da er wie Jenny ihr gesagt hatte, im Koma lag. Aber sie sagte leise:” Jetzt ist es schief gegangen, Michael, mein Liebster, aber das nächste Mal wird es funktionieren. Ich kann noch etwas warten." Sie beugte sich noch tiefer, ihre Lippen berührten die seinen. “Aber nur eine kleine Weile, Michael"
Sharon stand auf und ging zur Tür. Bevor sie das Zimmer verließ, warf sie noch einen letzten Blick auf Michael. Sie hoffte, dass er bald aufwachte. Dann würde sie ihn nach Hause holen, ein paar Wochen und dann… Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie die Tür hinter sich schloss. Jenny stand noch immer vor dem kleinen Fenster, durch das man in den Raum, in dem Michael lag, hineinsehen konnte.
“Dr. Marcus, wird mein Mann wieder aufwachen?”, fragte Sharon und versuchte einen besorgten Ton in ihre Stimme zu bringen.
“Das kann ich Ihnen im Moment nicht sagen. Er kann noch heute erwachen, aber vielleicht auch ….”Sie hielt inne und warf einen Blick in Sharons Gesicht, es wurde nicht blass unter der sonnengebräunten Haut, wie sie es erwartet hatte.
“Oder gar nicht? Wollten Sie das sagen?” Sharon unterdrückte die Wut in ihrer Stimme, weil sie ahnte, dass die Ärztin sie immer noch verdächtigte an den Unfall ihres Mannes beteiligt gewesen zu sein.
“Nun, es tut mir leid, aber ich kann Ihnen im Augenblick nichts weiter dazu sagen. Wir müssen es abwarten.”
“Gut. Ich habe mir ein Zimmer in Hilton Hotel genommen. Dort bin ich zu erreichen. Rufen Sie mich bitte an, wenn mein Mann erwacht oder sein Zustand sich ändern sollte. Morgen früh komme ich wieder.”
Sharon nickte der Ärztin zum Abschied zu und ging. Jenny blickte ihr nach. Diese Frau ist eiskalt, dachte sie.
Wenig später saß Jenny im Büro ihres Mannes, der als Chirurg in diesen Krankenhaus arbeitete.
“Jenny, mein Liebes, was ist denn los? Ist etwas passiert? Mit den Kindern?” Davids Stimme klang beunruhigt.
“Nein, Schatz. Denen geht es gut. Es geht um einen Patienten, um Michael Sullivan.”
Jenny erzählte David von Michael Sullivan. Auch von ihrem Verdacht, dass Sharon Sullivan, aus welchen Gründen auch immer, hinter den Unfall ihres Mannes steckte.
“Aber wie kommst du darauf ? Hatte er selbst auch den Verdacht, als du mit ihm gesprochen hast?”
“Nein, keineswegs, Dave. Er sagte mir, er liebe seine Frau. Aber auf einmal schwieg er. So als wäre ihm etwas eingefallen, während wir miteinander sprachen. Und dann verlor er das Bewusstsein. Ein Herzinfarkt, wie ich kurz darauf feststellte, etwas hat ihn aufgeregt, da bin ich mir sicher.. Und da ist noch etwas. In seiner Tasche fanden wir Herztabletten. Ziemlich starke. Aufgrund dieses starken Medikamentes hätte er auf keinen Fall Auto fahren dürfen. Und seine Frau weiß das, ganz sicher. Diese Tabletten verursachen starken Schwindel ,verschwommenes Sehen, und können jegliche Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen. Deshalb auch das Fahrverbot. Aber er erhielt einen Anruf, der ihn dazu veranlasste, ins Auto zu steigen und hier herzufahren. Aber es war sehr schlechtes Wetter, die Strassen nass. Auf einmal sah er das Gesicht, das Gesicht einer Frau, die er vermutlich einmal sehr geliebt hat. Aber er kann sich nicht mehr daran erinnern. Weiß nur ihren Namen ”Liz” mehr nicht. Und dann verlor er die Kontrolle über den Wagen und der Unfall passierte. Aber eine Unbekannte zog ihn aus dem Wagen und brachte ihn in Sicherheit. Wäre sie nicht aufgetaucht, wäre er verbrannt.”
“Nun Schatz, das hört sich alles sehr mysteriös an. Ich glaube, du liest zuviel. Warum sollte sie ihn umbringen? Hat sie einen Geliebten? Dann hätte sie ihrem Mann auch leicht eine Überdosis von seinen Herztabletten geben können. Warum dieser falsche Anruf, der ihn ins Auto steigen ließ? Sie müsste ja damit gerechnet haben, dass er einen Unfall hat"
“Ja genau. Eine Überdosis seiner Tabletten wäre nachweisbar gewesen. Man hätte sie verdächtigt. Aber ein Unfall, nun, er hätte ja nicht mehr sagen können, warum er in den Wagen gestiegen ist, nicht wahr? Er wäre tot gewesen. Ich glaube es geht um Geld, Dave. Viel Geld. Ich werde Nachforschungen anstellen, Dave. Vermutlich ist …”
“Liebling, nun mal ganz ruhig. Ich glaube, das Ganze ist irgendwie erklärbar. Ein Irrtum.”
“Irrtum? Glaubst du das wirklich? Glaubst du, es gibt eine zweite Sharon Sullivan? Und wer ist dieser Dr. Berg, der anrief? Es gibt hier kein anderes Krankenhaus.”
“Aber eine Privatklinik, vielleicht liegt sie dort.”
“Oh mein Schatz”, sagte Jenny mit ungeduldiger Stimme. “Er sagte Memorial Hospital in Miami. Das sagte mir Mr. Sullivan. Und eine zweite Frau dieses Namens? Mehr als unwahrscheinlich. Ehrlich.”
“Ja, du hast recht, du kleine Detektivin. Was sollen wir tun? Die Polizei informieren? Wir haben doch überhaupt keine Beweise. Und der Patient liegt zur Zeit in Koma. Wenn er erwacht, können wir mit ihm sprechen."
“Ja hoffen wir, dass er erwacht. Und ich werde nicht zulassen, dass seine Frau alleine bei ihm ist. Sie wird beobachtet. Nur so können wir verhindern, dass sie ihm eventuell etwas antut.”
“Jenny, sie würde es gewiss nicht hier im Krankenhaus versuchen. Wenn sie tatsächlich vorhat, ihm etwas anzutun, dann wartet sie damit, bis er zuhause ist.”
Jenny nickte. Auch sie nahm das eher an. Trotzdem würde sie versuchen, herauszufinden , ob Michael Sullivan ein Vermögen hatte, so dass es sich für seine Frau lohnen würde, ein Verbrechen zu begehen. Ein Mord, der dennoch nicht nachweisbar war. Denn nur wenn ihr Mann durch einen Unfall starb, würde sie an sein Geld kommen. Geld, das ihr so viel bedeutete, dass sie bereit war, ein Leben auszulöschen...
Ende Teil Ich werde dich immer lieben
Sharon saß in ihrem Hotelzimmer. Sie war ziemlich wütend. Sie musste vorsichtig sein. Diese Ärztin würde sie bei ihrem nächsten Besuch bei Michael sicher nicht aus den Augen lassen. Aber sie war keineswegs so dumm, Michael in Krankenhaus etwas anzutun. Nein, sie würde warten, bis er wieder zu Hause war. Sharon griff zum Telefonhörer um Jim anzurufen…..
Jenny schloss leise die Tür zum Kinderzimmer und ging nach unten. David saß im Wohnzimmer auf der Couch und sah fern. Als sie eintrat, schaltete er den Fernseher aus.
“Alles in Ordnung?”, fragte er, als sie sich zu ihm setzte.
“Ja. Ich habe vorhin mit Eric Brown gesprochen. Er wird sehen, was er über Michael und Sharon Sullivan herausfindet.”
“Eric Brown? Du hast einen Privatdetektiv angagiert? Liebling, ich glaube du gehst ein wenig zu weit.” David legte einen Arm um seine Frau, zog sie an sich und schüttelte leicht tadelnd den Kopf.
“Nein, ich gehe nicht zu weit, ich mache mir Sorgen um einen Patienten.”
“Na schön, vielleicht hast du recht, Schatz. Aber sei vorsichtig. Wenn diese Frau vorhat ihren Mann loszuwerden, um an sein Geld heranzukommen, dann wird sie auch nicht zögern, Leute, die sie verdächtigen, beseitigen zu lassen.”
Am nächsten Morgen, als die Kinder bereits das Haus verlassen hatten um zur Schule und in den Kindergarten zu gehen, klingelte das Telefon und Jenny hob den Hörer ab.
“Jenny Marcus?”
“Mrs. Marcus, hier ist Eric Brown. Ich würde Sie gerne heute noch sprechen. Ich habe etwas Interessantes über Sharon Sullivan herausgefunden. Können wir uns um 13 Uhr bei Antonio treffen?”
“Ja, das passt mir gut. Heute ist mein freier Tag. Bis später.”
Nachdenklich legte Jenny den Hörer. David kam gerade aus dem Badezimmer.
“Jenny? Alles in Ordnung?”
“Ja. Das war Eric. Ich treffe ihn um 13Uhr bei Antonio. Er sagte mir, er hätte etwas Interessantes über Sharon Sullivan herausgefunden.”
“Gut. Rufe mich an, wenn du alles weißt.” Er lächelte und küsste seine Frau.
“Sicher, Schatz. Wenn Mrs. Sullivan heute ins Krankenhaus kommt, dann …”
“Sorge ich dafür das das Zimmer überwacht wird”, vollendete David den Satz….
Um kurz vor 13 Uhr betrat Jenny die kleine aber gemütliche Pizzeria. Eric Brown saß in einer Nische und winkte ihr zu. Sie setzte sich zu ihm.
“Nun, Mrs Marcus. Sie scheinen recht zu haben mit Ihrer Annahme das Mrs Sullivan darauf aus ist, ihren Mann loszuwerden. Und das ist keineswegs der erste Ehemann. Sie war bereits zweimal verheiratet. Und beide Ehemänner starben bei Unfällen. Aber nicht nur das. Sie waren sehr reich und Mrs. Sullivan, damals Sharon Travers und dann nach der zweiten Eheschließung Sharon Moore, erbte beide Male ein beträchtliches Vermögen. Auch Michael Sullivan ist ziemlich reich. Was aber noch interessanter ist, er war schon einmal mit Sharon verlobt, vor fünf Jahren.”
Jenny beugte sich etwas vor.
“Wie haben Sie das alles erfahren, Mr. Brown?”
Eric lächelte.
“Nun, ich bin ein Schnüffler, Mrs Marcus. Und das seit fast dreißig Jahren. Und noch etwas. Die Sullivans wohnen erst seit drei Monaten in Miami Beach. Mr. Sullivan verließ in dieser Zeit kaum das Haus. Seine Frau fuhr öfters weg. Ich vermute, sie hat einen Geliebten. Ich rate Ihnen eines, Mrs. Marcus, wenn Ihr Patient aus dem Koma erwacht, dann sollten Sie ihn über alles aufklären. Und sorgen Sie am besten dafür, dass er nicht mit seiner Frau das Krankenhaus verlässt. Ich bin mir sicher, dass sie noch immer vorhat ihn loszuwerden. Sie wird eine Menge Geld erben, wenn er tot ist.”
Sharon betrat die Intensivstation und blieb vor dem Bett stehen, in dem Michael lag. Er war wach.
“Michael, ich bin ja so froh, dass du aufgewacht bist. Wie geht es dir ,Darling?”
Michael richtete sich etwas auf.
“Willst du das wirklich wissen, Sharon? Wäre es dir nicht lieber, ich wäre nicht mehr aufgewacht?”
“Was? Aber wie kommst du darauf? Ich habe mir große Sorgen gemacht, als die Ärztin mir gestern sagte, du liegst in Koma und ich dachte….”
“Du dachtest nicht an mich, sondern an das Geld, das deines sein würde wenn ich tot bin, nicht wahr?”
“Du irrst dich, Michael. Ich liebe dich.”
Sharon setzte sich. Sie griff nach Michaels Hand, aber er zog sie ungeduldig zurück.
“Lass das, Sharon. Du hast mich durch einen fingierten Anruf aus dem Haus gelockt. Du wusstest doch ganz genau, dass ich wegen der Herztabletten kein Auto fahren darf. Ich stieg in den Wagen, weil ich dachte du lägst schwer verletzt im Krankenhaus. Und ich dachte nicht einen Moment daran, dass ich nicht fahren sollte. Aber die Strasse war nass, ich fuhr zu schnell, der Wagen geriet außer Kontrolle und dann passierte es…
Doch jemand sah den Unfall, eine Frau, sie zog mich aus dem Wagen, brachte mich in Sicherheit, bevor er in Flammen aufging. Ich weiß nicht wer sie war, werde es wohl auch niemals erfahren, aber sie hat mein Leben gerettet. Damit hast du nicht gerechnet, nicht wahr? Nun, vermutlich wäre der Unfall auch geschehen , wenn es nicht geregnet hätte. Ich konnte nicht klar sehen, alles war verschwommen.”
Michael ließ sich zurücksinken.
“Es ist besser, wenn du jetzt gehst, Sharon. Sobald ich aus dem Krankenhaus raus bin, reiche ich die Scheidung ein. Aber eines ist sicher, meine Liebe, du wirst keinen Dollar bekommen.”
“Nun Michael, da wäre ich nicht so sicher. Denk an Sammy Jo. Wenn ihr Leben dir etwas wert ist, dann wirst du zahlen.”
“Sammy Jo?” Michael sah Sharon verwirrt an. Kein Erkennen trat auf sein Gesicht, als er den Namen wiederholte.
“Du erinnerst dich nicht an sie? An deine süße kleine Tochter? Sie war bei unserer Hochzeit dabei, Darling.”
“Und wo ist sie jetzt?” Michael strich sich über die Augen, noch immer sagte der Name ihm nichts.
“In San Francisco, bei meiner Mutter. Aber es kann ihr sehr leicht etwas passieren.”
“Du lügst doch, Sharon. Es gibt kein Kind, wir sind erst seit sechs Monaten verheiratet.”
Sharon lächelte. “Nun gut, Michael. Dann sieh dir mal dieses Foto an.”
Sharon zog ihre Brieftasche heraus, öffnete sie, zog ein Foto heraus und reichte es Michael. Er sah es an. Auf dem Foto waren zwei Personen drauf. Eine Frau und ein kleines Mädchen von vielleicht fünf oder sechs Jahren. Die Ähnlichkeit zwischen ihm und ihr sagte ihm unweigerlich, dass das kleine Mädchen seine Tochter war.
“Sammy Jo”, murmelte er noch einmal und dann erinnerte er sich an den Augenblick als das kleine Mädchen den Ring vom Boden aufhob in seine Hand legte und leise flüsterte “Daddy”……
Michael legte das Foto auf die Bettdecke. "Okay Sharon. Wenn es Geld ist, was du willst, kannst du es kriegen. Aber ich habe eine Bedingung. Sobald ich aus dem Krankenhaus raus und wieder zu Hause bin, will ich, dass du dafür sorgst, dass Sammy Jo nach Miami Beach kommt. Erst dann werde ich dir einen Scheck, über jeden Betrag den du verlangst ,ausstellen. Und dann wirst du die Scheidungspapiere unterschreiben und Miami Beach verlassen."
Sharon lächelte wieder und nickte dann. "In Ordnung, Michael."
"Und jetzt gehe bitte, Sharon. Nein, warte, beantworte mir noch eine Frage. Weiß Sammy Jo, dass du ihre Mutter bist?"
"Ja. Aber erst seit unserer Hochzeit. Und nur dadurch, dass sie ein Gespräch belauscht hat. Aber das ist jetzt egal. Sobald du zuhause bist, rufe ich meine Mutter an, damit sie mit Sammy Jo herkommt. Bö by Darling."
Sharon verließ das Zimmer. Michael sah auf das Foto. Er konnte nur hoffen, dass Sammy Jo nichts passierte. Er traute Sharon nicht. Selbst wenn er ihr jeden Betrag ausstellte, den sie verlangte, würde es ihr nicht reichen. Sie wollte alles. Und das würde sie nur bekommen, wenn sie seine Witwe war. Ganz sicher gab es schon ein Testament. Eines das er unterschrieben hatte und das besagte, dass sie alles erbte. Doch wo war dieses? Er schloss die Augen, versuchte sich zu erinnern. Aber es war vergeblich. Er konnte sich nicht an das erinnern, was vor seiner Hochzeit gewesen war. Es war gelöscht. Für immer?
Die Tür wurde geöffnet und Jenny trat ein.
"Mr. Sullivan, ich bin Dr. Jenny Marcus. Erinnern Sie sich an mich?"
"Ja, Dr. Marcus. Wir haben miteinander gesprochen, bevor ich…bewusstlos wurde."
"Genau. Es ging um Ihre Frau und um eine Frau namens Liz. Können Sie sich wieder an sie erinnern?"
"Nein. An nichts, Dr Marcus. Alles was vor meiner Hochzeit geschah ist weg".
Jenny setzte sich. "Ich muss Ihnen etwas sagen, Mr. Sullivan. Es geht um Ihre Frau."
Jenny erzählte Michael alles was Eric Brown herausgefunden hatte.
"Zweimal verheiratet? Und beide Männer starben bei Unfällen? Und ich war schon einmal mit ihr verlobt, vor fünf Jahren?"
"Ja genau. Sie hat alles geplant. Haben Sie ein Testament gemacht?"
"Ich weiß nicht. Aber wenn sie mein Geld will, hat sie sicher dafür gesorgt, dass ich eines mache. Aber ich werde zu ihr zurückgehen, Dr. Marcus. Ich habe Sharon gesagt, sie kriegt jeden Betrag den sie verlangt. Und dann wird sie die Scheidungspapiere unterschreiben und die Stadt verlassen."
"Was? Sie wollen sie gehen lassen? Obwohl sie Ihren Tod wollte, beziehungsweise noch immer will? Sie wird sich nicht mit dem zufrieden geben was Sie ihr geben wollen, glauben Sie mir. Sie ist gefährlich. Sie will alles."
