„Und deswegen haben wir beide beschlossen, dass du jetzt nach deinen Prüfungen im Golfclub arbeiten solltest.“, beendete meine Mutter ihre Rede nach unendlichen fünf Minuten, die sich anfühlten wie mehrere Stunden.
Wir saßen am Esstisch, mein Stiefvater Robert, meine Mum und ich. Die beiden waren seit etwa zwei Jahren verheiratet. Meine Mum hatte meinen Dad verlassen, weil er eine andere Vorstellung vom Leben hatte. Er wollte kein großes Haus und einen ganzen Fuhrpark und einen Pool. Er wollte Abenteuer erleben, die Welt sehen und das Leben genießen.
Für meine Mum zählte nur der Luxus. Sicherlich war ich auch begeistert davon, wenn ich mir fast alles kaufen konnte, was ich wollte und ein schickes Auto besaß, aber ich hatte auch einen Teil des Geldes selbst verdient.
Ich hätte es nicht nötig gehabt im Club zu arbeiten, Robert gab mir auch so Geld, aber meine Mutter verfolgte seit meinem 16. Geburtstag den Plan mich mit einem der reichen Schnösel aus dem Golfclub von Robert zu verkuppeln. Sie wollte, auch zu ihrem eigenen Vorteil, dass ich jemanden heiratete, der genug Geld hatte.
Allerdings passte mir das gar nicht in den Kram. Seit meinem 16. waren schon zwei ein halb Jahre vergangen und in diesen hatte ich einiges über mich ergehen lassen müssen. Ich war auch öfter im Golfclub gewesen und hatte sogar einen Kurs besucht. Der leitende Golftrainer, Daniel hieß er, war sogar echt nett gewesen, aber meine Mutter hatte ihn so lange schlecht gemacht, bis Robert ihn gefeuert hatte. Er entsprach nicht dem, was sie sich für mich vorstellte.
Ich hatte vor einer Woche meine letzten Abschlussprüfungen geschrieben, es war nun Anfang Mai und der Golfplatz war um diese Jahreszeit echt gut besucht. Der Platz lag in einer Gegend südlich von London und man hatte es auch nicht weit bis zur Küste.
Zu dem Golfplatz gehörte eine große Hotelanlage mit 5-Sterne-Luxus. Dabei hatte man die Wahl zwischen einem Ferienhaus, oder besser einer Ferienvilla, einem Apartment in einem der Blocks, die sehr großzügig angelegt waren, oder einem Hotelzimmer im Zentrum der gesamten Anlage.
Das gesamte Gelände, Golfplatz und Hotelanlage, wurde von einer Security-Firma bewacht und neue Besucher wurden vorher überprüft, bevor sie Zugang zu dem Gelände erhielten.
Das Ganze war ein Millionenprojekt, das Robert vor fast 20 Jahren mit einigen Investoren aus dem Boden gestampft hatte und er war sehr erfolgreich damit. Englands Elite und auch viele Promis und Menschen, die etwas auf sich hielten, tummelten sich das ganze Jahr über auf dem Golfplatz.
Wir selbst wohnten in London. Naja, meine Mum und Robert wohnten in einer Villa am Stadtrand, die meine Mutter geerbt hatte, ich dagegen hatte ein Loft in der Innenstadt. Als ich 17 geworden war, hatte ich die beiden überredet und weil ich schon immer selbstständig gewesen war, hatten sie es mir schließlich erlaubt.
Mein Dad sagte mir oft, dass meine Mutter und ich uns ähnlich waren. In ihrer Jugend war sie gewesen wie ich. Rebellisch, eigenständig und unabhängig. Das Geld war ihr nie wichtig gewesen und das obwohl ihr Vater, also mein Großvater, ein erfolgreicher Geschäftsmann gewesen war. Aber mit seinem Tod und meiner Geburt hatte sich viel geändert. Meine Mutter wollte sesshaft werden. Sie wollte den Luxus und das Geld und die Abenteuerlust, die auch sie mal gehabt hatte, war verschwunden. Meinen Vater hatte sie verlassen als ich vier Jahre alt war. Trotzdem hatte ich einen guten Kontakt zu ihm und er und Robert respektierten sich.
Er war mein Halt, wenn meine Mutter und ich wieder im Streit lagen. Als ich sechs wurde, sollte ich Ballettstunden nehmen, aber ich wollte das nie. Ich habe lieber mit den Jungs aus der Nachbarschaft Fußball gespielt. Mein Vater hat sie schließlich überzeugt mich nicht zum Ballett zu schicken und ich bin ihm bis heute dankbar dafür.
Mit acht sollte ich lernen Klavier zu spielen. Ich war so untalentiert und desinteressiert, dass meine Mutter nach einem halben Jahr aufgab. Solche Ereignisse zogen sich durch mein ganzes Leben.
Der Besuch eines super teuren Friseur und Kosmetiksalon mit zehn, aus dem ich heulend heraus gerannt war, weil ich nicht wollte, dass sie mich schminkten.
Gesangsstunden mit 12, ich war furchtbar. Tennisunterricht mit 13, ebenfalls gescheitert. So gesehen war ich eine einzige Enttäuschung. Ich konnte nichts von dem, was meine Mutter von mir verlangte.
Ich wollte keine hohen Schule und Kleider tragen, wollte keine Chanel Handtasche, keinen kleinen Hund und auch keine Tiffany-Kette.
Ich tat aber das, was ich wollte. Ich lernte Skateboard fahren, besaß eine stolze Sammlung aus Sneakers und Chucks. Inzwischen trug ich auch Kleider und hohe Schuhe, aber sicherlich nicht in der Weise, wie meine Mutter sich das vorstellte. Ich besaß Strumpfhosen in 15 verschiedenen Farben und noch einmal 15 mit verschiedenen Mustern.
Ich trug das, was ich tragen wollte, nicht das, was alle trugen und was man tragen musste, um angesagt zu sein. Ich ließ mir meine Haare färben, blau, grün, schwarz-bunt, bis über rot. Meine Mutter war ausgeflippt, als sie den tätowierten Notenschlüssel gesehen hatte, als ich 16 geworden war. Mein Dad hatte es mir erlaubt.
Keine drei Monate später trug ich ein Lippenpiercing, das ebenfalls für eine Menge Konfliktpotential sorgte. An meinem 17. Geburtstag folgte ein großes Tattoo, eine Feder mit Vögeln. Meine Mutter wäre fast in Ohnmacht gefallen. Ich tat alles, um anders zu sein. Um nicht zu werden wie sie.
In meiner eigenen Wohnung hatte ich drei Katzen, Vince, Claire und Amber. Claire gehörte eigentlich nicht mir, sie gehörte meiner besten Freundin Hannah. Zusammen mit Anne waren wir unzertrennlich. Die Eltern der beiden waren ebenfalls vermögend, zusammen besuchten wir eine Privatschule im Stadtzentrum Londons.
Sie waren die einzigen Freunde, die ich auf dieser Schule hatte und das war auch gut so. Sie war voll mit Modepüppchen, magersüchtigen Ballettmädchen, arroganten Arschlöchern und pubertierenden Kindsköpfen. Ich war froh meinen Abschluss endlich gemacht zu haben. Oder zumindest die Prüfungen erledigt zu haben.
Claire hatten wir in einem Gebüsch im Hyde Park gefunden und weil Hannah sie nicht bei sich zuhause behalten durfte, wohnte Claire nun bei mir.
Mein Loft war auch eigentlich mehr das von Hannah, Anne und mir. Die beiden hatten jeder ein eigenes Zimmer und verbrachten mindestens fünf Tage in der Woche bei mir. Sie waren für mich wie Schwestern, die ich nie hatte.
Jedenfalls sollte ich nun den Sommer über im Golfclub arbeiten. Am Empfang, an der Bar, als Hilfe bei Golfkursen. Ich konnte es mir aussuchen.
„Ich arbeite gern im Club, aber nur, wenn Hannah und Anne auch angestellt werden, wenn sie wollen und dass wir eines der Apartments bekommen und unsere Ruhe haben.“, stellte ich eine Bedingung und meine Mutter wollte schon protestieren, als Robert nickte.
„Klar, wenn die beiden Lust dazu haben, dann stelle ich sie gern an. Ich mag die beiden und sie sind bestimmt gut.“, meinte er und ich grinste meine Mutter triumphierend an.
Sie mochte die beiden nicht und war der Meinung, dass es deren Schuld war, dass ich nicht das Kind geworden war, dass sie sich wünschte.
Ich wusste, dass Anne und Hannah mitkommen würden, sie waren wie ich. Wir wollten unser Geld selbst verdienen und die Arbeit im Club war nicht schwer. Wir hatten einmal bei einer großen Veranstaltung ausgeholfen zu kellnern und an der Bar zu arbeiten und wir hatten echt Spaß dabei.
Das würde ein genialer Sommer werden. Wir konnten zur Küste fahren, neue Leute kennen lernen und wenn wir wollten auch ab und zu zurück nach London fahren und feiern. Ich freute mich, aber an diesem Punkt wusste ich ja noch nicht, was alles auf uns zukommen würde.
Anne und Hannah waren von der Idee
begeistert, also fuhren wir eine Woche später zum Golfclub.
Da
mein Auto, ein dunkelgrüner Mini, der die Union Jack auf dem
Dach hatte, ziemlich klein war und das Gepäck von uns dreien für
die nächsten drei Monate nicht dort hinein passte, verfrachteten
wir nur mein Gepäck auf den Rücksitzen meines Autos.
Hannah
fuhr ein pinkes, sportlich angehauchtes Auto mit wesentlich mehr
Platz, deswegen fuhren sie und Anne damit zum Golfplatz, inklusive
ihres Gepäcks.
Anne selbst hatte noch kein Auto, da sie
jünger war als Hannah und ich und erst im Juni 18 wurde. Bis
dahin musste sie sich leider gedulden und sie grummelte oft herum,
weil wir beide ein Auto hatten und sie nicht. Dafür fuhren wir
sie aber auch oft durch die Gegend.
Wenn wir zu dritt irgendwo hin
fuhren, dann war es immer mein Wagen, den wir benutzten, was einfach
daran lag, dass ich mich weigerte in Hannahs pinke ‚Barbiekarre‘,
wie ich ihr Auto liebevoll nannte, einzusteigen.
Anne wünschte
sich unbedingt einen Käfer Cabrio, aber die Oldtimer Version in
schwarz. Ich wusste auch, dass ihre Eltern ihr einen zum Geburtstag
schenken wollten, nur Anne wusste das noch nicht und lag Hannah und
mir ständig mit ihrem Wunsch in den Ohren.
Robert hatte uns ein sechs Personen Apartment zugewiesen, damit jede von uns ein eigenes Zimmer hatte und außerdem gab es dann auch drei Badezimmer. Wir waren mal zusammen im Urlaub gewesen und hatten nur ein Bad gehabt. Der Horror. Nicht, dass wir übertrieben lange vor dem Spiegel standen und ewig für Make-up und Haare brauchten, aber wir standen uns immer im Weg und konnten nur nach einander duschen und das war echt stressig gewesen, wenn wir mal weggehen wollten.
Jedenfalls winkten uns die
Security-Typen vorbei und Hannah und ich parkten vor dem Hauptgebäude
des Hotelkomplexes. Bei dem Blick auf das Auto musste ich wieder
einmal den Kopf schüttelten. Zusammen betraten wir das Foyer,
die Tür wurde uns von einem Mitarbeiter aufgehalten. Ich hasste
das, aber es war nun mal so Vorschrift.
Wir passten alle drei
nicht in das Bild, was sich uns bot. Frauen liefen in teuren Schuhen
und Kleidern herum und trugen Handtaschen, dessen Wert wahrscheinlich
den eines normalen Autos überstieg. Sie rümpften
missbilligend die Nasen, als sie uns sahen.
Vielleicht lag es
daran, dass ich eine rote Strumpfhose und schwarze Hotpants trug,
dazu ein grau-gestreiftes Top. Annes Jeans hatte beabsichtigte
Löcher, ihre Chucks waren mehr kaputt als heile und Hannahs
Kleid war mehr sportlich als schick. Aber es war uns schon immer egal
gewesen, was andere von uns hielten.
Die Frau hinter dem Tresen
kannte mich und lächelte uns freundlich an. Sie hieß
Maddison und war Mitte 20. Ich verstand mich ziemlich gut mit
ihr.
„Na? Ich hoffe ihr habt Klamotten dabei, die die Kunden
nicht anstößig finden.“, scherzte sie und ich
lachte.
„Ich glaube, wir sind ganz gut ausgerüstet.“,
antwortete ich und sie schob mir den Umschlag mit den Schlüsseln
zu. Es waren drei Stück darin, damit jede von uns ihren eigenen
Schlüssel hatte.
„Darf ich dir noch Anne und Hannah
vorstellen? Meine Schwestern, die ich als verwöhntes Einzelkind
nie hatte.“ Ich zeigte auf die beiden und deutete dann auf
Maddi.
„Das ist Maddi, wenn man so will eine gute Freundin,
die ich hier habe.“, erklärte ich und die drei begrüßten
sich.
„Wir arbeiten bestimmt irgendwann mal zusammen. Aber
jetzt will ich mir mal angucken, welches Apartment Robert uns gegeben
hat.“, meinte ich und wir verabschiedeten uns von Maddi, die
sowieso ans Telefon gehen musste, weil es gerade klingelte.
Auf
dem Weg zu unseren Autos zog ich einen der Schlüssel aus dem
Umschlag. Wir hatten das Apartment 105C. Das bedeutete für uns,
dass es in der Mitte der Reihe 100 bis 110 lag und C, dass es das
Apartment ganz oben war, das Penthouse. Wir hatten also eine
Dachterrasse und außerdem viel größere Räume.
War ja klar gewesen, aber ändern konnte ich es nicht.
Letztendlich war es mir auch egal.
Wir fuhren also dort hin und
trugen unser Gepäck nach oben. Die drei Zimmer lagen genau
nebeneinander und waren auch genau gleich groß und aufgebaut,
also war es uns egal, wer wo schlief. Hannah ging nach ganz rechts,
Anne in die Mitte und ich nach links.
Jedes Zimmer hatte ein
rundes Doppelbett aus schwarzem Leder, hellgraue Wände und einen
weißen Schrank mit einem großen Spiegel an der Tür.
An den Wänden hingen schwarz-weiß Bilder und der Boden war
mit weißem Parkett belegt. An der Wand gegenüber vom Bett,
direkt neben der Tür, hing ein Flachbildschirm an der Wand und
neben dem Bett auf einer Kommode stand eine Stereoanlage.
Genau
dort schloss ich meinen iPod an und ließ die Musik mein Zimmer
erfüllen. Ich schmiss meine Taschen aufs Bett und räumte
dann den Inhalt in den Schrank.
Nachdem ich damit fertig war,
schaute ich mir den Rest an. Küche und Wohnzimmer waren ein
Raum, ziemlich groß und mit einer Fensterfront, durch die man
auf die Dachterrasse schauen konnte. Die Küchennische war weiß
gefliest und die Möbel waren in schwarz und weiß
gehalten.
Vermutlich würden wir nicht kochen, sondern in
einem der Restaurants auf der Anlage essen, weil Robert gesagt hatte,
dass das Essen dort für uns umsonst war. Somit mussten wir auch
nicht ständig Einkaufen fahren und es war viel praktischer.
Wir
hatten ein großes, rotes Sofa, einen Fernseher, zwei Sessel und
eine Musikanlage im Wohnzimmer, auf einem kleinen Couchtisch stand
eine Schale mit Keksen zur Begrüßung.
Die Putzfrauen
würden alle drei Tage kommen, hatte Robert gesagt und in der
Wand befand sich ein kleiner Safe für unsere Wertsachen. Wobei
garantiert niemand unsere Sachen klauen würde, das wussten wir.
Manche Gäste waren aber eben etwas paranoid.
Die Badezimmer
schlossen alle direkt an unsere Zimmer an, verfügten über
eine Badewanne mit Whirlpool-Funktion, Die Dusche war ziemlich groß
und die Waschbecken quadratisch.
Alles war grau gefliest und die
Wand, an dem sich die Waschbecken befanden, war im oberen Bereich,
von einem großen Spiegel bedeckt.
ich setzte mich ins
Wohnzimmer und zog den Arbeitsplan aus meiner Hosentasche. Im
gleichen Moment gesellten sich Anne und Hannah zu mir und zusammen
beugten wir uns über den Plan, um heraus zu finden, was wir wo
und um welche Uhrzeit zu tun hatten.
Ich hatte natürlich wieder Pech
und musste am nächsten Tag morgens um acht an der Rezeption
stehen, Hannah und Anne sollten nachmittags und abends in der Bar
arbeiten. Dafür hatte ich aber meinen Nachmittag
frei.
Jedenfalls stand ich in einer schwarzen Jeans und einem
grauen Top hinter dem Tresen und wartete auf Gäste. Meine Haare
hatte ich zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden und auf das schwarze
Make-up hatte ich auch verzichtet.
Ich langweilte mich zu Tode, um
acht Uhr waren noch nicht viele Leute auf dem Gelände unterwegs
und ich hatte nichts zu tun. Zumindest nicht, bis die Türen
aufgehalten wurden und sechs junge Menschen das Foyer betraten.
Ich
musterte die fünf Jungs und das Mädchen, dass die Hand von
einem der anderen hielt. Irgendwie kamen sie mir alle bekannt vor,
ich überlegte und als einer von ihnen an den Tresen trat, fiel
es mir wieder ein.
„Hallo, ich bin Harry Styles.“,
stellte sich ein Lockenkopf vor. Ich wusste es doch, es war diese
Boyband One Direction, Anne und Hannah hörten deren Musik und
fanden sie ziemlich heiß.
Für mich waren sie nur eine
Boyband, die ein paar Jahre Erfolg hatte und dann schließlich
nach einem Skandal von der Bildfläche verschwand. So war es
immer und so würde es auch bleiben.
„Hey.“,
meinte ich und Harry grinste mich an, ich lächelte einfach nur
professionell freundlich.
„Wir haben ein sechs Personen
Apartment gebucht für die nächsten zwei Monate.“,
erklärte er und stützte sich lässig auf dem Tresen
ab.
Über seine Schulter hinweg sah ich die anderen, sie
tuschelten miteinander und lachten. Vermutlich über Harrys
albernes Benehmen, gewundert hätte es mich zumindest nicht.
„Auf
welchen Namen denn?“, fragte ich und er schob mir seine
Kreditkarte über die glatte Oberfläche des
Marmortresen.
