Cover

Prolog

„Und deswegen haben wir beide beschlossen, dass du jetzt nach deinen Prüfungen im Golfclub arbeiten solltest.“, beendete meine Mutter ihre Rede nach unendlichen fünf Minuten, die sich anfühlten wie mehrere Stunden.
Wir saßen am Esstisch, mein Stiefvater Robert, meine Mum und ich. Die beiden waren seit etwa zwei Jahren verheiratet. Meine Mum hatte meinen Dad verlassen, weil er eine andere Vorstellung vom Leben hatte. Er wollte kein großes Haus und einen ganzen Fuhrpark und einen Pool. Er wollte Abenteuer erleben, die Welt sehen und das Leben genießen.
Für meine Mum zählte nur der Luxus. Sicherlich war ich auch begeistert davon, wenn ich mir fast alles kaufen konnte, was ich wollte und ein schickes Auto besaß, aber ich hatte auch einen Teil des Geldes selbst verdient.
Ich hätte es nicht nötig gehabt im Club zu arbeiten, Robert gab mir auch so Geld, aber meine Mutter verfolgte seit meinem 16. Geburtstag den Plan mich mit einem der reichen Schnösel aus dem Golfclub von Robert zu verkuppeln. Sie wollte, auch zu ihrem eigenen Vorteil, dass ich jemanden heiratete, der genug Geld hatte.
Allerdings passte mir das gar nicht in den Kram. Seit meinem 16. waren schon zwei ein halb Jahre vergangen und in diesen hatte ich einiges über mich ergehen lassen müssen. Ich war auch öfter im Golfclub gewesen und hatte sogar einen Kurs besucht. Der leitende Golftrainer, Daniel hieß er, war sogar echt nett gewesen, aber meine Mutter hatte ihn so lange schlecht gemacht, bis Robert ihn gefeuert hatte. Er entsprach nicht dem, was sie sich für mich vorstellte.
Ich hatte vor einer Woche meine letzten Abschlussprüfungen geschrieben, es war nun Anfang Mai und der Golfplatz war um diese Jahreszeit echt gut besucht. Der Platz lag in einer Gegend südlich von London und man hatte es auch nicht weit bis zur Küste.
Zu dem Golfplatz gehörte eine große Hotelanlage mit 5-Sterne-Luxus. Dabei hatte man die Wahl zwischen einem Ferienhaus, oder besser einer Ferienvilla, einem Apartment in einem der Blocks, die sehr großzügig angelegt waren, oder einem Hotelzimmer im Zentrum der gesamten Anlage.
Das gesamte Gelände, Golfplatz und Hotelanlage, wurde von einer Security-Firma bewacht und neue Besucher wurden vorher überprüft, bevor sie Zugang zu dem Gelände erhielten.
Das Ganze war ein Millionenprojekt, das Robert vor fast 20 Jahren mit einigen Investoren aus dem Boden gestampft hatte und er war sehr erfolgreich damit. Englands Elite und auch viele Promis und Menschen, die etwas auf sich hielten, tummelten sich das ganze Jahr über auf dem Golfplatz.
Wir selbst wohnten in London. Naja, meine Mum und Robert wohnten in einer Villa am Stadtrand, die meine Mutter geerbt hatte, ich dagegen hatte ein Loft in der Innenstadt. Als ich 17 geworden war, hatte ich die beiden überredet und weil ich schon immer selbstständig gewesen war, hatten sie es mir schließlich erlaubt.
Mein Dad sagte mir oft, dass meine Mutter und ich uns ähnlich waren. In ihrer Jugend war sie gewesen wie ich. Rebellisch, eigenständig und unabhängig. Das Geld war ihr nie wichtig gewesen und das obwohl ihr Vater, also mein Großvater, ein erfolgreicher Geschäftsmann gewesen war. Aber mit seinem Tod und meiner Geburt hatte sich viel geändert. Meine Mutter wollte sesshaft werden. Sie wollte den Luxus und das Geld und die Abenteuerlust, die auch sie mal gehabt hatte, war verschwunden. Meinen Vater hatte sie verlassen als ich vier Jahre alt war. Trotzdem hatte ich einen guten Kontakt zu ihm und er und Robert respektierten sich.
Er war mein Halt, wenn meine Mutter und ich wieder im Streit lagen. Als ich sechs wurde, sollte ich Ballettstunden nehmen, aber ich wollte das nie. Ich habe lieber mit den Jungs aus der Nachbarschaft Fußball gespielt. Mein Vater hat sie schließlich überzeugt mich nicht zum Ballett zu schicken und ich bin ihm bis heute dankbar dafür.
Mit acht sollte ich lernen Klavier zu spielen. Ich war so untalentiert und desinteressiert, dass meine Mutter nach einem halben Jahr aufgab. Solche Ereignisse zogen sich durch mein ganzes Leben.
Der Besuch eines super teuren Friseur und Kosmetiksalon mit zehn, aus dem ich heulend heraus gerannt war, weil ich nicht wollte, dass sie mich schminkten.
Gesangsstunden mit 12, ich war furchtbar. Tennisunterricht mit 13, ebenfalls gescheitert. So gesehen war ich eine einzige Enttäuschung. Ich konnte nichts von dem, was meine Mutter von mir verlangte.
Ich wollte keine hohen Schule und Kleider tragen, wollte keine Chanel Handtasche, keinen kleinen Hund und auch keine Tiffany-Kette.
Ich tat aber das, was ich wollte. Ich lernte Skateboard fahren, besaß eine stolze Sammlung aus Sneakers und Chucks. Inzwischen trug ich auch Kleider und hohe Schuhe, aber sicherlich nicht in der Weise, wie meine Mutter sich das vorstellte. Ich besaß Strumpfhosen in 15 verschiedenen Farben und noch einmal 15 mit verschiedenen Mustern.
Ich trug das, was ich tragen wollte, nicht das, was alle trugen und was man tragen musste, um angesagt zu sein. Ich ließ mir meine Haare färben, blau, grün, schwarz-bunt, bis über rot. Meine Mutter war ausgeflippt, als sie den tätowierten Notenschlüssel gesehen hatte, als ich 16 geworden war. Mein Dad hatte es mir erlaubt.
Keine drei Monate später trug ich ein Lippenpiercing, das ebenfalls für eine Menge Konfliktpotential sorgte. An meinem 17. Geburtstag folgte ein großes Tattoo, eine Feder mit Vögeln. Meine Mutter wäre fast in Ohnmacht gefallen. Ich tat alles, um anders zu sein. Um nicht zu werden wie sie.
In meiner eigenen Wohnung hatte ich drei Katzen, Vince, Claire und Amber. Claire gehörte eigentlich nicht mir, sie gehörte meiner besten Freundin Hannah. Zusammen mit Anne waren wir unzertrennlich. Die Eltern der beiden waren ebenfalls vermögend, zusammen besuchten wir eine Privatschule im Stadtzentrum Londons.
Sie waren die einzigen Freunde, die ich auf dieser Schule hatte und das war auch gut so. Sie war voll mit Modepüppchen, magersüchtigen Ballettmädchen, arroganten Arschlöchern und pubertierenden Kindsköpfen. Ich war froh meinen Abschluss endlich gemacht zu haben. Oder zumindest die Prüfungen erledigt zu haben.
Claire hatten wir in einem Gebüsch im Hyde Park gefunden und weil Hannah sie nicht bei sich zuhause behalten durfte, wohnte Claire nun bei mir.
Mein Loft war auch eigentlich mehr das von Hannah, Anne und mir. Die beiden hatten jeder ein eigenes Zimmer und verbrachten mindestens fünf Tage in der Woche bei mir. Sie waren für mich wie Schwestern, die ich nie hatte.


Jedenfalls sollte ich nun den Sommer über im Golfclub arbeiten. Am Empfang, an der Bar, als Hilfe bei Golfkursen. Ich konnte es mir aussuchen.
„Ich arbeite gern im Club, aber nur, wenn Hannah und Anne auch angestellt werden, wenn sie wollen und dass wir eines der Apartments bekommen und unsere Ruhe haben.“, stellte ich eine Bedingung und meine Mutter wollte schon protestieren, als Robert nickte.
„Klar, wenn die beiden Lust dazu haben, dann stelle ich sie gern an. Ich mag die beiden und sie sind bestimmt gut.“, meinte er und ich grinste meine Mutter triumphierend an.
Sie mochte die beiden nicht und war der Meinung, dass es deren Schuld war, dass ich nicht das Kind geworden war, dass sie sich wünschte.
Ich wusste, dass Anne und Hannah mitkommen würden, sie waren wie ich. Wir wollten unser Geld selbst verdienen und die Arbeit im Club war nicht schwer. Wir hatten einmal bei einer großen Veranstaltung ausgeholfen zu kellnern und an der Bar zu arbeiten und wir hatten echt Spaß dabei.
Das würde ein genialer Sommer werden. Wir konnten zur Küste fahren, neue Leute kennen lernen und wenn wir wollten auch ab und zu zurück nach London fahren und feiern. Ich freute mich, aber an diesem Punkt wusste ich ja noch nicht, was alles auf uns zukommen würde.

Kapitel 1

Anne und Hannah waren von der Idee begeistert, also fuhren wir eine Woche später zum Golfclub.
Da mein Auto, ein dunkelgrüner Mini, der die Union Jack auf dem Dach hatte, ziemlich klein war und das Gepäck von uns dreien für die nächsten drei Monate nicht dort hinein passte, verfrachteten wir nur mein Gepäck auf den Rücksitzen meines Autos.
Hannah fuhr ein pinkes, sportlich angehauchtes Auto mit wesentlich mehr Platz, deswegen fuhren sie und Anne damit zum Golfplatz, inklusive ihres Gepäcks.
Anne selbst hatte noch kein Auto, da sie jünger war als Hannah und ich und erst im Juni 18 wurde. Bis dahin musste sie sich leider gedulden und sie grummelte oft herum, weil wir beide ein Auto hatten und sie nicht. Dafür fuhren wir sie aber auch oft durch die Gegend.
Wenn wir zu dritt irgendwo hin fuhren, dann war es immer mein Wagen, den wir benutzten, was einfach daran lag, dass ich mich weigerte in Hannahs pinke ‚Barbiekarre‘, wie ich ihr Auto liebevoll nannte, einzusteigen.
Anne wünschte sich unbedingt einen Käfer Cabrio, aber die Oldtimer Version in schwarz. Ich wusste auch, dass ihre Eltern ihr einen zum Geburtstag schenken wollten, nur Anne wusste das noch nicht und lag Hannah und mir ständig mit ihrem Wunsch in den Ohren.



Robert hatte uns ein sechs Personen Apartment zugewiesen, damit jede von uns ein eigenes Zimmer hatte und außerdem gab es dann auch drei Badezimmer. Wir waren mal zusammen im Urlaub gewesen und hatten nur ein Bad gehabt. Der Horror. Nicht, dass wir übertrieben lange vor dem Spiegel standen und ewig für Make-up und Haare brauchten, aber wir standen uns immer im Weg und konnten nur nach einander duschen und das war echt stressig gewesen, wenn wir mal weggehen wollten.



Jedenfalls winkten uns die Security-Typen vorbei und Hannah und ich parkten vor dem Hauptgebäude des Hotelkomplexes. Bei dem Blick auf das Auto musste ich wieder einmal den Kopf schüttelten. Zusammen betraten wir das Foyer, die Tür wurde uns von einem Mitarbeiter aufgehalten. Ich hasste das, aber es war nun mal so Vorschrift.
Wir passten alle drei nicht in das Bild, was sich uns bot. Frauen liefen in teuren Schuhen und Kleidern herum und trugen Handtaschen, dessen Wert wahrscheinlich den eines normalen Autos überstieg. Sie rümpften missbilligend die Nasen, als sie uns sahen.
Vielleicht lag es daran, dass ich eine rote Strumpfhose und schwarze Hotpants trug, dazu ein grau-gestreiftes Top. Annes Jeans hatte beabsichtigte Löcher, ihre Chucks waren mehr kaputt als heile und Hannahs Kleid war mehr sportlich als schick. Aber es war uns schon immer egal gewesen, was andere von uns hielten.
Die Frau hinter dem Tresen kannte mich und lächelte uns freundlich an. Sie hieß Maddison und war Mitte 20. Ich verstand mich ziemlich gut mit ihr.
„Na? Ich hoffe ihr habt Klamotten dabei, die die Kunden nicht anstößig finden.“, scherzte sie und ich lachte.
„Ich glaube, wir sind ganz gut ausgerüstet.“, antwortete ich und sie schob mir den Umschlag mit den Schlüsseln zu. Es waren drei Stück darin, damit jede von uns ihren eigenen Schlüssel hatte.
„Darf ich dir noch Anne und Hannah vorstellen? Meine Schwestern, die ich als verwöhntes Einzelkind nie hatte.“ Ich zeigte auf die beiden und deutete dann auf Maddi.
„Das ist Maddi, wenn man so will eine gute Freundin, die ich hier habe.“, erklärte ich und die drei begrüßten sich.
„Wir arbeiten bestimmt irgendwann mal zusammen. Aber jetzt will ich mir mal angucken, welches Apartment Robert uns gegeben hat.“, meinte ich und wir verabschiedeten uns von Maddi, die sowieso ans Telefon gehen musste, weil es gerade klingelte.
Auf dem Weg zu unseren Autos zog ich einen der Schlüssel aus dem Umschlag. Wir hatten das Apartment 105C. Das bedeutete für uns, dass es in der Mitte der Reihe 100 bis 110 lag und C, dass es das Apartment ganz oben war, das Penthouse. Wir hatten also eine Dachterrasse und außerdem viel größere Räume. War ja klar gewesen, aber ändern konnte ich es nicht. Letztendlich war es mir auch egal.
Wir fuhren also dort hin und trugen unser Gepäck nach oben. Die drei Zimmer lagen genau nebeneinander und waren auch genau gleich groß und aufgebaut, also war es uns egal, wer wo schlief. Hannah ging nach ganz rechts, Anne in die Mitte und ich nach links.
Jedes Zimmer hatte ein rundes Doppelbett aus schwarzem Leder, hellgraue Wände und einen weißen Schrank mit einem großen Spiegel an der Tür. An den Wänden hingen schwarz-weiß Bilder und der Boden war mit weißem Parkett belegt. An der Wand gegenüber vom Bett, direkt neben der Tür, hing ein Flachbildschirm an der Wand und neben dem Bett auf einer Kommode stand eine Stereoanlage.
Genau dort schloss ich meinen iPod an und ließ die Musik mein Zimmer erfüllen. Ich schmiss meine Taschen aufs Bett und räumte dann den Inhalt in den Schrank.
Nachdem ich damit fertig war, schaute ich mir den Rest an. Küche und Wohnzimmer waren ein Raum, ziemlich groß und mit einer Fensterfront, durch die man auf die Dachterrasse schauen konnte. Die Küchennische war weiß gefliest und die Möbel waren in schwarz und weiß gehalten.
Vermutlich würden wir nicht kochen, sondern in einem der Restaurants auf der Anlage essen, weil Robert gesagt hatte, dass das Essen dort für uns umsonst war. Somit mussten wir auch nicht ständig Einkaufen fahren und es war viel praktischer.
Wir hatten ein großes, rotes Sofa, einen Fernseher, zwei Sessel und eine Musikanlage im Wohnzimmer, auf einem kleinen Couchtisch stand eine Schale mit Keksen zur Begrüßung.
Die Putzfrauen würden alle drei Tage kommen, hatte Robert gesagt und in der Wand befand sich ein kleiner Safe für unsere Wertsachen. Wobei garantiert niemand unsere Sachen klauen würde, das wussten wir. Manche Gäste waren aber eben etwas paranoid.
Die Badezimmer schlossen alle direkt an unsere Zimmer an, verfügten über eine Badewanne mit Whirlpool-Funktion, Die Dusche war ziemlich groß und die Waschbecken quadratisch.
Alles war grau gefliest und die Wand, an dem sich die Waschbecken befanden, war im oberen Bereich, von einem großen Spiegel bedeckt.
ich setzte mich ins Wohnzimmer und zog den Arbeitsplan aus meiner Hosentasche. Im gleichen Moment gesellten sich Anne und Hannah zu mir und zusammen beugten wir uns über den Plan, um heraus zu finden, was wir wo und um welche Uhrzeit zu tun hatten.