"Ja, das weiß ich. Aber es geht um meine Tochter. Sharon wird Sammy Jo etwas antun, wenn ich nicht tue was Sharon will. Sobald ich zuhause bin, wird Sammy Jo herkommen. Ich werde dafür sorgen, dass Sharon mein ganzes Geld bekommt. Aber sobald sie den Scheck einlöst wird die Polizei sie festnehmen."
"Sie haben eine Tochter? Sind Sie sicher, dass es die Ihre ist?"
"Ja. Sehen Sie das Foto hier? Das ist sie. Wenn Sharon und ich schon einmal verlobt waren, vor fünf Jahren, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass sie mein Kind ist. Und sie sieht mir sehr ähnlich. Und bei der Hochzeit, da nannte sie mich "Daddy".
Jenny sah das Foto an und nickte langsam.
"Mr. Sullivan. Der Privatdetektiv kann herausfinden wo die Kleine ist. Sie wird in Sicherheit gebracht. Und dann können Sie Sharon festnehmen lassen. Sie brauchen sich nicht in Gefahr zu begeben. Denn ich bin sicher, sie wird nicht daran denken die Kleine herzuholen. Sie wird sich nicht darauf einlassen, dass sie ihr alles überschreiben, denn sie wird ahnen, dass sie man sie festnimmt, sobald sie versucht den Scheck einzulösen."
"Ja, vermutlich haben Sie recht."
"Ich werde Sie erst entlassen, wenn Eric Brown Ihre Tochter gefunden und in Sicherheit gebracht hat. Dann haben Sie nichts mehr zu befürchten. Selbst wenn Sharon flüchten sollte. Die Polizei wird sie kriegen. Sie ist eine zweifache Mörderin. Auch wenn es damals nicht nachweisbar war, dass sie hinter den Unfällen steckte."
Weder Michael noch Jenny ahnten, dass Sharon ihr Gespräch mit angehört hatte. Sie hatte gesehen wie Jenny das Zimmer, in dem Michael lag, betreten hatte, und da sie wusste, dass die Ärztin sie verdächtigte, hinter Michaels Unfall zu stecken, hatte sie leise die Tür geöffnet. Keiner der beiden hatte sie bemerkt, doch sie hatte jedes Wort gehört. Jetzt schloss sie leise die Tür und wenig später telefonierte sie mit ihrer Mutter.
Sharon legte den Telefonhörer auf. Ein zufriedenes Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie hatte ihrer Mutter alles erzählt und ihr gesagt, sie solle mit Sammy Jo nach New York fahren. Bleib dort so lange bis ich dich anrufe, hatte sie gesagt. Dann hatte sie aufgelegt, bevor ihre Mutter irgendwelche Fragen stellen konnte. Jetzt saß Sharon auf dem Sofa. Michael hatte also vor sie festnehmen zu lassen, sobald sie den Scheck einlösen würde. Aber sie hatte nicht vor ins Gefängnis zu gehen. Er konnte Sammy Jo haben, doch erst wenn sie, Sharon, im Besitz seines Geldes war, das gesamte Geld natürlich. Und erst wenn sie in Sicherheit war, würde er Sammy Jo bekommen. Und dann würde sie dafür sorgen, dass er und Sammy Jo schon sehr bald wieder von einander getrennt wurden. Und diesmal für immer…
Jenny legte den Hörer auf. Ihre Hände zitterten ein wenig. Langsam ging sie ins Wohnzimmer und setzte sich aufs Sofa. David schien zu spüren, dass der Anruf keine guten Neuigkeiten gebracht hatte. Er ließ einige Zeit vergehen , bevor er fragte: "Was ist passiert, Liebes?"
"Das war Eric Brown. Er hat herausgefunden, dass Sammy Jo bei Sharons Mutter in San Francisco lebt. Er hat die dortige Polizei informiert und alles erzählt. Vor einer Stunde erhielt er einen Anruf. Inspector Mason teilte ihm mit, das Helen Danzig nicht mehr in San Francisco ist. Die Haushälterin von Helen hat der Polizei erzählt, dass Helen heute am frühen Nachmittag mit Sammy Jo weggefahren ist. Wohin wusste sie nicht. Und noch etwas, Sammy Jo kam kurz nach ihrer Geburt zu Helen und die Kleine glaubt, dass diese ihre Mutter ist. Sie weiß nicht, dass sie in Wirklichkeit ihre Großmutter ist. Somit ist Sharon für Sammy Jo die Schwester"
"Glaubst du, dass Sharon ihre Mutter angerufen hat? Aber ich frage mich warum? Sie wird doch kein Geld bekommen , wenn sie Sammy Jo nicht herholt. So war es doch, oder?"
"Ja genau. Aber Sharon ist nicht dumm. Vermutlich ahnt sie, dass Michael nicht wirklich vorhat ihr sein gesamtes Geld zu überlassen. Dass er sie festnehmen lassen würde, sobald sie den Scheck einlöst. Sie wird einen Plan haben, da bin ich sicher."
"Ja sicher hast du recht. Aber wir können nicht viel tun, Schatz. Wir wissen nicht einmal, was sie genau vorhat"
"Ich kann es mir denken. Sie wird Sammy Jo Michael erst überlassen, wenn sie das Geld hat und in Sicherheit ist. Er wird sich darauf einlassen, ganz sicher. Und ich glaube, sie wird darauf bestehen, dass er das Geld holt."
"Ja und sie selbst bleibt bei dem Kind, meinst du das?"
"Genau. Aber ganz sicher nicht in dem Haus in dem sie wohnen. Sie wird sich irgendwo anders mit der Kleinen aufhalten. Und dort soll Michael hinkommen. Er wird die Polizei nicht einschalten, denn er weiß sicher, dass sie dann der Kleinen etwas antun würde. Sammy Jo ahnt ja von allem nichts. Sie glaubt Sharon ist ihre Schwester und ganz sicher weiß sie auch noch nicht, dass Michael und Sharon in Wirklichkeit ihre Eltern sind. Sie wird bei Sharon bleiben. Ohne Angst. Ich werde noch einmal mit Michael sprechen. Aber ich glaube, er wird bereit sein, Sharon alles Geld zu überlassen, und sie gehen lassen. Aus Angst, dass sie sonst seiner Tochter etwas antut, wenn sie die Polizei sieht."
"Liebes, du solltest vielleicht doch die Polizei einschalten. Überlass ihr die ganze Sache. Sie werden wissen, was zu tun ist."
"Ja vermutlich hast du recht. Aber zuerst spreche ich mit Michael. Er muss entscheiden was zu tun ist"….
Gegen späten Abend besuchte Jenny Michael. Er lag jetzt wieder auf der normalen Station. Es ging ihm wesentlich besser. Sie erzählte ihm alles.
"Hören Sie, Dr. Marcus. Ich bin Ihnen wirklich dankbar für Ihre Hilfe. Aber ich bin der Meinung, wir lassen die Polizei aus dem Spiel. Mir liegt nichts an dem Geld. Ich habe meine Tochter nur einmal gesehen. Und meine Schwiegermutter. Sie ist nicht gut für die Kleine, das habe ich damals gemerkt. Ich erinnere mich daran, dass sie Sammy Jo schlagen wollte, nur weil diese ein Glas umgestoßen hat. Ich will, dass Sammy Jo in Zukunft bei mir lebt. Und da ich ihr Vater bin, und zudem mit Sharon verheiratet, wird es keine Schwierigkeiten geben. Ich muss nur beweisen, dass Sharon und nicht Helen die Mutter des Kindes ist. Sharon kann das Geld haben. Es ist mir egal"
"Aber sie ist gefährlich, Michael. Sie hat zwei Menschen umgebracht. Auch wenn es Unfälle waren."
"Ja ich weiß. Aber das werden wir nicht mehr beweisen können, nicht wahr? Die Polizei wird sie nicht festnehmen, es gibt keinen Grund für sie. Ich möchte Sie noch um einen anderen Gefallen bitten, Dr. Marcus. Diese Frau, Liz, war ihr Name, sie muss einmal eine Rolle in meinen Leben gespielt haben. Ich habe ja ständig ihr Gesicht gesehen, wenn ich mich auch an sonst nichts erinnern kann. Dieser Privatdetektiv, er soll herausfinden wo sie wohnt. Er scheint ein fähiger Mann zu sein, nicht wahr? Dann wird es nicht schwer für ihn sein."
"Ja gut, Mr. Sullivan. Ich werde ihn anrufen und es ihm sagen. Er wird sie finden, ganz sicher. Sie muss in L.A. wohnen. Sie und Sharon haben kurz nach ihrer Hochzeit in Santa Monica gelebt. Und wahrscheinlich haben Sie, bevor sie Sharon heirateten auch irgendwo in L.A. gewohnt. Vermutlich mit Liz."