„Harry Styles. Und wenn wir gerade bei Namen
sind, würdest du mir auch deinen verraten?“, fragte er,
ein Lächeln auf den Lippen, dass vermutlich alle Fans
reihenweise in Ohnmacht fallen ließ. Mich allerdings ließ
das kalt, ich nahm nur die Kreditkarte und zog sie durch den
Scanner.
Auf dem Computerbildschirm vor mir wurden mir alle
möglichen Daten angezeigt, unter anderem auch die
Apartmentnummer, 106C. Ich verdrehte die Augen, diese Idioten hatten
auch noch das Apartment genau neben uns und man konnte sich über
die Dachterrasse mit ihnen unterhalten.
„Du kannst mich ein
anderes Mal nach meinem Namen fragen.“, antwortete ich und
schob Harry einen Stapel Unterlagen, seine Karte und einen Umschlag
mit Schlüsseln zu, enttäuscht sah er mich an.
„Würdest
du uns denn zu unserem Apartment bringen?“, fragte er und ich
schüttelte den Kopf.
„Erstens ist bei den Unterlagen
ein Plan des Geländes dabei, zweitens ist der Weg zum Laufen zu
weit und drittens darf ich meinen Arbeitsplatz nicht verlassen.“,
erklärte ich und lächelte ihn freundlich an.
„Schade.
Aber wir sehen uns sicher noch einmal wieder.“ Er zwinkerte mir
zu und drehte sich dann um, um zurück zu seinen Freunden zu
gehen. Ich verdrehte nur die Augen und zog mein Handy aus der
Hosentasche.
„Ratet, wer in das Apartment 106C einzieht? One
Direction und irgendein Mädchen. Los, fangt an zu kreischen.“,
schrieb ich Anne und Hannah in einem Gruppenchat und steckte mein
Handy dann zurück in meine Tasche, weil ein älteres Ehepaar
auf mich zusteuerte.
Die Frau wollte gerne einen Golfkurs
besuchen, da ihr Mann bereits spielen konnte und sie ihm dabei gern
Gesellschaft leisten wollte.
Ich suchte im Computer als nach einem
Golfkurs, in dem Platz war, zu einer Zeit, an der die Dame auch
bereit war, an einem Kurs teilzunehmen und natürlich achtete ich
auch darauf, dass es ein Trainer war, den ihren Mann kannte und als
gut befand. Nach einer Viertelstunde fand ich, was die beiden suchten
und schrieb sie in den Kurs ein.
Als sie gegangen waren, zog ich
mein Handy wieder hervor und wurde mit Nachrichten überflutet.
Hannah und Anne rasteten gerade zu aus. Ich las, dass sie die Jungs
beim Einzug beobachtet hatten und nun auf der Terrasse frühstückten,
in der Hoffnung, dass unsere neuen Nachbarn sie sehen würden.
Ich
schüttelte nur den Kopf und seufzte. Sicherlich, die Jungs sahen
alle ausnahmslos gut aus, aber wie konnte man sie denn so toll
finden? Aber gut, die beiden fuhren auch freiwillig in Hannahs
Barbiekarre, da sollte mich vielleicht nicht mehr so vieles wundern.
Der Bereich, in dem das Hotel und
die Wohnanlagen standen, hatte starke Ähnlichkeit mit einer
kleinen Stadt. Genau in der Mitte war das Hotelgebäude und die
Rezeption, kreisförmig darum herum verteilt lagen die Apartments
und etwa acht verschiedene Restaurants und kleine Geschäfte für
allen möglichen Kram und in dem letzten, äußersten
Kreis lagen die Ferienvillen.
Zum Clubhaus des Golfplatzes führte
eine recht breite Straße, auf der man mit einem Golf-Kart etwa
zehn Minuten vom Hotel bis zum Clubhaus brauchte.
Anne und Hannah
hatten ihre Karts schon abgeholt, natürlich war Hannahs pink,
das von Anne war schwarz und ich musste mir am Nachmittag noch ein
Dunkelrotes abholen.
Die Wege waren zum Teil echt weit, deswegen
brauchte man so ein Kart, wenn man nicht die meiste Zeit damit
verbringen wollte irgendwo hin zu laufen.
Als meine Schicht zu Ende war, lief
ich also zum Kartverleih und holte das Kart ab, das Robert dort für
mich reserviert hatte. Danach fuhr ich damit zum Apartment und parkte
auf dem Bereich, der extra für die Karts angelegt worden war.
Eins musste man Robert wirklich lassen. Das Projekt mit dem Golfplatz
war vollständig durchdacht. Nirgendwo gab es Fehler oder
Ungereimtheiten. Auch wenn alles wirklich riesig und pompös
war.
Als ich aus dem Kart ausstieg, kam gerade einer der Jungs aus
dem Haus und grinste zu mir herüber. Ich nickte nur und schloss
die Tür auf, die zu unserem Gebäude gehörte.
Kaum
hatte ich das Apartment betreten, sprangen Hannah und Anne mir
entgegen und grinsten breit. Sie trugen schon ihre Arbeitskleidung,
weil sie gleich zur Bar im Clubhaus mussten.
„Oh mein Gott!
One Direction wohnt wirklich neben uns! Und hast du das Mädchen
gesehen? Das ist die Freundin von Zayn und sie ist Model und, oh mein
Gott, sie ist so hübsch, auch in Echt und sie sieht so
sympathisch aus.“, plapperten sie und ich schüttelte den
Kopf.
„Leute! Tut doch nicht so, als wäre das ein
Weltwunder oder so.“, grummelte ich und ging auf die
Küchenzeile zu und holte mir einen Jogurt aus dem Kühlschrank.
Immerhin hatten die beiden daran gedacht mir beim Einkaufen auch
meinen Lieblingsjogurt mitzubringen.
„Hast du mit ihnen
geredet?“, fragte Anne und ich verdrehte die Augen.
„Ja,
mit diesem Harry. Er hat versucht mit mir zu flirten.“,
erzählte ich und den beiden fielen fast die Augen aus dem
Kopf.
„KRIS! Sag mir bitte bitte bitte, dass du darauf
eingegangen bist.“ Hannah schrie fast und ich traute mich gar
nicht den Kopf zu schütteln.
„Ihr wisst genau, was ich
von solchen Kerlen halte und außerdem war er so…so
selbstsicher und arrogant. Sorry, aber das brauch ich echt nicht.
Außerdem müsst ihr los, wenn ihr nicht zu spät kommen
wollt.“, meinte ich und sie beiden flüsterten sich
irgendwas zu, bevor sie sich von mir verabschiedeten und los
fuhren.
Das konnte ja noch was werden.
Harry POV:
Wir hatten zwei Monate frei bekommen
und Niall und ich hatten uns durchgesetzt, dass wir diese in einem
Golfclub verbrachten. Es war nicht irgendein Golfclub, sondern der
beste in ganz England, wahrscheinlich in ganz Europa. Zwar war er
auch dementsprechend teuer, aber wir hatten genug Geld und dann
konnten wir es auch für einen richtig guten Urlaub
ausgeben.
Eigentlich wollten nur wir Jungs fahren, aber Zayn
wollte unbedingt, dass Amy, seine Freundin, mitkam. Es war
verständlich, immerhin hatte er sie lange Zeit nicht gesehen und
dann wollten sie die freie Zeit nutzen um sich nah zu sein.
„Komm schon Louis, sie ist
echt heiß.“ Ich teilte mir ein Zimmer mit Louis in
unserem Apartment und versuchte ihn gerade davon zu überzeugen,
dass das Mädchen an der Rezeption wirklich heiß gewesen
war.
Ich hatte mehr mit Mitarbeiterinnen gerechnet, die entweder
sogar für mich zu alt waren, oder aber dem Klischee einer
Modetussi entsprachen. Aber ich wurde positiv überrascht von der
kleinen Rothaarigen.
„Ist ja gut Haz, du hast Recht, sie ist
heiß.“, murmelte Lou und legte einen Stapel Shirts in den
Schrank. Ich grummelte und gab mich mit der Antwort zufrieden. Niall
platzte herein und grinste mich breit an.
„Rate mal, wer
neben uns wohnt.“, forderte er mich auf und ich zuckte mit den
Schultern. Niall seufzte und verdrehte die Augen.
„Das
Mädchen von der Rezeption.“, erklärte er und ich
starrte ihn ungläubig an.
„Das ist nicht dein Ernst?!
Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Mitarbeiter in den Apartments
wohnen.“, murmelte ich und Liam stieß zu uns.
„Ich
eigentlich auch nicht, aber als Niall mir das gerade erzählt
hat, hab ich mir die Homepage von dem Club nochmal angeschaut. Guck
mal.“, meinte Liam und hielt mir sein Handy unter die Nase.
Auf
dem Bildschirm war ein Bild zu sehen, von dem Mädchen, einem
Mann und einer Frau, darunter stand: „Golfplatzbesitzer Robert
Sterling(r.) mit Ehefrau Susann Sterling-Henderson(l.) und
Stieftochter Kristina Zoe Henderson(m.)“
„Okay warte.
Dieses Mädchen ist die Stieftochter des Besitzers?“,
fragte ich ungläubig und gab Liam sein Handy zurück.
„Sieht
ganz so aus.“, lachte Liam und ich seufzte.
„Immerhin
weißt du jetzt, wie sie heißt, nachdem sie es dir schon
nicht sagen wollte.“, scherzte er und ich gab ihm einen Klaps
gegen den Hinterkopf.
„Schade Haz, nicht allen sind deinen
Flirtkünsten erlegen.“, fügte Louis hinzu und ich
ging grummelnd aus dem Zimmer.
Im Wohnbereich saßen Amy und
Zayn auf der Couch und schienen völlig vergessen zu haben, dass
noch andere Menschen in diesem Apartment wohnten.
„Nehmt
euch ein Zimmer.“, meinte ich trocken und sie fuhren
auseinander. Unschuldig grinsten mich beide an und ich schüttelte
nur den Kopf.
„Leute, was haltet ihr davon, wenn wir heute
in die Bar im Clubhaus fahren?“, fragte Louis und bekam als
Antwort ein zustimmendes Gemurmel. Wir beschlossen also erst etwas
essen zu gehen und dann dorthin zu fahren.
„Ist das Mädchen da an
der Bar nicht voll dein Typ?“, fragte ich Niall und deutete mit
einem Kopfnicken auf die kleinere der beiden Blonden hinter der
Bar.
„Mhm.“, grummelte der Ire und ich lachte nur, bis
ich das Mädchen von der Rezeption an der Bar sitzen sah und
Louis mir seinen Ellenbogen in die Seite stieß, weil er sie
auch gesehen hatte.
„Na, willst du dein Glück nochmal
versuchen?“, fragte Liam grinsend und ich warf ihm einen
beleidigten Blick zu.
„Ja, will ich tatsächlich.“,
antwortete ich trotzig und ging zielsicher auf sie zu. Da sie mit dem
Rücken zu der Richtung saß, aus der ich kam, bemerkte sie
mich nicht.
„Na, wie soll ich dich nennen? Kristina oder
Zoe?“, raunte ich von hinten und sie drehte sich ruckartig
um.
„Nicht du schonwieder.“, stöhnte sie und ich
grinste.
„Doch, ich schonwieder. Also, was ist dir lieber?“,
fragte ich und hörte ein Kichern und ich stellte fest, dass es
von den beiden Mädchen hinter der Bar stammte.
„Habt
ihr beiden ihm gesagt wie ich heiße?“, pampte Kristina,
oder Zoe, die beiden an und sie schüttelten synchron den
Kopf.
„Nenn sie Kris.“, meinte die Größere
und ich lachte, als Kris lautstark ausatmete.
„Die Homepage
war ziemlich auskunftsreich. Also, Kris. Würde es dir etwas
ausmachen, wenn ich dir etwas Gesellschaft leiste?“, fragte ich
und setzte mich auf den Barhocker neben ihr.
„Ja, würde
es tatsächlich.“, antwortete sie schnippisch und stand
auf. Bevor sie aber irgendwo hingehen konnte, wurde sie gerufen und
schon stand eine Frau neben uns. Die Frau von dem Bild.
„Da
bist du ja mein Schatz. Wie war dein erster Tag? Und wer ist deine
nette Begleitung? Guten Tag, ich bin Susann Sterling-Henderson,
Kristinas Mutter.“ Sie drehte sich zu mir und ich reichte ihr
höflich die Hand.
„Harry Styles.“, stellte ich
mir vor und ihr Gesicht erhellte sich.
„Ach, guten Tag.
Robert sagte mir, dass Sie kommen würden. Sie gehören zu
der Band, die hier ein paar Wochen Urlaub macht, richtig?“,
plapperte sie los und ich versuchte sie ernst zu nehmen, während
Kris hinter ihrer Mutter stand und andauernd die Augen
verdrehte.
„Ja, das stimmt. Ich muss sagen, die Anlage
gefällt mir wirklich gut und auch meine Freunde sind davon
begeistert.“, erzählte ich und Susann strahlte mich
an.
„Ich werde Sie dann auch wieder verlassen, damit Sie
noch ein wenig Zeit mit meiner Tochter verbringen können.“,
verabschiedete sie sich von mir und streckte mir ihre Hand
hin.
„Einen tollen, jungen Mann hast du dir da ausgesucht.“,
flüsterte sie dann ihrer Tochter tu, aber so laut, dass ich es
auch hörte.
„Mum!“, entrüstete Kris sich
nur, bevor ihre Mutter ihr zuzwinkerte und verschwand. Ich grinste
sie an und sie schüttelte nur den Kopf.
„Vergiss es,
ich werde jetzt keine Zeit mir dir verbringen!“, fuhr sie mich
an stapfte wütend aus der Bar.
„Das liegt nicht an dir
persönlich, sondern an ihrer Mutter.“, meinte eine ihrer
Freundinnen, zumindest ging ich davon aus, dass sie Freunde
waren.
„Ja, okay.“, murmelte ich und sah Kris
nachdenklich hinterher.
Hannah POV:
Die Szene zwischen Harry, Kris und
ihrer Mum war wirklich witzig gewesen, auch wenn Anne und ich
wussten, dass unsere beste Freundin das garantiert nicht so sah. Anne
stieß mich mit dem Ellenbogen an, als die anderen Jungs von One
Direction auf Harry zukamen.
„Na, das war wohl nichts
Harry.“, meinte Louis und der Lockenkopf warf ihm einen bösen
Blick zu.
„Das liegt nicht an ihm, sondern eher an unserer
besten Freundin.“, warf ich ein und schon hatte ich die
Aufmerksamkeit all der anderen Jungs, inklusive Zayns Freundin.
„Sie
ist ein bisschen…speziell.“, erklärte ich und
entschuldigte mich dann schulterzuckend, als ein Kunde ein paar Meter
weiter an die Bar trat.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Anne ein
paar Getränke über den Tresen schob und wie Zayn seinen Arm
um die Hüfte seiner Freundin legte.
Amely, genannt Amy,
Winfield war Model und die Freundin von Zayn Malik. Ich hatte sie
schon auf einem großen Werbeplakat gesehen, in Webespots und
auf Fotos, wie sie über die großen Laufstege der Welt
lief, dabei war sie gerade einmal so alt wie wir.
Sie hatte
braune, leicht gewellte Haare und blaue Augen und war außerdem
ein ganz bisschen kleiner als Zayn, also konnte sie nur gerade so der
Größe eines Models entsprechen. Trotzdem war sie echt
hübsch und passte gut zu dem Halbpakistani.
Anne trat neben
mich und grinste mich mit glänzenden Augen an.
„Die
bleiben zwei Monate.“, strahlte sie und ich grinste
zurück.
„Hammer. Aber ich glaube Kris ist davon nicht
so begeistert.“, meinte ich und nahm ein leeres Glas von der
Theke, um es abzuwaschen.
„Ich weiß gar nicht, warum
sie sich so anstellt. Also gut, er ist halt reich und ihre Mutter mag
ihn offensichtlich, aber er sieht auch umwerfend gut aus.“,
seufzte Anne.
„Ich glaube das ist das Problem. Ihre Mum mag
ihn und außerdem ist er so selbstsicher und charmant. Er ist
auf eine Art und Weise wie Tyler und sie hasst ihn.“,
antwortete ich nachdenklich und beobachtete Harry und seine
Freunde.
Tyler war der Exfreund von Kris. Er ging auf unsere
Schule und war einen Jahrgang über uns gewesen. Er war charmant,
selbstbewusst, gutaussehend und reich. Er wusste auch, wie man einem
Mädchen schmeichelte und es um den Finger wickelte.
Kris war
16 gewesen, als sie sich auf ihn eingelassen hatte, er war ihr erster
Freund gewesen und sie sagte selbst, dass sie damals naiv gewesen
war.
Die Beziehung hatte ein knappes halbes Jahr gehalten. Ihre
Mutter hatte Tyler fast vergöttert und Robert hatte ihn auch
gemocht. Meine beste Freundin war glücklich mit ihm
gewesen.
Zumindest so lange, bis sie herausgefunden hatte, dass er
sie mit fünf anderen Mädchen betrogen hatte und Gerüchte
über sie gestreut hatte. Gerüchte, die wirklich nur solche
waren. Lügen darüber, wie ihre Eltern sich getrennt hatten,
Lügen über ihr Privatleben, die jeder geglaubt hatte.
Es
hatte Anne und mich fast drei Monate gekostet, bis sie wieder
regelmäßig zur Schule gegangen war und jedem in die Augen
sehen konnte.
Das Schlimmste war gewesen, dass ihre Mutter
versucht hatte sie wieder mit Tyler zusammen zu bringen, nachdem sie
sich getrennt hatten und dieser Arsch hatte es genossen zu sehen, wie
zerbrochen Kris mit ihm an einem Tisch gesessen hatte.
Es wunderte
mich eher weniger, dass sie Harry gegenüber misstrauisch war und
wenn ihre Mutter ihn auch noch mochte, dann hatte er fast alle seine
Chancen verloren.
Als Anne und ich nach unserem
Schicht-Ende zu unserem Apartment zurückkamen, war unsere beste
Freundin nicht mehr im Wohnbereich, also klopften wir an der Tür
zu ihrem Zimmer.
Weil sie nicht antwortete gingen wir einfach
hinein. Sie lag auf dem Bett und hörte über Kopfhörer
Musik, als sie uns sah, stellte sie die Musik aus.