Kapitel 2

Ich hatte natürlich wieder Pech und musste am nächsten Tag morgens um acht an der Rezeption stehen, Hannah und Anne sollten nachmittags und abends in der Bar arbeiten. Dafür hatte ich aber meinen Nachmittag frei.
Jedenfalls stand ich in einer schwarzen Jeans und einem grauen Top hinter dem Tresen und wartete auf Gäste. Meine Haare hatte ich zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden und auf das schwarze Make-up hatte ich auch verzichtet.
Ich langweilte mich zu Tode, um acht Uhr waren noch nicht viele Leute auf dem Gelände unterwegs und ich hatte nichts zu tun. Zumindest nicht, bis die Türen aufgehalten wurden und sechs junge Menschen das Foyer betraten.
Ich musterte die fünf Jungs und das Mädchen, dass die Hand von einem der anderen hielt. Irgendwie kamen sie mir alle bekannt vor, ich überlegte und als einer von ihnen an den Tresen trat, fiel es mir wieder ein.
„Hallo, ich bin Harry Styles.“, stellte sich ein Lockenkopf vor. Ich wusste es doch, es war diese Boyband One Direction, Anne und Hannah hörten deren Musik und fanden sie ziemlich heiß.
Für mich waren sie nur eine Boyband, die ein paar Jahre Erfolg hatte und dann schließlich nach einem Skandal von der Bildfläche verschwand. So war es immer und so würde es auch bleiben.
„Hey.“, meinte ich und Harry grinste mich an, ich lächelte einfach nur professionell freundlich.
„Wir haben ein sechs Personen Apartment gebucht für die nächsten zwei Monate.“, erklärte er und stützte sich lässig auf dem Tresen ab.
Über seine Schulter hinweg sah ich die anderen, sie tuschelten miteinander und lachten. Vermutlich über Harrys albernes Benehmen, gewundert hätte es mich zumindest nicht.
„Auf welchen Namen denn?“, fragte ich und er schob mir seine Kreditkarte über die glatte Oberfläche des Marmortresen.
„Harry Styles. Und wenn wir gerade bei Namen sind, würdest du mir auch deinen verraten?“, fragte er, ein Lächeln auf den Lippen, dass vermutlich alle Fans reihenweise in Ohnmacht fallen ließ. Mich allerdings ließ das kalt, ich nahm nur die Kreditkarte und zog sie durch den Scanner.
Auf dem Computerbildschirm vor mir wurden mir alle möglichen Daten angezeigt, unter anderem auch die Apartmentnummer, 106C. Ich verdrehte die Augen, diese Idioten hatten auch noch das Apartment genau neben uns und man konnte sich über die Dachterrasse mit ihnen unterhalten.
„Du kannst mich ein anderes Mal nach meinem Namen fragen.“, antwortete ich und schob Harry einen Stapel Unterlagen, seine Karte und einen Umschlag mit Schlüsseln zu, enttäuscht sah er mich an.
„Würdest du uns denn zu unserem Apartment bringen?“, fragte er und ich schüttelte den Kopf.
„Erstens ist bei den Unterlagen ein Plan des Geländes dabei, zweitens ist der Weg zum Laufen zu weit und drittens darf ich meinen Arbeitsplatz nicht verlassen.“, erklärte ich und lächelte ihn freundlich an.
„Schade. Aber wir sehen uns sicher noch einmal wieder.“ Er zwinkerte mir zu und drehte sich dann um, um zurück zu seinen Freunden zu gehen. Ich verdrehte nur die Augen und zog mein Handy aus der Hosentasche.
„Ratet, wer in das Apartment 106C einzieht? One Direction und irgendein Mädchen. Los, fangt an zu kreischen.“, schrieb ich Anne und Hannah in einem Gruppenchat und steckte mein Handy dann zurück in meine Tasche, weil ein älteres Ehepaar auf mich zusteuerte.
Die Frau wollte gerne einen Golfkurs besuchen, da ihr Mann bereits spielen konnte und sie ihm dabei gern Gesellschaft leisten wollte.
Ich suchte im Computer als nach einem Golfkurs, in dem Platz war, zu einer Zeit, an der die Dame auch bereit war, an einem Kurs teilzunehmen und natürlich achtete ich auch darauf, dass es ein Trainer war, den ihren Mann kannte und als gut befand. Nach einer Viertelstunde fand ich, was die beiden suchten und schrieb sie in den Kurs ein.
Als sie gegangen waren, zog ich mein Handy wieder hervor und wurde mit Nachrichten überflutet. Hannah und Anne rasteten gerade zu aus. Ich las, dass sie die Jungs beim Einzug beobachtet hatten und nun auf der Terrasse frühstückten, in der Hoffnung, dass unsere neuen Nachbarn sie sehen würden.
Ich schüttelte nur den Kopf und seufzte. Sicherlich, die Jungs sahen alle ausnahmslos gut aus, aber wie konnte man sie denn so toll finden? Aber gut, die beiden fuhren auch freiwillig in Hannahs Barbiekarre, da sollte mich vielleicht nicht mehr so vieles wundern.



Der Bereich, in dem das Hotel und die Wohnanlagen standen, hatte starke Ähnlichkeit mit einer kleinen Stadt. Genau in der Mitte war das Hotelgebäude und die Rezeption, kreisförmig darum herum verteilt lagen die Apartments und etwa acht verschiedene Restaurants und kleine Geschäfte für allen möglichen Kram und in dem letzten, äußersten Kreis lagen die Ferienvillen.
Zum Clubhaus des Golfplatzes führte eine recht breite Straße, auf der man mit einem Golf-Kart etwa zehn Minuten vom Hotel bis zum Clubhaus brauchte.
Anne und Hannah hatten ihre Karts schon abgeholt, natürlich war Hannahs pink, das von Anne war schwarz und ich musste mir am Nachmittag noch ein Dunkelrotes abholen.
Die Wege waren zum Teil echt weit, deswegen brauchte man so ein Kart, wenn man nicht die meiste Zeit damit verbringen wollte irgendwo hin zu laufen.



Als meine Schicht zu Ende war, lief ich also zum Kartverleih und holte das Kart ab, das Robert dort für mich reserviert hatte. Danach fuhr ich damit zum Apartment und parkte auf dem Bereich, der extra für die Karts angelegt worden war. Eins musste man Robert wirklich lassen. Das Projekt mit dem Golfplatz war vollständig durchdacht. Nirgendwo gab es Fehler oder Ungereimtheiten. Auch wenn alles wirklich riesig und pompös war.
Als ich aus dem Kart ausstieg, kam gerade einer der Jungs aus dem Haus und grinste zu mir herüber. Ich nickte nur und schloss die Tür auf, die zu unserem Gebäude gehörte.
Kaum hatte ich das Apartment betreten, sprangen Hannah und Anne mir entgegen und grinsten breit. Sie trugen schon ihre Arbeitskleidung, weil sie gleich zur Bar im Clubhaus mussten.
„Oh mein Gott! One Direction wohnt wirklich neben uns! Und hast du das Mädchen gesehen? Das ist die Freundin von Zayn und sie ist Model und, oh mein Gott, sie ist so hübsch, auch in Echt und sie sieht so sympathisch aus.“, plapperten sie und ich schüttelte den Kopf.
„Leute! Tut doch nicht so, als wäre das ein Weltwunder oder so.“, grummelte ich und ging auf die Küchenzeile zu und holte mir einen Jogurt aus dem Kühlschrank. Immerhin hatten die beiden daran gedacht mir beim Einkaufen auch meinen Lieblingsjogurt mitzubringen.
„Hast du mit ihnen geredet?“, fragte Anne und ich verdrehte die Augen.
„Ja, mit diesem Harry. Er hat versucht mit mir zu flirten.“, erzählte ich und den beiden fielen fast die Augen aus dem Kopf.
„KRIS! Sag mir bitte bitte bitte, dass du darauf eingegangen bist.“ Hannah schrie fast und ich traute mich gar nicht den Kopf zu schütteln.
„Ihr wisst genau, was ich von solchen Kerlen halte und außerdem war er so…so selbstsicher und arrogant. Sorry, aber das brauch ich echt nicht. Außerdem müsst ihr los, wenn ihr nicht zu spät kommen wollt.“, meinte ich und sie beiden flüsterten sich irgendwas zu, bevor sie sich von mir verabschiedeten und los fuhren.
Das konnte ja noch was werden.

Kapitel 3

Harry POV:

Wir hatten zwei Monate frei bekommen und Niall und ich hatten uns durchgesetzt, dass wir diese in einem Golfclub verbrachten. Es war nicht irgendein Golfclub, sondern der beste in ganz England, wahrscheinlich in ganz Europa. Zwar war er auch dementsprechend teuer, aber wir hatten genug Geld und dann konnten wir es auch für einen richtig guten Urlaub ausgeben.
Eigentlich wollten nur wir Jungs fahren, aber Zayn wollte unbedingt, dass Amy, seine Freundin, mitkam. Es war verständlich, immerhin hatte er sie lange Zeit nicht gesehen und dann wollten sie die freie Zeit nutzen um sich nah zu sein.



„Komm schon Louis, sie ist echt heiß.“ Ich teilte mir ein Zimmer mit Louis in unserem Apartment und versuchte ihn gerade davon zu überzeugen, dass das Mädchen an der Rezeption wirklich heiß gewesen war.
Ich hatte mehr mit Mitarbeiterinnen gerechnet, die entweder sogar für mich zu alt waren, oder aber dem Klischee einer Modetussi entsprachen. Aber ich wurde positiv überrascht von der kleinen Rothaarigen.
„Ist ja gut Haz, du hast Recht, sie ist heiß.“, murmelte Lou und legte einen Stapel Shirts in den Schrank. Ich grummelte und gab mich mit der Antwort zufrieden. Niall platzte herein und grinste mich breit an.
„Rate mal, wer neben uns wohnt.“, forderte er mich auf und ich zuckte mit den Schultern. Niall seufzte und verdrehte die Augen.
„Das Mädchen von der Rezeption.“, erklärte er und ich starrte ihn ungläubig an.
„Das ist nicht dein Ernst?! Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Mitarbeiter in den Apartments wohnen.“, murmelte ich und Liam stieß zu uns.
„Ich eigentlich auch nicht, aber als Niall mir das gerade erzählt hat, hab ich mir die Homepage von dem Club nochmal angeschaut. Guck mal.“, meinte Liam und hielt mir sein Handy unter die Nase.
Auf dem Bildschirm war ein Bild zu sehen, von dem Mädchen, einem Mann und einer Frau, darunter stand: „Golfplatzbesitzer Robert Sterling(r.) mit Ehefrau Susann Sterling-Henderson(l.) und Stieftochter Kristina Zoe Henderson(m.)“
„Okay warte. Dieses Mädchen ist die Stieftochter des Besitzers?“, fragte ich ungläubig und gab Liam sein Handy zurück.
„Sieht ganz so aus.“, lachte Liam und ich seufzte.
„Immerhin weißt du jetzt, wie sie heißt, nachdem sie es dir schon nicht sagen wollte.“, scherzte er und ich gab ihm einen Klaps gegen den Hinterkopf.
„Schade Haz, nicht allen sind deinen Flirtkünsten erlegen.“, fügte Louis hinzu und ich ging grummelnd aus dem Zimmer.
Im Wohnbereich saßen Amy und Zayn auf der Couch und schienen völlig vergessen zu haben, dass noch andere Menschen in diesem Apartment wohnten.
„Nehmt euch ein Zimmer.“, meinte ich trocken und sie fuhren auseinander. Unschuldig grinsten mich beide an und ich schüttelte nur den Kopf.
„Leute, was haltet ihr davon, wenn wir heute in die Bar im Clubhaus fahren?“, fragte Louis und bekam als Antwort ein zustimmendes Gemurmel. Wir beschlossen also erst etwas essen zu gehen und dann dorthin zu fahren.



„Ist das Mädchen da an der Bar nicht voll dein Typ?“, fragte ich Niall und deutete mit einem Kopfnicken auf die kleinere der beiden Blonden hinter der Bar.
„Mhm.“, grummelte der Ire und ich lachte nur, bis ich das Mädchen von der Rezeption an der Bar sitzen sah und Louis mir seinen Ellenbogen in die Seite stieß, weil er sie auch gesehen hatte.
„Na, willst du dein Glück nochmal versuchen?“, fragte Liam grinsend und ich warf ihm einen beleidigten Blick zu.
„Ja, will ich tatsächlich.“, antwortete ich trotzig und ging zielsicher auf sie zu. Da sie mit dem Rücken zu der Richtung saß, aus der ich kam, bemerkte sie mich nicht.
„Na, wie soll ich dich nennen? Kristina oder Zoe?“, raunte ich von hinten und sie drehte sich ruckartig um.
„Nicht du schonwieder.“, stöhnte sie und ich grinste.
„Doch, ich schonwieder. Also, was ist dir lieber?“, fragte ich und hörte ein Kichern und ich stellte fest, dass es von den beiden Mädchen hinter der Bar stammte.
„Habt ihr beiden ihm gesagt wie ich heiße?“, pampte Kristina, oder Zoe, die beiden an und sie schüttelten synchron den Kopf.
„Nenn sie Kris.“, meinte die Größere und ich lachte, als Kris lautstark ausatmete.
„Die Homepage war ziemlich auskunftsreich. Also, Kris. Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich dir etwas Gesellschaft leiste?“, fragte ich und setzte mich auf den Barhocker neben ihr.
„Ja, würde es tatsächlich.“, antwortete sie schnippisch und stand auf. Bevor sie aber irgendwo hingehen konnte, wurde sie gerufen und schon stand eine Frau neben uns. Die Frau von dem Bild.
„Da bist du ja mein Schatz. Wie war dein erster Tag? Und wer ist deine nette Begleitung? Guten Tag, ich bin Susann Sterling-Henderson, Kristinas Mutter.“ Sie drehte sich zu mir und ich reichte ihr höflich die Hand.
„Harry Styles.“, stellte ich mir vor und ihr Gesicht erhellte sich.
„Ach, guten Tag. Robert sagte mir, dass Sie kommen würden. Sie gehören zu der Band, die hier ein paar Wochen Urlaub macht, richtig?“, plapperte sie los und ich versuchte sie ernst zu nehmen, während Kris hinter ihrer Mutter stand und andauernd die Augen verdrehte.
„Ja, das stimmt. Ich muss sagen, die Anlage gefällt mir wirklich gut und auch meine Freunde sind davon begeistert.“, erzählte ich und Susann strahlte mich an.
„Ich werde Sie dann auch wieder verlassen, damit Sie noch ein wenig Zeit mit meiner Tochter verbringen können.“, verabschiedete sie sich von mir und streckte mir ihre Hand hin.
„Einen tollen, jungen Mann hast du dir da ausgesucht.“, flüsterte sie dann ihrer Tochter tu, aber so laut, dass ich es auch hörte.
„Mum!“, entrüstete Kris sich nur, bevor ihre Mutter ihr zuzwinkerte und verschwand. Ich grinste sie an und sie schüttelte nur den Kopf.
„Vergiss es, ich werde jetzt keine Zeit mir dir verbringen!“, fuhr sie mich an stapfte wütend aus der Bar.
„Das liegt nicht an dir persönlich, sondern an ihrer Mutter.“, meinte eine ihrer Freundinnen, zumindest ging ich davon aus, dass sie Freunde waren.
„Ja, okay.“, murmelte ich und sah Kris nachdenklich hinterher.

Kapitel 4

Hannah POV:

Die Szene zwischen Harry, Kris und ihrer Mum war wirklich witzig gewesen, auch wenn Anne und ich wussten, dass unsere beste Freundin das garantiert nicht so sah. Anne stieß mich mit dem Ellenbogen an, als die anderen Jungs von One Direction auf Harry zukamen.
„Na, das war wohl nichts Harry.“, meinte Louis und der Lockenkopf warf ihm einen bösen Blick zu.
„Das liegt nicht an ihm, sondern eher an unserer besten Freundin.“, warf ich ein und schon hatte ich die Aufmerksamkeit all der anderen Jungs, inklusive Zayns Freundin.
„Sie ist ein bisschen…speziell.“, erklärte ich und entschuldigte mich dann schulterzuckend, als ein Kunde ein paar Meter weiter an die Bar trat.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Anne ein paar Getränke über den Tresen schob und wie Zayn seinen Arm um die Hüfte seiner Freundin legte.
Amely, genannt Amy, Winfield war Model und die Freundin von Zayn Malik. Ich hatte sie schon auf einem großen Werbeplakat gesehen, in Webespots und auf Fotos, wie sie über die großen Laufstege der Welt lief, dabei war sie gerade einmal so alt wie wir.
Sie hatte braune, leicht gewellte Haare und blaue Augen und war außerdem ein ganz bisschen kleiner als Zayn, also konnte sie nur gerade so der Größe eines Models entsprechen. Trotzdem war sie echt hübsch und passte gut zu dem Halbpakistani.
Anne trat neben mich und grinste mich mit glänzenden Augen an.
„Die bleiben zwei Monate.“, strahlte sie und ich grinste zurück.
„Hammer. Aber ich glaube Kris ist davon nicht so begeistert.“, meinte ich und nahm ein leeres Glas von der Theke, um es abzuwaschen.
„Ich weiß gar nicht, warum sie sich so anstellt. Also gut, er ist halt reich und ihre Mutter mag ihn offensichtlich, aber er sieht auch umwerfend gut aus.“, seufzte Anne.
„Ich glaube das ist das Problem. Ihre Mum mag ihn und außerdem ist er so selbstsicher und charmant. Er ist auf eine Art und Weise wie Tyler und sie hasst ihn.“, antwortete ich nachdenklich und beobachtete Harry und seine Freunde.
Tyler war der Exfreund von Kris. Er ging auf unsere Schule und war einen Jahrgang über uns gewesen. Er war charmant, selbstbewusst, gutaussehend und reich. Er wusste auch, wie man einem Mädchen schmeichelte und es um den Finger wickelte.
Kris war 16 gewesen, als sie sich auf ihn eingelassen hatte, er war ihr erster Freund gewesen und sie sagte selbst, dass sie damals naiv gewesen war.
Die Beziehung hatte ein knappes halbes Jahr gehalten. Ihre Mutter hatte Tyler fast vergöttert und Robert hatte ihn auch gemocht. Meine beste Freundin war glücklich mit ihm gewesen.
Zumindest so lange, bis sie herausgefunden hatte, dass er sie mit fünf anderen Mädchen betrogen hatte und Gerüchte über sie gestreut hatte. Gerüchte, die wirklich nur solche waren. Lügen darüber, wie ihre Eltern sich getrennt hatten, Lügen über ihr Privatleben, die jeder geglaubt hatte.
Es hatte Anne und mich fast drei Monate gekostet, bis sie wieder regelmäßig zur Schule gegangen war und jedem in die Augen sehen konnte.
Das Schlimmste war gewesen, dass ihre Mutter versucht hatte sie wieder mit Tyler zusammen zu bringen, nachdem sie sich getrennt hatten und dieser Arsch hatte es genossen zu sehen, wie zerbrochen Kris mit ihm an einem Tisch gesessen hatte.
Es wunderte mich eher weniger, dass sie Harry gegenüber misstrauisch war und wenn ihre Mutter ihn auch noch mochte, dann hatte er fast alle seine Chancen verloren.



