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Mit einem leisen Zischen rauschte die Gerte auf den Hals des wunderschönen Hengstes nieder. Er wieherte laut und bäumte sich auf wobei der Strick in seinen muskulösen Hals schnitt. Und wieder schlug die Gerte auf den wunden Hals des Rappen. Seine Hilfeschreie hallten durch die ganze Wüste. Doch niemand konnte ihn hören oder retten. Niemand konnte ihn von diesen schrecklichen Schmerzen befreien. Royal Black Daimond war der Name dieses herrlichen Pferdes. Und Roy, wie ihn alle nannten, fragte sich wozu er auf die Welt gekommen war, wenn er doch nur gequält wurde. Nachdem er bewusstlos zusammenbrach wurde er in den Anhänger getragen und man verfrachtete ihn bis nach Bayern. Dort sollte er auf die Rennbahn gehen und Geld verdienen.



„Beeil dich Alli!“, rief Sonja über den Grünwaldhof und stieg auf ihr braunes Pferd. „Ja, ja, ich komme ja schon“, rief diese genervt und stieg ebenfalls auf ihr Pferd. Die zwei würden heute einen Ausritt mit ihren Pflegepferden Bonita und Danilo machen. Beide waren Pferde aus einer schlechten Familie. Der Grünwaldhof war nämlich nicht irgendein Reiterhof sondern ein Gandenhof für gequälte Pferde. Hier standen Pferde die ganz unterschiedliche Schicksalsschläge hinter sich hatten. Zum Beispiel Bonita, die braune Andalusierstute die als Kutschenpferd diente bis sie nicht mehr konnte und dann im Stall fast verhungert wäre. Oder Danilo, der ein Springpferd war bevor er stürzte und nicht mehr springen durfte. Von da an wurde er nur noch geschlagen. Weil er nichts mehr wert war. Oder Mirko, der hübsche Schimmel, der in einem Feuer fast ums Leben gekommen wäre. Sonja trieb Bonita in den Schritt und ritt den schmalen Weg entlang, der direckt zum Stall des Trainers Baxter führte. Der Baxter hatte mindestens ein dutzend schnelle Araber, die an Rennen in der ganzen Welt teilnahmen. Er behandelte seine Pferde sehr gut, die Pferde die nicht rennen konnten oder wollten wurden einfach zu Spring-, Dressur- oder Freizeitpferden ausgebildet. Alle Pferde wurden gleich berechtigt. Keines wurde vernachlässigt. Und genau deswegen mochten die den Trainer auch so. Als sie nun über den Hof ritten wussten sie nicht, was sie heute erwarten würde.

Sie kamen kurz nach drei am Stall von Herrn Baxter an und banden ihre Pferde erstmal am Putzplatz an. Irgendwas war anders. Das spürte Sonja genau. „Wo ist denn Herr Baxter? Wollte er nicht heute die Mutterstuten früher von der Weide holen“, wunderte sie sich. Alli zuckte mit den Schultern und lief um das Stallgebäude herum. Sonja folgte ihr. Alli stand mitten im Hof, wie elektrisiert und starrte auf das schwarze Pferd was da im Hof stand. „Wow“, staunte Sonja. Der schwarze Araberhengst wehrte sich mit allen mitteln gegen den Führstrick und bäumte sich sogar auf. Er war vollkommen schwarz, kein Fleckchen an ihm war weiß. Er glänzte wie ein frisch gelackter Schuh. Seine lange Mähne wehte im Wind und er peitschte wütend mit seinem langen Schweif. Er schnaubte laut und schlug wild mit dem Kopf. Er schien unberechenbar. Auf seinem Hals konnte Sonja rote Striemen erkennen. Er musste geschlagen worden sein. Am Ende des Stricks hingen Herr Baxter und ein anderer Mann den die zwei Mädchen nicht kannten. „Hey Junge, ruhig, was machst du denn?“, fragte Sonja leise. Der Hengst schlug immer noch mit dem Kopf, doch er spitze seine Ohren in ihre Richtung. „Wovor hast du denn Angst, hier tut dir doch keiner was“, flüsterte sie leise und ging auf den Hengst zu. Ganz langsam, damit er sich nicht noch mehr aufregte. Der Rappe schnaubte leise und machte ein Schritt rückwärts. In seinen Augen stand Misstrauen. Und Angst. Angst vor ihr. „Du brauchst wirklich keine Angst haben“, sagte sie leise und streckte sie nach ihm aus. Im letzten Moment konnte sie ihre Hand vor dem schnappenden Maul des Hengstes zurückziehen. Er rollte wild mit den dunklen Augen, so dass man das weiße sehen konnte. Dann stieg er ganz plötzlich so hoch dass er den beiden Männern den Strick aus der Hand riss. Mit einem lauten Schrei drehte er sich auf der Hinterhand herum und raste in den Wald. „Der rennt ihm direckt in die Arme“, sagte der Mann kopfschüttelnd. Alli sah ihn fragend an während Sonja zu ihnen rüber kam. „In wessen Hände?“, fragte sie. Der Mann mit dem Rauschebart und den blauen Augen schüttelte traurig den Kopf. „In die seines Besitzers“, sagte er dann. „Hat er ihn am Hals geschlagen?“, fragte Sonja die nun neben Alli stand. „Ja, und er hat ihm noch viel mehr angetan. Er lässt ihn an Hengstkämpfen teilnehmen weil er sich nicht bändigen lässt und so an keinen Renne teilnehmen kann. Das Arme Pferd soll schon nächsten Monat einen Kampf gegen den gefährlichsten Hengst der ganzen Welt gewinnen.“, erzählte der Mann und schüttelte den Kopf. Sonja und Alli starrten ihn ungläubig an. „Gegen Black Fire?“, wagte Alli es zu fragen. Der Mann nickte nur. Sonjas Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Dieses herrliche Pferd sollte gegen einen Hengst kämpfen der schon 10.000 andere Leben auf dem Gewissen hatte? Sie hasste Pferdekämpfe so oder so. Wer nicht? Die, die ihre Pferde daran teilen nehmen ließen, schoss es ihr durch den Kopf. Wie konnte man nur so brutal sein? „Aber er ist doch so wunderschön. Das können die doch nicht machen!?“, rief sie aufgebracht und brach unweigerlich in Tränen aus. Das traf sie doch sehr. So ein schöner Hengst sollte bei einem Pferdekampf sterben? „Wie alt ist er?“, fragte sie. „ 3Jahre“, antwortete der Mann. „Ich muss jetzt aber auch los, bis dann, ich hoffe ihr findet Roy bis es ein andere tut“, meinte er noch, tippte sich an seine Schirmmütze und ging. „Er heißt Roy?“, fragte sie an Herrn Baxter gewandt. Über das brummen des Motors hinweg antwortete er: „Er heißt richtig Royal Black Daimond“, dann ging er mit hängenden Schultern zur Stutenweide. „Alli! Wir müssen Roy unbedingt finden! Er darf nicht sterben, nicht so, er ist doch noch so jung!“, schrie sie ihre Freundin an. Alli nickte. „Schon klar, aber wie? Erstmal müssen wir ihn finden“ „Ja worauf warten wir dann noch? Los bringen wir die Pferde zurück und gehen ihn suchen!“ Gesagt getan! Wenig später gingen Alli und Sonja den Waldweg entlang und hielten nach Hufspuren Ausschau.

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Texte: keine kopien bitte
Tag der Veröffentlichung: 25.06.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
an alle Araber!

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