„Wenn ihr
mir jetzt ins Gewissen reden wollt und dass ich diesem Kerl eine
Chance geben soll, könnt ihr gleich wieder gehen.“, pampte
sie uns an, aber weder Anne, noch ich, nahmen das persönlich.
„Nein,
wir wollten nur schauen, wie es dir geht.“, erklärte Anne
und setzte sich auf die Bettkante.
„Mir geht es ganz toll,
wirklich! Auf meiner Stirn steht anscheinend ‚Suche Arschloch,
das mir weh tut‘, meine Mum hat nur wieder meine zukünftige
Hochzeit im Sinn und meine besten Freundinnen unterstützen auch
noch die Flirtversuche. Wie ihr seht, es geht mir super.“,
antwortete sie schnippisch. Sie war schon immer ein sehr ironischer
und sarkastischer Mensch gewesen.
„Nimmst du uns das jetzt
echt übel? Ach komm schon, das war doch nur ein kleiner Spaß.“,
meinte Anne aber ich schüttelte nur den Kopf und zog sie vom
Bett hoch.
„Hat doch eh keinen Sinn.“, flüsterte
ich ihr zu und verließ zusammen mit ihr das Zimmer.
„Hanni,
was soll das? Jetzt ist sie doch erst Recht sauer auf uns, weil wir
uns keine Mühe gegeben haben.“, maulte Anne und
verschränkte die Arme vor der Brust.
„Glaube ich nicht.
Weißt du noch, als wir sie so bedrängt haben nach der
Sache mit Tyler? Außerdem sagt sie doch immer, dass sie Zeit
für sich braucht.“, meinte ich und ging Richtung
Wohnbereich.
„Ja, vielleicht hast du Recht.“, murmelte
Anne hinter mir und setzte sich dann zu mir auf die Couch.
„Ich
bin ja mal gespannt, was das noch so gibt. Ich glaube kaum, dass
Harry sie in Ruhe lassen wird, zumindest nicht, wenn die Gerüchte
über ihn stimmen.“, warf ich ein und schaltete den
Fernseher an.
„Entweder begreift er es irgendwann, am besten
bevor Kris der Kragen platzt, oder er schafft es sie zu überzeugen.
Ich weiß nur nicht, was davon ich besser finden soll. Ich würde
mir wünschen, dass sie jemanden findet, der sie glücklich
macht, aber ich weiß nicht, ob Harry das kann.“ Zweifelnd
sah Anne mich an und ich nickte langsam.
„Ich hoffe er
könnte es, wenn sie sich auf ihn einlässt.“,
antwortete ich und sah aus dem Fenster. Es war schon dunkel aber man
konnte die Lichter aus der Wohnung der Jungs sehen. Ich fragte mich,
ob Harry wohl weiter versuchen würde mit Kris zu flirten, oder
ob er es lassen würde.
Als ich am nächsten Morgen
wieder hinter dem Tresen der Rezeption saß, dachte ich über
den vergangenen Tag nach.
Es war ja klar gewesen, dass meine Mum
Harry mochte, er war reich, charmant und sah gut aus, das konnte man
wirklich nicht bestreiten.
Unglücklicherweise unterbrachen
Harrys Freunde meine Gedankengänge. Der Schwarzhaarige und seine
Freundin und die beiden Braunhaarigen standen vor mir.
„Wie
kann ich euch helfen?“, fragte ich und lächelte sie an.
Schließlich konnten sie auch nichts dafür, wenn ich ihren
Freund verdammt nervig fand.
„Wir würden gern einen
Golfkurs machen. Harry und Niall können schon spielen also
sollten wir es wohl auch lernen.“, erklärte der
Schwarzhaarige und ich nickte, während ich die Kursliste
aufrief. Dabei sprang mir mein Name ins Auge und ich öffnete die
Liste.
Ich sollte einen Kurs für totale Anfänger leiten,
vorzugsweise Kinder und junge Erwachsene. Es war immer wieder schön,
wenn man solche Dinge erst erfuhr, wenn es schon zu spät war,
denn in dem Kurs standen schon ein paar Leute, also musste ich ihn
wohl übernehmen. Ich entdeckte auch Hannah und Anne unter den
Namen und schüttelte den Kopf. Das konnte heiter werden.
„Macht
es euch was aus bei mir Unterricht zu nehmen?“, fragte ich und
sie schüttelten alle den Kopf.
„Dann brauch ich einmal
eure Namen.“ Sie antworteten mir der Reihe nach und ich nannte
ihnen Ort und Uhrzeit für den Kurs, der noch am gleichen Tag
stattfinden sollte.
Kaum war meine Schicht zu Ende,
stürmte ich zu Robert ins Büro und sah ihn verärgert
an.
„Dir auch einen guten Tag, was kann ich für dich
tun?“, fragte er und deutete auf den Stuhl vor seinem
Schreibtisch.
„Du hättest mir ruhig sagen können,
dass ich einen Golfkurs übernehmen soll! Ich hab schon eine
Weile nicht mehr gespielt.“, pampte ich und Robert hob
abwehrend die Hände.
„Es tut mir leid, das war sehr
kurzfristig und ich hätte dich auch gleich angerufen. Es wäre
mir eine sehr große Hilfe, wenn du das machen könntest.“,
erklärte er und ich seufzte.
„Ich mach es ja, aber ich
hätte gern ein bisschen Zeit gehabt um mich wieder
einzuspielen.“, murmelte ich und stand auf.
„Sind
meine Sachen noch im Club in meinem Schrank?“, wollte ich
wissen, mein Stiefdad zuckte mit den Schultern.
„Wenn du sie
da nicht weggenommen hast, dann ja.“, meinte er und ich
verabschiedete mich, um zum Clubhaus zu fahren und mir meine
Golfsachen zu holen.
Tatsächlich war alles noch an seinem
Platz, also schlüpfte ich in meine schwarze Jogginghose, das
rote Polo-Shirt und in meine schwarzen Adidas-Sportschuhe. Dann nahm
ich meine rote Schlägertasche und ging auf den Übungsplatz.
Ich
hatte eine halbe Stunde Zeit, um mich ein bisschen einzuspielen und
das tat ich auch. Ich wollte ihnen eh erstmal ein bisschen was über
das Grundprinzip von Golf erklären und dann mit dem Abschlag
anfangen, dafür musste man nicht großartig was können.
Gerade als ich fertig war, trudelten
schon Eltern mit Kindern ein, die etwa zehn oder zwölf Jahre alt
waren. Sie erklärten mir, dass die beiden Kinder Lauren und Max
hießen und unbedingt Golf spielen lernen wollten. Sie hatten
alles, das richtige Outfit, eigene Bags und Schläger und sogar
Bälle.
Kaum waren die Eltern weg, kamen Hannah und Anne und
ich warf ihnen böse Blicke zu.
„Ihr hättet mir
sagen können, dass ihr einen Kurs bei mir macht.“,
grummelte ich und trank einen Schluck aus meiner Wasserflasche.
„Wir
wollten dich überraschen.“, lachte Anne und deutete dann
an mir vorbei, offenbar auf den Eingang des Übungsplatzes, denn
der befand sich hinter mir.
„Scheint, als wollte dich da
noch jemand überraschen.“, kicherte Hannah und als ich
mich umdrehte, traute ich meinen Augen nicht.
Von Zayn, Liam,
Louis und Amy wusste ich, dass sie kamen, aber neben ihnen tauchten
auch noch dieser Niall und Harry auf. Ich schlug mir an die Stirn und
ließ dann meinen Kopf auf Annes Schulter sinken.
„Bitte
sag mir, dass das ein Traum ist.“, flehte ich.
„Nein,
ich bin kein Traum, aber ich könnte ein Traum deiner schlaflosen
Nächte werden.“, ertönte schon die Stimme des
Lockenkopfes hinter mir und ich drehte mich ruckartig zu ihm um.
„Was
willst du hier? Ich dachte du kannst schon spielen? Und wann raffst
du eigentlich endlich, dass du mich null, wirklich absolut null und
überhaupt gar nicht interessierst?“, fragte ich bissig und
stupste mit dem Finger gegen seine Brust. Harry lachte nur.
„Du
bist niedlich, wenn du dich aufregst.“, grinste er mich an und
ich schnaubte.
„Halt bloß die Klappe, Styles.“,
fuhr ich ihn an und drehte mich wieder um, allerdings war der Anblick
meiner besten Freundinnen, die sich das Lachen verkneifen wollten,
nicht wirklich besser.
„Okay, wir fangen jetzt an.“,
rief ich laut und redete die nächsten 20 Minuten nur über
den Golfsport an sich.
Anschließend gingen zu den
Abschlaganlagen und ich zeigte, wie man es richtig machte und auf was
man achten musste.
Jeder begab sich zu einem Abschlagpunkt und ich
ging hinter ihnen lang, um Haltung und Abschlag zu korrigieren, wenn
es nötig war.
Der letzte in der Reihe war Harry und er machte
alles falsch, was man falsch machen konnte, angefangen damit, dass er
seinen Schläger falschrum hielt. Dieser Kerl wollte mich doch
echt provozieren!
„Du hältst deinen Schläger
falsch herum.“, meinte ich trocken und er grinste mich an.
„Oh, das hab ich gar nicht bemerkt.“, meinte er
unschuldig und ich wollte mich gerade wieder umdrehen, als er mich am
Handgelenk festhielt. Mit einer ruckartigen Bewegung riss ich mich
los.
„Fass mich nicht an!“, motzte ich und sah ihn aus
wütend funkelnden Augen an, während sich Harrys grüne
Augen überrascht weiteten.
„Ich…es tut mir
leid.“, murmelte er, wandte sich wieder dem Golfball vor ihm zu
und legte einen vorbildlichen Abschlag hin.
„Geht doch.“,
kommentierte ich seinen Schlag und er lächelte mich an. Als ich
dieses Mal gehen wollte, rief er mich nur.
„Kris…warte
bitte.“, bat er und steckte seinen Schläger zurück in
seine Tasche.
„Lass uns doch von vorn anfangen. Mein Name
ist Harry.“ Er hielt mir seine Hand hin und ich griff zögernd
zu.
„Du kannst mich dann wann anders nach meinem Namen
fragen.“, lachte ich und er sah mich unsicher an. Ja, ein Harry
Styles konnte tatsächlich unsicher wirken.
„Aber ich
muss doch wissen, wie meine Golflehrerin heißt.“, grinste
er und seine Unsicherheit war wie weggeblasen.
„Wenn das so
ist, dann kannst du mich Kris nennen. Oder Zoe, auch wenn mich nur
mein Dad so nennt, zumindest fast nur.“, antwortete ich und er
lachte leise.
„Na dann. Hallo Zoe.“
Ich hatte keine Zeit mehr, um Harry
zu fragen, warum er sich Zoe ausgesucht hatte, weil die beiden Kinder
meine Hilfe benötigten. Dabei hätte mich das wirklich
interessiert.
Ich wollte ihn am Ende der Stunde fragen, aber als
ich den Unterricht beendet hatte und mich umsah, war er schon
verschwunden.
Erst ging er mir die ganze Zeit auf den Keks, dann
redete ich normal mit ihm und dann verschwand er einfach wieder. Ich
wurde echt nicht schlau aus ihm und das ging mir auf die Nerven.
Anne und Hannah hatten wieder Dienst
in der Bar und ich leistete ihnen bei ihrer Schicht Gesellschaft
,weil es besser war, als allein in unserem Apartment zu
sitzen.
Natürlich kamen unsere Nachbarn wieder in die Bar und
Harry grinste mich an, als ich zu ihnen herüber sah, allerdings
setzte er sich zu mit den anderen Jungs an einen Tisch, während
die Freundin des Schwarzhaarigen, wenn ich mich richtig erinnerte,
hieß sie Amy, zu uns an die Theke kam.
„Hey. Macht es
euch was aus, wenn ich hier ein bisschen bei euch stehe? Ich hab
wirklich nichts gegen die Jungs, aber als einziges Mädchen
bekommt man da irgendwann die Krise.“, lächelte sie uns
freundlich an und ich nickte, während Hannah und Anne sie noch
immer anstrahlten und keinen Ton heraus brachten.
„Klar,
kann ich voll verstehen. Wenn ich mir vorstelle, dass ich so viel
Zeit mit denen verbringen müsste…Ich würde
durchdrehen.“, meinte ich und die anderen Mädchen fingen
alle an zu lachen.
„Harry ist gar nicht so übel, wie du
denkst.“, warf Amy ein und ich hob eine Augenbraue, sie lachte
eise.
„Nein im Ernst. Ich meine klar, er flirtet gern und
viel, aber eigentlich gibt er auf, wenn er merkt, dass er keine
Chance hat. Bei dir ist er echt hartnäckig.“
„Er
nervt mich trotzdem.“, grummelte ich und nahm mein Glas vom
Tresen. Hannah schob Amy den gleichen Cocktail zu, den auch ich
trank. Auf der Theke lagen ein paar Flyer für eine Party im
Golfclub am Wochenende und Amy nahm sich einen davon.
„Geht
ihr hin?“, fragte sie mich, weil Hannah und Anne gerade andere
Kunden bedienten und ich zuckte mit den Schultern.
„Eigentlich
muss man dort mit einer Begleitung auftauchen, zumindest als Frau.
Außerdem würde meine Mutter mir nur wieder auf den Keks
gehen und das brauche ich echt nicht. Mal schauen, ob Anne und Hannah
dorthin wollen.“, erklärte ich und die Braunhaarige
nickte.
„Die beiden sind Fans von meinem chaotischen Haufen,
oder?“, fragte sie dann und ich lachte leise.
„Ja sind
sie. Und von dir auch. Aber tu so, als wüsstest du das nicht.
Die beiden sind toll, meine Schwestern sozusagen.“
„Nein
keine Sorge. Außerdem sind sie echt in Ordnung. Wenn ich sie
mal mit anderen Fans vergleiche… Reden wir lieber nicht
davon.“ Amy und ich lachten und grinsten uns an.
Sie war
echt nett und sympathisch und es machte Spaß sich mit ihr zu
unterhalten.
Unsere Unterhaltung wurde aber gestört, als die
Jungs auf uns zukamen. Ihr Freund, Zack oder so, legte seine Arme von
hinten um sie und nahm ihr den Flyer aus der Hand.
„Eine
Party? Klingt ganz interessant.“, lachte er und reichte das
Papier an die anderen weiter.
„Würdest du wohl mit mir
dahin gehen?“, fragte Harry mich auf einmal und ich lachte
kurz, bevor ich mit gehobener Augenbraue den Kopf schüttelte.
„Du
checkst es echt nicht, oder?“, fragte ich verzweifelt und einer
seiner Freunde lachte laut.
„Du kannst ja mit mir hingehen,
Haz.“, beschloss er und wuschelte ihm durch die wilde
Lockenmähne.
„Oh man Louis, lass meine Haare in Ruhe.“,
grummelte er und wischte sich ein paar Strähnen aus dem
Gesicht.
„Ich dachte wir starten einen Neuanfang?“,
wandte er sich wieder an mich und ich nickte zustimmend.
„Das
ist ja auch richtig, aber deswegen werde ich trotzdem nicht mit dir
auf diese Party gehen. Ich hab nach wie vor kein Interesse für
dich und das wird sich auch nicht ändern.“, erklärte
ich und er drehte sich beleidigt weg. Aber ich konnte auch nichts
dafür, wenn er nicht mit einer Abfuhr umgehen konnte. Vermutlich
war er das nur einfach nicht gewöhnt, aber auch das war nicht
meine Schuld.
„Schenkst du mir wenigstens einen Tanz?“,
fragte er hoffnungsvoll und sah mich an, nachdem er tief Luft geholt
hatte.
„Ich weiß noch gar nicht, ob wir
überhaupt…“
„Wir gehen hin und sie wird
auch mit dir tanzen.“, unterbrach Hannah mich und Harry grinste
triumphierend.
„Aber…“ „Kein Aber.“,
bestimmte dann Anne und ich hielt einfach den Mund. Es brachte ja
doch nichts und ich konnte mich im Notfall immer noch weigern.
„Ja
dann halt von mir aus. Aber glaub ja nicht, dass ich das tue, weil
ich dich mag.“, murmelte ich und Harry lachte leise.
„Ich
weiß gar nicht, was du so gegen mich hast, dass du mir gar
keine Chance gibst.“, meinte er und ich schnaubte.
„Das
geht dich auch gar nichts an, warum ich dich scheiße finde und
du mir vollkommen auf den Keks gehst.“, maulte ich ihn an und
er zuckte zusammen, anscheinend hatte er nicht mit so einem Ausbruch
gerechnet.
„Ich…“ „Ja, du. Du bist
furchtbar!“, unterbrach ich ihn und sprang von meinem Barhocker
auf.
„Ich geh.“, bestimmte ich und drängelte mich
an den anderen Jungs vorbei nach draußen. Ich konnte gar nicht
direkt sagen, warum ich immer gleich so ausrastete. Vielleicht, weil
Harry mich an Tyler erinnerte oder weil er so arrogant war oder weil
ich einfach nicht damit klar kam, dass meine Mutter uns offenbar
schon verheiratet sah.
Fest stand, dass ich es nicht lange mit
diesem Kerl aushielt, ohne dass mir der Kragen platzte und ich nervte
mich schon selbst damit. Aber ich konnte es einfach nicht
verhindern.
Missmutig fuhr ich mit dem Kart zu unserem Wohnblock
und lief die Treppen nach oben. Es war schon fast ganz dunkel
draußen, also legte ich mich einfach in mein Bett und dachte
nach.
Die Zeit im Golfclub schien nicht ganz so zu werden, wie ich
mir das vorgestellt hatte und das deprimierte mich. Ich mochte es
nicht, wenn Dinge nicht so verliefen, wie ich sie gern hätte.
Als
Anne und Hannah kamen, schauten sie auch in mein Zimmer, aber ich
tat, als ob ich schlafen würde, weil ich keine Lust auf eine
Diskussion hatte. Aber an Schlaf war eigentlich nicht zu denken, weil
ich wieder an Tyler denken musste.
Harry hatte das alles wieder
aufgewühlt, nicht einmal mit Absicht, aber ich konnte nicht
anders, als die beiden in Verbindung zu bringen und ich verzichtete
gerne darauf, auf einen weiteren Tyler zu stoßen und am Ende
ein Wrack zu sein. Ich war mir nicht so sicher, ob Anne und Hannah
mich noch einmal aufbauen konnten.
Louis POV
Der Mond schien durch das Fenster
ins Zimmer, das Harry und ich uns teilten. Seufzend sah ich auf
meinen besten Freund, in den ich mich dummerweise verliebt hatte.
Wir
waren beide bi. Ich wusste es schon, bevor ich beim Casting war und
irgendwann hatten Harry und ich uns darüber unterhalten. Er war
sich nie sicher gewesen, ob er nicht vielleicht auch auf Jungs stehen
könnte. Aus Spaß hatte ich gefragt, ob er mich würde
küssen wollen und so kam es dann, dass wir ein paar Mal mit
einander ausgegangen waren und uns, natürlich, geküsst
hatten.
Harry hatte immer gesagt, es hatte ihm gefallen und ich
konnte nicht abstreiten, dass es mir ebenfalls gefallen hatte, aber
wir waren zu der Erkenntnis gekommen, dass wir beste Freunde waren
und sein wollten und kein Paar. Das war kurz nach dem Videodreh zu
‚What makes you beautiful‘ gewesen.
An Silvester 2012
waren wir beide so betrunken gewesen, dass wir im Bett gelandet
waren. Allerdings mit dem kleinen Unterschied, dass ich mich daran
erinnern konnte und Harry nicht. Es war nichts neues, das wir in
einem Bett schliefen und dass er nackt schlief, war ebenfalls nicht
neu. Er dachte sich nichts dabei und das tat mir weh. Ich war zu
diesem Zeitpunkt schon in ihn verliebt gewesen und ich war es noch
immer.
Für mich war Harry einfach ein wundervoller Mensch. Er
hatte alles, was man sich nur wünschen konnte, er sah gut aus,
hatte Talent, den liebenswertesten Charakter der ganzen Welt und
Erfolg.
Meine Bisexualität lief
phasenweise ab. Entweder hatte ich eine Zeit, wo ich ausschließlich
Jungs datete oder Phasen, in denen ich ausschließlich Mädchen
datete. Bei Harry war das nicht so. Er nahm praktisch alles mit, was
er kriegen konnte, meistens waren es Mädchen, aber es waren auch
Jungs darunter.
Bevor wir in den Golfclub gefahren waren, hatte
Harry mir gesagt, dass er keine Lust mehr auf Mädchen hatte,
zumindest nicht in der nächsten Zeit und ich hatte irgendwo tief
in mir gehofft, dass mir das Chancen einbringen würde.
Dann
hatte er dieses Mädchen, Kris, an geflirtet und er hörte
nicht auf, obwohl er jedes Mal von ihr abgewiesen worden war. Ich
verstand ihn nicht und das Schlimmste war, ich konnte nicht einmal
auf das Mädchen sauer sein, weil ich sie sympathisch fand.
Sie
war vielleicht ein wenig zickig, aber schlagfertig und sie schien
ganz okay zu sein. Harry schien sie jedenfalls zu mögen. Doof
nur, dass ich ihn mehr als gern mochte.
Der Mond war so weit gewandert, dass
er fast vom Fenster verschwunden war und ich stand auf. Es hatte ja
doch keinen Sinn die ganze Zeit wach zu liegen.
Ich zog mir eine
warme Sweatshirt Jacke über und machte mir einen Tee in der
Küche, bevor ich nach draußen auf die Terrasse ging. Es
waren kleine Lampen an dem Geländer angebracht, die durch einen
Bewegungssensor eingeschaltet wurden und als ich auf die Terrasse
neben uns sah, konnte ich auch dort die Beleuchtung sehen und eine
Person, die auf einem Stuhl saß.
Es war die Terrasse der
Mädels, also musste eine von ihnen da sitzen. Sie hatte ihre
Beine angezogen und starrte auf die große Wiese, die man von
unseren Penthäusern aus sehen konnte.
„Hey.“,
rief ich und sie hob ihren Kopf. Sie saß im Schatten der Wand,
aber als sie mich sah, stand sie auf und kam an das Geländer. Es
war Kris.
„Hey.“, antwortete sie und ich lächelte.
Meine Lampen gingen aus und ich schwenkte meinen Arm, damit sie
wieder leuchteten, die Rothaarige mir gegenüber lachte.
„Kannst
du auch nicht schlafen?“, fragte sie und ich nickte.
„Lust
auf einen Spaziergang?“, schlug ich vor sie zuckte mit den
Schultern, bevor sie nickte.
„Warum eigentlich nicht. Wir
sehen uns unten.“, lachte sie und ich nahm meine Teetasse, um
wieder rein zu gehen. Es war noch was in meiner Tasse, aber ich ließ
sie einfach in der Küche stehen und nahm mir einen Schlüssel,
bevor ich nach draußen ging.
Fast eine Stunde waren wir in der
Kälte herum gelaufen und hatten uns unterhalten. Es stimmte was
man sich so erzählte, es war wirklich einfach einem Fremden all
seine Probleme anzuvertrauen. Kris schien das ähnlich zu sehen.
Ich wusste nun einiges von ihr und das, was ich wusste, erklärte
zum größten Teil auch ihr Verhalten gegenüber
Harry.
Ich würde ihm aber kein Wort davon sagen, es ging ihn
nichts an, das musste er schon selbst herausfinden.
Als ich wieder
in unser Zimmer trat, saß Harry kerzengerade im Bett und tippte
wie wild auf seinem Handy herum. Die Tür machte ein Geräusch,
als ich sie schloss und er sah erschrocken auf.
„Louis! Wo
zur Hölle warst du? Und warum hattest du kein Handy dabei? Ich
hab mir Sorgen gemacht!“, fluchte er flüsternd, damit die
anderen uns nicht hören und ich lachte leise.
„Ich war
draußen. Ich konnte nicht schlafen. Kein Grund um sich
aufzuregen.“, erklärte ich und zog meine Jacke aus und
legte mich wieder ins Bett.
„Nein, mein bester Freund ist ja
nur nachts um vier verschwunden und ich hatte keine Ahnung wo er war.
Kein Grund um sich Sorgen zu machen.“, grummelte der Lockenkopf
neben mir und schaltete das Licht auf seinem Nachttisch aus.
„Du
bist süß.“, lachte ich und drehte mich so, dass ich
auf der Seite lag und ihn anschauen konnte. Er tat es genauso und
grinste mich an.
„Ich hab dich echt lieb Louis, weißt
du das? Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde.“,
flüsterte er und ich merkte, wie meine Wangen brannten. Gut,
dass es dunkel war und man nichts sehen konnte. Zumindest nicht mehr
als ein paar Umrisse.
„Ich dich auch Haz.“, wisperte
ich und schloss die Augen. Ich spürte, wie Harry sich vor beugte
und mir einen Kuss auf die Stirn hauchte und dann seine Arme um mich
legte.
Zufrieden lehnte ich meinen Kopf gegen seine Brust und
lauschte seinem beruhigenden Herzschlag, bis ich eingeschlafen war.
Der Spaziergang mit Louis hatte mir
gut getan. Ich hatte mir fast gedacht, dass die beiden sehr gute
Freunde waren, so wie sie mit einander umgingen, aber dass Louis in
Harry verliebt war, damit hatte ich eher weniger gerechnet.
Irgendwie
machte sich ein schlechtes Gewissen in mir breit, weil Harry die
ganze Zeit mit mir flirtete und Louis dabei zusehen musste, als sei
das alles vollkommen okay für ihn.
Die Woche verging ohne besondere
Ereignisse. Harry und Niall nahmen weiterhin an meinem Golfkurs teil
und der Lockenkopf ging mir noch immer auf die Nerven.
Robert
hatte Anne, Hannah und mich von jeglicher Arbeit am Samstag
freigestellt, damit wir an der Party am Abend teilnehmen konnten.
Außerdem durften wir in die Boutique des Clubs fahren, um uns
dort jeder ein Kleid auszusuchen, er wollte zahlen. Ja, der Golfclub
hatte eine eigene Boutique.
Wir fuhren also zu dritt dort hin und
trafen am Eingang auf Amy. Lächelnd kam sie auf uns zu.
„Wollt
ihr auch nach Kleidern für die Party heute Abend gucken? Die
Jungs haben beschlossen alle hinzugehen und ich gehe auch mit.“,
erklärte sie und wir nickten nur.
In der Boutique wurden wir
von einer jungen Frau begrüßt, die Amy offenbar erkannte
und mich und meine besten Freundinnen links liegen ließ. Amy
zuckte entschuldigend mit den Schultern, als sie von der Frau zu ein
paar Kleidern gezogen wurde und ich grinste sie nur an. Ich hatte
kein Problem damit mir mein Kleid selbst auszusuchen.
Wir wurden
alle drei recht schnell fündig. Ich nahm ein schwarzes,
trägerloses Kleid mit knielangem Reifrock, Hannah hatte ein
cremefarbenes, geschnitten wir meins und mit einer Perlenstickerei an
der Brust und Annes Kleid war hinten lang und vorne kurz, ebenfalls
schwarz und trägerlos.
ich erklärte der Frau, dass
Robert die Kleider bezahlen wollte und sie entschuldigte sich, weil
sie vollkommen vergessen hatte sich um uns zu kümmern und weil
sie mich nicht erkannt hatte.
Amy hatte sich noch nicht
entschieden, als wir gingen, aber in ein paar Stunden würden wir
sie ja sehen, also winkten wir ihr, bevor wir zurück zum
Apartment fuhren.
Am Abend fuhren Anne, Hannah und ich
mit meinem Mini zum Club, weil ich mich weigerte in Hannahs Auto zu
steigen.
Es standen auch schon einige andere Autos auf dem großen
Parkplatz und von innen hörte man bereits Musik. Am Eingang traf
ich ein bekanntes Gesicht und ich lief grinsend auf den jungen Mann
zu, um ihn zu umarmen.
„Daniel!“, rief er erfreut und
er schloss seine Arme ebenfalls um mich, bevor er mich etwas weg
schob und musterte.
„Du hast dich verändert.“,
lachte er und deutete auf meine Tattoos und mein Piercing.
„Du
aber auch. Du bist erwachsener geworden.“, erklärte ich
und er nickte.
„Ich bin ja auch schon alt. Also 20.“,
grinste er und ich lachte, dann winkte ich meine besten Freundinnen
heran.
„Ladys, das ist Daniel.“, stellte ich ihn vor.
„Und das sind Hannah und Anne.“ Ich deutete auf die
beiden und die drei musterten sich.
„Der Daniel? Der
Golftrainer-Daniel?“, fragte Hannah und ich nickte
lachend.
„Warum hat Robert dich wieder eingestellt? Und
warum weiß ich nichts davon?“, fragte ich beleidigt und
er zuckte mit den Schultern.
„Ich arbeite nur über den
Sommer hier und geh dann zum Studieren in die USA.“ Gespielt
beleidigt sah ich ihn an und schüttelte den Kopf.
„Ach
Mensch, die USA? Wirklich? Ich bin enttäuscht von dir.“,
lachte ich und Daniel zuckte mit den Schultern.
„Du weißt,
ich wollte immer da hin.“, erklärte er und ich
nickte.
„Wir sehen uns die Tage bestimmt noch…“
„Hey Zoe.“ Ich wirbelte herum und sah Harry hinter mir
stehen. Selbstgefällig wie immer grinste er mich an. Ohne etwas
zu sagen, drehte ich mich wieder zu Daniel und umarmte ihn.
„Wir
sehen uns dann die Tage bestimmt noch.“, meinte ich und hackte
mich bei Hannah und Anne unter, um in den Club zu gehen.
„Hey
warte.“, rief Harry und ich drehte mich genau am Eingang zu ihm
um.
„Wer ist das?“, fragte er und ich zuckte mit den
Schultern.
„Ein Freund.“, erklärte ich und zog
dann meine Freundinnen in den Club. Das eifersüchtige Blitzen in
Harrys Augen entging mir nicht, aber es war mir egal.
Außerdem
wollte ich nicht vor Louis mit ihm flirten, auch wenn dieser mir
versichert hatte, dass es nicht schlimm für ihn war. Er kannte
das schließlich schon. Aber da machte es nicht besser.
Mein Schädel brummte, als ich
am nächsten Morgen aufwachte. Das Licht, das durch meine
geschlossenen Augen drang, war viel zu hell und mir war warm. Als ich
die Decke zurück schlagen wollte, hinderte mich etwas
daran.
Müde blinzelte ich und vor meinen Augen erschien eine
nackte Brust. Mit Tattoos. Zwei Schwalben. Ich ließ meinen
Blick höher wandern und rutschte sofort zurück, bis ich
fast aus dem Bett fiel.
Ich lag neben Harry! In Unterwäsche!
Und ich konnte mich an nichts mehr erinnern, was an dem Abend zuvor
passiert war und ich war mir auch nicht sicher, ob ich das wirklich
wissen wollte.
Vorsichtig krabbelte ich aus dem Bett und schnappte
mir ein Hemd vom Boden, das dort herum lag. Es war mir scheiß
egal, wenn ich nun Harrys Sachen trug, ich war froh über
jegliche Art von Kleidung wollte mich nicht in mein Kleid
zwängen.
Ich tapste aus dem Zimmer durch den Flur in den
Wohnbereich. Ich war mir nicht ganz sicher in welcher Wohnung ich
mich befand, weil sie nun mal gleich aussahen.
Die Frage wurde mir
beantwortet, als ich in die Küche trat und Louis dort vor
fand.
„Guten Morgen.“, flötete er und grinste
mich breit an.
„Sag einfach nichts.“, bat ich und
setzte mich auf einen der Hocker vor dem Tresen. Ich legte meine Arme
auf die Theke und ließ meinen Kopf darauf sinken.
„Okay,
ich bin still.“, kicherte Louis und stellte eine Tasse vor
meine Nase. Der Duft von Kaffee stieg mir in die Nase und ich
lächelte ihn dankbar an, als ich den Kopf hob, um einen Schluck
zu trinken.
„Danke für den Kaffee, aber ich werde mir
mein Kleid und meine Schuhe holen und dann verschwinden. Ich
verzichte auf eine Begegnung mit Harry.“, murmelte ich und
plötzlich legten sich zwei Hände an meine Hüfte.
„Mein
Hemd steht dir gut.“, lachte Harry mir mit seiner rauen Stimme
ins Ohr und ich sprang auf.
„Wie zum Teufel bin ich hier
gelandet? In deinem Bett? Und warum kann ich mich an nichts mehr
erinnern?“, schrie ich ihn an und war kurz davor ihm eine zu
scheuern. Diese Dreistigkeit machte mich so verdammt wütend!
Anne POV
Hannah und ich wussten beide nicht viel über diesen Daniel, nur dass Kris Mutter gedacht hatte, die beiden würden was mit einander anfangen und deswegen wurde er gefeuert. Dass die Beiden nur gute Freunde waren, zog sie gar nicht erst in Erwägung.
Nachdem uns Kris also diesen Daniel
vor der Tür vorgestellt hatte und wir reingegangen waren,
setzten wir uns an die Bar. Wir bestellten uns ein jede einen
Cocktail und schon stand Amy neben uns. Sie trug ein bodenlanges,
dunkelblaues Kleid mit nur einem Träger, der Stoff schimmerte
leicht.
„Glückwunsch, Harry ist eifersüchtig auf
diesen Kerl.“, lachte Amy und Kris verdrehte die Augen.
„Können
wir bitte nicht über diesen Idioten sprechen?“, bat sie
und nahm einen Schluck von ihrem Getränk.
„Wie kommen
wir eigentlich nach Hause, wenn wir alle Alkohol trinken?“,
fragte Hannah, bevor sie ebenfalls etwas trank.
„Mit dem
Shuttleservice.“, antwortete Kris schlicht und schob Hannah
ihren Cocktail hin.
„Und jetzt trinkt ihr beiden gefälligst
aus, ich will tanzen.“, lachte sie, von der schlechten Laune
wegen Harry war nichts mehr zu sehen.
Wir unterhielten uns also
mit Amy und tranken unsere Cocktails, dabei sah ich, dass Hannah
immer wieder versuchte unauffällig zu dem Tisch zu schauen, an
dem sich die Jungs nieder gelassen hatten.
„Wir können
auch zu ihnen gehen.“, meinte Amy irgendwann, als sie ebenfalls
Hannahs Blicke bemerkt hatte und sie angrinste. Unsere beste Freundin
wurde rot und wandte den Blick ab.
„Wen von den fünf
findest du so toll?“, wollte das braunhaarige Model wissen und
ich lachte leise.
„Halt die Klappe, du bist nicht besser.“,
meinte Hannah und starrte mich böse an.
„Hab ich auch
nicht behauptet.“, entgegnete ich und sah, dass die Jungs
aufstanden und auf die Tanzfläche gingen.
„Also, wenn
von ihnen magst du am liebsten? Wenn du mir die Frage beantwortet
hast, gehen wir tanzen.“, forderte Amy und Hannah
seufzte.
„Niall.“, murmelte sie dann und stand von dem
Barhocker auf. „Können wir jetzt bitte nicht mehr darüber
reden?“, grummelte sie und zog mich an meinem Handgelenk auf
die Tanzfläche.
Amy war direkt hinter uns und schob uns bis
zu den Jungs. Sie legte Zayn ihre Arme um den Nacken und er lächelte
sie an. Die beiden waren echt süß zusammen. Kris tauchte
neben mir und Hannah auf und Harrys Gesicht erhellte sich. Zumindest
so lange, bis Kris auf Louis zu ging und anfing mit ihm zu tanzen.
Sie wusste ja nicht, dass ich auch gern mit ihm getanzt hätte.
Woher auch?
Hannah und ich tanzten also zusammen, bis sie
plötzlich von der Seite von Niall angerempelt wurde.
„Tut
mir leid.“, entschuldigte der Blonde sich und lächelte
Hannah an. Ich sah, wie ihre Wangen sich sofort rot verfärbten
und sie den Blick senkte.
„Hast du vielleicht Lust mit mir
zu tanzen?“, meinte auf einmal Liam zu mir und hielt mir eine
Hand hin. Ich zögerte einen Moment und versuchte zu verarbeiten,
dass Liam Payne vor mir stand und mich zum Tanzen aufforderte. Dann
ergriff ich seine Hand und lächelte ihn an.
Aus dem
Augenwinkel sah ich, wie Niall Hannah ebenfalls zum Tanzen
aufforderte und wie Harry allein in der Gegend herum stand.
„Hast du Kris gesehen?“,
fragte Hannah gegen die laute Musik und sah mich fragend an. Es war
schon spät und mein Kopf drehte sich schon leicht.
„Nein.“
Ich hörte genau, dass ich lallte, also war es wohl Zeit auf
irgendwas umzusteigen, wo kein Alkohol enthalten war.
Wir saßen
bei den Jungs und Amy am Tisch. Zumindest taten wir das alle mal. Amy
und Zayn waren verschwunden, Harry ebenfalls und Kris war auch
nirgends zu sehen. Immer wenn wir feiern waren, verloren wir einen
von uns, nur war das meistens nicht Kris. Sie konnte relativ viel
Alkohol vertragen.
Ich saß zwischen Liam und Louis und
Hannah am Rand neben Niall. Mein Blick glitt zur Tanzfläche und
einen kurzen Moment lang hielt ich die Luft an, bis Louis mir in die
Seite piekte.
„Hast du ein Gespenst gesehen?“, fragte
er lachend und ich schüttelte den Kopf, was eine eher schlechte
Idee gewesen war.
„Nein, aber so was ähnliches.“,
antwortete ich und zeigte auf die Menschenmenge. Dazwischen konnte
man zwei Personen erkennen, die offenbar sehr, sehr eng miteinander
tanzten. Es waren Harry und meine beste Freundin.
„Das…ist
überraschend.“, meinte Liam neben mir und ich nickte.
Hannah hatte die beiden ebenfalls entdeckt und runzelte die
Stirn.
„Ich glaube, da hat jemand zu viel getrunken.“,
stellte Niall fest. „Eigentlich geht das nicht so schnell.“,
erklärte Hannah und sah mich an.
„Sollen wir sie holen
und nach Hause fahren? Oder einfach lassen?“, fragte sie mich
und ich zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht.
Jetzt wird sie uns dafür hassen, aber morgen früh nicht.
Wenn wir sie aber lassen, dann ist es anders herum. Eigentlich ist
sie alt genug.“, antwortete ich und als ich wieder zur
Tanzfläche sah, waren die beiden verschwunden.
„Zu
spät.“, lachte Louis und trank etwas von seinem Bier. Von
seinem gefühlt hundertsten Bier und er war noch kein Stück
betrunken oder angetrunken. Ich hätte echt gern gewusst, wie er
das machte.
Zwei Stunden später machten wir
uns auf den Heimweg. Kris und Harry waren nicht mehr aufgetaucht,
also fuhren wir ohne die beiden. Mit dem Rest teilten wir uns einen
großen Van und ließen uns zu unseren Apartments
fahren.
Wir verabschiedeten uns von den Jungs und ich wankte die
Treppen nach oben. Hannah schien auch nicht besonders angetrunken zu
sein und schloss deswegen die Haustür auf.
Unsere beste
Freundin war nicht in ihrem Bett und auch sonst nirgendwo in dem
Apartment, also war sie entweder bei diesem Daniel, noch in dem Club,
auch wenn wir alles abgesucht hatten, oder bei Harry.
„Die
taucht schon auf.“, meinte ich zu Hannah und winkte ihr, bevor
ich in mein Zimmer torkelte. Mein Kleid tauschte gegen ich ein zu
großes T-Shirt und dann legte ich mich ins Bett. Abschminken
konnte ich mich auch am nächsten Tag noch.
Wütend funkelte ich Harry an
und stemmte die Hände in die Hüften. Der Lockenkopf sah zu
seinem besten Freund und zuckte dann mit den Schultern.
„Komm
mit.“, bat er mich und zog mich wieder mit in sein und Louis
Zimmer.
„Ich höre?“, fragte ich bissig und er
ließ sich auf das Bett sinken.
„Zoe…“,
setzte er an aber ich unterbrach ihn direkt wieder.
„Nenn
mich Kris. Ich weiß nicht, warum du mich so nennst, aber es ist
mir eigentlich auch egal.“, forderte ich und er nickte.
„Also.
Kris…Gestern Abend. Ich weiß auch nicht, aber wir haben
alle getanzt und getrunken und irgendwann hab ich dich gefragt, ob du
mit mir tanzen willst und du hast ja gesagt. Das hat mich selbst
überrascht, aber ich hab natürlich mit dir getanzt. Wir
haben noch mehr zusammen an der Bar getrunken und noch mehr getanzt.
Naja…also wir haben halt sehr eng getanzt und dann meintest
du, du willst irgendwo hin, wo wir allein sind und dann sind wir eben
mit dem Shuttleservice hierher gefahren.
Wir sind hoch und ich
schwöre dir, ich hätte nichts mit dir gemacht. Du hast dann
gefragt wo ich schlafe und hast mich dann in das Zimmer gezogen. Du
hast mich auf mein Bett gedrückt und dein Kleid ausgezogen und
dich dann auf meinen Schoß gesetzt. Wir haben ins halt geküsst
und du wolltest mich ausziehen. Ich hab gesagt, dass wir das besser
lassen sollten, dann hast du mich angesehen und nichts mehr gesagt,
also hab ich dich von meinem Schoß auf das Bett geschoben und
dich zugedeckt. Du bist auch direkt eingeschlafen und dann hab ich
mich auch hingelegt.“, erklärte er und ich sah ihn an. Ich
hatte keine andere Wahl, als ihm zu glauben, auch wenn ich mir das so
alles nicht vorstellen konnte. Ich hatte noch nie einen Filmriss.
Aber es gab für alles ein erstes Mal.
„Dann, ähm,
danke?“, murmelte ich und hob mein Kleid vom Boden auf.
„Ich
denke, ich geh dann.“, fügte ich hinzu, nahm meine Schuhe
und verließ das Zimmer. Harry rief mir irgendwas hinterher,
aber ich ignorierte es und verließ die Wohnung.
An der Tür
zu dem Apartment von mir und meinen besten Freundinnen klopfte und
ich hatte Glück, dass Hannah offenbar schon wach war.
„Da
bist du ja! Ich hab mir echt schon Sorgen gemacht. Wo warst du?“,
fragte sie und trat bei Seite, damit ich eintreten konnte. Ich trug
noch immer Harrys Hemd und das Make-up vom Vorabend. Ich musste
schrecklich aussehen.
„Später.“, murmelte ich und
ging an Hannah vorbei. Ich brauchte eine Dusche und Zeit zum
Nachdenken.
„Du siehst verwirrt aus. Ich mach jetzt sowieso
Frühstück. Danach reden wir darüber, okay?“,
meinte Hannah und ich nickte.
In meinem Zimmer warf ich mein Kleid
auf mein Bett, nahm mir den Bademantel vom Haken und ging ins
Badezimmer. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir, dass ich tatsächlich
schrecklich aussah. Mein Make-Up war überall um meine Augen
herum verteilt, meine Haare waren zerzaust und Harrys Hemd hing an
mir herunter, als würde eine Zwölfjährige das Hemd
ihres Vaters tragen.
Ich kämmte meine Haare flüchtig,
zog mich aus und stieg unter die Dusche. Das warme Wasser prasselte
angenehm auf mich herunter und ich schloss entspannt die Augen.
Wie
viel zum Teufel hatte ich getrunken? Ich erinnerte mich immer an
alles, was ich getan hatte, aber dieses Mal konnte ich mich nur noch
daran erinnern, wie ich mit Louis getanzt hatte. Mir ging es nicht
einmal schlecht, abgesehen von den Kopfschmerzen, die aber bereits
nachließen.
Es wunderte mich, dass Harry die Situation nicht
ausgenutzt hatte. Er konnte zwar nicht wissen, dass ich mich an
nichts mehr erinnern würde, aber er hätte behaupten können,
dass ich es gewollt hätte. Er war wohl doch nicht so ein großes
Arschloch, wie ich gedacht hatte.
Hannah und Anne saßen am
Esstisch, als ich in den Wohnbereich kam und grinsten mich an.
„Hast
du heute Nacht echt bei Harry geschlafen?“, fragte Hannah
direkt und reichte mir einen Korb mit Brötchen, als ich mich
gesetzt hatte.
„Ja, aber ich kann mich an fast nichts von
gestern Abend erinnern. Er meinte wir hätten uns nur geküsst,
weil er dann gesagt hat, wir sollten es lieber lassen. Dann haben wir
einfach geschlafen.“, murmelte ich und nahm mir das
Marmeladenglas.
„Ein Gentleman ist er.“, meinte Anne
und ich zuckte mit den Schultern.
„Ich glaube nicht, dass er
lügt, aber ich weiß auch nicht, ob ich ihm glauben kann.
Wobei ich keine andere Wahl habe. Wenn er die Wahrheit gesagt hat,
dann ist er zumindest nicht so ein Idiot, wie ich bisher dachte.“
„Du
magst ihn.“, stellte Hannah fest und ich warf ihr einen
genervten Blick zu.
„Tu ich gar nicht.“, wiedersprach
ich und meine besten Freundinnen lachten. Ich ignorierte das einfach
und aß mein Brötchen, während die beiden mich
musterten.
„Hast du heute eigentlich schon mal genau in den
Spiegel geguckt?“, fragte Anne mich dann und ich schüttelte
den Kopf.
„Nur kurz, um festzustellen, dass ich furchtbar
aussah.“, antwortete ich und sah sie fragend an. „Warum?“
„Geh
einfach ins Bad und schau nach.“, lachte Hannah, also stand ich
auf und folgte dem Rat der beiden. Im Badezimmer musterte ich mein
Spiegelbild und es dauerte ein bisschen, bis ich verstand, was sie
meinten. Ich hatte einen Knutschfleck am Hals, der halb durch meine
Haare verdeckt wurde. Große Klasse.
Nachdem ich den Fleck
mit ein wenig Make-Up halbwegs überdeckt hatte, ging ich zurück
an den Frühstückstisch, wo Hannah gerade telefonierte.
„Ja,
klar. Ich frag sie.“ Sie nahm das Handy vom Ohr und sah mich
an.
„Kommst du mit, wir wollen mit den Anderen Golf spielen.
Also vielleicht kannst du uns dann auch noch ein bisschen was zeigen,
genau wie Harry und Niall.“, fragte sie.
„Nee. Ich hab
echt keine Lust diesen Kerl heute noch zu sehen.“, lehnte ich
ab und die beiden sahen mich enttäuscht an.
„Ach komm
schon.“, bat Anne, aber ich schüttelte den Kopf.
„Wirklich nicht. Außerdem will ich schlafen, ich bin
müde.“, versuchte ich mich raus zu reden. Hannah sagte der
Person, mit der sie sprach, dass ich nicht mitkommen würde und
legte dann auf.
Gegen zwei verschwanden die beiden
zum Spielen und ich setzte mich im Wohnzimmer auf die Couch und sah
mir einen Film an. Dieser lief noch gar nicht lang, als es plötzlich
an der Tür klopfte. In Boxershorts und einem längeren Top
schlurfte ich zur Tür und öffnete. Davor stand Harry.
„Ich
dachte ihr seid Golf spielen.“, meinte ich und musterte ihn. Er
hatte die Hände in seinen Hosentaschen vergraben und sah mich
lächelnd an.
„Ja, ich wollte nicht. Wie geht’s
dir?“, fragte er und ich trat ein Stück zur Seite, damit
er eintreten konnte.
„Gut. Ich hol dir dein Hemd, das willst
du ja sicher wieder haben.“ Bevor er etwas sagen konnte,
verschwand ich und als ich mit dem schwarzen Kleidungsstück
wieder zurückkam, saß er auf dem Sofa und las sich auf der
Rückseite der DVD-Hülle den Inhalt des Films
durch.
„Dreizehn. Klingt interessant.“, meinte er und
legte die Hülle wieder auf den Tisch.
„Deswegen würde
ich den Film jetzt auch gern weiter gucken.“ Ich hielt Harry
das Hemd hin.
„Allein.“, fügte ich dann hinzu,
als er keine Anstalten machte aufzustehen.
„Schon
verstanden.“, murmelte er und nahm sein Kleidungsstück,
als er aufstand.
„Man sieht sich noch.“,
verabschiedete er sich und verließ das Apartment. Überrascht
sah ich ihm nach. Dass er so schnell aufgeben würde, hätte
ich nicht gedacht, aber wenigstens hatte ich jetzt meine Ruhe.
Am nächsten Tag, einem Montag, gab ich wieder eine Stunde Golfunterricht und natürlich war auch Harry wieder dabei. Er sah mich aber nur einmal kurz an und winkte, bevor er sich mit Niall zusammen eher an den Rand stellte, während ich über verschiedene Schlagtechniken und dafür passende Schläger redete.
„Pass auf. Harry wird dich
nachher fragen, ob du ihn auf ein Date begleiten würdest. Sag,
dass du es dir noch überlegen musst oder sag ihm zu, aber bitte,
sag ihm nicht ab. Er ist echt deprimiert, weil du nichts mit ihm zu
tun haben willst.“, erklärte Louis mir, während die
anderen verschiedene Sachen übten.
„Aber Lou, ich will
nicht, dass du…“
„Vergiss mich. Ich hab oft
erlebt, wie Harry andere Mädchen und auch Jungs gedatet hat und
ich habe ihn auch oft genug andere vor mir küssen sehen. Weißt
du, er wird sich nicht in mich verlieben. Ich sollte vielleicht
einsehen, dass das auch in Zukunft nicht passieren wird. Du musst da
wirklich keine Rücksicht auf mich zu nehmen. Außerdem ist
Harry wesentlich leichter zu ertragen, wenn er gute Laune hat, als
wenn er so grummelig ist.“, fiel Louis mir ins Wort und ich
seufzte.
„Was ist, wenn ich trotzdem nicht will?“,
fragte ich und er lachte laut.
„Willst du mir wirklich
erklären, dass du ihn nicht zumindest heiß findest? Komm
schon, ein Date hat nichts zu bedeuten und wenn ich du wäre,
dann würde ich mitgehen. Weißt du, Harrys Dates sind immer
etwas Besonderes. Du wirst es nicht bereuen, dann verspreche ich
dir.“ Louis grinste mich an und ich verdrehte die Augen.
„Na
schön, wenn es ein Reinfall wird, dann mach ich dich dafür
verantwortlich.“, drohte ich und Louis lachte nur wieder.
„Du
wirst dich noch bei mir bedanken.“, prophezeite er und ich
schüttelte grinsend den Kopf, bevor ich meinen Rundgang
fortsetzte.
Wie Louis es vorher gesagt hatte,
fing Harry mich am Ende der Stunde ab und kratzte sich im Nacken, als
er vor mir stand.
„Ich hab mich gefragt, ob du eventuell
Lust hättest mich heute Abend nach London zu begleiten und
vielleicht etwas essen zu gehen oder so.“, fragte er und
vergrub seine Hände in den Hosentaschen seiner schwarzen
Stoffhose. Robert legte viel Wert auf einen angemessen
Dress-Code.
„Mhm, warum nicht. Aber nicht zu lang, ich muss
morgen ab Zwölf Uhr arbeiten.“ Harry nickte und grinste
mich breit an.
„Dann hol ich dich schon im fünf heute
Nachmittag ab, dann haben wir ja genug Zeit.“, schlug er vor
und ich stimmte zu. Harry nickte mir zu und ging dann zu Louis, der
schon auf ihn wartete. Kaum war Harry weg, stürmten Anne und
Hannah auf mich zu.
„Was wollte er?“ „Ihr redet
doch miteinander?“, fragten sie durcheinander und ich
schüttelte lachend den Kopf. Die beiden folgten mir, als ich
meine Golfsachen in den Schrank einschloss.
„Er hat mich auf
ein Date eingeladen und ich hab zugestimmt. Wir fahren heute nach
London. In drei Stunden, um genau zu sein, also gehe ich jetzt Mittag
essen, wollt ihr mit?“ Meine besten Freundinnen standen die
Münder offen und ich klappte sie zu.
„Du hast ein Date
mit Harry Styles? Du hast nachgegeben?“, plapperte Hannah
fassungslos und ich zuckte mit den Schultern.
„Wir wollen
alles wissen!“, forderte Anne und ich hackte mich bei ihnen
unter, damit wir im Clubhaus etwas essen konnten.
„Ja, ich
erzähl auch alles.“, stimmte ich noch zu und die beiden
fingen an sich über meinen Kopf hinweg darüber zu
unterhalten, was ich auf dem Date tragen sollte.
„Leute, das ist viel zu viel!“
Verzweifelt sah ich in den Spiegel. Anne und Hannah hatten meinen
Schrank komplett ausgeräumt, um ein passendes Outfit zu finden.
Sie hatten mir schließlich eine rote Strumpfhose, einen
schwarzen Rock mit einem Unterrock aus Tüll und ein graues Top
zugeworfen.
Den Rock trug ich fast auf Taillenhöhe, deswegen
war er ziemlich kurz, das Top hatte ich hinein gesteckt und Hannah
hatte schwarze, geschlossene High-Heels aus meinem Schrank gefischt.
Die beiden hatte mich sogar daran erinnert passende Unterwäsche
zu tragen, falls ich wieder bei Harry im Bett landen würde. Das
war nicht mein Plan und ich ignorierte den Kommentar einfach.
„Das
ist überhaupt nicht zu viel, du siehst toll aus. Anne macht dir
noch deine Haare.“, bestimmte Hannah und schob mich auf einen
Stuhl vor der Kommode, damit sie mich schminken konnte.
Anne
machte mir währenddessen einen hohen Zopf und flocht einige,
schmale Strähnen, sodass meine Haare nicht zu streng zurück
gebunden aussahen. Die Haare in meinem Zopf lockte sie und toupierte
sie an, damit sie viel Volumen hatten.
Hannah verpasste mir mein
typisches, schwarzes Make-up und rote Lippenstift und drückte
mir dann eine Clutch mit meinem Handy und meinem Ausweis in die
Hand.
„Viel Spaß.“, wünschten sie mir und
ich nahm meinen Mantel vom Hacken, bevor ich das Apartment
verließ.
Unten vorm Haus stand Harry schon, er lehnte an
seinem Auto, einem Audi R8, und seine Augen weiteten sich, als er
mich sah.
„Hey. Du siehst toll aus.“, meinte er und
hielt mir die Autotür auf. Ich spürte, wie meine Wangen
anfingen zu brennen und stieg ein. In der Tasche spürte ich mein
Handy vibrieren und während Harry das Auto umrundete und
einstieg, checkte ich die SMS.
Du siehst super aus. Pass auf,
dass Harry nicht anfängt zu sabbern. Ich wünsch auch viel
Spaß. Louis ;)
Ich schüttelte grinsend den Kopf
und antwortete ihm ein einfaches „Spinner.“ bevor ich
mein Handy wieder in die Tasche steckte. Harry sah mich an und
lächelte, also lächelte ich zurück.
„Können
wir los?“, fragte er und ich griff nach dem Gurt und nickte.
Bis nach London fuhr man eine knappe Stunde. Am Anfang redeten wir
kaum und lauschten nur der Musik, die aus dem Autoradio kam.
Irgendwann spielte der Sender ein Lied von One Direction und Harry
schaltete das Radio aus. Verwundert sah ich ihn an.
„Ich
will uns nicht selbst aus dem Radio hören.“, erklärte
er und machte eine wegwerfende Handbewegung, bevor er sich wieder auf
die Straße konzentrierte.
„Aber ich will den Song
hören. Ich hab noch nie bewusst etwas von euch gehört.“,
erklärte ich und schaltete das Radio wieder ein. Ich musste
zugeben, dass sie echt nicht schlecht waren und ich grinste, als ich
hörte, wie Harry leise mitsang.
Harry parkte sein Auto vor einem
Restaurant mit hellroter Außenfassade. Draußen hatte sich
eine kleine Schlange gebildet, aber er nahm einfach meine Hand und
marschierte mit mir an den anderen Leuten vorbei und der Kellner am
Eingang winkte ihn einfach rein.
„Mister Styles! Es ist
schön, dass wir sie wieder hier begrüßen dürfen
und dann auch noch in Begleitung. Ich dachte, sie kommen lieber
allein?“, wurde Harry begrüßt und er schüttelte
dem Mann freundlich lächelnd die Hand.
„Guten Abend
Henry. Darf ich dir meine Begleitung vorstellen? Kris Henderson, die
Tochter des Besitzers des Golfclubs, den du mir empfohlen hast. Und
du sollst mich duzen.“, antwortete Harry lachend und Henry
schüttelte mir lächelnd die Hand, also lächelte ich
zurück. Er war bestimmt schon Mitte 50, schien aber sehr nett zu
sein.
„Ich denke wir sollten das Gespräch auf später
verschieben. Dein Stammplatz ist frei. Wenn ihr mir also folgen
würdet.“ Henry führte uns also einen Gang entlang,
fast bis zum hintersten Teil des Restaurants. Zumindest nahm ich an,
dass es eins war. Von dem Gang gingen einzelne Klapptüren ab,
durch die immer wieder einzelne Kellner mit Tabletts
verschwanden.
Wir wurden durch die Klapptür mit der Nummer 13
geführt und standen dann im Dunklen. Zum Glück hielt ich
Harrys Hand, sonst hätte ich mich gnadenlos verlaufen.
„Du
musst nur mir oder meiner Stimme folgen.“, meinte er und ich
stolperte einfach hinter ihm her. Ich hörte wie ein Stuhl
verrückt wurde und Harry forderte mich auf mich zu setzen, also
ließ ich mich vorsichtig auf den Stuhl sinken und ihm vor allem
zu treffen. Vor mir erfühlte ich eine Tischplatte oder so etwas
in der Art und mir entwich ein Seufzen. Was sollte das nur werden,
wenn es fertig war?
„Das ist ein Restaurant, dass sich auf
‚Dinner in the Dark‘ spezialisiert hat. Ich war schon
einige Male hier, weil das Essen einfach unglaublich ist.
Normalerweise komm ich aber allein.“, erklärte Harry und
ich nickte, bis mir klar wurde, dass er mich nicht sehen
konnte.
„Woher weiß ich dann, was ich esse? Oder was
ich bestelle? Oder wo zur Hölle es sich auf einem Teller
befindet?“, fragte ich und er lachte leise.
„Es gibt
hier nur Fingerfood, du kannst alles locker mit der Hand essen und
wenn man sich dumm anstellt, sieht der andere es sowieso nicht. Es
wird gleich ein Kellner kommen und dir drei Menüs aufzählen
und dann wählst du einfach eins aus.“, erklärte der
Lockenkopf mir.
„Das ist definitiv mal was anderes.“,
stellte ich fest und hörte die Tür auf- und wieder
zuklappen und jemand räusperte sich. Ein Mann stellte sich als
Steven vor und ratterte dann drei Menüvorschläge runter.
Das erste Menü war rein vegetarisch, das zweite mit
verschiedenem Fleisch und das dritte mit Fisch und Meeresfrüchten.
Ich entschied mich für das Dritte und Harry für das
Zweite.
„Magst du keinen Fisch?“, wollte ich wissen,
als Steven wieder gegangen war und wir wieder allein waren.
„Doch
schon, aber das Menü kenn ich schon.“, erklärte Harry
und ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte, er selbst sagte auch
nichts.
Steven unterbrach die Stille, indem er uns Wein brachte
und die beiden großen Gläser auf den Tisch stellte. Wir
bedankten uns und ich nahm mir das Glas. Ich konnte mir vorstellen,
wie es aussah, als ich es in den Händen hielt und es musste
wirklich schön sein, ziemlich groß und ziemlich rund.
Es
war ein relativ süßer Rotwein und obwohl ich eigentlich
keinen Wein trank, mochte ich diesen sogar.
„Warum hasst du
mich so?“, fragte Harry wie aus dem Nichts heraus und weil ich
ihn nicht sehen konnte, viel mir der ernste, deprimierte Ton in
seiner Stimme fiel mir auf.
„Ich…Ich hasse dich
nicht.“, antwortete ich leise und spürte, wie meine Wangen
rot wurden. War ich wirklich so schrecklich, dass er den Eindruck
bekam, ich würde ihn hassen?
„Aber du redest kaum mit
mir, regst dich über mich auf und nimmst mich nicht ernst. Du
bist abweisend und kalt. Liegt nahe, dass ich das denke, oder?“
Harry konnte ja beinahe meine Gedanken lesen.
„Du erinnerst
mich einfach sehr stark an jemanden, den ich hasse. Du bist fast wie
er und manchmal kann ich einfach nicht anders als meine Wut über
ihn an dir auszulassen.“, erklärte ich und machte eine
kleine Pause. „Es tut mir leid.“, fügte ich hinzu
und schon ging die Tür erneut auf und uns wurden die Vorspeisen
gebracht.
„Also einfach mit den Fingern essen, sagst du?“,
wechselte ich das Thema und Harry lachte leise. „Du müsstest
eine Art Brot haben. Aber ich will nicht zu viel verraten, der Sinn
der Sache ist es sich mehr auf den Geschmack zu konzentrieren und
heraus zu finden, was du da isst. Und weil ich weiß, was du
hast, werde ich dir sagen, ob du richtig liegst.“ Ich brummte
und Harry lachte nur noch mehr.
Unsicher suchte ich auf dem Teller
vor mir nach dem Essen und tatsächlich fühlte sich dieses
an wie Brot, oder eher Baguettescheiben. Vorsichtig führte ich
das Essen zu meinem Mund biss davon ab.
„Und?“,
wollte Harry wissen, also kaute ich auf und schluckte herunter, bevor
ich ihm antwortete.
„Also es ist Gebäck, Vollkornbrot
oder so etwas in der Art. Da drauf ist Frischkäse oder eine
Quarkcreme oder so etwas in der Art und Lachs.“, riet ich und
Harry applaudierte mir.
„Das ist sogar richtig.“ Ich
schnaubte und warf mit meiner Serviette, die ich neben meinem Teller
erfühlte, nach ihm. Ich musste ihn auch getroffen haben, weil er
überrascht auflachte und zurück warf.
„Zweifle ja
nicht an meinem Geschmack. Oder eher an meinen Geschmacksnerven.“,
verlangte ich ernst und musste dann aber doch lachen.
„Schon
gut, schon gut.“ Ich konnte an seiner Stimme hören, dass
Harry grinste. Es überraschte mich, wie sehr die anderen Sinne
geschärft wurden, wenn man nichts mehr sehen konnte.
Als Hauptspeise bekam ich
verschiedene Sorten gebackenen Fisch, kleine, frittierte, frische
Kartoffelstücken und mundgerecht geschnittenes Gemüse, das
den Salat ersetzen sollte. Als Dessert erhielten wir beide
schokolierte Früchte.
„So, das war mein absolutes
Lieblingsrestaurant und normalerweise nehme ich niemanden mit hier
hin. Jetzt zeige ich dir noch meine Lieblingsbar.“, beschloss
Harry, als wir aus der Klapptür traten und uns von Henry und
Steven verabschiedeten.
„Das Essen war wirklich gut.
Dankeschön.“, meinte ich auf den Weg zu Harrys Auto und er
öffnete mir wieder die Tür, nachdem er mich angelächelt
hatte. Die Idee mit dem Restaurant war großartig gewesen und
ich musste Louis wirklich danken, weil er mich davon überzeugt
hatte, mit Harry mit zu fahren. Wenn die Bar auch nur halb so schön
war, dann hatte Harry offiziell den Preis für die besten Dates
verdient.
Wir fuhren nur knappe fünf
Minuten mit dem Auto und hielten dann in einer kleinen Seitengasse.
Harry legte seinen Arm um meine Schulter, als wir aus der Gasse
heraus um die Ecke gingen und dann vor einem bunt erleuchteten
Eingang stehen blieben.
„Mensch Harry, lang nicht gesehen.“
Es wunderte mich wenig, dass der Türsteher ihn kannte. Harry
reichte dem Mann die Hand und dieser trat bei Seite, damit wir
eintreten konnten.
Die Bar war in mehreren Blautönen
gehalten, sogar das Licht war bläulich. Es war auch nur mäßig
voll und Harry legte seinen Arm um meine Schultern, als er durch die
Bar lief und einen erhöhten Tisch mit Barhockern davor
ansteuerte.
„Ich bin gleich wieder da.“, meinte Harry
und verschwand wieder, also setzte ich mich auf den Hocker und zog
mein Handy aus meiner Clutch und schickte Hannah und Anne eine SMS
und erzählte, dass mir der Abend bis dahin ganz gut gefallen
hatte.
Gerade als ich meinen Text gesendet hatte, kam Harry
wieder, in den Händen hielt er Getränke für uns.
„Ich
hoffe, du magst Pfirsich und Mango.“, meinte er und stellte
eines der beiden großen Cocktailgläsern vor meine
Nase.
„Es ist auch kein Alkohol drin.“, erklärte
er noch und nahm dann selbst einen Schluck aus seinem Gals, soweit
ich das beurteilen konnte, hatte er den gleichen Cocktail wie ich.
Ich probierte also davon und musste wohl oder übel zugeben, dass
Harry einen guten Geschmack hatte.
„Der ist gut.“,
meinte ich also und Harry grinste mich an. Er wollte gerade etwas
sagen, als jemand ihm von hinten auf die Schulter tippte. Harry
drehte sich um und begrüßte einen Mann freudig, während
ich da saß und darauf wartete heraus zu finden, wer das sein
könnte.
„Grimmy.“, stellte der andere sich bei
mir vor und mir fiel auch endlich ein, warum er mir bekannt
vorkam.
„Kris.“, stellte ich mich vor und ergriff
seine Hand. Harry lehnte sich etwas vor und flüsterte Nick
Grimshaw, wie Grimmy eigentlich hieß, ins Ohr und der
Radiomoderator lachte.
„Ich muss sowieso los. Wir sehen uns
Harry.“, sagte er dann und war auch schon verschwunden.
Verwundert sah ich ihm hinterher, während Harry einfach nur den
Kopf schüttelte und einen weiteren Schluck trank.
Gegen halb elf machten wir uns auf
den Weg nach Hause. Ich war positiv überrascht von Harry, wir
hatten uns ziemlich gut verstanden und uns gut unterhalten und er war
ziemlich intelligent und auch was er so erzählte, zeigte mir,
dass er nicht so ein dummer Idiot war, wie ich zunächst gedacht
hatte.
Auf der Rückfahrt hatte ich meinen Kopf gegen die
kalte Fensterscheibe gelehnt und sah nach vorn auf die leere Straße.
Es war dunkel und ich wurde müde von der leisen Musik aus dem
Radio und dem gleichmäßigen Geräusch des Autos.
Immer
wieder klappten mir meine Augen zu und ich hatte Schwierigkeiten noch
richtig wach zu bleiben und plötzlich wurde ich mit einem Ruck
aus meinem Halbschlaf gerissen.
Ich wurde nur von meinem Gurt
daran gehindert durch die Windschutzscheibe zu fliegen und das
Quietschen der Reifen hallte in meinen Ohren nach. Es knackte und
raschelte und mit einem dumpfen Knall kam Harrys Auto zum
Stehen.
Geschockt sah ich mich um und Harry sah mich ebenfalls
geschockt an. Er umklammerte das Lenkrad und seine Knöchel
traten weiß hervor. Genau wie ich atmete er schnell.
„Was
zur Hölle war das denn?“, fragte ich und versuchte in der
Dunkelheit etwas zu erkennen.
„Da war ein Ree, es stand
einfach so auf der Straße und ich wollte bremsen und dann hab
ich gleichzeitig versucht auszuweichen, weil der Bremsweg zu lang war
und jetzt stehen wir im Graben.“, stammelte er und versuchte
den Motor zu starten. Dieser allerdings gab zwar ein paar Geräusche
von sich, blieb aber nicht an.
„Verdammt!“, fluchte
Harry und schlug auf das Lenkrad, erschrocken zuckte ich zusammen und
er sah mich entschuldigend an.
„Sorry, aber…“
„Schon gut.“, meinte ich und öffnete meine Tür,
die zum Glück gut aufging. Vorsichtig kletterte ich aus dem
Auto, bis auf das Bisschen Mondlicht war es total dunkel.
„Ich
rufe mal Louis an, er soll uns abholen.“, meinte Harry, als er
ebenfalls ausgestiegen war und neben mir stand.
„Ist ne gute
Idee.“, antwortete ich und kraxelte dann über die Wiese an
den Straßenrand, in der Hoffnung, dass vielleicht ein Auto
vorbei kommen würde. Die Straße war lang und gerade und
ich konnte in keiner der beiden Richtungen ein Auto ausmachen.
„Ich
hab auch noch einen Abschleppdienst angerufen.“, erklärte
Harry, als er neben mich trat und ich verschränkte die Arme vor
der Brust, weil es immerhin Nacht und dementsprechend kalt
war.
„Hier.“ Harry hielt mir seine Jacke hin und ich
zog sie mir dankbar über, auch wenn sie mir viel zu groß
war. Dann standen wir da und warteten auf Louis oder den
Pannendienst.
„Sorry.“, murmelte Harry irgendwann und
sah dabei auf den Boden.
„Warum?“, fragte ich
irritiert und er hob überrascht den Kopf.
„Vielleicht,
weil das ganze hier in einem totalen Desaster geendet ist?“,
antwortete er und machte eine Handbewegung zu seinem Auto im
Graben.
„Naja, das ist schließlich nicht deine Schuld.
Bis zu dem kleinen Unfall war der Abend wirklich schön.“
Harry lächelte und dann wurde sein Gesicht von Autoscheinwerfern
erhellt.
Neben uns hielt ein großer Abschleppwagen und als
die beiden Mitarbeiter gerade Harrys Wagen aus dem Graben zogen, kam
auch Louis an und winkte uns zu sich.
„Was habt ihr denn
jetzt angestellt?“, fragte er und ich grummelte nur, weil mir
noch immer kalt war und ich so schnell wie möglich in ein warmes
Auto wollte. Ich stieg also ein und ließ die Jungs draußen
stehen, zumal Harry sowieso noch das Verladen seines Autos
beaufsichtigen musste und auch noch ein paar Papiere unterschreiben
musste.
„Nein ich trag sie.“
„Ach weck sie doch, das wird sie verkraften.“ Müde
schlug ich die Augen auf und sah direkt in Harrys Gesicht.
„Was
‘n los?“, fragte ich und gähnte, gleichzeitig hörte
ich Louis lachen.
„Wir haben es dann doch endlich mal nach
Hause geschafft. Es ist schon fast ein Uhr.“, erklärte
Harry und half mir beim Aussteigen.
„Ich bring dich noch
hoch.“, fügte er dann hinzu, aber ich winkte ab.
„Brauchst
du nicht, sind nur unnötige Treppen.“, erklärte ich
und nahm noch meine Tasche.
„Wir sehen uns morgen.“,
verabschiedete Louis sich und verschwand schon mal, sodass Harry und
ich allein vor unseren Hauseingängen standen.
„Dann bis
morgen.“, meinte ich und wollte gerade gehen, als Harry mich an
meiner Schulter wieder umdrehte und ansah. Er sah mich wirklich nur
an, er sagte nichts und ich stand nur da und wartete auf irgendwas,
ich wusste selbst nicht, auf was genau.
„Ist dir auch wirklich nichts
passiert?“, fragte Harry und ich schüttelte den Kopf.
„Mit
mir ist alles in Ordnung, ich hab mich nur erschrocken.“,
antwortete ich und er ließ meine Schulter wieder los.
„Dann,
ähm, dann bin ich beruhigt. Tut mir leid, dass das alles so
geendet ist.“, entschuldigte er sich zum gefühlt
fünfhundertsten Mal und ich lachte leise.
„Du sollst
dich nicht die ganze Zeit dafür entschuldigen, du kannst nichts
dafür.“
„Doch, ich hätte viel früher
bremsen müssen und ich hätte nicht ab…“ Ich
stoppte Harry, in dem ich ihm meine Hand auf den Mund legte und er
sah mich verwundert an, sodass ich lachen musste.
„Bist du
jetzt endlich still und redest nicht mehr davon? Du hast nichts
falsch gemacht und es ist nichts passiert, außer dass dein Auto
kaputt ist und das solltest du locker ersetzen können.“,
erklärte ich und nahm meine Hand wieder von seinem Mund.
„Aber…“
Ein Blick von mir reichte und er redete nicht weiter. Direkt danach
musste ich gähnen und Harry umarmte mich. Perplex erwiderte ich
diese und er grinste mich anschließend an.
„Schlaf
gut.“, meinte er noch und ging dann winkend zu seinem eigenen
Hauseingang. Ich schloss also die untere Tür auf und als ich
dann in unserem Apartment ankam, sprangen mir Hannah und Anne direkt
entgegen.
„Alles okay mit dir? Niall hat uns angerufen und
gesagt, dass Louis euch abholt, weil ihr einen Unfall hattet und ich
hab dich angerufen, aber du bist nicht dran gegangen und wir dachten
schon, es wäre etwas schlimmes passiert.“, plapperte
Hannah und ich schüttelte den Kopf, bevor ich erzählte, was
passiert war.
„Harry ist wirklich so ein Süßer.
Bitte sag mir, dass ihr euch wenigstens geküsst habt.“,
meinte Anne am Ende und ich warf ihr einen schiefen Blick zu.
„Ich
bin nur mit ihm ausgegangen, weil Louis mich darum gebeten hat. Er
hat gesagt, ein Date mit Harry ist immer spannend und es war auch
interessant und lustig und ich hab mich auch gut mit ihm vertragen,
aber ich will nichts von ihm und ich werde auch nie etwas von ihm
wollen. Es war nur ein Gefallen für Louis, damit Harry ihm nicht
auf die Nerven geht.“ Ich wusste selbst, dass ich genervt und
gereizt klang und auch nicht gerade nett, aber gesagt war
gesagt.
„Ist ja gut.“, murmelte Anne und ich wusste,
dass sie jetzt sauer war und es tat mir auch leid, aber wie oft
sollte ich ihnen denn noch sagen, dass ich kein Interesse für
Harry hatte?
„Ich geh ins Bett, ich bin müde.“,
warf ich in die Stille ein und weder Hannah noch Anne sagten etwas,
als ich in meinem Zimmer verschwand.
Als ich am nächsten Morgen
aufstand, waren die beiden schon weg, weil sie Schicht beim Frühstück
im Restaurant hatten. Es tat mir ja immer noch leid, wie ich reagiert
hatte, aber ich war auch zu stolz um mich zu entschuldigen.
Während
ich darauf wartete, dass mein Tee zog und mein Toast fertig wurde,
griff ich zu meinem Handy und rief Louis an, der zum Glück auch
direkt ran ging.
„Guten Morgen.“, flötete er und
ich fischte mit einer Hand mein Toast aus dem Toaster, bevor ich
antwortete.
„Morgen.“ Ich kippte Jogurt in eine Schale
und nahm mir einen Apfel aus der Obstschale und setzte mich dann mit
meinem Essen an den Tresen zwischen Küche und Wohnbereich.
„Du
klingst so richtig gut gelaunt.“, meinte Louis und ich brummte
irgendwas als Antwort.
„Was ist passiert?“, fragte er
und ich seufzte, bevor ich ihm schließlich doch erzählte,
was am Abend zuvor noch passiert war.
„Weißt du, ich
wollte ja nicht so zickig sein, aber es nervt mich einfach. Ich weiß
nicht, ob die beiden denken, dass ich unbedingt einen Freund brauche,
oder ob sie einfach nur denken, dass wir gut zusammen passen würden,
aber erstens will ich keinen Freund und zweites erinnert mich Harry
viel zu sehr an genau diese Sorte Mensch, die ich scheiße
finde.“, beendete ich meinen Vortrag und Louis lachte
leise.
„Was gibt es da zu lachen?“, maulte ich
beleidigt und er lachte nur noch mehr, bevor er mir antwortete.
„Es
ist niedlich, wie du dich so darüber aufregst. Ich kann mir
vorstellen, dass du es nervig findest, aber ist doch klar, dass sie
so denken, wenn du mit Harry auf ein Date gehst. Wobei nicht jedes
Date bedeutet, dass man anschließend zusammen ist oder so. Aber
du solltest dich trotzdem entschuldigen und du solltest Harry mal in
einem ruhigen Gespräch sagen, dass das nichts wird, weil er das
sonst nie begreift, glaub mir das. Außer du überlegst es
dir noch einmal anders. Wie gesagt, ich wäre dir nicht böse,
es würde mich eher freuen, weil er dann wenigstens mal eine
anständige Freundin hat. Außerdem mag ich dich.“,
befand Louis und ich lächelte.
„Du bist süß,
weißt du das eigentlich? Trotzdem will ich echt nicht in deiner
Haut stecken, du tust mir echt leid.“, murmelte ich und hörte
das Klicken der Haustür, ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass
es schon halb Zwölf war und ich los musste.
„Du Louis,
ich muss weg, ich hab um Zwölf Schicht am Empfang. Wir sehen uns
morgen beim Unterricht.“, verabschiedete ich mich dann und Anne
warf mir einen schrägen Blick zu, als sie in den Wohnbereich
kam.
„Harry nicht, aber Louis, oder was?“, fragte sie
schnippisch und ich verkniff mir ein Seufzen.
„Wir reden
später, ja? Ich muss los.“, meinte ich nur, stellte mein
Geschirr weg und ging dann in mein Zimmer, um mich anständig
anzuziehen, anschließend fuhr ich los. Ich wunderte mich zwar,
dass Hannah nicht da war, aber ich wollte nicht nachfragen, erst
musste ich das mit Anne wieder gerade biegen.
Hannah POV
Dieses ganze Theater zerrte auch an
meinen Nerven und deswegen fuhr ich auch nach Annes und meiner
Schicht nicht mit zurück zu unserem Apartment, sondern lief ein
bisschen auf dem Gelände herum.
Mit Musik in den Ohren lief
ich so lang gerade aus, bis ich an einem kleinen Park ankam. Es
wunderte mich einerseits, dass es einen Park gab, wenn das
Golfgelände da war und auch sehr groß war, andererseits
wunderte es mich auch nicht, denn auf dem Gelände gab es
eigentlich nichts, was es nicht gab.
Ich stellte fest, dass es
sogar einen künstlich angelegten Badesee gab und ich lief ein
bisschen am Ufer entlang, bis ich dort jemanden sitzen sah. Bei
genauerem Hinsehen, stellte ich fest, dass es Niall war, also ging
ich auf ihn zu und setzte mich neben ihn.
„Hey.“,
sagte er überrascht und legte seine Gitarre aus der Hand. Die
Gitarre, die ich so unglaublich schön fand und die Niall bei
Liveauftritten bei ‚Little Things‘ benutzte.
„Was
machst du hier?“, fragte ich und neugierig und Niall zuckte mit
den Schultern.
„Bei uns geht es irgendwie drunter und
drüber. Das ist voll anstrengend. Harry macht sich immer noch
Vorwürfe und redet schon den ganzen Tag von nichts außer
dem Unfall und Kris und keine Ahnung und Louis versucht ihm das
auszureden und Liam macht es eigentlich nur schlimmer, weil er sagt,
dass Harry immer viel zu schnell fährt und wenn er das nicht
getan hätte, dann hätte er auch rechtzeitig bremsen können.
Zayn und seine Freundin hocken daneben und blenden das Umfeld
komplett aus, oder sie verschwinden in ihrem Zimmer und ich komm mir
vor wie das fünfte Rad am Wagen, das keine Meinung hat und
uninteressant ist.“, erklärte er und ich sah ihn
bedröppelt an.
„Das tut mir leid.“, murmelte ich
und er zuckte wieder mit den Schultern.
„Kannst du ja nichts
für.“, meinte er schlicht und ich wusste nicht mehr, was
ich sagen sollte. Eigentlich wäre es schon gewesen jemandem von
dem Streit zu erzählen, aber ich wusste nicht so, ob es für
Anne und Kris okay war, wenn ich einfach darüber redete und
deswegen ließ ich es.
Wir saßen also schweigend am
Ufer von diesem See, bis Niall irgendwann seine Gitarre wieder in die
Hand nahm und mich ansah.
„Macht es dir was aus, wenn ich
ein bisschen spiele?“, fragte er und ich schüttelte
lachend den Kopf.
„Warum sollte es? Ich mag eure Musik.“
Eigentlich wollte ich das gar nicht sagen und deswegen errötete
ich etwas, während er nun grinste.
„Dankeschön.“,
lachte er und fing an auf der Gitarre herum zu klimpern. Es war keine
Melodie, die ich kannte, aber ich fand sie schön.
„Okay,
wir spielen ein Spiel. Ich spiele einen unserer Songs und du sagst
mir, welcher das ist.“, lachte er und ich schüttelte den
Kopf.
„Ach komm schon! Du hast gesagt, du magst unsere
Musik.“, bettelte er und sah mich mit großen Augen an.
Sämtliche Berichte und Geschichten von Nialls angeblichen
Hundeblicken waren eindeutig wahr.
„Na schön, wenn du
unbedingt willst.“, seufzte ich und er lachte.
„Ja,
will ich.“, erklärte er und rückte seine Gitarre
zurecht, bevor er das erste Lied anfing, was ich ziemlich schnell
erkannte.
„Little Things.“ Niall nickte und grinste
immer noch so selbstzufrieden, weil er mich zu diesem Spiel überredet
hatte. Er fing den nächsten Song an und auch den erkannte ich
fast sofort.
„One Thing.“, riet ich und wusste auch,
dass ich Recht hatte. Nialls Grinsen bestätigte mich nur.
„Du
kennst unsere Songs ja echt gut.“, meinte er und ich merkte,
wie meine Wangen schonwieder warm und dementsprechend rot
wurden.
„Versuchen wir mal was Schwierigeres.“,
beschloss er also, als ich nicht antwortete und er fing wieder an zu
spielen. Dieses Mal brauchte ich etwas länger um es zu erkennen,
aber ich erkannte es.
„Truly Madly Deeply.“,
antwortete ich nach kurzer Zeit und Niall hörte nickend auf zu
spielen.
„Du bist gut. Und ich hab mal eine Frage an dich.
Ich hab einen neuen Song geschrieben, aber ich weiß nicht, ob
er so gut ankommen würde. Würdest du ihn dir anhören?“,
fragte er verlegen und ich stimmte zu.
Er sang nicht, aber das
Lied, was er auf der Gitarre spielte, klang schön, aber mir kam
während er spielte eine Idee.
„Niall…also, das
ist echt schön, aber was ist, wenn du vor dem Refrain das
machst? Also darf ich mal deine Gitarre?“, fragte ich
schüchtern und er reichte mir sie ohne ein weiteres Wort. Ich
spielte ihm meinen Vorschlag vor und er klatschte begeistert.
„Das
ist toll! Das ist viel besser als das, was ich mir überlegt
hatte. Dankeschön.“, freute er sich und ich gab ihm seine
Gitarre zurück.
„Würdest du mir das aufschreiben,
damit ich es nicht vergesse?“, bat er noch und reichte mir
einen Zettel und einen Stift. Schnell schrieb ich ihm die
entsprechende Griffe auf und er steckte alles zurück in seine
Hostentasche.
„Danke, nochmal.“, lachte er und stand
auf, dann reichte er mir seine Hand, um mich hochzuziehen.
„Wir
sollten zurückgehen. Ich für meinen Teil hab nämlich
Hunger.“, erklärte er lachend und ich fiel mit
ein.
„Stimmt und ich sollte vielleicht auch mal Mittag
essen.“, meinte ich und wir liefen zusammen den Weg zurück
zu unseren Apartments.
Man hörte nur die Vögel in den
Bäumen zwitschern und sonst eigentlich nichts, außer
vielleicht noch das Knirschen von dem Kies unter unseren Füßen.
Auf einmal aber kam von irgendwo her ein relativ lautes
Klick-Geräusch und ich drehte mich irritiert um.
„Alles
okay?“, fragte Niall verwirrt und ich sah ihn überrascht
an.
„Hast du das nicht gehört?“, fragte ich und
er schüttelte den Kopf.
„Was soll ich denn gehört
haben?“, wollte er wissen und ich winkte ab. Wahrscheinlich
hatte ich mir das auch nur eingebildet.
„Nicht so wichtig.
Wahrscheinlich war da nicht einmal was.“, meinte ich nur und
wir gingen weiter. Trotzdem hatte ich ein komisches Gefühl, aber
ich konnte nicht genau erklären warum.
Als meine Schicht beendet war, fuhr
ich zurück in unser Apartment und dieses Mal war auch Hannah da
und außerdem noch Zayn, seine Freundin und Liam und Niall.
Überrascht blieb ich im Türrahmen stehen, aber da wurde mir
auch schon auf die Schulter getippt und als ich mich umdrehte,
standen mir Louis und Harry gegenüber.
„Dürfen wir
mal?“, fragte Louis und drängelte sich mit Harry im
Schlepptau an mir vorbei.
„Kommt doch rein.“, murmelte
ich ironisch und ohne das es jemand hörte, während ich
belustigt beobachtete, wie Liam praktisch an Annes Lippen hing,
während sie ihm etwas erzählte.
„Ah da bist du ja
endlich. Wir haben grad beschlossen eine spontane Party zu
veranstalten.“, meinte Hannah und drückte mir ein Glas mit
was auch immer in die Hand.
„Achso.“, antwortete ich
gedehnt und stellte das Glas erst einmal auf dem nächstbesten
Möbelstück, einer Kommode, ab, um dann in mein Zimmer zu
gehen und mich umzuziehen.
Gerade als ich fertig war und wieder in
den Wohnbereich gehen wollte, klopfte es.
„Ja?“, rief
ich und die Tür ging auf, es war Harry.
„Du siehst so
unbegeistert aus, weil wir alle hier sind.“, meinte er und
setzte sich auf mein Bett.
„Ich weiß es einfach nur
gern vorher, bevor ich vor vollendete Tatsachen gestellt werde.“,
antwortete ich und Harry zuckte mit den Schultern.
„Wir
können sonst auch gehen.“, warf er ein und ich schüttelte
den Kopf.
„Dann bin ich wieder der Spielverderber und
außerdem stört es mich ja nicht, dass ihr hier seid. Ich
hätte es nur gern vorher gewusst.“, erklärte ich und
zuckte zusammen, als auf einmal jemand im Wohnzimmer die Musikanlange
laut aufdrehte. Harry lachte und ich sah ihn böse an, weswegen
er auch direkt wieder aufhörte.
„Sorry.“,
murmelte er und ich hörte es nur gerade so, weil ich Musik so
laut war. Ich stürmte fast aus meinem Zimmer und drehte die
Musik etwas leiser, sodass man sich noch unterhalten konnte.
„Hey!“,
beschwerte Niall sich und ich verdrehte die Augen.
„Wir
haben Nachbarn!“, meinte ich nur und ging dann in die Küche
um mir etwas Neues zu trinken zu holen, weil mein Glas inzwischen
verschwunden war.
„Mitkommen.“, sagte ich
knapp und zog Anne dann am Handgelenk nach draußen auf die
Terrasse.
„Was ist?“, fragte sie und sah mich genervt
an.
„Wir müssen reden. Jetzt. Also warum bist du so
sauer? Ja okay, es war halt scheiße, dass ich euch so angemacht
hab, aber das wird doch nicht der einzige Grund sein, dass du gar
nicht mehr mit mir redest, oder?“, fing ich an und verschränkte
die Arme vor meinem Bauch.
„Weißt du eigentlich, dass
es nervt, dass du immer alle Jungs abblockst, die irgendwas von dir
wollen und du dich immer nur darüber beschwerst? Du solltest mal
froh sein, dass sich überhaupt Jungs für dich interessieren
und jetzt sind es sogar zwei und du weißt genau, dass ich Louis
mag und es ist dir scheiß egal!“
„Was? Wie
meinst du das?“ Verwirrt sah ich Anne an und sie verdrehte die
Augen.
„Weißt du, ständig gibt es irgendeinen
Jungen der was von dir will. Streite es nicht ab, vielleicht merkst
du das auch nicht immer, aber es ist fast immer jemand da und jetzt
hast du Harry und du gehst auch noch mit ihm aus und trotzdem willst
du ihn nicht, nein, du versucht es noch bei Louis!“ Anne schien
wirklich sauer zu sein und ich verstand auch, was sie meinte.
„Okay
stopp, du verstehst das total falsch! Ich will nichts von Louis und
er auch nicht von mir! Glaub mir das einfach, ich kann dir das nicht
genauer erklären.“, entgegnete ich und sie schnaubte.
„Das
ist ja schön, dass du mir anscheinend nicht mehr vertraust.“,
maulte sie, drehte sich um und ging wieder rein. Seufzend ließ
ich mich auf einen der Stühle auf der Terrasse sinken. Das hatte
ich ja wieder gut hinbekommen. Aber ich konnte ihr ja schlecht
erzählen, dass Louis eigentlich in Harry verliebt war und all
das, ich wusste nicht, wie Louis dazu stand und auch wenn sie meine
beste Freundin war und ich ihr sehr wohl vertraute, war das für
mich etwas, was ich nicht einfach weiter erzählte.
Gerade als
ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte, kam Harry raus. Man konnte
echt nicht mal ein paar Minuten alleine sein und vor allem konnte
Harry mich wirklich in keiner Gelegenheit in Ruhe lassen.
„Alles
okay?“, fragte er und setzte sich auf den Stuhl mir
gegenüber.
„Harry. Wirklich, ich finde dich nett, aber
da hört es auch auf. Du gehst mir heute unglaublich auf die
Nerven, ich brauche mal Zeit für mich und niemanden, der mich
ständig nachrennt und vor allem brauchst du mir nicht
nachrennen. Ich will nichts von dir. Versteh das doch bitte.“
Meine Stimme klang jammernd und ich konnte in seinem Gesicht die
Enttäuschung sehen, aber er machte keine Anstalten zu gehen,
also stand ich auf.
„Ich gehe.“, sagte ich knapp und
verließ die Terrasse, lief an Louis und Hannah vorbei, die mich
beide riefen, nahm mir einen Schlüssel und meinen iPod, der
daneben lag und verschwand aus dem Apartment.
Ich hetzte die
Straßen der Wohnblocks entlang bis ich an den Rand des
Golfplatzes kam, der durch ein paar Bäume abgetrennt war.
Es
dämmerte schon, aber ich setzte mich trotzdem unter so einen
Baum und schaltete meinen iPod an. Sofort dröhnte die Musik in
meine Ohren und ich lehnte mich mit geschlossenen Augen gegen einen
Baumstamm. Ich war so froh, dass erst einmal niemand mehr um mich
herum war. Ich ertrug es nicht, wenn ständig Leute auf mich
einredeten und mir keine Zeit für mich ließen.
Louis POV
Ich sah Kris an
mir und Hannah vorbei laufen und noch bevor ich sah, wie Harry von
der Terrasse kam, wusste ich, dass er Schuld an der Flucht der
Rothaarigen war.
„Was hast du angestellt?“, fragte
ich Harry, als er auf mich zukam, er sah wirklich deprimiert aus und
ich legte den Kopf schief.
„Ich wollte gucken wie es ihr
geht, dann hat sie mir an den Kopf geworfen, dass sie nichts von mir
will und ich sie nerve und dann ist sie abgehauen.“, erklärte
er und ich legte eine Hand auf seine Schulter.
„Ich will ja
nicht böse klingen, aber das ist genau das, was ich dir gesagt
habe. Sie hat dir das schon mehrfach gesagt und du hast es nicht in
deinen Dickschädel bekommen.“, meinte ich und Harry
starrte mich einen Moment böse an, bevor er nickte.
„Ja
okay, ich hab es jetzt verstanden. Ich geh rüber, keine Lust
mehr.“, murmelte er und verschwand dann ebenfalls. Hannah sah
mich fragend an, aber ich zuckte nur mit den Schultern.
„Ich
denke, ich gehe mal Kris suchen.“, meinte ich dann und
verschwand ebenfalls, auch wenn ich die Blonde nicht einfach so
stehen lassen wollte. Kurz bevor ich an der Tür angekommen war,
schob sich auf einmal Anne in meinen Weg.
„Hey Louis.“,
grinste sie und hielt mir ein Glas hin.
„Du hast ja gar
nichts mehr zu trinken.“, kicherte sie und ich nahm das Getränk
entgegen und lächelte schief.
„Weißt du, ich muss
jetzt gehen und nach Kris sehen.“, erklärte ich und sie
sah mich traurig, wirklich traurig, an.
„Immer sie.“,
brummte sie und war verschwunden, bevor ich darauf eingehen konnte.
Warum waren Mädchen bloß so unglaublich anstrengend?
Eine halbe Stunde irrte ich draußen
herum, bis ich Kris irgendwann unter einem Baum sitzen sah. Sie war
doch wahnsinnig, abends und ohne Jacke auf dem kalten Boden zu
sitzen. Erschrocken sah sie zu mir hoch, als ich vor ihr stand, sie
schien nicht gehört zu haben, dass ich auf sie zugegangen war,
denn sie hörte Musik.
„Louis! Erschreck mich nicht
so!“, jammerte sie und ich zuckte nur mit den Schultern, bevor
ich mich ebenfalls setzte.
„Es ist echt faszinierend. Der
Golfclub ist riesig, aber man schafft es trotzdem nicht auch mal für
eine Stunde allein zu sein.“, meinte Kris und sah mich
vorwurfsvoll an, ich grinste zurück.
„Komm schon, du
kannst nicht vor deinen Problemen davon laufen. Erzähl sie
mir.“, erwiderte ich und sie seufzte.
„Ich fühl
mich einfach mies. Anne ist sauer auf mich und ich gehe allgemein mit
meinen besten Freunden um, als wären sie ein Haufen Scheiße
und auch wenn Harry mich tierisch nervt, dann hat er es eigentlich
nicht verdient, dass ich ihn so anzicke. Irgendwie kann ich mich im
Moment nicht einmal mehr selbst leiden.“, murmelte sie und
legte ihren Kopf auf meine Schulter.
„So eine Zeit hat
jeder, auch wenn sie das anhört wie eine dumme Floskel. Was auch
immer zwischen dir und Anne ist, ihr seid beste Freundinnen und so
eine starke Freundschaft sollte einen Streit verkraften. Ich kenn
euch noch nicht lange und sie sowieso nicht besonders gut, aber gut
genug, um zu sehen, dass ihr beide ganz schöne Sturköpfe
seid. Vermutlich schafft ihr es nicht einmal darüber zu reden,
ohne euch anzuzicken. Manchmal streiten Harry und ich uns auch und
bei uns fliegen immer die Fetzen. Euch beiden würde es gut tun,
wenn ihr euch einfach nur mal anschreit. Außerdem solltest du,
wie ich schon sagte, nochmal in Ruhe mit Harry reden. Oder aber du
gibst dir jetzt endlich mal einen Ruck und gibst zumindest gegenüber
dir und mir zu, dass du ihn gar nicht so scheiße findest, wie
du immer tust. Ich kenn deine Geschichte und ich weiß, dass es
dir schwer fällt ihm zu vertrauen. Ich bin sein bester Freund
und vielleicht vertraust du mir, wenn ich sage, dass Harry nicht der
ist, für den du ihn hältst. Bei dem Date hast du einen
großen Teil seines wahren Ichs gesehen. Tu dir einen Gefallen
und tu mir und Harry einen Gefallen. Lerne ihn besser kennen, er hat
verdient endlich wieder richtig glücklich zu sein.“
„Wow
Louis.“, lachte Kris und ich grinste sie an.
„Tja, ich
habe die Weisheit eben mit Löffeln gefressen.“, erwiderte
ich und legte einen Arm um ihre Schultern.
„Okay. Wir machen
einen Deal. Wenn ich Harry besser kennen lerne, dann triffst du dich
mit Anne.“ Ernst sag die Rothaarige mich an und ich legte den
Kopf schief.
„Sie denkt nämlich, dass ich versuche mich
an dich ran zu machen und das gefällt ihr nicht.“,
erklärte sie und lachte leise.
„Na schön.“,
stimmte ich zu und stand auf.
„Dann lass uns zurück zu
der kleinen Party gehen.“, meinte ich und hielt Kris meine Hand
hin, damit ich sie hochziehen konnte.
„Ist Harry noch da?“,
fragte sie und klopfte sich ein bisschen Dreck von der Kleidung, ich
schüttelte den Kopf.
„Er ist direkt nach dir gegangen
und das ist vielleicht auch besser so. Ich denke du solltest morgen
mit ihm reden.“, befand ich und Kris nickte.
Kris POV
Bis zum Freitag sahen wir die Jungs
gar nicht, weil wir mit arbeiten beschäftigt waren und sie viel
Golf spielten, weil das Wetter ziemlich gut war. Mir war das mehr als
Recht, weil ich mich eigentlich noch nicht bereit fühlte, um
noch einmal mit Harry zu reden, denn dafür musste ich mich
entschuldigen. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte und
vielleicht war ich auch ein klein wenig zu stolz.
Den Streit mit
Anne hatte ich auch geklärt. Ich hatte mit Hannah und ihr
gesprochen und ihnen die Situation so weit es ging erklärt, ohne
dabei über Louis Gefühle reden zu müssen und wir
hatten uns wieder vertragen. Wir konnten sowieso nie lange böse
aufeinander sein.
Am Freitag hatten wir also alle frei
und beschlossen deswegen in das Clubhaus zu fahren, da dort ein
Karaoke Abend stattfand. Von uns konnte zwar nur Hannah wirklich gut
singen, aber ich bezweifelte, dass es dort so viele gute Sänger
geben würde.
Meine Annahme war teilweise falsch, denn als wir
ankamen, sahen wir die Jungs und Amy schon an einem Tisch sitzen und
ich überlegte erst einfach wieder umzudrehen, aber da hatte
Louis uns schon gesehen und gewunken. Vielleicht war es auch besser
so, ich konnte nicht immer vor meinen Problemen weglaufen.
„Kommt
her!“, rief Liam, also gingen wir zu dritt auf den Tisch der
Jungs zu, wo wir freundlich und enthusiastisch begrüßt
wurden. Nur Harry schien nicht so wirklich begeistert zu sein und
wenn ich nicht wollte, dass an diesem Abend nur eine drückende
Stimmung herrschen würde, sollte ich das wohl besser gleich mit
ihm klären.
„Harry, kann ich kurz mit dir reden?
Allein?“, fragte ich und Louis lächelte mir zu, als der
Lockenkopf aufstand und mir nach draußen folge, wo es
wesentlich ruhiger war.
„Was ist?“, fragte er kalt und
verschränkte die Arme vor der Brust.
„Hör
mal…also weißt du…es tut mir leid. Und es fällt
mir wirklich nicht leicht das zu sagen, weil mein Stolz es mir selten
zulässt, mich zu entschuldigen.
Du hast es nicht verdient,
dass ich dich immer und immer wieder so anmache, aber du erinnerst
mich zu sehr an jemanden, den ich kenne und absolut nicht leiden kann
und meine Mutter mag dich auch und das ist grundsätzlich eher
ein schlechtes Zeichen. Ich weiß eigentlich, dass du anders
bist, aber ich kann das andere nicht einfach so verdrängen und
vergessen. Trotzdem hast du es mehr als verdient, dass ich dich
behandle, wie jeden von den anderen Jungs auch und nicht, als wärst
du mein schlimmster Erzfeind.“, erklärte ich und sah Harry
abwartend an. Ich deutete es als gutes Zeichen, dass er seine Arme
nicht mehr verschränkt hatte und auch sonst nicht mehr so
angespannt wirkte.
„Also fangen wir noch einmal von Vorne an
und dieses Mal wirklich und erfolgreich?“, fragte er und ich
nickte grinsend.
„Dann lass uns wieder rein gehen und uns
ansehen, was für Leute da so singen.“, meinte er und hielt
mir seinen Arm hin, sodass ich mich unterhacken konnte.
Kaum kamen
wir zur Tür herein, blieben wir auch direkt wieder stehen, denn
auf der kleinen Bühne standen Anne und Louis und sangen
irgendeinen schnellen Song, der mir nicht viel sagte.
„Ich
frag mich ja echt, wie er Anne da hoch gekriegt hat.“, murmelte
ich und Harry lachte.
„Louis kann eben sehr überzeugend
sein.“, erklärte er und ich nickte.
„Das hab ich
auch schon gemerkt.“, grummelte ich und wir gingen zu den
anderen und setzten uns auf irgendwelche freien Plätze, um
unseren Freunden auf der Bühne zuzujubeln und zu klatschen.
Ich
sah mich ein bisschen um und entdeckte ein Mädchen mit einer
Kamera, die gerade zur Tür rein kam. Wahrscheinlich wieder einer
von den Eventfotografen, die Robert eingeladen hatte, um seine
Veranstaltungen zu dokumentieren, damit davon auf der Homepage
berichtet werden konnte.
Niall zog meine Aufmerksamkeit auf sich,
als er laut pfiff, als Louis und Anne das Lied beendeten und sich
verbeugten, bevor Anne fluchtartig die Bühne verließ und
sich auf den Stuhl neben mir fallen ließ.
„Louis, wie
zur Hölle hast du es geschafft sie da hoch zu kriegen?“,
fragte ich ihn fassungslos, als er sich ebenfalls zu uns setzte und
Anne rammte mir ihren Ellenbogen in die Rippen.
„Ich hab sie
einfach gefragt?“, entgegnete Louis halb verwirrt und mir war
klar, dass Anne tatsächlich nur mit ihm gesungen hatte, weil er
sie einfach drum gebeten hatte. Sie schien ihn wirklich sehr zu
mögen. Grinsend schüttelte ich den Kopf und wir fanden alle
sehr schnell ein anderes Thema, über das wir uns unterhielten.
„Hast du dich jetzt mit Harry
ausgesprochen?“, fragte Hannah auf der Rückfahrt und ich
nickte. Anne grinste, was ich im Rückspiegel des Golfkarts sehen
konnte.
„Was auch immer du sagen willst, lass es lieber.“,
meinte ich lachend und Anne hob nur eine Augenbraue, aber sie blieb
dafür still.
„Was ist eigentlich zwischen dir und
Niall?“, fragte ich Hannah, um von mir abzulenken. Die Blonde
hatte die ganze Zeit nur aus dem Fenster geschaut und nichts gesagt,
nachdem sie sich den ganzen Abend fast nur mit dem ebenfalls blonden
Bandmitglied unterhalten hatte.
„Nichts, was meinst du
denn?“, fragte sie, aber ihre Wangen wurden eindeutig rot und
ich lachte, genau wie Anne.
„Ach Hanni-Schatzi, tu doch
nicht so.“, lachte unsere beste Freundin und Hannah
schnaubte.
„Komm schon, Niall ist genau die Sorte Mensch,
die sehr gut an deine Seite passt, zumindest soweit ich ihn bis jetzt
erlebt und kennen gelernt habe.“, warf ich ein und Hannah
zuckte mit den Schultern.
„Du weißt, dass sie Recht
hat.“, meinte Anne von hinten und ich warf ihr einen Blick im
Rückspiegel zu, der ihr sagen sollte, dass wir beide wussten,
dass wir Recht hatten.
Hannah POV
Später lag ich im Bett und
dachte nach. Als ob Niall und ich wirklich zusammen passen würden!
Er war ein weltbekannter Sänger und ich? Ich war ein Mädchen
aus London, das niemand kannte, was sollte er schon mit mir
anfangen?
Ich drehte mich auf die Seite, sodass ich aus dem
Fenster neben meinem Bett schauen konnte. Erschrocken zuckte ich
zusammen, als plötzlich mein Handy piepte und aufleuchtete, eine
Nachricht von Niall
Bist du zufällig noch wach? Lust auf
einen Spaziergang? :) – Niall
Als ich auf die Uhr sah,
stellte ich fest, dass es fast zwei Uhr nachts war, aber da ich
tatsächlich nicht schlafen konnte, schrieb ich Niall zurück,
dass ich in fünf Minuten vor der Tür sein würde.
Schnell
schlüpfte ich in Jeans und einen großen Hoddie, band meine
Haare zu einem Pferdeschanz und zog mir Schuhe und eine Jacke an. Als
ich unten ankam, war Niall schon da und lächelte mich an.
„Ich
hätte nicht gedacht, dass du noch wach bist.“, lachte er
und ich zuckte mit den Schultern.
„Konnte nicht schlafen,
liegt vielleicht am Vollmond.“, antwortete ich und Niall nickte
nur.
„Das kenn ich. Vor allem wenn wir auf Tour sind ist das
unglaublich Nerv tötend! Weißt du, wir bekommen sowieso
schon so wenig Schlaf und wenn wir dann noch Vollmond haben und ich
ein paar Stunden Ruhe wirklich brauche, dann kann ich selten wirklich
gut schlafen.“, erklärte er, während wir einfach in
irgendeine Richtung gingen.
„Das stell ich mir wirklich doof
vor.“, meinte ich und steckte meine Hände in die Taschen
meiner Jacke, es war kälter, als ich gedacht hatte.
„Frierst
du?“, wollte Niall wissen und war schon dabei seine Jacke
auszuziehen, als ich ihn angrinste und den Kopf schüttelte.
„Nein,
ist schon gut. Außerdem ist dir dann kalt.“, lehnte ich
hab und er zuckte mit den Schultern. Schweigend liefen wir weiter und
es fühlte sich so an, als wären er und ich einfach Freunde,
die sich schon so lange kannten. Dabei konnten es höchstens zwei
oder drei Wochen sein, ich wusste es nicht genau, irgendwann hatte
ich aufgehört auf das Datum zu schauen. Zeit schien auf dem
Golfplatz kaum etwas wert zu sein, es war, als würde man in
einer anderen Welt leben, weit weg von allem, was nicht zum Golfplatz
gehörte.
„Hannah?“ Überrascht sah ich Niall
an, als er plötzlich stehen blieb und mich ansah.
„Ja?“
„Hast
du mir zugehört?“, fragte er und ich merkte, wie meine
Wangen anfingen rot zu werden.
„Nein, es tut mir leid, ich
war in Gedanken.“, murmelte ich ehrlich und Niall legte locker
seinen Arm um meine Schultern.
„Macht doch nichts. Ich hab
nur gesagt, dass ich froh bin, dass wir hier sind und euch alle
kennen gelernt zu haben. Mit dir hier lang zu laufen ist, als würde
ich dich schon ewig kennen.“, erklärte er und ich starrte
ihn einen Moment fassungslos an, bevor ich meinen Blick wieder nach
vorn wandte.
„Hab ich was Falsches gesagt?“, fragte er
unsicher und stellte sich vor mich, geschickt wich ich seinem Blick
aus.
„Nein, ich hab nur genau dasselbe gedacht.“,
flüsterte ich und Niall lächelte.
„Das ist ein
Zeichen.“, wisperte Niall und nahm seine Hand in meine.
Erstarrt sah ich auf unsere Hände und dann langsam wieder hoch
in sein Gesicht, Niall lächelte immer noch.
„Meine
Mutter hat immer gesagt, dass ich eines Tages wissen werde, wer die
Richtige ist. Auch wenn ich doch noch nicht lange kenne und es
überstürzt ist und dich überraschen mag, ich weiß,
dass du die Richtige bist. Ich fühle es. Mir wird warm und ich
fühle mich wohl, wenn wir im gleichen Raum sind, oder zumindest
in der Nähe. Ich kann nicht schlafen, weil ich an dich denken
muss, weil ich, seitdem wir hier angekommen sind, nur noch am
Überlegen bin, ob du es sein könntest. Es ist, als hätte
ich gefunden, was ich schon so lange gesucht habe und ich fühle
mich wie Zuhause. Es gibt dieses eine Gefühl, was du nur hast,
wenn du Zuhause bist, bei den Leuten, die du liebst und die dich
lieben und dieses Gefühl habe ich, wenn wir zusammen sind und
wenn ich dich sehe und wenn ich weiß, dass du da bist.“
Niall machte eine Pause, in der ich ihn vollkommen erstarrt
ansah.
„Das…ich musste es dir sagen. Ich kann es
einfach nicht für mich behalten, wie glücklich du mich
machst, obwohl wir uns erst kennen gelernt haben. Du musst mich für
verrückt halten. Oh man, ich hätte noch warten sollen, bis
ich dir das alles sage, das war zu viel und zu früh, hab ich
Recht? Das tut mir so leid, ich will nicht, dass…“
Vorsichtig legte ich Niall meine Hand über den Mund und er hörte
auf vor sich hin zu brabbeln.
„Es ist…seltsam so
etwas zu hören, aber das ist nicht schlimm. Ich war, ich bin,
ein Fan von eurer Band, du warst immer mein Lieblingsbandmitglied und
für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen, als wir euch
hier getroffen haben. Das solltest du wissen. Ich mag dich Niall, ich
mag dich unglaublich gern und ich fühle mich wohl bei dir, nur
ist es auch so, dass ich viel über dich weiß, weil ich
eben ein Fan bin, wobei ich nicht weiß, ob das alles stimmt.“,
gab ich zu und senkte den Kopf. Ehrlichkeit war mir immer wichtig
gewesen und ich musste es ihm sagen. Sanft legte Niall seine Finger
unter mein Kinn und hob es hoch, sodass ich ihm in die Augen sehen
musste.
„Wir haben hier noch viel Zeit und ich weiß
kaum etwas über dich und wir können uns kennen lernen,
besser kennen lernen. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet
hatte, was passieren würde, wenn ich dir das alles sage, aber
ich denke ich bin zufrieden mit der Reaktion.“, lachte er leise
und umarmte mich.
„Kennenlernen klingt nach einer guten
Idee.“, murmelte ich und lehnte meinen Kopf gegen seine Brust.
So ein nächtlicher Spaziergang schien genau die richtige Idee
gewesen zu sein.
Texte: Alle Rechte liegen bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 04.09.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für meine vier Süßen :) :*
Und natürlich für alle, die diese Geschichte lesen. :)