Als Anne und ich nach unserem Schicht-Ende zu unserem Apartment zurückkamen, war unsere beste Freundin nicht mehr im Wohnbereich, also klopften wir an der Tür zu ihrem Zimmer.
Weil sie nicht antwortete gingen wir einfach hinein. Sie lag auf dem Bett und hörte über Kopfhörer Musik, als sie uns sah, stellte sie die Musik aus.
„Wenn ihr mir jetzt ins Gewissen reden wollt und dass ich diesem Kerl eine Chance geben soll, könnt ihr gleich wieder gehen.“, pampte sie uns an, aber weder Anne, noch ich, nahmen das persönlich.
„Nein, wir wollten nur schauen, wie es dir geht.“, erklärte Anne und setzte sich auf die Bettkante.
„Mir geht es ganz toll, wirklich! Auf meiner Stirn steht anscheinend ‚Suche Arschloch, das mir weh tut‘, meine Mum hat nur wieder meine zukünftige Hochzeit im Sinn und meine besten Freundinnen unterstützen auch noch die Flirtversuche. Wie ihr seht, es geht mir super.“, antwortete sie schnippisch. Sie war schon immer ein sehr ironischer und sarkastischer Mensch gewesen.
„Nimmst du uns das jetzt echt übel? Ach komm schon, das war doch nur ein kleiner Spaß.“, meinte Anne aber ich schüttelte nur den Kopf und zog sie vom Bett hoch.
„Hat doch eh keinen Sinn.“, flüsterte ich ihr zu und verließ zusammen mit ihr das Zimmer.
„Hanni, was soll das? Jetzt ist sie doch erst Recht sauer auf uns, weil wir uns keine Mühe gegeben haben.“, maulte Anne und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Glaube ich nicht. Weißt du noch, als wir sie so bedrängt haben nach der Sache mit Tyler? Außerdem sagt sie doch immer, dass sie Zeit für sich braucht.“, meinte ich und ging Richtung Wohnbereich.
„Ja, vielleicht hast du Recht.“, murmelte Anne hinter mir und setzte sich dann zu mir auf die Couch.
„Ich bin ja mal gespannt, was das noch so gibt. Ich glaube kaum, dass Harry sie in Ruhe lassen wird, zumindest nicht, wenn die Gerüchte über ihn stimmen.“, warf ich ein und schaltete den Fernseher an.
„Entweder begreift er es irgendwann, am besten bevor Kris der Kragen platzt, oder er schafft es sie zu überzeugen. Ich weiß nur nicht, was davon ich besser finden soll. Ich würde mir wünschen, dass sie jemanden findet, der sie glücklich macht, aber ich weiß nicht, ob Harry das kann.“ Zweifelnd sah Anne mich an und ich nickte langsam.
„Ich hoffe er könnte es, wenn sie sich auf ihn einlässt.“, antwortete ich und sah aus dem Fenster. Es war schon dunkel aber man konnte die Lichter aus der Wohnung der Jungs sehen. Ich fragte mich, ob Harry wohl weiter versuchen würde mit Kris zu flirten, oder ob er es lassen würde.

Kapitel 5

Als ich am nächsten Morgen wieder hinter dem Tresen der Rezeption saß, dachte ich über den vergangenen Tag nach.
Es war ja klar gewesen, dass meine Mum Harry mochte, er war reich, charmant und sah gut aus, das konnte man wirklich nicht bestreiten.
Unglücklicherweise unterbrachen Harrys Freunde meine Gedankengänge. Der Schwarzhaarige und seine Freundin und die beiden Braunhaarigen standen vor mir.
„Wie kann ich euch helfen?“, fragte ich und lächelte sie an. Schließlich konnten sie auch nichts dafür, wenn ich ihren Freund verdammt nervig fand.
„Wir würden gern einen Golfkurs machen. Harry und Niall können schon spielen also sollten wir es wohl auch lernen.“, erklärte der Schwarzhaarige und ich nickte, während ich die Kursliste aufrief. Dabei sprang mir mein Name ins Auge und ich öffnete die Liste.
Ich sollte einen Kurs für totale Anfänger leiten, vorzugsweise Kinder und junge Erwachsene. Es war immer wieder schön, wenn man solche Dinge erst erfuhr, wenn es schon zu spät war, denn in dem Kurs standen schon ein paar Leute, also musste ich ihn wohl übernehmen. Ich entdeckte auch Hannah und Anne unter den Namen und schüttelte den Kopf. Das konnte heiter werden.
„Macht es euch was aus bei mir Unterricht zu nehmen?“, fragte ich und sie schüttelten alle den Kopf.
„Dann brauch ich einmal eure Namen.“ Sie antworteten mir der Reihe nach und ich nannte ihnen Ort und Uhrzeit für den Kurs, der noch am gleichen Tag stattfinden sollte.



Kaum war meine Schicht zu Ende, stürmte ich zu Robert ins Büro und sah ihn verärgert an.
„Dir auch einen guten Tag, was kann ich für dich tun?“, fragte er und deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
„Du hättest mir ruhig sagen können, dass ich einen Golfkurs übernehmen soll! Ich hab schon eine Weile nicht mehr gespielt.“, pampte ich und Robert hob abwehrend die Hände.
„Es tut mir leid, das war sehr kurzfristig und ich hätte dich auch gleich angerufen. Es wäre mir eine sehr große Hilfe, wenn du das machen könntest.“, erklärte er und ich seufzte.
„Ich mach es ja, aber ich hätte gern ein bisschen Zeit gehabt um mich wieder einzuspielen.“, murmelte ich und stand auf.
„Sind meine Sachen noch im Club in meinem Schrank?“, wollte ich wissen, mein Stiefdad zuckte mit den Schultern.
„Wenn du sie da nicht weggenommen hast, dann ja.“, meinte er und ich verabschiedete mich, um zum Clubhaus zu fahren und mir meine Golfsachen zu holen.
Tatsächlich war alles noch an seinem Platz, also schlüpfte ich in meine schwarze Jogginghose, das rote Polo-Shirt und in meine schwarzen Adidas-Sportschuhe. Dann nahm ich meine rote Schlägertasche und ging auf den Übungsplatz.
Ich hatte eine halbe Stunde Zeit, um mich ein bisschen einzuspielen und das tat ich auch. Ich wollte ihnen eh erstmal ein bisschen was über das Grundprinzip von Golf erklären und dann mit dem Abschlag anfangen, dafür musste man nicht großartig was können.



Gerade als ich fertig war, trudelten schon Eltern mit Kindern ein, die etwa zehn oder zwölf Jahre alt waren. Sie erklärten mir, dass die beiden Kinder Lauren und Max hießen und unbedingt Golf spielen lernen wollten. Sie hatten alles, das richtige Outfit, eigene Bags und Schläger und sogar Bälle.
Kaum waren die Eltern weg, kamen Hannah und Anne und ich warf ihnen böse Blicke zu.
„Ihr hättet mir sagen können, dass ihr einen Kurs bei mir macht.“, grummelte ich und trank einen Schluck aus meiner Wasserflasche.
„Wir wollten dich überraschen.“, lachte Anne und deutete dann an mir vorbei, offenbar auf den Eingang des Übungsplatzes, denn der befand sich hinter mir.
„Scheint, als wollte dich da noch jemand überraschen.“, kicherte Hannah und als ich mich umdrehte, traute ich meinen Augen nicht.
Von Zayn, Liam, Louis und Amy wusste ich, dass sie kamen, aber neben ihnen tauchten auch noch dieser Niall und Harry auf. Ich schlug mir an die Stirn und ließ dann meinen Kopf auf Annes Schulter sinken.
„Bitte sag mir, dass das ein Traum ist.“, flehte ich.
„Nein, ich bin kein Traum, aber ich könnte ein Traum deiner schlaflosen Nächte werden.“, ertönte schon die Stimme des Lockenkopfes hinter mir und ich drehte mich ruckartig zu ihm um.
„Was willst du hier? Ich dachte du kannst schon spielen? Und wann raffst du eigentlich endlich, dass du mich null, wirklich absolut null und überhaupt gar nicht interessierst?“, fragte ich bissig und stupste mit dem Finger gegen seine Brust. Harry lachte nur.
„Du bist niedlich, wenn du dich aufregst.“, grinste er mich an und ich schnaubte.
„Halt bloß die Klappe, Styles.“, fuhr ich ihn an und drehte mich wieder um, allerdings war der Anblick meiner besten Freundinnen, die sich das Lachen verkneifen wollten, nicht wirklich besser.
„Okay, wir fangen jetzt an.“, rief ich laut und redete die nächsten 20 Minuten nur über den Golfsport an sich.
Anschließend gingen zu den Abschlaganlagen und ich zeigte, wie man es richtig machte und auf was man achten musste.
Jeder begab sich zu einem Abschlagpunkt und ich ging hinter ihnen lang, um Haltung und Abschlag zu korrigieren, wenn es nötig war.
Der letzte in der Reihe war Harry und er machte alles falsch, was man falsch machen konnte, angefangen damit, dass er seinen Schläger falschrum hielt. Dieser Kerl wollte mich doch echt provozieren!
„Du hältst deinen Schläger falsch herum.“, meinte ich trocken und er grinste mich an.
„Oh, das hab ich gar nicht bemerkt.“, meinte er unschuldig und ich wollte mich gerade wieder umdrehen, als er mich am Handgelenk festhielt. Mit einer ruckartigen Bewegung riss ich mich los.
„Fass mich nicht an!“, motzte ich und sah ihn aus wütend funkelnden Augen an, während sich Harrys grüne Augen überrascht weiteten.
„Ich…es tut mir leid.“, murmelte er, wandte sich wieder dem Golfball vor ihm zu und legte einen vorbildlichen Abschlag hin.
„Geht doch.“, kommentierte ich seinen Schlag und er lächelte mich an. Als ich dieses Mal gehen wollte, rief er mich nur.
„Kris…warte bitte.“, bat er und steckte seinen Schläger zurück in seine Tasche.
„Lass uns doch von vorn anfangen. Mein Name ist Harry.“ Er hielt mir seine Hand hin und ich griff zögernd zu.
„Du kannst mich dann wann anders nach meinem Namen fragen.“, lachte ich und er sah mich unsicher an. Ja, ein Harry Styles konnte tatsächlich unsicher wirken.
„Aber ich muss doch wissen, wie meine Golflehrerin heißt.“, grinste er und seine Unsicherheit war wie weggeblasen.
„Wenn das so ist, dann kannst du mich Kris nennen. Oder Zoe, auch wenn mich nur mein Dad so nennt, zumindest fast nur.“, antwortete ich und er lachte leise.
„Na dann. Hallo Zoe.“

Kapitel 6

Ich hatte keine Zeit mehr, um Harry zu fragen, warum er sich Zoe ausgesucht hatte, weil die beiden Kinder meine Hilfe benötigten. Dabei hätte mich das wirklich interessiert.
Ich wollte ihn am Ende der Stunde fragen, aber als ich den Unterricht beendet hatte und mich umsah, war er schon verschwunden.
Erst ging er mir die ganze Zeit auf den Keks, dann redete ich normal mit ihm und dann verschwand er einfach wieder. Ich wurde echt nicht schlau aus ihm und das ging mir auf die Nerven.



Anne und Hannah hatten wieder Dienst in der Bar und ich leistete ihnen bei ihrer Schicht Gesellschaft ,weil es besser war, als allein in unserem Apartment zu sitzen.
Natürlich kamen unsere Nachbarn wieder in die Bar und Harry grinste mich an, als ich zu ihnen herüber sah, allerdings setzte er sich zu mit den anderen Jungs an einen Tisch, während die Freundin des Schwarzhaarigen, wenn ich mich richtig erinnerte, hieß sie Amy, zu uns an die Theke kam.
„Hey. Macht es euch was aus, wenn ich hier ein bisschen bei euch stehe? Ich hab wirklich nichts gegen die Jungs, aber als einziges Mädchen bekommt man da irgendwann die Krise.“, lächelte sie uns freundlich an und ich nickte, während Hannah und Anne sie noch immer anstrahlten und keinen Ton heraus brachten.
„Klar, kann ich voll verstehen. Wenn ich mir vorstelle, dass ich so viel Zeit mit denen verbringen müsste…Ich würde durchdrehen.“, meinte ich und die anderen Mädchen fingen alle an zu lachen.
„Harry ist gar nicht so übel, wie du denkst.“, warf Amy ein und ich hob eine Augenbraue, sie lachte eise.
„Nein im Ernst. Ich meine klar, er flirtet gern und viel, aber eigentlich gibt er auf, wenn er merkt, dass er keine Chance hat. Bei dir ist er echt hartnäckig.“
„Er nervt mich trotzdem.“, grummelte ich und nahm mein Glas vom Tresen. Hannah schob Amy den gleichen Cocktail zu, den auch ich trank. Auf der Theke lagen ein paar Flyer für eine Party im Golfclub am Wochenende und Amy nahm sich einen davon.
„Geht ihr hin?“, fragte sie mich, weil Hannah und Anne gerade andere Kunden bedienten und ich zuckte mit den Schultern.
„Eigentlich muss man dort mit einer Begleitung auftauchen, zumindest als Frau. Außerdem würde meine Mutter mir nur wieder auf den Keks gehen und das brauche ich echt nicht. Mal schauen, ob Anne und Hannah dorthin wollen.“, erklärte ich und die Braunhaarige nickte.
„Die beiden sind Fans von meinem chaotischen Haufen, oder?“, fragte sie dann und ich lachte leise.
„Ja sind sie. Und von dir auch. Aber tu so, als wüsstest du das nicht. Die beiden sind toll, meine Schwestern sozusagen.“
„Nein keine Sorge. Außerdem sind sie echt in Ordnung. Wenn ich sie mal mit anderen Fans vergleiche… Reden wir lieber nicht davon.“ Amy und ich lachten und grinsten uns an.
Sie war echt nett und sympathisch und es machte Spaß sich mit ihr zu unterhalten.
Unsere Unterhaltung wurde aber gestört, als die Jungs auf uns zukamen. Ihr Freund, Zack oder so, legte seine Arme von hinten um sie und nahm ihr den Flyer aus der Hand.
„Eine Party? Klingt ganz interessant.“, lachte er und reichte das Papier an die anderen weiter.
„Würdest du wohl mit mir dahin gehen?“, fragte Harry mich auf einmal und ich lachte kurz, bevor ich mit gehobener Augenbraue den Kopf schüttelte.
„Du checkst es echt nicht, oder?“, fragte ich verzweifelt und einer seiner Freunde lachte laut.
„Du kannst ja mit mir hingehen, Haz.“, beschloss er und wuschelte ihm durch die wilde Lockenmähne.
„Oh man Louis, lass meine Haare in Ruhe.“, grummelte er und wischte sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht.
„Ich dachte wir starten einen Neuanfang?“, wandte er sich wieder an mich und ich nickte zustimmend.
„Das ist ja auch richtig, aber deswegen werde ich trotzdem nicht mit dir auf diese Party gehen. Ich hab nach wie vor kein Interesse für dich und das wird sich auch nicht ändern.“, erklärte ich und er drehte sich beleidigt weg. Aber ich konnte auch nichts dafür, wenn er nicht mit einer Abfuhr umgehen konnte. Vermutlich war er das nur einfach nicht gewöhnt, aber auch das war nicht meine Schuld.
„Schenkst du mir wenigstens einen Tanz?“, fragte er hoffnungsvoll und sah mich an, nachdem er tief Luft geholt hatte.
„Ich weiß noch gar nicht, ob wir überhaupt…“
„Wir gehen hin und sie wird auch mit dir tanzen.“, unterbrach Hannah mich und Harry grinste triumphierend.
„Aber…“ „Kein Aber.“, bestimmte dann Anne und ich hielt einfach den Mund. Es brachte ja doch nichts und ich konnte mich im Notfall immer noch weigern.
„Ja dann halt von mir aus. Aber glaub ja nicht, dass ich das tue, weil ich dich mag.“, murmelte ich und Harry lachte leise.
„Ich weiß gar nicht, was du so gegen mich hast, dass du mir gar keine Chance gibst.“, meinte er und ich schnaubte.
„Das geht dich auch gar nichts an, warum ich dich scheiße finde und du mir vollkommen auf den Keks gehst.“, maulte ich ihn an und er zuckte zusammen, anscheinend hatte er nicht mit so einem Ausbruch gerechnet.
„Ich…“ „Ja, du. Du bist furchtbar!“, unterbrach ich ihn und sprang von meinem Barhocker auf.
„Ich geh.“, bestimmte ich und drängelte mich an den anderen Jungs vorbei nach draußen. Ich konnte gar nicht direkt sagen, warum ich immer gleich so ausrastete. Vielleicht, weil Harry mich an Tyler erinnerte oder weil er so arrogant war oder weil ich einfach nicht damit klar kam, dass meine Mutter uns offenbar schon verheiratet sah.
Fest stand, dass ich es nicht lange mit diesem Kerl aushielt, ohne dass mir der Kragen platzte und ich nervte mich schon selbst damit. Aber ich konnte es einfach nicht verhindern.
Missmutig fuhr ich mit dem Kart zu unserem Wohnblock und lief die Treppen nach oben. Es war schon fast ganz dunkel draußen, also legte ich mich einfach in mein Bett und dachte nach.
Die Zeit im Golfclub schien nicht ganz so zu werden, wie ich mir das vorgestellt hatte und das deprimierte mich. Ich mochte es nicht, wenn Dinge nicht so verliefen, wie ich sie gern hätte.
Als Anne und Hannah kamen, schauten sie auch in mein Zimmer, aber ich tat, als ob ich schlafen würde, weil ich keine Lust auf eine Diskussion hatte. Aber an Schlaf war eigentlich nicht zu denken, weil ich wieder an Tyler denken musste.
Harry hatte das alles wieder aufgewühlt, nicht einmal mit Absicht, aber ich konnte nicht anders, als die beiden in Verbindung zu bringen und ich verzichtete gerne darauf, auf einen weiteren Tyler zu stoßen und am Ende ein Wrack zu sein. Ich war mir nicht so sicher, ob Anne und Hannah mich noch einmal aufbauen konnten.

