Cover

1.


„Lise, jetzt halt doch endlich mal still“, hörte Sue ihren Bruder Steve aus dem Stall und musste lachen. Grinsend ging sie zu ihm.
„Na du kleiner Frauenversteher, will sie sich wiedermal nicht von dir anfassen lassen?“. Steve schenkte ihr nur einen bösen Blick und stand auf.
„Dann zeig doch mal, ob sie sich von dir anfassen lässt“, murrte er und trat zur Seite. Siegessicher streichelte Sue der hellbraunen Kuh über die Flanke und ließ sich auf dem Schemel nieder. Als sie den Euter der Kuh anfasste, gab diese zwar ein kurzes Muhen von sich, ließ Sue aber gewähren und ließ sich ohne Probleme von ihr Melken. Frech grinsend sah sie ihren Bruder an.
„Na, denkst du immernoch, dass sich alle Frauen gerne von dir anfassen lassen?“ fragte sie hämisch.
„Das ist eine Kuh, die zählt nicht“, maulte er und stiefelte davon. Kichernd sah Sue Steve hinterher. Steve war ein echter Frauenschwarm, das konnte sie nicht leugnen. Er war groß, muskulös gebaut aber dennoch nicht zu wuchtig, hatte ein markantes Gesicht, die gleichen blauen Augen wie sie und seine kurzen Haare hatten einen dunklen Braunton, der oft schwarz wirkte. Dennoch tat so ein kleiner Dämpfer ihm auch mal ganz gut um nicht abzuheben. Sie mochte sich gar nicht vorstellen, wie sehr er auf der Universität von Frauen umringt wurde, sofern das alles so stimmte, was er ihr immer erzählte. Sie hoffe nur, dass die Frauen nicht mit ihm spielten, denn immerhin war er ihr kleiner Bruder und sie liebte ihn über alles.
Während sie darüber nachdachte füllte sie den Eimer mit warmer, dampfender Milch. Sie stand auf, nahm den Eimer weg und löste die Kette mit der Lise festgebunden war. Langsam trottete die Kuh davon und Sue brachte den Eimer weg. Auf dem Weg zum Milchtank wurde sie von einer Schar Katzen verfolgt und sie musste aufpassen keine von ihnen zu treten. Die Katzen wussten genau, dass sie von Sue immer etwas Milch bekamen. Lächelnd nahm sie einen Messbecher, füllte ihn mit der warmen Milch und kippte ihn in die Schale der Katzen, welche sich gierig darauf stürzten.
Gerade fuhr der Jeep auf den Hof und ihr Vater Mike stieg aus dem Wagen. Grimmig betrachtete er die Katzen und schüttelte den Kopf.
„Du sollst denen nicht immer die Milch geben“. Sue zuckte mit den Schultern.
„Von dem Viertel Liter werden wir schon nicht arm werden“, antwortete sie. Ihr Vater seufzte nur, denn er wusste, dass er seine Tochter in dem Punkt nicht umstimmen konnte, dazu liebte sie die Tiere einfach zu sehr. Hinter ihm tauchte Carol, Sues Mutter auf und lächelte.
„Wir haben einen Mieter für die Wohnung“, verkündete sie strahlend. Die Wohnung war eine wichtige Einnahmequelle für den Hof und wurde meistens als Ferienwohnung von Gästen genutzt, doch in letzter Zeit wurde diese immer weniger genutzt, da Urlaub auf dem Land zunehmend an Zuspruch verlor. Lieber fuhren die Leute ans Meer oder flogen irgendwo hin.
„Wirklich? Ab wann und wie lange?“ fragte Mike lächelnd. Sein Lächeln wurde nur noch breiter als Carol im berichtete, dass der junge Mann schon am nächsten Tag anreisen wolle und die Wohnung auf unbestimmte Zeit mieten wollte, sofern die Familie dem zustimmte. Eine Anzahlung habe er auch bereits überwiesen. Kritisch musterte Sue ihre Eltern die sich so sehr freuten. Was mochte das für ein Snob sein? Auf jeden Fall musste er Geld haben und solche Leute mochte sie meistens nicht, da sie eigentlich immer sehr überheblich waren und sich von niemandem etwas sagen ließen. Ungerührt nahm sie den Eimer und ging wieder in den Stall um die drei anderen Kühe zu melken, die sich immer weigerten sich an die Melkmaschinen anschließen zu lassen. Während des Melkens überlegte sie sich, was sie am Abend noch tun wollte, konnte sich aber nicht so recht entscheiden. Vielleicht würde sie mit dem Fahrrad noch etwas ins Dorf fahren, aber wirklich durchringen konnte sie sich dazu nicht.
Während sie darüber nachdachte hörte sie eine vertraute Stimme nach ihr rufen und am liebsten hätte sie sich direkt versteckt, denn es war Phil, ein junger Mann aus dem Dorf, der schon länger ein Auge auf sie geworfen hatte. Er war einer der Gründe warum sie nicht mehr gerne hinunter fuhr, wollte es ihm aber auch nicht ins Gesicht sagen, dass er nicht ihr Typ war, dafür war sie einfach zu gutmütig.
Schließlich kam der blonde Mann in den Stall und lächelte sie an.
„Na, fleißig bei der Arbeit?“ fragte er und ging zu ihr. Sue wunderte sich immer wieder, dass die Kühe, die sonst absolut nicht gut auf Fremde zu sprechen waren, bei ihm so ruhig blieben. Im Geheimen nannte sie ihn deshalb immer scherzhaft den Kuhflüsterer.
„Ja, und ich hab noch eine Kuh vor mir“ antwortete sie in der Hoffnung, dass er sie in Anbetracht der Arbeit in Ruhe lassen würde, doch da täuschte sie sich malwieder.
„Soll ich dir helfen?“, bot er sich großzügig an und Sue schrie innerlich auf. Sie wollte doch einfach nur ihre Ruhe vor diesem Kerl haben.
„Danke, aber ich glaube nicht, dass du das kannst“, wies sie ihn ab, aber er ließ sich nicht abschütteln und ging zu der schwarz-weißen Kuh die als nächstes mit melken dran war, nahm sich einen Eimer und einen Schemel und begann mit dem melken. Insgeheim bewunderte sie Phil dafür, dass er nicht mal auf einem Hof groß geworden war, aber dennoch die Technik des Melkens perfekt beherrschte.
Sauer molk sie ihre Kuh weiter, wobei sie den Euter unbewusst etwas fester drückte, was die Kuh direkt mit einem Tritt quittierte, mit dem sie den Eimer umstieß. Fluchend stand Sue, bespritzt mit Milch auf und sah die Kuh ärgerlich an. Innerlich schmiss sie der Kuh Beleidigungen an den Kopf, brachte aber keine davon heraus. Diese Blöße wollte sie sich vor Phil nicht auch noch geben. Am meisten ärgerte sie aber ein Lachen.
„Alles ok?“ fragte er sie lachend worauf sie ihn Böse ansah, den leeren Eimer nahm und aus dem Stall verschwand. Mit dem anderen Eimer in der Hand folgte Phil ihr

Fortsetzung folgt bald.......

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.03.2012

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /