Die Perle des Wüstenfisches

Der Schneider Chaled sass einsam und verloren im Wüstensand. Langsam und nachdenklich liess er Sand durch seine Hand rieseln. Er sah den letzten Sonnenstrahlen nach, die hinter den Dünen versanken. Sie ergossen sich in ein helles kaltklares Blau, das sich langsam unter das Tiefblau der Nacht mischte. Diese Nacht, deren Kälte heraufzog und Chaled’s Glieder erreichte. Sein Blick wanderte über den nächtlichen Sternenhimmel und seine Gedanken nach Hause zu seiner Frau. Sie hatten sich gestritten. Schon wieder wollte sie ein neues Kleid. Chaled fand das unnötig. Sie hatte schon so viele Kleider. Nur schlecht ertrug er ihr Gejammer und Gekeife und als es ihm zu viel wurde, da war er wütend aus dem Haus gelaufen. Einfach nur weit weg wollt er da. So kam er in die Wüste. Hier sass er nun und hing seinen Gedanken nach. Da erhob sich ein leichter Wind, der den Wüstensand tanzen und singen liess. Chaled lauschte verzaubert den Worten die der Wind in den Sand formte. Die Wüste begann Chaled eine Geschichte zu erzählen. Die Geschichte der Perle des Wüstenfisches.

Vor vielen Jahren lebte in einer Stadt namens Shiranah ein junger Schneider mit Namen Hamil. Er war ein guter Schneider und ein guter Mensch. Zu beidem hatte ihn seine Mutter gemacht, denn Hamil’s Vater war früh gestorben. Hamil übertraf aber nicht nur seine Mutter in der Schneiderkunst, sondern war auch ein sehr schöner Jüngling. In ganz Shiranah war er bekannt für seine dunklen, samtigen Augen, die so manchem Mädchen den Kopf verdrehten. Seine Mutter freute sich, denn so nähten und verkauften sie mehr Kleider als je zuvor. Hamil freute sich zwar über die Verehrung der Mädchen von Shiranah, doch keines vermochte sein Herz zu gewinnen. „Du wirst noch ein alter einsamer Mann werden, wenn du alle Frauen verschmähst!“ schimpfte seine Mutter mit ihm, denn die wünschte sich nichts sehnlicher als Enkelkinder.

Eines schönen Tages betrat die oberste Hofdame Mirena die Schneiderei und sprach:

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Cover: Carolyn Pini
Tag der Veröffentlichung: 16.02.2010
ISBN: 978-3-7309-0301-8

Alle Rechte vorbehalten