Kapitel 7

Louis POV

Der Mond schien durch das Fenster ins Zimmer, das Harry und ich uns teilten. Seufzend sah ich auf meinen besten Freund, in den ich mich dummerweise verliebt hatte.
Wir waren beide bi. Ich wusste es schon, bevor ich beim Casting war und irgendwann hatten Harry und ich uns darüber unterhalten. Er war sich nie sicher gewesen, ob er nicht vielleicht auch auf Jungs stehen könnte. Aus Spaß hatte ich gefragt, ob er mich würde küssen wollen und so kam es dann, dass wir ein paar Mal mit einander ausgegangen waren und uns, natürlich, geküsst hatten.
Harry hatte immer gesagt, es hatte ihm gefallen und ich konnte nicht abstreiten, dass es mir ebenfalls gefallen hatte, aber wir waren zu der Erkenntnis gekommen, dass wir beste Freunde waren und sein wollten und kein Paar. Das war kurz nach dem Videodreh zu ‚What makes you beautiful‘ gewesen.
An Silvester 2012 waren wir beide so betrunken gewesen, dass wir im Bett gelandet waren. Allerdings mit dem kleinen Unterschied, dass ich mich daran erinnern konnte und Harry nicht. Es war nichts neues, das wir in einem Bett schliefen und dass er nackt schlief, war ebenfalls nicht neu. Er dachte sich nichts dabei und das tat mir weh. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon in ihn verliebt gewesen und ich war es noch immer.
Für mich war Harry einfach ein wundervoller Mensch. Er hatte alles, was man sich nur wünschen konnte, er sah gut aus, hatte Talent, den liebenswertesten Charakter der ganzen Welt und Erfolg.



Meine Bisexualität lief phasenweise ab. Entweder hatte ich eine Zeit, wo ich ausschließlich Jungs datete oder Phasen, in denen ich ausschließlich Mädchen datete. Bei Harry war das nicht so. Er nahm praktisch alles mit, was er kriegen konnte, meistens waren es Mädchen, aber es waren auch Jungs darunter.
Bevor wir in den Golfclub gefahren waren, hatte Harry mir gesagt, dass er keine Lust mehr auf Mädchen hatte, zumindest nicht in der nächsten Zeit und ich hatte irgendwo tief in mir gehofft, dass mir das Chancen einbringen würde.
Dann hatte er dieses Mädchen, Kris, an geflirtet und er hörte nicht auf, obwohl er jedes Mal von ihr abgewiesen worden war. Ich verstand ihn nicht und das Schlimmste war, ich konnte nicht einmal auf das Mädchen sauer sein, weil ich sie sympathisch fand.
Sie war vielleicht ein wenig zickig, aber schlagfertig und sie schien ganz okay zu sein. Harry schien sie jedenfalls zu mögen. Doof nur, dass ich ihn mehr als gern mochte.



Der Mond war so weit gewandert, dass er fast vom Fenster verschwunden war und ich stand auf. Es hatte ja doch keinen Sinn die ganze Zeit wach zu liegen.
Ich zog mir eine warme Sweatshirt Jacke über und machte mir einen Tee in der Küche, bevor ich nach draußen auf die Terrasse ging. Es waren kleine Lampen an dem Geländer angebracht, die durch einen Bewegungssensor eingeschaltet wurden und als ich auf die Terrasse neben uns sah, konnte ich auch dort die Beleuchtung sehen und eine Person, die auf einem Stuhl saß.
Es war die Terrasse der Mädels, also musste eine von ihnen da sitzen. Sie hatte ihre Beine angezogen und starrte auf die große Wiese, die man von unseren Penthäusern aus sehen konnte.
„Hey.“, rief ich und sie hob ihren Kopf. Sie saß im Schatten der Wand, aber als sie mich sah, stand sie auf und kam an das Geländer. Es war Kris.
„Hey.“, antwortete sie und ich lächelte. Meine Lampen gingen aus und ich schwenkte meinen Arm, damit sie wieder leuchteten, die Rothaarige mir gegenüber lachte.
„Kannst du auch nicht schlafen?“, fragte sie und ich nickte.
„Lust auf einen Spaziergang?“, schlug ich vor sie zuckte mit den Schultern, bevor sie nickte.
„Warum eigentlich nicht. Wir sehen uns unten.“, lachte sie und ich nahm meine Teetasse, um wieder rein zu gehen. Es war noch was in meiner Tasse, aber ich ließ sie einfach in der Küche stehen und nahm mir einen Schlüssel, bevor ich nach draußen ging.



Fast eine Stunde waren wir in der Kälte herum gelaufen und hatten uns unterhalten. Es stimmte was man sich so erzählte, es war wirklich einfach einem Fremden all seine Probleme anzuvertrauen. Kris schien das ähnlich zu sehen. Ich wusste nun einiges von ihr und das, was ich wusste, erklärte zum größten Teil auch ihr Verhalten gegenüber Harry.
Ich würde ihm aber kein Wort davon sagen, es ging ihn nichts an, das musste er schon selbst herausfinden.
Als ich wieder in unser Zimmer trat, saß Harry kerzengerade im Bett und tippte wie wild auf seinem Handy herum. Die Tür machte ein Geräusch, als ich sie schloss und er sah erschrocken auf.
„Louis! Wo zur Hölle warst du? Und warum hattest du kein Handy dabei? Ich hab mir Sorgen gemacht!“, fluchte er flüsternd, damit die anderen uns nicht hören und ich lachte leise.
„Ich war draußen. Ich konnte nicht schlafen. Kein Grund um sich aufzuregen.“, erklärte ich und zog meine Jacke aus und legte mich wieder ins Bett.
„Nein, mein bester Freund ist ja nur nachts um vier verschwunden und ich hatte keine Ahnung wo er war. Kein Grund um sich Sorgen zu machen.“, grummelte der Lockenkopf neben mir und schaltete das Licht auf seinem Nachttisch aus.
„Du bist süß.“, lachte ich und drehte mich so, dass ich auf der Seite lag und ihn anschauen konnte. Er tat es genauso und grinste mich an.
„Ich hab dich echt lieb Louis, weißt du das? Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde.“, flüsterte er und ich merkte, wie meine Wangen brannten. Gut, dass es dunkel war und man nichts sehen konnte. Zumindest nicht mehr als ein paar Umrisse.
„Ich dich auch Haz.“, wisperte ich und schloss die Augen. Ich spürte, wie Harry sich vor beugte und mir einen Kuss auf die Stirn hauchte und dann seine Arme um mich legte.
Zufrieden lehnte ich meinen Kopf gegen seine Brust und lauschte seinem beruhigenden Herzschlag, bis ich eingeschlafen war.

Kapitel 8

Der Spaziergang mit Louis hatte mir gut getan. Ich hatte mir fast gedacht, dass die beiden sehr gute Freunde waren, so wie sie mit einander umgingen, aber dass Louis in Harry verliebt war, damit hatte ich eher weniger gerechnet.
Irgendwie machte sich ein schlechtes Gewissen in mir breit, weil Harry die ganze Zeit mit mir flirtete und Louis dabei zusehen musste, als sei das alles vollkommen okay für ihn.



Die Woche verging ohne besondere Ereignisse. Harry und Niall nahmen weiterhin an meinem Golfkurs teil und der Lockenkopf ging mir noch immer auf die Nerven.
Robert hatte Anne, Hannah und mich von jeglicher Arbeit am Samstag freigestellt, damit wir an der Party am Abend teilnehmen konnten. Außerdem durften wir in die Boutique des Clubs fahren, um uns dort jeder ein Kleid auszusuchen, er wollte zahlen. Ja, der Golfclub hatte eine eigene Boutique.
Wir fuhren also zu dritt dort hin und trafen am Eingang auf Amy. Lächelnd kam sie auf uns zu.
„Wollt ihr auch nach Kleidern für die Party heute Abend gucken? Die Jungs haben beschlossen alle hinzugehen und ich gehe auch mit.“, erklärte sie und wir nickten nur.
In der Boutique wurden wir von einer jungen Frau begrüßt, die Amy offenbar erkannte und mich und meine besten Freundinnen links liegen ließ. Amy zuckte entschuldigend mit den Schultern, als sie von der Frau zu ein paar Kleidern gezogen wurde und ich grinste sie nur an. Ich hatte kein Problem damit mir mein Kleid selbst auszusuchen.
Wir wurden alle drei recht schnell fündig. Ich nahm ein schwarzes, trägerloses Kleid mit knielangem Reifrock, Hannah hatte ein cremefarbenes, geschnitten wir meins und mit einer Perlenstickerei an der Brust und Annes Kleid war hinten lang und vorne kurz, ebenfalls schwarz und trägerlos.
ich erklärte der Frau, dass Robert die Kleider bezahlen wollte und sie entschuldigte sich, weil sie vollkommen vergessen hatte sich um uns zu kümmern und weil sie mich nicht erkannt hatte.
Amy hatte sich noch nicht entschieden, als wir gingen, aber in ein paar Stunden würden wir sie ja sehen, also winkten wir ihr, bevor wir zurück zum Apartment fuhren.



Am Abend fuhren Anne, Hannah und ich mit meinem Mini zum Club, weil ich mich weigerte in Hannahs Auto zu steigen.
Es standen auch schon einige andere Autos auf dem großen Parkplatz und von innen hörte man bereits Musik. Am Eingang traf ich ein bekanntes Gesicht und ich lief grinsend auf den jungen Mann zu, um ihn zu umarmen.
„Daniel!“, rief er erfreut und er schloss seine Arme ebenfalls um mich, bevor er mich etwas weg schob und musterte.
„Du hast dich verändert.“, lachte er und deutete auf meine Tattoos und mein Piercing.
„Du aber auch. Du bist erwachsener geworden.“, erklärte ich und er nickte.
„Ich bin ja auch schon alt. Also 20.“, grinste er und ich lachte, dann winkte ich meine besten Freundinnen heran.
„Ladys, das ist Daniel.“, stellte ich ihn vor. „Und das sind Hannah und Anne.“ Ich deutete auf die beiden und die drei musterten sich.
„Der Daniel? Der Golftrainer-Daniel?“, fragte Hannah und ich nickte lachend.
„Warum hat Robert dich wieder eingestellt? Und warum weiß ich nichts davon?“, fragte ich beleidigt und er zuckte mit den Schultern.
„Ich arbeite nur über den Sommer hier und geh dann zum Studieren in die USA.“ Gespielt beleidigt sah ich ihn an und schüttelte den Kopf.
„Ach Mensch, die USA? Wirklich? Ich bin enttäuscht von dir.“, lachte ich und Daniel zuckte mit den Schultern.
„Du weißt, ich wollte immer da hin.“, erklärte er und ich nickte.
„Wir sehen uns die Tage bestimmt noch…“ „Hey Zoe.“ Ich wirbelte herum und sah Harry hinter mir stehen. Selbstgefällig wie immer grinste er mich an. Ohne etwas zu sagen, drehte ich mich wieder zu Daniel und umarmte ihn.
„Wir sehen uns dann die Tage bestimmt noch.“, meinte ich und hackte mich bei Hannah und Anne unter, um in den Club zu gehen.
„Hey warte.“, rief Harry und ich drehte mich genau am Eingang zu ihm um.
„Wer ist das?“, fragte er und ich zuckte mit den Schultern.
„Ein Freund.“, erklärte ich und zog dann meine Freundinnen in den Club. Das eifersüchtige Blitzen in Harrys Augen entging mir nicht, aber es war mir egal.
Außerdem wollte ich nicht vor Louis mit ihm flirten, auch wenn dieser mir versichert hatte, dass es nicht schlimm für ihn war. Er kannte das schließlich schon. Aber da machte es nicht besser.



Mein Schädel brummte, als ich am nächsten Morgen aufwachte. Das Licht, das durch meine geschlossenen Augen drang, war viel zu hell und mir war warm. Als ich die Decke zurück schlagen wollte, hinderte mich etwas daran.
Müde blinzelte ich und vor meinen Augen erschien eine nackte Brust. Mit Tattoos. Zwei Schwalben. Ich ließ meinen Blick höher wandern und rutschte sofort zurück, bis ich fast aus dem Bett fiel.
Ich lag neben Harry! In Unterwäsche! Und ich konnte mich an nichts mehr erinnern, was an dem Abend zuvor passiert war und ich war mir auch nicht sicher, ob ich das wirklich wissen wollte.
Vorsichtig krabbelte ich aus dem Bett und schnappte mir ein Hemd vom Boden, das dort herum lag. Es war mir scheiß egal, wenn ich nun Harrys Sachen trug, ich war froh über jegliche Art von Kleidung wollte mich nicht in mein Kleid zwängen.
Ich tapste aus dem Zimmer durch den Flur in den Wohnbereich. Ich war mir nicht ganz sicher in welcher Wohnung ich mich befand, weil sie nun mal gleich aussahen.
Die Frage wurde mir beantwortet, als ich in die Küche trat und Louis dort vor fand.
„Guten Morgen.“, flötete er und grinste mich breit an.
„Sag einfach nichts.“, bat ich und setzte mich auf einen der Hocker vor dem Tresen. Ich legte meine Arme auf die Theke und ließ meinen Kopf darauf sinken.
„Okay, ich bin still.“, kicherte Louis und stellte eine Tasse vor meine Nase. Der Duft von Kaffee stieg mir in die Nase und ich lächelte ihn dankbar an, als ich den Kopf hob, um einen Schluck zu trinken.
„Danke für den Kaffee, aber ich werde mir mein Kleid und meine Schuhe holen und dann verschwinden. Ich verzichte auf eine Begegnung mit Harry.“, murmelte ich und plötzlich legten sich zwei Hände an meine Hüfte.
„Mein Hemd steht dir gut.“, lachte Harry mir mit seiner rauen Stimme ins Ohr und ich sprang auf.
„Wie zum Teufel bin ich hier gelandet? In deinem Bett? Und warum kann ich mich an nichts mehr erinnern?“, schrie ich ihn an und war kurz davor ihm eine zu scheuern. Diese Dreistigkeit machte mich so verdammt wütend!

Kapitel 9

Anne POV

Hannah und ich wussten beide nicht viel über diesen Daniel, nur dass Kris Mutter gedacht hatte, die beiden würden was mit einander anfangen und deswegen wurde er gefeuert. Dass die Beiden nur gute Freunde waren, zog sie gar nicht erst in Erwägung.



Nachdem uns Kris also diesen Daniel vor der Tür vorgestellt hatte und wir reingegangen waren, setzten wir uns an die Bar. Wir bestellten uns ein jede einen Cocktail und schon stand Amy neben uns. Sie trug ein bodenlanges, dunkelblaues Kleid mit nur einem Träger, der Stoff schimmerte leicht.
„Glückwunsch, Harry ist eifersüchtig auf diesen Kerl.“, lachte Amy und Kris verdrehte die Augen.
„Können wir bitte nicht über diesen Idioten sprechen?“, bat sie und nahm einen Schluck von ihrem Getränk.
„Wie kommen wir eigentlich nach Hause, wenn wir alle Alkohol trinken?“, fragte Hannah, bevor sie ebenfalls etwas trank.
„Mit dem Shuttleservice.“, antwortete Kris schlicht und schob Hannah ihren Cocktail hin.
„Und jetzt trinkt ihr beiden gefälligst aus, ich will tanzen.“, lachte sie, von der schlechten Laune wegen Harry war nichts mehr zu sehen.
Wir unterhielten uns also mit Amy und tranken unsere Cocktails, dabei sah ich, dass Hannah immer wieder versuchte unauffällig zu dem Tisch zu schauen, an dem sich die Jungs nieder gelassen hatten.
„Wir können auch zu ihnen gehen.“, meinte Amy irgendwann, als sie ebenfalls Hannahs Blicke bemerkt hatte und sie angrinste. Unsere beste Freundin wurde rot und wandte den Blick ab.
„Wen von den fünf findest du so toll?“, wollte das braunhaarige Model wissen und ich lachte leise.
„Halt die Klappe, du bist nicht besser.“, meinte Hannah und starrte mich böse an.
„Hab ich auch nicht behauptet.“, entgegnete ich und sah, dass die Jungs aufstanden und auf die Tanzfläche gingen.
„Also, wenn von ihnen magst du am liebsten? Wenn du mir die Frage beantwortet hast, gehen wir tanzen.“, forderte Amy und Hannah seufzte.
„Niall.“, murmelte sie dann und stand von dem Barhocker auf. „Können wir jetzt bitte nicht mehr darüber reden?“, grummelte sie und zog mich an meinem Handgelenk auf die Tanzfläche.
Amy war direkt hinter uns und schob uns bis zu den Jungs. Sie legte Zayn ihre Arme um den Nacken und er lächelte sie an. Die beiden waren echt süß zusammen. Kris tauchte neben mir und Hannah auf und Harrys Gesicht erhellte sich. Zumindest so lange, bis Kris auf Louis zu ging und anfing mit ihm zu tanzen. Sie wusste ja nicht, dass ich auch gern mit ihm getanzt hätte. Woher auch?
Hannah und ich tanzten also zusammen, bis sie plötzlich von der Seite von Niall angerempelt wurde.
„Tut mir leid.“, entschuldigte der Blonde sich und lächelte Hannah an. Ich sah, wie ihre Wangen sich sofort rot verfärbten und sie den Blick senkte.
„Hast du vielleicht Lust mit mir zu tanzen?“, meinte auf einmal Liam zu mir und hielt mir eine Hand hin. Ich zögerte einen Moment und versuchte zu verarbeiten, dass Liam Payne vor mir stand und mich zum Tanzen aufforderte. Dann ergriff ich seine Hand und lächelte ihn an.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Niall Hannah ebenfalls zum Tanzen aufforderte und wie Harry allein in der Gegend herum stand.