"Ja ganz bestimmt. Wenn er Liz findet dann soll er sie bitten herzukommen. Was immer zwischen uns war, und was immer es beendet hat, es ist noch ein unsichtbares Band da, das uns verbindet. Vermutlich habe ich sie sehr geliebt. Auch wenn ich sie verließ, um Sharon zu heiraten. Ich glaube aber jetzt, dass es nicht freiwillig geschah."
Jenny nickte nur. Es fiel ihr schwer die Tränen zu verbergen, als ihr klar wurde, dass Sharon nur wegen Geld eine Liebe zerstört hatte. Doch diese Liebe schien noch immer zu bestehen. Von Seiten der Frau, die den Mann, den sie über alles geliebt hatte, an eine andere verloren hatte.
Sharon stand vor dem Haus in dem Eric Brown sein Büro hatte. Dieser Mann war gefährlich, das wusste sie. Sie würde nicht zulassen, dass er Elizabeth fand und hierher brachte. Sie musste sich um ihn kümmern. Sharon ging zur Eingangstür, öffnete sie und trat ein. An einen der Wände hing ein Schild: Privatdetektiv Eric Brown 1.Stock stand da drauf. Sharon lächelte und ging die Treppe hoch. Es war erst kurz nach vier, also würde dieser Privatschnüffler sicher noch im Büro sein. Leise ging sie bis zur Tür, auf der stand: Privatdetektiv Eric Brown. Durch die Milchglasscheibe konnte sie verschwommen eine Person erkennen. Also war er alleine. Unten klappte die Haustür, hastig ging Sharon noch eine Treppe höher. Vorsichtig blickte sie über das Geländer. Sie konnte eine Frau sehen, die vor dem Büro des Privatdetektivs stehen blieb, anklopfte und dann die Tür öffnete und eintrat. Sharon biss sich auf die Lippe, die Frau war Dr. Marcus gewesen. Wahrscheinlich wollte sie dem Mann von Elizabeth Winters erzählen. Ungeduldig blickte sie auf ihre Uhr. Endlich wurde die Tür wieder geöffnet und Sharon hörte eine Männerstimme sagen: "Keine Sorge Dr. Marcus, ich werde diese Frau schon finden."
"Danke Mr. Brown."
Die Tür wurde geschlossen und Jenny ging die Treppe runter. Gleich darauf fiel die Haustür ins Schloss.
"Endlich", murmelte Sharon und ging langsam sie Stufen runter. Sie griff in ihre Jacke und zog eine kleine Waffe heraus.
Jenny schaltete den Fernseher an und machte es sich in ihrem Sessel gemütlich. Noch war sie allein. David hatte Spätschicht und die Kinder waren bei Freunden.
"Oh nein ", murmelte sie in nächsten Moment, als sie ein Bild des Privatdetektivs sah, den sie gegen vier nachmittags noch besucht hatte. Sie schaltete lauter.
"Heute gegen 18.00Uhr wurde die Leiche des bekannten Privatdetektivs Sam Brown von der Putzfrau Marcia Glenson gefunden, die wie jeden Abend gekommen war, um das Büro des Ermittlers zu putzen. Völlig geschockt rief die Frau sofort die Polizei, die zehn Minuten später eintraf. Inspektor Franklin von der Mordkommision Miami ermittelt in diesen Fall. Es gibt noch keinerlei Hinweise auf einen Täter."
Jenny schloss die Augen.
"Gibt’s nicht", murmelte sie und griff zum Telefon. Dann schüttelte sie den Kopf. Nein, sie musste sofort zu Michael.
"Tot?"
Michael richtete sich abrupt auf und sackte sofort wieder zurück. Jenny legte rasch ihre Hand auf seinen Arm.
"Beruhigen Sie sich, Michael."
"Beruhigen? Jemand hat den Privatdetektiv umgebracht, Dr. Marcus. Jetzt kann er die Frau, die ich vermutlich über alles geliebt habe, nicht mehr suchen und finden. Und meine Tochter? Sie ist in der Gewalt einer Frau, die selbst eine Tochter hat, die eine zweifache Mörderin, jetzt vielleicht sogar dreifache Mörderin, ist und die meine Frau ist. Auch wenn sie mir Drogen gab, damit ich ihr Ehemann wurde. Sie will nur mein Geld. Und sie wird es kriegen, hören Sie?? Ich will nur mein Kind und das Geld werde ich dieser geldgierigen Mörderin in den Rachen schieben."
"Michael, nein. Bleiben Sie liegen."
Jenny wollte Michaels Arm greifen und ihn zurückdrücken, aber er schüttelte ihren Arm einfach ab.
"Ich werde das ganze jetzt selbst erledigen, Dr. Marcus. Und keine Polizei. Sharon würde sofort verschwinden, wenn sie auch nur einen Polizisten sieht. Ich hole das Geld. Und ich bleibe solange bei ihr bis Sammy Jo hier in Miami eintrifft."
Jenny stand auf. Ihr war klar, dass sie Michael nicht zurückhalten konnte.
"Und sobald Sammy Jo bei mir ist, fliegen wir nach L.A. Und ich werde Liz suchen. Ich habe nicht viel, nur ihr Gesicht ist in meiner Erinnerung."
Schweigend reichte sie Michael seine Sachen.
"Seien Sie vorsichtig Michael. Sie glauben, dass Sharon auch Sam Brown umgebracht hat? Aber dann müsste sie von ihm gewusst haben. Das ist unmöglich."
"Nichts ist bei dieser Frau unmöglich, Jenny. Sie könnte Ihnen heute gefolgt sein. Und als sie Sam verließen, hat sie ihn erschossen. Vermutlich nachdem er ihr gesagt hatte, dass er Sammy Jo sucht und Liz."
"Ja, wahrscheinlich haben Sie recht, Michael"….
Michael betrat die Hotelhalle und ging zur Rezeption.
Er drückte auf die Klingel und knappe fünf Minuten später erschien eine ältere Frau.
"Ja bitte? Was kann ich für Sie tun?"
"Welches Zimmer hat Mrs Sharon Sullivan?"
"Einen Moment bitte."
Die Frau holte ein Buch, schaute hinein und es dauerte einen Moment bis sie wieder aufsah.
"Zimmer 507."
"Ist sie in ihren Zimmer?"
Margret drehte sich um, warf einen Blick auf die Schlüssel, die an dem Haken hingen und nickte dann.
"Ja, sie ist oben. Soll ich…"
Aber Michael war schon auf dem Weg zum Fahrstuhl. Er stieg ein , lehnte sich gegen die Wand und versuchte den scharfen Schmerz in seiner Brust zu ignorieren.
"Welchen Stock, Sir?", fragte der Liftboy höflich
"Fünfter Stock", murmelte Michael.
Der Fahrstuhl fuhr nach oben, hielt Sekunden später an und die Tür glitt auf. Michael lächelte dem Liftboy freundlich zu und ging dann den Flur entlang. Vor der Zimmertür 507 blieb er stehen. Von drinnen hörte er leise Stimmen. War der Fernseher an? Oder hatte Sharon Besuch? Oder telefonierte sie vielleicht?
Michael presste für einen Moment sein Ohr gegen die Tür, konnte aber nichts verstehen. Er klopfte. Es vergingen einige Minuten, dann wurde die Tür einen Spalt geöffnet und Michael blickte in Sharons Gesicht.
"Michael, Darling, welch eine Überraschung. >Komm doch rein".
Sie öffnete die Tür ganz. Michael trat ein und Sharon schloss die Tür. Ihre grünen Augen funkelten, als sie Michaels Blick sah, der über ihren nackten Körper glitt.
Sie schlang ihre Arme um ihn, aber Michael stieß sie heftig zurück, so dass sie zu Boden ging. Wütend stand sie auf. Er griff nach dem Handtuch, das auf den Boden lag und reichte es ihr.
"Gefällt dir mein Körper nicht mehr, Liebster?"
"Lass das Sharon. Hör mir genau zu. Du wirst jetzt deine Mutter anrufen und ihr sagen, sie soll mit Sammy Jo herkommen. Na los, mach schon. Wenn du telefoniert hast, werde ich dir das Geld geben."
Ein triumphierender Blick traf Michael.
"Und die Polizei, Michael? Wartet sie vor dem Haus? Nimmt sie mich fest, sobald ich es verlasse?"
"Nein! Du kannst gehen, wenn Sammy Jo bei mir ist. Ich werde die Polizei nicht rufen. Aber sag mir noch eines. Wer ist die Frau, von der du mich auf so brutale Weise getrennt hast? Lebt sie noch, oder hast du sie auch umgebracht?"
"Wie bitte? Es gibt keine andere Frau, Michael."
Michael griff nach Sharons Handgelenk und umklammerte es so fest, dass sie leise aufschrie.
"Du tust mir weh. Lass mich sofort los, oder ich…
"Schreie? Das solltest du nicht tun, Sharon. Also wer ist sie? Wieso sehe ich immer ihr Gesicht? Sag es mir!"
"Ich habe keine Ahnung Michael. Jetzt lass mich los."
Michael stieß Sharon zum Bett, versetzte ihr einen Stoß, so dass sie drauf fiel.
"Na schön. Dann rufe jetzt Helen an. Sag ihr, sie soll mit dem nächsten Flug herkommen. Und keine Dummheiten, Sharon."
Michael drückte Sharon den Hörer in die Hand und drückte dann auf einen kleinen roten Knopf. Auf diese Weise würde er jedes Wort mithören können, das Sharon in den Hörer sprach……
Daddy!". Sammy Jo lief auf ihren Vater zu und er fing sie auf und drückte sie fest an sich.
"Alles klar mein Schätzchen?"
"Ja Daddy. Darf ich jetzt bei dir bleiben… und Mami?"
"Nur bei mir, Süße. Morgen fliegen wir beide nach L.A. und dort werde ich ein Haus kaufen für uns beide und…" Michael hielt inne, denn er sah ganz plötzlich wieder das Gesicht jener Frau vor sich: dunkle Haare, blaue Augen die ihn ansahen und in denen Tränen schimmerten.
"Michael", hörte er eine leise Stimme flüstern. "Ich werde dich immer lieben". "Liz?" murmelte er kaum hörbar.
Michael schwankte leicht und dann spürte er zwei kleine Hände die über sein Gesicht strichen.
"Daddy? Was hast du denn? Bist du krank?" Die leise Kinderstimme drang bange an sein Ohr.
"Geht schon", murmelte er heiser und strich Sammy Jo die langen Haare aus der Stirn
"Wer ist Liz?", fragte Sammy Jo leise.
"Ich weiß nicht genau". Michael sah Sharon und Helen an, die sich leise unterhielten. Sie schienen nichts mitbekommen zu haben.
"Wenn wir in L.A. sind Daddy, gehen wir dann zu dieser Liz? Hast du sie lieb?"
Michael nickte. "Ja Sammy Jo. Ich habe sie wohl einmal sehr lieb gehabt aber ich weiß nicht ob ich sie finden werde, denn ich kenne nicht einmal ihren ganzen Namen."
Sammy Jo lächelte.
"Aber du wirst sie finden Daddy, ganz sicher. Bitte den lieben Gott, er wird dich zu ihr führen."
Der Ernst in der Stimme, der knapp fünfjährigen, ließ Michael erneut zusammenzucken.
"Ja, mein Liebling, das werde ich tun"
"Michael, wir sollten jetzt ins Hotel fahren. Mutter möchte sich etwas ausruhen"…….
Michael warf sich unruhig im Bett herum. Schweiß bedeckte sein Gesicht. Er träumte von jener Frau, von der er zum ersten Mal nicht nur das Gesicht sah. Sie war schlank, trug ein weißes Brautkleid und stand an der Seite eines Mannes, den er jedoch nicht erkennen konnte. Ein Pfarrer sprach jene Worte, die auch der Reverend vor wenigen Monaten auf Michaels und Sharons Hochzeit gesprochen hatte. Jetzt streckte die Frau die Hand aus und der Mann schob einen Ring über ihren Finger, einen goldenen Ring mit einem blauen Stein. War er jener Mann? Die Frau war Liz, das war sicher.
Er hörte die Stimme des Pfarrers, konnte aber seine Worte nicht verstehen. Die Frau steckte jetzt den Ring an den Finger des Mannes, dessen Gesicht er noch immer nicht erkennen konnte. Dichter Nebel hüllte es ein.
"Und somit erkläre ich euch zu Mann und Frau. Du darfst die Braut jetzt küssen."
Michael sah die Hände des Mannes, die behutsam den Schleier hochschoben. Sein Kuss war zärtlich, voller Liebe und Leidenschaft. Und dann drehte er sich um und Michael stöhnte unwillkürlich auf…..
"Daddy?" Jemand schüttelte ihn an der Schulter und Michael fuhr hoch.
"Sammy Jo, kannst du nicht schlafen?"
"Doch, aber du hast dich so umhergewälzt und dann plötzlich aufgestöhnt. Tut dir was weh??"
Tränen schimmerten in den großen blauen Kinderaugen.
"Nein, mein Kleines. Ich hatte nur einen Traum."
"Einen schlimmen Traum?, fragte Sammy Jo mitfühlend.
Michael schluckte. Was sollte er sagen? Er war nicht jener Mann gewesen, der mit Liz vor dem Altar gestanden hatte. Es war ein anderer gewesen. Doch war es nicht nur ein Traum gewesen? Oder hatte es diese Hochzeit wirklich gegeben? Doch am Flughafen hatte er deutlich Liz Stimme gehört" Ich werde dich immer lieben", hatte sie geflüstert.
"Daddy?" Fragend schaute Sammy Jo ihn an.
"Nein, es war kein schlimmer Traum."
Sammy Jo schien nicht ganz überzeugt.
"Wirklich nicht, Süße. Ich habe von einer Hochzeit geträumt und… " Michael schloss die Augen und öffnete sie wieder
"Aber es war nicht deine nicht wahr?"
Wieder dieser Ernst in der Stimme des Kindes. Als wäre sie nicht viereinhalb sondern schon Jahre älter.
"Nein, es war nicht meine", sagte er leise….
Michael drückte Sharon den Scheck in die Hand.
"Ich will dich nie wieder sehen, hörst du? Wenn du wieder auftauchst, rufe ich die Polizei und du kommst dort hin, wo du hingehört… in den Knast."
"So? Aber ich habe nichts getan, Michael. Du bist freiwillig mein Ehemann geworden."
Michael lachte bitter.
"Ja sicher. Du hast diesen Sam Brown ermordet nicht wahr? Er wollte Liz finden."
Sharon schüttelte den Kopf.
"Du irrst dich, Michael. Ich kannte diesen Privatschnüffler nicht und auch keine Liz. Ich habe dich niemandem weggenommen. Ich habe dich …"
"Du hast es getan Sharon. Woher weißt du sonst, dass er Privatdetektiv war? Da habe ich nicht erwähnt."
Wütend biss sich Sharon auf die Lippen. Sie hatte einen Fehler gemacht. Michael ergriff ihren Arm.
"Ich habe es mir überlegt Sharon. Ich kann dich nicht gehen lassen. Du hast einen Menschen ohne Skrupel erschossen. Wir fahren zur Polizei, jetzt gleich."
"Das glaube ich nicht, Michael. Lass sie los. Sofort!"
Michael sah zur Tür, wo Helen stand, sie hielt Sammy Jo fest, drückte ein Messer an ihren Hals.
"Zuerst nimm das Messer runter und schick Sammy Jo hier rüber",sagte Michael und umklammerte immer noch Sharons Arm.
Helen grinste spöttisch.
"Halt mich nicht für dumm, Michael. Sharon ist meiner Tochter egal, was sie getan hat. Also lass sie los. Und ich lasse Sammy Jo los."
Michael stöhnte leicht auf. Er wusste, dass es besser gewesen wäre, gleich gestern zur Polizei zu gehen. Er hatte doch geahnt, dass Sharon Sam Browns Mörder war.
"Na gut. Sie gehen gleichzeitig los."
Michael ließ Sharons Arm los und sah, dass Helen das Messer sinken ließ und sich etwas vorbeugte.
"Geh zu deinem Vater, Sammy Jo, aber langsam."
Sammy Jo ging los, in der Mitte des Zimmers begegnete sie Sharon, die kalt lächelnd an ihr vorbeiging. Sammy Jos Schritte wurden schneller, bis sie ihren Vater erreichte und dieser sie in seine Arme zog. "Alles gut, mein Liebes", sagte er beruhigend. Er hörte eine Tür klappen und wusste, dass Sharon und Helen das Zimmer verlassen hatten….
Daddy!". Sammy Jo lief auf ihren Vater zu und er fing sie auf und drückte sie fest an sich.
"Alles klar mein Schätzchen?"
"Ja Daddy. Darf ich jetzt bei dir bleiben… und Mami?"
"Nur bei mir, Süße. Morgen fliegen wir beide nach L.A. und dort werde ich ein Haus kaufen für uns beide und…" Michael hielt inne, denn er sah ganz plötzlich wieder das Gesicht jener Frau vor sich: dunkle Haare, blaue Augen die ihn ansahen und in denen Tränen schimmerten.
"Michael", hörte er eine leise Stimme flüstern. "Ich werde dich immer lieben". "Liz?" murmelte er kaum hörbar.
Michael schwankte leicht und dann spürte er zwei kleine Hände die über sein Gesicht strichen.
"Daddy? Was hast du denn? Bist du krank?" Die leise Kinderstimme drang bange an sein Ohr.
"Geht schon", murmelte er heiser und strich Sammy Jo die langen Haare aus der Stirn
"Wer ist Liz?", fragte Sammy Jo leise.
"Ich weiß nicht genau". Michael sah Sharon und Helen an, die sich leise unterhielten. Sie schienen nichts mitbekommen zu haben.
"Wenn wir in L.A. sind Daddy, gehen wir dann zu dieser Liz? Hast du sie lieb?"
Michael nickte. "Ja Sammy Jo. Ich habe sie wohl einmal sehr lieb gehabt aber ich weiß nicht ob ich sie finden werde, denn ich kenne nicht einmal ihren ganzen Namen."
Sammy Jo lächelte.
"Aber du wirst sie finden Daddy, ganz sicher. Bitte den lieben Gott, er wird dich zu ihr führen."
Der Ernst in der Stimme, der knapp fünfjährigen, ließ Michael erneut zusammenzucken.
"Ja, mein Liebling, das werde ich tun"
"Michael, wir sollten jetzt ins Hotel fahren. Mutter möchte sich etwas ausruhen"…….
Michael warf sich unruhig im Bett herum. Schweiß bedeckte sein Gesicht. Er träumte von jener Frau, von der er zum ersten Mal nicht nur das Gesicht sah. Sie war schlank, trug ein weißes Brautkleid und stand an der Seite eines Mannes, den er jedoch nicht erkennen konnte. Ein Pfarrer sprach jene Worte, die auch der Reverend vor wenigen Monaten auf Michaels und Sharons Hochzeit gesprochen hatte. Jetzt streckte die Frau die Hand aus und der Mann schob einen Ring über ihren Finger, einen goldenen Ring mit einem blauen Stein. War er jener Mann? Die Frau war Liz, das war sicher.
Er hörte die Stimme des Pfarrers, konnte aber seine Worte nicht verstehen. Die Frau steckte jetzt den Ring an den Finger des Mannes, dessen Gesicht er noch immer nicht erkennen konnte. Dichter Nebel hüllte es ein.
"Und somit erkläre ich euch zu Mann und Frau. Du darfst die Braut jetzt küssen."
Michael sah die Hände des Mannes, die behutsam den Schleier hochschoben. Sein Kuss war zärtlich, voller Liebe und Leidenschaft. Und dann drehte er sich um und Michael stöhnte unwillkürlich auf…..
"Daddy?" Jemand schüttelte ihn an der Schulter und Michael fuhr hoch.
"Sammy Jo, kannst du nicht schlafen?"
"Doch, aber du hast dich so umhergewälzt und dann plötzlich aufgestöhnt. Tut dir was weh??"
Tränen schimmerten in den großen blauen Kinderaugen.
"Nein, mein Kleines. Ich hatte nur einen Traum."
"Einen schlimmen Traum?, fragte Sammy Jo mitfühlend.
Michael schluckte. Was sollte er sagen? Er war nicht jener Mann gewesen, der mit Liz vor dem Altar gestanden hatte. Es war ein anderer gewesen. Doch war es nicht nur ein Traum gewesen? Oder hatte es diese Hochzeit wirklich gegeben? Doch am Flughafen hatte er deutlich Liz Stimme gehört" Ich werde dich immer lieben", hatte sie geflüstert.
"Daddy?" Fragend schaute Sammy Jo ihn an.
"Nein, es war kein schlimmer Traum."
Sammy Jo schien nicht ganz überzeugt.
"Wirklich nicht, Süße. Ich habe von einer Hochzeit geträumt und… " Michael schloss die Augen und öffnete sie wieder
"Aber es war nicht deine nicht wahr?"
Wieder dieser Ernst in der Stimme des Kindes. Als wäre sie nicht viereinhalb sondern schon Jahre älter.
"Nein, es war nicht meine", sagte er leise….
Michael drückte Sharon den Scheck in die Hand.
"Ich will dich nie wieder sehen, hörst du? Wenn du wieder auftauchst, rufe ich die Polizei und du kommst dort hin, wo du hingehört… in den Knast."
"So? Aber ich habe nichts getan, Michael. Du bist freiwillig mein Ehemann geworden."
Michael lachte bitter.
"Ja sicher. Du hast diesen Sam Brown ermordet nicht wahr? Er wollte Liz finden."
Sharon schüttelte den Kopf.
"Du irrst dich, Michael. Ich kannte diesen Privatschnüffler nicht und auch keine Liz. Ich habe dich niemandem weggenommen. Ich habe dich …"
"Du hast es getan Sharon. Woher weißt du sonst, dass er Privatdetektiv war? Da habe ich nicht erwähnt."
Wütend biss sich Sharon auf die Lippen. Sie hatte einen Fehler gemacht. Michael ergriff ihren Arm.
"Ich habe es mir überlegt Sharon. Ich kann dich nicht gehen lassen. Du hast einen Menschen ohne Skrupel erschossen. Wir fahren zur Polizei, jetzt gleich."
"Das glaube ich nicht, Michael. Lass sie los. Sofort!"
Michael sah zur Tür, wo Helen stand, sie hielt Sammy Jo fest, drückte ein Messer an ihren Hals.
"Zuerst nimm das Messer runter und schick Sammy Jo hier rüber",sagte Michael und umklammerte immer noch Sharons Arm.
Helen grinste spöttisch.
"Halt mich nicht für dumm, Michael. Sharon ist meiner Tochter egal, was sie getan hat. Also lass sie los. Und ich lasse Sammy Jo los."
Michael stöhnte leicht auf. Er wusste, dass es besser gewesen wäre, gleich gestern zur Polizei zu gehen. Er hatte doch geahnt, dass Sharon Sam Browns Mörder war.
"Na gut. Sie gehen gleichzeitig los."
Michael ließ Sharons Arm los und sah, dass Helen das Messer sinken ließ und sich etwas vorbeugte.
"Geh zu deinem Vater, Sammy Jo, aber langsam."
Sammy Jo ging los, in der Mitte des Zimmers begegnete sie Sharon, die kalt lächelnd an ihr vorbeiging. Sammy Jos Schritte wurden schneller, bis sie ihren Vater erreichte und dieser sie in seine Arme zog. "Alles gut, mein Liebes", sagte er beruhigend. Er hörte eine Tür klappen und wusste, dass Sharon und Helen das Zimmer verlassen hatten….
"Daddy, ich hatte solche Angst".
"Ja mein Liebling , ich weiß, aber jetzt ist alles gut. Wir gehen jetzt zur Polizei"
"Werden die Mami und Grandma festnehmen?"
"Ja das hoffe ich"….
Inspector Robin Baker sah Michael an.
"Das sind eine Menge Anschuldigen, die Sie da gegen Ihre Frau vorbringen, Mr Sullivan.: Entführung, erzwungenes Ja Wort, vermutlich unter dem Einfluss von Drogen, ein Mordanschlag auf Ihr Leben. Und dann verdächtigen Sie ihre Frau noch den Privatdetektiv Sam Brown ermordet zu haben, weil der eine Frau finden sollte, von der Sie nur wissen, dass deren Name vermutlich Liz ist. Und Sie glauben, dass diese einmal eine wichtige Rolle in Ihren Leben spielte. Kann irgendjemand etwas, von dem was Sie mir erzählten, bestätigen?"
"Ja, es gibt da jemanden. Dr. Jenny Marcus. Sie hat mich nach meinem Unfall betreut. Und sie war es auch, die den Privatdetektiv engagierte, damit er "Liz" findet. Bitten Sie sie herzukommen. Und geben Sie eine Fahndung nach meiner Frau und ihrer Mutter raus. Ganz sicher sind sie sofort zum Flughafen gefahren. Ich…"
"Sie glauben, dass die beiden nach L.A. fliegen, um ihrer geheimnisvollen Liz etwas anzutun?", unterbrach der Inspector Michael. "Aber warum sollte Ihre Frau so etwas tun? Sie weiß doch, dass Sie sich nicht einmal richtig an Liz erinnern können. Sie wissen nicht mal ihren ganzen Namen, geschweige denn wo sie wohnt."
"Aber ich werde nach L.A. fliegen, mit Sammy Jo und ich werde Sie suchen, egal wie lange das dauert. Und Sharon weiß das."
"Na schön, Mr. Sullivan. Geben Sie mir eine Beschreibung Ihrer Frau und Ihrer Schwiegermutter. Ich werde einen meiner Männer bitten, zum Flughafen zu fahren, um sich zu erkundigen, ob die Verdächtigen einen Flug nach L.A. genommen haben oder es noch tun werden. Sollten die beiden noch dort sein, werden sie vorläufig festgenommen und hergebracht. Sind sie bereits auf dem Weg nach L.A werde ich die Polizei dort informieren die Verdächtigen festzunehmen und sie solange festzuhalten, bis wir beide in L.A eintreffen. Ich werde zudem Dr. Marcus bitten, herzukommen. Wäre es möglich, dass Sie sich um Ihre Tochter kümmert solange wir in L.A. sind?"
"Ich denke schon. Danke Inspector."
Eine Viertelstunde später war Jenny Marcus auf der Polizeiwache. Inspector Baker sprach mit ihr und sie bestätigte, was schon Michael gesagt hatte. Dass sie sich nach den Unfall um ihn gekümmert hatte. Dass sie den Privatdetektiv engagiert hatte und was der über Sharon Sullivan in Erfahrung gebracht hatte. Dass auch sie die Vermutung hatte, Sharon sei die Mörderin von Sam Brown, weil der Liz finden sollte.
"Wahrscheinlich ist sie mir gefolgt, als ich zu Sam Brown ging, um ihn zu bitten Liz zu finden. Ich war um vier Uhr nachmittags dort, bis etwa halb fünf und die Putzfrau sagte doch aus, dass sie ihn um sechs Uhr abends gefunden hat."
"Ja, das ist richtig, Mrs Marcus. Der Polizeiarzt war um 18.30Uhr am Tatort. Er untersuchte den Toten und schrieb in seinem Bericht, dass Mr Browns zu diesem Zeitpunkt etwa zwei Stunden tot war. Das heißt, er wurde etwa 5-10 Minuten nach ihrem Weggang erschossen".
Jenny stand auf.
"Wäre das alles, Inspector?"
"Ja. Ich danke Ihnen", sagte Robin.
Das Telefon klingelte und er hob ab.
Jenny ging zu Michael rüber, der mit Sammy Jo an einem der Tische saß.
"Michael? Geht es Ihnen gut?"
Sie warf einen besorgten Blick in sein Gesicht.
"Ja, alles okay, Dr. Ich kann nur hoffen, dass die…" Michael hielt inne, als er den Inspector sah, der zu ihnen rüber kam.
"Mr. Sullivan. Ich fürchte ich habe keine guten Nachrichten. Weder Ihre Frau noch ihre Schwiegermutter haben einen Flug nach L.A. genommen. Auch keinen anderen Flug. Entweder sind sie noch hier oder sie sind mit dem Zug oder dem Auto gefahren. Tut mir leid".
Michael sprang auf.
"Dann werde ich mit Sammy Jo sofort nach L.A. fliegen. Ich bin sicher, früher oder später taucht Sharon dort auf."
"Mr Sullivan ich werde…"
Aber Michael hörte nicht mehr zu. Er nahm seine Tochter auf den Arm und ging mit ihr auf den Ausgang zu.
"Gehen Sie ihm nach Dr. Marcus. Sagen Sie ihm, dass ich die Polizei in L.A. informiere"…
"Michael warten Sie einen Moment"
Atemlos lief Jenny auf Michael zu, der stehen geblieben war.
"Ich darf keine Zeit verlieren, Jenny. Ich habe das sichere Gefühl, dass Liz in höchster Gefahr ist. Sharon wird nicht zögern, ihr etwas anzutun. Und sie wird wissen, dass die Polizei sie möglicherweise in L.A. erwartet. Sie ist nicht dumm, und ganz sicher lässt sie sich nicht so einfach festnehmen. Sie wird ihr Aussehen verändern und damit wird sie Gelegenheit haben, Liz aufzusuchen und…."
Michael sprach nicht weiter, weil ihm plötzlich bewusst geworden war, dass Sammy Jo alles hören konnte.
"Ich wünsche Ihnen viel Glück, Michael. Ich hoffe Sie werden Liz finden und mit ihr glücklich werden", sagte Jenny
"Ich möchte Ihnen für alles danken, Jenny".
Michael beugte sich vor und gab Jenny einen Kuss auf die Stirn. …..
Es war weit nach Mitternacht als Michael und Sammy Jo auf dem Flughafen von L.A. eintrafen. Sie nahmen ein Taxi und ließen sich erst einmal in ein Hotel bringen…
Während Sammy Jo fest schlief, überlegte Michael was er tun konnte. Wie sollte er Liz finden? In einer Stadt mit Millionen von Einwohnern war es praktisch unmöglich eine Frau zu finden , von der er nur wusste, dass sie Liz hieß. Und er konnte allenfalls eine wage Beschreibung ihres Aussehens erstellen. Doch all das würde nicht viel nützen, denn ihm blieb nicht die Zeit für eine lange Suche. Vielleicht war es längst zu spät? Plötzlich zuckte er zusammen, denn der Fernseher war angegangen, obwohl er nicht einmal den Knopf der Fernbedienung gedrückt hatte. Auf dem Bildschirm erschien eine Frau, sie sagte nichts, sah ihn nur an, als könne sie ihn sehen, obwohl das unmöglich war.
"Hilf mir Michael", flüsterte sie jetzt und dann sah er eine andere Person die hinter ihr stand. Das Gesicht konnte er nicht erkennen, aber er sah die Waffe, hörte ein leises Lachen und dann eine höhnische Frauenstimme die sagte: "Es ist zu spät!"
Ein Schuss fiel und die Frau, er war sicher, dass es sich um Liz handelte, sank zu Boden.
"Nein."
Michael sprang auf, starrte auf den Fernseher dessen Bildschirm wieder schwarz war.
War es ein Traum gewesen? Oder Realität? War es geschehen oder würde es noch geschehen?
Michael stöhnte leise auf vor Verzweiflung. Ein heftiger Schmerz durchfuhr seine Brust und unwillkürlich presste er eine Hand auf sein Herz.
"Daddy? Was ist denn?"
Wie aus weiter Ferne hörte die leise ängstliche Stimme seiner Tochter, fühlte ihre Hand auf seinem Arm.
"Ist schon gut, mein Kleines… alles in Ordnung." Mühsam kämpfte er gegen die aufsteigende Bewusstlosigkeit an. Er griff in seine Tasche, holte die kleine Flasche heraus in der sich die Tabletten befanden, die seine Rettung sein würden…
Sammy Jo schaute ihren Vater an, in dessen Gesicht langsam die Farbe zurückkehrte.
"Geht es dir wieder gut, Daddy?"
"´Ja mein Schatz. Und jetzt bringe ich dich ins Bett zurück."
Am nächsten Morgen gingen sie nach unten um zu frühstücken. Michael überlegte wie er die Frau, die wohl einmal eine große Rolle in seinem Leben gespielt hatte, finden konnte. Er kannte nicht einmal ihren Nachnamen.
"Sammy Jo, ich muss nachher etwas dringendes erledigen. Ich werde einmal nachfragen, ob es hier jemanden gibt, der solange auf dich aufpassen kann."
"Aber ich will mit dir gehen, Daddy. Was ist wenn Mom oder Grandma herkommen um mich zu holen?.
"Keine Angst, Liebes, sie wissen doch gar nicht wo wir sind. Und es wird nicht lange dauern, versprochen".
"Okay, Daddy". Tapfer hielt Sammy Jo die Tränen zurück.
Michael stand auf und ging zur Rezeption. Nach fünf Minuten kehrte er zurück.
"Es gibt hier einen kleinen Spielraum für Kinder. Da kannst du solange bleiben bis ich zurück bin."
Sammy Jo nickte und Michael brachte sie zu dem Zimmer und öffnete die Tür. Drinnen saßen sechs Kinder auf dem Boden und lauschten gespannt einer Geschichte die ihnen eine junge Frau vorlas. Jetzt unterbrach sie ihre Lesung und sah lächelnd auf Sammy Jo und Michael.
"Einen Moment Kinder, wir bekommen noch einen Gast dazu."
Sie legte das Buch zur Seite und ging zur Tür.
"Hallo", sagte sie zu Sammy Jo, "ich bin Sandra Miller und wie heißt du?"
"Samantha Joan Sullivan, aber du kannst Sammy Jo zu mir sagen."
"Okay, Sammy Jo, dann geh ruhig zu den anderen , ich komme auch gleich."
"Gut. Bis später Daddy."
Sammy Jo lief zu den anderen Kindern und setzte sich zu ihnen auf den Boden. Gleich darauf unterhielt sie sich angeregt mit zwei kleinen Mädchen die in ihrem Alter waren.
"Danke Miss Miller, ich werde um die Mittagszeit zurück sein."
Sandra nickte.
"Das ist in Ordnung, Mr. Sullivan. Ich bin bis ein Uhr hier."
Michael ging in den kleinen Computerraum. Er musste versuchen ein Bild von "Liz" anfertigen. ….
Eine Stunde später stand er draußen auf der Straße. In seiner Tasche befanden sich eine Blätter Papier. Auf jedem sah man eine Frau: "Liz". Der Computer hatte ihr Bild nach seinen Angaben angefertigt. Unter ihrem Bild hatte er seinen Namen geschrieben und die Adresse, wo sie ihn finden konnte, falls sie tatsächlich ihr Bild sah.
Michael wollte gerade losgehen, als er ganz plötzlich zusammenzuckte. Eine junge Frau kam auf ihn zu. Sie sah zu Boden, so als wäre sie tief in Gedanken.
"Liz"?, murmelte Michael und starrte auf die Frau, die nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war. Das konnte doch unmöglich sein.
Als hätte die Frau seine leise gesprochenen Worte gehört, sah sie auf und blieb abrupt stehen. Von einer Sekunde zur anderen wich jede Farbe aus ihrem sonnengebräunten Gesicht und sie schwankte bedenklich. Michael lief auf sie zu und fing sie gerade noch auf.
"Michael?", flüsterte sie und ihre blauen Augen schauten ihn fassungslos an.
Er hielt sie immer noch fest, aber jetzt ließ er sie los und nickte.
"Ja ich bin es."
Elizabeth wich einen Schritt zurück. Noch immer war ihr Gesicht blass.
"Komm", sagte er nur und ergriff ihren Arm. "Ich werde dir alles erklären."
Widerstandslos ließ sich Elizabeth mitziehen. In ein kleines Cafe. Nachdem Michael zwei Kaffee bestellt hatte, sah ihn Elizabeth an.
"Was ist passiert? Wo warst du? Und warum hast du mich verlassen?"
Michael beugte sich vor und legte seine Hand auf ihre.
"Liz, es tut mir so leid. Ich werde dir alles erzählen"..
"Sie hat dich entführt? Dich gezwungen sie zu heiraten? Und du erinnerst dich an nichts, was in den vergangenen fünf Jahren geschehen ist? Nicht an unser erstes Treffen? An deinen Antrag? An deine letzten Worte? "Ich werde dich immer lieben"?Hast du zu mir gesagt, bevor du zu Sharon gegangen bist, um Sammy Jo zu holen."
"Nein, an gar nichts. Ich weiß nur, dass Sharon und ich in Miami wohnten. Jenny Marcus habe ich es zu verdanken, dass ich hinter Sharons Intrige kam. Aber Liz, ich habe immer dein Bild vor meinen Augen gesehen. Auf der Hochzeit. Bevor der Unfall geschah. Da hast du sogar zu mir gesprochen. Und gestern Abend da…" Er erzählte von der Vision..
Ungläubig schüttelte Elizabeth den Kopf.
"Das klingt verrückt, Michael. Und wenn es tatsächlich geschehen wäre, säße ich jetzt nicht vor dir."
"Ja das stimmt. Außer, dass es noch passieren wird."
"Nein Michael, daran glaube ich nicht."
"Ja möglich, vielleicht hatte ich den Fernseher auch eingeschaltet und es war ein Film den ich sah, nur dass die Personen du und Sharon ward."
Elizabeth nickte. Ein trauriger Ausdruck lag in ihren Augen. Sie hatte Michael wiedergefunden, oder eher gesagt, das Schicksal hatte sie wieder zusammengeführt. Ja, Schicksal war es tatsächlich gewesen, dass sie heute morgen auf dem Weg zu Roberts Büro gewesen war, und dass sie einen Umweg gemacht hatte, weil sie noch in der Reinigung ein Kleid abholen wollte. Doch gab es noch eine Chance für sie? War es die Wahrheit, was er ihr erzählt hatte? Sie wollte es so gerne glauben. Weil sie immer ihn noch liebte. Nicht umsonst hatte sie Roberts Heiratsantrag abgelehnt. Robert Conners der beste Freund von Michael, doch auch an ihn erinnerte er sich nicht. Obwohl sie sich seit ihrer Jugend kannten.
"Liz, ich weiß, dass das was geschehen ist, dich tief getroffen hat. Auch wenn ich dich nicht mit Absicht verließ. Du glaubst mir doch? Ich hätte alles getan um dich zu finden".
Michael zog die Blätter aus seiner Tasche und legte sie auf den Tisch. Auf jedem war das Foto von Liz, das ihr tatsächlich unwahrscheinlich glich.
"Ja ich glaube dir, Michael. Was sollen wir jetzt tun? Sollen wir vergessen was in den letzten Monaten geschah?"
Ja das möchte ich, Liz. Ich habe die Scheidung von Sharon bereits beantragt. Ich rufe noch einmal beim Anwalt in Miami an, damit er mir die Scheidungspapiere schickt. Aber ich frage dich schon jetzt "Willst du meine Frau werden"?
"Ja, ich will", murmelte Elizabeth und beugte sich vor. Michael küsste sie.
"Wollen wir es jetzt Sammy Jo sagen? Sie wird überglücklich sein."
Elizabeth nickte. Michael winkte dem Kellner zu und als der kam bezahlte er und dann ging er mit Elizabeth nach draußen….
Sammy Jo stand am Fenster. Sie wartete ungeduldig auf ihren Vater. Es war kurz nach halb zwölf. Die anderen Kinder spielten, aber sie hatte keine Lust. Obwohl sie zwei neue Freundinnen gefunden hatte. Tanja und Selina. Die beiden waren Schwestern und sie wohnten in Florida. Da hatte ihr Vater auch gewohnt.
"Sammy Jo, dein Vater ist eben gekommen."
Sandra ,die die Kinder betreute, legte eine Hand auf Sammy Jos Schulter.
"Klasse." Sammy Jo drehte sich um. Ihr Vater stand in Zimmer. Doch er war nicht alleine. Eine Frau war bei ihm. Sie war sehr schön und sah sehr lieb aus. Sammy Jo überlegte nicht lange, sondern lief auf die beiden zu…..
Robert freute sich, seinen Freund wieder zu sehen. Obwohl er wusste, dass er damit Elizabeth endgültig verlor. Er hörte sich Michaels Geschichte an.
"Du glaubst doch nicht, das Sharon hier auftaucht? Sie hat doch keinen Grund dazu. Sie weiß sicher, dass man sie sofort festnimmt, wenn sie hier auftaucht."
"Ja ich weiß. Aber sie ist zu allem fähig, Robert. Deshalb halte ich es für besser, nach der Hochzeit, nach San Franzisko zu ziehen. Ich werde mir dort einen Job suchen."
"Ihr wollt L.A. tatsächlich verlassen? Du warst ein brillanter Anwalt, Michael. Wir waren gute Partner. Wollt ihr euch das mit dem Wegziehen nicht noch mal überlegen?"
Michael sah Elizabeth an.
"Was sagst du dazu Liebes? Willst du hier bleiben? Mit der Angst das Sharon noch einmal hier auftaucht und .. " Er hielt inne, als er daran dachte, was er an jenem Abend im Hotelzimmer im Fernsehen gesehen hatte. Er war sich sicher, dass er ihn nicht eingeschaltet hatte. Dass das was er gesehen hatte, kein Film gewesen war.
"Ich habe keine Angst, Michael. Und ich bin sicher, dass sie nicht herkommt. Lass uns hier bleiben."
"Na schön, mein Schatz. Wahrscheinlich hast du Recht."
Elizabeth drückte seine Hand und sah dabei die Zweifel in seinen Augen.
"Keine Sorge Michael, selbst wenn sie herkommt, noch einmal wird sie uns nicht trennen."
Die Hochzeit fand Mitte Oktober statt. Sammy Jo streute die Blumen. Und auch diesmal hielt sie Michael wieder ein kleines Etui hin, in dem, gebettet auf hellblauen Samt, zwei goldene Ringe lagen. Und doch war es anderes als bei seiner Hochzeit mit Sharon. Dort war ihm der Ring runter gefallen und als er ihn schließlich an Sharons Finger gesteckt hatte, da hatte sich ganz plötzlich Liz Gesicht vor das von Sharon geschoben.
Jetzt stand Elizabeth wahrhaftig vor ihm und ihre blauen Augen strahlten als er den Ring an ihren Finger steckte und voller Zärtlichkeit sagte:
" Nimm diesen Ring und trage ihn als Zeichen meiner Liebe und ewigen Treue zu dir. Und nichts auf der Welt soll uns jemals wieder trennen."
Sammy Jo war überglücklich. In ihrem weißen Kleid und mit den dunklen Locken, die weich ihr schmales Gesicht umrahmten, sah sie aus wie ein kleiner Engel…..
Einen Monat später feierte Sammy Jo ihren fünften Geburtstag. Sie hatte ihre beiden kleinen Freundinnen, die sie damals im Hotel so lieb getröstet hatten, eingeladen…
Alles war nun so, wie es schon hätte vor Monaten sein können, wenn nicht Sharon sich auf so schreckliche Weise zwischen Michael und Elizabeth gedrängt hätte, um diese Liebe zu zerstören. Doch eine höhere Macht hatte das verhindert…
……….Ende……….
Epilog
Hat euch der Roman gefallen? Sicher wollt ihr noch wissen was aus Sharon wurde?
Zwei Tage hatten sie und ihre Mutter sich in Miami versteckt, wohl wissend, dass die Polizei sie beide suchte und festnehmen würde, sobald sie am Flughafen auftauchten. Ebenso wenn sie versuchten auf andere Weise Miami zu verlassen.
Beide hatten ihr Aussehen verändert. Doch am Flughafen hatten sich ihre Wege getrennt. Helen wollte nach Hause zurück. Sharon nach L.A. Sie dachte nur an das Geld, das sie nun doch nicht bekommen hatte, weil Michael ihre Vollmacht, Geld von seinem Konto abzuheben, gesperrt hatte. Rache schwelte in ihr. Doch ihr kam nicht der Gedanke, dass Michael Elizabeth vielleicht gefunden hatte. Denn er wusste ja nicht einmal ihren Namen oder wie sie aussah. Sie wollte Elizabeth aufsuchen und ihr Leben zerstören….
Aber ein schreckliches Schicksal sollte nicht nur Sharon Sullivan sondern auch alle andern Passagiere, die in der Maschine nach L.A. saßen, ereilen. Ein heftiges Gewitter mit schweren Sturmböen ließ die Maschine abstürzen und im Meer versinken….
Michael und Elizabeth erfuhren nichts davon. Sie lebten glücklich mit Sammy Jo in dem kleinen Häuschen in Forrest Hill. Bald schon hatte Elizabeth die Gewissheit schwanger zu sein und alle drei freuten sich über das Baby, das sie bald noch enger vereinen würde…
Eure Carrie White
Tag der Veröffentlichung: 04.01.2010
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