„Hast du Kris gesehen?“, fragte Hannah gegen die laute Musik und sah mich fragend an. Es war schon spät und mein Kopf drehte sich schon leicht.
„Nein.“ Ich hörte genau, dass ich lallte, also war es wohl Zeit auf irgendwas umzusteigen, wo kein Alkohol enthalten war.
Wir saßen bei den Jungs und Amy am Tisch. Zumindest taten wir das alle mal. Amy und Zayn waren verschwunden, Harry ebenfalls und Kris war auch nirgends zu sehen. Immer wenn wir feiern waren, verloren wir einen von uns, nur war das meistens nicht Kris. Sie konnte relativ viel Alkohol vertragen.
Ich saß zwischen Liam und Louis und Hannah am Rand neben Niall. Mein Blick glitt zur Tanzfläche und einen kurzen Moment lang hielt ich die Luft an, bis Louis mir in die Seite piekte.
„Hast du ein Gespenst gesehen?“, fragte er lachend und ich schüttelte den Kopf, was eine eher schlechte Idee gewesen war.
„Nein, aber so was ähnliches.“, antwortete ich und zeigte auf die Menschenmenge. Dazwischen konnte man zwei Personen erkennen, die offenbar sehr, sehr eng miteinander tanzten. Es waren Harry und meine beste Freundin.
„Das…ist überraschend.“, meinte Liam neben mir und ich nickte. Hannah hatte die beiden ebenfalls entdeckt und runzelte die Stirn.
„Ich glaube, da hat jemand zu viel getrunken.“, stellte Niall fest. „Eigentlich geht das nicht so schnell.“, erklärte Hannah und sah mich an.
„Sollen wir sie holen und nach Hause fahren? Oder einfach lassen?“, fragte sie mich und ich zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht. Jetzt wird sie uns dafür hassen, aber morgen früh nicht. Wenn wir sie aber lassen, dann ist es anders herum. Eigentlich ist sie alt genug.“, antwortete ich und als ich wieder zur Tanzfläche sah, waren die beiden verschwunden.
„Zu spät.“, lachte Louis und trank etwas von seinem Bier. Von seinem gefühlt hundertsten Bier und er war noch kein Stück betrunken oder angetrunken. Ich hätte echt gern gewusst, wie er das machte.



Zwei Stunden später machten wir uns auf den Heimweg. Kris und Harry waren nicht mehr aufgetaucht, also fuhren wir ohne die beiden. Mit dem Rest teilten wir uns einen großen Van und ließen uns zu unseren Apartments fahren.
Wir verabschiedeten uns von den Jungs und ich wankte die Treppen nach oben. Hannah schien auch nicht besonders angetrunken zu sein und schloss deswegen die Haustür auf.
Unsere beste Freundin war nicht in ihrem Bett und auch sonst nirgendwo in dem Apartment, also war sie entweder bei diesem Daniel, noch in dem Club, auch wenn wir alles abgesucht hatten, oder bei Harry.
„Die taucht schon auf.“, meinte ich zu Hannah und winkte ihr, bevor ich in mein Zimmer torkelte. Mein Kleid tauschte gegen ich ein zu großes T-Shirt und dann legte ich mich ins Bett. Abschminken konnte ich mich auch am nächsten Tag noch.

Kapitel 10

Wütend funkelte ich Harry an und stemmte die Hände in die Hüften. Der Lockenkopf sah zu seinem besten Freund und zuckte dann mit den Schultern.
„Komm mit.“, bat er mich und zog mich wieder mit in sein und Louis Zimmer.
„Ich höre?“, fragte ich bissig und er ließ sich auf das Bett sinken.
„Zoe…“, setzte er an aber ich unterbrach ihn direkt wieder.
„Nenn mich Kris. Ich weiß nicht, warum du mich so nennst, aber es ist mir eigentlich auch egal.“, forderte ich und er nickte.
„Also. Kris…Gestern Abend. Ich weiß auch nicht, aber wir haben alle getanzt und getrunken und irgendwann hab ich dich gefragt, ob du mit mir tanzen willst und du hast ja gesagt. Das hat mich selbst überrascht, aber ich hab natürlich mit dir getanzt. Wir haben noch mehr zusammen an der Bar getrunken und noch mehr getanzt. Naja…also wir haben halt sehr eng getanzt und dann meintest du, du willst irgendwo hin, wo wir allein sind und dann sind wir eben mit dem Shuttleservice hierher gefahren.
Wir sind hoch und ich schwöre dir, ich hätte nichts mit dir gemacht. Du hast dann gefragt wo ich schlafe und hast mich dann in das Zimmer gezogen. Du hast mich auf mein Bett gedrückt und dein Kleid ausgezogen und dich dann auf meinen Schoß gesetzt. Wir haben ins halt geküsst und du wolltest mich ausziehen. Ich hab gesagt, dass wir das besser lassen sollten, dann hast du mich angesehen und nichts mehr gesagt, also hab ich dich von meinem Schoß auf das Bett geschoben und dich zugedeckt. Du bist auch direkt eingeschlafen und dann hab ich mich auch hingelegt.“, erklärte er und ich sah ihn an. Ich hatte keine andere Wahl, als ihm zu glauben, auch wenn ich mir das so alles nicht vorstellen konnte. Ich hatte noch nie einen Filmriss. Aber es gab für alles ein erstes Mal.
„Dann, ähm, danke?“, murmelte ich und hob mein Kleid vom Boden auf.
„Ich denke, ich geh dann.“, fügte ich hinzu, nahm meine Schuhe und verließ das Zimmer. Harry rief mir irgendwas hinterher, aber ich ignorierte es und verließ die Wohnung.
An der Tür zu dem Apartment von mir und meinen besten Freundinnen klopfte und ich hatte Glück, dass Hannah offenbar schon wach war.
„Da bist du ja! Ich hab mir echt schon Sorgen gemacht. Wo warst du?“, fragte sie und trat bei Seite, damit ich eintreten konnte. Ich trug noch immer Harrys Hemd und das Make-up vom Vorabend. Ich musste schrecklich aussehen.
„Später.“, murmelte ich und ging an Hannah vorbei. Ich brauchte eine Dusche und Zeit zum Nachdenken.
„Du siehst verwirrt aus. Ich mach jetzt sowieso Frühstück. Danach reden wir darüber, okay?“, meinte Hannah und ich nickte.
In meinem Zimmer warf ich mein Kleid auf mein Bett, nahm mir den Bademantel vom Haken und ging ins Badezimmer. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir, dass ich tatsächlich schrecklich aussah. Mein Make-Up war überall um meine Augen herum verteilt, meine Haare waren zerzaust und Harrys Hemd hing an mir herunter, als würde eine Zwölfjährige das Hemd ihres Vaters tragen.
Ich kämmte meine Haare flüchtig, zog mich aus und stieg unter die Dusche. Das warme Wasser prasselte angenehm auf mich herunter und ich schloss entspannt die Augen.
Wie viel zum Teufel hatte ich getrunken? Ich erinnerte mich immer an alles, was ich getan hatte, aber dieses Mal konnte ich mich nur noch daran erinnern, wie ich mit Louis getanzt hatte. Mir ging es nicht einmal schlecht, abgesehen von den Kopfschmerzen, die aber bereits nachließen.
Es wunderte mich, dass Harry die Situation nicht ausgenutzt hatte. Er konnte zwar nicht wissen, dass ich mich an nichts mehr erinnern würde, aber er hätte behaupten können, dass ich es gewollt hätte. Er war wohl doch nicht so ein großes Arschloch, wie ich gedacht hatte.



Hannah und Anne saßen am Esstisch, als ich in den Wohnbereich kam und grinsten mich an.
„Hast du heute Nacht echt bei Harry geschlafen?“, fragte Hannah direkt und reichte mir einen Korb mit Brötchen, als ich mich gesetzt hatte.
„Ja, aber ich kann mich an fast nichts von gestern Abend erinnern. Er meinte wir hätten uns nur geküsst, weil er dann gesagt hat, wir sollten es lieber lassen. Dann haben wir einfach geschlafen.“, murmelte ich und nahm mir das Marmeladenglas.
„Ein Gentleman ist er.“, meinte Anne und ich zuckte mit den Schultern.
„Ich glaube nicht, dass er lügt, aber ich weiß auch nicht, ob ich ihm glauben kann. Wobei ich keine andere Wahl habe. Wenn er die Wahrheit gesagt hat, dann ist er zumindest nicht so ein Idiot, wie ich bisher dachte.“
„Du magst ihn.“, stellte Hannah fest und ich warf ihr einen genervten Blick zu.
„Tu ich gar nicht.“, wiedersprach ich und meine besten Freundinnen lachten. Ich ignorierte das einfach und aß mein Brötchen, während die beiden mich musterten.
„Hast du heute eigentlich schon mal genau in den Spiegel geguckt?“, fragte Anne mich dann und ich schüttelte den Kopf.
„Nur kurz, um festzustellen, dass ich furchtbar aussah.“, antwortete ich und sah sie fragend an. „Warum?“
„Geh einfach ins Bad und schau nach.“, lachte Hannah, also stand ich auf und folgte dem Rat der beiden. Im Badezimmer musterte ich mein Spiegelbild und es dauerte ein bisschen, bis ich verstand, was sie meinten. Ich hatte einen Knutschfleck am Hals, der halb durch meine Haare verdeckt wurde. Große Klasse.
Nachdem ich den Fleck mit ein wenig Make-Up halbwegs überdeckt hatte, ging ich zurück an den Frühstückstisch, wo Hannah gerade telefonierte.
„Ja, klar. Ich frag sie.“ Sie nahm das Handy vom Ohr und sah mich an.
„Kommst du mit, wir wollen mit den Anderen Golf spielen. Also vielleicht kannst du uns dann auch noch ein bisschen was zeigen, genau wie Harry und Niall.“, fragte sie.
„Nee. Ich hab echt keine Lust diesen Kerl heute noch zu sehen.“, lehnte ich ab und die beiden sahen mich enttäuscht an.
„Ach komm schon.“, bat Anne, aber ich schüttelte den Kopf.
„Wirklich nicht. Außerdem will ich schlafen, ich bin müde.“, versuchte ich mich raus zu reden. Hannah sagte der Person, mit der sie sprach, dass ich nicht mitkommen würde und legte dann auf.



Gegen zwei verschwanden die beiden zum Spielen und ich setzte mich im Wohnzimmer auf die Couch und sah mir einen Film an. Dieser lief noch gar nicht lang, als es plötzlich an der Tür klopfte. In Boxershorts und einem längeren Top schlurfte ich zur Tür und öffnete. Davor stand Harry.
„Ich dachte ihr seid Golf spielen.“, meinte ich und musterte ihn. Er hatte die Hände in seinen Hosentaschen vergraben und sah mich lächelnd an.
„Ja, ich wollte nicht. Wie geht’s dir?“, fragte er und ich trat ein Stück zur Seite, damit er eintreten konnte.
„Gut. Ich hol dir dein Hemd, das willst du ja sicher wieder haben.“ Bevor er etwas sagen konnte, verschwand ich und als ich mit dem schwarzen Kleidungsstück wieder zurückkam, saß er auf dem Sofa und las sich auf der Rückseite der DVD-Hülle den Inhalt des Films durch.
„Dreizehn. Klingt interessant.“, meinte er und legte die Hülle wieder auf den Tisch.
„Deswegen würde ich den Film jetzt auch gern weiter gucken.“ Ich hielt Harry das Hemd hin.
„Allein.“, fügte ich dann hinzu, als er keine Anstalten machte aufzustehen.
„Schon verstanden.“, murmelte er und nahm sein Kleidungsstück, als er aufstand.
„Man sieht sich noch.“, verabschiedete er sich und verließ das Apartment. Überrascht sah ich ihm nach. Dass er so schnell aufgeben würde, hätte ich nicht gedacht, aber wenigstens hatte ich jetzt meine Ruhe.

Kapitel 11

Am nächsten Tag, einem Montag, gab ich wieder eine Stunde Golfunterricht und natürlich war auch Harry wieder dabei. Er sah mich aber nur einmal kurz an und winkte, bevor er sich mit Niall zusammen eher an den Rand stellte, während ich über verschiedene Schlagtechniken und dafür passende Schläger redete.



„Pass auf. Harry wird dich nachher fragen, ob du ihn auf ein Date begleiten würdest. Sag, dass du es dir noch überlegen musst oder sag ihm zu, aber bitte, sag ihm nicht ab. Er ist echt deprimiert, weil du nichts mit ihm zu tun haben willst.“, erklärte Louis mir, während die anderen verschiedene Sachen übten.
„Aber Lou, ich will nicht, dass du…“
„Vergiss mich. Ich hab oft erlebt, wie Harry andere Mädchen und auch Jungs gedatet hat und ich habe ihn auch oft genug andere vor mir küssen sehen. Weißt du, er wird sich nicht in mich verlieben. Ich sollte vielleicht einsehen, dass das auch in Zukunft nicht passieren wird. Du musst da wirklich keine Rücksicht auf mich zu nehmen. Außerdem ist Harry wesentlich leichter zu ertragen, wenn er gute Laune hat, als wenn er so grummelig ist.“, fiel Louis mir ins Wort und ich seufzte.
„Was ist, wenn ich trotzdem nicht will?“, fragte ich und er lachte laut.
„Willst du mir wirklich erklären, dass du ihn nicht zumindest heiß findest? Komm schon, ein Date hat nichts zu bedeuten und wenn ich du wäre, dann würde ich mitgehen. Weißt du, Harrys Dates sind immer etwas Besonderes. Du wirst es nicht bereuen, dann verspreche ich dir.“ Louis grinste mich an und ich verdrehte die Augen.
„Na schön, wenn es ein Reinfall wird, dann mach ich dich dafür verantwortlich.“, drohte ich und Louis lachte nur wieder.
„Du wirst dich noch bei mir bedanken.“, prophezeite er und ich schüttelte grinsend den Kopf, bevor ich meinen Rundgang fortsetzte.



Wie Louis es vorher gesagt hatte, fing Harry mich am Ende der Stunde ab und kratzte sich im Nacken, als er vor mir stand.
„Ich hab mich gefragt, ob du eventuell Lust hättest mich heute Abend nach London zu begleiten und vielleicht etwas essen zu gehen oder so.“, fragte er und vergrub seine Hände in den Hosentaschen seiner schwarzen Stoffhose. Robert legte viel Wert auf einen angemessen Dress-Code.
„Mhm, warum nicht. Aber nicht zu lang, ich muss morgen ab Zwölf Uhr arbeiten.“ Harry nickte und grinste mich breit an.
„Dann hol ich dich schon im fünf heute Nachmittag ab, dann haben wir ja genug Zeit.“, schlug er vor und ich stimmte zu. Harry nickte mir zu und ging dann zu Louis, der schon auf ihn wartete. Kaum war Harry weg, stürmten Anne und Hannah auf mich zu.
„Was wollte er?“ „Ihr redet doch miteinander?“, fragten sie durcheinander und ich schüttelte lachend den Kopf. Die beiden folgten mir, als ich meine Golfsachen in den Schrank einschloss.
„Er hat mich auf ein Date eingeladen und ich hab zugestimmt. Wir fahren heute nach London. In drei Stunden, um genau zu sein, also gehe ich jetzt Mittag essen, wollt ihr mit?“ Meine besten Freundinnen standen die Münder offen und ich klappte sie zu.
„Du hast ein Date mit Harry Styles? Du hast nachgegeben?“, plapperte Hannah fassungslos und ich zuckte mit den Schultern.
„Wir wollen alles wissen!“, forderte Anne und ich hackte mich bei ihnen unter, damit wir im Clubhaus etwas essen konnten.
„Ja, ich erzähl auch alles.“, stimmte ich noch zu und die beiden fingen an sich über meinen Kopf hinweg darüber zu unterhalten, was ich auf dem Date tragen sollte.



„Leute, das ist viel zu viel!“ Verzweifelt sah ich in den Spiegel. Anne und Hannah hatten meinen Schrank komplett ausgeräumt, um ein passendes Outfit zu finden. Sie hatten mir schließlich eine rote Strumpfhose, einen schwarzen Rock mit einem Unterrock aus Tüll und ein graues Top zugeworfen.
Den Rock trug ich fast auf Taillenhöhe, deswegen war er ziemlich kurz, das Top hatte ich hinein gesteckt und Hannah hatte schwarze, geschlossene High-Heels aus meinem Schrank gefischt. Die beiden hatte mich sogar daran erinnert passende Unterwäsche zu tragen, falls ich wieder bei Harry im Bett landen würde. Das war nicht mein Plan und ich ignorierte den Kommentar einfach.
„Das ist überhaupt nicht zu viel, du siehst toll aus. Anne macht dir noch deine Haare.“, bestimmte Hannah und schob mich auf einen Stuhl vor der Kommode, damit sie mich schminken konnte.
Anne machte mir währenddessen einen hohen Zopf und flocht einige, schmale Strähnen, sodass meine Haare nicht zu streng zurück gebunden aussahen. Die Haare in meinem Zopf lockte sie und toupierte sie an, damit sie viel Volumen hatten.
Hannah verpasste mir mein typisches, schwarzes Make-up und rote Lippenstift und drückte mir dann eine Clutch mit meinem Handy und meinem Ausweis in die Hand.
„Viel Spaß.“, wünschten sie mir und ich nahm meinen Mantel vom Hacken, bevor ich das Apartment verließ.
Unten vorm Haus stand Harry schon, er lehnte an seinem Auto, einem Audi R8, und seine Augen weiteten sich, als er mich sah.
„Hey. Du siehst toll aus.“, meinte er und hielt mir die Autotür auf. Ich spürte, wie meine Wangen anfingen zu brennen und stieg ein. In der Tasche spürte ich mein Handy vibrieren und während Harry das Auto umrundete und einstieg, checkte ich die SMS.
Du siehst super aus. Pass auf, dass Harry nicht anfängt zu sabbern. Ich wünsch auch viel Spaß. Louis ;)
Ich schüttelte grinsend den Kopf und antwortete ihm ein einfaches „Spinner.“ bevor ich mein Handy wieder in die Tasche steckte. Harry sah mich an und lächelte, also lächelte ich zurück.
„Können wir los?“, fragte er und ich griff nach dem Gurt und nickte. Bis nach London fuhr man eine knappe Stunde. Am Anfang redeten wir kaum und lauschten nur der Musik, die aus dem Autoradio kam. Irgendwann spielte der Sender ein Lied von One Direction und Harry schaltete das Radio aus. Verwundert sah ich ihn an.
„Ich will uns nicht selbst aus dem Radio hören.“, erklärte er und machte eine wegwerfende Handbewegung, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte.
„Aber ich will den Song hören. Ich hab noch nie bewusst etwas von euch gehört.“, erklärte ich und schaltete das Radio wieder ein. Ich musste zugeben, dass sie echt nicht schlecht waren und ich grinste, als ich hörte, wie Harry leise mitsang.

Kapitel 12

Harry parkte sein Auto vor einem Restaurant mit hellroter Außenfassade. Draußen hatte sich eine kleine Schlange gebildet, aber er nahm einfach meine Hand und marschierte mit mir an den anderen Leuten vorbei und der Kellner am Eingang winkte ihn einfach rein.
„Mister Styles! Es ist schön, dass wir sie wieder hier begrüßen dürfen und dann auch noch in Begleitung. Ich dachte, sie kommen lieber allein?“, wurde Harry begrüßt und er schüttelte dem Mann freundlich lächelnd die Hand.
„Guten Abend Henry. Darf ich dir meine Begleitung vorstellen? Kris Henderson, die Tochter des Besitzers des Golfclubs, den du mir empfohlen hast. Und du sollst mich duzen.“, antwortete Harry lachend und Henry schüttelte mir lächelnd die Hand, also lächelte ich zurück. Er war bestimmt schon Mitte 50, schien aber sehr nett zu sein.
„Ich denke wir sollten das Gespräch auf später verschieben. Dein Stammplatz ist frei. Wenn ihr mir also folgen würdet.“ Henry führte uns also einen Gang entlang, fast bis zum hintersten Teil des Restaurants. Zumindest nahm ich an, dass es eins war. Von dem Gang gingen einzelne Klapptüren ab, durch die immer wieder einzelne Kellner mit Tabletts verschwanden.
Wir wurden durch die Klapptür mit der Nummer 13 geführt und standen dann im Dunklen. Zum Glück hielt ich Harrys Hand, sonst hätte ich mich gnadenlos verlaufen.
„Du musst nur mir oder meiner Stimme folgen.“, meinte er und ich stolperte einfach hinter ihm her. Ich hörte wie ein Stuhl verrückt wurde und Harry forderte mich auf mich zu setzen, also ließ ich mich vorsichtig auf den Stuhl sinken und ihm vor allem zu treffen. Vor mir erfühlte ich eine Tischplatte oder so etwas in der Art und mir entwich ein Seufzen. Was sollte das nur werden, wenn es fertig war?
„Das ist ein Restaurant, dass sich auf ‚Dinner in the Dark‘ spezialisiert hat. Ich war schon einige Male hier, weil das Essen einfach unglaublich ist. Normalerweise komm ich aber allein.“, erklärte Harry und ich nickte, bis mir klar wurde, dass er mich nicht sehen konnte.
„Woher weiß ich dann, was ich esse? Oder was ich bestelle? Oder wo zur Hölle es sich auf einem Teller befindet?“, fragte ich und er lachte leise.
„Es gibt hier nur Fingerfood, du kannst alles locker mit der Hand essen und wenn man sich dumm anstellt, sieht der andere es sowieso nicht. Es wird gleich ein Kellner kommen und dir drei Menüs aufzählen und dann wählst du einfach eins aus.“, erklärte der Lockenkopf mir.
„Das ist definitiv mal was anderes.“, stellte ich fest und hörte die Tür auf- und wieder zuklappen und jemand räusperte sich. Ein Mann stellte sich als Steven vor und ratterte dann drei Menüvorschläge runter. Das erste Menü war rein vegetarisch, das zweite mit verschiedenem Fleisch und das dritte mit Fisch und Meeresfrüchten. Ich entschied mich für das Dritte und Harry für das Zweite.
„Magst du keinen Fisch?“, wollte ich wissen, als Steven wieder gegangen war und wir wieder allein waren.
„Doch schon, aber das Menü kenn ich schon.“, erklärte Harry und ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte, er selbst sagte auch nichts.
Steven unterbrach die Stille, indem er uns Wein brachte und die beiden großen Gläser auf den Tisch stellte. Wir bedankten uns und ich nahm mir das Glas. Ich konnte mir vorstellen, wie es aussah, als ich es in den Händen hielt und es musste wirklich schön sein, ziemlich groß und ziemlich rund.
Es war ein relativ süßer Rotwein und obwohl ich eigentlich keinen Wein trank, mochte ich diesen sogar.
„Warum hasst du mich so?“, fragte Harry wie aus dem Nichts heraus und weil ich ihn nicht sehen konnte, viel mir der ernste, deprimierte Ton in seiner Stimme fiel mir auf.
„Ich…Ich hasse dich nicht.“, antwortete ich leise und spürte, wie meine Wangen rot wurden. War ich wirklich so schrecklich, dass er den Eindruck bekam, ich würde ihn hassen?
„Aber du redest kaum mit mir, regst dich über mich auf und nimmst mich nicht ernst. Du bist abweisend und kalt. Liegt nahe, dass ich das denke, oder?“ Harry konnte ja beinahe meine Gedanken lesen.
„Du erinnerst mich einfach sehr stark an jemanden, den ich hasse. Du bist fast wie er und manchmal kann ich einfach nicht anders als meine Wut über ihn an dir auszulassen.“, erklärte ich und machte eine kleine Pause. „Es tut mir leid.“, fügte ich hinzu und schon ging die Tür erneut auf und uns wurden die Vorspeisen gebracht.
„Also einfach mit den Fingern essen, sagst du?“, wechselte ich das Thema und Harry lachte leise. „Du müsstest eine Art Brot haben. Aber ich will nicht zu viel verraten, der Sinn der Sache ist es sich mehr auf den Geschmack zu konzentrieren und heraus zu finden, was du da isst. Und weil ich weiß, was du hast, werde ich dir sagen, ob du richtig liegst.“ Ich brummte und Harry lachte nur noch mehr.
Unsicher suchte ich auf dem Teller vor mir nach dem Essen und tatsächlich fühlte sich dieses an wie Brot, oder eher Baguettescheiben. Vorsichtig führte ich das Essen zu meinem Mund biss davon ab.
„Und?“, wollte Harry wissen, also kaute ich auf und schluckte herunter, bevor ich ihm antwortete.
„Also es ist Gebäck, Vollkornbrot oder so etwas in der Art. Da drauf ist Frischkäse oder eine Quarkcreme oder so etwas in der Art und Lachs.“, riet ich und Harry applaudierte mir.
„Das ist sogar richtig.“ Ich schnaubte und warf mit meiner Serviette, die ich neben meinem Teller erfühlte, nach ihm. Ich musste ihn auch getroffen haben, weil er überrascht auflachte und zurück warf.
„Zweifle ja nicht an meinem Geschmack. Oder eher an meinen Geschmacksnerven.“, verlangte ich ernst und musste dann aber doch lachen.
„Schon gut, schon gut.“ Ich konnte an seiner Stimme hören, dass Harry grinste. Es überraschte mich, wie sehr die anderen Sinne geschärft wurden, wenn man nichts mehr sehen konnte.



Als Hauptspeise bekam ich verschiedene Sorten gebackenen Fisch, kleine, frittierte, frische Kartoffelstücken und mundgerecht geschnittenes Gemüse, das den Salat ersetzen sollte. Als Dessert erhielten wir beide schokolierte Früchte.
„So, das war mein absolutes Lieblingsrestaurant und normalerweise nehme ich niemanden mit hier hin. Jetzt zeige ich dir noch meine Lieblingsbar.“, beschloss Harry, als wir aus der Klapptür traten und uns von Henry und Steven verabschiedeten.
„Das Essen war wirklich gut. Dankeschön.“, meinte ich auf den Weg zu Harrys Auto und er öffnete mir wieder die Tür, nachdem er mich angelächelt hatte. Die Idee mit dem Restaurant war großartig gewesen und ich musste Louis wirklich danken, weil er mich davon überzeugt hatte, mit Harry mit zu fahren. Wenn die Bar auch nur halb so schön war, dann hatte Harry offiziell den Preis für die besten Dates verdient.

Kapitel 13

Wir fuhren nur knappe fünf Minuten mit dem Auto und hielten dann in einer kleinen Seitengasse. Harry legte seinen Arm um meine Schulter, als wir aus der Gasse heraus um die Ecke gingen und dann vor einem bunt erleuchteten Eingang stehen blieben.
„Mensch Harry, lang nicht gesehen.“ Es wunderte mich wenig, dass der Türsteher ihn kannte. Harry reichte dem Mann die Hand und dieser trat bei Seite, damit wir eintreten konnten.
Die Bar war in mehreren Blautönen gehalten, sogar das Licht war bläulich. Es war auch nur mäßig voll und Harry legte seinen Arm um meine Schultern, als er durch die Bar lief und einen erhöhten Tisch mit Barhockern davor ansteuerte.
„Ich bin gleich wieder da.“, meinte Harry und verschwand wieder, also setzte ich mich auf den Hocker und zog mein Handy aus meiner Clutch und schickte Hannah und Anne eine SMS und erzählte, dass mir der Abend bis dahin ganz gut gefallen hatte.
Gerade als ich meinen Text gesendet hatte, kam Harry wieder, in den Händen hielt er Getränke für uns.
„Ich hoffe, du magst Pfirsich und Mango.“, meinte er und stellte eines der beiden großen Cocktailgläsern vor meine Nase.
„Es ist auch kein Alkohol drin.“, erklärte er noch und nahm dann selbst einen Schluck aus seinem Gals, soweit ich das beurteilen konnte, hatte er den gleichen Cocktail wie ich. Ich probierte also davon und musste wohl oder übel zugeben, dass Harry einen guten Geschmack hatte.
„Der ist gut.“, meinte ich also und Harry grinste mich an. Er wollte gerade etwas sagen, als jemand ihm von hinten auf die Schulter tippte. Harry drehte sich um und begrüßte einen Mann freudig, während ich da saß und darauf wartete heraus zu finden, wer das sein könnte.
„Grimmy.“, stellte der andere sich bei mir vor und mir fiel auch endlich ein, warum er mir bekannt vorkam.
„Kris.“, stellte ich mich vor und ergriff seine Hand. Harry lehnte sich etwas vor und flüsterte Nick Grimshaw, wie Grimmy eigentlich hieß, ins Ohr und der Radiomoderator lachte.
„Ich muss sowieso los. Wir sehen uns Harry.“, sagte er dann und war auch schon verschwunden. Verwundert sah ich ihm hinterher, während Harry einfach nur den Kopf schüttelte und einen weiteren Schluck trank.



Gegen halb elf machten wir uns auf den Weg nach Hause. Ich war positiv überrascht von Harry, wir hatten uns ziemlich gut verstanden und uns gut unterhalten und er war ziemlich intelligent und auch was er so erzählte, zeigte mir, dass er nicht so ein dummer Idiot war, wie ich zunächst gedacht hatte.
Auf der Rückfahrt hatte ich meinen Kopf gegen die kalte Fensterscheibe gelehnt und sah nach vorn auf die leere Straße. Es war dunkel und ich wurde müde von der leisen Musik aus dem Radio und dem gleichmäßigen Geräusch des Autos.
Immer wieder klappten mir meine Augen zu und ich hatte Schwierigkeiten noch richtig wach zu bleiben und plötzlich wurde ich mit einem Ruck aus meinem Halbschlaf gerissen.
Ich wurde nur von meinem Gurt daran gehindert durch die Windschutzscheibe zu fliegen und das Quietschen der Reifen hallte in meinen Ohren nach. Es knackte und raschelte und mit einem dumpfen Knall kam Harrys Auto zum Stehen.
Geschockt sah ich mich um und Harry sah mich ebenfalls geschockt an. Er umklammerte das Lenkrad und seine Knöchel traten weiß hervor. Genau wie ich atmete er schnell.
„Was zur Hölle war das denn?“, fragte ich und versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen.
„Da war ein Ree, es stand einfach so auf der Straße und ich wollte bremsen und dann hab ich gleichzeitig versucht auszuweichen, weil der Bremsweg zu lang war und jetzt stehen wir im Graben.“, stammelte er und versuchte den Motor zu starten. Dieser allerdings gab zwar ein paar Geräusche von sich, blieb aber nicht an.
„Verdammt!“, fluchte Harry und schlug auf das Lenkrad, erschrocken zuckte ich zusammen und er sah mich entschuldigend an.
„Sorry, aber…“ „Schon gut.“, meinte ich und öffnete meine Tür, die zum Glück gut aufging. Vorsichtig kletterte ich aus dem Auto, bis auf das Bisschen Mondlicht war es total dunkel.
„Ich rufe mal Louis an, er soll uns abholen.“, meinte Harry, als er ebenfalls ausgestiegen war und neben mir stand.
„Ist ne gute Idee.“, antwortete ich und kraxelte dann über die Wiese an den Straßenrand, in der Hoffnung, dass vielleicht ein Auto vorbei kommen würde. Die Straße war lang und gerade und ich konnte in keiner der beiden Richtungen ein Auto ausmachen.
„Ich hab auch noch einen Abschleppdienst angerufen.“, erklärte Harry, als er neben mich trat und ich verschränkte die Arme vor der Brust, weil es immerhin Nacht und dementsprechend kalt war.
„Hier.“ Harry hielt mir seine Jacke hin und ich zog sie mir dankbar über, auch wenn sie mir viel zu groß war. Dann standen wir da und warteten auf Louis oder den Pannendienst.
„Sorry.“, murmelte Harry irgendwann und sah dabei auf den Boden.
„Warum?“, fragte ich irritiert und er hob überrascht den Kopf.
„Vielleicht, weil das ganze hier in einem totalen Desaster geendet ist?“, antwortete er und machte eine Handbewegung zu seinem Auto im Graben.
„Naja, das ist schließlich nicht deine Schuld. Bis zu dem kleinen Unfall war der Abend wirklich schön.“ Harry lächelte und dann wurde sein Gesicht von Autoscheinwerfern erhellt.
Neben uns hielt ein großer Abschleppwagen und als die beiden Mitarbeiter gerade Harrys Wagen aus dem Graben zogen, kam auch Louis an und winkte uns zu sich.
„Was habt ihr denn jetzt angestellt?“, fragte er und ich grummelte nur, weil mir noch immer kalt war und ich so schnell wie möglich in ein warmes Auto wollte. Ich stieg also ein und ließ die Jungs draußen stehen, zumal Harry sowieso noch das Verladen seines Autos beaufsichtigen musste und auch noch ein paar Papiere unterschreiben musste.



„Nein ich trag sie.“ „Ach weck sie doch, das wird sie verkraften.“ Müde schlug ich die Augen auf und sah direkt in Harrys Gesicht.
„Was ‘n los?“, fragte ich und gähnte, gleichzeitig hörte ich Louis lachen.
„Wir haben es dann doch endlich mal nach Hause geschafft. Es ist schon fast ein Uhr.“, erklärte Harry und half mir beim Aussteigen.
„Ich bring dich noch hoch.“, fügte er dann hinzu, aber ich winkte ab.
„Brauchst du nicht, sind nur unnötige Treppen.“, erklärte ich und nahm noch meine Tasche.
„Wir sehen uns morgen.“, verabschiedete Louis sich und verschwand schon mal, sodass Harry und ich allein vor unseren Hauseingängen standen.
„Dann bis morgen.“, meinte ich und wollte gerade gehen, als Harry mich an meiner Schulter wieder umdrehte und ansah. Er sah mich wirklich nur an, er sagte nichts und ich stand nur da und wartete auf irgendwas, ich wusste selbst nicht, auf was genau.

Kapitel 14

„Ist dir auch wirklich nichts passiert?“, fragte Harry und ich schüttelte den Kopf.
„Mit mir ist alles in Ordnung, ich hab mich nur erschrocken.“, antwortete ich und er ließ meine Schulter wieder los.
„Dann, ähm, dann bin ich beruhigt. Tut mir leid, dass das alles so geendet ist.“, entschuldigte er sich zum gefühlt fünfhundertsten Mal und ich lachte leise.
„Du sollst dich nicht die ganze Zeit dafür entschuldigen, du kannst nichts dafür.“
„Doch, ich hätte viel früher bremsen müssen und ich hätte nicht ab…“ Ich stoppte Harry, in dem ich ihm meine Hand auf den Mund legte und er sah mich verwundert an, sodass ich lachen musste.
„Bist du jetzt endlich still und redest nicht mehr davon? Du hast nichts falsch gemacht und es ist nichts passiert, außer dass dein Auto kaputt ist und das solltest du locker ersetzen können.“, erklärte ich und nahm meine Hand wieder von seinem Mund.
„Aber…“ Ein Blick von mir reichte und er redete nicht weiter. Direkt danach musste ich gähnen und Harry umarmte mich. Perplex erwiderte ich diese und er grinste mich anschließend an.
„Schlaf gut.“, meinte er noch und ging dann winkend zu seinem eigenen Hauseingang. Ich schloss also die untere Tür auf und als ich dann in unserem Apartment ankam, sprangen mir Hannah und Anne direkt entgegen.
„Alles okay mit dir? Niall hat uns angerufen und gesagt, dass Louis euch abholt, weil ihr einen Unfall hattet und ich hab dich angerufen, aber du bist nicht dran gegangen und wir dachten schon, es wäre etwas schlimmes passiert.“, plapperte Hannah und ich schüttelte den Kopf, bevor ich erzählte, was passiert war.
„Harry ist wirklich so ein Süßer. Bitte sag mir, dass ihr euch wenigstens geküsst habt.“, meinte Anne am Ende und ich warf ihr einen schiefen Blick zu.
„Ich bin nur mit ihm ausgegangen, weil Louis mich darum gebeten hat. Er hat gesagt, ein Date mit Harry ist immer spannend und es war auch interessant und lustig und ich hab mich auch gut mit ihm vertragen, aber ich will nichts von ihm und ich werde auch nie etwas von ihm wollen. Es war nur ein Gefallen für Louis, damit Harry ihm nicht auf die Nerven geht.“ Ich wusste selbst, dass ich genervt und gereizt klang und auch nicht gerade nett, aber gesagt war gesagt.
„Ist ja gut.“, murmelte Anne und ich wusste, dass sie jetzt sauer war und es tat mir auch leid, aber wie oft sollte ich ihnen denn noch sagen, dass ich kein Interesse für Harry hatte?
„Ich geh ins Bett, ich bin müde.“, warf ich in die Stille ein und weder Hannah noch Anne sagten etwas, als ich in meinem Zimmer verschwand.



Als ich am nächsten Morgen aufstand, waren die beiden schon weg, weil sie Schicht beim Frühstück im Restaurant hatten. Es tat mir ja immer noch leid, wie ich reagiert hatte, aber ich war auch zu stolz um mich zu entschuldigen.
Während ich darauf wartete, dass mein Tee zog und mein Toast fertig wurde, griff ich zu meinem Handy und rief Louis an, der zum Glück auch direkt ran ging.
„Guten Morgen.“, flötete er und ich fischte mit einer Hand mein Toast aus dem Toaster, bevor ich antwortete.
„Morgen.“ Ich kippte Jogurt in eine Schale und nahm mir einen Apfel aus der Obstschale und setzte mich dann mit meinem Essen an den Tresen zwischen Küche und Wohnbereich.
„Du klingst so richtig gut gelaunt.“, meinte Louis und ich brummte irgendwas als Antwort.
„Was ist passiert?“, fragte er und ich seufzte, bevor ich ihm schließlich doch erzählte, was am Abend zuvor noch passiert war.
„Weißt du, ich wollte ja nicht so zickig sein, aber es nervt mich einfach. Ich weiß nicht, ob die beiden denken, dass ich unbedingt einen Freund brauche, oder ob sie einfach nur denken, dass wir gut zusammen passen würden, aber erstens will ich keinen Freund und zweites erinnert mich Harry viel zu sehr an genau diese Sorte Mensch, die ich scheiße finde.“, beendete ich meinen Vortrag und Louis lachte leise.
„Was gibt es da zu lachen?“, maulte ich beleidigt und er lachte nur noch mehr, bevor er mir antwortete.
„Es ist niedlich, wie du dich so darüber aufregst. Ich kann mir vorstellen, dass du es nervig findest, aber ist doch klar, dass sie so denken, wenn du mit Harry auf ein Date gehst. Wobei nicht jedes Date bedeutet, dass man anschließend zusammen ist oder so. Aber du solltest dich trotzdem entschuldigen und du solltest Harry mal in einem ruhigen Gespräch sagen, dass das nichts wird, weil er das sonst nie begreift, glaub mir das. Außer du überlegst es dir noch einmal anders. Wie gesagt, ich wäre dir nicht böse, es würde mich eher freuen, weil er dann wenigstens mal eine anständige Freundin hat. Außerdem mag ich dich.“, befand Louis und ich lächelte.
„Du bist süß, weißt du das eigentlich? Trotzdem will ich echt nicht in deiner Haut stecken, du tust mir echt leid.“, murmelte ich und hörte das Klicken der Haustür, ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es schon halb Zwölf war und ich los musste.
„Du Louis, ich muss weg, ich hab um Zwölf Schicht am Empfang. Wir sehen uns morgen beim Unterricht.“, verabschiedete ich mich dann und Anne warf mir einen schrägen Blick zu, als sie in den Wohnbereich kam.
„Harry nicht, aber Louis, oder was?“, fragte sie schnippisch und ich verkniff mir ein Seufzen.
„Wir reden später, ja? Ich muss los.“, meinte ich nur, stellte mein Geschirr weg und ging dann in mein Zimmer, um mich anständig anzuziehen, anschließend fuhr ich los. Ich wunderte mich zwar, dass Hannah nicht da war, aber ich wollte nicht nachfragen, erst musste ich das mit Anne wieder gerade biegen.

Kapitel 15

Hannah POV

Dieses ganze Theater zerrte auch an meinen Nerven und deswegen fuhr ich auch nach Annes und meiner Schicht nicht mit zurück zu unserem Apartment, sondern lief ein bisschen auf dem Gelände herum.
Mit Musik in den Ohren lief ich so lang gerade aus, bis ich an einem kleinen Park ankam. Es wunderte mich einerseits, dass es einen Park gab, wenn das Golfgelände da war und auch sehr groß war, andererseits wunderte es mich auch nicht, denn auf dem Gelände gab es eigentlich nichts, was es nicht gab.
Ich stellte fest, dass es sogar einen künstlich angelegten Badesee gab und ich lief ein bisschen am Ufer entlang, bis ich dort jemanden sitzen sah. Bei genauerem Hinsehen, stellte ich fest, dass es Niall war, also ging ich auf ihn zu und setzte mich neben ihn.
„Hey.“, sagte er überrascht und legte seine Gitarre aus der Hand. Die Gitarre, die ich so unglaublich schön fand und die Niall bei Liveauftritten bei ‚Little Things‘ benutzte.
„Was machst du hier?“, fragte ich und neugierig und Niall zuckte mit den Schultern.
„Bei uns geht es irgendwie drunter und drüber. Das ist voll anstrengend. Harry macht sich immer noch Vorwürfe und redet schon den ganzen Tag von nichts außer dem Unfall und Kris und keine Ahnung und Louis versucht ihm das auszureden und Liam macht es eigentlich nur schlimmer, weil er sagt, dass Harry immer viel zu schnell fährt und wenn er das nicht getan hätte, dann hätte er auch rechtzeitig bremsen können. Zayn und seine Freundin hocken daneben und blenden das Umfeld komplett aus, oder sie verschwinden in ihrem Zimmer und ich komm mir vor wie das fünfte Rad am Wagen, das keine Meinung hat und uninteressant ist.“, erklärte er und ich sah ihn bedröppelt an.
„Das tut mir leid.“, murmelte ich und er zuckte wieder mit den Schultern.
„Kannst du ja nichts für.“, meinte er schlicht und ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte. Eigentlich wäre es schon gewesen jemandem von dem Streit zu erzählen, aber ich wusste nicht so, ob es für Anne und Kris okay war, wenn ich einfach darüber redete und deswegen ließ ich es.
Wir saßen also schweigend am Ufer von diesem See, bis Niall irgendwann seine Gitarre wieder in die Hand nahm und mich ansah.
„Macht es dir was aus, wenn ich ein bisschen spiele?“, fragte er und ich schüttelte lachend den Kopf.
„Warum sollte es? Ich mag eure Musik.“ Eigentlich wollte ich das gar nicht sagen und deswegen errötete ich etwas, während er nun grinste.
„Dankeschön.“, lachte er und fing an auf der Gitarre herum zu klimpern. Es war keine Melodie, die ich kannte, aber ich fand sie schön.
„Okay, wir spielen ein Spiel. Ich spiele einen unserer Songs und du sagst mir, welcher das ist.“, lachte er und ich schüttelte den Kopf.
„Ach komm schon! Du hast gesagt, du magst unsere Musik.“, bettelte er und sah mich mit großen Augen an. Sämtliche Berichte und Geschichten von Nialls angeblichen Hundeblicken waren eindeutig wahr.
„Na schön, wenn du unbedingt willst.“, seufzte ich und er lachte.
„Ja, will ich.“, erklärte er und rückte seine Gitarre zurecht, bevor er das erste Lied anfing, was ich ziemlich schnell erkannte.
„Little Things.“ Niall nickte und grinste immer noch so selbstzufrieden, weil er mich zu diesem Spiel überredet hatte. Er fing den nächsten Song an und auch den erkannte ich fast sofort.
„One Thing.“, riet ich und wusste auch, dass ich Recht hatte. Nialls Grinsen bestätigte mich nur.
„Du kennst unsere Songs ja echt gut.“, meinte er und ich merkte, wie meine Wangen schonwieder warm und dementsprechend rot wurden.
„Versuchen wir mal was Schwierigeres.“, beschloss er also, als ich nicht antwortete und er fing wieder an zu spielen. Dieses Mal brauchte ich etwas länger um es zu erkennen, aber ich erkannte es.
„Truly Madly Deeply.“, antwortete ich nach kurzer Zeit und Niall hörte nickend auf zu spielen.
„Du bist gut. Und ich hab mal eine Frage an dich. Ich hab einen neuen Song geschrieben, aber ich weiß nicht, ob er so gut ankommen würde. Würdest du ihn dir anhören?“, fragte er verlegen und ich stimmte zu.
Er sang nicht, aber das Lied, was er auf der Gitarre spielte, klang schön, aber mir kam während er spielte eine Idee.
„Niall…also, das ist echt schön, aber was ist, wenn du vor dem Refrain das machst? Also darf ich mal deine Gitarre?“, fragte ich schüchtern und er reichte mir sie ohne ein weiteres Wort. Ich spielte ihm meinen Vorschlag vor und er klatschte begeistert.
„Das ist toll! Das ist viel besser als das, was ich mir überlegt hatte. Dankeschön.“, freute er sich und ich gab ihm seine Gitarre zurück.
„Würdest du mir das aufschreiben, damit ich es nicht vergesse?“, bat er noch und reichte mir einen Zettel und einen Stift. Schnell schrieb ich ihm die entsprechende Griffe auf und er steckte alles zurück in seine Hostentasche.
„Danke, nochmal.“, lachte er und stand auf, dann reichte er mir seine Hand, um mich hochzuziehen.
„Wir sollten zurückgehen. Ich für meinen Teil hab nämlich Hunger.“, erklärte er lachend und ich fiel mit ein.
„Stimmt und ich sollte vielleicht auch mal Mittag essen.“, meinte ich und wir liefen zusammen den Weg zurück zu unseren Apartments.
Man hörte nur die Vögel in den Bäumen zwitschern und sonst eigentlich nichts, außer vielleicht noch das Knirschen von dem Kies unter unseren Füßen. Auf einmal aber kam von irgendwo her ein relativ lautes Klick-Geräusch und ich drehte mich irritiert um.
„Alles okay?“, fragte Niall verwirrt und ich sah ihn überrascht an.
„Hast du das nicht gehört?“, fragte ich und er schüttelte den Kopf.
„Was soll ich denn gehört haben?“, wollte er wissen und ich winkte ab. Wahrscheinlich hatte ich mir das auch nur eingebildet.
„Nicht so wichtig. Wahrscheinlich war da nicht einmal was.“, meinte ich nur und wir gingen weiter. Trotzdem hatte ich ein komisches Gefühl, aber ich konnte nicht genau erklären warum.

Kapitel 16

Als meine Schicht beendet war, fuhr ich zurück in unser Apartment und dieses Mal war auch Hannah da und außerdem noch Zayn, seine Freundin und Liam und Niall. Überrascht blieb ich im Türrahmen stehen, aber da wurde mir auch schon auf die Schulter getippt und als ich mich umdrehte, standen mir Louis und Harry gegenüber.
„Dürfen wir mal?“, fragte Louis und drängelte sich mit Harry im Schlepptau an mir vorbei.
„Kommt doch rein.“, murmelte ich ironisch und ohne das es jemand hörte, während ich belustigt beobachtete, wie Liam praktisch an Annes Lippen hing, während sie ihm etwas erzählte.
„Ah da bist du ja endlich. Wir haben grad beschlossen eine spontane Party zu veranstalten.“, meinte Hannah und drückte mir ein Glas mit was auch immer in die Hand.
„Achso.“, antwortete ich gedehnt und stellte das Glas erst einmal auf dem nächstbesten Möbelstück, einer Kommode, ab, um dann in mein Zimmer zu gehen und mich umzuziehen.
Gerade als ich fertig war und wieder in den Wohnbereich gehen wollte, klopfte es.
„Ja?“, rief ich und die Tür ging auf, es war Harry.
„Du siehst so unbegeistert aus, weil wir alle hier sind.“, meinte er und setzte sich auf mein Bett.
„Ich weiß es einfach nur gern vorher, bevor ich vor vollendete Tatsachen gestellt werde.“, antwortete ich und Harry zuckte mit den Schultern.
„Wir können sonst auch gehen.“, warf er ein und ich schüttelte den Kopf.
„Dann bin ich wieder der Spielverderber und außerdem stört es mich ja nicht, dass ihr hier seid. Ich hätte es nur gern vorher gewusst.“, erklärte ich und zuckte zusammen, als auf einmal jemand im Wohnzimmer die Musikanlange laut aufdrehte. Harry lachte und ich sah ihn böse an, weswegen er auch direkt wieder aufhörte.
„Sorry.“, murmelte er und ich hörte es nur gerade so, weil ich Musik so laut war. Ich stürmte fast aus meinem Zimmer und drehte die Musik etwas leiser, sodass man sich noch unterhalten konnte.
„Hey!“, beschwerte Niall sich und ich verdrehte die Augen.
„Wir haben Nachbarn!“, meinte ich nur und ging dann in die Küche um mir etwas Neues zu trinken zu holen, weil mein Glas inzwischen verschwunden war.



„Mitkommen.“, sagte ich knapp und zog Anne dann am Handgelenk nach draußen auf die Terrasse.
„Was ist?“, fragte sie und sah mich genervt an.
„Wir müssen reden. Jetzt. Also warum bist du so sauer? Ja okay, es war halt scheiße, dass ich euch so angemacht hab, aber das wird doch nicht der einzige Grund sein, dass du gar nicht mehr mit mir redest, oder?“, fing ich an und verschränkte die Arme vor meinem Bauch.
„Weißt du eigentlich, dass es nervt, dass du immer alle Jungs abblockst, die irgendwas von dir wollen und du dich immer nur darüber beschwerst? Du solltest mal froh sein, dass sich überhaupt Jungs für dich interessieren und jetzt sind es sogar zwei und du weißt genau, dass ich Louis mag und es ist dir scheiß egal!“
„Was? Wie meinst du das?“ Verwirrt sah ich Anne an und sie verdrehte die Augen.
„Weißt du, ständig gibt es irgendeinen Jungen der was von dir will. Streite es nicht ab, vielleicht merkst du das auch nicht immer, aber es ist fast immer jemand da und jetzt hast du Harry und du gehst auch noch mit ihm aus und trotzdem willst du ihn nicht, nein, du versucht es noch bei Louis!“ Anne schien wirklich sauer zu sein und ich verstand auch, was sie meinte.
„Okay stopp, du verstehst das total falsch! Ich will nichts von Louis und er auch nicht von mir! Glaub mir das einfach, ich kann dir das nicht genauer erklären.“, entgegnete ich und sie schnaubte.
„Das ist ja schön, dass du mir anscheinend nicht mehr vertraust.“, maulte sie, drehte sich um und ging wieder rein. Seufzend ließ ich mich auf einen der Stühle auf der Terrasse sinken. Das hatte ich ja wieder gut hinbekommen. Aber ich konnte ihr ja schlecht erzählen, dass Louis eigentlich in Harry verliebt war und all das, ich wusste nicht, wie Louis dazu stand und auch wenn sie meine beste Freundin war und ich ihr sehr wohl vertraute, war das für mich etwas, was ich nicht einfach weiter erzählte.
Gerade als ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte, kam Harry raus. Man konnte echt nicht mal ein paar Minuten alleine sein und vor allem konnte Harry mich wirklich in keiner Gelegenheit in Ruhe lassen.
„Alles okay?“, fragte er und setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber.
„Harry. Wirklich, ich finde dich nett, aber da hört es auch auf. Du gehst mir heute unglaublich auf die Nerven, ich brauche mal Zeit für mich und niemanden, der mich ständig nachrennt und vor allem brauchst du mir nicht nachrennen. Ich will nichts von dir. Versteh das doch bitte.“ Meine Stimme klang jammernd und ich konnte in seinem Gesicht die Enttäuschung sehen, aber er machte keine Anstalten zu gehen, also stand ich auf.
„Ich gehe.“, sagte ich knapp und verließ die Terrasse, lief an Louis und Hannah vorbei, die mich beide riefen, nahm mir einen Schlüssel und meinen iPod, der daneben lag und verschwand aus dem Apartment.
Ich hetzte die Straßen der Wohnblocks entlang bis ich an den Rand des Golfplatzes kam, der durch ein paar Bäume abgetrennt war.
Es dämmerte schon, aber ich setzte mich trotzdem unter so einen Baum und schaltete meinen iPod an. Sofort dröhnte die Musik in meine Ohren und ich lehnte mich mit geschlossenen Augen gegen einen Baumstamm. Ich war so froh, dass erst einmal niemand mehr um mich herum war. Ich ertrug es nicht, wenn ständig Leute auf mich einredeten und mir keine Zeit für mich ließen.

Kapitel 17

Louis POV
Ich sah Kris an mir und Hannah vorbei laufen und noch bevor ich sah, wie Harry von der Terrasse kam, wusste ich, dass er Schuld an der Flucht der Rothaarigen war.
„Was hast du angestellt?“, fragte ich Harry, als er auf mich zukam, er sah wirklich deprimiert aus und ich legte den Kopf schief.
„Ich wollte gucken wie es ihr geht, dann hat sie mir an den Kopf geworfen, dass sie nichts von mir will und ich sie nerve und dann ist sie abgehauen.“, erklärte er und ich legte eine Hand auf seine Schulter.
„Ich will ja nicht böse klingen, aber das ist genau das, was ich dir gesagt habe. Sie hat dir das schon mehrfach gesagt und du hast es nicht in deinen Dickschädel bekommen.“, meinte ich und Harry starrte mich einen Moment böse an, bevor er nickte.
„Ja okay, ich hab es jetzt verstanden. Ich geh rüber, keine Lust mehr.“, murmelte er und verschwand dann ebenfalls. Hannah sah mich fragend an, aber ich zuckte nur mit den Schultern.
„Ich denke, ich gehe mal Kris suchen.“, meinte ich dann und verschwand ebenfalls, auch wenn ich die Blonde nicht einfach so stehen lassen wollte. Kurz bevor ich an der Tür angekommen war, schob sich auf einmal Anne in meinen Weg.
„Hey Louis.“, grinste sie und hielt mir ein Glas hin.
„Du hast ja gar nichts mehr zu trinken.“, kicherte sie und ich nahm das Getränk entgegen und lächelte schief.
„Weißt du, ich muss jetzt gehen und nach Kris sehen.“, erklärte ich und sie sah mich traurig, wirklich traurig, an.
„Immer sie.“, brummte sie und war verschwunden, bevor ich darauf eingehen konnte. Warum waren Mädchen bloß so unglaublich anstrengend?



Eine halbe Stunde irrte ich draußen herum, bis ich Kris irgendwann unter einem Baum sitzen sah. Sie war doch wahnsinnig, abends und ohne Jacke auf dem kalten Boden zu sitzen. Erschrocken sah sie zu mir hoch, als ich vor ihr stand, sie schien nicht gehört zu haben, dass ich auf sie zugegangen war, denn sie hörte Musik.
„Louis! Erschreck mich nicht so!“, jammerte sie und ich zuckte nur mit den Schultern, bevor ich mich ebenfalls setzte.
„Es ist echt faszinierend. Der Golfclub ist riesig, aber man schafft es trotzdem nicht auch mal für eine Stunde allein zu sein.“, meinte Kris und sah mich vorwurfsvoll an, ich grinste zurück.
„Komm schon, du kannst nicht vor deinen Problemen davon laufen. Erzähl sie mir.“, erwiderte ich und sie seufzte.
„Ich fühl mich einfach mies. Anne ist sauer auf mich und ich gehe allgemein mit meinen besten Freunden um, als wären sie ein Haufen Scheiße und auch wenn Harry mich tierisch nervt, dann hat er es eigentlich nicht verdient, dass ich ihn so anzicke. Irgendwie kann ich mich im Moment nicht einmal mehr selbst leiden.“, murmelte sie und legte ihren Kopf auf meine Schulter.
„So eine Zeit hat jeder, auch wenn sie das anhört wie eine dumme Floskel. Was auch immer zwischen dir und Anne ist, ihr seid beste Freundinnen und so eine starke Freundschaft sollte einen Streit verkraften. Ich kenn euch noch nicht lange und sie sowieso nicht besonders gut, aber gut genug, um zu sehen, dass ihr beide ganz schöne Sturköpfe seid. Vermutlich schafft ihr es nicht einmal darüber zu reden, ohne euch anzuzicken. Manchmal streiten Harry und ich uns auch und bei uns fliegen immer die Fetzen. Euch beiden würde es gut tun, wenn ihr euch einfach nur mal anschreit. Außerdem solltest du, wie ich schon sagte, nochmal in Ruhe mit Harry reden. Oder aber du gibst dir jetzt endlich mal einen Ruck und gibst zumindest gegenüber dir und mir zu, dass du ihn gar nicht so scheiße findest, wie du immer tust. Ich kenn deine Geschichte und ich weiß, dass es dir schwer fällt ihm zu vertrauen. Ich bin sein bester Freund und vielleicht vertraust du mir, wenn ich sage, dass Harry nicht der ist, für den du ihn hältst. Bei dem Date hast du einen großen Teil seines wahren Ichs gesehen. Tu dir einen Gefallen und tu mir und Harry einen Gefallen. Lerne ihn besser kennen, er hat verdient endlich wieder richtig glücklich zu sein.“
„Wow Louis.“, lachte Kris und ich grinste sie an.
„Tja, ich habe die Weisheit eben mit Löffeln gefressen.“, erwiderte ich und legte einen Arm um ihre Schultern.
„Okay. Wir machen einen Deal. Wenn ich Harry besser kennen lerne, dann triffst du dich mit Anne.“ Ernst sag die Rothaarige mich an und ich legte den Kopf schief.
„Sie denkt nämlich, dass ich versuche mich an dich ran zu machen und das gefällt ihr nicht.“, erklärte sie und lachte leise.
„Na schön.“, stimmte ich zu und stand auf.
„Dann lass uns zurück zu der kleinen Party gehen.“, meinte ich und hielt Kris meine Hand hin, damit ich sie hochziehen konnte.
„Ist Harry noch da?“, fragte sie und klopfte sich ein bisschen Dreck von der Kleidung, ich schüttelte den Kopf.
„Er ist direkt nach dir gegangen und das ist vielleicht auch besser so. Ich denke du solltest morgen mit ihm reden.“, befand ich und Kris nickte.

Kapitel 18

Kris POV



Bis zum Freitag sahen wir die Jungs gar nicht, weil wir mit arbeiten beschäftigt waren und sie viel Golf spielten, weil das Wetter ziemlich gut war. Mir war das mehr als Recht, weil ich mich eigentlich noch nicht bereit fühlte, um noch einmal mit Harry zu reden, denn dafür musste ich mich entschuldigen. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte und vielleicht war ich auch ein klein wenig zu stolz.
Den Streit mit Anne hatte ich auch geklärt. Ich hatte mit Hannah und ihr gesprochen und ihnen die Situation so weit es ging erklärt, ohne dabei über Louis Gefühle reden zu müssen und wir hatten uns wieder vertragen. Wir konnten sowieso nie lange böse aufeinander sein.



Am Freitag hatten wir also alle frei und beschlossen deswegen in das Clubhaus zu fahren, da dort ein Karaoke Abend stattfand. Von uns konnte zwar nur Hannah wirklich gut singen, aber ich bezweifelte, dass es dort so viele gute Sänger geben würde.
Meine Annahme war teilweise falsch, denn als wir ankamen, sahen wir die Jungs und Amy schon an einem Tisch sitzen und ich überlegte erst einfach wieder umzudrehen, aber da hatte Louis uns schon gesehen und gewunken. Vielleicht war es auch besser so, ich konnte nicht immer vor meinen Problemen weglaufen.
„Kommt her!“, rief Liam, also gingen wir zu dritt auf den Tisch der Jungs zu, wo wir freundlich und enthusiastisch begrüßt wurden. Nur Harry schien nicht so wirklich begeistert zu sein und wenn ich nicht wollte, dass an diesem Abend nur eine drückende Stimmung herrschen würde, sollte ich das wohl besser gleich mit ihm klären.
„Harry, kann ich kurz mit dir reden? Allein?“, fragte ich und Louis lächelte mir zu, als der Lockenkopf aufstand und mir nach draußen folge, wo es wesentlich ruhiger war.
„Was ist?“, fragte er kalt und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Hör mal…also weißt du…es tut mir leid. Und es fällt mir wirklich nicht leicht das zu sagen, weil mein Stolz es mir selten zulässt, mich zu entschuldigen.
Du hast es nicht verdient, dass ich dich immer und immer wieder so anmache, aber du erinnerst mich zu sehr an jemanden, den ich kenne und absolut nicht leiden kann und meine Mutter mag dich auch und das ist grundsätzlich eher ein schlechtes Zeichen. Ich weiß eigentlich, dass du anders bist, aber ich kann das andere nicht einfach so verdrängen und vergessen. Trotzdem hast du es mehr als verdient, dass ich dich behandle, wie jeden von den anderen Jungs auch und nicht, als wärst du mein schlimmster Erzfeind.“, erklärte ich und sah Harry abwartend an. Ich deutete es als gutes Zeichen, dass er seine Arme nicht mehr verschränkt hatte und auch sonst nicht mehr so angespannt wirkte.
„Also fangen wir noch einmal von Vorne an und dieses Mal wirklich und erfolgreich?“, fragte er und ich nickte grinsend.
„Dann lass uns wieder rein gehen und uns ansehen, was für Leute da so singen.“, meinte er und hielt mir seinen Arm hin, sodass ich mich unterhacken konnte.
Kaum kamen wir zur Tür herein, blieben wir auch direkt wieder stehen, denn auf der kleinen Bühne standen Anne und Louis und sangen irgendeinen schnellen Song, der mir nicht viel sagte.
„Ich frag mich ja echt, wie er Anne da hoch gekriegt hat.“, murmelte ich und Harry lachte.
„Louis kann eben sehr überzeugend sein.“, erklärte er und ich nickte.
„Das hab ich auch schon gemerkt.“, grummelte ich und wir gingen zu den anderen und setzten uns auf irgendwelche freien Plätze, um unseren Freunden auf der Bühne zuzujubeln und zu klatschen.
Ich sah mich ein bisschen um und entdeckte ein Mädchen mit einer Kamera, die gerade zur Tür rein kam. Wahrscheinlich wieder einer von den Eventfotografen, die Robert eingeladen hatte, um seine Veranstaltungen zu dokumentieren, damit davon auf der Homepage berichtet werden konnte.
Niall zog meine Aufmerksamkeit auf sich, als er laut pfiff, als Louis und Anne das Lied beendeten und sich verbeugten, bevor Anne fluchtartig die Bühne verließ und sich auf den Stuhl neben mir fallen ließ.
„Louis, wie zur Hölle hast du es geschafft sie da hoch zu kriegen?“, fragte ich ihn fassungslos, als er sich ebenfalls zu uns setzte und Anne rammte mir ihren Ellenbogen in die Rippen.
„Ich hab sie einfach gefragt?“, entgegnete Louis halb verwirrt und mir war klar, dass Anne tatsächlich nur mit ihm gesungen hatte, weil er sie einfach drum gebeten hatte. Sie schien ihn wirklich sehr zu mögen. Grinsend schüttelte ich den Kopf und wir fanden alle sehr schnell ein anderes Thema, über das wir uns unterhielten.



„Hast du dich jetzt mit Harry ausgesprochen?“, fragte Hannah auf der Rückfahrt und ich nickte. Anne grinste, was ich im Rückspiegel des Golfkarts sehen konnte.
„Was auch immer du sagen willst, lass es lieber.“, meinte ich lachend und Anne hob nur eine Augenbraue, aber sie blieb dafür still.
„Was ist eigentlich zwischen dir und Niall?“, fragte ich Hannah, um von mir abzulenken. Die Blonde hatte die ganze Zeit nur aus dem Fenster geschaut und nichts gesagt, nachdem sie sich den ganzen Abend fast nur mit dem ebenfalls blonden Bandmitglied unterhalten hatte.
„Nichts, was meinst du denn?“, fragte sie, aber ihre Wangen wurden eindeutig rot und ich lachte, genau wie Anne.
„Ach Hanni-Schatzi, tu doch nicht so.“, lachte unsere beste Freundin und Hannah schnaubte.
„Komm schon, Niall ist genau die Sorte Mensch, die sehr gut an deine Seite passt, zumindest soweit ich ihn bis jetzt erlebt und kennen gelernt habe.“, warf ich ein und Hannah zuckte mit den Schultern.
„Du weißt, dass sie Recht hat.“, meinte Anne von hinten und ich warf ihr einen Blick im Rückspiegel zu, der ihr sagen sollte, dass wir beide wussten, dass wir Recht hatten.

Kapitel 19

Hannah POV



Später lag ich im Bett und dachte nach. Als ob Niall und ich wirklich zusammen passen würden! Er war ein weltbekannter Sänger und ich? Ich war ein Mädchen aus London, das niemand kannte, was sollte er schon mit mir anfangen?
Ich drehte mich auf die Seite, sodass ich aus dem Fenster neben meinem Bett schauen konnte. Erschrocken zuckte ich zusammen, als plötzlich mein Handy piepte und aufleuchtete, eine Nachricht von Niall
Bist du zufällig noch wach? Lust auf einen Spaziergang? :) – Niall
Als ich auf die Uhr sah, stellte ich fest, dass es fast zwei Uhr nachts war, aber da ich tatsächlich nicht schlafen konnte, schrieb ich Niall zurück, dass ich in fünf Minuten vor der Tür sein würde.
Schnell schlüpfte ich in Jeans und einen großen Hoddie, band meine Haare zu einem Pferdeschanz und zog mir Schuhe und eine Jacke an. Als ich unten ankam, war Niall schon da und lächelte mich an.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du noch wach bist.“, lachte er und ich zuckte mit den Schultern.
„Konnte nicht schlafen, liegt vielleicht am Vollmond.“, antwortete ich und Niall nickte nur.
„Das kenn ich. Vor allem wenn wir auf Tour sind ist das unglaublich Nerv tötend! Weißt du, wir bekommen sowieso schon so wenig Schlaf und wenn wir dann noch Vollmond haben und ich ein paar Stunden Ruhe wirklich brauche, dann kann ich selten wirklich gut schlafen.“, erklärte er, während wir einfach in irgendeine Richtung gingen.
„Das stell ich mir wirklich doof vor.“, meinte ich und steckte meine Hände in die Taschen meiner Jacke, es war kälter, als ich gedacht hatte.
„Frierst du?“, wollte Niall wissen und war schon dabei seine Jacke auszuziehen, als ich ihn angrinste und den Kopf schüttelte.
„Nein, ist schon gut. Außerdem ist dir dann kalt.“, lehnte ich hab und er zuckte mit den Schultern. Schweigend liefen wir weiter und es fühlte sich so an, als wären er und ich einfach Freunde, die sich schon so lange kannten. Dabei konnten es höchstens zwei oder drei Wochen sein, ich wusste es nicht genau, irgendwann hatte ich aufgehört auf das Datum zu schauen. Zeit schien auf dem Golfplatz kaum etwas wert zu sein, es war, als würde man in einer anderen Welt leben, weit weg von allem, was nicht zum Golfplatz gehörte.
„Hannah?“ Überrascht sah ich Niall an, als er plötzlich stehen blieb und mich ansah.
„Ja?“
„Hast du mir zugehört?“, fragte er und ich merkte, wie meine Wangen anfingen rot zu werden.
„Nein, es tut mir leid, ich war in Gedanken.“, murmelte ich ehrlich und Niall legte locker seinen Arm um meine Schultern.
„Macht doch nichts. Ich hab nur gesagt, dass ich froh bin, dass wir hier sind und euch alle kennen gelernt zu haben. Mit dir hier lang zu laufen ist, als würde ich dich schon ewig kennen.“, erklärte er und ich starrte ihn einen Moment fassungslos an, bevor ich meinen Blick wieder nach vorn wandte.
„Hab ich was Falsches gesagt?“, fragte er unsicher und stellte sich vor mich, geschickt wich ich seinem Blick aus.
„Nein, ich hab nur genau dasselbe gedacht.“, flüsterte ich und Niall lächelte.
„Das ist ein Zeichen.“, wisperte Niall und nahm seine Hand in meine. Erstarrt sah ich auf unsere Hände und dann langsam wieder hoch in sein Gesicht, Niall lächelte immer noch.
„Meine Mutter hat immer gesagt, dass ich eines Tages wissen werde, wer die Richtige ist. Auch wenn ich doch noch nicht lange kenne und es überstürzt ist und dich überraschen mag, ich weiß, dass du die Richtige bist. Ich fühle es. Mir wird warm und ich fühle mich wohl, wenn wir im gleichen Raum sind, oder zumindest in der Nähe. Ich kann nicht schlafen, weil ich an dich denken muss, weil ich, seitdem wir hier angekommen sind, nur noch am Überlegen bin, ob du es sein könntest. Es ist, als hätte ich gefunden, was ich schon so lange gesucht habe und ich fühle mich wie Zuhause. Es gibt dieses eine Gefühl, was du nur hast, wenn du Zuhause bist, bei den Leuten, die du liebst und die dich lieben und dieses Gefühl habe ich, wenn wir zusammen sind und wenn ich dich sehe und wenn ich weiß, dass du da bist.“ Niall machte eine Pause, in der ich ihn vollkommen erstarrt ansah.
„Das…ich musste es dir sagen. Ich kann es einfach nicht für mich behalten, wie glücklich du mich machst, obwohl wir uns erst kennen gelernt haben. Du musst mich für verrückt halten. Oh man, ich hätte noch warten sollen, bis ich dir das alles sage, das war zu viel und zu früh, hab ich Recht? Das tut mir so leid, ich will nicht, dass…“ Vorsichtig legte ich Niall meine Hand über den Mund und er hörte auf vor sich hin zu brabbeln.
„Es ist…seltsam so etwas zu hören, aber das ist nicht schlimm. Ich war, ich bin, ein Fan von eurer Band, du warst immer mein Lieblingsbandmitglied und für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen, als wir euch hier getroffen haben. Das solltest du wissen. Ich mag dich Niall, ich mag dich unglaublich gern und ich fühle mich wohl bei dir, nur ist es auch so, dass ich viel über dich weiß, weil ich eben ein Fan bin, wobei ich nicht weiß, ob das alles stimmt.“, gab ich zu und senkte den Kopf. Ehrlichkeit war mir immer wichtig gewesen und ich musste es ihm sagen. Sanft legte Niall seine Finger unter mein Kinn und hob es hoch, sodass ich ihm in die Augen sehen musste.
„Wir haben hier noch viel Zeit und ich weiß kaum etwas über dich und wir können uns kennen lernen, besser kennen lernen. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet hatte, was passieren würde, wenn ich dir das alles sage, aber ich denke ich bin zufrieden mit der Reaktion.“, lachte er leise und umarmte mich.
„Kennenlernen klingt nach einer guten Idee.“, murmelte ich und lehnte meinen Kopf gegen seine Brust. So ein nächtlicher Spaziergang schien genau die richtige Idee gewesen zu sein.

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 04.09.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine vier Süßen :) :* Und natürlich für alle, die diese Geschichte lesen. :)

Nächste Seite
Seite 1 /